Download der Saphir - Freie Waldorfschule Bergisch Gladbach
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2/2003<br />
<strong>Saphir</strong><br />
Im Gespräch<br />
Neuland<br />
Wer den Erzählstein besitzt…<br />
Eurythmie: Tanz auf dem Vulkan<br />
Biografien<br />
Wir suchen Musikinstrumente!<br />
marcstein<br />
Abschied vom Kin<strong>der</strong>garten?<br />
Lektion und Selektion<br />
Was Kin<strong>der</strong> innerlich stark macht<br />
Kulturszene<br />
Dezember ‘03 bis September ‘04<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong>
Inhalt<br />
Editorial 1<br />
Beatrix Tschech<br />
Ein ungewöhnliches Experiment 2<br />
Wer den Erzählstein besitzt ... 5<br />
Daniela Fritz<br />
Moses Fendel vertritt <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong> 6<br />
Anna Sänger<br />
Tanz auf dem Vulkan 7<br />
Michael Heidekorn<br />
Wir suchen Musikinstrumente! 9<br />
Fachbereich Musik <strong>der</strong> FWS <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Musik in allen Varianten<br />
Nils W. Bräm<br />
Die Zeiten än<strong>der</strong>n sich 10<br />
Anna Sänger<br />
Because it’s a key … 10<br />
Bettina Stern<br />
Naturbegegnung motiviert 11<br />
Britta Stöcker<br />
Veranstaltungen 17<br />
Impressum<br />
<strong>Saphir</strong> erscheint zweimal jährlich<br />
Herausgeber<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Verantwortlich für diese Ausgabe<br />
Bernhard Plagemann<br />
Je<strong>der</strong> Beitrag gibt die Meinung des Autors wie<strong>der</strong>; eine<br />
Übereinstimmung mit <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Redaktion kann<br />
aus seiner Veröffentlichung nicht abgeleitet werden.<br />
Anzeigen<br />
Gabriele Schewe und Bernhard Plagemann<br />
fws.berg.gladbach@t-online.de<br />
Redaktion<br />
Beatrix Tschech, Gabriele Schewe, Bernhard Plagemann<br />
Photos<br />
Stefan Riemer, (R) Design, riemerdesign@netcologne.de<br />
marcstein<br />
Norbert Böhm Boehm@SchulZeitschrift.org<br />
Satz und Druck<br />
Siller Print Factory www.Siller-Print.de<br />
marcstein<br />
Abschied vom Kin<strong>der</strong>garten? m1<br />
Maria Luisa Nüesch<br />
Krankheitsursache: Geist-Verdrängung m4<br />
Thomas Meyer<br />
In <strong>der</strong> Schattenwelt m6<br />
Anton Kimpfler<br />
Lektion und Selektion m9<br />
Albrecht von Lucke<br />
Was Kin<strong>der</strong> innerlich stark macht m11<br />
Georg Dreißig<br />
Verborgene Denkübungen m16<br />
Auflage 5000<br />
Vertrieb<br />
Kostenlose Verteilung im Einzugsbereich <strong>der</strong> Schule von<br />
Köln rechtsrheinisch bis ins <strong>Bergisch</strong>e Land<br />
Anschrift <strong>der</strong> Redaktion<br />
Redaktion <strong>Saphir</strong><br />
<strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Mohnweg 13<br />
51427 <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Telefon: 02204 22 100<br />
Fax: 02204 63 112<br />
eMail: fws.berg.gladbach@t-online.de<br />
Gedruckt auf einem Papier ohne optische Aufheller,<br />
ausgezeichnet mit dem umfassenden Nordischen Umweltzeichen,<br />
dem »Swan Label«.
Editorial<br />
Neuland: »Tag <strong>der</strong> offenen Klassenzimmer«<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
alles Neue hat so seine Tücken, daher die zweite<br />
Ausgabe unserer Schulzeitung doch erst ein Jahr<br />
später, in <strong>der</strong> Hoffnung, dass sie <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
vermisst hat.<br />
SAPHIR No. 2 ermöglicht für die Menschen unserer<br />
Region einen Blick in die <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong>er <strong>Waldorfschule</strong>,<br />
macht Neugier auf mehr und Waldorfpädagogik<br />
transparenter: Dauerhaft kann man eine<br />
Pädagogik nur wertschätzen, wenn man sie versteht,<br />
deshalb finden Sie in mehreren Beiträgen dieser<br />
Ausgabe Anstöße und Denkanregungen für ein<br />
tieferes Verständnis.<br />
Vieles hat sich im vergangenen Jahr in eine zukunftsweisende<br />
Richtung bewegt. Dies hat immer<br />
mit den Menschen zu tun, die Schule leben. Einige<br />
dieser Menschen, die mit viel Schwung neue Ideen<br />
in die Schule einbringen, möchten wir Ihnen in dieser<br />
Ausgabe vorstellen.<br />
Neuland haben wir auch mit <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
»Tag <strong>der</strong> offenen Klassenzimmer« betreten, die sich<br />
mit Bil<strong>der</strong>n wesentlich besser dokumentieren ließ,<br />
als mit einem Bericht.<br />
Für Elisabeth<br />
Elisabeth Empt,<br />
Herausgeberin <strong>der</strong> ersten SAPHIR-Ausgabe,<br />
ist am 29. Oktober 2003 gestorben.<br />
Elisabeth war Mutter an unserer Schule und<br />
Journalistin. In ihrer begeisternden und herzerfrischenden<br />
Art engagierte sie sich im Öffentlichkeitskreis<br />
unserer Schule. Sie war Mitbegrün<strong>der</strong>in<br />
des Strukturkreises, <strong>der</strong> entscheidende Anstöße zur<br />
schulischen Weiterentwicklung gab. Ihr Impuls war<br />
es, mithilfe eines »weit geöffneten Fensters« – darunter<br />
verstand sie eine Schulzeitschrift, die auch<br />
die außerschulische Öffentlichkeit erreicht – an<br />
einem vertieften Verständnis von Bildung und Erziehung<br />
zu arbeiten.<br />
Sie war es, die die Umsetzung dieser Idee vorantrieb,<br />
Kontakte zu an<strong>der</strong>en <strong>Waldorfschule</strong>n knüpfte,<br />
die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Marcstein-Kooperation<br />
