Text: Riccarda Frei Fotos: ZVG - Hotel & Gastro Union
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– 40 –<br />
<strong>Text</strong>: <strong>Riccarda</strong> <strong>Frei</strong><br />
<strong>Fotos</strong>: <strong>ZVG</strong>
Convenience<br />
vonSpitzenköchen<br />
Es gab Zeiten, da wollten Köche, die etwas auf sich und ihre Arbeit hielten, auf<br />
keinen Fall mit dem Begriff Convenience in Verbindung gebracht werden.<br />
Heute stellen Spitzenköche selbst Produkte her, die es Laien ermöglichen,<br />
bequem und rasch exquisite Speisen aufzutischen.<br />
Die Erwartungen an Qualität und<br />
Geschmack von Convenienceprodukten<br />
sind gestiegen. Einerseits, weil sich<br />
die Produkte in den letzten Jahren qualitativ<br />
enorm verbessert haben, andererseits,<br />
weil der Konsument nicht bloss den<br />
Hunger stillen, sondern das Essen geniessen<br />
will. Dem entsprechend sind Convenienceprodukte<br />
nicht mehr nur im Tiefpreissegment<br />
angesiedelt. Im Gegenteil,<br />
gewisse Produktelinien sprechen gezielt<br />
den wohlhabenden Kunden an, der Zutaten<br />
von höchster Qualität und raffinierte<br />
Geschmackskompositionen schätzt.<br />
Verbindende Leidenschaft<br />
Die Magazine zum Globus AG pflegt seit<br />
Jahren engen Kontakt zu Spitzenköchen<br />
auf der ganzen Welt. Zum HundertJahr<br />
Jubiläum von Globus im Jahr 2007 haben<br />
acht Schweizer Kochstars je ein Gericht<br />
kreiert, welches in den Globusfilialen fertig<br />
verkauft wurde. Die an dieser Aktion<br />
beteiligten Köche waren<br />
André Heiniger, Philippe<br />
Chevrier, Philippe Rochat,<br />
Stefan Meier, André Jaeger,<br />
Markus Neff, Georges<br />
Wenger und Horst Petermann.<br />
Zusammen repräsentierten<br />
die acht Köche<br />
145 GaultMillauPunkte.<br />
Doch nicht nur bei speziellen<br />
Anlässen nutzt Globus<br />
das Knowhow bekannter<br />
Köche. Eine intensive Zusammenarbeit<br />
mit Schwei<br />
zer Spitzenköchen und deren<br />
eigenen Produkten<br />
begann vor allem im Bereich<br />
Saucen, Suppen und<br />
Stefan Wiesner hat<br />
sein Logistikproblem<br />
an einen Onlineshop<br />
delegiert.<br />
<strong>Text</strong>: <strong>Riccarda</strong> <strong>Frei</strong><br />
Fonds. Fredy Affeltranger<br />
vom Restaurant Alte Post<br />
in Volketswil beispielsweise<br />
beliefert Globus seit Jahren<br />
mit hausgemachten<br />
Saucen und Kräuterbutter.<br />
Neben den oben erwähnten<br />
Köchen haben auch<br />
Andreas Caminada, Sandro<br />
Steingruber und Tanja<br />
Grandits eigens für die Globus<br />
Magazine AG Produkte<br />
kreiert. Ganz aktuell stellt<br />
Philippe Chevrier die Komponenten<br />
für ein erlesenes<br />
Weihnachtsmenü her.<br />
Jürg Welti, Leiter Corporate<br />
Communications<br />
erklärt, warum Globus gerne<br />
mitSpitzenköchenzusammenarbeitet:<br />
«Das gemeinsame Interesse für erlesene<br />
Produkte aus aller Welt und höchste Qualität<br />
ohne Kompromisse verbindet uns.<br />
Zugleich sprechen wir ähnliche<br />
Zielgruppen an.» Bei<br />
den Kunden besonders beliebt<br />
sind Saucen und Suppen<br />
der Spitzenköche. Aber<br />
auch ihre süssen Gebäcke<br />
und Desserts verkauften<br />
sich immer sehr gut.<br />
In der Regel fragt Globus<br />
