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Orchesterkonzert - in Laxenburg

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28. Spielzeit - 2007/2008<br />

2. KONZERT<br />

Freitag, 16. November 2007 um 19.30 Uhr<br />

Samstag, 17. November 2007 um 16.30 Uhr<br />

im ehemals kaiserlichen Schlosstheater<br />

<strong>Orchesterkonzert</strong><br />

PROGRAMM<br />

Joseph Haydn (1732 – 1809)<br />

Symphonie Nr. 11 <strong>in</strong> Es-Dur, Hob. I:11<br />

Adagio cantabile<br />

Allegro<br />

M<strong>in</strong>uet – Trio<br />

F<strong>in</strong>ale: Presto<br />

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847)<br />

Streichersymphonie <strong>in</strong> h-Moll<br />

Adagio - Allegro<br />

PAUSE<br />

Luigi Boccher<strong>in</strong>i (1743 - 1805)<br />

Konzert für Violoncello und Orchester <strong>in</strong> B-Dur<br />

Allegro moderato<br />

Andant<strong>in</strong>o<br />

Rondo: Allegro<br />

Franz Schubert (1797 - 1828)<br />

Symphonie Nr. 5 <strong>in</strong> B-Dur, D 485<br />

Allegro<br />

Andante con moto<br />

Menuetto: Allegro molto<br />

F<strong>in</strong>ale: Allegro vivace<br />

AUSFÜHRENDE<br />

S<strong>in</strong>fonietta Baden<br />

Ute Groh, Violoncello<br />

Dirigent: Konrad Leitner<br />

Preis des Programms: € 1,40


ÜBER DIE AUSFÜHRENDEN<br />

Die S<strong>in</strong>fonietta Baden wurde 1995 von Thomas Rösner und e<strong>in</strong>er engagierten Gruppe<br />

junger Badener Musiker gegründet. Im Congress Cas<strong>in</strong>o Baden hat das Orchester seither<br />

e<strong>in</strong>en vom Publikum begeistert aufgenommenen Konzertzyklus aufgebaut. E<strong>in</strong>ladungen<br />

führten das Orchester bisher <strong>in</strong> die Schweiz sowie nach Deutschland, Warschau und<br />

Spanien. In Österreich trat die S<strong>in</strong>fonietta Baden beim Internationalen Brucknerfest L<strong>in</strong>z,<br />

beim Wiener “Klangbogen”, den Haydn-Festspielen Eisenstadt, im Wiener Musikvere<strong>in</strong>, im<br />

Musikvere<strong>in</strong> Klagenfurt und bei den Musikwochen Millstatt auf. Seit 1999 ist die S<strong>in</strong>fonietta<br />

Baden Orchestra <strong>in</strong> Residence beim Sommerfestival operklosterneuburg, wo 2007<br />

Beethovens „Fidelio“ auf dem Programm stand.<br />

Das Orchester arbeitet mit namhaften Solisten wie Patricia Kopatch<strong>in</strong>skaja, Till Fellner,<br />

Kar<strong>in</strong> Adam, Paul Gulda oder Veronika Hagen ebenso wie mit jungen aufstrebenden<br />

Künstlern. Darüber h<strong>in</strong>aus ist es der S<strong>in</strong>fonietta Baden e<strong>in</strong> besonderes Anliegen, Musik<br />

auch e<strong>in</strong>em jungen Publikum anzubieten. Für 2008 wurde das Orchester nun e<strong>in</strong>geladen,<br />

für Schüler e<strong>in</strong>e eigene Konzertserie im Wiener Musikvere<strong>in</strong> zu gestalten.<br />

Ute Groh erhielt ihre musikalische Grundausbildung am Cello <strong>in</strong> Graz am Johann Josef<br />

Fux Konservatorium bei Mag. Herl<strong>in</strong>de Schwarz. Fortgesetzt hat sie ihr Studium an der<br />

Universität für Musik und darstellende Kunst <strong>in</strong> Wien bei Prof. Wolfgang Herzer. Von 2001<br />

bis 2005 war sie Solocellist<strong>in</strong> des Grazer Symphonischen Orchesters sowie Solocellist<strong>in</strong> und<br />

Solist<strong>in</strong> der Wiener Bachsolisten. Während dieser Zeit wirkte sie <strong>in</strong> namhaften Orchestern,<br />

wie den Wiener Symphonikern, dem Bruckner Orchester L<strong>in</strong>z, dem RSO, dem Wiener<br />