in die Wege leitete und die erste Ausgabe <strong>der</strong><br />
SAPHIR gestaltete, organisierte, redigierte, den Entstehungsprozess<br />
überwachte und im Editorial ihren<br />
Kopf dafür hinhielt.<br />
Nicht ganz so neu ist die erfolgreiche Teilnahme<br />
von Schülern und Schülerinnen an <strong>der</strong> Russisch-<br />
Olympiade; auch darüber und über den Wettbewerb<br />
»Begegnung mit Osteuropa« lesen Sie in diesem<br />
Heft.<br />
So ist in Zusammenarbeit mit marcstein wie<strong>der</strong><br />
eine spannend zu lesende Schulzeitschrift entstanden,<br />
zu <strong>der</strong>en Lektüre ich Ihnen eine unterhaltsame<br />
Zeit wünsche.<br />
Für das Redaktionsteam grüßt Sie<br />
herzlichst<br />
Ihre<br />
Beatrix Tschech<br />
PS: Nachdem alle Beiträge in <strong>der</strong> Schlussredaktion<br />
fertiggestellt worden waren, traf uns die Nachricht<br />
des Todes von Elisabeth Empt. Ihrer Initiative und<br />
ihrem Engagement verdanken wir SAPHIR, deshalb<br />
finden Sie den Nachruf <strong>der</strong> Redaktion auf dieser<br />
Seite.<br />
Nachdem Elisabeth kurz vor dem<br />
Erscheinen von SAPHIR No. 1 im<br />
November 2002 schwer erkrankte,<br />
gelang es uns nicht, eine zweite<br />
Ausgabe im Frühjahr 2003 herauszubringen<br />
und Elisabeths Arbeit<br />
nahtlos fortzusetzen. Erst im letzten<br />
Sommer konnten wir an das Projekt<br />
anknüpfen, das Elisabeth so wichtig<br />
war.<br />
In dieser neuen SAPHIR lebt<br />
Elisabeths Impuls weiter: Ihre Vorleistung<br />
ist es, die uns diese Ausgabe<br />
ermöglicht – ihr sei sie gewidmet.<br />
Auf diese Weise möchten wir<br />
Elisabeth ein letztes Dankeschön!<br />
sagen. Ihren Angehörigen wünschen<br />
wir Kraft und uns selbst den<br />
Mut, Elisabeths Arbeit fortzusetzen.<br />
Das SAPHIR-Redaktionsteam<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004 1
Ein ungewöhnliches Experiment hat sich das Kollegium<br />
in diesem Schuljahr ausgedacht, um das Interesse<br />
von zukünftigen und jetzigen Eltern nach Unterrichtsbesuchen<br />
zu befriedigen: Nahezu alle Klassen<br />
standen in 3 Abschnitten zum Besuch frei: 2 Schulstunden<br />
Hauptunterricht und jeweils zwei Mal 1<br />
Stunde Fachunterricht haben eingeladen, mit zu<br />
hören, zu fühlen, zu sehen o<strong>der</strong> zu staunen. Bis zu 10<br />
2<br />
Tag des offenen Unterrichts<br />
Ein ungewöhnliches Experiment<br />
Empfänglichkeit entwickeln für Rhythmus und Takt<br />
Musikunterricht mit selbst gefertigten Trommeln in <strong>der</strong> 5. Klasse.<br />
Wo geht’s nach Osten?<br />
In <strong>der</strong> 8. Klasse eröffnet die Geografie neue Weiten – auf Russisch.<br />
Gäste hat jede Klasse aufgenommen. Vom Mathematikunterricht<br />
in <strong>der</strong> Abiturklasse bis zur Zeichenepoche<br />
in <strong>der</strong> Unterstufe, vom Stricken in <strong>der</strong> Unterstufe<br />
über Biologie in <strong>der</strong> Mittelstufe bis zum Kunstunterricht<br />
in <strong>der</strong> Oberstufe: eine faszinierende Mischung<br />
aller Unterrichtsformen und Unterrichtsthemen.<br />
Die Bil<strong>der</strong> vermitteln einen kleinen Eindruck von<br />
<strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong>er <strong>Waldorfschule</strong>.<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004
Selbst erarbeiten, darüber sprechen und vortragen<br />
Gruppenarbeit in <strong>der</strong> 8. Klasse.<br />
Schule heißt auf Deutsch: Muße<br />
Wo Muße, da ist Kreativität: Kunstunterricht in <strong>der</strong> 10. Klasse<br />
So ganz unter <strong>der</strong> Hand<br />
Im Nebenbei <strong>der</strong> Arbeit schult <strong>der</strong> Neuntklässler<br />
das richtige Maß und sein künstlerisches Empfinden.<br />
Schwelgerischer Ernst im Schreibprozess<br />
Die Freude <strong>der</strong> Zweitklässler am künstlerisch geführten Prozess<br />
des Schreibenlernens erzeugt höchste Aufmerksamkeit und<br />
Konzentrationsfähigkeit.<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004 3
Handarbeit ist Kopfarbeit<br />
Schulungsmittel und Stifter von Behagen: Häkeln in <strong>der</strong> 3. Klasse.<br />
4<br />
Gestaltung mit sich Selbst<br />
Die Fünftklässler zielen auf eine in ihrer Vorstellung<br />
existierende Form – mit sich selbst.<br />
Sprache, Raum und Bewegung<br />
Koordinationsschulung in <strong>der</strong> Eurythmie <strong>der</strong> sechsten Klasse.<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004
Die neue 1. Klasse<br />
Wer den Erzählstein besitzt ...<br />
Von Daniela Fritz<br />
"Die Armen, die haben ja noch nicht einmal Tische!"<br />
– "Das ist aber toll, hier möchte ich auch<br />
noch einmal Schüler sein". So o<strong>der</strong> ähnlich reagieren<br />
die meisten Menschen, ob Schüler, Lehrer o<strong>der</strong><br />
Eltern, wenn sie das erste Mal die neue 1. Klasse betreten.<br />
Es hat sich tatsächlich eine ganze Menge verän<strong>der</strong>t:<br />
Anstelle von Tischen und Stühlen haben wir<br />
Bänkchen und wun<strong>der</strong>schöne rote, mit Dinkel gefüllte,<br />
Kissen. Während des rhythmischen Teils sitzen<br />
die Schüler auf diesen Bänkchen (zwischen zwei<br />
Kin<strong>der</strong>n ist noch Platz für die Lehrerin o<strong>der</strong> Besucher),<br />
wenn die Kin<strong>der</strong> schreiben, sitzen sie auf den<br />
Dinkelkissen hinter den Bänkchen. Da die Bänkchen<br />
nicht so sperrig sind wie Tische und Stühle, haben<br />
