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Region Mittlere Havel Entwicklungsgutachten - rent o point

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Gefördert durch<br />

Ministerium für<br />

Infrastruktur und Raumordnung<br />

<strong>Region</strong><br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

<strong>Entwicklungsgutachten</strong><br />

Gutachten zu Möglichkeiten der Institutionalisierung<br />

der Kulturlandschaftsentwicklung<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

1


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

<strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> <strong>Entwicklungsgutachten</strong><br />

Förderung<br />

Erstellt mit Zuwendung des Ministeriums für Infrastruktur<br />

und Raumordnung des Landes Brandenburg aus<br />

Konzessionsabgaben Lotto<br />

und mit Unterstützung durch das<br />

Institut für Nachhaltige Entwicklung und Strukturpolitik e.V.<br />

Mitarbeiter und Autoren Marina Donner<br />

Dipl.-Biol. Kai Deutschmann<br />

Dr. Axel Mueller<br />

Chris Rappaport<br />

Dr. Thorsten Rocksch<br />

Kai-Uwe Schwinzert<br />

Oliver Vogeler<br />

Titelfoto © Dr. C.W. Axel Mueller Blick über die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in<br />

Richtung Brandenburg<br />

Rechts: Ketzin im Landkreis<br />

<strong>Havel</strong>land<br />

Links: Schmergow in der<br />

Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>)<br />

Landkreis Potsdam-Mitelmark<br />

2


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Inhalt 3<br />

1 Einleitung und Aufgabenstellung 4<br />

2 Gesetzliche und administrative Grundlagen 5<br />

2.1 Europäische und nationale Rahmensetzung 5<br />

2.2 Gesetzlicher Rahmen im Land Brandenburg 7<br />

2.3 Der Landkreis Potsdam-Mittelmark 17<br />

2.3.1 Kreisentwicklung 17<br />

2.3.2 Gebietsbezogene lokale Entwicklungsstrategie (GLES) 18<br />

2.3.3 Konzept der Integrierten ländlichen Entwicklung (ILEK) 20<br />

2.3.4 Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP)<br />

„Kulturlandschaft <strong>Havel</strong>obst“ 22<br />

2.3.5 Landschaftsrahmenplan Potsdam-Mittelmark 23<br />

2.4 Städte und Gemeinden im Entwicklungsraum „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ 25<br />

3 Organisationsformen für Naturparke 31<br />

3.1 Was sind Naturparke 31<br />

3.2 Stellung der Naturparke in Deutschland 32<br />

3.3 Großschutzgebiete in Brandenburg 37<br />

3.4 <strong>Region</strong>alparks 38<br />

3.5 Andere Organisations und Entwicklungsformen 40<br />

4 Kulturlandschaft <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 41<br />

4.1 Die Besiedlungsgeschichte 45<br />

4.2 Naturräumliche Entwicklung 50<br />

4.3 Kulturhistorischer Abriss 92<br />

4.4 Landwirtschaftliche Entwicklung 92<br />

4.5 Wirtschaftliche Entwicklung aus der Sicht von Industrie und Gewerbe 97<br />

4.6 Kulturlandschaft aus touristischer Sicht 100<br />

5 Entscheidungen politischer Körperschaften und deren Vertreter 103<br />

5.1 Beschlüsse der Körperschaften öffentlichen Rechts 103<br />

5.2 Äußerungen von Mandatsträgern und Unternehmern in Interviews 117<br />

5.3 Stellungnahmen von Behörden und politischen Organisationen 124<br />

6 Der Weg zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 131<br />

6.1 Die Grenzen des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in Gründung (i.G.) 131<br />

6.2 Die naturschutzfachlichen Ziele des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G. 133<br />

6.3 Die touristische Entwicklung des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G. 135<br />

6.4 Die land- und fischereiwirtschaftliche Ausrichtung des<br />

Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G. 141<br />

Literatur 143<br />

Anhang1: Schutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 144<br />

3


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

1 Einleitung und Aufgabenstellung<br />

Die <strong>Region</strong> zwischen den Städten Werder und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> ist die Wiege<br />

der Mark Brandenburg. Sie umfasst den Bereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> und liegt zwischen<br />

den Naturparken Westhavelland und Hoher Fläming. Trotz ihrer langen<br />

kulturgeschichtlichen Tradition ist diese <strong>Region</strong> strukturarm und dünnbesiedelt und führt<br />

gegenwärtig ein Schattendasein. Dafür gibt es aber eine Vielzahl an natürlichen<br />

Reichtümern, die auf ihre touristische Erschließung und Erlebbarkeit warten. Engagierte<br />

Bürger der <strong>Region</strong> haben sich zusammen gefunden, einen Förderverein gegründet und<br />

nach vielen Diskussionen beschlossen, das Nötige zu tun, um dieses Gebiet<br />

aufzuwerten und seine Naturreichtümer einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und<br />

zugänglich zu machen.<br />

Sie haben dabei erkannt, dass Engagement allein nicht ausreicht und eine Strategie<br />

entwickelt werden muss, um die Menschen in der <strong>Region</strong> von diesen Ideen zu<br />

überzeugen und um die Verwaltungen zu bewegen, notwendige Entscheidungen zu<br />

treffen. Dies alles ist aber nur machbar, wenn die Entwicklungsziele für die <strong>Region</strong><br />

plausibel ausformuliert sind und wenn sie in einem breiten gesellschaftlichen<br />

Abstimmungsprozess einvernehmlich anerkannt und von allen Akteuren und<br />

Landnutzern mitgetragen werden. Dafür muss jedoch auch eine Organisationsstruktur<br />

gefunden werden, mit deren Hilfe die Ziele schrittweise realisiert werden können. Die<br />

Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Brandenburg haben<br />

Ziele für die Entwicklung ländlicher Räume mit dem Schwerpunkt der nachhaltigen<br />

regionalen naturräumlichen Entwicklung formuliert. Um diese Ziele zu erreichen wurden<br />

Förderprogramme aufgelegt und Finanzmittel bereitgestellt. Diese Mittel sind aber nur<br />

abrufbar, wenn eine geeignete Organisationsform geschaffen wird. Dieser Frage und<br />

ihrer Beantwortung soll im Folgenden nachgegangen werden.<br />

4


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

2 Gesetzliche und administrative Grundlagen<br />

2.1 Europäische und nationale Rahmensetzung<br />

EU-Quelle: ELER<br />

Für die Entwicklung ländlicher Räume hat die Europäische Union am 20.9.2005 die<br />

Verordnung 1698/2005 (ELER) erlassen, die drei Ziele formuliert:<br />

o Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft durch<br />

Förderung der Landbewirtschaftung<br />

o Verbesserung der Umwelt und der Landschaft durch Förderung der<br />

Landbewirtschaftung<br />

o Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum und der Förderung der<br />

Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft<br />

ELER ist das zentrale Finanzierungsinstrument für die zweite Säule der Agrarpolitik.<br />

Der Europäische Landwirtschaftsfonds hat mittlerweile die Förderperiode 2007 bis 2013<br />

begonnen. Die Förderung der ländlichen Entwicklung wird über Entwicklungsprogramme der<br />

Bundesländer umgesetzt. Brandenburg wird zusammen mit Berlin von der EU als eine <strong>Region</strong><br />

gewertet. Das zentrale Förderprogramm für die Einheit Berlin-Brandenburg ist der Förderplan<br />

für den ländlichen Raum (EPLR). Dieser Förderplan vom MLUV Brandenburg wurde am<br />

5.9.2007 von der EU-Kommission genehmigt und veröffentlicht.<br />

Der 4. Schwerpunkt von ELER ist LEADER. Unter LEADER versteht man die Entwicklung des<br />

ländlichen Raumes von unten (Bottom-Up-Prinzip), wobei die Ideen, Forderungen und<br />

Organisationsstrukturen zur Entwicklung des ländlichen Raumes zusammen mit Kommunen,<br />

Unternehmen, Vereinen und Bürgern auf einer regionalen Organisationsebene stattfinden. Das<br />

Land Brandenburg hat für diesen Zweck einen Wettbewerb ausgeschrieben, der am 20.4.2007<br />

endete. Die lokale Aktionsgruppe Flaeminghavel e.V. hat sich um die Anerkennung als<br />

LEADER-<strong>Region</strong> beworben, nachdem sie bereits seit 2001 als LEADER+-<strong>Region</strong> anerkannt<br />

war. Die Auswertung dieses Wettbewerbes beim Land Brandenburg hat ergeben, dass die<br />

5


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

<strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> als 8. Leader-<strong>Region</strong> anerkannt wurde. Die Vorsitzende der LEADER-<br />

<strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> ist Eveline Vogel, der zuständige <strong>Region</strong>almanager ist Heiko Bansen,<br />

Wiesenburg (www.flaeming-havel.de).<br />

Nationale Quelle von Bund und Ländern: GAK<br />

Die Entwicklung ländlicher Räume wird auch durch das gemeinsame Programm von Bund und<br />

Ländern finanziert. Die Pläne und Maßnahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe<br />

„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) bilden den Kern dieser<br />

Länderprogramme. Sie sind gemeinsame Bestandteile der Länderprogramme und werden als<br />

Nationale Rahmenregelung gem. Artikel 15 Absatz 3 der ELER-Verordnung zur Genehmigung<br />

vorgelegt.<br />

Die Gemeinschaftsaufgabe wird seit 1973 mit dem Ziel durchgeführt, eine leistungsfähige, auf<br />

künftige Anforderungen ausgerichtete Land- und Forstwirtschaft zu gewährleisten und deren<br />

Wettbewerbsfähigkeit im Gemeinsamen Markt der Europäischen Gemeinschaft zu sichern.<br />

Dabei sind die Ziele und Erfordernisse der Raumordnung, der Landesplanung<br />

sowie des Umwelt- und des Tierschutzes zu beachten (§ 2 Abs. 1 GAK-Gesetz).<br />

Die Gemeinschaftsaufgabe verfolgt als Hauptziele:<br />

- die Verbesserung der Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der Land- ,<br />

Forst- und Ernährungswirtschaft,<br />

- die Unterstützung standortangepasster, besonders umweltgerechter<br />

Wirtschaftsweisen und<br />

- die Anpassung der Land- und Forstwirtschaft an die Erfordernisse des<br />

Umwelt- und Naturschutzes,<br />

- die Sicherung und Stärkung der Funktionsfähigkeit der Strukturen in den<br />

ländlichen Räumen,<br />

- die Verbesserung des Küstenschutzes.<br />

Sie unterstützt die Ziele des Nationalen Strategieplans und ist zum Teil mit ELER identisch.<br />

Schwerpunkt 1<br />

Verbesserung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Land-<br />

und Forstwirtschaft<br />

Art. 19 – 33<br />

34,4 %<br />

Schwerpunkt 2<br />

Verbesserung der<br />

Umwelt und des<br />

ländlichen<br />

Lebensraumes<br />

Art. 34 – 48<br />

31,2 %<br />

Schema der ELER-Umsetzung im Land Brandenburg<br />

Schwerpunkt 3<br />

Lebensqualität im<br />

ländlichen Raum und<br />

Diversifizierung der<br />

ländlichen Wirtschaft<br />

Art. 49 – 59<br />

26,9 %<br />

Schwerpunkt 4<br />

LEADER<br />

Art. 60<br />

5,0 %<br />

- Diversifizierung hin zunichtlandwirtsch. - Strategien zur Entwicklung<br />

Tätigkeiten<br />

des ländlichen Raumes<br />

- Förderung des ländl. Tourismus - <strong>Region</strong>almanagement<br />

- Förderung von Unternehmensgründung - innovative, modellhafte<br />

und Unternehmensentwicklung<br />

Projekte<br />

(Kleinstunternehmen)<br />

- Kooperationsprojekte<br />

- Dorfentwicklung<br />

- Vernetzung lokaler<br />

- Schutz und Erhalt des ländl. Kulturerbes Partnerschaften<br />

- Dienstleistungseinrichtungen zur Grundversorgung<br />

der ländl. Wirtschaft und<br />

Bevölkerung<br />

6


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Natura 2000<br />

Natura 2000 bezeichnet ein Netz von Schutzgebieten mit gemeinschaftlicher Bedeutung, die<br />

aufgrund der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) (1992) von den Ländern bei der<br />

EU anzumelden und zu charakterisieren waren. In die Natura 2000 werden auch Gebiete<br />

einbezogen, die nach der EG-Vogelschutzrichtlinie (1979) auszuweisen waren. Die §§ 32-38<br />

des Bundesnaturschutzgesetzes befassen sich mit der nationalen Umsetzung. Die Ausweisung<br />

dieser Gebiete dient dem nachhaltigen Biotop- und Artenschutz und hat das Ziel durch<br />

Biotopverbund den Austausch von Populationen zu sichern.<br />

Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und Wasserhaushaltgesetz<br />

Zum Schutz von Grund- und Oberflächenwasser hat die EU im Jahre 2000 die<br />

Wassserrahmenrichtlinie (WRRL) beschlossen, die durch das Wasserhaushaltgesetz in<br />

deutsches Recht und über die Wassergesetze der Länder in Landesrecht umgesetzt werden<br />

muss. Mit der „Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23.<br />

Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im<br />

Bereich der Wasserpolitik“ (als Wasserrahmenrichtlinie bzw. WRRL bezeichnet) trat am 22. 12.<br />

2000 ein Regelwerk in Kraft, das die Wasserwirtschaft in Europa nachhaltig beeinflussen wird.<br />

Mit der WRRL wird das Wasserrecht der EU in einer Richtlinie zusammengefasst und um<br />

moderne Ansätze des Gewässerschutzes ergänzt. Das Ziel der WRRL besteht darin, dass der<br />

Zustand aller Oberflächengewässer zu definieren ist und die Länder Pläne zu erarbeiten haben,<br />

damit bis 2015 die Gewässer in einen „guter Zustand“ als Qualitätsziel versetzt werden. Auf der<br />

Basis einer umfassenden Bestandsaufnahme der Gewässerstruktur und der<br />

Gewässerbelastungen soll durch Maßnahmenprogramme und Bewirtschaftungspläne ein „guter<br />

Zustand“ der Gewässer erreicht werden. Im Jahr 2005 hat das Land Brandenburg einen Bericht<br />

zur Bestandsaufnahme über den Zustand der Gewässer vorgelegt. Im April 2008 wurde das<br />

Brandenburgische Wassergesetz beschlossen, was nunmehr für unseren Raum, verbindlich ist.<br />

Bundesnaturschutzgesetz<br />

Das Bundesnaturschutzgesetz regelt in einem Gesetzesrahmen Naturschutz und<br />

Landschaftspflege in Deutschland. In den §§ 23 bis 30 werden die unterschiedlichen<br />

Schutzgebietsformen definiert, die von den Ländern ausgewiesen werden können:<br />

§ 23 – Naturschutzgebiet, § 24 – Nationalpark, § 25 – Biosphärenreservat, § 26 –<br />

Landschaftsschutzgebiet, § 27 – Naturpark, § 28 – Naturdenkmal, § 29 – geschützter<br />

Landschaftsbestandteil, § 30 – Biotop<br />

Die FFH-Richtlinie und NATURA 2000 sind in die Novellierung des Gesetzes von 2002 bereits<br />

berücksichtigt worden. Das Land Brandenburg hat im Brandenburgischen Naturschutzgesetz<br />

diese Inhalte übernommen. Neben den gesetzlichen Regelungen gibt es weitere Vorhaben<br />

ohne Gesetzescharakter.<br />

2.2 Gesetzlicher und raumordnerischer Rahmen im Land<br />

Brandenburg<br />

Alle auf EU-Ebene und auf Bundesebene getroffenen Regelungen werden durch die<br />

Landesgesetzgebung und Planungsinstrumente untersetzt, die im Folgenden vorgestellt<br />

werden, wobei in Bezug auf Raumordnung und Raumplanung Berlin und Brandenburg als<br />

Einheit betrachtet werden.<br />

Das Naturschutzgesetz des Landes Brandenburg (2004)<br />

Der § 26 beschreibt die Regelung für Naturparke in Brandenburg, die für die Begründung der<br />

Aufgabenstellung von essentieller Bedeutung ist. Deshalb folgen Zitate aus dem novellierten<br />

7


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Naturschutzgesetz, die zeigen, welche Anstrengungen nötig sind, um den Vorschriften eines<br />

Naturparks gerecht zu werden:<br />

§ 26 Naturparks<br />

(1) Großräumige, einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die<br />

1. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind,<br />

2. sich als naturnaher Landschaftsraum oder historisch gewachsene Kulturlandschaft für die<br />

Erholung besonders eignen und<br />

3. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung und Fremdenverkehr vorgesehen<br />

sind, können durch Bekanntmachung der obersten Naturschutzbehörde zu Naturparks erklärt<br />

werden. Naturparks dienen der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch<br />

vielfältige Nutzungen geprägten naturnahen Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt. In<br />

ihnen wird zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung und ein nachhaltiger<br />

Tourismus angestrebt sowie eine nachhaltige <strong>Region</strong>alentwicklung gefördert.<br />

(2) Naturparks sollen entsprechend den in Absatz 1 beschriebenen Zwecken unter Beachtung<br />

der Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege und den nach<br />

Schutzausweisungen abgestuften Schutz- und Pflegezielen geplant, gegliedert, erschlossen,<br />

weite<strong>rent</strong>wickelt und einheitlich verwaltet werden.<br />

§ 26a Europäisches Netz „Natura 2000“<br />

Die §§ 26b bis 26g dienen dem Aufbau und dem Schutz des Europäischen ökologischen Netzes<br />

„Natura 2000“, insbesondere dem Schutz der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der<br />

Europäischen Vogelschutzgebiete.<br />

§ 26b Schutzgebiete<br />

(1) Entsprechend den jeweiligen Erhaltungszielen sind vorbehaltlich des Absatzes 3 die<br />

Europäischen Vogelschutzgebiete und die in die Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher<br />

Bedeutung eingetragenen Gebiete nach Maßgabe des Artikels 4 Abs. 4 der Richtlinie<br />

92/43/EWG als geschützten Teile von Natur und Landschaft im Sinne der §§ 20 bis 24<br />

festzusetzen.<br />

(2) Die Schutzerklärung bestimmt den Schutzzweck entsprechend den jeweiligen<br />

Erhaltungszielen und die erforderlichen Gebietsbegrenzungen. Es soll dargestellt werden, ob<br />

prioritäre Biotope oder prioritäre Arten zu schützen sind. Durch geeignete Gebote und Verbote<br />

sowie Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist sicherzustellen, dass den Anforderungen des<br />

Artikels 6 der Richtlinie 92/43/EWG entsprochen wird. Weitergehende Schutzvorschriften bleiben<br />

unberührt.<br />

(3) Die Unterschutzstellung nach Absatz 1 kann unterbleiben, soweit nach anderen<br />

Rechtsvorschriften, nach Verwaltungsvorschriften, durch die Verfügungsbefugnisse eines<br />

öffentlichen oder gemeinnützigen Trägers oder durch vertragliche Vereinbarungen ein<br />

gleichwertiger Schutz gewährleistet ist. Die hierfür festzulegenden gebietsspezifischen<br />

Erhaltungsziele sowie die Gebietsabgrenzung sind von der obersten Naturschutzbehörde im<br />

Amtsblatt für Brandenburg öffentlich bekannt zu machen. Im Übrigen gilt Absatz 2 Satz 2 und 3<br />

entsprechend.<br />

(4) Für Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung können Bewirtschaftungspläne im Sinne von<br />

Artikel 6 Abs. 1 der Richtlinie 92/43/EWG erarbeitet werden. Hierfür ist die Fachbehörde für<br />

Naturschutz und Landschaftspflege zuständig.<br />

§ 26c Schutzvorschriften<br />

(1) Ist ein Gebiet nach § 10 Abs. 6 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes bekannt gemacht<br />

worden, sind<br />

1. in einem Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung bis zur Unterschutzstellung nach § 26b,<br />

2. in einem Europäischen Vogelschutzgebiet vorbehaltlich besonderer Schutzvorschriften im<br />

Sinne der §§ 20 bis 24 in Verbindung mit § 26b, alle Vorhaben, Maßnahmen, Veränderungen<br />

oder Störungen, die zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebietes in seinen für die<br />

Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteilen führen können, unzulässig. In einem<br />

Konzertierungsgebiet sind die in Satz 1 genannten Handlungen, sofern sie zu erheblichen<br />

Beeinträchtigungen der in ihm vorkommenden prioritären Biotope oder prioritären Arten führen<br />

können, unzulässig. § 26d Abs. 3 bis 5 gilt entsprechend.<br />

8


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

(2) Für Gebiete, die von der Landesregierung entsprechend § 26g Abs. 1 ausgewählt und im<br />

Amtsblatt für Brandenburg veröffentlicht worden sind, gilt Absatz 1 entsprechend. Der Schutz<br />

nach Satz 1 endet mit der Bekanntmachung der Gebietsliste durch das für Naturschutz<br />

zuständige Bundesministerium nach § 10 Abs. 6 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes.<br />

§ 26d Verträglichkeit und Unzulässigkeit von Projekten, Ausnahmen<br />

(1) Projekte sind vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den<br />

Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen<br />

Vogelschutzgebietes zu überprüfen. Bei geschützten Teilen von Natur und Landschaft im Sinne<br />

der §§ 20 bis 24 ergeben sich die Maßstäbe für die Verträglichkeit aus dem Schutzzweck und<br />

den dazu erlassenen Vorschriften. Der Projektträger hat alle für die Verträglichkeitsprüfung<br />

notwendigen Angaben zu machen und entsprechende Unterlagen vorzulegen. Die Ausführungen<br />

zur Prüfung der Verträglichkeit sind als eigenständige Inhalte von sonstigen Ausführungen,<br />

insbesondere zur Umweltverträglichkeit oder Eingriffsregelung, zu unterscheiden.<br />

(2) Ergibt die Prüfung der Verträglichkeit, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigungen<br />

eines in Absatz 1 Satz 1 genannten Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder<br />

Schutzzwecke maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig.<br />

(3) Abweichend von Absatz 2 darf ein Projekt nur zugelassen oder durchgeführt werden, soweit<br />

es 1. aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher<br />

sozialer oder wirtschaftlicher Art notwendig ist und<br />

2. zumutbare Alternativen, den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne oder mit<br />

geringeren Beeinträchtigungen zu erreichen, nicht gegeben sind.<br />

(4) Können von dem Projekt innerhalb eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung<br />

prioritäre Biotope oder prioritäre Arten betroffen werden, können als zwingende Gründe des<br />

überwiegenden öffentlichen Interesses nur solche im Zusammenhang mit der Gesundheit des<br />

Menschen, der öffentlichen Sicherheit einschließlich der Landesverteidigung und des Schutzes<br />

der Zivilbevölkerung oder den maßgeblich günstigen Auswirkungen des Projektes auf die Umwelt<br />

geltend gemacht werden. Sonstige Gründe im Sinne des Absatzes 3 Nr. 1 können nur<br />

berücksichtigt werden, wenn die zuständige Behörde zuvor über die oberste Naturschutzbehörde<br />

und das für Naturschutz zuständige Bundesministerium eine Stellungnahme der Kommission<br />

eingeholt hat.<br />

(5) Soll ein Projekt nach Absatz 3, auch in Verbindung mit Absatz 4, zugelassen oder<br />

durchgeführt werden, sind die zur Sicherung des Zusammenhangs des Europäischen<br />

ökologischen Netzes „Natura 2000” notwendigen Maßnahmen vorzusehen. Die zuständige<br />

Behörde unterrichtet die Kommission über die oberste Naturschutzbehörde und das für<br />

Naturschutz zuständige Bundesministerium über die getroffenen Maßnahmen.<br />

(6) Für Gebiete, die nach § 26c Abs. 2 geschützt sind, gelten die Absätze 1 bis 5 entsprechend.<br />

§ 26e Pläne<br />

§ 26d ist außer auf die in § 35 Satz 1 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes genannten Pläne<br />

entsprechend auf sonstige Pläne einschließlich Raumordnungsplänen im Sinne des § 3 Nr. 7 des<br />

Raumordnungsgesetzes anzuwenden.<br />

§ 26f Verhältnis zu anderen Rechtsvorschriften<br />

(1) § 26d dieses Gesetzes und § 36 des Bundesnaturschutzgesetzes sind für geschützte Teile<br />

von Natur und Landschaft im Sinne der Abschnitte 4 und 5 dieses Gesetzes nur insoweit<br />

anzuwenden, als die Schutzvorschriften einschließlich der Vorschriften über Ausnahmen und<br />

Befreiungen keine strengeren Regelungen für die Zulassung von Projekten enthalten. Die<br />

Pflichten nach § 26d Abs. 4 Satz 2 über die Beteiligung der Kommission und nach § 26d Abs. 5<br />

Satz 2 über die Unterrichtung der Kommission bleiben unberührt.<br />

(2) Handelt es sich bei Projekten um Eingriffe in Natur und Landschaft, bleiben die §§ 10 bis 18<br />

dieses Gesetzes sowie § 20 Abs. 3 und § 21 des Bundesnaturschutzgesetzes unberührt.<br />

§ 26g Zuständigkeiten<br />

(1) Die Landesregierung wählt die Gebiete, die der Kommission nach Artikel 4 Abs. 1 der<br />

Richtlinie 92/43/EWG und Artikel 4 Abs. 1 und 2 der Richtlinie 79/409/EWG zu benennen sind,<br />

nach den in dieser Vorschrift genannten Maßgaben aus und benennt die ausgewählten Gebiete<br />

dem für Naturschutz zuständigen Bundesministerium. Die benannten Gebiete sowie Änderungen<br />

der Gebietsnennung werden im Amtsblatt für Brandenburg bekannt gemacht.<br />

9


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

(2) Für die Entscheidungen und Maßnahmen nach § 26d ist die nach dem jeweiligen Fachgesetz<br />

zuständige Zulassungsbehörde zuständig. Die Entscheidungen ergehen, soweit<br />

Rechtsvorschriften nichts anderes bestimmen, im Einvernehmen mit der zuständigen<br />

Naturschutzbehörde. Das Einvernehmen nach Satz 2 gilt als erteilt, wenn es nicht binnen eines<br />

Monats nach Eingang des Ersuchens der Zulassungsbehörde unter Darlegung der Gründe<br />

verweigert wird. Entscheidungen ergehen, soweit für sie die Konzentrationswirkung nach § 75<br />

des Verwaltungsverfahrensgesetzes für das Land Brandenburg gilt, im Benehmen mit der<br />

zuständigen Naturschutzbehörde. Zuständige Naturschutzbehörde im Sinne der Sätze 2 und 4 ist<br />

die nach § 17 Abs. 2 zuständige Naturschutzbehörde. Ist ein Projekt nur nach Naturschutzrecht<br />

zuzulassen, ist die hierfür zuständige Naturschutzbehörde auch für die Entscheidungen und<br />

Maßnahmen nach § 26d zuständig.<br />

(3) Bei der Aufstellung von Plänen im Sinne des § 2a Abs. 1 Nr. 15 ist der Planungsträger für die<br />

Entscheidungen und Maßnahmen nach § 26d zuständig.<br />

(4) Die oberste Naturschutzbehörde erstellt die Berichte gemäß Artikel 17 der Richtlinie<br />

92/43/EWG und Artikel 12 der Richtlinie 79/409/EWG auf der Grundlage periodischer<br />

Erhebungen der Fachbehörde für Naturschutz und Landschaftspflege über den<br />

Erhaltungszustand der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (Artikel 11 der Richtlinie<br />

92/43/EW)<br />

Gemeinsames Landesentwicklungsprogramm der Länder Berlin und<br />

Brandenburg (LEPro)<br />

Das Landesentwicklungsprogramm von 2003 (LEPro 2003) ist 2007 überarbeitet und neu<br />

ausgerichtet worden, so dass eine Neuorientierung bei der Raumplanung Einzug gehalten hat:<br />

Hier sollen einzelne ausgewählte (alte) Passagen zitiert werden, die die raumplanerischen Ziele<br />

darstellen, um zu zeigen, welche Ziele bislang das Handeln der Behörden bestimmt hat :<br />

§ 1 Einordnung in das Bundesgebiet und in den europäischen Raum<br />

(1) Die Länder Berlin und Brandenburg betreiben eine auf Dauer angelegte gemeinsame<br />

Raumordnung und Landesplanung für das Hoheitsgebiet beider Länder (gemeinsamer<br />

Planungsraum) mit dem Ziel, Voraussetzungen für eine ausgewogene Verteilung der<br />

Entwicklungschancen und -potentiale zwischen dem Verdichtungsraum Berlin und den<br />

überwiegend ländlich geprägten Räumen Brandenburgs zu schaffen und um dadurch die<br />

Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen des gemeinsamen<br />

Planungsraumes zu ermöglichen. Die gemeinsame Raumordnung und Landesplanung soll die<br />

Voraussetzungen für die Entwicklung des Gesamtraumes zu einer <strong>Region</strong> im<br />

zusammenwachsenden Europa der Völker schaffen.<br />

§ 3 Das raumordnerische Leitbild der dezentralen Konzentration<br />

(1) Es ist eine polyzentrische Landesentwicklung auf der Grundlage des raumordnerischen<br />

Leitbildes der dezentralen Konzentration zu betreiben. Das raumordnerische Leitbild soll einen<br />

Interessenausgleich zwischen Berlin, dem Brandenburger Teil des engeren Verflechtungsraumes<br />

sowie dem äußeren Entwicklungsraum schaffen. Hierzu ist die Entwicklung auf der Grundlage<br />

der zentralörtlichen Gliederung unter Berücksichtigung kurz- und langfristiger<br />

Handlungserfordernisse dezentral auf geeignete Standorte zu konzentrieren.<br />

Seit Mitte 2007 liegt das neue Landesentwicklungsprogramm 2007 (LEPro 2007) vor, dessen<br />

Entwurf am 06.07.2007 von der gemeinsamen Landesplanungskonferenz gebilligt wurde.<br />

Dieser Entwurf enthält neue Grundsätze der Raumordnung, die im Folgenden zitiert werden:<br />

§ 1 Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg<br />

(1) Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (Hauptstadtregion) ist eine europäische<br />

Metropolregion und umfasst das Gesamtgebiet der Länder Berlin und Brandenburg.<br />

(2) Die Hauptstadtregion soll im Sinne des Nachhaltigkeitsprinzips im Ausgleich wirtschaftlicher,<br />

sozialer und ökologischer Ziele räumlich polyzentral entwickelt werden. Vorhandene Stärken<br />

sollen vorrangig genutzt und ausgebaut werden.<br />

10


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

(3) Die Metropole und Bundeshauptstadt Berlin soll bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben, der<br />

Nutzung ihrer Potenziale im Interesse des Gesamtraums und in ihrer nationalen und<br />

internationalen Bedeutung gestärkt werden.<br />

(4) Die Hauptstadtregion soll als Wirtschafts-, Wissens- und Kulturstandort gestärkt werden. Die<br />

Potenziale der unterschiedlich geprägten Teilräume der Hauptstadtregion sollen entwickelt und<br />

genutzt werden. Die Voraussetzungen für grenzübergreifende Kooperationen sollen verbessert<br />

werden.<br />

(5) Die zentrale Lage in Europa soll durch leistungsfähige Einbindungen in die internationalen<br />

Verkehrskorridore und transeuropäischen Netze sowohl in Nord/Süd- als auch in Ost/West–<br />

Richtung besser genutzt werden.<br />

Raumordnerisches Leitbild der dezentralen Konzentration Kartengrundlage: Digitale<br />

DatenLVermA Brandenburg, Landesumweltamt Brandenburg, Referat<br />

Raumbeobachtung:<br />

§ 2 Wirtschaftliche Entwicklung<br />

(1) Die Wachstumschancen der Hauptstadtregion liegen insbesondere in der Metropole Berlin,<br />

den räumlichen und sektoralen Schwerpunkten Brandenburgs mit besonderem wirtschaftlichen<br />

oder wissenschaftlichen Potenzial und dem Flughafen Berlin Brandenburg International mit<br />

seinem Umfeld.<br />

11


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

(2) Zur bestmöglichen Nutzung der Chancen und Stärkung der Wirtschaftskraft der<br />

Hauptstadtregion soll der Einsatz von öffentlichen Mitteln räumlich und sektoral konzentriert<br />

werden.<br />

(3) In den ländlichen Räumen sollen in Ergänzung zu den traditionellen<br />

Erwerbsgrundlagen neue Wirtschaftsfelder erschlossen und weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />

§ 3 Zentrale Orte<br />

(1) Die Hauptstadtregion soll nach den Prinzipien der zentralörtlichen Gliederung entwickelt<br />

werden. Zentrale Orte sollen als Siedlungsschwerpunkte und Verkehrsknoten für ihren<br />

Versorgungsbereich räumlich gebündelt Wirtschafts-, Einzelhandels-, Kultur-, Freizeit-, Bildungs-,<br />

Gesundheits- und soziale Versorgungsfunktionen erfüllen.<br />

(2) Als Zentrale Orte sollen solche Gemeinden bestimmt werden, die aufgrund ihrer<br />

räumlichen Lage, der zu versorgenden Bevölkerung ihrer Verflechtungsbereiche, ihrer<br />

funktionalen Ausstattung und ihrer Potenziale in der Lage sind, die übergemeindlichen<br />

Aufgaben der Daseinsvorsorge langfristig und flächendeckend zu erfüllen.<br />

§ 4 Kulturlandschaft<br />

(1) Die Kulturlandschaft soll in ihrer Vielfalt erhalten und zur Stärkung der regionalen Identität und<br />

Wirtschaftskraft weite<strong>rent</strong>wickelt werden. Metropole, Städte und Dörfer sind wichtige Elemente<br />

der Kulturlandschaft. Historisch bedeutsame Kulturlandschaften sollen bewahrt und entwickelt<br />

werden.<br />

(2) Durch eine nachhaltige und integrierte ländliche Entwicklung sollen die Land-, Forst-<br />

und Fischereiwirtschaft, die touristischen Potenziale, die Nutzung regenerativer Energien<br />

12


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

und nachwachsender Rohstoffe in den ländlichen Räumen als Teil der Kulturlandschaft<br />

weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />

(3) Kulturlandschaften mit besonderem Handlungsbedarf sollen durch eine kooperative<br />

<strong>Region</strong>alentwicklung auch länderübergreifend gestärkt und weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />

§ 5 Siedlungsentwicklung<br />

(1) Die Siedlungsentwicklung soll auf Zentrale Orte und raumordnerisch festgelegte<br />

Siedlungsbereiche ausgerichtet werden. Der Gewerbeflächenentwicklung soll daneben auch in<br />

räumlichen Schwerpunkten mit besonderem wirtschaftlichem oder wissenschaftlichem Potenzial<br />

angemessen Rechnung getragen werden.<br />

(2) Die Innenentwicklung soll Vorrang vor der Außenentwicklung haben. Dabei sollen die<br />

Erhaltung und Umgestaltung des baulichen Bestandes in vorhandenen Siedlungsbereichen und<br />

die Reaktivierung von Siedlungsbrachflächen bei der Siedlungstätigkeit Priorität haben.<br />

(3) Bei der Siedlungsentwicklung sollen verkehrssparende Siedlungsstrukturen angestrebt<br />

werden. In den raumordnerisch festgelegten Siedlungsbereichen, die durch<br />

schienengebundenen Personennahverkehr gut erschlossen sind, soll sich die<br />

Siedlungsentwicklung an dieser Verkehrsinfrastruktur orientieren.<br />

(4) Der innerstädtische Einzelhandel soll gestärkt und eine verbrauchernahe Versorgung der<br />

Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfes (Grundversorgung)<br />

gesichert werden. Großflächige Einzelhandelseinrichtungen sollen den Zentralen Orten<br />

entsprechend der jeweiligen Funktionszuweisung zugeordnet werden.<br />

§ 6 Freiraumentwicklung<br />

(1) Die Naturgüter Boden, Wasser, Luft, Pflanzen- und Tierwelt sollen in ihrer Funktions- und<br />

Regenerationsfähigkeit sowie ihrem Zusammenwirken gesichert und entwickelt werden. Den<br />

Anforderungen des Klimaschutzes soll Rechnung getragen werden.<br />

(2) Die Inanspruchnahme und die Zerschneidung des Freiraums, insbesondere von großräumig<br />

unzerschnittenen Freiräumen, sollen vermieden werden. Zerschneidungswirkungen durch<br />

bandartige Infrastruktur sollen durch räumliche Bündelung minimiert werden.<br />

(3) Die öffentliche Zugänglichkeit und Erlebbarkeit von Gewässerrändern und anderen<br />

Gebieten, die für die Erholungsnutzung besonders geeignet sind, sollen erhalten oder<br />

hergestellt werden. Siedlungsbezogene Freiräume sollen für die Erholung gesichert und<br />

entwickelt werden.<br />

(4) Freiräume mit hochwertigen Schutz-, Nutz- und sozialen Funktionen sollen in einem<br />

Freiraumverbund entwickelt werden.<br />

(5) Zum vorbeugenden Hochwasserschutz sollen Überschwemmungsgebiete erhalten und<br />

Rückhalteräume geschaffen werden. Die Wasserrückhaltung in Flusseinzugsgebieten soll<br />

verbessert werden. In Gebieten, die aufgrund ihrer topografischen Lage hochwassergefährdet<br />

sind, sollen Schadensrisiken minimiert werden.<br />

(6) Für die Gewinnung von standortgebundenen Rohstoffen sollen die raumordnerischen<br />

Voraussetzungen erhalten oder geschaffen werden.<br />

§ 7 Verkehrsentwicklung<br />

(1) Zur überregionalen Einbindung der Hauptstadtregion und zur Erreichbarkeit Berlins und der<br />

übrigen Zentralen Orte sollen ein leistungsfähiges, hierarchisch strukturiertes Netz von<br />

Verkehrswegen sowie entsprechende Mobilitätsangebote für Bevölkerung und Wirtschaft unter<br />

vorrangiger Nutzung vorhandener Infrastrukturen gesichert und bedarfsgerecht entwickelt<br />

werden.<br />

Die Luftverkehrsanbindung der Hauptstadtregion soll weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />

(2) Die Erschließung der Hauptstadtregion mit öffentlichen Verkehrsmitteln soll orientiert auf<br />

Berlin und die übrigen Zentralen Orte durch vielfältige, ihrer Funktion und der Nachfrage<br />

angepasste Bedienangebote gesichert und weite<strong>rent</strong>wickelt werden. In Räumen mit verdichteter<br />

Siedlungsstruktur soll der öffentliche Personennahverkehr gegenüber dem motorisierten<br />

Individualverkehr vorrangig entwickelt werden.<br />

(3) Eine umwelt-, sozial- und gesundheitsverträgliche Verkehrsentwicklung soll durch integrierte<br />

Verkehrsplanung unter Einbeziehung aller Verkehrsträger und – arten sowie deren Vernetzung,<br />

durch verkehrssparende Siedlungsstrukturen, ressourcenschonende Bündelung von<br />

Infrastrukturen, Verkehrsverlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger sowie durch<br />

13


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Steigerung der Attraktivität umweltfreundlicher Verkehrsangebote erreicht werden. Für die<br />

Mobilität im Nahbereich sollen gute Voraussetzungen geschaffen werden.<br />

§ 8 Interkommunale und regionale Kooperation<br />

Die Entwicklungspotenziale der Hauptstadtregion und ihrer Teilräume sollen durch<br />

interkommunale, regionale und länderübergreifende Zusammenarbeit auf Grundlage<br />

abgestimmter Strategien und integrierter Konzepte aktiviert werden. Kooperationen zwischen<br />

Städten und Umlandgemeinden sollen zum Interessenausgleich beitragen.<br />

Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B)<br />

Auf der Grundlage des Landesentwicklungsprogramms wird ein Landesentwicklungsplan<br />

erstellt, der als Entwurf zur Beteiligung der Bürger und öffentlicher Belange ausgelegt wurde.<br />

Der Landesplanungsvertrag enthält die Rechtsgrundlagen für die Aufstellung der gemeinsamen<br />

Landesentwicklungspläne. Der Beschluss über den LEP B-B wird noch 2008 erwartet. Aufgrund<br />

der Neuausrichtung der Landesentwicklung mit den Schwerpunkten, Wirtschaftskerne zu<br />

entwickeln, Stärken zu stärken, besteht die Gefahr, dass strukturschwache <strong>Region</strong>en in ihren<br />

Bemühungen weniger Mittel erhalten als dies bisher möglich war. Umso wichtiger ist es, dass<br />

diese <strong>Region</strong>en eine Organisationsstruktur erhalten, die für eine angemessene Entwicklung<br />

sorgt.<br />

Der <strong>Region</strong>alplan der Planungsregion <strong>Havel</strong>land-Fläming<br />

Während das Landesentwicklungsprogramm und der zugehörige Landesentwicklungsplan im<br />

Wesentlichen die raumordnerischen Beziehungen der Metropolregion zum Umland regeln,<br />

verfolgt der <strong>Region</strong>aplan die Entwicklungen zwischen den Wachstumskernen und den<br />

strukturschwachen Gebieten. Der <strong>Region</strong>alplan ist aus den Vorgaben des<br />

Landesentwicklungsplanes zu entwickeln. Da es gegenwärtig keinen gültigen <strong>Region</strong>alplan gibt,<br />

er wurde im Oktober 2002 durch das Oberverwaltungsgericht für nichtig erklärt, sind alle<br />

Aussagen zu diesem Thema mit Vorbehalt zu betrachten. Durch den geplanten Wegfall der<br />

Begriffe Grund- und Mittelzentrum im Landesentwicklungsplan ist für den künftigen<br />

<strong>Region</strong>alplan damit zu rechnen, dass Festlegungen getroffen werden, dass die regionale<br />

Förderung von Maßnahmen stärker projektbezogen nach den Leitlinien des EPLR erfolgt.<br />

Quelle: Die Förderung des ländlichen Raums<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Havel</strong>land-Fläming. Robert Riechel 2005<br />

14


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Die <strong>Region</strong>alpläne stellen als Teil der Landesplanung die Grundsätze und Ziele der räumlichen<br />

Entwicklung in den <strong>Region</strong>en dar (Siehe Abbildung).<br />

Mitglieder der <strong>Region</strong>alen Planungsgemeinschaften sind die Landräte, Bürgermeister der<br />

Städte über 10.000 Einwohner sowie Mitglieder der Kreistage. Die gesetzliche Grundlage für<br />

die <strong>Region</strong>alplanung ist das <strong>Region</strong>alplanungsgesetz des Landes Brandenburg, zuletzt<br />

geändert 2006. Der Betrachtungsraum <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> liegt in der Planungsregion <strong>Havel</strong>land-<br />

Fläming mit der Landeshauptstadt Potsdam, Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und den Landkreisen<br />

<strong>Havel</strong>land, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming. Der sachliche Teilplan<br />

"Windenergienutzung" liegt seit März 2005 vor und ist seit 2008 rechtsunwirksam erklärt. In<br />

allen Planungsregionen werden zurzeit die <strong>Region</strong>alpläne in Verbindung mit der Erarbeitung<br />

des Zentrale-Orte-Systems (Landesentwicklungsplan LEP-ZOS) überarbeitet.<br />

Leitbild der Planungsregion <strong>Havel</strong>land-Fläming:<br />

Freiraumverbund: Die regional bedeutsamen Gebiete für den Freiraumverbund sind aus<br />

dem Planelement "regionale Grünzüge" des <strong>Region</strong>alplans von 1997 hervorgegangen. Da sie<br />

in erster Linie dem regionalen Freiraumverbund dienen und ergänzend wichtige Landschaft<br />

gliedernde Funktionen innerhalb regionaler Landschaftseinheiten aber auch in Siedlungsnähe<br />

übernehmen, sollen sie grundsätzlich von jeder, auch von einer privilegierten Bebauung<br />

freigehalten werden.<br />

Kulturlandschaft:<br />

Die regional bedeutsamen Teilräume der Kulturlandschaft sind solche Gebiete in der <strong>Region</strong>, in<br />

denen der für die regionale Landschaftseinheit typische Wechsel von offener Feldflur, Wald und<br />

Waldrändern, Feldgehölzen, Windschutzpflanzungen, Alleen, Gewässer und ihre Ufer unter<br />

besonderer Berücksichtigung des Reliefs besonders gut, das heißt durch großräumige Eingriffe<br />

unzerschnitten bzw. weitgehend unbelastet von Störungen des Landschaftsbildes, erhalten ist<br />

und auch so erlebt werden kann.<br />

blau: Freiraumverbund, grün: Kulturlandschaft<br />

15


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden zwei Gebiete zur Windenergienutzung<br />

ausgewiesen: nördlich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> auf der Nauener Platte, zur Stadt Ketzin<br />

gehörend und auf der Westliche Zauche, südlich der Autobahn bei den Orten Namitz<br />

und Grebs, Ortteile der Gemeinde Kloster Lehnin. Diese Gebiete der<br />

Windenergienutzung liegen am Rande bzw. außerhalb der vorläufigen Grenzen für<br />

einen Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

Landschaftsprogramm des Landes Brandenburg<br />

Das Landschaftsprogramm Brandenburg wurde 2001 aufgestellt. Es enthält Leitlinien,<br />

Entwicklungsziele, schutzgutbezogene Zielkonzepte und die Ziele für die naturräumlichen<br />

<strong>Region</strong>en Brandenburgs.<br />

Die Inhalte des Landschaftsprogramms sind von Behörden und öffentlichen Stellen bei deren<br />

Planungen und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen, gleichzeitig sind sie Richtschnur für<br />

die Arbeit der Naturschutzbehörden im Land Brandenburg. Die raumbedeutsamen<br />

Erfordernisse und Maßnahmen des Landschaftsprogramms werden gemäß § 5<br />

Brandenburgisches Naturschutzgesetzes unter Abwägung mit den anderen raumbedeutsamen<br />

Planungen und Maßnahmen als Ziele der Raumordnung und Landesplanung in das<br />

Landesentwicklungsprogramm und die Landesentwicklungspläne aufgenommen.<br />

Quelle: MLUV<br />

16


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

2.3 Der Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />

2.3.1 Kreisentwicklung<br />

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark führt mit den Mitgliedern des Kreistages und der<br />

Verwaltungsspitze Klausurtagungen durch, um Schwerpunkte für die kommunale<br />

Entwicklung festzulegen.<br />

Die regionale Wirtschaft<br />

entwickelt sich stetig<br />

wachsend!<br />

•Weite<strong>rent</strong>wicklung der Branchen<br />

Tourismus, Gesundheit und<br />

Landwirtschaft<br />

•Stärkung der heimischen<br />

Wirtschaft und Förderung von<br />

Neuansiedlungen<br />

•Profilierung des Forschungs- und<br />

Strategie zur Kreisentwicklung<br />

Die Einwohnerpotentiale<br />

entwickeln sich<br />

zukunftsfähig !<br />

•Förderung der Erwerbstätigkeit<br />

•Erhaltung und Entwicklung der<br />

Lebensqualität<br />

Die moderne Verwaltung<br />

wird effizient und<br />

serviceorientiert !<br />

•Betriebswirtschaftliche<br />

Steuerung<br />

•Integrierte<br />

Kommunalverwaltung<br />

•Qualitätsmanagement<br />

Kreisentwicklungsforum, Fachbereiche der Verwaltung, Fachausschüsse des Kreistages,<br />

Kreistag<br />

Haushalt<br />

Die Ergebnisse aus dem 3. Kreisentwicklungsforum von 2007:<br />

Entwicklungsziele als Empfehlung an den Kreistag In Auswertung der Ergebnisse der<br />

Arbeitsforen wurden folgende Entwicklungsziele formuliert:<br />

1. Die Wirtschaft des Landkreises wird über das Jahr 2007 hinaus durch Investitionen<br />

in die Infrastruktur unterstützt.<br />

2. Ansässige Unternehmen investieren auch zukünftig am Standort. Neue<br />

Unternehmen siedeln sich im Landkreis an bzw. gründen sich. An den<br />

Branchenschwerpunktorten (Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf,<br />

Werder, Treuenbrietzen) siedeln sich branchentypische Unternehmen an.<br />

3. Die Dienstleistungen des Landratsamtes richten sich an den Bedürfnissen<br />

der ansässigen und sich potentiell ansiedelnden Unternehmen aus.<br />

4. Die touristischen Besucherzahlen im Landkreis entwickeln sich steigend.<br />

5. Familien und ihre Kinder sollen sich mit der Schule und ihrem Wohnort<br />

identifizieren.<br />

6. Es sollen mehr Menschen für Bürgerschaftliches Engagement in den<br />

Städten und Gemeinden gewonnen werden.<br />

7. Ab dem Jahr 2030 wird im Landkreis der Strombedarf zu 100% mit erneuerbaren<br />

Energieformen gedeckt.<br />

17


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Auf der Grundlage der Entwicklungsziele des 3. Kreisentwicklungsforums hat der Kreistag<br />

einen Strategie- und Eckwertebeschluss gefasst und eine Potenzialanalyse durchgeführt. Als<br />

Handlungsschwerpunkte für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft sind folgende Ziele<br />

formuliert:<br />

1. Technologiestandort Potsdam-Mittelmark fördern<br />

2. Tourismusbranche fördern<br />

3. Produzierendes Gewerbe ansiedeln (z. B. Ernährungsbranche)<br />

4. Gesundheitsbranche fördern<br />

5. Aktive Unterstützung heimischer Unternehmen<br />

Mögliche Handlungsschwerpunkte im Bereich Entwicklung der<br />

Einwohnerpotenziale sind:<br />

1. Zuzug fördern (Attraktive <strong>Region</strong> als Lebensmittelpunkt)<br />

2. Infrastruktur im ländlichen Raum erhalten, bzw. an den Bedarf anpassen<br />

3. Jugendliche an die <strong>Region</strong> binden<br />

4. Bürgerschaftliches Engagement fördern<br />

5. Bildungslandschaft optimieren<br />

6. Kulturelle Angebote fördern<br />

7. Familienfreundlicher Landkreis<br />

8. Erwerbstätigkeit durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen fördern<br />

Der Strategiebeschluss des Kreistages vom 03.07.2008 hat das Ergebnis des<br />

4. Kreisentwicklungsforums vom 05.04.2008 bestätigt, auf dem in Form einer Open-Space-<br />

Veranstaltung die Ideen von Kommunalpolitikern, Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />

zusammengeführt wurden. Dabei ist vorgesehen, den Tourismus zu entwickeln und die<br />

Tourismusangebote miteinander zu vernetzen.<br />

2.3.2 Gebietsbezogene lokale Entwicklungsstrategie (GLES)<br />

Die <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> kann nach Bewilligung als LEADER-<strong>Region</strong> (Liaison entre actions<br />

de développement de l´économie rurale) daran gehen ihre Potenziale zu nutzen und<br />

auszuschöpfen. Eine Leader-<strong>Region</strong> hat die Möglichkeit der Förderung aus dem Europäischen<br />

Landwirtschaftsfond zur Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes. In der neuen EU-<br />

Förderperiode 2007-2013 hat sich die <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> um eine Erweiterung der<br />

ehemaligen LEADERplus <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> erfolgreich beworben und ist um einige<br />

Gemeinden in <strong>Havel</strong>nähe erweitert worden. Sowohl die Beantragung zur LEADER-<br />

Förderregion, als auch die Koordination der Fördermittelvergabe für beantragte Projekte<br />

untersteht der Lokalen Aktionsgruppe Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. Eine LEADER-<strong>Region</strong> entwickelt eine<br />

gebietsbezogene lokale Entwicklungsstrategie (GLES), um ihre eigenen regionalen Stärken<br />

weiter zu entwickeln. Dabei ist die Netzwerkbildung und Kooperationsbereitschaft der Akteure<br />

untereinander die Basis. Der Wettbewerbsantrag zur Anerkennung als LEADER-<strong>Region</strong> wurde<br />

durch die LAG Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. <strong>Region</strong>albüro, unter Beteiligung der Firma Gartenwerk –<br />

Dipl. Ing. Mareike Lehnert erstellt und war erfolgreich, so dass große Teile des künftigen<br />

Naturparks die Möglichkeiten zu Förderung nutzen können. Die LAG Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. wird<br />

mit folgenden Worten zitiert:<br />

„Die vorliegende Analyse und die Erfahrungen aus der bisherigen Arbeit in der<br />

ländlichen Entwicklung zeigen, dass die <strong>Region</strong> mit der Nähe zu Berlin und Potsdam<br />

und ihrer intakten Natur besonders für die weitere Entwicklung des Tourismus<br />

Potenziale aufweist. Dabei ist der Bottom up Ansatz, der territoriale Bezug und das<br />

integrierte Denken der richtige Weg für die LEADER <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong>.<br />

In der letzten LEADER Periode ist die regionale Eigenverantwortlichkeit langsam<br />

gewachsen, die Menschen haben Vertrauen gefasst, dass ihre eigenen Ideen das<br />

Profil der <strong>Region</strong> schärfen können. Diese sich entwickelnde Stärke ist noch sehr labil<br />

18


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

und kann u. a. bei ausbleibender finanzielle Unterstützung in Lethargie, Entmutigung<br />

und weitere Abwanderung umschlagen. Fehlende Investitionen im ländlichen Raum<br />

verschlechtern die Arbeitsplatzsituation und verbreitern die soziale Kluft zwischen<br />

arm und reich, berlinfern und –nah weiter. Die Stärken der <strong>Region</strong> zeigen, dass die<br />

<strong>Region</strong> den kommenden Entwicklungen der Gesellschaft und Politik optimistisch<br />

entgegentreten kann.<br />

Leitbild:<br />

Denkmal barrierefrei – Miteinander statt Nebeneinander in der <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong><br />

Die <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> ist ein in allen ihren Teilgebieten lebenswerter ländlicher<br />

Raum mit Zukunft. Sie bietet ihren Bewohnern und Gästen aller Generationen eine<br />

vielfältige Kulturlandschaft und insbesondere in den Naturparken attraktive Natur als<br />

Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum. Eine flächendeckende umweltverträgliche<br />

Landwirtschaft, die hochwertige Lebensmittel und Rohstoffe hervorbringt, schafft<br />

dafür die Voraussetzungen. Das Gebiet ist auf ganzer Fläche ein beliebter<br />

Wohnstandort mit einer qualitativ hochwertigen Infrastruktur.<br />

Der ländliche Tourismus, mit den Schwerpunkten Natur und Gesundheit ist ein<br />

wichtiger Erwerbszweig, der wohnortnahe Arbeitsplätze bietet. Die besonderen<br />

Potenziale der Teilräume werden dabei effektiv genutzt. So ist die <strong>Havel</strong>region ein<br />

etabliertes Wassersportrevier, der Hohe Fläming Brandenburgs Wanderregion<br />

Nummer eins und der Naturpark Nuthe-Nieplitz das Zentrum für Walker und<br />

Naturliebhaber. Die regionalen Akteure aus Wirtschaft, Vereinen und Kommunen<br />

arbeiten barrierefrei und sektorübergreifend zusammen. Die Vernetzung stärkt die<br />

regionale Wirtschaft in allen Bereichen. Die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen,<br />

älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen sowie die Sichten der Geschlechter<br />

werden gleichberechtigt berücksichtigt.“<br />

19


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

2.3.3 Konzept der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILEK)<br />

Mit diesem Konzept werden die Ziele und die Rahmenbedingungen für die Entwicklung<br />

des ländlichen Raumes formuliert. Sie sollen hier in tabellarischer Form zitiert werden:<br />

Erhalt/Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen<br />

und Verbesserung<br />

der<br />

Arbeitsbedingungen<br />

- Flächendeckende<br />

Sicherung der LW/FW<br />

- Diversifizierung der<br />

landwirt. Produktion<br />

- Ausbau des Freizeit-<br />

u. Tourismusgewerbes<br />

- Schaffung von Koop.<br />

zw. LW, Verarbeitung,<br />

Vermarktung, u.a.<br />

Sektoren<br />

Leitbild für den ländlichen Bereich des Landkreises Potsdam-<br />

Mittelmark<br />

Verbesserung der<br />

Wohnbedingungen,<br />

Angleichung der<br />

Ortsteile<br />

untereinander<br />

- Erhalt der dörflichen<br />

Identität<br />

- Erhalt der dörflichen<br />

Strukturen u.<br />

Ortskerne<br />

- Sicherung bedarfsge-<br />

rechter kommunaler<br />

Infrastruktur<br />

- Entwicklung der örtl.<br />

Straßen-Infrastruktur,<br />

Barriere frei<br />

- Entwicklung von An-<br />

geboten für Jugend<br />

und Alter<br />

Sicherung und<br />

Ausbau des<br />

Freizeitangebots<br />

und der<br />

Erholungsfunktion<br />

- Schaffung einer reg.<br />

übergreifenden tour.<br />

Infrastruktur<br />

- Vernetzung tourist.<br />

Potenziale, Barriere<br />

frei<br />

- Inwertsetzung kultur-<br />

historischer Potenziale<br />

(Dorf, Landschaft)<br />

- Sicherung des Natur-<br />

raumpotenzials<br />

- Entwicklung des<br />

Potenzials für<br />

Wochen-<br />

endtour. /Naherholung<br />

Sicherung und<br />

Ausbau von<br />

integrierenden und<br />

Brückenfunktionen<br />

- Ländl. Bindeglied zw.<br />

Potsdam und Gr.K.<br />

Brandenburg Kl.L.<br />

- Entwicklung über-<br />

örtlicher Infrastruktur<br />

- Entwicklung von<br />

Bindegliedern über<br />

Landes- und Kreis-<br />

grenzen hinweg<br />

20


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Erhalt/Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen<br />