Kammerorchester und dem Wiener Klangforum mit. Weiters ist sie Mitglied des Ensembles<br />

Neue Streicher und des Wiener Imperial Orchesters.<br />

Neben zahlreichen Mitwirkungen bei Rundfunkaufnahmen und Auftritten als Solist<strong>in</strong>,<br />

Kammermusiker<strong>in</strong> und Orchestermusiker<strong>in</strong> im In- und Ausland liegt auch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>spielung<br />

des Doppelkonzerts von J. Brahms mit der Geiger<strong>in</strong> Bojidara Kouzmanova und dem<br />

Philharmonieorchester Plovdiv vor.<br />

Zu den von ihr als Solist<strong>in</strong> aufgeführten Werken zählen u. a. auch Pleyels Cellokonzert <strong>in</strong><br />

C-Dur, die Cellokonzerte von Ph. E. Bach und das Doppelkonzert von M. Rosza für Viol<strong>in</strong>e,<br />

Violoncello und Orchester. Aufgrund ihrer Vorliebe für "neue" Werke alter, zum Teil<br />

vergessener Komponisten ist es auch naheliegend, dass e<strong>in</strong> zentrales Thema <strong>in</strong> ihrem<br />

musikalischen Schaffen die Barockmusik und das damit verbundene Spiel am<br />

Barockcello ist.<br />

Konrad Leitner ist Professor für Korrepetition und Operndirigieren an der Universität für<br />

Musik und darstellende Kunst <strong>in</strong> Wien und seit Jahren gefragter Leiter diverser<br />

Meisterkurse. Er ist Mitbegründer des Wiener Mozartorchesters und dirigierte nach<br />

Engagements im In- und Ausland e<strong>in</strong>ige Jahre an der Wiener Volksoper, u. a. „Die lustige<br />

Witwe und “Die Zauberflöte“ <strong>in</strong> der Regie von J. Sàvary. Er war musikalischer Leiter<br />

mehrerer Tourneen nach Japan und zahlreicher Aufführungen im Rahmen des Wiener<br />

Sommers <strong>in</strong> der Staatsoper. Unter den vielen von ihm geleiteten <strong>in</strong>ternationalen<br />

Produktionen s<strong>in</strong>d das Wiener Musikfest <strong>in</strong> Osaka/Japan mit Solisten der Wiener und<br />

Berl<strong>in</strong>er Philharmoniker, Gala-Konzerte mit Alfredo Kraus <strong>in</strong> Barcelona, das Mozart-<br />

Requiem mit Walter Berry im Bolschoi-Theater <strong>in</strong> Moskau, “Die lustige Witwe“ mit Harald<br />

Seraf<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bergen/Norwegen, “Die Entführung aus dem Serail“ <strong>in</strong> Marrakesch/Marokko<br />

sowie diverse Konzerte mit so renommierten Orchestern wie der Slowenischen<br />

Philharmonie, der Philharmonie Zagreb, dem Orchestra dell´Accadémia di Santa<br />

Cecilia/Rom und dem Radios<strong>in</strong>fonieorchester Wien.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus gab es immer e<strong>in</strong>e rege Tätigkeit als Liedbegleiter prom<strong>in</strong>enter Sänger,<br />

wie Edita Gruberova, Siegfried Jerusalem, Thomas Moser, Bernd Weikl und Walter Berry.<br />

Besonders <strong>in</strong>tensiv war se<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit He<strong>in</strong>z Zednik , den er u. a. bei den<br />

Salzburger Festspielen und bei mehreren CD-E<strong>in</strong>spielungen begleitete. Als<br />

Kammermusiker musizierte er u. a. mit dem Eichendorff-Qu<strong>in</strong>tett und dem Wiener Nonett.


ZUM PROGRAMM DES HEUTIGEN KONZERTS<br />

Meist werden Joseph Haydns frühe Symphonien im Konzertleben vernachlässigt,<br />

obwohl auch diese Werke reich an <strong>in</strong>dividueller Gestaltung s<strong>in</strong>d. Mit der Form und<br />

der Instrumentation dieser wesentlichen Gattung <strong>in</strong> Haydns Schaffen – bekanntlich<br />

schrieb der Meister nicht weniger 104 Symphonien – hat er se<strong>in</strong> langes Leben<br />

h<strong>in</strong>durch experimentiert, und sie bedeutete für ihn ständige Herausforderung und<br />

