Region Mittlere Havel Entwicklungsgutachten - rent o point
Region Mittlere Havel Entwicklungsgutachten - rent o point
Region Mittlere Havel Entwicklungsgutachten - rent o point
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Gefördert durch<br />
Ministerium für<br />
Infrastruktur und Raumordnung<br />
<strong>Region</strong><br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
<strong>Entwicklungsgutachten</strong><br />
Gutachten zu Möglichkeiten der Institutionalisierung<br />
der Kulturlandschaftsentwicklung<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
1
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
<strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> <strong>Entwicklungsgutachten</strong><br />
Förderung<br />
Erstellt mit Zuwendung des Ministeriums für Infrastruktur<br />
und Raumordnung des Landes Brandenburg aus<br />
Konzessionsabgaben Lotto<br />
und mit Unterstützung durch das<br />
Institut für Nachhaltige Entwicklung und Strukturpolitik e.V.<br />
Mitarbeiter und Autoren Marina Donner<br />
Dipl.-Biol. Kai Deutschmann<br />
Dr. Axel Mueller<br />
Chris Rappaport<br />
Dr. Thorsten Rocksch<br />
Kai-Uwe Schwinzert<br />
Oliver Vogeler<br />
Titelfoto © Dr. C.W. Axel Mueller Blick über die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in<br />
Richtung Brandenburg<br />
Rechts: Ketzin im Landkreis<br />
<strong>Havel</strong>land<br />
Links: Schmergow in der<br />
Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>)<br />
Landkreis Potsdam-Mitelmark<br />
2
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Inhalt 3<br />
1 Einleitung und Aufgabenstellung 4<br />
2 Gesetzliche und administrative Grundlagen 5<br />
2.1 Europäische und nationale Rahmensetzung 5<br />
2.2 Gesetzlicher Rahmen im Land Brandenburg 7<br />
2.3 Der Landkreis Potsdam-Mittelmark 17<br />
2.3.1 Kreisentwicklung 17<br />
2.3.2 Gebietsbezogene lokale Entwicklungsstrategie (GLES) 18<br />
2.3.3 Konzept der Integrierten ländlichen Entwicklung (ILEK) 20<br />
2.3.4 Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP)<br />
„Kulturlandschaft <strong>Havel</strong>obst“ 22<br />
2.3.5 Landschaftsrahmenplan Potsdam-Mittelmark 23<br />
2.4 Städte und Gemeinden im Entwicklungsraum „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ 25<br />
3 Organisationsformen für Naturparke 31<br />
3.1 Was sind Naturparke 31<br />
3.2 Stellung der Naturparke in Deutschland 32<br />
3.3 Großschutzgebiete in Brandenburg 37<br />
3.4 <strong>Region</strong>alparks 38<br />
3.5 Andere Organisations und Entwicklungsformen 40<br />
4 Kulturlandschaft <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 41<br />
4.1 Die Besiedlungsgeschichte 45<br />
4.2 Naturräumliche Entwicklung 50<br />
4.3 Kulturhistorischer Abriss 92<br />
4.4 Landwirtschaftliche Entwicklung 92<br />
4.5 Wirtschaftliche Entwicklung aus der Sicht von Industrie und Gewerbe 97<br />
4.6 Kulturlandschaft aus touristischer Sicht 100<br />
5 Entscheidungen politischer Körperschaften und deren Vertreter 103<br />
5.1 Beschlüsse der Körperschaften öffentlichen Rechts 103<br />
5.2 Äußerungen von Mandatsträgern und Unternehmern in Interviews 117<br />
5.3 Stellungnahmen von Behörden und politischen Organisationen 124<br />
6 Der Weg zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 131<br />
6.1 Die Grenzen des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in Gründung (i.G.) 131<br />
6.2 Die naturschutzfachlichen Ziele des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G. 133<br />
6.3 Die touristische Entwicklung des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G. 135<br />
6.4 Die land- und fischereiwirtschaftliche Ausrichtung des<br />
Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G. 141<br />
Literatur 143<br />
Anhang1: Schutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 144<br />
3
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
1 Einleitung und Aufgabenstellung<br />
Die <strong>Region</strong> zwischen den Städten Werder und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> ist die Wiege<br />
der Mark Brandenburg. Sie umfasst den Bereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> und liegt zwischen<br />
den Naturparken Westhavelland und Hoher Fläming. Trotz ihrer langen<br />
kulturgeschichtlichen Tradition ist diese <strong>Region</strong> strukturarm und dünnbesiedelt und führt<br />
gegenwärtig ein Schattendasein. Dafür gibt es aber eine Vielzahl an natürlichen<br />
Reichtümern, die auf ihre touristische Erschließung und Erlebbarkeit warten. Engagierte<br />
Bürger der <strong>Region</strong> haben sich zusammen gefunden, einen Förderverein gegründet und<br />
nach vielen Diskussionen beschlossen, das Nötige zu tun, um dieses Gebiet<br />
aufzuwerten und seine Naturreichtümer einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und<br />
zugänglich zu machen.<br />
Sie haben dabei erkannt, dass Engagement allein nicht ausreicht und eine Strategie<br />
entwickelt werden muss, um die Menschen in der <strong>Region</strong> von diesen Ideen zu<br />
überzeugen und um die Verwaltungen zu bewegen, notwendige Entscheidungen zu<br />
treffen. Dies alles ist aber nur machbar, wenn die Entwicklungsziele für die <strong>Region</strong><br />
plausibel ausformuliert sind und wenn sie in einem breiten gesellschaftlichen<br />
Abstimmungsprozess einvernehmlich anerkannt und von allen Akteuren und<br />
Landnutzern mitgetragen werden. Dafür muss jedoch auch eine Organisationsstruktur<br />
gefunden werden, mit deren Hilfe die Ziele schrittweise realisiert werden können. Die<br />
Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Brandenburg haben<br />
Ziele für die Entwicklung ländlicher Räume mit dem Schwerpunkt der nachhaltigen<br />
regionalen naturräumlichen Entwicklung formuliert. Um diese Ziele zu erreichen wurden<br />
Förderprogramme aufgelegt und Finanzmittel bereitgestellt. Diese Mittel sind aber nur<br />
abrufbar, wenn eine geeignete Organisationsform geschaffen wird. Dieser Frage und<br />
ihrer Beantwortung soll im Folgenden nachgegangen werden.<br />
4
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
2 Gesetzliche und administrative Grundlagen<br />
2.1 Europäische und nationale Rahmensetzung<br />
EU-Quelle: ELER<br />
Für die Entwicklung ländlicher Räume hat die Europäische Union am 20.9.2005 die<br />
Verordnung 1698/2005 (ELER) erlassen, die drei Ziele formuliert:<br />
o Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft durch<br />
Förderung der Landbewirtschaftung<br />
o Verbesserung der Umwelt und der Landschaft durch Förderung der<br />
Landbewirtschaftung<br />
o Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum und der Förderung der<br />
Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft<br />
ELER ist das zentrale Finanzierungsinstrument für die zweite Säule der Agrarpolitik.<br />
Der Europäische Landwirtschaftsfonds hat mittlerweile die Förderperiode 2007 bis 2013<br />
begonnen. Die Förderung der ländlichen Entwicklung wird über Entwicklungsprogramme der<br />
Bundesländer umgesetzt. Brandenburg wird zusammen mit Berlin von der EU als eine <strong>Region</strong><br />
gewertet. Das zentrale Förderprogramm für die Einheit Berlin-Brandenburg ist der Förderplan<br />
für den ländlichen Raum (EPLR). Dieser Förderplan vom MLUV Brandenburg wurde am<br />
5.9.2007 von der EU-Kommission genehmigt und veröffentlicht.<br />
Der 4. Schwerpunkt von ELER ist LEADER. Unter LEADER versteht man die Entwicklung des<br />
ländlichen Raumes von unten (Bottom-Up-Prinzip), wobei die Ideen, Forderungen und<br />
Organisationsstrukturen zur Entwicklung des ländlichen Raumes zusammen mit Kommunen,<br />
Unternehmen, Vereinen und Bürgern auf einer regionalen Organisationsebene stattfinden. Das<br />
Land Brandenburg hat für diesen Zweck einen Wettbewerb ausgeschrieben, der am 20.4.2007<br />
endete. Die lokale Aktionsgruppe Flaeminghavel e.V. hat sich um die Anerkennung als<br />
LEADER-<strong>Region</strong> beworben, nachdem sie bereits seit 2001 als LEADER+-<strong>Region</strong> anerkannt<br />
war. Die Auswertung dieses Wettbewerbes beim Land Brandenburg hat ergeben, dass die<br />
5
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
<strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> als 8. Leader-<strong>Region</strong> anerkannt wurde. Die Vorsitzende der LEADER-<br />
<strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> ist Eveline Vogel, der zuständige <strong>Region</strong>almanager ist Heiko Bansen,<br />
Wiesenburg (www.flaeming-havel.de).<br />
Nationale Quelle von Bund und Ländern: GAK<br />
Die Entwicklung ländlicher Räume wird auch durch das gemeinsame Programm von Bund und<br />
Ländern finanziert. Die Pläne und Maßnahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe<br />
„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) bilden den Kern dieser<br />
Länderprogramme. Sie sind gemeinsame Bestandteile der Länderprogramme und werden als<br />
Nationale Rahmenregelung gem. Artikel 15 Absatz 3 der ELER-Verordnung zur Genehmigung<br />
vorgelegt.<br />
Die Gemeinschaftsaufgabe wird seit 1973 mit dem Ziel durchgeführt, eine leistungsfähige, auf<br />
künftige Anforderungen ausgerichtete Land- und Forstwirtschaft zu gewährleisten und deren<br />
Wettbewerbsfähigkeit im Gemeinsamen Markt der Europäischen Gemeinschaft zu sichern.<br />
Dabei sind die Ziele und Erfordernisse der Raumordnung, der Landesplanung<br />
sowie des Umwelt- und des Tierschutzes zu beachten (§ 2 Abs. 1 GAK-Gesetz).<br />
Die Gemeinschaftsaufgabe verfolgt als Hauptziele:<br />
- die Verbesserung der Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der Land- ,<br />
Forst- und Ernährungswirtschaft,<br />
- die Unterstützung standortangepasster, besonders umweltgerechter<br />
Wirtschaftsweisen und<br />
- die Anpassung der Land- und Forstwirtschaft an die Erfordernisse des<br />
Umwelt- und Naturschutzes,<br />
- die Sicherung und Stärkung der Funktionsfähigkeit der Strukturen in den<br />
ländlichen Räumen,<br />
- die Verbesserung des Küstenschutzes.<br />
Sie unterstützt die Ziele des Nationalen Strategieplans und ist zum Teil mit ELER identisch.<br />
Schwerpunkt 1<br />
Verbesserung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Land-<br />
und Forstwirtschaft<br />
Art. 19 – 33<br />
34,4 %<br />
Schwerpunkt 2<br />
Verbesserung der<br />
Umwelt und des<br />
ländlichen<br />
Lebensraumes<br />
Art. 34 – 48<br />
31,2 %<br />
Schema der ELER-Umsetzung im Land Brandenburg<br />
Schwerpunkt 3<br />
Lebensqualität im<br />
ländlichen Raum und<br />
Diversifizierung der<br />
ländlichen Wirtschaft<br />
Art. 49 – 59<br />
26,9 %<br />
Schwerpunkt 4<br />
LEADER<br />
Art. 60<br />
5,0 %<br />
- Diversifizierung hin zunichtlandwirtsch. - Strategien zur Entwicklung<br />
Tätigkeiten<br />
des ländlichen Raumes<br />
- Förderung des ländl. Tourismus - <strong>Region</strong>almanagement<br />
- Förderung von Unternehmensgründung - innovative, modellhafte<br />
und Unternehmensentwicklung<br />
Projekte<br />
(Kleinstunternehmen)<br />
- Kooperationsprojekte<br />
- Dorfentwicklung<br />
- Vernetzung lokaler<br />
- Schutz und Erhalt des ländl. Kulturerbes Partnerschaften<br />
- Dienstleistungseinrichtungen zur Grundversorgung<br />
der ländl. Wirtschaft und<br />
Bevölkerung<br />
6
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Natura 2000<br />
Natura 2000 bezeichnet ein Netz von Schutzgebieten mit gemeinschaftlicher Bedeutung, die<br />
aufgrund der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) (1992) von den Ländern bei der<br />
EU anzumelden und zu charakterisieren waren. In die Natura 2000 werden auch Gebiete<br />
einbezogen, die nach der EG-Vogelschutzrichtlinie (1979) auszuweisen waren. Die §§ 32-38<br />
des Bundesnaturschutzgesetzes befassen sich mit der nationalen Umsetzung. Die Ausweisung<br />
dieser Gebiete dient dem nachhaltigen Biotop- und Artenschutz und hat das Ziel durch<br />
Biotopverbund den Austausch von Populationen zu sichern.<br />
Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und Wasserhaushaltgesetz<br />
Zum Schutz von Grund- und Oberflächenwasser hat die EU im Jahre 2000 die<br />
Wassserrahmenrichtlinie (WRRL) beschlossen, die durch das Wasserhaushaltgesetz in<br />
deutsches Recht und über die Wassergesetze der Länder in Landesrecht umgesetzt werden<br />
muss. Mit der „Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23.<br />
Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im<br />
Bereich der Wasserpolitik“ (als Wasserrahmenrichtlinie bzw. WRRL bezeichnet) trat am 22. 12.<br />
2000 ein Regelwerk in Kraft, das die Wasserwirtschaft in Europa nachhaltig beeinflussen wird.<br />
Mit der WRRL wird das Wasserrecht der EU in einer Richtlinie zusammengefasst und um<br />
moderne Ansätze des Gewässerschutzes ergänzt. Das Ziel der WRRL besteht darin, dass der<br />
Zustand aller Oberflächengewässer zu definieren ist und die Länder Pläne zu erarbeiten haben,<br />
damit bis 2015 die Gewässer in einen „guter Zustand“ als Qualitätsziel versetzt werden. Auf der<br />
Basis einer umfassenden Bestandsaufnahme der Gewässerstruktur und der<br />
Gewässerbelastungen soll durch Maßnahmenprogramme und Bewirtschaftungspläne ein „guter<br />
Zustand“ der Gewässer erreicht werden. Im Jahr 2005 hat das Land Brandenburg einen Bericht<br />
zur Bestandsaufnahme über den Zustand der Gewässer vorgelegt. Im April 2008 wurde das<br />
Brandenburgische Wassergesetz beschlossen, was nunmehr für unseren Raum, verbindlich ist.<br />
Bundesnaturschutzgesetz<br />
Das Bundesnaturschutzgesetz regelt in einem Gesetzesrahmen Naturschutz und<br />
Landschaftspflege in Deutschland. In den §§ 23 bis 30 werden die unterschiedlichen<br />
Schutzgebietsformen definiert, die von den Ländern ausgewiesen werden können:<br />
§ 23 – Naturschutzgebiet, § 24 – Nationalpark, § 25 – Biosphärenreservat, § 26 –<br />
Landschaftsschutzgebiet, § 27 – Naturpark, § 28 – Naturdenkmal, § 29 – geschützter<br />
Landschaftsbestandteil, § 30 – Biotop<br />
Die FFH-Richtlinie und NATURA 2000 sind in die Novellierung des Gesetzes von 2002 bereits<br />
berücksichtigt worden. Das Land Brandenburg hat im Brandenburgischen Naturschutzgesetz<br />
diese Inhalte übernommen. Neben den gesetzlichen Regelungen gibt es weitere Vorhaben<br />
ohne Gesetzescharakter.<br />
2.2 Gesetzlicher und raumordnerischer Rahmen im Land<br />
Brandenburg<br />
Alle auf EU-Ebene und auf Bundesebene getroffenen Regelungen werden durch die<br />
Landesgesetzgebung und Planungsinstrumente untersetzt, die im Folgenden vorgestellt<br />
werden, wobei in Bezug auf Raumordnung und Raumplanung Berlin und Brandenburg als<br />
Einheit betrachtet werden.<br />
Das Naturschutzgesetz des Landes Brandenburg (2004)<br />
Der § 26 beschreibt die Regelung für Naturparke in Brandenburg, die für die Begründung der<br />
Aufgabenstellung von essentieller Bedeutung ist. Deshalb folgen Zitate aus dem novellierten<br />
7
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Naturschutzgesetz, die zeigen, welche Anstrengungen nötig sind, um den Vorschriften eines<br />
Naturparks gerecht zu werden:<br />
§ 26 Naturparks<br />
(1) Großräumige, einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die<br />
1. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind,<br />
2. sich als naturnaher Landschaftsraum oder historisch gewachsene Kulturlandschaft für die<br />
Erholung besonders eignen und<br />
3. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung und Fremdenverkehr vorgesehen<br />
sind, können durch Bekanntmachung der obersten Naturschutzbehörde zu Naturparks erklärt<br />
werden. Naturparks dienen der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch<br />
vielfältige Nutzungen geprägten naturnahen Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt. In<br />
ihnen wird zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung und ein nachhaltiger<br />
Tourismus angestrebt sowie eine nachhaltige <strong>Region</strong>alentwicklung gefördert.<br />
(2) Naturparks sollen entsprechend den in Absatz 1 beschriebenen Zwecken unter Beachtung<br />
der Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege und den nach<br />
Schutzausweisungen abgestuften Schutz- und Pflegezielen geplant, gegliedert, erschlossen,<br />
weite<strong>rent</strong>wickelt und einheitlich verwaltet werden.<br />
§ 26a Europäisches Netz „Natura 2000“<br />
Die §§ 26b bis 26g dienen dem Aufbau und dem Schutz des Europäischen ökologischen Netzes<br />
„Natura 2000“, insbesondere dem Schutz der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der<br />
Europäischen Vogelschutzgebiete.<br />
§ 26b Schutzgebiete<br />
(1) Entsprechend den jeweiligen Erhaltungszielen sind vorbehaltlich des Absatzes 3 die<br />
Europäischen Vogelschutzgebiete und die in die Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher<br />
Bedeutung eingetragenen Gebiete nach Maßgabe des Artikels 4 Abs. 4 der Richtlinie<br />
92/43/EWG als geschützten Teile von Natur und Landschaft im Sinne der §§ 20 bis 24<br />
festzusetzen.<br />
(2) Die Schutzerklärung bestimmt den Schutzzweck entsprechend den jeweiligen<br />
Erhaltungszielen und die erforderlichen Gebietsbegrenzungen. Es soll dargestellt werden, ob<br />
prioritäre Biotope oder prioritäre Arten zu schützen sind. Durch geeignete Gebote und Verbote<br />
sowie Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ist sicherzustellen, dass den Anforderungen des<br />
Artikels 6 der Richtlinie 92/43/EWG entsprochen wird. Weitergehende Schutzvorschriften bleiben<br />
unberührt.<br />
(3) Die Unterschutzstellung nach Absatz 1 kann unterbleiben, soweit nach anderen<br />
Rechtsvorschriften, nach Verwaltungsvorschriften, durch die Verfügungsbefugnisse eines<br />
öffentlichen oder gemeinnützigen Trägers oder durch vertragliche Vereinbarungen ein<br />
gleichwertiger Schutz gewährleistet ist. Die hierfür festzulegenden gebietsspezifischen<br />
Erhaltungsziele sowie die Gebietsabgrenzung sind von der obersten Naturschutzbehörde im<br />
Amtsblatt für Brandenburg öffentlich bekannt zu machen. Im Übrigen gilt Absatz 2 Satz 2 und 3<br />
entsprechend.<br />
(4) Für Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung können Bewirtschaftungspläne im Sinne von<br />
Artikel 6 Abs. 1 der Richtlinie 92/43/EWG erarbeitet werden. Hierfür ist die Fachbehörde für<br />
Naturschutz und Landschaftspflege zuständig.<br />
§ 26c Schutzvorschriften<br />
(1) Ist ein Gebiet nach § 10 Abs. 6 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes bekannt gemacht<br />
worden, sind<br />
1. in einem Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung bis zur Unterschutzstellung nach § 26b,<br />
2. in einem Europäischen Vogelschutzgebiet vorbehaltlich besonderer Schutzvorschriften im<br />
Sinne der §§ 20 bis 24 in Verbindung mit § 26b, alle Vorhaben, Maßnahmen, Veränderungen<br />
oder Störungen, die zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gebietes in seinen für die<br />
Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteilen führen können, unzulässig. In einem<br />
Konzertierungsgebiet sind die in Satz 1 genannten Handlungen, sofern sie zu erheblichen<br />
Beeinträchtigungen der in ihm vorkommenden prioritären Biotope oder prioritären Arten führen<br />
können, unzulässig. § 26d Abs. 3 bis 5 gilt entsprechend.<br />
8
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
(2) Für Gebiete, die von der Landesregierung entsprechend § 26g Abs. 1 ausgewählt und im<br />
Amtsblatt für Brandenburg veröffentlicht worden sind, gilt Absatz 1 entsprechend. Der Schutz<br />
nach Satz 1 endet mit der Bekanntmachung der Gebietsliste durch das für Naturschutz<br />
zuständige Bundesministerium nach § 10 Abs. 6 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes.<br />
§ 26d Verträglichkeit und Unzulässigkeit von Projekten, Ausnahmen<br />
(1) Projekte sind vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den<br />
Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen<br />
Vogelschutzgebietes zu überprüfen. Bei geschützten Teilen von Natur und Landschaft im Sinne<br />
der §§ 20 bis 24 ergeben sich die Maßstäbe für die Verträglichkeit aus dem Schutzzweck und<br />
den dazu erlassenen Vorschriften. Der Projektträger hat alle für die Verträglichkeitsprüfung<br />
notwendigen Angaben zu machen und entsprechende Unterlagen vorzulegen. Die Ausführungen<br />
zur Prüfung der Verträglichkeit sind als eigenständige Inhalte von sonstigen Ausführungen,<br />
insbesondere zur Umweltverträglichkeit oder Eingriffsregelung, zu unterscheiden.<br />
(2) Ergibt die Prüfung der Verträglichkeit, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigungen<br />
eines in Absatz 1 Satz 1 genannten Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder<br />
Schutzzwecke maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig.<br />
(3) Abweichend von Absatz 2 darf ein Projekt nur zugelassen oder durchgeführt werden, soweit<br />
es 1. aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher<br />
sozialer oder wirtschaftlicher Art notwendig ist und<br />
2. zumutbare Alternativen, den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne oder mit<br />
geringeren Beeinträchtigungen zu erreichen, nicht gegeben sind.<br />
(4) Können von dem Projekt innerhalb eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung<br />
prioritäre Biotope oder prioritäre Arten betroffen werden, können als zwingende Gründe des<br />
überwiegenden öffentlichen Interesses nur solche im Zusammenhang mit der Gesundheit des<br />
Menschen, der öffentlichen Sicherheit einschließlich der Landesverteidigung und des Schutzes<br />
der Zivilbevölkerung oder den maßgeblich günstigen Auswirkungen des Projektes auf die Umwelt<br />
geltend gemacht werden. Sonstige Gründe im Sinne des Absatzes 3 Nr. 1 können nur<br />
berücksichtigt werden, wenn die zuständige Behörde zuvor über die oberste Naturschutzbehörde<br />
und das für Naturschutz zuständige Bundesministerium eine Stellungnahme der Kommission<br />
