<strong>Westfalen</strong>-<strong>Blatt</strong> Nr. 171 SPORT Jr10 Flo10 Cv10 Bs10 Pv10 Mittwoch, 25. Juli 2012 Mit dem Rad zur Freundin Lohne (dpa). Der Freund der Dressurreiterin Kristina Sprehe fährt nach einer verlorenen Wette mit dem Fahrrad nach London. »Das war vor zwei Jahren, da konnte man ja nicht absehen, dass sie tatsächlich bei Olympia startet«, sagte Christian Bröring. »Die Idee ist aus einer Bierlaune entstanden.« Seine 25-jährige Freundin ist erst in diesem Jahr in die Weltspitze vorgestoßen, vor drei Wochen qualifizierte sich die Reiterin aus dem niedersächsischen Dinklage in Aachen endgültig für London. »Ich muss mein Wort halten«, sagte Bröring, der morgen zusammen mit seinem Bruder David aus Lohne losradeln will. Ein neues Trekking-Rad hat er sich gekauft und eine Radlerhose. Insgesamt sieben Tage hat Bröring für die rund 450 Kilometer plus Fahrt mit der Fähre eingeplant. Fit genug sollte Bröring als Landesliga-Fußballer sein. Feuer in der U-Bahn London (dpa). Das olympische Feuer ist mit der weltberühmten Londoner U-Bahn gefahren. Am 67. Tag des Fackellaufs wurde die Flamme in W<strong>im</strong>bledon in einen »Tube«-Zug verfrachtet und eine Station bis W<strong>im</strong>bledon Park gebracht. Getragen wurde sie vom 64 Jahre alten Fahrer John Light, der seit fast 50 Jahren für das Transportunternehmen arbeitet. Im Laufe des Tages reiste die Fackel durch den Südwesten Londons. Stopps waren in der Parklandschaft Kew Gardens und in Richmond vorgesehen. Die 92 Jahre alte Fahrradsport-Pionierin Eileen Gray war als Fackelträgerin für Kingston upon Thames ausgesucht worden. Auch der dre<strong>im</strong>alige W<strong>im</strong>bledonsieger Boris Becker gehörte gestern zu den Trägern. Bis zur Eröffnungsfeier am 27. Juli wird die Fackel noch durch Englands Hauptstadt gebracht. Das Paar ist da Sie sind privates Traumpaar und sportliches Hoffnungsduo zugleich: Britta Steffen und Paul Biedermann trafen gestern Hand in Hand in Heathrow ein, danach steuerten die beiden Schw<strong>im</strong>mstars das Olympische Dorf an. Gefordert sind sie schon am Samstag, wenn erste Medaillen vergeben werden. Foto: dpa Medaillen für die Queen IOC-Präsident Rogge auf Stippvisite <strong>im</strong> Königshaus London (dpa). Der Empfang bei Queen Elizabeth war sogar für IOC-Präsident Jacques Rogge etwas Besonderes. Der Ober-Olympier lieferte ein Set der Medaillen ab und nahm die guten Wünsche der Monarchin entgegen. Die Stippvisite <strong>im</strong> Königshaus war eine angenehme Verschnaufpause für den Belgier, der auch bei den sechsten und letzten Olympischen Spielen seiner Amtszeit ein dicht gedrängtes Programm hat. Von Vorruhestand will Rogge nichts wissen – auch wenn die Atmosphäre vor dem Spektakel in der englischen Hauptstadt deutlich entspannter ist als vor vier Jahren Ganz schnell nach London Anruf am Mittag: Paderbornerin Fabienne Lütkemeier und D'Agostino werden als Ersatz benötigt Von Julia Queren London/Paderborn (WB). So schnell kann es gehen: Gestern hat Fabienne Lütkemeier erfahren, dass sie bei den Olympischen Spielen dabei ist, heute muss sie schon in London sein. Mit ihrem Wallach D'Agostino bildet die Dressurreiterin aus Paderborn- Sande das neue Ersatzpaar der deutschen Equipe. »Das ist der absolute Wahnsinn«, sagt die 22-Jährige. Mittags kam der Anruf vom Dressurausschuss-Vorsitzenden Klaus Röser: Whisper, das Pferd von Ersatzreiterin Monica Theodorescu, sei erkrankt, Fabienne Lütkemeier und D'Agostino rücken nach. »Ich war überrumpelt«, sagt die junge Reiterin. Zwar habe sie seit dem Turnier in Aachen gewusst, dass sie zweite Reserve sei. »Aber ich habe nicht mehr gedacht, dass wir zum Einsatz kommen.