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Juni 2008 - Arbeit und Gesundheit

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Vom Standpunkt der physikalischen <strong>und</strong> chemischen eigenschaften betrachtet,<br />

handelt es sich eindeutig um eine neue Substanz. Vom Standpunkt des Stoffbegriffs<br />

unter der reACH-Verordnung ist es allerdings immer noch Gold. Das ist für die<br />

Praxis nicht sehr hilfreich. Juristen <strong>und</strong> Verantwortliche der neuen Gesetzgebung<br />

streiten sich weiterhin darüber, ob nanomaterialien einer eigenen Behandlung unter<br />

reACH bedürfen. in der Zwischenzeit geht der wirtschaftliche erfolg der Winzlinge<br />

weiter <strong>und</strong> die realität hat die Gesetzgebung längst hinter sich gelassen.<br />

Will man als Anwender oder Produzent dennoch verantwortungsvoll mit dem<br />

einsatz von nanomaterialien umgehen, stößt man schnell an die Grenzen des<br />

Bekannten. noch wenige nanosubstanzen sind auf ihre Giftwirkung bezüglich<br />

Mensch <strong>und</strong> Umwelt hin untersucht worden. noch weniger ist über deren Verbleib<br />

<strong>und</strong> Wirkung in der Umwelt bekannt, wenn das Produkt entsorgt wurde. es fehlt<br />

sowohl an Methoden, dies abschließend zu untersuchen, als auch an ressourcen,<br />

um die Vielzahl bereits kommerziell erhältlicher nanomaterialien systematisch zu<br />

analysieren. Ganz zu schweigen von Untersuchungsstandards, die einen Vergleich<br />

zwischen unterschiedlichen Stoffen oder unterschiedlichen Größendimensionen<br />

ermöglichen würden.<br />

Risiko ist nicht gleich Giftwirkung<br />

Wirklich hilfreich ist lediglich der Hinweis, dass das risiko einer Substanz nicht<br />

gleichzusetzen ist mit deren Giftwirkung. Um die ges<strong>und</strong>heitliche Auswirkung<br />

beim Umgang mit nanomaterialien zu beurteilen, müssen sowohl Toxizität als auch<br />

exposition betrachtet werden – also die Giftwirkung der Substanz <strong>und</strong> die Dauer<br />

<strong>und</strong> intensität des Kontaktes bei der <strong>Arbeit</strong>. Zur erklärung: eine Substanz kann<br />

äußerst giftig sein. Wenn wir ihr jedoch nicht ausgesetzt werden, besteht keinerlei<br />

risiko. Sie kann dagegen relativ harmlos sein, sind wir ihr jedoch in hoher Dosis<br />

<strong>und</strong> dauerhaft ausgesetzt, kann sie dennoch tödlich wirken.<br />

Foto: BASF<br />

Unter der Lupe: Diese würfelförmig organisierten Nanostrukturen bestehen aus einem dreidimensionalen<br />

metallorganischen Gerüst; im Innern befinden sich zahlreiche Poren, die nur einige Nanometer messen.<br />

Solange man also nichts Genaues über Wirkweise, expositionswege <strong>und</strong> Verbleib<br />

von nanomaterialien weiß, gilt es, die exposition gr<strong>und</strong>sätzlich zu vermeiden.<br />

Dabei hilft, dass nanopartikel aufgr<strong>und</strong> ihrer großen Oberfläche bezogen auf ihre<br />

Masse bevorzugt größere Anhäufungen bilden <strong>und</strong> sich an jeglicher angebotenen<br />

Oberfläche ablagern – also gut filtern lassen. Auch die einbindung beispielsweise<br />

in Lösemittel oder an Polymere minimiert die exposition mit nanopartikeln.<br />

Wer verantwortlich mit nanomaterialien in seinem Betrieb <strong>und</strong> gegenüber seinen<br />

K<strong>und</strong>en umgehen möchte, sollte eine expositions- <strong>und</strong> Lebenszyklusanalyse der<br />

eingesetzten Materialien durchführen, die exposition von Mensch <strong>und</strong> Umwelt mit<br />

freien nanopartikeln vermeiden <strong>und</strong> sich regelmäßig über den Stand der Technik<br />

informieren.<br />

Dr. Stephan Haubold (TVS Steinbeis Zentrum, Bonn;<br />

Referent der TÜV SÜD Akademie)/mir, redaktion@arbeit-<strong>und</strong>-ges<strong>und</strong>heit.de<br />

<strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> ARBEIT UND GESUNDHEIT 15<br />

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