eingeholt hat.<br />
(5) Soll ein Projekt nach Absatz 3, auch in Verbindung mit Absatz 4, zugelassen oder<br />
durchgeführt werden, sind die zur Sicherung des Zusammenhangs des Europäischen<br />
ökologischen Netzes „Natura 2000” notwendigen Maßnahmen vorzusehen. Die zuständige<br />
Behörde unterrichtet die Kommission über die oberste Naturschutzbehörde und das für<br />
Naturschutz zuständige Bundesministerium über die getroffenen Maßnahmen.<br />
(6) Für Gebiete, die nach § 26c Abs. 2 geschützt sind, gelten die Absätze 1 bis 5 entsprechend.<br />
§ 26e Pläne<br />
§ 26d ist außer auf die in § 35 Satz 1 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes genannten Pläne<br />
entsprechend auf sonstige Pläne einschließlich Raumordnungsplänen im Sinne des § 3 Nr. 7 des<br />
Raumordnungsgesetzes anzuwenden.<br />
§ 26f Verhältnis zu anderen Rechtsvorschriften<br />
(1) § 26d dieses Gesetzes und § 36 des Bundesnaturschutzgesetzes sind für geschützte Teile<br />
von Natur und Landschaft im Sinne der Abschnitte 4 und 5 dieses Gesetzes nur insoweit<br />
anzuwenden, als die Schutzvorschriften einschließlich der Vorschriften über Ausnahmen und<br />
Befreiungen keine strengeren Regelungen für die Zulassung von Projekten enthalten. Die<br />
Pflichten nach § 26d Abs. 4 Satz 2 über die Beteiligung der Kommission und nach § 26d Abs. 5<br />
Satz 2 über die Unterrichtung der Kommission bleiben unberührt.<br />
(2) Handelt es sich bei Projekten um Eingriffe in Natur und Landschaft, bleiben die §§ 10 bis 18<br />
dieses Gesetzes sowie § 20 Abs. 3 und § 21 des Bundesnaturschutzgesetzes unberührt.<br />
§ 26g Zuständigkeiten<br />
(1) Die Landesregierung wählt die Gebiete, die der Kommission nach Artikel 4 Abs. 1 der<br />
Richtlinie 92/43/EWG und Artikel 4 Abs. 1 und 2 der Richtlinie 79/409/EWG zu benennen sind,<br />
nach den in dieser Vorschrift genannten Maßgaben aus und benennt die ausgewählten Gebiete<br />
dem für Naturschutz zuständigen Bundesministerium. Die benannten Gebiete sowie Änderungen<br />
der Gebietsnennung werden im Amtsblatt für Brandenburg bekannt gemacht.<br />
9
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
(2) Für die Entscheidungen und Maßnahmen nach § 26d ist die nach dem jeweiligen Fachgesetz<br />
zuständige Zulassungsbehörde zuständig. Die Entscheidungen ergehen, soweit<br />
Rechtsvorschriften nichts anderes bestimmen, im Einvernehmen mit der zuständigen<br />
Naturschutzbehörde. Das Einvernehmen nach Satz 2 gilt als erteilt, wenn es nicht binnen eines<br />
Monats nach Eingang des Ersuchens der Zulassungsbehörde unter Darlegung der Gründe<br />
verweigert wird. Entscheidungen ergehen, soweit für sie die Konzentrationswirkung nach § 75<br />
des Verwaltungsverfahrensgesetzes für das Land Brandenburg gilt, im Benehmen mit der<br />
zuständigen Naturschutzbehörde. Zuständige Naturschutzbehörde im Sinne der Sätze 2 und 4 ist<br />
die nach § 17 Abs. 2 zuständige Naturschutzbehörde. Ist ein Projekt nur nach Naturschutzrecht<br />
zuzulassen, ist die hierfür zuständige Naturschutzbehörde auch für die Entscheidungen und<br />
Maßnahmen nach § 26d zuständig.<br />
(3) Bei der Aufstellung von Plänen im Sinne des § 2a Abs. 1 Nr. 15 ist der Planungsträger für die<br />
Entscheidungen und Maßnahmen nach § 26d zuständig.<br />
(4) Die oberste Naturschutzbehörde erstellt die Berichte gemäß Artikel 17 der Richtlinie<br />
92/43/EWG und Artikel 12 der Richtlinie 79/409/EWG auf der Grundlage periodischer<br />
Erhebungen der Fachbehörde für Naturschutz und Landschaftspflege über den<br />
Erhaltungszustand der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (Artikel 11 der Richtlinie<br />
92/43/EW)<br />
Gemeinsames Landesentwicklungsprogramm der Länder Berlin und<br />
Brandenburg (LEPro)<br />
Das Landesentwicklungsprogramm von 2003 (LEPro 2003) ist 2007 überarbeitet und neu<br />
ausgerichtet worden, so dass eine Neuorientierung bei der Raumplanung Einzug gehalten hat:<br />
Hier sollen einzelne ausgewählte (alte) Passagen zitiert werden, die die raumplanerischen Ziele<br />
darstellen, um zu zeigen, welche Ziele bislang das Handeln der Behörden bestimmt hat :<br />
§ 1 Einordnung in das Bundesgebiet und in den europäischen Raum<br />
(1) Die Länder Berlin und Brandenburg betreiben eine auf Dauer angelegte gemeinsame<br />
Raumordnung und Landesplanung für das Hoheitsgebiet beider Länder (gemeinsamer<br />
Planungsraum) mit dem Ziel, Voraussetzungen für eine ausgewogene Verteilung der<br />
Entwicklungschancen und -potentiale zwischen dem Verdichtungsraum Berlin und den<br />
überwiegend ländlich geprägten Räumen Brandenburgs zu schaffen und um dadurch die<br />
Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Teilräumen des gemeinsamen<br />
Planungsraumes zu ermöglichen. Die gemeinsame Raumordnung und Landesplanung soll die<br />
Voraussetzungen für die Entwicklung des Gesamtraumes zu einer <strong>Region</strong> im<br />
zusammenwachsenden Europa der Völker schaffen.<br />
§ 3 Das raumordnerische Leitbild der dezentralen Konzentration<br />
(1) Es ist eine polyzentrische Landesentwicklung auf der Grundlage des raumordnerischen<br />
Leitbildes der dezentralen Konzentration zu betreiben. Das raumordnerische Leitbild soll einen<br />
Interessenausgleich zwischen Berlin, dem Brandenburger Teil des engeren Verflechtungsraumes<br />
sowie dem äußeren Entwicklungsraum schaffen. Hierzu ist die Entwicklung auf der Grundlage<br />
der zentralörtlichen Gliederung unter Berücksichtigung kurz- und langfristiger<br />
Handlungserfordernisse dezentral auf geeignete Standorte zu konzentrieren.<br />
Seit Mitte 2007 liegt das neue Landesentwicklungsprogramm 2007 (LEPro 2007) vor, dessen<br />
Entwurf am 06.07.2007 von der gemeinsamen Landesplanungskonferenz gebilligt wurde.<br />
Dieser Entwurf enthält neue Grundsätze der Raumordnung, die im Folgenden zitiert werden:<br />
§ 1 Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg<br />
(1) Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (Hauptstadtregion) ist eine europäische<br />
Metropolregion und umfasst das Gesamtgebiet der Länder Berlin und Brandenburg.<br />
(2) Die Hauptstadtregion soll im Sinne des Nachhaltigkeitsprinzips im Ausgleich wirtschaftlicher,<br />
sozialer und ökologischer Ziele räumlich polyzentral entwickelt werden. Vorhandene Stärken<br />
sollen vorrangig genutzt und ausgebaut werden.<br />
10
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
(3) Die Metropole und Bundeshauptstadt Berlin soll bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben, der<br />
Nutzung ihrer Potenziale im Interesse des Gesamtraums und in ihrer nationalen und<br />
internationalen Bedeutung gestärkt werden.<br />
(4) Die Hauptstadtregion soll als Wirtschafts-, Wissens- und Kulturstandort gestärkt werden. Die<br />
Potenziale der unterschiedlich geprägten Teilräume der Hauptstadtregion sollen entwickelt und<br />
genutzt werden. Die Voraussetzungen für grenzübergreifende Kooperationen sollen verbessert<br />
werden.<br />
(5) Die zentrale Lage in Europa soll durch leistungsfähige Einbindungen in die internationalen<br />
Verkehrskorridore und transeuropäischen Netze sowohl in Nord/Süd- als auch in Ost/West–<br />
Richtung besser genutzt werden.<br />
Raumordnerisches Leitbild der dezentralen Konzentration Kartengrundlage: Digitale<br />
DatenLVermA Brandenburg, Landesumweltamt Brandenburg, Referat<br />
Raumbeobachtung:<br />
§ 2 Wirtschaftliche Entwicklung<br />
(1) Die Wachstumschancen der Hauptstadtregion liegen insbesondere in der Metropole Berlin,<br />
den räumlichen und sektoralen Schwerpunkten Brandenburgs mit besonderem wirtschaftlichen<br />
oder wissenschaftlichen Potenzial und dem Flughafen Berlin Brandenburg International mit<br />
seinem Umfeld.<br />
11
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
(2) Zur bestmöglichen Nutzung der Chancen und Stärkung der Wirtschaftskraft der<br />
Hauptstadtregion soll der Einsatz von öffentlichen Mitteln räumlich und sektoral konzentriert<br />
werden.<br />
(3) In den ländlichen Räumen sollen in Ergänzung zu den traditionellen<br />
Erwerbsgrundlagen neue Wirtschaftsfelder erschlossen und weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />
§ 3 Zentrale Orte<br />
(1) Die Hauptstadtregion soll nach den Prinzipien der zentralörtlichen Gliederung entwickelt<br />
werden. Zentrale Orte sollen als Siedlungsschwerpunkte und Verkehrsknoten für ihren<br />
Versorgungsbereich räumlich gebündelt Wirtschafts-, Einzelhandels-, Kultur-, Freizeit-, Bildungs-,<br />
Gesundheits- und soziale Versorgungsfunktionen erfüllen.<br />
(2) Als Zentrale Orte sollen solche Gemeinden bestimmt werden, die aufgrund ihrer<br />
räumlichen Lage, der zu versorgenden Bevölkerung ihrer Verflechtungsbereiche, ihrer<br />
funktionalen Ausstattung und ihrer Potenziale in der Lage sind, die übergemeindlichen<br />
Aufgaben der Daseinsvorsorge langfristig und flächendeckend zu erfüllen.<br />
§ 4 Kulturlandschaft<br />
(1) Die Kulturlandschaft soll in ihrer Vielfalt erhalten und zur Stärkung der regionalen Identität und<br />
Wirtschaftskraft weite<strong>rent</strong>wickelt werden. Metropole, Städte und Dörfer sind wichtige Elemente<br />
der Kulturlandschaft. Historisch bedeutsame Kulturlandschaften sollen bewahrt und entwickelt<br />
werden.<br />
(2) Durch eine nachhaltige und integrierte ländliche Entwicklung sollen die Land-, Forst-<br />
und Fischereiwirtschaft, die touristischen Potenziale, die Nutzung regenerativer Energien<br />
12
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
und nachwachsender Rohstoffe in den ländlichen Räumen als Teil der Kulturlandschaft<br />
weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />
(3) Kulturlandschaften mit besonderem Handlungsbedarf sollen durch eine kooperative<br />
<strong>Region</strong>alentwicklung auch länderübergreifend gestärkt und weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />
§ 5 Siedlungsentwicklung<br />
(1) Die Siedlungsentwicklung soll auf Zentrale Orte und raumordnerisch festgelegte<br />
Siedlungsbereiche ausgerichtet werden. Der Gewerbeflächenentwicklung soll daneben auch in<br />
räumlichen Schwerpunkten mit besonderem wirtschaftlichem oder wissenschaftlichem Potenzial<br />
angemessen Rechnung getragen werden.<br />
(2) Die Innenentwicklung soll Vorrang vor der Außenentwicklung haben. Dabei sollen die<br />
Erhaltung und Umgestaltung des baulichen Bestandes in vorhandenen Siedlungsbereichen und<br />
die Reaktivierung von Siedlungsbrachflächen bei der Siedlungstätigkeit Priorität haben.<br />
(3) Bei der Siedlungsentwicklung sollen verkehrssparende Siedlungsstrukturen angestrebt<br />
werden. In den raumordnerisch festgelegten Siedlungsbereichen, die durch<br />
schienengebundenen Personennahverkehr gut erschlossen sind, soll sich die<br />
Siedlungsentwicklung an dieser Verkehrsinfrastruktur orientieren.<br />
(4) Der innerstädtische Einzelhandel soll gestärkt und eine verbrauchernahe Versorgung der<br />
Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfes (Grundversorgung)<br />
gesichert werden. Großflächige Einzelhandelseinrichtungen sollen den Zentralen Orten<br />
entsprechend der jeweiligen Funktionszuweisung zugeordnet werden.<br />
§ 6 Freiraumentwicklung<br />
(1) Die Naturgüter Boden, Wasser, Luft, Pflanzen- und Tierwelt sollen in ihrer Funktions- und<br />
Regenerationsfähigkeit sowie ihrem Zusammenwirken gesichert und entwickelt werden. Den<br />
Anforderungen des Klimaschutzes soll Rechnung getragen werden.<br />
(2) Die Inanspruchnahme und die Zerschneidung des Freiraums, insbesondere von großräumig<br />
unzerschnittenen Freiräumen, sollen vermieden werden. Zerschneidungswirkungen durch<br />
bandartige Infrastruktur sollen durch räumliche Bündelung minimiert werden.<br />
(3) Die öffentliche Zugänglichkeit und Erlebbarkeit von Gewässerrändern und anderen<br />
Gebieten, die für die Erholungsnutzung besonders geeignet sind, sollen erhalten oder<br />
hergestellt werden. Siedlungsbezogene Freiräume sollen für die Erholung gesichert und<br />
entwickelt werden.<br />
(4) Freiräume mit hochwertigen Schutz-, Nutz- und sozialen Funktionen sollen in einem<br />
Freiraumverbund entwickelt werden.<br />
(5) Zum vorbeugenden Hochwasserschutz sollen Überschwemmungsgebiete erhalten und<br />
Rückhalteräume geschaffen werden. Die Wasserrückhaltung in Flusseinzugsgebieten soll<br />
verbessert werden. In Gebieten, die aufgrund ihrer topografischen Lage hochwassergefährdet<br />
sind, sollen Schadensrisiken minimiert werden.<br />
(6) Für die Gewinnung von standortgebundenen Rohstoffen sollen die raumordnerischen<br />
Voraussetzungen erhalten oder geschaffen werden.<br />
§ 7 Verkehrsentwicklung<br />
(1) Zur überregionalen Einbindung der Hauptstadtregion und zur Erreichbarkeit Berlins und der<br />
übrigen Zentralen Orte sollen ein leistungsfähiges, hierarchisch strukturiertes Netz von<br />
Verkehrswegen sowie entsprechende Mobilitätsangebote für Bevölkerung und Wirtschaft unter<br />
vorrangiger Nutzung vorhandener Infrastrukturen gesichert und bedarfsgerecht entwickelt<br />
werden.<br />
Die Luftverkehrsanbindung der Hauptstadtregion soll weite<strong>rent</strong>wickelt werden.<br />
(2) Die Erschließung der Hauptstadtregion mit öffentlichen Verkehrsmitteln soll orientiert auf<br />
Berlin und die übrigen Zentralen Orte durch vielfältige, ihrer Funktion und der Nachfrage<br />
angepasste Bedienangebote gesichert und weite<strong>rent</strong>wickelt werden. In Räumen mit verdichteter<br />
Siedlungsstruktur soll der öffentliche Personennahverkehr gegenüber dem motorisierten<br />
Individualverkehr vorrangig entwickelt werden.<br />
(3) Eine umwelt-, sozial- und gesundheitsverträgliche Verkehrsentwicklung soll durch integrierte<br />
Verkehrsplanung unter Einbeziehung aller Verkehrsträger und – arten sowie deren Vernetzung,<br />
durch verkehrssparende Siedlungsstrukturen, ressourcenschonende Bündelung von<br />
Infrastrukturen, Verkehrsverlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger sowie durch<br />
13
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Steigerung der Attraktivität umweltfreundlicher Verkehrsangebote erreicht werden. Für die<br />
Mobilität im Nahbereich sollen gute Voraussetzungen geschaffen werden.<br />
§ 8 Interkommunale und regionale Kooperation<br />
Die Entwicklungspotenziale der Hauptstadtregion und ihrer Teilräume sollen durch<br />
interkommunale, regionale und länderübergreifende Zusammenarbeit auf Grundlage<br />
abgestimmter Strategien und integrierter Konzepte aktiviert werden. Kooperationen zwischen<br />
Städten und Umlandgemeinden sollen zum Interessenausgleich beitragen.<br />
Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B)<br />
Auf der Grundlage des Landesentwicklungsprogramms wird ein Landesentwicklungsplan<br />
erstellt, der als Entwurf zur Beteiligung der Bürger und öffentlicher Belange ausgelegt wurde.<br />
Der Landesplanungsvertrag enthält die Rechtsgrundlagen für die Aufstellung der gemeinsamen<br />
Landesentwicklungspläne. Der Beschluss über den LEP B-B wird noch 2008 erwartet. Aufgrund<br />
der Neuausrichtung der Landesentwicklung mit den Schwerpunkten, Wirtschaftskerne zu<br />
entwickeln, Stärken zu stärken, besteht die Gefahr, dass strukturschwache <strong>Region</strong>en in ihren<br />
Bemühungen weniger Mittel erhalten als dies bisher möglich war. Umso wichtiger ist es, dass<br />
diese <strong>Region</strong>en eine Organisationsstruktur erhalten, die für eine angemessene Entwicklung<br />
sorgt.<br />
Der <strong>Region</strong>alplan der Planungsregion <strong>Havel</strong>land-Fläming<br />
Während das Landesentwicklungsprogramm und der zugehörige Landesentwicklungsplan im<br />
Wesentlichen die raumordnerischen Beziehungen der Metropolregion zum Umland regeln,<br />
verfolgt der <strong>Region</strong>aplan die Entwicklungen zwischen den Wachstumskernen und den<br />
strukturschwachen Gebieten. Der <strong>Region</strong>alplan ist aus den Vorgaben des<br />
Landesentwicklungsplanes zu entwickeln. Da es gegenwärtig keinen gültigen <strong>Region</strong>alplan gibt,<br />
er wurde im Oktober 2002 durch das Oberverwaltungsgericht für nichtig erklärt, sind alle<br />
Aussagen zu diesem Thema mit Vorbehalt zu betrachten. Durch den geplanten Wegfall der<br />
Begriffe Grund- und Mittelzentrum im Landesentwicklungsplan ist für den künftigen<br />
<strong>Region</strong>alplan damit zu rechnen, dass Festlegungen getroffen werden, dass die regionale<br />
Förderung von Maßnahmen stärker projektbezogen nach den Leitlinien des EPLR erfolgt.<br />
Quelle: Die Förderung des ländlichen Raums<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Havel</strong>land-Fläming. Robert Riechel 2005<br />
14
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Die <strong>Region</strong>alpläne stellen als Teil der Landesplanung die Grundsätze und Ziele der räumlichen<br />
Entwicklung in den <strong>Region</strong>en dar (Siehe Abbildung).<br />
Mitglieder der <strong>Region</strong>alen Planungsgemeinschaften sind die Landräte, Bürgermeister der<br />
Städte über 10.000 Einwohner sowie Mitglieder der Kreistage. Die gesetzliche Grundlage für<br />
die <strong>Region</strong>alplanung ist das <strong>Region</strong>alplanungsgesetz des Landes Brandenburg, zuletzt<br />
geändert 2006. Der Betrachtungsraum <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> liegt in der Planungsregion <strong>Havel</strong>land-<br />
Fläming mit der Landeshauptstadt Potsdam, Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und den Landkreisen<br />
<strong>Havel</strong>land, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming. Der sachliche Teilplan<br />
"Windenergienutzung" liegt seit März 2005 vor und ist seit 2008 rechtsunwirksam erklärt. In<br />
allen Planungsregionen werden zurzeit die <strong>Region</strong>alpläne in Verbindung mit der Erarbeitung<br />
des Zentrale-Orte-Systems (Landesentwicklungsplan LEP-ZOS) überarbeitet.<br />
Leitbild der Planungsregion <strong>Havel</strong>land-Fläming:<br />
Freiraumverbund: Die regional bedeutsamen Gebiete für den Freiraumverbund sind aus<br />
dem Planelement "regionale Grünzüge" des <strong>Region</strong>alplans von 1997 hervorgegangen. Da sie<br />
in erster Linie dem regionalen Freiraumverbund dienen und ergänzend wichtige Landschaft<br />
gliedernde Funktionen innerhalb regionaler Landschaftseinheiten aber auch in Siedlungsnähe<br />
übernehmen, sollen sie grundsätzlich von jeder, auch von einer privilegierten Bebauung<br />
freigehalten werden.<br />
Kulturlandschaft:<br />
Die regional bedeutsamen Teilräume der Kulturlandschaft sind solche Gebiete in der <strong>Region</strong>, in<br />
denen der für die regionale Landschaftseinheit typische Wechsel von offener Feldflur, Wald und<br />
Waldrändern, Feldgehölzen, Windschutzpflanzungen, Alleen, Gewässer und ihre Ufer unter<br />
besonderer Berücksichtigung des Reliefs besonders gut, das heißt durch großräumige Eingriffe<br />
unzerschnitten bzw. weitgehend unbelastet von Störungen des Landschaftsbildes, erhalten ist<br />
und auch so erlebt werden kann.<br />
blau: Freiraumverbund, grün: Kulturlandschaft<br />
15
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden zwei Gebiete zur Windenergienutzung<br />
ausgewiesen: nördlich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> auf der Nauener Platte, zur Stadt Ketzin<br />
gehörend und auf der Westliche Zauche, südlich der Autobahn bei den Orten Namitz<br />
und Grebs, Ortteile der Gemeinde Kloster Lehnin. Diese Gebiete der<br />
Windenergienutzung liegen am Rande bzw. außerhalb der vorläufigen Grenzen für<br />
einen Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
Landschaftsprogramm des Landes Brandenburg<br />
Das Landschaftsprogramm Brandenburg wurde 2001 aufgestellt. Es enthält Leitlinien,<br />
Entwicklungsziele, schutzgutbezogene Zielkonzepte und die Ziele für die naturräumlichen<br />
<strong>Region</strong>en Brandenburgs.<br />
Die Inhalte des Landschaftsprogramms sind von Behörden und öffentlichen Stellen bei deren<br />
Planungen und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen, gleichzeitig sind sie Richtschnur für<br />
die Arbeit der Naturschutzbehörden im Land Brandenburg. Die raumbedeutsamen<br />
Erfordernisse und Maßnahmen des Landschaftsprogramms werden gemäß § 5<br />
Brandenburgisches Naturschutzgesetzes unter Abwägung mit den anderen raumbedeutsamen<br />
Planungen und Maßnahmen als Ziele der Raumordnung und Landesplanung in das<br />
Landesentwicklungsprogramm und die Landesentwicklungspläne aufgenommen.<br />
Quelle: MLUV<br />
16
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
2.3 Der Landkreis Potsdam-Mittelmark<br />
2.3.1 Kreisentwicklung<br />
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark führt mit den Mitgliedern des Kreistages und der<br />
Verwaltungsspitze Klausurtagungen durch, um Schwerpunkte für die kommunale<br />
Entwicklung festzulegen.<br />
Die regionale Wirtschaft<br />
entwickelt sich stetig<br />
wachsend!<br />
•Weite<strong>rent</strong>wicklung der Branchen<br />
Tourismus, Gesundheit und<br />
Landwirtschaft<br />
•Stärkung der heimischen<br />
Wirtschaft und Förderung von<br />
Neuansiedlungen<br />
•Profilierung des Forschungs- und<br />
Strategie zur Kreisentwicklung<br />
Die Einwohnerpotentiale<br />
entwickeln sich<br />
zukunftsfähig !<br />
•Förderung der Erwerbstätigkeit<br />
•Erhaltung und Entwicklung der<br />
Lebensqualität<br />
Die moderne Verwaltung<br />
wird effizient und<br />
serviceorientiert !<br />
•Betriebswirtschaftliche<br />
Steuerung<br />
•Integrierte<br />
Kommunalverwaltung<br />
•Qualitätsmanagement<br />
Kreisentwicklungsforum, Fachbereiche der Verwaltung, Fachausschüsse des Kreistages,<br />
Kreistag<br />
Haushalt<br />
Die Ergebnisse aus dem 3. Kreisentwicklungsforum von 2007:<br />
Entwicklungsziele als Empfehlung an den Kreistag In Auswertung der Ergebnisse der<br />