« Und es ist ein echter Eil-Einsatz, denn schon heute treffen die deutschen Dressur-Damen <strong>im</strong> Trainingslager auf der Kilbees Farm in Windsor ein. Neben Fabienne Lütkemeier sind das Helen Langehanenberg (Havixbeck) mit Damon Hill, Dorothee Schneider (Framershe<strong>im</strong>) mit Diva Royal und Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados für das Team sowie Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino als Einzelreiterin. Viel Organisation, spontane Planung und vor allem der Besuch des Amtstierarztes, der D'Agostino noch begutachten musste, standen gestern <strong>im</strong> Hause Lütkemeier auf dem Programm. Mit dem Lkw machen sich Fabienne Lütkemeier und ihr Fuchswallach nun auf ins olympische Abenteuer. Begleitet wird die Studentin von ihrem Freund sowie ihrer Mutter und Trainerin Gina Capellmann-Lütkemeier. Ihr zweiter Trainer Klaus Balkenhol ist ebenfalls vor Ort, genauso wie Dressur-Bundestrainer Johnny Hilberath. Mit diesem Trio bereitet sich Fabienne Lütkemeier mit D'Agostino <strong>im</strong> Trainingslager auf einen eventuellen Einsatz <strong>im</strong> olympischen Viereck vor. Für den fühlt sich die Nachrückerin jedenfalls gerüstet: »Wir haben ordentlich trainiert und D'Agostino ist gut drauf.« Wie schnell eine Ersatzreiterin ins Team rutschen kann, hat erst vor wenigen Tagen Meredith Michaels-Beerbaum erfahren. Wegen einer Erkrankung von Philipp Weishaupts Hengst Monte Bellini startet die Amazone mit der erst neunjährigen Stute Bella Donna. Die Liste der Ausfälle für die olympischen Reiterwettbewerbe ist jedenfalls lang: Im Dressurviereck kann Millionenpferd Totilas wegen einer Erkrankung des Reiters Matthias Rath (Kronberg) nicht teilnehmen. Die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) verpasst den Start in London ebenfalls, bei den politisch brisanten und nervenaufreibenden Peking-Spielen. »Es st<strong>im</strong>mt schon. Das Kl<strong>im</strong>a ist anders hier, weniger Konfrontationen und weniger Spannungen, aber ich bin ein sehr pragmatischer und vorsichtiger Mensch und bin erst zufrieden, wenn einschließlich der Schlussfeier alles gut gelaufen ist«, sagte Rogge. Dreizehneinhalb Monate steht er noch an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ehe <strong>im</strong> September 2013 in Buenos Aires sein Nachfolger gewählt wird. Das Feld ist bestellt für die Zukunft. Dank Rücklagen von 558 Millionen Dollar (460 Millionen Euro) bezeichnete Rogge die finanzielle Situation der Ringe-Organisation zum Auftakt der 124. Vollversammlung in London als Olympiateilnehmer aus OWL Folge 4: Dressurreiterin Fabienne Lütkemeier Fabienne Lütkemeier und D'Agostino sind gestern nachnominiert worden. Foto: Stefan Lafrentz weil ihr Pferd Don Johnson in der Qualifikationsphase verletzt war. Bei den deutschen Springreitern waren aus unter- schiedlichenGründen vor Weishaupt bereits drei Paare ausgefallen: Carsten-Otto Nagel (Norderstedt) mit Corradina, Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Gotha und Marco Kutscher (Riesenbeck) mit Cornet Obolensky. »solide und sehr gesund«. Seit Ende 2001 haben sich die Rücklagen mehr als verfünffacht. Für Rogge ist auch die Einnahmenentwicklung des TV-Rechteverkaufs vielversprechend. Der weltweite Verkauf der TV-Rechte für die Spiele 2010 in Vancouver und 2012 in London erbrachte 3,9 Milliarden Dollar (3,22 Milliarden Dollar). Für den nächsten olympischen Zyklus mit den Spielen 2014 in Sotschi und 2016 in Rio de Janeiro hat das IOC bereits 3,6 