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Neumarkt / Egna Neumarkt: Lebensqualität und ...

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46 Tramin / Termeno<br />

Wolfgang Maier über Robert Condin<br />

Der Gebrauch lässt die<br />

Gegenstände entstehen<br />

Kellerart<br />

„Der moderne Geist verlangt vor allem,<br />

dass der Gebrauchsgegenstand praktisch<br />

sei. Für ihn bedeutet Schönheit die höchste<br />

Vollkommenheit. Und da das Unpraktische<br />

niemals vollkommen ist, so kann es auch<br />

nicht schön sein.“<br />

(Adolf Loos, 1887)<br />

Da ist ein Stuhl, da sind ein ovaler Tisch<br />

<strong>und</strong> eine geschwungene Bank, da ist ein<br />

Weinregal. Entworfen von Robert Condin,<br />

gebaut mit Eichenfassholz <strong>und</strong> mit Metall.<br />

Die Objekte „Stuhl“, „Tisch“, „Bank“ <strong>und</strong><br />

„Weinregal“ können in jedem Raum des<br />

XXI. Jahrh<strong>und</strong>erts stehen, ohne aufdringlich<br />

zu wirken. Sie schreien nicht, sie<br />

sind einfach da. Wer in einer Zeit geboren<br />

wurde, in der man noch verstand, länger<br />

bei Tisch zu sitzen, wird sofort den praktischen<br />

Sinn der Kunst von Robert Condin<br />

erkennen. Handelt es sich überhaupt<br />

um Kunst, nur weil man auf Condinschen<br />

Stühlen <strong>und</strong> Bänken auch gerne länger<br />

sitzen bleibt? Man kann das Thema mit Karl<br />

Valentin durch Ironie entkrampfen: „Wenn’s<br />

einer kann“, schrieb Karl Valentin, „ist es<br />

keine Kunst, <strong>und</strong> wenn’s einer nicht kann,<br />

ist’s gleich gar keine.“<br />

Robert Condin kann. Seine Kunst besteht<br />

darin, schnörkellos <strong>und</strong> funktional an die<br />

Gegenstände heran zu gehen. Die Objekte<br />

„Stuhl“, „Tisch“, „Bank“ <strong>und</strong> „Weinregal“<br />

haben gezapfte, gezahnte <strong>und</strong> eingeklotzte<br />

Mai Maggio 2004 turrisbabel 62<br />

Holzverbindungen, die der Betrachter<br />

sehen kann. Nichts wird versteckt, das Material<br />

<strong>und</strong> die Verarbeitung sollen sichtbar<br />

bleiben. Stuhl <strong>und</strong> Ästhetik des Stuhls,<br />

Inhalt <strong>und</strong> Form verschmelzen: Die traditionelle<br />

Holzverbindung verleiht dem Stuhl<br />

ewiges Leben – die Schönheit dieser Holzverbindung<br />

macht die Ästhetik des Objektes<br />

zeitlos. Die Objekte „Stuhl“, „Tisch“,<br />

„Bank“ <strong>und</strong> „Weinregal“ können in jedem<br />

Raum des XXI. Jahrh<strong>und</strong>erts stehen. Weil<br />

es Kunst ist, die von einem modernen<br />

Geist getragen ist.<br />

Form in Stahl – Beleuchtungskörper<br />

Es gibt die Legende vom alten Wiener Sattelmacher,<br />

der ging um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

mit einem seiner besten Sättel zu<br />

einem Kunstprofessor, welcher viel von<br />

modernen Gebrauchsgegenständen gepredigt<br />

hatte. Der Sattlermeister wollte vom<br />

Professor wissen, ob sein Sattel modern<br />

sei. Der Professor besah sich streng den<br />

Sattel, drehte <strong>und</strong> wendete ihn <strong>und</strong> fällte<br />

schließlich sein niederschmetterndes Urteil:<br />

„Das ist, lieber Meister, kein moderner<br />

Sattel. Sie besitzen keine Phantasie!“ Tage<br />

später zeigte der Professor dem Sattlermeister<br />

viele Entwürfe für Sättel, die seine<br />

Studenten <strong>und</strong> er selbst gemacht hatten.<br />

„Da ist moderne Stimmung drinnen“, sagte<br />

der Professor. Der Sattlermeister wurde<br />

beim Betrachten dieser Entwürfe immer ruhiger<br />

<strong>und</strong> entspannter. Schließlich sagte er:

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