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AtemImpulse 1/2011 - sbam

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LESERBRIEF<br />

Wie schade ist es doch, wenn sie sich dabei auf Elemente einer einzigen Methoden lehre<br />

(von einer einzigen Person entwickelt) - welche ihren Ursprung zu einer anderen Zeit<br />

hat - beschränkt und modernere und vielleicht zeitgemässere Strömungen nicht in ihre<br />

Arbeit integriert. Jede seriöse Fachfrau/jeder seriöse Fachmann entwickelt sich weiter<br />

und bezieht aktuelle fachliche, methodische, politische und soziale Komponenten mit<br />

in die Arbeit.<br />

An den Schweizer Ausbildungsinstituten werden im Rahmen der vorbereitenden<br />

atemrhythmischen Behandlungsarbeit auch Elemente aus der Craniosacralen<br />

Osteopathie und der Fussreflexzonenmassage mit in die Behand lungssequenzen<br />

eingebaut. Das ist sinnvoll. Denn, wenn ich ehrlich bin, ist es mir je nach Klientengruppe<br />

oft nur phasenweise möglich, im Atemrhythmus zu arbeiten. Wäre es nicht sinnvoll,<br />

zukünftig stärker herauszuschälen, welche Methoden und Methodenelemente wann<br />

angewendet werden und wo es bereits welche Überschneidungen zu anderen Methoden<br />

gibt?<br />

Identität AtemtherapeutIn?<br />

Die Frage der (fehlenden) Identität der AtemtherapeutIn hat für mich mit<br />

fehlenden Vergleichsmöglichkeiten zu tun. Nach der Ausbildung arbeiten fast alle<br />

AtemtherapeutInnen selbständig und allein in der eigenen Praxis. Sie haben somit keine<br />

(oder sehr begrenzte) Möglichkeit, ihre Arbeit mit der von KollegInnen aber auch der<br />

von verwandten Berufsgruppen zu vergleichen. Sie müssen sich auch nicht in eine<br />

bestehende Hierarchie einordnen, sondern bestimmen fortan alles alleine.<br />

In der biografischen Entwicklungsgeschichte des Menschen wird die Frage der Identität<br />

in erster Linie mit der Pubertät und dem Eintritt ins Berufsleben verbunden. Durch<br />

die Erfahrungen, welche ein junger Mensch ausserhalb des eigenen Elternhauses mit<br />

anderen Gleichaltrigen macht, aber auch durch die Übernahme von Verantwortung am<br />

Arbeitsplatz wird sich ein junger Mensch immer klarer, wer er ist und was er eigentlich<br />

will. Letztendlich führt dies zur Ablösung vom eigenen Elternhaus und zur Übernahme<br />

der Verantwortung für das eigene Leben.<br />

Ich denke, dass wir uns momentan genau in dieser Phase der Ablösung befinden. Wir<br />

müssen uns in der Welt ausserhalb unseres (Middendorf-) Elternhauses zurechtfinden,<br />

denn nur dort gibt es Weiterentwicklungsmöglichkeiten: Finanziell, politisch und<br />

persönlich. Wir müssen flexibel sein, auch in unserem Denken. Die Auseinandersetzung<br />

mit Überschneidungen (nicht nur Abgrenzungen) zu anderen Methoden macht uns<br />

sicherer in unserer eigenen Identität, in dem, was die Middendorf-Arbeit ausmacht. Was<br />

wir aus dem Elternhaus mit in die grosse Welt hinaustragen, prägt uns mehr als alles<br />

andere, auch wenn wir uns von anderen Methoden beeinflussen lassen. Es bleibt als<br />

Bestandteil unseres «therapeutischen» Wertesystems vorhanden. Es lässt sich jedoch<br />

bereichern und es kann auch andere bereichern.<br />

Atem-Impulse 1/<strong>2011</strong><br />

<strong>AtemImpulse</strong>_1_<strong>2011</strong>.indd 48 08.03.11 19:56

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