Weiterentwicklung. Diese Lust am Experiment, an der Kreativität wurde entscheidend<br />

begünstigt durch die Dienstorte und Dienstherren, an denen und für die er arbeitete.<br />

Die ersten Symphonien schrieb Haydn für das Orchester des Grafen Maximilian Franz<br />

Morz<strong>in</strong>, bei dem er um 1758 se<strong>in</strong>e erste sichere Anstellung als Kapellmeister und<br />

Kammerkompositeur erhalten hatte. Allerd<strong>in</strong>gs wurde Morz<strong>in</strong>s Orchester schon 1761<br />

wieder aufgelöst, weil – so der Haydn-Biograph Gries<strong>in</strong>ger – der Graf „<strong>in</strong> kurzer Zeit<br />

se<strong>in</strong> ansehnliches Vermögen verschwendete“. In diesem Jahr trat Haydn auch se<strong>in</strong>e<br />

Stelle am Hof der Esterházys <strong>in</strong> Eisenstadt an, wo er fast drei Jahrzehnte wirken sollte.<br />

Die Symphonie Nr. 11 (e<strong>in</strong>e von Haydns frühesten Symphonien, denn die<br />

Nummerierung erfolgte zunächst nicht chronologisch) ist viersätzig und er<strong>in</strong>nert <strong>in</strong><br />

ihrer Anlage weniger an das klassische Symphonie-Schema als mit dem eröffnenden<br />

Adagio cantabile viel eher an e<strong>in</strong>e Kirchensonate, also die Folge mehrerer<br />

Instrumentalsätze für e<strong>in</strong>en bestimmten Verwendungszweck. Im folgenden Allegro<br />

taucht das Hauptthema auch im Seitensatz wieder auf, nun polyphon von e<strong>in</strong>er<br />

Gegenstimme begleitet. Im Trio des Menuetts fällt die synkopiert verschobene<br />

Begleitung auf, und auch die Thematik des F<strong>in</strong>alsatzes ist synkopisch geprägt.<br />

Dank dem Wohlstand des väterlichen Hauses bekam Felix Mendelssohn-Bartholdy<br />

schon frühzeitig Gelegenheit zur praktischen Musikausübung. E<strong>in</strong> aus Mitgliedern der<br />

Königlichen Kapelle zusammengestelltes kle<strong>in</strong>es Orchester ermöglichte ihm, die<br />

Klangwelt des Orchesters zu studieren und sich dirigiertechnische Erfahrung zu<br />

erwerben; <strong>in</strong> Hauskonzerten konnte er als Pianist und Dirigent eigene Kompositionen<br />

vor erlesener Gesellschaft zu Gehör br<strong>in</strong>gen. Da Mendelssohn sich schon vom elften<br />

Lebensjahr an auch auf symphonischem Gebiet versuchte, waren bis zum<br />

Jahre1822 bereits elf vier- bis sechstimmige Symphonien für Streichorchester sowie<br />

e<strong>in</strong>e Symphonie <strong>in</strong> D-Dur für vollbesetztes Orchester entstanden, die alle im<br />

Elternhaus aufgeführt wurden. Darüber h<strong>in</strong>aus komponierte Mendelssohn im Verlauf<br />

se<strong>in</strong>es Schaffens fünf Symphonien.<br />

Bis <strong>in</strong> die 1950er Jahre lagen die handschriftlichen Partituren unausgewertet <strong>in</strong> der<br />

Deutschen Staatsbibliothek <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong>. Vielleicht blieben sie auch deshalb<br />

unveröffentlicht, weil Mendelssohn selbst diese frühen Werke nie erwähnt hatte.<br />

Die Streichersymphonie Nr. 10 <strong>in</strong> h-Moll besteht nur aus e<strong>in</strong>em Sonatenhautpsatz. Auf<br />

e<strong>in</strong>e vorausgehende langsame E<strong>in</strong>leitung folgt die Exposition mit der Aufstellung der<br />

Themen. In der Durchführung wird das thematische Material „verarbeitet“. Die<br />

abschließende Reprise br<strong>in</strong>gt nochmals die Themen und das Ende des Werkes mit<br />

e<strong>in</strong>er Coda, die das Schlussgefühl verstärken soll.<br />

Luigi Boccher<strong>in</strong>is Vater war Kontrabassist. In se<strong>in</strong>em Geburtsort, der toskanischen<br />

