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MANUSKRIPTE THESEN INFORMATIONEN - bei Bombastus-Ges.de

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selben verborgen, durch ihre äußerlichen signaturen,<br />

das ist die vergleichung <strong>de</strong>r form<br />

und figur, aus einem bloßen anschauen<br />

könnte erkennen und erraten.«<br />

Vielfach hatte er <strong>de</strong>r damaligen Schulmedizin<br />

<strong>de</strong>n Kampf angesagt und ein<br />

häufig zitiertes Wort behauptet: »Wer weiß<br />

<strong>de</strong>nn nicht, daß die meisten Ärzte <strong>de</strong>r heutigen<br />

Zeit zum größten Scha<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kranken<br />

in übelster Weise danebengegriffen haben, daß<br />

sie allzu sklavisch am Wort <strong>de</strong>s Hippokrates,<br />

Galenus und Avicenna und an<strong>de</strong>rer geklebt<br />

haben, also ob diese wie Orakel aus <strong>de</strong>m Dreifuß<br />

<strong>de</strong>s Apoll herausklingen, von <strong>de</strong>ren Wortlaut<br />

man auch nicht um Fingersbreite abweichen<br />

dürfte. Nicht Titel und Redsamkeit,<br />

nicht Sprachenkenntnisse, nicht die Lektüre<br />

zahlreicher Bücher – wenn sie auch eine<br />

schöne Zier<strong>de</strong> sein mögen – machen <strong>de</strong>n Arzt,<br />

son<strong>de</strong>rn tiefste Kenntnisse <strong>de</strong>r Natur.«<br />

Diese programmatische Erklärung mit<br />

<strong>de</strong>m berühmten Wort von <strong>de</strong>r »Experimenta<br />

ac ratio«, <strong>de</strong>r Erfahrung und eigenen<br />

Erwägung, stellt <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />

ganzen paracelsischen, praktischen, ethischen<br />

Strebens dar, und auch wenn er mit<br />

einem Bein sozusagen noch in <strong>de</strong>r alten<br />

Tradition verwurzelt war - mit ihrem<br />

Glauben an Hexen, böse Geister, Zauberei<br />

und Alchimie –, versuchte er auf <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite, das Joch <strong>de</strong>r Tradition abzuschütteln,<br />

wie sein berühmter Ausspruch<br />

zeigt:<br />

»Mir nach und nicht ich Euch nach. Euer<br />

wird keiner im hintersten Winkel bleiben, an<br />

<strong>de</strong>n nicht die Hun<strong>de</strong> seichen wer<strong>de</strong>n. Ich<br />

wer<strong>de</strong> Monarcha und mein wird die Monarchei<br />

sein, und ich führe die Monarchei und<br />

gürte auch Eure Len<strong>de</strong>n.«<br />

Von vielen Autoren wur<strong>de</strong> er sozusagen<br />

als ein »Luther <strong>de</strong>r Heilkun<strong>de</strong>« betrachtet,<br />

aber er selbst wur<strong>de</strong> niemals lutherisch,<br />

son<strong>de</strong>rn blieb in seinem alten Glauben,<br />

<strong>de</strong>n er freilich – wir wür<strong>de</strong>n ihn heute<br />

einen »Linkskatholiken« nennen – ebenfalls<br />

stark kritisierte. Aber <strong>de</strong>r Mittelpunkt<br />

seines Lebens war eben doch sein christliches<br />

Gewissen.<br />

PARACELSUS hat das ganze Gebiet<br />

<strong>de</strong>r Medizin in vier große Untergruppen<br />

eingeteilt, und es ist reizvoll, einen Vergleich<br />

mit <strong>de</strong>m heutigen Studium <strong>de</strong>r Me-<br />

dizin und Pharmazie zu treffen: Als erste<br />

Säule <strong>de</strong>r Arzneiwissenschaft steht die<br />

Philosophie als empirische Naturerkenntnis<br />

auf philosophischer Grundlage, als<br />

zweite die Astronomie, die Wissenschaft<br />

von <strong>de</strong>r oberen, <strong>de</strong>r geistigen Welt, die<br />

aber auch die Psychosomatik und die<br />

Charakterkun<strong>de</strong> umfaßt, als dritte die Alchimie,<br />

hier im Sinne <strong>de</strong>r Lehre von <strong>de</strong>n<br />

natürlichen Kräften und <strong>de</strong>r chemischen<br />

Arzneizubereitung verstan<strong>de</strong>n, und als<br />

vierte die Tugend, worunter das ärztliche<br />

und pharmazeutische Ethos, die Liebe<br />

<strong>de</strong>s Arztes zu <strong>de</strong>n Patienten und das, was<br />

man heute wohl kaum noch, früher jedoch<br />

ausschließlich unter <strong>de</strong>m Begriff<br />

<strong>de</strong>r »Vocatio« – <strong>de</strong>n man vielleicht mit<br />

»Gewissen« übersetzen könnte – verstand.<br />

Da <strong>de</strong>r offizielle Ausdruck »Ethik« nun<br />

schon von vielen Seiten in einer für mich<br />

nicht mehr nachvollziehbaren Art und<br />

Weise uminterpretiert wur<strong>de</strong>, ziehe ich<br />

persönlich es vor, auf dieses alte, noch<br />

nicht abgenutzte Wort zurückzugreifen.<br />

In diesem Zusammenhang darf ich daran<br />

erinnern, daß es ja lei<strong>de</strong>r RUDOLF<br />

VIRCHOW war, <strong>de</strong>r 1852 das ehemalige<br />

Philosophicum im medizinischen Curriculum<br />

durch ein naturwissenschaftliches<br />

Physicum ersetzte und damit diese sehr<br />

wichtige Seite <strong>de</strong>r ärztlichen Selbstbildung<br />

fortfallen ließ. Gera<strong>de</strong> in unserer<br />

Zeit scheint <strong>de</strong>r berühmte Satz <strong>de</strong>s PY-<br />

THAGORAS wie<strong>de</strong>r an Aktualität zu gewinnen:<br />

»Der Mensch ist das Maß aller<br />

Dinge. Über die Götter vermag ich nichts<br />

zu sagen, we<strong>de</strong>r daß sie sind, noch daß<br />

sie nicht sind.«<br />

Ein solches Wort hätte PARACELSUS<br />

nie gesprochen, weil er <strong>bei</strong> allem Zweifel<br />

an <strong>de</strong>r menschlichen Ordnung doch <strong>de</strong>m<br />

Postulat <strong>de</strong>s SENECA nachfolgte:<br />

»homo res sacra homini« (<strong>de</strong>r Mensch ist<br />

<strong>de</strong>m Menschen eine heilige Sache). Auch<br />

wenn er zugeben mußte, daß eben im<br />

Menschen gute und böse Seiten miteinan<strong>de</strong>r<br />

ringen und er stets zu einem<br />

Machtkampf mit <strong>de</strong>r ihn umgeben<strong>de</strong>n<br />

Natur, aber auch <strong>de</strong>n <strong>Ges</strong>tirnen aufgefor<strong>de</strong>rt<br />

ist, <strong>de</strong>nn besitze er keine Weisheit,<br />

»... so meistert ihn das <strong>Ges</strong>tirn und macht<br />

aus ihm, was es will. So nun das <strong>Ges</strong>tirn die<br />

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