Arbeitsforen wurden folgende Entwicklungsziele formuliert:<br />
1. Die Wirtschaft des Landkreises wird über das Jahr 2007 hinaus durch Investitionen<br />
in die Infrastruktur unterstützt.<br />
2. Ansässige Unternehmen investieren auch zukünftig am Standort. Neue<br />
Unternehmen siedeln sich im Landkreis an bzw. gründen sich. An den<br />
Branchenschwerpunktorten (Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf,<br />
Werder, Treuenbrietzen) siedeln sich branchentypische Unternehmen an.<br />
3. Die Dienstleistungen des Landratsamtes richten sich an den Bedürfnissen<br />
der ansässigen und sich potentiell ansiedelnden Unternehmen aus.<br />
4. Die touristischen Besucherzahlen im Landkreis entwickeln sich steigend.<br />
5. Familien und ihre Kinder sollen sich mit der Schule und ihrem Wohnort<br />
identifizieren.<br />
6. Es sollen mehr Menschen für Bürgerschaftliches Engagement in den<br />
Städten und Gemeinden gewonnen werden.<br />
7. Ab dem Jahr 2030 wird im Landkreis der Strombedarf zu 100% mit erneuerbaren<br />
Energieformen gedeckt.<br />
17
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Auf der Grundlage der Entwicklungsziele des 3. Kreisentwicklungsforums hat der Kreistag<br />
einen Strategie- und Eckwertebeschluss gefasst und eine Potenzialanalyse durchgeführt. Als<br />
Handlungsschwerpunkte für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft sind folgende Ziele<br />
formuliert:<br />
1. Technologiestandort Potsdam-Mittelmark fördern<br />
2. Tourismusbranche fördern<br />
3. Produzierendes Gewerbe ansiedeln (z. B. Ernährungsbranche)<br />
4. Gesundheitsbranche fördern<br />
5. Aktive Unterstützung heimischer Unternehmen<br />
Mögliche Handlungsschwerpunkte im Bereich Entwicklung der<br />
Einwohnerpotenziale sind:<br />
1. Zuzug fördern (Attraktive <strong>Region</strong> als Lebensmittelpunkt)<br />
2. Infrastruktur im ländlichen Raum erhalten, bzw. an den Bedarf anpassen<br />
3. Jugendliche an die <strong>Region</strong> binden<br />
4. Bürgerschaftliches Engagement fördern<br />
5. Bildungslandschaft optimieren<br />
6. Kulturelle Angebote fördern<br />
7. Familienfreundlicher Landkreis<br />
8. Erwerbstätigkeit durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen fördern<br />
Der Strategiebeschluss des Kreistages vom 03.07.2008 hat das Ergebnis des<br />
4. Kreisentwicklungsforums vom 05.04.2008 bestätigt, auf dem in Form einer Open-Space-<br />
Veranstaltung die Ideen von Kommunalpolitikern, Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />
zusammengeführt wurden. Dabei ist vorgesehen, den Tourismus zu entwickeln und die<br />
Tourismusangebote miteinander zu vernetzen.<br />
2.3.2 Gebietsbezogene lokale Entwicklungsstrategie (GLES)<br />
Die <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> kann nach Bewilligung als LEADER-<strong>Region</strong> (Liaison entre actions<br />
de développement de l´économie rurale) daran gehen ihre Potenziale zu nutzen und<br />
auszuschöpfen. Eine Leader-<strong>Region</strong> hat die Möglichkeit der Förderung aus dem Europäischen<br />
Landwirtschaftsfond zur Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes. In der neuen EU-<br />
Förderperiode 2007-2013 hat sich die <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> um eine Erweiterung der<br />
ehemaligen LEADERplus <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> erfolgreich beworben und ist um einige<br />
Gemeinden in <strong>Havel</strong>nähe erweitert worden. Sowohl die Beantragung zur LEADER-<br />
Förderregion, als auch die Koordination der Fördermittelvergabe für beantragte Projekte<br />
untersteht der Lokalen Aktionsgruppe Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. Eine LEADER-<strong>Region</strong> entwickelt eine<br />
gebietsbezogene lokale Entwicklungsstrategie (GLES), um ihre eigenen regionalen Stärken<br />
weiter zu entwickeln. Dabei ist die Netzwerkbildung und Kooperationsbereitschaft der Akteure<br />
untereinander die Basis. Der Wettbewerbsantrag zur Anerkennung als LEADER-<strong>Region</strong> wurde<br />
durch die LAG Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. <strong>Region</strong>albüro, unter Beteiligung der Firma Gartenwerk –<br />
Dipl. Ing. Mareike Lehnert erstellt und war erfolgreich, so dass große Teile des künftigen<br />
Naturparks die Möglichkeiten zu Förderung nutzen können. Die LAG Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. wird<br />
mit folgenden Worten zitiert:<br />
„Die vorliegende Analyse und die Erfahrungen aus der bisherigen Arbeit in der<br />
ländlichen Entwicklung zeigen, dass die <strong>Region</strong> mit der Nähe zu Berlin und Potsdam<br />
und ihrer intakten Natur besonders für die weitere Entwicklung des Tourismus<br />
Potenziale aufweist. Dabei ist der Bottom up Ansatz, der territoriale Bezug und das<br />
integrierte Denken der richtige Weg für die LEADER <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong>.<br />
In der letzten LEADER Periode ist die regionale Eigenverantwortlichkeit langsam<br />
gewachsen, die Menschen haben Vertrauen gefasst, dass ihre eigenen Ideen das<br />
Profil der <strong>Region</strong> schärfen können. Diese sich entwickelnde Stärke ist noch sehr labil<br />
18
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
und kann u. a. bei ausbleibender finanzielle Unterstützung in Lethargie, Entmutigung<br />
und weitere Abwanderung umschlagen. Fehlende Investitionen im ländlichen Raum<br />
verschlechtern die Arbeitsplatzsituation und verbreitern die soziale Kluft zwischen<br />
arm und reich, berlinfern und –nah weiter. Die Stärken der <strong>Region</strong> zeigen, dass die<br />
<strong>Region</strong> den kommenden Entwicklungen der Gesellschaft und Politik optimistisch<br />
entgegentreten kann.<br />
Leitbild:<br />
Denkmal barrierefrei – Miteinander statt Nebeneinander in der <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong><br />
Die <strong>Region</strong> Fläming-<strong>Havel</strong> ist ein in allen ihren Teilgebieten lebenswerter ländlicher<br />
Raum mit Zukunft. Sie bietet ihren Bewohnern und Gästen aller Generationen eine<br />
vielfältige Kulturlandschaft und insbesondere in den Naturparken attraktive Natur als<br />
Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum. Eine flächendeckende umweltverträgliche<br />
Landwirtschaft, die hochwertige Lebensmittel und Rohstoffe hervorbringt, schafft<br />
dafür die Voraussetzungen. Das Gebiet ist auf ganzer Fläche ein beliebter<br />
Wohnstandort mit einer qualitativ hochwertigen Infrastruktur.<br />
Der ländliche Tourismus, mit den Schwerpunkten Natur und Gesundheit ist ein<br />
wichtiger Erwerbszweig, der wohnortnahe Arbeitsplätze bietet. Die besonderen<br />
Potenziale der Teilräume werden dabei effektiv genutzt. So ist die <strong>Havel</strong>region ein<br />
etabliertes Wassersportrevier, der Hohe Fläming Brandenburgs Wanderregion<br />
Nummer eins und der Naturpark Nuthe-Nieplitz das Zentrum für Walker und<br />
Naturliebhaber. Die regionalen Akteure aus Wirtschaft, Vereinen und Kommunen<br />
arbeiten barrierefrei und sektorübergreifend zusammen. Die Vernetzung stärkt die<br />
regionale Wirtschaft in allen Bereichen. Die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen,<br />
älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen sowie die Sichten der Geschlechter<br />
werden gleichberechtigt berücksichtigt.“<br />
19
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
2.3.3 Konzept der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILEK)<br />
Mit diesem Konzept werden die Ziele und die Rahmenbedingungen für die Entwicklung<br />
des ländlichen Raumes formuliert. Sie sollen hier in tabellarischer Form zitiert werden:<br />
Erhalt/Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen<br />
und Verbesserung<br />
der<br />
Arbeitsbedingungen<br />
- Flächendeckende<br />
Sicherung der LW/FW<br />
- Diversifizierung der<br />
landwirt. Produktion<br />
- Ausbau des Freizeit-<br />
u. Tourismusgewerbes<br />
- Schaffung von Koop.<br />
zw. LW, Verarbeitung,<br />
Vermarktung, u.a.<br />
Sektoren<br />
Leitbild für den ländlichen Bereich des Landkreises Potsdam-<br />
Mittelmark<br />
Verbesserung der<br />
Wohnbedingungen,<br />
Angleichung der<br />
Ortsteile<br />
untereinander<br />
- Erhalt der dörflichen<br />
Identität<br />
- Erhalt der dörflichen<br />
Strukturen u.<br />
Ortskerne<br />
- Sicherung bedarfsge-<br />
rechter kommunaler<br />
Infrastruktur<br />
- Entwicklung der örtl.<br />
Straßen-Infrastruktur,<br />
Barriere frei<br />
- Entwicklung von An-<br />
geboten für Jugend<br />
und Alter<br />
Sicherung und<br />
Ausbau des<br />
Freizeitangebots<br />
und der<br />
Erholungsfunktion<br />
- Schaffung einer reg.<br />
übergreifenden tour.<br />
Infrastruktur<br />
- Vernetzung tourist.<br />
Potenziale, Barriere<br />
frei<br />
- Inwertsetzung kultur-<br />
historischer Potenziale<br />
(Dorf, Landschaft)<br />
- Sicherung des Natur-<br />
raumpotenzials<br />
- Entwicklung des<br />
Potenzials für<br />
Wochen-<br />
endtour. /Naherholung<br />
Sicherung und<br />
Ausbau von<br />
integrierenden und<br />
Brückenfunktionen<br />
- Ländl. Bindeglied zw.<br />
Potsdam und Gr.K.<br />
Brandenburg Kl.L.<br />
- Entwicklung über-<br />
örtlicher Infrastruktur<br />
- Entwicklung von<br />
Bindegliedern über<br />
Landes- und Kreis-<br />
grenzen hinweg<br />
20
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Erhalt/Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen<br />
Besseres Wohnen/<br />
Gestaltung von<br />
Ortschaften<br />
Stärkung der Erholungsfunktion<br />
Leitbild gerechte Handlungsschwerpunkte – Landkreis Potsdam-<br />
Mittelmark<br />
� Bessere Vermarktung landwirtschaftlicher und ländlich gewerblicher<br />
Produkte – Direktvermarktung<br />
� Entwicklung Gemeinde übergreifender Vermarktungsstrategien<br />
� Entwicklung Sektor übergreifender Vermarktungsstrategien<br />
� Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit<br />
� Beseitigung von baulichen Missständen im privaten und<br />
kommunalen Bereich<br />
� Erhalt der Vierseithöfe, Gutsanlagen, Kirchen u.a. Ortsbild prägender<br />
Bausubstanz<br />
� Verschönerung der Städte und Dörfer<br />
� Bedarfsgerechte Entwicklung des ÖPNV<br />
� Schaffung neuer kultureller und Freizeit-Angebote<br />
� Sicherung der Erholungsfunktion der Kulturlandschaft<br />
� Einrichtung von Wegeleit- und Ortsinformationssystemen<br />
� Entwicklung überregionaler, regionaler und ortsübergreifender<br />
touristischer Wegenetze<br />
� Bessere Verknüpfung verschiedener Tourismusarten und –angebote<br />
<strong>Region</strong>alisierte Leitbilder und Handlungsschwerpunkte<br />
Teilregion Leitbild Handlungsschwerpunkte<br />
<strong>Havel</strong>ländische<br />
Fluss- und Seen-<br />
Landschaft,<br />
Werder, Schwielow-<br />
see, Groß Kreutz<br />
Beetzsee, Wusterwitz<br />
Erhalt und Entwick-<br />
lung der<br />
Kulturlandschaft<br />
Wohnen<br />
Tourismus<br />
- Sicherung einer flächendeckenden Landwirtschaft<br />
- Bedarfsgerechte Erweiterung des Spargel- Obst-<br />
und Gemüse-Anbaus<br />
- Engere Verbindung zwischen Landwirtschaft und<br />
Wassertourismus<br />
- Erhalt der dörflichen Identität<br />
- Sicherung der notwendigen<br />
dörflichen Infrastruktur<br />
- Sicherung attraktiver Wohnstandorte<br />
- Entwicklung Wassertourismus und Verknüpfung mit<br />
Natur- und Kulturerlebnis, ländlichem Gewerbe<br />
- Entwicklung des Natur- und Kultur- Erlebnis<br />
potenzials<br />
- Entwicklung des Gastgewerbes<br />
- Entwicklung des Wegenetzes und Verknüpfung<br />
mit <strong>Havel</strong>land und Sachsen-Anhalt<br />
21
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
2.3.4 Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP) „Kulturlandschaft<br />
<strong>Havel</strong>obst“<br />
Die AEP „Kulturlandschaft <strong>Havel</strong>obst“ liegt am östlichen Rand des künftigen<br />
Naturparks und seine Planungsinhalte berühren den Raum <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>. Der<br />
AEP behandelt die am Obstbau orientierten räumlichen und thematischen<br />
Schwerpunkte:<br />
- Erhaltung und Erweiterung der Wirtschaftskraft des Planungsraums<br />
- Entwicklung und Stärkung einzelner Segmente der Wertschöpfungskette<br />
- Schaffung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft nachgelagerten<br />
Bereichen<br />
- Aufzeigen von Wegen zum schrittweisen Aufbau regionaler<br />
Wirtschaftskreisläufe<br />
und ist als Instrument zur Lenkung eines ausgewählten regionalen<br />
Entwicklungsprozesses zu sehen. Die AEP zeigt die momentane Situation des<br />
Obstbaus in der angegebenen <strong>Region</strong> auf und empfiehlt die Erhaltung,<br />
Erneuerung und Erweiterung der Potentiale. Es werden Handlungsfelder definiert<br />
und Handlungsschwerpunkte gefunden um die „Kulturlandschaft <strong>Havel</strong>obst“ zu<br />
entwickeln. Der AEP kann auch als Teil des <strong>Region</strong>alpark <strong>Havel</strong>seen verstanden<br />
werden, dessen Wirksamkeit zurzeit nicht besteht.<br />
22
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
2.3.5 Landschaftsrahmenplan Potsdam Mittelmark<br />
Grundlage für den Landschaftsrahmenplan ist das Landschaftsprogramm des Landes<br />
Brandenburg, in dem die überregionalen Leitlinien und Entwicklungsziele dargestellt sind.<br />
Der Landschaftsrahmenplan formuliert Entwicklungsziele und Maßnahmen und stellt den<br />
Bestand dar. Der Landschaftsrahmenplan ist für die Untere Naturschutzbehörde die<br />
23
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Grundlage, um die Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege umzusetzen. Er ist für<br />
die Beurteilung der Umweltverträglichkeit von aktuellen Nutzungen sowie geplanten<br />
Nutzungsänderungen und Vorhaben die verbindliche Richtschnur. Auch von anderen<br />
Behörden und öffentlichen Stellen sind die Inhalte der Landschaftsrahmenplanung bei<br />
Planungen und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen. Die Verwaltungen der Ämter,<br />
Gemeinden und Landkreise, aber auch die Investoren erhalten durch den Landschaftsrahmenplan<br />
eine gültige Informationsgrundlage und höhere Planungssicherheit. Durch<br />
die Übernahme von Inhalten des Landschaftsrahmenplans in den <strong>Region</strong>alplan erhalten<br />
die formulierten Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege auch eine rechtliche<br />
Verbindlichkeit.<br />
2.4 Städte und Gemeinden im Entwicklungsraum<br />
„<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“<br />
Die Städte Ketzin und Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, sowie die Gemeinden Kloster<br />
Lehnin und Groß Kreutz, aber auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark haben<br />
durch Beschlüsse Interesse an einem Naturpark „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ bekundet. Der<br />
Landkreis <strong>Havel</strong>land hat sich noch nicht positioniert, soll aber auch zur Mitarbeit<br />
geworben werden. Im Folgenden sollen diese Kommunen vorgestellt werden:<br />
Ketzin<br />
Die Stadt Ketzin, Ersterwähnung 1197, mit ihren Ortsteilen Brückenkopf, Paretz, Etzin,<br />
Falkenrehde, Tremmen und Zachow, die im südöstlichen Teil des Landkreises <strong>Havel</strong>land liegt,<br />
nimmt eine Fläche von 92,8 km² ein, von denen 15 % mit Wasser bedeckt sind. Diese <strong>Region</strong><br />
ist gekennzeichnet durch eine weite, einladende Bruchlandschaft mit zahlreichen Seen, die zu<br />
ausgedehnten Spaziergängen, Wander- und Radtouren und auf der <strong>Havel</strong> zu Bootsfahrten<br />
anregt. Das Areal um das Ketziner <strong>Havel</strong>gebiet zählt als Landschaftsschutzgebiet mit zu den<br />
reizvollsten <strong>Region</strong>en Brandenburgs und ist ein wahres Traumland für Wasser- und<br />
Naturfreunde. Hier kann der Besucher noch die unberührte Natur genießen und eine vielfältige<br />
Tierwelt erleben. Vom Aussterben bedrohte Tierarten wie Fischotter, Sumpfschildkröte,<br />
Wachtelkönig und Eisvogel sind hier heimisch. Die Wasserflächen und Wiesen sind im Frühjahr<br />
und Herbst Rastplätze für viele Zugvögel. Schon Theodor Fontane wusste die Schönheiten<br />
unserer märkischen Heimat zu schätzen und verewigte sie in seinen "Wanderungen durch die<br />
Mark Brandenburg". Aber auch architektonische Sehenswürdigkeiten hat die <strong>Region</strong> zu bieten.<br />
Von 1797 -1804 wurde von David Gilly das Schloss Paretz für den Kronprinzen Friedrich<br />
Wilhelm und seine Gemahlin Luise, die berühmte Königin von Preußen, gebaut. Das unter<br />
Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble mit einer ausgedehnten Parkanlage und die<br />
Altstadt von Ketzin mit dem Fischerviertel sind ebenso sehenswert, wie die unter<br />
Denkmalschutz stehende Dorfkirche in Tremmen und daselbst das Dorfmuseum. Es wurde<br />
schon sehr viel getan, um diese Sehenswürdigkeiten behutsam zu sanieren.<br />
24
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
K Kirche T sonstige touristische Einrichtungen<br />
S Schloss H Hotel/Pension<br />
M Museum R Reiterhof<br />
Wanderweg Radweg Reitweg Reitweg ( Vorschlag )<br />
Nach einem ausgiebigen Bummel durch Ketzin, vorbei an dem neugestalteten Marktplatz, der<br />
Touristeninformation mit dem Museum der Stadt, der Baumhaselallee in der Rathausstraße und<br />
vielen denkmalgeschützten Bauten lädt die <strong>Havel</strong>promenade zum Verweilen ein. Von hier aus<br />
kann man mit dem alten Dampfer Gustav oder anderen Booten der Reederei Wilfried Herzog<br />
Ausflüge zur Pfaueninsel, nach Spandau und Brandenburg, aber auch Mondscheinfahrten zu<br />
unternehmen.<br />
Eine touristische Attraktion und zugleich einziger Übergang zwischen Werder und Brandenburg<br />
a.d.H. ist die Fähre, die eine Verbindung über die <strong>Havel</strong> nach Schmergow und Groß Kreutz mit<br />
dem RE 1 und in Richtung Bundesstraße 1 ermöglicht. In Ketzin sind auch viele Ziegelbauten<br />
sehenswert, die an die Tongewinnung vom 14. bis 20. Jahrhundert erinnern. Die Bedeutung<br />
des Rohstoffs Ton und die Entstehung der Ziegeleien untersuchen die Schüler der Fontane-<br />
25
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Gesamtschule der Stadt Ketzin. Ein weiterer Anziehungspunkt der Stadt ist das <strong>Havel</strong>strandbad<br />
am Friedrich-Ludwig-Jahn-Weg, das geradezu zum Sonnenbaden einlädt. Hier befinden sich<br />
auch ein Bootsverleih und ein Campingplatz. Besondere kulturelle Höhepunkte sind das<br />
traditionelle Fischerfest, das jährliche Skippertreffen sowie der Weihnachtsmarkt. Großer<br />
Beliebtheit erfreut sich auch das alljährliche Scheunenfest in Paretz. Quelle: www.Ketzin.de<br />
Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>)<br />
Die Gemeinde liegt <strong>Havel</strong>niederungsgebiet zwischen Brandenburg a. d. H. und Werder. Die<br />
nördliche Grenze ist die <strong>Havel</strong> bzw. der Landkreis <strong>Havel</strong>land, südlich von Groß Kreutz erstreckt<br />
sich die Gemarkung der Gemeinde Kloster Lehnin. Große Teile der Gemeinde liegen zwischen<br />
der <strong>Havel</strong> und der Bundesstraße B1 und sind Landschaftsschutzgebiet. Groß Kreutz besteht<br />
aus den Ortsteilen Groß Kreutz, Bochow, Deetz, Schmergow, Krielow, Götz, Schenkenberg und<br />
Jeserig. Die Gemeinde hat eine Fläche von 99 km² und ca. 8.500 Einwohner. Die Gemeinde<br />
entstand im Zuge der Gemeindegebietsreform 2003 aus den Orten der Ämter Groß Kreutz und<br />
Emster-<strong>Havel</strong>.<br />
Quelle: Copyright by Kartox, Kornelia Menzel, 14550 Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>), Alte Dorfstraße 1, 033207 311264, kartox@web.de<br />
26
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
In früheren Zeiten gehörten viele Dörfer um Groß Kreutz dem Kloster Lehnin. Im Mittelalter<br />
nahm die <strong>Region</strong> einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung und eine stärkere<br />
Bevölkerungsentwicklung setzte ein. Die <strong>Havel</strong> war der wichtigste Verkehrsweg, der einen vermehrten<br />
Handel auf dem Wasserweg erlaubte, weit über die regionalen Grenzen hinaus. Auch<br />
der Ort Groß Kreutz war zunächst in Klosterbesitz wurde aber an das märkische Adelsgeschlecht<br />
derer von Rochow gegeben. Viele landwirtschaftliche Kulturen und handwerkliche<br />
Spezialisierungen sind von Einwanderern u. a. aus Holland mit in die Mark gebracht worden<br />
und von den Mönchen nutzbringend in ihren Klosterdörfern, Gütern und auf ihren Märkten eingesetzt<br />
worden. Typisch sind die mittelalterlichen Feldsteinkirchen, die wir in jedem Ortsteil<br />
finden.<br />
27
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Die Gemeinde zählt zu den landwirtschaftlich geprägten Gebieten, wo auch der Obstbau stark<br />
vertreten ist. Das Rindermuseum in Groß Kreutz, das Heimatmuseum in Deetz, die<br />
Heimatstube im alten Schulhaus in Schmergow, der germanische Lebensbaumkreis in Jeserig<br />
und das Lilienthaldenkmal von Wilfried Statt in Krielow mit dem Lilienthalmuseum laden den<br />
Besucher zum Verweilen ein. An der Bahnlinie zwischen Werder und Brandenburg gelegen hat<br />
die Gemeinde eine exzellente Schienenanbindung über den RE 1 und über die Bundesstraße<br />
B 1 Anschluss an umliegende Städte, deren Bewohner diese <strong>Region</strong> als Naherholungsgebiet<br />
gerne nutzen. Der sanfte Naturtourismus beginnt als zartes Pflänzchen zu wachsen und wird<br />
als Entwicklungschance gesehen. Zusammen mit Werder, Ketzin, Brandenburg und der<br />
Gemeinde Kloster Lehnin hat sich Groß Kreutz zur Wassertourismusinitiative (WIR) zusammengeschlossen,<br />
die Potsdamer und Brandenburger <strong>Havel</strong>seen bedient. Die durch den ehemaligen<br />
Tonabbau ausgeprägte Kulturlandschaft hat große „Erdelöcher“ hinterlassen, die heute, mit<br />
Wasser gefüllt, als schützenswerte Landschaftsbestandteile bewahrt werden. Hier beeindruckt<br />
