Kienholz: Die Zeichen der Zeit - Artinside
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<strong>Artinside</strong> Ausstellungen<br />
Auguste Renoir, Im Sommer, 1868<br />
in<br />
<strong>der</strong> Region Basel<br />
Ausgabe Frühling 2012<br />
Renoir. Zwischen Bohème<br />
und Bourgeoisie<br />
<strong>Die</strong> frühen Jahre<br />
01.04.2012 – 12.08.2012<br />
Kunstmuseum Basel<br />
<strong>Kienholz</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
22.02.2012 – 13.05.2012<br />
Museum Tinguely<br />
Pierre Bonnard<br />
29.01.2012 – 13.05.2012<br />
Fondation Beyeler, Riehen<br />
Cevdet Erek<br />
«Week»<br />
13.01.2012 – 04.03.2012<br />
Kunsthalle Basel<br />
Ferdinand Gehr<br />
bis 29.04.2012<br />
Kloster Schönthal<br />
Langenbruck/BL<br />
Ronan & Erwan Bouroullec<br />
Album<br />
03.02.2012 – 28.05.2012<br />
Vitra Design Museum Gallery,<br />
Weil am Rhein/D<br />
Chassé-croisé<br />
Dada-Surréaliste, 1916–1969<br />
15.01.2012 – 01.07.2012<br />
Espace Fernet Branca<br />
Saint-Louis/F<br />
Copley<br />
Bil<strong>der</strong> 1947–1994<br />
18.02.2012 – 10.06.2012<br />
Museum Frie<strong>der</strong> Burda,<br />
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Bernhard Mendes Bürgi<br />
Bernhard<br />
Roland<br />
Mendes<br />
Wetzel<br />
Bürgi<br />
Liebe Kunstfreunde<br />
Pierre-Auguste Renoir zählt zur Gruppe französischer Maler, die den Impressionismus begründet<br />
haben. Mit heller Palette, einer lockeren Pinselführung, Motiven aus dem mo<strong>der</strong>nen Stadtleben und des<br />
Freizeitvergnügens in <strong>der</strong> Natur schrieben er und seine Mitstreiter Kunstgeschichte. In <strong>der</strong> Folge wurden<br />
von Renoirs Œuvre häufig nur die impressionistische Phase, o<strong>der</strong>, wie jüngst in den Ausstellungen in<br />
Paris, Los Angeles und Philadelphia, sein Spätwerk wahrgenommen. Als «Maler des Glücks» ist Renoir<br />
gefeiert, aber auch auf ein Klischee reduziert worden.<br />
Das Kunstmuseum Basel lenkt nun in einer grossen Überblicksaustellung zum ersten Mal überhaupt<br />
den Fokus auf das künstlerisch herausragende und in seiner Vielschichtigkeit überraschende Frühwerk<br />
des Künstlers bis hin zu den bedeutenden impressionistischen Gemälden <strong>der</strong> 1870er-Jahre. <strong>Die</strong>se frühen<br />
Gemälde spiegeln die Bil<strong>der</strong>fahrungen wi<strong>der</strong>, die ihm regelmässige Studienaufenthalte im Louvre eröffneten,<br />
vor allem aber die revolutionären Neuerungen seiner <strong>Zeit</strong>: <strong>der</strong> Realismus Gustave Courbets, die<br />
Freilichtmalerei <strong>der</strong> Schule von Barbizon und die Einflüsse, die er durch die Künstlerfreunde Édouard<br />
Manet o<strong>der</strong> Claude Monet empfing, denen er künstlerisch in diesen Jahren am nächsten stand.<br />
Nicht nur Renoir ist zum Inbegriff <strong>der</strong> französischen Peinture geworden, son<strong>der</strong>n auch Pierre<br />
Bonnard, dem die Fondation Beyeler eine Retrospektive widmet. Obwohl ein Maler <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, fussen<br />
die intimen Szenerien von Bonnards Gemälden im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Er war stark an den Impressionisten<br />
interessiert, griff vor allem ihre Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Farbe und Licht auf und entwickelte seinen Stil<br />
<strong>der</strong> lichten Weichheit.<br />
Obwohl nicht Franzose, son<strong>der</strong>n Ostschweizer, hat Ferdinand Gehr in seinen Blumen-Aquarellen<br />
eine ähnliche Leuchtkraft <strong>der</strong> Farben erreicht. Ich freue mich auf eine Wie<strong>der</strong>begegnung im Kloster<br />
Schönthal mit diesem Maler, <strong>der</strong> in meiner Kindheit sehr präsent war mit Bil<strong>der</strong>n zwischen Spiritualität<br />
und Abstraktion.<br />
Zum Bereich <strong>der</strong> klassischen Mo<strong>der</strong>ne gehört auch das Werk von Rudolf Steiner. Ich bin froh, dass das<br />
Vitra Design Museum <strong>der</strong> Neuaufarbeitung dieses vielschichtigen Werkes so viel <strong>Zeit</strong> einräumt und es<br />
mit zahlreichen Veranstaltungen vernetzt. Und gespannt kann man sein, was nach <strong>der</strong> Surrealisten-<br />
Ausstellung in <strong>der</strong> Fondation Beyeler <strong>der</strong> Espace d’Art Contemporain Fernet Branca unter dem Stichwort<br />
<strong>der</strong> Collage für neue Aspekte des Surrealismus, aber auch des Dadaismus zeigen wird.<br />
Ich freue mich auf eine Wie<strong>der</strong>entdeckung von Edward <strong>Kienholz</strong> im Museum Tinguely. Lässt einen die<br />
drastische Realistik seiner zumeist grossen Rauminstallationen noch erschauern wie früher? Ein ganz<br />
an<strong>der</strong>s gelagertes Werk eines an<strong>der</strong>en amerikanischen Künstlers präsentiert das Museum Frie<strong>der</strong> Burda,<br />
nämlich von William Copley, von dem ich als Student in <strong>der</strong> Kunsthalle Bern eine tolle Ausstellung<br />
gesehen habe. Mehr Insi<strong>der</strong>n bekannt als Schöpfer von ironisierten Begegnungen zwischen Mann und<br />
Frau, ist es verdienstvoll, diesen Künstler und Vermittler einem grösseren Publikum bekannt zu machen.<br />
Spannende Ausstellungsbesuche wünscht Ihnen Ihr<br />
Bernhard Mendes Bürgi,<br />
Direktor Kunstmuseum<br />
editorial<br />
<strong>Artinside</strong>
inhalt 06 Renoir: Zwischen Bohème und Bourgeoisie.<br />
<strong>Die</strong> frühen Jahre<br />
Auguste Renoir zählt zu den französischen Malern, die in den frühen<br />
1870er-Jahren den Impressionismus begründet haben. Mit heller Palette,<br />
einer lockeren Pinselführung, Motiven aus dem mo<strong>der</strong>nen Stadtleben<br />
und des Freizeitvergnügens in <strong>der</strong> Natur schrieben er und seine<br />
Mitstreiter Kunstgeschichte. Das Kunstmuseum Basel richtet in dieser<br />
grossen Überblicksausstellung erstmals den Fokus auf das überraschend<br />
vielschichtige Frühwerk des Künstlers bis hin zu den ersten bedeutenden<br />
impressionistischen Gemälden. Renoirs wichtigstes Modell <strong>der</strong> frühen<br />
Jahre war seine Geliebte Lise Tréhot. <strong>Die</strong>se Werkgruppe bildet einen<br />
Höhepunkt <strong>der</strong> Ausstellung und zeigt die Spannweite von Renoirs erstem<br />
Schaffensjahrzehnt.<br />
<strong>Artinside</strong><br />
Auguste Renoir, Café Concert ou la première sortie, 1876<br />
William N. Copley, Marylin, 1965<br />
Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, The Rhinestone Beaver<br />
Peep Show Triptych, 1980<br />
12 William N. Copley im Museum Frie<strong>der</strong> Burda<br />
Das Museum Frie<strong>der</strong> Burda zeigt in seiner Son<strong>der</strong>ausstellung über 80<br />
Werke, des 1996 verstorbenen amerikansichen Künstlers. Begeistert von<br />
Dadaismus, Surrealismus und amerikanischer Pop Art setzte sich Copley,<br />
– <strong>der</strong> auch als Galerist, Schriftsteller und Verleger tätig war – in seinen<br />
Bil<strong>der</strong>n auf ironische Weise mit dem erotischen Spiel zwischen Mann und<br />
Frau in all seinen Facetten auseinan<strong>der</strong>.<br />
14 <strong>Kienholz</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> im Museum Tinguely<br />
Der amerikanische Konzept- und Objektkünstler Edward <strong>Kienholz</strong><br />
(1927–1994) schuf seit Mitte <strong>der</strong> 1950er-Jahre ein rebellisches und<br />
polarisierendes Œuvre. Im Zentrum seiner Arbeit, die er ab 1972<br />
gemeinsam mit seiner vierten Frau Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong> realisierte,<br />
stehen Religion, Krieg, Tod, Sex und die abgründigen Seiten <strong>der</strong><br />
Gesellschaft. <strong>Kienholz</strong> und Tinguely verbindet <strong>Zeit</strong>genossenschaft,<br />
gegenseitige Freundschaft und Achtung vor <strong>der</strong> je an<strong>der</strong>en<br />
Radikalität des künstlerischen Schaffens. <strong>Die</strong> Ausstellung zeigt neben<br />
eindrücklichen kleineren Skulpturen eine Reihe <strong>der</strong> spektakulären,<br />
raumgreifenden «moralischen Tableaux» und umfasst Werke,<br />
die zwischen 1960 und 1994 entstanden sind.<br />
20 <strong>Die</strong> Kunsthalle Basel zeigt Cevdet Erek<br />
Der aus Istanbul stammende Künstler und Musiker Cevdet Erek hat den<br />
Oberlichtsaal <strong>der</strong> Kunsthalle in eine Sound-Installation verwandelt.<br />
21 Ferdinand Gehr im Kloster Schönthal<br />
Ferdinand Gehr (1896–1996), ein Maler zwischen Spiritualität und<br />
Abstraktion, war <strong>der</strong> führende Kirchenkünstler <strong>der</strong> Schweizer<br />
Mo<strong>der</strong>ne. Über sechzig Jahre hat Gehr, <strong>der</strong> sein Todesjahr mit seinem<br />
100. Geburtstag krönte, in grosser Selbstständigkeit und Freiheit ein<br />
strahlendes, farberfülltes Œuvre geschaffen. <strong>Die</strong> religiösen Themen<br />
vermählen sich mit <strong>der</strong> romanischen Architektur des Klosters Schönthal,<br />
seine Landschaften mit <strong>der</strong> Naturschönheit des Basler Jura.<br />
22 Pierre Bonnard in <strong>der</strong> Fondation Beyeler<br />
Pierre Bonnard (1867–1947) war ein Magier <strong>der</strong> Farben. Seine bevorzugten<br />
Sujets stammen aus dem persönlichen Umfeld. Sie zeigen das bunte<br />
Treiben auf den Pariser Strassen, prachtvolle Gartenlandschaften<br />
und ungewöhnliche Interieurs seiner Häuser in <strong>der</strong> Normandie und<br />
an <strong>der</strong> Côte d’Azur mit den legendären Porträts seiner Frau Marthe.<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung präsentiert über 60 faszinierende Gemälde des<br />
renommierten französischen Malers aus internationalen Museen und<br />
Privatsammlungen.<br />
29 <strong>Die</strong> Brü<strong>der</strong> Bouroullec im Vitra Design Museum<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung Ronan & Erwan Bouroullec – Album präsentiert<br />
Zeichnungen und Studienmodelle <strong>der</strong> Designer erstmalig im<br />
deutschsprachigen Raum. Sie bietet Einblicke in <strong>der</strong>en Ideenwelt<br />
und Entwurfsprozesse und zeigt, dass die Zeichnung auch im<br />
Computerzeitalter ein unverzichtbares Werkzeug vieler Designer ist.<br />
31 Espace d'Art Contemporain Fernet Branca<br />
In Saint-Louis erwartet das Publikum eine dada-surrealistische Collage<br />
aus rund 200 Werken von insgesamt 98 Surrealisten, Dadaisten und<br />
Gleichgesinnten.<br />
32 Adressen, Öffnungszeiten<br />
Impressum<br />
<strong>Artinside</strong> – Das Museumsmagazin <strong>der</strong> Region Basel<br />
Herausgeber: Matthias Geering<br />
Artdirection/Produktion: Sibylle Meier<br />
Lauftext Meier Geering, Oberwilerstrasse 69, CH-4054 Basel<br />
info@artinside.ch | www.artinside.ch<br />
Ausgabe Frühjahr 2012 | Erscheint drei Mal jährlich | Auflage 166 000 Exemplare<br />
Bildbearbeitung/Druck: Vogt-Schild Druck, Derendingen<br />
Ein Teil <strong>der</strong> Auflage ist <strong>der</strong> Basler <strong>Zeit</strong>ung vom 25. Januar 2012 beigelegt<br />
Jahresabo Schweiz: CHF 18.–, Jahresabo EU: Euro 18.– | ISSN 1660-7287<br />
<strong>Die</strong> nächste Ausgabe erscheint am 4. Juni 2012<br />
Ferdinand Gehr, Gebeugte Figur, Entwurf, 1967<br />
Pierre Bonnard, <strong>Die</strong> Quelle, 1917<br />
Ronan & Erwan Bouroullec, Clouds für Kvadrat, 2008<br />
inhalt 5
6<br />
<strong>Artinside</strong><br />
Renoir: Zwischen Bohème und Bourgeoisie.<br />
<strong>Die</strong> frühen Jahre<br />
Renoir. Zwischen Bohème<br />
und Bourgeoisie.<br />
<strong>Die</strong> frühen Jahre<br />
01.04.2012 – 12.08.2012<br />
Kunstmuseum Basel<br />
www.kunstmuseumbasel.ch<br />
Pierre-Auguste Renoir (1841–1919) zählt zu <strong>der</strong> Gruppe französischer<br />
Maler, die den Impressionismus begründet haben.<br />
Mit heller Palette, einer lockeren Pinselführung, Motiven aus<br />
dem mo<strong>der</strong>nen Stadtleben und des Freizeitvergnügens in <strong>der</strong> Natur<br />
