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Lübbecke - Westfalen-Blatt : eZeitung - Ihre Lokalausgaben im Internet

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<strong>Westfalen</strong>-<strong>Blatt</strong> Nr. 171 THEMEN DER ZEIT<br />

Jr04 Flo04 Cv04 Bs04 Pv04<br />

Mittwoch, 25. Juli 2012<br />

Leitartikel<br />

Von Bernhard Hertlein<br />

Moody's bewertet die Aussichten<br />

für Deutschlands Kreditwürdigkeit<br />

schlechter. Überraschen<br />

kann das eigentlich nicht. Die<br />

Entscheidung folgt der Logik der<br />

bisherigen Notenfindung durch<br />

Moody's & Co. Infolgedessen ist<br />

schon jetzt auch programmiert,<br />

dass die Bestnote AAA in vermutlich<br />

sechs Monaten oder sogar<br />

früher fallen wird. Schließich<br />

kann, wer die Kreditwürdigkeit<br />

Griechenlands, Irlands und Portugals<br />

herabgestuft hat, nicht daran<br />

vorbei gehen, dass die EU diesen<br />

Ländern Hilfen in Höhe von insgesamt<br />

223,3 Milliarden Euro<br />

zugesagt hat. 138,3 Milliarden<br />

sind bereits geflossen – größtenteils<br />

natürlich kredit-<br />

finanziert. Hinzu<br />

kommen die ebenfalls<br />

schon zugesagten<br />

Hilfen für spanische<br />

Banken und<br />

vermutlich noch<br />

Zahlungen an Italien.<br />

Deutschland ist<br />

jedes Mal mit etwa<br />

28 Prozent dabei.<br />

Soweit ausschließlich Zahlen<br />

entscheiden, ist Moody's also <strong>im</strong><br />

Recht. Problem: Die Grundannahme<br />

st<strong>im</strong>mt nicht. Der frühere<br />

Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen<br />

hat eher untertrieben, als<br />

er bereits vor etwa 30 Jahren<br />

feststellte: »50 Prozent der Wirtschaft<br />

sind Psychologie.« Wirtschaft<br />

sei eine Veranstaltung von<br />

Menschen, nicht von Computern.<br />

Die Nichtberücksichtigung dieses<br />

Faktors ist ein Handicap,<br />

unter dem auch viele Ratings für<br />

Unternehmen leiden. Die Stärke<br />

eines Betriebs, seine Kreativität<br />

und Innovationskraft, aber auch<br />

die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter<br />

und die innere Stärke<br />

sind Indikatoren, die sich nicht<br />

Kommentare<br />

Kreuzfahrer <strong>im</strong> Test<br />

Erleichterung<br />

Auch wenn auf den Kreuzfahrern<br />

nicht alles zum Allerbesten bestellt<br />

ist – generell sorgen die durchweg<br />

guten Ergebnisse der ADAC-Tester<br />

für Beruhigung und Erleichterung.<br />

Nach der Havarie der »Costa<br />

Condordia« vor Sizilien <strong>im</strong> Januar<br />

dieses Jahres hatten sich die Berichte<br />

über Sicherheitsmängel auf den<br />

schw<strong>im</strong>menden Hotels gehäuft. Urlauber<br />

waren deshalb seither oft mit<br />

einem unguten Gefühl an Bord ihrer<br />

Ferienreise gegangen.<br />

Diese Besorgnis war und ist also<br />

eher unnötig. Zwar haben die Kontrollen<br />

auf einigen Schiffen noch<br />

einen Nachholbedarf be<strong>im</strong> Sicher-<br />