Besseres Wohnen/<br />

Gestaltung von<br />

Ortschaften<br />

Stärkung der Erholungsfunktion<br />

Leitbild gerechte Handlungsschwerpunkte – Landkreis Potsdam-<br />

Mittelmark<br />

� Bessere Vermarktung landwirtschaftlicher und ländlich gewerblicher<br />

Produkte – Direktvermarktung<br />

� Entwicklung Gemeinde übergreifender Vermarktungsstrategien<br />

� Entwicklung Sektor übergreifender Vermarktungsstrategien<br />

� Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit<br />

� Beseitigung von baulichen Missständen im privaten und<br />

kommunalen Bereich<br />

� Erhalt der Vierseithöfe, Gutsanlagen, Kirchen u.a. Ortsbild prägender<br />

Bausubstanz<br />

� Verschönerung der Städte und Dörfer<br />

� Bedarfsgerechte Entwicklung des ÖPNV<br />

� Schaffung neuer kultureller und Freizeit-Angebote<br />

� Sicherung der Erholungsfunktion der Kulturlandschaft<br />

� Einrichtung von Wegeleit- und Ortsinformationssystemen<br />

� Entwicklung überregionaler, regionaler und ortsübergreifender<br />

touristischer Wegenetze<br />

� Bessere Verknüpfung verschiedener Tourismusarten und –angebote<br />

<strong>Region</strong>alisierte Leitbilder und Handlungsschwerpunkte<br />

Teilregion Leitbild Handlungsschwerpunkte<br />

<strong>Havel</strong>ländische<br />

Fluss- und Seen-<br />

Landschaft,<br />

Werder, Schwielow-<br />

see, Groß Kreutz<br />

Beetzsee, Wusterwitz<br />

Erhalt und Entwick-<br />

lung der<br />

Kulturlandschaft<br />

Wohnen<br />

Tourismus<br />

- Sicherung einer flächendeckenden Landwirtschaft<br />

- Bedarfsgerechte Erweiterung des Spargel- Obst-<br />

und Gemüse-Anbaus<br />

- Engere Verbindung zwischen Landwirtschaft und<br />

Wassertourismus<br />

- Erhalt der dörflichen Identität<br />

- Sicherung der notwendigen<br />

dörflichen Infrastruktur<br />

- Sicherung attraktiver Wohnstandorte<br />

- Entwicklung Wassertourismus und Verknüpfung mit<br />

Natur- und Kulturerlebnis, ländlichem Gewerbe<br />

- Entwicklung des Natur- und Kultur- Erlebnis<br />

potenzials<br />

- Entwicklung des Gastgewerbes<br />

- Entwicklung des Wegenetzes und Verknüpfung<br />

mit <strong>Havel</strong>land und Sachsen-Anhalt<br />

21


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

2.3.4 Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP) „Kulturlandschaft<br />

<strong>Havel</strong>obst“<br />

Die AEP „Kulturlandschaft <strong>Havel</strong>obst“ liegt am östlichen Rand des künftigen<br />

Naturparks und seine Planungsinhalte berühren den Raum <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>. Der<br />

AEP behandelt die am Obstbau orientierten räumlichen und thematischen<br />

Schwerpunkte:<br />

- Erhaltung und Erweiterung der Wirtschaftskraft des Planungsraums<br />

- Entwicklung und Stärkung einzelner Segmente der Wertschöpfungskette<br />

- Schaffung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft nachgelagerten<br />

Bereichen<br />

- Aufzeigen von Wegen zum schrittweisen Aufbau regionaler<br />

Wirtschaftskreisläufe<br />

und ist als Instrument zur Lenkung eines ausgewählten regionalen<br />

Entwicklungsprozesses zu sehen. Die AEP zeigt die momentane Situation des<br />

Obstbaus in der angegebenen <strong>Region</strong> auf und empfiehlt die Erhaltung,<br />

Erneuerung und Erweiterung der Potentiale. Es werden Handlungsfelder definiert<br />

und Handlungsschwerpunkte gefunden um die „Kulturlandschaft <strong>Havel</strong>obst“ zu<br />

entwickeln. Der AEP kann auch als Teil des <strong>Region</strong>alpark <strong>Havel</strong>seen verstanden<br />

werden, dessen Wirksamkeit zurzeit nicht besteht.<br />

22


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

2.3.5 Landschaftsrahmenplan Potsdam Mittelmark<br />

Grundlage für den Landschaftsrahmenplan ist das Landschaftsprogramm des Landes<br />

Brandenburg, in dem die überregionalen Leitlinien und Entwicklungsziele dargestellt sind.<br />

Der Landschaftsrahmenplan formuliert Entwicklungsziele und Maßnahmen und stellt den<br />

Bestand dar. Der Landschaftsrahmenplan ist für die Untere Naturschutzbehörde die<br />

23


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Grundlage, um die Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege umzusetzen. Er ist für<br />

die Beurteilung der Umweltverträglichkeit von aktuellen Nutzungen sowie geplanten<br />

Nutzungsänderungen und Vorhaben die verbindliche Richtschnur. Auch von anderen<br />

Behörden und öffentlichen Stellen sind die Inhalte der Landschaftsrahmenplanung bei<br />

Planungen und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen. Die Verwaltungen der Ämter,<br />

Gemeinden und Landkreise, aber auch die Investoren erhalten durch den Landschaftsrahmenplan<br />

eine gültige Informationsgrundlage und höhere Planungssicherheit. Durch<br />

die Übernahme von Inhalten des Landschaftsrahmenplans in den <strong>Region</strong>alplan erhalten<br />

die formulierten Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege auch eine rechtliche<br />

Verbindlichkeit.<br />

2.4 Städte und Gemeinden im Entwicklungsraum<br />

„<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“<br />

Die Städte Ketzin und Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, sowie die Gemeinden Kloster<br />

Lehnin und Groß Kreutz, aber auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark haben<br />

durch Beschlüsse Interesse an einem Naturpark „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ bekundet. Der<br />

Landkreis <strong>Havel</strong>land hat sich noch nicht positioniert, soll aber auch zur Mitarbeit<br />

geworben werden. Im Folgenden sollen diese Kommunen vorgestellt werden:<br />

Ketzin<br />

Die Stadt Ketzin, Ersterwähnung 1197, mit ihren Ortsteilen Brückenkopf, Paretz, Etzin,<br />

Falkenrehde, Tremmen und Zachow, die im südöstlichen Teil des Landkreises <strong>Havel</strong>land liegt,<br />

nimmt eine Fläche von 92,8 km² ein, von denen 15 % mit Wasser bedeckt sind. Diese <strong>Region</strong><br />

ist gekennzeichnet durch eine weite, einladende Bruchlandschaft mit zahlreichen Seen, die zu<br />

ausgedehnten Spaziergängen, Wander- und Radtouren und auf der <strong>Havel</strong> zu Bootsfahrten<br />

anregt. Das Areal um das Ketziner <strong>Havel</strong>gebiet zählt als Landschaftsschutzgebiet mit zu den<br />

reizvollsten <strong>Region</strong>en Brandenburgs und ist ein wahres Traumland für Wasser- und<br />

Naturfreunde. Hier kann der Besucher noch die unberührte Natur genießen und eine vielfältige<br />

Tierwelt erleben. Vom Aussterben bedrohte Tierarten wie Fischotter, Sumpfschildkröte,<br />

Wachtelkönig und Eisvogel sind hier heimisch. Die Wasserflächen und Wiesen sind im Frühjahr<br />

und Herbst Rastplätze für viele Zugvögel. Schon Theodor Fontane wusste die Schönheiten<br />

unserer märkischen Heimat zu schätzen und verewigte sie in seinen "Wanderungen durch die<br />

Mark Brandenburg". Aber auch architektonische Sehenswürdigkeiten hat die <strong>Region</strong> zu bieten.<br />

Von 1797 -1804 wurde von David Gilly das Schloss Paretz für den Kronprinzen Friedrich<br />

Wilhelm und seine Gemahlin Luise, die berühmte Königin von Preußen, gebaut. Das unter<br />

Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble mit einer ausgedehnten Parkanlage und die<br />

Altstadt von Ketzin mit dem Fischerviertel sind ebenso sehenswert, wie die unter<br />

Denkmalschutz stehende Dorfkirche in Tremmen und daselbst das Dorfmuseum. Es wurde<br />

schon sehr viel getan, um diese Sehenswürdigkeiten behutsam zu sanieren.<br />

24


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

K Kirche T sonstige touristische Einrichtungen<br />

S Schloss H Hotel/Pension<br />

M Museum R Reiterhof<br />

Wanderweg Radweg Reitweg Reitweg ( Vorschlag )<br />

Nach einem ausgiebigen Bummel durch Ketzin, vorbei an dem neugestalteten Marktplatz, der<br />

Touristeninformation mit dem Museum der Stadt, der Baumhaselallee in der Rathausstraße und<br />

vielen denkmalgeschützten Bauten lädt die <strong>Havel</strong>promenade zum Verweilen ein. Von hier aus<br />

kann man mit dem alten Dampfer Gustav oder anderen Booten der Reederei Wilfried Herzog<br />

Ausflüge zur Pfaueninsel, nach Spandau und Brandenburg, aber auch Mondscheinfahrten zu<br />

unternehmen.<br />

Eine touristische Attraktion und zugleich einziger Übergang zwischen Werder und Brandenburg<br />

a.d.H. ist die Fähre, die eine Verbindung über die <strong>Havel</strong> nach Schmergow und Groß Kreutz mit<br />

dem RE 1 und in Richtung Bundesstraße 1 ermöglicht. In Ketzin sind auch viele Ziegelbauten<br />

sehenswert, die an die Tongewinnung vom 14. bis 20. Jahrhundert erinnern. Die Bedeutung<br />

des Rohstoffs Ton und die Entstehung der Ziegeleien untersuchen die Schüler der Fontane-<br />

25


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Gesamtschule der Stadt Ketzin. Ein weiterer Anziehungspunkt der Stadt ist das <strong>Havel</strong>strandbad<br />

am Friedrich-Ludwig-Jahn-Weg, das geradezu zum Sonnenbaden einlädt. Hier befinden sich<br />

auch ein Bootsverleih und ein Campingplatz. Besondere kulturelle Höhepunkte sind das<br />

traditionelle Fischerfest, das jährliche Skippertreffen sowie der Weihnachtsmarkt. Großer<br />

Beliebtheit erfreut sich auch das alljährliche Scheunenfest in Paretz. Quelle: www.Ketzin.de<br />

Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>)<br />

Die Gemeinde liegt <strong>Havel</strong>niederungsgebiet zwischen Brandenburg a. d. H. und Werder. Die<br />

nördliche Grenze ist die <strong>Havel</strong> bzw. der Landkreis <strong>Havel</strong>land, südlich von Groß Kreutz erstreckt<br />

sich die Gemarkung der Gemeinde Kloster Lehnin. Große Teile der Gemeinde liegen zwischen<br />

der <strong>Havel</strong> und der Bundesstraße B1 und sind Landschaftsschutzgebiet. Groß Kreutz besteht<br />

aus den Ortsteilen Groß Kreutz, Bochow, Deetz, Schmergow, Krielow, Götz, Schenkenberg und<br />

Jeserig. Die Gemeinde hat eine Fläche von 99 km² und ca. 8.500 Einwohner. Die Gemeinde<br />

entstand im Zuge der Gemeindegebietsreform 2003 aus den Orten der Ämter Groß Kreutz und<br />

Emster-<strong>Havel</strong>.<br />

Quelle: Copyright by Kartox, Kornelia Menzel, 14550 Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>), Alte Dorfstraße 1, 033207 311264, kartox@web.de<br />

26


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

In früheren Zeiten gehörten viele Dörfer um Groß Kreutz dem Kloster Lehnin. Im Mittelalter<br />

nahm die <strong>Region</strong> einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung und eine stärkere<br />

Bevölkerungsentwicklung setzte ein. Die <strong>Havel</strong> war der wichtigste Verkehrsweg, der einen vermehrten<br />

Handel auf dem Wasserweg erlaubte, weit über die regionalen Grenzen hinaus. Auch<br />

der Ort Groß Kreutz war zunächst in Klosterbesitz wurde aber an das märkische Adelsgeschlecht<br />

derer von Rochow gegeben. Viele landwirtschaftliche Kulturen und handwerkliche<br />

Spezialisierungen sind von Einwanderern u. a. aus Holland mit in die Mark gebracht worden<br />

und von den Mönchen nutzbringend in ihren Klosterdörfern, Gütern und auf ihren Märkten eingesetzt<br />

worden. Typisch sind die mittelalterlichen Feldsteinkirchen, die wir in jedem Ortsteil<br />

finden.<br />

27


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Die Gemeinde zählt zu den landwirtschaftlich geprägten Gebieten, wo auch der Obstbau stark<br />

vertreten ist. Das Rindermuseum in Groß Kreutz, das Heimatmuseum in Deetz, die<br />

Heimatstube im alten Schulhaus in Schmergow, der germanische Lebensbaumkreis in Jeserig<br />

und das Lilienthaldenkmal von Wilfried Statt in Krielow mit dem Lilienthalmuseum laden den<br />

Besucher zum Verweilen ein. An der Bahnlinie zwischen Werder und Brandenburg gelegen hat<br />

die Gemeinde eine exzellente Schienenanbindung über den RE 1 und über die Bundesstraße<br />

B 1 Anschluss an umliegende Städte, deren Bewohner diese <strong>Region</strong> als Naherholungsgebiet<br />

gerne nutzen. Der sanfte Naturtourismus beginnt als zartes Pflänzchen zu wachsen und wird<br />

als Entwicklungschance gesehen. Zusammen mit Werder, Ketzin, Brandenburg und der<br />

Gemeinde Kloster Lehnin hat sich Groß Kreutz zur Wassertourismusinitiative (WIR) zusammengeschlossen,<br />

die Potsdamer und Brandenburger <strong>Havel</strong>seen bedient. Die durch den ehemaligen<br />

Tonabbau ausgeprägte Kulturlandschaft hat große „Erdelöcher“ hinterlassen, die heute, mit<br />

Wasser gefüllt, als schützenswerte Landschaftsbestandteile bewahrt werden. Hier beeindruckt<br />

die Artenvielfalt, die in großflächigen FFH-Gebieten erhalten werden soll. Die Gemeinde Groß<br />

Kreutz (<strong>Havel</strong>) ist prädestiniert durch ihre Nähe zur <strong>Havel</strong> und ihre Lage an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong><br />

wichtige Aufgaben als Ansprechpartner und für Handlungsoptionen zu übernehmen.<br />

Kloster Lehnin<br />

Die Gemeinde Kloster Lehnin ist ein wald- und wasserreiche Gegend, die zwischen Potsdam<br />

und Brandenburg a. d. <strong>Havel</strong> südlich der Bundesautobahn A 2 liegt. Sie erstreckt sich auf der<br />

Grundmoräne der Zauche, deren Hänge zu den Niederungsgebieten wertvolle Biotope darstellen.<br />

In den vielen kleinen Dörfern (Damsdorf, Emstal, Göhlsdorf, Grebs, Krahne, Lehnin,<br />

Michelsdorf, Nahmitz, Netzen, Prützke, Rädel, Reckahn, Rietz und Trechwitz) leben 11.800<br />

Einwohner auf einer Fläche von 199 km². Der romanisch-gotische Klosterbau Lehnin mit seinen<br />

gewaltigen Backsteinmauern aus den Zeiten des Zisterzienserordens und der Gründung der<br />

Mark Brandenburg wurde denkmalgerecht instand gesetzt, nachdem bereits im Mittelalter das<br />

Kloster säkularisiert worden war. Die Gebäude werden seit 1911 als evangelisches Diakonissenmutterhaus<br />

„Luise-Henrietten-Stift“ betrieben, die auch Alten- und Krankenpflege betreiben.<br />

Das Kloster Lehnin gehört zu den berühmtesten architektonischen Kleinoden der Mark<br />

Brandenburg mit einer reichen Geschichte.<br />

Nicht unerwähnt bleiben darf das Schulmuseum und das Schlossmuseum in Reckahn, wo der<br />

preußische Schulreformer und Landwirtschaftpädagoge Friedrich E. von Rochow wirkte. Aber<br />

auch kleine Stätten, wie das Museum "Historischer Dreiseitenhof" mit der Landwirtschaftsausstellung<br />

"Leben unserer Großeltern" im Ortsteil Grebs, das Backofenmuseum im Ortsteil<br />

Emstal aber auch die märkische Landschaft mit ihren Wäldern und den darin eingebetteten<br />

Seen bieten dem Besucher erlebnisreiche Erholung.<br />

Erwähnenswert sind in jedem Fall auch die kulturellen und künstlerischen Angebote: Der<br />

Skulpturenpark am Lehniner Klostersee mit seinen wechselnden Ausstellungen und die<br />

Sommermusiken in der Klosterkirche, Konzerte in Reckahn und Dorffeste in Lehnin oder seinen<br />

Ortsteilen.<br />

28


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Quelle: www.kloster-lehnin.de<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />

Die kreisfreie Stadt Brandenburg liegt im <strong>Havel</strong>niederungsgebiet und ist durchzogen von<br />

zahlreichen Wasserläufen. Auf einer Fläche von 228,8 km² leben ca. 73.500 Einwohner. Hier<br />

lohnt es sich auf jeden Fall, auf eine historische Entdeckungsreise zu gehen, um den<br />

Brandenburger Dom auf der Dominsel zu besuchen. Seit Heinrich I. die slawischen Heveller um<br />

928 verdrängte und Otto I. um 948 das erste ostelbische Bistum errichtete, haben verschiedene<br />

Mönchsorden zur Entwicklung dieser Stadt beigetragen. Von Albrecht dem Bär wurde 1157 die<br />

Mark Brandenburg begründet. Von ihr sind in der Vergangenheit immer wieder gesellschaftliche<br />

Impulse ausgegangen. So wurde das Brandenburger Stadtrecht auf viele märkische Orte<br />

darunter auch auf Berlin übertragen. Hier befand sich mit dem so genannten Schöppenstuhl<br />

schon im Mittelalter die oberste Gerichtsbarkeit der Mark, eine Tradition, die das Brandenburgische<br />

Oberlandesgericht in der <strong>Havel</strong>stadt heute fortsetzt. Auch nach der Schließung des<br />

Stahlwerkes, das über Jahrzehnte den Industriestandort prägte, gibt es noch Produkte von<br />

Unternehmen wie Lehmann-Blechspielzeug, Brennabor-Autos, Arado-Flugzeuge und den<br />

legendären "Opel-Blitz", die als Beleg für diesen alten Industriestandort dienen können. Es gibt<br />

verschiedene Möglichkeiten, Brandenburg an der <strong>Havel</strong> zu entdecken. Ob beim Rundgang<br />

durch die drei mittelalterlichen Stadtkerne oder bei einer Erkundungstour per Schiff: Immer<br />

werden Sie auf Ihrem Weg an Zeugnisse der tausendjährigen Geschichte erinnert. Das<br />

Altstädtische Rathaus mit dem Roland, die vier Tortürme oder die Reste der Stadtmauern<br />

prägen wie die vielen liebevoll sanierten Häusern in den historischen Stadtkern und die<br />

weitläufigen Parks und Grünanlagen an den verschlungenen Flussarmen der <strong>Havel</strong>. Im Mittelalter<br />

bestand Brandenburg aus der Alten und der Neuen Stadt und den Dombezirk auf der<br />

Dominsel. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine Bebauung außerhalb der Stadtbefestigungen<br />

ein. Im Zuge der Entwicklung zur Industriestadt entstanden neue Wohn- und Industriegebiete.<br />

29


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Erst 1929 kam der Gemeindebezirk der Dominsel zur Stadt. Seit Oktober 2003 gehören<br />

Gollwitz und Wust zu Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, wodurch der Stadt große naturnahe Flächen<br />

zugeordnet wurden. Der Anteil von mehr als 30 % Wald im Stadtgebiet ist ein wichtiges<br />

Potenzial für den Erholungswert dieser Stadt, deren östlichen Flächen an der <strong>Havel</strong> eine<br />

Auenlandschaft bilden. Von Norden her ragt der langgestreckte Beetzsee bis an das<br />

Stadtzentrum heran. Die Umsetzung von "Natura 2000" gehört in Brandenburg zu den<br />

wichtigsten Fachaufgaben der unteren Naturschutzbehörde. In Brandenburg an der <strong>Havel</strong> gibt<br />

es vier Landschaftsschutzgebiete (LSG), die in der unten stehenden Karte ausgewiesen sind.<br />

Brandenburger Wald- und Seengebiet (7367 ha)<br />

Westhavelland (2493 ha)<br />

Brandenburger Osthavelniederung (915 ha)<br />

Zingelheide (97 ha)<br />

Darüber hinaus sind Areale der Stadt als Naturschutzgebiete (NSG) ausgewiesen. Diese<br />

Naturschutzgebiete haben auch eine Bedeutung als FFH-Gebiete oder Vogelschutzgebiete und<br />

gehören damit zum europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000. In Brandenburg an der<br />

<strong>Havel</strong> gibt es folgende Naturschutzgebiete:<br />

Möweninsel - Buhnenwerder (7 ha)<br />

Bruchwald Roßdunk (90 ha)<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> (353 ha)<br />

Gränert (467 ha)<br />

Stadthavel (250 ha)<br />

Große Freiheit (78 ha)<br />

Buhnenwerder - Wusterau (192 ha)<br />

30


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Karte der NSG von Brandenburg a.d.H.<br />

Die Landesregierung Brandenburg hat von den städtischen LSG und NSG insgesamt 10 als<br />

FFH-Gebiete deklariert, die nun unter europäischem Schutzstaus stehen.<br />

Quelle: www.stadt-brandenburg.de<br />

3 Organisationsformen für Naturparke<br />

Nationale Naturlandschaften bzw. Großschutzgebiete werden in Deutschland als<br />

Nationalpark, Biosphärenreservat oder Naturpark ausgewiesen. Die Einstufung in die<br />

Kategorien erfolgt nach den internationalen Richtlinien der IUCN (International Union<br />

for Conservation of Nature and Natural Resources). Seit November 2005 treten die<br />

Großschutzgebiete bundesweit gemeinsam unter der neuen Dachmarke "Nationale<br />

Naturlandschaften" auf. Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind eigenständige<br />

Schutzkategorien. Die überwiegende Anzahl dieser Schutzgebiete sowie der Natura<br />

2000 Gebiete liegt in den Nationalen Naturlandschaften.<br />

Quelle:Landesumweltamt Brandenburg, Abteilung Service, Referat S 5 "Umweltinformation", Frauke Zelt, Tel.: 033 201/ 442 -173,<br />

E-Mail: Frauke.Zelt@LUA.Brandenburg.de<br />

3.1 Was sind Naturparke<br />

Naturparke sind großräumige Schutzgebiete, in denen besondere Kulturlandschaften erhalten<br />

und weite<strong>rent</strong>wickelt werden sollen. Ausgehend von einer hochwertigen Naturausstattung hat<br />

der menschliche Einfluss in diesen <strong>Region</strong>en eine besondere landschaftliche Schönheit und<br />

eine besondere Biodiversität hervorgebracht. Daraus ergibt sich die Verpflichtung zu einem<br />

schonenden Umgang mit Natur und Landschaft sowie gleichzeitig zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung dieser zumeist strukturschwachen <strong>Region</strong>. Die Schönheit der Landschaft und der<br />

Reichtum der Natur bilden dabei den Grundstock für die Entwicklung von Tourismus und<br />

naturverträglichem Gewerbe. Die ländlichen Räume in Deutschland und Europa befinden sich<br />

in einem Umstrukturierungsprozess, der sich insbesondere in der Agrarwirtschaft vollzieht.<br />

Gleichzeitig befinden sich diese Räume zunehmend in einer wirtschaftlichen Wettbewerbssituation<br />

mit anderen attraktiven Natur- und Kulturlandschaften im europäischen Kontext.<br />

Dieser Wettbewerb betrifft die touristische Attraktivität, die Produktvermarktung, die Fördermittel<br />

sowie auch die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsumfeld. Naturparke bieten in diesem<br />

Wettbewerb im Vergleich zu anderen ländlichen Räumen besondere Entwicklungschancen.<br />

Diese Chancen können nur dann genutzt werden, wenn es gelingt, einen regionalen Konsens<br />

über die Entwicklung eines Naturparks herauszuarbeiten und damit auch die regionale Identität<br />

zu stärken.<br />

31


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

3.2 Stellung der Naturparke in Deutschland<br />

Aufgaben<br />

Eine wichtige Aufgabe für Naturparkpläne besteht in der Stärkung der regionalen<br />

Identität. Dazu ist es erforderlich, dass sie als integriertes Konzept zur Förderung einer<br />

eigenständigen und nachhaltigen <strong>Region</strong>alentwicklung angelegt sind.<br />

Schwerpunktmäßig müssen in einem Naturparkplan selbstverständlich die Bereiche<br />

Naturschutz / Landschaftspflege, Erholung /Tourismus sowie Landnutzung behandelt<br />

werden. Diese Ausrichtung steht auch im Einklang mit dem neugefassten Naturparke-<br />

Paragraphen (§ 27) des Bundesnaturschutzgesetzes. Danach sind Naturparke<br />

„einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die großräumig sind,<br />

überwiegend Landschafts- oder Naturschutzgebiete sind, sich wegen ihrer<br />

landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eignen und in denen ein<br />

nachhaltiger Tourismus angestrebt wird”. Naturparke dienen der „Erhaltung,<br />

Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten<br />

Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt.“ Zu diesem Zweck wird in ihnen „eine<br />

dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt”. Darüber hinaus sind Naturparke<br />

„besonders dazu geeignet, eine nachhaltige <strong>Region</strong>alentwicklung zu fördern.”<br />

Organisationsformen<br />

Die Entwicklung der Naturparke wird durch den jeweiligen Naturparkträger koordiniert.<br />

Die Ziele der Naturparke werden meist federführend von ihm umgesetzt, zahlreiche<br />

Aufgaben der Naturparkarbeit von ihm wahrgenommen. In Abhängigkeit von der<br />

jeweiligen Entstehungsgeschichte der Naturparke wurden für die Trägerschaft<br />

unterschiedliche Organisationsformen gewählt. Wie die folgende Tabelle zeigt, sind<br />

dies sowohl eingetragene Vereine als auch Zweckverbände, kommunale oder<br />

Landeseinrichtungen.<br />

Organisationsformen der im Rahmen einer Befragung erfassten Naturparke<br />

Bundesland e.V.<br />

Zweckverband <br />

Landeseinrichtung<br />

Kommunale<br />

Einrichtung<br />

Baden-Württemberg 4 0 1 0<br />

Bayern 10 0 0 1*<br />

Brandenburg 0 0 5 0<br />

Hessen 1 3 0 0<br />

Mecklenburg-Vorpommern 0 0 3 0<br />

Niedersachsen 3 1 0 3<br />

Nordrhein-Westfalen 1 4 0 1*<br />

Rheinland-Pfalz 1 1 0 0<br />

Saarland 1 0 0 0<br />

Sachsen 1 1 0 0<br />

Sachsen-Anhalt 2 0 1 0<br />

Schleswig-Holstein 1 0 0 3<br />

Thüringen 0 0 3 0<br />

Gesamt 25 10 13 8<br />

*nicht eingetragener Verein Quelle: TAURUS-Erhebung Naturparkträger<br />

32


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Im Folgenden sollen die einzelnen Organisationsstrukturen kurz vorgestellt werden. Da<br />

die Organisationsstrukturen von eingetragenen Vereinen und Zweckverbänden für<br />

Naturparke bereits eine lange Tradition besitzen und größtenteils aus anderen<br />

Bereichen als bekannt vorausgesetzt werden können, werden diese nur skizziert. Die<br />

neuere Organisationsstruktur einer Landeseinrichtung wird danach am Beispiel von<br />

Mecklenburg-Vorpommern dargestellt.<br />

Eingetragene Vereine<br />

Der eingetragene Verein ist mit 45 % der erfassten Naturparke die am häufigsten<br />

gewählte Organisationsform. Die Mitgliederzahlen der Vereine schwanken von 8 bis<br />

weit über 100 Mitglieder, wobei etwa ein Drittel unter 50, ein Drittel zwischen 50 und<br />

100 und ein weiteres Drittel der befragten Vereine über 100 Mitglieder haben. Die<br />

Gemeinden stellen meistens die größte Gruppe der Vereinsmitglieder, wobei in über 75<br />

% der Naturparke, die eine Antwort abgegeben hatten, alle Gemeinden des<br />

Naturparkgebiets Mitglied des Vereins sind.<br />

Neben den Gemeinden sind andere Vereine und Verbände meist die zweitgrößte<br />

Mitgliedergruppe, gefolgt von Landkreisen und privaten Unternehmen. Landkreise sind<br />

die wichtigste Gruppe bei der Besetzung des Vorstands und des Vorsitzes des Vereins.<br />

Daher ist ihr Einfluss auf den Verein als am größten einzuschätzen. Die Gemeinden<br />

sind meist ordentliche Mitglieder und verfügen dadurch als große Gruppe über eine<br />

wichtige Stellung in den Mitgliederversammlungen. Andere Vereine und Verbände oder<br />

private Unternehmen und Privatpersonen sind entweder ebenfalls ordentliche Mitglieder<br />

oder Fördermitglieder. Sie sind oftmals für die Umsetzung von Projekten, die aktive<br />

Mitarbeit in Arbeitsgruppen oder die Akquise von Fördermitteln wichtig.<br />

Zweckverbände<br />

Zweckverbände wurden bei 18 % der Naturparke, die auf die entsprechende Frage<br />

geantwortet hatten, als Organisationsform gewählt. Die Mitgliederzahlen von<br />

Zweckverbänden schwanken zwischen 2 und 16 Mitgliedern. Meist sind Landkreise und<br />

kreisfreie Städte die Mitglieder des Zweckverbandes. In den zwei Zweckverbänden, die<br />

die meisten Mitglieder haben, sind auch Gemeinden vertreten. An den anderen acht<br />

Zweckverbänden waren nur Landkreise oder kreisfreie Städte beteiligt. Private<br />

Unternehmen, Vereine oder Verbände sind in den Zweckverbänden keine Mitglieder,<br />

was bei dieser Rechtsform aufgrund ihres öffentlich-rechtlichen Status auch nur sehr<br />

eingeschränkt möglich wäre.<br />

Landeseinrichtungen<br />

In den alten Bundesländern gibt es die Organisationsform der Landeseinrichtung nur<br />

einmal in Baden-Württemberg. In den neuen Bundesländern stellt sie dagegen die am<br />

häufigsten gewählte Organisationsform für Naturparke dar. Im Folgenden wird die<br />

Organisationsform am Beispiel des Landes Mecklenburg-Vorpommern erläutert.<br />

Grundlage eines Naturparks in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Verwaltungsvereinbarung<br />

des Landes mit den betroffenen Landkreisen. Der Naturpark wird in<br />

gemeinsamer Trägerschaft des Landes mit den Landkreisen in einem<br />

gemeinsamen Planungs- und Umsetzungsprozess ausgewiesen und verwaltet.<br />

Arbeitsgruppen aus Vertretern des Landes und der Kreisverwaltungen begleiten<br />

die Naturparkentwicklung. Behörden des Naturschutzes, Forst- und<br />

Landwirtschaftsämter werden ebenfalls beteiligt. Zusätzlich werden Beiräte<br />

gebildet. Sie sollen die Naturparkarbeit auf eine breite regionale Basis stellen und<br />

33


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

setzen sich meist aus Vertretern der Gemeinden, Betriebe, Verbände und Vereine<br />

der <strong>Region</strong> zusammen. Der Beirat stellt das zentrale Planungs- und<br />

Entscheidungsgremium des Naturparks dar. Weiterhin verfügen die Naturparke<br />

häufig über Fördervereine, die das Ziel der inhaltlichen und finanziellen<br />

Unterstützung der Naturparkarbeit verfolgen (Umweltministerium Mecklenburg-<br />

Vorpommern 2000, S. 7).<br />

Auch in den Bundesländern Brandenburg und Thüringen existieren Fördervereine für<br />

die Naturparke. In Brandenburg ist dies bei allen Naturparken der Fall. Im Thüringen<br />

sind die Naturparke zwar überwiegend als Landeseinrichtungen organisiert, beim<br />

Naturpark Thüringer Wald handelt es sich bei der Trägerorganisation jedoch um einen<br />

eingetragenen Verein. In Sachsen-Anhalt ist der Naturpark Drömling eine<br />

Landeseinrichtung, die Naturparke Saale-Unstrut-Triasland und Dübener Heide sind<br />

dagegen in der Trägerschaft eines eingetragenen Vereins.<br />

Personelle und finanzielle Ausstattung<br />

Die personelle und finanzielle Ausstattung der Naturparke variiert sowohl zwischen als<br />

auch innerhalb der Bundesländer sehr stark. Die Aussagen dieses Abschnitts beziehen<br />

sich auf eine Erhebung des Europäischen Instituts für <strong>Region</strong>alentwicklung, Innovation<br />

und Tourismus (EIRIT), welche in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher<br />

Naturparke zum Thema „Entwicklungsziele deutscher Naturparke“ im Jahre 2001<br />

erstellt wurde. Es wurden Angaben von 48 Naturparken erhoben.<br />

Zum Zeitpunkt der Erhebung verfügten die 48 Naturparke insgesamt über 191<br />

Festangestellte, davon 159 Vollzeit- (83%) und 32 Teilzeitbeschäftigte (17%). Im<br />

Durchschnitt ergeben sich somit 4 Angestellte pro Naturpark. Dieser Mittelwert darf<br />

allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es gravierende Unterschiede gibt. So ist<br />

die Personalausstattung in Mecklenburg-Vorpommern mit drei Angestellten und acht<br />

Mitarbeitern der Naturwacht aus der Forstverwaltung mit Abstand am besten, während<br />

viele Naturparke in anderen Ländern mit nur einem Geschäftsführer auskommen<br />

müssen. Diese Geschäftsführer werden häufig vom Land finanziert. In Ländern wie<br />

Nordrhein-Westfalen, in denen eine finanzielle Förderung von Personalstellen nicht<br />

möglich ist, gibt es auch ehren- bzw. nebenamtliche Geschäftsführer von Naturparken.<br />

Der Anteil der Festangestellten ist mit 58 % relativ gering und erschwert nach<br />

Aussagen einzelner Naturparkträger die Kontinuität und Qualitätssicherung der Arbeit.<br />

Die Festangestellten werden durch Zuarbeit über Werkverträge (12%),<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (19%), Zivildienstleistende (7 %) oder Personen im<br />

Freiwilligen Ökologischen Jahr (4 %) unterstützt. Aus diesen Daten errechnete EIRIT<br />

eine Betreuungsintensität von rund 26.000 ha Naturparkfläche durch einen<br />

festangestellten Naturparkmitarbeiter bzw. 15.000 ha pro Mitarbeiter insgesamt.<br />

Außer in Niedersachsen ist in allen Bundesländern von den zuständigen Behörden eine<br />

finanzielle Förderung der Naturparke vorgesehen. Die Höhe der Förderung differiert<br />

zwischen den einzelnen Bundesländern zum Teil erheblich. In einigen Bundesländern<br />

erfolgt sie in Form einer institutionellen Förderung, in anderen vor allem in Form der<br />

Projektförderung. Teilweise sind beide Formen kombiniert möglich. Die Spannbreite der<br />

institutionellen Förderungen reicht von 15.000 EUR bis zu 160.000 EUR pro Naturpark.<br />

Die Mehrzahl der Naturparke erhält eine institutionelle Förderung von etwa 50.000 EUR<br />

pro Jahr, so dass häufig eine Personalstelle davon finanziert werden kann. Auch die<br />

projektbezogenen Förderungen schwanken zwischen den Bundesländern erheblich. So<br />

können Naturparke in Bayern durchschnittlich mit über 250.000 EUR Förderung für<br />

34


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Naturparkprojekte rechnen, während in anderen Bundesländern sehr viel geringere<br />

Mittel speziell für Naturparkprojekte zur Verfügung stehen. An dieser Stelle muss<br />

allerdings darauf hingewiesen werden, dass Naturparke oftmals auch andere<br />

Landesfördertöpfe des Naturschutzes und der Landschaftspflege oder auch<br />

Fördertöpfe anderer Landesbehörden im Bereich des Forstes oder der Landwirtschaft<br />

nutzen, um ihre Projekte umsetzen zu können. Dabei konkurrieren sie allerdings mit<br />

anderen Antragstellern um die Förderung. Eine Übersicht über landesspezifische<br />

Fördermöglichkeiten für Naturparke sowie Zuteilungsschlüssel und Zweckbindungen in<br />

den einzelnen Bundesländern.<br />

35


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Spezielle Förderung von Naturparken durch die Bundesländer<br />

Bundesland<br />

Anzahl<br />

der<br />

Naturparke<br />

Baden-Württemberg 6<br />

Höhe der jährlichen finanziellen<br />

Förderung für alle Naturparke<br />

in einem Bundesland<br />

ca. 1 Mio. € institutionelle und<br />

projektbezogene Förderung<br />

Bayern 15 ca. 4,3 Mio. € Projektförderung (2000)<br />

Brandenburg 9 ca. 435.000 € institutionelle Förderung<br />

Hessen 5<br />

ca. 435.000 € Förderung (2001) (incl.<br />

Trägeranteil der Kreise, Land ist Träger,<br />

gemeinsam mit den Kreisen)<br />

Richtlinie/<br />

Zuteilungsschlüssel<br />

Richtlinie zur Gewährung von<br />

Zuwendungen an Naturparke<br />

Rchtlinie zur Förderung der<br />

Naturparke (in Fortschreibung)<br />

Gleich hoher Sockelbetrag<br />

zuzüglich flächenbezogener<br />

Anteil<br />

Mittel nach Haushaltsplan des<br />

Landes<br />

Zweckbindung<br />

Landschaftspflege, Öffentlichkeitsarbeit und Entwicklungskonzeptionen,<br />

Entwicklung des Erholungswertes; Zuwendungen werden nur für Maßnahmen<br />

gewährt, die den Zielsetzungen des Naturparks und insbesondere dem<br />

Naturparkplan entsprechen.<br />

Förderung soll Träger der Naturparke bei Maßnahmen der Landschaftspflege<br />

und zur Verbesserung der Erholungsmöglichkeiten unterstützen.<br />

Für Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen bestehender Anlagen sowie für<br />

Neuinvestitionen<br />

ca. 152.000 € Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, Besucherlenkung<br />

ca. 40.000 € Naturparkpläne<br />

ca. 34.000 € Öffentlichkeitsarbeit<br />

Mecklenburg-Vorpommern 12 Keine Förderung k. A. k. A.<br />

Niedersachsen 11 ca. 665.000 € Projektförderung<br />

Nordrhein-Westfalen 6 ca.167.000 € institutionelle Förderung<br />

Anträge werden durch<br />

Bezirksregierungen fachlich<br />

geprüft<br />

Umfang der Ausstattung mit<br />

hauptamtlichem Personal<br />

k. A.<br />

Geschäftsführungs- und Personalkosten<br />

Rheinland-Pfalz 1 ca. 15.000 € institutionelle Förderung k. A. Für die satzungsgemäße Naturpark-Arbeit<br />

Saarland 2 ca. 317.000 € institutionelle Förderung<br />

Sachsen 4<br />

Je verordnetem Naturpark:<br />

ca. 30.000 – 40.000 einmalige Förderung<br />

für Pflege und Entwicklungskonzept;<br />

ca. 15.000 – 20.000 € jährliche Förderung<br />

(Basis: Öffentlich rechtlicher Vertrag)<br />

Personalkosten und<br />

Sachkostenanteil nach<br />

festgelegtem Personalbestand<br />

k. A.<br />

Personal- und Sachkosten<br />

Anteilsfinanzierung der Betreibung einer Koordinierungsstelle vor Ort<br />

(Anteilige Personal- und Sachkosten)<br />

Sachsen-Anhalt 5 ca. 100.000 € Projektförderung k. . Sachinvestitionen, Anpflanzungen, Infotafeln etc.<br />

Schleswig-Holstein 11 k. A. k. A. k. A.<br />

Thüringen 4 k A. k A. k. A.<br />

*In einigen oder allen Naturparken dieser Bundesländer wird das Personal zusätzlich zu den genannten Fördermitteln durch das Land gestellt<br />

Quelle: TAURUS-Erhebung Landesbehörden<br />

36


Neben der Förderung durch Landesmittel gelingt es zahlreichen Naturparken, weitere<br />

Finanzierungsquellen für ihre Arbeit zu erschließen. Dabei werden die Aktivitäten bzw. der<br />

Erfolg bei der Akquisition von Fördermitteln maßgeblich von der Personalausstattung des<br />

Naturparkträgers mitbestimmt. So werden zum Beispiel Sachgüter, Projekte oder<br />

Planwerke aus Mitteln der EU, des Bundes oder von Stiftungen finanziert. Einige<br />

Naturparke erwirtschaften darüber hinaus beträchtliche Summen an Eigenmitteln, was<br />

ihren Handlungsspielraum sehr erhöht. Nach Aussagen von Naturparkgeschäftsführern in<br />

den Expertengesprächen ist es nicht ungewöhnlich, dass besonders aktive Naturparke<br />

Finanzmittel in Höhe von 0,5-1,5 Mio. EUR akquirieren und entsprechend verausgaben.<br />

Diese Ergebnisse werden auch von der EIRIT-Erhebung gestützt.<br />

Quelle: Naturparkplanung in der <strong>Region</strong>, Eine Untersuchung unter Berücksichtigung der Beziehung<br />

zwischen Naturpark und Kommunen, Verband Deutscher Naturparke e.V.<br />

3.3 Großschutzgebiete in Brandenburg<br />

Brandenburg verfügt über einen Nationalpark, 3 Biosphärenreservate und 11 Naturparks, die hier<br />

aufgelistet werden:<br />

1 - Nationalpark Unteres Odertal<br />

2 - Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe<br />

3 - Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin<br />

4 - Biosphärenreservat Spreewald<br />

5 - Naturpark Barnim<br />

6 - Naturpark Dahme-Heideseen<br />

7 - Naturpark Hoher Fläming<br />

8 - Naturpark Märkische Schweiz<br />

9 - Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft<br />

10 - Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />

11 - Naturpark Nuthe-Nieplitz-Auen<br />

12 - Naturpark Schlaubetal<br />

13 - Naturpark Stechlin-Ruppiner Land<br />

14 - Naturpark Uckermärkische Seen<br />

15 - Naturpark Westhavelland<br />

37


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

3.4 <strong>Region</strong>alparks<br />

Neben den Naturparks, deren Funktionalität ausführlich erklärt wurde, gibt es<br />

<strong>Region</strong>alparks, die als geografisches und wirtschaftliches Bindeglied zwischen der<br />

Metropolregion Berlin und dem Umland eingerichtet wurden. <strong>Region</strong>alparks sind als<br />

Räume für eine abgestimmte ökologische, ökonomische und ästhetische<br />

Gesamtentwicklung im engeren Verflechtungsraum angelegt.<br />

Abb.: Anordnung der <strong>Region</strong>alparks um Berlin<br />

Konzept<br />

Ziel ist es, länderübergreifend die Stadt-Umland-Entwicklung zu steuern und<br />

unterschiedliche Anforderungen in eine nachhaltige Raumentwicklung zu überführen. Von<br />

der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg wurden 1998 acht <strong>Region</strong>alparks<br />

im Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum Berlin-Brandenburgs<br />

festgesetzt. Dabei stellen die <strong>Region</strong>alparks kein administratives Planungsinstrument dar,<br />

sondern vielmehr ein Angebot der Landesplanung zur Umsetzung regionaler<br />

Entwicklungsziele, das von örtlichen Akteuren aufgegriffen wird. Entsprechend haben sich<br />

für die acht <strong>Region</strong>alparks Interessenvertretungen und Organisationsstrukturen, zumeist<br />

in der Rechtsform von Vereinen, gebildet an denen sich Einzelpersonen, Kommunen,<br />

Vereine, Verbände und Unternehmen beteiligen.<br />

Abgrenzung<br />

Die <strong>Region</strong>alparks bilden einen ca. 15 km breiten Ring um Berlin, wobei ein Teil der<br />

<strong>Region</strong>alparks auf Berliner Stadtgebiet liegt während sich der andere Teil im Land<br />

Brandenburg befindet. Im Bereich dieses Ringes engagieren sich die kommunalen und<br />

sonstigen Akteure unter dem Label "<strong>Region</strong>alpark". Untereinander abgegrenzt werden die<br />

<strong>Region</strong>alparks durch die Siedlungsachsen, die von Berlin aus sternförmig bis nach<br />

Brandenburg reichen. Unterschiedliche landschaftliche Qualitäten und ihre jeweils<br />

38


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

individuelle Ausprägung machen die <strong>Region</strong>alparks zu eigenständigen Erlebnisräumen.<br />

<strong>Region</strong>alparks sind Hüllen, die von den Interessenvertretern erst mit Inhalt gefüllt werden<br />

müssen.<br />

Abb.: Plan der acht <strong>Region</strong>alparks um Berlin<br />

Ziele<br />

Die Ziele der <strong>Region</strong>alparks sind der Erhalt der Lebensgrundlagen für die ansässige<br />

Bevölkerung, die Stärkung der regionalen Identität, die Förderung der Heimatpflege, die<br />

Unterstützung örtlicher Brauchtümer und regionaler Wirtschaftsweisen, die Förderung der<br />

Denkmalpflege sowie der Schutz und die Entwicklung von Natur und Landschaft im<br />

engeren Verflechtungsraum Berlin-Brandenburgs.<br />

Handlungsfelder<br />

Alle <strong>Region</strong>alparks zeichnen sich zum einen durch ihre Nähe zu Berlin, zum anderen<br />

durch ihre hohen landschaftlichen Qualitäten aus. Landwirtschaft und kleine<br />

Dorfstrukturen sowie der oft unmittelbare Übergang zur dichten Bebauung Berlins sind in<br />

den <strong>Region</strong>alparks die prägenden Merkmale. In einigen Teilen verdichten sich<br />

Siedlungsstrukturen zu einem bunten Mosaik an Bebauung und Landschaft. Die<br />

Landwirtschaft ist für alle <strong>Region</strong>alparks ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Um die<br />

vorhandenen Potenziale zu stärken und die Wirtschaftsgrundlagen der ansässigen<br />

Bevölkerung zu sichern, konzentrieren sich die Aktivitäten auf 4 Handlungsfelder:<br />

1. Tagestourismus stärken<br />

2. Erschließungspotenziale nutzen<br />

3. Aufwertungen der Kulturlandschaft<br />

4. <strong>Region</strong>ale Produkte vermarkten<br />

39


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Der <strong>Region</strong>alpark Potsdamer <strong>Havel</strong>seen und der <strong>Region</strong>alpark Döberitzer Heide grenzen<br />

an den Bereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>. Der Reiz dieser <strong>Region</strong> liegt zum einen in der<br />

Landschaft, die von den rund um Potsdam gelegenen <strong>Havel</strong>seen und den sie<br />

umgebenden Wäldern geprägt ist. Zum andern macht das reiche Kulturerbe, das<br />

berühmte Baumeister und Gartenarchitekten im Auftrag Preußischer Majestäten<br />

geschaffen haben, die Einzigartigkeit dieser <strong>Region</strong> aus. Aktiv im <strong>Region</strong>alpark<br />

Potsdamer <strong>Havel</strong>seen ist der "Landschaftspflegeverein Potsdamer Kulturlandschaft e.V.",<br />

der zum Ziel hat, die Schönheiten der Landschaft zu pflegen und die touristische<br />

Entwicklung der <strong>Region</strong> zu befördern. Neben der Pflege der Glindower Alpen bemüht sich<br />

der Verein um die Aufwertung der Kulturlandschaft im Projekt "<strong>Havel</strong>obst". Der erste<br />

Abschnitt des Obstpanoramaweges konnte bereits fertig gestellt werden. Neu angelegte<br />

Streuobstwiesen unterstützen das typische Landschaftsbild der Obst- und<br />

Weinbauregion.<br />

Quelle:www.regionalpark.de, www.mir.brandenburg.de<br />

3.5 Andere Organisations- und Entwicklungsformen<br />

Die Kulturlandschaft "<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>" wurde 1998 als Erprobungs- und<br />

Entwicklungsvorhaben im Zusammenhang mit der Realisierung von<br />

Ausgleichsmaßnahmen für große Verkehrsprojekte im Land Brandenburg aus der Taufe<br />

gehoben. Eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen unter der Regie des Bundesamtes<br />

für Naturschutz führte zur Gründung der Flächenagentur Kulturlandschaft <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong>, die einige Jahre zusammen mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark, später in<br />

Verbindung mit der Stiftung Naturschutzfonds einen Flächenpool erwarb und<br />

bewirtschaftete, um naturschutzfachlich begründete Ziele zu erreichen.<br />

Nach Genehmigung eines EU-Live-Projektes wurden wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

zu den Naturreichtümern der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> erarbeitet (Rößling et al. 2006)<br />

Mit der Gründung des Fördervereins „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ 2004 wurde ein Instrument<br />

geschaffen, dass neben dem naturschutzfachlichen Ansatz auch Aspekte der<br />

Organisation und der Landnutzung für das Gebiet zwischen Werder und Brandenburg,<br />

Lehnin und Ketzin bearbeiten half. Nach Kontakten zum Naturpark Westhavelland wurde<br />

die Idee verworfen, dass ein Anschluss an diesen Naturpark zur Umsetzung der<br />

angedachten Entwicklungsziele führen könnte.<br />

Wegen der bisherigen Aktivitäten unter dem Dach der Stiftung Naturschutzfonds wurde<br />

erwogen, die Naturparkidee auch als Stiftung zu organisieren.<br />

Was ist eine Stiftung?<br />

Eine Stiftung wird mit dem Vermögen eines Stifters gegründet und verfolgt einen festgelegten Zweck.<br />

Das Vermögen bleibt dabei in der Regel erhalten und nur die Erträge werden für den Zweck<br />

verwendet. Errichtet werden Stiftungen in verschiedenen rechtlichen Formen und sie können jedem<br />

legalen Zweck dienen. Im Falle eines Naturparks ist die Möglichkeit gegeben eine<br />

Gebietskörperschaft als Stifter fungieren zu lassen, in diesem Fall das Land, der Kreis und/oder die<br />

teilnehmenden Gemeinden. Der Zweck wäre der gemeinnützige Zweck einen Naturpark zu<br />

unterhalten. Eine Gebietskörperschaft ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat die<br />

Gebietshoheit über einen Teil des Staatsgebietes mit seinen Einwohnern. Die wahlberechtigten<br />

Bürger sind gesetzliche Vollmitglieder der Körperschaft. Die rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen<br />

Rechts ist in den §§ 80 ff. BGB geregelt. Sie wird errichtet durch das Stiftungsgeschäft. Die<br />

ergänzenden Rechtsvorschriften finden sich in den Verordnungen der Länder.<br />

40


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Die Voraussetzungen, um einen Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> auf der Grundlage einer Stiftung<br />

zu schaffen, werden als kompliziert eingeschätzt und sind nicht Gegenstand der<br />

vorliegenden Ausführungen.<br />

4 Kulturlandschaft <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Geologie der Flusslandschaft mit der <strong>Havel</strong>niederung im <strong>Havel</strong>land und der Zauche<br />

Das Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> liegt in der Mark Brandenburg und gehört zum<br />

Norddeutschen Tiefland. Die <strong>Region</strong> setzt sich aus Teilen des <strong>Havel</strong>landes und der<br />

Zauche zusammen.<br />

Das eiszeitlich bedingte Relief der Landschaft<br />

Das Relief der Mark Brandenburg wurde durch die Weichsel-Eiszeit vor ca. 17 000 Jahren<br />

überformt. Vorher war durch die Saale-Eiszeit mit dem Fläming eine große Endmoräne<br />

geschaffen worden. Die <strong>Havel</strong> liegt in einem Urstromtal im Naturraum eines pleistozänen<br />

Jungmoränengebietes. In den <strong>Havel</strong>niederungen liegen Inselförmige Diluvialflächen und<br />

kleinere Grundmoränen. Die Zauche ist eine dem Fläming vorgelagerte flachwellige<br />

Grundmoränenplatte. In den Urstromtälern am Rande der Gletscher der Weichsel-Eiszeit<br />

(um 18 000 v.Ch.) floss das Schmelzwasser nach Nordwesten ab, so auch in den<br />

<strong>Havel</strong>niederungen, es hinterließ Ablagerungen aus Geröll, Mergel und Sand, darunter die<br />

Sanderhochfläche der Zauche.<br />

Die Zauche<br />

Zauche ist ein Begriff aus dem Slawischen und bedeutet „trockenes Land“. Sie liegt<br />

zwischen dem dem Fläming vorgelagerten Baruther Urstromtal und dem Berliner<br />

Urstromtal. Große Kiefernwälder kennzeichnen die <strong>Region</strong>. Schmelzwasserseen lockern<br />

das karge Gebiet auf. Die Sand- und Heideflächen bieten dem Spargelanbau gute<br />

Voraussetzungen. Die Zauche ist von Zisterziensermönchen zur Ansiedlung ausgewählt<br />

worden. Durch sie begann die Urbarmachung und eine stärkere Besiedlung der Zauche.<br />

In ihrem Zentrum liegt Lehnin mit dem gleichnamigen Kloster. Die Spargelstadt Beelitz<br />

befindet sich am östlichen Rand der Zauche.<br />

Die <strong>Havel</strong>niederung<br />

Die <strong>Havel</strong> ist ein typischer Flachlandfluss eingebettet in weiträumigen Feuchtgebieten,<br />

der sich durch niedriges Gefälle und geringe Fließgeschwindigkeit auszeichnet. Die<br />

Landnutzung wird dominiert von Ackerflächen (37,7 %), Wald (32,6 %) und oftmals<br />

staubewässerten Wiesen (11,1 %). An der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> finden wir ein verzweigtes<br />

Gewässersystem vor mit mehreren durchflossenen Seen aber auch durchstochenen<br />

Mäandern. Neben gestauten und kanalisierten sind auch eingedeichte Abschnitte<br />

markante Merkmale dieses Gewässers. Die hydrologischen Verhältnisse sind stark<br />

beeinflusst durch die Nutzung, die Stauhaltung am Wehr Brandenburg a.d.H. sowie ein<br />

Grabensystem hoher Dichte in den Niederungen. Die Städte Brandenburg und Ketzin<br />

sind in dem <strong>Havel</strong>niederungsgebiet erbaut worden.<br />

41


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Die Obere und die Untere <strong>Havel</strong>- Wasserstraße<br />

Aus hydrologischen Gesichtspunkten teilt man die <strong>Havel</strong> in die Obere und Untere <strong>Havel</strong>.<br />

Trennpunkt zwischen Oberer und Unterer <strong>Havel</strong> ist die Spreemündung. Durch den<br />

Zufluss der Spree wird die <strong>Havel</strong> unterhalb Spandaus zu einem Fluss, der der Schifffahrt<br />

schon von alters her bessere Bedingungen bot als die Obere <strong>Havel</strong>. Als <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

wird der Fluss zwischen Brandenburg und Werder definiert. Der Begriff <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> bezeichnet die <strong>Havel</strong>niederung und das Zauchegebiet zwischen den Städten<br />

Brandenburg und Werder in West-Ost-Richtung bzw. Ketzin und Lehnin in Nord-Süd-<br />

Richtung.<br />

Natürliche Veränderungen in der Flusslandschaft<br />

Durch nacheiszeitliche natürliche Vorgänge entstanden aus Buchten und Seen am Rande<br />

der <strong>Havel</strong> Verlandungsmoore. Auch der ständige Stoffeintrag hat dazu beigetragen, dass<br />

sich Bruch- und Moorlandschaften in den Niederungen gebildet haben. Das nahezu<br />

stehende Wasser der Flüsse breitete sich in den angrenzenden Auen unterirdisch aus.<br />

Der Boden war wie ein Schwamm mit Wasser gefüllt und bildete Versumpfungsmoore.<br />

Bevor der Mensch in die Natur eingriff, floss die <strong>Havel</strong> in großen Mäandern durch die<br />

Niederung. Nach starken Regenfällen oder nach der Schneeschmelze setzte die <strong>Havel</strong><br />

das Land unter Wasser. Darüber hinaus bildeten die Niederungen der <strong>Havel</strong> für die<br />

Hochwässer der Elbe ein natürliches Rückstaugebiet. Durch den ständigen Wechsel der<br />

Wasserstände bildeten sich Überflutungsmoore. Im Landschaftsschutzgebiet <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> gibt es noch heute die Reste der so entstandenen Moore.<br />

Veränderungen der Flusslandschaft durch menschliche Aktivitäten<br />

Schon die ersten Siedler begannen mit baulichen Veränderungen an der <strong>Havel</strong>, um die<br />

Landschaft ihren Bedürfnissen anzupassen. Um 1200 entstanden die ersten Mühlen in<br />

Brandenburg. Da die <strong>Havel</strong> ein Flachlandfluss mit nur 39 m Höhenunterschied zwischen<br />

Quelle und Mündung ist und die natürliche Fliessgeschwindigkeit für den Mühlenbetrieb<br />

nicht ausreichend war, wurden Mühlenstaue errichtet, die den Wasserstand flussaufwärts<br />

erhöhten und nach Bedarf die Fliessgeschwindigkeit regulieren halfen. Dadurch wurde<br />

jedoch die aufblühende Schifffahrt behindert und Wiesen und Ackerflächen der Bauern in<br />

der <strong>Region</strong> dauerhaft überflutet und damit der Nutzung entzogen. Um nun die<br />

Schiffbarkeit wieder zu verbessern wurden Mitte des 16. Jahrhunderts in den Städten<br />

Schleusen und Kanäle gebaut. 1743-46 z.B. ließ Friedrich II. den Plauer Kanal anlegen,<br />

um eine kürzere Verbindung zur Elbe zu gewährleisten. Auch der mäandernde<br />

Flussverlauf an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> behinderte die Schifffahrt. So wurde die <strong>Havel</strong> Ende<br />

des 19. Jahrhunderts mittels Durchstichen begradigt. Bei <strong>Havel</strong>berg wurde 1933 ein<br />

Durchstich zur Elbe gebaut, der die zugeschüttete Mündung in die Elbe ersetzt. Seit 1876<br />

verkürzt der Sacrow-Paretzer-Kanal die Fließstrecke der <strong>Havel</strong> zwischen Sacrow und<br />

Ketzin und schneidet die Strecke über den Templiner See und Schwielowsee ab.<br />

Dadurch wurden Göttinsee, Fahrlander See und Schlänitzsee mit der Wublitz als<br />