schrieben er und seine Mitstreiter Kunstgeschichte. Nimmt man sein<br />
gesamtes Œuvre in den Blick, entspricht Renoirs Engagement als<br />
Mitglied dieser Gruppe einer Phase innerhalb seines langen Lebens.<br />
Eine weitere Phase bildet das Spätwerk, das zuletzt mit einer grossen<br />
Ausstellung in Paris, Los Angeles und Philadelphia gewürdigt wurde.<br />
In <strong>der</strong> allgemeinen Wahrnehmung gilt Renoir als «Maler des Glücks».<br />
Als dieser ist er gefeiert, aber auch auf ein Klischee reduziert worden.<br />
Das Kunstmuseum Basel richtet in einer grossen Überblicksausstellung<br />
nun erstmals den Fokus auf das künstlerisch herausragende<br />
und überraschend vielschichtige Frühwerk des Künstlers bis hin zu<br />
bedeutenden impressionistischen Gemälden <strong>der</strong> 1870er-Jahre. Renoir<br />
ist in <strong>der</strong> Sammlung des Kunstmuseums Basel mit wichtigen frühen<br />
Werken vertreten. Darunter <strong>Die</strong> Dame mit dem Möwenhütchen, ein Gemälde,<br />
in dem Renoir sein erstes zentrales Modell, Lise Tréhot, als<br />
modisch gekleidete Pariserin inszeniert.<br />
Renoir wurde in Limoges in eine Handwerkerfamilie geboren. Bereits<br />
im Alter von vier Jahren zog er mit seinen Eltern zur <strong>Zeit</strong> eines<br />
grossen Zustroms an Handwerkerfamilien nach Paris. Hier absolvierte<br />
er eine Lehre zum Porzellanmaler in <strong>der</strong> Pariser Manufaktur<br />
Lévy frères et compagnie und arbeitete zunächst erfolgreich in diesem<br />
Metier. Schon damals zeichnete sich ab, dass die Industrialisierung<br />
eine Krise für dieses Handwerk und die damit verbundene<br />
Laufbahn mit sich bringen würde. Renoir erneuerte jährlich seine Erlaubnis,<br />
im Louvre Gemälde studieren und kopieren zu können, und<br />
erreichte eine Aufnahme in die École des Beaux-Arts. Hier durchlief<br />
er zeitweilig eine Ausbildung zum akademischen Maler, dann wechselte<br />
er in das Atelier des Genfer Malers Charles Gleyre. Dort lernte<br />
er gleichaltrige Kollegen wie Claude Monet, Alfred Sisley, Frédéric<br />
Bazille und Jules Le Cœur kennen. Le Cœur hatte sich nach einem<br />
schweren Schicksalsschlag dagegen entschieden, eine Laufbahn als<br />
Architekt weiterzuverfolgen. Das Klima eines Lebens in <strong>der</strong> Bohème<br />
unter Gleichaltrigen, wo Neigung und Haltung höher gewichtet wurden<br />
als ererbter Status und Repräsentation, sagte ihm zu. Er zog aus<br />
<strong>der</strong> Stadt aufs Land, wo er in Marlotte ein Haus mietete, und das sich<br />
rasch zu einem Treffpunkt entwickelte. In diesem Umfeld lernte Le<br />
Cœur Clemence Tréhot kennen und Renoir <strong>der</strong>en Schwester Lise.<br />
Lise stand ab 1865 nicht nur regelmässig für Renoir Modell, sie wurde<br />
auch seine Geliebte und Mutter zweier von Renoir gezeugter Kin<strong>der</strong>,<br />
die er bis über seinen Tod hinaus verheimlichte.<br />
Mit Lise erprobte sich Renoir im grossen Format: 1868 feierte er<br />
im Pariser Salon sein Debüt mit einem Gemälde, das sie als junge Pariserin<br />
im weissen Musselinkleid zeigt. Bereits im darauffolgenden<br />
Jahr gelang es ihm, mit Im Sommer an diesen Erfolg anzuknüpfen.<br />
*von Stefanie Manthey<br />
Hier erscheint Lise als bohemiennehaftes Landmädchen vor einem<br />
in Grüntönen gehaltenen Hintergrund. In <strong>der</strong> Pinselführung sind<br />
Formen von Blättern aufgenommen, die zwischen sich Naturlicht<br />
hindurchdringen lassen. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass <strong>der</strong><br />
Landschaftshintergrund in seinen prä-impressionistischen Zügen<br />
kein durchgehendes Merkmal dieser Frauendarstellung ist. Ihr Gesicht,<br />
ihre Arme und Hände sind so aus Farbe modelliert, dass sie wie<br />
individualisierende Merkmale wahrgenommen werden, die auf die<br />
reale Person bezogen bleiben. Sie werden nicht geschönt o<strong>der</strong> perfektioniert.<br />
Zuletzt hatte sich Gustave Courbet mit diesem Einsatz von<br />
Malerei eine Position erarbeitet, die von jungen Künstlern als Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
begriffen wurde.<br />
Auguste Renoir, Stillleben mit Blumenbouquet, 1871 Auguste Renoir, Frau mit Papagei, um 1870<br />
7
8<br />
<strong>Die</strong> Frau, die in Renoirs Gemälden bis<br />
1872 mit Zügen <strong>der</strong> Lise erscheint, deckt ein<br />
denkbar weites Spektrum an Frauenrollen ab.<br />
Darunter auch dasjenige <strong>der</strong> eleganten Pariser<br />
Dame im Tournürenkleid, die in einem<br />
Interieur damit beschäftigt ist, einen männlichen<br />
Papagei zu füttern. Dezent orchestriert<br />
Renoir die erotischen Anspielungen,<br />
empfiehlt sich als Maler zwischen Bohème<br />
und Bourgeoisie. Das Milieu <strong>der</strong> Haute Bourgeoisie<br />
lernte Renoir aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven kennen. Über Jules Le Cœur<br />
und dessen Familie als Gönner und massgebliche<br />
För<strong>der</strong>er. Jules’ Bru<strong>der</strong> Charles vermittelte<br />
Renoir nicht nur einen Auftrag für<br />
die Innenausstattung des Stadthauses des<br />
Prinzen Bibesco, son<strong>der</strong>n auch für Porträts.<br />
Das malerische Repertoire des frühen<br />
Renoir umfasst neben Porträts und Figurenbil<strong>der</strong>n<br />
Stillleben und Landschaften. In<br />
den Landschaftsdarstellungen, die eine umfängliche<br />
Gruppe in <strong>der</strong> Ausstellung bilden,<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
Auguste Renoir, Frau mit Sonnenschirm im Garten, 1875<br />
zeigt sich exemplarisch die Spannweite von<br />
Renoirs erstem Schaffensjahrzehnt. Zentrale<br />
Orientierungsfigur war für Renoir in den<br />
frühen 1860er-Jahren auch hier <strong>der</strong> bereits<br />
erwähnte Courbet. Mit seiner Art, Farbmaterie<br />
mit dem Palettmesser aufzutragen, experimentierte<br />
Renoir und fand so in seinen<br />
eigenen Worten zur «vraie peinture», zur<br />
wahren Malerei.<br />
Ende <strong>der</strong> 1860er-Jahre brach er zusammen<br />
mit seinem Künstlerfreund Claude Monet<br />
nach La Grenoullière auf, einem beliebten<br />
Ausflugsziel <strong>der</strong> Pariser Gesellschaft. Hier<br />
entdeckte er im zeitgenössischen Freizeitverhalten<br />
in <strong>der</strong> Natur ein Thema, das ihn bis in<br />
die späten 1870er-Jahre beschäftigen sollte.<br />
Dabei griff er auf traditionelle Bildtypen<br />
wie Genre und Idylle zurück und brachte<br />
zum Ausdruck, in welcher Ausrichtung ihn<br />
die «Vie Mo<strong>der</strong>ne» vor dem Hintergrund<br />
von Schrittmachern wie dem wenig älteren<br />
Malerkollegen Edouard Manet in seinen Ge-<br />
mälden interessierte. Er nimmt sie als Beobachten<strong>der</strong><br />
in den Blick, <strong>der</strong> Perspektiven<br />
mo<strong>der</strong>iert und dabei seine Seherfahrungen<br />
und sein im Louvre geschultes Wissen über<br />
Malerei einfliessen lässt.<br />
<strong>Die</strong> sozialen und politischen Konfliktfel<strong>der</strong><br />
einer Gesellschaft im Umbruch vom<br />
Zweiten Kaiserreich über die Revolution <strong>der</strong><br />
Pariser Commune bis hin zur Dritten Republik<br />
macht er nicht direkt zum Thema. Stattdessen<br />
rückt er Themen wie Beziehung und<br />
Begehren ins Blickfeld.<br />
Wochenendgäste und <strong>der</strong> namentlich bekannte<br />
Canotier Laurador sind die Protagonisten<br />
seiner Sicht auf das als Ausflugsziel<br />
beliebte Restaurant La Fournaise in <strong>der</strong> Nähe<br />
von Chatou. Ihrer entspannten Lässigkeit ist<br />
ein Moment <strong>der</strong> Melancholie und <strong>der</strong> «Konstruiertheit<br />
des Glücks» eingeschrieben, das<br />
Michael F. Zimmermann als zentrales Merkmal<br />
<strong>der</strong> Werke des frühen Renoir insgesamt<br />
benennt. Gemälde wie diese präsentierte Re-<br />
noir im Rahmen <strong>der</strong> ersten drei, ab 1874 stattfindenden<br />
Impressionistenausstellungen:<br />
einer Initiative <strong>der</strong> salonkritischen «Société<br />
anonyme des artistes», die von Monet und<br />
ihm mitbegründet worden war.<br />
<strong>Die</strong> Basler Ausstellung zeigt Renoirs Werk<br />
<strong>der</strong> ersten an<strong>der</strong>thalb Jahrzehnte in seinen<br />
Wi<strong>der</strong>sprüchen und malerischen Höchstleistungen.<br />
50 Gemälde, Porträts, Landschaften<br />
und Stillleben – Hauptwerke aus grossen Mu-<br />
seumssammlungen wie dem Musée d’Orsay,<br />
Paris, <strong>der</strong> National Gallery, London, dem Metropolitan<br />
Museum, New York, o<strong>der</strong> dem Art<br />
Institute of Chicago sowie kaum bekannte<br />
Werke aus Privatbesitz vermitteln einen umfangreichen<br />
Einblick in diese künstlerisch<br />
entscheidenden Jahre Renoirs.<br />
*Stefanie Manthey ist als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin an <strong>der</strong> Ausstellung mitbeteiligt.<br />
Renoir. Between Bohemia and Bourgeoisie, The Early Years. Auguste Renoir (1841–1919) was a member of the<br />
group of French painters who laid the foundations of Impressionism. With a bright palette, loose brushstrokes, and motifs<br />
from mo<strong>der</strong>n urban life and leisure in natural settings, Renoir and his fellow Impressionists wrote art history. As a result, the<br />
Impressionist period has largely dominated perceptions of Renoir’s œuvre. In a grand survey exhibition, the Kunstmuseum Basel<br />
now focuses for the first time on the artist’s surprisingly multifaceted early work from the period leading up to his first important<br />
Impressionist paintings of the 1870s. Renoir’s early work reflects the tensions between conflicting conceptions of painting.<br />
His own point of departure was decorative porcelain painting. Subsequent influences include the realism of Gustave Courbet,<br />
the Barbizon school’s plein air paintings, and the experience of all the paintings he studied as a frequent visitor to the Louvre.<br />
Renoir’s most important model during these early years was his lover, Lise Tréhot, with whom he had a relationship that lasted<br />
from 1865 to 1872. Lise posed for a series of major early works. This group constitutes a highlight of the exhibition, illustrating the<br />
range of Renoir’s creativity during this first decade. All genres are included in the selection, with a prepon<strong>der</strong>ance of portraits and<br />
landscapes over the still lifes. Portraits of his friends and fellow artists such as Claude Monet and Frédéric Bazille form another<br />
distinct group.<br />
Auguste Renoir, Frühstück am Flussufer, 1879<br />
9
10<br />
Karlheinz Weinberger<br />
In <strong>der</strong> Ausstellung Intimate Stranger präsentiert<br />
das Museum für Gegenwartskunst<br />
die selten gezeigten Fotografien<br />
von Karlheinz Weinberger (1921–2006). Zusammen<br />
mit Magazinen und einer Auswahl<br />
von Vintagekleidung dokumentieren sie eine<br />
Jugendkultur in Zürich, die sich in <strong>der</strong> Folge<br />
des Zweiten Weltkrieges bildete, um die zeitgenössischen<br />
Vorstellungen von «Schweizer<br />
Korrektheit» zu untergraben.<br />
<strong>Die</strong> meiste <strong>Zeit</strong> seines Lebens arbeitete<br />
Weinberger als Lagerist bei Siemens-Albis in<br />
Zürich. In seiner Freizeit widmete er sich als<br />
Autodidakt <strong>der</strong> Fotografie, und portraitierte<br />
seine Liebhaber und Menschen auf <strong>der</strong> Strasse.<br />
Ab den späten 1940er-Jahren veröffentlichte<br />
er unter dem Pseudonym «Jim» seine<br />
Fotografien regelmässig in <strong>der</strong> international<br />
beachteten Homosexuellen-<strong>Zeit</strong>schrift «Der<br />
Kreis» (erschienen von 1943 bis 1967 in Zürich).<br />
1958 begann er die Arbeit an einem<br />
grösseren Projekt, für das er eine Gruppe<br />
Teen ager, die sogenannten «Halbstarken»,<br />
über einen längeren <strong>Zeit</strong>raum hinweg fotografierte.<br />
Mit einem immer respektvollen<br />
