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Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 Buch drei

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!SING – Eine Metropole singt!<br />

Dem einen geht es mit Popsongs so, dem anderen<br />

mit Kirchenliedern, dem nächsten mit<br />

einer Opernarie oder dem Hit der Woche: Man<br />

singt einfach mit. !SING ist ein offenes Programm<br />

für Profisänger und Amateure. Jeder<br />

kann mitmachen. Jede Stimme ist gefragt.<br />

!SING will animieren, allein oder gemeinsam<br />

die eigene Stimme zu erheben oder anderen<br />

Stimmen zuzuhören. Es steht für ein ganzes<br />

Netzwerk an Initiativen, Vermittlungsprojekten,<br />

Liederabenden, Musiktheateraufführungen<br />

und Chorkonzerten. !SING erhellt die Ursprünge<br />

des Gesangs. Es stellt hochkulturelle Veran<br />

staltungen neben Partizipations-Projekte.<br />

Es schließt eine Lücke in der Ausbildung von<br />

Dirigenten, lädt ein zu Liederabenden, vernetzt<br />

Orchester, Chöre und Opernensembles der<br />

Metropole Ruhr. Die !SING-Projektreihe spannt<br />

einen großen Bogen von der Entdeckung<br />

der Mehrstimmigkeit – der „musica enchiriadis“<br />

– über das größte mehrstimmig gesungene<br />

Konzert der heutigen Zeit – !SING – DAY OF<br />

SONG – bis hin zu Mahlers „Sinfonie der Tausend“,<br />

die mit über 1.000 Musikerinnen und<br />

Musikern der Metropole Ruhr zur Aufführung<br />

kommt.<br />

„Ein guter Gesang wischt den Staub vom Herzen.“<br />

Christoph Lehmann, Schriftsteller und um<br />

1600 Stadtschreiber von Speyer, wusste das.<br />

Zwei Jahrhunderte später stellte Goethe fest,<br />

dass der Sinn für Musik und Gesang und ihre<br />

Ausübung in keinem Lande so verbreitet sei<br />

wie in Deutschland. Und heute? Ist es wirklich<br />

wahr, dass ganze Generationen nicht mehr<br />

singen, obwohl sich rund 270.000 Menschen<br />

in mehr als 3.300 Chören in NRW zusammengeschlossen<br />

haben?<br />

MUSIK<br />

LEBEN<br />

Der Blick in andere Länder zeigt, wie sehr<br />

Deutschland in Bezug auf eine Alltagskultur<br />

des Singens zu einem Entwicklungsland geworden<br />

ist. Doch was hindert uns wirklich daran,<br />

Singen als Lebenselixier zu begreifen und<br />

spontan zu singen? Woher rührt die Zurückhaltung,<br />

woher kommen die Berührungsängste?<br />

!SING hinterfragt die schnelle Ausrede.<br />

Die historische Erfahrung des NS-Regimes<br />

hat die Deutschen gelehrt, wie man Gesang,<br />

vor allem Chorgesang, systematisch als Propaganda-<br />

und Manipulationsinstrument missbrauchen<br />

kann. Dieser kollektive Überdruss an<br />

verordnetem Singen hat bei vielen Deutschen<br />

eine Abneigung gegen das Singen in Gemeinschaft<br />

lebendig gehalten. Mit !SING will sich<br />

die Metropole Ruhr zum Impulsgeber machen<br />

für eine Reaktivierung der Gesangskultur in<br />

Deutschland. Singen ist eine wichtige Identitätsquelle.<br />

Es gibt gute Beispiele. Die Zeit der<br />

nationalen Bewegungen im Baltikum 1987<br />

bis 1992, des Kampfes um die Wiedererlangung<br />

der staatlichen Unabhängigkeit, wird als<br />

„Singende Revolution“ bezeichnet. Auch !SING<br />

versteht sich als eine musikalische Bürgerbewegung.<br />

Die Aufforderung !SING will das Singen wieder<br />

zum selbstverständlichen Teil der Alltagskultur<br />

machen. Es geht um Gesang und das Vergnügen<br />

mit und an der Stimme – in vielen Facetten,<br />

unterschiedlichen Genres, wechselnden Milieus<br />

und über alle Generationsgrenzen hinweg. Die<br />

Formate überspannen alle Sparten: Klassik,<br />

Pop, Volksmusik, Jazz und geistliche Musik.<br />

!SING Sinfonie der Tausend<br />

2010 jährt sich zum 100. Mal die Uraufführung<br />

von Gustav Mahlers 8. Sinfonie. Dieses<br />

monumentale Werk variiert mit chorsymphonischer<br />

Wucht das große Mahler-Thema: die<br />

Erlösung des Menschen durch die Kraft einer<br />