die Artenvielfalt, die in großflächigen FFH-Gebieten erhalten werden soll. Die Gemeinde Groß<br />
Kreutz (<strong>Havel</strong>) ist prädestiniert durch ihre Nähe zur <strong>Havel</strong> und ihre Lage an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong><br />
wichtige Aufgaben als Ansprechpartner und für Handlungsoptionen zu übernehmen.<br />
Kloster Lehnin<br />
Die Gemeinde Kloster Lehnin ist ein wald- und wasserreiche Gegend, die zwischen Potsdam<br />
und Brandenburg a. d. <strong>Havel</strong> südlich der Bundesautobahn A 2 liegt. Sie erstreckt sich auf der<br />
Grundmoräne der Zauche, deren Hänge zu den Niederungsgebieten wertvolle Biotope darstellen.<br />
In den vielen kleinen Dörfern (Damsdorf, Emstal, Göhlsdorf, Grebs, Krahne, Lehnin,<br />
Michelsdorf, Nahmitz, Netzen, Prützke, Rädel, Reckahn, Rietz und Trechwitz) leben 11.800<br />
Einwohner auf einer Fläche von 199 km². Der romanisch-gotische Klosterbau Lehnin mit seinen<br />
gewaltigen Backsteinmauern aus den Zeiten des Zisterzienserordens und der Gründung der<br />
Mark Brandenburg wurde denkmalgerecht instand gesetzt, nachdem bereits im Mittelalter das<br />
Kloster säkularisiert worden war. Die Gebäude werden seit 1911 als evangelisches Diakonissenmutterhaus<br />
„Luise-Henrietten-Stift“ betrieben, die auch Alten- und Krankenpflege betreiben.<br />
Das Kloster Lehnin gehört zu den berühmtesten architektonischen Kleinoden der Mark<br />
Brandenburg mit einer reichen Geschichte.<br />
Nicht unerwähnt bleiben darf das Schulmuseum und das Schlossmuseum in Reckahn, wo der<br />
preußische Schulreformer und Landwirtschaftpädagoge Friedrich E. von Rochow wirkte. Aber<br />
auch kleine Stätten, wie das Museum "Historischer Dreiseitenhof" mit der Landwirtschaftsausstellung<br />
"Leben unserer Großeltern" im Ortsteil Grebs, das Backofenmuseum im Ortsteil<br />
Emstal aber auch die märkische Landschaft mit ihren Wäldern und den darin eingebetteten<br />
Seen bieten dem Besucher erlebnisreiche Erholung.<br />
Erwähnenswert sind in jedem Fall auch die kulturellen und künstlerischen Angebote: Der<br />
Skulpturenpark am Lehniner Klostersee mit seinen wechselnden Ausstellungen und die<br />
Sommermusiken in der Klosterkirche, Konzerte in Reckahn und Dorffeste in Lehnin oder seinen<br />
Ortsteilen.<br />
28
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Quelle: www.kloster-lehnin.de<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />
Die kreisfreie Stadt Brandenburg liegt im <strong>Havel</strong>niederungsgebiet und ist durchzogen von<br />
zahlreichen Wasserläufen. Auf einer Fläche von 228,8 km² leben ca. 73.500 Einwohner. Hier<br />
lohnt es sich auf jeden Fall, auf eine historische Entdeckungsreise zu gehen, um den<br />
Brandenburger Dom auf der Dominsel zu besuchen. Seit Heinrich I. die slawischen Heveller um<br />
928 verdrängte und Otto I. um 948 das erste ostelbische Bistum errichtete, haben verschiedene<br />
Mönchsorden zur Entwicklung dieser Stadt beigetragen. Von Albrecht dem Bär wurde 1157 die<br />
Mark Brandenburg begründet. Von ihr sind in der Vergangenheit immer wieder gesellschaftliche<br />
Impulse ausgegangen. So wurde das Brandenburger Stadtrecht auf viele märkische Orte<br />
darunter auch auf Berlin übertragen. Hier befand sich mit dem so genannten Schöppenstuhl<br />
schon im Mittelalter die oberste Gerichtsbarkeit der Mark, eine Tradition, die das Brandenburgische<br />
Oberlandesgericht in der <strong>Havel</strong>stadt heute fortsetzt. Auch nach der Schließung des<br />
Stahlwerkes, das über Jahrzehnte den Industriestandort prägte, gibt es noch Produkte von<br />
Unternehmen wie Lehmann-Blechspielzeug, Brennabor-Autos, Arado-Flugzeuge und den<br />
legendären "Opel-Blitz", die als Beleg für diesen alten Industriestandort dienen können. Es gibt<br />
verschiedene Möglichkeiten, Brandenburg an der <strong>Havel</strong> zu entdecken. Ob beim Rundgang<br />
durch die drei mittelalterlichen Stadtkerne oder bei einer Erkundungstour per Schiff: Immer<br />
werden Sie auf Ihrem Weg an Zeugnisse der tausendjährigen Geschichte erinnert. Das<br />
Altstädtische Rathaus mit dem Roland, die vier Tortürme oder die Reste der Stadtmauern<br />
prägen wie die vielen liebevoll sanierten Häusern in den historischen Stadtkern und die<br />
weitläufigen Parks und Grünanlagen an den verschlungenen Flussarmen der <strong>Havel</strong>. Im Mittelalter<br />
bestand Brandenburg aus der Alten und der Neuen Stadt und den Dombezirk auf der<br />
Dominsel. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine Bebauung außerhalb der Stadtbefestigungen<br />
ein. Im Zuge der Entwicklung zur Industriestadt entstanden neue Wohn- und Industriegebiete.<br />
29
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Erst 1929 kam der Gemeindebezirk der Dominsel zur Stadt. Seit Oktober 2003 gehören<br />
Gollwitz und Wust zu Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, wodurch der Stadt große naturnahe Flächen<br />
zugeordnet wurden. Der Anteil von mehr als 30 % Wald im Stadtgebiet ist ein wichtiges<br />
Potenzial für den Erholungswert dieser Stadt, deren östlichen Flächen an der <strong>Havel</strong> eine<br />
Auenlandschaft bilden. Von Norden her ragt der langgestreckte Beetzsee bis an das<br />
Stadtzentrum heran. Die Umsetzung von "Natura 2000" gehört in Brandenburg zu den<br />
wichtigsten Fachaufgaben der unteren Naturschutzbehörde. In Brandenburg an der <strong>Havel</strong> gibt<br />
es vier Landschaftsschutzgebiete (LSG), die in der unten stehenden Karte ausgewiesen sind.<br />
Brandenburger Wald- und Seengebiet (7367 ha)<br />
Westhavelland (2493 ha)<br />
Brandenburger Osthavelniederung (915 ha)<br />
Zingelheide (97 ha)<br />
Darüber hinaus sind Areale der Stadt als Naturschutzgebiete (NSG) ausgewiesen. Diese<br />
Naturschutzgebiete haben auch eine Bedeutung als FFH-Gebiete oder Vogelschutzgebiete und<br />
gehören damit zum europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000. In Brandenburg an der<br />
<strong>Havel</strong> gibt es folgende Naturschutzgebiete:<br />
Möweninsel - Buhnenwerder (7 ha)<br />
Bruchwald Roßdunk (90 ha)<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> (353 ha)<br />
Gränert (467 ha)<br />
Stadthavel (250 ha)<br />
Große Freiheit (78 ha)<br />
Buhnenwerder - Wusterau (192 ha)<br />
30
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Karte der NSG von Brandenburg a.d.H.<br />
Die Landesregierung Brandenburg hat von den städtischen LSG und NSG insgesamt 10 als<br />
FFH-Gebiete deklariert, die nun unter europäischem Schutzstaus stehen.<br />
Quelle: www.stadt-brandenburg.de<br />
3 Organisationsformen für Naturparke<br />
Nationale Naturlandschaften bzw. Großschutzgebiete werden in Deutschland als<br />
Nationalpark, Biosphärenreservat oder Naturpark ausgewiesen. Die Einstufung in die<br />
Kategorien erfolgt nach den internationalen Richtlinien der IUCN (International Union<br />
for Conservation of Nature and Natural Resources). Seit November 2005 treten die<br />
Großschutzgebiete bundesweit gemeinsam unter der neuen Dachmarke "Nationale<br />
Naturlandschaften" auf. Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind eigenständige<br />
Schutzkategorien. Die überwiegende Anzahl dieser Schutzgebiete sowie der Natura<br />
2000 Gebiete liegt in den Nationalen Naturlandschaften.<br />
Quelle:Landesumweltamt Brandenburg, Abteilung Service, Referat S 5 "Umweltinformation", Frauke Zelt, Tel.: 033 201/ 442 -173,<br />
E-Mail: Frauke.Zelt@LUA.Brandenburg.de<br />
3.1 Was sind Naturparke<br />
Naturparke sind großräumige Schutzgebiete, in denen besondere Kulturlandschaften erhalten<br />
und weite<strong>rent</strong>wickelt werden sollen. Ausgehend von einer hochwertigen Naturausstattung hat<br />
der menschliche Einfluss in diesen <strong>Region</strong>en eine besondere landschaftliche Schönheit und<br />
eine besondere Biodiversität hervorgebracht. Daraus ergibt sich die Verpflichtung zu einem<br />
schonenden Umgang mit Natur und Landschaft sowie gleichzeitig zu einer nachhaltigen<br />
Entwicklung dieser zumeist strukturschwachen <strong>Region</strong>. Die Schönheit der Landschaft und der<br />
Reichtum der Natur bilden dabei den Grundstock für die Entwicklung von Tourismus und<br />
naturverträglichem Gewerbe. Die ländlichen Räume in Deutschland und Europa befinden sich<br />
in einem Umstrukturierungsprozess, der sich insbesondere in der Agrarwirtschaft vollzieht.<br />
Gleichzeitig befinden sich diese Räume zunehmend in einer wirtschaftlichen Wettbewerbssituation<br />
mit anderen attraktiven Natur- und Kulturlandschaften im europäischen Kontext.<br />
Dieser Wettbewerb betrifft die touristische Attraktivität, die Produktvermarktung, die Fördermittel<br />
sowie auch die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsumfeld. Naturparke bieten in diesem<br />
Wettbewerb im Vergleich zu anderen ländlichen Räumen besondere Entwicklungschancen.<br />
Diese Chancen können nur dann genutzt werden, wenn es gelingt, einen regionalen Konsens<br />
über die Entwicklung eines Naturparks herauszuarbeiten und damit auch die regionale Identität<br />
zu stärken.<br />
31
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
3.2 Stellung der Naturparke in Deutschland<br />
Aufgaben<br />
Eine wichtige Aufgabe für Naturparkpläne besteht in der Stärkung der regionalen<br />
Identität. Dazu ist es erforderlich, dass sie als integriertes Konzept zur Förderung einer<br />
eigenständigen und nachhaltigen <strong>Region</strong>alentwicklung angelegt sind.<br />
Schwerpunktmäßig müssen in einem Naturparkplan selbstverständlich die Bereiche<br />
Naturschutz / Landschaftspflege, Erholung /Tourismus sowie Landnutzung behandelt<br />
werden. Diese Ausrichtung steht auch im Einklang mit dem neugefassten Naturparke-<br />
Paragraphen (§ 27) des Bundesnaturschutzgesetzes. Danach sind Naturparke<br />
„einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die großräumig sind,<br />
überwiegend Landschafts- oder Naturschutzgebiete sind, sich wegen ihrer<br />
landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eignen und in denen ein<br />
nachhaltiger Tourismus angestrebt wird”. Naturparke dienen der „Erhaltung,<br />
Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten<br />
Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt.“ Zu diesem Zweck wird in ihnen „eine<br />
dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt”. Darüber hinaus sind Naturparke<br />
„besonders dazu geeignet, eine nachhaltige <strong>Region</strong>alentwicklung zu fördern.”<br />
Organisationsformen<br />
Die Entwicklung der Naturparke wird durch den jeweiligen Naturparkträger koordiniert.<br />
Die Ziele der Naturparke werden meist federführend von ihm umgesetzt, zahlreiche<br />
Aufgaben der Naturparkarbeit von ihm wahrgenommen. In Abhängigkeit von der<br />
jeweiligen Entstehungsgeschichte der Naturparke wurden für die Trägerschaft<br />
unterschiedliche Organisationsformen gewählt. Wie die folgende Tabelle zeigt, sind<br />
dies sowohl eingetragene Vereine als auch Zweckverbände, kommunale oder<br />
Landeseinrichtungen.<br />
Organisationsformen der im Rahmen einer Befragung erfassten Naturparke<br />
Bundesland e.V.<br />
Zweckverband <br />
Landeseinrichtung<br />
Kommunale<br />
Einrichtung<br />
Baden-Württemberg 4 0 1 0<br />
Bayern 10 0 0 1*<br />
Brandenburg 0 0 5 0<br />
Hessen 1 3 0 0<br />
Mecklenburg-Vorpommern 0 0 3 0<br />
Niedersachsen 3 1 0 3<br />
Nordrhein-Westfalen 1 4 0 1*<br />
Rheinland-Pfalz 1 1 0 0<br />
Saarland 1 0 0 0<br />
Sachsen 1 1 0 0<br />
Sachsen-Anhalt 2 0 1 0<br />
Schleswig-Holstein 1 0 0 3<br />
Thüringen 0 0 3 0<br />
Gesamt 25 10 13 8<br />
*nicht eingetragener Verein Quelle: TAURUS-Erhebung Naturparkträger<br />
32
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Im Folgenden sollen die einzelnen Organisationsstrukturen kurz vorgestellt werden. Da<br />
die Organisationsstrukturen von eingetragenen Vereinen und Zweckverbänden für<br />
Naturparke bereits eine lange Tradition besitzen und größtenteils aus anderen<br />
Bereichen als bekannt vorausgesetzt werden können, werden diese nur skizziert. Die<br />
neuere Organisationsstruktur einer Landeseinrichtung wird danach am Beispiel von<br />
Mecklenburg-Vorpommern dargestellt.<br />
Eingetragene Vereine<br />
Der eingetragene Verein ist mit 45 % der erfassten Naturparke die am häufigsten<br />
gewählte Organisationsform. Die Mitgliederzahlen der Vereine schwanken von 8 bis<br />
weit über 100 Mitglieder, wobei etwa ein Drittel unter 50, ein Drittel zwischen 50 und<br />
100 und ein weiteres Drittel der befragten Vereine über 100 Mitglieder haben. Die<br />
Gemeinden stellen meistens die größte Gruppe der Vereinsmitglieder, wobei in über 75<br />
% der Naturparke, die eine Antwort abgegeben hatten, alle Gemeinden des<br />
Naturparkgebiets Mitglied des Vereins sind.<br />
Neben den Gemeinden sind andere Vereine und Verbände meist die zweitgrößte<br />
Mitgliedergruppe, gefolgt von Landkreisen und privaten Unternehmen. Landkreise sind<br />
die wichtigste Gruppe bei der Besetzung des Vorstands und des Vorsitzes des Vereins.<br />
Daher ist ihr Einfluss auf den Verein als am größten einzuschätzen. Die Gemeinden<br />
sind meist ordentliche Mitglieder und verfügen dadurch als große Gruppe über eine<br />
wichtige Stellung in den Mitgliederversammlungen. Andere Vereine und Verbände oder<br />
private Unternehmen und Privatpersonen sind entweder ebenfalls ordentliche Mitglieder<br />
oder Fördermitglieder. Sie sind oftmals für die Umsetzung von Projekten, die aktive<br />
Mitarbeit in Arbeitsgruppen oder die Akquise von Fördermitteln wichtig.<br />
Zweckverbände<br />
Zweckverbände wurden bei 18 % der Naturparke, die auf die entsprechende Frage<br />
geantwortet hatten, als Organisationsform gewählt. Die Mitgliederzahlen von<br />
Zweckverbänden schwanken zwischen 2 und 16 Mitgliedern. Meist sind Landkreise und<br />
kreisfreie Städte die Mitglieder des Zweckverbandes. In den zwei Zweckverbänden, die<br />
die meisten Mitglieder haben, sind auch Gemeinden vertreten. An den anderen acht<br />
Zweckverbänden waren nur Landkreise oder kreisfreie Städte beteiligt. Private<br />
Unternehmen, Vereine oder Verbände sind in den Zweckverbänden keine Mitglieder,<br />
was bei dieser Rechtsform aufgrund ihres öffentlich-rechtlichen Status auch nur sehr<br />
eingeschränkt möglich wäre.<br />
Landeseinrichtungen<br />
In den alten Bundesländern gibt es die Organisationsform der Landeseinrichtung nur<br />
einmal in Baden-Württemberg. In den neuen Bundesländern stellt sie dagegen die am<br />
häufigsten gewählte Organisationsform für Naturparke dar. Im Folgenden wird die<br />
Organisationsform am Beispiel des Landes Mecklenburg-Vorpommern erläutert.<br />
Grundlage eines Naturparks in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Verwaltungsvereinbarung<br />
des Landes mit den betroffenen Landkreisen. Der Naturpark wird in<br />
gemeinsamer Trägerschaft des Landes mit den Landkreisen in einem<br />
gemeinsamen Planungs- und Umsetzungsprozess ausgewiesen und verwaltet.<br />
Arbeitsgruppen aus Vertretern des Landes und der Kreisverwaltungen begleiten<br />
die Naturparkentwicklung. Behörden des Naturschutzes, Forst- und<br />
Landwirtschaftsämter werden ebenfalls beteiligt. Zusätzlich werden Beiräte<br />
gebildet. Sie sollen die Naturparkarbeit auf eine breite regionale Basis stellen und<br />
33
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
setzen sich meist aus Vertretern der Gemeinden, Betriebe, Verbände und Vereine<br />
der <strong>Region</strong> zusammen. Der Beirat stellt das zentrale Planungs- und<br />
Entscheidungsgremium des Naturparks dar. Weiterhin verfügen die Naturparke<br />
häufig über Fördervereine, die das Ziel der inhaltlichen und finanziellen<br />
Unterstützung der Naturparkarbeit verfolgen (Umweltministerium Mecklenburg-<br />
Vorpommern 2000, S. 7).<br />
Auch in den Bundesländern Brandenburg und Thüringen existieren Fördervereine für<br />
die Naturparke. In Brandenburg ist dies bei allen Naturparken der Fall. Im Thüringen<br />
sind die Naturparke zwar überwiegend als Landeseinrichtungen organisiert, beim<br />
Naturpark Thüringer Wald handelt es sich bei der Trägerorganisation jedoch um einen<br />
eingetragenen Verein. In Sachsen-Anhalt ist der Naturpark Drömling eine<br />
Landeseinrichtung, die Naturparke Saale-Unstrut-Triasland und Dübener Heide sind<br />
dagegen in der Trägerschaft eines eingetragenen Vereins.<br />
Personelle und finanzielle Ausstattung<br />
Die personelle und finanzielle Ausstattung der Naturparke variiert sowohl zwischen als<br />
auch innerhalb der Bundesländer sehr stark. Die Aussagen dieses Abschnitts beziehen<br />
sich auf eine Erhebung des Europäischen Instituts für <strong>Region</strong>alentwicklung, Innovation<br />
und Tourismus (EIRIT), welche in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher<br />
Naturparke zum Thema „Entwicklungsziele deutscher Naturparke“ im Jahre 2001<br />
erstellt wurde. Es wurden Angaben von 48 Naturparken erhoben.<br />
Zum Zeitpunkt der Erhebung verfügten die 48 Naturparke insgesamt über 191<br />
Festangestellte, davon 159 Vollzeit- (83%) und 32 Teilzeitbeschäftigte (17%). Im<br />
Durchschnitt ergeben sich somit 4 Angestellte pro Naturpark. Dieser Mittelwert darf<br />
allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es gravierende Unterschiede gibt. So ist<br />
die Personalausstattung in Mecklenburg-Vorpommern mit drei Angestellten und acht<br />
Mitarbeitern der Naturwacht aus der Forstverwaltung mit Abstand am besten, während<br />
viele Naturparke in anderen Ländern mit nur einem Geschäftsführer auskommen<br />
müssen. Diese Geschäftsführer werden häufig vom Land finanziert. In Ländern wie<br />
Nordrhein-Westfalen, in denen eine finanzielle Förderung von Personalstellen nicht<br />
möglich ist, gibt es auch ehren- bzw. nebenamtliche Geschäftsführer von Naturparken.<br />
Der Anteil der Festangestellten ist mit 58 % relativ gering und erschwert nach<br />
Aussagen einzelner Naturparkträger die Kontinuität und Qualitätssicherung der Arbeit.<br />
Die Festangestellten werden durch Zuarbeit über Werkverträge (12%),<br />
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (19%), Zivildienstleistende (7 %) oder Personen im<br />
Freiwilligen Ökologischen Jahr (4 %) unterstützt. Aus diesen Daten errechnete EIRIT<br />
eine Betreuungsintensität von rund 26.000 ha Naturparkfläche durch einen<br />
festangestellten Naturparkmitarbeiter bzw. 15.000 ha pro Mitarbeiter insgesamt.<br />
Außer in Niedersachsen ist in allen Bundesländern von den zuständigen Behörden eine<br />
finanzielle Förderung der Naturparke vorgesehen. Die Höhe der Förderung differiert<br />
zwischen den einzelnen Bundesländern zum Teil erheblich. In einigen Bundesländern<br />
erfolgt sie in Form einer institutionellen Förderung, in anderen vor allem in Form der<br />
Projektförderung. Teilweise sind beide Formen kombiniert möglich. Die Spannbreite der<br />
institutionellen Förderungen reicht von 15.000 EUR bis zu 160.000 EUR pro Naturpark.<br />
Die Mehrzahl der Naturparke erhält eine institutionelle Förderung von etwa 50.000 EUR<br />
pro Jahr, so dass häufig eine Personalstelle davon finanziert werden kann. Auch die<br />
projektbezogenen Förderungen schwanken zwischen den Bundesländern erheblich. So<br />
können Naturparke in Bayern durchschnittlich mit über 250.000 EUR Förderung für<br />
34
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Naturparkprojekte rechnen, während in anderen Bundesländern sehr viel geringere<br />
Mittel speziell für Naturparkprojekte zur Verfügung stehen. An dieser Stelle muss<br />
allerdings darauf hingewiesen werden, dass Naturparke oftmals auch andere<br />
Landesfördertöpfe des Naturschutzes und der Landschaftspflege oder auch<br />
Fördertöpfe anderer Landesbehörden im Bereich des Forstes oder der Landwirtschaft<br />
nutzen, um ihre Projekte umsetzen zu können. Dabei konkurrieren sie allerdings mit<br />
anderen Antragstellern um die Förderung. Eine Übersicht über landesspezifische<br />
Fördermöglichkeiten für Naturparke sowie Zuteilungsschlüssel und Zweckbindungen in<br />
den einzelnen Bundesländern.<br />
35
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Spezielle Förderung von Naturparken durch die Bundesländer<br />
Bundesland<br />
Anzahl<br />
der<br />
Naturparke<br />
Baden-Württemberg 6<br />
Höhe der jährlichen finanziellen<br />
Förderung für alle Naturparke<br />
in einem Bundesland<br />
ca. 1 Mio. € institutionelle und<br />
projektbezogene Förderung<br />
Bayern 15 ca. 4,3 Mio. € Projektförderung (2000)<br />
Brandenburg 9 ca. 435.000 € institutionelle Förderung<br />
Hessen 5<br />
ca. 435.000 € Förderung (2001) (incl.<br />
Trägeranteil der Kreise, Land ist Träger,<br />
gemeinsam mit den Kreisen)<br />
Richtlinie/<br />
Zuteilungsschlüssel<br />
Richtlinie zur Gewährung von<br />
Zuwendungen an Naturparke<br />
Rchtlinie zur Förderung der<br />
Naturparke (in Fortschreibung)<br />
Gleich hoher Sockelbetrag<br />
zuzüglich flächenbezogener<br />
Anteil<br />
Mittel nach Haushaltsplan des<br />
Landes<br />
Zweckbindung<br />
Landschaftspflege, Öffentlichkeitsarbeit und Entwicklungskonzeptionen,<br />
Entwicklung des Erholungswertes; Zuwendungen werden nur für Maßnahmen<br />
gewährt, die den Zielsetzungen des Naturparks und insbesondere dem<br />
Naturparkplan entsprechen.<br />
Förderung soll Träger der Naturparke bei Maßnahmen der Landschaftspflege<br />
und zur Verbesserung der Erholungsmöglichkeiten unterstützen.<br />
Für Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen bestehender Anlagen sowie für<br />
Neuinvestitionen<br />
ca. 152.000 € Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, Besucherlenkung<br />
ca. 40.000 € Naturparkpläne<br />
ca. 34.000 € Öffentlichkeitsarbeit<br />
Mecklenburg-Vorpommern 12 Keine Förderung k. A. k. A.<br />
Niedersachsen 11 ca. 665.000 € Projektförderung<br />