wir viel Platz im Klassenraum, so dass es auch eine<br />
Kuschelecke, bestehend aus zwei Sofas mit farbigem<br />
Überwurf, gibt. Zwischen den Sofas steht ein Bücherregal<br />
für unsere klasseninterne Bücherei, auch<br />
einige Spiele sind dort zu finden. Kin<strong>der</strong>, die mit<br />
ihren Aufgaben schon früher fertig sind, können sich<br />
dort selbständig beschäftigen.<br />
Der Tagesablauf sieht so aus: Morgens werden<br />
die Kin<strong>der</strong> von mir an <strong>der</strong> Tür begrüßt. Sie ziehen<br />
sich anschließend ihre Hausschuhe an (da die Kin<strong>der</strong><br />
im Laufe des Unterrichts auf dem Boden sitzen,<br />
ist es nicht so schön, wenn sie den Dreck <strong>der</strong> Schuhe<br />
mit hereinbringen) und setzen sich auf die Bänkchen,<br />
die im Kreis stehen.<br />
Der Unterricht beginnt mit einer Erzählrunde, die<br />
meist 15 bis 20 Minuten dauert. Die Kin<strong>der</strong> sollen<br />
diese Erzählrunde mit Hilfe eines Erzählsteins (nur<br />
<strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> ihn in <strong>der</strong> Hand hat, darf reden) auf<br />
mittelfristige Sicht selbst mo<strong>der</strong>ieren. Sie lernen<br />
dabei sich gegenseitig wahrzunehmen und sich zuzuhören.<br />
Kin<strong>der</strong>, die noch sehr müde sind, dürfen<br />
auch auf den Bänkchen liegen und selbst ihren Zeitpunkt<br />
bestimmen, wann sie sich aufsetzen.<br />
Anschließend folgt <strong>der</strong> klassische »rhythmische<br />
Teil« mit Lie<strong>der</strong>n, Gedichten, Zungenbrechern o<strong>der</strong><br />
rhythmischen Übungen. Im Klassenraum befinden<br />
sich verschiedene Materialien (Kastanien, Tastbuchstaben,<br />
Bohnensäckchen, Steine usw.), die in diesem<br />
Teil zum Einsatz kommen. Es ist auch Zeit für Gruppenarbeit,<br />
z.B. gemeinsam eine ganz lange Gerade<br />
legen o<strong>der</strong> Einzelarbeit, z.B. Kneten. Den rhythmischen<br />
Teil schließt meistens ein Bewegungsspiel ab,<br />
beispielsweise »Der Plumpssack geht herum«. Im<br />
Kreis sehe ich mir die Hausaufgaben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> an,<br />
die Kin<strong>der</strong> haben die Gelegenheit, sich und ihre geleistete<br />
Arbeit wahrzunehmen.<br />
Jetzt werden die Bänkchen umgestellt. Jedes Kind<br />
hat nun den freien Blick auf die Tafel. Vor Beginn des<br />
Arbeitsteils gibt es eine kurze Pause, in <strong>der</strong> die Kin<strong>der</strong><br />
etwas trinken dürfen o<strong>der</strong> schnell auf die Toilette<br />
gehen können – außerdem ist dann kurz Zeit, wichtige<br />
Dinge mit seinem Nachbarn zu besprechen.<br />
Während des Arbeitsteils ist es ruhig, jedes Kind arbeitet<br />
konzentriert an seiner Aufgabe. Wenn ein<br />
Kind früher fertig ist, kann es sich wahlweise ruhig<br />
in <strong>der</strong> Kuschelecke aufhalten o<strong>der</strong> auch eines <strong>der</strong> diversen<br />
Freiarbeits- o<strong>der</strong> Übungsblätter lösen – eine<br />
Möglichkeit, die von den Kin<strong>der</strong>n begeistert angenommen<br />
wird!<br />
Nach <strong>der</strong> anstrengenden Arbeit folgt ein kurzes<br />
Bewegungsspiel, damit die Kin<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> Konzentration<br />
für den Abschluss des Hauptunterrichts aufbringen<br />
können, das Märchen. Dabei dürfen sich die<br />
Kin<strong>der</strong> aussuchen, ob sie auf den Sofas sitzen wollen<br />
o<strong>der</strong> lieber auf dem Teppich liegen. Sie können<br />
sich auch aus den Sitzkissen ein Bett bauen o<strong>der</strong> auf<br />
den Bänkchen liegen.<br />
Nach dem Märchen bauen die Kin<strong>der</strong> blitzschnell<br />
aus den Bänkchen einen großen Tisch, so dass wir<br />
Der Inhalt bestimmt die Form<br />
Nach dem klassischen »rhythmischen Teil« werden die<br />
Bänkchen umgestellt: Jedes Kind hat freien Blick auf die Tafel<br />
und kann konzentriert an seiner Aufgabe arbeiten.<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004 5
Viel Platz im Klassenraum<br />
Da die Bänkchen nicht so sperrig sind wie Tische und Stühle, gibt’s viel Platz im<br />
Klassenraum: Binnendifferenziertes Arbeiten wird erleichert, die klasseninterne<br />
Bücherei steht nicht im Weg.<br />
gemeinsam frühstücken können. Natürlich gibt es<br />
dazu Tee und Wasser.<br />
Und warum das alles? Wenn man die Kin<strong>der</strong> betrachtet,<br />
die nun in <strong>der</strong> 1. Klasse sind, fällt mir als<br />
Lehrerin sofort auf: Sie benötigen sehr viel Bewegung.<br />
Auf die Bänkchen können die Kin<strong>der</strong> springen,<br />
darauf balancieren und außerdem ist in <strong>der</strong> Mitte<br />
viel Platz, um ohne Umräumen Kreis- und Bewegungsspiele<br />
spielen können. So kann ich die Kin<strong>der</strong><br />
dort abholen, wo sie sind. Viele können noch nicht<br />
still sitzen – auf den Bänkchen haben sie die Möglichkeit<br />
sich zur Entspannung kurz hinzulegen. Von<br />
Anfang an konnten wir unterschiedliche Arbeitsfor-<br />
6<br />
men üben – beispielsweise<br />
Gruppen- und Partnerarbeit.<br />
Außerdem ist es ja nun<br />
keine Neuigkeit, dass die üblichen<br />
Schulmöbel schrecklich<br />
unbequem sind und zum<br />
Kippeln reizen. Das Sitzen<br />
auf den Bänken und Kissen<br />
dagegen ist gesund, es stärkt<br />
die Rückenmuskulatur und<br />
die Kin<strong>der</strong> müssen nicht zwei<br />
Stunden starr in den gleichen<br />