die Köche an, welche<br />
am besten zum geplanten<br />
Thema einer Promotion<br />
passen. Die Spitzenköche<br />
stellen ihre Rezepte<br />
zur Verfügung, nach denen<br />
dann in Zusammenarbeit<br />
mit dem Küchenchef der<br />
***delicatesse, Carlo Ruess,<br />
– 41 –<br />
Ralph Schelling achtet bei<br />
seinen Cookits-Menüs auf<br />
Zutaten aus nachhaltiger<br />
Produktion und fairem<br />
Handel.<br />
und der Einkäuferin Traiteur,<br />
Ramona Müller, die<br />
Gerichte und Produkte entstehen.<br />
Hergestellt werden<br />
die Produkte vom Spitzenkoch<br />
in seiner Küche. Globus<br />
holt die Waren ab und<br />
verteilt sie schweizweit in<br />
die Filialen.<br />
Lässt es der Terminkalender<br />
des Spitzenkochs<br />
zu, nimmt er an Kundenanlässen<br />
und Pressekonferenzen<br />
teil. Bei der Wahl<br />
des Kochs ist nicht nur dessen<br />
Persönlichkeit ein entscheidender<br />
Faktor. «Ein<br />
starkes Team im Hintergrund<br />
des Spitzenkochs ist<br />
uns sehr wichtig, da alle Gerichte in viel<br />
Handarbeit produziert werden. Und natürlich<br />
muss der Koch auch viel Verständnis<br />
für fertige Produkte haben, da die Anforderungen<br />
an ein solches Produkt nicht<br />
die gleichen sind wie an eine frisch angerichtete<br />
Speise auf dem Teller.»<br />
Selbstgemachte Exklusivitäten<br />
Reto Mathis, der Starkoch auf der Corviglia,<br />
St. Moritz, arbeitet ebenfalls mit<br />
einem Grossverteiler zusammen, hat<br />
aber zusätzlich seine eigene Produktelinie.<br />
Die sogenannte «Mathis Home Food<br />
Collection» umfasst Delikatessen, die<br />
direkt bei «Mathis Food Affairs» auf der<br />
Corviglia hergestellt werden. Das Sortiment<br />
besteht unter anderem aus Chutneys,<br />
Gewürzmischungen, Gänseleberterrine<br />
und Engadiner Spezialitäten. Die<br />
Produkte für den Konsum zu Hause werden<br />
direkt am Herstellungsort auf 2486
Metern über Meer verkauft<br />
sowie im eigenen Onlineshop.<br />
«Unter der Prämisse<br />
‹Selbst gemacht, in kleiner<br />
Menge und exklusiv› bieten<br />
wir ausschliesslich Spezialitäten<br />
an, die sich haltbar<br />
zubereiten lassen und zum<br />
Verzehr und Gebrauch für<br />
zuhause geeignet sind», beschreibt<br />
Reto Mathis seine<br />
Produktelinie. Umdiesem<br />
Credo wirklich gerecht zu<br />
werden, verzichtet der Starkoch<br />
darauf, seine Frischprodukte<br />
ins Ausland zu<br />
schicken. Nach seinem persönlichenLieblingsprodukt<br />
gefragt, antwortet der<br />
charmante Küchenchef: «Die Collection<br />
umfasst ausschliesslich Lieblingsprodukte<br />
von mir. Aktuell freue ich mich aber auf<br />
das neue PâtisserieAngebot, mit dem wir<br />
die ‹Mathis Home Food Collection› ab dieser<br />
Wintersaison durch selbst gemachte<br />
Kuchen und Gebäckspezialitäten erweiternwerden.»<br />
Darüber hinaus sind seit Dezember<br />
2010 in der Migros «LimitedEdition<br />
PremiumTeigwaren» in verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen erhältlich, für<br />
die Reto Mathis exklusive Gourmetrezepte<br />
entwickelt hat. An jeder Pastapackung<br />
hängt ein Büchlein mit drei Schritt<br />
für Schritt dokumentierten Rezepten.<br />
Der Clou: Die Zubereitung der exklusiven<br />