Blick fing Weinberger den Nonkonformismus<br />
<strong>der</strong> «Halbstarken» gegenüber den gesellschaftlichen<br />
Konventionen sowie <strong>der</strong>en<br />
Spiel mit maskulinen und femininen Stereotypen<br />
ein, das sie am augenscheinlichsten<br />
durch ihre Art, sich zu kleiden, veräusserten.<br />
Mit bestickten Jeansjacken und überdimensionierten<br />
Gürtelschnallen mit dem Konterfei<br />
von Idolen wie Elvis o<strong>der</strong> James Dean<br />
präsentieren sich die Heranwachsenden mal<br />
in Gang-artiger Manier an öffentlichen Plätzen,<br />
mal alleine vor Weinbergers Kamera in<br />
dessen improvisiertem Wohnzimmerstudio.<br />
Weinberger nimmt dabei die Rolle eines Intimate<br />
Stranger ein, eines vertrauten Fremden,<br />
<strong>der</strong> die Haltung einer Generation und<br />
<strong>der</strong>en periphere gesellschaftliche Positionierung<br />
unvermittelt einfängt. Während seines<br />
langjährigen Schaffens bildete Weinberger<br />
Karlheinz Weinberger<br />
Intimate Stranger<br />
21.01.2012 – 15.04.2012<br />
Museum für Gegenwartskunst<br />
www.kunstmuseumbasel.ch<br />
von Nikola <strong>Die</strong>trich*<br />
ab, was hinter den Kulissen <strong>der</strong> bürgerlichen<br />
Schweiz <strong>der</strong> 1960er-Jahre verborgen lag, und<br />
verstand es, das Konzept <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sartigkeit<br />
zu dokumentieren, ohne die Protagonisten<br />
zur Schau zu stellen.<br />
Intimate Stranger wurde vom Swiss Institute<br />
/ Contemporary Art in New York organisiert<br />
in Zusammenarbeit mit dem Nachlass<br />
von Karlheinz Weinberger, Patrik Schedler<br />
und Artist Resources Management, New<br />
York. Begleitet wird die Ausstellung von <strong>der</strong><br />
Publikation «Jeans» – ein Faksimile eines von<br />
Weinberger in den 50er Jahren selbst entworfenen<br />
Portfolios –, die vom MGK, dem Swiss<br />
Institute, <strong>der</strong> Presentation House Gallery,<br />
Vancouver und Bywater Bros. Editions herausgegeben<br />
wurde.<br />
* Nikola <strong>Die</strong>trich ist Kuratorin für<br />
Mo<strong>der</strong>ne und <strong>Zeit</strong>genössische Kunst am<br />
Museum für Gegenwartskunst Basel<br />
Tim Rollins and the K.O.S.<br />
On Transfiguration von Nikola <strong>Die</strong>trich*<br />
Tim Rollins and the K.O.S.<br />
On Transfiguration<br />
21.01.2012 – 15.04.2012<br />
Museum für Gegenwartskunst<br />
www.kunstmuseumbasel.ch<br />
Nachdem das Museum für Gegenwartskunst vor mehr als 20<br />
Jahren eine Ausstellung mit Tim Rollins + K.O.S. (Kids of<br />
Survival) präsentierte, zeigt das Kollektiv in <strong>der</strong> Ausstellung<br />
On Transfiguration ein weiteres Mal eine Werkauswahl. Sie basiert auf<br />
Tim Rollins’ Untersuchungen von Kunst als einer Form von Kollaboration<br />
und individueller Kreativität als Vermittler von sozialem Wandel<br />
und ist eine poetische Hommage an die Gemeinschaft, aber auch<br />
ein politischer Verweis auf das Potenzial jedes Einzelnen.<br />
Als Rollins 1982 begann, in einer Schule in <strong>der</strong> South Bronx in New<br />
York zu unterrichten, entwickelte er eine sozial-engagierte Lehrmethode,<br />
die auf die Herausstellung individueller Fähigkeiten zielte. Im<br />
Rahmen des Workshops «Art and Knowledge», angesiedelt an einem<br />
<strong>der</strong> extremen sozialen Brennpunkte <strong>der</strong> USA, waren fortan klassische<br />
und mo<strong>der</strong>ne Literatur, Philosophie und politische Theorie<br />
das Rohmaterial für Rollins und seine Arbeitsgruppe. <strong>Die</strong> Texte von<br />
Martin Luther King Jr., Lewis Carroll, Gustave Flaubert, Franz Kafka,<br />
Homer und William Shakespeare – um nur einige zu nennen – sind<br />
Ausgangspunkt einer reichen Bildsprache. Dabei werden bearbeitete<br />
Buchseiten direkt auf Leinwand aufgeklebt, worauf die Interpretationsansätze<br />
künstlerisch ausgearbeitet werden.<br />
Das Konzept dieser Art von Transformation ist ein Leitmotiv, das<br />
das gesamte Werk des Kollektivs prägt, das seit mehr als zwanzig Jahren<br />
in wechseln<strong>der</strong> Besetzung arbeitet. Es ist nicht nur un trennbarer<br />
Bestandteil des kreativen Schaffensprozesses an sich, son<strong>der</strong>n auch<br />
verbindendes Motiv, das sich hinter <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Textgrundlage<br />
verbirgt. <strong>Die</strong> Verbindung, die zwischen Werken wie Shakespeares<br />
Macbeth, Kafkas <strong>Die</strong> Verwandlung und Collodis Pinocchio zu Tage tritt,<br />
Weitere Ausstellungen<br />
im Kunstmuseum Basel<br />
Roza El-Hassan<br />
In Between<br />
Zeichnungen und Objekte<br />
11.02.2012 – 20.05.2012<br />
Fokus: Max Kämpf<br />
Malerei und Arbeiten<br />
auf Papier<br />
11.02.2012 – 29.04.2012<br />
ist, so Rollins, die Thematik <strong>der</strong> Aufopferung, die zu neuem Leben,<br />
neuen Vorstellungen, neuer Hoffnung führt. Durch die Aufnahme<br />
<strong>der</strong> Erzählungen in den Kanon klassischer Literatur und dadurch,<br />
dass sich Tim Rollins + K.O.S. <strong>der</strong>en annehmen, werden die Figuren<br />
und ihre Geschichten letztlich wie<strong>der</strong>belebt. So ist Transfiguration<br />
nicht als blosse Verän<strong>der</strong>ung zu verstehen, wie die Übersetzung einer<br />
literarischen Grundlage in Bildende Kunst, son<strong>der</strong>n als wun<strong>der</strong>same<br />
Auferstehung in einem metaphorischen Sinne.<br />
Das Werk von Tim Rollins + K.O.S. vereint klassische Bildung und<br />
Street-Culture, Gelehrsamkeit und Spontaneität, und verbindet Elemente<br />
künstlerischer Bewegungen, wie die Funktion <strong>der</strong> Sprache als<br />
künstlerische Ausdrucks form in <strong>der</strong> Conceptual Art, mit dem Verweis<br />
auf die politische Bedeutung alltäglicher Objekte in <strong>der</strong> italienischen<br />
Arte Povera.<br />
* Nikola <strong>Die</strong>trich ist Kuratorin<br />
für Mo<strong>der</strong>ne und <strong>Zeit</strong>genössische Kunst<br />
am Museum für Gegenwartskunst Basel<br />
Im Vorfeld zur Ausstellung wird eine neue Arbeit vor Ort entstehen,<br />
die aus einem von Tim Rollins + K.O.S. durchgeführten Workshop<br />
mit einer Basler Schulklasse hervorgeht.<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Galleria d’Arte Mo<strong>der</strong>na<br />
e Contemporanea (GAMeC) in Bergamo. Ein begleiten<strong>der</strong> Katalog erscheint bei<br />
JRP I Ringier, herausgegeben von GAMeC, MGK und <strong>der</strong> Fondazione Galleria<br />
Civica in Trient.<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
Karlheinz Weinberger, Basel, 1962 Tim Rollins + K.O.S., Amerika – Everyone is Welcome! (After Franz Kafka), 2002<br />
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12<br />
Von <strong>der</strong> Anziehungskraft zwischen Männern und Frauen<br />
Grosse Copley-Retrospektive im Museum Frie<strong>der</strong> Burda<br />
Hintersinnig und durchaus frech setzt Copley seine Figuren<br />
vor ein opulentes Dekor. Ob Streifen, Rauten,<br />
Karos o<strong>der</strong> Herzen, bei William N. Copley treibt <strong>der</strong><br />
Geschlechterkampf vor bunten Mustern humorvolle Blüten. In<br />
einer umfassenden Retrospektive des 1919 geborenen und 1996<br />
verstorbenen Amerikaners präsentiert das Museum Frie<strong>der</strong><br />
Burda unter dem Titel Copley. Bil<strong>der</strong> 1947–1994 über 80 Werke<br />
des Künstlers. Copley war als Galerist, Künstler, Schriftsteller<br />
und Verleger seit Mitte <strong>der</strong> 1940er-Jahre ein wichtiger Vermittler<br />
zwischen den Surrealisten und <strong>der</strong> Pop-Art-Bewegung und<br />
gehörte zu den eigenwilligsten Persönlichkeiten <strong>der</strong> Kunstszene.<br />
Wie auch die grossen Einzelausstellungen Polke, Richter<br />
und Baselitz, die im Museum Frie<strong>der</strong> Burda zu sehen waren, basiert<br />
diese Son<strong>der</strong>ausstellung auf dem Bestand <strong>der</strong> Sammlung<br />
Frie<strong>der</strong> Burda. Schon früh sammelte Frie<strong>der</strong> Burda Arbeiten<br />
von Copley und besitzt inzwischen einen grossen Werkkomplex,<br />
<strong>der</strong> erstmals in seiner Gesamtheit gezeigt wird. Ergänzt<br />
wird dieser Bestand um internationale Leihgaben und Arbeiten<br />
aus dem Nachlass des Künstlers, von denen viele erstmals<br />
öffentlich zu sehen sein werden. In <strong>der</strong> Tradition von Dada,<br />
Surrealismus und amerikanischer Pop Art setzt sich Copley in<br />
seinen Bil<strong>der</strong>n auf ironische Weise mit dem erotischen Spiel<br />
zwischen Mann und Frau in all seinen Facetten auseinan<strong>der</strong>.<br />
Copleys Leben verlief alles an<strong>der</strong>e als geradlinig: Er wurde<br />
1919 auf <strong>der</strong> Schwelle eines New Yorker Hospizes gefunden.<br />
Zwei Jahre später wurde er von Ira und Edith Copley, wohlhabenden<br />
<strong>Zeit</strong>ungsverlegern aus Illinois, adoptiert. 1940 trat er in<br />
die US-Armee ein, zog als Soldat in die Welt, kehrte als Reporter<br />
in die Heimat zurück und begeisterte sich für den Surrealismus.<br />
1947 begann <strong>der</strong> Autodidakt zu malen, zuerst lediglich,<br />
um seine schriftlichen Fähigkeiten zu verbessern. Ein Dichter,<br />
so Copley, müsse visuell arbeiten und ein Maler poetisch. In Los<br />
Angeles gründete er eine Galerie, um die Surrealisten bekannt<br />
zu machen, doch ohne finanziellen Erfolg. Copley kaufte selbst<br />
Werke und legte damit den Grundstein zu seiner bedeutenden<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
William N. Copley, St. Valentine’s Day, 1965<br />
Copley.<br />
Bil<strong>der</strong> 1947 – 1994<br />
18.02.2012 – 10.06.2012<br />
Museum Frie<strong>der</strong> Burda, Baden-Baden<br />
www.museum-frie<strong>der</strong>-burda.ch<br />
Sammlung surrealistischer Kunst. Der ungestüme Freigeist reiste<br />
viel: war in Paris mit Man Ray, Marcel Duchamps Max Ernst und René<br />
Magritte befreundet, bevor er zehn Jahre später nach Amerika zurückkehrte,<br />
um in die New Yorker Kunstszene einzutauchen.<br />
Götz Adriani kuratiert diese Retrospektive, die vor allem auch<br />
durch eine Serie von Aquarellen, die bisher noch nie öffentlich gezeigt<br />
wurde, ein neues Licht auf die vielen Facetten des Künstlers<br />
wirft. Adriani beschreibt Copley folgen<strong>der</strong>massen: «Der Minimalist<br />
mit barocken Zügen hat ein Künstlerleben lang nicht nur seinen kuriosen<br />
Sujets, son<strong>der</strong>n auch einer raffiniert gesteuerten Kunstlosigkeit<br />
die Treue gehalten. Meist beliess er es bei schlagkräftigen Bildpointen<br />
und einer eher grafischen Vorgehensweise. Aus <strong>der</strong> Kombination<br />
<strong>der</strong> inhaltlichen Standards mit stark abstrahierenden Kürzeln<br />
gelang ihm eine bemerkenswerte kompositionelle und koloristische<br />
Vielfalt.»<br />
oben: William N. Copley, Untitled (Car), 1970<br />
unten: William N. Copley, West, 1974<br />
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14<br />
<strong>Kienholz</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Mit <strong>Kienholz</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> zeigt das Museum Tinguely<br />
das Werk von Edward <strong>Kienholz</strong> und Nancy Reddin<br />
<strong>Kienholz</strong>, zwei amerikanischen Künstlern, die zu<br />
den grossen Moralisten unserer <strong>Zeit</strong> gehören, wie – unter vielen<br />
an<strong>der</strong>en – Sebastian Brant, dessen Narrenschiff 1494 in moralsatirisch-didaktischer<br />
Weise die Welt beschrieb und einen<br />
neuen Typus <strong>der</strong> Weltsicht begründete. O<strong>der</strong> wie Francisco de<br />
Goya, <strong>der</strong> im frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>t mit seinen Pinturas Negras<br />
o<strong>der</strong> seinen Desastres de la Guerra für das Grauen von Krieg und<br />
Verzweiflung ganz neue Bildformen gefunden hat. Was diese<br />