Haltung verweilen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Bänkchen ist<br />
es möglich, dass ein Großteil<br />
des Unterrichts im Kreis<br />
stattfindet. Die Kin<strong>der</strong> können<br />
sich wahrnehmen und<br />
die Sozialstruktur <strong>der</strong> Klasse<br />
wird gefestigt. Nur ein kleiner<br />
Teil des Unterrichts ist<br />
Frontalunterricht, die Kin<strong>der</strong><br />
lernen früh die Arbeitsformen<br />
<strong>der</strong> Gruppen- und Partnerarbeit kennen und<br />
lernen so hoffentlich die Fertigkeiten, die heute beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig sind: Zusammenarbeiten, sich<br />
gegenseitig zuhören und helfen, diskutieren und eigenständige<br />
Ideen entwickeln.<br />
So hoffe ich, dass ich auf das Individuelle in jedem<br />
Kind eingehen kann und freue mich auf mindestens<br />
acht schöne Jahre an dieser Schule!<br />
Daniela Fritz ist 23 Jahre alt. Nach ihrem Abitur<br />
in Bochum studierte sie Waldorfpädagogik in Witten-Annen.<br />
Die FWS <strong>Bergisch</strong>-<strong>Gladbach</strong> ist ihre<br />
erste Station als Lehrerin.<br />
Bundesolympiade Russisch<br />
Moses Fendel vertritt <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Von Anna Sänger<br />
Die Landesolympiade Russisch findet in diesem<br />
Jahr an <strong>der</strong> <strong>Waldorfschule</strong> in Mönchengladbach<br />
statt. Das Interesse und die Begeisterung unserer<br />
Schülerinnen und Schüler konnten in den vergangenen<br />
Jahren stets gewürdigt und belohnt werden.<br />
Immer wie<strong>der</strong> verzeichneten sie beachtliche Erfolge.<br />
Nach dem hervorragenden Ergebnis des letzten<br />
Jahres freuen wir uns ganz beson<strong>der</strong>s, dass Moses<br />
Fendel bei <strong>der</strong> Bundesolympiade in Wittenberg – sie<br />
findet alle drei Jahre statt – unsere Schule vertreten<br />
wird.<br />
Aber nicht nur im Sprachwettbewerb können die<br />
Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse unter Beweis<br />
stellen. Dieses Jahr nehmen die 6. Klasse und<br />
die 11. Klasse auch am Kreativ-Wettbewerb teil.<br />
Neben den Leseverständnistests, Sprachprüfungen<br />
und Schüleraufführungen haben die Schülerinnen<br />
und Schüler zahlreiche Gelegenheiten mit den Russischschülern<br />
an<strong>der</strong>er Schulen in ganz NRW in Kontakt<br />
zu treten.<br />
Wir können gespannt sein: Erfahrungsgemäß ist<br />
die Spracholympiade nicht nur ein spielerischer<br />
Wettbewerb. Sie ist vor allem ein Fest <strong>der</strong> russischen<br />
Sprache und ein Kulturaustausch, meist von<br />
einem interessanten Programm begleitet.<br />
Unseren Schülerinnen und Schülern wünschen wir<br />
viel Erfolg und große Freude!<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004
Eurythmie<br />
Tanz auf dem Vulkan<br />
Von Michael Heidekorn<br />
Michael Heidekorn: »Der Weltenhumor hatte mir<br />
gezeigt, was 'ne Harke ist ;-)«<br />
Erste Stunde mit einer neuen Klasse in einem<br />
neuen Schuljahr an einer neuen Schule. Noch bin ich<br />
allein im Eurythmiesaal, draußen höre ich sie schon<br />
reden, Witze reißen, lachen. Da sind sie, <strong>der</strong>etwegen<br />
ich hier bin: meine neuen Schülerinnen und Schüler.<br />
Oberstufe.<br />
Etwas in mir fängt an zu lächeln. Ich mag diese<br />
übersprudelnde Vitalität, die manchmal etwas rauen<br />
Späße, die betonte Coolness in den Ausdrücken und<br />
Bewegungen, aber wenn man ihnen in die Augen<br />
schaut, ist dort noch an<strong>der</strong>es: Neugier, Wärme, Er-<br />
wartung. Bei einigen<br />
auch Frage und Zurückhaltung,<br />
ja Skepsis:<br />
Nicht alle haben<br />
dieses seltsame Fach<br />
Eurythmie in bester<br />
Erinnerung ... Einer<br />
nach dem an<strong>der</strong>en kommen sie herein, die meisten<br />
grüßen, nicht unfreundlich, aber doch reserviert,<br />
setzen sich auf eine <strong>der</strong> Bänke o<strong>der</strong> auch gleich auf<br />
den Boden, mit dem Rücken an <strong>der</strong> warmen Heizung.<br />
Mir ist schon warm, sehr sogar, und mein Herz<br />
klopft. Ich habe keine Angst, aber ich bin aufgeregt.<br />
Ich bin aufgeregt, weil es immer wie<strong>der</strong> aufregend<br />
ist: die Schüler, die Eurythmie und ich – dieses seltsame<br />
Dreigestirn auf einer Fahrt ins Blaue, beim<br />
Entwe<strong>der</strong> sind die alle<br />
naturstoned o<strong>der</strong> Scotty<br />
hat mich ins falsche<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t gebeamt<br />
Blind Date, und manchmal: beim Tanz auf dem Vulkan.<br />
So etwa müssen sie sich gefühlt haben, die Weltenbummler<br />
früherer Jahrhun<strong>der</strong>te, als sie – against<br />
all odds – in ihren Nussschalen aufbrachen, um die<br />
Neue Welt zu entdecken. Da kann ich regelrecht im<br />
Überfluss schwelgen, vor mir sitzt gleich ein gutes<br />
Dutzend: Neue Welten, die entdeckt werden wollen,<br />
und wenn ich sie so anschaue, habe ich das Gefühl:<br />
Ja, wir werden von allem haben, Regen, Sturm, Flauten,<br />
aber auch Sonnenschein und leichte Brisen, die<br />
bis in den Himmel tragen können. Also los.<br />
In dieser ersten Stunde reden wir. Ich frage, ob es<br />
O.K. ist, wenn ich ein bisschen von mir erzähle. Weil<br />
ich meine, diese jungen Menschen hier vor mir<br />
haben einen Anspruch darauf, zu wissen, wer es mit<br />
ihnen und <strong>der</strong> Eurythmie versuchen möchte. Und<br />
