Orchesterkonzert - in Laxenburg
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konnte. Sie alle hatten allerd<strong>in</strong>gs nicht den weltweiten Erfolg wie e<strong>in</strong> weiteres,<br />
nämlich das Violoncellokonzert <strong>in</strong> B-Dur, welches von dem deutschen Cellisten<br />
Friedrich Grützmacher 1895 veröffentlicht wurde. Dieses Konzert f<strong>in</strong>det sich aber<br />
weder <strong>in</strong> dem von Boccher<strong>in</strong>i angefertigten Werkkatalog noch <strong>in</strong> dem von se<strong>in</strong>em<br />
Biographen L. Picquot verfassten Werkverzeichnis. Im Grunde hat Grützmacher<br />
Boccher<strong>in</strong>is Sonate Nr. 7 für Violoncello und Klavier – freilich <strong>in</strong> etwas freier<br />
Bearbeitung – zu e<strong>in</strong>em orchesterbegleiteten Konzert umgewandelt, wobei er an die<br />
Stelle des 2. Satzes der Sonate den ungleich wirksameren, klangschönen langsamen<br />
Satz <strong>in</strong> g-Moll aus dem 3. Violoncellokonzert des Meisters gesetzt hat.<br />
Der Herausgeber der heute gespielten „Orig<strong>in</strong>alfassung“ des Werkes, Richard<br />
Sturzenegger, schreibt über se<strong>in</strong>e Bearbeitung:<br />
Das B-Dur Cellokonzert von Boccher<strong>in</strong>i ist bisher nur <strong>in</strong> der Bearbeitung durch Friedrich<br />
Grützmacher bekannt geworden. Auf der Suche nach se<strong>in</strong>er ursprünglichen Gestalt konnte<br />
ich zwar leider weder e<strong>in</strong> Autograph noch e<strong>in</strong>e Ausgabe aus der Zeit auff<strong>in</strong>den, wohl aber<br />
e<strong>in</strong>e Partiturabschrift im Besitze der Sächsischen Landesbibliothek zu Dresden, die ohne<br />
Zweifel dem <strong>in</strong> Dresden lebenden Grützmacher als Vorlage zu se<strong>in</strong>er Bearbeitung gedient<br />
hat. Selbst der flüchtigste Vergleich muss zeigen, wie wenig ehrerbietig der Bearbeiter mit<br />
dem überlieferten Werke umgegangen ist, <strong>in</strong>dem er willkürlich veränderte Teile desselben mit<br />
solchen aus andern Stücken Boccher<strong>in</strong>is und selber h<strong>in</strong>zukomponierten Orchestertutti zu e<strong>in</strong>er<br />
Art wirkungsvollem Potpourri verbunden hat, dessen am wenigsten angetastete Partie der<br />
aus e<strong>in</strong>em andern Cellokonzert herübergenommene Mittelsatz bildet.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs enthält die Dresdener Abschrift im Orchesterteil derartige Unstimmigkeiten, dass ich<br />
auch me<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Veröffentlichung erst nach sorgfältiger Überarbeitung verantworten zu<br />
können glaubte, Die Pr<strong>in</strong>zipalstimme ist dabei so gut wie unverändert geblieben, h<strong>in</strong>gegen<br />
bedurften die Mittelstimmen der primitiv gesetzten Tutti und die generalbassartigen<br />
Begleitstimmen der Soli zahlreicher Korrekturen, um bescheidensten Ansprüchen an e<strong>in</strong>en<br />
sauberen und wohlkl<strong>in</strong>genden Satz zu genügen.<br />
Es würde zu weit führen und wäre angesichts der Unzuverlässigkeit der Vorlage von ger<strong>in</strong>gem<br />
Interesse, über alle diese E<strong>in</strong>griffe ausführlich Rechenschaft abzulegen. Ich war bei me<strong>in</strong>er<br />
Arbeit bestrebt, wohl Mängel auszubessern, aber durch ke<strong>in</strong>erlei ungerechtfertigte<br />
Änderungen dem Werke se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fachheit und Frische zu nehmen.<br />
Boccher<strong>in</strong>i schrieb e<strong>in</strong>en von Vorbildern unbee<strong>in</strong>flussten lyrisch orientierten Stil, ohne<br />
das virtuose Element außer Acht zu lassen. Dem 1. Satz mit se<strong>in</strong>er ausgezierten<br />
Melodik im Rokokofiligran folgt e<strong>in</strong> ausdrucksvolles Adagio, das den klanglichen<br />
Wohllaut der hohen Violoncello-Lagen auswertet. E<strong>in</strong> frisches Rondo steht <strong>in</strong><br />
wirkungsvollem Kontrast zu den vorangegangenen Sätzen und verleiht dem Werk<br />
e<strong>in</strong>en beschw<strong>in</strong>gten Ausklang.<br />
Franz Schuberts im Herbst 1816, also mit 19 Jahren geschriebene Symphonie Nr. 5 <strong>in</strong><br />
B-Dur wurde als „Schmuckstück“ der frühromantischen Literatur bezeichnet. Die<br />
lyrische Anmut und der durchsichtige Satz er<strong>in</strong>nern an Mozart; aber Melodik und<br />
Harmonik s<strong>in</strong>d „re<strong>in</strong>ster“ Schubert. Dabei mag Schubert vor allem dessen g-Moll-<br />
Symphonie KV 550 als Vorbild vorgeschwebt haben, weil beiden Werken gewisse<br />
geme<strong>in</strong>same Züge zu eigen s<strong>in</strong>d: die gleiche Orchesterbesetzung, Ähnlichkeiten <strong>in</strong><br />
der formalen Anlage, <strong>in</strong> der Instrumentation und <strong>in</strong> manchen motivischen<br />
Wendungen. Ihrem geistigen Gehalt nach s<strong>in</strong>d sie jedoch grundverschieden. Daher<br />
handelt es sich bei Schuberts 5. Symphonie nicht um e<strong>in</strong> Epigonenwerk. Sie ist nicht,<br />
wie der Wiener Kritiker Eduard Hanslick schmähte, „e<strong>in</strong> schwacher Abguss von<br />
Mozart“. In der ausgeprägten Individualität ihrer Tonsprache ist sie reich an<br />
melodischer Erf<strong>in</strong>dung, <strong>in</strong> sich ruhend <strong>in</strong> ihrem biedermeierlichen Charakter.<br />
Vom Beg<strong>in</strong>n an herrscht „der bezw<strong>in</strong>gende Tonfall liebenswürdiger Freundlichkeit,<br />
immer unterhaltend und konzentriert zugleich“. Im Andante con moto berühren das<br />
liedhaft s<strong>in</strong>gende Hauptthema und die betörenden Farbabstufungen des B-Teils. Der<br />
dritte Satz er<strong>in</strong>nert vor allem durch se<strong>in</strong>e rhythmische Spannung an das Menuett von<br />
Mozarts g-Moll-Symphonie, doch wendet sich die Stimmung <strong>in</strong>sgesamt eher <strong>in</strong>s derb<br />
Ländlerische. Froh, heiter und unbeschwert kl<strong>in</strong>gt das Werk mit dem abschließenden<br />
Allegro vivace im Stile e<strong>in</strong>es ländlichen Tanzes aus.