Neumarkt / Egna Neumarkt: Lebensqualität und ...
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10 <strong>Neumarkt</strong> / <strong>Egna</strong> – <strong>Neumarkt</strong>: <strong>Lebensqualität</strong> <strong>und</strong> Entwicklungsstrategien in historischen Dörfern<br />
1 Lauben in <strong>Neumarkt</strong><br />
Foto Ludwig Thalheimer<br />
2 Zeno Bampi, Skizze<br />
Saalhaus in <strong>Neumarkt</strong><br />
Zurück zu <strong>Neumarkt</strong>: Die „Idylle <strong>Neumarkt</strong>“,<br />
<strong>und</strong> das gilt auch für andere alte Dorfkerne,<br />
funktioniert auch aufgr<strong>und</strong> der Masse der<br />
Häuser. Alle glauben, dass die Transparenz<br />
das allein selig machende architektonische<br />
Merkmal sei. Das habe ich lange schon<br />
über Bord geworfen. Die Transparenz ist<br />
ein kleiner Teil… Du bist nie im Stande, in<br />
einem Glashaus dieses „Kommunikationsfeeling“<br />
zu erzeugen, welches in einem xbeliebigen<br />
anderen gemauerten Stall entsteht.<br />
Das hat auch mit der Masse zu tun.<br />
Davon bin ich ganz überzeugt… Warum ist<br />
<strong>Neumarkt</strong> ein Ort, der Zukunft <strong>und</strong> Nostalgie<br />
zugleich in sich vereint? Weil er dicht bebaut<br />
ist <strong>und</strong> viel Masse hat, weil er öffentlichen<br />
<strong>und</strong> halböffentlichen Raum intelligent<br />
zugänglich macht <strong>und</strong> die Privatsphäre<br />
schützt <strong>und</strong> somit Identität schafft. Wir Laubenbewohner,<br />
<strong>und</strong> ich bin selbst einer davon,<br />
<strong>und</strong> zwar ein eingefleischter, haben<br />
ein ganz eigenes Selbstverständnis in bezug<br />
auf Zugehörigkeit. Wir, die im Winter zwei<br />
Monate die Sonne erst nach dem Mittagessen<br />
zu Gesicht bekommen, lassen uns von<br />
niemanden drängen, in welche Richtung<br />
auch immer. Es gibt so etwas wie eine unausgesprochene<br />
Solidarität, ein Bewusstsein,<br />
dass wir Laubenbewohner die „echten“<br />
<strong>Neumarkt</strong>er sind, <strong>und</strong> dieses Bewusstsein<br />
hat sich irgendwie auch in der Architektur<br />
bzw. in den Sanierungsarbeiten ein wenig<br />
ausgedrückt. Alle bemühen sich, jeder Eigentümer,<br />
jeder Architekt <strong>und</strong> jeder Planer.<br />
TB Gibt es sonst andere Gründe für die gelungene<br />
Sanierung des Dorfkernes? Hat<br />
1<br />
Mai Maggio 2004 turrisbabel 62<br />
es in <strong>Neumarkt</strong> bessere Voraussetzungen<br />
dafür gegeben?<br />
ZB Nein, nur bessere Leute, zum Beispiel<br />
einen meiner Vorgänger, Architekt Holzknecht,<br />
der Ersteller des ersten Wiedergewinnungsplanes,<br />
auch ein „Laubenkind“,<br />
welcher sich mit dem Aspekt „Wohnen<br />
unter den Lauben“ ganz anders auseinander<br />
setzen konnte als einer, der von außen<br />
hergekommen wäre.<br />
TB Es müssen sich also Leute damit beschäftigen,<br />
die mit der Substanz ein emotionales<br />
Verhältnis haben.<br />
ZB Genau… Es ist im Wesentlichen immer<br />
ein Problem der Kommunikation. Die Kommunikationsprobleme<br />
innerhalb der einzelnen<br />
Familien (alt <strong>und</strong> jung, mehrere<br />
Generationen auf ganz engem Raum), ein<br />
Problem der Besitzverhältnisse, die ja sehr<br />
schwierig werden, in einem Haus mit über<br />
zehn Eigentümern, was nicht selten vorkommt,<br />
<strong>und</strong> nur über eine komplizierte<br />
Kommunikationsstrategie in eine praktikable<br />
Planungsstrategie übertragen werden<br />
kann. Die Ausgangsbedingungen, wie<br />
Sie sehen, erfordern nicht nur Qualitäten<br />
im planerischen, sondern hauptsächlich<br />
im zwischenmenschlichen Bereich.<br />
TB Wie wird in den Laubenhäusern gewohnt?<br />
ZB Im ersten Obergeschoss ist es vernünftig,<br />
wenn die Räumlichkeiten tertiär genützt<br />
werden. Das muss man einfach sagen, weil<br />
die Lichtverhältnisse im ersten Obergeschoss<br />
nicht immer so glücklich sind. Ursprünglich<br />
waren in diesen Räumen ja auch<br />
die Gaststuben <strong>und</strong> andere halböffentliche