oshafter betätigter Klingelei, im Gerank des wilden Weins — steht auch nichts mehr. Überlebt haben das nebenstehende Miethaus Zahlmann, weiter die Häuser Gollenbek, Knapp-Purwien, Kizio, Schmidt. Die Giebel der Häuser Gollenbek, Knapp-Purwien (zur Straßenseite gekehrt), muteten mich wie freundliche Kindergesichter an. Die Bäckereien Sakowski und Kuczinski weisen leere Plätze vor. Im Hause Kizio residiert die Polizei. Aus der Geschäftsfront hat man eine Wohnhausfront gemacht. Kein Schild weist auf die Miliz hin. Ein Gefängnis befindet sich darin, geschaffen aus der Wohnung Nareijek. Viele vergitterte kleine Fenster ließen mich auf die Enge der Zellen schließen. Die alte Linde im Hofe steht nicht mehr auf ihrem Platz, auch nicht die rot blühende Kastanie im Garten. Unter ihrem Blätterdach hatte sie bei günstigem Winde Zuhörer der herüberschallenden Konzerte aus dem Offizierskasino-Garten. Im Hause Hermann Schmidt befindet sich, wie seinerzeit, ein Wirtschaftswarenund Lebensmittelgeschäft. Der Holzlichmast am Bürgersteig ist durch einen massigen Betonmast ersetzt. Warum ich das erwähne? Wie oft sah man den Mast in der Umarmung Alkoholgeschwächter! Lagen ja dort drei Bierstuben dicht beieinander. Der Garten Schmidt, wohl zum schönsten der Stadt zählend, ist eine Wildnis, unter-strichen noch durch die angrenzende Ruine der vor zwei Jahren abgebrannten Mühle Rutta. Die Häuser Zimath-Poppek, Slomma-Zahlmann sind in einem Bau größeren Formats gewichen. Dort sind das Standesamt und weitere Abteilungen der Gemeindeverwaltung untergebracht. Den Häusern Komossa, Heinrichowski schließt sich ein mehrstöckiger Neubau auf den Grundstücken Bottke und Czwalinna an. Die Kirche hat ihre gehabte Umgebung mit den drei großen Linden. Sie messen sich mit dem Turmdach. Die niedrige massive Einfriedigung, neu erstellt, hat keinen Durchgang zum Pfarrhaus über die Kanalbrücke und zur Bronsartstraße. Nun betrete ich die Kirche, in der ich konfirmiert wurde. Der Vorraum mit der alten eingemauerten Bank grüßt mich vertraut, auch die Treppe zur Empore, ebenfalls die Deckenmalerei im Kirchenschiff und die Orgel. Ganz umgestaltet ; st der Altarraum. Der farbarme Altaraufbau mit Balustrade und einer Standuhr an der Seite, alles eingerahmt von grauen Wänden, verlocken zu keiner Bewunderung: „Wie lieblich ist deine Wohnung, Herr Zebaoth.” Bedrückend ist der Anblick; ein Gefühl der Verlassenheit drängt sich in mein Herz. Noch verstärkter empfinde ich es, als ich draußen vor der Giebelseite der Kirche stehe und die verwirrende Geräumigkeit des Platzes sehe. Die fehlende Ecke Sentko, die fehlende Ecke Nippa-Bartlick geben den Blick frei bis zu den Häusern Abel, Borowy in der Gartenstraße. Wo man einst an Sczesny-Peylo, Grigutsch vorbeiging, steht heute ein großer „Kasten”. In seiner wenig ansprechenden Gestalt wirkt er wie ein Fremdkörper. Die Grünanlage vom Kanal bis zum Deutschen Haus setzt diesem Anblick nicht genug entgegen. Aber man kann bei dieser Beobachtung nicht stehen bleiben. Weiter führt der Weg an den Häusern Turowski (Fahrradgeschäft), Jendreyzik, Apotheke, Pawelzik entlang. Gegenüber stehen zwei gute Bekannte, das Haus Schlachtermeister Sczesny und das Deutsche Haus. Von den schönen Bauten, das Gericht und das Haus Dr. Peters / Kopka sind nichts vorhanden. Ein langgestreckter mehrstöckiger Neubau steht statt der Häuser Hoffmann-Nisch. Wer erinnert sich nicht an den Toreingang zwischen Pawelzik und Blumen- 8 Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1975</strong> www.Kreis-Johannisburg.de
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