Bischofsstadt Lucca, die e<strong>in</strong>e Reihe musikalischer Talente hervorgebracht hat (unter<br />

anderen die Komponistenfamilie Pucc<strong>in</strong>i) erhielt Luigi se<strong>in</strong>en ersten Musikunterricht.<br />

Se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>strument war von Anfang an das Violoncello. Nach<br />

Studienaufenthalten <strong>in</strong> Rom und Wien, wo er auch bei Joseph Haydn Unterricht<br />

erhalten haben soll, wurde er als 1. Violoncellist an die „Kapelle der Rupublik Lucca“<br />

verpflichtet. 1768 g<strong>in</strong>g er nach Paris, ließ sich aber, trotz bedeutender Erfolge <strong>in</strong> der<br />

Se<strong>in</strong>e-Stadt, für dauernd <strong>in</strong> Madrid nieder. Als Folge <strong>in</strong>triganter Machenschaften von<br />

Neidern verbrachte er dort se<strong>in</strong>e letzten Lebensjahre <strong>in</strong> dürftigen Verhältnissen , trotz<br />

künstlerischer Erfolge, und verstarb schließlich <strong>in</strong> Armut.<br />

Boccher<strong>in</strong>is Schaffen umfasst Werke der Vokal- und der Instrumentalmusik, wobei auf<br />

<strong>in</strong>strumentalem Gebiet die Kammermusik e<strong>in</strong>en bevorzugten Platz e<strong>in</strong>nimmt. Als<br />

passionierter Violoncellovirtuose schrieb der Meister angeblich sieben Konzerte für<br />

se<strong>in</strong> Instrument, von denen allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong> Teil als echt nachgewiesen werden


konnte. Sie alle hatten allerd<strong>in</strong>gs nicht den weltweiten Erfolg wie e<strong>in</strong> weiteres,<br />

nämlich das Violoncellokonzert <strong>in</strong> B-Dur, welches von dem deutschen Cellisten<br />

Friedrich Grützmacher 1895 veröffentlicht wurde. Dieses Konzert f<strong>in</strong>det sich aber<br />

weder <strong>in</strong> dem von Boccher<strong>in</strong>i angefertigten Werkkatalog noch <strong>in</strong> dem von se<strong>in</strong>em<br />

Biographen L. Picquot verfassten Werkverzeichnis. Im Grunde hat Grützmacher<br />

Boccher<strong>in</strong>is Sonate Nr. 7 für Violoncello und Klavier – freilich <strong>in</strong> etwas freier<br />

Bearbeitung – zu e<strong>in</strong>em orchesterbegleiteten Konzert umgewandelt, wobei er an die<br />

Stelle des 2. Satzes der Sonate den ungleich wirksameren, klangschönen langsamen<br />

Satz <strong>in</strong> g-Moll aus dem 3. Violoncellokonzert des Meisters gesetzt hat.<br />

Der Herausgeber der heute gespielten „Orig<strong>in</strong>alfassung“ des Werkes, Richard<br />

Sturzenegger, schreibt über se<strong>in</strong>e Bearbeitung:<br />

Das B-Dur Cellokonzert von Boccher<strong>in</strong>i ist bisher nur <strong>in</strong> der Bearbeitung durch Friedrich<br />

Grützmacher bekannt geworden. Auf der Suche nach se<strong>in</strong>er ursprünglichen Gestalt konnte<br />

ich zwar leider weder e<strong>in</strong> Autograph noch e<strong>in</strong>e Ausgabe aus der Zeit auff<strong>in</strong>den, wohl aber<br />

e<strong>in</strong>e Partiturabschrift im Besitze der Sächsischen Landesbibliothek zu Dresden, die ohne<br />

Zweifel dem <strong>in</strong> Dresden lebenden Grützmacher als Vorlage zu se<strong>in</strong>er Bearbeitung gedient<br />

hat. Selbst der flüchtigste Vergleich muss zeigen, wie wenig ehrerbietig der Bearbeiter mit<br />

dem überlieferten Werke umgegangen ist, <strong>in</strong>dem er willkürlich veränderte Teile desselben mit<br />

solchen aus andern Stücken Boccher<strong>in</strong>is und selber h<strong>in</strong>zukomponierten Orchestertutti zu e<strong>in</strong>er<br />