Gewässer durchschnitten bzw. an das <strong>Havel</strong>gewässer angeschlossen. Nach 1990<br />

wurden mit dem Verkehrprojekt Deutsche Einheit Nr. 17 (VDE 17) weitere Planungen zum<br />

Ausbau der <strong>Havel</strong> für 185 m lange und 11,4 m breite Schubverbände und<br />

Großmotorgüterschiffe für die Wasserstraßenklasse Vb bekannt, die zu erheblichen<br />

Eingriffen im Bereich des Sacrow-Paretzer-Kanals und der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> führen können.<br />

Der Bereich der Unteren <strong>Havel</strong> im Naturpark Westhavelland ist als Bundeswasserstraße<br />

zurückgestuft worden und wird in den nächsten Jahren stufenweise renaturiert.<br />

42


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Zeittafel der wasserbaulichen Veränderungen an der Unteren <strong>Havel</strong>wasserstraße<br />

1. Beginn des Baues von Hochwasserschutzanlagen an der Elbe 1160<br />

2.<br />

Die Brandenburger Mühlen werden vom Kaiser Ludwig I. den<br />

Bürgern der Stadt geschenkt<br />

1324<br />

3. Bau der Stadtschleuse in Brandenburg 1550<br />

4.<br />

Bruch des rechtsseitigen Elbdeiches, infolgedessen<br />

Überschwemmung<br />

des <strong>Havel</strong>tales durch das Stremmetal, Hochwasserstand in<br />

Rathenow ungefähr 6,28 m bzw. 6,59 m a.P. nach Berghaus<br />

1566<br />

und<br />

1595<br />

5.<br />

Schutz der <strong>Havel</strong>niederung gegen Elbhochwasser durch<br />

Verlängerung des Elbdeiches um 8,2 km<br />

1772<br />

6. Verlegung der <strong>Havel</strong>mündung abwärts um 1,5 km 1809<br />

7. Nochmalige Verlegung der <strong>Havel</strong>mündung abwärts um 1,5 km<br />

Die Königliche Regierung erlässt die Regulative für die<br />

1832-<br />

1836<br />

8.<br />

Brandenburg und Rathenow zu haltenden Wasserstände:<br />

Brandenburg Sommerstau 1,94 m, Winterstau 2,09 m,<br />

mindestens 0,20 m Staugefälle<br />

1832<br />

9.<br />

Beseitigung von 106 festen Fischwehren in der Brandenburger<br />

<strong>Havel</strong> und in der Unteren <strong>Havel</strong> bis Rathenow mit einem<br />

Aufwande von 225 000 Mark<br />

1837-<br />

1842<br />

10. Auftreten der Wasserpest<br />

Anschluss des rechtsseitigen Elbdeiches bei Quitzöbel an die<br />

1854<br />

11. Nitzower Höhe, wodurch das Karthanetal vom Elb- und <strong>Havel</strong>-<br />

Hochwasser abgeschlossen wurde 1855<br />

Setzung fester Stauziele in Brandenburg:<br />

1855<br />

12. 1,90 m im Sommer<br />

2,20 m im Winter unter Aufhebung des Differenzstaus<br />

1859<br />

13. Aufhebung des Differenzstaus in Rathenow<br />

1.März bis 1. November 0,31 m, 1. November bis 1.März:<br />

14.<br />

bei Oberwasserstand 1,62 m 0,31 m Staugefälle<br />

bei Oberwasserstand von 1,62 m bis 1,88 m 0,22 m Staugefälle<br />

bei Oberwasserstand über 1,88 m 0,20 m Staugefälle<br />

1871<br />

15. Bau des Sakrow-Paretz-Kanals<br />

1874-<br />

1876<br />

16. Verbreiterung und Vertiefung dieses Kanals<br />

1888-<br />

1890<br />

1875-<br />

Erste zusammenhängende Regulierung der Brandenburger und 1881<br />

Unteren <strong>Havel</strong><br />

1875-<br />

· bei Molkenberg<br />

1876<br />

· zwischen Rathenow und Göttlin, oberhalb Pritzerbe<br />

1876<br />

· zwischen Brandenburg und Plauer See<br />

1877/78<br />

· oberhalb Parey und oberhalb Molkenberg<br />

u. 1887<br />

· bei Jederitz unterhalb Molkenberg, oberhalb Grütz und<br />

1877-<br />

17. unterhalb Bahnitz<br />

1878<br />

· unterhalb Parey und unterhalb Warnau<br />

1878-<br />

· unterhalb <strong>Havel</strong>berg<br />

1880<br />

· zwischen Potsdam und Plaue; Verbesserung der Fahrt<br />

1879-<br />

· im Göttinsee, Durchstiche bei Saaringen, Roskow, unterhalb<br />

1880<br />

· Deetz und oberhalb Brandenburg, Regulierung unterhalb<br />

1879-<br />

· Brandenburg und Vertiefung des Dammgrabens bei Ketzin<br />

· Regulierung bei Döberitz und Bützer<br />

1881<br />

1880<br />

43


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

18. Regulierung der Pichelsdorfer <strong>Havel</strong><br />

19. Bau der Vorstadtschleuse in Brandenburg<br />

20.<br />

21.<br />

zweite Regulierung der Unteren <strong>Havel</strong> von Plaue bis zur<br />

Mündung mit Regulierungswerken und Baggerungen<br />

Ergänzung dieser Regulierung oberhalb der Eisenbahnbrücke<br />

bei Rathenow, zwischen Molkenberg und Strodehne, unterhalb<br />

Vehlgast, bei Warnau, zwischen Bahnitz und Döberitz<br />

22. Ergänzung der Regulierung von Brandenburg bis <strong>Havel</strong>berg<br />

23.<br />

Nachregulierung (Tieferlegung der Buhnen) von Rathenow bis<br />

zur Mündung<br />

24. Deckung abbrüchiger Ufer von Brandenburg bis Rathenow<br />

25. Herstellung des Großschiffahrtweges bei Rathenow<br />

26.<br />

27.<br />

Bau der Staustufen Garz, Grütz und Rathenow mit allen<br />

Nebenanlagen<br />

Beginn der Arbeiten an der Verlegung der <strong>Havel</strong>mündung nach<br />

Gnevsdorf in 4 Ausbaustufen mit dem Bau der Schleuse<br />

<strong>Havel</strong>berg<br />

1880<br />

1878-<br />

1882<br />

1881-<br />

1883<br />

1882-<br />

1890<br />

1892-<br />

1897<br />

1896-<br />

1898<br />

1897-<br />

1902<br />

1898-<br />

1901<br />

1898-<br />

1901<br />

1906-<br />

1912<br />

1931<br />

28. Inbetriebnahme der Wehre in Quitzöbel 1937<br />

29. Inbetriebnahme des Wehres Neuwerben 1954<br />

30. Fertigstellung des Gnevsdorfer Vorfluters Herbst<br />

Beginn der Arbeiten zur Komplexmeliorationsmaßnahme<br />

1954<br />

31. "Untere <strong>Havel</strong>-Dosse" zur Gewährleistung intensiver landwirtschaftlicher<br />

Produktionsbedingungen in der <strong>Havel</strong>niederung<br />

1968<br />

Weitere Kanalisierung und schwerer Uferverbau in den 70er Jahren des 20.Jh, Ausbau als<br />

Transitweg für die Schifffahrt<br />

Quellenangaben:<br />

Uhlemann, H.-J.; 1987: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen,<br />

1. Auflage, DSV-Verlag; Hydrolog. und hydrogeolog. Untersuchungen des FIB "Untere <strong>Havel</strong><br />

und angrenzende Gebiete" ,Ergebnisse der Arbeiten im Jahre 1993 und Endbericht, IHU -<br />

Geologie und Analytik Stendal<br />

Anthropogene Einflüsse auf Gewässerflora und -fauna<br />

Mit dem Errichten von Querverbauen wurden die natürlichen Migrationswege der<br />

wandernden Fischarten erheblich beeinträchtigt und diese damit von ihren angestammten<br />

Lebensräumen abgeschnitten. Das erklärt das Verschwinden von Lachs und<br />

Flussneunauge in der <strong>Havel</strong> und ihren Nebenflüssen. Viele Arten benötigen natürliche<br />

Uferbereiche als Lebensraum. Durch die Abgrabungen und Steinschüttungen im<br />

Uferbereich verlor die <strong>Havel</strong> Flachwasserbereiche und kleine Buchten. Durch die<br />

Stauhaltung kann der Wasserstand künstlich geregelt werden und um Überflutungen zu<br />

vermeiden. Der Hecht benötigt aber den natürlichen Wechsel von Hoch- und<br />

Niedrigwasser für seine Vermehrung, er laicht auf überfluteten Auenwiesen.<br />

Die vielen Pflanzenarten in der Aue sind ebenfalls an die zeitweiligen Überflutungen<br />

angepasst. Hochwässer haben eine wichtige Reinigungsfunktion für Flüsse. Bei<br />

Hochwasser tritt ein Fluss über seine Ufer und lagert Nährstoffe in der Aue ab, so bleibt<br />

44


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

fruchtbarer Boden zurück. Dies alles wird durch die Stauhaltung verhindert. Der<br />

Wasserhaushalt und die Wasserqualität unterliegen durch den Ausbau starken<br />

Veränderungen und das hat deutliche Folgen. Durch die Begradigungen sowie die<br />

Vergrößerung der Breite und Tiefe kann zunehmend mehr Wasser die <strong>Havel</strong><br />

durchfließen, ohne an schmaleren Stellen zurückgestaut zu werden. Daraus folgte, dass<br />

sich die Wasserstände entlang des Flusslaufs stark anglichen und der<br />

Wasserstandsausgleich zum niedrigsten Niveau stattfand. Der Wasserpegel der <strong>Havel</strong><br />

wird gegenwärtig durch die Stauhaltung in Berlin-Charlottenburg und Brandenburg a.d.H.<br />

bestimmt und unterliegt kaum noch den natürlichen Schwankungen des<br />

Wasserdargebots.<br />

4.1 Besiedlungsgeschichte<br />

Steinzeit<br />

Die ersten Menschen siedelten im <strong>Havel</strong>land vor etwa 13.500 Jahren, wie Funde von<br />

steinzeitlichen Werkzeugen bezeugen. Die Funde aus dem Mesolithikum zeugen von<br />

Siedlern, den Dobbertinern (nach der Fundstätte in Dobbertin in Mecklenburg), die sich<br />

vom Fischfang und Jagd ernährten. Vielfach bestanden die Siedlungen aus hölzernen<br />

Pfahlbauten im oder am Wasser. Vor ca. 6.000 Jahren verließen diese Siedler das<br />

<strong>Havel</strong>land. Auf der Suche nach neuen Siedlungsgebieten zogen später indogermanische<br />

Stämme der Baalberger- bzw. Trichterbecher- Kultur, ins <strong>Havel</strong>land und die Zauche. Sie<br />

stellten sehr viel bessere Werkzeuge her und betrieben Ackerbau. Erste Töpferarbeiten<br />

aus gebranntem Ton, Krüge und Schalen, sind gefunden worden. Diese Stämme haben<br />

das <strong>Havel</strong>land nach Süden wieder verlassen.<br />

Bronzezeit<br />

Erst wieder aus der Zeit um 1.800 v.u.Z. sind Funde von indogermanischen Stämmen im<br />

<strong>Havel</strong>land nachgewiesen. Hier gibt es Zeugnisse von Ackerbau, Viehzucht und Töpferei.<br />

Die Siedlungen zogen sich entlang der Ränder der trockenen Hochflächen wie der<br />

Zauche. Einwanderer aus dem sächsisch-lausitzischen Gebiet, aber auch aus der<br />

Ostalpenregion kamen ins <strong>Havel</strong>land (B. Faensen 2003). Neben Waffen und Geräten der<br />

Bronzezeit fand man die für diese Zeit typischen Urnengräber.<br />

Eisenzeit<br />

Im Übergang zur Eisenzeit zwischen 1.000 und 600 v.u.Z. wurden von den Germanen der<br />

Jastorf- Kultur die bewährten Bronzewaffen benutzt. Ca. 500 v.u.Z. siedelten die<br />

Semnonen im <strong>Havel</strong>land und in der Zauche. Es gibt Funde der vorrömischen Eisenzeit in<br />

Götz, die das belegen.<br />

Völkerwanderung<br />

Ca. 200 v. u. Z begannen die Völker in Europa ihre angestammten Siedlungsgebiete zu<br />

verlassen und neue Gebiete zu erobern. Die Semnonen wanderten im Laufe der<br />

nächsten Jahrhunderte in unterschiedliche Landesteile ab und wichen den<br />

durchziehenden Burgundern und Langobarden aus. Im 7. Jahrhundert überlappten sich<br />

die Siedlungsgebiete der Germanen und der einwandernden Slawen, die von den<br />

Hunnen und Awaren aus Böhmen vertrieben wurden.<br />

45


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Slawenbesiedlung<br />

Die Zauche, das „trockene Land“, ist von den Slawen fast ausschließlich an den Rändern<br />

der Hochfläche besiedelt worden, wohingegen in Wassernähe an der <strong>Havel</strong> viele Funde<br />

von Slawensiedlungen zwischen Spandau und Rathenow nachgewiesen sind. Dies waren<br />

die Heveller. Sie gehörten zu den Elb- und Ostseeslawen. Sie nannten sich selbst<br />

Stodorjane. Der neuhochdeutsche Name "Heveller" geht auf eine altslawische<br />

Namensform zurück. Der ursprüngliche Stammesname Habelli, abgeleitet vom<br />

germanischen Habula (<strong>Havel</strong>) ist wohl ein von der germanischen Urbevölkerung<br />

gebräuchlicher Name gewesen, der beibehalten wurde.<br />

Seit dem 9.Jahrhundert war der Hauptsitz der Slawenfürsten aus der Dynastie der<br />

Drahomir die Brennaburg (Brandenburg) auf einer <strong>Havel</strong>insel. Nachdem 928/29 die<br />

Brennaburg König Heinrich I. in die Hände viel, gingen die Kämpfe um das <strong>Havel</strong>land und<br />

die Zauche zwischen Deutschen und Slawen weiter. Im Jahr 948 wurde das Bistum<br />

Brandenburg von Otto I. gegründet.1150 starb der letzte slawische Fürst Pribislav, der<br />

1127 zum Christentum konvertiert war. Er hatte, da selbst kinderlos, das <strong>Havel</strong>land dem<br />

benachbarten und befreundeten Askanier Albrecht dem Bären vererbt und dem Sohn<br />

Otto die Zauche bereits 1127 zum Patengeschenk gemacht. Zu dieser Zeit fand der Staat<br />

der Heveller sein Ende. Er war die slawische Wurzel der nun entstehenden Mark<br />

Brandenburg.<br />

Die Kolonisation durch die Deutschen<br />

Der befestigte Ort Brandenburg wurde zum Zentrum des im Laufe des Mittelalters<br />

entstehenden Territorialstaates. Es gab einige Schlachten um die Brandenburg, die 1157<br />

mit dem Sieg des Markgrafen Albrecht dem Bären über den Slawenfürsten Jaxa von<br />

Köpenik endgültig in deutsche Hand fiel. Den Askaniern wollte die völlige Unterwerfung<br />

der Slawen nicht gelingen. Die Sicherung ihrer Hoheitsgebiete wollten sie mit Hilfe einer<br />

Doppelstrategie erreichen. Zum einen wurden christliche Siedler angeworben, deren<br />

Herkunft u. a. aus Flandern heute im Begriff „Fläming“ zu erkennen ist. Zum anderen<br />

wurde Mönche ins Land geholt. Das Kloster Lehnin wurde 1183 durch die Zisterzienser-<br />

Mönche gegründet, die bereits 1098 vom Benediktinerorden abgespalten hatten. Ein Netz<br />

unterschiedlicher Siedlungen entstand, ländliche Gemeinden und planvoll angelegte<br />

Städte bildeten sich heraus. Dazu wurden vom Landesherren so genannte Lokatoren<br />

beauftragt, um ein funktionierendes Gemeinwesen zu begründen. Als Belohnung standen<br />

ihnen Steuerprivilegien zu.<br />

Die Zisterzienser<br />

Die asketische Lebensweise der Mönche des Klosters Lehnin bestand in einfacher<br />

Kleidung, bescheidener vegetarischer Ernährung und der Schlaf auf ungepolsterten<br />

Strohbetten. Auch die Ortswahl sollte den Zisterziensermönchen besondere Härte<br />

abverlangen. Schon Fontane beschrieb deshalb: Die Klöster sollten in Sümpfen und<br />

Niederungen, d.h. in ungesunden Gegenden gebaut werden ..., damit die Brüder dieses<br />

Ordens den Tod jederzeit vor Augen hätten. ... An wenigen Orten mochten die Vorzüge<br />

dieses Ordens deutlicher hervortreten als in der Mark, weil sie nirgends ein besseres<br />

Gebiet für ihre Tätigkeit vorfanden. Wo die Unkultur zu Hause war, hatten die<br />

Kulturbringer ihr natürlichstes Feld. .... ...mit dem Kreuz in der Linken, mit Axt und Spaten<br />

in der Rechten, lehrend und ackerbauend, bildend und heiligend entwickelten die Mönche<br />

Lehnin zu einer wohlhabenden Abtei., und die <strong>Region</strong> zu einer ertragreichen<br />

Kulturlandschaft. Als das Kloster 1542 säkularisiert wurde, umfasste der Besitz rund<br />

4.500 Hektar Wald- und Ackerfläche, 54 Seen, 9 Wind- und 6 Wassermühlen, 39 Dörfer<br />

sowie mit Werder eine Stadt. Zudem 3 Klosterneugründungen im 13. Jahrhundert, die<br />

46


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

erlaubt waren, sobald ein Kloster die Stärke von 60 Mönchen überschritt.<br />

Niedergang im Mittelalter (Zeit der Raubritter)<br />

Das 14. und 15. Jahrhundert werden als Krise des Spätmittelalters bezeichnet, denn sie<br />

waren in Brandenburg gekennzeichnet durch einen dramatischen Rückgang der<br />

landwirtschaftlichen Produktion, der ein Sinken der Bevölkerungszahl und damit<br />

verbunden das Wüstfallen von Dörfern zur Folge hatte. Beispiele in unserer <strong>Region</strong> sind:<br />

Borsdorf, Gemarkung Prützke am Rietzer See u. a. Hervorgerufen durch viele<br />

Machtwechsel und eine schwache Landesführung erstarkte der Landadel. In diese Zeit<br />

fallen die Raubzüge der legendären Ritter von Quitzow oder von Rohr, denen Fontane in<br />

seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein Denkmal setzte. Burgen und<br />

Schlösser fielen in den Besitz des Landadels und die Städte erstarkten durch die Bildung<br />

von Städtebünden, als Schutz- und Handelsbündnisse wie z.B. die Hanse.<br />

Die deutschen Fürsten<br />

Nach den Askaniern übernahmen die Wittelsbacher, die Luxemburger und 1415 bis1918<br />

die Hohenzollern die Kurfürstliche Macht in der Mark. Sie besaßen seit dem<br />

15.Jahrhundert eine starke landesherrliche Stellung. Dies drückt sich auch in der<br />

Festsetzung eines zentralen Herrschaftsortes, Berlin, aus. 1448 beginnt der Ausbau<br />

Berlins zum Regierungssitz.<br />

Der Dreißigjährige Krieg<br />

Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648)<br />

geprägt. Die Mark wurde als Durchzugsland fremder Söldnertruppen stark von den<br />

Kriegshandlungen und vor allem von deren Folgen, wie Besetzung und geforderten<br />

Kontributionen, betroffen. Brandenburg war in einigen Teilen nahezu entvölkert. Die durch<br />

das Friedensabkommen gewonnenen Gebietszuwächse Magdeburg, Halberstadt und<br />

Vorpommern konnten an dem starken Bevölkerungsrückgang nichts ändern. Dörfer fielen<br />

wüst und die Äcker lagen brach.<br />

Die frühe Neuzeit<br />

Um der Verödung ganzer Landstriche entgegen zu wirken, verfasste 1685 der große<br />

Kurfürst Friedrich Wilhelm das Edikt von Potsdam, in dem er die Grundlagen für die<br />

Anwerbung von Siedlern aus ganz Europa festschrieb. Steuerfreie Jahre wurden gewährt,<br />

freie Übernahme von verlassenen Höfen gesichert und die freie Ausübung des Glaubens<br />

garantiert. 20 000 Einwanderer aus Frankreich - Calvinisten und protestantische<br />

Hugenotten - Holländer, Schweizer, Württemberger, Sachsen, Mecklenburger und<br />

Böhmer folgten diesem Ruf und brachten Traditionen, Kultur und Gewerke aus Ihrer<br />

Heimat mit. Im ländlichen Raum Brandenburgs entstanden über 100 neue Siedlungen<br />

und Berlin entwickelte sich zur größten Stadt der Provinz; von 60.000 Einwohnern 1713<br />

auf über 100.000 Einwohner 1755.<br />

Nach den Bevölkerungsverlusten durch die Schlesischen Kriege setzte sich diese<br />

Einwanderungspolitik unter Friedrich II. fort. Moderne Methoden in der Landwirtschaft<br />

(z.B. den Kartoffelanbau) und die Entwicklung von Manufakturen sind von Friedrich II<br />

eingeführt oder gefördert worden. In Reckahn lebte Friedrich Eberhard von Rochow<br />

(1734-1805), der als Vertreter eines alten märkischen Adelsgeschlechtes in der<br />

<strong>Havel</strong>region Landwirte durch den berühmten Lehrer Heinrich Julis Bruns (1746 -1794)<br />

ausbilden ließ und wesentliche Neuerungen zur Verstetigung landwirtschaftlicher Erträge<br />

einführte. Das Museum mit der neu eröffneten Ausstellung (2006) gibt reges Zeugnis von<br />

dieser Vergangenheit.<br />

47


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Provinz<br />

Brandenburg<br />

Darunter<br />

Regierungsbezirk<br />

Potsdam<br />

Darunter<br />

Regierungsbezirk<br />

Frankfurt<br />

Entwicklung der Bevölkerung zwischen 1871 und 1910 (in Mio.)<br />

1871 1885 1895 1900 1905 1910<br />

2,0 2,3 2,8 3,1 3,5 4,1<br />

1,0 1,2 1,6 1,9 2,3 2,9<br />

1,0 1,1 1,2 1,2 1,2 1,2<br />

Berlin 0,8 1,3 1,7 1,9 2,0 2,1<br />

Die Neuzeit<br />

Die Niederlage Preußens in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt und die<br />

Kapitulation bei Prenzlau 1806, führten zur Besetzung des <strong>Havel</strong>landes durch die<br />

französischen Truppen. Die Mark Brandenburg wurde eine der preußischen Provinzen. Im<br />

19. Jahrhundert war die demografische Entwicklung der Bevölkerung in Brandenburg von<br />

natürlichen Entwicklungen und der Einwanderung von Siedlern aus anderen preußischen<br />

Provinzen wie Schlesien geprägt. Im Gegenzug verließen Tausende von Menschen,<br />

besonders aus den ländlichen <strong>Region</strong>en, die Mark und suchten sich in Übersee eine neue<br />

Heimat. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die industrielle Entwicklung der Stadt Brandenburg<br />

a.d.H. vorangetrieben, während der ländliche Raum in der DDR der 60er Jahre die<br />

Umstellung auf industriemäßige Tier- und Pflanzenproduktion erlebte. Der Obstbau wurde<br />

für die <strong>Region</strong> bis auf 10 000 ha erweitert. Doch nach der Wiedervereinigung 1990 erlebte<br />

der ländliche wie auch der städtische Raum eine starke Rezession, den Anstieg der<br />

Arbeitslosigkeit, den Rückgang der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion und<br />

die Abwanderung von insbesondere jungen Menschen. Diesen Prozess zu durchdringen,<br />

um ihn umzukehren und zu beeinflussen, ist auch Aufgabe und Ziel dieser Analyse.<br />

Relative Bevölkerungsveränderung vom 31.12.2002 bis 31.12.2003<br />

48


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Demographische Entwicklung<br />

Besiedlungsgeschichte und Perspektiven aus Sicht der Bewohner<br />

Seit der Wende sind die Orte, ist die Infrastruktur auch an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> erneuert<br />

worden. Mit großem Aufwand wurde der <strong>Havel</strong>radweg gebaut, aber noch ist er nicht<br />

restlos fertig gestellt worden. Die Menschen, die hier leben, erleben den schnellen<br />

Wandel in der Gesellschaft mit neuen Berufsbildern, neuen Ausbildungsplätzen, neuen<br />

Technologien und überall zunehmender Geschwindigkeit. Doch die Kulturlandschaft bleibt<br />

von dieser Entwicklung im großen Ganzen unberührt. Auch das Denken und Fühlen der<br />

Menschen in den Dörfern unterliegt einem langsamen Wandel. Es gibt erste Ansätze,<br />

dass die Landschaft nicht nur als schützenswertes Gut, sondern auch als eine<br />

identitätsstiftende <strong>Region</strong> gesehen wird.<br />

Die Kulturlandschaft an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> ist Gegenstand der <strong>Region</strong>alentwicklung. Den<br />

Begriff der Kulturlandschaft an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> definieren die Bewohner nicht nur als<br />

einheitlichen Entwicklungsraum aus kulturhistorischer Sicht, dessen Bedeutung sich an<br />

der Schönheit schützenswerter Kultur-, Bau- und Bodendenkmäler orientiert. Der hier<br />

angesiedelte Heimatbegriff wird zunehmend von dem Blick in die Zukunft abhängig<br />

gemacht. Somit spielt die wirtschaftliche Entwicklung eine wichtige Rolle für die<br />

Identifikation als Heimatregion. Ob Ackerflächen oder vollgelaufene Erdelöcher. Die<br />

Bewahrung des Vorhandenen gilt als schützenswert. Aber die negativ zu bewertenden<br />

Veränderungen der letzten Jahrzehnte sollten aufgearbeitet werden. Fehler in der<br />

Entwicklung dieser Kulturlandschaft sind zu erkennen. Dies betrifft das<br />

Wassermanagement und Formen der intensiven Landwirtschaft. Die Auswirkungen sind<br />

zu dokumentieren und Abhilfe ist zu planen und umzusetzen. Die Bewohner möchten an<br />

der Entwicklung ihrer <strong>Region</strong> teilhaben und die Möglichkeit erhalten, sich einzubringen.<br />

Gerade das Gespräch mit den Landwirten zeigt, wie schwer es ist, übereinstimmend Ziele<br />

zu formulieren. Aber dies alles kann gelingen.<br />

Das Projekt „Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ soll den Bewohnern und den Landnutzern einen<br />

Blick in die Zukunft öffnen. Dabei werden die Beteiligten auch zu Betroffenen dieser<br />

Entwicklung, die für das Ziel „Naturpark“ einem bestimmten Qualitätsanspruch gerecht<br />

werden sollen. Dieser Anspruch ist aber auch Ansporn, sich für die Mitarbeit an diesem<br />

Projekt zu engagieren.<br />

49


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

4.2 Naturräumliche Entwicklung<br />

Aufgrund der eiszeitlichen Ablagerungen herrschen an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> deutlich<br />

sandige Böden vor. Weit verbreitet ist die Braunerde-Fahlerde, ein lehmiges<br />

Ausgangssubstrat mit sandiger Deckschicht (Geschiebedecksand ca. 0,4-0,7 m stark in<br />

allen Tieflandbereichen). Im westlichen Brandenburg sind zudem die Böden stark<br />

grundwasserbeeinflusst. Wir erleben vermoorte Niederungen, die durch Talsandflächen,<br />

Dünen und inselartig verteilte Moränengebiete (Ländchen) geprägt sind. Große Teile der<br />

Flusslandschaft <strong>Havel</strong> waren noch vor 200 Jahren von Mooren bedeckt.<br />

Veränderungen durch den Eingriff des Menschen auf Flora und Fauna<br />

Die landwirtschaftliche Bearbeitung der Böden, insbesondere der Moorböden, hat auch<br />

die Flora und Fauna der <strong>Region</strong> stark verändert. Das Absenken des Wasserstandes<br />

begünstigt das Eindringen von Luft in den Boden und bewirkt auflebende Aktivitäten der<br />

Bodenlebewesen und Bakterien. Sie verarbeiten das tote Pflanzenmaterial und<br />

mineralisieren es. Der torfhaltige Boden sackt zusammen und verliert seine Eigenschaft,<br />

Wasser aufzunehmen bzw. Wasser wie ein Schwamm zu speichern. Die Reste von<br />

Moorboden liegen nun oft wie Staub an der Oberfläche und werden getrocknet vom Wind<br />

verweht.<br />

In den Moorböden waren Phosphor, Kohlenstoff und Stickstoff in den Pflanzenresten<br />

gespeichert, die durch den Abbau durch Bodenlebewesen und Bakterien freigesetzt<br />

werden. Der einstmals nährstoffarme Moorboden wird jetzt zum nährstoffreichen Boden,<br />

auf dem ganz andere Pflanzenarten und damit auch andere Tierarten entwickeln. Die<br />

ursprüngliche Moorvegetation gibt es nicht mehr. Sie lässt sich auch nicht durch<br />

Staunässe in kurzer Zeit regenerieren.<br />

Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft<br />

Diese degradierten Ackerflächen, die vormals natürlich bewirtschaftet wurden, bereiten<br />

den Landwirten große Sorgen, da sie nur durch erheblichen Einsatz von Düngemitteln bei<br />

Gefährdung benachbarter Gewässer betrieben werden können. Um die Landwirtschaft<br />

<strong>rent</strong>abel betreiben zu können, müssen heute neue Technologien eingesetzt und<br />

alternative Produkte entwickelt werden. Viele Bauern sind nicht mehr in der Lage, allein<br />

von der Nahrungsmittelproduktion zu leben, sie treten hier als Energiewirt auf oder<br />

vermarkten ihre Produkte für neu entwickelte Angebote im Bereich der nachwachsenden<br />

Rohstoffe.<br />

Dennoch liegen die Alternativen für Brandenburger Landwirte nicht nur in der Flucht aus<br />

konventionellen Arbeitsbereichen. In Deutschland ist Brandenburg führend mit 9,3 %<br />

Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den ökologischen Landbau (Stand<br />

Dezember 2004).<br />

Auf den sandigen Böden Brandenburgs mit eher geringer Qualität und geringen<br />

Niederschlägen ist der ökologische Landbau eine standortgerechte Bewirtschaftungsform.<br />

Künstliche Düngegaben werden durch die Bodenstruktur weggeschwemmt und belasten<br />

alleine das Grundwasser, ohne von den Pflanzen aufgenommen zu werden. Die nötige<br />

extensive Bewirtschaftungsform vereinfacht den Übergang zum ökologischen Landbau.<br />

50


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Kulturlandschaft aus der Sicht des Naturraums und des Umweltschutzes<br />

Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die großräumig<br />

sind, überwiegend Landschafts- oder Naturschutzgebiete sind und zur Erhaltung,<br />

Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft<br />

und ihrer Arten- und Biotopvielfalt beitragen.<br />

Abb.: Karte der geschützten Naturflächen im westlichen Brandenburg und provisorische Grenzen<br />

des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. G.<br />

Aktuelle Situation des Untersuchungsgebietes<br />

Landschaftsentwicklung und Naturräumliche Gliederung<br />

Der Raum der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> gehört überwiegend zur naturräumlichen Haupteinheit 81<br />

Mittelbrandenburgische Platten und Niederungen; der Teilbereich westlich und<br />

nordwestlich der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> wird der Haupteinheit 87<br />

Elbtalniederung zugeordnet. Nach dieser Klassifikation umfasst der Naturpark <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> i. V. vor allem die naturräumliche Einheit 812 Brandenburg – Potsdamer<br />

<strong>Havel</strong>gebiet und Teile der naturräumliche Einheiten 810 Nauener Platte, 813 Lehniner<br />

Land, 814 Beelitzer Heide, 817 Baruther Tal, 818 Karower Platte und 873 Untere<br />

<strong>Havel</strong>niederung. Die eigentlichen Niederungsbereiche sind den Einheiten 812, 813 und<br />

873 und untergeordnet 817 zuzuordnen.<br />

Landschaftsgenetisch handelt es sich um Räume im Hinterland der Brandenburger<br />

Haupt-Eisrandlage der Weichsel-Kaltzeit und damit Jungmoränenland, die durch die<br />

Endmoränenzüge bei Ferch (Wietkiekenberg), Rädel (Rauhe Berge), Cammer,<br />

51


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Michelsdorf (Rauher Berg), Grebs, Paterdamm (Fichtenberg), Mahlenzien (Weinberg,<br />

Schwarze Berge), Rogäsen (Friedensberg) sowie die vorgelagerten Sanderflächen von<br />

Beelitz, Golzow und Mahlenzien definiert wird (LIPPSTREU 1997, MARCINEK & ZAUMSEIL<br />

2006a). Die Oberflächenschichten der höheren Lagen werden gebildet von Stauch-<br />

Endmoränen weiterer Randlagen der Weichselkaltzeit, von Ablagerungen der Vorschüttund<br />

Eiszerfallsphase sowie Grundmoränenablagerungen (höher gelegene Bereiche) und<br />

in den Niederungen von Talsanden der Urstromtäler. Kaltzeitlich prägend für den Raum<br />

waren neben den Endmoränen vor allem Toteiskörper, deren Auftauen für die<br />

Konservierung von Hohlformen sorgte, die auf Grund der geringen Höhenunterschiede<br />

schnell Anschluss an Gewässernetze fanden (MARCINEK & ZAUMSEIL 2006b). So verliefen<br />

die späteren Abflüsse über das Baruther Urstromtal nicht mehr ab dem heutigen Krahne<br />

nach Westen, sondern zuerst über das heutige untere Planetal nach Nord-Nordwest und<br />

später nordöstlich der Zauche über den Raum Klaistow – Lehnin nach Nordwest<br />

(MARCINEK & ZAUMSEIL 2006b). Die Ablagerung der mitgeführten Sandmassen führte zur<br />

Bildung der Niederterrassen der Urstromtäler, der Talsande (HERMSDORF 2005). Im<br />

Westen des Raumes kam es lokal zur Ablagerung von Dünen und Flugsandfeldern.<br />

Nachkaltzeitlich wurden im Holozän weite Teile der Niederungen durch Moorbildungen<br />

gefüllt. Während dies bis in die Zeit der slawischen Besiedelung weit überwiegend durch<br />

natürliche Vorgänge, meist den Rückstau der Elbeläufe, bewirkt wurde, wirken seit der<br />

christlichen Besiedelung etwa ab dem 12 Jh. anthropogene Faktoren moorbildend bzw.<br />

weiträumig landschaftsgestaltend (Vernässung/Moorbildung durch Mühlenstaue in<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, Entwässerung der Zisterzienser im Raum Lehnin,<br />

hochmittelalterliche Intensivholznutzung, Intensivierung der Landwirtschaft,<br />

Ziegelproduktion, Verbesserung der Schifffahrtswege, industriell ausgelöste<br />

Vergrößerung von Siedlungen, landwirtschaftliche Melioration etc.).<br />

Relief, Böden und<br />

Hydrogeologie<br />

Das Relief des Raumes ist weit<br />

überwiegend flach, Höhenlagen<br />

zwischen 25 und 32 m ü. NN<br />

überwiegen (blaue, grüne und<br />

gelbe Partien der Nebenkarte).<br />

Generell steigen die Geländehöhen<br />

von Nordwest nach<br />

Südost an. Höher aufragende<br />

Bereiche sind vor allem die<br />

Grundmoränenkörper der<br />

Glindower Platte, der Zauche<br />

und der Karower Platte im<br />

Süden, die überwiegend Höhen<br />

zwischen 50 und 70 m ü. NN<br />

erreichen (Brauntöne), und die Kuppen der Endmoränenlagen wie Golm, Haakberg,<br />

Eichenberg, Götzer Berg (mit 108,6 m ü. NN der höchste Punkt des Raumes) sowie<br />

Schwarzer Berg bei Radewege, die 80 m ü. NN überschreiten. Vor allem an diesen<br />

Hochlagen wie auch an den niedrigeren Aufragungen wie Leester Berg, Spitzer Berg bei<br />

Derwitz, Thyrowberg bei Tremmen, Schmergower Berg, Kahler Berg bei Zachow,<br />

Weinberg bei Klein Kreutz, Marienberg in Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, Weinberg in und<br />

Zolchberg bei Kirchmöser sowie Fohrder Berg können die Höhenunterschiede 60 m auf 1<br />

km Distanz betragen.<br />

52


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Entsprechend der Landschaftsgenese und des typischen Klimas haben sich in diesem<br />

Raum vor allem Braunerden auf den Grundmoränenkörpern und in der Umgebung der<br />

isoliert aufragenden Kuppen (Töplitz/Marquardt, Götz – Schmergow, nordöstlich Ketzin,<br />

nordöstlich Klein Kreutz), Niedermoore (<strong>Havel</strong>niederung, Niederung des Rietzer Sees,<br />

untere Planeniederung) und Braunerden aus Urstromtalsanden (um Werder, Lehnin und<br />

Brandenburg – Fohrde) gebildet. Typische Auensedimente treten erst unterhalb von<br />

Pritzerbe und damit außerhalb des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. auf (KÜHN 1997).<br />

Die Bodentypen der Niederung bestehen vorwiegend aus Humus- und Anmoorgleyen in<br />

den tieferen und Erdniedermooren in höheren, stärker entwässerten Bereichen sowie<br />

Gleyen und Kalkgleyen auf Talsandstandorten. Auf höher gelegenen<br />

Grundmoränenstandorten haben sich vorwiegend Braunerden und Fahlerden, in<br />

grundwasserfernen sandigen Lagen auch Podsol-Braunerden und Podsole entwickelt.<br />

Gley-Braunerden sind vor allem im Raum nordöstlich von Lehnin, beiderseits des unteren<br />

Planetals, nordwestlich von Plaue und bei Fohrde entstanden (UMLAND 2006).<br />

Für das Stadtgebiet Brandenburg an der <strong>Havel</strong> werden in der <strong>Havel</strong>niederung oberhalb<br />

des Siedlungsgebiets, im Breiten Bruch, an der Stadthavel, in den tief liegenden<br />

Uferbereichen der Seen unterhalb des Siedlungsgebiets (z. T. weiträumig) und der<br />

Gördenseerinne vor allem sandunterlagerte Moore angegeben (PETRICK & Partner 1997).<br />

Besondere Moore treten auf im Bereich des Rossdunk (tiefgründig) und nördlich von<br />

Plaue (mudde-/ lehmunterlagert). Sie werden in der <strong>Havel</strong>niederung, im unteren Planetal,<br />

im Bereich der Seeinseln und am Schlangengraben umgeben von<br />

grundwasserbestimmten Sanden. Südwestlich und nordöstlich von Göttin und im Bereich<br />

der ehemaligen Planemündung in die Stadthavel wurden Sande und Tieflehme<br />

abgelagert, die heute grund- und staunässebeeinflusste Standorte bilden. Bei den<br />

übrigen, meist (geringfügig) höher liegenden Bereichen handelt es sich um<br />

sickerwasserbestimmte Sande oder Sande mit Tiefenlehme.<br />

Als besondere Böden werden vor allem die Moorböden und Gleye der Niederungen sowie<br />

„Weitgehend naturnahe Böden im Bereich historisch alter Waldstandorte“ (Haakberg,<br />

nördlich Busendorfs, nordöstlich Lehnin, südwestlich Rädel, südlich Nahmitz, westlich<br />

Michelsdorfs, Götzer Berg). Ebenfalls hervorgehoben werden Windablagerungen (Dünen,<br />

Flugsande) wie nördlich Busendorf, westlich Michelsdorf, bei Bensdorf, östlich Kranepuhl)<br />

und die Blockpackungen der Endmoränen. Überwiegend wird den Moor- und Gleyböden<br />

ein hohes, in den Bereichen südlich Mötzow und zwischen Mötzow und Grabow sowie um<br />

Fohrde auch ein sehr hohes Ertragspotential zugeschrieben (UMLAND 2006). In<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong> gelten die Moorböden als schutzbedürftige Böden (PETRICK &<br />

Partner 1997).<br />

In der <strong>Havel</strong>niederung fehlen weitgehend Deckschichten, die das Grundwasser vor<br />

Verschmutzung schützen. Entsprechend besteht in den niedrig liegenden Teilen der<br />

Niederung, bedingt durch Grundwasserflurabstände von unter 5 m, eine hohe<br />

Grundwassergefährdung (Raum Werder – Deetz, südlich von Götz – <strong>Havel</strong>ufer, von<br />

südwestlich Päwesin bis Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, von Rietz bis Brandenburg an der<br />

<strong>Havel</strong> und den Breitlingsee, im eigentlichen Stadtgebiet, in der unteren Planeniederung<br />

und dem Raum zwischen Wusterwitz und Fohrde). Gleiches gilt für die durch den<br />

Emsterkanal erschlossene Niederung zwischen Klaistow und Trechwitz, den<br />

Niederungsrand nordwestlich von Trechwitz bis zum Jeseriger See sowie zwischen<br />

Prützke und Lehnin).<br />

Die höher liegenden Flächen weisen einen Grundwasserflurabstand von über 10 m auf.<br />

Da jedoch auch hier Deckschichten großräumig fehlen, besteht in Teilräumen auch hier<br />

eine mittlere potentielle Grundwassergefährdung, vor allem in der <strong>Havel</strong>niederung, im<br />

überwiegenden Teil der Anhöhen der Glindower Platte, zwischen Roskow und dem<br />

53


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Gollwitz – Jeseriger Bruch, in der Zauche und im Bereich der Zolchberge südlich von<br />

Kirchmöser.<br />

Eine niedrige Grundwassergefährdung besteht vor allem im Raum Tremmen – Päwesin /<br />

Roskow und lokal weiter südwestlich. Bemerkenswert ist, dass glaziale Tiefenerosion in<br />

Teilbereichen des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. zur Ausräumung der Rupeltonschichten<br />

führte, die die wesentlichen Trennungen zwischen mineralreichen Tiefenwässern und den<br />

oberen Grundwasserschichten bewirken. In Folge dessen dringen an einigen Stellen stark<br />

salzhaltige Tiefenwässer an die Geländeoberfläche, so dass sich dort Binnensalzstellen<br />

mit charakteristischer Vegetation entwickelt haben (Großer Plessower See, Ortslage<br />

Glindow, Trechwitz am Nordufer des Netzener Sees, im Jeseriger Bruch nördlich des<br />

Rietzer Sees, Todtlaake bei Ketzür und am Beetzsee).<br />

Neben den angrenzenden Stadtgebieten liegen auch in (ehemals) gewerblich oder<br />

industriell genutzten Bereichen der Siedlungen im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. Altlasten<br />

oder Altlastenverdachtsflächen.<br />

Klima und Luft<br />

Der Niederung der <strong>Havel</strong> sowie den umliegenden Acker- und Grünlandflächen wird<br />

Bedeutung als Kaltluftentstehungsgebiet und Ventilationsbahn zugewiesen (PETRICK &<br />

Partner 1997, UMLAND 2006). Diese Funktion orientiert sich vor allem an den klimatisch<br />

belasteten Siedlungsräumen und ist dementsprechend vor allem in der Umgebung von<br />

Potsdam, Werder und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> zur sommerlichen Abkühlung des<br />

gegenüber der Umgebung aufgeheizten Siedlungsraumes relevant. Der Naturpark<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. übernimmt hier Entlastungsfunktion für die angrenzenden Siedlungen.<br />

Allerdings werden die niedrig liegenden Räume an der <strong>Havel</strong> auf Grund des dort<br />

herrschenden geringen Luftaustauschs als nur eingeschränkt wirksam gesehen<br />

(Schmergow – Phöben, Busendorfer Becken, Groß Kreutz – Deetz, Trechwitz Siedlung –<br />

Neubochow, Rietzer See, unterhalb von Plaue). Die Forstflächen bilden Frischluftentstehungsgebiete.<br />

Den Niederungen von <strong>Havel</strong> und Plane wird Bedeutung als<br />

Ventilationsbahn zugeschrieben. Siedlungsräume bilden Belastungsbereiche für das<br />

Klima (Emissionen, Versiegelung, Aufheizung). Lufthygienisch bestehen im Naturpark<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. vor allem Belastungen durch den Straßenverkehr auf Autobahnen,<br />

Bundes- und Landstraßen (A 2, A 10, B 1, B 102 u. a.) und Gewerbegebiete (Jeserig,<br />

Päwesin, Wusterwitz).<br />

Oberflächengewässer<br />

Die Gewässer im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. gehören zum Einzugsgebiet der Elbe bzw.<br />

der <strong>Havel</strong>, sie werden wasserwirtschaftlich weiter unterteilt in die Einzugsgebiete der<br />

<strong>Havel</strong> sowie von Plane und Buckau (Bearbeitungsgebiete nach der<br />

Wasserrahmenrichtlinie). Vorrangiges Gewässer ist die <strong>Havel</strong> mit ihren Flussseen<br />

(Großer und Kleiner Zernsee, Göttinsee und Trebelsee) und den von ihr durchflossenen<br />

Seen. Oberhalb von Deetz liegen neben den Flussseen der Große und der Kleine<br />

Plessower See; weitere Stillgewässer in diesem Raum sind die aus Ziegeleigewässern<br />

hervorgegangenen Teichgebiete von Schmergow, der Bruchlandschaft Ketzin und der<br />

Deetzer / Götzer Erdelöcher. Zwischen Trebelsee und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> verläuft<br />

die „Flusshavel“ als mäandrierender Tieflandsfluss, dessen Mäander jedoch in der<br />

Vergangenheit zugunsten eines annähernd geradlinig verlaufenden Schifffahrtswegs<br />

meist durchstoßen oder abgegraben wurden und heute Nebengewässer abseits der<br />

Strömungslinie darstellen. Die Schifffahrtstrasse wird intensiv unterhalten (Uferdeckwerk,<br />

54


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Beseitigung von Strömungs- und Schifffahrtshindernissen) und ist durch Schiffsdurchfahrt<br />

belastet (Wellenschlag, Sog). Westlich von Gollwitz mündet die Emster bzw. der<br />

Emsterkanal, der die Stillgewässer des Lehniner Raums (Kolpinsee, Schampsee,<br />

Mittelsee, Gohlitzsee, Mühlenteich, Klostersee, Netzener See) und den Rietzer See<br />

anbindet. Er bildet einen nach technischen Gesichtspunkten gestalteten Kanal mit gering<br />

bedeutsamer Lebensraumfunktion. Dagegen weist der noch bestehende Unterlauf der<br />

Emster, der die Erdelöcher bei Wust an die <strong>Havel</strong> anschließt, eine naturnahe Gestalt und<br />

eine Vielzahl an gewässertypischen Lebensräumen auf.<br />

Aus nördlicher Richtung bzw. von rechts fließt der <strong>Havel</strong> kein Gewässer zu, allerdings<br />

entwässern die Wublitzrinne (mit dem Schlänitzsee) und der Beetzsee in die <strong>Havel</strong>. Hinzu<br />

kommen die künstlichen Wasserstraßen des Sacrow-Paretzer-Kanals, des <strong>Havel</strong>kanals<br />

und des Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanals und die Entwässerungsvorfluter. Sie alle sind technisch<br />

ausgestaltet und weisen nur ungeordnet naturnahe Lebensräume auf.<br />

Im Stadtgebiet von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> wird der Charakter der <strong>Havel</strong> deutlich<br />

geändert: Setzt sich unterhalb von Gollwitz / Saaringen noch die Flusshavel mit der<br />

Schifffahrtstrasse und den Altarmen (Krumme <strong>Havel</strong>, Steinbruch u. a.) fort, wird die<br />

Flusshavel ab dem Mühlendamm geformt, verliert ihren offenen Charakter und bildet im<br />

Stadtgebiet einen nach menschlichen Maßstäben gestalteten Fluss; es entsteht sogar der<br />

Eindruck, die <strong>Havel</strong> würde aus dem Kleinen Beetzsee austreten, während sie ihn<br />

natürlicherweise über einen Nebenarm angeschlossen hat. Im Übergangsbereich verteilt<br />

sich der Abfluss auf zahlreiche ehemals der Wasserkraftnutzung dienende Läufe und den<br />

Stadtkanal, der zur Stadtschleuse (Sportbootschleuse) führt. Oberhalb des<br />

Siedlungsgebiets zweigt nordwestlich von Wust zudem der Neujahrsgraben ab, der im<br />

weiten Bogen südlich um die Stadt herum- und in das Breite Bruch führt, dessen Wasser<br />

über ein Pumpwerk in den Jakobsgraben abgeleitet wird. Dieser Graben bildete den<br />

mittelalterlichen Schifffahrtsweg um die Wasserkraftanlagen der Stadt herum.<br />

Da im Stadtgebiet von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> der Silokanal den Hauptschifffahrtsweg<br />

darstellt, besteht hier an der <strong>Havel</strong> ein höheres Potential zur naturnäheren Gestaltung;<br />

deshalb wurde neben dem Wehr 2006 eine Fischtreppe mit einer Lockströmung<br />

eingerichtet, die die Wanderungshindernisse der Stau- und Wehranlagen für Fische<br />

passierbar machen soll. Dennoch bestehen noch Hindernisse für Fischwanderungen im<br />

Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. vor allem in Plane und Buckau; zudem trennen die<br />

Stauanlagen der Entwässerungssysteme die havelnahen Auenwiesen als Laichräume<br />

von Flussfischarten vom Fluss ab. Dies wird verstärkt durch weitreichende Eindeichung<br />

der <strong>Havel</strong>niederung im Bereich Götzerberge und Emsterkanal.<br />

Unterhalb der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> durchfließt die <strong>Havel</strong> den Komplex der<br />

Gletscherrinnenseen, vor allem über Breitling- und Plauer See, um bei Plaue wieder als<br />

typischer Niederungsfluss nach Norden auszutreten. Die Seen westlich von Brandenburg<br />

an der <strong>Havel</strong> 1 bilden zusammen die größte Wasserfläche im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

i.bV. Auch hier sind tiefliegende Uferbereiche durch Deiche abgetrennt (Münchwerder). In<br />

den Wendsee münden der Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal und sein Vorläufer, der Plauer Kanal<br />

(Wolterdorfer Altkanal). Unterhalb von Plaue bestehen keine Neben- oder Altarme mehr,<br />

die Niederung beschränkt sich weitgehend auf das eigentliche Flussbett, das sich erst bei<br />

Tieckow wieder weitet.<br />

Bedeutsame Nebenflüsse der <strong>Havel</strong> sind die in den Breitlingsee mündenden Plane und<br />

Buckau, die als im Oberlauf sommerkalte, strömungsreichere Fließgewässer eine sehr<br />

hohe Bedeutung im Fließgewässerschutzsystem des Landes Brandenburg besitzen<br />

1 Von Ost nach West: Breitlingsee, Quenzsee, Möserscher See, Plauer See und die verbundenen<br />

Gewässer Heiliger See, Wendsee und Großer Wusterwitzer See.<br />

55


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

(SCHARF & BRAASCH 1998). Für die Unterläufe heißt dies vor allem, dass die<br />

Fischdurchlässigkeit und die naturnahe Gestaltung wieder hergestellt werden muss. Dies<br />

betrifft sowohl die Wehranlagen der Unterläufe als auch die Wasserführung; der geringe<br />

sommerliche Abfluss führte in den letzten Jahrzehnten wiederholt zum Trockenfallen der<br />

Plane oberhalb von Göttin. Südlich von Reckahn liegen an der Plane die Fischteiche von<br />

Reckahn. In die Plane mündet knapp oberhalb der (künstlich verlegten) Mündung der<br />

(künstliche) Sandforthgraben, der heute den Unterlauf der Temnitz darstellt (ehemals<br />

Mündung in die Alte Plane auf Höhe von Reckahn).<br />

Die biologische Güteklasse der <strong>Havel</strong> ist überwiegend II-III (kritisch belastet), nördlich von<br />

Phöben ist sie ebenso wie die Emster/der Emsterkanal in Güteklasse III (stark<br />

verschmutzt) eingestuft; während die aus dem Fläming kommenden Fließgewässer<br />

Güteklasse II (mäßig belastet) haben (UMLAND 2006).<br />

Die Stillgewässer gelten als mesotroph (Kolpinsee; einziges Gewässer im Naturpark<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V.), schwach eutroph (Großer Plessower See, Schampsee, Großer<br />

Wusterwitzer See), hoch eutroph (Kleiner Plessower See), schwach polytroph<br />

(Gohlitzsee, Görnsee), hoch polytroph (Zernsee, Klostersee, Netzener See) und<br />

hypertroph (Rietzer See).<br />

Als Überschwemmungsflächen werden gutachterlich die unmittelbare Umgebung der<br />

<strong>Havel</strong> (nordwestlich des Zernsees, Ketzin bis Mühlendamm Brandenburg an der <strong>Havel</strong>,<br />

Umgebung des Rietzer Sees, Nordseite des Großen Wusterwitzer Sees, Süd- und<br />

Nordseite des Pritzerber Sees) und die Wublitz eingestuft (PETRICK & Partner 1997,<br />

UMLAND 2006). Überwiegend über Schöpfwerke entwässert (= *) werden die Räume<br />

südwestlich Uetz*, westlich Töplitz*, nordwestlich Phöben*, nördlich von Schmergow*,<br />

südöstlich und südwestlich von Deetz*, südlich von Roskow*, südwestlich bis nordöstlich<br />

von Weseram*, nordöstlich von Gollwitz*, südlich des Rietzer Sees*, Niederung zwischen<br />

Saaringen und Klein Kreutz, Gollwitzer/Jeseriger Bruch*, Staarbruch / Breites Bruch*,<br />

Nordufer des Plauer Sees, Pelze, Bohnenländer See / Zummel.<br />

Wasserrechtlich zählen <strong>Havel</strong> (mit Flussseen und Seen), Sacrow-Paretzer-Kanal,<br />

<strong>Havel</strong>kanal und Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal zu den Bundeswasserstraßen, während die Emster<br />

und der Plauer Kanal Landesgewässer erster Ordnung darstellen und die übrigen<br />

Gewässer Landesgewässer zweiter Ordnung sind.<br />

Planerische Vorgaben der Landschaftsplanung – das Landschaftsprogramm<br />

Das Landschaftsprogramm Brandenburgs (MLUR 2000) bildet die grundlegenden<br />

Vorgaben des Landes zur nachhaltigen Sicherung der Leistungsfähigkeit des<br />

Naturhaushalts, zu umweltgerechten Nutzungen für ein landesweites<br />

Schutzgebietssystem und zum Aufbau des europaweiten ökologischen Ntzes „Natura<br />

2000“ ab. Seine Aufgabe ist es, die landesweiten Belange (Ziele) des Naturschutzes<br />

aufzuzeigen. Im Vorlauf hierzu wurden durch das Umweltministerium sog. „Materialien<br />

zum Landschaftsprogramm“ herausgegeben (MUNR 1998). Obwohl ausschließlich die<br />

Aussagen des Landschaftsprogrammes programmatische Bedeutung für die<br />

Landschaftsplanung haben, werden die „Materialien“ als fachliche Untersetzung<br />

herangezogen.<br />

Handlungsschwerpunkte zur nachhaltigen Sicherung der Leistungsfähigkeit des<br />

Naturschutzes (2.1)<br />

Erhalt der Kernflächen des Naturschutzes (2.1.1)<br />

Die Kernflächen umfassen<br />

- die (...) Naturschutzgebiete<br />

56


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

- die (...) FFH-Gebiete<br />

- die Feuchtgebiete internationaler und nationaler Bedeutung<br />

- landesweit für den Arten- und Biotopschutz besonders wertvolle Gebiete<br />

Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sind dies:<br />

- die Niederung der mittleren <strong>Havel</strong> zwischen Töplitz und dem Dom in Brandenburg<br />

an der <strong>Havel</strong> mit dem Ketziner Bruch, den Niederungen zwischen Deetz und Götz,<br />

zwischen Götz und Gollwitz, südlich von Zachow, Roskow und Weseram, von<br />

Saaringen zum Fuchsbruch und zum Beetzsee, zwichen Gollwitz, Wust und<br />

Neuschmerzke<br />

- die Paretzer Erdelöcher<br />

- das Päwesiner Lötz<br />

- die Niederung des Rietzer Sees<br />

- die NSG Wolfbruch, Obere Wublitz, Kleiner Plessower See, Krielower See (mit<br />

dem Spitzen Berg), Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der Emster, Dunkelsee,<br />

Rossdunk, Stadthavel, Krahner Busch, Gränert, Buhnenwerder/Wusterau und<br />

Große Freiheit bei Plaue<br />

- das Münchwerder des Plauer Sees<br />

- der Pritzerber See<br />

Erhalt großräumiger, störungsarmer Landschaften (2.1.2)<br />

Ziel ist, die weiträumigen, relativ dünn besiedelten und gering durch Verkehrswege<br />

zerschnittenen Landschaftsräume<br />

- als eine besondere Qualität der brandenburgischen Landschaft und<br />

- als Lebensräume der vom Aussterben bedrohten, an diese störungsarmen Räume<br />

gebundenen Arten<br />

langfristig zu erhalten.<br />

Aus dem Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist die Zauche mit der Grenze Lehnin - BAB A2 (ab<br />

Auffahrt Lehnin) - A 10 - Bahntrasse Berlin – Dessau – Baruther Urstromtal zwischen<br />

Brück und Golzow – Rotscherlinde – Waldkante westlich und südlich von Michelsdorf –<br />

Lehnin als großräumige, störungsarme Landschaft dargestellt.<br />

Entwicklung großräumiger Niedermoorgebiete und Auen (2.1.3)<br />

Ziel ist die vorrangige Verbesserung der leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes in<br />

Gebieten,<br />

- die auf Grund tiefgreifender Eingriffe in ihrer natürlichen Funktionsfähigkeit<br />

beeinträchtigt worden sind,<br />

- denen eine besondere Funktion für den Stoff- und Wasserhaushalt zukommt und<br />

- die im Besonderen die Voraussetzungen für eine notwendige Ergänzung der<br />

Kernflächen des Naturschutzes bieten.<br />

Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sind dies<br />

- die Emsterniederung zwischen Jeseriger See, Trechwitz, Damsdorf, Netzener See,<br />