warum. Und was das überhaupt ist: Eurythmie ...<br />
Und ich frage: Was habt ihr für Erfahrungen gemacht<br />
mit diesem Fach, welche Erinnerungen habt<br />
ihr daran? War’s gut, o<strong>der</strong> eher nicht so prickelnd?<br />
Und WAS war gut, WAS war nicht gut? Wie geht’s<br />
euch damit, dass ihr jetzt, nach etlichen eurythmiefreien<br />
Jahren, wie<strong>der</strong> »dürft«?<br />
Eine dreiviertel Stunde kann sehr schnell vorbeigehen.<br />
Und in dieser Zeit kann viel passieren. Welten,<br />
die sich beschnuppern, Kontinente, die sich aneinan<strong>der</strong><br />
reiben. Die Schüler wissen jetzt, dass ich 44<br />
Jahre alt bin, zwei Kin<strong>der</strong> habe und mich freue, dass<br />
ich schon ziemlich lange mit immer noch <strong>der</strong>selben<br />
Frau verheiratet bin. Dass ich schon alle möglichen<br />
und unmöglichen Jobs gemacht habe: Verwaltungsangestellter,<br />
Taxifahrer, Theaterkritiker, Kin<strong>der</strong>gärtner,<br />
LKW-Fahrer, Vertreter, Lagerarbeiter,<br />
Call-Center-Agent. Und, klar, Tellerwäscher. Dass ich<br />
mal Philosophie, Germanistik und Geschichte studiert<br />
habe,<br />
Ich habe Lust, ein bisschen<br />
frech zu werden:<br />
Aus meinem Rucksack<br />
ziehe ich einen Band<br />
mit Vorträgen vom<br />
lieben Onkel Doktor ...<br />
weil ich gewisse<br />
Fragen<br />
über das<br />
Wesen des<br />
Menschen<br />
und <strong>der</strong> Welt<br />
so als Lebensnotwendigkeitempfand,<br />
wie man Hunger und Durst empfindet. Und<br />
dass ich in Gefahr geriet, diese Fragen – als ich nur<br />
Steine statt lebendiger, weiterweisen<strong>der</strong> Antworten<br />
fand – zu vergessen; bis mir die Penner und Junkies<br />
<strong>der</strong> Drogenberatungsstelle, in <strong>der</strong> ich arbeitete, ins<br />
Gedächtnis und Gewissen riefen: Hey, war da nicht<br />
noch was? Die Sache mit dem Leben, mit dem Tod,<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004 7
mit dem Menschen<br />
und so? Die Schüler<br />
wissen jetzt auch, dass<br />
mir we<strong>der</strong> die Anthroposophie<br />
noch die Eurythmie<br />
in die Wiege<br />
gelegt wurden. Denn<br />
als ich nach dem Abitur<br />
– auf einem ganz<br />
gewöhnlichen mathematisch-naturwissenschaftlichenGymnasium<br />
– zum ersten Mal<br />
»Eurythmie live« auf<br />
einer Bühne sah, dachte<br />
ich: Entwe<strong>der</strong> sind<br />
die alle naturstoned<br />
o<strong>der</strong> Scotty hat mich<br />
ins falsche Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
gebeamt ... Als ich<br />
mich dann, knapp zwei<br />
ziemlich chaotische Jahrsiebte später, auf exakt <strong>der</strong>selben<br />
Bühne als Eurythmiestudent wie<strong>der</strong>fand, lächelte<br />
er nicht nur, er feixte geradezu: Der Weltenhumor<br />
hatte mir gezeigt, was – wie man in meiner<br />
Geburtsstadt Berlin sagt – 'ne Harke ist ;-)<br />
Und was weiß ich von den Schülern, nach dieser<br />
ersten, vorsichtigen Kontaktaufnahme? Von den<br />
meisten noch nicht einmal die Namen, das wird<br />
noch ein Weilchen dauern ... Aber dass sie sehr offen<br />
mit mir sind. Dass etliche ganz früher, im Kin<strong>der</strong>garten<br />
und den ersten Klassen, eigentlich (!) ganz<br />
gerne Eurythmie gemacht haben. Dass es aber dann,<br />
so in <strong>der</strong> Mittelstufe, an<strong>der</strong>s wurde. Nicht bei allen,<br />
aber bei vielen. Und dass es dann – „zum Glück“ –<br />
keine Eurythmie mehr gab. Auch wenn’s da immer<br />
so „lustig“ zuging ... Während ich zuhöre, fallen mir<br />
die Einträge von ehemaligen Waldorfschülern in<br />
Internet-Gästebüchern und Newsgroups ein, die ich<br />
in meinen drei Jahren als Eurythmielehrer an <strong>der</strong><br />
Bonner <strong>Waldorfschule</strong> oft gelesen habe: Bissige,<br />
manchmal böse Bemerkungen gibt es da, und wie<strong>der</strong><br />
und wie<strong>der</strong> habe ich mich gefragt, wieso dieses<br />
Fach einen so schweren Stand hat. Oft sind es ganz<br />
banale Dinge: Dass die Lehrer selbst nicht erklären<br />
konnten, wozu das gut sein soll. Dass man es auch<br />
nicht erlebte. Dass von Heiligkeit, Ehrfurcht und<br />
göttlichen Wesen die Rede war, aber im gleichen<br />
Atemzug Schüler schikaniert, moralisch entwertet,<br />
lächerlich gemacht wurden. Dass Mathe, Englisch<br />
und Informatik in unserer Welt doch viel wichtiger<br />
seien, als einen Anapäst richtig laufen o<strong>der</strong> das Halleluja<br />
machen zu können ...<br />
8<br />
Wir sitzen noch immer, haben uns nicht bewegt,<br />
aber ich merke, dass ich ziemlich schwitze. Ein gutes<br />
Zeichen. Langsam erreiche ich meine Betriebstemperatur.<br />
Ich habe Lust, ein bisschen frech zu werden:<br />
Aus meinem Rucksack ziehe ich einen Band mit Vorträgen<br />
vom lieben Onkel Doktor (Und ich habe ihn,<br />
wenn man das als Nachgeborener so sagen darf,<br />
WIRKLICH lieb!). Ich lese ein paar Sätze aus <strong>der</strong><br />
»Sendung Michaels« vor: »Seit jener Zeit aber« –<br />
Steiner meint hier die griechische Kulturepoche –<br />
»darf <strong>der</strong> Mensch den Luxus sich nicht mehr gönnen,<br />
etwa bloß das Schöne zu kultivieren. Das würde<br />
Flucht aus <strong>der</strong> Wirklichkeit sein. Er muss sich kühn<br />
und tapfer gegenüberstellen dem realen Kampfe<br />
zwischen Schönem und Hässlichem. Er muss die Dissonanzen<br />
im Kampfesspiel mit den Konsonanzen in<br />
