Handarbeit ist Kopfarbeit Schulungsmittel und Stifter von Behagen: Häkeln in <strong>der</strong> 3. Klasse. 4 Gestaltung mit sich Selbst Die Fünftklässler zielen auf eine in ihrer Vorstellung existierende Form – mit sich selbst. Sprache, Raum und Bewegung Koordinationsschulung in <strong>der</strong> Eurythmie <strong>der</strong> sechsten Klasse. <strong>Saphir</strong> 2003/2004
Die neue 1. Klasse Wer den Erzählstein besitzt ... Von Daniela Fritz "Die Armen, die haben ja noch nicht einmal Tische!" – "Das ist aber toll, hier möchte ich auch noch einmal Schüler sein". So o<strong>der</strong> ähnlich reagieren die meisten Menschen, ob Schüler, Lehrer o<strong>der</strong> Eltern, wenn sie das erste Mal die neue 1. Klasse betreten. Es hat sich tatsächlich eine ganze Menge verän<strong>der</strong>t: Anstelle von Tischen und Stühlen haben wir Bänkchen und wun<strong>der</strong>schöne rote, mit Dinkel gefüllte, Kissen. Während des rhythmischen Teils sitzen die Schüler auf diesen Bänkchen (zwischen zwei Kin<strong>der</strong>n ist noch Platz für die Lehrerin o<strong>der</strong> Besucher), wenn die Kin<strong>der</strong> schreiben, sitzen sie auf den Dinkelkissen hinter den Bänkchen. Da die Bänkchen nicht so sperrig sind wie Tische und Stühle, haben wir viel Platz im Klassenraum, so dass es auch eine Kuschelecke, bestehend aus zwei Sofas mit farbigem Überwurf, gibt. Zwischen den Sofas steht ein Bücherregal für unsere klasseninterne Bücherei, auch einige Spiele sind dort zu finden. Kin<strong>der</strong>, die mit ihren Aufgaben schon früher fertig sind, können sich dort selbständig beschäftigen. Der Tagesablauf sieht so aus: Morgens werden die Kin<strong>der</strong> von mir an <strong>der</strong> Tür begrüßt. Sie ziehen sich anschließend ihre Hausschuhe an (da die Kin<strong>der</strong> im Laufe des Unterrichts auf dem Boden sitzen, ist es nicht so schön, wenn sie den Dreck <strong>der</strong> Schuhe mit hereinbringen) und setzen sich auf die Bänkchen, die im Kreis stehen. Der Unterricht beginnt mit einer Erzählrunde, die meist 15 bis 20 Minuten dauert. Die Kin<strong>der</strong> sollen diese Erzählrunde mit Hilfe eines Erzählsteins (nur <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> ihn in <strong>der</strong> Hand hat, darf reden) auf mittelfristige Sicht selbst mo<strong>der</strong>ieren. Sie lernen dabei sich gegenseitig wahrzunehmen und sich zuzuhören. Kin<strong>der</strong>, die noch sehr müde sind, dürfen auch auf den Bänkchen liegen und selbst ihren Zeitpunkt bestimmen, wann sie sich aufsetzen. Anschließend folgt <strong>der</strong> klassische »rhythmische Teil« mit Lie<strong>der</strong>n, Gedichten, Zungenbrechern o<strong>der</strong> rhythmischen Übungen. Im Klassenraum befinden sich verschiedene Materialien (Kastanien, Tastbuchstaben, Bohnensäckchen, Steine usw.), die in diesem Teil zum Einsatz kommen. Es ist auch Zeit für Gruppenarbeit, z.B. gemeinsam eine ganz lange Gerade legen o<strong>der</strong> Einzelarbeit, z.B. Kneten. Den rhythmischen Teil schließt meistens ein Bewegungsspiel ab, beispielsweise »Der Plumpssack geht herum«. Im Kreis sehe ich mir die Hausaufgaben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> an, die Kin<strong>der</strong> haben die Gelegenheit, sich und ihre geleistete Arbeit wahrzunehmen. Jetzt werden die Bänkchen umgestellt. Jedes Kind hat nun den freien Blick auf die Tafel. Vor Beginn des Arbeitsteils gibt es eine kurze Pause, in <strong>der</strong> die Kin<strong>der</strong> etwas trinken dürfen o<strong>der</strong> schnell auf die Toilette gehen können – außerdem ist dann kurz Zeit, wichtige Dinge mit seinem Nachbarn zu besprechen. Während des Arbeitsteils ist es ruhig, jedes Kind arbeitet konzentriert an seiner Aufgabe. Wenn ein Kind früher fertig ist, kann es sich wahlweise ruhig in <strong>der</strong> Kuschelecke aufhalten o<strong>der</strong> auch eines <strong>der</strong> diversen Freiarbeits- o<strong>der</strong> Übungsblätter lösen – eine Möglichkeit, die von den Kin<strong>der</strong>n begeistert angenommen wird! Nach <strong>der</strong> anstrengenden Arbeit folgt ein kurzes Bewegungsspiel, damit die Kin<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> Konzentration für den Abschluss des Hauptunterrichts aufbringen können, das Märchen. Dabei dürfen sich die Kin<strong>der</strong> aussuchen, ob sie auf den Sofas sitzen wollen o<strong>der</strong> lieber auf dem Teppich liegen. Sie können sich auch aus den Sitzkissen ein Bett bauen o<strong>der</strong> auf den Bänkchen liegen. Nach dem Märchen bauen die Kin<strong>der</strong> blitzschnell aus den Bänkchen einen großen Tisch, so dass wir Der Inhalt bestimmt die Form Nach dem klassischen »rhythmischen Teil« werden die Bänkchen umgestellt: Jedes Kind hat freien Blick auf die Tafel und kann konzentriert an seiner Aufgabe arbeiten. <strong>Saphir</strong> 2003/2004 5