Puddingstreit<br />

Legit<strong>im</strong>er Versuch<br />

Nur erfolgreiche Produkte werden<br />

kopiert, hat Oetker-Chef Richard<br />

Oetker kürzlich mit Blick auf den<br />

Puddingstreit Paula gegen Flecki<br />

gesagt – ein Eigenlob, aber eines<br />

mit bitterem Nachgeschmack. Kein<br />

Markenhersteller kann es hinnehmen,<br />

wenn Konkurrenten seine Produkte<br />

abkupfern. Schließlich geht<br />

es um viel Geld, das in Entwicklung<br />

und Produktion gesteckt wurde. Es<br />

geht um Marktanteile, letztlich auch<br />

um Arbeitsplätze. Wie sehr der<br />

Ideenklau floriert, zeigen die vielen<br />

Plagiate, die in China entstehen.<br />

Häufig schützen nicht einmal Patente<br />

vor dem dreisten Diebstahl.<br />

Moody's & Co.<br />

Keine<br />

Ahnung von<br />

Psychologie<br />

Politiker können<br />

ihre Entscheidungen<br />

nicht am<br />

Urteil von Ratingagenturen<br />

ausrichten.<br />

wirklich mathematisch erfassen<br />

lassen. Um so mehr gilt das für<br />

ganze Volkswirtschaften.<br />

Ratings geben vor, auf die<br />

Zukunft ausgerichtet zu sein. Sie<br />

beziehen sich aber allein auf<br />

Daten aus der Vergangenheit.<br />

Deshalb kommt ihre Bewertung<br />

von Staaten fast <strong>im</strong>mer zu spät.<br />

Humbug ist es, anzunehmen,<br />

Philipp Röslers Griechenland-kritische<br />

Äußerungen am Sonntag<br />

hätten dazu geführt, dass die<br />

US-Agentur zwei Tage später das<br />

Rating verändert habe. Richtig<br />

aber ist, dass – gerade unter dem<br />

Aspekt, dass 50 Prozent der<br />

Wirtschaft Psychologie sind –<br />

Äußerungen wie die des Bundeswirtschaftsministers<br />

das Vertrauen<br />

in Deutschland verringern. Auf<br />

diesem Hintergrund<br />

nötigt der Kurs der<br />

Bundeskanzlerin<br />

Respekt ab – auch<br />

wenn Angela Merkel<br />

auf dem letzten Europa-Gipfel<br />

heftiger<br />

Gegenwind ins Gesicht<br />

blies.<br />

Politiker können<br />

ihre Entscheidungen<br />

nicht am Urteil von Ratingagenturen<br />

ausrichten. Diese konzentrieren<br />

sich allein auf das eine<br />

Thema: Kreditwürdigkeit. Sie bewerten<br />

weder die Grundlagen der<br />

Entscheidung, noch interessieren<br />

sie sich dafür, welche Folgen ein<br />

anderer Beschluss nach sich gezogen<br />

hätte.<br />

Die Gütersloher Bertelsmann<br />

Stiftung hat schon vor einiger Zeit<br />

damit begonnen, Unterstützer für<br />

eine unabhängige Ratingagentur<br />

zu gewinnen. Sie soll ausschließlich<br />

die Kreditwürdigkeit von<br />

Staaten bewerten. Nie war sie so<br />

wichtig wie heute. Daher ist es<br />

gut, dass zahlreiche Politiker in<br />

Berlin und Brüssel bereits ihre<br />

Unterstützung zugesagt haben.<br />

heitsmanagement ergeben. Und<br />

auch die Tatsache, dass einige der<br />

Kreuzfahrer trotz bekannter Risiken<br />

mit offenen Schotten über die Meere<br />

schippern, ist nicht wirklich vertrauensbildend.<br />

Wenn aber von zehn<br />