<strong>der</strong> Welt empfinden können, mitfühlen, miterleben<br />
können.« – Ich sehe nachdenkliche Gesichter, aufmerksam<br />
wird jedes meiner Worte geprüft, vor allem<br />
<strong>der</strong> Gestus, mit dem sie »rüberkommen«. In einer<br />
<strong>der</strong> kommenden Stunden – aber das weiß ich jetzt<br />
noch nicht – werden sich unter diesem Aspekt ein<br />
Kriegsgedicht von Albert Ehrenstein, ein Menschheitsgedicht<br />
von Christian Morgenstern und ein<br />
Song von einem zu einer ebenso überraschenden<br />
wie selbsterklärenden Synthese verbinden. Und ohne<br />
ein Wort des Wi<strong>der</strong>spruchs und wun<strong>der</strong>schön werden<br />
diese Schüler und ich in dieser Stunde gemeinsam<br />
das Halleluja machen. So muss sich Kolumbus<br />
gefühlt haben, als er vom Ausguck rufen hörte:<br />
„Land in Sicht!“: plötzlich, unerwartet, ganz real und<br />
wahr ist sie da – die Brise, die bis in den Himmel<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004
Aufruf<br />
Wir suchen Musikinstrumente!<br />
Vom Fachbereich Musik <strong>der</strong> FWS <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Liebe Leser, liebe Schul-Freunde!<br />
Für den Musikbereich <strong>der</strong> Refrather <strong>Waldorfschule</strong><br />
möchten wir einen Fundus an Musikinstrumenten<br />
aufbauen. Er soll für den Musikunterricht in Klassen<br />
o<strong>der</strong> Ensembles und Schüler-Leihinstrumente eingesetzt<br />
werden.<br />
Wir suchen deshalb Musikinstrumente, die <strong>der</strong><br />
Schule als Geschenk überlassen werden können. Gefragt<br />
sind grundsätzlich alle Instrumente, sowohl<br />
klassische wie mo<strong>der</strong>ne und Zubehör (Bogen, Stege,<br />
Saiten, Hüllen, Cases, Peripherie-Geräte, Kabel, ...).<br />
Die Instrumente sollten spielbar sein o<strong>der</strong> vorhan-<br />
Biografie<br />
Musik in allen Varianten<br />
Von Nils W. Bräm<br />
Geboren und aufgewachsen bin ich an den Gestaden<br />
des Zürichsees sowie im Kanton Graubünden<br />
- am Hinterrhein, nach C.F. Meyer »am schönsten<br />
Berg <strong>der</strong> Schweiz«.<br />
Meine Studienzeit habe ich mit Betriebswirtschaft<br />
und Bühnentanz in Zürich begonnen. 1989/90 verbrachte<br />
ich ein Jahr im damals spannungsgeladenen<br />
Budapest: Ich studierte dort Tanz und Musik und erlebte<br />
den politischen Umbruch aus nächster Nähe<br />
mit, u.a. als Betreuer im Pressezentrum <strong>der</strong> ersten<br />
freien Wahlen in <strong>der</strong> jungen ungarischen Demokratie.<br />
1993 schloss ich in Luzern mit einem Diplom in<br />
Schulmusik und Chorleitung ab und verlegte meinen<br />
Wohnsitz – die Liebe tat’s – rheinabwärts nach Bonn.<br />
Hier folgten neben Tätigkeiten als Musiklehrer und<br />
Kursleiter 2 Jahre Nachdiplomstudium in Barockgesang<br />
als Altus bei Graham Pushee in Basel und Prof.<br />
Philip Langshaw an <strong>der</strong> Musikhochschule Köln und<br />
bei Paul Esswood.<br />
1995 gründete ich parallel zu meiner Tätigkeit als<br />
Musiklehrer eine Agentur für Kulturmanagement.<br />
dene Schäden mit überschaubarem Aufwand repariert<br />
werden können.<br />
Wenn Sie uns helfen können, stehe ich Ihnen<br />
gerne über die Schule zur Verfügung o<strong>der</strong> direkt<br />
unter<br />
Telefon 02247-912186<br />
(ggf. bitte Anrufbeantworter benutzen)<br />
Fax 02247-912165<br />
eMail: tonsalat@web.de<br />
Ansprechpartner: Nils W. Bräm, Musiklehrer<br />
Seit 1997 war ich als Produzent, Veranstaltungsmanager<br />
und im Rahmen von Aufträgen für Kultur-<br />
Marketing sowie Konzepten für Internetauftritte<br />
tätig – sehr spannenden aber auch unruhigen und<br />
lei<strong>der</strong> zunehmend unmusischen Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n.<br />
Aus dem inneren Bedürfnis heraus, dies einerseits<br />
zu än<strong>der</strong>n und an<strong>der</strong>erseits meine Erfahrungen<br />
weiterhin nutzen zu können, habe ich mich entschlossen,<br />
mich wie<strong>der</strong> meinem Diplomberuf als Musiklehrer<br />
hinzuwenden.<br />
1996 zog ich mit meiner Familie (damals noch mit<br />
2 Kin<strong>der</strong>n) nach Neunkirchen-Wolperath, wo 1997<br />
und 2000 unsere beiden jüngsten Töchter geboren<br />
wurden.<br />
In meiner Freizeit wan<strong>der</strong>e ich gerne zu Pferd o<strong>der</strong><br />
zu Fuss, fahre Ski, lese, mache Musik in allen Varianten<br />
o<strong>der</strong> gehe im Garten auf Schneckenjagd – oft<br />
zusammen mit meinen Kin<strong>der</strong>n. Darüber hinaus<br />
interessiere ich mich für politische und gesellschaftliche<br />
Themen.<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004 9
10<br />
Begegnung mit Osteuropa<br />
Die Zeiten än<strong>der</strong>n sich<br />
Von Anna Sänger<br />
Im Oktober 2003 wurde <strong>der</strong> Schülerwettbewerb<br />
»Begegnung mit Osteuropa« an <strong>der</strong> <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong>er<br />
<strong>Waldorfschule</strong> präsentiert. Seit 51 Jahren<br />
wird dieser Wettbewerb vom Ministerium für Gesundheit,<br />
Soziales, Frauen und Familie des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen geför<strong>der</strong>t. Im Jahr 2003 nahmen<br />
4.781 Schüler an dem Wettbewerb teil. Einige<br />
Schüler <strong>der</strong> <strong>Waldorfschule</strong> konnten einen Preis für<br />
das Hörspiel »Franz Liszt – Leben und Liebe« entgegen<br />
nehmen.<br />