Künstler in didaktischer Hinsicht auszeichnete, ist auch dem<br />
von Andres Pardey*<br />
<strong>Kienholz</strong>'schen Werk eigen: <strong>Die</strong> schliessliche, andauernde Hinwendung<br />
zum Guten und zum Menschen hin. Was <strong>Kienholz</strong><br />
von einem Werk wie dem Narrenschiff unterscheidet, ist die<br />
umfassende Kritik, die <strong>der</strong> Amerikaner an <strong>der</strong> Gesellschaft und<br />
an ihren Institutionen wie <strong>der</strong> Politik o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirche übte. Und<br />
doch: es ist <strong>der</strong> Mensch, dem die uneingeschränkte Zuneigung<br />
<strong>Kienholz</strong>' galt und <strong>der</strong> nie als grundsätzlich böse, son<strong>der</strong>n als<br />
fehlgeleitet, irre gegangen, in Zwängen gefangen erscheint.<br />
Der Kunst von Ed <strong>Kienholz</strong> und ab den Siebzigerjahren von<br />
Ed und Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong> fehlt jeglicher Zynismus. In einer<br />
<strong>Zeit</strong>, in <strong>der</strong> Szenen wie in den <strong>Kienholz</strong>'schen Tableaus im<br />
<strong>Kienholz</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
22.02.2012 – 13.05.2012<br />
Museum Tinguely<br />
www.tinguely.ch<br />
Vorabendprogramm staatlicher Fernsehstationen anzutreffen<br />
sind, ist eine Haltung, die mit dem Zeigen abgründiger und<br />
schrecklicher Szenen einen Glauben an das Gute im Menschen<br />
verbindet, eigentlich völlig überholt. <strong>Die</strong> Künstler wurden als<br />
Gesellschaftskritiker etikettiert, <strong>der</strong> moralische Tonfall spricht<br />
aber neutral über die <strong>Zeit</strong>. «Man kann kein Hurenhaus ohne<br />
zahlende Kunden haben», sagte <strong>Kienholz</strong> über sein Tableau Roxys,<br />
das eben dies – ein Bordell – zum Thema hatte.<br />
In Artforum schrieb Edward <strong>Kienholz</strong> 1968 als Antwort auf<br />
einen Kritiker seines Tableau Portable War Memorial, das den<br />
Krieg – in diesem Falle den Vietnam-Krieg, den die USA in den<br />
Sechzigerjahren mit unwahrscheinlicher Härte und unter dem<br />
Einsatz von Hun<strong>der</strong>ttausenden ihrer jungen Männer führte –<br />
kritisierte und ad absurdum führte: «Erstens würde ich niemals<br />
dieses Land (Amerika) beleidigen, da ich es vielleicht ebenso<br />
liebe wie Sie. Ich würde mir jedoch auf meine Weise gestatten,<br />
es zu verän<strong>der</strong>n. Meine Methode ist wie die <strong>der</strong> meisten Künstler<br />
ein System von Brennpunkt und Gesichtspunkt.» Und das<br />
war und ist es, was die Werke von Ed und Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong><br />
auszeichnet: ein klarer Standpunkt, eine Meinung, eine<br />
Haltung, und dies alles unter unbedingter Wahrung <strong>der</strong> Würde<br />
eines womöglich an<strong>der</strong>sdenkenden Betrachters ihres Werks.<br />
Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, 76 J.C.s Led the Big Charade, 1993/1994<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
15
16<br />
Das Tableau Eleventh Hour Final beschäftigt sich wie<br />
Portable Art Memorial mit dem Vietnam-Krieg und ist<br />
ebenso im Jahre 1968 entstanden. Waren dort noch Soldaten<br />
in vollem Einsatz zu sehen, und war dort noch eine<br />
Öffentlichkeit erahnbar, die auf das Geschehen reagieren<br />
konnte, so hat sich in Eleventh Hour Final das Grauen<br />
in die Stuben <strong>der</strong> Amerikaner geschlichen. Zur <strong>Zeit</strong> <strong>der</strong><br />
Spätnachrichten wird auf einem Bildschirm, hinter dem<br />
ein abgeschnittener plastischer Kopf liegt, die wöchentliche<br />
Verlustliste von Freund und Feind – <strong>der</strong> sogenannte<br />
«Body Count» – wie<strong>der</strong>gegeben. Amerikaner tot: 217.<br />
Amerikaner verwundet: 563. Feinde tot: 435. Feinde ver-<br />
wundet: 1291. Hinter diesen vermeintlich so objektiven<br />
Zahlen steckt ein wesentlich objektiveres Grauen, stecken<br />
Individuen, denen erkennbar die Sorge des Künstlers<br />
gilt. Das Fernsehgerät hat die Form eines Grabsteins,<br />
die einzige Abweichung, die in dieser von Bürgerlichkeit<br />
getränkten Atmosphäre zugelassen ist. Pontus Hulten<br />
und Ed <strong>Kienholz</strong> stellen 1969 in einem Gespräch fest:<br />
«<strong>Die</strong> Arbeit verurteilt mit scharfer Kritik den Hang <strong>der</strong><br />
Menschheit zur Gewalttätigkeit, und Krieg kommt von<br />
unserer Unfähigkeit, uns zehn o<strong>der</strong> zehntausend Ausfälle<br />
an Toten und Verwundeten vorzustellen, wie sie täglich<br />
in den Medien berichtet werden. [...] Was kann eines<br />
Mannes Tod, so entrückt und weit weg, den meisten Leuten<br />
in <strong>der</strong> vertrauten Sicherheit ihres mittelständischen<br />
Zuhause bedeuten?» <strong>Kienholz</strong> gibt in seinem Tableau mit<br />
<strong>der</strong> Beklemmtheit, die den Betrachter angesichts des Fernsehers<br />
erfasst, eine klare Antwort auf seine Frage.<br />
Claude Nigger Claude (1988) zeigt zwei Abgüsse von Claude<br />
Royster, einem <strong>der</strong> wenigen Afroamerikaner, die in<br />
Hope, Idaho, lebten. Einmal ist <strong>der</strong> Mann in einer dieser<br />
typischen Schwarzen-Rollen zu sehen – als Liftboy – und<br />
das an<strong>der</strong>e Mal als Geschäftsmann, <strong>der</strong> sich von eben diesem<br />
Liftboy nach oben beför<strong>der</strong>n lässt. Kommt <strong>der</strong> eine<br />
allerdings mit Jeans und T-Shirt einfach gekleidet, aber<br />
glaubwürdig daher, so richtet <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e vor dem Spiegel<br />
seine Krawatte und blickt in ein dürftig weiss geschminktes<br />
Gesicht. Der Schwarze als schlechte Kopie des Weissen,<br />
<strong>der</strong> mit dieser Demutsgeste seinen Eintritt in die<br />
Geschäftswelt erkaufen möchte. Kann man sich eine präzisere<br />
Beschreibung eines alltäglichen, unausgesprochenen<br />
Rassismus vorstellen?<br />
The Jesus Corner (1982/1983) wie<strong>der</strong>um beschäftigt sich<br />
mit <strong>der</strong> Religion und <strong>der</strong> Kirche – und ist gleichzeitig<br />
ein Relikt, das die Künstler in einem Schaufenster in<br />
einem Abbruchhaus in Spokane vorgefunden haben. Der<br />
dort ansässige Roland Thurman hatte ein Schaufenster<br />
mit christlichen Devotionalien gestaltet – seinen «Jesus<br />
Corner». Ed und Nancy bewahrten das Fenster vor <strong>der</strong> Zerstörung<br />
und bauten es liebevoll und detailgetreu nach, um<br />
es dann dem Spokane Museum zu schenken. Ein fast heimatschützerischer<br />
Akt verbindet sich hier mit einem für<br />
<strong>Kienholz</strong>'sche Verhältnisse sanften Umgang mit religiösen<br />
Symbolen. Damit erwiesen Ed und Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong><br />
den Bewohnern dieser heruntergekommenen Gegend in<br />
<strong>der</strong> Stadt Spokane (<strong>der</strong> Heimat von Ed) ihre Reverenz und<br />
stellten ihre Zuneigung zu den Menschen weit über die<br />
Abneigung, die sie gegenüber <strong>der</strong> Kirche und allem Religiösen<br />
verband.<br />
Das Harte, Abschreckende, Berserkermässige, das aus<br />
den Arbeiten von Ed <strong>Kienholz</strong> und Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong><br />
zunächst spricht, weicht bei näherer Betrachtung<br />
einer Haltung, die von grossem Respekt gegenüber den<br />
Menschen, von Zuneigung, Verständnis und einem tief<br />
empfundenen Mit-Leiden mit <strong>der</strong> menschlichen Kreatur<br />
zeugt. <strong>Die</strong> zwei Künstler waren auf <strong>der</strong> Suche nach einem<br />
besseren Weg für die Menschen, nach Frieden, nach einem<br />
Ausgleich zwischen den Geschlechtern und den Rassen, in<br />
einem Kampf gegen Heuchelei, Falschheit und Zynismus.<br />
Das macht diese Kunst so schmerzlich zeitgemäss und<br />
zeitgenössisch.<br />
*Andres Pardey ist Vize-Direktor des Museum Tinguely<br />
<strong>Artinside</strong><br />
<strong>Kienholz</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> ist eine Ausstellung <strong>der</strong> Schirn Kunsthalle<br />
Frankfurt in Kooperation mit dem Museum Tinguely Basel.<br />
<strong>Artinside</strong><br />
Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, Claude Nigger Claude, 1988<br />
Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>,<br />
The Ozymandias Parade (Detail), 1985<br />
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18<br />
<strong>Kienholz</strong>: The Signs of the Times. Rebellious, provocative, and polarizing, the œuvre associated with the name <strong>Kienholz</strong><br />
has always caused quite a stir since its beginnings in the mid-1950s. Central to his work, which from 1972 was executed in<br />
collaboration with his wife Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, are religion, war, death, sex and the degenerate sides of society. Dealing<br />
with such subjects as the sexual exploitation of women in prostitution, the role of the media, and the effects of ethnic conflicts,<br />
the works pinpoint fractures of Western societies which have hardly been remedied to this day and thus lend the œuvre its<br />
unmitigated topicality. But this contemporaneity is not due solely to the themes dealt with; today we view the works as<br />
anticipating central trends in contemporary art like those we find ourselves confronted with in Paul McCarthy’s and Mike<br />
Kelley’s pieces, for example, but also in the production of Jonathan Meese, Thomas Hirschhorn, or John Bock. The exhibition<br />
in the Museum Tinguely, spanning from the first three-dimensional smaller works to the conceptual pieces and room-filling<br />
tableaux, offers a complex survey highlighting the essence of Edward <strong>Kienholz</strong> and Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>’s achievements.<br />
<strong>Kienholz</strong>: The Signs of the Times is mounted by the Schirn Kunsthalle Frankfurt in co-operation with the Museum Tinguely Basel.<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, The Potlatch, 1988 Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, My Country ‘Tis of Thee (Detail), 1991<br />
19
20<br />
Cevdet Erek in <strong>der</strong> Kunsthalle Basel<br />
<strong>Die</strong> Kunsthalle Basel stimmt das neue Jahr mit einer<br />
unkonventionellen Ausstellung ein. Der aus Istanbul<br />
stammende Künstler und Musiker Cevdet Erek (*1974)<br />
hat den Oberlichtsaal in eine Sound-Installationen verwandelt,<br />
die Raum und <strong>Zeit</strong> auf neue Art und Weise definiert und den<br />
Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, die Ausstellungsräume<br />
an<strong>der</strong>s wahrzunehmen.<br />
Ereks Arbeiten entstehen nicht im Atelier und sind an<br />
kein bestimmtes Medium gebunden, vielmehr formuliert <strong>der</strong><br />
Künstler mit je<strong>der</strong> von ihnen ein Statement in einem spezifischen<br />
Kontext, indem er sich <strong>der</strong> Medien und Formate bedient,<br />
die jeweils am besten geeignet sind, die Idee sichtbar zu<br />
machen. Daher arbeitet Erek häufig mit temporären Formen<br />
wie Live-Sound und Performance. Das Interesse des Künstlers<br />
an Sound und Rhythmus begründet sich aus seinem Lebenslauf.<br />
Erek, <strong>der</strong> ausgebildeter Architekt ist, bewegte sich bereits<br />
früh auch in <strong>der</strong> dynamischen Musikszene von Istanbul. Später<br />
promovierte er am Zentrum für Musikwissenschaft an <strong>der</strong><br />
Technischen Universität Istanbul und spielt heute Schlagzeug<br />
in <strong>der</strong> von ihm mitbegründeten Istanbuler experimentellen<br />
Rockband Nekropsi.<br />
<strong>Die</strong> Hauptinspirationsquelle für Ereks Sound-Installation<br />
Week (2012) in <strong>der</strong> Kunsthalle Basel ist <strong>der</strong> typische Raum<br />
eines Clubs, <strong>der</strong> sich vor allem durch den Beat <strong>der</strong> Musik und<br />