Emsterkanal, Prützke, Rietz und Neuschmerzke mit Anschluss an das „Kerngebiet“<br />

(2.1.1) der <strong>Havel</strong>niederung<br />

- das Breite Bruch zwischen Neuschmerzke und Göttin, angebunden an<br />

- das untere Planetal bis zum Sandforthgraben und der Eigenen Scholle,<br />

- das Ostufer des Breitlingsees und des Quenzsees,<br />

- Kiehnwerder,<br />

- die Niederung um Heiligem See und Großem Wusterwitzer See.<br />

57


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Entwicklung der Ergänzungsräume Feuchtbiotopverbund (2.1.4)<br />

Ziel ist, einen geschlossenen großräumigen Feuchtgebietsverbund durch Ergänzung der<br />

Kernflächen des Naturaschutzes (2.1.1) und Entwicklungsgebiete Niedermoorgebiete und<br />

Auen (2.1.3) auszubauen und insbesondere den brandenburgischen Fließgewässern<br />

Raum für eine naturnahe Entwicklung zu geben.<br />

Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> betrifft dies die Niederung zwischen Großem Plessower<br />

See, nordöstlich Groß Kreutz, Krielow, der <strong>Havel</strong> nördlich Deetz, südlich von Schmergow,<br />

westlich von Phöben und Kemnitz.<br />

Entwicklung der Freiräume im Berliner Umland (2.1.6)<br />

Das Ziel im Berliner Umland ist der Erhalt wertvoller Kulturlandschaften in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zur Metropole Berlin sowie vor allem die Entwicklung von solchen<br />

Freiraumfunktionen, denen im engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin<br />

besondere Bedeutung zukommt.<br />

Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> betrifft dies den Raum östlich der BAB A10, zwischen<br />

Uetz-Paaren und Paretz, nach Süden bis nach Phöben, nach Nordwesten nach<br />

Schmergow und entlang der Nordostgrenze des „Ergänzungsraumes<br />

Feuchtbiotopverbund“ (2.1.4) nach Kemnitz und zur BAB A10.<br />

In den Kapiteln 2.2 Entwicklung umweltgerechter Nutzungen, 2.3 Entwicklung eines<br />

landesweiten Schutzgebietssystems und 2.4 Aufbau des europäischen<br />

Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ werden allgemeine, nicht räumlich fixierbare<br />

Vorgaben für den Gesamtraum aufgestellt. Da es Aufgabe dieser Unterlage ist, Ziele für<br />

einen Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zu benennen, werden diese allgemein gültigen<br />

Vorgaben des Landschaftsprogramms nicht wiedergegeben.<br />

Schutzgutbezogene Zielkonzepte (3)<br />

Ohne die Zielsetzungen des Landschaftsprogrammes zu wiederholen, werden<br />

nachfolgend die spezifischen Schutz- und Entwicklungsziele für die <strong>Region</strong> dargestellt:<br />

- Niedermoorschutz und –regeneration: Emsterniederung westlich Jeserig, Breites<br />

Bruch<br />

- Sicherung von Dünenfeldern: Planeniederung bei Reckahn<br />

- Vorrangig zu schützende und zu entwickelnde Fließgewässer: <strong>Havel</strong>, Plane,<br />

Temnitz/Sandforthgraben, Buckau<br />

- Biberschutz: <strong>Havel</strong> bei Klein Kreutz, Plane bei Göttin<br />

- besondere Berücksichtigung des Schutzes von Vogelarten der Niedermoore und<br />

grundwassernahen Extensivgrünländer: <strong>Havel</strong>niederung südlich Roskow,<br />

Planeniederung südwestlich Krahne<br />

- Sicherung von Rastzentren von Sumpf- und Wasservögeln: Göttinsee, Trebelsee,<br />

<strong>Havel</strong> bei Deetz, <strong>Havel</strong> oberhalb von Saaringen, Breitlingsee / Möserscher See,<br />

Großer Wusterwitzer See<br />

- besondere Berücksichtigung des Schutzes von Trockenbiotopen: Kahler Berg<br />

Zachow, Eichelberg Deetz<br />

- Abstimmung der Erholungsnutzung mit den Schutz-, Pflege- und<br />

Entwicklungszielen: Klostersee Lehnin, Münchwerder Plauer See, <strong>Havel</strong> bei<br />

Tieckow und Fohrde.<br />

58


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Zielsetzungen für die naturräumlichen <strong>Region</strong>en (4)<br />

Für die den Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> berührenden naturräumlichen <strong>Region</strong>en „<strong>Mittlere</strong><br />

Mark“ und „Untere <strong>Havel</strong>niederung“ werden die folgenden regionalen Ziele für den Erhalt<br />

und die Entwicklung von Biotoptypen getroffen:<br />

vorrangig zu schützen vorrangig zu entwickeln<br />

02120 Kleingewässer<br />

04100 Torfmoosmoore<br />

05120 Trockenrasen mit kontinentalen<br />

Arten<br />

1112 Binnendünen<br />

0112 Flüsse (<strong>Havel</strong>)<br />

02100 Seen<br />

0216 Torfstiche<br />

04120 Niedermoore<br />

05100 Feuchtwiesen,<br />

Überschwemmungsgrünland<br />

08103 Erlenbruch-Wälder<br />

1111 Binnensalzstellen<br />

02100 Seen<br />

0216 Tongruben<br />

04100 Torfmoosmoore<br />

05121 Sand-Trockenrasen<br />

05100 Feuchtwiesen<br />

08103 Erlenbruch-Wälder<br />

11120 Binnendünen<br />

0112 Flüsse (<strong>Havel</strong>)<br />

02110 Flachseen<br />

02112 Altarme, -wässer<br />

04120 Niedermoore<br />

05100 Auengrünland<br />

08103 Erlenbruch-Wälder<br />

<strong>Mittlere</strong> Mark: Nauener Platte<br />

04120 kleinere Niedermoore<br />

0818 Stieleichen-Hainbuchen-Wälder<br />

0819 Traubeneichen-Wälder, Stieleichen-<br />

Birken-Wälder<br />

<strong>Mittlere</strong> Mark: Brandenburg - Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet<br />

<strong>Mittlere</strong> Mark: Lehniner Land<br />

0818 Stieleichen-Hainbuchen-Wälder<br />

0819 Traubeneichen-Wälder<br />

082 Kiefern-Mischwälder<br />

0819 Traubeneichen-Wälder<br />

082 Kiefern-Mischwälder<br />

<strong>Mittlere</strong> Mark: Baruther Urstromtal<br />

Unteres <strong>Havel</strong>land<br />

05100 extensiv genutzte Wiesen<br />

08103 Erlenbruch-Wälder<br />

08291 Laubmischwälder feuchter<br />

Standorte<br />

05100 extensiv genutztes Grünland<br />

08103 Erlenbruch-Wälder<br />

08110 Erlen-Eschen-Wälder<br />

0819 Traubeneichen-Wälder, Stieleichen-<br />

Birken-Wälder<br />

In den „Materialien zum Landschaftsprogramm“ (MUNR 1998) werden zudem folgende<br />

Aussagen für die <strong>Region</strong> getroffen:<br />

Die Verschmutzungsempfindichkeit des Grundwassers ist überwiegend hoch, die<br />

Bereiche der Planeniederung, der Zauche und der höheren Lagen beiderseits der<br />

<strong>Havel</strong> fallen in diese Kategorien. Eine mittlere Verschmutzungsempfindlichkeit besteht<br />

in größeren Bereichen der <strong>Havel</strong>niederung, im Raum Schenkenberg – Bochow und<br />

südlich von Paterdamm und nur nördlich der Stadt Ketzin, südlich von Groß Kreutz, im<br />

Becken des Rietzer Sees und nördlich von Götzerberge besteht großflächig eine<br />

geringe Verschmutzungsempfindlichkeit. Der oberste geschützte Grundwasserleiter<br />

liegt im Bereich der Kuppen, in Teilgebieten der Zauche, in einem Teil der<br />

59


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Planeniederung sowie im Becken des Rietzer Sees 2 in Tiefen von > 60 m, in weiten<br />

Bereichen des Gebiets zwischen 40 und 60 m tief (Götzerberge – Brandenburg an der<br />

<strong>Havel</strong> – Reckahn, Zauche) und nur im Bereich Groß Kreutz – Deetz – Ketzin –<br />

Phöben > 10 – 20 m tief.<br />

Die potentielle Winderosionsgefährdung ist auf weiten Teilen der land- und<br />

forstwirtschaftlich genutzten Böden mäßig bis sehr stark; geringe Gefährdung besteht<br />

nur im Raum um Groß Kreutz und auf der westlichen Zauche. Dieses Verhältnis kehrt<br />

sich bei der potentiellen Wasserosionsgefährdung annähernd um, sie ist weit<br />

überwiegend gering oder nicht vorhanden.<br />

Die Bodengüte ist überwiegend mäßig bis mittel. Gute Böden liegen südlich von Groß<br />

Kreutz und Derwitz, außerdem unter kleinen Waldbeständen (z. B. am Jeseriger See<br />

oder am Schloss Gollwitz). Böden sehr geringer Güte sind forstbestanden (Götzer<br />

Berg, Trechwitzer Heide), liegen im Ortsbereich (Süden von Jeserig, um Trechwitz,<br />

Rietz, Schmerzke/Neuschmerzke) oder im Nord- und Südwesten (Klein<br />

Kreutz/Saaringen, Zauche). Die Niederungen und niedrig liegenden Gebietsteile<br />

weisen Moorböden auf (meist vernässungsgefährdet).<br />

Böden mit besonderen Standorteigenschaften sind im Gebiet vor allem Moore (in allen<br />

Niederungen), grundwasserbeeinflußte Böden (an den Niederungsrändern südlich und<br />

nordöstlich des Rietzer Sees, bei Damsdorf, zwischen Deetz und Schmergow u. a.)<br />

sowie trockene, nährstoffarme Böden (Zauche, südlich Wust, um Klein Kreutz, Jeserig<br />

– Schenkenberg – Trechwitz sowie am Götzer Berg) ausgeprägt. Kleinräumig treten<br />

auch land- und forstwirtschaftlich leistungsfähige Böden auf (Emstaler Schlauch,<br />

Götzerberge, Schloss Gollwitz, Jeseriger See).<br />

Als seltene sowie geowissenschaftlich bedeutsame Böden und Böden mit besonderen<br />

natur- und kulturhistorischer Bedeutung wurden vor allem Kalkmoore identifiziert, die<br />

weiträumig im Becken des Rietzer Sees sowie nördlich davon liegen und kleinräumig<br />

in der <strong>Havel</strong>niederung (Wust, Götzerberge, Deetz, Schmergow) ausgebildet sind.<br />

Weiterhin sind die Raseneisensteinvorkommen in der Planeniederung und<br />

kleinräumige Dünenfelder dargestellt. Für die <strong>Havel</strong>niederung ab Gollwitz und südlich<br />

bis nach Schmerzke sind prähistorische Fundstellen vermerkt.<br />

Potentielle natürliche Vegetation: Während für die höher liegenden, trockeneren<br />

Bereiche der Zauche, südöstlich von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und der Kuppenlagen<br />

davon auszugehen ist, dass sich hier ein Kiefern-Traubeneichenwald einstellen würde,<br />

ist das zu erwartende Vegetationsmosaik in den Niederungen vielfältiger. Weite<br />

Bereiche der Auen mit hohem bis oberflächennahem Grundwasserstand würden von<br />

Erlenbruchwald eingenommen, in den flachen Niederungslagen mit besserer<br />

Wasserversorgung würde hingegen ein Komplex aus feuchten Stieleichen-<br />

Hainbuchenwald, Erlenbruchwald, Erlen-Eschenwald, Feuchtem Stieleichen-<br />

Birkenwald und Stieleichen-Buchenwald stocken. Reiner Kiefernwald käme auf einem<br />

2 Allerdings ist hier das Grundwasser auf Grund aufsteigenden Tiefenwassers versalzen.<br />

60


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Streifen am westlichen Rand der Zauche vor; auf Sonderstandorten der Kuppenlagen<br />

würde sich Xerothermvegetation ansiedeln.<br />

Als störungsarme Landschaftsräume werden vor allem die Zauche südlich von Lehnin<br />

und die Planeniederung südlich der A 2 auf Grund ihrer sehr geringen und die<br />

<strong>Havel</strong>niederung nördlich von Wust – Jeserig – Groß Kreutz auf Grund ihrer geringen<br />

Zerschneidung durch dicht befahrene Straßen oder Eisenbahnstrecken ausgewiesen.<br />

Stärkere Störungen innerhalb dieser Bereich gehen von der Besiedelung und den<br />

dichter befahrenen Straßen (B102, Lehnin – Prützke, Roskow - Ketzin) aus.<br />

Als „Vorsorgegebiete Natur und Landschaft aufgrund besonderer fachplanerischer<br />

Zielsetzungen“ sind das Breite Bruch bis nach Rietz und Neuschmerzke, die<br />

Planeniederung um den Krahner Busch, der Raum Wust – Rietz – Trechwitz – Jeserig<br />

– <strong>Havel</strong>ufer Götz und der Raum Götz – Derwitz – Ketzin – Deetz außerhalb der<br />

Kuppenlagen eingestuft. Innerhalb der Vorsorgegebiete besitzen bestimmte Bereiche<br />

Entwicklungspriorität, so das Breite Bruch bis nach Rietz, die Planeniederung südlich<br />

von Krahne und der Bereich Rietz – Gollwitz – Roskow – Ketzin – Derwitz – Groß<br />

Kreutz – Jeserig. Bei diesen Bereichen handelt es sich um „vorrangig zu schützende<br />

bzw. zu entwickelnde Bereiche für einen landesweiten Biotopverbund sowie den<br />

Bodenschutz“.<br />

Als weitere Vorrang- und Vorsorgegebiete auf Grund internationaler Übereinkommen<br />

werden die Important Bird Areas (IBA) der <strong>Havel</strong>niederung zwischen Töplitz / Phöben<br />

und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> inkl. dem Raum um Ketzin, den Kuppenlagen Deetz –<br />

Groß Kreutz – Götz – <strong>Havel</strong>ufer und dem Raum südlich der Straße Roskow –<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong> sowie des heutigen NSG Rietzer See dargestellt. Die<br />

Planeniederung bei Krahne inkl. dem Krahner Busch ist Vorrang- und Vorsorgegebiet<br />

mit besonderer Bedeutung für den Bodenschutz. Weiterhin sind Vorsorgegebiete auf<br />

Grund besonderer fachplanerischer Zielsetzungen das Breite Bruch bis nach Rietz, die<br />

Niederung zwischen <strong>Havel</strong> und Rietzer See, die Krahner Planeniederung und die<br />

Niederung Groß Kreutz – Phöben – Trebelsee; Ziel ist die nachhaltige Sicherung der<br />

Niederungsbereiche. Ebenfalls in die Kategorie fällt der Raum östlich und südöstlich<br />

von Lehnin, hier ist die nachhaltige Sicherung von Waldbereichen mit Bedeutung für<br />

Naturschutz und Landschaftspflege das Ziel.<br />

Ökosystemtypen, Flora und Fauna<br />

j 2.1 Ökosysteme und Artenausstattung<br />

61


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Für das Gebiet des Naturparks i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> gibt es keine auf gleicher Grundlage<br />

und im gleichen Zeitraum erhobene Biotop- und Nutzungstypenkartierung. Diese Daten<br />

wurden neben Kartierungen zu Einzelvorhaben auschließlich für die Landschaftspläne der<br />

Kommunen und Ämter, die Behandlungsrichtlinien einzelner Schutzgebiete und die<br />

Landschaftrahmenpläne erhoben. Da eine einheitliche Datenbasis fehlt, wird hier auf<br />

Fernerkundungsdaten zurückgegriffen und nur für einzelne Bereiche mit genaueren Kartierungen<br />

untersetzt. Dieses Vorgehen erscheint der Zielsetzung angemessen.<br />

Landnutzung und Biotoptypenausstattung<br />

Nach den CORINE Landcover-Daten aus 1996 (Abb. 4.3) werden über 59% des<br />

Abb. 4.3: Landnutzung im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nach dem CORINE Landcover<br />

1996<br />

Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> landwirtschaftlich genutzt; davon sind über 29%<br />

Ackerflächen, knapp 17% Wiesen und Weiden und über 11% Obstanbauflächen.<br />

Waldflächen machen 23% der Fläche aus, davon über 17% Nadelwald. 9% der Flächen<br />

werden von Gewässern und weitere knapp 1,5% von Sümpfen und 1% von „natürlichem<br />

Grasland“ bedeckt. Über 6% des Naturparks werden von Siedlungs-, Industrie- und<br />

Verkehrsflächen eingenommen. Schließlich machen Heiden, Moorheiden und Flächen mit<br />

spärlicher Vegetation 0,62% der Naturparksfläche aus. Unter den zehn größten einheitlich<br />

aufgenommenen Flächen sind vor allem Ackerflächen (4 x; max. 3,4 km 2 ), gefolgt von<br />

Nadelwald (3 x; max. 2,7 km 2 ) und Obstbauflächen (2 x; max. 2,1 km 2 ) und einer<br />

Wasserfläche (max. 1,6 km 2 ).<br />

Tabelle 4.2.1 stellt in der <strong>Region</strong> auftretende bedeutsame Biotoptypen nach dem<br />

Vo<strong>rent</strong>wurf des Landschaftsrahmenplans für den Landkreis Potsdam-Mittelmark (Umland,<br />

Stand Mai 2006), dem Landschaftsplan für die Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> (L.A.U.B.<br />

62


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

1995) und dem Landschaftsrahmenplan für den Altkreis Brandenburg-Land (PRO TERRA<br />

TEAM 1996) zusammen 3 .<br />

Tab.4.2.1: Biotoptypen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Biotoptyp Beispiele RL BB Schutz FFH-LRT<br />

Bäche und kleine<br />

Emster oberhalb von Lehnin, 2 ja 3260<br />

Flüsse/Fließe (01110) Buckau, in Teilbereichen Plane<br />

Langsam fließende Flüsse <strong>Havel</strong> (naturnahe Abschnitte bei 2 ja<br />

und Ströme (01120); Deetz, Gollwitz und Klein<br />

Röhrichtgesellschaften an<br />

Fließgewässern (01210)<br />

Kreutz);<br />

Gräben (01130): Niederung der mittleren <strong>Havel</strong><br />

(südl. Weseram und Roskow,<br />

nördl. bis westl. Deetz, Groß<br />

Kreutz, Derwitz, Phöben, Töplitz<br />

und Schmergow), Emster-<br />

Niederung (südl. Rietzer See),<br />

Plane-Temnitz-Niederung<br />

(Temnitz, Plane)<br />

3 z.T.<br />

Kanäle (01140): Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal, Woltersdorfer<br />

Altkanal, Sacrow-Paretzer Kanal,<br />

Emsterkanal<br />

Mesotrophe Seen (02102): Kolpinsee, Mittelsee 1 ja 3130, 3140<br />

Eu- bis polytrophe Seen Kleiner Plessower See, Rietzer 3 z.T. 3150<br />

(02103); Schwimmblatt- und See, Netzener See, Moorsee,<br />

Wasservegetation in Klostersee, Gohlitzsee bei<br />

Standgewässern (02200); Lehnin, Götzer und Jeseriger<br />

Röhrichtgesellschaften an See, Görnsee südöstl. Prützke,<br />

Standgewässern (02210) Schampsee, See bei Damsdorf,<br />

See südl. Göhlsdorf, Piper Fenn<br />

südl. Schmerzke, Streng,<br />

Brandenburger Seen, Großer<br />

Wusterwitzer See, Pritzerber See<br />

Perennierende<br />

weiter verbreitet, meist kleine 2 - 3 z.T. (3130 –<br />

Kleingewässer (02120); Abgrabungen, Dorfteiche, Sölle<br />

3160)<br />

Temporäre Kleingewässer<br />

(02130)<br />

und Pseudosölle<br />

Grubengewässer,<br />

Autobahnsee südwestl. Göttin, 2 - 3 z.T. (3130 –<br />

Abgrabungsseen (02160), Päwesiner Lötz, Deetz / Götz;<br />

3160)<br />

Teiche und kleine<br />

Torfstiche: See westl. Emstal,<br />

Staugewässer (02150) Fauler See im NSG Gränert,<br />

Große Freiheit bei Plaue<br />

Ruderale Pionier-, Grasund<br />

Staudenfluren (03200)<br />

weit verbreitet<br />

Saure Arm- und<br />

Zwischenmoore (04300)<br />

Mittelsee 2 ja<br />

Basen- und<br />

Kleiner Plessower See, Krielower 1 - 2 ja *7210,<br />

Kalkzwischenmoore See, <strong>Havel</strong>niederung bei Wust,<br />

7230<br />

(04400): Braunmoos- um Götzer und Jeseriger See,<br />

3 Einträge: RL BB – Rote Liste der Biotoptypen in Brandenburg: 1 – vom Aussterben bedroht, 2 –<br />

stark gefährdet, 3 - gefährdet, Schutz – Schutz nach § 31 bzw § 32 BbgNatSchG, FFH-LRT – Zuordnung<br />

des Biotoptyps zu Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie (bei unsicherer Zuordnung in<br />

Klammern); ein Stern * kennzeichnet prioritäre Lebensraumtypen<br />

63


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Biotoptyp Beispiele RL BB Schutz FFH-LRT<br />

Schneiden-Röhricht<br />

(04422), nährstoffreiche<br />

Moore und Sümpfe (04500)<br />

Rietzer See, Mittelsee<br />

Dunkelsee, Päwesiner Lötz,<br />

<strong>Havel</strong>bereiche bei Pritzerbe<br />

Großseggenwiesen (05101) Radewiesen Klein Kreutz,<br />

Südwestufer Heiliger See<br />

2 ja 6410<br />

Feuchtwiesen<br />

Wolfsbruch, Wublitz, Krielower 2 ja 6410<br />

nährstoffarmer bis mäßig Bruch, Rietzer See,<br />

nährstoffreicher Standorte Orchideenwiese Weseram,<br />

(Pfeifengraswiesen), Breites Bruch, Rossdunk,<br />

insbesondere kalkreicher<br />

Standorte (05102, 051021)<br />

Gränert<br />

Nährstoffreiche<br />

Wolfsbruch, Wublitz, Krielower 2 ja<br />

Feuchtwiesen (05103) See, Rädel, Rietzer See,<br />

Netzener See, Nahmitzsee,<br />

<strong>Havel</strong>niederung , Rossdunk,<br />

Breites Bruch, Göttin (an der<br />

Plane), Stadthavel, Planewiesen,<br />

Münchwerder, Diebesgrund,<br />

Buhnenwerder, Wusterau,<br />

Kaltenhausen, Werder nördlich<br />

Plaue,<br />

Wechselfeuchtes<br />

Wolfsbruch, Wublitz, Niederung 3 6440<br />

Auengrünland (05104) der mittleren <strong>Havel</strong> zwischen<br />

Potsdam und Brandenburg,<br />

Untere <strong>Havel</strong>-Niederung bei<br />

Pritzerbe<br />

Frischwiesen (05112) weiter verbreitet, aber nicht<br />

häufig, z.B. Orchideenwiesen bei<br />

Rädel, Rietzer See,<br />

Orchideenwiesen bei Weseram,<br />

Planewiesen bei Eigene Scholle,<br />

3 ja 6510<br />

Sandtrockenrasen (05121); Eichelberg Deetz, Wachtelberg 2 ja (2330)<br />

Binnendünen mit offenen<br />

Abschnitten (11121)<br />

Götz, Wusterau, Flugplatz Briest<br />

Grasnelken-Fluren (051212) weiter verbreitet, aber nicht<br />

häufig<br />

3 ja 2330<br />

Basiphile Trocken- und Eichelberg süd-östl. Deetz,<br />

3 ja 6214, 6120<br />

Halbtrockenrasen,<br />

Deetzer Berge, Krielower<br />

Steppenrasen (05122);<br />

bodensaure<br />

Halbtrockenrasen (051223)<br />

Spitzberg, Phöbener Berg,<br />

Staudenfluren und –säume <strong>Havel</strong>, Rietzer See, Südufer des 3 ja 6430<br />

feuchter Standorte (05141) Breitling-/Möserschen / Plauer<br />

Sees, Großer Wusterwitzer See<br />

Intensivgrünland (05150) in den Niederungen weit<br />

verbreitet und häufig<br />

Zwergstrauchheiden<br />

(06102)<br />

Hackenheide 3 ja 3210<br />

Weidengebüsche nasser Deetz/Götzerberge, <strong>Havel</strong>ufer 3, wenn z.T. (*91E0)<br />

Standorte (07101)<br />

Götz, Wuster Bruch, Götzer See, natür-<br />

Jeseriger See, Rietzer See, liche<br />

Staarbruch, Stadthavel,<br />

Stand-<br />

Planewiesen, Ufer der<br />

orte<br />

64


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Biotoptyp Beispiele<br />

Brandenburger Seen<br />

RL BB Schutz FFH-LRT<br />

Frische Laubgebüsche weiter verbreitet, aber nicht<br />

3 z.T.<br />

(07102), Feldgehölze<br />

(07110), Feldhecken<br />

(07130), Alleen und<br />

Baumreihen (07140)<br />

häufig<br />

Solitärbäume und<br />

weiter verbreitet, aber nicht<br />

3<br />

Baumgruppen (07150); häufig; Solitärbäume oft als<br />

Kopfbäume und<br />

Naturdenkmal unter Schutz<br />

Kopfbaumreihen/-alleen gestellt; Kopfbäume vor allem<br />

(07160)<br />

reliktisch in den Niderungen<br />

Flächige Obstbestände praktisch nur noch reliktisch, als 3<br />

(Streuobstwiesen) (07170) bewirtschaftete Fläche nur am<br />

Mühlenberg Kirchmöser<br />

Birkenbruch (08102) südwestlich Görisgräben, NSG<br />

Gränert, nordwestlich Neu-Plaue<br />

2 ja 91D0<br />

Erlen-Bruchwälder (08103) Wolfsbruch, Wublitz, Rietzer<br />

See, Mittelsee, Netzener Busch,<br />

Krielower See, an den Götzer<br />

Bergen, Götzer See, Jeseriger<br />

See, Bruchwald Krumme <strong>Havel</strong>,<br />

Rossdunk, Fuchsbruch, Krahner<br />

Busch, Gränert, Große Freiheit<br />

bei Plaue, südl. Pritzerber See,<br />

2 ja (91D0)<br />

Erlen-Eschen-Wälder Park Gollwitz, Krahner Busch, 1 ja 91E0<br />

(08110)<br />

Buckau südlich Neue Mühle,<br />

Gränert, Feuchtgebiet<br />

Kaltenhausen<br />

Pappel-Weiden-<br />

Planemündung, <strong>Mittlere</strong><br />

2 ja 91E0<br />

Weichholzauenwälder <strong>Havel</strong>niederung südlich Roskow,<br />

(08120)<br />

<strong>Havel</strong> südwestlich Briest,<br />

Stieleichen-Ulmen- Götzer Berg, Südwestufer<br />

2 ja 91F0<br />

Hartholzauenwälder<br />

(08130)<br />

Gördensee<br />

Rotbuchenwälder<br />

bodensaurer Standorte<br />

(08171)<br />

Lehniner Mühlensee, Gränert 2 ja 9130<br />

Eichen-Hainbuchenwälder Krahner Busch, Krugpark in 3 ja 9190<br />

feuchter bis frischer Brandenburg an der <strong>Havel</strong>,<br />

Standorte (08181) und<br />

mittlerer bis trockener<br />

Standorte (08182)<br />

Buckau südlich Neue Mühle<br />

Eichenmischwälder Lehniner Mittelheide, Krugpark in 2 ja 9190<br />

bodensaurer Standorte Brandenburg an der <strong>Havel</strong>,<br />

(08190); Eichenmischwälder<br />

trockenwarmer<br />

Standorte (08200)<br />

südlich Gördensee<br />

Kiefernwälder und -forsten<br />

trockenwarmer Standorte<br />

(08210); Flechten-<br />

Kiefernwälder (08230)<br />

Eichelberg Deetz, Götzer Berg 2 ja 91T0<br />

Vorwälder (08280) ehem. Tonabbaue Deetz / Götz<br />

und um Lehnin,<br />

3 z.T.<br />

65


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Biotoptyp Beispiele<br />

Truppenübungsplätze<br />

RL BB Schutz FFH-LRT<br />

Laubholzforsten (08300); weiter verbreitet, z. B. als<br />

Laubholzforsten mit Pappelforst in der<br />

Nadelholzarten (08500) <strong>Havel</strong>niederung, als Birkenforst<br />

im Aasbruch, als Roteichenforst<br />

im Gränert<br />

Robinienforst/-wald (08340) weit verbreitet und häufig, z. T.<br />

als Gehölz an Ortsrändern<br />

Nadelholzforsten (08400); weit verbreitet, so z. B. praktisch<br />

Nadelholzforsten mit<br />

Laubholzarten (08600);<br />

Kiefernforste (08480)<br />

auf der gesamten Zauche<br />

Äcker (09130) sehr weit verbreitet, fast 30% der<br />

Naturparkfläche<br />

Sandäcker (09125) selten und kleinflächig in<br />

Siedlungs- sowie<br />

Ackerrandlagen bei extensiver<br />

Bewirtschaftung<br />

1 - 3<br />

Dorfanger (10240) in kleineren Orten mit erhaltener<br />

dörflicher Struktur, z. B.<br />

Busendorf, Rädel, Michelsdorf,<br />

Prützke<br />

Natürliche Binnensalzstellen <strong>Havel</strong>niederung bei Deetz,<br />

2 ja 1340<br />

(11111)<br />

Nahmitzsee, Westufer Rietzer<br />

See, Netzener See (Trechwitz),<br />

Seewiesen nordöstlich Rietz (am<br />

Emsterkanal),<br />

Rieselfelder (11230) Wendgräben (Stadt Brandenburg<br />

an der <strong>Havel</strong>)<br />

Komplexe bedeutsamer Biotope liegen im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> damit vor allem in<br />

den Naturschutzgebieten, kleinflächiger aber auch in Bereichen wie der Bruchlandschaft<br />

Ketzin, dem Päwesiner Lötz, der Niederung der <strong>Havel</strong> zwischen Deetz und Gollwitz und<br />

von Götzer und Jeseriger See, dem Kolpin- und Schampsee, dem Mittelbruch Klein<br />

Kreutz und dem Fuchsbruch, dem Mittelbruch Wust, dem Breiten Bruch, dem Großen<br />

Wusterwitzer See, der Niederung der <strong>Havel</strong> unterhalb von Plaue oder dem<br />

Übungsplätzen Hackenheide und Hohenstücken. An den Kuppen der „Berge“ von<br />

Phöben, Krielow, Zachow, Deetz, Götz und südlich Kirchmöser sind zudem die isolierten<br />

Trockenstandorte höchst bedeutsam.<br />

Bedeutsame Arten: Flora<br />

In Tab. 4.2.2 werden bedeutsame floristische Vorkommen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

zusammengestellt (L.A.U.B. 1995, PRO TERRA TEAM 1996, UMLAND 2006).<br />

66


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Tab. 4.2.2: bedeutsame floristische Vorkommen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Nachweise (Beispiele) RL BB RL D<br />

Arctostaphylos urva-ursi,<br />

Hackenheide bei Lehnin, letzter 1 2<br />

Bä<strong>rent</strong>raube<br />

Nachweis Lütkenhaus mdl.1992,<br />

vermutlich noch vorhanden<br />

(Hermann mdl. 2005).<br />

Aster tripolium L., Strand-Aster Rietzer See, kleiner stark<br />

gefährdeter Bestand<br />

1<br />

Cladium mariscus, Schneidried Mittelsee, Dunkelsee, Plessower<br />

See, Päwesin<br />

3 3+<br />

Cnidium dubium, Sumpf-Brenndolde Vor allem <strong>Mittlere</strong> und Untere<br />

<strong>Havel</strong>niederung, auch Uferwiesen<br />

Beetzsee (Benkert, Ristow mdl.)<br />

2 2+<br />

Corydalis cava, Hohler<br />

Krahner Busch, stabiler Bestand 3<br />

Lerchensporn<br />

(Prinke 2005 mdl.)<br />

Dactylorhiza incarnata (L.),<br />

Rietzer See, Wusterwitz, Planetal, 2 2<br />

Steifblättriges Knabenkraut<br />

Beetzsee<br />

Dactylorhiza majalis, Breitblättriges<br />

Knabenkraut<br />

Weseram, Rädel 2 3<br />

Drosera rotundifolia, Rundblättriger<br />

Sonnentau<br />

Langes Fenn, 3 3<br />

Festuca psammophila, Sand-<br />

Schwingel<br />

Michelsdorf 3 3!<br />

Fritillaria meleagris, Schachblume Krielower See (Düvel mdl. 2000)<br />

noch ca. ein Dutzend Exemplare<br />

(angesalbt 1985)<br />

1 2<br />

Gentiana pneumonanthe,<br />

Lungenenzian<br />

Krielower See, Wolfsbruch (fraglich). 1 3+<br />

Orchis militaris, Helm-Knabenkraut Deetz 2 3<br />

Orchis palustris, Sumpf-Knabenkraut Krielower See (sehr wenig),<br />

Salzstellen der Emster-Niederung<br />

1 2!<br />

Prunella grandiflora, Großblütige Butzelberg bei Deetz (Buhr<br />

2<br />

Braunelle<br />

2005mdl.).<br />

Pulsatilla pratensis, Wiesen-<br />

Kuhschelle<br />

Deetz (nach Recherche von Buhr) 2 2<br />

Scabiosa canescens, Graue<br />

Skabiose<br />

Deetz 2 3!<br />

Silaum silaus, Wiesen-Silau südl. Pritzerbe (Klemz in<br />

Kleingewässerkataster Landkreis<br />

PM)<br />

3<br />

Silene chlorantha, Grünblütiges Nur Krielower Berg (BUHR mdl., um 2 2<br />

Leimkraut<br />

2000 sehr wenig)<br />

Stipa pennata, Federgras Phöbener Wachtelberg (BUHR<br />

mdl.).<br />

2 3<br />

Stipa capillata, Pfriemengras Königsberg Deetz, südwestl. Deetz,<br />

Phöbener Berge, Spitzer Berg<br />

Krielow, Trebelberg, Götzer<br />

Wachtelberg,<br />

2 3<br />

Triglochin maritimum, Strand-<br />

Dreizack<br />

Salzstellen der Emsterniederung, 3 3!<br />

Trollius europaeus, Trollblume Nur Rädel (SOHNS 2002), keine<br />

aktuelle Bestätigung, evtl. jedoch<br />

noch vorhanden.<br />

1 3+<br />

67


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Scorzonera purpurea, Violette<br />

Schwarzwurzel<br />

Deetz 1 2!<br />

Bedeutsame Arten: Fauna<br />

Nach RUDOLPH (2006) sind allein für die Messtischblätter 3540, 3541, 3640 und 3641, die<br />

annähernd das westliche Drittel des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> westlich von<br />

Saaringen, Gollwitz und Grebs abdecken, 360 Wirbeltierarten nachgewiesen, davon 53<br />

Säugetierarten, 253 Vogelarten, 7 Reptilien, 11 Amphibien- und 36 Fischarten.<br />

Bedeutsame Tierarten nennt Tab. 4.2.3.<br />

Tab. 4.2.3: Bedeutsame faunistische Nachweise im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Art Nachweis (Beispiel) RL BB RL D<br />

Castor fiber, Biber (Elbebiber) gesamte <strong>Havel</strong>region 1 3<br />

Crocidura suaveolens,<br />

Wust, Gollwitz, Jeserig,<br />

1 3<br />

Gartenspitzmaus<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />

Lutra lutra, Fischotter gesamte <strong>Havel</strong>region 1 1<br />

Myotis myotis, Großes Mausohr Rädel, Nahmitz 1 3<br />

Vespertilio murinus,<br />

Jeserig, Gollwitz, Wust, Woltersdorf, 1 G<br />

Zweifarbfledermaus<br />

Quenz (BRB)<br />

Alcedo atthis, Eisvogel Krielower See, Lehniner Mittelheide,<br />

Emster/Rietzer See, Krahner Busch,<br />

<strong>Havel</strong>niederung, Buckau, Große<br />

Freiheit bei Plaue<br />

Botaurus stellaris, Große<br />

Rietzer See, Mittelbruch, Großer<br />

Rohrdommel<br />

Wusterwitzer See, Große Freiheit<br />

Crex crex, Wachtelkönig Rietzer See,<br />

Chlidonias niger,<br />

Trauerseeschwalbe<br />

Buhnenwerder/Wusterau<br />

Wolfsbruch/ Wublitz, Päwesiner<br />

Lötz, Rietzer See, Brandenburger<br />

Seen<br />

Ciconia ciconia, Weißstorch <strong>Havel</strong>niederung, Emsterniederung,<br />

Planeniederung, Brandenburger<br />

Seen<br />

Dendrocopos medius, Mittelspecht NSG Wolfsbruch, NSG Kleiner<br />

Plessower See, Gränert,<br />

Neustädtische Heide<br />

2 V<br />

1 1<br />

1 1<br />

1 1<br />

3 3<br />

Dryocopus martius, Schwarzspecht in allen größeren Forsten mit älteren<br />

Bäumen<br />

co subbuteo, Baumfalke Gränert, Neu-Plauer Forst<br />

mberiza calandra, Grauammer weiter verbreitet mit geringer<br />

Siedlungsdichte, z. B. Klein Kreutz<br />

2 2<br />

Emberiza hortulana, Ortolan <strong>Havel</strong>niederung, nordwestlich Plaue 3 2<br />

Gallinago gallinago, Bekassine Rietzer See, Wusterau,<br />

Münchwerder<br />

2 2<br />

Grus grus, Kranich <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See,<br />

3<br />

Rossdunk, Gränert<br />

liaeetus albicilla, Seeadler <strong>Havel</strong>niederung / Rietzer See,<br />

Brandenburger Seen, <strong>Havel</strong><br />

unterhalb Plaue<br />

2 3<br />

Ixobrychus minutus, Zwergdommel Päwesiner Lötz, Pritzerber See 1 1<br />

3<br />

68


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Art Nachweis (Beispiel) RL BB RL D<br />

Limosa limosa, Uferschnepfe Radewiesen Klein Kreutz, Rietzer<br />

See, Fohrder Wiesen<br />

1 1<br />

Luscinia svecica, Blaukehlchen <strong>Havel</strong>inseln, Rietzer See 2 3<br />

Milvus milvus, Rotmilan <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See,<br />

Gränert, <strong>Havel</strong> bei Briest<br />

3 V<br />

Numenius arquata, Großer<br />

Niederungen bei Krielow, Roskow, 1 2<br />

Brachvogel<br />

Götz, Saaringen und Klein Kreutz<br />

Pandion haliaetus, Fischadler Brandenburger Seen 3 3<br />

Perdix perdix, Rebhuhn Groß Kreutz, Rietzer See, südlich<br />

Kirchmöser<br />

2 2<br />

Saxicola rubetra, Braunkehlchen Rietzer See, Rieselfelder<br />

Wendgräben, Wusterwitz,,<br />

Kirchmöser<br />

3 3<br />

Tringa totanus, Rotschenkel <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See,<br />

Münchwerder<br />

1 2<br />

Tyto alba, Schleiereule bei geeignetem Quartierangebot in<br />

vielen Orten<br />

2<br />

Vanellus vanellus, Kiebitz <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See 2 2<br />

turus alpestris, Bergmolch Göttin 2<br />

Triturus cristatus, Kammmolch Krielower See, Rietzer See,<br />

Stadthavel BRB, Gränert/Buckau,<br />

Gördenwald, Große Freiheit bei<br />

Plaue, Raum Fohrde<br />

2 3<br />

Hyla arborea, Laubfrosch Jeseriger See 2<br />

Bombina bombina, Rotbauchunke Ketziner <strong>Havel</strong>inseln, östlich Groß<br />

Kreutz, südlich Weseram, Reckahn,<br />

um Fohrde<br />

2 1<br />

Bufo calamita, Kreuzkröte Krielower See, Kleiner Plessower<br />

See, Rietzer See<br />

3 3<br />

Rana arvalis, Moorfrosch weiter verbreitet, häufig 2<br />

Lampetra planeri, Bachneunauge Plane, Stadthavel, Buckau, Gränert, 2 2<br />

Rhodeus sericeus amarus, Bitterling <strong>Havel</strong>, Rietzer See, Gohlitzsee,<br />

Brandenburger Seen<br />

2 2<br />

Aspius aspius, Rapfen <strong>Havel</strong>- und Emsterniederung,<br />

Stadthavel, Plane, <strong>Havel</strong> unterhalb<br />

Plaue<br />

3<br />

Misgurnus fossilis, Schlammpeitzger <strong>Havel</strong>- und Emsterniederung<br />

Erdelöcher Deetz / Götz, Klostersee,<br />

Große Freiheit bei Plaue, Pritzerber<br />

See<br />

3 2<br />

Cobitis taenia, Steinbeißer <strong>Havel</strong>- und Emsterniederung,<br />

Kolpinsee, Görnsee,<br />

GroßerWusterwitzer See, Pritzerber<br />

See<br />

2 2<br />

Lota lota, Quappe Päwesiner Lötz, Roskow,<br />

Temnitz/Sandfurthgraben, Buckau<br />

2 2<br />

Bedeutsame Brutgebiete für Wiesenvogelarten sind<br />

- die Niederung zwischen Kemnitz, Krielow, Deetz, Schmergow und Phöben,<br />

- <strong>Havel</strong>niederung unterhalb Schmergow / Ketzin,<br />

- das Päwesiner Lötz,<br />

69


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

- die Niederung des Rietzer Sees,<br />

- das Breite Bruch und<br />

- die Planeniederung bei Krahne.<br />

Räume mit Vorkommen störungsempfindlicher Großvogelarten sind<br />

- Hackenheide,<br />

- Hügel südlich von Deetz,<br />

- der Bereich Wusterwitz /Kirchmöser / Viesen,<br />

- Briest – Fohrde.<br />

j 2.2 Die heutige potentielle natürliche Vegetation<br />

Die heutige potentielle natürliche Vegetation gibt als Modell wider, wie sich die Vegetation<br />

in der heutigen Landschaft entwickeln würde, wenn die menschlichen Aktivitäten<br />

unterbleiben würden (Szenario „Landschaft ohne Menschen“). Sie dient dazu, die<br />

Standortbedingungen zusammenfassend darzustellen und zugleich Vorgaben für<br />

naturnahe Landschaftselemente, z. B. Wälder, aufzustellen.<br />

Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wären die mit schwacher Strömung durchflossenen, stark<br />

durchlichteten und gut nährstoffversorgten größeren Stillgewässer mit mit Hornblatt- und<br />

Wasserrosen- Schwimmblattrasen bedeckt. Unklar ist, welche Vegetation sich auf den<br />

meisten Fließgewässern einstellen würde, sie werden charakterisiert als „Kanalisierte<br />

Fließgewässer mit hohem Artendefizit der Fließgewässerbiozönose“, d.h. die potentielle<br />

Vegetation wäre vor allem durch Ausbreitungs- und Einwanderungsprozesse definiert und<br />

lässt sich nicht einheitlich beschreiben. Vor allem für die flacher auslaufenden natürlichen<br />

<strong>Havel</strong>inseln, die auf Grund ihrer wind- und hochwasserexponierten Lage schwierige<br />

Standorte für Gehölze darstellen, wären Röhrichte und Riede im Komplex mit<br />

Grauweiden-Gebüschen zu erwarten. Ausschließlich im heutigen NSG „Lehniner<br />

Mittelheide und Quellgebiet der Emster“ böten die staunassen Tonböden die Grundlage<br />

für die Herausbildung von Moorbirken-Bruchwald und Moorbirken-Gehölzen. Dagegen<br />

wären Schwarzerlen-Sumpf- und –Bruchwälder in weiten Bereichen der nassen –<br />

feuchten Niederungen mit natürlicher Weise wechselnden Wasserständen und<br />

anmoorigen Bodenverhältnissen zu erwarten, so am Zernsee und in der Wublitz, um den<br />

Kleinen Plessower See, den Krielower See, den Götzer und den Jeseriger See und<br />

entlang des östlichen Niederungsrandes sowie weiträumig um den Rietzer See, im<br />

Quellgebiet der Emster, um den Klostersee und den Netzener See, um Dunkelsee und<br />

Rossdunk, kleinräumig an den Brandenburger Seen und an der <strong>Havel</strong> unterhalb von<br />

Plaue, in der Großen Freiheit bei Plaue und zwischen Brielow, Tieckow und Fohrde.<br />

Unmittelbar im stärker belasteten, gut wasser- und nährstoffversorgten<br />

Hochwasserbereich an der <strong>Havel</strong> würde sich Fahlweiden-Schwarzerlen-Auenwald<br />

einstellen. Auf den höher gelegenen und moorigeren Standorte vor allem in den<br />

Niederungen und Gewässern im Westen des Naturparks würden dagegen ein<br />

Schwarzerlen-Niederungswald im Komplex mit Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald<br />

stocken. Dieser würde in weiten Bereichen der <strong>Havel</strong>niederung und den umgebenden<br />

Niederungen mit schwächer humosen, aber grundwassernassen Verhältnissen abgelöst<br />

durch Traubenkirschen-Eschenwald im Komplex mit Schwarzerlen-Sumpf- und –<br />

Bruchwald (auf diesen zunehmend mineralischen Standorten besteht heute die Tendenz,<br />

die traditionelle Grünlandwirtschaft mit Hilfe weiträumiger Entwässerungen durch<br />

Ackerbau abzulösen). Die (ehemals auf Grund ihres wertvollen Holzes begehrten Wälder)<br />

der heute von der noch bestehenden „Hochwasserdynamik“ abgeschnittenen<br />

mineralischen, gut nährstoffversorgten und höher gelegenen Standorte an den<br />

Niederungen mit lehmigen Bodenverhältnissen wären mit Flatterulmen-Stieleichen-<br />

70


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Hainbuchenwald im Komplex mit Erlen-Eschen-Flatterulmenwald bedeckt; im Naturpark<br />

i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> träte dies voraussichtlich nur in der Niederung südöstlich von Tremmen<br />

und nördlich der Plauer Gartenstadt ein. Der ebenfalls auf gut wasser- und<br />

nährstoffversorgten, eher staunassen Standorten im höheren Auenbereich wachsende<br />

Pfeifengras-Stieleichen-Hainbuchenwald würde im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nur<br />

kleinflächig an der unteren Buckau bei Wendgräben wachsen. Im Gegensatz dazu wäre<br />

der Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald im Komplex mit Faulbaum-Buchenwald<br />

deutlich weiter verbreitet; er würde die gut wasser- und nährstoffversorgten höheren<br />

Lagen der Niederungen und Niederungsränder von <strong>Havel</strong>, Emster und Plane und auch<br />

den entwässerten anmoorigen Bereich von Busendorf und Klaistow einnehmen. Auf den<br />

noch höher liegenden, noch etwas trockeneren Niederungslagen – sie werden heute von<br />

den relativ neuen Bereichen der Ortslagen Prützke, Göttin, Krahne, Eigene Scholle und<br />

der östlichen Wasserfassung Mahlenzien eingenommen – würde der Waldreitgras-<br />

Winterlinden-Hainbuchenwald im Komplex mit Hainrispengras-Winterlinden-<br />

Hainbuchenwald stocken. Der Hainrispengras-Winterlinden-Hainbuchenwald im Komplex<br />

mit Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald würde ausschließlich kleinflächig auf gut<br />

nährstoffversorgten Standorten in der Planeniederung wachsen. Ebenfalls nur im Westen<br />

des Naturparks würde randlich auf den lehmigeren ehemaligen Sedimentationsräumen<br />

der Temnitz und der Plane südwestlich der Eigenen Scholle und in der Niederung des<br />

(künstlichen) Schlangengrabens zwischen Butterlake und Tieckow würde der Pfeifengras-<br />

Moorbirken-Stieleichenwald im Komplex mit Pfeifengras-Stieleichen-Buchenwald<br />

vorkommen. Ebenfalls auf lehmigeren Standorten am Westrand der Grundmoränenplatte<br />

bei Krahne, Reckahn und Göttin, aber auch im Sedimentationsbereich westlich der<br />

Buckau im heutigen NSG Gränert wäre der Straußgras-Eichenwald zu erwarten. Der<br />

Drahtschmielen-Eichenwald im Komplex mit Straußgras-Eichenwald wäre auf den<br />

trockeneren, sandig-lehmigen Standorten nordöstlich von Wollin bis nach Wilhelmsdorf<br />

und am Südostufer des Breitlingsees anzutreffen. Ebenfalls auf lehmigeren,<br />

sickerwasserversorgten Standorten, aber diesmal auf den Kuppen der Eisrand- und<br />

Stauchmoränenlagen von Phöbener Berg („Hauberge“ !), Eichelberg (sic!) Deetz und<br />

Götzer Berg, würde der Schattenblumen-Buchenwald wachsen. Auf den<br />

nährstoffreicheren, sandigeren und damit schwächer sickerwasserversorgten (trockenen)<br />

Standorten der Grundmoränenflächen, die heute überwiegend als Forsten und nur<br />

untergeordnet und mit schwächeren Ertrag als Äcker bewirtschaftet werden, würde<br />

dagegen weiträumig im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> der Straußgras-Traubeneichen-<br />

Buchenwald im Komplex mit Weißmoos-Buchenwald stocken. Nur kleinräumig wäre der<br />

Rasenschmielen-Buchenwald anzutreffen; er würde nordwestlich von Phöben, bei<br />

Fernewerder und im Nordosten von Wusterwitz wachsen. Schließlich wären die übrigen<br />

höher liegenden, gut nährstoffversorgten aber eher trockeneren Grundmoränenstandorte<br />

mit Hainrispengras-Hainbuchen-Buchenwald vereinzelt mit Rasenschmielen-Buchenwald<br />

bedeckt. Diese Standorte bilden heute die erfolgreich seit dem frühen Mittelalter<br />

bewirtschafteten Ackerstandorte und Obstbauregionen z. B. von Falkenrehde – Ketzin,<br />

nordwestlich von Tremmen, Zachow, Roskow und Weseram, um Bochow, Emstal, Rädel,<br />

Lehnin, Michelsdorf oder um Fohrde.<br />

In der Rangfolge der prozentualen Anteile der zu Klassen zusammengefassten<br />

Vegetationstypen<br />

- Bodensaure Hainsimsen-Buchenwälder 31,3<br />

- Waldmeister-Buchenwälder 19,8<br />

- Auen- und Niederungswälder 17,8<br />

- Schwarzerlenwälder der Niedermoore 11,7<br />

- Gewässer-, Ufer- und Verlandungsvegetation 8,6<br />

71


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

- Grundfeuchte Stieleichen-Hainbuchenwälder 5,5<br />

- Bodensaure grundwasserferne Drahtschmielen-Eichenwälder 3,2<br />

- Grundwasserferne Traubeneichen-Winterlinden-Hainbuchenwälder 1,1<br />

- Nachhaltig veränderte Landschaften 0,5<br />

- Bodensaure grundfeuchte Moorbirken-Stieleichenwälder 0,4<br />

- Wälder dystroph-oligotropher Moore 0,1<br />

fällt die starke Dominanz der mittleren Standorte, auf denen Buchenwälder stocken<br />

würden, auf. Damit würden Buchenwälder über die Hälfte des Naturparks, die lehmigen,<br />

sickerwasserdominierten Standorte, und die Vegetationstypen der Niederungen über ein<br />

Drittel des Naturparks i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bedecken. Grundfeuchte Wälder der<br />

Niederungsränder würden dagegen nur etwa 1/20 des Naturparks bedecken, während<br />

der Anteil der grundwasserfernen Wälder noch unter 5% liegen würden.<br />

j 2.3 Zielsetzungen für Ökosysteme und Artenausstattung<br />

Aus der Biotoptypenausstattung, den im Gebiet lebenden Pflanzen und Tieren und der<br />

heutigen potentiellen natürlichen Vegetation werden die folgenden Zielsetzungen für den<br />

Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> abgeleitet:<br />

1. Erhalt der in den Naturschutzgebieten und den anderen naturschutzfachlich<br />

bedeutsamen Gebietskomplexen vorkommenden Standortbedingungen,<br />

Lebensraum und Artenausstattungen sowie Wiederherstellung geeigneter<br />

beeinträchtigter Lebensbedingungen.<br />

2. Vorrangige Sicherung und Entwicklung von Standorten der Flussniederungen, der<br />

Niedermoore, der Torfmoosmoore, der Binnensalzstellen und der Trockenrasen.<br />

3. Vorrangige Wiederherstellung und Sicherung von Standorten der Stieleichen-<br />

Hainbuchen-Wälder, der Traubeneichen-Wälder und der Rotbuchenwälder.<br />

4. Pflege und Entwicklung sowie Wiederherstellung von geeigneten<br />

Standortbedingungen für die naturschutzfachlich bedeutsamen Biotope, Pflanzen<br />

und Tiere vorrangig durch regionale Institutionen sowie unter möglichst auch<br />

ökonomisch nachhaltigen Bedingungen<br />

5. Entwicklung von Landnutzungen mit standortgerechten Intensitäten mit vorrangiger<br />

Extensivierung vor allem in den Randbereichen zu naturschutzfachlich<br />

bedeutsamen Gebieten.<br />

6. Beachtung der heutigen potentiellen natürlichen Vegetation bei der Begründung<br />

und Entwicklung von Gehölz- und Baumbeständen sowie der Wiederherstellung<br />

von Standortbedingungen.<br />

j 2.4 Biotopverbund<br />

Biotopverbundplanungen sind sowohl nach den Naturschutzgesetzen für Deutschland<br />

und Brandenburg als auch nach der FFH-Richtlinie der EU aufzustellen. Für die<br />

Bundesreublik Deutschland hat das Bundesamt für Naturschutz [BfN] sowohl eine<br />

Zusammenstellung der Biotopverbundplanungen der Länder als auch ein Konzept der<br />

Lebensraumkorridore, die durch Pflanzen und Tiere, aber auch Menschen zur Erholung,<br />

genutzt werden können, entwickelt (BfN 2005). Die länderübergreifenden<br />

Biotopverbundplanungen in der Zusammenstellung des BfN zeigen für das westliche<br />

Brandenburg, dass durch den föderalen Ansatz der länderübergreifende Verbund auf die<br />

Elbaue und die Wälder des hohen Flämings beschränkt bleibt und die übrigen<br />

72


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Verbundlinien Brandenburgs an der Landesgrenze enden. Hingegen ist die Konzeption<br />

der Lebensraumkorridore durch das BfN länderübergreifend angelegt. Der Naturpark i.V.<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> umfasst hiernach mehrere Abschnitte der Korridore überwiegend für Arten<br />

der Niederungen und Flusstäler (Hauptkorridor entlang der <strong>Havel</strong>, ergänzende Korridore<br />

entlang der Emster, der Plane und der Beetzseerinne). Darüber hinaus bildet die<br />

Waldlandschaft im Süden des Naturparks i.V. einen ergänzenden Korridor für Arten der<br />

Wälder und Halboffenlandschaften.<br />

Das Land Brandenburg hat Vorgaben für den Biotopverbund vor allem im<br />

Landschaftsprogramm (MLUR 2001) aufgestellt. Nach dem räumlichen Leitbild ist es Ziel<br />

des Landes, den überwiegenden Teil der Kernflächen des Naturschutzes untereinander<br />

und mit den für Naturschutz und Landschaftspflege wichtigen Gebieten der angrenzenden<br />

Bundesländer und Polens zu verbinden und zu vernetzen. Im Zentrum des Räumlichen<br />

Leitbildes stehen hierbei u.a. die „Südschiene“ des Baruther Urstromtals (mit dem<br />

Planetal) sowie die untere <strong>Havel</strong> als Verbindung zum unteren Elbtal. Der mittleren <strong>Havel</strong><br />

wird herausragende Bedeutung als Verbindung zwischen Südschiene/unterer <strong>Havel</strong> und<br />

Berlin zugewiesen. Weitere Vorgaben für den Biotopverbund bestehen in den<br />

landesweiten Zielen zum Fließgewässerschutz (Kap. 3.3.3 des Landschaftsprogramms).<br />

Hiernach besitzen die Gewässer im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> folgende Funktionen:<br />

<strong>Havel</strong> Verbindungsgewässer mehrerer Naturräume; Sicherung der Durchgängigkeit;<br />

Ziele: Wasserqualität und Bettstruktur müssen so beschaffen sein, das sie keine<br />

unüberwindbaren Hindernisse für wandernde Tierarten oder sich ausbreitende<br />

Tier- und Pflanzenarten darstellen (mit Qualitätszielen)<br />

Plane Hauptgewässer; Kernstück des Fließgewässerschutzsystems; Ziele: alle<br />

landschaftstypischen Biotopstrukturen und Lebensgemeinschaften sollen von der<br />

Quelle bis zur Mündung enthalten und nachhaltig gesichert sein<br />

Das Landschaftsprogramm gibt vor, dass diese Qualitäten in den Planungen des Landes<br />

und nachgeordneter Planungsebenen besonders zu berücksichtigen sind sowie, dass<br />

Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen auf diese Gewässer zu konzentrieren sind.<br />

Darüber hinaus sind ausreichend viele Nebengewässer eines Hauptgewässers zur<br />

Stabilisierung seiner Lebensgemeinschaften in einen natrunahen Zustand zu versetzen.<br />

Entlang der Fließgewässer sind ausreichend breite Räume zu entwickeln, die die<br />

natürliche Veränderungsdynamik der Gewässer ermöglichen. Auf der regionalen und<br />

örtlichen Planungsebene können und sollen Ergänzungen dieser landesweiten Auswahl<br />

an Hauptgewässern vorgenommen werden.<br />

Untersetzt werden die Biotopverbundplanungen durch die Landschaftsrahmenpläne [LRP]<br />

der Landkreise bzw. kreisfreien Städte. Im LRP des Landkreises Potsdam-Mittelmark<br />