Art wirkungsvollem Potpourri verbunden hat, dessen am wenigsten angetastete Partie der<br />

aus e<strong>in</strong>em andern Cellokonzert herübergenommene Mittelsatz bildet.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs enthält die Dresdener Abschrift im Orchesterteil derartige Unstimmigkeiten, dass ich<br />

auch me<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Veröffentlichung erst nach sorgfältiger Überarbeitung verantworten zu<br />

können glaubte, Die Pr<strong>in</strong>zipalstimme ist dabei so gut wie unverändert geblieben, h<strong>in</strong>gegen<br />

bedurften die Mittelstimmen der primitiv gesetzten Tutti und die generalbassartigen<br />

Begleitstimmen der Soli zahlreicher Korrekturen, um bescheidensten Ansprüchen an e<strong>in</strong>en<br />

sauberen und wohlkl<strong>in</strong>genden Satz zu genügen.<br />

Es würde zu weit führen und wäre angesichts der Unzuverlässigkeit der Vorlage von ger<strong>in</strong>gem<br />

Interesse, über alle diese E<strong>in</strong>griffe ausführlich Rechenschaft abzulegen. Ich war bei me<strong>in</strong>er<br />

Arbeit bestrebt, wohl Mängel auszubessern, aber durch ke<strong>in</strong>erlei ungerechtfertigte<br />

Änderungen dem Werke se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fachheit und Frische zu nehmen.<br />

Boccher<strong>in</strong>i schrieb e<strong>in</strong>en von Vorbildern unbee<strong>in</strong>flussten lyrisch orientierten Stil, ohne<br />

das virtuose Element außer Acht zu lassen. Dem 1. Satz mit se<strong>in</strong>er ausgezierten<br />

Melodik im Rokokofiligran folgt e<strong>in</strong> ausdrucksvolles Adagio, das den klanglichen<br />

Wohllaut der hohen Violoncello-Lagen auswertet. E<strong>in</strong> frisches Rondo steht <strong>in</strong><br />

wirkungsvollem Kontrast zu den vorangegangenen Sätzen und verleiht dem Werk<br />

e<strong>in</strong>en beschw<strong>in</strong>gten Ausklang.<br />

Franz Schuberts im Herbst 1816, also mit 19 Jahren geschriebene Symphonie Nr. 5 <strong>in</strong><br />

B-Dur wurde als „Schmuckstück“ der frühromantischen Literatur bezeichnet. Die<br />

lyrische Anmut und der durchsichtige Satz er<strong>in</strong>nern an Mozart; aber Melodik und<br />

Harmonik s<strong>in</strong>d „re<strong>in</strong>ster“ Schubert. Dabei mag Schubert vor allem dessen g-Moll-<br />

Symphonie KV 550 als Vorbild vorgeschwebt haben, weil beiden Werken gewisse<br />

geme<strong>in</strong>same Züge zu eigen s<strong>in</strong>d: die gleiche Orchesterbesetzung, Ähnlichkeiten <strong>in</strong><br />

der formalen Anlage, <strong>in</strong> der Instrumentation und <strong>in</strong> manchen motivischen<br />

Wendungen. Ihrem geistigen Gehalt nach s<strong>in</strong>d sie jedoch grundverschieden. Daher<br />

handelt es sich bei Schuberts 5. Symphonie nicht um e<strong>in</strong> Epigonenwerk. Sie ist nicht,<br />

wie der Wiener Kritiker Eduard Hanslick schmähte, „e<strong>in</strong> schwacher Abguss von<br />

Mozart“. In der ausgeprägten Individualität ihrer Tonsprache ist sie reich an<br />

melodischer Erf<strong>in</strong>dung, <strong>in</strong> sich ruhend <strong>in</strong> ihrem biedermeierlichen Charakter.<br />

Vom Beg<strong>in</strong>n an herrscht „der bezw<strong>in</strong>gende Tonfall liebenswürdiger Freundlichkeit,<br />

immer unterhaltend und konzentriert zugleich“. Im Andante con moto berühren das<br />

liedhaft s<strong>in</strong>gende Hauptthema und die betörenden Farbabstufungen des B-Teils. Der<br />

dritte Satz er<strong>in</strong>nert vor allem durch se<strong>in</strong>e rhythmische Spannung an das Menuett von<br />

Mozarts g-Moll-Symphonie, doch wendet sich die Stimmung <strong>in</strong>sgesamt eher <strong>in</strong>s derb<br />

Ländlerische. Froh, heiter und unbeschwert kl<strong>in</strong>gt das Werk mit dem abschließenden<br />

Allegro vivace im Stile e<strong>in</strong>es ländlichen Tanzes aus.

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