die Lichter auszeichnet. Im Zentrum des Oberlichtsaals steht<br />
eine Lautsprecheranlage, die auch in Clubs und an Freiluft-<br />
Rockkonzerten als Ausstattung dient. Klanglich ist die Arbeit<br />
als «Hör-Raster» aus sieben Beats komponiert, die auf <strong>der</strong> nicht<br />
Ferdinand Gehr im Kloster Schönthal<br />
Ferdinand Gehr (1896–1996) war <strong>der</strong> führende Kirchenkünstler <strong>der</strong><br />
Schweizer Mo<strong>der</strong>ne. Aber er war mehr: ein Maler zwischen Spiritualität<br />
und Abstraktion. Sein in <strong>der</strong> Ostschweiz bekanntes und gefeiertes<br />
Werkt passt in idealer Weise ins Kloster Schönthal. <strong>Die</strong> religiösen<br />
Themen vermählen sich mit seiner romanischen Architektur, die<br />
Blumen-Aquarelle mit dem Klostergarten, seine Rheintaler Landschaften<br />
mit <strong>der</strong> Naturschönheit des Basler Jura.<br />
Über sechzig Jahre hat Gehr, <strong>der</strong> sein Todesjahr mit seinem 100<br />
Geburtstag krönte, in grosser Selbstständigkeit und Freiheit ein<br />
strahlendes, farberfülltes Œuvre geschaffen, das in <strong>der</strong> Schweizer<br />
Kunstlandschaft einzigartig dasteht. Als Textilzeichner ausgebildet<br />
und früh bei André Lothe in Paris mit <strong>der</strong> Avantgarde konfrontiert,<br />
hat er insbeson<strong>der</strong>e die Botschaften von Matisse und Cézanne auch in<br />
seine Kirchenausstattungen, in Fresken und Glasfenster, integriert.<br />
Nach ersten Aufträgen in St. Gallen (um 1935) arbeitete er mit massgeblichen<br />
Architekten <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Schweizer Architektur zusammen.<br />
Das Kloster Schönthal erwartet Sie zu einer besinnlichen wie<br />
fröhlichen Einkehr.<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
Cevdet Erek, Circular Week Ruler, 2011<br />
Cevdet Erek<br />
«Week»<br />
13.01.2012 – 04.03.2012<br />
Kunsthalle Basel<br />
www.kunsthallebasel.ch<br />
naturgegebenen, son<strong>der</strong>n vom Menschen festgelegten Einteilung<br />
<strong>der</strong> Woche und <strong>der</strong>en Einheiten beruhen – den sieben<br />
Tagen. <strong>Die</strong>se sieben Tage werden in mehreren verschiedenen<br />
Versionen gespielt, die sich in einem Loop verbinden: in Ereks<br />
Week.<br />
Eine grosse, im Fenster über dem Haupteingang <strong>der</strong> Kunsthalle<br />
angebrachte blinkende LED-Anzeigetafel, verwandelt das<br />
Erscheinungsbild <strong>der</strong> nüchternen, klassizistischen Fassade des<br />
Gebäudes in das einer Partylocation und stellt eine Verbindung<br />
zu dem Nachtleben her, das sich rund um den nahe gelegenen<br />
Barfüsserplatz abspielt, einem <strong>der</strong> beliebtesten Treffpunkte für<br />
die Jugend aus Basel und <strong>der</strong> Agglomeration. <strong>Die</strong> Ausstellungsarchitektur<br />
im Saal wurde um das Rechteck des imposanten<br />
Oberlichts herum konstruiert und betont somit die Tatsache,<br />
dass die Ausstellung, im Gegensatz zum Club, nur bei Tageslicht<br />
zu betrachten ist.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit Week spricht das zentrale Thema in Cevdet Ereks<br />
vielfältiger Praxis an: die wechselseitige Übersetzung und<br />
Durchlässigkeit zwischen den scheinbar verschiedenartigen<br />
Repräsentationssystemen, mit denen wir die uns umgebende<br />
Welt begreifen und die unser Leben strukturieren – die Vermessung<br />
des Raums (im metrischen System), <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> (mittels<br />
Kalen<strong>der</strong> und Uhr) und des musikalischen Tempos, gemessen<br />
als konstante Zahl von Beats pro Minute. Der Künstler verbindet<br />
diese scheinbar objektiven Messsysteme mit an<strong>der</strong>en, offenbar<br />
zufälligen, wie etwa <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>leiste von historischen Ereignissen<br />
o<strong>der</strong> dem variablen Rhythmus einer musikalischen<br />
Improvisation.<br />
Ferdinand Gehr, Gott kommt zum Menschen, 1982<br />
21
22<br />
Pierre<br />
Bonnard<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
Pierre Bonnard, <strong>Die</strong> grosse Badewanne (Akt), 1937–1939<br />
23
24<br />
Das unkonventionelle Leben<br />
des Pierre Bonnard<br />
Pierre Bonnard<br />
29.01.2012 – 13.05.2012<br />
Fondation Beyeler, Riehen<br />
www.fondationbeyeler.ch<br />
Pierre Bonnard, <strong>der</strong> grosse Magier <strong>der</strong> Farbe, ist<br />
einer <strong>der</strong> berühmten Unbekannten <strong>der</strong> Kunstgeschichte.<br />
Seine Werke wollen lange und eindringlich<br />
betrachtet werden: Immer wie<strong>der</strong> sind auf seinen Bil<strong>der</strong>n<br />
neue Farbkombinationen zu entdecken. Wie er oft<br />
bemerkt hat, ging es ihm in seiner Kunst um die Schönheit<br />
und die Harmonie <strong>der</strong> Farben. Seine Farbkontraste<br />
und -korrespondenzen, auch die Art, wie er seine Bil<strong>der</strong><br />
komponiert hat, legen die Vermutung nahe, dass sich<br />
hinter dem Streben nach Schönheit ein sehr aufregendes<br />
und unkonventionelles Leben verbirgt.<br />
von Ulf Küster*<br />
Bonnard schrieb einmal, das Kunstwerk sei ein Stillstand<br />
<strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>. Offensichtlich wusste er genau, von was<br />
er sprach, denn er liebte nicht nur das Malen und das<br />
Erschaffen dieser Stillstände in seinen Werken, son<strong>der</strong>n<br />
er mochte auch das Gegenteil von Stillstand, nämlich<br />
Bewegung und Geschwindigkeit: Nur wenig bekannt ist,<br />
dass Pierre Bonnard ein früher Automobilist gewesen<br />
ist. Schon vor dem Ersten Weltkrieg besass er einen Renault,<br />
<strong>der</strong> es ihm ermöglichte, ein relativ unstetes Leben<br />
zu führen. Unbürgerlich zu sein, war wohl die Maxime<br />
Pierre Bonnards bis ins Alter. Das hiess aber grundsätz-<br />
lich, alles dem Wunsch unterzuordnen, Künstler zu sein und Gemälde<br />
zu schaffen. Dabei stammte Pierre Bonnard, <strong>der</strong> am 3. Oktober<br />
1867 in Fontenay-aux-Roses südlich von Paris geboren wurde, aus<br />
einer sehr bürgerlichen Familie. Sein Vater war Jurist, und <strong>der</strong> Sohn<br />
sollte in dessen Fussstapfen treten. Bonnard studierte Jura, ähnlich<br />
wie Henri Matisse, mit dem er später befreundet sein sollte und bis<br />
zu seinem Lebensende Briefe wechselte. Während seines Studiums<br />
begann er mehr und mehr seiner Leidenschaft für das Malen nachzugeben.<br />
Eine Stelle in <strong>der</strong> Pariser Verwaltung liess ihm Freiraum, sich<br />
künstlerisch ausbilden zu lassen. Drei wichtige Begegnungen waren<br />
für Bonnards Entwicklung zum Künstler entscheidend: Japanische<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
Pierre Bonnard, Place Clichy, 1906/07 Pierre Bonnard, Dekor in Vernon (<strong>Die</strong> Terrasse in Vernon), um 1920/1939<br />
Farbholzschnitte, die ihm zeigten, wie Bil<strong>der</strong> aus ineinan<strong>der</strong> verzahnten<br />
Flächen entwickelt werden können, dann die radikale Kunst<br />
Paul Gauguins und die Aufnahme in die Künstlergruppe Nabis (zu<br />
Deutsch «Propheten»), die sich um Paul Sérusier und Maurice Denis<br />
gebildet hatte. Dort wurden die Erfahrungen des Impressionismus,<br />
<strong>der</strong> japanischen Kunst und <strong>der</strong> Kunst Gauguins in eine aus Fläche und<br />
Farbe entwickelte Bildsprache umgesetzt.<br />
Der erste Erfolg, <strong>der</strong> sogar den Vater dazu brachte, die künstlerische<br />
Laufbahn des Sohnes zu akzeptieren, kam 1891 mit dem Plakat<br />
für «France Champagne», das überall in Paris zu sehen war und fast<br />
wie ein Synonym für die Belle Epoque wirkt. Schicksalhaft war 1893<br />
25
26<br />
seine Begegnung mit Maria Boursin (1869–1942), die als Schnei<strong>der</strong>in<br />
am Montmartre arbeitete. Sie wurde nicht nur sein bevorzugtes<br />
Modell, son<strong>der</strong>n auch seine Geliebte. Fast alle seine berühmten Aktgemälde<br />
lassen sich auf ihre Gestalt zurückführen. Maria stellte sich<br />
ihm als verarmte Adlige unter dem Namen Marthe de Meligny vor<br />
und verstand es, ihren Lebensgefährten über lange Jahre im Unklaren<br />
über ihr Herkommen zu lassen. Offensichtlich war das Bonnard egal;<br />
in Marthe hatte er eine Partnerin gefunden, die ähnlich wie er unkonventionell<br />
lebte, wovon beispielsweise auch die für die <strong>Zeit</strong> sehr ungewöhnlichen<br />
Fotografien zeugen, die Bonnard von seiner Frau und<br />
sich nackt im Garten machte.<br />
Marthe litt an einer Tuberkulose, deswegen waren häufige Kuren<br />
in Seebä<strong>der</strong>n notwendig. Bonnard, <strong>der</strong> sehr lange an seinen Bil<strong>der</strong>n<br />
malte und die Leinwände mit Reissnägeln direkt an die Wand heftete,<br />
rollte dann seine Bil<strong>der</strong> ein, verstaute sie auf seinem Dachgepäckträger,<br />
und los gings. Marthe galt ausserdem als chronisch eifersüchtig,<br />
was sie allerdings nicht daran hin<strong>der</strong>te, zumindest eine <strong>Zeit</strong> lang eine<br />
Art «ménage à trois» zu dulden, denn Bonnard war nicht unbedingt<br />
treu. Dennoch heiratete er 1925 Marthe, worauf sich offenbar Renée<br />
Monchaty, die (damals) an<strong>der</strong>e Frau in Bonnards Leben, umbrachte.<br />
Aber diese Zusammenhänge sind nie ganz geklärt worden. Sicher<br />
ist, dass <strong>der</strong> alte Bonnard zurückgezogen in seinem Häuschen in Le<br />
Cannet bei Cannes lebte, wo er am 23. Januar 1947 starb. Das Haus hatte<br />
er zu einer «Malmaschine» umgebaut: Das Badezimmer beispielsweise<br />
liegt an <strong>der</strong> sonnigsten Ecke des Gebäudes, sodass er seine Frau,<br />
von Licht umflossen, beim Baden und Waschen beobachten konnte,<br />
um seine Eindrücke dann im Atelier auf die Leinwand zu bringen.<br />
Eines tat Bonnard nämlich aus Prinzip nicht: nach <strong>der</strong> Natur malen.<br />
Alle seine Bil<strong>der</strong>, auch wenn sie konkrete Situationen zeigen, sind<br />
Resultate seiner Imagination.<br />
*Ulf Küster ist Kurator <strong>der</strong> Fondaton Beyeler<br />
<strong>Artinside</strong> <strong>Artinside</strong><br />
Pierre Bonnard, Grosses Esszimmer zum Garten, 1934/1935<br />
Pierre Bonnard. With the exhibition «Pierre Bonnard», the<br />
Fondation Beyeler celebrates the great French colorist and one of<br />
the most fascinating of mo<strong>der</strong>n artists. More than 60 paintings<br />
from renowned museums and private collections provide insight<br />
into all phases of his career. Pierre Bonnard (1867-1947) was a cofoun<strong>der</strong><br />
of an artists' group known as the Nabis, who admired the<br />
style of Paul Gauguin and Japanese woodblock prints. In Paris,<br />
Bonnard depicted the bustling life on the streets and in the cafés,<br />
before retiring first to Normandy, very close to Monets' waterlily<br />
garden, then to the sunny Côte d'Azur, where he was inspired<br />
by the light and colors of the Mediterranean environment.<br />
Continually experimenting, he produced variants in evernew<br />
color combinations and from surprising points of view on<br />
subjects from everyday life, in which time only apparently seems<br />
to stand still. The artists' favorite model was the mysterious<br />
Marthe, his muse and wife. Bonnard created harmonious still<br />
lifes, enigmatic interiors, intimate female nudes, moving selfportraits,<br />
and decorative landscapes whose magnificent palette<br />
is unique in mo<strong>der</strong>n art.<br />
One of the principal len<strong>der</strong>s is the Musée d’Orsay, Paris. Further<br />
outstanding loans come from the Tate London; the Musée<br />
national d’Art mo<strong>der</strong>ne, Centre Georges Pompidou, Paris; the<br />
Musée d’Art mo<strong>der</strong>ne de la Ville de Paris; the Museum of Mo<strong>der</strong>n<br />
Art, New York; the Solomon R. Guggenheim Museum, New York;<br />
the Metropolitan Museum, New York; the Phillips Collection,<br />