Initiiert durch den Musiklehrer Nils Bräm und in<br />
Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> <strong>Bergisch</strong>en Welle unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Andreas Schwann entstand ein Projekt,<br />
bei dem die Schüler nicht nur Inhalte des Fachs<br />
Musik, son<strong>der</strong>n fachübergreifend, auch über die Institution<br />
Schule hinaus, konkrete Strukturen erarbeiten<br />
und hervorragende Arbeitsergebnisse vorweisen<br />
konnten. Dieser Erfolg und nicht zuletzt auch<br />
die kritische Haltung unserer Schüler gegenüber den<br />
vorgeschlagenen Themen für Projekte führte zur Berufung<br />
Nils W. Bräms zum Mitglied <strong>der</strong> pädagogischen<br />
Kommission und dazu, dass die <strong>Waldorfschule</strong><br />
gewählt wurde, die Ergebnisse des Wettbewerbs<br />
zu präsentieren.<br />
»Begegnung mit Osteuropa« wird jedoch bereits<br />
seit vielen Jahren an unserer Schule praktiziert. Seit<br />
<strong>der</strong> 1. Klasse erlernen die Schüler nicht nur eine <strong>der</strong><br />
bedeutendsten Sprachen des osteuropäischen<br />
Sprachraums, son<strong>der</strong>n auch die russischen Bräuche<br />
und Traditionen, die Geschichte, Kultur und Literatur<br />
Russlands. Im jährlich stattfindenden Schüleraustausch<br />
mit dem Petersburger Schostakowitsch-<br />
Gymnasium können sie ihre Sprachkenntnisse erproben<br />
und die Menschen eines an<strong>der</strong>en Kulturraums,<br />
<strong>der</strong> uns oft fremdartig erscheint, hautnah<br />
erleben, ihre Sorgen und Freuden teilen: Eine gute<br />
Voraussetzung also für die Teilnahme an dem Wettbewerb<br />
und ein zusätzlicher Vorteil für die Schüler,<br />
weil ihre persönlichen Erfahrungen in die Projekte<br />
einfließen und sie dadurch einen individuellen Zugang<br />
zum jeweiligen Thema finden.<br />
Unter dem diesjährigen Motto »Die Zeiten än<strong>der</strong>n<br />
sich und wir uns mit ihnen« wurden verschiedene<br />
interessante Themen und Projekte vorgestellt, die<br />
das Interesse unserer Schüler erneut geweckt haben.<br />
So bleibt uns nur noch <strong>der</strong> Wunsch: das Einzige, das<br />
sich än<strong>der</strong>n möge, ist die Zahl <strong>der</strong> teilnehmenden<br />
Schüler. Ihre Begeisterung und Kreativität im Unterricht<br />
bei <strong>der</strong> Entstehung und Durchführung <strong>der</strong> Projekte<br />
sollen sie beibehalten und Freude an den Resultaten<br />
ihres Schaffens gewinnen.<br />
Biografie<br />
Because it’s a key …<br />
Von Bettina Stern<br />
Good morning <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong>,<br />
good morning Mrs Stern …<br />
Bevor mich alle so freundlich grüßen, möchte ich<br />
mich kurz vorstellen. May I introduce myself? My<br />
name is Bettina Stern. Ich bin die neue Englischlehrerin<br />
und freue mich sehr, an <strong>der</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Bergisch</strong><br />
<strong>Gladbach</strong> diese Sprache unterrichten zu dürfen.<br />
Für alle, die noch mehr wissen möchten erzähle<br />
ich aber gerne kurz, was bisher in meinem Leben<br />
passiert ist.<br />
Einmal Lehrer immer Lehrer? Weit gefehlt …<br />
Eigentlich war für mich immer schon klar: Ich<br />
werde Lehrerin! Warum? Weil ich ausgesprochen<br />
gerne lebe und neugierig bin, was dieses Leben für<br />
uns bereit hält – heute und in Zukunft. Lehren und<br />
lernen bedeutet für mich entdecken und erleben.<br />
Die jungen Menschen halten unsere Zukunft in den<br />
Händen und ich möchte diese Zukunft gerne ein<br />
Stück weit gemeinsam mit Ihnen entdecken und<br />
Ihnen das notwendige Handwerkszeug mit auf den<br />
Weg geben. In <strong>der</strong> Waldorfpädagogik habe ich den<br />
Gedanken des Erlebens und Entdeckens wie<strong>der</strong>gefunden,<br />
Zunächst wollte ich aber erst einmal für mich selber<br />
das Leben entdecken und erleben: Studium in<br />
Mainz, längere Auslandsaufenthalte während des<br />
Studiums und Praktika in den USA, Frankreich und<br />
Mexiko, Arbeiten in Internationalen Institutionen<br />
und <strong>der</strong> Wirtschaft im Ausland und in Deutschland,<br />
Familie mit Kin<strong>der</strong>n, Pferden und Kater auf dem<br />
Lande.<br />
Und warum ausgerechnet Englisch?<br />
Because it’s a key … ja, Englisch ist für mich ein<br />
wichtiger Schlüssel für unsere Welt. Die interessantesten<br />
Freundschaften in meinem Leben wären nie<br />
zustande gekommen, wäre ich dieser Sprache nicht<br />
mächtig gewesen. Egal ob es darum geht, neue Begegnungen<br />
zu ermöglichen, die aktuelle Weltpolitik<br />
zu verfolgen, Popmusik zu verstehen, Shakesspeare<br />
und Faulkner im Original zu lesen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
mitzuhalten: Englisch gehört einfach dazu<br />
und öffnet jedem neue Wege für sein eigenes Leben.<br />
So much for the moment, let’s start now!<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004
Biografie<br />
Naturbegegnung motiviert<br />
Von Britta Stöcker<br />
Als ich in dem Alter<br />
<strong>der</strong> Schüler war, die<br />
ich nun unterrichte,<br />
war mein Berufswunsch<br />
noch diffus.<br />
Fest stand lediglich,<br />
dass ich mein Interesse<br />
für die Biologie und<br />
die Geografie weiter<br />
verfolgen und keinesfalls<br />
nur sitzend im<br />
Büro arbeiten wollte.<br />
Angeregt durch verschiedene Praktika, entschloss<br />