(UMLAND 2006) wird die Bedeutung naturschutzfachlich geeigneter Gebiete nach<br />

national/länderübergreifend, landesweit/überregional und regional unterschieden;<br />

weiterhin werden Entwicklungsflächen und Entwicklungsbereiche für Kleingewässer und<br />

Verbundelemente zwischen Kleingewässern identifiziert. Als für den Biotopverbund<br />

bedeutsame Räume werden in den LRP eingestuft 4 :<br />

nationale / länderübergreifende Bedeutung:<br />

- <strong>Havel</strong>niederung unterhalb von Werder (� Berlin) bis zum Ostrand von<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong> (die angrenzenden Niederungen sind<br />

Entwicklungsflächen)<br />

- Rietzer See (Entwicklungsflächen im Süden und Südosten)<br />

4 Diese differenzierte Unterscheidung erfolgt nur im LRP für Potsdam-Mittelmark; die Darstellungen in<br />

den LRP für Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, den Altkreis Brandenburg-Land und ## wurden entsprechend<br />

interpretiert.<br />

73


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

- Hackenheide (TÜP Brück)<br />

- <strong>Havel</strong> und <strong>Havel</strong>seen ab BRB/Luckenberger Brücke über Plaue und den Pritzerber<br />

See (� untere <strong>Havel</strong> / Elbe).<br />

landesweite/überregionale Bedeutung (überwiegend mit hohem Anteil an<br />

Entwicklungsflächen):<br />

- Niederung von großem Plessower See Richtung Phöben und entlang der<br />

Bahntrasse nach Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />

- Lehnin / Klostersee – Netzener See (Rietzer See, s.o.) - <strong>Havel</strong><br />

- Grünland von Saaringen – Fuchsbruch (� <strong>Havel</strong>, � Beetzseerinne)<br />

- Planeniederung (� Fläming, � Baruther Urstromtal) mit Plane und Krahner Busch<br />

zum Breiten Bruch<br />

- Zug von Möserschem See über Heiligem See zu großem und kleinem<br />

Wusterwitzer See zum Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal (� Elbe) und der Großen Freiheit<br />

- Buckau und Verlorenwasserbach (� Fläming) mit dem Gränert zu den<br />

Brandenburger Seen / der <strong>Havel</strong> (� Elbe)<br />

regionale Bedeutung:<br />

- Lehniner Mittelheide,<br />

- <strong>Havel</strong> im Siedlungsgebiet von Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />

- Zug von Görnsee – Dunkelsee – Rossdunk zum Breiten Bruch<br />

- <strong>Havel</strong>/Staarbruch – Breites Bruch – Planeniederung – Stadthavel<br />

Vor dem Hintergrund der Forderung, Fließgewässer für die Wanderung von Fischen und<br />

anderen Wasserorganismen durchgängig zu gestalten, sind im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> die folgenden wesentlichen Wanderungshindernisse festzustellen:<br />

<strong>Havel</strong> in Brandenburg an der <strong>Havel</strong>: Stadtkanal / Sportbootschleuse, Stadthavel<br />

/ Mühlenstaue, Silokanal / Vorstadtschleuse 5<br />

Emster Mühlenstau Lehnin, Schöpfwerk Netzen* 6 , Schöpfwerk Streng*,<br />

Schöpfwerk Gollwitz/Emster*, Schöpfwerk Gollwitz/<strong>Havel</strong>*<br />

Jakobsgraben Schöpfwerk Schützenworth*, Bahntrasse, B 1/102<br />

Plane Mühlenstau Göttin, Stauköpfe*<br />

Buckau Mühlenstau neue Mühle (Umgehung im Bau)<br />

Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Bettstrukturen einer Reihe auch der größeren<br />

Fließgewässer im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zum Teil erheblich von der natürlichen<br />

Morphologie abweicht, so dass die Forderungen des Landschaftsprogramms nicht erfüllt<br />

werden. Beispiele hierfür sind der Emsterkanal (Emsterlauf praktisch ohne<br />

Verbundfunktion), die Neue Plane ober- und unterhalb von Göttin oder die Alte Plane auf<br />

Höhe von Göttin (geringe Beaufschlagung). Die unmittelbar an die <strong>Havel</strong> angrenzenden<br />

Niederungen besitzen in Folge der weiträumigen Eindeichungen praktisch nur über<br />

Grabensysteme, überwiegend mit Schöpfwerken, Verbindung zur <strong>Havel</strong>. Hier sind weder<br />

die Gewässerstruktur naturnah noch eine naturnahe Wasserstandsschwankung<br />

gewährleistet. Die einzige Ausnahme bildet das Staarbruch zwischen Wust und der<br />

brandenburger Neustadt.<br />

j 2.5 Zielsetzungen Biotopverbund<br />

Für den Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden die folgenden Ziele für den Biotopverbund<br />

aufgestellt:<br />

5 In Brandenburg an der <strong>Havel</strong> wird derzeit mit erheblichem Aufwand eine Durchgängigkeit<br />

hergestellt (Mühlengraben am Stadtkanal, Reissnersches Gerinne am Mühlendamm, Fischpass am Wehr<br />

Krakau)<br />

6 Sterne (*) kennzeichnen Hindernisse für die Laichwanderung auf überstautes Land.<br />

74


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

1. Erhalt der Qualitäten im Biotopverbund der Gewässer und Niederungen<br />

2. Wiederherstellung der Durchgängigkeit der <strong>Havel</strong>-Nebengewässer<br />

3. Erhalt und Wiederherstellung der naturnahen Strukturen an den Fließgewässern<br />

inkl. deren Ufer und unmittelbar beeinflussten Räumen (eigentliche Auen, heute<br />

allerdings praktisch ohne Abflussdynamik)<br />

4. Schaffung eines naturnahen Systems vom Verbindungsgewässer <strong>Havel</strong> (ggf. über<br />

Hauptgewässer) zu überstaubaren Auen, um Laichwanderungen zu ermöglichen<br />

5. Entwicklung und Sicherung eines Systems von Trockenlebensräumen, die ein<br />

Überleben standorttypischer Arten gewährleisten<br />

6. Entwicklung und Sicherung eines Systems von älteren und alten<br />

Laubbaumbeständen, die ein Überleben standorttypischer Arten gewährleisten<br />

7. Einbindung der Biotopverbundmaßnahmen in Angebote der naturnahen Erholung<br />

und der Umweltbildung<br />

8. Entwicklung von wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten für Elemente des<br />

Biotopverbundes, um den langfristigen Erhalt zu sichern<br />

j 2.8 Landschafts-Leitbilder<br />

Für das Bundesamt für Naturschutz haben FINKH et al. (2002) als Referenz für die<br />

Bewertung von Zuständen, Nutzungen und Entwicklungen in der Landschaft sog.<br />

Landschafts-Leitbilder für das nordostdeutsche Tiefland aufgestellt. Hintergrund war, dass<br />

bei der Entwicklung regionaler Naturschutzziele bundesweite Aspekte einfliessen sollten;<br />

auch, um überregionale räumliche Planungen wie beispielsweise<br />

Biotopverbundplanungen besser aufeinander abstimmen zu können. Da diese Aspekte<br />

eine objektivere Betrachtung möglicher Ziele für die Entwicklung des Naturpark i.V.<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> gestatten, sollen die Ergebnisse von FINKH et al. hier für die<br />

naturräumlichen Einheiten zusammengefasst dargestellt werden.<br />

- 81 (D12) Mittelbrandenburgische Platten und Niederungen: Charakteristisch ist der<br />

Wechsel von waldreichen und überwiegend ackerbaulich genutzten Gebieten. Der<br />

Waldanteil liegt mit 41% weit über dem Bundesdurchschnitt von 29%. der<br />

Ackeranteil liegt mit ca. 37% im Bundesdurchschnitt. Besonders hoch ist er u.a. in<br />

der Nauener Platte, dem Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet und der Karower<br />

Platte. Der Grünlandanteil liegt mit ca. 10% unter dem Bundesdurchschnitt von ca.<br />

17%, eine Ausnahme bildet nur das Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet (20%)<br />

und das Baruther Tal (24%). Von bundesweiter Bedeutung sind vor allem die<br />

bodenständigen Waldbiotoptypen des Naturraums wie Eichen-Hainbuchenwälder,<br />

Erlenbrüche und bachbegleitende Erlen-Eschen-Wälder sowie kontinental<br />

geprägte Kiefern-Eichenwälder besonders auf Dünen und Birken-Eichenwälder auf<br />

feuchten Sandstandorten der Niederungen. Hohe Bedeutung besitzen auch die<br />

Binnensalzstellen, die trockenen Offenlandlebensräume (vor allem auf<br />

Truppenübungsplätzen) und die naturnahen Fließgewässerabschnitte (Plane). Von<br />

den ehemals großflächigen Grünlandlebensräume sind viele inzwischen in<br />

Ackerland überführt oder zu Anssatgrünland degradiert worden. Generell besteht<br />

75


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

ein Defizit an naturraumtypischen Waldgesellschaften. zur Entwicklung sind<br />

monotone flächige Kiefernaufforstungen vor allem in Naturschutzvorrangflächen in<br />

standortheimische Laubwälder umzuwandeln; dabei sind Umtriebszeiten, Tot- und<br />

Altholzanteil sowie Flächen ohne forstliche Nutzung zu erhöhen. Naturnahe<br />

kiefernreiche Eichenwälder sollen gezielt gefördert oder neu begründet werden. In<br />

den Niederungen sollen Bruch- bzw. Auenwälder erhalten bzw. entwickelt werden.<br />

Dies gilt insbesondere für die Entwicklung bzw. Neuanlage von Weich- und<br />

Hartholzauen an u.a. der <strong>Havel</strong>. Moorwälder sollen ebenso wie die Zwischen- und<br />

Übergangsmoore in Schutzgebiete überführt und vollständig aus der Nutzung<br />

genommen werden. Ein weiterer Schwerpunkt im Naturraum sollte die<br />

Grünlandentwicklung vor allem in den Niederungen sein. Auf Niedermoorböden<br />

sollte eine Wiederernässung eingeleitet werden. Stillgewässer sollen mit ihren<br />

Ufer- und Verlandungsbereichen erhalten und entwickelt werden. Die naturnahen<br />

Abschnitte der Fließgewässer müssen erhalten und die übrigen Bereiche möglichst<br />

renaturiert werden. Für die Seen und Fließgewässer müssen Lenkungskonzepte<br />

für die touristische Nutzung erstellt werden. In den Auen der größeren Flüsse wie<br />

u.a. der <strong>Havel</strong> sollten Teilbereiche rückgedeicht werden. Die Binnensalzstellen<br />

müssen unbedingt in ihrem Gesamtbestand erhalten bleiben. Auf den<br />

(ehemaligen) Truppenübungsplätzen sollte auch ein bedeutender Anteil der derzeit<br />

vorhandenen Heiden und Sandtrockenrasen erhalten werden.<br />

- 873 Untere <strong>Havel</strong>niederung: Waldflächenanteil ca. 30%, Grünlandanteil ca. 20%,<br />

Ackeranteil ca. 30 – 40%. Die Fließgewässer zählen geomorphologisch zu den<br />

bedeutensten Vorkommen ihres Typs in Deutschland; sie und die Reste von<br />

Auenwäldern sind von besonderer Bedeutung. Von überregionaler Bedeutung sind<br />

Biotope wie Stromtalwiesen, Nass- und Feuchtwiesen/-weiden, Großseggenriede,<br />

Hochstaudenfluren, Röhrichte und Feuchtgebüsche u.a.;sie müssen wirkungsvoll<br />

gesichert werden. Auetypische Trockenbiotope sind naturnah zu entwickeln;<br />

Kiefernforste in standorttypische Birken-Eichenwälder umzuwandeln. Sonstige<br />

naturraumtypische Wälder wie Erlen- und Birkenbruchwälder, Eichen-<br />

Hainbuchenwälder und Birkenmoorwälder sind zu sichern und wiederzubegründen.<br />

Die landwirtschaftlich genutzten Landschaftsteile sind zu strukturieren.<br />

j 2.9 Zielsetzungen aus den Landschafts-Leitbildern<br />

FINKH et al. (2002) stellen die aus der bundesweiten Betrachtung der Landschafts-<br />

Leitbilder abgeleiteten Ziele für die Naturräume tabellarisch zusammengefasst dar.<br />

Tabelle4.2.4 gibt die wesentlichen Aussagen für den Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wider.<br />

76


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Tab: 4.2.4: Zielsetzungen von FINKH et al. (2002) für die Naturräume des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> 7<br />

Naturraum Zuwachs der Gewerbe-, Verkehrs- und<br />

810 Nauener Platte;<br />

812 Brandenburg-<br />

Potsd. <strong>Havel</strong>gebiet<br />

Siedlungsflächen<br />

Waldfläche<br />

< 1% + 6%<br />

25<br />

(15%)<br />

813 Lehniner Land


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Typ BB-Nr. Name des Schutzgebiets EU-Nr. In Kraft ab<br />

1195 Krahner Busch 3641-507 30.07.1997<br />

1406 Gränert 3640-501 20.02.1998<br />

1407 Stadthavel 3641-505 28.02.2003<br />

1477 Große Freiheit bei Plaue 3540-501 28.02.2003<br />

1478 Buhnenwerder-Wusterau 3640-502 12.03.2003<br />

1504 Falkenrehder Wublitz 3443-501 05.06.2002<br />

1509 Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der 3642-502 12.10.1996<br />

Emster<br />

LSG 2012 Westhavelland 3340-602 29.05.1998<br />

2038 Potsdamer Wald- und <strong>Havel</strong>seengebiet 3643-601 09.06.1998<br />

2042 Brandenburger Wald- und Seengebiet 3640-602 15.05.2002<br />

2058 Krahner Busch 3641-601 30.01.1959<br />

2071 Schmerzker Busch 3641-602 19.10.1972<br />

2072 Lehniner Wald- und Seengebiet 3642-601 28.06.2005<br />

2074 Görnsee und Görnberg 3641-603 19.10.1972<br />

2145 Ketziner Bruchlandschaft 3542-602 02.07.1992<br />

2192 Brandenburger Osthavelniederung 3542-603 26.09.1998<br />

FFH 70 Obere Wublitz DE 3543-302<br />

90 Wolfsbruch DE 3543-304<br />

91 Große Freiheit bei Plaue DE 3641-303<br />

94 Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der DE 3642-301<br />

Emster<br />

96 Krahner Busch DE 3641-304<br />

116 Rietzer See DE 3642-302<br />

117 Niederung der Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See DE 3339-301<br />

194 Große Freiheit bei Plaue DE 3540-301<br />

195 Gränert DE 3541-301<br />

197 Ketziner <strong>Havel</strong>inseln DE 3542-301<br />

200 Kleiner Plessower See DE 3643-301<br />

201 Krielower See DE 3543-301<br />

219 Stadthavel DE 3641-305<br />

274 Gränert DE 3640-301<br />

503 Deetzer Hügel DE 3542-302<br />

592 Beetzsee-Rinne und Niederungen DE 3442-304<br />

608 Steppenhügel im <strong>Havel</strong>land DE 3542-304<br />

610 Kolpinsee und Mückenfenn DE 3642-303<br />

611 Streuwiesen bei Werder DE 3643-304<br />

622 Deetzer Hügel Ergänzung DE 3542-303<br />

636 Michelsdorfer Mühlberg DE 3642-304<br />

641 Buckau und Nebenfließe Ergänzung DE 3640-302<br />

646 Hackenheide DE 3742-302<br />

653 Plane Ergänzung DE 3641-306<br />

655 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung DE 3542-305<br />

SPA 7002 Niederung der Unteren <strong>Havel</strong> DE 3339-402<br />

7010 Große Freiheit bei Plaue DE 3642-401<br />

7021 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>niederung DE 3542-421<br />

7022 Fiener Bruch DE 3640-421<br />

78


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

FFH-Gebiet<br />

Naturschutzgebiet<br />

Vogelschutzgebie<br />

t<br />

Landschaftsschutzgebiet<br />

Abb. 4.4. Festgesetzte Natur- und Landschaftsschutzgebiete und gemeldete FFH- und<br />

Vogelschutzgebiete im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G.<br />

Im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> liegen 4.896,45 ha Naturschutzgebiete. Bei einer<br />

Naturparkgröße von 61,895,21 ha entspricht dies 7,91% der Fläche. Die<br />

Landschaftsschutzgebiete machen mit 32.176,34 ha 51,98% der Fläche des Naturpark<br />

i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> aus. Damit ist die Bedingung des §26 Abs 1 Nr. 1 BbgNatSchG, nach<br />

der Naturparke überwiegend aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten bestehen<br />

müssen, erfüllt. Da allerdings die NSG Rietzer See, Große Freiheit bei Plaue, Stadthavel,<br />

Rossdunk und Falkenrehder Wublitz (sowie das NSG i.V. Dunkelsee) kein Teil eines<br />

Landschaftsschutzgebiets sind, sind weitere 1.639,27 NSG zu den LSG hinzurechnen.<br />

Damit sind im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> insgesamt 54,6% der Fläche als Natur- und<br />

Landschaftsschutzgebiete festgesetzt.<br />

Für die festgesetzten Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind in den Verordnungen<br />

Schutzzwecke definiert, aus denen die vorrangigen Ziele, denen die Gebietsausweisung<br />

dienen soll, hervorgehen. Die wesentlichen Inhalte der Schutzgebietsverordnungen sind<br />

im Anhang zusammengefasst.<br />

79


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Über die Schutzgebiete des Landes hinaus bestehen weitere flächenhafte<br />

Schutzobjekte 9 , die die Landkreise bzw. die Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> beschlossen<br />

haben:<br />

Typ Landkreis nächster Ort<br />

GLB PM Alter Kanal Bensdorf<br />

PM Bruchwald Götzer Berge Deetz<br />

PM Feldmark Mötzow- Lünow Mötzow, Lünow<br />

PM Götzer See Götz<br />

PM Großer Bruch Briest Briest<br />

PM Jeseriger See Jeserig<br />

PM Kellner Fenn Lehnin<br />

PM Klosterwiesen Lehnin Lehnin<br />

PM Knüppeldämme Lehnin Lehnin<br />

PM Krahnepfuhl Briest<br />

PM Michelsdorfer Mühlberg<br />

PM Päwesiner Lötz Päwesin, Roskow<br />

PM Rietzer See Kinewerder Netzen<br />

PM Vogelschutzgehölz Rietzer See Schenkenberg<br />

PM Voßwerder Rietz,Wust<br />

PM Wachtelberg Götz Deetz<br />

BRB Försterwiesen Görden<br />

BRB Weinberg (Hohe Warte) Klein Kreutz<br />

BRB Mittelbruch Klein Kreutz<br />

BRB Krauseberg und Hohe Warte Klein Kreutz<br />

BRB Breites Bruch Schmerzke (Stammwiesen) Schmerzke<br />

HVL ##<br />

FND PM Alter Weinberg Töplitz<br />

PM Dammwiesen Trechwitz Trechwitz<br />

PM Deetzer Pfuhl Groß Kreutz<br />

PM Kleiner Zernowsee Werder<br />

PM Königsberg Deetz Deetz<br />

PM Krielower Berge Krielow<br />

PM Loch Rädel Rädel<br />

PM Orchideenwäldchen Reckahn Reckahn<br />

PM Orchideenwiese Schenkenberg Schenkenberg<br />

PM Salzstelle Trechwitz Trechwitz<br />

PM Spring Wusterwitz Wusterwitz<br />

PM Uferwiesen Plessower See Werder<br />

PM Wachower Lötz Päwesin, Wachow<br />

PM Werdereck Wusterwitz<br />

BRB Am Gördenbahnhof Görden<br />

BRB Pfefferländer Weg I und II Eigene Scholle<br />

BRB Teich am Buchenweg Eigene Scholle<br />

BRB Orchideenwiese Weseram Saaringen<br />

HVL ##<br />

9 Grundlage ist der § 24 des brandenburgischen Naturschutzgesetzes. Es bedeuten: GLB –<br />

Geschützter Landschaftsbestandteil, FND – Flächenhaftes Naturdenkmal<br />

80


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Weiterhin sind die Parkanlagen in Briest, Fohrde, Gollwitz, Reckahn und auf<br />

Buhnenwerder als geschützte Parks festgesetzt (LAUB 1993, UMLAND 2006).<br />

j 4.2 Naturschutzgebiete<br />

Aus der Auswertung der Schutzgebietsverordnungen wird deutlich, dass als<br />

schutzwürdige und –bedürftige Areale im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.V. vor allem<br />

Gewässer und gewässernahe Lebensräume erkannt wurden, während z. B.<br />

trockenheitsgeprägte Biotopkomplexe wie etwa die Hügel nördlich Schmergow oder die<br />

Westkuppe des Eichelbergs bei Deetz nicht als Naturschutzgebiet, auch nicht zur<br />

Entwicklung, gesichert wurden 10 . Nach Feuchteklassen differenziert, nennen die<br />

Schutzgebietsverordnungen etwa gleich viele zu schützende Bestände der Gewässer und<br />

Gewässerufer wie der feuchten Standorte. Bestände der mittleren und der trockenen<br />

Standorte werden demgegenüber stark untergeordnet aufgeführt (nur je etwa 10% der<br />

Nennungen).<br />

Besondere Bedeutung für den Naturschutz im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> haben die<br />

Binnensalzstellen, deren Salzwiesen in dem Naturschutzgebiet Rietzer See geschützt<br />

sind 11 . Dieser Biotoptyp gehört zu den durch menschliche Landnutzung entstandenen<br />

Lebensräumen der extensiven Kulturlandschaft und ist dementsprechend von<br />

menschlicher Nutzung bzw. Pflege abhängig. Zwischen 2006 und 2010 erfolgt die Pflege<br />

der drei wesentlichen Binnensalzstellen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> über das EU-<br />

LIFE-Projekt Binnensalzstellen in Trägerschaft von NaturSchutzFonds Brandenburg,<br />

Heinz-Sielmann-Stiftung und Landesumweltamt Brandenburg. Darüber hinaus ist die<br />

Trägerschaft der Pflege nicht gesichert, allerdings erfolgt im Rahmen des EU-LIFE-<br />

Projekts die Flächensicherung, so dass eigentumsrechtliche Probleme der<br />

Bestandssicherung nicht entgegenstehen. Ungeklärt ist bislang, auf welchem Weg die<br />

wasserwirtschaftlichen Bedingungen vor allem im Raum des Rietzer Sees auch an den<br />

Bedarf der Salzwiesenvegetation angepasst werden kann.<br />

Trockenbiotope sind im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Schutzobjekte der NSG <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong>, Rietzer See, Stadthavel, Große Freiheit bei Plaue und Buhnenwerder-Wusterau.<br />

Diese Schutzgebietsausweisungen decken den gesamten Bestand und damit die<br />

Variationsbreite der Trockenbiotope im Raum der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> nicht ab. So sind vor<br />

allem die großflächigen Heidestandorte in den militärischen Übungsplätzen Schwarzer<br />

Berg nordwestlich von Brielow und Hackenheide zwischen Lehnin und Brück keine Teile<br />

festgesetzter Schutzgebiete. Ein Erhalt dieser Vegetation beispielweise nach Wegfall der<br />

militärischen Nutzung ist nicht gewährleistet; die administrative Meldung als FFH-Gebiet<br />

ist hier nicht ausreichend.<br />

Wälder werden durch die NSG-Verordnungen vor alem als Feuchtwälder wie z. B. in den<br />

NSG Gränert oder Rossdunk und als Restbestände älterer Laubwälder wie z. B. in den<br />

NSG Große Freiheit bei Plaue oder Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der Emster<br />

geschützt. Allerdings ist auch in diesen Gebieten eine standortangepasste<br />

forstwirtschaftliche Nutzung gestattet, ohne dass deren Rahmenbedingungen weiter<br />

untersetzt sind. Grundsätzlich fällt auf, dass vor allem an der <strong>Havel</strong> und dem<br />

Emstersystem Wälder nur als schmälere Galeriewälder bestehen und überwiegend<br />

niedrigen Alters sind (Ketziner Bruch, Bruchgebiet Deetz-Götz, Wuster Erdelöcher). Diese<br />

„Wälder“ haben den Charakter von ausgewachsenen Spontanwäldern auf aufgelassenen<br />

10<br />

Die Beispiele wurden jedoch als FFH-Gebiete 608 / DE 3542-304 sowie 503 / DE 3542-302 33 und<br />

622 / DE 3542-303 gemeldet.<br />

11<br />

Weitere Binnensalzstellen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bestehen am Beetzsee und am Großen<br />

Plessower See; diese sind jedoch nicht als NSG geschützt.<br />

81


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Restlandschaften und weisen eine geringe waldtypische Stabilität beispielsweise<br />

gegenüber Stürmen auf.<br />

Perspektivisch von Bedeutung für die Sicherung von Landschaftsausschnitten im<br />

Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist, dass durch das Landesumweltamt Brandenburg ein<br />

Defizit an geschützten Flächen gesehen wird (LUA 2001). Defizite bestehen danach vor<br />

allem bei den trockeneren, lehmigeren und landwirtschaftlich genutzten<br />

Grundmoränenstandorten zwischen Michelsdorf – Göttin - Golzow sowie um Schmerzke.<br />

Geringerer Schutzbedarf soll bei den (derzeit) kiefernbestockten, trockenen, sandig bis<br />

sandig-lehmigen Kuppen- und Hochlagen des Götzer und des Deetzer Berges sowie der<br />

Zauche südlich von Lehnin bestehen. Für die übrigen Landschaftstypen im Naturpark i.G.<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wird kein Bedarf an weiteren Schutzgebieten gesehen.<br />

j 4.3 Zielsetzungen Naturschutzgebiete<br />

Für die Naturschutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden als Ziele der<br />

Naturparkausweisung festgelegt:<br />

1. Sicherung und Weite<strong>rent</strong>wicklung der geschützten Bestände vorrangig mit den<br />

Möglichkeiten der regionalen Landnutzung<br />

2. Sicherung und regionale Wiederherstellung von wasserwirtschaftlichen<br />

Bedingungen, die einen langfristigen Erhalt der niederungstypischen Bestände<br />

garantieren<br />

3. Erhalt und Verbesserung der Standortbedingungen für die Salzwiesenvegetation<br />

4. Entwicklung von forstwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die den langfristigen<br />

Erhalt der mageren bzw. trockenen Standorte und eine Entwicklung älterer<br />

Waldbestände ermöglichen.<br />

5. Prüfung der Möglichkeiten zum Erhalt weiterer Flächen vorrangig der<br />

Trockenstandorte und der Grundmoränenflächen<br />

6. Angemessene Erschließung von landschaftstypischen naturnahen Beständen für<br />

die landschaftsgebundene stille Erholung<br />

7. Vernetzung der Angebote der naturbezogenen Erholung und Umweltbildung<br />

zwischen verschiedenen Landschaftstypen, um ein umfassendes Erleben der<br />

Natur und der extensiven Kulturlandschaften an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> zu<br />

ermöglichen.<br />

j 4.4 Natura 2000<br />

Unter den zum europäischen Netzwerk von Schutzgebieten „Natura 2000“ zählen nach<br />

der FFH-Richtlinie die Besonderen Schutzgebiete nach der Vogelschutzrichtlinie (special<br />

protection area, SPA) und die eigentlichen „FFH-Gebiete“, d.h. Gebiete von<br />

gemeinschaftlicher Bedeutung.<br />

Der Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> überschneidet sich mit vier SPA-Gebieten:<br />

- <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>niederung (DE 3542-421)<br />

- Rietzer See (DE 3642-401)<br />

- Niederung der Unteren <strong>Havel</strong> (DE 3339-402)<br />

- Fiener Bruch (DE 3640-421)<br />

82


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Den weitaus größten Anteil besitzt der Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> am SPA-Gebiet<br />

„<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>niederung“, dessen anderer Teil im Naturpark Westhavelland liegt.<br />

Weiterhin liegt das SPA „Rietzer See“ vollständig im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>,<br />

während von den beiden anderen Gebieten nur geringe Anteile im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> liegen.<br />

Der Raum des Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> umfasst ganz oder in Teilen 28 als FFH-<br />

Gebiete gemeldete Räume. Von diesen sind 18 Gebiete Teile von Naturschutzgebieten.<br />

Nicht oder nur zum Teil als Schutzgebiete zur Erhaltung von Flora, Fauna und Biotopen<br />

nach deutschem Recht und mit eigenständiger Verordnung festgesetzt sind 10 FFH-<br />

Gebiete:<br />

- DE 3442-304 Beetzsee-Rinne und Niederungen<br />

- DE 3542-302 Deetzer Hügel<br />

- DE 3542-303 Deetzer Hügel Ergänzung<br />

- DE 3542-304 Steppenhügel im <strong>Havel</strong>land<br />

- DE 3542-305 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung<br />

- DE 3640-302 Buckau und Nebenfließe Ergänzung<br />

- DE 3642-303 Kolpinsee und Mückenfenn<br />

- DE 3642-304 Michelsdorfer Mühlberg<br />

- DE 3643-304 Streuwiesen bei Werder<br />

- DE 3742-302 Hackenheide<br />

Die zur Umsetzung von nicht durch Naturschutzgebietsverordnungen geschützten FFH-<br />

Gebieten in Brandenburg vorgesehenen Bewirtschaftungserlasse bestehen für keines der<br />

FFH-Gebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

Lebensraumtypen<br />

Nach den Standarddatenbögen für die 28 FFH-Gebiete an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> dienen die<br />

Schutzgebietsmeldungen u.a. dem Schutz von 24 Lebensraumtypen nach Anhang I der<br />

FFH-Richtlinie 12 . Verglichen mit der Ausstattung aller brandenburgischen FFH-Gebiete<br />

treten in den FFH-Gebieten des Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> die Lebensraumtypen<br />

6410, 6120, 6440, 1340............................................................deutlich häufiger<br />

3150, 9160, 7210, 91D0, 91D1, 4030.......................................häufiger<br />

6430, 3260, 6510, 2330, 6210, 7230, 7150, 9180, 91D2 .........etwa gleich häufig<br />

und<br />

91E0, 7140, 9190, 2310, 6240 .................................................seltener<br />

auf.<br />

Unter den deutlich häufiger im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> als im gesamten Land<br />

Brandenburg auftretenden Lebensraumtypen sind damit die<br />

prioritären Lebensraumtypen<br />

- 1340 *Salzwiesen im Binnenland und<br />

- 6120 *Trockene, kalkreiche Sandrasen<br />

und die typischen Lebensraumtypen der Feuchtgebiete und Auen<br />

12 Zu beachten ist, dass diese Lebensraumtypen in den Standarddatenbögen für die FFH-Gebiete<br />

gemeldet sind, aber bei größeren FFH-Gebieten, die über den Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> hinausgehen,<br />

nicht unbedingt in den Teilgebieten im Naturpark i.V. liegen müssen. Es handelt sich hier um eine<br />

statistische Auswertung.<br />

83


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

- 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen<br />

Böden (Molinion caeruleae) sowie<br />

- 6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii).<br />

Für den Erhalt dieser Lebensraumtypen weist somit der Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> eine<br />

besondere Bedeutung auf. Dies wird verdeutlicht durch die Aufnahme der Salzwiesen am<br />

Rietzer See / Netzener See, am Beetzsee und am Großen Plessower See in das EU-<br />

LIFE-Projekt „Binnensalzstellen“ des NaturSchutzFonds Brandenburg, der Heinz-<br />

Sielmann-Stiftung und des Landesumweltamtes Brandenburg.<br />

Unter den häufiger als im Land Brandenburg an der mittleren <strong>Havel</strong> auftretenden<br />

Lebensraumtypen sind außerdem Einheiten wie<br />

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder<br />

Hydrocharitions<br />

9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald<br />

(Carpinion betuli) [Stellario-Carpinetum]<br />

7210 * Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae<br />

4030 Trockene europäische Heiden,<br />

die insgesamt den gut ausgebildeten und vielfältigen Bestand an geschützten<br />

Lebensräumen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> illustrieren.<br />

Dass unter den an der mittleren <strong>Havel</strong> seltener als im Land Brandenburg vorkommenden<br />

Lebensraumtypen ausgerechnet der Lebensraumtyp<br />

91E0 *Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion<br />

incanae, Salicion albae), d.h. Weichholzauenwälder und Erlen-Eschen-Wälder, und damit<br />

ein für Flachlandauen eigentlich typischer Biotopkomplex ist, verdeutlicht die<br />

Auswirkungen der bisherigen Landnutzungsintensitäten und auch der<br />

wasserwirtschaftlichen Zielsetzungen an der <strong>Havel</strong>.<br />

Unter den ganz oder zu Teilen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> liegenden FFH-Gebieten<br />

weisen vor allem die Gebiete<br />

- Niederung der Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See (DE 3339-301)<br />

- Beetzsee-Rinne und Niederungen (DE 3442-304)<br />

- Rietzer See (DE 3642-302)<br />

- Buckau und Nebenfließe (DE 3740-302)<br />

- <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung (DE 3542-305)<br />

- Große Freiheit bei Plaue (DE 3540-301)<br />

eine hohe Anzahl an Lebensraumtypen auf. Allerdings liegen die Gebiete „Niederung der<br />

Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See“ und „Beetzsee-Rinne und Niederungen“ zu erheblichen Teilen<br />

im Naturpark Westhavelland und das Gebiet „Buckau und Nebenfließe“ überwiegend im<br />

Naturpark Hoher Fläming, so dass die Lebensraumtyp-reichsten FFH-Gebiete im<br />

Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> durch die Meldungen „Rietzer See“, „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Ergänzung“ und „Große Freiheit bei Plaue“ abgedeckt werden. Hierbei handelt es sich<br />

auch um die typischen Landschaftsräume für die mittlere <strong>Havel</strong>.<br />

Die in Brandenburg besonders seltenen Lebensraumtypen (in < 10% der<br />

brandenburgischen FFH-Gebiete) sind im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> vor allem in<br />

folgenden FFH-Gebieten flächenhaft vertreten (Tab. 4.2.5):<br />

84


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Tab. 4.2.5: In Brandenburg besonders seltene Lebensraumtypen mit flächenhaft großer<br />

Verbreitung im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Lebensraumtyp FFH-Gebiet 13<br />

2310 Trockene Sandheiden mit Calluna und<br />

Genista [Dünen im Binnenland]<br />

DE 3339-301 Niederung der Unteren<br />

<strong>Havel</strong>/Gülper See<br />

DE 3742-302 Hackenheide<br />

DE 3339-301 Niederung der Unteren<br />

6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion<br />

dubii)<br />

<strong>Havel</strong>/Gülper See<br />

2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit DE 3339-301 Niederung der Unteren<br />

Corynephorus und Agrostis [Dünen im <strong>Havel</strong>/Gülper See<br />

Binnenland]<br />

DE 3742-302 Hackenheide<br />

4030 Trockene europäische Heiden DE 3742-302 Hackenheide<br />

6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem<br />

Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden<br />

(Molinion caeruleae)<br />

DE 3642-302 Rietzer See<br />

7210 *Kalkreiche Sümpfe mit Cladium DE 3442-304 Beetzsee-Rinne und<br />

mariscus und Arten des Caricion davallianae Niederungen<br />

Nach Tab. 4.2.5 ist im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> neben dem Raum des Rietzer Sees<br />

vor allem das FFH-Gebiet „Hackenheide“ als typischer und bedingt durch die aktuelle<br />

militärische Nutzung noch gut „gepflegter“ Komplex von Trockenlebensräumen von<br />

landesweiter Bedeutung.<br />

Arten<br />

In den nach der FFH-Richtlinie gemeldeten Gebieten im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

leben nach den Standarddatenbögen zu diesen Gebieten 13 Tierarten, deren Erhalt nach<br />

Anhang II der FFH-Richtlinie von so großer europäischer Bedeutung ist, dass hierfür<br />

besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Es sind dies:<br />

Deutscher<br />

Name 14<br />

Zoolog. Name RL RL Geb.: Akt.<br />

BBG D<br />

Vork.:<br />

Säugetiere (Mammalia)<br />

Biber Castor fiber 1 2 88 200<br />

Fischotter Lutra lutra 1 1 236 376 MTB<br />

Großes Mausohr Myotis myotis 1 2 40 20-50?<br />

Mopsfledermaus Barbastella barbastellus 1 1 33 30-50?<br />

Lurche und Kriechtiere (Amphibia, Reptilia)<br />

Kamm-Molch Triturus cristatus 2 2 118 200-400<br />

Rotbauchunke<br />

Fische (Pisces)<br />

Bombina bombina 1 2 114


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Rapfen Aspius aspius * 3 34 40-50<br />

Schlammpeitzger Misgurnus fossilis 3 2 60 70-100<br />

Steinbeißer Cobitis taenia 2 1 51 70-100<br />

Die in den als FFH-Gebiete gemeldeten Räumen im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> am<br />

weitesten verbreitete Tierart ist der Fischotter, gefolgt durch den Biber. An dritter Stelle<br />

steht der Rapfen, an vierter Stelle Kammmolch, Schlammpeitzger und Bitterling. Bei<br />

diesen weiter verbreiteten Arten handelt sich ausschließlich um aquatische bzw.<br />

amphibische Arten. Hierzu zählt auch das Meer-Neunauge, von dem in Brandenburg im<br />

mehrjährigen Abstand wiederholt einzelne Individuen gefangen wurden. Hierbei handelt<br />

es sich nicht um eine fortpflanzungsfähige Population, sondern um Einzelindividuen, die<br />

am Rand ihres aktuellen Verbreitungsgebiets auftreten.<br />

In den Standarddatenbögen wird der Zustand der im entsprechenden Gebiet lebenden<br />

Teilpopulationen der Arten durch die Maßstäbe<br />

- Populationsgröße und –dichte der Arten im Gebiet verglichen mit den Populationen<br />

im ganzen Land,<br />

- Erhaltungsgrad der für die Art wichtigen Habitatelemente und deren<br />

Wiederherstellungsmöglichkeiten sowie<br />

- Isolierungsgrad der Teilpopulation im Gebiet gegenüber der übrigen Population.<br />

Bei den Bewertungen der Vorkommen in den FFH-Gebieten im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> fällt auf, dass bessere Zustandsbewertungen eigentlich nur für den<br />

Erhaltungszustand vergeben wurden, während die anteilige Populationsgröße durch als<br />

„C“ (entsprechend „gering“) und der Isolierungsgrad überwiegend als „C“ (entsprechend<br />

„nicht isoliert“) eingestuft wurden. Bei den Vorkommen von Tierarten von europäischer<br />

Bedeutung im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> handelt es sich sich dementsprechend<br />

überwiegend um Arten, deren Erhaltungszustand teilweise gut, sonst durchschnittlich bis<br />

schlecht, deren anteilige Populationsgröße gering und deren Isolation von der<br />

Gesamtpopulation ebenfalls gering ist.<br />

Die Verbreitung der sog. „Anhang II-Arten“ auf die FFH-Gebiete für zu folgender<br />

Rangfolge 15 :<br />

Natura-Nr. Gebietsname Artenzahl<br />

DE 3339-301 Niederung der Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See 12<br />

DE 3542-301 Ketziner <strong>Havel</strong>inseln 8<br />

DE 3541-301 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 6<br />

DE 3641-305 Stadthavel 6<br />

DE 3642-302 Rietzer See 6<br />

DE 3542-305 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung 5<br />

DE 3640-301 Gränert 4<br />

DE 3540-301 Große Freiheit bei Plaue 4<br />

DE 3641-306 Plane Ergänzung 4<br />

DE 3643-301 Kleiner Plessower See 3<br />

DE 3442-304 Beetzsee-Rinne und Niederungen 2<br />

DE 3640-302 Buckau und Nebenfließe Ergänzung 2<br />

DE 3740-302 Buckau und Nebenfließe 2<br />

DE 3540-302 Pelze 2<br />

DE 3543-301 Krielower See 1<br />

15 FFH-Gebiete, die überwiegend in anderen Naturparken liegen, sind kursiv geschrieben.<br />

86


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Unter den Gebieten, für die keine Arten des Anhangs II genannt werden, sind vor allem<br />

Gebiete der trockeneren Standorte bzw. die durch Wald definierten Gebiete.<br />

j 4.5 Zielsetzungen FFH-Gebiete<br />

Für die FFH-Gebiete werden mit der Schaffung des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> die<br />

folgenden Ziele verbunden:<br />

1. Sicherung der derzeitigen Strukturen, Lebensbedingungen und Arten- sowie<br />

Biotopausstattungen der Gebiete<br />

2. Vorrangiger Einsatz regionaler Möglichkeiten für Sicherungsmaßnahmen<br />

3. Rechtliche Absicherung des Erhalts der Lebensraumtypen und Arten des Anhangs<br />

II der FFH-Richtlinie<br />

4. Weite<strong>rent</strong>wicklung typischer Standortqualitäten zur Stabilisierung der Vorkommen<br />

5. Verbindung isolierter Vorkommen durch Elemente des Biotopverbunds<br />

6. Erschließen geeigneter Vorkommen für die Öffentlichkeitsarbeit und die<br />

Umweltbildung<br />

j 4.6 Landschaftsschutz<br />

Ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete<br />

Die im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bestehenden neun Landschaftsschutzgebiete decken<br />

ein weites Spektrum an Landschaftstypen ab (Tab. 4.2.6).<br />

Tab. 4.2.6: Zuordnung der Landschaftsschutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zu<br />

Landschaftstypen<br />

Potsdamer Wald- und<br />

<strong>Havel</strong>seengebiet<br />

Brandenburger<br />

Osthavelniederung<br />

Ketziner<br />

Bruchlandschaft<br />

Lehniner Wald- und<br />

Seengebiet<br />

Görnsee und Görnberg<br />

Schmerzker Busch<br />

Krahner Busch<br />

Brandenburger Waldund<br />

Seengebiet<br />

gestaltete (Kunst-) Kulturlandschaft X<br />

eiszeitlich stärker reliefierte<br />

Kulturlandschaft<br />

X X X X<br />

Niederungslandschaft X X X X X X<br />

Waldlandschaft X X X X<br />

Bruchlandschaft (Altabbau) X X<br />

Obwohl der im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> unter Landschaftsschutz gestellte<br />

Flächenanteil von etwa 52% recht hoch erscheint, fällt auf, dass vor allem die intensiver<br />

genutzten hoch gelegenen Flächen der „Platten“ nur dann als erholungsbedeutende<br />

Landschaftstypen gelten, wenn sie mit Forst bestanden sind. Insbesondere die intensiver<br />

genutzten Landwirtschaftsräume um Paaren – Ketzin, Bochow – Damsdorf –<br />

Schenkenberg, Tremmen – Weseram, Michelsdorf und Fohrde – Kranepuhl, aber auch<br />

die stark umgestalteten und z. T. entwässerten Landschaften Schenkenberg – Netzen –<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und des unteren Planetals werden offensichtlich nicht als<br />

Westhavelland<br />

87


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

schön genug entfunden, um sie unter Landschaftsschutz zu stellen. Sie stellen<br />

ungeachtet ihrer ursprünglichen Landschaftsstruktur heute eher durchschnittliche<br />

Landschaften dar, die in ihrer Strukturierung und ihrem Gehalt an Landschaftselementen<br />

weder schutzwürdig noch –bedürftig sind.<br />

Die in den Verordnungen der festgesetzten Landschaftsschutzgebiete aufgeführten<br />

Schutzobjekte sind unterschiedlichen Feuchtezonen zuzuordnen. Entsprechend der<br />

generellen Strukturierung der <strong>Region</strong> werden vor allem Bestände feuchter Standorte<br />

aufgeführt, gefolgt durch Bestände an bzw. von Gewässern und Bestände mittlerer<br />

Standorte. Im Vergleich zu den Schutzobjekten der Naturschutzgebiets-Verordnungen ist<br />

der Anteil an Beständen trockener Standorte wie Feldgehölze, Streuobstwiesen, Alleen<br />

oder auch gegliederter Ackerlandschaften in den LSG-Verordnungen deutlich höher.<br />

Ebenfalls höher ist der Anteil von Beständen trockener Standorte wie z.B. trockener<br />

Laubwälder oder Dünen. Grund hierfür könnte die geringe Größe und die isolierte Lage<br />

dieser Bestände sein, die eine Ausweisung als eigenständiges NSG oder eine Zuordnung<br />

zu einem anderen naturschutzfachlich bedeutenden Schutzobjekt unsinnig erscheinen<br />

lassen. Damit wiesen die LSG-Verordnungen darauf hin, dass über die NSG hinaus<br />

Bestände bestehen, die schutzbedürftig sind und deren Erhalt geboten erscheint.<br />

Weiterhin bedeutsam ist, dass Siedlungen in den Verordnungen der LSG kaum als<br />

Schutzobjekte erwähnt werden, obwohl in der <strong>Region</strong> durchaus landschaftsbedeutsame<br />

Siedlungsbereiche bzw. Gebäudeensembles bestehen. Förderliche Objekte sind z. B. das<br />

Schloss Paretz, die Gutskomplexe von Groß Kreutz, Roskow, Mötzow oder Gollwitz, die<br />

sakralen Komplexe des Klosters Lehnin und des Domensembles in Brandenburg an der<br />

<strong>Havel</strong>, die historischen Gewerbeanlagen von Ketzin und Kirchmöser oder die<br />

Hafenanlagen von Ketzin und Plaue. In gleichem Maß bestehen Anlagen, die dem<br />

Landschaftserleben abträglich sind wie z. B. Deponien, Landwirtschaftstandorte,<br />

Gewerbezentren, (emittierende) Industriegebiete, Verkehrstrassen der BAB A2 und der<br />

Kanäle oder nicht landschaftsangepasste Bebauungsgebiete.<br />

Erwähnt werden in den LSG-Verordnungen allerdings zu schützende Übergänge von<br />

Siedlungen in die freie Landschaft und gelungene Gestaltungen z. B. von<br />

Verkehrstrassen, die zu einer Bereicherung der Landschaften führen (Alleen).<br />

Schutzwürdige Landschaften an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong><br />

Das Bundesamt für Naturschutz [BfN] entwickelt im Projekt „Schutzwürdige Landschaften“<br />

Vorschläge für zu schützende und zu entwickelnde Landschaften 16 . Die für Deutschland<br />

identifizierbaren 858 Einzellandschaften sind 24 grundlegenden Typen zuzuordnen. Für<br />

den Raum des Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wurden sechs Landschaften in vier Typen<br />

unterschieden (Tab. 4.2.7).<br />

Tab. 4.2.7: Zuordnung der Landschaften im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zu Landschaftstypen<br />

(BfN 2007)<br />

Landschaft Landschaftstyp<br />

81000 Nauener Platte 3.1 Gehölz- bzw. waldreiche Kulturlandschaft<br />

81200 Brandenburg- 3.2 Gewässerlandschaft (gewässerreiche Kulturlandschaft)<br />

Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet<br />

81300 Lehniner Land 3.12 Obstbaulandschaft (Kulturlandschaft mit Obstanbau)<br />

81401 Zauche 2.1 Reine Waldlandschaft<br />

81701 Baruther Tal 3.1 Gehölz- bzw. waldreiche Kulturlandschaft<br />

87301 Untere<br />

<strong>Havel</strong>niederung<br />

3.2 Gewässerlandschaft (gewässerreiche Kulturlandschaft)<br />

16 http://www.bfn.de/0311_schutzw_landsch.html<br />

88


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Für die Bewertung der Schutzwürdigkeit der Landschaften wurde jeder Landschaft in<br />

Abhängigkeit von ihrer Typisierung<br />

ein „Typwert“ zugeordnet. Weiterhin<br />

erfolgte für jede Landschaft eine<br />

Objektbewertung, in die die<br />

Unzerschnittenheit der Landschaft,<br />

die Bedeutung für den Biotop- und<br />

Artenschutz auf der Basis des<br />

Schutzgebietsanteils (Nationalparke,<br />

Naturschutzgebiete, Natura 2000-<br />

Gebiete, Kernflächen der<br />

Biosphärenreservate) sowie der<br />

Anteil historisch alter Waldstandorte<br />

einflossen. Typ- und Objektwert<br />

wurden zu einer Gesamtbewertung<br />

in fünf Wertstufen<br />

zusammengeführt 17 .<br />

Die sechs unterschiedenen<br />

Landschaften im Naturpark i.V.<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden durch das BfN<br />

wie folgt charakterisiert (Auszüge):<br />

81401 Zauche<br />

Die Zauche ist großflächig durch Kiefernforste in Form von strukturarmen<br />

Altersklassenwäldern geprägt. Eine Ausnahme vom waldgeprägten Sander bildet das<br />

Kaniner Luch, eine weitgehend trockengelegte, anmoorige Senke, in der Acker- und<br />

Weidewirtschaft betrieben wird. Im westlichen Teil der Zauche liegt der<br />

Truppenübungsplatz Lehnin, wo sich unter Panzerketten Heidegesellschaften entwickelt<br />

haben. Die gesamte Landschaft wird intensiv forstwirtschaftlich genutzt. (...) wegen der<br />

Nähe zu Berlin und Potsdam spielt auch die Erholungsnutzung in den eher eintönigen<br />

Wäldern eine Rolle.<br />

� Landschaft mit geringerer Bedeutung<br />

81000 Nauener Platte<br />

Abb. 4.5: Abgrenzung der Landschaften im<br />

Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nach BfN (2007)<br />

17<br />

Schutzwürdigkeitsstufen nach BfN (2007):<br />

Wertstufe Beschreibung D-Anteil<br />

Besonders Landschaften, die sich neben dem Vorkommen besonderer<br />

12,3%<br />

schutzwürdige Biotoptypen bereits heute durch einen hohen Schutzgebietsanteil,<br />

Landschaften das Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie durch<br />

einen über dem Durchschnitt liegenden Anteil unzerschnittener<br />

verkehrsarmer Räume auszeichnen.<br />

Schutzwürdige Landschaften mit einem geringeren Schutzgebietsanteil oder bei 9,6%<br />

Landschaften ähnlich hohem Schutzgebietsanteil stärker durch Verkehrswege<br />

zerschnitten.<br />

Schutzwürdige Landschaften, die hinsichtlich des Schutzgebietsanteils im<br />

26,8%<br />

Landschaften Bundesdurchschnitt liegen, die jedoch einen über dem Durchschnitt<br />

mit Defiziten liegenden Anteil an unzerschnittenen Räumen aufweisen.<br />

Landschaften Landschaften mit einem unterdurchschnittlichen Schutzgebietsanteil n.b.<br />

mit geringerer<br />

Bedeutung<br />

sowie einem unterdurchschnittlichen Anteil unzerschnittener Räume<br />

89


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Am Südrand verzahnt sich die Grundmoräne mit dem Niederungsgebiet der<br />

<strong>Havel</strong>niederung. Einige Seenketten mit Röhrichtzonen und einige Binnensalzstellen im<br />

Päwesiner Lötz bereichern die ansonsten eintönige Agrarlandschaft.<br />

� Schutzwürdige Landschaft mit Defiziten<br />

81701 Baruther Tal<br />

Bei den von hohen Grundwasserständen geprägten Flächen bestimmt Dauergrünland<br />

das Bild. Dort, wo Entwässerungsmaßnahmen erfolgreich waren, findet man großäumige<br />

Ackerwirtschaft vor. (...) Hydrographisch gesehen ist das Bruther Tal heute keine Einheit<br />

mehr, (...) Der überwiegende Teil des Baruther Tals wird als Ackerland genutzt, feuchte<br />

Bereiche tragen Dauergrünland und trockene Sandrücken werden als Kiefernforste<br />

bewirtschaftet. (...) Weiter sind kleine naturnahe Laub- und Bruchwaldvorkommen als<br />

Naturschutzgebiete ausgewiesen und mit ihren Niederungslebensräumen geschützt.<br />

� Besonders schutzwürdige Landschaft<br />

81200 Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet<br />

Im Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet ist eine sehr gemischte Landnutzung zu finden.<br />

So sind große Flächen auf den Grundmoränenplatten und in gut entwässerten<br />

Niederungen unter Ackernutzung, große Obstanbaugebiete befinden sich im östlichen<br />

Teil der Landschaft, die grundwassernahen Niederungsflächen tragen Grünländer und die<br />

Kuppen werden forstwirtschaftich genutzt. Die <strong>Havel</strong> und die Seen, aber auch die<br />

strukturreichen Wälder werden touristisch und als Naherholungsgebiet für die Potsdamer<br />

und Berliner <strong>Region</strong> genutzt. Als Naturschutzgebiete und FFH-Lebensräume sind vor<br />

allem Bereiche der <strong>Havel</strong> und <strong>Havel</strong>seen, der Emsterniederung sowie andere Seen des<br />

Gebietes ausgewiesen. Sie weisen breite Verlandungszonen mit Röhrichten,<br />

Seggenrieden, Erlenbruchwäldern und Feuchtwiesen auf. Hervorzuheben sind die<br />

Binnensalzstellen am Rietzer See in der Emsterniederung und die offenen Sandbänke<br />

der Ketziner <strong>Havel</strong>inseln und der Wolfsbruch, der als eines der letzten Niedermoore noch<br />

alljährlich überflutet wird.<br />

� Schutzwürdige Landschaft mit Defiziten<br />

81300 Lehniner Land<br />

Vorherrschende und charakteristische Nutzungsform im Lehniner Land ist der Obstbau.<br />

Weit verbreitet, besonders im südlichen Teil, ist auch die Forstwirtschaft. Im Norden wird<br />

auf einigen Flächen Ackerbau betrieben. Das größte Schutzgebiet des Lehniner Landes<br />

ist die Lehniner Mittelheide und das Quellgebiet der Emster. Es ist ein Gebiet in relativ<br />

ursprünglichem Zustand (...)<br />

� Landschaft mit geringerer Bedeutung<br />

87301 Untere <strong>Havel</strong>niederung<br />

Dominierendes Element dieser Landschaft ist die <strong>Havel</strong> mit zahlreichen ihr zustrebenden<br />

Bächen und Gräben. Im südlichen Teil ist die <strong>Havel</strong> seenartig aufgeweitet, (...).Heute<br />

finden Überflutungen in einigen Auenbereichen noch alljährlich statt, (...) Aufgrund starker<br />

Meliorationsmaßnamen sind ehemalige Feuchtgrünländer heute unter Ackernutzung,<br />

womit der Anteil von Acker und Grünland in der Landschaft etwa gleich ist. (...) Nahezu<br />

der gesamte Lauf der unteren <strong>Havel</strong> und ihrer Auenbereiche genießt Schutzstatus.<br />

� Besonders schutzwürdige Landschaft 18<br />

18 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Bewertungen des BfN für die bereits<br />

bestehenden Großschutzgebiete im Land Brandenburg nur in wenigen Fällen deutlich besser ausfallen. Als<br />

90


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Diese Charakterisierungen des BfN, die auf Defizite der Landschaften im Naturpark i.G.<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> hinweisen, können überspitzt formuliert werden als:<br />

- Zauche: strukturarme Kiefernforste, intensiv forstwirtschaftlich genutzt, und eine<br />

weitgehend trockengelegte Senke mit Landwirtschaft<br />

- Nauener Platte: eintönige Agrarlandschaft mit einigen Seenketten und<br />

Binnensalzstellen<br />

- Baruther Tal: überwiegend ackerbaulich genutzte entwässerte Niederung mit<br />

kleineren naturnahen Flächen<br />

- Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet: Land- und Wasserflächen intensiv genutzt<br />

- Lehniner Land: Obstanbau, Forstwirtschaft und Ackerbau<br />

- Untere <strong>Havel</strong>niederung: Flusslandschaft ohne Abflussdynamik, abseits vom<br />

Wasser (uninteressantes) Acker- und Grünland<br />

In dieser Überspitzung zeigen sich die Ansatzpunkte für eine Entwicklung der Landschaft<br />

des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

j 4.7 Zielsetzungen Landschaftsschutz<br />

Mit der Ausweisung des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden die folgenden Ziele für den<br />

Landschaftsschutz verbunden:<br />

1. Sicherung und landschaftsangepasste Weite<strong>rent</strong>wicklung der als LSG<br />

ausgewiesenen Teilräume des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

2. Abbau von Beeinträchtigungen in nicht als LSG festgesetzten Landschaftsräumen,<br />

um wohnortnahe Erholung und die Verbindung hochwertiger Landschaften zu<br />

ermöglichen.<br />

3. Verringerung der von nicht angepassten Objekten ausgehenden landschaftlichen<br />

Beeinträchtigungen z. B. durch Gestaltung der Übergänge zu benachbarten<br />

Landschaftsräumen oder Eingrünung.<br />

4. Sicherung insbesondere der landschaftlichen und naturschutzfachlichen Qualitäten<br />

der Brandenburger Seenlandschaft und der <strong>Havel</strong> bis Pritzerbe sowie des unteren<br />

Planetals<br />

5. Sicherung und behutsame Weite<strong>rent</strong>wicklung der landschaftlichen und<br />

naturschutzfachlichen Qualitäten der mittleren <strong>Havel</strong> und der südlichen Nauener<br />

Platte um Falkenrehde und zwischen Ketzin und Tremmen<br />

6. Erhalt der landschaftsverbessernden Elemente, Entwicklung der durchschnittlichen<br />

Landschaftsräume und Wiederherstellung beeinträchtigter Landschaftsausschnitte<br />

im Lehniner Land und in der Zauche<br />

7. Weite<strong>rent</strong>wicklung der Möglichkeiten der landschaftsgebundenen Erholung, um die<br />

Vielfalt der Landschaft an der mittleren <strong>Havel</strong> erlebbar zu machen.<br />

überwiegend „Besonders schutzwürdige Landschaften“ werden in Brandenburg die BR Schorfheide-Chorin<br />

und Spreewald sowie die NP Stechlin-Ruppiner Land und Dahme-Heideseen ausgewiesen, während die<br />

übrigen Großschutzgebiete inkl. der BR Elbtalaue und des Nationalparks Unteres Odertal zu erheblichen<br />

Teilen schlechter bewertete Landschaften umfassen.<br />

91


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

4.3 Kulturhistorischer Abriss<br />

Einige Inhalte für dieses Kapitel sind im Wesentlichen unter den Gliederungspunkten<br />