Nordrhein-Westfalen 6 ca.167.000 € institutionelle Förderung<br />
Anträge werden durch<br />
Bezirksregierungen fachlich<br />
geprüft<br />
Umfang der Ausstattung mit<br />
hauptamtlichem Personal<br />
k. A.<br />
Geschäftsführungs- und Personalkosten<br />
Rheinland-Pfalz 1 ca. 15.000 € institutionelle Förderung k. A. Für die satzungsgemäße Naturpark-Arbeit<br />
Saarland 2 ca. 317.000 € institutionelle Förderung<br />
Sachsen 4<br />
Je verordnetem Naturpark:<br />
ca. 30.000 – 40.000 einmalige Förderung<br />
für Pflege und Entwicklungskonzept;<br />
ca. 15.000 – 20.000 € jährliche Förderung<br />
(Basis: Öffentlich rechtlicher Vertrag)<br />
Personalkosten und<br />
Sachkostenanteil nach<br />
festgelegtem Personalbestand<br />
k. A.<br />
Personal- und Sachkosten<br />
Anteilsfinanzierung der Betreibung einer Koordinierungsstelle vor Ort<br />
(Anteilige Personal- und Sachkosten)<br />
Sachsen-Anhalt 5 ca. 100.000 € Projektförderung k. . Sachinvestitionen, Anpflanzungen, Infotafeln etc.<br />
Schleswig-Holstein 11 k. A. k. A. k. A.<br />
Thüringen 4 k A. k A. k. A.<br />
*In einigen oder allen Naturparken dieser Bundesländer wird das Personal zusätzlich zu den genannten Fördermitteln durch das Land gestellt<br />
Quelle: TAURUS-Erhebung Landesbehörden<br />
36
Neben der Förderung durch Landesmittel gelingt es zahlreichen Naturparken, weitere<br />
Finanzierungsquellen für ihre Arbeit zu erschließen. Dabei werden die Aktivitäten bzw. der<br />
Erfolg bei der Akquisition von Fördermitteln maßgeblich von der Personalausstattung des<br />
Naturparkträgers mitbestimmt. So werden zum Beispiel Sachgüter, Projekte oder<br />
Planwerke aus Mitteln der EU, des Bundes oder von Stiftungen finanziert. Einige<br />
Naturparke erwirtschaften darüber hinaus beträchtliche Summen an Eigenmitteln, was<br />
ihren Handlungsspielraum sehr erhöht. Nach Aussagen von Naturparkgeschäftsführern in<br />
den Expertengesprächen ist es nicht ungewöhnlich, dass besonders aktive Naturparke<br />
Finanzmittel in Höhe von 0,5-1,5 Mio. EUR akquirieren und entsprechend verausgaben.<br />
Diese Ergebnisse werden auch von der EIRIT-Erhebung gestützt.<br />
Quelle: Naturparkplanung in der <strong>Region</strong>, Eine Untersuchung unter Berücksichtigung der Beziehung<br />
zwischen Naturpark und Kommunen, Verband Deutscher Naturparke e.V.<br />
3.3 Großschutzgebiete in Brandenburg<br />
Brandenburg verfügt über einen Nationalpark, 3 Biosphärenreservate und 11 Naturparks, die hier<br />
aufgelistet werden:<br />
1 - Nationalpark Unteres Odertal<br />
2 - Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe<br />
3 - Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin<br />
4 - Biosphärenreservat Spreewald<br />
5 - Naturpark Barnim<br />
6 - Naturpark Dahme-Heideseen<br />
7 - Naturpark Hoher Fläming<br />
8 - Naturpark Märkische Schweiz<br />
9 - Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft<br />
10 - Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />
11 - Naturpark Nuthe-Nieplitz-Auen<br />
12 - Naturpark Schlaubetal<br />
13 - Naturpark Stechlin-Ruppiner Land<br />
14 - Naturpark Uckermärkische Seen<br />
15 - Naturpark Westhavelland<br />
37
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
3.4 <strong>Region</strong>alparks<br />
Neben den Naturparks, deren Funktionalität ausführlich erklärt wurde, gibt es<br />
<strong>Region</strong>alparks, die als geografisches und wirtschaftliches Bindeglied zwischen der<br />
Metropolregion Berlin und dem Umland eingerichtet wurden. <strong>Region</strong>alparks sind als<br />
Räume für eine abgestimmte ökologische, ökonomische und ästhetische<br />
Gesamtentwicklung im engeren Verflechtungsraum angelegt.<br />
Abb.: Anordnung der <strong>Region</strong>alparks um Berlin<br />
Konzept<br />
Ziel ist es, länderübergreifend die Stadt-Umland-Entwicklung zu steuern und<br />
unterschiedliche Anforderungen in eine nachhaltige Raumentwicklung zu überführen. Von<br />
der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg wurden 1998 acht <strong>Region</strong>alparks<br />
im Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum Berlin-Brandenburgs<br />
festgesetzt. Dabei stellen die <strong>Region</strong>alparks kein administratives Planungsinstrument dar,<br />
sondern vielmehr ein Angebot der Landesplanung zur Umsetzung regionaler<br />
Entwicklungsziele, das von örtlichen Akteuren aufgegriffen wird. Entsprechend haben sich<br />
für die acht <strong>Region</strong>alparks Interessenvertretungen und Organisationsstrukturen, zumeist<br />
in der Rechtsform von Vereinen, gebildet an denen sich Einzelpersonen, Kommunen,<br />
Vereine, Verbände und Unternehmen beteiligen.<br />
Abgrenzung<br />
Die <strong>Region</strong>alparks bilden einen ca. 15 km breiten Ring um Berlin, wobei ein Teil der<br />
<strong>Region</strong>alparks auf Berliner Stadtgebiet liegt während sich der andere Teil im Land<br />
Brandenburg befindet. Im Bereich dieses Ringes engagieren sich die kommunalen und<br />
sonstigen Akteure unter dem Label "<strong>Region</strong>alpark". Untereinander abgegrenzt werden die<br />
<strong>Region</strong>alparks durch die Siedlungsachsen, die von Berlin aus sternförmig bis nach<br />
Brandenburg reichen. Unterschiedliche landschaftliche Qualitäten und ihre jeweils<br />
38
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
individuelle Ausprägung machen die <strong>Region</strong>alparks zu eigenständigen Erlebnisräumen.<br />
<strong>Region</strong>alparks sind Hüllen, die von den Interessenvertretern erst mit Inhalt gefüllt werden<br />
müssen.<br />
Abb.: Plan der acht <strong>Region</strong>alparks um Berlin<br />
Ziele<br />
Die Ziele der <strong>Region</strong>alparks sind der Erhalt der Lebensgrundlagen für die ansässige<br />
Bevölkerung, die Stärkung der regionalen Identität, die Förderung der Heimatpflege, die<br />
Unterstützung örtlicher Brauchtümer und regionaler Wirtschaftsweisen, die Förderung der<br />
Denkmalpflege sowie der Schutz und die Entwicklung von Natur und Landschaft im<br />
engeren Verflechtungsraum Berlin-Brandenburgs.<br />
Handlungsfelder<br />
Alle <strong>Region</strong>alparks zeichnen sich zum einen durch ihre Nähe zu Berlin, zum anderen<br />
durch ihre hohen landschaftlichen Qualitäten aus. Landwirtschaft und kleine<br />
Dorfstrukturen sowie der oft unmittelbare Übergang zur dichten Bebauung Berlins sind in<br />
den <strong>Region</strong>alparks die prägenden Merkmale. In einigen Teilen verdichten sich<br />
Siedlungsstrukturen zu einem bunten Mosaik an Bebauung und Landschaft. Die<br />
Landwirtschaft ist für alle <strong>Region</strong>alparks ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Um die<br />
vorhandenen Potenziale zu stärken und die Wirtschaftsgrundlagen der ansässigen<br />
Bevölkerung zu sichern, konzentrieren sich die Aktivitäten auf 4 Handlungsfelder:<br />
1. Tagestourismus stärken<br />
2. Erschließungspotenziale nutzen<br />
3. Aufwertungen der Kulturlandschaft<br />
4. <strong>Region</strong>ale Produkte vermarkten<br />
39
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Der <strong>Region</strong>alpark Potsdamer <strong>Havel</strong>seen und der <strong>Region</strong>alpark Döberitzer Heide grenzen<br />
an den Bereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>. Der Reiz dieser <strong>Region</strong> liegt zum einen in der<br />
Landschaft, die von den rund um Potsdam gelegenen <strong>Havel</strong>seen und den sie<br />
umgebenden Wäldern geprägt ist. Zum andern macht das reiche Kulturerbe, das<br />
berühmte Baumeister und Gartenarchitekten im Auftrag Preußischer Majestäten<br />
geschaffen haben, die Einzigartigkeit dieser <strong>Region</strong> aus. Aktiv im <strong>Region</strong>alpark<br />
Potsdamer <strong>Havel</strong>seen ist der "Landschaftspflegeverein Potsdamer Kulturlandschaft e.V.",<br />
der zum Ziel hat, die Schönheiten der Landschaft zu pflegen und die touristische<br />
Entwicklung der <strong>Region</strong> zu befördern. Neben der Pflege der Glindower Alpen bemüht sich<br />
der Verein um die Aufwertung der Kulturlandschaft im Projekt "<strong>Havel</strong>obst". Der erste<br />
Abschnitt des Obstpanoramaweges konnte bereits fertig gestellt werden. Neu angelegte<br />
Streuobstwiesen unterstützen das typische Landschaftsbild der Obst- und<br />
Weinbauregion.<br />
Quelle:www.regionalpark.de, www.mir.brandenburg.de<br />
3.5 Andere Organisations- und Entwicklungsformen<br />
Die Kulturlandschaft "<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>" wurde 1998 als Erprobungs- und<br />
Entwicklungsvorhaben im Zusammenhang mit der Realisierung von<br />
Ausgleichsmaßnahmen für große Verkehrsprojekte im Land Brandenburg aus der Taufe<br />
gehoben. Eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen unter der Regie des Bundesamtes<br />
für Naturschutz führte zur Gründung der Flächenagentur Kulturlandschaft <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong>, die einige Jahre zusammen mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark, später in<br />
Verbindung mit der Stiftung Naturschutzfonds einen Flächenpool erwarb und<br />
bewirtschaftete, um naturschutzfachlich begründete Ziele zu erreichen.<br />
Nach Genehmigung eines EU-Live-Projektes wurden wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
zu den Naturreichtümern der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> erarbeitet (Rößling et al. 2006)<br />
Mit der Gründung des Fördervereins „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ 2004 wurde ein Instrument<br />
geschaffen, dass neben dem naturschutzfachlichen Ansatz auch Aspekte der<br />
Organisation und der Landnutzung für das Gebiet zwischen Werder und Brandenburg,<br />
Lehnin und Ketzin bearbeiten half. Nach Kontakten zum Naturpark Westhavelland wurde<br />
die Idee verworfen, dass ein Anschluss an diesen Naturpark zur Umsetzung der<br />
angedachten Entwicklungsziele führen könnte.<br />
Wegen der bisherigen Aktivitäten unter dem Dach der Stiftung Naturschutzfonds wurde<br />
erwogen, die Naturparkidee auch als Stiftung zu organisieren.<br />
Was ist eine Stiftung?<br />
Eine Stiftung wird mit dem Vermögen eines Stifters gegründet und verfolgt einen festgelegten Zweck.<br />
Das Vermögen bleibt dabei in der Regel erhalten und nur die Erträge werden für den Zweck<br />
verwendet. Errichtet werden Stiftungen in verschiedenen rechtlichen Formen und sie können jedem<br />
legalen Zweck dienen. Im Falle eines Naturparks ist die Möglichkeit gegeben eine<br />
Gebietskörperschaft als Stifter fungieren zu lassen, in diesem Fall das Land, der Kreis und/oder die<br />
teilnehmenden Gemeinden. Der Zweck wäre der gemeinnützige Zweck einen Naturpark zu<br />
unterhalten. Eine Gebietskörperschaft ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat die<br />
Gebietshoheit über einen Teil des Staatsgebietes mit seinen Einwohnern. Die wahlberechtigten<br />
Bürger sind gesetzliche Vollmitglieder der Körperschaft. Die rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen<br />
Rechts ist in den §§ 80 ff. BGB geregelt. Sie wird errichtet durch das Stiftungsgeschäft. Die<br />
ergänzenden Rechtsvorschriften finden sich in den Verordnungen der Länder.<br />
40
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Die Voraussetzungen, um einen Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> auf der Grundlage einer Stiftung<br />
zu schaffen, werden als kompliziert eingeschätzt und sind nicht Gegenstand der<br />
vorliegenden Ausführungen.<br />
4 Kulturlandschaft <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Geologie der Flusslandschaft mit der <strong>Havel</strong>niederung im <strong>Havel</strong>land und der Zauche<br />
Das Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> liegt in der Mark Brandenburg und gehört zum<br />
Norddeutschen Tiefland. Die <strong>Region</strong> setzt sich aus Teilen des <strong>Havel</strong>landes und der<br />
Zauche zusammen.<br />
Das eiszeitlich bedingte Relief der Landschaft<br />
Das Relief der Mark Brandenburg wurde durch die Weichsel-Eiszeit vor ca. 17 000 Jahren<br />
überformt. Vorher war durch die Saale-Eiszeit mit dem Fläming eine große Endmoräne<br />
geschaffen worden. Die <strong>Havel</strong> liegt in einem Urstromtal im Naturraum eines pleistozänen<br />
Jungmoränengebietes. In den <strong>Havel</strong>niederungen liegen Inselförmige Diluvialflächen und<br />
kleinere Grundmoränen. Die Zauche ist eine dem Fläming vorgelagerte flachwellige<br />
Grundmoränenplatte. In den Urstromtälern am Rande der Gletscher der Weichsel-Eiszeit<br />
(um 18 000 v.Ch.) floss das Schmelzwasser nach Nordwesten ab, so auch in den<br />
<strong>Havel</strong>niederungen, es hinterließ Ablagerungen aus Geröll, Mergel und Sand, darunter die<br />
Sanderhochfläche der Zauche.<br />
Die Zauche<br />
Zauche ist ein Begriff aus dem Slawischen und bedeutet „trockenes Land“. Sie liegt<br />
zwischen dem dem Fläming vorgelagerten Baruther Urstromtal und dem Berliner<br />
Urstromtal. Große Kiefernwälder kennzeichnen die <strong>Region</strong>. Schmelzwasserseen lockern<br />
das karge Gebiet auf. Die Sand- und Heideflächen bieten dem Spargelanbau gute<br />
Voraussetzungen. Die Zauche ist von Zisterziensermönchen zur Ansiedlung ausgewählt<br />
worden. Durch sie begann die Urbarmachung und eine stärkere Besiedlung der Zauche.<br />
In ihrem Zentrum liegt Lehnin mit dem gleichnamigen Kloster. Die Spargelstadt Beelitz<br />
befindet sich am östlichen Rand der Zauche.<br />
Die <strong>Havel</strong>niederung<br />
Die <strong>Havel</strong> ist ein typischer Flachlandfluss eingebettet in weiträumigen Feuchtgebieten,<br />
der sich durch niedriges Gefälle und geringe Fließgeschwindigkeit auszeichnet. Die<br />
Landnutzung wird dominiert von Ackerflächen (37,7 %), Wald (32,6 %) und oftmals<br />
staubewässerten Wiesen (11,1 %). An der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> finden wir ein verzweigtes<br />
Gewässersystem vor mit mehreren durchflossenen Seen aber auch durchstochenen<br />
Mäandern. Neben gestauten und kanalisierten sind auch eingedeichte Abschnitte<br />
markante Merkmale dieses Gewässers. Die hydrologischen Verhältnisse sind stark<br />
beeinflusst durch die Nutzung, die Stauhaltung am Wehr Brandenburg a.d.H. sowie ein<br />
Grabensystem hoher Dichte in den Niederungen. Die Städte Brandenburg und Ketzin<br />
sind in dem <strong>Havel</strong>niederungsgebiet erbaut worden.<br />
41
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Die Obere und die Untere <strong>Havel</strong>- Wasserstraße<br />
Aus hydrologischen Gesichtspunkten teilt man die <strong>Havel</strong> in die Obere und Untere <strong>Havel</strong>.<br />
Trennpunkt zwischen Oberer und Unterer <strong>Havel</strong> ist die Spreemündung. Durch den<br />
Zufluss der Spree wird die <strong>Havel</strong> unterhalb Spandaus zu einem Fluss, der der Schifffahrt<br />
schon von alters her bessere Bedingungen bot als die Obere <strong>Havel</strong>. Als <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
wird der Fluss zwischen Brandenburg und Werder definiert. Der Begriff <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> bezeichnet die <strong>Havel</strong>niederung und das Zauchegebiet zwischen den Städten<br />
Brandenburg und Werder in West-Ost-Richtung bzw. Ketzin und Lehnin in Nord-Süd-<br />
Richtung.<br />
Natürliche Veränderungen in der Flusslandschaft<br />
Durch nacheiszeitliche natürliche Vorgänge entstanden aus Buchten und Seen am Rande<br />
der <strong>Havel</strong> Verlandungsmoore. Auch der ständige Stoffeintrag hat dazu beigetragen, dass<br />
sich Bruch- und Moorlandschaften in den Niederungen gebildet haben. Das nahezu<br />
stehende Wasser der Flüsse breitete sich in den angrenzenden Auen unterirdisch aus.<br />
Der Boden war wie ein Schwamm mit Wasser gefüllt und bildete Versumpfungsmoore.<br />
Bevor der Mensch in die Natur eingriff, floss die <strong>Havel</strong> in großen Mäandern durch die<br />
Niederung. Nach starken Regenfällen oder nach der Schneeschmelze setzte die <strong>Havel</strong><br />
das Land unter Wasser. Darüber hinaus bildeten die Niederungen der <strong>Havel</strong> für die<br />
Hochwässer der Elbe ein natürliches Rückstaugebiet. Durch den ständigen Wechsel der<br />
Wasserstände bildeten sich Überflutungsmoore. Im Landschaftsschutzgebiet <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> gibt es noch heute die Reste der so entstandenen Moore.<br />
Veränderungen der Flusslandschaft durch menschliche Aktivitäten<br />
Schon die ersten Siedler begannen mit baulichen Veränderungen an der <strong>Havel</strong>, um die<br />
Landschaft ihren Bedürfnissen anzupassen. Um 1200 entstanden die ersten Mühlen in<br />
Brandenburg. Da die <strong>Havel</strong> ein Flachlandfluss mit nur 39 m Höhenunterschied zwischen<br />
Quelle und Mündung ist und die natürliche Fliessgeschwindigkeit für den Mühlenbetrieb<br />
nicht ausreichend war, wurden Mühlenstaue errichtet, die den Wasserstand flussaufwärts<br />
erhöhten und nach Bedarf die Fliessgeschwindigkeit regulieren halfen. Dadurch wurde<br />
jedoch die aufblühende Schifffahrt behindert und Wiesen und Ackerflächen der Bauern in<br />
der <strong>Region</strong> dauerhaft überflutet und damit der Nutzung entzogen. Um nun die<br />
Schiffbarkeit wieder zu verbessern wurden Mitte des 16. Jahrhunderts in den Städten<br />
Schleusen und Kanäle gebaut. 1743-46 z.B. ließ Friedrich II. den Plauer Kanal anlegen,<br />
um eine kürzere Verbindung zur Elbe zu gewährleisten. Auch der mäandernde<br />
Flussverlauf an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> behinderte die Schifffahrt. So wurde die <strong>Havel</strong> Ende<br />
des 19. Jahrhunderts mittels Durchstichen begradigt. Bei <strong>Havel</strong>berg wurde 1933 ein<br />
Durchstich zur Elbe gebaut, der die zugeschüttete Mündung in die Elbe ersetzt. Seit 1876<br />
verkürzt der Sacrow-Paretzer-Kanal die Fließstrecke der <strong>Havel</strong> zwischen Sacrow und<br />
Ketzin und schneidet die Strecke über den Templiner See und Schwielowsee ab.<br />
Dadurch wurden Göttinsee, Fahrlander See und Schlänitzsee mit der Wublitz als<br />
Gewässer durchschnitten bzw. an das <strong>Havel</strong>gewässer angeschlossen. Nach 1990<br />
wurden mit dem Verkehrprojekt Deutsche Einheit Nr. 17 (VDE 17) weitere Planungen zum<br />
Ausbau der <strong>Havel</strong> für 185 m lange und 11,4 m breite Schubverbände und<br />
Großmotorgüterschiffe für die Wasserstraßenklasse Vb bekannt, die zu erheblichen<br />
Eingriffen im Bereich des Sacrow-Paretzer-Kanals und der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> führen können.<br />
Der Bereich der Unteren <strong>Havel</strong> im Naturpark Westhavelland ist als Bundeswasserstraße<br />
zurückgestuft worden und wird in den nächsten Jahren stufenweise renaturiert.<br />
42
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Zeittafel der wasserbaulichen Veränderungen an der Unteren <strong>Havel</strong>wasserstraße<br />
1. Beginn des Baues von Hochwasserschutzanlagen an der Elbe 1160<br />
2.<br />
Die Brandenburger Mühlen werden vom Kaiser Ludwig I. den<br />
Bürgern der Stadt geschenkt<br />
1324<br />
3. Bau der Stadtschleuse in Brandenburg 1550<br />
4.<br />
Bruch des rechtsseitigen Elbdeiches, infolgedessen<br />
Überschwemmung<br />
des <strong>Havel</strong>tales durch das Stremmetal, Hochwasserstand in<br />
Rathenow ungefähr 6,28 m bzw. 6,59 m a.P. nach Berghaus<br />
1566<br />
und<br />
1595<br />
5.<br />
Schutz der <strong>Havel</strong>niederung gegen Elbhochwasser durch<br />
Verlängerung des Elbdeiches um 8,2 km<br />
1772<br />
6. Verlegung der <strong>Havel</strong>mündung abwärts um 1,5 km 1809<br />
7. Nochmalige Verlegung der <strong>Havel</strong>mündung abwärts um 1,5 km<br />
Die Königliche Regierung erlässt die Regulative für die<br />
1832-<br />
1836<br />
8.<br />
Brandenburg und Rathenow zu haltenden Wasserstände:<br />
Brandenburg Sommerstau 1,94 m, Winterstau 2,09 m,<br />
mindestens 0,20 m Staugefälle<br />
1832<br />
9.<br />
Beseitigung von 106 festen Fischwehren in der Brandenburger<br />
<strong>Havel</strong> und in der Unteren <strong>Havel</strong> bis Rathenow mit einem<br />
Aufwande von 225 000 Mark<br />
1837-<br />
1842<br />
10. Auftreten der Wasserpest<br />
Anschluss des rechtsseitigen Elbdeiches bei Quitzöbel an die<br />
1854<br />
11. Nitzower Höhe, wodurch das Karthanetal vom Elb- und <strong>Havel</strong>-<br />
Hochwasser abgeschlossen wurde 1855<br />
Setzung fester Stauziele in Brandenburg:<br />
1855<br />
12. 1,90 m im Sommer<br />
2,20 m im Winter unter Aufhebung des Differenzstaus<br />
1859<br />
13. Aufhebung des Differenzstaus in Rathenow<br />
1.März bis 1. November 0,31 m, 1. November bis 1.März:<br />
14.<br />
bei Oberwasserstand 1,62 m 0,31 m Staugefälle<br />
bei Oberwasserstand von 1,62 m bis 1,88 m 0,22 m Staugefälle<br />
bei Oberwasserstand über 1,88 m 0,20 m Staugefälle<br />
1871<br />
15. Bau des Sakrow-Paretz-Kanals<br />
1874-<br />
1876<br />
16. Verbreiterung und Vertiefung dieses Kanals<br />
1888-<br />
1890<br />
1875-<br />
Erste zusammenhängende Regulierung der Brandenburger und 1881<br />
Unteren <strong>Havel</strong><br />
1875-<br />
· bei Molkenberg<br />
1876<br />
· zwischen Rathenow und Göttlin, oberhalb Pritzerbe<br />
1876<br />
· zwischen Brandenburg und Plauer See<br />
1877/78<br />
· oberhalb Parey und oberhalb Molkenberg<br />
u. 1887<br />
· bei Jederitz unterhalb Molkenberg, oberhalb Grütz und<br />
1877-<br />
17. unterhalb Bahnitz<br />
1878<br />
· unterhalb Parey und unterhalb Warnau<br />
1878-<br />
· unterhalb <strong>Havel</strong>berg<br />
1880<br />
· zwischen Potsdam und Plaue; Verbesserung der Fahrt<br />
1879-<br />
· im Göttinsee, Durchstiche bei Saaringen, Roskow, unterhalb<br />
1880<br />
· Deetz und oberhalb Brandenburg, Regulierung unterhalb<br />
1879-<br />
· Brandenburg und Vertiefung des Dammgrabens bei Ketzin<br />
