Regionalgruppenleiter - Bergbau Silberberg

Archaische Schmiede und Schmelzer:
Ihre Berührungspunkte mit den Schamanen
Susanne EIsensohn, Walenstadt
In unserer Zeitschrift "Bergknappe" haben wir
verschiedentlich über Schmiede und Hammerschmiedegeschlechter
in der Schweiz berichtet (BK
Nr. 31, 1/1985 - 39, 1/1987 - 48, 2/1989 u. 49,
3/1989) und möchten nun unsere Leser mit nachfolgender
aussergewöhnlichen Arbeit auch über
"Archaische Schmiede und Schmelzer: Ihre Berührungspunkte
mit den Schamanen", einführen.
Red.
1. Hintergründe
1.1. Kosmologische Vorstellungen und
magisch-numinoser Charakter des
Eisens
So wie das Wirken der Schamanen immer in eine
Kosmologie eingebettet ist, gibt es bei Schmieden
und Metallurgen vielfache Ueberlieferungen kosmologischer
Art über den Ursprung des Eisens, die
dessen magisch-numinosen Charakter deutlich
machen. Metalle und Mineralien werden als beseelt
gedacht. Diese archaische Weise des Erlebens gab es
im Westen bis zum Mittelalter, an an-
deren Orten gibt es sie heute noch.
Der mythologische Aspekt des Eisens, nämlich der
Glaube, dass es himmlischen Ursprungs sei, hat seine
Wurzeln darin, dass archaische Gesellschaften
meteoritisches Eisen verarbeiteten, lange bevor die
Verarbeitung von tellurischem Eisen bekannt war.
Mit der Entdeckung der Metallurgie des aus der Erde
stammenden Eisens gesellte sich der himmlischen
Heiligkeit der Meteore auch eine tellurische
Heiligkeit zu, an der Bergwerke und Erze teilhatten.
In Mesopotamien wurde die Erde als Leib der
Grossen Mutter gedacht, das Bergwerk als Uterus
und die Erze als Embryonen. Damit vollzogen sich
die Arbeiten im Bergwerk und in der Metallurgie in
einer Sakralzone, von der man dachte, dass sie
eigentlich nicht dem Menschen zugehöre. Die
Rituale, die sie begleiteten, bekamen eine geburtshilfliche
Bedeutung. Deshalb mussten die
Bergleute und Metallurgen, welche in den verborgenen
"Wachstumsprozess" der Erze eingriffen, eine
grosse Verantwortung übernehmen. Es herrschte
nämlich die Vorstellung, wenn die Erd-
Ein kleines Stück Meteoreisen aus Texas
. Es zeigt im Anschliff seine natürliche
Musterung, welche man als
Widmannstättensche Figuren bezeichnet.
Bergknappe 4/96 Seite 29