untersuchten Schiffen zwei mit sehr<br />

gut und sieben mit gut abschneiden,<br />

muss sich die Kritik in Grenzen<br />

halten.<br />

Die wesentlichen Sicherheitsaspekte<br />

bei den untersuchten Ozeanriesen<br />

sind erfüllt. Dennoch sind die<br />

Reedereien gefordert, die aufgedeckten<br />

Schwachpunkte schnell abzustellen.<br />

Nur das sorgt für Vertrauen<br />

der Kunden. Wolfgang Schäffer<br />

Dass Dr. Oetker vor diesem<br />

Hintergrund gegen Aldi vor Gericht<br />

zog, ist verständlich und entspricht<br />

unternehmerischer Sorgfaltspflicht.<br />

Wer meint, es sei lächerlich, wenn<br />

sich Erwachsene um das Aussehen<br />

eines Kinderpuddings streiten, verkennt<br />

den Ernst der Situation. Im<br />

Prinzip verhält es sich nicht anders<br />

als be<strong>im</strong> Patentkampf zwischen<br />

Apple und Samsung. Nun aber, wo<br />

Dr. Oetker vor Gericht unterlegen<br />

ist, sollte man das Urteil akzeptieren.<br />

Wird der Streit indes auf die<br />

Spitze getrieben, könnte darunter<br />

das gute Image leiden. Das sollte<br />

Oetker nicht riskieren. Edgar Fels<br />

<strong>Ihre</strong> Meinung ist gefragt! Diskutieren Sie mit<br />

unter www.westfalen-blatt.de/debatte<br />

Zwei Jahre nach der Loveparade-Katastrophe gedenken Angehörige,<br />

überlebende Opfer und Bürger in Duisburg der 21 Toten. Am Zu- und<br />

»Ihr bleibt in unseren Herzen«<br />

Am zweiten Jahrestag des Unglücks trauert Duisburg um die Loveparade-Opfer<br />

Duisburg (dpa/dapd).<br />

Vor zwei Jahren kämpften hier<br />

Menschen <strong>im</strong> Techno-Lärm um<br />

ihr Leben, jetzt herrscht bedrücktes<br />

Schweigen. Zum Jahrestag<br />

der Loveparade-Katastrophe<br />

vom 24. Juli 2010 sind<br />

gestern zahlreiche Angehörige<br />

und Verletzte zu der provisorischen<br />

Gedenkstätte am Tunnel<br />

der Duisburger Karl-Lehr-Straße<br />

gekommen.<br />

Auf dem alten Kopfsteinpflaster<br />

und der Rampe hoch zum alten<br />

Güterbahnhof der Industriestadt<br />

hatten sich Szenen blanken Horrors<br />

abgespielt: Viel zu viele Menschen<br />

waren in den engen Zugang<br />

gelassen worden. In einem panischen<br />

Massengedränge traten sie<br />

einander nieder. 21 Tote und mehr<br />

als 500 Verletzte lautete die Bilanz.<br />

»Hier ist mein Freund Jan<br />

gestorben. Er war gerade 21«,<br />

sagt Arno von Coll und deutet auf<br />

die schmale Treppe zum Bahngleis<br />

über der Rampe. »Ich hab's auf<br />

die Treppe geschafft. Ein blondes<br />

Mädchen hab ich noch hochgezogen.<br />

Aber Jan war weg.« Auf der<br />

Treppe stehen – Stufe für Stufe –<br />

21 schlichte Holzkreuze mit den<br />

Namen der Opfer, Betroffene haben<br />

zahlreiche rote Friedhofskerzen<br />

in Herz- und Kreuzform auf<br />

dem Boden verteilt. »Ihr bleibt in<br />

unseren Herzen«, steht auf einem<br />

Es geht um den Wählerwillen<br />

Bundesverfassungsgericht spricht heute Urteil zur Zulässigkeit von Überhangmandaten<br />