· Regulierung bei Döberitz und Bützer<br />
1881<br />
1880<br />
43
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
18. Regulierung der Pichelsdorfer <strong>Havel</strong><br />
19. Bau der Vorstadtschleuse in Brandenburg<br />
20.<br />
21.<br />
zweite Regulierung der Unteren <strong>Havel</strong> von Plaue bis zur<br />
Mündung mit Regulierungswerken und Baggerungen<br />
Ergänzung dieser Regulierung oberhalb der Eisenbahnbrücke<br />
bei Rathenow, zwischen Molkenberg und Strodehne, unterhalb<br />
Vehlgast, bei Warnau, zwischen Bahnitz und Döberitz<br />
22. Ergänzung der Regulierung von Brandenburg bis <strong>Havel</strong>berg<br />
23.<br />
Nachregulierung (Tieferlegung der Buhnen) von Rathenow bis<br />
zur Mündung<br />
24. Deckung abbrüchiger Ufer von Brandenburg bis Rathenow<br />
25. Herstellung des Großschiffahrtweges bei Rathenow<br />
26.<br />
27.<br />
Bau der Staustufen Garz, Grütz und Rathenow mit allen<br />
Nebenanlagen<br />
Beginn der Arbeiten an der Verlegung der <strong>Havel</strong>mündung nach<br />
Gnevsdorf in 4 Ausbaustufen mit dem Bau der Schleuse<br />
<strong>Havel</strong>berg<br />
1880<br />
1878-<br />
1882<br />
1881-<br />
1883<br />
1882-<br />
1890<br />
1892-<br />
1897<br />
1896-<br />
1898<br />
1897-<br />
1902<br />
1898-<br />
1901<br />
1898-<br />
1901<br />
1906-<br />
1912<br />
1931<br />
28. Inbetriebnahme der Wehre in Quitzöbel 1937<br />
29. Inbetriebnahme des Wehres Neuwerben 1954<br />
30. Fertigstellung des Gnevsdorfer Vorfluters Herbst<br />
Beginn der Arbeiten zur Komplexmeliorationsmaßnahme<br />
1954<br />
31. "Untere <strong>Havel</strong>-Dosse" zur Gewährleistung intensiver landwirtschaftlicher<br />
Produktionsbedingungen in der <strong>Havel</strong>niederung<br />
1968<br />
Weitere Kanalisierung und schwerer Uferverbau in den 70er Jahren des 20.Jh, Ausbau als<br />
Transitweg für die Schifffahrt<br />
Quellenangaben:<br />
Uhlemann, H.-J.; 1987: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen,<br />
1. Auflage, DSV-Verlag; Hydrolog. und hydrogeolog. Untersuchungen des FIB "Untere <strong>Havel</strong><br />
und angrenzende Gebiete" ,Ergebnisse der Arbeiten im Jahre 1993 und Endbericht, IHU -<br />
Geologie und Analytik Stendal<br />
Anthropogene Einflüsse auf Gewässerflora und -fauna<br />
Mit dem Errichten von Querverbauen wurden die natürlichen Migrationswege der<br />
wandernden Fischarten erheblich beeinträchtigt und diese damit von ihren angestammten<br />
Lebensräumen abgeschnitten. Das erklärt das Verschwinden von Lachs und<br />
Flussneunauge in der <strong>Havel</strong> und ihren Nebenflüssen. Viele Arten benötigen natürliche<br />
Uferbereiche als Lebensraum. Durch die Abgrabungen und Steinschüttungen im<br />
Uferbereich verlor die <strong>Havel</strong> Flachwasserbereiche und kleine Buchten. Durch die<br />
Stauhaltung kann der Wasserstand künstlich geregelt werden und um Überflutungen zu<br />
vermeiden. Der Hecht benötigt aber den natürlichen Wechsel von Hoch- und<br />
Niedrigwasser für seine Vermehrung, er laicht auf überfluteten Auenwiesen.<br />
Die vielen Pflanzenarten in der Aue sind ebenfalls an die zeitweiligen Überflutungen<br />
angepasst. Hochwässer haben eine wichtige Reinigungsfunktion für Flüsse. Bei<br />
Hochwasser tritt ein Fluss über seine Ufer und lagert Nährstoffe in der Aue ab, so bleibt<br />
44
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
fruchtbarer Boden zurück. Dies alles wird durch die Stauhaltung verhindert. Der<br />
Wasserhaushalt und die Wasserqualität unterliegen durch den Ausbau starken<br />
Veränderungen und das hat deutliche Folgen. Durch die Begradigungen sowie die<br />
Vergrößerung der Breite und Tiefe kann zunehmend mehr Wasser die <strong>Havel</strong><br />
durchfließen, ohne an schmaleren Stellen zurückgestaut zu werden. Daraus folgte, dass<br />
sich die Wasserstände entlang des Flusslaufs stark anglichen und der<br />
Wasserstandsausgleich zum niedrigsten Niveau stattfand. Der Wasserpegel der <strong>Havel</strong><br />
wird gegenwärtig durch die Stauhaltung in Berlin-Charlottenburg und Brandenburg a.d.H.<br />
bestimmt und unterliegt kaum noch den natürlichen Schwankungen des<br />
Wasserdargebots.<br />
4.1 Besiedlungsgeschichte<br />
Steinzeit<br />
Die ersten Menschen siedelten im <strong>Havel</strong>land vor etwa 13.500 Jahren, wie Funde von<br />
steinzeitlichen Werkzeugen bezeugen. Die Funde aus dem Mesolithikum zeugen von<br />
Siedlern, den Dobbertinern (nach der Fundstätte in Dobbertin in Mecklenburg), die sich<br />
vom Fischfang und Jagd ernährten. Vielfach bestanden die Siedlungen aus hölzernen<br />
Pfahlbauten im oder am Wasser. Vor ca. 6.000 Jahren verließen diese Siedler das<br />
<strong>Havel</strong>land. Auf der Suche nach neuen Siedlungsgebieten zogen später indogermanische<br />
Stämme der Baalberger- bzw. Trichterbecher- Kultur, ins <strong>Havel</strong>land und die Zauche. Sie<br />
stellten sehr viel bessere Werkzeuge her und betrieben Ackerbau. Erste Töpferarbeiten<br />
aus gebranntem Ton, Krüge und Schalen, sind gefunden worden. Diese Stämme haben<br />
das <strong>Havel</strong>land nach Süden wieder verlassen.<br />
Bronzezeit<br />
Erst wieder aus der Zeit um 1.800 v.u.Z. sind Funde von indogermanischen Stämmen im<br />
<strong>Havel</strong>land nachgewiesen. Hier gibt es Zeugnisse von Ackerbau, Viehzucht und Töpferei.<br />
Die Siedlungen zogen sich entlang der Ränder der trockenen Hochflächen wie der<br />
Zauche. Einwanderer aus dem sächsisch-lausitzischen Gebiet, aber auch aus der<br />
Ostalpenregion kamen ins <strong>Havel</strong>land (B. Faensen 2003). Neben Waffen und Geräten der<br />
Bronzezeit fand man die für diese Zeit typischen Urnengräber.<br />
Eisenzeit<br />
Im Übergang zur Eisenzeit zwischen 1.000 und 600 v.u.Z. wurden von den Germanen der<br />
Jastorf- Kultur die bewährten Bronzewaffen benutzt. Ca. 500 v.u.Z. siedelten die<br />
Semnonen im <strong>Havel</strong>land und in der Zauche. Es gibt Funde der vorrömischen Eisenzeit in<br />
Götz, die das belegen.<br />
Völkerwanderung<br />
Ca. 200 v. u. Z begannen die Völker in Europa ihre angestammten Siedlungsgebiete zu<br />
verlassen und neue Gebiete zu erobern. Die Semnonen wanderten im Laufe der<br />
nächsten Jahrhunderte in unterschiedliche Landesteile ab und wichen den<br />
durchziehenden Burgundern und Langobarden aus. Im 7. Jahrhundert überlappten sich<br />
die Siedlungsgebiete der Germanen und der einwandernden Slawen, die von den<br />
Hunnen und Awaren aus Böhmen vertrieben wurden.<br />
45
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Slawenbesiedlung<br />
Die Zauche, das „trockene Land“, ist von den Slawen fast ausschließlich an den Rändern<br />
der Hochfläche besiedelt worden, wohingegen in Wassernähe an der <strong>Havel</strong> viele Funde<br />
von Slawensiedlungen zwischen Spandau und Rathenow nachgewiesen sind. Dies waren<br />
die Heveller. Sie gehörten zu den Elb- und Ostseeslawen. Sie nannten sich selbst<br />
Stodorjane. Der neuhochdeutsche Name "Heveller" geht auf eine altslawische<br />
Namensform zurück. Der ursprüngliche Stammesname Habelli, abgeleitet vom<br />
germanischen Habula (<strong>Havel</strong>) ist wohl ein von der germanischen Urbevölkerung<br />
gebräuchlicher Name gewesen, der beibehalten wurde.<br />
Seit dem 9.Jahrhundert war der Hauptsitz der Slawenfürsten aus der Dynastie der<br />
Drahomir die Brennaburg (Brandenburg) auf einer <strong>Havel</strong>insel. Nachdem 928/29 die<br />
Brennaburg König Heinrich I. in die Hände viel, gingen die Kämpfe um das <strong>Havel</strong>land und<br />
die Zauche zwischen Deutschen und Slawen weiter. Im Jahr 948 wurde das Bistum<br />
Brandenburg von Otto I. gegründet.1150 starb der letzte slawische Fürst Pribislav, der<br />
1127 zum Christentum konvertiert war. Er hatte, da selbst kinderlos, das <strong>Havel</strong>land dem<br />
benachbarten und befreundeten Askanier Albrecht dem Bären vererbt und dem Sohn<br />
Otto die Zauche bereits 1127 zum Patengeschenk gemacht. Zu dieser Zeit fand der Staat<br />
der Heveller sein Ende. Er war die slawische Wurzel der nun entstehenden Mark<br />
Brandenburg.<br />
Die Kolonisation durch die Deutschen<br />
Der befestigte Ort Brandenburg wurde zum Zentrum des im Laufe des Mittelalters<br />
entstehenden Territorialstaates. Es gab einige Schlachten um die Brandenburg, die 1157<br />
mit dem Sieg des Markgrafen Albrecht dem Bären über den Slawenfürsten Jaxa von<br />
Köpenik endgültig in deutsche Hand fiel. Den Askaniern wollte die völlige Unterwerfung<br />
der Slawen nicht gelingen. Die Sicherung ihrer Hoheitsgebiete wollten sie mit Hilfe einer<br />
Doppelstrategie erreichen. Zum einen wurden christliche Siedler angeworben, deren<br />
Herkunft u. a. aus Flandern heute im Begriff „Fläming“ zu erkennen ist. Zum anderen<br />
wurde Mönche ins Land geholt. Das Kloster Lehnin wurde 1183 durch die Zisterzienser-<br />
Mönche gegründet, die bereits 1098 vom Benediktinerorden abgespalten hatten. Ein Netz<br />
unterschiedlicher Siedlungen entstand, ländliche Gemeinden und planvoll angelegte<br />
Städte bildeten sich heraus. Dazu wurden vom Landesherren so genannte Lokatoren<br />
beauftragt, um ein funktionierendes Gemeinwesen zu begründen. Als Belohnung standen<br />
ihnen Steuerprivilegien zu.<br />
Die Zisterzienser<br />
Die asketische Lebensweise der Mönche des Klosters Lehnin bestand in einfacher<br />
Kleidung, bescheidener vegetarischer Ernährung und der Schlaf auf ungepolsterten<br />
Strohbetten. Auch die Ortswahl sollte den Zisterziensermönchen besondere Härte<br />
abverlangen. Schon Fontane beschrieb deshalb: Die Klöster sollten in Sümpfen und<br />
Niederungen, d.h. in ungesunden Gegenden gebaut werden ..., damit die Brüder dieses<br />
Ordens den Tod jederzeit vor Augen hätten. ... An wenigen Orten mochten die Vorzüge<br />
dieses Ordens deutlicher hervortreten als in der Mark, weil sie nirgends ein besseres<br />
Gebiet für ihre Tätigkeit vorfanden. Wo die Unkultur zu Hause war, hatten die<br />
Kulturbringer ihr natürlichstes Feld. .... ...mit dem Kreuz in der Linken, mit Axt und Spaten<br />
in der Rechten, lehrend und ackerbauend, bildend und heiligend entwickelten die Mönche<br />
Lehnin zu einer wohlhabenden Abtei., und die <strong>Region</strong> zu einer ertragreichen<br />
Kulturlandschaft. Als das Kloster 1542 säkularisiert wurde, umfasste der Besitz rund<br />
4.500 Hektar Wald- und Ackerfläche, 54 Seen, 9 Wind- und 6 Wassermühlen, 39 Dörfer<br />
sowie mit Werder eine Stadt. Zudem 3 Klosterneugründungen im 13. Jahrhundert, die<br />
46
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
erlaubt waren, sobald ein Kloster die Stärke von 60 Mönchen überschritt.<br />
Niedergang im Mittelalter (Zeit der Raubritter)<br />
Das 14. und 15. Jahrhundert werden als Krise des Spätmittelalters bezeichnet, denn sie<br />
waren in Brandenburg gekennzeichnet durch einen dramatischen Rückgang der<br />
landwirtschaftlichen Produktion, der ein Sinken der Bevölkerungszahl und damit<br />
verbunden das Wüstfallen von Dörfern zur Folge hatte. Beispiele in unserer <strong>Region</strong> sind:<br />
Borsdorf, Gemarkung Prützke am Rietzer See u. a. Hervorgerufen durch viele<br />
Machtwechsel und eine schwache Landesführung erstarkte der Landadel. In diese Zeit<br />
fallen die Raubzüge der legendären Ritter von Quitzow oder von Rohr, denen Fontane in<br />
seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein Denkmal setzte. Burgen und<br />
Schlösser fielen in den Besitz des Landadels und die Städte erstarkten durch die Bildung<br />
von Städtebünden, als Schutz- und Handelsbündnisse wie z.B. die Hanse.<br />
Die deutschen Fürsten<br />
Nach den Askaniern übernahmen die Wittelsbacher, die Luxemburger und 1415 bis1918<br />
die Hohenzollern die Kurfürstliche Macht in der Mark. Sie besaßen seit dem<br />
15.Jahrhundert eine starke landesherrliche Stellung. Dies drückt sich auch in der<br />
Festsetzung eines zentralen Herrschaftsortes, Berlin, aus. 1448 beginnt der Ausbau<br />
Berlins zum Regierungssitz.<br />
Der Dreißigjährige Krieg<br />
Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648)<br />
geprägt. Die Mark wurde als Durchzugsland fremder Söldnertruppen stark von den<br />
Kriegshandlungen und vor allem von deren Folgen, wie Besetzung und geforderten<br />
Kontributionen, betroffen. Brandenburg war in einigen Teilen nahezu entvölkert. Die durch<br />
das Friedensabkommen gewonnenen Gebietszuwächse Magdeburg, Halberstadt und<br />
Vorpommern konnten an dem starken Bevölkerungsrückgang nichts ändern. Dörfer fielen<br />
wüst und die Äcker lagen brach.<br />
Die frühe Neuzeit<br />
Um der Verödung ganzer Landstriche entgegen zu wirken, verfasste 1685 der große<br />
Kurfürst Friedrich Wilhelm das Edikt von Potsdam, in dem er die Grundlagen für die<br />
Anwerbung von Siedlern aus ganz Europa festschrieb. Steuerfreie Jahre wurden gewährt,<br />
freie Übernahme von verlassenen Höfen gesichert und die freie Ausübung des Glaubens<br />
garantiert. 20 000 Einwanderer aus Frankreich - Calvinisten und protestantische<br />
Hugenotten - Holländer, Schweizer, Württemberger, Sachsen, Mecklenburger und<br />
Böhmer folgten diesem Ruf und brachten Traditionen, Kultur und Gewerke aus Ihrer<br />
Heimat mit. Im ländlichen Raum Brandenburgs entstanden über 100 neue Siedlungen<br />
und Berlin entwickelte sich zur größten Stadt der Provinz; von 60.000 Einwohnern 1713<br />
auf über 100.000 Einwohner 1755.<br />
Nach den Bevölkerungsverlusten durch die Schlesischen Kriege setzte sich diese<br />
Einwanderungspolitik unter Friedrich II. fort. Moderne Methoden in der Landwirtschaft<br />
(z.B. den Kartoffelanbau) und die Entwicklung von Manufakturen sind von Friedrich II<br />
eingeführt oder gefördert worden. In Reckahn lebte Friedrich Eberhard von Rochow<br />
(1734-1805), der als Vertreter eines alten märkischen Adelsgeschlechtes in der<br />
<strong>Havel</strong>region Landwirte durch den berühmten Lehrer Heinrich Julis Bruns (1746 -1794)<br />
ausbilden ließ und wesentliche Neuerungen zur Verstetigung landwirtschaftlicher Erträge<br />
einführte. Das Museum mit der neu eröffneten Ausstellung (2006) gibt reges Zeugnis von<br />
dieser Vergangenheit.<br />
47
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Provinz<br />
Brandenburg<br />
Darunter<br />
Regierungsbezirk<br />
Potsdam<br />
Darunter<br />
Regierungsbezirk<br />
Frankfurt<br />
Entwicklung der Bevölkerung zwischen 1871 und 1910 (in Mio.)<br />
1871 1885 1895 1900 1905 1910<br />
2,0 2,3 2,8 3,1 3,5 4,1<br />
1,0 1,2 1,6 1,9 2,3 2,9<br />
1,0 1,1 1,2 1,2 1,2 1,2<br />
Berlin 0,8 1,3 1,7 1,9 2,0 2,1<br />
Die Neuzeit<br />
Die Niederlage Preußens in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt und die<br />
Kapitulation bei Prenzlau 1806, führten zur Besetzung des <strong>Havel</strong>landes durch die<br />
französischen Truppen. Die Mark Brandenburg wurde eine der preußischen Provinzen. Im<br />
19. Jahrhundert war die demografische Entwicklung der Bevölkerung in Brandenburg von<br />
natürlichen Entwicklungen und der Einwanderung von Siedlern aus anderen preußischen<br />
Provinzen wie Schlesien geprägt. Im Gegenzug verließen Tausende von Menschen,<br />
besonders aus den ländlichen <strong>Region</strong>en, die Mark und suchten sich in Übersee eine neue<br />
Heimat. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die industrielle Entwicklung der Stadt Brandenburg<br />
a.d.H. vorangetrieben, während der ländliche Raum in der DDR der 60er Jahre die<br />
Umstellung auf industriemäßige Tier- und Pflanzenproduktion erlebte. Der Obstbau wurde<br />
für die <strong>Region</strong> bis auf 10 000 ha erweitert. Doch nach der Wiedervereinigung 1990 erlebte<br />
der ländliche wie auch der städtische Raum eine starke Rezession, den Anstieg der<br />
Arbeitslosigkeit, den Rückgang der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion und<br />
die Abwanderung von insbesondere jungen Menschen. Diesen Prozess zu durchdringen,<br />
um ihn umzukehren und zu beeinflussen, ist auch Aufgabe und Ziel dieser Analyse.<br />
Relative Bevölkerungsveränderung vom 31.12.2002 bis 31.12.2003<br />
48
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Demographische Entwicklung<br />
Besiedlungsgeschichte und Perspektiven aus Sicht der Bewohner<br />
Seit der Wende sind die Orte, ist die Infrastruktur auch an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> erneuert<br />
worden. Mit großem Aufwand wurde der <strong>Havel</strong>radweg gebaut, aber noch ist er nicht<br />
restlos fertig gestellt worden. Die Menschen, die hier leben, erleben den schnellen<br />
Wandel in der Gesellschaft mit neuen Berufsbildern, neuen Ausbildungsplätzen, neuen<br />
Technologien und überall zunehmender Geschwindigkeit. Doch die Kulturlandschaft bleibt<br />
von dieser Entwicklung im großen Ganzen unberührt. Auch das Denken und Fühlen der<br />
Menschen in den Dörfern unterliegt einem langsamen Wandel. Es gibt erste Ansätze,<br />
dass die Landschaft nicht nur als schützenswertes Gut, sondern auch als eine<br />
identitätsstiftende <strong>Region</strong> gesehen wird.<br />
Die Kulturlandschaft an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> ist Gegenstand der <strong>Region</strong>alentwicklung. Den<br />
Begriff der Kulturlandschaft an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> definieren die Bewohner nicht nur als<br />
einheitlichen Entwicklungsraum aus kulturhistorischer Sicht, dessen Bedeutung sich an<br />
der Schönheit schützenswerter Kultur-, Bau- und Bodendenkmäler orientiert. Der hier<br />
angesiedelte Heimatbegriff wird zunehmend von dem Blick in die Zukunft abhängig<br />
gemacht. Somit spielt die wirtschaftliche Entwicklung eine wichtige Rolle für die<br />
Identifikation als Heimatregion. Ob Ackerflächen oder vollgelaufene Erdelöcher. Die<br />
Bewahrung des Vorhandenen gilt als schützenswert. Aber die negativ zu bewertenden<br />
Veränderungen der letzten Jahrzehnte sollten aufgearbeitet werden. Fehler in der<br />
Entwicklung dieser Kulturlandschaft sind zu erkennen. Dies betrifft das<br />
Wassermanagement und Formen der intensiven Landwirtschaft. Die Auswirkungen sind<br />
zu dokumentieren und Abhilfe ist zu planen und umzusetzen. Die Bewohner möchten an<br />
der Entwicklung ihrer <strong>Region</strong> teilhaben und die Möglichkeit erhalten, sich einzubringen.<br />
Gerade das Gespräch mit den Landwirten zeigt, wie schwer es ist, übereinstimmend Ziele<br />
zu formulieren. Aber dies alles kann gelingen.<br />
Das Projekt „Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ soll den Bewohnern und den Landnutzern einen<br />
Blick in die Zukunft öffnen. Dabei werden die Beteiligten auch zu Betroffenen dieser<br />
Entwicklung, die für das Ziel „Naturpark“ einem bestimmten Qualitätsanspruch gerecht<br />
werden sollen. Dieser Anspruch ist aber auch Ansporn, sich für die Mitarbeit an diesem<br />
Projekt zu engagieren.<br />
49
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
4.2 Naturräumliche Entwicklung<br />
Aufgrund der eiszeitlichen Ablagerungen herrschen an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> deutlich<br />
sandige Böden vor. Weit verbreitet ist die Braunerde-Fahlerde, ein lehmiges<br />
Ausgangssubstrat mit sandiger Deckschicht (Geschiebedecksand ca. 0,4-0,7 m stark in<br />
allen Tieflandbereichen). Im westlichen Brandenburg sind zudem die Böden stark<br />
grundwasserbeeinflusst. Wir erleben vermoorte Niederungen, die durch Talsandflächen,<br />
Dünen und inselartig verteilte Moränengebiete (Ländchen) geprägt sind. Große Teile der<br />
Flusslandschaft <strong>Havel</strong> waren noch vor 200 Jahren von Mooren bedeckt.<br />
Veränderungen durch den Eingriff des Menschen auf Flora und Fauna<br />
Die landwirtschaftliche Bearbeitung der Böden, insbesondere der Moorböden, hat auch<br />
die Flora und Fauna der <strong>Region</strong> stark verändert. Das Absenken des Wasserstandes<br />
begünstigt das Eindringen von Luft in den Boden und bewirkt auflebende Aktivitäten der<br />
Bodenlebewesen und Bakterien. Sie verarbeiten das tote Pflanzenmaterial und<br />
mineralisieren es. Der torfhaltige Boden sackt zusammen und verliert seine Eigenschaft,<br />
Wasser aufzunehmen bzw. Wasser wie ein Schwamm zu speichern. Die Reste von<br />
Moorboden liegen nun oft wie Staub an der Oberfläche und werden getrocknet vom Wind<br />
verweht.<br />
In den Moorböden waren Phosphor, Kohlenstoff und Stickstoff in den Pflanzenresten<br />
gespeichert, die durch den Abbau durch Bodenlebewesen und Bakterien freigesetzt<br />
werden. Der einstmals nährstoffarme Moorboden wird jetzt zum nährstoffreichen Boden,<br />
auf dem ganz andere Pflanzenarten und damit auch andere Tierarten entwickeln. Die<br />
ursprüngliche Moorvegetation gibt es nicht mehr. Sie lässt sich auch nicht durch<br />
Staunässe in kurzer Zeit regenerieren.<br />
Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft<br />
Diese degradierten Ackerflächen, die vormals natürlich bewirtschaftet wurden, bereiten<br />
den Landwirten große Sorgen, da sie nur durch erheblichen Einsatz von Düngemitteln bei<br />
Gefährdung benachbarter Gewässer betrieben werden können. Um die Landwirtschaft<br />
<strong>rent</strong>abel betreiben zu können, müssen heute neue Technologien eingesetzt und<br />
alternative Produkte entwickelt werden. Viele Bauern sind nicht mehr in der Lage, allein<br />
von der Nahrungsmittelproduktion zu leben, sie treten hier als Energiewirt auf oder<br />
vermarkten ihre Produkte für neu entwickelte Angebote im Bereich der nachwachsenden<br />
Rohstoffe.<br />
Dennoch liegen die Alternativen für Brandenburger Landwirte nicht nur in der Flucht aus<br />
konventionellen Arbeitsbereichen. In Deutschland ist Brandenburg führend mit 9,3 %<br />
Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den ökologischen Landbau (Stand<br />
Dezember 2004).<br />
