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Artinside Das Museumsmagazin der Region Basel Ausgabe ...

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26<br />

Renoir. Zwischen Bohème<br />

und Bourgeoisie:<br />

Die frühen Jahre<br />

01.04.2012 – 12.08.2012<br />

Kunstmuseum <strong>Basel</strong><br />

www.kunstmuseumbasel.ch<br />

Prägende Künstlerfreundschaften<br />

<strong>Das</strong> Kunstmuseum <strong>Basel</strong> richtet in seiner Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

seit dem 1. April den Fokus auf das<br />

überraschend vielschichtige Werk <strong>der</strong> frühen Jahre<br />

Pierre-Auguste Renoirs. Einen Höhepunkt <strong>der</strong> Ausstellung<br />

bilden Gemälde, für die ihm Lise Tréhot Modell<br />

stand. In diesen tritt sie in unterschiedlichsten Rollen<br />

und Bildgenres auf: Beispielsweise als modisch gekleidete<br />

Pariserin und bohemiennehaftes Landmädchen.<br />

Renoir und Lise verband ein von 1865 bis 1872 dauerndes<br />

Verhältnis, aus dem zwei illegitime Kin<strong>der</strong> hervorgingen.<br />

Diesem Thema sowie <strong>der</strong> Frage nach Renoirs Beitrag<br />

zu einer Malerei <strong>der</strong> «vie mo<strong>der</strong>ne» war <strong>der</strong> Artikel<br />

gewidmet, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Frühlingsausgabe des <strong>Artinside</strong> erschienen<br />

ist.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für Renoirs Entwicklung<br />

während seiner künstlerisch entscheidenden Jahre war<br />

sein soziales Umfeld: Dazu zählten Gönner wie die traditionsreiche,<br />

kunstsinnige Familie Le Cœur und enge<br />

Künstlerfreundschaften, die ihn mit etwa gleichaltrigen<br />

Kollegen wie Alfred Sisley, Claude Monet und Frédéric<br />

Bazille verbanden. Gemälde, in denen diese Personen ihren<br />

Auftritt haben, bilden in <strong>der</strong> Ausstellung eine eigene,<br />

zentrale Gruppe. Dem Verhältnis zwischen Renoirs sozialem<br />

Umfeld und den Bil<strong>der</strong>n, zu denen es ihn anregte,<br />

ist <strong>der</strong> vorliegende Beitrag gewidmet.<br />

Im November 1861 trat Renoir in das Atelier des<br />

Schweizer Malers Charles Gleyre ein. Hier traf <strong>der</strong> gelernte,<br />

aus einer Handwerkerfamilie stammende Porzellanmaler<br />

erstmals auf Jules Le Cœur, Sisley, Monet und<br />

Bazille: junge Männer aus wohlhabendem Elternhaus, die<br />

sich entgegen <strong>der</strong> Familientradition dafür entschieden<br />

hatten, Maler zu werden. Le Cœur mietete in Marlotte,<br />

einem unweit von Paris im Wald von Fontainebleau gelegenen<br />

Ort, ein Haus. Von hier aus brachen die Künstlerkollegen<br />

ins Umland auf und experimentierten wie<br />

von Stefanie Manthey*<br />

Camille Corot und François Daubigny, beide bekannte<br />

Maler <strong>der</strong> Vorgängergeneration, mit Landschaftsdarstellungen.<br />

Sie strebten danach, die Jury des Pariser Salons<br />

zu überzeugen und Gemälde bei dieser Grossausstellung<br />

zeigen zu können. Parallel dazu bemühte sich Renoir<br />

um Porträtaufträge und empfahl sich damit als Maler<br />

von Bildnissen. 1864 porträtierte er William Sisley, den<br />

Vater seines Künstlerfreundes Alfred Sisley. In unmittelbarer<br />

Folge malte Renoir Sisley junior: Er zeigt den Sohn<br />

als Inbegriff des Dandys mit einer locker um den Hals<br />

geschlungenen «cravate». Diese entspricht dem sprichwörtlichen<br />

Code <strong>der</strong> Eleganz, <strong>der</strong> von dem Ur-Dandy<br />

Beau Brummell geprägt wurde. Renoir imitiert mit Pinsel<br />

und Farbe den lässigen Fall <strong>der</strong> «cravate» in <strong>der</strong> pointenreichen<br />

Mühelosigkeit, die je<strong>der</strong> Dandy anstrebt: Im Effekt<br />

muss <strong>der</strong> Knoten so wirken, als ob er in grösster Hast<br />

geschlungen wurde.<br />

Unter Renoirs Künstlerfreunden nehmen Bazille und<br />

Monet eine Son<strong>der</strong>stellung ein. Mit Bazille verband ihn<br />

bis zu dessen frühzeitigem Tod im Deutsch-Französischen<br />

Krieg die grösste Nähe. Ende <strong>der</strong> 1860er-Jahre<br />

nutzten sie gemeinsam die in Paris von Bazille gemieteten<br />

Räume. Renoirs Verhältnis zu Monet war nicht konstant,<br />

dafür aber phasenweise künstlerisch umso intensiver.<br />

1869 malten sie erstmals Seite an Seite in <strong>der</strong> Nähe von<br />

Bougival, einer Gegend, die von <strong>der</strong> Pariser Bevölkerung<br />

wegen <strong>der</strong> Badeinsel, La Grenoullière, am Wochenende<br />

belagert wurde. Gemeinsam zählten sie zu den ersten, die<br />

den städtischen Badespass als Thema zeitgenössischer<br />

Malerei aufgriffen. Diese Praxis setzten sie Anfang <strong>der</strong><br />

1870er-Jahre fort, nachdem Monet zusammen mit seiner<br />

Frau Camille und ihrem Sohn Jean nach Argenteuil umgezogen<br />

war. Sie begaben sich in Monets Malboot und<br />

machten von dort aus dasselbe Motiv zum Thema ihrer<br />

Gemälde: im Fall von La Seine à Argenteuil (Les voiles)<br />

<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />

Pierre-Auguste Renoir, Portrait d'Alfred Sisley, um 1864<br />

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