Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 Buch drei
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METROPOLE<br />
GESTALTEN<br />
Das Ruhrgebiet hat in den vergangenen Jahrzehnten sein Gesicht verändert, eine einzigartige<br />
urbane Kulturlandschaft ist entstanden – die Metropole Ruhr. Die <strong>Kulturhauptstadt</strong> <strong>Europas</strong><br />
<strong>RUHR.2010</strong> ist konfrontiert mit einem scheinbar grenzenlosen polyzentrischen Stadtgebilde,<br />
dessen baulicher und sozialer Vielfalt, den unterschiedlichen Lebensweisen und Lebenswelten.<br />
All das ist Ausdruck einer gewachsenen, einzigartigen Entwicklung. Die Architekturlandschaft der<br />
Metropole Ruhr zeigt Beispiele gewagter Neubauten und architektonischer Experimente, aber<br />
vor allem sind klug umgesetzte Transformationen industrieller Bauwerke und ein neues Selbstverständnis<br />
sichtbar. Das seit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (1989 –1999)<br />
gewandelte Verständnis, nicht nur naturbelassene, sondern auch von Menschenhand gestaltete<br />
Räume als „Landschaft“ wahrzunehmen, ist hier bereits verinnerlicht. Die Metropole ist Realität<br />
und muss nicht mehr gebaut werden – aber sie muss gestaltet werden.<br />
2010 geht es um die gemeinsame Vision der Metropole Ruhr. Mit den baukulturellen und künstlerischen<br />
Arbeiten im Programmbereich „Metropole gestalten“ weckt die <strong>Kulturhauptstadt</strong> Neugierde,<br />
indem sie die Bedeutung der Orte verändert, sie neu erfindet oder umwidmet. <strong>RUHR.2010</strong><br />
ruft lokale, nationale und internationale Gestalter, Planer, Architekten und Künstler zum Querdenken<br />
auf. Plötzlich entstehen unbegrenzte Möglichkeiten: Ein Förderturm auf Nordstern wird<br />
zum Träger hochkarätiger Kunst, ein Platz in Bochum durch das Versprechen Tausender Menschen<br />
aufgeladen, die Halde Angerpark zum „Magic Mountain“ und die Ruhr zur „Twilight Zone“.<br />
Die Verbindung von Bildender Kunst und Stadtplanung, Landschaftsgestaltung und Architektur<br />
verspricht schon im Ansatz überraschende Bilder. Künstlerische Interventionen greifen in urbane<br />
Strukturen ein und befruchten Landschaftsräume, die durch die Industriegeschichte geprägt sind:<br />
Die ausgewählten Spielorte sind repräsentativ für das Ruhrgebiet, seine Probleme und Perspektiven<br />
und können doch als Modelle für andere europäische Metropolen gelesen werden. <strong>RUHR.2010</strong><br />
möchte für einen Wimpernschlag in der Geschichte des Ruhrgebiets den Alltag anhalten,<br />
Experimente zulassen, unkonventionelle Wege beschreiten und vor allen Dingen Lebensfreude<br />
wecken. Die <strong>Kulturhauptstadt</strong> <strong>Europas</strong> <strong>RUHR.2010</strong> ist der Moment, in dem die visionäre Kraft<br />
außergewöhnlicher Interventionen genutzt werden kann, um die Wahrnehmung einer ganzen<br />
Region grundlegend und anhaltend zu verändern.<br />
BAUKULTUR<br />
Wir schauen mit Stolz auf die Metropole Ruhr, auf die unvergleichliche Silhouette zeichenhafter<br />
Architekturen und transformierter Monumente der Industriekultur, auf weitläufige Landschaftsparks<br />
neuen Typs und künstlerisch überhöhte Abraumhalden. Doch erst der Blick ins Private<br />
bringt uns der gelebten Baukultur ein Stück näher und rundet das gewonnene Bild ab. Da geht<br />
es um die Kultur des Wohnens, um Naherholung im Industriewald oder um mobile Arbeitsplätze<br />
der Zukunft. Eine Autobahn wird zur Parkautobahn umgestaltet, eine Brauerei zum Zentrum für<br />
Kunst und Kreativität und ein Acker zum Kunstwerk. <strong>RUHR.2010</strong> geht es um die Baukultur des<br />