ich mich zu einer Ausbildung zur Biologisch-technischen<br />
Assistentin und arbeitete anschließend im<br />
Bereich Phytomedizin. Ich sah mich jedoch noch<br />
nicht am Ende meiner beruflichen Ausbildung angelangt<br />
und suchte nach einer neuen Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
So nahm ich das Studium <strong>der</strong> Biologie und<br />
Geographie für das Lehramt <strong>der</strong> Sekundarstufe II<br />
und I in Köln auf. Mein beson<strong>der</strong>es Interesse galt –<br />
und gilt immer noch – dem Verzahnungsbereich bei<strong>der</strong><br />
Fachdisziplinen: <strong>der</strong> Ökologie.<br />
Während <strong>der</strong> Lehrerausbildung am Studienseminar<br />
Köln und anschließenden Tätigkeit als Lehrerin,<br />
erprobte ich einige fächerübergreifende Ansätze,<br />
um die Methoden bei<strong>der</strong> Fächer für die Lösung von<br />
Problemstellungen und den Erkenntnisgewinn zu<br />
nutzen und die Komplexität ökologischer Zusammenhänge<br />
zu verdeutlichen. So sammelte ich an<br />
meiner Ausbildungsschule u.a. Erfahrungen im Bereich<br />
<strong>der</strong> Waldökologie.<br />
Die Trennung nach Fächern erscheint bei ökologischen<br />
Themen zunächst künstlich; sie kann aber<br />
auch dazu anregen, ökologische Fragestellungen bewusst<br />
von unterschiedlichen Perspektiven aus zu<br />
beleuchten und auf dieser Basis zu einer vernetzten,<br />
ganzheitlichen Sichtweise zu kommen.<br />
Als wichtigen Bestandteil meiner unterrichtlichen<br />
Tätigkeit sehe ich die Arbeit im Gelände an. Mit <strong>der</strong><br />
Geländearbeit werden nicht nur biologische und /<br />
o<strong>der</strong> geographische Arbeitsweisen geschult: Ein intensives<br />
Naturerleben ist mit ihr verbunden, das<br />
Freude an <strong>der</strong> Natur und ihren ästhetischen Werten<br />
zu erzeugen vermag und in Verbindung mit Wissen<br />
über ökologische Zusammenhänge einen wichtigen<br />
Beitrag zur Umwelterziehung leisten kann. Die Ansprache<br />
<strong>der</strong> affektiven Dimension erscheint in diesem<br />
Kontext insofern wichtig, als das Umweltwissen<br />
allein nur zu einem geringen Prozentsatz das<br />
Umwelthandeln bestimmt. Direkte Begegnungen<br />
mit <strong>der</strong> Natur besitzen einen hohen Motivationscharakter,<br />
und die vielfältigen sinnlichen Erfahrungen<br />
schaffen einen neuen Zugang zum Unterrichtsinhalt.<br />
Praktisches Arbeiten erfor<strong>der</strong>t auf Schülerseite<br />
ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Verantwortungsgefühl.<br />
Nach meinen Erfahrungen wissen<br />
die Schülerinnen und Schüler die gewährten Handlungsspielräume<br />
zu nutzen und arbeiten in <strong>der</strong> Regel<br />
konzentrierter.<br />
Ich freue mich, nun in einer Klasse beide Fächer<br />
vertreten zu dürfen. Dies eröffnet gute Möglichkeiten,<br />
in dem beschriebenen Sinne zu arbeiten.<br />
<strong>Saphir</strong> 2003/2004 11
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Kulturszene<br />
Tipps und Termine<br />
<strong>der</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Dezember 2003<br />
1. 20.00 Uhr Die Adventsspirale erleben<br />
Einstimmung in die Adventszeit für<br />
Erwachsene<br />
14. 14.30 Adventscafe<br />
17.00 Oberufer Weihnachtsspiele:<br />
„Das Christgeburtsspiel“<br />
22. Erster Ferientag <strong>der</strong> Weihnachtsferien<br />
Januar 2004<br />
6. Letzter Ferientag <strong>der</strong> Weihnachtsferien<br />
12. 20.00 Uhr, Einführung in die Maltherapie<br />
Maria Deppe, Kunsttherapeutin<br />
Klassenspiel <strong>der</strong> 8. Klasse<br />
Februar 2004<br />
3. 20.00 Uhr, Praktische Infos für neue Eltern<br />
<strong>der</strong> künftigen 1. Klasse<br />
Lehrer: Aufnahme und Einschulung<br />
Elternrat: Eltern an <strong>der</strong> WS<br />
Arbeitskreise stellen sich vor.<br />
4. und 12. 9.00 bis 13.00 Uhr,<br />
Workshop mit <strong>der</strong> Filzkünstlerin Alli Löhrer,<br />
Köln, Herstellung von Woll-Seide Schals<br />
(Nuno-Filz)<br />
23. bis 27. Interne Fortbildung des Kollegiums,<br />
schulfrei für die Klassen 1 bis 12,<br />
Klausurwoche für die Klasse 13<br />
März 2004<br />
27. 10.00 Uhr, Osterbasar, Frühjahrsfest und<br />
Schulfeier mit musikalischen Beiträgen,<br />
Tanz und Gesang – Überlieferungen und Gebräuche<br />
zum Frühjahrsbeginn, Schulführung<br />
April 2004<br />
5. Erster Tag <strong>der</strong> Osterferien<br />
16. Letzter Tag <strong>der</strong> Osterferien<br />
21. 20.00 Uhr, Einführung in die Musiktherapie<br />
Christiane August, Musiktherapeutin<br />
Mai 2004<br />
Klassenspiel <strong>der</strong> 12. Klase<br />
Juni 2004<br />
24. Johannifest<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung des Schulvereins<br />
Juli 2004<br />
22. Erster Tag <strong>der</strong> Sommerferien<br />
Frühjahr 2004:<br />
Gesprächskreise mit <strong>der</strong> Heilpädagogin<br />
Dorothea Kampe zu menschenkundlichen<br />
Aspekten <strong>der</strong> Waldorferziehung<br />
Thema: Erzählstoff in <strong>der</strong> WS, Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Märchen, pädagogischer und sinniger<br />
Geschichten<br />
September 2004<br />
Aktionswoche zum 85jährigen Bestehen<br />
<strong>der</strong> Waldorfschulbewegung
Mohnweg 13 · 51427 <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong><br />
Telefon 0 22 04 / 2 21 00<br />
Fax 0 22 04 / 6 31 12<br />
eMail fws.berg.gladbach@t-online.de