Lehnin und Brandenburg a.d.H. (2.4.) und Besiedlungsgeschichte (4.1.) eingearbeitet<br />

worden und sollen hier nicht wiederholt werden. Dennoch soll betont werden, dass die<br />

<strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> als Wiege der Mark Brandenburg gelten kann und dass das Kloster<br />

Lehnin als geistliche Keimzelle der Entwicklung fungiert hat. Die weltliche Macht hat sich<br />

auf und um die Dominsel Brandenburg entwickelt. Impulse hat die Entwicklung der<br />

Kulturlandschaft aber auch durch Einwanderer erhalten. Die frühzeitige Säkularisierung<br />

des Klosters Lehnin kennzeichnet den frühen Wechsel zum Protestantismus und einem<br />

Bekenntnis zur Toleranz in der <strong>Region</strong>. Die Landschaft der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> hat<br />

Jahrhunderte im Schatten der großen Städte ihr Dasein gefristet. Nun ist es an der Zeit,<br />

dass sich die alten und neuen Bewohner identitätsstiftend der natürlichen und der<br />

eigenen Werte bewusst werden und daraus ein bürgerschaftlich geprägtes<br />

Unternehmertum zum Nutzen der Bewohner und seiner Natur entwickeln. Die <strong>Region</strong><br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist als historische Einheit zu begreifen, die durch ein Miteinander der<br />

Akteure die Gemeinschaft voranbringen kann.<br />

4.4 Landwirtschaftliche Entwicklung<br />

Die neolithischen Ackerbauern im Atlantikum, in der Zeit vom 6. bis Anfang des 3.<br />

Jahrtausends v.u.Z., waren die ersten Menschen, die durch Rodungen Einfluss auf die<br />

Bodenentwicklung nahmen. Die ersten slawischen Siedler ließen sich in der Mark<br />

Brandenburg vor 1.500 Jahren nieder. Trotzdem kann das Land als dünn besiedelt<br />

gelten. Erst mit den Ansiedlungsbestrebungen der preußischen Könige ließen sich mehr<br />

Menschen in der <strong>Region</strong> nieder und benötigten Ackerland und Weideflächen. Die Siedler<br />

drangen bis in die Niederungen vor, konnten aber ohne eine Entwässerung (Melioration)<br />

der Moore nicht ihre Grundversorgung sichern. So wurden die Moore mit staatlicher<br />

Unterstützung entwässert und zu Acker und Weideflächen umgewandelt.<br />

Die Wälder der <strong>Region</strong> wurden durch die Rodungen für Ackerland und den Einschlag für<br />

Brennholz stark dezimiert und so griffen die Siedler in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

auf ein anderes Brennmaterial zurück: den Torf aus den trockengelegten Mooren. Der<br />

Ton unterhalb der Torfschichten wurde nun auch gewonnen, zu Baumaterial für die<br />

eigenen Häuser verarbeitet und begründete die Ziegelindustrie an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>. Im<br />

Laufe der Industrialisierung im 19.Jahrhundert nahm nicht nur die Bevölkerungsdichte zu<br />

und damit der Bedarf an Ackerflächen. Die neuen Maschinenentwicklungen wie<br />

Dampfpflüge und Dampfloks erlaubten auch eine schnellere und großflächige<br />

Veränderung der Moorlandschaft in Nutzfläche für die Landwirtschaft und das<br />

Ziegelwesen. Längst versorgte sich die Landbevölkerung nicht mehr nur selbst mit ihren<br />

Produkten, sondern lieferte auch die wichtigen Versorgungsgüter für die aufblühenden<br />

Städte der <strong>Region</strong> wie auch Berlin, Potsdam und Brandenburg. Eine weitere Welle der<br />

Urbarmachung der landwirtschaftlich noch nicht genutzten Flächen, also auch den<br />

Niederungsgebieten der <strong>Havel</strong> und den Trockenflächen der Zauche, begann nach dem 2.<br />

Weltkrieg. Die Bevölkerung sollte möglichst rasch zur Selbstversorgung in der Lage sein.<br />

So wurden weitere Maßnahmen zur Trockenlegung von Mooren aber auch zur<br />

Bewässerung von trockenen Hochflächen eingeleitet. Eingriffe in die natürliche<br />

Bodennutzung der Landwirtschaft wurden mit starken Düngemitteleinträgen geplant, um<br />

höhere Erträge in der „Streusandbüchse Brandenburg“ zu erzielen. Um<br />

Überschwemmungen vorzubeugen wurden die Flüsse eingedeicht, aber auch die<br />

Entwässerungsgräben in Trockenzeiten wieder zur Bewässerung genutzt. Entlang der<br />

92


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

<strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> steuerten Pumpwerke die Bewässerung der Trockenflächen. Der Obst<br />

und Gemüsebau brachte so gute Erträge. Heute beschäftigen wir uns im Naturschutz und<br />

in der Landwirtschaft wieder mit dem Rückbau oder der Stilllegung dieser dramatischen<br />

Veränderungen der natürlichen Landschaft.<br />

Grundlagen der Landwirtschaft: die Böden<br />

Die Böden im Bereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> sind in der Folge der letzten Eiszeit entstanden.<br />

Aufgrund der eiszeitlichen Ablagerungen bildeten sich an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> häufig<br />

sandige Böden. Verbreitet sind auch anlehmige bis lehmige Böden, z.T. sind Tieflehme<br />

und Moorböden anzutreffen. Einen wesentlichen Einfluss auf die landwirtschaftliche<br />

Nutzbarkeit der Böden hat die Wasserverfügbarkeit. Grund- und stauwasserferne<br />

Sandstandorte (D1a und D2a), wie sie z.T. in den Gemarkungen Groß Kreutz und<br />

Bochow anzutreffen sind, haben ein ausgesprochen niedriges Ertragspotential. Die<br />

Bodenwertzahlen liegen häufig zwischen 25 und 30, nur selten werden Werte von über 35<br />

erreicht. Im engeren Einzugsgebiet der <strong>Havel</strong> mit ihren Niederungen und ehemaligen<br />

Überflutungsflächen sind in der Regel grund- oder stauwasserbeeinflusste Böden<br />

anzutreffen, die oft erst nach meliorativen Maßnahmen ackerbaulich nutzbar gemacht<br />

werden konnten. Insgesamt sind die Böden im geplanten Naturparkgebiet durch eine<br />

ausgesprochene Heterogenität gekennzeichnet. Häufig wechseln die Bodenverhältnisse<br />

innerhalb kurzer Distanzen erheblich, so z.B. zwischen der <strong>Havel</strong>niederung und dem<br />

Götzer Berg.<br />

Grundlage der Landwirtschaft: das Klima<br />

Brandenburg liegt im Bereich eines Übergangsklimas zwischen maritimen und kontinental<br />

beeinflussten Klima. Im Bereich des <strong>Havel</strong>landes überwiegen bisher im Sommer warme<br />

und im Winter mäßig kalte Temperaturen. Bis spät in den Mai hinein ist mit Spätfrösten zu<br />

rechnen, die vor allem im Obstbau für erhebliche Ertragseinbußen sorgen können, wenn<br />

keine Maßnahmen zur Blütenfrostabwehr ergriffen werden (Frostschutzberegnung). Die<br />

Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,2 – 8,5 °C. Die durchschnittliche jährliche<br />

Niederschlagsmenge liegt bei 550 mm, wobei in der Vegetationsperiode im Mittel lediglich<br />

mit 175 mm zu rechnen ist. Somit ist bereits heute bei vielen landwirtschaftlichen und vor<br />

allem bei Obst- und Gemüsekulturen zur Ausschöpfung des Ertragspotentials eine<br />

Zusatzbewässerung unabdingbar. Nach neueren Studien zur Entwicklung des Klimas in<br />

Brandenburg ist davon auszugehen, dass bis 2050 die jährliche Niederschlagsmenge um<br />

mindestens 100 mm abnimmt. Dabei ist vor allem im Sommerhalbjahr mit erheblich<br />

geringeren Regenmengen zu rechnen. Gleichzeitig werden extreme Wetterereignisse wie<br />

Starkregen, Hagel und Sturm zunehmen, was sich ebenfalls negativ auf Landwirtschaft<br />

und Gartenbau auswirken kann.<br />

Landwirtschaftliche Betriebsstruktur<br />

Die Betriebsstruktur der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Unternehmen ist im<br />

Bereich des geplanten Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sehr vielschichtig. Im Gegensatz zu den<br />

überwiegend großflächig bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzflächen in den Neuen<br />

Bundesländern gibt es hier keine landwirtschaftlichen Großbetriebe mit Betriebsflächen<br />

über 2000 ha. In vielen Dörfern existieren landwirtschaftliche Betriebe in der Rechtsform<br />

der eingetragenen Genossenschaft, die die Flächen in der Regel schon vor der „Wende“<br />

bewirtschaftet haben. Darüber hinaus wurden nach 1990 landwirtschaftliche Betriebe in<br />

der Rechtsform von Personengesellschaften oder juristischen Personen gegründet, die<br />

z.T. über größere Flächen verfügen. Verbreitet ist aber auch die Landwirtschaft im<br />

Nebenerwerb, vor allem bei obstbaulich genutzten Flächen<br />

93


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Landwirtschaftliche Hauptkulturen<br />

Die landwirtschaftlichen Hauptkulturen im Einzugsbereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> sind Mais,<br />

Raps und Getreide. Der Anbau von Mais und Raps erfolgt zunehmend zur Nutzung als<br />

Nachwachsender Rohstoff. Während Rapsöl direkt als Kraftstoff genutzt werden kann,<br />

wird beim Mais die gesamte Biomasse in Biogasanlagen energetisch verwertet. Die<br />

Hauptgetreidearten sind Roggen und Weizen, allerdings erreicht Weizen nur auf wenigen<br />

Flächen ausreichende Ertragsleistungen.<br />

Der Viehbesatz liegt mit 0,5 GVE/ha (GVE – Großvieheinheiten, z.B. ein Rind) deutlich<br />

unter der empfohlenen Größe von 1 GVE/ha. Zum überwiegenden Teil erfolgt<br />

Mutterkuhhaltung bzw. Milchviehwirtschaft, nur vereinzelt werden Schweine, Geflügel<br />

oder Schafe gehalten.<br />

Ein sehr hoher Anteil landwirtschaftlicher Flächen von ca. 20% wird gegenwärtig als<br />

Stilllegungsfläche ausgewiesen oder unterliegt keiner landwirtschaftlichen Nutzung.<br />

Gärtnerische Hauptkulturen<br />

Traditionell wird im Werderaner Raum und westlich davon Obstanbau betrieben. Dieses<br />

Gebiet ist für den Obstanbau prädestiniert, da der kleinklimatische Einfluss der <strong>Havel</strong> die<br />

Frostgefahr etwas mindert, sich andererseits die leichten, sandigen Böden schnell<br />

erwärmen und somit für einen zeitigen Erntebeginn saisonaler Obstarten wie Erdbeeren<br />

und Kirschen sorgen. Mitte der 1980er Jahre entwickelte sich das <strong>Havel</strong>ländische<br />

Obstanbaugebiet mit ca. 10500 ha zum größten geschlossenen Obstanbaugebiet<br />

Deutschlands. Anfang der 1990er Jahre wurden mehr als 7000 ha gerodet und auch in<br />

den darauffolgenden Jahren erfolgte eine sukzessive Verringerung der obstbaulich<br />

genutzten Flächen auf aktuell 1740 ha (2003) im Bereich des ehemaligen<br />

<strong>Havel</strong>ländischen Obstanbaugebietes. Ausnahmen von dieser Entwicklung sind in der<br />

Stadt Werder und der Gemeinde Groß Kreutz festzustellen. Heute sind über 80 % der<br />

Obstflächen des <strong>Havel</strong>landes in diesem Bereich zu finden. Die hauptsächlich angebauten<br />

Kulturen sind Äpfel, Süßkirschen und Erdbeeren. Darüber hinaus werden in<br />

nennenswertem Umfang Sauerkirschen, Pflaumen, Johannis-, Stachel-, Heidel- und<br />

Himbeeren sowie Birnen und Sanddorn angebaut.<br />

Gemüsebaulich interessant ist vor allem der Spargelanbau. Lokal sind aber auch weitere<br />

Gemüsearten wie Radieschen, Möhren, Teltower Rübchen und Blumenkohl im Anbau. In<br />

Gewächshäusern und Folietunnel werden hauptsächlich Tomaten, Gurken und vereinzelt<br />

Paprika produziert.<br />

Perspektiven für Landwirtschaft und Gartenbau<br />

Die Zukunft der Landwirtschaft und des Gartenbaus im geplanten Naturparkgebiet ist von<br />

einer Vielzahl teilweise nicht vorhersehbarer Faktoren abhängig, die unter den<br />

betroffenen Landwirten und Gärtnern für Verunsicherungen sorgen. Der am stärksten<br />

wirkende Faktor wird die anthropogen verursachte Klimaveränderung sein. Vor allem die<br />

zu erwartende Verringerung der jährlichen Niederschlagsmenge und die ungünstige<br />

Verteilung der Niederschläge können sich zu einem gravierenden Produktionsrisiko<br />

entwickeln. Während der Hauptvegetationszeit von April bis Juni können langandauernde<br />

Trockenzeiten, wie wir sie dieses Jahr bereits erlebten, zur Regel werden. Besonders<br />

betroffen davon sind grund- und stauwasserferne, sandige Böden mit geringem<br />

Wasserhaltevermögen. Diese werden zukünftig ohne Zusatzbewässerung kaum noch<br />

landwirtschaftlich nutzbar sein. Darüber hinaus drohen Produktionsrisiken durch extreme<br />

Witterungsereignisse wie Stürme und Hagel, die nach verschiedenen Klimaszenarien in<br />

Zukunft verstärkt auftreten werden. Ein weiterer wesentlicher Faktor stellt die EU-<br />

94


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Agrarpolitik dar. Die Umstellung der Agrarförderung von Ertrags- auf Flächenprämien hat<br />

bereits zu einer leichten Veränderung im Anbauspektrum geführt. Da Landwirte und<br />

Gärtner den Gesetzen des Marktes ausgeliefert sind, werden auch zukünftig vor allem die<br />

unter Berücksichtigung aller Agrarbeihilfen und Erlöse lukrativsten Kulturen angebaut<br />

werden. Inwieweit Landwirte und Gärtner bereit sein werden, zusätzliche Leistungen für<br />

den Erhalt der Kulturlandschaft bzw. des Umweltschutzes zu erbringen, hängt wesentlich<br />

mit den damit verbundenen Förder- bzw. Sanktionsmechanismen zusammen. Eine<br />

sukzessive Verringerung der momentan sehr hohen Subventionen in der Landwirtschaft,<br />

wie von der EU geplant, wird erhebliche Veränderungen in den Kulturlandschaften mit<br />

sich bringen. Es entstehen für die einheimischen Produzenten zusätzliche<br />

Wettbewerbsnachteile, da die Landwirtschaft bisher in den meisten Industriestaaten<br />

staatlich unterstützt wird. Eine kostendeckende Produktion landwirtschaftlicher<br />

Hauptkulturen wie Getreide zu Weltmarktpreisen ist unter den aktuellen Bedingungen im<br />

geplanten Naturparkgebiet kaum möglich.<br />

Ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> ist die Nähe zum<br />

Ballungszentrum Berlin. Verbunden mit dem Aufbau einer verbesserten touristischen<br />

Infrastruktur ist davon auszugehen, dass zukünftig mehr Menschen die Natur, aber auch<br />

die Schönheiten der gartenbaulich bzw. landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft<br />

erleben möchten. Dieser Aspekt stellt eine Chance für die ansässigen Landwirte und<br />

Gärtner dar, langfristig existenzsichernde Einkommensalternativen zu entwickeln.<br />

Einige positive Beispiele für diese Entwicklungen sind bereits sichtbar, wie der Frucht-<br />

Erlebnis-Hof in Petzow oder der Spargelhof in Klaistow. Neben der Ab-Hof-Vermarktung<br />

sind aber auch Möglichkeiten der Gästeunterbringung (Urlaub auf dem Bauernhof),<br />

Selbstpflücke (Obst) oder von Tierpensionen (Pferde) denkbar.<br />

Eine große Chance für die Landwirtschaft und den Gartenbau im Gebiet des geplanten<br />

Naturparks bietet der anhaltende Trend zu Bioprodukten. Die Erzeugung nach den<br />

Richtlinien des ökologischen Landbaues ist die beste Voraussetzung für eine<br />

Vereinbarkeit von Naturschutz und Landbewirtschaftung. Die im Vergleich zur<br />

konventionellen Landwirtschaft arbeitsintensivere Produktionsweise wird in der Regel<br />

durch höhere zu erzielende Erlöse kompensiert. Gleichzeitig bietet der ökologische<br />

Landbau mehr Menschen eine Beschäftigung.<br />

Zurzeit arbeiten im Landkreis Potsdam-Mittelmark 33 Betriebe mit einer Fläche von ca.<br />

6800 ha nach den Richtlinien des ökologischen Landbaues, dies entspricht einem<br />

Flächenanteil von 6 % (Quelle – Statistisches Jahrbuch 2004). Damit liegt der Landkreis<br />

unter dem Durchschnitt für Brandenburg (8,7%). Andere berlinnahe Landkreise mit<br />

großen Schutzgebieten wie Dahme-Spreewald liegen mit 28,8 % der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche deutlich darüber.<br />

Im geplanten Naturparkgebiet sind bereits einige Ökobetriebe ansässig, so in Rädel,<br />

Deetz und Götz. Eine Ausweitung der Produktion, verbunden mit einer Verstärkung der<br />

Aktivitäten zur Direktvermarktung, könnte die Attraktivität des Naturparkgebietes erheblich<br />

steigern und den Landwirten bessere Einkommensmöglichkeiten bieten.<br />

Da in der <strong>Region</strong> bereits ausreichend große Flächen als Schutzgebiete ausgewiesen<br />

sind, muss nicht mit Restriktionen für Landwirtschaft und Gartenbau gerechnet werden,<br />

die zu Nutzungseinschränkungen führen. Dennoch ist aufgrund des hohen Wildbestandes<br />

der Anbau bestimmter Kulturen gefährdet. Bei Überwinterung Zehntausender Wildgänse<br />

im Bereich der <strong>Havel</strong>niederungen und des Rietzer Sees wird die Ertragserwartung von<br />

Raps eingeschränkt. Schäden werden durch Wildschweine und im Bereich der<br />

Fischereiwirtschaft durch Kormorane verursacht. Als wichtiges Problem aber auch als<br />

Chance für eine nachhaltige Landnutzung wird die Gestaltung von Ausgleichsflächen<br />

durch die Flächenagentur GmbH gesehen, die als Ausgleich für umfangreiche Eingriffen<br />

95


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

beim Straßenbau und beim <strong>Havel</strong>ausbau dem Naturschutz zur Verfügung gestellt werden<br />

und somit dauerhaft einer landwirtschaftlichen Nutzungsänderung zugeführt werden. Die<br />

„Schmergower Wiesen“ stellen dafür ein realisiertes Projekt dar<br />

Beispiele für zukünftig anbaubare Kulturen<br />

Im Bereich der landwirtschaftlichen Kulturen ist mit einem weiteren Anstieg des<br />

Maisanbaus zu rechnen, insbesondere zur Nutzung in Biogasanlagen. Als C4-Pflanze<br />

kann Mais eine höhere Photosyntheseleistung im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen<br />

Kulturen erzielen und ist somit in der Lage, in kurzer Zeit und bei geringerem<br />

Wasserverbrauch eine große Biomasse aufzubauen. Die zurzeit arbeitenden bzw. kurz<br />

vor Fertigstellung stehenden Anlagen haben bereits einen Bedarf von ca. 1500 ha<br />

Maisanbaufläche, weitere Anlagen sind in Planung bzw. bereits genehmigt. Diese Option<br />

für die Landwirte stellt andererseits ein Risiko für eine nachhaltige Landwirtschaft dar, da<br />

nicht selten in der Praxis von den Regeln der guten landwirtschaftlichen Praxis<br />

abgewichen wird und keine die Bodenfruchtbarkeit erhaltende vielfältige Fruchtfolge<br />

angewendet wird.<br />

Im Bereich des Obst- und Gemüseanbaus wird sich der Anbau auf Arten und Sorten<br />

konzentrieren, die den veränderten Umweltbedingungen am besten angepasst sind. So<br />

finden wir bereits heute Apfelsorten wie ´Fuji´ oder ´Braeburn´ im Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n<br />

<strong>Havel</strong>, die vor wenigen Jahren ausschließlich aus klimatisch begünstigten Ländern wie<br />

Neuseeland oder Brasilien importiert wurden. Realistisch ist auch ein Wiederaufleben des<br />

Weinanbaus.<br />

Für die <strong>Region</strong> wichtig wäre der verstärkte Anbau von Obst, wobei auch Obstarten wie<br />

Walnuss, Aprikose, Pfirsich und Birne möglich sind. Auch die Ausweitung des Gemüseanbaus<br />

könnte die Versorgung der <strong>Region</strong> und deren Wertschöpfungskapazität verbessern.<br />

Beispiel für eine anbauwürdige Kultur im geplanten Naturparkgebiet:<br />

Sanddorn wird in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre im Erwerbsanbau produziert.<br />

Derzeit liegen die Hauptanbaugebiete in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg.<br />

Aufgrund zahlreicher wertvoller Fruchtinhaltsstoffe werden derzeit Sanddornprodukte<br />

verstärkt nachgefragt. Neben der Verarbeitung zu Säften, Gelee und anderen<br />

Nahrungsmitteln werden zunehmend die Fruchtfleisch- und Kernöle für Kosmetikprodukte<br />

verwendet. Darüber hinaus gibt es zahlreiche medizinische Anwendungsmöglichkeiten<br />

von Sanddornprodukten.<br />

In den meisten Betrieben wird Sanddorn nach den Richtlinien der ökologischen<br />

Produktion angebaut. Sanddorn erweist sich bisher als sehr geeignet für den<br />

ökologischen Anbau, da Krankheiten und Schädlinge keine größere Rolle spielen. Auch<br />

der Stickstoff-Düngemitteleinsatz kann deutlich reduziert werden, da stickstoffbindende<br />

Actinomyzeten eine ausreichende N-Versorgung der Pflanzen gewährleisten.<br />

Seit Anfang der 1980er Jahren wurden für Sanddorn Anbau- und Ernteverfahren<br />

entwickelt, die heute von den meisten Produzenten genutzt werden. In den letzten Jahren<br />

wurden aufgrund der gestiegenen Nachfrage Sanddornplantagen aufgebaut und dabei<br />

auch deutsches Know-how genutzt. In Deutschland ist die Anbaufläche allerdings seit<br />

einiger Zeit stagnierend, da die Verfahrenskosten aufgrund des hohen Lohnniveaus und<br />

des erheblichen Energieinputs für das Schnitternteverfahren in Kombination mit der<br />

Frostung sehr hoch sind. Dennoch finden sich zahlreiche Interessenten für einen<br />

Sanddornanbau in Deutschland, die darin meist eine Einkommensalternative zu<br />

landwirtschaftlichen Kulturen sehen.<br />

Von Bedeutung für den zukünftigen Produzenten ist die Vermarktungsfähigkeit der<br />

Produkte. Die Technologie der Sanddornverarbeitung liegt auf einem sehr hohen Niveau.<br />

96


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Mehrere Verarbeitungsbetriebe mit erheblichen Produktionsreserven sind in den letzten<br />

Jahren entstanden. Der Sprung von der regionalen Vermarktung hin zu den großen<br />

Handelsketten scheitert momentan hauptsächlich an der nicht ausreichend vorhandenen<br />

Rohware bzw. der nicht zu gewährleistenden gleichmäßig hohen Qualität von<br />

Importfrüchten.<br />

4.5 Wirtschaftliche Entwicklung aus der Sicht von Industrie und<br />

Gewerbe<br />

Menschen siedelten von jeher in der Nähe von Gewässern. So wurden auch die <strong>Havel</strong><br />

und Ihre Nebenflüsse als Nahrungsquelle und als Verkehrsweg genutzt. Eiszeitliche Seen<br />

und Zuflüsse der <strong>Havel</strong> in der Zauche boten frühen Siedlern ebenfalls die Grundlage, sich<br />

durch Jagd, Fischfang und ersten Ackerbau und Viehzucht eine Lebensgrundlage zu<br />

schaffen. „Neue Materialien“ wie Bronze und später Eisen ermöglichten es, weiteres<br />

Handwerk zu entwickeln und bessere Kampf- und Jagdwaffen herzustellen. Durch die<br />

Tonfunde hatte man schon früh Techniken zur Herstellung von Gefäßen eingesetzt. Die<br />

Menschen produzierten im Wesentlichen für den Eigenbedarf und nur begrenzt als<br />

Handelsware auch im Austausch gegen andere Produkte. Im 12. Jahrhundert sollte sich<br />

das ändern. Mit der Übernahme der Mark durch die deutschen Askanier wurden<br />

christliche Siedler aus anderen <strong>Region</strong>en ins Land geholt, und die Mönche des<br />

Zisterzienserordens um Mithilfe bei der Christianisierung gebeten. Die neuen Siedler<br />

brachten ihre Handwerkskünste mit ins Land, und die Mönche setzten eine ausgeklügelte<br />

Unternehmensstruktur zur wirtschaftlichen Entwicklung der <strong>Region</strong> ein.<br />

Als die Zisterzienser 1180 in unsere <strong>Region</strong> kamen, hatten sie bereits einen 70jährigen<br />

Erfahrungsschatz in der Umsetzung ihrer Ideale und Zielsetzungen im Glauben und für<br />

die Urbarmachung und wirtschaftliche Nutzung von Naturräumen. Der Grundbesitz des<br />

Klosters war die Grundlage für die Erfolgsgeschichte. Zudem besaßen die Zisterzienser<br />

eine große politische Bedeutung in Kirche und Welt. Ihre Handlungsräume erstreckten<br />

sich gleichfalls auf die Eigen-, Renten- und Kreditwirtschaft und ebenso auf Handel und<br />

Export. Sie waren also Großgrundbesitzer und überregional handelnde Unternehmer.<br />

Die Stiftungsausstattung umfasste den Klostersee bis zur Mühle in Nahmitz mit seinen<br />

Einkünften, fünf Dörfer in der Umgebung und Ländereien in weiteren Dörfern. Otto I<br />

übereignete weitere Dörfer und Seen, sodass auch wesentliche Fischereirechte an die<br />

Lehniner Mönche fielen. Weitere Schenkungen und eigene Ankäufe ergänzten die<br />

Besitztümer des Klosters. Ein Drittel der Zauche gehörte zu Ihrem Besitz. Die Mönche<br />

kauften 1317 für 244 Mark brandenburgischen Silbers die heutige Stadt Werder. Das Dorf<br />

Lehnin, die Kerngemeinde der heutigen Großgemeinde Kloster Lehnin, entstand um<br />

1415, als die Zisterzienser vor den Klostermauern einen Markt einrichteten.<br />

Das Kloster unterhielt Güter in der Umgebung und Stadthöfe (Handelsfilialen) in<br />

Brandenburg, Cölln, Berlin und Loburg, zusätzlich eigene Märkte, neben Lehnin auch in<br />

Werder. Es gab Handwerksbetriebe, die für den Eigenbedarf aber auch für den Handel<br />

produzierten und immer auf dem Stand der Technik waren. Hergestellt wurden Kleidung<br />

und Werkzeuge durch alle dafür notwendigen Gewerke. Die Mönche hatten Brau- und<br />

Schankrechte, betrieben Bienenzucht und Kerzenherstellung, Wald- und Forstwirtschaft,<br />

bauten Wein an, befleißigten sich der Wasser- und Fischereiwirtschaft und des Ackerbaus<br />

und der Viehzucht. Das Ziegeleiwesen geht ebenfalls auf die Mönche zurück.<br />

Erzeugnisse und Produkte wie Getreide, Fleisch, Fisch, Molkereiprodukte, Honig,<br />

Bienenwachs, Wein und Leder wurden in den Stadthöfen umgeschlagen oder exportiert in<br />

weiter entfernte <strong>Region</strong>en, bis nach Hamburg über <strong>Havel</strong> und Elbe.<br />

97


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Längst waren die Besitzungen zu landgreifend und die Produktionsstätten zu verzweigt,<br />

um von den Mönchen selbst bewirtschaftet werden zu können. Daraus entstand ein<br />

funktionierendes Eigenwirtschafts- und Rentensystem. Das Kloster war der größte<br />

Arbeitgeber von der Zauche bis zur <strong>Havel</strong>. Als das Kloster 1542 säkularisiert wurde,<br />

umfasste der Besitz rund 4.500 Hektar Wald- und Ackerfläche, 54 Seen, 9 Wind- und 6<br />

Wassermühlen, 39 Dörfer sowie mit Werder eine Stadt. Von Lehnin aus erfolgten zudem<br />

drei Klosterneugründungen im 13. Jahrhundert, die erlaubt waren, sobald ein Kloster die Stärke<br />

von 60 Mönchen überschritt.<br />

Wirtschaft nach dem Potsdamer Edikt (1685)<br />

Nach dem 30 jährigen Krieg sollte die Wirtschaftskraft Preußens durch Einwanderer aus<br />

Frankreich, die dort verfolgten Hugenotten, gestärkt werden. Die wirtschaftliche<br />

Innovationskraft der Einwanderer lag in den Bereichen der gewerblichen Produktion.<br />

Manufakturen entstanden und in der Landwirtschaft waren es vor allem neue Kulturen,<br />

die in die karge Mark kamen: Spargel, Blumenkohl und Tabak.<br />

Industrielle Entwicklung der Gründerzeit<br />

Im 19. und 20. Jahrhundert trieben technischer Fortschritt und Erfindungen die Industrielle<br />

Entwicklung voran. Um Berlin entstanden Industriestandorte wie die stahlverarbeitende<br />

Industrie in Brandenburg; das Ziegelwesen entwickelte sich entlang der <strong>Havel</strong>. Die<br />

Infrastruktur wurde verbessert durch den Bau von Straßen und Bahnstrecken und die<br />

Großschifffahrtswege wurden ausgebaut. Es entstand eine Agrar-Industrie-<strong>Region</strong> an der<br />

<strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>, ihr industrielles Zentrum war die Stadt Brandenburg. Im Gegenzug wurde<br />

bereits in diesen Jahren das Zurückbleiben einiger abseits gelegener <strong>Region</strong>en der<br />

Provinz erkennbar. Die Dörfer in der Zauche und an der <strong>Havel</strong> blieben landwirtschaftlich<br />

orientiert.<br />

Planwirtschaft in der DDR<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die wirtschaftliche Struktur durch die Einführung der<br />

Planwirtschaft grundlegend verändert, zudem hatten Reparationsverpflichtungen einen<br />

schwerwiegenden Einfluss auf die Ausgangssituation in der Wirtschaft. Das Ziel für die<br />

Entwicklung war die Selbstversorgung des Landes. Trotzdem auch in unserer <strong>Region</strong> die<br />

Umstrukturierung zu staatlich gelenkten Großbetrieben griff, blieb die <strong>Region</strong><br />

landwirtschaftlich geprägt mit der Stadt Brandenburg als Industriekern.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> im Landkreis Potsdam-Mittelmark nach 1990<br />

Nach der Aufgabe der Planwirtschaft sind die Wirtschaftsstrukturen wieder dramatisch<br />

verändert worden. Vor dem Hintergrund der näheren Vergangenheit konnten traditionelle<br />

Zusammenhänge nicht mehr oder nur vereinzelt wieder hergestellt werden. Noch heute<br />

arbeiten wir an der Bedarfs- und Zielorientierung dieser <strong>Region</strong>.<br />

98


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Wirtschaftsstruktur<br />

Abb. Aufteilung Flächennutzung<br />

In der <strong>Region</strong> Brandenburg/Werder haben sich an verschiedenen Standorten kleinere<br />

Metallbau- und Maschinenbaubetriebe angesiedelt. Im südlichen Teil des Kreises vor<br />

allem Betriebe aus der Baubranche zu finden. Außerhalb des engeren<br />

Verflechtungsraumes (Speckgürtel) um Berlin prägen jedoch Land-, Forst- und<br />

99


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Fischereiwirtschaft das Bild des Landkreises. Die Stadt Brandenburg begreift sich nach<br />

wie vor als Industriestandort und gilt als innovativer Kern der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

Gegenwärtig sind es vor allem kleine Unternehmen und Handwerker, die auf dem<br />

Dienstleistungssektor tätig sind. Durch die gute verkehrliche Anbindung ist die <strong>Region</strong><br />

Wohnstandort. Entlang der B 1 sind in jedem Dorf Gewerbegebiete mit überwiegend<br />

hohem Leerstand ausgewiesen. Die wirtschaftlichen Probleme von Firmen und die<br />

Abwanderung von Firmen, wie zum Beispiel die Rolladenfirma in Jeserig und das<br />

Kalksandsteinwerk Emstal sind keine Ausnahme. Nur einzelne größere Betriebe wie die<br />

Deponien in Ketzin und Deetz, Niederlassungen von Eon-Edis, die Spedition Verhoek in<br />

Derwitz, ein Getränkehersteller in Lehnin oder Fruchtexpress in Groß Kreutz sind<br />

regionale Arbeitgeber.<br />

Die regionale Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse ist<br />

der Schlüssel zur Wertschöpfung in der <strong>Region</strong>.<br />

Angesichts der wirtschaftlichen Situation sind für die Zukunft auf dem Wirtschaftssektor<br />

durch engagierte Akteure Ergebnisse in kleinen Schritten zu erwarten. Dafür braucht es<br />

die öffentliche Billigung und Unterstützung, die durch Verbesserung weicher<br />

Standortfaktoren (Ansiedlung von Landärzten, Pflegeeinrichtungen u.a.), durch Förderung<br />

des 2. Arbeitsmarktes die Vernetzung der in der <strong>Region</strong> Tätigen verbessert und erleichtert<br />

werden kann. Ein Signal für die <strong>Region</strong> wäre dabei auch die Wiederinbetriebnahme<br />

Städtebahn Brandenburg-Belzig und andere Verbesserungen des ÖPNV. Aber die<br />

Akteure vor Ort müssen tätig werden. Das Warten auf eine Kraft von Außen ist<br />

unwahrscheinlich.<br />

Ein Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung und für die Ansiedlung neuer<br />

Unternehmen ist die relative Berlinnähe, aber auch der hohe Wohnungsleerstand,<br />

ungenutzte und unattraktive Gewerbeflächen und die geringe Kaufkraft der Bewohner.<br />

Die Gewerbetreibenden in den Orten sind auf ein attraktiv gestaltetes Umfeld<br />

angewiesen, das den sanften Tourismus anstößt und damit durch eigene Aktivitäten den<br />

Selbsterhalt sichern hilft. Überschaubare Investitionen in kleinere Projekte werden durch<br />

eine Gebietsentwicklungskonzeption angeregt und gewinnen für den Einzelnen an<br />

Bedeutung, soweit er sich über seine <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> identifiziert.<br />

4.6 Kulturlandschaft aus touristischer Sicht<br />

Das Gebiet der „<strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>“ liegt für den Tagestourismus verkehrstechnisch günstig<br />

zu den Oberzentren Berlin Potsdam und Brandenburg a. d. <strong>Havel</strong>. Alle<br />

Anbindungsmöglichkeiten sind vorhanden: Wasser, Schiene und Straße/Autobahn, aber<br />

auch das Radwegenetz ist zwischen Berlin und Brandenburg gut erschlossen.<br />

Schon am Anfang des letzten Jahrhunderts waren die Ausflugslokale entlang der <strong>Havel</strong><br />

beliebte Ziele der Stadtmenschen. Wer den „Ausflug aufs Land“ plant, sollte sich jedoch<br />

von den romantischen Vorstellungen trennen. Hier in der Mark müssen wir mit Feinsinn<br />

ein Gespür für die landschaftlichen Vorzüge erkennen. Schon Fontane hat seine Leser<br />

auf diesen Umstand hingewiesen.<br />

Das Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg hat eine Tourismuskonzeption<br />

für das Land (2006-2010) erarbeiten lassen. Die Erhebungen zeigen folgendes Bild:<br />

Die durchschnittliche Bettenauslastung in den gewerblichen Betrieben betrug im Jahr 2005 29,8%,<br />

die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt derzeit bei 2,7Tagen. Die meisten Übernachtungen<br />

100


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

entfallen mit rund 1,1 Mio. Übernachtungen (ohne Camping) auf das Reisegebiet Ruppiner Land,<br />

gefolgt vom Fläming, dem Spreewald und dem Oder-Spree-Seengebiet. Diese vier Reisegebiete<br />

bündeln zusammen mit Potsdam derzeit 54% der Übernachtungen. Im Sommerhalbjahr (Mai bis<br />

Oktober) lagen 65% aller gewerblichen Übernachtungen 2005. Der Inlandsmarkt ist für<br />

Brandenburg nach wie vor der wichtigste Quellmarkt: 94% aller gewerblichen Übernachtungen<br />

werden durch Inlandsgäste getätigt. Berlin ist mit einem Anteil von 19% der wichtigste Quellmarkt<br />

Brandenburgs, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (12%) und Brandenburg selbst (11%). Auch<br />

Sachsen (9%), Niedersachsen (7%)und Sachsen-Anhalt (6%) sind bedeutende Herkunftsgebiete.<br />

Mit 76% dominieren Verkehrsmittel wie PKW und Motorrad. Die Bahn nutzten 11% der Gäste zur<br />

Anreise, mit dem Reisebus reisten 6%, mit Boot 2%. Das Durchschnittsalter der Gäste beträgt<br />

47Jahre und liegt im Vergleich zu Erhebungen in anderen Bundesländern rund ein bis zwei Jahre<br />

über dem dortigen Durchschnittsalter. Bei der Aufenthaltsart liegt der „Erholungsurlaub“ mit 29%<br />

deutlich vorn. Geschäftlich bedingte Reisen kommen insgesamt nur auf 17%. Eine deutliche<br />

Zunahme ist beim Aktivurlaub feststellbar, der mittlerweile 14% ausmacht. Auch kulturtouristisch<br />

orientierte Aufenthaltsarten im weiteren Sinne wie „Städtereisen“, „Besichtigungs-/Studienreisen“<br />

und „Veranstaltungs-/Eventbesuche“ haben mit einem Anteil von 18% an Bedeutung gewonnen. In<br />

Bezug auf den Stellenwert des Aufenthaltes ist der Anteil der Haupturlauber mit 12%, der<br />

Kurzurlauber mit 43% und der Wochenendtrips mit 22% deutlich angewachsen. Fast alle Gäste<br />

benennen mindestens einen Attraktivitätsfaktor während ihres Aufenthaltes: Auf dem ersten Platz<br />

rangiert „Natur und Landschaft“(29%), auf Platz zwei „Wasser(-sport)angebote“ (9%), gefolgt von<br />

„Freizeit-, Unterhaltungs- und Kulturangeboten“ (8%). Wesentliche Störfaktoren aus Gästesicht sind<br />

Angebote in den Bereichen „Freizeit, Unterhaltung und Kultur“(15%). Weitere wesentliche<br />

Kritikpunkte betreffen die Aspekte „Ortsbild und Sauberkeit“ (10%) „Rad-, wander- und wassertouristische<br />

Angebote“ (9%) sowie die „Ausschilderung“ (7%). Der Tagestourismus hat für Brandenburg<br />

eine außerordentlich hohe Bedeutung: Rund 78% aller touristischen Aufenthaltstage und fast zwei<br />

Drittel des gesamten touristischen Umsatzes sind diesem Segment zuzuordnen. Brandenburg<br />

profitiert in hohem Maße von seiner Nachbarschaft zu Berlin, das pro Jahr 131 Mio. Tagesreisen<br />

produziert. Davon führen über 40 Mio. bzw. 30% zu einem Ziel in Brandenburg. Die<br />

herausragenden Besuchermagneten in Brandenburg sind folgerichtig im näheren Umland von<br />

Berlin angesiedelt. Stärkste Einzelziele sind Potsdam (12,6 Mio. Tagesbesucher) sowie das Oder-<br />

Spree- und das Dahme-Seengebiet (17,3 Mio.), der Spreewald (14,9 Mio.) und das <strong>Havel</strong>land<br />

(13,3 Mio.), gefolgt vom Ruppiner Land (9,5 Mio.), dem Fläming (8,2 Mio.) und dem Barnimer Land<br />

(7,5 Mio.). Der Tourismus im Reiseland Brandenburg ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für<br />

das Land, ein Multiprodukt mit Breitenwirkung, denn von den Ausgaben der Touristen profitieren<br />

eine Vielzahl von Betrieben und Einrichtungen, insbesondere Beherbergungs- und<br />

Gastronomiebetriebe, Kultur-, Sport-, Freizeit- und Unterhaltungsanbieter, Landwirtschaft,<br />

Einzelhandel, Transportunternehmen und sonstige Dienstleister. Allerdings liegen die<br />

durchschnittlichen Ausgaben pro Tagesausflug in Brandenburg mit rund 20,20 Euro pro Person<br />

deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (28,00 Euro) und sind die bundesweit niedrigsten.<br />

Erkenntnisse aus der Studie des Wirtschaftsministeriums<br />

Die Stärken des Reiselandes Brandenburg liegen in seinem reichen Potenzial an<br />

unterschiedlichen, voll im Trend liegenden Möglichkeiten für Aktivaufenthalte in einer<br />

herausragenden Landschaft in Verbindung mit einem vielfältigen Kulturangebot. Durch<br />

die Nähe zu Berlin ergeben sich zudem Chancen für eine Fülle von Synergieeffekten zur<br />

Erschließung von weiteren Marktsegmenten. Die wesentlichen Schwächen bestehen in<br />

der unzureichenden Wahrnehmung von Angeboten für die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />

einzelner Zielgruppen. Damit verbunden sind eine mangelnde Kundenorientierung und<br />

Servicebereitschaft und eine zersplitterte Organisationsstruktur mit vielen wirtschaftlich<br />

schwachen Akteuren und einem zu geringen Interesse an Kooperation und sinnvoller<br />

Vernetzung.<br />

Abhängigkeiten von der demografischen Entwicklung<br />

Die Bevölkerungszahl in Brandenburg und Berlin wird bis zum Jahr 2020 gegenüber 2002<br />

aufgrund der Überalterung um 3% (d.h. 186.900 Einwohner) sinken. Der<br />

101


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Bevölkerungsrückgang verläuft jedoch regional sehr unterschiedlich. Während die<br />

Bevölkerung Berlins fast konstant bleibt (-0,8%) und im Umland sogar steigen<br />

wird(+5,5%), wird sie in den weiter von Berlin entfernten Bereichen Brandenburgs<br />

voraussichtlich um 14% sinken (2002–2020).<br />

Damit kann den Angeboten touristischer Freizeitgestaltung in der <strong>Region</strong> „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“<br />

sehr viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um auch den hier lebenden Menschen<br />

im eigenen Umland Grund zum Verweilen zu bieten. Die Neubewohner der <strong>Region</strong> sollen<br />

stärker integriert werden, um so ihre Heimat kennen zu lernen. Wohnen und Arbeiten<br />

findet nicht am selben Ort statt. Am Familienstandort werden die Möglichkeiten der<br />

Freizeitgestaltung dadurch wichtig.<br />

Die Chancen<br />

Entwicklung angebotsspezifischer Produktlinien für die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>, die der<br />

Angebotsstruktur der <strong>Region</strong> Rechnung tragen. Touristisch besonders nachgefragte<br />

Angebote sollten gebündelt und dem Markt zugänglich gemacht werden. Als<br />

Querschnittsthemen sind Naturtourismus und Barrierefreies Reisen zu entwickeln.<br />

Zu den Schwerpunktthemen zählen:<br />

• Wassertourismus<br />

• Fahrradtourismus<br />

• Kulturtourismus<br />

• Familienurlaub<br />

Schlussfolgerungen:<br />

Die Angebote, die über den Tourismusverband und die behördlichen Stellen in den<br />

Kommunen für Tourismus zuständig sind, müssen geordnet und spezifiziert werden, um<br />

die Information an den potenziellen Besucher besser heranzubringen. Folgende<br />

Angebote sind zu Produkten zu gestalten:<br />

• Familienurlaub, Kinder- und Jugendreisen<br />

• Kultur: mit den Aufenthaltsarten Besichtigungs-, Bildungs- und Studienreisen,<br />

Veranstaltungs- sowie Städtereisen.<br />

• Radfahren: Radfahren als Urlaubsaktivität ist für die Zielgruppen der Aktivurlauber,<br />

Familien und Erholungsurlauber besonders wichtig.<br />

• Wasser: aufgrund des steigenden Potenzials im Bereich Wassersport für alle<br />

Aufenthaltsarten. Gute Bademöglichkeiten haben für Familien, Kinder und Jugendliche<br />

eine sehr hohe Bedeutung für die Reiseentscheidung.<br />

• Wellness: Die Entwicklung der Produktlinie Wellness ist stark anlagenabhängig.<br />

Entscheidend ist, inwieweit sich Hotelanbieter entsprechend spezialisieren und<br />

investieren.<br />

102


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

5 Entscheidungen kommunaler Körperschaften und deren<br />

Vertreter<br />

5.1 Beschlüsse<br />

Kreistag Potsdam-Mittelmark<br />

103


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

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<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

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<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

106


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />

Anlage1<br />

Kenntnisstand Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Am 30.03.05 fasste die Stadtverordnetenversammlung folgenden Beschluss Nr.<br />

67/2005:<br />

"Die Stadtverordnetenversammlung Brandenburg an der <strong>Havel</strong> beauftragt die<br />

Oberbürgermeisterin, in Abstimmung mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark zu<br />

107


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

klären, welche Schritte zur Einrichtung eines "Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>" erforderlich<br />

sind und welche touristischen, gewerblichen und arbeitsmarktpolitischen Impulse<br />

sowie Kosten, Einschränkungen und Risiken dadurch für die Stadt Brandenburg an<br />

der <strong>Havel</strong> entstehen können. Zu klären ist ebenfalls: Welche Entscheidungen<br />

werden der Stadt entzogen (z. B. bei der Satzungsaufstellung)? Welche Flächen<br />

sind betroffen? Es ist eine Karte mit den betroffenen Flächen beizufügen." Die<br />

Einrichtung des Naturparks “<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ ist eine freiwillige Aufgabe. Die Stadtverordnetenversammlung<br />

entscheidet, ob die Einrichtung betrieben werden soll.<br />

I. Schritte zur Entwicklung des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sind:<br />

1. Grundsatzbeschluss der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> zur Frage, ob die<br />

Einrichtung eines Naturparks “<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ betrieben werden soll.<br />

2. Beratung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> mit dem Fördervereinsvorstand<br />

Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

3. Beratung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> mit dem Landkreis Potsdam-<br />

Mittelmark, darüber hinaus mit den beteiligten Kommunen.<br />

4. Beratung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> mit dem Land Brandenburg<br />

hinsichtlich des Bekanntmachungsverfahrens durch die oberste Naturschutzbehörde<br />

und der Mittelausstattung gemeinsam mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark.<br />

5. Verfahren des Landes Brandenburg: Ausrufung Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

6. Beschluss der kreisfreien Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> im Rahmen des<br />

Verfahrens<br />

7. Bekanntmachung des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> durch das Land Brandenburg,<br />

oberste Naturschutzbehörde<br />

Von den Gemeinden Groß Kreutz, Kloster Lehnin und Ketzin gibt es bereits<br />

folgende Stellungnahmen zur Einrichtung eines Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>:<br />

• Gemeinde Groß Kreutz: gesamtes Gemeindegebiet<br />

• Gemeinde Kloster Lehnin: Zustimmung mit Abgrenzungsvorschlag<br />

• Stadt Ketzin: Zustimmung zum Konzept<br />

(siehe Anlagen 2-5)<br />

Weitere Informationen sind in einer umfangreichen Dokumentation von Marina<br />

Donner und Chris Rappaport (130 Seiten) eines Info-Workshop zum Tag der<br />

<strong>Region</strong>en in Groß Kreutz, 25.5.2005 zu finden.<br />

(http://la21bb.de/service/downloads1.html)<br />

II. Touristische, gewerbliche und arbeitsmarktpolitische Impulse<br />

Die touristische Vermarktung des Stadtgebietes kann noch umfassender entwickelt<br />

werden. Es wird davon ausgegangen, dass in Ergänzung der bereits vorhandenen<br />

städtetouristischen Angebote und der landschaftstouristischen Angebote des<br />

Umlandes (z.B. Naturpark Westhavelland, Naturpark Hoher Fläming) hier noch ein<br />

erhebliches naturtouristisches Entwicklungspotential vorhanden ist. Eine<br />

Naturparkeinrichtung könnte für eine landschaftstouristische Entwicklung des Stadt-<br />

und Umlandgebietes als zusätzlicher „Motor“ und als Grundlage für eine<br />

Vermarktungsstrategie dienen. Eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz hat<br />

nachgewiesen, dass von Naturparken und ihren gebietesorientierten Angeboten und<br />

Tourismusangeboten erhebliche Impulse auf inhaltlich benachbarte Gewerbetriebe<br />

ausgehen (z.B. Gastronomie, Kunsthandwerk, direkt vermarktende<br />

landwirtschaftliche Betriebe, Urlaubsangebote auf dem Bauernhof,<br />

Wassertourismusangebote und damit verbundenes Gewerbe). Eine Untersuchung<br />

des Bundesamtes für Naturschutz zu „ökonomischen Effekten von<br />

108


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Großschutzgebieten“ (BFN-Script 135, Bonn 2005, URL:www.bfn.de) ergab, dass im<br />

Naturpark Hoher Fläming eine hohe Wertschöpfung durch Tagesausflügler im<br />

Landschaftstourismus zustande kommt. Im Naturpark Hoher Fläming wird von<br />

einem landschaftstouristischen Einkommen in Höhe von 3,0 Mio. € / a<br />

ausgegangen. Daraus ergibt sich ein Beschäftigungsäquivalent von 211 Personen,<br />

deren Einkommen vollständig vom Tourismus im Naturpark abhängt. Ob die<br />

beschriebenen Aspekte auch bei einer städtischen Struktur voll ausgeschöpft<br />

werden können, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar.<br />

III. Kosten<br />

Es wird anhand der Kosten vorhandener durch das Land finanzierter Naturparkverwaltungen<br />

geschätzt, dass jährlich für 3-5 Personalstellen ca. 150-250 T€,<br />

Sachkosten zwischen 50 - 80 T€ und Projektkosten von ca. 150 T€ entstehen<br />

würden. Insgesamt muss von Kosten zwischen minimal 350 bis 480 T€/a<br />

ausgegangen werden. Die Haushalte der interessierten Kommunen, des<br />

Landkreises Potsdam – Mittelmark und der kreisfreien Stadt Brandenburg an der<br />

<strong>Havel</strong> können diese Kosten allein nicht aufbringen. Im Land vorhandene Naturparke<br />

werden durch das Land zu 100% finanziert. Zusätzliche Projekte werden<br />

insbesondere durch EU-Fördermittel (z.B. Leader +- Fördermittel) finanziert. Eine<br />

Finanzierung eines zusätzlichen Naturparks durch das Land ist nicht geklärt. Sollte<br />

eine 100%-ige Finanzierung durch das Land nicht erfolgen, so gibt es verschiedene<br />

Ansätze zur Aufteilung der Kosten:<br />

- Ansatz in Abhängigkeit der jeweiligen Flächenanteile der Kreise und kreisfreien<br />

Stadt<br />

- Ansatz in Abhängigkeit der Einwohnerzahlen der beteiligten Kommunen<br />

Weiterhin könnte auf eine anteilige Beteiligung des Landes verhandelt werden. Eine<br />

Berechnung der Kosten in Abhängigkeit der Einwohnerzahl der beteiligten<br />

Kommunen könnte zu einer überproportionalen Belastung der Stadt Brandenburg an<br />

der <strong>Havel</strong> führen.<br />

IV. Einschränkungen und Risiken<br />

Das Land Brandenburg unterhält ein Großschutzgebietssystem aus 3 Biosphärenreservaten,<br />

dem Nationalpark Unteres Odertal und 11 Naturparken. Eine personelle<br />

Unterstützung der Großschutzgebietsverwaltungen erfolgt über die Finanzierung der<br />

Naturwacht durch die Stiftung Naturschutzfonds des Landes. Weitere Naturparke<br />

sind vonseiten des Landes nicht geplant. In der Vergangenheit erfolgte eine<br />

Verwaltungsvereinfachung, indem die ehemalige Landesanstalt für<br />

Großschutzgebiete in das Landesumweltamt integriert wurde. Es ist vor dem<br />

Hintergrund der finanziellen Situation des Landeshaushaltes nicht denkbar, dass ein<br />

neuer Naturpark durch das Land Brandenburg zu 100% finanziert werden würde.<br />

Der Naturpark wird mittels Bekanntmachung durch die oberste Naturschutzbehörde<br />

auf der Grundlage des § 26 Brandenburgisches Naturschutzgesetz ausgerufen. Es<br />

handelt sich gemäß § 26 BbgNatSchG um „<br />

(1) Großräumige, einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die<br />

1. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind,<br />

2. sich als naturnaher Landschaftsraum oder historisch gewachsene<br />

Kulturlandschaft für die Erholung besonders eignen und<br />

3. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung und Fremdenverkehr<br />

vorgesehen sind, können durch Bekanntmachung der obersten Naturschutzbehörde<br />

zu Naturparks erklärt werden. Naturparks dienen der Erhaltung, Entwicklung<br />

109


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

und Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzungen geprägten Landschaft und<br />

ihrer Arten- und Biotopvielfalt. In ihnen wird zu diesem Zweck eine dauerhaft<br />

umweltgerechte Landnutzung und ein nachhaltiger Tourismus angestrebt sowie<br />

eine nachhaltige <strong>Region</strong>alentwicklung gefördert.“<br />

Mittelpunkt der Entwicklung eines Naturparks ist dementsprechend die<br />

wirtschaftliche <strong>Region</strong>alentwicklung und nicht der Naturschutz. Die bereits<br />

vorhandene und unter Schutz gestellte Naturschutzgebietskulisse bietet lediglich<br />

den Entwicklungsrahmen für den Naturpark. Zusätzliche<br />

Schutzgebietsausweisungen und zusätzliche rechtliche Restriktionen<br />

sind hiermit nicht verbunden. Entscheidungen werden durch die Naturparkerklärung<br />

nicht entzogen, da hier für keine Satzung erforderlich ist. Im Naturpark werden die<br />

Vorgaben der <strong>Region</strong>alentwicklung berücksichtigt, das Baurecht wird nicht berührt.<br />

Die Naturparkverwaltung wäre allerdings im Rahmen von Genehmigungsverfahren,<br />

bei denen eine Befreiung von Verboten des Naturschutzgesetzes (§ 72<br />

Brandenburgisches Naturschutzgesetz) erforderlich ist, ins Benehmen zu setzten.<br />

Eine Einspruchsmöglichkeit dieser Verwaltung (Einvernehmen) besteht nicht. Dass<br />

diese Beteiligung zu einer deutlichen Verlängerung von Genehmigungsverfahren<br />

führen kann, ist nicht ausgeschlossen.<br />

V. Betroffene Flächen im Stadtgebiet Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und Vorschlag<br />

für vier Gebietsabgrenzungen<br />

Für das Stadtgebiet sind mehrere alternative Gebietsabgrenzungen des Naturparks<br />

“<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ denkbar.<br />

1. Die Stadtverordnetenversammlung fasst den Grundsatzbeschluss nicht, dann<br />

sind keine Flächen der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> betroffen.<br />

2. Die kleinflächige Variante 1 erstreckt sich nur auf die Gebietsabgrenzung des<br />

Naturschutzgebietes <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

3. Die östliche Variante 2 umfasst die Schutzgebiete Landschaftsschutzgebietes<br />

(LSG) Brandenburger Osthavelniederung und das Naturschutzgebiet <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

4. Die westliche Variante 3 umfasst neben den Schutzgebieten LSG Brandenburger<br />

Osthavelniederung und das Naturschutzgebiet <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> auch das Breite Bruch<br />

und das LSG Brandenburger Wald- und Seengebiet.<br />

Es obliegt den Stadtverordneten, diese Vorschläge oder andere Grenzen des<br />

Gebietes festzulegen. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass innerhalb des Naturparks<br />

mindestens 50 % Schutzgebiete (Landschaftsschutzgebiete oder<br />

Naturschutzgebiete) liegen müssen. Je größer das Gebiet gewählt wird, desto mehr<br />

Kosten können der Stadt daraus anteilig entstehen. Je kleiner das Gebiet gewählt<br />

wird, desto geringer sind die Kosten, desto geringer ist aber unter Umständen auch<br />

der zu erwartende Fördermitteleffekt (bei flächenabhängiger Berechnung). Denkbar<br />

wäre auch eine Gebietsabgrenzung, die sich an einem konkreten Wasser- und<br />

Radtouristikprojekt (<strong>Havel</strong>- und <strong>Havel</strong>seen und angrenzende Verkehrsadern als<br />

Gebietsgrenzen) orientiert.<br />

110


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

111


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Ketzin<br />

Stand Juni 2005<br />

Information über den Arbeitsstand zum Beschluss über die Einrichtung eines<br />

neuen „Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ in Teilen des Gemeindegebietes der Stadt<br />

Ketzin<br />

Sehr geehrter Herr Rappaport, sehr geehrte Frau Donner,<br />

ich möchte Sie als Bürgermeister der Stadt Ketzin über den Stand der<br />

Beschlussumsetzung in den Grenzen der Stadt Ketzin informieren. Im Oktober 2004<br />

stimmten die Mitglieder des Fachausschusses Wirtschaft, Tourismus und Verkehr<br />

den Aussagen: Die Stadt Ketzin mit Ihren Naturschutzgebieten und<br />

Landschaftsschutzgebieten und ihrer Lage an der <strong>Havel</strong>, ist prädestiniert ebenfalls<br />

Flächen in den zukünftigen „Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ einzubringen vom Grundsatz<br />

her zu. Im November 2004 wurde folgende Empfehlung ausgesprochen: Der<br />

Ausschuss empfiehlt die weitere Verfolgung und Umsetzung der<br />

Naturparkgedankens <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>. Aus den Fachausschüssen, Wirtschaft,<br />

