Neumarkt / Egna Neumarkt: Lebensqualität und ...
Neumarkt / Egna Neumarkt: Lebensqualität und ...
Neumarkt / Egna Neumarkt: Lebensqualität und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12 <strong>Neumarkt</strong> / <strong>Egna</strong> – <strong>Neumarkt</strong>: <strong>Lebensqualität</strong> <strong>und</strong> Entwicklungsstrategien in historischen Dörfern<br />
Wir machen dort die Bibliothek. Sammlung<br />
<strong>und</strong> Umschlagstätte von Ideen. Ich sehe die<br />
Bibliothek einerseits als eine Sammlung<br />
von Unterlagen (Container) <strong>und</strong> andererseits<br />
als eine Umschlagstätte von Wissen,<br />
insbesondere aber als Kommunikationsraum.<br />
Diese neue Bibliothek im Ballhaus<br />
soll ein bedeutender Bezugspunkt für die<br />
unteren Lauben werden. In den unteren<br />
Lauben fehlt nämlich ein Anziehungspol,<br />
ein Ort, der die Leute durch die Lauben bis<br />
an diesen Punkt führt, so dass nebenbei<br />
auch ganz kleine Geschäfte, Omas Laden<br />
<strong>und</strong> das kleine Ladele Laufk<strong>und</strong>schaft<br />
erhalten <strong>und</strong> somit überleben können…<br />
Die Leute müssen in die Straße hineingeführt<br />
werden. Augenblicklich funktioniert<br />
das nur in den oberen Lauben, im südlichen<br />
Bereich der Laubengasse hingegen momentan<br />
nicht mehr, trotz der Kirche, die hier<br />
steht. Die Kirche hat die Bedeutung als Anziehungspunkt<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsraum<br />
etwas verloren… das muss man zugeben.<br />
Es ist ein Riesenverlust, dass die Kirche als<br />
Ort der Kommunikation nicht mehr diese<br />
Bedeutung hat. Dies wird wohl gesellschaftspolitische<br />
Vorteile haben, aber für das<br />
Funktionieren dieses Ortes ist es negativ.<br />
Seit 18 Jahren bin ich Obmann der Freilichtspiele.<br />
Vor 25 Jahren war ich als junger<br />
Architekt als Assistent von Architekt Holzknecht<br />
mit der Bauleitung beim Umbau des<br />
Mesnerhauses (Sitz des Freilichttheaters)<br />
betraut <strong>und</strong> jetzt baue ich neben diesem<br />
Haus die Bibliothek. Diese Gelegenheit zur<br />
Errichtung einer Kulturmeile erfüllt einen 20<br />
Jahre alten Traum. Wir brauchen diesen Ort<br />
für die Kultur, <strong>und</strong> wir brauchen neben dieser<br />
Einrichtung eine Vernetzung mit der<br />
Wirtschaft, denn nur mit Hilfe von lokalem<br />
Sponsoring ist die Kultur in der „Provinz“<br />
zu finanzieren <strong>und</strong> an den Mann zu bringen.<br />
Es braucht, ganz banal gesagt, einen<br />
Supermarkt, ein Hotel, ein Ärztehaus, eine<br />
Bank etc. etc. neben dem Theaterhaus <strong>und</strong><br />
neben der Bibliothek, … nicht draußen<br />
außerhalb vom Dorf, sondern im Dorf, damit<br />
das Dorf lebt, damit der kleine Blumenladen<br />
ein paar Sachen verkaufen kann <strong>und</strong><br />
damit die Leute wissen, dass am Abend<br />
eine Vorstellung, eine Lesung, ein Konzert<br />
stattfindet, ein Film gezeigt wird <strong>und</strong> dies<br />
erzeugt allemal eine bessere Kommunikation<br />
als zu Hause vor dem Fernseher.<br />
TB Eine Frage über das Reitzentrum, das<br />
Mai Maggio 2004 turrisbabel 62<br />
Sie vor zwei Jahren in der Fraktion Vill<br />
gebaut haben. Die Anwendung von unbehandelten<br />
Baumstämmen als Riesensäulen<br />
ist ungewöhnlich <strong>und</strong> hat diesem Baukomplex<br />
ein besonders uriges Aussehen<br />
verliehen. Wie ist diese Idee entstanden?<br />
ZB Die Idee ist aus einer ganz einfachen<br />
Überlegung entstanden. Baron Longo, der<br />
Eigentümer des Reitzentrums, ist ein großer<br />
Waldbesitzer <strong>und</strong> er bekommt seit Jahren<br />
für sein Holz nichts mehr gezahlt, zu<br />
viel Arbeit, zu viel das, zu viel jenes. Die<br />
Holzwirtschaft ergibt keinen Ertrag mehr.<br />
Da er so viel Material zur Verfügung hatte<br />
<strong>und</strong> kein Geld dafür bekommt, hat er folgende<br />
Überlegung angestellt: „Wenn ich<br />
für mein Holz eh nichts bekomme, behalt<br />
ich’s mir <strong>und</strong> werde es so einsetzen, dass<br />
ich zumindest nicht viel anderes Material<br />
kaufen muss, wenn ich mir etwas baue“.<br />
Das war die Gr<strong>und</strong>überlegung.<br />
TB Die Anlage ist riesengroß, flächenmäßig<br />
durchaus mit den Würth-Bauten zu vergleichen.<br />
Hat sie Zukunft?<br />
ZB Sie hat sicherlich Zukunft, denn es hat<br />
sich in diesen zwei Jahren herausgestellt,<br />
dass man die Halle sehr vielseitig verwenden<br />
kann. Eine von vielen Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> ein Wunsch von mir wäre zum Beispiel,<br />
wenn über die Winterzeit ein Teil von<br />
dieser riesigen Halle auch als Eisplatz genützt<br />
werden könnte, statt eine neue Eishalle<br />
zu bauen. Dies auch deshalb, weil alle<br />
Infrastrukturen (optimale Verkehrsanbindung<br />
für Besucher von außen, Parkplätze,<br />
Bar, WC-Anlagen, usw.) ohnehin vorhanden<br />
sind. Weiter hat es neben den vielen pferdesportlichen<br />
Veranstaltungen mehrere<br />
Events verschiedener Natur gegeben <strong>und</strong><br />
es hat sich erwiesen, dass die Halle als<br />
unkonventioneller Veranstaltungsraum<br />
tauglich ist. Es ist ein Raum an einem Ort,<br />
der direkt an der Autobahnausfahrt liegt,<br />
der ohne weiteres 3000 Besucher aufnehmen<br />
kann, ohne dass die umliegenden Ortschaften<br />
bzw. Ortsteile Vill, <strong>Neumarkt</strong> <strong>und</strong><br />
Auer davon in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden. Wie gesagt, 3000 Leute, von<br />
denen sich vielleicht 50 in den Ortskern verirren,<br />
vielleicht weil sie in der „Guida Veronelli“<br />
oder ähnlichen Führern vom besonderen<br />
Restaurant, vom historischen Gasthof,<br />
von den verschiedenen hervorragenden<br />
Weinproduzenten gelesen haben<br />
oder von den Dörfern im Umfeld (Kur-