Karlsruhe (dpa/dapd).<br />

Muss das Wahlrecht zum Bundestag<br />

schon wieder geändert<br />

werden? Das Bundesverfassungsgericht<br />

entscheidet heute,<br />

ob die 2011 verabschiedete<br />

Wahlrechtsreform gegen das<br />

Grundgesetz verstößt.<br />

Union und FDP hatten das neue<br />

Wahlrecht gegen den Willen der<br />

Opposition verabschiedet. SPD,<br />

Grüne und mehr als 3000 Bürger<br />

klagten daraufhin in Karlsruhe.<br />

Zentraler Streitpunkt sind die<br />

Überhangmandate, von denen in<br />

der Regel die großen Parteien<br />

profitieren.<br />

Überhangmandate entstehen,<br />

wenn eine Partei mehr Sitze <strong>im</strong><br />

Parlament über Direktmandate in<br />

den Wahlkreisen gewinnt, als es<br />

ihrem Anteil an Zweitst<strong>im</strong>men<br />

entspricht. Bei der Bundestagswahl<br />

2009 waren auf diese Weise<br />

24 zusätzliche Mandate entstanden,<br />

die alle der Union zugutekamen.<br />

Die Kläger kritisieren, das<br />

neue Wahlrecht begünstige weiterhin<br />

das Entstehen von Überhangmandaten.<br />

Dies sei nicht mit den<br />

Grundsätzen der Wahlrechtsgleichheit<br />

und der Chancengleichheit<br />

der Parteien vereinbar.<br />

der zahlreichen Gedenksteine.<br />

Von Hoffnung und Opt<strong>im</strong>ismus<br />

ist hier wenig zu spüren. Der Ort<br />

strahlt auch zwei Jahre danach<br />

noch den Schrecken der Katastrophe<br />

aus. Zum Jahrestag wurde<br />

der ansonsten viel befahrene Tunnel<br />

für den Verkehr gesperrt. Am<br />

Nachmittag durften nur noch Hinterbliebene<br />

und Verletzte des Unglücks<br />

zum stillen Gedenken an die<br />

Unglücksstelle. Danach waren ein<br />

Mahnmarsch durch die Innenstadt<br />

und eine Gedenkfeier geplant.<br />

Um an die Katastrophe zu erinnern,<br />

sind etwa 100 Duisburger<br />

und Betroffene an den Ort des<br />

Unglücks gekommen, um 1000<br />

Lichter zu entzünden – der emotionale<br />

Höhepunkt der viertägigen<br />

Mahnwache, die die Bürgerinitiative<br />

»Gegen das Vergessen LoPa<br />

2010« organisiert hat. Jeder der<br />

Trauernden hat seine eigene Geschichte,<br />

die er für <strong>im</strong>mer mit den<br />

tragischen Ereignissen dieses Juli-<br />

Tages verbindet. So wie Arno von<br />

Coll. »Ich hab bis heute Alpträume«,<br />

sagt der Niederländer, der<br />

am Duisburger Hafen arbeitet. Er<br />

hat <strong>im</strong>mer noch nicht in sein altes<br />

Leben zurückgefunden. »Ich bin<br />

über 40 – besser, ich wäre gestorben<br />

und Jüngere hätten überlebt.«<br />

Unter die Trauernden hat sich<br />

auch der neue Oberbürgermeister<br />

Sören Link (SPD) gemischt. Seinen<br />

Amtsvorgänger Adolf Sauerland<br />

(CDU) hatten die Duisburger per<br />

Bürgerentscheid aus dem Amt<br />

gejagt. Für viele war er für die<br />

Katastrophe mitverantwortlich.<br />

In der mündlichen Verhandlung<br />

Anfang Juni hatten die Richter<br />

deutliche Zweifel gezeigt, ob eine<br />

große Zahl von Überhangmandaten<br />

bei Bundestagswahlen zulässig<br />

sei. Ein verfassungsgemäßes<br />

Wahlrecht sei das unverzichtbare<br />

Fundament einer funktionierenden<br />

Demokratie, sagte Gerichtspräsident<br />

Andreas Voßkuhle seinerzeit.<br />

Eine klare Tendenz der<br />

Richter war nicht zu erkennen.<br />

Sollte der Zweite Senat das<br />

Quelle: Deutscher Bundestag<br />

Wahlrecht für verfassungswidrig<br />

erklären, bliebe nur wenig Zeit für<br />

eine Neuregelung. Spätester Wahltermin<br />

für den nächsten Bundestag<br />

wäre nach Angaben des Gerichts<br />

der 27. Oktober 2013. Der<br />

Erste Parlamentarische Geschäftsführer<br />

der SPD-Bundestagsfraktion,<br />

Thomas Oppermann, zeigte<br />

sich vor der Entscheidung zuversichtlich,<br />

dass das Gericht das<br />

Wahlgesetz für verfassungswidrig<br />

erklären wird. »Überhangmandate<br />

Das Überhangmandat bei Wahlen zum Deutschen Bundestag<br />

Gewinnt eine Partei mehr Direktmandate als ihr gemäß der Verteilung der Zweitst<strong>im</strong>men<br />

zustehen, so bleiben ihr diese so genannten Überhangmandate erhalten. Die Zahl der<br />

Bundestagsabgeordneten kann deshalb auf mehr als 598 steigen.<br />

299 Direktmandate<br />

Erstst<strong>im</strong>me (Wahlkreise)<br />

Bei den Wahlen zum<br />

Deutschen Bundestag<br />

verfügt jeder Wähler<br />

über zwei St<strong>im</strong>men.<br />

Zweitst<strong>im</strong>me (Landesliste)<br />

Mit ihr entscheiden die Wähler<br />

über die Person, die den Wahlkreis<br />

<strong>im</strong> Bundestag vertritt.<br />

Gesamt<br />

598 Sitze<br />

+ X<br />

Ausgang des Partygeländes waren die Menschen am 24. Juli 2010<br />

während einer Massenpanik zu Tode gekommen. Foto: dpa<br />

Die Loveparade hätte auf dem<br />

Gelände mit einem einzigen<br />

schmalen Zu- und Abgang so nie<br />

genehmigt werden dürfen – dieser<br />

Überzeugung sind nicht nur die<br />

vielen Opfer. Auch die Staatsanwaltschaft<br />

vertrat in einem 2011<br />

bekanntgewordenen Zwischenbericht<br />

diese Meinung.<br />

In der »Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung« erschien gestern eine<br />