Tourismus und Verkehr sowie Bau, Stadtentwicklung und Umwelt liegen die<br />

Beschlussempfehlungen mit den konkreten Grenzen für den Gemarkungsbereich<br />

Ketzin vor. Die Ortsteile Falkenrehde und Zachow beschlossen ebenfalls in<br />

Bereichen der Gemarkungen einen Naturpark einrichten zu wollen. Die Ortsbeiratssitzungen<br />

in Tremmen und Etzin stellten die Entscheidung erst einmal zurück, mit<br />

der Bitte, weitere Informationen über die landwirtschaftliche Nutzungen in einem<br />

Naturpark zu erhalten. In den Monaten September/Oktober 2005 werden die<br />

Ortsbeiräte und nach Empfehlung aus dem Hauptausschuss, die<br />

Stadtverordnetenversammlung die Einrichtung eines Naturparks an der <strong>Mittlere</strong>n<br />

<strong>Havel</strong> beschließen. Die Tendenz ist klar, die Grenzvorschläge sind noch<br />

abzuwägen. Wie ich bereits Herrn Landrat Koch mitgeteilt habe, mit gemeinsamem<br />

Engagement, ist das große Ziel der Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nicht mehr so fern.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Bernd Lück<br />

112


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>)<br />

113


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

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<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

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<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Kloster Lehnin<br />

116


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

5.2 Äußerungen von Mandatträgern und Unternehmen in Interviews<br />

Andreas Bernig, MdL, am 02.03.07<br />

Förderverein: Herr Bernig, wie bewerten Sie die Arbeit des Fördervereins <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> und der Naturparkgemeinden?<br />

Bernig: Zunächst muss man allen ehrenamtlichen Akteuren für ihr Engagement<br />

danken. Ohne sie würden wir heute über dieses interessante Projekt nicht reden.<br />

Gut finde ich das Engagement in der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ohne vorrangig auf<br />

Fördergelder zu schauen. Es muss darum gehen, die eigenen<br />

Entwicklungspotentiale zu ergründen und darauf aufzubauen. Dann allerdings muss<br />

man auch auf die Unterstützung durch das Land zählen. Schließlich geht es darum<br />

überall nicht gleiche, aber gleichwertige Lebensverhältnisse zu gestalten. Dabei<br />

muss man an die konkreten gegebenen Möglichkeiten anknüpfen und sehen, wie<br />

sie in diesem Sinne im Interesse der Menschen genutzt werden können. In der<br />

Linkspartei-Landtagsfraktion diskutieren wir derzeit über den Begriff der <strong>Region</strong>en.<br />

Ich werde mich dafür einsetzen, dass vermehrt Gespräche über Gemeinde- und<br />

Kreisgrenzen hinweg stattfinden.<br />

Förderverein: Wie sehen Sie den weiteren Weg nach den zustimmenden<br />

Beschlüssen des Landkreises und der Gemeinden zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>?<br />

Bernig: Das Eine sind die Beschlüsse und das Andere ist ihre Umsetzung. Aus<br />

meiner Sicht ist hier mehr Nachhaltigkeit oder auch Konsequenz nötig. Die<br />

Gemeinden bauen z.B. Rad- und Wanderwege und machen ja bereits viel für den<br />

Tourismus. Aber das muss noch viel besser vernetzt werden. Bei jeder Planung<br />

muss sichergestellt werden, dass tatsächlich gerade die ehrenamtlichen Akteure<br />

wirklich einbezogen werden. Ich werde mich dafür einsetzen, dass das geplante<br />

Tourismus-Center in Kloster Lehnin in die Arbeit der <strong>Region</strong> eingebettet wird und<br />

Absprachen mit dem Förderverein und den Städten Ketzin und Brandenburg sowie<br />

der Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) dazu stattfinden.<br />

Förderverein: Was können die Gemeinden für die weitere <strong>Region</strong>alentwicklung tun?<br />

Bernig: In Landtagsdebatten ist das Ehrenamt oft ein großes Thema. Leider scheint<br />

im Alltag die Euphorie schnell zu verfliegen. Im geplanten Naturpark engagieren sich<br />

die Bürger von unten. Sie haben das Projekt auf den Weg gebracht. Die<br />

Versammlungen des Fördervereins sind gut besucht. Daran müssen wir unbedingt<br />

117


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

anknüpfen. So können und müssen der Landkreis und die Gemeinden den<br />

Förderverein und die Bürger noch viel besser in ihre Arbeit einbinden.<br />

Förderverein: Welche Aufgabe sehen Sie für den vom Landrat des Kreises<br />

Potsdam-Mittelmark gebildeten Arbeitskreis mit den Naturparkgemeinden?<br />

Bernig: In den Naturpark-Arbeitskreis müssen sich die Bürgermeister verstärkt<br />

einbringen oder durch bevollmächtigte Beauftragte vertreten lassen. Auch die<br />

Abgeordneten der <strong>Region</strong> sollten in den Arbeitskreis eingebunden werden, da Sie<br />

zum Landkreis und zum Land wichtige Kontakte eröffnen können.<br />

Förderverein: Wie verfolgen Sie die Arbeit des Fördervereins?<br />

Bernig: Die Informationen des Fördervereins sind für mich wichtig für meine Arbeit<br />

in der <strong>Region</strong>. Die Gemeinden sollten in ihren Amtsblättern die Bürger noch<br />

vermehrt auf die Aktivitäten des Fördervereins hinweisen.<br />

Förderverein: Welche Chancen sehen Sie für den ländlichen Raum angesichts der<br />

neuen Landesförderung?<br />

Bernig: Das neue Landesentwicklungsprogramm, das sich auf die<br />

Metropolenregion konzentriert, geht in die falsche Richtung. Derzeit profitieren die<br />

Städte und der Speckgürtel von Berlin von der Landespolitik. Werder und<br />

Brandenburg sind für die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wichtig. Aber die Städte müssen auch ihr<br />

Umland sehen. Und die ländlichen Gemeinden sollten sich unter dem Vorzeichen<br />

des Naturparkgedankens stärker zusammenschließen.<br />

Förderverein: Vielen Dank für das Interview.<br />

Andreas Kuhnert, MdL, am 30.03.07<br />

Förderverein: Herr Kuhnert, wie bewerten Sie die Arbeit des Fördervereins <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> und der Naturparkgemeinden?<br />

Kuhnert: Ich habe die Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten in<br />

Brandenburg von 1990 an mit begleitet. Manchmal war’s schwierig oder ging gar<br />

schief, weil zu sehr „von oben“ agiert wurde. Ein Negativbeispiel hierfür mit Streit bis<br />

zum heutigen Tage ist der Nationalpark Unteres Odertal.<br />

Anders beim Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>. Hier wächst was „von unten“.<br />

Kommunalpolitiker, Verbände und Einwohner sind von Anfang an durch zahlreiche<br />

Beratungen und Treffen mit einbezogen worden. Der verein ist ja selbst eine<br />

„Basisbewegung“ aus der <strong>Region</strong>.<br />

Der Verein ist durch kreative Einfälle und „Events“ das ganze Jahr über in der<br />

<strong>Region</strong> präsent. Und damit natürlich auch in der regionalen Presse, die ausführlich<br />

berichtet.<br />

Förderverein: Wie sehen Sie den weiteren Weg nach den zustimmenden<br />

Beschlüssen des Landkreises und der Gemeinden zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>?<br />

Kuhnert: Kreis und Gemeinden müssten nun dahingehend aktiv werden, dass sie<br />

ihre Zustimmung durch die Ausfinanzierung von zwei Stellen für die<br />

Naturparkverwaltung untermauern. Denn der Minister hat signalisiert, er könne sich<br />

einer solchen Initiative von unten dann nicht entziehen, und würde eine weitere<br />

Stelle aus dem Landeshaushalt finanzieren. Kreis und Gemeinden sollten aber auch<br />

118


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

weiterhin zu Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit beitragen. Und Mitglieder im<br />

e.V. werden!<br />

Förderverein: Was können die Gemeinden für die weitere <strong>Region</strong>alentwicklung tun?<br />

Kuhnert: Die <strong>Region</strong> hat touristisches Potential, das noch nicht ausgeschöpft ist.<br />

neben der Werbung von Gewerbeansiedlung sollte dies auch weiterhin offensiv<br />

betrieben werden. Viele Rad- oder Wassersportvereine aus Berlin streben an<br />

Wochenenden Ziele im Umland an. Da hat die <strong>Region</strong> „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ noch<br />

unausgeschöpfte Möglichkeiten anzubieten!<br />

Förderverein: Welche Aufgabe sehen Sie für den vom Landrat des Kreises<br />

Potsdam-Mittelmark gebildeten Arbeitskreis mit den Naturparkgemeinden?<br />

Kuhnert: Der Arbeitskreis sollte die Gemeinden auf den eben beschriebenen Weg<br />

bringen bzw. fördernd begleiten.<br />

Förderverein: Wie verfolgen Sie die Arbeit des Fördervereins?<br />

Kuhnert: Ich bin Mitglied im Verein und nicht zuletzt dadurch in den<br />

Informationsverteiler einbezogen. Vieles lese ich aber auch in der regionalen<br />

Presse. Oder ich suche, wie gerade eben, das persönliche Gespräch…<br />

Förderverein: Welche Chancen sehen Sie für den ländlichen Raum angesichts der<br />

neuen Landesförderung?<br />

Kuhnert: Das Land Brandenburg bleibt ein Flächenland mit dünner Besiedlung und<br />

ländlicher Struktur. Urbanes Leben ist eher die Ausnahme. Das behalten wir in der<br />

Landespolitik auch fest im Auge. Deshalb richtet sich auch die neue<br />

Landesförderung darauf aus, auch mit Hilfe der bekannten EU-Programme den<br />

ländlichen Raum zu fördern und die Potenziale der Ländlichkeit, also Natur erleben,<br />

Natur nutzen usw., für Einheimische und Gäste attraktiv zu gestalten.<br />

Förderverein: Vielen Dank für das Interview.<br />

Anlässlich einer Veranstaltung des Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zum ökologischen<br />

Landbau im Mai 2005 sind folgende Interviews geführt worden:<br />

Interview mit dem Bürgermeister der Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) Reth<br />

Kalsow durch Chris Rappaport am 01.09.05. Die Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) ist<br />

Mitglied im Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> will die <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> entwickeln, wirtschaftlich und landschaftlich. Was verspricht sich die<br />

Gemeinde von diesem bürgerschaftlichen Engagement.<br />

Kalsow: Erstmal zum geplanten Naturpark grundsätzlich, meine Befürwortung auf<br />

jeden Fall. Ich denke, es ist eine der wenigen Chancen, die wir noch haben, die<br />

<strong>Region</strong> weiter zu entwickeln. Wichtig dabei ist, dass man natürlich auch die<br />

Akzeptanz ist der Bevölkerung dafür schafft. Wir wissen alle, dass wir am Anfang<br />

Schwierigkeiten hatten, wie schwer das ist, vor allem mit den Landwirten zu recht zu<br />

kommen. Aber ich denke, da sind gute Veranstaltungen gelaufen, die jetzt die<br />

Akzeptanz gesichert haben. Wenn die Gemeinde und der Förderverein gemeinsam<br />

119


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Vorreiter für die Entwicklung der <strong>Region</strong> sind, wird es so sein, dass mit der Zeit auch<br />

die Bürger erkennen werden, welchen Nutzen ein Naturpark haben kann.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Welche wirtschaftlichen Entwicklungen sehen Sie in der<br />

<strong>Region</strong>, Herr Bürgermeister.<br />

Kalsow: Die Gemeinde, Bürgermeister und Förderverein können nur die sein, die<br />

anschieben, die Initiativen müssen nachher von Privaten und der Wirtschaft<br />

kommen. Es gab ja bereits Anfragen und Beratung beim Förderverein z.B. zur<br />

Errichtung eines Pferdehofes. Darüber können die Bürger begreifen, wie beliebt ihre<br />

Landschaft ist. Wir, die wir hier wohnen, wissen ja eigentlich gar nicht, wie schön es<br />

bei uns ist, wenn wir es jeden Tag gleich vor Augen haben. Sicher verbringen gerne<br />

Leute von außerhalb ihre Tage hier, dann muss aber auch was vorhanden sein. Es<br />

muss möglich sein, sich zu informieren, einen Kaffee zu bekommen und anzuhalten,<br />

wo man interessante Sachen sehen kann. Ich denke, gerade auch für die<br />

bestehenden Betriebe kann das ein Wirtschaftsfaktor sein, z.B. für den Obstbau mit<br />

seinen Direktverkäufen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Was bringt der vom Kreistag und Gemeindevertretung<br />

beschlossene Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> den Bürgern.<br />

Kalsow: Wir wissen alle, wie schwer es sein wird, einen neuen Naturpark im Land<br />

Brandenburg einzurichten. Auf diesem Weg werden wir alle auch noch Niederlagen<br />

erleben. Wir sollten uns aber Gedanken machen, wie bringen wir das Hauptziel<br />

nach vorn. Was ich als ganz positiv dabei erachte, ist, dass die drei Kommunen<br />

Kloster Lehnin, Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) und Ketzin jetzt verstärkt miteinander sprechen<br />

und gemeinsame Lösungswege suchen. Ich hoffe, dass wir auch die Stadt<br />

Brandenburg noch dazu bewegen können. Die Grundlagen sind gelegt mit dem<br />

<strong>Havel</strong>radweg, der fest für kommendes Jahr geplant ist. Die Touristen kommen ja<br />

schon zu uns. Z.B. fahren die Ausflügler über Ketzin, dann die Fähre, biegen dann<br />

jedoch nach Werder ab. Hier müssen wir es erreichen, dass die Leute auch in Groß<br />

Kreutz etwas Attraktives finden und zu uns kommen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Zum Turm auf dem Götzer Berg hat der Förderverein<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> der Gemeinde angeboten, die Gemeinde beantragt Fördergelder und<br />

den Eigenanteil erbringt der Verein mit Hilfe der Bürger und Sponsoren.<br />

Kalsow: Die Diskussion in der Gemeindevertretung findet statt. Derzeit ungelöst ist<br />

die Zuwegung. Auch zum Grundstücksankauf müssen wir Wege suchen. Eine<br />

Förderung über das Programm Integrierte Ländliche Entwicklung ist möglich. Die<br />

Gemeinde prüft auch die gemeinsame Nutzung und Finanzierung mit<br />

Mobilfunkanbietern.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wie kann die Gemeinde Tourismusanbieter in ihrem<br />

Gemeindegebiet unterstützen.<br />

Kalsow: Das Aufstellen der grünen Hinweisschilder wird zukünftig einfacher. Die<br />

Gemeinde hat einen Tourismusbeauftragten bestellt. Aufgestellt wird derzeit von der<br />

Verwaltung eine Liste der Vereine, eine Übersichtkarte der Gemeinde ist in<br />

Vorbereitung. Dem Thema Rad- und Wanderwege werden wir uns verstärkt<br />

annehmen. Was da möglich ist, versuchen wir zu unterstützen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> möchte Künstler in die<br />

<strong>Region</strong> holen, gibt es dazu Räume und Unterstützung der Gemeinde.<br />

120


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Kalsow: Ich biete für Ausstellungen das Amtshaus an. Auch das Strohhaus ist als<br />

Veranstaltungsort geeignet, vielleicht zusammen mit den Landfrauen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Kalsow vielen Dank.<br />

Interview mit dem Bürgermeister der Stadt Ketzin Bernd Lück durch Chris<br />

Rappaport und Marina Donner am 19.09.05. Die Stadt Ketzin ist Mitglied im<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wie steht die Stadt Ketzin zum geplanten Naturpark<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />

Lück: Die Stadt Ketzin hat sich seit zwei Jahren auf die Fahnen geschrieben, in<br />

Ketzin nicht nur von Kultur und Tourismus zu reden, sondern in die Tat umzusetzen.<br />

Mir persönlich geht das fast zu langsam. Seit 1990 sind viele Chancen auf<br />

Fördergelder nicht genutzt worden. In den letzten Jahren haben wir begonnen<br />

unsere <strong>Havel</strong>promenade zu verschönern und das Potenzial, was uns die <strong>Havel</strong> hier<br />

bietet, zu nutzen. Im Landkreis <strong>Havel</strong>land sind wir nicht immer bei der Vergabe von<br />

Fördermitteln berücksichtigt worden, wir sind leider hier der letzte Zipfel im<br />

Landkreis. Alle Radwege wurden bisher um uns herum gebaut. Also müssen wir<br />

versuchen, anders an Fördergelder zu kommen. Jetzt sind wir in diesem ILEK-<br />

Programm drin. Über dieses Programm sehe ich gewisse Chancen, einen kleinen<br />

Teil an Förderung zu erhalten, zumindest um die Ortsteile zu verbinden und<br />

übergreifend auch unsere Nachbarkommunen zu erreichen. Dass die Verbindung<br />

nach Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) im Landkreis Potsdam-Mittelmark auf der anderen Seite<br />

der <strong>Havel</strong> nicht von heute auf morgen verbessert werden kann, war mir von Anfang<br />

an klar. Die <strong>Havel</strong> ist und war schon immer eine Grenze. Ich bin in Ketzin geboren,<br />

ich kenne das gar nicht anders. Es gab immer mal Reibereien. Mit dem Groß<br />

Kreutzer Bürgermeister, Reth Kalsow, haben wir jedoch einen Ansprechpartner, der<br />

sich genau wie ich für eine Zusammenarbeit einsetzt, weil wir den<br />

Gesamtzusammenhang sehen. Und gerade dieser Naturpark würde schon voll in<br />

unser touristisches Konzept reinpassen, weil unser Gebiet weiter touristisch<br />

erschlossen werden könnte. Der Naturpark eröffnet auch andere Möglichkeiten auf<br />

Fördertöpfe. Das ist eine große Chance. Wir müssen uns engagieren und die<br />

Stadtverordneten der Stadt Ketzin stehen hinter uns. Sicherlich haben ein paar<br />

Landwirte ihre Bedenken angemeldet. Das sehe ich jedoch nicht so problematisch,<br />

da sollte man schon kompromissbereit sein. Aber ansonsten wurde die Idee<br />

Naturpark in allen Ortsteilen der Stadt Ketzin, in denen ich dieses Projekt vorgestellt<br />

habe, positiv aufgenommen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Bürgermeister, Ihre Stadt macht einen<br />

aufgeräumten Eindruck und besonders die <strong>Havel</strong>promenade ist gut gestaltet.<br />

Lück: Ja, Ketzin ist seit 1995 in der Städtebauförderung als Stadt mit historischem<br />

Kern. Die Förderung läuft bis 2011, jetzt gehen die Mittel jedoch drastisch zurück.<br />

Erneuern wollen wir noch die Straßen im Fischerviertel. Aber nur mit schönen<br />

Häusern und einem schönen Stadtkern kommen noch keine Touristen. Deswegen<br />

setzen wir neben dem Rad- und Wandertourismus auf unsere <strong>Havel</strong> und versuchen<br />

die Entwicklung vom Fluss „<strong>Havel</strong>“ voran zutreiben. An den <strong>Havel</strong>radweg südlich der<br />

<strong>Havel</strong> möchten wir uns gern anschließen, ich bin mit Bürgermeister Reth Kalsow<br />

aus Groß Kreutz im Gespräch.<br />

121


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Tourismus ist keine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Wie<br />

ist der Kontakt entlang der <strong>Havel</strong> zu den anderen Städten?<br />

Lück: Außer Tourismus haben wir hier in Ketzin nichts mehr, keine großen Betriebe.<br />

Der Wassertourismus ist eigentlich unsere große Chance. Ich werde darauf achten,<br />

dass im Haushalt der Stadt Ketzin mehr für Tourismus eingestellt wird. Nach<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong> haben wir gar keine Beziehungen, dort könnte der<br />

Wassertourismus ein Anknüpfungspunkt werden. In Werder (<strong>Havel</strong>) haben wir uns<br />

die Lage an der <strong>Havel</strong> angeschaut, diese ist mit Ketzin vergleichbar, zum Beispiel<br />

Steganlagen, Marinas. Allerdings haben wir festgestellt, dass Werder sich sehr stark<br />

nach Potsdam orientiert, und leider nicht stromab in Richtung Ketzin.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Lück vielen Dank<br />

Interview mit dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Potsdam-<br />

Mittelmark Eberhard Schulze in der Geschäftsstelle des KBV in Ragösen für den<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> durch Chris Rappaport am 24.08.05<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Was halten Sie von einem neuen Naturpark in unserer<br />

<strong>Region</strong>?<br />

Schulze: Der Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark ist von dem Projekt<br />

Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nicht begeistert. Wir locken damit ja weder dem Land, noch<br />

dem Kreis oder den Gemeinden irgendwie Geld aus der Tasche. Solche<br />

Zwangsdinge ziehen immer wieder einen Riesenrattenschwanz nach sich, die sich<br />

irgendwo nachteilig auswirken werden. Es wird immer wieder Nachteile für<br />

Landwirte geben, zum Beispiel wenn sich ein Landwirt ansiedeln will. Wir sehen<br />

keine Vorteile, nur Nachteile.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Warum lehnen Sie einen Naturpark ab?<br />

Schulze: Wir wissen natürlich, dass der Kreis und die Gemeinden keine finanzielle<br />

Unterstützung zum Naturpark dazugeben werden. Naturschutzgebiete müssen wir<br />

natürlich akzeptieren, aber je mehr Einrichtungen wir schaffen, die sich darum<br />

bemühen, umso problematischer wird es: Ranger, Verwaltungseinrichtungen. Die<br />

setzen sich mit der Natur auseinander und versuchen Schutzgebiete zu entwickeln,<br />

für Direktvermarktung werden sie sich nicht einsetzen. So ist es in den bisherigen<br />

Naturparken. Mit den Umweltpflegeplänen in Naturparken tragen wir Ideologien<br />

hinein, sehen Sie sich die Belziger Landschaftswiesen an, die Naturschützer gehen<br />

hin, die Landwirte nicht, und dann kommt das Schutzgebiet zum tragen. Da steckt<br />

ideologischer Zündstoff drin.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: In unserer <strong>Region</strong> gibt es immer wieder Streit der<br />

Landwirte an der Emster wegen überfluteter Flächen.<br />

Schulze: Das hat sich nach der Wende ergeben durch das Abstellen der Pumpen.<br />

Das ist ein ökonomisches Problem für einzelne Landwirte. Wir wollen das nicht hoch<br />

hängen. Der Staatssekretär aus dem Landwirtschaftsministerium will das klären.<br />

Hier sind ebenso wie in den Belziger Landschaftswiesen Landkäufe für<br />

Naturzwecke geplant. Wir unterstützen dies.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Im Naturpark Nuthe-Nieplitz ist ein Schwerpunkt<br />

Pferdehöfe und Reitwege. Was würden Sie für unsere <strong>Region</strong> vorschlagen?<br />

122


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Schulze: Da unterstützen wir den Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> beim Bemühen um<br />

die Ausweitung der Direktvermarktung. Das spielt bisher in den Orten an der <strong>Havel</strong><br />

nicht die entscheidende Rolle. Gleich zwei Beispiele haben wir da ja in Derwitz. In<br />

der <strong>Region</strong> hat der Obstanbau ja Tradition, aber derzeit ruht vieles. Da sind<br />

bestimmt Reserven. Die Idee Direktvermarktung ist gut. Aber wir haben nicht die<br />

personelle Kraft zur Umsetzung. Eine Person ist doch nicht in der Lage, die Logistik<br />

aufzubauen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Könnte der KBV nicht die kleinen Gartenbaubetriebe an<br />

der <strong>Havel</strong> direkt ansprechen?<br />

Schulze: Wir unterstützen auch kleine Initiativen, z.B. Cafes durch die Landfrauen.<br />

Wenn wir da Menschen finden, denen wir eine Chance für die Zukunft geben<br />

können, dann ist das umso besser.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wir wünschten uns, dass bei Direktvermarktung nicht<br />

nur die Großbetriebe Buschmann/Winkelmann in Kleistow und Thiermann in Mötzow<br />

genannt werden. Beispielsweise überlegen wir im zukünftigen Naturparkhaus ein<br />

kommunales Dienstleistungszentrum einzurichten.<br />

Schulze: Ich biete an, ein Gespräch zwischen dem Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> und<br />

dem KBV-Vorstand, um gemeinsam Aktivitäten zur Direktvermarktung in der <strong>Region</strong><br />

an der <strong>Havel</strong> zu besprechen. Soweit die Landwirte nicht eingeschränkt werden, sind<br />

wir immer Partner.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Schulze, vielen Dank.<br />

Interview mit dem Direktvermarkter Klaus Hübner vom Vier Linden Hof in<br />

Derwitz, Teilnehmer des Infoworkshops in Götz für den Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

durch Chris Rappaport am 12.08.05<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wie beurteilen Sie die Veranstaltung des Fördervereins<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zur Direktvermarktung und zum Ökologischen Landbau?<br />

Hübner: Der Infoworkshop Tag der <strong>Region</strong>en in Götz am 25. Mai war eine<br />

gelungene Veranstaltung. Besonders die Ausführungen des Geschäftsführers des<br />

Fördervereins Ökologischer Landbau Michael Wimmer haben interessante<br />

Erkenntnisse für meinen Gartenbaubetrieb gebracht. Ich werde die Aktivitäten des<br />

Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> weiter interessiert verfolgen und unterstützen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Was halten Sie von einem neuen Naturpark in unserer<br />

<strong>Region</strong>?<br />

Hübner: Der Naturpark ist eine gute Sache. Aber, für die Landwirte muss was<br />

rauskommen.<br />

Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Hübner vielen Dank.<br />

123


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

5.3 Stellungnahmen von Behörden und politischen Organisationen<br />

BMU-Pressedienst Nr. 323/06<br />

Berlin, 05.12.2006<br />

Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Umweltbundesamt<br />

Umweltschutz als politische Aufgabe gewinnt an Bedeutung<br />

Astrid Klug: Rückendeckung für konsequente Umweltpolitik<br />

Das Umweltbewusstsein der Deutschen ist weiter gestiegen. Das geht aus der<br />

neuen Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland hervor, die das<br />

Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt (UBA)in Auftrag gegeben<br />

haben. "Über zwei Drittel der Bevölkerung sind überzeugt, dass sich eine<br />

konsequente Umweltpolitik positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft<br />

auswirkt", so die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium<br />

Astrid Klug. Eine umweltgerechte Industriepolitik sei ein wesentlicher Beitrag für<br />

Umwelt, Innovation und Beschäftigung in Deutschland. UBA-Präsident Prof. Dr.<br />

Andreas Troge:<br />

"Umweltschutz ist den Menschen in unserem Land wichtig. Damit das so bleibt,<br />

muss die Politik noch deutlicher machen, was anspruchsvoller Umweltschutz für die<br />

Menschen konkret bringt: Eine lebenswertere Umwelt für uns und unsere Kinder,<br />

eine bessere Gesundheit sowie wirtschaftliche Innovationen mit mehr<br />

Arbeitsplätzen."<br />

93 Prozent der Befragten halten Umweltschutz für wichtig. Der globale Klimawandel<br />

ist jetzt tief im Bewusstsein der Menschen verankert und trägt entscheidend dazu<br />

bei, dass Umweltschutz für die Menschen seit einigen Jahren immer relevanter wird.<br />

Zwei Drittel der Bevölkerung möchten, dass Deutschland in der internationalen<br />

Klimaschutzpolitik eine Vorreiterrolle einnimmt. Dies bedeutet gegenüber 2004 eine<br />

Steigerung um 11 Prozent, gegenüber 2002 sogar um 20 Prozent. Als vorrangige<br />

Ziele gelten der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Senkung des<br />

Energieverbrauchs und eine bessere Energieeffizienz.<br />

Weitere Ergebnisse im Einzelnen:<br />

Bei der offenen Frage nach den wichtigsten Problemen in Deutschland ist der<br />

Umweltschutz von Platz 4 in den Jahren 2000 und 2002 über Platz 3 im Jahr 2004<br />

auf Platz 2 geklettert. Platz 1 nimmt nach wie vor die Arbeitslosigkeit ein, auf Platz 3<br />

folgt die soziale Gerechtigkeit, auf Platz 4 die Wirtschaftslage.<br />

Es gibt eine breite Zustimmung zum Ausbau erneuerbarer Energien, zur<br />

Energieeffizienz und zum Atomausstieg. 87 Prozent wollen einen konsequenten<br />

Umstieg auf erneuerbare Energien. Annähernd 90 Prozent sind für einen Ausbau<br />

der Solarenergie, über 70 Prozent für den Ausbau von Offshore-Windenergie. Die<br />

Atomenergie möchte man mehrheitlich zu den Akten legen. Zwei Drittel der<br />

Deutschen wollen am beschlossenen Atomausstieg festhalten oder ihn<br />

sogar beschleunigen.<br />

Ferner soll die Industrie dazu angehalten werden, mehr energiesparende Produkte<br />

anzubieten - dies findet nahezu hundertprozentige Zustimmung.<br />

Artenvielfalt und Natur sind den Menschen wichtig. Das Problembewusstsein für den<br />

Verlust der biologischen Vielfalt ist sehr hoch. Rund 95 Prozent der Befragten<br />

sehen, dass der Verlust der biologischen Vielfalt ein sehr großes Problem darstellt.<br />

124


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Und 92 Prozent finden, dass der Staat wegen des Verlusts der biologischen Vielfalt<br />

dringend handeln sollte.<br />

Das Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement für den Umwelt- und<br />

Naturschutz hat stark zugenommen. 45 Prozent der Befragten können sich<br />

vorstellen, hier aktiv zu werden (2004: 33 Prozent).<br />

Seit Anfang der 1990er Jahre wird regelmäßig das Umweltbewusstsein der<br />

Deutschen ermittelt.<br />

Die repräsentativen Befragungen sind so angelegt, dass Zeitreihenvergleiche<br />

möglich und Entwicklungstendenzen über die Jahre ablesbar sind. Die neue Studie<br />

"Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland 2006" wurde konzipiert<br />

und durchgeführt von einer Forschergruppe an der Philipps-Universität Marburg<br />

unter Leitung von Prof. Dr. Udo Kuckartz.<br />

In den Monaten April bis Juni 2006 wurden 2.034 Personen in allen Teilen<br />

Deutschlands befragt.<br />

Weitere Informationen:<br />

- Studie: Umweltbewusstsein in Deutschland 2006 - Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage<br />

- www.umweltbewusstsein.de<br />

© Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />

Der Klimawandel erfordert eine Ökologisierung der Land- und Forstwirtschaft<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Brandenburg<br />

Beschluss des Landesparteirats<br />

in Eberswalde, am 23. Juni 2007<br />

Der aktuelle Bericht des UN- Klimarates (IPCC 2007) hat auch die letzten Zweifel<br />

daran ausgeräumt, dass die zu verzeichnende globale Erwärmung vom Menschen<br />

zu verantworten ist. Sie wird durch die zunehmende Konzentration von Klimagasen<br />

in der Atmosphäre verursacht. Diese ist bedingt durch die Verbrennung fossiler<br />

Energieträger wie Öl, Kohle und Gas, die großflächige Abholzung von Wäldern, die<br />

Entwässerung von Mooren, aber auch durch zunehmende Emissionen aus der<br />

Landwirtschaft, u.a. durch die Viehhaltung und den Einsatz von Gülle- und<br />

synthetischen Düngern. Von den globalen Treibhausgasemissionen stammt ein<br />

Anteil von rund 15 Prozent aus der Landwirtschaft.<br />

Deshalb kommt der Landwirtschaft eine wichtige Rolle beim Klimaschutz zu. Durch<br />

den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und synthetisch<br />

hergestellte Dünger, insbesondere Stickstoffdüngemittel, sowie auf Grund seiner<br />

strengen Orientierung auf Kreislaufwirtschaft sind die Treibhausgasemissionen des<br />

ökologischen Landbaus etwa nur halb so groß wie die der konventionellen<br />

Landwirtschaft.<br />

Zudem haben land- und forstwirtschaftliche Anbauverfahren sowie die Agrarstruktur<br />

Einfluss auf das Mikroklima und auch auf die Folgen von Extremwetterereignissen.<br />

Weiterhin kommt der Agrarlandschaft mit ihren landwirtschaftlichen und<br />

forstwirtschaftlichen Flächen als Lebensraum für viele seit dem Beginn der<br />

Landnutzung vor rund 4000 Jahren eingewanderten Tier- und Pflanzenarten eine<br />

wichtige Rolle für den Erhalt der Artenvielfalt zu. Diese Vielfalt ist das Ergebnis der<br />

menschlichen Siedlungsgeschichte und die Ausgangssituation, um auf die<br />

Veränderungen des Klimawandels zu reagieren.<br />

Je besser die Kulturen und die Anbauverfahren an die standörtlichen<br />

Gegebenheiten angepasst sind, desto weniger Ressourcen werden verbraucht und<br />

desto effizienter wird Energie eingesetzt. Eine Ausweitung der nachhaltig<br />

125


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

ausgerichteten Landbewirtschaftung kann also sowohl dazu beitragen, dass die<br />

globale Erwärmung langsamer voranschreitet, als auch die Folgen des<br />

Klimawandels abmildern.<br />

Der Klimawandel verändert die wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Rahmenbedingungen der Landwirtschaft. Extremwetterereignisse, wie lang<br />

anhaltende Dürreperioden, Starkregenereignisse mit Bodenabschwemmung und<br />

Bodenerosion und Orkane, führen zu Ernteausfällen, die in der Kosten-Nutzen-<br />

Rechnung der Bauern immer mehr an Gewicht gewinnen.<br />

Diese Entwicklungen sind auch für Brandenburgs Land- und Forstwirte längst<br />

Realität.<br />

So nimmt beispielsweise die Uckermark mit einem Temperaturanstieg in den<br />

Sommermonaten von 3,7 Grad innerhalb von 100 Jahren sowie einer<br />

Grundwasserabsenkung von 5 cm jährlich den Spitzenplatz beim erfahrbaren<br />

Klimawandel in Deutschland ein. Der Hitzesommer 2003 und der milde Winter<br />

2006/2007 haben einen Vorgeschmack auf die hierzulande zu erwartenden Folgen<br />

des Klimawandels gegeben. Für Ostdeutschland sagen Klimaprojektionen<br />

insgesamt geringere Niederschläge und ihre Verlagerung von den Sommer- in die<br />

Wintermonate voraus.<br />

Durch die Verknappung fossiler Rohstoffe und klimapolitische Entscheidungen<br />

verursachte Veränderungen in der Energiewirtschaft haben einen Boom für die<br />

nachwachsenden Rohstoffe ausgelöst. Dieser beschert den Bauern neue<br />

Einnahmequellen, bringen aber auch neue Probleme und Zielkonflikte mit sich.<br />

Denn wo der Energiewert den Preis von Agrarrohstoffen bestimmt, kommt es leicht<br />

zu einer Verdrängung der Nahrungs- und Futtermittelproduktion durch<br />

Energiepflanzen.<br />

Deshalb muss die Nachhaltigkeit beim Anbau nachwachsender Rohstoffe durch<br />

gesetzliche Vorgaben und eine Förderpolitik gesichert werden, die sich an Energie-<br />

und Ökobilanzen orientiert. Der Biomasseanbau für die Bioenergieerzeugung darf<br />

nicht zum Einfallstor für Agro-Gentechnik werden.<br />

Bündnis 90/Die Grünen sehen im Umsteuern hin zu einer naturnahen, ökologisierten<br />

Land- und Forstwirtschaft die zentrale Antwort auf die hier aufgeworfenen<br />

Herausforderungen. Wir setzen uns für ein Umdenken in der Land- und<br />

Forstwirtschaft ein. Die naturnahe Vielfalt muss Vorrang vor risikobehafteten<br />

Monokulturen haben.<br />

Aufgabe des Gesetzgebers ist es, hierfür den Rahmen und ein Anreizsystem zu<br />

schaffen. Die öffentlichen Mittel müssen, so wie es unter der rot-grünen<br />

Bundesregierung begonnen wurde, in nachhaltige Bewirtschaftungsformen<br />

umgelenkt werden. Diese kommen volkswirtschaftlich gesehen weniger teuer als auf<br />

Dauer angelegte Entschädigungszahlungen für Ernteausfälle und Forstschäden.<br />

Bündnisgrüne Forderungen:<br />

Naturnahe Vielfalt statt Dürreprämien<br />

Folgen des Klimawandels mildern, den Ausstoß von Klimagasen reduzieren<br />

Landwirte benötigen fachliche Beratung, um die Bodenfruchtbarkeit fördernde<br />

Anbauverfahren einzuführen und um eine Verringerung des Ressourcenverbrauchs<br />

zu erreichen. Dazu gehören der Anbau von mehreren Kulturen in Mischung auf<br />

einer Fläche, Agroforstsysteme, Mulchsaaten/Gründüngung und konservierende<br />

Bodenbearbeitung, wodurch die Auswirkungen extremer Witterungsereignisse<br />

gedämpft werden können.<br />

Böden sind unvermehrbar<br />

126


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Boden ist ein dynamischer Speicher für Wasser- und Nährstoffe. Nachhaltig<br />

funktioniert dieser Speicher, wenn das Wasser in lokalen<br />

Kreisläufen von Verdunstung und Taubildung zirkuliert (kleinräumige<br />

Wasserkreisläufe).<br />

Zur Wasserhaltung und Bodenverbesserung streben wir kleinteilige<br />

Ackerbewirtschaftung, Hecken zur Erosionsbegrenzung und Wasserhaltung,<br />

dauerhafte Vegetation zur Kühlung und ökologische Stoffkreisläufe an.<br />

Der Einsatz von EU-Fördergeldern für Investitionen soll an Auflagen zur<br />

Energieeffizienzsteigerung, zur Nutzung der erneuerbaren Energien und zum Erhalt<br />

der Wasserressourcen gebunden werden. Ein Instrument hierfür sind „Energie-<br />

Audits“. Durch sie kann im landwirtschaftlichen Bereich dafür gesorgt werden, dass<br />

mögliche Förderungen nur dann gewährt bzw. weitergereicht werden, wenn<br />

nachgewiesen ist, dass geplante Investitionen eine optimale Energieeffizienz haben.<br />

Durch eine Evaluationspflicht nach Inbetriebnahme der Investition soll kontrolliert<br />

werden, ob die angestrebten Effizienzziele erreicht worden sind.<br />

Führungsrolle im Ökolandbau ausbauen Hinsichtlich des Flächenanteils des<br />

ökologischen Landbaus ist Brandenburg führend in der Bundesrepublik. Auch<br />

aufgrund der günstigen Klimaschutzeffekte des Ökolandbaus ist es sinnvoll, den<br />

Flächenanteil kontinuierlich auszubauen. Das kann jedoch nur gelingen, wenn<br />

ausreichend Finanzmittel für die Umstellung und zur Förderung des<br />

verarbeitenden Bio-Gewerbes bereitgestellt werden. Darüber hinaus müssen<br />

Verarbeitung und Vermarktung ökologisch erzeugter landwirtschaftlicher Produkte<br />

im Land selbst verbessert werden, damit der Grad der Wertschöpfung steigt und<br />

damit wirtschaftliche Anreize für diese Wirtschaftsform gesetzt werden.<br />

Ökolandbauforschung verstärken<br />

Der ökologische Landbau hat in Bezug auf den Klimaschutz Vorteile gegenüber dem<br />

konventionellen Landbau, die vor allem auf den Verzicht von Stickstoffdünger<br />

zurückgehen. Allerdings sind die Erträge im Ökolandbau in der Regel deutlich<br />

geringer.<br />

So wie die Forschung zur breiten Einführung von ökonomischen Alternativen zum<br />

Stickstoffdünger (weite Fruchtfolgen mit Leguminosen, Hanf, Leindotter, Miscanthus<br />

u. ä.) nötig ist, so ist auch die Züchtungsforschung auf ertragreiche Sorten für den<br />

Ökolandbau von höchster Brisanz.<br />

Auch bei der Vermarktung an den Klimaschutz denken <strong>Region</strong>ale Kreisläufe<br />

müssen gestärkt werden. Insbesondere der verstärkte Absatz von (Bio-)Produkten<br />

in Berlin bietet sich zur Stärkung der ländlichen Entwicklung und zur Senkung der<br />

Transportemissionen an.<br />

Holzverpackungen im Bereich Obst und Gemüse sind die ökologische Alternative zu<br />

Mehrwegverpackungen aus Kunststoff. Während diese aus Erdöl hergestellt sind<br />

und beim Transport- und Reinigungsprozess Energie und Wasser verbrauchen,<br />

können Holzverpackungen aus heimischem Rohstoff in den landwirtschaftlichen<br />

Anbauregionen vor Ort produziert und nach ihrer Verwendung am Empfängerort<br />

sehr effizient stofflich oder energetisch genutzt werden. Auf Grund des geringen<br />

Energie- und Wasserverbrauchs bei der Herstellung von Holzverpackungen<br />

schneiden diese im Vergleich zu Kunststoff und Pappe deutlich besser ab. Das<br />

sollte Grund genug sein, die Verpackungen in den brandenburgischen<br />

Agrarbetrieben entsprechend umzustellen.<br />

Nachhaltigkeitskriterien für Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie<br />

Zu Recht spricht man vom „Multitalent Biomasse“. Pflanzen sind nicht nur<br />

Nahrungs- und Futtermittel, sondern können als nachwachsender Rohstoff auch<br />

127


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

fossile Rohstoffe wie Erdöl ersetzen und sowohl stofflich als auch energetisch<br />

genutzt werden. Beispiele sind Verpackungen aus polymerisierter Stärke,<br />

Treibstoffe aus Pflanzenöl oder Bioethanol sowie Biogas aus Gülle und<br />

Pflanzenmasse, das in das Erdgasnetz eingespeist oder in Blockheizkraftwerken<br />

Strom und Wärme liefern kann.<br />

Ein wirklicher Klimaschutzeffekt durch die Nutzung von nachwachsenden<br />

Rohstoffen wird jedoch nur erzielt, wenn sowohl das Anbauverfahren als auch der<br />

Umwandlungsprozesse nachhaltig sind. Das heißt, dass sie sowohl wirtschaftlich<br />

sein als auch sich in einen ökologisch-sozialen Rahmen fügen müssen. Weder<br />

national noch international darf es zu klimaschädigenden Landnutzungsänderungen<br />

wie<br />

Grünlandumbruch oder Regenwaldzerstörung kommen. Potenziell schützenswerte<br />

Gebiete sind ebenso zu sichern wie die globale Nahrungsmittelversorgung. Importe<br />

von Soja als Futtermittel oder Palmöl als Brennstoff sind nur dann vertretbar, wenn<br />

sichergestellt ist, dass sie unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und nicht<br />

zulasten der Nahrungsmittelversorgung und der biologischen Vielfalt im<br />

Erzeugerland produziert werden.<br />

Für den Wasserhaushalt, das Landschaftsbild und für den Naturschutz kann der<br />

Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und Energiepflanzen - je nach<br />

Anbaumethode - positive oder negative Folgen haben. Geringere Ansprüche an die<br />

Pflanzengesundheit oder eine höhere Toleranz gegenüber Wildkräutern können den<br />

Einsatz von Pestiziden in konventionellen Landwirtschaftsbetrieben verringern. Der<br />

Betrieb von Kurzumtriebsplantagen mit schnellwachsenden Gehölzen an Stelle des<br />

jährlichen Bodenumbruchs kann den Bodenkohlenstoffgehalt erhöhen. Durch die<br />

Anlage von Agroforstsystemen in ausgeräumten Agrarlandschaften wird<br />

nachgewiesenermaßen sowohl die ästhetische, als auch der ökologische, häufig<br />

auch der ökonomische Wert der Fläche gesteigert. Der Nährstoffaustrag durch<br />

Nutzung von Grünland- und Gehölzschnitt kann Biotope aufwerten.<br />

Im Gegensatz dazu können Maismonokulturen, der Einsatz von gentechnisch<br />

veränderten Organismen (GVO), die Umwandlung von Grünland- und<br />

Bracheflächen in Intensivkulturen und in Einzelfällen die Mahd vor der Blüte<br />

dagegen Ökosystemfunktionen beeinträchtigen. Der Einsatz von schweren<br />

Maschinen kann zur Bodenverdichtung führen.<br />

Wir fordern daher die Entwicklung standardisierter Ökobilanzen und die Einführung<br />

von verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien für den Anbau von nachwachsenden<br />

Rohstoffen auf nationaler und internationaler Ebene:<br />

Forderungen auf internationaler Ebene<br />

- Innerhalb des Welthandelssystems müssen Mechanismen geschaffen<br />

werden, die den Vorrang der Nahrungsmittelproduktion vor der Produktion<br />

von stofflich oder energetisch zu nutzender Biomasse garantieren.<br />

- Es bedarf einer internationalen Anerkennung der Primärwälder und Moore als<br />

Kohlenstoffspeicher und Treibhausgassenken im weiteren Kyoto-Prozess, um<br />

den<br />

- Ländern mit schützenswerten Gebieten finanzielle Anreize zum Erhalt dieser<br />

Ökosysteme zu geben.<br />

- Die Einführung von Nachhaltigkeitslabeln für landwirtschaftliche Produkte<br />

analog des FSC-Zertifikats in der Forstwirtschaft, die Kriterien wie<br />

Gesamttreibhausgas-, Energie-, und Biodiversitätsbilanzen berücksichtigen,<br />

muss möglichst auf EU-Ebene erfolgen.<br />

128


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

- Produkte ohne diese Nachweise sollten keine Einfuhrgenehmigung mehr<br />

bekommen.<br />

Forderungen auf nationaler Ebene<br />

- Es bedarf einer Einführung von ökologischen Mindeststandards für den<br />

Anbau nachwachsender Rohstoffe. Dazu gehören der Erhalt strukturierender<br />

Landschaftselemente, die Einhaltung von Fruchtfolgen und<br />

naturschutzfachlich verträglichen Ernteterminen.<br />

- Der Anteil der Primärbiomasse in Biogasanlagen muss begrenzt werden.<br />

Dazu sind diese grundsätzlich zur Mehrkomponentenvergärung auszulegen,<br />

d.h. nicht nur Mais und Gülle, sondern ein Mindestanteil von Luzernen, Hirse,<br />

Grasschnitt etc. muss vergärt werden. Die Förderung von Biogasanlagen<br />

nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz soll künftig nur noch bei einer<br />

positiven Öko- und Energiebilanz erfolgen. Dem Ausbau dezentraler<br />

Biogasanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung oder Direkteinspeisung in das<br />

Erdgasnetz muss Vorrang vor der zentralen Erzeugung in großindustriellem<br />

Maßstab eingeräumt werden. Vor der Errichtung von Biogasanlagen müssen<br />

regionale Biomassepläne aufgestellt werden, in denen nachgewiesen wird,<br />

dass regional genügend Biomasse für eine nachhaltige Versorgung der<br />

Biogasanlagen dauerhaft zur Verfügung steht.<br />

- Wir fordern ein Verbot des Ackerbaus in Mooren und des<br />

Grünlandumbruches, statt dessen fachliche Unterstützung der Landwirte bei<br />

der Nutzung von Grasschnitt.<br />

- In Brandenburg ist ein Programm zum Schutz von Mooren dringend<br />

notwendig.<br />

- Wir haben erkannt, dass unter den Bedingungen des EU-Rechts die<br />

Koexistenz des Anbaus von gentechnisch veränderten Organismen (GVO)<br />

und gentechnikfreier Landwirtschaft unmöglich ist und die biologische<br />

Sicherheitsforschung zu GVO nicht ausreichend Daten bereitgestellt hat.<br />

Deshalb lehnen wir die Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen ab.<br />

Dem polnischen Beispiel folgend sollte der Handel mit gentechnisch<br />

veränderten Pflanzen verboten werden. Zugleich soll sich die<br />

Bundesregierung für ein allgemeines Anbauverbot von GVO einsetzen.<br />

Naturnahe Forstwirtschaft<br />

Brandenburgs Landschaft ist geprägt von Kiefernforsten. Diese wurden in den<br />

vergangenen Jahrzehnten zumeist als Monokulturen gepflanzt und bestocken nun<br />

die potentiellen Standorte naturnaher Mischwälder. Dies ist in zweierlei Hinsicht<br />

nachteilig: Als Nadelbäume verdunsten Kiefern auch im Winter Wasser und<br />

vermindern damit die Neubildung von Grundwasser. Zugleich geht eine hohe<br />

Waldbrandgefahr von ihnen aus. Wir fordern daher, dass das Waldumbauprogramm<br />

in Brandenburg verstärkt fortgeführt wird. Um dieses Ziel in den Landeswäldern zu<br />

erreichen, müssen die massiven Stellenstreichungen in der Landesforstveraltung<br />

zurückgenommen werden. Der Fachkompetenz der Revierförster muss ein höherer<br />

Stellenwert zugestanden werden.<br />

Wasser in der Landschaft halten<br />

Obwohl sich die klimatischen Bedingungen bereits in den letzten Jahren drastisch<br />

geändert haben, wird in Brandenburg das auch zum Pflanzenwachstum dringend<br />

129


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

benötigte Wasser noch immer zu schnell aus der Landschaft abgeleitet. Selbst in<br />

diesem trockenen Frühjahr wurde die Landschaft aktiv über Pumpwerke entwässert.<br />

Zukünftig wird es aber nötig werden, das Wasser in der Landschaft zu halten, um<br />

überhaupt noch Landwirtschaft betreiben zu können.<br />

Wir fordern daher eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Paragrafen 28<br />

Wasserhaushaltsgesetz, damit die Wasser- und Bodenverbände in die Lage<br />

versetzt werden, das Wasser in der Landschaft zu halten. Wir fordern eine neue<br />

Aufgabenbestimmung für die Wasser- und Bodenverbände, weg von dem bundes-<br />

wie landesrechtlich festgeschriebenen Vorrang des Entwässerns, hin zu einer<br />

nachhaltigen Wasserbewirtschaftung. Die Verbandsgebühren sind zukünftig nach<br />

dem Unterhaltungsaufwand und dem durch die Gewässerunterhaltung erzielten<br />

finanziellen Vorteil zu differenzieren. Dies entlastet Wald- und Naturschutzflächen,<br />

belastet Landwirtschafts- und versiegelte Flächen hingegen stärker. Wir fordern,<br />

dass alternative Bewässerungsmethoden wie z.B. die Tröpfchenbewässerung<br />

gefördert werden, bei einem gleichzeitigen Verbot der Bewässerung während des<br />

Tages. Das Wasse<strong>rent</strong>nahmeentgelt soll ausschließlich für den<br />

Wasserhaushaltsausgleich verwendet werden. Ermäßigung und Erlass des<br />

Wasse<strong>rent</strong>nahmeentgelts insbesondere für industrielle Nutzung ist abzuschaffen.<br />

130


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

6 Der Weg zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

6.1 Die Grenzen des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in Gründung (i.G.)<br />

Abb.: Karte mit den provisorischen Grenzen (türkis) des Naturparks mittlere <strong>Havel</strong> i. G.<br />

Der künftige Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist auf der Karte türkis markiert. Im Westen sind es<br />

Teile der Stadt Brandenburg mit den Orten Wust und Gollwitz und der Gemeinde<br />

Beetzsee mit Klein Kreutz, Weseram und Roskow, die Gemeinde Groß Kreuz (<strong>Havel</strong>) mit<br />

allen Ortsteilen, die Gemeinde Kloster Lehnin mit ihren Ortsteilen und die Stadt Ketzin mit<br />

Paretz und den anderen Ortsteilen. Im Osten grenzt der Naturpark an den Autobahnring<br />

A 10 bei Phöben, einen Ortsteil von Werder (<strong>Havel</strong>) bzw. an Töplitz und Uetz, Ortsteilen<br />

von Potsdam.<br />

131


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Leitbild und Strategie für den Naturpark:<br />

1. Die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wird als Modellregion für eine nachhaltige<br />

Entwicklung der Landschaft anerkannt.<br />

2. Dies erfordert die Interessen von Landnutzung und Naturschutz zu<br />

bündeln und zu gestalten.<br />

3. Unter den Bedingungen des Klimawandels ist der Wasserhaushalt<br />

der <strong>Region</strong> unter Abwägung der Interessen aller Nutzer und des<br />

Naturschutzes neu zu bewerten und zu gestalten.<br />

4. Die touristische Entwicklung der <strong>Region</strong> braucht Angebote von den<br />

Bewohnern.<br />

5. Die touristische Entwicklung benötigt auch Werbung nach außen,<br />

um Gäste anzulocken.<br />

6. Für die touristische Ausstattung der <strong>Region</strong> sind organisatorische<br />

Strukturen und Konzepte zu schaffen, was über die Mitglieder<br />

(Kommunen) des Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zusammen mit den<br />

Akteuren vor Ort geleistet werden soll.<br />

7. Die Umsetzung dieser Strategie führt zu mehr Beschäftigung, einer<br />

Erhöhung der Wertschöpfung in der <strong>Region</strong> und zur Schaffung neuer<br />

Arbeitsplätze.<br />

Kurze Chronik der Strecke zum Naturpark<br />

Am 21.10.2004 hat der Kreistag des Landkreises Potsdam-Mittelmark beschlossen, dem damaligen<br />

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung des Landes Brandenburg vorzuschlagen,<br />

das Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> zum Naturpark zu entwickeln.<br />

Am 17.12.2004 hat Minister Dr. Dietmar Woidke in seinem Antwortschreiben dem Landrat von<br />

Potsdam-Mittelmark seine Unterstützung für dieses Anliegen zugesagt, wenn der gesellschaftliche Wille<br />

zur Einrichtung eines Naturparks deutlich wird.<br />

Am 19.04.2005 hat sich die Gemeinde Kloster Lehnin für einen Naturpark ausgesprochen.<br />

Am 10.05.2005 hat sich die Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) für einen Naturpark ausgesprochen.<br />

Am 29.03.2006 haben sich die Stadtverordneten von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> per Beschluss für<br />

einen Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ausgesprochen.<br />

Die Stadt Ketzin mit ihrem Bernd Lück ist bei der Errichtung des Naturparks engagiert.<br />

Am 17.01.2006 hat der Landrat von Potsdam Mittelmark zu einem Gespräch eingeladen, um mit den<br />

Bürgermeistern der beteiligten Städte und Gemeinden Möglichkeiten der Finanzierung des Projektes zu<br />

erörtern.<br />

Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> hat zwischen 2006 und 2008 mit den Landtagsabgeordneten A. Bernig<br />

(Linke), A. Kuhnert (SPD), und D. Dombrowski (CDU) Gespräche geführt und im Ausschuss des<br />

Kreistages PM für Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr über die Naturparkziele vorgetragen.<br />

132


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

6.2 Die naturschutzfachlichen Ziele des<br />

Naturpark <strong>Mittlere</strong>l <strong>Havel</strong> in Gründung(i.G.)<br />

Für die in den Grenzen des Naturparks gelegenen FFH-Gebiete (NSG und LSG) sind<br />

Entwicklungspläne zu formulieren und mit den Eigentümern und Landnutzern<br />

abzustimmen. Auch die Flächen, die dem Naturschutzfonds gehören oder von ihm<br />

erworben werden, sind in diese Pläne einzubeziehen. Unter Leitung des MLUV hat die<br />

Flächenagentur GmbH hier zusammen mit den zuständigen Fachleuten des Landes die<br />

entsprechende Vorarbeit zu leisten und den Abstimmungsprozess zu organisieren.<br />

Für die Vogelschutzgebiete sind analoge Planungen in der Verantwortung des Landes<br />

durchzuführen bzw. zu aktualisieren.<br />

Eine Vielzahl der Naturschutzflächen gehört als Grünland zur Kulturlandschaft, die einer<br />

ständigen Bewirtschaftung bedürfen. Diese Flächen sind durch fachliche<br />

Kontrolluntersuchungen nach Plan zu bewerten, um die naturschutzfachliche Aufwertung<br />

zu dokumentieren. Da in der <strong>Region</strong> mehrere NSG und LSG liegen, für die jeweils<br />

spezifische Entwicklungsmaßnahmen zu planen, zu finanzieren und zu realisieren sind,<br />

liegt es auf der Hand, das eine Naturparkleitung geschaffen wird, die in die Lage versetzt<br />

wird, diese Arbeiten zu steuern, zu überwachen und zu dokumentieren.<br />

Positive Merkmale für die Schaffung eines Naturparks<br />

o Der Anteil von Schutzgebieten ist mit >50 % erfüllt<br />

o Alleinstellungsmerkmale als Naturreichtümer wie z.B. Binnensalzstellen,<br />

Erdelöcher und NSG-Schutzwürdigkeiten sind vorhanden.<br />

o Infrastrukturmaßnahmen, wie der <strong>Havel</strong>radweg und der Aussichtsturm<br />

auf dem Götzer Berg sind fertig bzw. weitgehend planerisch gesichert.<br />

o Der Förderverein hat erkannt, dass ein Schwerpunkt in der<br />

Umweltbildung und in der Jugendarbeit liegt. Im Febr. 2007 und im Mai<br />

2008 wurden in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen<br />

Servicegesellschaft mbH Veranstaltungen zum Thema Kulturlandschaft<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> und Umweltbildung durchgeführt, dies soll sich fortsetzen.<br />

o Der Förderverein führt regelmäßig Veranstaltungen wie den<br />

<strong>Havel</strong>badetag durch und pflegt den Kontakt zu den<br />

Entscheidungsträgern im Land (MLUV und LUA), im Kreis und in den<br />

Kommunen<br />

o Der Förderverein hat vom Leibniz-Institut für <strong>Region</strong>alentwicklung und<br />

Strukturplanung, Erkner, ein Gutachten eingeholt, das eine Bewertung<br />

des Vorhabens zur Gründung eines Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> enthält.<br />

133


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

o Der Förderverein konzentriert seine Tätigkeit auf Fragen der<br />

<strong>Region</strong>alentwicklung und der nachhaltigen Landnutzung.<br />

o Der Förderverein pflegt den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der<br />

Flächenagentur GmbH, der Abteilung für Großschutzgebiete des LUA<br />

und den Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark, um zweckmäßige<br />