Gourmetmenüs ist ganz einfach, mit<br />
wenigen Zutaten und in nur einer Pfanne<br />
nachkochbar.<br />
Entwickelt werden die Teigwaren von<br />
der MigrosTochter Jowa. «Viele wissen<br />
nicht, dass die Migros/Jowa die grösste<br />
Teigwarenproduzentin der Schweiz<br />
ist», sagt Heike Zimmermann, Verantwortliche<br />
Kommunikation und PR bei<br />
Jowa. Teigwaren gehörten, neben Zucker,<br />
Kaffee, Reis, Kokosfett und Seife, bereits<br />
1925 zum Standardsortiment der fünf<br />
MigrosVerkaufswagen.<br />
Die «LimitedEditionPremiumTeigwaren»<br />
werden von Jowa sehr aufwändig<br />
hergestellt. Ein schonendes Trocknungsverfahren<br />
sorgt dafür, dass das Aroma besonders<br />
gut zur Geltung kommt. Je nach<br />
Jahreszeit werden die Geschmacksrichtungen<br />
angepasst. Im Sommer war Zitrone<br />
angesagt, auf den Winter hin kommen<br />
die Pastasorten Lauch und Pfeffer<br />
in die Läden. Während die Produkte aus<br />
der «Mathis Home Food Collection» zwischen<br />
5 und 125 Franken kosten, sind die<br />
500GrammPäckchen Premium Pasta<br />
für 4.50 Franken erhältlich.<br />
Drogist liefert Gourmetsuppe<br />
Eine andere Art, seine Produkte an den<br />
Endkonsumenten zu bringen, hat Ste<br />
Reto Mathis hat eine eigene<br />
Produktelinie, arbeitet im<br />
Bereich Premium-Teigwaren<br />
aber gerne mit der<br />
Migros zusammen.<br />
fan Wiesner. Der «Hexer»<br />
aus Escholzmatt im Entlebuch<br />
stellt in seiner Küche<br />
im Gasthof Rössli Spezialitäten<br />
her wie Arvensenf,<br />
Holzkohlensalz oder Trüffelsalz<br />
aus selbstgesuchten<br />
schwarzen Trüffeln. Auch<br />
seine berühmte Heusuppe<br />
gibt es zum bequemen<br />
Nachkochen für zuhause.<br />
«Ich verwende für meine<br />
Produktelinie nur regionale<br />
Zutaten und verzichte<br />
auf Konservierungsstoffe»,<br />
sagt Stefan Wiesner. Was<br />
mit dem Holzkohlensenf<br />
begann, hat sich im Laufe<br />
der Zeit zu einer Linie mit<br />
über zwanzig Produkten gemausert. «Es<br />
macht Sinn, wenn man fürs Restaurant<br />
produziert, gleich auch für eine eigene Linie<br />
mitzuproduzieren. Man kann effizienter<br />
arbeiten und durch den grösseren<br />
Umlauf der Produkte die Qualität hoch<br />
halten.» Man dürfe den Arbeitsaufwand<br />
aber nicht<br />
unterschätzen, sonst überfordere<br />
man sein Team<br />
und gefährde das Hauptgeschäft,<br />
die <strong>Gastro</strong>nomie.<br />
Das grösste Problem<br />
liegt aber im Vertrieb<br />
und in der Logistik.<br />
Das hat auch Stefan Wiesner<br />
schmerzhaft erfahren<br />
und rät deshalb, der Frage<br />
«Wie kommt meine Ware<br />
zum Endverbraucher» be<br />
sonders grosses Augenmerk<br />
zu schenken. «Wenn<br />
man selber ins Auto sitzen<br />
muss, rentiert es nicht<br />
mehr», ist heute sein Leitspruch.<br />
Sein Logistikproblem<br />
hat der «Hexer» weggezaubert. Der<br />
Vertrieb läuft über den Onlineshop eines<br />
Drogisten.<br />
Verkauf nur Vorort<br />
Auf einen Vertrieb verzichten kann Walter<br />
Klose vom Gasthaus Zum Gupf in Rehetobel.<br />
Ganz nach dem Motto «Es hat,<br />
solange es hat» bietet er seinen Gästen<br />
Hausgemachtes an. Von Konfitüre über<br />
Gewürzmischungen und Guetzli bis<br />
Kalbsjus und Trüffelbutter. Seine Lieblingsprodukte<br />