Washington, D.C.; the Kunstmuseum Basel; the Kunsthaus<br />
Zürich; and from distinguished private collections, not least<br />
from the Hahnloser successors. The exhibition was curated by Ulf<br />
Küster, Fondation Beyeler Curator.<br />
Pierre Bonnard, Das Toilettenzimmer mit rosafarbenem Kanapee (Weiblicher Akt im Gegenlicht), 1908<br />
27
ANZEIGE<br />
Galerien in <strong>der</strong><br />
Region Basel<br />
Max Kämpf, Mutter mit Kind, 1968 ,<br />
Oel auf Leinwand, 44,5 x 48 cm,<br />
signiert, datiert oben rechts: Kämpf 68<br />
Herinrich Gohl: Point Lobos CA.<br />
Fotografie 1997. © Heinrich Gohl<br />
Bernard Schultze, Prothesen-Jemand,<br />
Öl auf Leinwand 1987,<br />
unten rechts signiert und datiert. 200 x 140 cm<br />
CARZANIGA<br />
Gemsberg 8, Basel<br />
+41.61.264 30 30<br />
www.carzaniga.ch<br />
MAx KäMPF<br />
Hommage zum 100. Geburtstag<br />
bis 10.03.2012<br />
JEAN VILLARD<br />
ERNESTO SCHIESS<br />
bis 10.03.2012<br />
GRAF & SCHELBLE<br />
Spalenvorstadt 14, Basel<br />
+41.61.261 09 11<br />
www.grafschelble.ch<br />
HEINRICH GOHL<br />
Wald. Fotografie<br />
bis 18.02.2012<br />
MARGARIT LEHMANN<br />
Objekte, Zeichnung, Video<br />
09.03.2012 – 14.04.2012<br />
OLIVER KRäHENBÜHL<br />
Malerei und Zeichnung<br />
20.04.2012 – 25.05.2012<br />
HENZE & KETTERER & TRIEBOLD<br />
Wettsteinstr. 4, 4125 Riehen<br />
+41.61.641 77 77<br />
www.henze-ketterer-triebold.ch<br />
BERNARD SCHULTZE<br />
Werke aus den Jahren 1955 bis 2000<br />
bis 24.03.2012<br />
Regula Mathys-Hänggi<br />
Laternenträger, 2010, Mischtechnik auf Leinwand, 140 x 110 cm<br />
Wonkun Yun, Acryl auf Leinwand, 2005<br />
TAREK ABU HAGEB, "Wolf Smith" 2011, Teppich, 110 x 140 cm<br />
Till Velten – Über allem schwebt Tuffi,<br />
Courtesy STAMPA, Basel, Foto: Aufdi Auf<strong>der</strong>mauer<br />
HILT<br />
Freie Strasse 88, Basel<br />
+41.61.272 09 22<br />
www.galeriehilt.ch<br />
REGULA MATHYS-HäNGGI<br />
Krabbeltiere & Co.<br />
bis 17.03.2012<br />
HANSPETER KAMM<br />
Drahtobjekte<br />
24.03.2012 – 26.05.2012<br />
AFRICAN TRIBAL ART<br />
Permanente Ausstellung<br />
KATHARINA KROHN<br />
Grenzacherstr. 5, Basel<br />
+41.61.693 44 05<br />
www.galerie-katharina-krohn.ch<br />
ANDREA SCHOMBURG<br />
Vernissage: 16.03.2012<br />
MITART<br />
Reichensteinerstrasse 29, Basel<br />
+41.61.692 90 20<br />
www.mitart-gallery.com<br />
PEEKABOO – TAREK ABU HAGEB .<br />
MATTHIAS AEBERLI . KASSANDRA<br />
BECKER . BIANCA DUGARO .<br />
ROLAND FAESSER . ELISABETH<br />
HELLER . VANESSA PÜNTENER<br />
bis 04.02.2012<br />
STEPHAN JON TRAMÈR<br />
Malerei und Zeichnung<br />
21.03.2012 – 28.04.2012<br />
STAMPA<br />
Spalenberg 2, Basel<br />
+41.61.261 79 10<br />
www.stampa-galerie.ch<br />
MARCEL ODENBACH<br />
07.02.2012 – 07.04.2012<br />
TILL VELTEN<br />
07.02.2012 – 07.04.2012<br />
Ronan & Erwan Bouroullec – Album<br />
Parallel zu «Rudolf Steiner – <strong>Die</strong> Alchemie des Alltags» präsentiert das Vitra Design Museum<br />
ab dem 3. Februar die Ausstellung «Ronan & Erwan Bouroullec – Album»<br />
Ronan und Erwan Bouroullec zählen zu den wichtigsten<br />
Designern <strong>der</strong> Gegenwart. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Ausstellung<br />
stehen ihre Zeichnungen. Darüber hinaus zeigt sie<br />
Archivfotografien von Modellen und Projekten, die zusammengenommen<br />
faszinierende Einblicke in die Arbeit <strong>der</strong> Designer<br />
bieten – von alltäglichen Details bis zu umfassenden Gestaltungskonzepten.<br />
Einerseits sind die Zeichnungen <strong>der</strong><br />
Bouroullecs künstlerische Arbeiten<br />
von eigenem Wert, <strong>der</strong>en zarte, oft<br />
schraffierte und teilweise fast naiv<br />
wirkende Bildmotive eine völlig eigene<br />
Formenwelt bilden. An<strong>der</strong>erseits stellen<br />
sie wichtige Schritte innerhalb des<br />
Designprozesses dar, die sich langsam<br />
<strong>der</strong> endgültigen Form eines Objekts nähern. Dabei gehen die<br />
Designer wie Naturforscher vor, die die Formen ihres eigenen<br />
Ideenkosmos neugierig studieren und immer wie<strong>der</strong> überprüfen.<br />
Inspiriert von dieser Vorgehensweise, präsentiert die Ausstellung<br />
die Exponate in einer Inszenierung, die an ein naturkundliches<br />
Museum o<strong>der</strong> ein Labor erinnert.<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung Album zeigt, dass die Arbeit eines Designers<br />
heute ein komplexer Prozess ist, in dem zahlreiche konstruktive<br />
und technische Probleme gelöst werden müssen. Dennoch<br />
bleibt die Zeichnung auch im Computerzeitalter ein un-<br />
oben: Ronan & Erwan Bouroullec, Album Exhibition<br />
unten: Ronan & Erwan Bouroullec, Zeichnung<br />
Ronan & Erwan Bouroullec<br />
Album<br />
03.02.2012 – 28.05.2012<br />
Vitra Design Museum Gallery<br />
Weil am Rhein/D<br />
www.design-museum.de<br />
verzichtbares Werkzeug vieler Designer, da sie es ermöglicht,<br />
spontane, teilweise auch unerwartete Entwurfsideen auf Papier<br />
zu bannen und eine individuelle Formensprache zu entwickeln.<br />
Damit ruft die Ausstellung nicht zuletzt in Erinnerung, welche<br />
Bedeutung die Zeichnung für den Entwurf von Objekten schon<br />
immer gehabt hat – von da Vinci bis Le Corbusier. Selbst das<br />
Wort «Design» ist auf das italienische Wort «disegno» zurückzuführen,<br />
mit dem schon in <strong>der</strong> Renaissance <strong>der</strong> Gesamtentwurf<br />
eines Bildmotivs bezeichnet wurde.<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung Ronan & Erwan Bouroullec – Album präsentiert<br />
die Arbeiten <strong>der</strong> Designer erstmalig im deutschsprachigen<br />
Raum in einem musealen Kontext. Eine<br />
umfangreiche Ausstellung des Gesamtwerks<br />
von Ronan und Erwan Bouroullec<br />
ist zeitgleich noch bis zum 30. Juli im<br />
Centre Pompidou – Metz zu sehen. Zur<br />
Ausstellung gehört Cercles, eine iPad-<br />
Applikation, die als digitaler Katalog<br />
eine interaktive Erweiterung <strong>der</strong> Ausstellungsinhalte<br />
darstellt.<br />
«Ronan & Erwan Bouroullec – Album»<br />
ist eine Kooperation des Vitra Design Museums<br />
und des arc en rêve centre d’architecture,<br />
Bordeaux.<br />
Weitere Ausstellung<br />
im Vitra Design Museum<br />
Rudolf Steiner<br />
<strong>Die</strong> Alchemie des Alltags<br />
bis 01.05.2012<br />
Ronan & Erwan Bouroullec, Modell<br />
29<br />
<strong>Artinside</strong>
30<br />
Bedeutende Ausstellungen ausserhalb <strong>der</strong> Region Basel<br />
Aarau | Kunsthaus<br />
Roman Signer – Strassenbil<strong>der</strong><br />
und Super-8-Filme<br />
Der erste Teil <strong>der</strong> Ausstellung zeigt<br />
die Fotoserie Strassenbil<strong>der</strong>, die Roman<br />
Signer auf ausgedehnten Reisen<br />
durch die Karpaten, die Ukraine und<br />
Rumänien gemacht hat. Das Aargauer<br />
Kunsthaus hat diese wichtige Arbeit<br />
2011 erworben. 24 Fotografien zeigen<br />
liebevoll geschmückte Gedenkstätten<br />
am Strassenrand, die für Verkehrsopfer<br />
errichtet wurden. Weitere 24 Aufnahmen<br />
zeigen kleine Verkaufsstände,<br />
an denen allerlei Esswaren angeboten<br />
werden. Im zweiten Teil <strong>der</strong> Ausstellung<br />
werden 36 Super-8- Filme aus <strong>der</strong><br />
<strong>Zeit</strong> von 1975 bis 1989 grossformatig<br />
präsentiert. <strong>Die</strong> Filmprojektionen<br />
werden zu Aussagen in eigener Sache<br />
und kontrastieren in Form und Inhalt<br />
mit <strong>der</strong> Serie <strong>der</strong> Strassenbil<strong>der</strong>.<br />
28.01.2012 – 22.04.2012<br />
www.aargauerkunsthaus.ch<br />
Solothurn | Kunstmuseum<br />
Anselm Stal<strong>der</strong> –<br />
Glimmende Peripherie<br />
Anselm Stal<strong>der</strong> hat im Umkreis <strong>der</strong><br />
neuen Figuration <strong>der</strong> Achtziger-Jahre<br />
früh internationale Anerkennung<br />
erlangt. Im Unterschied zu den damaligen<br />
expressiven Tendenzen überwog<br />
bei Stal<strong>der</strong> jedoch stets das Moment<br />
<strong>der</strong> Reflexion. Sein formal schlichtes,<br />
doch inhaltlich dichtes Werk kreist um<br />
Körper und Raum, Wahrnehmung und<br />
Sprache. 2003 war ihm eine Einzelausstellung<br />
in <strong>der</strong> Kunsthalle Basel<br />
gewidmet; 2007 erhielt er den Prix<br />
Meret Oppenheim.<br />
10.03.2012 bis 03.06.2012<br />
www.kunstmuseum-so.ch<br />
Thun | Kunstmuseum<br />
Golden Days – Francis Baudevin<br />
and Dominik Stauch featuring<br />
Daan Van Golden<br />
Golden Days zeigt Werke <strong>der</strong> beiden<br />
Künstler Francis Baudevin (geb. 1964<br />
in Bulle, lebt und arbeitet in Lausanne)<br />
und Dominik Stauch (geboren 1962 in<br />
London, lebt und arbeitet in Thun). Als<br />
Scharnier zwischen den Ideenwelten<br />
<strong>der</strong> beiden steht die 70-teilige fotografische<br />
Arbeit Golden Years von<br />
Daan van Golden. Der holländische<br />
Künstler hat für jedes Jahr von seinem<br />
Geburtsjahr 1936 an bis zum seinem<br />
70. Geburtstag (2006) je ein schwarzweisses<br />
<strong>Zeit</strong>ungsbild ausgewählt.<br />
12.02.2012 – 09.04.2012<br />
www.kunstmuseumthun.ch<br />
Winterthur | Fotomuseum<br />
Von Horizonten – Set 8 aus <strong>der</strong><br />
Sammlung des Fotomuseum<br />
Winterthur<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung aus den Sammlungsbeständen<br />
des Museums zeigt, wie<br />
Fotografinnen und Fotografen seit<br />
Mitte <strong>der</strong> 1960er Jahre mit analytischen<br />
und emotionalen Zugängen zu ihren<br />
Bil<strong>der</strong>n gefunden haben. In Folge <strong>der</strong><br />
Ausstellung New Topographics: Photographs<br />
of a Man-Altered Landscape von<br />
1975 schien lange <strong>Zeit</strong> klar, dass das<br />
Bild <strong>der</strong> Landschaft seine natürliche<br />
Unschuld verloren hatte und dass die<br />
Zivilisation unsere Vorstellungen von<br />
Naturraum auch zukünftig prägen<br />
würde. Dennoch – o<strong>der</strong> vielleicht<br />
gerade deshalb – haben Künstler und<br />
Fotografen mit immer wie<strong>der</strong> neuen<br />
Interpretationen auf diese ideologische<br />
Intervention reagiert und damit die<br />
Geschichte des Genres weitergebracht.<br />
bis 20.05.2012<br />
www.fotomuseum.ch<br />
Zürich | Kunsthaus<br />
Wintermärchen<br />
Kostbare Bil<strong>der</strong> des 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
raumhohe Tapisserien, die<br />
einst für Paläste bestimmt waren,<br />
Kabinettstücke aus Gold und Elfenbein<br />
– ein unterhaltsamer und informativer<br />
Parcours führt durch vier Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
Kunst und Kunsthandwerk über den<br />
Winter – von den holländischen Meistern<br />
rund um Breughel bis zu anrührenden<br />
Seltsamkeiten <strong>der</strong> Salonmalerei<br />
und lichtdurchfluteten Meisterwerken<br />
des Impressionismus aus dem Pariser<br />
Musee d’Orsay.<br />
10.02.2012 – 29.04.2012<br />
www.kunsthaus.ch<br />
Berlin | Deutsche Guggenheim<br />
Found in Translation<br />
Der Begriff <strong>der</strong> «Übersetzung» als<br />
Modell und als Metapher ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt<br />
für die Ausstellung Found<br />
in Translation. Präsentiert werden<br />
zeitgenössische Arbeiten, die sich mit<br />
geschriebenen o<strong>der</strong> gesprochenen Texten<br />
beschäftigen, in denen kulturelle<br />
Unterschiede aufscheinen. Mit ihren<br />
Videos, Installationen, Fotografien und<br />
an<strong>der</strong>en Medien zielen die Künstler<br />
dieser Ausstellung auf die Schnittstellen<br />
von Sprache, Politik, Geschichte<br />
und Imagination. Mit ihren Beiträgen<br />
liefern sie einen kritischen Kommentar<br />
zur Vergangenheit und eröffnen<br />
zugleich eine reiche Ideenwelt für die<br />
Gegenwart.<br />
28.01.2012 – 09.04.2012<br />
www.deutsche-guggenheim.de<br />
Frankfurt | Schirn-Kunsthalle<br />
Edvard Munch – <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />
Blick<br />
In dieser Ausstellung geht es nicht<br />
um den Einzelgänger, als <strong>der</strong> Edvard<br />
Munch gerne dargestellt wird. Während<br />
<strong>der</strong> ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
reist Munch durch Europas<br />
Metropolen, ist gern gesehener Gast<br />
in den Künstlerzirkeln. Er beschäftigt<br />
sich intensiv mit den neuen Medien<br />
seiner <strong>Zeit</strong>, fotografiert und filmt<br />
selbst. Erstmals wird diese Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
Munchs mit mo<strong>der</strong>nen<br />
Aufnahmetechniken o<strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
Bühnenbil<strong>der</strong>n in den Fokus<br />
<strong>der</strong> Aufmerksamkeit gestellt. Seine<br />
Werke lassen erkennen, in welchem<br />
Mass er spezifisch fotografische o<strong>der</strong><br />
filmische Bau- und Erzählformen, Posen<br />
und selbst Effekte in seine Malerei<br />
übernimmt.<br />
09.02.2012 – 13.05.2012<br />
www.schirn-kunsthalle.de<br />
Frankfurt | Städel<br />
Claude Lorrain – die verzauberte<br />
Landschaft.<br />
«Im Claude Lorrain erklärt sich die<br />
Natur für ewig», so begeisterte sich<br />
Johann Wolfgang von Goethe 1818 für<br />
die Landschaftsbil<strong>der</strong> des französischen<br />
Barockmalers Claude Lorrain.<br />
<strong>Die</strong> in Kooperation mit dem Ashmolean<br />
Museum in Oxford entstandene<br />
Ausstellung stellt das Werk des<br />
bedeutendsten Landschaftsmalers des<br />
17. Jahrhun<strong>der</strong>ts erstmals seit fast 30<br />
Jahren in Deutschland in einer monografischen<br />
Ausstellung vor.<br />
03.02.2012 – 06.05.2012<br />
www.staedelmuseum.de<br />
Roman Signer, Strassenbil<strong>der</strong>, 2005 Francis Baudevin, Knecht, 2009 Gysbrecht Lytens, Winterlandschaft mit Edvard Munch, Neuschnee in<br />
lagernden Zigeunern, 1. Hälfte 17. Jhdt.<br />
<strong>der</strong> Allee, 1906<br />
INUIT-INS.pdf 1 10.01.12 16:54<br />
Billy Kuksuk<br />
Arviat 50 x 47 x 24 cm<br />
INUIT ART<br />
„Faces of Kivalliq” vom 26.1. bis 10.3.2012<br />
Vernissage:<br />
26.1.2012: 18.30 - 21.00 Uhr<br />
Einführende Worte:<br />
Regierungspräsident Dr. Guy Morin<br />
CANADIAN ARCTIC GALLERY<br />
Spalenvorstadt 5 – 4051 Basel – Tel. 061 263 21 21 – www.inuit.ch<br />
Künstler anwesend 26.1. bis 28.1.2012<br />
Martha Tickie<br />
Baker Lake 34 x 32 x 25 cm<br />
Chassé-croisé, Dada-Surréaliste, 1916-1969<br />
Kaum ein Jahr nach <strong>der</strong> beeindruckenden<br />
Präsentation <strong>der</strong> Planque-<br />
Sammlung zeigt das Musée d'art<br />
contemporain Fernet Branca in Saint-Louis<br />
eine dada-surrealistische Collage aus rund<br />
200 Werken von insgesamt 98 Surrealisten,<br />
Dadaisten und Gleichgesinnten. <strong>Die</strong> Ausstellung<br />
zeigt Werke von Hans Arp, Hannah<br />
Höch, Hans Richter, Tristan Tzara, Serge<br />
Charchoune und vielen mehr.<br />
Das Publikum erwartet eine künstlerische<br />
Reise von den Anfängen des Dadaismus in<br />
Zürich im Jahre 1916 bis zum rechten Seine-<br />
Ufer in Paris zu Beginn <strong>der</strong> 20er-Jahre des<br />
vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts und zu den Anfängen<br />
des Surrealismus.<br />
<strong>Die</strong> Dada-Bewegung mit ihren Verfechtern<br />
Hugo Ball, Tristan Tzara und dem Elsässer<br />
Hans Arp, erblickte das Licht <strong>der</strong> Welt in<br />
<strong>der</strong> Schweiz, im Cabaret Voltaire in <strong>der</strong> Züricher<br />
«Spiegelgasse». Wie kaum eine an<strong>der</strong>e<br />
Kunstbewegung davor sollte diese Kunstrichtung<br />
das damalige Europa prägen. <strong>Die</strong>se<br />
intellektuelle, literarische und künstlerische<br />
Bewegung <strong>der</strong> Kriegsjahre 1914 bis 1924 zeichnete<br />
sich aus durch das Hinterfragen aller<br />
Konventionen und Zwänge, seien diese ideologischer,<br />
künstlerischer o<strong>der</strong> politischer<br />
Natur. Ihre Künstler brachten Respektlosigkeit,<br />
Extravaganz und Verachtung für alles<br />
«Überkommene» <strong>der</strong> Vergangenheit und <strong>der</strong><br />
damaligen <strong>Zeit</strong> zum Ausdruck. <strong>Die</strong>ser Haltung<br />
ermöglichte eine grosse Freiheit in <strong>der</strong><br />
künstlerischen Praxis und das Ausschöpfen<br />
aller verfügbaren Werkstoffe und Formen.<br />
<strong>Die</strong> Bezeichnung «Surrealismus» tauchte<br />
erstmals in einem Brief von Guillaume Apollinaire<br />
von März 1917 auf. <strong>Die</strong> Bewegung<br />
überdauerte das Jahrhun<strong>der</strong>t, und es gelang<br />
ihr, Ideen und Schöpfungsprozesse in Literatur,<br />
Malerei, Politik, Fotografie, Film und<br />
Lyrik nachhaltig zu erschüttern. <strong>Die</strong> Künstler<br />
hiessen André Breton, Louis Aragon,<br />
Paul Eluard – sie alle waren nach dem Ersten<br />
Weltkrieg etwa zwanzig Jahre alt und wollten<br />
«das Leben än<strong>der</strong>n».<br />
Der Parcours <strong>der</strong> Ausstellung in Saint-<br />
Louis zeigt auf eindrückliche Weise, dass die<br />
Verknüpfung von Dadaismus und Surrealismus<br />
eine atemberaubende Collage überraschen<strong>der</strong><br />
Werke ergibt, ein «Patchwork»<br />
<strong>der</strong> Emotionen, welches dem Publikum eine<br />
ganze Reihe weithin unbekannter Künstler<br />
erschliesst. <strong>Die</strong>se Reise führt von Hans Arp<br />
bis Chirico über Klee, Delvaux, Matta, Lam,<br />
Michaux o<strong>der</strong> auch Breton und Soupault.<br />
<strong>Die</strong>se Künstler vertraten die Aufassung, dass<br />
die Kunst sich nicht damit begnügen dürfe,<br />
die Realität wie<strong>der</strong>zugeben. Vielmehr habe<br />
die Kunst die Aufgabe, Traum, Zauber und<br />
Unerwartetes hervorzubringen, um zu <strong>der</strong><br />
von Künstlern als «Surrealität» genannten<br />
Stufe vorzudringen.<br />
Alberto Savinio, Paradis terrestre, 1928<br />
Mit welchen Waffen gelingt ihnen dies?<br />
Traum, Zufall, Spiel, automatische Schrift,<br />
die Cadavre exquis, lyrischer Schock aus dem<br />
Zusammenprall diametral gegensätzlicher<br />
Realitäten. Mit Künstlern wie Magritte, Dalí,<br />
Miró, Tanguy o<strong>der</strong> Man Ray bahnen sich<br />
Kunst und Lyrik den Weg in das tägliche Leben,<br />
um eine an<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Realität zu erschliessen,<br />
die we<strong>der</strong> real noch irreal ist.<br />
Chassé-croisé<br />
Dada-Surréaliste, 1916–1969<br />
15.01.2012 – 01.07.2012<br />
Espace Fernet Branca<br />
Saint-Louis/F<br />
www.museefernetbranca.org<br />
31<br />
<strong>Artinside</strong>
32<br />
Fondation Beyeler<br />
Baselstrasse 101, CH-4125 Riehen<br />
Tel +41 61 645 97 00<br />
Fax +41 61 645 97 19<br />
fondation@fondationbeyeler.ch<br />
www.fondationbeyeler.ch<br />
Öffnungszeiten. Mo–So 10–18 Uhr,<br />
Mi 10–20 Uhr.<br />
Eintrittspreise.<br />
Erwachsene CHF 25.–<br />
IV/Gruppen ab 20 Pers. CHF 20.–<br />
Studenten bis 30 Jahre CHF 12.–<br />
Jugendliche 11–19 Jahre CHF 6.–<br />
Familienpass CHF 50.–<br />
Jeden Montag von 10 bis 18 Uhr<br />
und mittwochs von 17 bis 20 Uhr<br />
vergüns tigte Eintrittspreise.<br />
Führungen. Von Montag bis<br />
Sonntag öffentliche Überblicksführungen<br />
in deutscher Sprache.<br />
Sporadisch sonntags in französischer<br />
und englischer Sprache.<br />
Private Führungen<br />
Tel. +41 61 645 97 20.<br />
Art Club / Freunde. Für Mitglie<strong>der</strong><br />
des «Art Clubs» und «Freunde»<br />
gelten Vorzugsbedingungen.<br />
Restaurant Berower Park.<br />
Täglich geöffnet 10–18 Uhr,<br />
Mittwoch abends geöffnet<br />
Tel +41 61 645 97 70<br />
restaurant@fondationbeyeler.ch<br />
Artshop. Tel. +41 61 645 97 56<br />
artshop@fondationbeyeler.ch<br />
Anreise. Mit Tram Nr. 6 (ab Innenstadt<br />
und Badischem Bahnhof ),<br />
Tram Nr. 2 (ab Bahnhof SBB) mit<br />
Umsteigen bei <strong>der</strong> Haltestelle<br />
«Messeplatz» auf Tram Nr. 6.<br />
Mit Bahn ab Basel SBB und Badischem<br />
Bahnhof nach Riehen<br />
Kunstmuseum Basel<br />
St. Alban-Graben 16, CH-4010 Basel<br />
Tel +41 61 206 62 62<br />
Fax +41 61 206 62 52<br />
www.kunstmuseumbasel.ch<br />
Öffnungszeiten. Di–So 10–18 Uhr,<br />
Mo geschlossen.<br />
Eintrittspreise.<br />
Ständige Sammlung KM CHF 15.–<br />
Renoir CHF 21.–<br />
(inkl. ständige Sammlung)<br />
MGK CHF 12.–<br />
Kombiticket KM&MGK CHF 25.–<br />
Führungen. Tel. +41 61 206 63 00<br />
tours@kunstmuseumbasel.ch<br />
Son<strong>der</strong>veranstaltungen.<br />
Tel +41 61 206 62 56<br />
Kupferstichkabinett.<br />
St.Alban-Graben 16, Basel<br />
Tel +41 61 206 62 72<br />
Bibliothek.<br />
St. Alban-Graben 10, Basel<br />
Tel +41 61 206 62 70<br />
Shop. Postkarten, Posters, T-Shirts,<br />
Gadgets etc.<br />
Buchhandlung.<br />
St. Alban-Graben 16, Basel<br />
Tel +41 61 206 62 82<br />
www.shop.kunstmuseumbasel.ch<br />
Bistro Kunstmuseum.<br />
St. Alban-Graben 14, Basel<br />
Tel +41 61 2071 55 22<br />
Museum für<br />
Gegenwartskunst<br />
St. Alban-Rheinweg 60, Basel<br />
Tel +41 61 206 62 62<br />
Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen.<br />
www.kunstmuseumbasel.ch<br />
www.elaine-mgk.ch<br />
Museum Tinguely<br />
Paul Sacher-Anlage 1, CH-4002 Basel<br />
Tel +41 61 681 93 20<br />
Fax +41 61 681 93 21<br />
infos@tinguely.ch<br />
www.tinguely.ch<br />
Öffnungszeiten. Di–So 11–18 Uhr,<br />
Mo geschlossen.<br />
Eintrittspreise.<br />
Erwachsene CHF 15.–<br />
Schüler, Studenten,<br />
Lehrlinge, AHV, IV CHF 10.–<br />
Gruppen ab 20 Personen CHF 10.–<br />
Kin<strong>der</strong>/Jugendliche bis<br />
16 Jahre in Begleitung<br />
eines Erwachsenen gratis<br />
Audioguide zur<br />
Sammlung D/F/E CHF 3.–<br />
Schulklassen. Schulklassen inkl.<br />
Begleitpersonen haben nach<br />
telefonischer Voranmeldung freien<br />
Eintritt: Tel +41 61 681 93 20<br />
Führungen/Kunstvermittlung.<br />
Öffentliche Führungen in deutscher<br />
Sprache So, 11.30 Uhr. Private<br />
Führungen: Tel +41 61 681 93 20.<br />
Workshops und Kin<strong>der</strong>club:<br />
Tel +41 61 688 92 70<br />
Museumsbistro. Das Restaurant<br />
«Chez Jeannot» liegt direkt an <strong>der</strong><br />
Rheinpromenade.<br />
Öffnungszeiten: Di–So 10,–18 Uhr<br />
Reservationen: Tel +41 61 688 94 58<br />
Museumsshop. Der Museumsshop<br />
bietet Kataloge, Plakate und Geschenkartikel<br />
an.<br />
Anreise. Vom Bahnhof: Tram Nr. 2<br />
bis Wettsteinplatz; Bus Nr. 31 o<strong>der</strong><br />
38 Richtung Habermatten. Vom<br />
Badischen Bahnhof: Bus Nr. 36.<br />
Autobahn: Ausfahrt Basel<br />
Wettstein<br />
Kunsthalle Basel<br />
Steinenberg 7<br />
CH-4051 Basel<br />
Tel. +41 61 206 99 00<br />
info@kunsthallebasel.ch<br />
www.kunsthallebasel.ch<br />
Öffnungszeiten.<br />
Di/Mi/Fr 11–18 Uhr<br />
Do 11–20.30 Uhr<br />
Sa/So 11–17 Uhr<br />
Eintrittspreis. CHF 10.–/6.–<br />
inkl. SAM Schweizerisches<br />
Architekturmuseum<br />
Führungen. Jeden Sonntag 12 Uhr<br />
und jeden zweiten Donnerstag<br />
18.30 Uhr<br />
Espace d'Art<br />
Contemporain,<br />
Fernet Branca,<br />
Saint-Louis/F<br />
2, rue du Ballon<br />
F-68300 Saint-Louis<br />
Tel. +33 38 969 10 77<br />
musee-fernet-branca@wanadoo.fr<br />
www.museefernetbranca.org<br />
Öffnungszeiten.<br />
Mi–So 14–19 Uhr.<br />
Mo–Di geschlossen.<br />
Eintrittspreis. Euro 7.–/6.–,<br />
Kin<strong>der</strong> unter 12 Jahren gratis<br />
Führungen. Französisch und<br />
Deutsch auf Anfrage<br />
Kunsthaus Baselland<br />
St. Jakobs-Strasse 170<br />
CH-4132 Muttenz/Basel<br />
beim Fussballstadion St. Jakob<br />
Tel. +41 61 312 83 88<br />
Fax +41 61 312 83 89<br />
office@kunsthausbaselland.ch<br />
www.kunsthausbaselland.ch<br />
Öffnungszeiten.<br />
Di/Do–So 11–17 Uhr | Mi 14–20 Uhr<br />
Mo geschlossen<br />
Eintrittspreis. CHF 7.–/5.–<br />
Führungen. Auf Anfrage<br />
La Kunsthalle Mulhouse<br />
La Fon<strong>der</strong>ie/F<br />
16, rue de la Fon<strong>der</strong>ie,<br />
F-68100 Mulhouse<br />
Tel +33 03 69 77 66 47<br />
kunsthalle@mulhouse.fr<br />