Entscheidungen zum Wassermanagement und für eine nachhaltige<br />

Landnutzung zu erzielen.<br />

o Der Förderverein sieht wirtschaftliche Potenziale in der Entwicklung des<br />

Obst- und Gemüsebaus und pflegt den Kontakt zu ProAgro, LAG<br />

Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. und den Erzeugern und Verarbeitungsunternehmen<br />

für landwirtschaftliche Produkte in der <strong>Region</strong>.<br />

Ungeklärte Fragen und Probleme<br />

o Die Mitglieder des Fördervereins und der Vorstand, die an dem<br />

Naturpark interessiert sind, haben keinen Beschluss über die<br />

Organisationsform eines künftigen Naturparks gefasst.<br />

o Der Förderverein hat erkannt, dass ein Naturpark nicht allein<br />

ehrenamtlich betrieben werden kann und wird 2009 eine Entscheidung<br />

herbeiführen.<br />

o Das Projekt Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist zwar öffentlich gut bekannt,<br />

verfügt aber über keine staatlichen Zuwendung und hat bislang nur<br />

projektbezogene Sponsoren.<br />

o Die Mitgliederkommunen finden die Naturparkidee gut, wollen aber<br />

bislang weder Personalkosten noch Geld für Projektkosten zur<br />

Verfügung stellen.<br />

o Der konsequente Anschluss des <strong>Havel</strong>radweges nach den Städten<br />

Brandenburg und Werder wird durch den Förderverein favorisiert, ist<br />

aber noch nicht gesichert.<br />

Defizite<br />

o Die Einrichtung einer Haushaltsstelle im Landkreis wurde nicht erreicht.<br />

o Es gibt keine Stellenzusage für eine Naturparkverwaltung durch das<br />

Land und den Kreis.<br />

o Es gibt keine feste Finanzierungszusage durch eine Kommune, die<br />

Mitglied des Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist.<br />

o Die naturschutzfachlichen und raumplanungsrechtlichen Vorarbeiten<br />

haben keinerlei Verbindlichkeit.<br />

134


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

o Es konnte bislang kein naturschutzfachliches Projekt zum<br />

Wassermanagement, zum Erhalt der Biodiversität und zur<br />

Landschaftspflege eingereicht und genehmigt werden.<br />

6.3 Die touristische Entwicklung des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in<br />

Gründung (i.G.)<br />

Durch die in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und <strong>Havel</strong>land zuständigen<br />

Fachgebiete für Tourismus sind die vorhandenen Angebote aufzulisten und ggf. der<br />

Fehlbedarf zu signalisieren. Da nach der Tourismus-Analyse 10,3 Mio. Besucher die<br />

<strong>Region</strong> aufsuchen und im Durchschnitt 20,20 Euro ausgeben, ist zu kalkulieren, auf<br />

welche Weise dieser Umsatz von ca. 2 Mio. Euro realisiert wird und wo fördernd und<br />

steuernd eingegriffen werden sollte. Die Verteilung von Übernachtungsmöglichkeiten in<br />

Hotels, Pensionen, Zelt- und Campingplätzen sind zu erfassen. Die Verteilung und<br />

Kapazität von Restaurants, Cafes, Imbissstuben aber auch Dorfkrügen u. a. ist zu<br />

erfassen und ihre Verteilung im Raum zu dokumentieren. Aus der Analyse dieser<br />

Erhebungen werden die Kommunen in die Lage versetzt, zielführende Beschlüsse zu<br />

fassen, um die Infrastruktur zu gestalten.<br />

In der <strong>Region</strong> wird Rad gefahren, gewandert, gesegelt, gerudert, gepaddelt und gespielt.<br />

Diese Angebote, aber auch die kulturellen Angebote, die in der Regel in den Ortschaften<br />

stattfinden, wo die die Infrastruktur vorhanden ist, sollen systematisch in der <strong>Region</strong> und<br />

auch außerhalb bekannt gemacht werden. Um den Naturtourismus attraktiv zu machen,<br />

braucht es Informationsblätter, Informationstafeln und Konzepte der optischen und<br />

akustischen Information. Als Beispiel dafür dient das Konzept<br />

135


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

WasserPark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Das Schema ist ein logistischer Ansatz, der beispielhaft Nutzungen für die <strong>Region</strong><br />

aufzeigt und als Entwurf für konkrete Planungen der Kommunen herangezogen werden<br />

kann. Das überplante Gebiet umfasst die Wasserflächen und Uferbereiche in den Orten<br />

Deetz, Schmergow und Götz. Allen Nutzern der <strong>Havel</strong> und Ihrer Ufergebiete soll in<br />

diesem Projekt die Möglichkeit gegeben werden, sich an Hand von Ausstellungsmaterial,<br />

das der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> erarbeitet hat, über die sehenswerten<br />

Naturreichtümer und ihre historischen Denkmale zu informieren, um selbst Akteur für den<br />

Naturschutz zu werden. Diese Planungen werden bereits genutzt, um sie in ein<br />

Entwicklungskonzept für die Gemeinde Groß Kreutz <strong>Havel</strong> einfließen zu lassen. Damit<br />

sollen die Voraussetzungen für den sanften Tourismus geschaffen werden, die von der<br />

Bevölkerung der Orte angenommen und in eigener Regie weiter entwickelt werden.<br />

Beabsichtigt ist es, Arbeitsplätze aus der <strong>Region</strong> für die <strong>Region</strong> für junge Menschen zu<br />

schaffen.<br />

Dafür wird Unternehmertum aber auch Anleitung für den Schritt in die Selbständigkeit<br />

benötigt. Die Gewerbetreibenden in den Orten sind auf ein attraktiv gestaltetes Umfeld<br />

angewiesen, um über den sanften Tourismus ihren Selbsterhalt sichern zu können. Eine<br />

Investitionshilfe für Haus- und Bungalowbesitzer, die Gästezimmer ausbauen und<br />

vermieten wollen, erleichtert neue Erwerbsquellen. Die Errichtung eines Campingplatzes<br />

(z.B. Ablage in Schmergow) bietet einen weiteren Ansatz. In Deetz verbinden Imbiss und<br />

136


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Serviceeinrichtungen für Radfahrer und Angler den touristischen Effekt mit der<br />

Versorgung der Einwohner. In Götzer Berge wird die Errichtung eines Aussichtsturmes zu<br />

einem Höhepunkt für den sanften Tourismus.<br />

Eine Erweiterung des Wander- und Radwegenetzes, aber auch des Reitwegenetzes<br />

innerhalb der <strong>Region</strong> würde die touristische Entwicklung befördern. Über die LAG<br />

Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. sind entsprechende Anträge zu stellen.<br />

Positive Merkmale für eine touristische Entwicklung der<br />

<strong>Region</strong> um Groß Kreutz<br />

o Die <strong>Region</strong> wird von zahlreichen Tagestouristen gut besucht.<br />

o Die <strong>Region</strong> bietet für Angler hervorragende Voraussetzungen.<br />

o Ein Rent<strong>point</strong> für die Ausleihe von Booten und Fahrrädern wurde<br />

zusammen mit einem Saison-Arbeitsplatz geschaffen.<br />

o Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> und die gemeinnützige Service-GmbH<br />

Berlin arbeiten an einem Naturtourismusprojekt in Götzerberge mit dem<br />

Ziel, ein Informationszentrum für Radwanderer, Wanderer und<br />

Wasserwanderer zu schaffen und mit einem Natur- und<br />

Umweltbildungszentrum zu verbinden.<br />

o Die verkehrliche Anbindung über die Bahn, die Straße und den Radweg<br />

ist sehr gut.<br />

o Die Anbindung auf dem Wasserweg ist aus mehreren Richtungen<br />

möglich und bedeutet z.B. einen halben Tag Fahrt mit dem Motorboot<br />

von Berlin.<br />

o Die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bietet Paddlern, Ruderern und Kanuten stille Touren<br />

abseits der Bundeswasserstraße.<br />

o Die Schienenanbindung von Berlin bis nach Groß Kreutz <strong>Havel</strong> erfordert<br />

über die Straße ca. 1 Stunde, mit dem Rad und der Bahn ca. 45 min<br />

Fahrtzeit. Von Brandenburg führen Radwege in ca. 30 Minuten vom<br />

Stadtkern zum WasserPark.<br />

Ungeklärte Fragen und Probleme der <strong>Region</strong> um Groß<br />

Kreutz zum Tourismus<br />

o Für Rast- und Anlegeplätze müssen Eigentums- und<br />

Nutzungsverhältnisse für Grundstücke in Deetz, in Götz und in<br />

Schmergow geklärt werden.<br />

o Alteinwohner und Neubürger sollten eine gemeinsame Sprache und die<br />

Bereitschaft suchen, um gemeinsame Ziele zu verfolgen.<br />

o Obwohl die Bodenpreise niedrig sind und Wohnungsleerstand verbreitet<br />

ist, finden sich kaum Interessenten, um zu siedeln und zu investieren.<br />

137


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Defizite der touristischen Entwicklung um Groß Kreutz<br />

o Es gibt vor Ort kein Tourismusbüro.<br />

o Es gibt kein Gastgewerbe in Wassernähe, sondern nur an der<br />

Bundesstraße 1, wo der Durchgangsverkehr bedient wird<br />

o Es gibt keine Gastronomie mit Bootsanlegeplätzen.<br />

o Es gibt kaum Fremdenzimmer und Hotels.<br />

o Es existiert nur ein Feriencamp in Götzerberge.<br />

o Es gibt keinen Campingplatz.<br />

o Es gibt keinen öffentlichen Steg.<br />

o Es gibt Mängel bei Beschilderung der Rad- und Wanderwege.<br />

o Es gibt zu wenige Hinweise auf Service-Angebote.<br />

o Es gibt kein regionales Werbematerial.<br />

o Es gibt keine Angebote für Jugendliche und junge Familien.<br />

o Es gibt keine ausreichenden Angebote für Reittourismus, Ferien auf dem<br />

Bauernhof und Kinderspielplätze.<br />

Als Resümee sei unten stehendes Schema als Vision angeführt, das als Anregung für<br />

weitere Planungen in Ketzin, Groß Kreutz und Kloster Lehnin dienen kann.<br />

138


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Eine wirtschaftliche Entwicklung der <strong>Region</strong> kann mit der Gründung eines<br />

Naturparks, der ja als Label identitätsstiftend wahrgenommen werden soll, durch<br />

Förderprogramme unterstützt werden. Das unten stehende Schema versucht die<br />

Vernetzung der Problemfelder grafisch zu verdeutlichen:<br />

139


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

6.4 Die land- und fischereiwirtschaftliche Ausrichtung des Naturpark<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in Gründung (i.G.)<br />

Auch wenn mehr als 50 % des künftigen Naturparks LSG- und NSG-Flächen sind, so<br />

dienen sie doch zum großen Teil der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung. Das Gleiche<br />

trifft auch auf die Gewässer zu, die fischereiwirtschaftlich genutzt werden. Aus Sicht der<br />

Landwirte findet gegenwärtig ein Strukturwandel zugunsten von Spargel und einigen<br />

Nischenkulturen wie Beerenobst statt. Der starke Druck Richtung Biomasseerzeugung,<br />

die steigenden Bodenpreise erschweren die Entwicklung von ökologischer<br />

Landwirtschaft. Dennoch kann die <strong>Region</strong> überleben, wenn die Vernetzung von<br />

Produktions- und Vermarktungsstrukturen vorangetrieben wird.<br />

140


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Positives für eine landwirtschaftliche Entwicklung<br />

o Die Land- und Forstwirtschaft der <strong>Region</strong> kann ihre Produkte besser<br />

vermarkten, wenn ein Naturpark entsteht.<br />

o Die Landwirte stellen sich der Verantwortung, auf allen Flächen dem<br />

Berufsstand gemäß eine gute landwirtschaftliche Praxis zu realisieren<br />

o Umgenutzte Flächen sollen vom Naturschutzfonds erworben werden,<br />

wenn sie als Ausgleichsmaßnahme dienen (Schmergower Wiesen). Mit<br />

den Landwirten wird für solche Flächen ein Pflegevertrag<br />

abgeschlossen, so dass solche Naturschutzflächen zu einem stabilen<br />

Einkommen führen.<br />

Ungeklärte Fragen der landwirtschaftlichen Entwicklung<br />

o Die Fragen des Wassermanagement wurden bisher vom Staubeirat<br />

einvernehmlich entschieden. Mit dem Klimawandel verschieben sich<br />

Nutzerinteressen. Hier ergeben sich wichtige fachliche Gespräche<br />

o Der Uferbereich des Rietzer See verändert sich wegen mangelnder<br />

Mahd zusehends. Hier sind konzeptionell neue Entscheidungen im Sinne<br />

der Pflege zu treffen.<br />

o Verbesserung der Kommunikationsstrukturen zwischen Landnutzern und<br />

Naturschutzobleuten ist zweckmäßig.<br />

o Kommunikationsstrukturen zwischen Landwirten und Vermarktern sind<br />

durch Marktgespräche zu erweitern<br />

o Verknüpfung und Erweiterung des Obstpanoramaweges mit anderen<br />

touristischen Einrichtungen ist zu prüfen<br />

o Der <strong>Havel</strong>radweg ist zum großen Teil fertig gestellt. Wer sorgt für den<br />

Anschluss von Phöben nach Werder und von Gollwitz bis in die Stadt<br />

Brandenburg?<br />

Defizite der landwirtschaftlichen Entwicklung<br />

o Ein Konzept für eine nachhaltige Landwirtschaft im Naturpark <strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong> soll vorgelegt werden. Dabei ist auf Nachwuchsarbeit und<br />

Weiterbildung zu achten.<br />

o Angepasste Hilfssysteme für ältere Menschen, Sicherung deren Mobilität<br />

und ihrer Einbindung in das gesellschaftliche Leben ist noch nicht<br />

realisiert.<br />

o Wie soll Werbung für die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> als „Lernende <strong>Region</strong>“ aussehen<br />

und wie ist der Dialog mit der Bevölkerung offen zui gestalten?<br />

141


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Literatur<br />

BfN Bundesamt für Naturschutz (2005): Lebensraumkorridore für Mensch und Natur. Naturschutz<br />

und Biologische Vielfalt 17. Bonn: BfN/Münster: Landwirtschaftsverlag.<br />

FINCK, P., HAUKE, U., SCHRÖDER, E. & FORST, R. (2002): Naturschutzfachliche Landschafts-<br />

Leitbilder. Rahmenvostellungen für das Nordostdeutsche Tiefland aus bundesweiter Sicht.<br />

Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 50/2.<br />

HERMSDORF, N. (2005): Geologische Übersichtskarte 1:100.000 Blatt 8 – Landkreis Potsdam-<br />

Mittelmark, Kreisfreie Stadt Potsdam, Kreisfreie Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>.<br />

Kleinmachnow/Potsdam: Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg /<br />

Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg.<br />

KÜHN, D. (1997): Karte 1 - Leitbodengesellschaften. In: STACKEBRANDT, W., G. EHMKE & V.<br />

MANHENKE (Hg.): Atlas zur Geologie von Brandenburg. Kleinmachnow: Landesamt für<br />

Geowissenschaften und Rohstoffe.<br />

L.A.U.B. (1995): Landschaftsplan Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>. Gutachten im Auftrag der<br />

Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, unveröffentlicht.<br />

LIPPSTREU, L. (1997): Karte 3 - Landschaftsgenese. In: STACKEBRANDT, W., EHMKE, G. & V.<br />

MANHENKE (Hg.): Atlas zur Geologie von Brandenburg. Kleinmachnow: Landesamt für<br />

Geowissenschaften und Rohstoffe.<br />

LUA Landesumweltamt Brandenburg (2001): Weite<strong>rent</strong>wicklung von Schutzgebietssystemen auf<br />

naturräumlicher Grundlage in Brandenburg. Studien und Tagungsberichte 32. Potsdam: LUA.<br />

MARCINEK & ZAUMSEIL (2006a) : Oberflächenformung und naturräumliche Gliederung. In: KINDER &<br />

PORADA (Hg.): Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und Umgebung. Landschaften in Deutschland – Werte<br />

der deutschen Heimat Bd. 69. Köln Weimar Wien: Böhlau.<br />

MARCINEK & ZAUMSEIL (2006b) : C 16 Brandenburger Eisrandlage. In: KINDER & PORADA (Hg.):<br />

Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und Umgebung. Landschaften in Deutschland – Werte der deutschen<br />

Heimat Bd. 69. Köln Weimar Wien: Böhlau.<br />

MEYNEN, E. & SCHMITHÜSEN, J. (1953 / 1962): Handbuch der naturräumlichen Gliederung<br />

Deutschlands. Remagen: Bundesanstalt für Landeskunde<br />

MLUR Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg<br />

(2001): Landschaftsprogramm Brandenburg. Potsdam: MLUR.<br />

PETRICK & Partner (1997): Landschaftsrahmenplan Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>. Gutachten<br />

im Auftrag der Stadtverwaltung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, Umweltamt / Untere<br />

Naturschutzbehörde, unveröffentlicht.<br />

PRO TERRA TEAM (1995): Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Potsdam-Mittelmark,<br />

Altkreis Brandenburg Land. Gutachten im Auftrag des Landkreises Potsdam-Mittelmark,<br />

unveröffentlicht.<br />

RUDOLPH, B. (2006): Tierwelt. In: KINDER & PORADA (Hg.): Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und<br />

Umgebung. Landschaften in Deutschland – Werte der deutschen Heimat Bd. 69. Köln Weimar<br />

Wien: Böhlau.<br />

SCHARF, R. & D. BRAASCH (1998): Die sensiblen Fließgewässer und das<br />

Fließgewässerschutzsystem im Land Brandenburg. Landesumweltamt Brandenburg (Hg.):<br />

Studien und Tagungsberichte Band 15. Potsdam: Landesumweltamt.<br />

UMLAND (2006): Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Potsdam-Mittelmark. Gutachten im<br />

Auftrag des Landkreises Potsdam-Mittelmark, unveröffentlicht.<br />

Verband Deutscher Naturparke e.V. (2002): Erarbeitung von Naturparkplänen - Ein Leitfaden für<br />

die Praxis. www.naturparke.de, 28.5.2006<br />

142


Anhang 1 Schutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

A) Naturschutzgebiete<br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

Untere <strong>Havel</strong><br />

Süd i.V.<br />

Ketziner<br />

<strong>Havel</strong>inseln<br />

Gruppe von<br />

Schwemmsan<br />

dinseln in<br />

einem<br />

naturnah<br />

erhaltenen<br />

Flussabschnitt<br />

der <strong>Havel</strong><br />

Schwimmblattges<br />

ellschaften,<br />

Röhrichte,<br />

Großseggenriede,<br />

Feucht- und<br />

Frischwiesen,<br />

Weidengebüsche<br />

und Feuchtwälder<br />

Weichholzauenwäld<br />

er (Salicion albae)*,<br />

natürliche eutrophe<br />

Seen mit Vegetation<br />

des<br />

Magnopotamions<br />

und<br />

Hydrocharitions,<br />

Flüsse der planaren<br />

Stufe mit Vegetation<br />

des Ranunculion<br />

fluitantis und des<br />

Callitricho-<br />

Batrachion, magere<br />

Flachland-<br />

Mähwiesen<br />

(Bsp.)<br />

Sumpf-Wolfsmilch<br />

(Euphorbia<br />

palustris), Sumpf-<br />

Platterbse (Lathyrus<br />

palustris),<br />

Krebsschere<br />

(Stratiotes aloides),<br />

Schwanenblume<br />

(Butomus<br />

umbellatus),<br />

Blasensegge<br />

(Carex vesicaria),<br />

Froschbiss<br />

(Hydrocharis<br />

morsus-ranae),<br />

Durchwachsenes<br />

Laichkraut<br />

(Potamogeton<br />

perfoliatus),<br />

Schwingelschilf<br />

(Scolochloa<br />

festucacea), Sumpf-<br />

Greiskraut (Senecio<br />

paludosus),<br />

Graugrüne<br />

Sternmiere<br />

(Stellaria palustris)<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

Biber (Castor<br />

fiber)*,<br />

Fischotter<br />

(Lutra lutra)*,<br />

Großem<br />

Mausohr<br />

(Myotis<br />

myotis)*,<br />

Rotbauchunke<br />

(Bombina<br />

bombina)*,<br />

Rapfen<br />

(Aspius<br />

aspius)*,<br />

Steinbeißer<br />

(Cobitis<br />

taenia)*,<br />

Schlammpeitz<br />

ger (Misgurnus<br />

fossilis)*,<br />

Bitterling<br />

(Rhodeus<br />

amarus)*,<br />

Großer<br />

Brachvogel<br />

(Numenius<br />

arquata),<br />

Tüpfelsumpfhu<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

Erhaltung der<br />

Flussaue<br />

wegen ihrer<br />

Vielfalt an<br />

auentypischen<br />

Strukturen und<br />

Biotopen<br />

19 Mit einem Stern (*) sind prioritäre Lebensraumtypen bzw. Tierarten nach den Anhängen I und II der FFH-Richtlinie gekennzeichnet.<br />

wesentlicher Teil<br />

des<br />

überregionalen<br />

Biotopverbundes<br />

innerhalb der<br />

<strong>Havel</strong>niederung<br />

und dabei<br />

insbesondere<br />

zwischen den<br />

Naturschutzgebieten<br />

„<strong>Mittlere</strong><br />

<strong>Havel</strong>“<br />

stromabwärts<br />

und „Wolfsbruch“<br />

stromaufwärts<br />

143


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Obere Wublitz<br />

<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Teil der<br />

Brandenburger<br />

<strong>Havel</strong>niederun<br />

g mit<br />

großräumigen<br />

Überschwemm<br />

ungsbereichen<br />

,<br />

Auenüberflutun<br />

gsmooren und<br />

Altarmen<br />

Schwimmblattges<br />

ellschaften,<br />

Schilfröhricht,<br />

Sumpfrispen-<br />

Rohrglanzgras -<br />

Röhricht,<br />

Großseggenriede<br />

(Schlankseggenrie<br />

d), Feucht- und<br />

Frischwiesen,<br />

Trockenrasen<br />

Auen-Wälder mit<br />

Alnus glutinosa<br />

(Schwarz-Erle) und<br />

Fraxinus excelsior<br />

(Gewöhnliche<br />

Esche) (Salicion<br />

albae)*, Flüsse der<br />

planaren Stufe mit<br />

Vegetation des<br />

Ranunculion<br />

fluitantis und des<br />

Callitricho-<br />

Batrachion,<br />

Pfeifengraswiesen<br />

auf torfigen Böden,<br />

magere Flachland-<br />

Mähwiesen, feuchte<br />

Hochstaudenfluren<br />

der planaren Stufe<br />

Kartäuser-Nelke,<br />

(Dianthus<br />

carthusianorum),<br />

Fieberklee<br />

(Menyanthes<br />

trifoliata), Sumpf-<br />

Wolfsmilch<br />

(Euphorbia<br />

palustris), Sumpf-<br />

Schwertlilie (Iris<br />

pseudacorus),<br />

Zungen-Hahnenfuß<br />

(Ranunculus<br />

lingua), Große<br />

Teichrose (Nuphar<br />

lutea), Weiße<br />

Seerose<br />

(Nymphaea alba)<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

hn (Porzana<br />

porzana),<br />

Kiebitz<br />

(Vanellus<br />

vanellus),<br />

Schilfrohrsäng<br />

er<br />

(Acrocephalus<br />

schoenobaenu<br />

s)<br />

Biber (Castor<br />

fiber)*,<br />

Fischotter<br />

(Lutra lutra)*,<br />

Schlammpeitz<br />

ger (Misgurnus<br />

fossilis)*,<br />

Rapfen<br />

(Aspius<br />

aspius),<br />

Bitterling<br />

(Rhodeus<br />

sericeus<br />

amarus)*,<br />

Steinbeißer<br />

(Cobitis<br />

taenia)*,<br />

Rohrdommel<br />

(Botaurus<br />

stellaris),<br />

Weißstorch<br />

(Ciconia<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

zur<br />

Beobachtung<br />

und<br />

Erforschung<br />

der<br />

Lebensgemein<br />

schaften der<br />

Flussaue<br />

überregionaler<br />

Biotopverbund<br />

zwischen dem<br />

Rietzer See, der<br />

Stadthavel und<br />

der Niederung<br />

der unteren<br />

<strong>Havel</strong><br />

144


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

ciconia),<br />

Bekassine<br />

(Gallinago<br />

gallinago),<br />

Rohrschwirl<br />

(Locustella<br />

luscinioides),<br />

Blaukehlchen<br />

(Luscinia<br />

svecica),<br />

Tüpfelralle<br />

(Porzana<br />

porzana),<br />

Flussseeschw<br />

albe (Sterna<br />

hirundo),<br />

Rotschenkel<br />

(Tringa<br />

totanus),<br />

Moorfrosch<br />

(Rana arvalis),<br />

Knoblauchkröt<br />

e (Pelobates<br />

fuscus),<br />

Pappelglucke<br />

(Gastropacha<br />

populifolia),<br />

Perlmuttfalter<br />

(Argynnis ino),<br />

Körniger<br />

Laufkäfer<br />

(Carabus<br />

granulatus)<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

145


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Krielower See Teil einer Armleuchteralgen Pfeifengraswiesen Wasserfeder<br />

Moorrinne mit gesellschaften in auf torfigem Boden (Hottonia palustris),<br />

verlandendem Torfstichen, (Molinion<br />

Schachblume<br />

See zwischen Flutrasen, caeruleae) (Fritillaria<br />

dem Großen Röhrichtgesellsch<br />

meleagris), Pracht-<br />

Plessower See aften,<br />

Nelke (Dianthus<br />

und der <strong>Havel</strong> Großseggenriede,<br />

superbus), Zungen-<br />

Feuchtwiesen,<br />

Hahnenfuß<br />

feuchte<br />

(Ranunculus<br />

Hochstaudenflure<br />

lingua), Lungenn,<br />

Enzian (Gentiana<br />

Weidengebüsche<br />

und Erlenbrüche<br />

pneumonanthe)<br />

Wolfsbruch naturnahes,<br />

vom<br />

<strong>Havel</strong>hochwas<br />

Binsen-Pfeifengraswiesen,<br />

Schlank- und<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

Fischotter<br />

(Lutra lutra)*,<br />

Bauchiger<br />

Windelschneck<br />

e (Vertigo<br />

moulinsiana)*,<br />

Schmaler<br />

Windelschneck<br />

e (Vertigo<br />

angustior)*,<br />

Kranich (Grus<br />

grus),<br />

Tüpfelralle<br />

(Porzana<br />

porzana),<br />

Wachtelkönig<br />

(Crex crex),<br />

Bekassine<br />

(Gallinago<br />

gallinago),<br />

Knäkente<br />

(Anas<br />

querquedula),<br />

Ringelnatter<br />

(Natrix natrix),<br />

Knoblauchkröt<br />

e (Pelobates<br />

fuscus),<br />

Moorfrosch<br />

(Rana arvalis)<br />

(Vogelarten<br />

der<br />

Gewässerufer<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

naturnaher<br />

Moor- und<br />

Niederungsber<br />

eich mit<br />

großer<br />

Artenvielfalt<br />

und hoher<br />

Strukturdiversi<br />

tät<br />

Laichgebiet für<br />

Fischarten der<br />

<strong>Havel</strong>region<br />

wesentlicher Teil<br />

des regionalen<br />

Biotopverbundes<br />

zwischen dem<br />

Kleinen<br />

Plessower See<br />

und der <strong>Havel</strong><br />

Bedeutung<br />

innerhalb des<br />

regionalen<br />

146


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

ser<br />

Kammseggenried<br />

beeinflußtes en,<br />

Überschwemm Walzenseggenungsgebiet<br />

Erlenbruchwald,<br />

sowie eines<br />

<strong>Havel</strong>altarmes<br />

in der<br />

Verlandungsph<br />

ase<br />

Schilfröhrichte<br />

Kleiner Feuchtgebiet Armleuchteralgen- kalkreiche Sümpfe Krebsschere<br />

Plessower See mit einem , Nixenkraut- und mit Cladium (Stratiotes aloides)<br />

Flachsee und Wasserschlauchg mariscus und Arten<br />

kalkreichen esellschaften, des Caricion<br />

Verlandungs- Röhrichtgesellsch davallianae*,<br />

und<br />

aften mit<br />

natürlicher<br />

Quellmooren in Schwimmröhrichte eutropher See mit<br />

der<br />

n, Feuchtgrünland, einer Vegetation<br />

Brandenburg- Weidengebüsche des<br />

Potsdamer und Erlenbrüche Magnopotamions<br />

<strong>Havel</strong>niederun<br />

und<br />

g<br />

Hydrocharitions,<br />

feuchte<br />

Hochstaudenfluren<br />

der planaren Stufe<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

und<br />

Verlandungszo<br />

nen, von<br />

Lurchen,<br />

Kriechtieren<br />

und<br />

Kleinsäugern)<br />

Fischotters<br />

(Lutra lutra)*,<br />

Mopsflederma<br />

us (Barbastella<br />

barbastellus)*,<br />

Bitterlings<br />

(Rhodeus<br />

sericeus<br />

amarus)*,<br />

Kranich (Grus<br />

grus),<br />

Rohrdommel<br />

(Botaurus<br />

stellaris),<br />

Rohrschwirl<br />

(Locustella<br />

luscinioides),<br />

Schilfrohrsäng<br />

er<br />

(Acrocephalus<br />

schoenobaenu<br />

s),<br />

Wasserspitzm<br />

aus (Neomys<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

durch<br />

Nutzungen<br />

wenig<br />

beeinflusster,<br />

schwach<br />

eutropher<br />

Flachsee mit<br />

vollständiger<br />

Vegetationszo<br />

nierung und<br />

unverbauten<br />

Ufern<br />

Biotopverbundes<br />

wesentlicher Teil<br />

des regionalen<br />

Biotopverbundes<br />

zwischen dem<br />

Kleinen<br />

Plessower See,<br />

dem Krielower<br />

See und der<br />

<strong>Havel</strong><br />

147


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Rietzer See eine<br />

großräumige<br />

vermoorte<br />

Niederung im<br />

Brandenburg-<br />

Potsdamer<br />

<strong>Havel</strong>gebiet<br />

Wasserpflanzenge<br />

sellschaften,<br />

Röhrichte und<br />

Seggenriede,<br />

Grünland frischer<br />

bis nasser<br />

Standorte mit<br />

differenziertem<br />

Nährstoff-, Salz-<br />

und Kalkgehalt,<br />

Weidengebüsche,<br />

Erlenbruchwälder,<br />

kleinflächig<br />

vorkommende<br />

Kalk-<br />

Trockenrasen und<br />

Gesellschaften der<br />

kalkreichen<br />

Niedermoore<br />

Salzwiesen im<br />

Binnenland*,<br />

trockene kalkreiche<br />

Sandrasen*,<br />

kalkreiche Sümpfe<br />

mit Cladium<br />

mariscus (Binsen-<br />

Schneide) und<br />

Arten des Caricion<br />

davallianae*, Auen-<br />

Wälder mit Alnus<br />

glutinosa (Schwarz-<br />

Erle) und Fraxinus<br />

excelsior<br />

(Gewöhnliche<br />

Esche) (Alno-<br />

Padion)*, natürliche<br />

eutrophe Seen mit<br />

einer Vegetation<br />

des<br />

Magnopotamions<br />

und<br />

Hydrocharitions,<br />

Pfeifengraswiesen<br />

auf kalkreichen und<br />

Fieberklee<br />

(Menyanthes<br />

trifoliata), Sumpf-<br />

Knabenkraut<br />

(Orchis palustris),<br />

Strand-Tausendgüldenkraut<br />

(Centaurium<br />

littorale), Pracht-<br />

Nelke (Dianthus<br />

superbus), Sand-<br />

Strohblume<br />

(Helichrysum<br />

arenarium), Heide-<br />

Nelke (Dianthus<br />

deltoides), Strand-<br />

Aster (Aster<br />

tripolium),<br />

Milchkraut (Glaux<br />

maritima), Salz-<br />

Binse (Juncus<br />

gerardii), Salz-<br />

Bunge (Samolus<br />

valerandi), Meer-<br />

Dreizack (Triglochin<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

fodiens),<br />

Ringelnatter<br />

(Natrix natrix),<br />

Moorfrosch<br />

(Rana arvalis),<br />

Glänzende<br />

Binsenjungfer<br />

(Lestes dryas);<br />

Biber (Castor<br />

fiber)*,<br />

Fischotter<br />

(Lutra lutra)*,<br />

Kamm-Molch<br />

(Triturus<br />

cristatus)*,<br />

Rapfen<br />

(Aspius<br />

aspius)*,<br />

Schlammpeitz<br />

ger (Misgurnus<br />

fossilis)*,<br />

Bitterling<br />

(Rhodeus<br />

sericeus<br />

amarus)*,<br />

Schmaler<br />

Windelschnecke(Vertigo<br />

angustior)*,<br />

Bauchiger<br />

Windelschneck<br />

e (Vertigo<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

offene<br />

Niederungslan<br />

dschaft mit<br />

dem Rietzer<br />

See als<br />

ausgedehnte<br />

m Flachsee<br />

und dem<br />

Holzberg als<br />

randlich<br />

anstehender<br />

Grundmoräne<br />

nkuppe<br />

wesentlicher Teil<br />

des regionalen<br />

Biotopverbundes<br />

zwischen<br />

<strong>Havel</strong>niederung<br />

und Lehniner<br />

Wald- und<br />

Seengebiet<br />

148


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten Tierarten<br />

(Bsp.)<br />

(Bsp.) 16<br />

torfigen Böden maritimum); moulinsiana)*,<br />

(Molinion<br />

Blaukehlchen<br />

caeruleae), magere<br />

(Luscinia<br />

Flachland-<br />

svecica),<br />

Mähwiesen<br />

Kranich (Grus<br />

grus),<br />

Seeadler<br />

(Haliaeetus<br />

albicilla),<br />

Große<br />

Rohrdommel<br />

(Botaurus<br />

stellaris),<br />

Rohrweihe<br />

(Circus<br />

aeruginosus),<br />

Tüpfelralle<br />

(Porzana<br />

porzana),<br />

Eisvogel<br />

(Alcedo atthis),<br />

Seggenrohrsä<br />

nger<br />

(Acrocephalus<br />

paludicola),<br />

Kranich (Grus<br />

grus),<br />

verschiedene<br />

Gänse- und<br />

Entenarten<br />

sowie<br />

Limikolen,<br />

Schilfrohrsäng<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

149


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

er<br />

(Acrocephalus<br />

schoenobaenu<br />

s), Bartmeise<br />

(Panurus<br />

biarmicus),<br />

Rohrschwirl<br />

(Locustella<br />

luscinioides),<br />

Knäkente<br />

(Anas<br />

querquedula),<br />

Schwarzhalsta<br />

ucher<br />

(Podiceps<br />

nigricollis),<br />

Kiebitz<br />

(Vanellus<br />

vanellus),<br />

Bekassine<br />

(Gallinago<br />

gallinago),<br />

Moorfrosch<br />

(Rana arvalis),<br />

Kreuzkröte<br />

(Bufo<br />

calamita),<br />

Knoblauchkröt<br />

e (Pelobates<br />

fuscus), Ufer-<br />

Laufkäfer<br />

(Carabus<br />

clathratus)<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

150


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Bruchwald natürlicher, natürlicher,<br />

Rosdunk reich<br />

teilweise mesotro-<br />

gegliederter pher<br />

Bruchwaldkom Bruchwaldkomple<br />

plex inmitten x mit<br />

einer intensiv eingelagerten<br />

genutzten Feuchtwiesen auf<br />

Agrarlandschaf einem<br />

t<br />

Versumpfungsmo<br />

or sowie<br />

gefährdeten,<br />

vorwiegend eutrophen<br />

Erlen-<br />

Eschenwäldern<br />

Krahner Busch natürlicher Schuppenwurz-<br />

pflanzengeographis<br />

Laubwaldrest Stieleichen-<br />

ch bedeutsamer<br />

innerhalb der Hainbuchenwald<br />

Standort für eine<br />

nahezu mit einer<br />

Reihe gefährdeter<br />

vollständig artenreichen<br />

Pflanzenarten<br />

entwaldeten Frühblüherflora,<br />

Niederungen Erlen-Eschenim<br />

Bereich des Wald und<br />

Baruther Schwertlilien-<br />

Urstromtales Erlen-Wald<br />

Gränert Vielzahl Walzenseggen-<br />

in ihrem Bestand<br />

unterschiedlich Erlenbruch und<br />

bedrohte<br />

er Biotoptypen Birkenbruchwaldg<br />

esellschaften,<br />

Wunderseggenund<br />

Schlankseggenrie<br />

de, Froschbiß-<br />

Krebsscheren-<br />

Pflanzenarten<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

Schmetterlings<br />

-, Käfer- und<br />

Vogelarten<br />

sowie<br />

Amphibien und<br />

Reptilien<br />

bestandsbedro<br />

hte Vogel- und<br />

Insektenarten<br />

bestandsbedro<br />

hte Tierarten,<br />

insbesondere<br />

von<br />

zahlreichen<br />

Vogel- und<br />

Schmetterlings<br />

arten<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

besondere<br />

geomorpholog<br />

ische Eigenart<br />

regionaler<br />

Biotopverbund<br />

regionaler<br />

Biotopverbund<br />

151


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Gesellschaften ,<br />

artenreiche<br />

Restvorkommen<br />

von Binsen-<br />

Pfeifengraswiesen<br />

Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Stadthavel natürliche, Röhrichtgesellsch Weichholzauenwald Gelbe Teichrose -<br />

weitgehend aften (zum (Salicion albae)*, (Nuphar lutea),<br />

unbeeinflusste Beispiel<br />

Flüsse der planaren Weiße Seerose<br />

Retentionsfläc Schwingelschilf- Stufe mit Vegetation (Nymphaea alba),<br />

he der Röhricht), des Ranunculion Wasserfeder<br />

Brandenburger wechselfeuchtes fluitantis, natürliche (Hottonia palustris),<br />

Niederhavel Auengrünland und eutrophe Seen mit Fleischrotes<br />

mit<br />

dessen<br />

einer Vegetation Knabenkraut<br />

Überflutungsm Auflassungsstadie des<br />

(Dactylorhiza<br />

ooren n,<br />

Magnopotamions incarnata), Sumpf-<br />

Weidengebüsche, und<br />

Platterbse (Lathyrus<br />

Sandtrockenrasen Hydrocharitions, palustris),<br />

in den<br />

feuchte<br />

Kugelsimse<br />

Randbereichen, Hochstaudenfluren (Scirpoides<br />

Gesellschaften der der planaren Stufe, holoschoenus),<br />

Kleingewässer, Brenndolden- Sumpf-Brenndolde<br />

Altwasser und Auenwiesen (Cnidium dubium),<br />

Flüsse<br />

Wiesen-Alant (Inula<br />

britannica), Gelbe<br />

Wiesenraute<br />

(Thalictrum flavum)<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

Elbebiber<br />

(Castor fiber<br />

albicus)*,<br />

Fischotter (Lutra<br />

lutra)*,<br />

Kamm-Molch<br />

(Triturus cristatus)*,<br />

Rapfen<br />

(Aspius<br />

aspius)*,<br />

Schlammpeitz<br />

ger (Misgurnus<br />

fossilis)*,<br />

Bachneunauge<br />

(Lampetra<br />

planeri)*,<br />

Drosselrohrsän<br />

ger<br />

(Acrocephalus<br />

arundinaceus),<br />

Kiebitz<br />

(Vanellus<br />

vanellus),<br />

Bekassine<br />

(Gallinago<br />

gallinago),<br />

Tüpfelralle<br />

(Porzana<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

großflächiges<br />

Feuchtgebiet<br />

im<br />

Überschwem<br />

mungsbereich<br />

von <strong>Havel</strong> und<br />

Plane<br />

überregionaler<br />

Biotopverbund<br />

zwischen<br />

mittlerer und<br />

unterer <strong>Havel</strong><br />

152


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Große Freiheit<br />

bei Plaue<br />

Komplex von<br />

tiefgründigen<br />

Verlandungs-<br />

und<br />

Versumpfungs<br />

mooren in der<br />

Unteren<br />

<strong>Havel</strong>niederun<br />

g<br />

Seggen- und<br />

Röhrichtmoore mit<br />

Kleingewässern,<br />

Feuchtgrünland<br />

und dessen<br />

Auflassungsstadie<br />

n sowie<br />

Erlenwäldern<br />

feuchte<br />

Hochstaudenfluren<br />

der planaren Stufe,<br />

Brenndolden-Auenwiesen,<br />

natürliche<br />

eutrophe Seen mit<br />

einer Vegetation<br />

des<br />

Magnopotamions<br />

und<br />

Hydrocharitions,<br />

mitteleuropäischer<br />

Stieleichenwald und<br />

Hainbuchenwald<br />

sowie alte<br />

bodensaure<br />

Eichenwälder auf<br />

Sandebenen mit<br />

Quercus robur<br />

Wasserfeder<br />

(Hottonia palustris),<br />

Sumpf-Schwertlilie<br />

(Iris pseudacorus),<br />

Sumpf-Platterbse<br />

(Lathyrus palustris)<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

porzana),<br />

Rohrweihe<br />

(Circus<br />

aeruginosus),<br />

Eisvogel<br />

(Alcedo atthis),<br />

Moorfrosch<br />

(Rana arvalis),<br />

Knoblauchkröt<br />

e (Pelobates<br />

fuscus)<br />

Elbebiber<br />

(Castor fiber<br />

albicus)*,<br />

Fischotter<br />

(Lutra lutra)*,<br />

Schlammpeitz<br />

ger (Misgurnus<br />

fossilis)*,<br />

Großer<br />

Abendsegler<br />

(Nyctalus<br />

noctula),<br />

Kranich (Grus<br />

grus), Eisvogel<br />

(Alcedo atthis),<br />

Rohrschwirl<br />

(Locustella<br />

luscinoides),<br />

Wasserralle<br />

(Rallus<br />

aquaticus),<br />

Zwergtaucher<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

großflächiges<br />

Feuchtgebiet<br />

mit<br />

weitgehend<br />

unbeeinflusste<br />

n und<br />

naturnahen<br />

Biotopen<br />

lokalen<br />

Biotopverbundes<br />

zwischen unterer<br />

<strong>Havel</strong> und Plauer<br />

Seengebiet<br />

153


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Buhnenwerder-<br />

Wusterau<br />

Falkenrehder<br />

Wublitz<br />

späteiszeitliche<br />

Bildung am<br />

Beckenrand<br />

des Plauer<br />

Sees mit einer<br />

auf engem<br />

Raum<br />

landschaftstypi<br />

sch<br />

ausgeprägten<br />

Vielfalt an<br />

Lebensräumen<br />

für den<br />

Landschaftsra<br />

um der<br />

<strong>Havel</strong>niederun<br />

g typischer,<br />

vom<br />

<strong>Havel</strong>kanal<br />

Schwimmblattges<br />

ellschaften,<br />

Weidengebüsche<br />

nasser Standorte,<br />

Röhrichtmoore,<br />

reiche<br />

Feuchtwiesen und<br />

Sandtrockenrasen<br />

Schwimmblattges<br />

ellschaften,<br />

Röhrichte,<br />

Feuchtwiesen und<br />

Erlenbruchwälder<br />

Echtes<br />

Tausendgüldenkrau<br />

t (Centaurium<br />

erythraea s. l.),<br />

Kartäuser-Nelke<br />

(Dianthus<br />

carthusianorum)<br />

und Gottes-<br />

Gnadenkraut<br />

(Gratiola officinalis),<br />

Sumpf-Wolfsmilch<br />

(Euphorbia<br />

palustris), Sumpf-<br />

Platterbse (Lathyrus<br />

palustris),<br />

Langblättriger<br />

Blauweiderich<br />

(Pseudolysimachiu<br />

m longifolium)<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

(Tachybaptus<br />

ruficollis),<br />

Kamm-Molch<br />

(Triturus<br />

cristatus),<br />

Moorfrosch<br />

(Rana arvalis)<br />

Elbebiber<br />

(Castor fiber<br />

albicus)*,<br />

Fischotter<br />

(Lutra lutra)*,<br />

Schilfrohrsäng<br />

er (Acrocephalus<br />

schoenobaenu<br />

s), Großer<br />

Brachvogel<br />

(Numenius<br />

arquata);<br />

zahlreicher,<br />

seltener und<br />

gefährdeter<br />

Wasser- und<br />

Kleinvogelarte<br />

n, artenreiche<br />

Herpeto- und<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

Parkstrukturen<br />

auf der Insel<br />

Buhnenwerder<br />

wesentlicher Teil<br />

des<br />

überregionalen<br />

Biotopverbundes<br />

zwischen unterer<br />

und mittlerer<br />

<strong>Havel</strong><br />

wesentliches<br />

Glied einer<br />

Biotopverbundket<br />

te von<br />

Feuchtgebieten<br />

in der<br />

Wublitzrinne<br />

154


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 durchquerter<br />

Naturraum mit<br />

einer<br />

hauptsächlich<br />

von<br />

Feuchtbiotope<br />

n und dem<br />

größtenteils<br />

verlandeten<br />

Wublitzsee<br />

bestandenen<br />

eiszeitlichen<br />

Abflussrinne<br />

Pflanzenarten<br />

(Bsp.)<br />

Lehniner pflanzengeogr intakte<br />

Mittelheide und aphisch Hangquellmoore,<br />

Quellgebiet der bemerkenswer orchideenreiche<br />

Emster ter Standort Feuchtwiesen<br />

von Elementen (Calthion-Typ),<br />

mit vorwiegend Schneiden-Ried,<br />

arktischer und Walzenseggenborealer<br />

Verbreitung<br />

Erlen-Bruchwald<br />

Tierarten<br />

(Bsp.) 16<br />

Entomofauna<br />

(zum Beispiel<br />

Tagfalter), an<br />

aquatische<br />

Lebensräume<br />

gebundene<br />

Säuger<br />

(Vogel- und<br />

Insektenarten<br />

sowie als<br />

Rückzugsgebi<br />

et für<br />

Amphibien)<br />

Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />

besondere<br />

geomorpholog<br />

ische Eigenart<br />

B) Landschaftsschutzgebiete<br />

Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />

Westhavelland eiszeitlich und Vielfalt von Strukturen aus glazial Erhalt von<br />

naturverträgliche<br />

nacheiszeitlich geformten Grund-, End- und<br />

Niedermooren<br />

und<br />

geprägte Stauchmoränen sowie postglazial<br />

naturorientierte<br />

brandenburgty sedimentierten Talsand- und<br />

Erholung unter<br />

pischen Elbauenlehmflächen, Dünen äolischer<br />

anderem im<br />

Kulturlandscha Herkunft und überwiegend in<br />

Einzugsbereich<br />

ft; periodisch historischer Zeit gewachsener<br />

von Berlin und<br />

überfluteten Niedermoore; abwechslungsreichen<br />

Brandenburg<br />

155


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Potsdamer<br />

Wald- und<br />

<strong>Havel</strong>seengebi<br />

et<br />

Lehniner Wald-<br />

und Seengebiet<br />

Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />

Niederungslan<br />

dschaften in<br />

den<br />

grundwassern<br />

ahen<br />

Bereichen von<br />

Elb- und<br />

<strong>Havel</strong>auen<br />

eiszeitlich und<br />

kulturhistorisch<br />

geprägten<br />

Landschaft<br />

ein für die<br />

Mittelbrandenb<br />

urgischen<br />

Platten und<br />

Niederungen<br />

repräsentativer<br />

Kulturlandschaft mit Gewässern,<br />

Grünland, Äckern und geschlossenen<br />

Waldungen; unzersiedelt gebliebenen<br />

ländlichen Räume; Still- und<br />

Fließgewässer<br />

<strong>Havel</strong>niederung mit ihren meist<br />

großflächigen Gewässern und einer<br />

von Grund- und Endmoränen sowie<br />

Sanderebenen gebildeten Landschaft;<br />

reich gegliederten Kulturlandschaft mit<br />

ihren kulturhistorischen<br />

Siedlungsformen und<br />

charakteristischen<br />

landschaftsprägenden Elementen<br />

sowie der unter Denkmalschutz<br />

stehenden Forst-, Park- und<br />

Alleeanlagen; Seen und Fließgewässer<br />

und der sie begleitenden Röhrichte,<br />

Bruchwälder und Feuchtwiesen, der<br />

offenen landwirtschaftlich und<br />

gartenbaulich genutzten Flächen, der<br />

Nadel-, Misch- oder Laubwälder sowie<br />

der kleinflächigen, besonders an<br />

Anhöhen vorkommenden<br />

Trockenrasen<br />

landschaftsprägenden<br />

geomorphologischen Strukturen wie<br />

Grund- und Endmoränen,<br />

Stauchmoränenkuppen und<br />

Hangkanten, Talsand- und<br />

Sanderflächen sowie vereinzelten<br />

weitgehend<br />

ungestörte<br />

Grundwasserneu<br />

bildung sowie<br />

eine naturnahe<br />

Ausbildung der<br />

Gewässer und<br />

deren<br />

Uferbereiche und<br />

Verlandungszon<br />

en;<br />

unterschiedlich<br />

ausgebildeten<br />

und noch<br />

teilweise intakten<br />

Moore<br />

Still- und<br />

Fließgewässer<br />

einschließlich<br />

ihrer Uferzonen,<br />

der Verlandungs-<br />

und<br />

Feuchtgrünland,<br />

Trockenrasen,<br />

Ackerflächen,<br />

Hecken,<br />

Feldgehölze,<br />

Solitärbäume,<br />

Lesesteinhaufen,<br />

Feldsölle,<br />

Kopfweiden,<br />

Alleen und<br />

Streuobstbestän<br />

de<br />

Wälder,<br />

Niedermoore,<br />

Quellbereiche,<br />

Stillgewässer,<br />

Fließgewässer<br />

einschließlich der<br />

überregionale<br />

Biotopvernetzung<br />

im <strong>Havel</strong>gebiet;<br />

Pufferzone für die<br />

vom Gebiet<br />

umschlossenen<br />

Naturschutzgebiet<br />

e<br />

Pufferfunktion für<br />

das vom Gebiet<br />

umschlossene<br />

Naturschutzgebiet<br />

„Lehniner<br />

Mittelheide und<br />

nachhaltige<br />

Sicherung der<br />

Erholungsfunktio<br />

n des Gebietes<br />

im<br />

Einzugsbereich<br />

des Großraumes<br />

Berlin sowie der<br />

Städte Potsdam<br />

und<br />

Brandenburg;<br />

angepaßten<br />

Erschließung<br />

zum Zwecke der<br />

landschaftsgebu<br />

ndenen<br />

Erholung<br />

besonderen<br />

Bedeutung für<br />

die naturnahe<br />

Erholung<br />

156


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Görnsee und<br />

Görnberg<br />

Ketziner<br />

Bruchlandschaf<br />

t<br />

Brandenburger<br />

Osthavelnieder<br />

ung<br />

Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />

und<br />

charakteristisc<br />

her Ausschnitt<br />

eines<br />

eiszeitlich,<br />

durch das<br />

Gewässersyst<br />

em der<br />

Emsterniederu<br />

ng geprägten<br />

Wald- und<br />

Seengebietes<br />

landschaftsprä<br />

genden, zum<br />

großen Teil<br />

naturnahen<br />

Flußniederung<br />

der <strong>Havel</strong> mit<br />

ihrem<br />

mäandrierende<br />

Binnendünen und vermoorten<br />

Schmelzwasserrinnen;<br />

abwechslungsreichen<br />

Landschaftsstruktur mit vielfältigen<br />

Landschaftselementen wie naturnahen<br />

Waldgesellschaften, Fließ- und<br />

Stillgewässern, Niederungsbereichen<br />

mit Bruchwäldern, Röhrichten,<br />

Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren,<br />

Feldgehölzen, Hecken, Solitärbäumen,<br />

Alleen, Kopfweiden und<br />

Obstbeständen sowie Weiden,<br />

vereinzelten Äckern, Brachen und<br />

Trockenrasen, sowie der für das<br />

Gebiet typischen aufgelassenen<br />

Abgrabungsflächen wie Sandgruben,<br />

Torfstichen und Tongruben;<br />

gewachsenen, landschaftsästhetisch<br />

wertvollen Übergänge von der Ortslage<br />

in die freie Landschaft sowie der<br />

Sicherung unzersiedelter Freiräume<br />

weiträumigen, wechselhaften<br />

Landschaftsstruktur mit vielfältigen<br />

Biotopen und Landschaftselementen<br />

wie Röhrichten, Feuchtwiesen,<br />

Bruchwäldern, Feldgehölzen, Hecken,<br />

Solitärbäumen, Äckern und<br />

Trockenrasen; durch den Wechsel von<br />

Röhrichten, Feuchtgrünland,<br />

Überflutungsbere<br />

iche;<br />

nährstoffarmen<br />

Mineralböden,<br />

Gleyböden sowie<br />

Anmoor- und<br />

Niedermoorböde<br />

n<br />

naturnahen<br />

Verlaufs der<br />

<strong>Havel</strong>, der<br />

Uferzonen, der<br />

Verlandungs-<br />

und<br />

Überflutungsbere<br />

iche und der<br />

Schwimmblatt-<br />

und<br />

Röhrichtzonen,<br />

Feuchtwiesen<br />

sowie der<br />

Trockenrasen<br />

Schwimmblatt-<br />

und<br />

Feuchtwiesenge<br />

sellschaften,<br />

Erlenbrüche,<br />

Eichenmischwäld<br />

er, kontinentale<br />

Trockenrasen-<br />

Quellgebiet der<br />

Emster“, für das<br />

angrenzende<br />

Naturschutzgebiet<br />

„Rietzer See“ und<br />

für die im Gebiet<br />

liegenden<br />

geschützten<br />

Landschaftsbesta<br />

ndteile,<br />

Flächennaturdenk<br />

male und<br />

gesetzlich<br />

geschützten<br />

Biotope sowie der<br />

Vernetzung dieser<br />

Gebiete<br />

Biotopvernetzung<br />

zum<br />

Naturschutzgebiet<br />

"Rietzer See" und<br />

den<br />

Landschaftsschutz<br />

gebieten<br />

"Westhavelland"<br />

der Landschaft<br />

und<br />

Naturausstattun<br />

g angepaßten<br />

Förderung der<br />

Erlebbarkeit des<br />

Landschaftsrau<br />

ms, vor allem<br />

157


<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />

Brandenburger<br />

Wald- und<br />

Seengebiet<br />

Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />

n Flußlauf, den<br />

Altarmen,<br />

Inseln und<br />

Verlandungszo<br />

nen sowie der<br />

sie<br />

begrenzenden<br />

End-, Stauch-<br />

und<br />

Grundmoränen<br />

gebiete;<br />

für die<br />

Mittelbrandenb<br />

urgischen<br />

Platten und<br />

Niederungen<br />

sowie für die<br />

Untere<br />

<strong>Havel</strong>niederun<br />

g<br />

repräsentative<br />

n und<br />

charakteristisc<br />

hen<br />

Ausschnittes<br />

eines<br />

eiszeitlich<br />

geprägten<br />

Wald- und<br />

Seengebietes<br />

kleinflächigen Wäldern und<br />

Trockenrasen strukturierten, offenen<br />

Kulturlandschaft; historisch<br />

entstandenen, weiträumigen<br />

Siedlungsstrukturen mit Alleen,<br />

Wiesen, Weiden, Äckern und<br />

Obstpflanzungen<br />

landschaftsprägenden<br />

geomorphologischen Strukturen wie<br />

Grund- und Endmoränen, Kuppen und<br />

Hangkanten, Talsand- und<br />

Sanderflächen sowie vereinzelten<br />

Binnendünen und vermoorten<br />

Schmelzwasserrinnen; vielfältigen<br />

Landschaftselementen wie naturnahen<br />

Waldgesellschaften, Fließ- und<br />

Stillgewässern, Niederungsbereichen<br />

mit Bruchwäldern, Röhrichten,<br />

Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren,<br />

Feldgehölzen, Hecken, Solitärbäumen,<br />

Äckern, Weiden, Brachen und<br />

Trockenrasen; historischen<br />

Kulturlandschaftselemente wie Alleen,<br />

Parkanlagen, Kopfweiden,<br />

Pflasterstraßen und Mauern aus<br />

Feldsteinen sowie Obstpflanzungen<br />

Regenerationsfä<br />

higkeit der<br />

Gewässer<br />

Still- und<br />

Fließgewässer<br />

einschließlich<br />

ihrer Uferzonen,<br />

der Verlandungs-<br />

und<br />

Überflutungsbere<br />

iche;<br />

nährstoffarmen<br />

Mineralböden,<br />

Gleiböden sowie<br />

Anmoor- und<br />

Niedermoorböde<br />

n<br />

und vereinzelte<br />

Salzstellengesell<br />

schaften<br />

Niedermoore,<br />

Quellbereiche,<br />

Kleingewässer,<br />

Bachläufe, Alt-<br />

und Totarme,<br />

Schwimmblatt-<br />

und<br />

Röhrichtzonen,<br />

Bruchwälder<br />

sowie<br />

Trockenrasen<br />

und "Potsdamer<br />

Wald- und<br />

<strong>Havel</strong>seengebiet“<br />

Puffer- und<br />

Vernetzungsfunkti<br />

on zu den vom<br />

Gebiet<br />

umschlossenen<br />

und unmittelbar<br />

angrenzenden<br />

Naturschutzgebiet<br />

en und zum<br />

angrenzenden<br />

Landschaftsschutz<br />

gebiet<br />

„Westhavelland“<br />

der Gewässer<br />

und<br />

Niederungsgebie<br />

te;<br />

Verbesserung<br />

der<br />

landschaftlichen<br />

Einbindung der<br />

Siedlungsbereic<br />

he<br />

eine der<br />

Landschaft und<br />

Naturraumausst<br />

attung<br />

angepasste<br />

Förderung der<br />

Erlebbarkeit des<br />

Landschaftsrau<br />

mes, vor allem<br />

der Gewässer<br />

und Waldgebiete<br />

158

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