Milliarden Dollar (2,98 Milliarden Euro) eingenommen, obwohl die Rechte für zahlreiche Länder und Territorien noch nicht vergeben sind. »Wir leiden nicht an Einnahmeverlusten durch TV-Rechteverkauf, wie es von vielen vorausgesagt wurde«, erklärte Rogge. Zur ur Person Fabienne Lütkemeier (22) ist ein Naturtalent <strong>im</strong> Sattel. Das kommt nicht von ungefähr: Mutter Gina Capellmann-Lütkemeier war 1986 Mannschafts-Weltmeisterin, Tante Nadine Capellmann 2000 Olympiasiegerin mit der Dressur-Equipe. Fabienne Lütkemeier machte 2009 erstmals international auf sich aufmerksam: Mit D'Agostino holte sie bei der Europameisterschaft der jungen Reiter Mannschaftssilber, Einzelsilber und Einzelgold in der Kür. 2010 gab es gar dre<strong>im</strong>al Gold. Den Übergang ins Senioren-Lager meisterte das Paar mühelos. Deshalb durfte die dre<strong>im</strong>alige Paderborner Sportlerin des Jahres schon zwe<strong>im</strong>al in Aachen starten und hinterließ dort Anfang Juli mit ihrem vierten Platz <strong>im</strong> Grand Prix Special einen olympiareifen Eindruck. Gold, Silber, Bronze – auf diese Olympischen Schmuckstücke schaut auch die Queen gern. Mitgebracht hat sie IOC-Chef Jacques Rogge. Leute Aufforderung Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes und Chef de Mission in London, hat die Fechterin Imke Duplitzer aufgefordert, aktiv mit nach Lösungen für den deutschen Leistungssport zu suchen. »Ich schlage Frau Duplitzer gerne vor, dass sie sich um einen Sitz in der Athletenkommission bewirbt und dann auch aktiv mitmischt, anstatt <strong>im</strong>mer nur von außen zu kritisieren«, sagte Vesper. Die 37 Jahre alte Duplitzer hatte zuvor kritisiert, dass die Spitzenfunktionäre überhaupt nicht mehr wüssten, »was in der Sporthalle los ist.« Hoffnung Natascha Keller darf sich Hoffnungen machen, bei der Eröffnungsfeier am Freitag Deutschlands Fahnenträgerin zu sein. Die Hockeyspielerin kann ihren fünften Olympia- Start und den Gold-Triumph von 2004 als Referenz vorweisen. »Das wäre so krass«, sagte 35-jährigeRekordnationalspielern aus der Dynastie der Kellers. 1936 spielte schon Opa Erwin in Berlin auf olympischem Feld. Das Gehe<strong>im</strong>nis, ob seine Enkelin darf oder nicht, lüftet der Deutsche Olympische Sportbund heute. Auch Tischtennisspieler T<strong>im</strong>o Boll und Pistolenschütze Ralf Schumann gelten als Kandidaten. Podium Tony Martin hat Tour-de- France-Sieger Bradley Wiggins zum Favoriten auf Gold <strong>im</strong> Einzelzeitfahren der Radprofis ernannt. »Der ist bei den Tour-Zeitfahren so übermenschlich gefahren. Ich denke, dass er auch in Londontriumphiert«, sagte Martin (Foto). Trotz starker Form des Briten und Martins bei der Tour erlittener Handfraktur glaubt der 27-Jährige auch an die eigenen Chancen. »Gold ist möglich«, sagte der Weltmeister und ergänzte: »Das Podium bleibt mein pr<strong>im</strong>äres Ziel.« Senior Hiroshi Hoketsue ist die ganze Sache ein wenig unangenehm. Der japanische Dressurreiter ist mit 71 Jahren der ältesteTeilnehmer der Spiele, will aber nicht viel Aufhebens machen. Etwas verlegen sagt er: »Ich denke nicht daran, dass ich der Älteste bin.« Von einer Medaille darf er nicht einmal träumen. Doch das stört ihn nicht. Der Senior will einfach nur dabei sein. Traum Herbert Fandel, DFB- Schiedsrichterboss, träumt vom doppelten deutschen Olympia- Finale. Bibiana Steinhaus und Felix Brych vertreten die deutschen Farben be<strong>im</strong> Fußball in London. »Klar würde ich mir wünschen, dass beide das Finale pfeifen«, sagte Fandel.
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