www.kunsthallemulhouse.com<br />
Öffnungszeiten.<br />
16.02.2012 – 29.04.2012<br />
24.05.2012 – 26.08.2012<br />
Mi–So 12–18 Uhr<br />
Do bis 20 Uhr<br />
Eintrittspreis. Freier Eintritt<br />
Führungen. Kostenlose Führungen<br />
Sa und So 15 Uhr, Gruppen<br />
reservieren unter +33 3 69 77 66 47<br />
Kloster Schönthal,<br />
Langenbruck/CH<br />
CH-4438 Langenbruck<br />
Tel +41 61 706 76 76<br />
mail@schoenthal.ch<br />
www.schoenthal.ch<br />
Öffnungszeiten. Fr 14–17 Uhr,<br />
Sa/So 11–18 Uhr<br />
Eintrittspreise.<br />
Erwachsene CHF 10.–<br />
Studenten/Künstler CHF 8.–<br />
Familien CHF 20.–<br />
Gruppen ab 6 CHF 8.–<br />
<strong>Die</strong> private Stiftung unterhält das<br />
Baudenkmal und die Landschaft<br />
ohne Subventionen<br />
Vitra Design Museum,<br />
Weil am Rhein/D<br />
Charles-Eames-Str. 2,<br />
D-79576 Weil am Rhein<br />
Tel +49 76 21 702 32 00<br />
info@design-museum.de<br />
www.design-museum.de<br />
Öffnungszeiten. täglich 10–18 Uhr,<br />
Eintrittspreis. Euro 8.–/6.50<br />
Führungen. Führungen durch die<br />
Ausstellung: Sa/So um 11 Uhr.<br />
Architekturführungen täglich<br />
Deutsch: 11, 13 und 15 Uhr<br />
Englisch: 12 und 14 Uhr<br />
Anreise. Mit dem Bus Nr. 55 ab Basel<br />
Claraplatz o<strong>der</strong> Bad. Bahnhof bis<br />
Haltestelle Vitra<br />
Forum Würth<br />
Arlesheim<br />
Dornwydenweg 11<br />
CH-4144 Arlesheim<br />
Tel +41 61 705 95 95<br />
Fax +41 61 705 95 96<br />
forum@wuerth-ag.ch<br />
www.forum-wuerth.ch<br />
Öffnungszeiten. Mo bis So 11–17 Uhr<br />
Eintritt. frei<br />
Führungen. jeden Sonntag<br />
um 11.30 Uhr<br />
Begleitprogramm. siehe<br />
www.forum-wuerth.ch<br />
Museum Frie<strong>der</strong> Burda,<br />
Baden-Baden/D<br />
Lichtentaler Allee 8b<br />
D-76530 Baden-Baden<br />
Tel +49 07221/39898-0<br />
office@museum-frie<strong>der</strong>-burda.de<br />
www.museum-frie<strong>der</strong>-burda.de<br />
Öffnungszeiten. Di bis So<br />
10–18 Uhr,<br />
Montag geschlossen.<br />
Eintrittspreis. Euro 10.–<br />
Führungen. Mi 16 Uhr | Sa, So und<br />
Feiertage 11 und 15 Uhr<br />
Bildnachweis | Titelseite: Auguste Renoir, En été, 1868, Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin bpk, Foto: Jörg P. An<strong>der</strong>s | bei einem Teil <strong>der</strong> Auflage: Pierre Bonnard: Der Kaffee (Detail), 1915, Tate, Schenkung Sir Michael Sadler durch den<br />
Art Fund 1941, Foto: © 2012, Tate London, ProLitteris, Zürich | S.3 v.o.n.u: Auguste Renoir, Le Café concert ou La première sortie, 1876, © The National Gallery, London. Bought 1923 |William N. Copley, Marylin, 1965, Privatsammlung © Estate of<br />
William N. Copley / Copley LLC., New York 2012 | Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, The Rhinestone Beaver Peep Show Triptych, 1980, Collection of the artist; Courtesy of L.A. Louver, Venice, CA, © <strong>Kienholz</strong>; Foto: Schirn Kunsthalle<br />
Frankfurt, Norbert Miguletz | S.4 v.o.n.u. Ferdinand Gehr, Gebeugte Figur 1967, Entwurf für Keramik im Altersheim Aesch, Fresko © Kloster Schönthal | Pierre Bonnard, <strong>Die</strong> Quelle (Akt in <strong>der</strong> Wanne), 1917, Privatsammlung, Schweiz © 2012,<br />
ProLitteris, Zürich | Clouds für Kvadrat, 2008, Fotografie © Paul Tahon and R & E Bouroullec | S.6 Auguste Renoir: Stillleben mit Blumenbouquet, 1871, Museum of Fine Arts, Houston | S.7 Femme à la perruche, um 1870 Solomon R. Guggenheim<br />
Museum, New York, Thannhauser Collection. Gift Justin K. Thannhauser | S.8 Frau mit Sonnenschirm in einem Garten, 1875, Museo Thyssen Bornemisza, Madrid | S.9 Frühstück am Flussufer, 1879, Art Institute of Chicago | S.10 Karlheinz Weinberger,<br />
Basel 1962,©The Estate of Karlheinz Weinberger in care of Patrik Schedler, Zürich. Image Courtesy of Artist Resources Management and Anna Kustera Gallery, New York | S. 11 Tim Rollins + K.O.S., Amerika - Everyone is Welcome! (after<br />
Franz Kafka), 2002©the artists, Courtesy Galerie Eva Presenhuber, Zürich; Galleria Raucci/Santamaria, Napoli, Lehmann Maupin Gallery, New York Vanmoerkerke Collection, Oostende | S.12 William N. Copley, St. Valentine’s Day, 1965, Billy Copley,<br />
© Estate of William N. Copley / Copley LLC., New York 2012 | S.13 William N. Copley, Untitled (Car), 1970,Museum Frie<strong>der</strong> Burda, Baden-Baden, © Estate of William N. Copley / Copley LLC., New York | William N. Copley, West, 1974, Museum Frie<strong>der</strong><br />
Burda, Baden-Baden, © Estate of William N. Copley / Copley LLC., New York 2012 | S.14/15 Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, 76 J.C.s Led the Big Charade, 1993/94, Collection of the artist; Courtesy of L.A. Louver, Venice, CA © Schirn<br />
Kunsthalle Frankfurt; Foto: Norbert Miguletz | S.16 Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong> Claude Nigger Claude, 1988, Collection Magasin 3 Stockholm Konsthall | S.17 Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, The Ozymandias Parade<br />
(Detail), 1985, Collection of the artist; Courtesy of L.A. Louver, Venice, CA, © <strong>Kienholz</strong>; Foto: Schirn Kunsthalle Frankfurt; Norbert Miguletz | S.18 Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, The Potlatch, 1988, Collection of the artist; Courtesy<br />
of L.A. Louver, Venice, CA, © <strong>Kienholz</strong>; Courtesy of L.A. Louver, Venice, CA | S.19 Edward <strong>Kienholz</strong> & Nancy Reddin <strong>Kienholz</strong>, My Country ‘Tis of Thee (Detail), 1991, Collection of the artist; Courtesy of L.A. Louver, Venice, CA, © <strong>Kienholz</strong>; Foto:<br />
Schirn Kunsthalle Frankfurt; Norbert Miguletz | S.20 Cevdet Erek, Circular Week Ruler, 2011, Courtesy by the artist | S.21 Ferdinand Gehr, Gott kommt zum Menschen, 1982 © Kloster Schönthal | S.22/23 Pierre Bonnard, <strong>Die</strong> grosse Badewanne (Akt),<br />
1937-39, Privatsammlung, Foto:©Volker Naumann © 2012 ProLitteris, Zürich | S.24 Pierre Bonnard, Place Clichy, 1906/07, Privatsammlung © 2012 ProLitteris, Zürich | S.25 Pierre Bonnard, Dekor in Vernon, um 1920/1939, The Metropolitan Museum<br />
of Art, New York, Schenkung Florence J. Gould 1968, Foto: bpk/The Metropolitan Museum of Art, New York © 2012, ProLitteris, Zürich | S.25 Pierre Bonnard, Grosses Esszimmer zum Garten, Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Solomon<br />
R. Guggenheim Founding Collection, durch Schenkung Foto: Solomon R. Guggenheim Museum, New York ©2012, ProLitteris, Zürich | S.27 Pierre Bonnard, Das Toilettenzimmer mit rosafarbenem Kanapee (Weiblicher Akt im Gegenlicht), Musée<br />
royaux des Beaux Arts de Belgique, Brüssel, Foto © Musées royaux des Beaux Arts de Belgique, Brüssel | S.29 oben: Ronan & Erwan Bouroullec, Album Exhibition © Studio Bouroullec | unten: Ronan & Erwan Bouroullec, Zeichnung, rechts: Ronan<br />
& Erwan Bouroullec, Modell © Studio Bouroullec | S.30 Roman Signer, Strassenbil<strong>der</strong>: Karpaten, Ukraine, Rumänien, 2005, Aargauer Kunsthaus Aarau, © Roman Signer | Francis Baudevin, Knecht, 2009 | Gysbrecht Lytens, Winterlandschaft mit lagernden<br />
Zigeunern, 1. Hälfte 17. Jh., Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie | Edvard Munch, Neuschnee in <strong>der</strong> Allee, 1906, © Munch-museum / Munch-Ellingsen-Group / VG Bild-Kunst, Bonn 2011 | S.31 Alberto Savinio, Paradis terrestre,<br />
<strong>Artinside</strong> 1928, Foto: Alberto Ricci © ADAGP, Paris, 2011 | S.34 Jeff Koons, Bear and Policeman, 1988 | Hilary Lloyd, Trousers, 2010 | Tatlins Modell des «Denkmals <strong>der</strong> III. Internationale», Petrograd, 1920<br />
<strong>Artinside</strong><br />
33
34<br />
<strong>Artinside</strong><br />
Jeff Koons, Bear and Policeman, 1988<br />
Hilary Lloyd, Trousers, 2010<br />
Tatlins Modell des «Denkmals <strong>der</strong><br />
III. Internationale», Petrograd, 1920<br />
Das nächste <strong>Artinside</strong> erscheint am 4. Juni 2012 mit diesen Themen<br />
Fondation Beyeler, 13.05.2012 – 02.09.2012<br />
Jeff Koons.<br />
<strong>Die</strong> Fondation Beyeler präsentiert die erste Ausstellung von Jeff Koons (*1955) in<br />
einem Schweizer Museum. Der wohl berühmteste lebende Künstler sorgt mit seinen<br />
unverkennbaren Kunstwerken seit Jahrzehnten für grosses Aufsehen. Zu sehen sind<br />
drei zentrale Werkgruppen, welche entscheidende Etappen von Koons’ künstlerischer<br />
Entwicklung aufzeigen. Sie umfassen die Readymade-artigen Haushaltsgeräte aus <strong>der</strong><br />
frühen <strong>Zeit</strong>, jene zu postmo<strong>der</strong>nen Ikonen gewordenen Skulpturen aus Porzellan und<br />
Holz sowie die später entstandenen monumentalen Gemälde und hochglänzenden<br />
Stahlplastiken, in denen <strong>der</strong> Künstler die Kindheit feiert. In seinen ebenso spektakulären<br />
wie subtilen Kunstwerken setzt sich Koons immer wie<strong>der</strong> mit Themen wie Unschuld,<br />
Schönheit, Sexualität und Glück auseinan<strong>der</strong>.<br />
Kunstmuseum Basel, 12.05.2012 – 16.09.2012<br />
Hilary Lloyd im Museum für Gegenwartskunst<br />
Das Museum für Gegenwartskunst freut sich, die erste Überblicksausstellung <strong>der</strong><br />
britischen Künstlerin Hilary Lloyd (*1964) in <strong>der</strong> Schweiz präsentieren zu können. Bereits<br />
2001 verbrachte sie ein Jahr in Basel, so dass die ihr vertraute Stadt und Umgebung ein<br />
Aspekt ihrer neu entstehenden Videoarbeiten werden.<br />
Hauptsächlich mit <strong>der</strong> Videokamera nimmt sie Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Stadt und ihrem<br />
innewohnenden Potenzial als Ort des Voyeurismus und Fetischismus auf. In teilweise<br />
langzeitlichen Studien entstehen eindrückliche und sexuell ambivalente Filme von<br />
Menschen in ihren spezifischen Ritualen des alltäglichen Lebens: Handwerker, Kellner,<br />
Skater und Clubbesucher werden zu Subjekten ihrer Untersuchung.<br />
Hilary Lloyd wurde 2011 für den renommierten Turner Prize nominiert.<br />
Museum Tinguely, 06.06.2012 – 14.10.2012<br />
Tatlin. neue Kunst für eine neue Welt.<br />
Konterreliefs – Turm – Letatlin, dies sind die drei bedeutendsten Errungenschaften in <strong>der</strong><br />
Laufbahn des russischen Künstlers Vladimir Tatlin (1885 – 1953): Sie stehen im Zentrum<br />
<strong>der</strong> grossen Ausstellung, die erstmals seit 20 Jahren einen umfassenden Überblick über<br />
das Werk eines <strong>der</strong> wichtigsten Avantgardisten am Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts liefert<br />
und die wichtigsten Leihgaben auch aus den grossen russischen Museen versammelt.<br />
Mit den Konterreliefs hob Tatlin die Gesetze <strong>der</strong> Malerei aus den Angeln und schuf<br />
gleichsam eine neue Kunstgattung und ein neues Verständnis für das ins Werk gesetzte<br />
Material; mit dem visionären, nie realisierten Projekt für einen monumentalen<br />
Turmbau zur Propagierung <strong>der</strong> Ideale und Ziele <strong>der</strong> Russischen Revolution hat er sich<br />
in die Träume von Generationen von Architekten, bildenden Künstlern, Schriftstellern<br />
eingeprägt, die Grenzen <strong>der</strong> einzelnen Kunstbetätigungsfel<strong>der</strong> gesprengt und<br />
Eigenschaften wie Rhythmus und Bewegung in die Skulptur eingeführt; mit dem Letatlin,<br />
einem utopischen, nie in die Lüfte gestiegenen Flugapparat, wollte er dem Menschen das<br />
Gefühl des individuellen Fliegens geben.<br />
Henri Matisse, «Acanthes»,1953, Kohle, ausgeschnittene Papiere, mit Gouache bemalt, auf Papier auf Leinwand, 311x 350,5 cm © 2010 Succession Henri Matisse / ProLitteris, Zürich<br />
Während drei Jahren wurde das Werk «Acanthes» wissenschaftlich aufbereitet, konserviert und restauriert.<br />
Nationale Suisse setzt sich mit Leidenschaft für die bildende Kunst und ihre geistigen Werte ein. Dazu gehört<br />
auch die Unterstützung für das bedeutende Restaurierungsprojekt <strong>der</strong> Fondation Beyeler.<br />
Mehr Infos finden Sie unter www.nationalesuisse.ch/acanthes
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