sind Schinken und Speck<br />
von den eigenen Schweinen. «Die gibt es,<br />
genau wie Fischfonds und Kalbsjus, nur<br />
auf Vorbestellung», sagt Walter Klose.<br />
Für ihn sind die hausgemachten Produkte<br />
ein netter Zusatzverdienst, aber vor<br />
allem eine Kundenbindungs und Werbemassnahme.<br />
Denn viele Gäste kaufen<br />
die hübsch verpackten Produkte des<br />
Gasthauses Zum Gupf als Mitbringsel<br />
– 42 –<br />
Walter Klose sieht in seinen<br />
Eigenprodukten einen<br />
Zusatzverdienst, aber auch<br />
ein effektvolles Mittel zur<br />
Gewinnung neuer Gäste.<br />
für Freunde und machen so potenzielle<br />
neue Gäste auf den Betrieb aufmerksam.<br />
«Wichtig ist, dass die Produkte zum Haus<br />
passen und dem Gast am Tisch auffallen.<br />
Was dem Gast im Restaurant schmeckt,<br />
das möchte er auch zu Hause geniessen»,<br />
hat der Küchenchef und Gastwirt<br />
beobachtet.<br />
Für die Gäste, die im Grossraum Zürich,<br />
in Zug oder Luzern auch am heimischen<br />
Tisch Gourmetmenüs geniessen<br />
möchten, bieten fünf junge Spitzenköche<br />
die perfekte Lösung. Unter dem Namen<br />
Cookits verkaufen sie KochKits für<br />
zuhause. Diese Päckchen enthalten alles,<br />
was es für ein ausgewogenes und genussvolles<br />
Menü braucht. Die Zutaten für die<br />
saisonalen Gerichte stammten aus fairem<br />
Handel und von Biobauern aus der Region.<br />
Die mittels schonender Gartechnik zubereiteten<br />
Menüs kommen ohne künstliche<br />
Aromen, Glutamat und Zusätze aus.<br />
Ausgeliefert werden die Cookits, die<br />
Online bestellt worden sind, ganz umweltfreundlich<br />
per Velokurier. Ein Koch<br />
Kit für zwei Personen kostet,<br />
je nach Menü, zwischen<br />
49 und 59 Franken. Der<br />
Empfänger braucht die<br />
Menükomponenten nur<br />
noch gemäss der beiliegenden<br />
Anleitung fertig zu<br />
kochen und anzurichten.<br />
Falls er da nicht selbst kreativ<br />
werden möchte – das<br />
Kit enthält auch eine Vorlage,<br />
wie das Gericht auf<br />
dem Teller aussehen könnte.<br />
Zurzeit können die Be<br />
steller unter folgenden<br />
fünf Menüs wählen: Kalb<br />
en croûte, Paneer asiatique,<br />
Rind rizvert, Ente chique<br />
und Poularde Vonas.<br />
Hinter Cookits stehen<br />
Thierry Boillat, Sandro Zinggeler, Meta<br />
Hiltebrand, Tobias Buser und Ralph<br />
Schelling. Alle fünf haben sich in der <strong>Gastro</strong>nomie<br />
trotz ihrer Jugend bereits einen<br />
Namen gemacht. In einer Versuchsküche<br />
in Zürich tüfteln sie an neuen Rezepten,<br />
checken beim Probekochen die Cookits<br />
Tauglichkeit ihrerKreationen und produzieren<br />
hier die Menüs der aktuellen Saison.<br />
«Für mich liegt der Reiz an Cookits<br />
darin, kreativ zu sein, etwas Neues auf die<br />
Beine zu stellen und gleichzeitig ungebunden<br />
zu sein», sagtRalph Schelling. Er würde<br />
gerne weitere halb oder ganz vorgefertigte<br />
Gourmetprodukte auf den Markt<br />
bringen. «Mehr VegiProdukte oder Backmischungen,<br />
das wäre cool!»<br />
www.globus.ch<br />
www.mathisshop.ch<br />
www.drogi.ch<br />
www.gupf.ch<br />
www.cookits.com<br />
ha
IGEHO, BASEL<br />
19.–23.11.2011<br />
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