überirdischen Liebe. An der Münchner Uraufführung<br />

am 12. September 1910 waren<br />

858 Sänger und 171 Instrumentalisten beteiligt.<br />

Nicht grund los trägt die Sinfonie seither den<br />

Titel „Sinfonie der Tausend“. Von Adorno als<br />

„symbolische Riesenschwarte“ grob in Verruf<br />

gebracht, stellt jede Aufführung höchste Ansprüche<br />

an Sänger und Instrumentalisten.<br />

Gemeinsam mit den Orchestern und Chören<br />

der Metropole Ruhr rekonstruieren die Duisburger<br />

Philharmoniker und <strong>RUHR.2010</strong> das<br />

Uraufführungskonzert exakt am hundertsten<br />

Jahrestag. Ein Ausnahme ereignis!<br />

!SING Internationale Dirigentenakademie Ruhr – Stimme und Orchester<br />

In der internationalen Szene gibt es ein reichhaltiges<br />

Angebot an Dirigentenakademien.<br />

Doch Angebote, die die Kombination von<br />

Stimme und Orchester in den Mittelpunkt<br />

rücken, existieren bisher kaum. Die „1. Internationale<br />

Dirigentenakademie Ruhr – Stimme<br />

und Orchester“ will diese Lücke schließen.<br />

<strong>RUHR.2010</strong> und die Bochumer Symphoniker<br />

laden begabte Dirigenten aus aller Welt zu<br />

!SING Chorakademie<br />

Die Dortmunder Chorakademie ist europaweit<br />

eine der größten Singschulen ihrer Art. Sie ist<br />

eine Akademie mit Modellcharakter und betreut<br />

über 1.000 aktive Mitglieder, die in über<br />

20 verschiedenen Chorensembles singen. Die<br />

Arbeit ist vor allem darauf ausgerichtet, junge<br />

Menschen für klassische Musik zu begeistern<br />

und den Chor- und Sologesang auf hohem<br />

Niveau und im Grenzbereich zur Professionalität<br />

zu fördern. Für das Projekt !SING initiierte<br />

Mitwirkende: Bochumer Symphoniker, Dortmunder Philharmoniker,<br />

Duisburger Philharmoniker, Essener Philharmoniker,<br />

Neue Philharmonie Westfalen, Philharmonisches Orchester<br />

Hagen<br />

Opernchor und Extrachor des Aalto-Theaters/Essen, Opernchor<br />

und Extrachor der Oper Dortmund, Opernchor der<br />

Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg, Extrachor<br />

des Musiktheaters im Revier/Gelsenkirchen, Philharmonischer<br />

Chor Bochum, Philharmonischer Chor Duisburg,<br />

Philharmonischer Chor Essen, Städtischer Musikverein<br />

Hamm, Chor der Universität Witten Herdecke, Aalto Kinderund<br />

Jugendchor, Essen-Steeler Kinder- und Jugendchor<br />

sowie weitere Chöre und Choristen der Metropole Ruhr<br />

Musikalische Leitung: Lorin Maazel<br />

Choreinstudierung: Alexander Eberle<br />

Eine Koproduktion mit den Duisburger Philharmonikern<br />

Projektsponsor: Ferrostaal AG<br />

einem mehrtägigen Kurs ein, der die einmalige<br />

Gelegenheit einer praxisnahen Ausbildung<br />

bietet. Der Kurs endet mit einem öffentlichen<br />

Abschlusskonzert, das von den <strong>drei</strong> besten<br />

Akademieteilnehmern dirigiert wird.<br />

Künstlerische Leitung: Steven Sloane<br />

Partner: Bochumer Symphoniker<br />

Gefördert von der Kunststiftung NRW<br />

<strong>RUHR.2010</strong> die Kooperation zwischen der<br />

Chorakademie und der Stiftung Jedem Kind<br />

ein Instrument. Diese Zusammenarbeit eröffnet<br />

Kindern im Grundschulalter über die Stimme<br />

einen zusätzlichen Zugang zur Musik. Die Pilotphase<br />

startete im Frühjahr an sechs Musikschulen<br />

der Metropole Ruhr.<br />

Partner: Chorakademie Dortmund, Stiftung Jedem Kind<br />

ein Instrument<br />

MUSIK<br />

LEBEN<br />

12.09.2010<br />

Kraftzentrale, Landschaftspark<br />

Duisburg-Nord, 18 Uhr<br />

www.ruhr2010.de/sing<br />

Die Vorstellung ist bereits<br />

ausverkauft.<br />

SINFONIE DER<br />

TAUSEND<br />

13. – 22.10.2010<br />

Bochum<br />

Abschlusskonzert<br />

22.10.2010, 20 Uhr,<br />

Konzerthaus Dortmund<br />

www.ruhr2010.de/sing<br />

AB SOMMER 2010<br />

Metropole Ruhr<br />

www.ruhr2010.de/sing<br />

CHORAKADEMIE<br />

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