Traueranzeige vom »Team der<br />

Loveparade«, in der es heißt: »Wir<br />

bedauern aus tiefstem Herzen das<br />

Leid, das den Menschen widerfah-<br />

Entschädigungszahlungen ntschädigungszahlungen fließen langsam<br />

Auch zwei Jahre nach dem<br />

Unglück bleiben viele Fragen<br />

offen, vor allem die nach juristischer<br />

und moralischer Schuld.<br />

Mit dem neu gewählten Oberbürgermeister<br />

Sören Link (SPD) stehe<br />

die Stadt endlich zu dem, was<br />

passiert sei, erklärt Angelika<br />

Köhler von der »Loveparade-<br />

Selbsthilfe«. Derzeit wird gegen<br />

17 Menschen wegen fahrlässiger<br />

Tötung und Körperverletzung ermittelt.<br />

Ob und wann ein Verfahren<br />

eröffnet wird, ist noch nicht<br />

absehbar. Besonders bitter ist es<br />

für die Opfer und Angehörigen,<br />

dass Entschädigungen nur spärlich<br />

und zögerlich gezahlt werden.<br />

Die Versicherung, die für<br />

den damaligen Veranstalter die<br />

Ansprüche bearbeitet, hatte un-<br />

299 Listenmandate<br />

Nach dem Anteil der Parteien an den<br />

Zweitst<strong>im</strong>men richtet sich ihr Anteil<br />

an den 598 Bundestagssitzen.<br />

© DAPD/ VECTUR<br />

ren ist. Hätte es die Loveparade<br />

nicht gegeben, würden die Menschen<br />

noch leben.« Der Veranstalter<br />

Lopavent hat die Massenparty<br />

nach der Duisburger Katastrophe<br />

eingestellt. Ermittlungen der Justiz<br />

richten sich auch gegen Mitarbeiter<br />

von Lopavent.<br />

»Das Trauma ist noch lange<br />

nicht überwunden«, sagt der Koordinator<br />

der Notfallseelsorge der<br />

Evangelischen Kirche in Duisburg,<br />

Richard Bannert. »Hier kommen<br />

auch noch in 20 Jahren Betroffene<br />

hin und brauchen Betreuung.«<br />

bürokratische Hilfen angekündigt.<br />

»Davon sind wir meilenweit<br />

entfernt«, beklagt Köhler. Die<br />

Versicherung fordere von den<br />

Opfern ein Gutachten nach dem<br />

anderen ein. Diese Ansprüche<br />

besser durchzusetzen, ist ein Ziel<br />

des Vereins. Die Selbsthilfe bietet<br />

Angehörigen und Opfern ein Forum,<br />

vermittelt Kontakte zu Ärzten<br />

und Therapeuten. Außerdem<br />

kümmert sich der Verein um die<br />

Gestaltung des Gedenkortes.<br />

Nach dem Bebauungsplan, den<br />

der Stadtrat beschlossen hat,<br />

sollen für die künftige Gedenkstätte<br />

660 Quadratmeter reserviert<br />

sein. Der Investor kündigte<br />

an, dass der Gedenkort rechtzeitig<br />

vor dem nächsten Jahrestag<br />

fertig sein soll.<br />

verleihen einigen Wählern ein<br />

doppeltes St<strong>im</strong>mengewicht«, sagte<br />

Oppermann gestern. »Das steht <strong>im</strong><br />

Widerspruch zu dem zentralen<br />

Versprechen unserer Demokratie:<br />

das gleiche St<strong>im</strong>mrecht für alle.«<br />

Die Wähler müssten sich darauf<br />

verlassen können, dass sie mit<br />

ihrer St<strong>im</strong>me auch das bewirken,<br />

was sie beabsichtigt haben. Er sei<br />

»zuversichtlich«, dass Karlsruhe<br />

<strong>im</strong> Sinne der Wähler entscheiden<br />

werde, sagte Oppermann. Insbesondere<br />

kritisierte der SPD-Politiker<br />

die sogenannten Überhangmandate.<br />

»Im schl<strong>im</strong>msten Fall<br />

können Überhangmandate die<br />

Mehrheiten <strong>im</strong> Bundestag umdrehen.<br />

Das dreht den Wählerwillen<br />

in sein Gegenteil und ist klar<br />

verfassungswidrig.«<br />

Bereits 2008 hatten die Karlsruher<br />

Richter das bisherige Wahlrecht<br />

für teilweise verfassungswidrig<br />

erklärt. Sie gaben dem Bundestag<br />

eine Frist von drei Jahren, um<br />

eine Neuregelung auf den Weg zu<br />

bringen. Die Parteien schafften es<br />

jedoch nicht, sich innerhalb der<br />

Frist auf eine Neuregelung zu<br />

einigen. Lange Zeit war eine Neuregelung<br />

auch innerhalb der<br />

schwarz-gelben Koalition umstritten,<br />

bevor sie sich schließlich auf<br />

einen Kompromiss verständigte<br />

und diesen durchsetzte.

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