Musiktherapie innerhalb der Rehabilitation von Kindern mit ...

Radbruch, K. (2001) Musiktherapie innerhalb der Rehabilitation von Kindern
mit Cochlear Implant (CI). Music Therapy Today (online), November,
available at www.musictherapyworld.info
Beispiel aus der 1. Sitzung:
Niklas spielt kräftig und temperamentvoll mit einem Schlegel auf der großen
Trommel, ich sitze am Klavier. Niklas unterbricht sein Spiel immer wieder und
wartet auf meine Einsätze. Er macht die Vorgaben, ich imitiere sein Spiel. An
2 Stellen gebe ich neue Impulse und Veränderungen, Niklas scheint meine
Angebote nicht wahrzunehmen. Gegen Ende spiele ich in einem klaren,
prägnanten Metrum durch – ohne Pause. Niklas schaut erstaunt, fast empört
und wartet bis ich letztenendes doch eine Pause mache...
Beispiel aus der 10. Sitzung:
Ich spiele 2 Kongas in einem gleichmäßigen, gehendem Tempo. Niklas sitzt
am Klavier und steigt in mein Tempo ein – zusammen spielen wir eine kurze
Phase. Als ich etwas leiser werde paßt Niklas sich dem an. Es entwickelt
sich ein dialogisches Spiel, Niklas findet sehr freie und experimentelle
Spielmöglichkeiten auf dem Klavier. Gegen Ende wechselt der
Kommunikationsmodus erneut und wir spielen gemeinsam kräftig
durchlaufende Phrasen, unterbrochen von gemeinsamen Pausen, die Niklas
durch ein deutliches Heben der Arme bestimmt.
An diesen zwei Beispielen wird deutlich, daß sich die Qualität der Interaktion
innerhalb der 10 Sitzungen verändert hat. In der ersten Sitzung ist es Niklas,
der nahezu ausschließlich die Interaktion bestimmt und führt; der
Kommunikationsmodus ist ausnahmslos die Alternation.
In der 10. Sitzung finden sich beide Kommunikationsmodi, Alternation und
Ko-Aktivität. Die Qualität der Beziehung verändert sich.
Interaktion bedeutet nicht die Imitation einer bestimmten Anzahl von
Trommelschlägen, einer speziellen Dynamik oder Lautstärke. Die Interaktion
hat sich aus dem eher statischen Beginn heraus gelöst und ist zunehmend
freier und variabler geworden.
Darüber hinaus stellt die gemeinsame Aktivität i.S. der Ko-Aktivität höhere
Anforderungen an das Hören selbst.
In der Studie finden sich bei 8 der 10 Kinder mit CI Veränderungen bezüglich
der Verwendung der Kommunikationsmodi.
In der 10. Sitzung läßt sich zudem beobachten, daß beide Spieler Initiativen
einbringen die von dem anderen Spielpartner aufgegriffen werden; das
Verhältnis der beiden Spielpartner zueinander wird zunehmend
gleichberechtigt.
In der Grafik zeigt sich diese Veränderung wie folgt:
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