Alltags und des Besonderen und somit um die ganz eigenwillige Identität der Metropole Ruhr.<br />
METROPOLE<br />
GESTALTEN<br />
Nordsternturm<br />
mit Herkules von Gelsenkirchen<br />
Sieben Hochpunkte bietet die Metropole Ruhr,<br />
einer davon ist der Nordsternturm: Insgesamt<br />
18 Stockwerke wird der denkmalgeschützte<br />
Förderturm der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen<br />
– ehemals als Schacht 2 zur Steinkohleförderung<br />
betrieben – bei seiner Fertigstellung<br />
im Herbst 2010 haben. Unter der Federführung<br />
des Wohnungskonzerns THS entsteht ein<br />
Hoch haus der besonderen Art: Das Bauwerk<br />
erhält einen Glasaufbau, der von einer „Herkules“Skulptur<br />
gekrönt wird. Die <strong>Kulturhauptstadt</strong><br />
<strong>RUHR.2010</strong> setzt Zeichen und dokumen<br />
tiert mit der Aufstockung einmal mehr<br />
den Wandel des Ruhrgebiets von der Kohle<br />
zur Kultur.<br />
Sieben bislang ungenutzte Geschosse des<br />
Gelsenkirchener Nordsternturms werden<br />
saniert und zugänglich gemacht. Die Nutzung<br />
der Turmetagen ist sowohl öffentlich als auch<br />
privatwirtschaftlich geplant. Die Ebenen 5 bis<br />
11 stehen ganz im Zeichen der noch jungen<br />
Videokunst: Das „Nordstern VideoKunstZentrum<br />
– Sammlung Goetz/n.b.k. (neuer.berliner.<br />
kunstverein.)“ wird Kulturinteressierte und vor<br />
allem junge Leute in den Landschafts und<br />
Gewerbepark nach GelsenkirchenHorst ziehen.<br />
Dort wird künftig Medienkunst aus international<br />
renommierten Sammlungen gezeigt.<br />
Im Turmkopf in den Ebenen 9 und 11 beeindrucken<br />
vor allem die gewaltige Umlenkrolle und<br />
eine einzigartige Fördermaschine. Rund um die<br />
historischen Einbauten werden Ausstellungsflächen<br />
entstehen. Auf den unterschiedlichen<br />
Ebenen des denkmalgeschützten Förderturms<br />
entsteht im Zusammenspiel mit der präsentierten<br />
Medienkunst eine spannungsvolle Konstellation.<br />
Deutlich vom Bestand abgesetzt durch eine<br />
Fuge, lassen vier gläserne Etagen den Nordsternturm<br />
auf rund 100 Meter anwachsen. Der<br />
Zugang erfolgt über einen äußeren Erschließungsturm.<br />
Einen faszinierenden Ausblick in<br />
die Umgebung können Besucher im Umlauf<br />
der Fuge und auf der öffentlichen Terrasse der<br />
18. Ebene genießen. Als Hochpunkt wird der<br />
neue Nordsternturm einen beflügelnden Blick<br />
über den bereits vollzogenen Strukturwandel<br />
des Ruhrgebiets auf dem Weg von der Industrie<br />
zur urbanen Stadtlandschaft bieten. Von hier<br />
aus blickt man auf Wald, Wasser und Landschaftsprojekte<br />
der sich wandelnden Metropole<br />
Ruhr.<br />
Spektakulär ist die 18 Meter hohe Herkules<br />
Skulptur von Markus Lüpertz, einem der bedeutendsten<br />
Ikonografen der Gegenwart. Die<br />
technisch aufwändige und 20 Tonnen schwere<br />
Monumentalplastik beschert Nordstern nicht<br />
nur einige weitere Höhenmeter, sondern macht<br />
den Turm zu einem Gesamtkunstwerk und einer<br />
unverwechselbaren Landmarke – von Weitem<br />
und aus der Nähe.<br />
Partner: Land NRW, Stadt Gelsenkirchen, THS GmbH<br />
METROPOLE<br />
GESTALTEN<br />
THSHauptverwaltung<br />
Projekt NT2 – Erweiterung<br />
und Aufstockung<br />
Nordstern Schacht 2,<br />
Gelsenkirchen,<br />
mit einer Skulptur von<br />
Markus Lüpertz,<br />
Foto: Manfred Vollmer,<br />
Architekten: THS GmbH/<br />
Petzinka, Ness, Clasen<br />
HERBST 2010<br />
Nordsternturm<br />
Ab Herbst 2010 jährliche<br />
Wechselausstellungen<br />
Besucherterrasse ab<br />
November 2010 geöffnet<br />
www.ruhr2010.de/<br />
nordsternturm<br />
Architekt: KarlHeinz<br />
Petzinka mit Nathalie Ness<br />
und René Clasen<br />
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