Auf den sandigen Böden Brandenburgs mit eher geringer Qualität und geringen<br />
Niederschlägen ist der ökologische Landbau eine standortgerechte Bewirtschaftungsform.<br />
Künstliche Düngegaben werden durch die Bodenstruktur weggeschwemmt und belasten<br />
alleine das Grundwasser, ohne von den Pflanzen aufgenommen zu werden. Die nötige<br />
extensive Bewirtschaftungsform vereinfacht den Übergang zum ökologischen Landbau.<br />
50
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Kulturlandschaft aus der Sicht des Naturraums und des Umweltschutzes<br />
Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die großräumig<br />
sind, überwiegend Landschafts- oder Naturschutzgebiete sind und zur Erhaltung,<br />
Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft<br />
und ihrer Arten- und Biotopvielfalt beitragen.<br />
Abb.: Karte der geschützten Naturflächen im westlichen Brandenburg und provisorische Grenzen<br />
des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. G.<br />
Aktuelle Situation des Untersuchungsgebietes<br />
Landschaftsentwicklung und Naturräumliche Gliederung<br />
Der Raum der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> gehört überwiegend zur naturräumlichen Haupteinheit 81<br />
Mittelbrandenburgische Platten und Niederungen; der Teilbereich westlich und<br />
nordwestlich der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> wird der Haupteinheit 87<br />
Elbtalniederung zugeordnet. Nach dieser Klassifikation umfasst der Naturpark <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> i. V. vor allem die naturräumliche Einheit 812 Brandenburg – Potsdamer<br />
<strong>Havel</strong>gebiet und Teile der naturräumliche Einheiten 810 Nauener Platte, 813 Lehniner<br />
Land, 814 Beelitzer Heide, 817 Baruther Tal, 818 Karower Platte und 873 Untere<br />
<strong>Havel</strong>niederung. Die eigentlichen Niederungsbereiche sind den Einheiten 812, 813 und<br />
873 und untergeordnet 817 zuzuordnen.<br />
Landschaftsgenetisch handelt es sich um Räume im Hinterland der Brandenburger<br />
Haupt-Eisrandlage der Weichsel-Kaltzeit und damit Jungmoränenland, die durch die<br />
Endmoränenzüge bei Ferch (Wietkiekenberg), Rädel (Rauhe Berge), Cammer,<br />
51
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Michelsdorf (Rauher Berg), Grebs, Paterdamm (Fichtenberg), Mahlenzien (Weinberg,<br />
Schwarze Berge), Rogäsen (Friedensberg) sowie die vorgelagerten Sanderflächen von<br />
Beelitz, Golzow und Mahlenzien definiert wird (LIPPSTREU 1997, MARCINEK & ZAUMSEIL<br />
2006a). Die Oberflächenschichten der höheren Lagen werden gebildet von Stauch-<br />
Endmoränen weiterer Randlagen der Weichselkaltzeit, von Ablagerungen der Vorschüttund<br />
Eiszerfallsphase sowie Grundmoränenablagerungen (höher gelegene Bereiche) und<br />
in den Niederungen von Talsanden der Urstromtäler. Kaltzeitlich prägend für den Raum<br />
waren neben den Endmoränen vor allem Toteiskörper, deren Auftauen für die<br />
Konservierung von Hohlformen sorgte, die auf Grund der geringen Höhenunterschiede<br />
schnell Anschluss an Gewässernetze fanden (MARCINEK & ZAUMSEIL 2006b). So verliefen<br />
die späteren Abflüsse über das Baruther Urstromtal nicht mehr ab dem heutigen Krahne<br />
nach Westen, sondern zuerst über das heutige untere Planetal nach Nord-Nordwest und<br />
später nordöstlich der Zauche über den Raum Klaistow – Lehnin nach Nordwest<br />
(MARCINEK & ZAUMSEIL 2006b). Die Ablagerung der mitgeführten Sandmassen führte zur<br />
Bildung der Niederterrassen der Urstromtäler, der Talsande (HERMSDORF 2005). Im<br />
Westen des Raumes kam es lokal zur Ablagerung von Dünen und Flugsandfeldern.<br />
Nachkaltzeitlich wurden im Holozän weite Teile der Niederungen durch Moorbildungen<br />
gefüllt. Während dies bis in die Zeit der slawischen Besiedelung weit überwiegend durch<br />
natürliche Vorgänge, meist den Rückstau der Elbeläufe, bewirkt wurde, wirken seit der<br />
christlichen Besiedelung etwa ab dem 12 Jh. anthropogene Faktoren moorbildend bzw.<br />
weiträumig landschaftsgestaltend (Vernässung/Moorbildung durch Mühlenstaue in<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, Entwässerung der Zisterzienser im Raum Lehnin,<br />
hochmittelalterliche Intensivholznutzung, Intensivierung der Landwirtschaft,<br />
Ziegelproduktion, Verbesserung der Schifffahrtswege, industriell ausgelöste<br />
Vergrößerung von Siedlungen, landwirtschaftliche Melioration etc.).<br />
Relief, Böden und<br />
Hydrogeologie<br />
Das Relief des Raumes ist weit<br />
überwiegend flach, Höhenlagen<br />
zwischen 25 und 32 m ü. NN<br />
überwiegen (blaue, grüne und<br />
gelbe Partien der Nebenkarte).<br />
Generell steigen die Geländehöhen<br />
von Nordwest nach<br />
Südost an. Höher aufragende<br />
Bereiche sind vor allem die<br />
Grundmoränenkörper der<br />
Glindower Platte, der Zauche<br />
und der Karower Platte im<br />
Süden, die überwiegend Höhen<br />
zwischen 50 und 70 m ü. NN<br />
erreichen (Brauntöne), und die Kuppen der Endmoränenlagen wie Golm, Haakberg,<br />
Eichenberg, Götzer Berg (mit 108,6 m ü. NN der höchste Punkt des Raumes) sowie<br />
Schwarzer Berg bei Radewege, die 80 m ü. NN überschreiten. Vor allem an diesen<br />
Hochlagen wie auch an den niedrigeren Aufragungen wie Leester Berg, Spitzer Berg bei<br />
Derwitz, Thyrowberg bei Tremmen, Schmergower Berg, Kahler Berg bei Zachow,<br />
Weinberg bei Klein Kreutz, Marienberg in Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, Weinberg in und<br />
Zolchberg bei Kirchmöser sowie Fohrder Berg können die Höhenunterschiede 60 m auf 1<br />
km Distanz betragen.<br />
52
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Entsprechend der Landschaftsgenese und des typischen Klimas haben sich in diesem<br />
Raum vor allem Braunerden auf den Grundmoränenkörpern und in der Umgebung der<br />
isoliert aufragenden Kuppen (Töplitz/Marquardt, Götz – Schmergow, nordöstlich Ketzin,<br />
nordöstlich Klein Kreutz), Niedermoore (<strong>Havel</strong>niederung, Niederung des Rietzer Sees,<br />
untere Planeniederung) und Braunerden aus Urstromtalsanden (um Werder, Lehnin und<br />
Brandenburg – Fohrde) gebildet. Typische Auensedimente treten erst unterhalb von<br />
Pritzerbe und damit außerhalb des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. auf (KÜHN 1997).<br />
Die Bodentypen der Niederung bestehen vorwiegend aus Humus- und Anmoorgleyen in<br />
den tieferen und Erdniedermooren in höheren, stärker entwässerten Bereichen sowie<br />
Gleyen und Kalkgleyen auf Talsandstandorten. Auf höher gelegenen<br />
Grundmoränenstandorten haben sich vorwiegend Braunerden und Fahlerden, in<br />
grundwasserfernen sandigen Lagen auch Podsol-Braunerden und Podsole entwickelt.<br />
Gley-Braunerden sind vor allem im Raum nordöstlich von Lehnin, beiderseits des unteren<br />
Planetals, nordwestlich von Plaue und bei Fohrde entstanden (UMLAND 2006).<br />
Für das Stadtgebiet Brandenburg an der <strong>Havel</strong> werden in der <strong>Havel</strong>niederung oberhalb<br />
des Siedlungsgebiets, im Breiten Bruch, an der Stadthavel, in den tief liegenden<br />
Uferbereichen der Seen unterhalb des Siedlungsgebiets (z. T. weiträumig) und der<br />
Gördenseerinne vor allem sandunterlagerte Moore angegeben (PETRICK & Partner 1997).<br />
Besondere Moore treten auf im Bereich des Rossdunk (tiefgründig) und nördlich von<br />
Plaue (mudde-/ lehmunterlagert). Sie werden in der <strong>Havel</strong>niederung, im unteren Planetal,<br />
im Bereich der Seeinseln und am Schlangengraben umgeben von<br />
grundwasserbestimmten Sanden. Südwestlich und nordöstlich von Göttin und im Bereich<br />
der ehemaligen Planemündung in die Stadthavel wurden Sande und Tieflehme<br />
abgelagert, die heute grund- und staunässebeeinflusste Standorte bilden. Bei den<br />
übrigen, meist (geringfügig) höher liegenden Bereichen handelt es sich um<br />
sickerwasserbestimmte Sande oder Sande mit Tiefenlehme.<br />
Als besondere Böden werden vor allem die Moorböden und Gleye der Niederungen sowie<br />
„Weitgehend naturnahe Böden im Bereich historisch alter Waldstandorte“ (Haakberg,<br />
nördlich Busendorfs, nordöstlich Lehnin, südwestlich Rädel, südlich Nahmitz, westlich<br />
Michelsdorfs, Götzer Berg). Ebenfalls hervorgehoben werden Windablagerungen (Dünen,<br />
Flugsande) wie nördlich Busendorf, westlich Michelsdorf, bei Bensdorf, östlich Kranepuhl)<br />
und die Blockpackungen der Endmoränen. Überwiegend wird den Moor- und Gleyböden<br />
ein hohes, in den Bereichen südlich Mötzow und zwischen Mötzow und Grabow sowie um<br />
Fohrde auch ein sehr hohes Ertragspotential zugeschrieben (UMLAND 2006). In<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong> gelten die Moorböden als schutzbedürftige Böden (PETRICK &<br />
Partner 1997).<br />
In der <strong>Havel</strong>niederung fehlen weitgehend Deckschichten, die das Grundwasser vor<br />
Verschmutzung schützen. Entsprechend besteht in den niedrig liegenden Teilen der<br />
Niederung, bedingt durch Grundwasserflurabstände von unter 5 m, eine hohe<br />
Grundwassergefährdung (Raum Werder – Deetz, südlich von Götz – <strong>Havel</strong>ufer, von<br />
südwestlich Päwesin bis Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, von Rietz bis Brandenburg an der<br />
<strong>Havel</strong> und den Breitlingsee, im eigentlichen Stadtgebiet, in der unteren Planeniederung<br />
und dem Raum zwischen Wusterwitz und Fohrde). Gleiches gilt für die durch den<br />
Emsterkanal erschlossene Niederung zwischen Klaistow und Trechwitz, den<br />
Niederungsrand nordwestlich von Trechwitz bis zum Jeseriger See sowie zwischen<br />
Prützke und Lehnin).<br />
Die höher liegenden Flächen weisen einen Grundwasserflurabstand von über 10 m auf.<br />
Da jedoch auch hier Deckschichten großräumig fehlen, besteht in Teilräumen auch hier<br />
eine mittlere potentielle Grundwassergefährdung, vor allem in der <strong>Havel</strong>niederung, im<br />
überwiegenden Teil der Anhöhen der Glindower Platte, zwischen Roskow und dem<br />
53
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Gollwitz – Jeseriger Bruch, in der Zauche und im Bereich der Zolchberge südlich von<br />
Kirchmöser.<br />
Eine niedrige Grundwassergefährdung besteht vor allem im Raum Tremmen – Päwesin /<br />
Roskow und lokal weiter südwestlich. Bemerkenswert ist, dass glaziale Tiefenerosion in<br />
Teilbereichen des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. zur Ausräumung der Rupeltonschichten<br />
führte, die die wesentlichen Trennungen zwischen mineralreichen Tiefenwässern und den<br />
oberen Grundwasserschichten bewirken. In Folge dessen dringen an einigen Stellen stark<br />
salzhaltige Tiefenwässer an die Geländeoberfläche, so dass sich dort Binnensalzstellen<br />
mit charakteristischer Vegetation entwickelt haben (Großer Plessower See, Ortslage<br />
Glindow, Trechwitz am Nordufer des Netzener Sees, im Jeseriger Bruch nördlich des<br />
Rietzer Sees, Todtlaake bei Ketzür und am Beetzsee).<br />
Neben den angrenzenden Stadtgebieten liegen auch in (ehemals) gewerblich oder<br />
industriell genutzten Bereichen der Siedlungen im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. Altlasten<br />
oder Altlastenverdachtsflächen.<br />
Klima und Luft<br />
Der Niederung der <strong>Havel</strong> sowie den umliegenden Acker- und Grünlandflächen wird<br />
Bedeutung als Kaltluftentstehungsgebiet und Ventilationsbahn zugewiesen (PETRICK &<br />
Partner 1997, UMLAND 2006). Diese Funktion orientiert sich vor allem an den klimatisch<br />
belasteten Siedlungsräumen und ist dementsprechend vor allem in der Umgebung von<br />
Potsdam, Werder und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> zur sommerlichen Abkühlung des<br />
gegenüber der Umgebung aufgeheizten Siedlungsraumes relevant. Der Naturpark<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. übernimmt hier Entlastungsfunktion für die angrenzenden Siedlungen.<br />
Allerdings werden die niedrig liegenden Räume an der <strong>Havel</strong> auf Grund des dort<br />
herrschenden geringen Luftaustauschs als nur eingeschränkt wirksam gesehen<br />
(Schmergow – Phöben, Busendorfer Becken, Groß Kreutz – Deetz, Trechwitz Siedlung –<br />
Neubochow, Rietzer See, unterhalb von Plaue). Die Forstflächen bilden Frischluftentstehungsgebiete.<br />
Den Niederungen von <strong>Havel</strong> und Plane wird Bedeutung als<br />
Ventilationsbahn zugeschrieben. Siedlungsräume bilden Belastungsbereiche für das<br />
Klima (Emissionen, Versiegelung, Aufheizung). Lufthygienisch bestehen im Naturpark<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. vor allem Belastungen durch den Straßenverkehr auf Autobahnen,<br />
Bundes- und Landstraßen (A 2, A 10, B 1, B 102 u. a.) und Gewerbegebiete (Jeserig,<br />
Päwesin, Wusterwitz).<br />
Oberflächengewässer<br />
Die Gewässer im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. gehören zum Einzugsgebiet der Elbe bzw.<br />
der <strong>Havel</strong>, sie werden wasserwirtschaftlich weiter unterteilt in die Einzugsgebiete der<br />
<strong>Havel</strong> sowie von Plane und Buckau (Bearbeitungsgebiete nach der<br />
Wasserrahmenrichtlinie). Vorrangiges Gewässer ist die <strong>Havel</strong> mit ihren Flussseen<br />
(Großer und Kleiner Zernsee, Göttinsee und Trebelsee) und den von ihr durchflossenen<br />
Seen. Oberhalb von Deetz liegen neben den Flussseen der Große und der Kleine<br />
Plessower See; weitere Stillgewässer in diesem Raum sind die aus Ziegeleigewässern<br />
hervorgegangenen Teichgebiete von Schmergow, der Bruchlandschaft Ketzin und der<br />
Deetzer / Götzer Erdelöcher. Zwischen Trebelsee und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> verläuft<br />
die „Flusshavel“ als mäandrierender Tieflandsfluss, dessen Mäander jedoch in der<br />
Vergangenheit zugunsten eines annähernd geradlinig verlaufenden Schifffahrtswegs<br />
meist durchstoßen oder abgegraben wurden und heute Nebengewässer abseits der<br />
Strömungslinie darstellen. Die Schifffahrtstrasse wird intensiv unterhalten (Uferdeckwerk,<br />
54
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Beseitigung von Strömungs- und Schifffahrtshindernissen) und ist durch Schiffsdurchfahrt<br />
belastet (Wellenschlag, Sog). Westlich von Gollwitz mündet die Emster bzw. der<br />
Emsterkanal, der die Stillgewässer des Lehniner Raums (Kolpinsee, Schampsee,<br />
Mittelsee, Gohlitzsee, Mühlenteich, Klostersee, Netzener See) und den Rietzer See<br />
anbindet. Er bildet einen nach technischen Gesichtspunkten gestalteten Kanal mit gering<br />
bedeutsamer Lebensraumfunktion. Dagegen weist der noch bestehende Unterlauf der<br />
Emster, der die Erdelöcher bei Wust an die <strong>Havel</strong> anschließt, eine naturnahe Gestalt und<br />
eine Vielzahl an gewässertypischen Lebensräumen auf.<br />
Aus nördlicher Richtung bzw. von rechts fließt der <strong>Havel</strong> kein Gewässer zu, allerdings<br />
entwässern die Wublitzrinne (mit dem Schlänitzsee) und der Beetzsee in die <strong>Havel</strong>. Hinzu<br />
kommen die künstlichen Wasserstraßen des Sacrow-Paretzer-Kanals, des <strong>Havel</strong>kanals<br />
und des Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanals und die Entwässerungsvorfluter. Sie alle sind technisch<br />
ausgestaltet und weisen nur ungeordnet naturnahe Lebensräume auf.<br />
Im Stadtgebiet von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> wird der Charakter der <strong>Havel</strong> deutlich<br />
geändert: Setzt sich unterhalb von Gollwitz / Saaringen noch die Flusshavel mit der<br />
Schifffahrtstrasse und den Altarmen (Krumme <strong>Havel</strong>, Steinbruch u. a.) fort, wird die<br />
Flusshavel ab dem Mühlendamm geformt, verliert ihren offenen Charakter und bildet im<br />
Stadtgebiet einen nach menschlichen Maßstäben gestalteten Fluss; es entsteht sogar der<br />
Eindruck, die <strong>Havel</strong> würde aus dem Kleinen Beetzsee austreten, während sie ihn<br />
natürlicherweise über einen Nebenarm angeschlossen hat. Im Übergangsbereich verteilt<br />
sich der Abfluss auf zahlreiche ehemals der Wasserkraftnutzung dienende Läufe und den<br />
Stadtkanal, der zur Stadtschleuse (Sportbootschleuse) führt. Oberhalb des<br />
Siedlungsgebiets zweigt nordwestlich von Wust zudem der Neujahrsgraben ab, der im<br />
weiten Bogen südlich um die Stadt herum- und in das Breite Bruch führt, dessen Wasser<br />
über ein Pumpwerk in den Jakobsgraben abgeleitet wird. Dieser Graben bildete den<br />
mittelalterlichen Schifffahrtsweg um die Wasserkraftanlagen der Stadt herum.<br />
Da im Stadtgebiet von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> der Silokanal den Hauptschifffahrtsweg<br />
darstellt, besteht hier an der <strong>Havel</strong> ein höheres Potential zur naturnäheren Gestaltung;<br />
deshalb wurde neben dem Wehr 2006 eine Fischtreppe mit einer Lockströmung<br />
eingerichtet, die die Wanderungshindernisse der Stau- und Wehranlagen für Fische<br />
passierbar machen soll. Dennoch bestehen noch Hindernisse für Fischwanderungen im<br />
Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V. vor allem in Plane und Buckau; zudem trennen die<br />
Stauanlagen der Entwässerungssysteme die havelnahen Auenwiesen als Laichräume<br />
von Flussfischarten vom Fluss ab. Dies wird verstärkt durch weitreichende Eindeichung<br />
der <strong>Havel</strong>niederung im Bereich Götzerberge und Emsterkanal.<br />
Unterhalb der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> durchfließt die <strong>Havel</strong> den Komplex der<br />
Gletscherrinnenseen, vor allem über Breitling- und Plauer See, um bei Plaue wieder als<br />
typischer Niederungsfluss nach Norden auszutreten. Die Seen westlich von Brandenburg<br />
an der <strong>Havel</strong> 1 bilden zusammen die größte Wasserfläche im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
i.bV. Auch hier sind tiefliegende Uferbereiche durch Deiche abgetrennt (Münchwerder). In<br />
den Wendsee münden der Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal und sein Vorläufer, der Plauer Kanal<br />
(Wolterdorfer Altkanal). Unterhalb von Plaue bestehen keine Neben- oder Altarme mehr,<br />
die Niederung beschränkt sich weitgehend auf das eigentliche Flussbett, das sich erst bei<br />
Tieckow wieder weitet.<br />
Bedeutsame Nebenflüsse der <strong>Havel</strong> sind die in den Breitlingsee mündenden Plane und<br />
Buckau, die als im Oberlauf sommerkalte, strömungsreichere Fließgewässer eine sehr<br />
hohe Bedeutung im Fließgewässerschutzsystem des Landes Brandenburg besitzen<br />
1 Von Ost nach West: Breitlingsee, Quenzsee, Möserscher See, Plauer See und die verbundenen<br />
Gewässer Heiliger See, Wendsee und Großer Wusterwitzer See.<br />
55
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
(SCHARF & BRAASCH 1998). Für die Unterläufe heißt dies vor allem, dass die<br />
Fischdurchlässigkeit und die naturnahe Gestaltung wieder hergestellt werden muss. Dies<br />
betrifft sowohl die Wehranlagen der Unterläufe als auch die Wasserführung; der geringe<br />
sommerliche Abfluss führte in den letzten Jahrzehnten wiederholt zum Trockenfallen der<br />
Plane oberhalb von Göttin. Südlich von Reckahn liegen an der Plane die Fischteiche von<br />
Reckahn. In die Plane mündet knapp oberhalb der (künstlich verlegten) Mündung der<br />
(künstliche) Sandforthgraben, der heute den Unterlauf der Temnitz darstellt (ehemals<br />
Mündung in die Alte Plane auf Höhe von Reckahn).<br />
Die biologische Güteklasse der <strong>Havel</strong> ist überwiegend II-III (kritisch belastet), nördlich von<br />
Phöben ist sie ebenso wie die Emster/der Emsterkanal in Güteklasse III (stark<br />
verschmutzt) eingestuft; während die aus dem Fläming kommenden Fließgewässer<br />
Güteklasse II (mäßig belastet) haben (UMLAND 2006).<br />
Die Stillgewässer gelten als mesotroph (Kolpinsee; einziges Gewässer im Naturpark<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i. V.), schwach eutroph (Großer Plessower See, Schampsee, Großer<br />
Wusterwitzer See), hoch eutroph (Kleiner Plessower See), schwach polytroph<br />
(Gohlitzsee, Görnsee), hoch polytroph (Zernsee, Klostersee, Netzener See) und<br />
hypertroph (Rietzer See).<br />
Als Überschwemmungsflächen werden gutachterlich die unmittelbare Umgebung der<br />
<strong>Havel</strong> (nordwestlich des Zernsees, Ketzin bis Mühlendamm Brandenburg an der <strong>Havel</strong>,<br />
Umgebung des Rietzer Sees, Nordseite des Großen Wusterwitzer Sees, Süd- und<br />
Nordseite des Pritzerber Sees) und die Wublitz eingestuft (PETRICK & Partner 1997,<br />
UMLAND 2006). Überwiegend über Schöpfwerke entwässert (= *) werden die Räume<br />
südwestlich Uetz*, westlich Töplitz*, nordwestlich Phöben*, nördlich von Schmergow*,<br />
südöstlich und südwestlich von Deetz*, südlich von Roskow*, südwestlich bis nordöstlich<br />
von Weseram*, nordöstlich von Gollwitz*, südlich des Rietzer Sees*, Niederung zwischen<br />
Saaringen und Klein Kreutz, Gollwitzer/Jeseriger Bruch*, Staarbruch / Breites Bruch*,<br />
Nordufer des Plauer Sees, Pelze, Bohnenländer See / Zummel.<br />
Wasserrechtlich zählen <strong>Havel</strong> (mit Flussseen und Seen), Sacrow-Paretzer-Kanal,<br />
<strong>Havel</strong>kanal und Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal zu den Bundeswasserstraßen, während die Emster<br />
und der Plauer Kanal Landesgewässer erster Ordnung darstellen und die übrigen<br />
Gewässer Landesgewässer zweiter Ordnung sind.<br />
Planerische Vorgaben der Landschaftsplanung – das Landschaftsprogramm<br />
Das Landschaftsprogramm Brandenburgs (MLUR 2000) bildet die grundlegenden<br />
Vorgaben des Landes zur nachhaltigen Sicherung der Leistungsfähigkeit des<br />
Naturhaushalts, zu umweltgerechten Nutzungen für ein landesweites<br />
Schutzgebietssystem und zum Aufbau des europaweiten ökologischen Ntzes „Natura<br />
2000“ ab. Seine Aufgabe ist es, die landesweiten Belange (Ziele) des Naturschutzes<br />
aufzuzeigen. Im Vorlauf hierzu wurden durch das Umweltministerium sog. „Materialien<br />
zum Landschaftsprogramm“ herausgegeben (MUNR 1998). Obwohl ausschließlich die<br />
Aussagen des Landschaftsprogrammes programmatische Bedeutung für die<br />
Landschaftsplanung haben, werden die „Materialien“ als fachliche Untersetzung<br />
herangezogen.<br />
Handlungsschwerpunkte zur nachhaltigen Sicherung der Leistungsfähigkeit des<br />
Naturschutzes (2.1)<br />
Erhalt der Kernflächen des Naturschutzes (2.1.1)<br />
Die Kernflächen umfassen<br />
- die (...) Naturschutzgebiete<br />
56
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
- die (...) FFH-Gebiete<br />
- die Feuchtgebiete internationaler und nationaler Bedeutung<br />
- landesweit für den Arten- und Biotopschutz besonders wertvolle Gebiete<br />
Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sind dies:<br />
- die Niederung der mittleren <strong>Havel</strong> zwischen Töplitz und dem Dom in Brandenburg<br />
an der <strong>Havel</strong> mit dem Ketziner Bruch, den Niederungen zwischen Deetz und Götz,<br />
zwischen Götz und Gollwitz, südlich von Zachow, Roskow und Weseram, von<br />
Saaringen zum Fuchsbruch und zum Beetzsee, zwichen Gollwitz, Wust und<br />
Neuschmerzke<br />
- die Paretzer Erdelöcher<br />
- das Päwesiner Lötz<br />
- die Niederung des Rietzer Sees<br />
- die NSG Wolfbruch, Obere Wublitz, Kleiner Plessower See, Krielower See (mit<br />
dem Spitzen Berg), Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der Emster, Dunkelsee,<br />
Rossdunk, Stadthavel, Krahner Busch, Gränert, Buhnenwerder/Wusterau und<br />
Große Freiheit bei Plaue<br />
- das Münchwerder des Plauer Sees<br />
- der Pritzerber See<br />
Erhalt großräumiger, störungsarmer Landschaften (2.1.2)<br />
Ziel ist, die weiträumigen, relativ dünn besiedelten und gering durch Verkehrswege<br />
zerschnittenen Landschaftsräume<br />
- als eine besondere Qualität der brandenburgischen Landschaft und<br />
- als Lebensräume der vom Aussterben bedrohten, an diese störungsarmen Räume<br />
gebundenen Arten<br />
langfristig zu erhalten.<br />
Aus dem Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist die Zauche mit der Grenze Lehnin - BAB A2 (ab<br />
Auffahrt Lehnin) - A 10 - Bahntrasse Berlin – Dessau – Baruther Urstromtal zwischen<br />
Brück und Golzow – Rotscherlinde – Waldkante westlich und südlich von Michelsdorf –<br />
Lehnin als großräumige, störungsarme Landschaft dargestellt.<br />
Entwicklung großräumiger Niedermoorgebiete und Auen (2.1.3)<br />
Ziel ist die vorrangige Verbesserung der leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes in<br />
Gebieten,<br />
- die auf Grund tiefgreifender Eingriffe in ihrer natürlichen Funktionsfähigkeit<br />
beeinträchtigt worden sind,<br />
- denen eine besondere Funktion für den Stoff- und Wasserhaushalt zukommt und<br />
- die im Besonderen die Voraussetzungen für eine notwendige Ergänzung der<br />
Kernflächen des Naturschutzes bieten.<br />
Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sind dies<br />
- die Emsterniederung zwischen Jeseriger See, Trechwitz, Damsdorf, Netzener See,<br />
Emsterkanal, Prützke, Rietz und Neuschmerzke mit Anschluss an das „Kerngebiet“<br />
(2.1.1) der <strong>Havel</strong>niederung<br />
- das Breite Bruch zwischen Neuschmerzke und Göttin, angebunden an<br />
- das untere Planetal bis zum Sandforthgraben und der Eigenen Scholle,<br />
- das Ostufer des Breitlingsees und des Quenzsees,<br />
- Kiehnwerder,<br />
- die Niederung um Heiligem See und Großem Wusterwitzer See.<br />
57
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Entwicklung der Ergänzungsräume Feuchtbiotopverbund (2.1.4)<br />
Ziel ist, einen geschlossenen großräumigen Feuchtgebietsverbund durch Ergänzung der<br />
Kernflächen des Naturaschutzes (2.1.1) und Entwicklungsgebiete Niedermoorgebiete und<br />
Auen (2.1.3) auszubauen und insbesondere den brandenburgischen Fließgewässern<br />
Raum für eine naturnahe Entwicklung zu geben.<br />
Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> betrifft dies die Niederung zwischen Großem Plessower<br />
See, nordöstlich Groß Kreutz, Krielow, der <strong>Havel</strong> nördlich Deetz, südlich von Schmergow,<br />
westlich von Phöben und Kemnitz.<br />
Entwicklung der Freiräume im Berliner Umland (2.1.6)<br />
Das Ziel im Berliner Umland ist der Erhalt wertvoller Kulturlandschaften in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zur Metropole Berlin sowie vor allem die Entwicklung von solchen<br />
Freiraumfunktionen, denen im engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin<br />
besondere Bedeutung zukommt.<br />
Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> betrifft dies den Raum östlich der BAB A10, zwischen<br />
Uetz-Paaren und Paretz, nach Süden bis nach Phöben, nach Nordwesten nach<br />
Schmergow und entlang der Nordostgrenze des „Ergänzungsraumes<br />
Feuchtbiotopverbund“ (2.1.4) nach Kemnitz und zur BAB A10.<br />
In den Kapiteln 2.2 Entwicklung umweltgerechter Nutzungen, 2.3 Entwicklung eines<br />
landesweiten Schutzgebietssystems und 2.4 Aufbau des europäischen<br />
Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ werden allgemeine, nicht räumlich fixierbare<br />
Vorgaben für den Gesamtraum aufgestellt. Da es Aufgabe dieser Unterlage ist, Ziele für<br />
einen Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zu benennen, werden diese allgemein gültigen<br />
Vorgaben des Landschaftsprogramms nicht wiedergegeben.<br />
Schutzgutbezogene Zielkonzepte (3)<br />
Ohne die Zielsetzungen des Landschaftsprogrammes zu wiederholen, werden<br />
nachfolgend die spezifischen Schutz- und Entwicklungsziele für die <strong>Region</strong> dargestellt:<br />
- Niedermoorschutz und –regeneration: Emsterniederung westlich Jeserig, Breites<br />
Bruch<br />
- Sicherung von Dünenfeldern: Planeniederung bei Reckahn<br />
- Vorrangig zu schützende und zu entwickelnde Fließgewässer: <strong>Havel</strong>, Plane,<br />
Temnitz/Sandforthgraben, Buckau<br />
- Biberschutz: <strong>Havel</strong> bei Klein Kreutz, Plane bei Göttin<br />
- besondere Berücksichtigung des Schutzes von Vogelarten der Niedermoore und<br />
grundwassernahen Extensivgrünländer: <strong>Havel</strong>niederung südlich Roskow,<br />
Planeniederung südwestlich Krahne<br />
- Sicherung von Rastzentren von Sumpf- und Wasservögeln: Göttinsee, Trebelsee,<br />
<strong>Havel</strong> bei Deetz, <strong>Havel</strong> oberhalb von Saaringen, Breitlingsee / Möserscher See,<br />
Großer Wusterwitzer See<br />
- besondere Berücksichtigung des Schutzes von Trockenbiotopen: Kahler Berg<br />
Zachow, Eichelberg Deetz<br />
- Abstimmung der Erholungsnutzung mit den Schutz-, Pflege- und<br />
Entwicklungszielen: Klostersee Lehnin, Münchwerder Plauer See, <strong>Havel</strong> bei<br />
Tieckow und Fohrde.<br />
58
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Zielsetzungen für die naturräumlichen <strong>Region</strong>en (4)<br />
Für die den Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> berührenden naturräumlichen <strong>Region</strong>en „<strong>Mittlere</strong><br />
Mark“ und „Untere <strong>Havel</strong>niederung“ werden die folgenden regionalen Ziele für den Erhalt<br />
und die Entwicklung von Biotoptypen getroffen:<br />
vorrangig zu schützen vorrangig zu entwickeln<br />
02120 Kleingewässer<br />
04100 Torfmoosmoore<br />
05120 Trockenrasen mit kontinentalen<br />
Arten<br />
1112 Binnendünen<br />
0112 Flüsse (<strong>Havel</strong>)<br />
02100 Seen<br />
0216 Torfstiche<br />
04120 Niedermoore<br />
05100 Feuchtwiesen,<br />
Überschwemmungsgrünland<br />
08103 Erlenbruch-Wälder<br />
1111 Binnensalzstellen<br />
02100 Seen<br />
0216 Tongruben<br />
04100 Torfmoosmoore<br />
05121 Sand-Trockenrasen<br />
05100 Feuchtwiesen<br />
08103 Erlenbruch-Wälder<br />
11120 Binnendünen<br />
0112 Flüsse (<strong>Havel</strong>)<br />
02110 Flachseen<br />
02112 Altarme, -wässer<br />
04120 Niedermoore<br />
05100 Auengrünland<br />
08103 Erlenbruch-Wälder<br />
<strong>Mittlere</strong> Mark: Nauener Platte<br />
04120 kleinere Niedermoore<br />
0818 Stieleichen-Hainbuchen-Wälder<br />
0819 Traubeneichen-Wälder, Stieleichen-<br />
Birken-Wälder<br />
<strong>Mittlere</strong> Mark: Brandenburg - Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet<br />
<strong>Mittlere</strong> Mark: Lehniner Land<br />
0818 Stieleichen-Hainbuchen-Wälder<br />
0819 Traubeneichen-Wälder<br />
082 Kiefern-Mischwälder<br />
0819 Traubeneichen-Wälder<br />
082 Kiefern-Mischwälder<br />
<strong>Mittlere</strong> Mark: Baruther Urstromtal<br />
Unteres <strong>Havel</strong>land<br />
05100 extensiv genutzte Wiesen<br />
08103 Erlenbruch-Wälder<br />
08291 Laubmischwälder feuchter<br />
Standorte<br />
05100 extensiv genutztes Grünland<br />
08103 Erlenbruch-Wälder<br />
08110 Erlen-Eschen-Wälder<br />
0819 Traubeneichen-Wälder, Stieleichen-<br />
Birken-Wälder<br />
In den „Materialien zum Landschaftsprogramm“ (MUNR 1998) werden zudem folgende<br />
Aussagen für die <strong>Region</strong> getroffen:<br />
Die Verschmutzungsempfindichkeit des Grundwassers ist überwiegend hoch, die<br />
Bereiche der Planeniederung, der Zauche und der höheren Lagen beiderseits der<br />
<strong>Havel</strong> fallen in diese Kategorien. Eine mittlere Verschmutzungsempfindlichkeit besteht<br />
in größeren Bereichen der <strong>Havel</strong>niederung, im Raum Schenkenberg – Bochow und<br />
südlich von Paterdamm und nur nördlich der Stadt Ketzin, südlich von Groß Kreutz, im<br />
Becken des Rietzer Sees und nördlich von Götzerberge besteht großflächig eine<br />
geringe Verschmutzungsempfindlichkeit. Der oberste geschützte Grundwasserleiter<br />
liegt im Bereich der Kuppen, in Teilgebieten der Zauche, in einem Teil der<br />
59
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Planeniederung sowie im Becken des Rietzer Sees 2 in Tiefen von > 60 m, in weiten<br />
Bereichen des Gebiets zwischen 40 und 60 m tief (Götzerberge – Brandenburg an der<br />
<strong>Havel</strong> – Reckahn, Zauche) und nur im Bereich Groß Kreutz – Deetz – Ketzin –<br />
Phöben > 10 – 20 m tief.<br />
Die potentielle Winderosionsgefährdung ist auf weiten Teilen der land- und<br />
forstwirtschaftlich genutzten Böden mäßig bis sehr stark; geringe Gefährdung besteht<br />
nur im Raum um Groß Kreutz und auf der westlichen Zauche. Dieses Verhältnis kehrt<br />
sich bei der potentiellen Wasserosionsgefährdung annähernd um, sie ist weit<br />
überwiegend gering oder nicht vorhanden.<br />
Die Bodengüte ist überwiegend mäßig bis mittel. Gute Böden liegen südlich von Groß<br />
Kreutz und Derwitz, außerdem unter kleinen Waldbeständen (z. B. am Jeseriger See<br />
oder am Schloss Gollwitz). Böden sehr geringer Güte sind forstbestanden (Götzer<br />
Berg, Trechwitzer Heide), liegen im Ortsbereich (Süden von Jeserig, um Trechwitz,<br />
Rietz, Schmerzke/Neuschmerzke) oder im Nord- und Südwesten (Klein<br />
Kreutz/Saaringen, Zauche). Die Niederungen und niedrig liegenden Gebietsteile<br />
weisen Moorböden auf (meist vernässungsgefährdet).<br />
Böden mit besonderen Standorteigenschaften sind im Gebiet vor allem Moore (in allen<br />
Niederungen), grundwasserbeeinflußte Böden (an den Niederungsrändern südlich und<br />
nordöstlich des Rietzer Sees, bei Damsdorf, zwischen Deetz und Schmergow u. a.)<br />
sowie trockene, nährstoffarme Böden (Zauche, südlich Wust, um Klein Kreutz, Jeserig<br />
– Schenkenberg – Trechwitz sowie am Götzer Berg) ausgeprägt. Kleinräumig treten<br />
auch land- und forstwirtschaftlich leistungsfähige Böden auf (Emstaler Schlauch,<br />
Götzerberge, Schloss Gollwitz, Jeseriger See).<br />
Als seltene sowie geowissenschaftlich bedeutsame Böden und Böden mit besonderen<br />
natur- und kulturhistorischer Bedeutung wurden vor allem Kalkmoore identifiziert, die<br />
weiträumig im Becken des Rietzer Sees sowie nördlich davon liegen und kleinräumig<br />
in der <strong>Havel</strong>niederung (Wust, Götzerberge, Deetz, Schmergow) ausgebildet sind.<br />
Weiterhin sind die Raseneisensteinvorkommen in der Planeniederung und<br />
kleinräumige Dünenfelder dargestellt. Für die <strong>Havel</strong>niederung ab Gollwitz und südlich<br />
bis nach Schmerzke sind prähistorische Fundstellen vermerkt.<br />
Potentielle natürliche Vegetation: Während für die höher liegenden, trockeneren<br />
Bereiche der Zauche, südöstlich von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und der Kuppenlagen<br />
davon auszugehen ist, dass sich hier ein Kiefern-Traubeneichenwald einstellen würde,<br />
ist das zu erwartende Vegetationsmosaik in den Niederungen vielfältiger. Weite<br />
Bereiche der Auen mit hohem bis oberflächennahem Grundwasserstand würden von<br />
Erlenbruchwald eingenommen, in den flachen Niederungslagen mit besserer<br />
Wasserversorgung würde hingegen ein Komplex aus feuchten Stieleichen-<br />
Hainbuchenwald, Erlenbruchwald, Erlen-Eschenwald, Feuchtem Stieleichen-<br />
Birkenwald und Stieleichen-Buchenwald stocken. Reiner Kiefernwald käme auf einem<br />
2 Allerdings ist hier das Grundwasser auf Grund aufsteigenden Tiefenwassers versalzen.<br />
60
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Streifen am westlichen Rand der Zauche vor; auf Sonderstandorten der Kuppenlagen<br />
würde sich Xerothermvegetation ansiedeln.<br />
Als störungsarme Landschaftsräume werden vor allem die Zauche südlich von Lehnin<br />
und die Planeniederung südlich der A 2 auf Grund ihrer sehr geringen und die<br />
<strong>Havel</strong>niederung nördlich von Wust – Jeserig – Groß Kreutz auf Grund ihrer geringen<br />
Zerschneidung durch dicht befahrene Straßen oder Eisenbahnstrecken ausgewiesen.<br />
Stärkere Störungen innerhalb dieser Bereich gehen von der Besiedelung und den<br />
dichter befahrenen Straßen (B102, Lehnin – Prützke, Roskow - Ketzin) aus.<br />
Als „Vorsorgegebiete Natur und Landschaft aufgrund besonderer fachplanerischer<br />
Zielsetzungen“ sind das Breite Bruch bis nach Rietz und Neuschmerzke, die<br />
Planeniederung um den Krahner Busch, der Raum Wust – Rietz – Trechwitz – Jeserig<br />
– <strong>Havel</strong>ufer Götz und der Raum Götz – Derwitz – Ketzin – Deetz außerhalb der<br />
Kuppenlagen eingestuft. Innerhalb der Vorsorgegebiete besitzen bestimmte Bereiche<br />
Entwicklungspriorität, so das Breite Bruch bis nach Rietz, die Planeniederung südlich<br />
von Krahne und der Bereich Rietz – Gollwitz – Roskow – Ketzin – Derwitz – Groß<br />
Kreutz – Jeserig. Bei diesen Bereichen handelt es sich um „vorrangig zu schützende<br />
bzw. zu entwickelnde Bereiche für einen landesweiten Biotopverbund sowie den<br />
Bodenschutz“.<br />
Als weitere Vorrang- und Vorsorgegebiete auf Grund internationaler Übereinkommen<br />
werden die Important Bird Areas (IBA) der <strong>Havel</strong>niederung zwischen Töplitz / Phöben<br />
und Brandenburg an der <strong>Havel</strong> inkl. dem Raum um Ketzin, den Kuppenlagen Deetz –<br />
Groß Kreutz – Götz – <strong>Havel</strong>ufer und dem Raum südlich der Straße Roskow –<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong> sowie des heutigen NSG Rietzer See dargestellt. Die<br />
Planeniederung bei Krahne inkl. dem Krahner Busch ist Vorrang- und Vorsorgegebiet<br />
mit besonderer Bedeutung für den Bodenschutz. Weiterhin sind Vorsorgegebiete auf<br />
Grund besonderer fachplanerischer Zielsetzungen das Breite Bruch bis nach Rietz, die<br />
Niederung zwischen <strong>Havel</strong> und Rietzer See, die Krahner Planeniederung und die<br />
Niederung Groß Kreutz – Phöben – Trebelsee; Ziel ist die nachhaltige Sicherung der<br />
Niederungsbereiche. Ebenfalls in die Kategorie fällt der Raum östlich und südöstlich<br />
von Lehnin, hier ist die nachhaltige Sicherung von Waldbereichen mit Bedeutung für<br />
Naturschutz und Landschaftspflege das Ziel.<br />
Ökosystemtypen, Flora und Fauna<br />
j 2.1 Ökosysteme und Artenausstattung<br />
61
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Für das Gebiet des Naturparks i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> gibt es keine auf gleicher Grundlage<br />
und im gleichen Zeitraum erhobene Biotop- und Nutzungstypenkartierung. Diese Daten<br />
wurden neben Kartierungen zu Einzelvorhaben auschließlich für die Landschaftspläne der<br />
Kommunen und Ämter, die Behandlungsrichtlinien einzelner Schutzgebiete und die<br />
Landschaftrahmenpläne erhoben. Da eine einheitliche Datenbasis fehlt, wird hier auf<br />
Fernerkundungsdaten zurückgegriffen und nur für einzelne Bereiche mit genaueren Kartierungen<br />
untersetzt. Dieses Vorgehen erscheint der Zielsetzung angemessen.<br />
Landnutzung und Biotoptypenausstattung<br />
Nach den CORINE Landcover-Daten aus 1996 (Abb. 4.3) werden über 59% des<br />
Abb. 4.3: Landnutzung im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nach dem CORINE Landcover<br />
1996<br />
Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> landwirtschaftlich genutzt; davon sind über 29%<br />
Ackerflächen, knapp 17% Wiesen und Weiden und über 11% Obstanbauflächen.<br />
Waldflächen machen 23% der Fläche aus, davon über 17% Nadelwald. 9% der Flächen<br />
werden von Gewässern und weitere knapp 1,5% von Sümpfen und 1% von „natürlichem<br />
Grasland“ bedeckt. Über 6% des Naturparks werden von Siedlungs-, Industrie- und<br />
Verkehrsflächen eingenommen. Schließlich machen Heiden, Moorheiden und Flächen mit<br />
spärlicher Vegetation 0,62% der Naturparksfläche aus. Unter den zehn größten einheitlich<br />
aufgenommenen Flächen sind vor allem Ackerflächen (4 x; max. 3,4 km 2 ), gefolgt von<br />
Nadelwald (3 x; max. 2,7 km 2 ) und Obstbauflächen (2 x; max. 2,1 km 2 ) und einer<br />
Wasserfläche (max. 1,6 km 2 ).<br />
Tabelle 4.2.1 stellt in der <strong>Region</strong> auftretende bedeutsame Biotoptypen nach dem<br />
Vo<strong>rent</strong>wurf des Landschaftsrahmenplans für den Landkreis Potsdam-Mittelmark (Umland,<br />
Stand Mai 2006), dem Landschaftsplan für die Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> (L.A.U.B.<br />
62
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
1995) und dem Landschaftsrahmenplan für den Altkreis Brandenburg-Land (PRO TERRA<br />
TEAM 1996) zusammen 3 .<br />
Tab.4.2.1: Biotoptypen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Biotoptyp Beispiele RL BB Schutz FFH-LRT<br />
Bäche und kleine<br />
Emster oberhalb von Lehnin, 2 ja 3260<br />
Flüsse/Fließe (01110) Buckau, in Teilbereichen Plane<br />
Langsam fließende Flüsse <strong>Havel</strong> (naturnahe Abschnitte bei 2 ja<br />
und Ströme (01120); Deetz, Gollwitz und Klein<br />
Röhrichtgesellschaften an<br />
Fließgewässern (01210)<br />
Kreutz);<br />
Gräben (01130): Niederung der mittleren <strong>Havel</strong><br />
(südl. Weseram und Roskow,<br />
nördl. bis westl. Deetz, Groß<br />
Kreutz, Derwitz, Phöben, Töplitz<br />
und Schmergow), Emster-<br />
Niederung (südl. Rietzer See),<br />
Plane-Temnitz-Niederung<br />
(Temnitz, Plane)<br />
3 z.T.<br />
Kanäle (01140): Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal, Woltersdorfer<br />
Altkanal, Sacrow-Paretzer Kanal,<br />
Emsterkanal<br />
Mesotrophe Seen (02102): Kolpinsee, Mittelsee 1 ja 3130, 3140<br />
Eu- bis polytrophe Seen Kleiner Plessower See, Rietzer 3 z.T. 3150<br />
(02103); Schwimmblatt- und See, Netzener See, Moorsee,<br />
Wasservegetation in Klostersee, Gohlitzsee bei<br />
Standgewässern (02200); Lehnin, Götzer und Jeseriger<br />
Röhrichtgesellschaften an See, Görnsee südöstl. Prützke,<br />
Standgewässern (02210) Schampsee, See bei Damsdorf,<br />
See südl. Göhlsdorf, Piper Fenn<br />
südl. Schmerzke, Streng,<br />
Brandenburger Seen, Großer<br />
Wusterwitzer See, Pritzerber See<br />
Perennierende<br />
weiter verbreitet, meist kleine 2 - 3 z.T. (3130 –<br />
Kleingewässer (02120); Abgrabungen, Dorfteiche, Sölle<br />
3160)<br />
Temporäre Kleingewässer<br />
(02130)<br />
und Pseudosölle<br />
Grubengewässer,<br />
Autobahnsee südwestl. Göttin, 2 - 3 z.T. (3130 –<br />
Abgrabungsseen (02160), Päwesiner Lötz, Deetz / Götz;<br />
3160)<br />
Teiche und kleine<br />
Torfstiche: See westl. Emstal,<br />
Staugewässer (02150) Fauler See im NSG Gränert,<br />
Große Freiheit bei Plaue<br />
Ruderale Pionier-, Grasund<br />
Staudenfluren (03200)<br />
weit verbreitet<br />
Saure Arm- und<br />
Zwischenmoore (04300)<br />
Mittelsee 2 ja<br />
Basen- und<br />
Kleiner Plessower See, Krielower 1 - 2 ja *7210,<br />
Kalkzwischenmoore See, <strong>Havel</strong>niederung bei Wust,<br />
7230<br />
(04400): Braunmoos- um Götzer und Jeseriger See,<br />
3 Einträge: RL BB – Rote Liste der Biotoptypen in Brandenburg: 1 – vom Aussterben bedroht, 2 –<br />
stark gefährdet, 3 - gefährdet, Schutz – Schutz nach § 31 bzw § 32 BbgNatSchG, FFH-LRT – Zuordnung<br />
des Biotoptyps zu Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie (bei unsicherer Zuordnung in<br />
Klammern); ein Stern * kennzeichnet prioritäre Lebensraumtypen<br />
63
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Biotoptyp Beispiele RL BB Schutz FFH-LRT<br />
Schneiden-Röhricht<br />
(04422), nährstoffreiche<br />
Moore und Sümpfe (04500)<br />
Rietzer See, Mittelsee<br />
Dunkelsee, Päwesiner Lötz,<br />
<strong>Havel</strong>bereiche bei Pritzerbe<br />
Großseggenwiesen (05101) Radewiesen Klein Kreutz,<br />
Südwestufer Heiliger See<br />
2 ja 6410<br />
Feuchtwiesen<br />
Wolfsbruch, Wublitz, Krielower 2 ja 6410<br />
nährstoffarmer bis mäßig Bruch, Rietzer See,<br />
nährstoffreicher Standorte Orchideenwiese Weseram,<br />
(Pfeifengraswiesen), Breites Bruch, Rossdunk,<br />
insbesondere kalkreicher<br />
Standorte (05102, 051021)<br />
Gränert<br />
Nährstoffreiche<br />
Wolfsbruch, Wublitz, Krielower 2 ja<br />
Feuchtwiesen (05103) See, Rädel, Rietzer See,<br />
Netzener See, Nahmitzsee,<br />
<strong>Havel</strong>niederung , Rossdunk,<br />
Breites Bruch, Göttin (an der<br />
Plane), Stadthavel, Planewiesen,<br />
Münchwerder, Diebesgrund,<br />
Buhnenwerder, Wusterau,<br />
Kaltenhausen, Werder nördlich<br />
Plaue,<br />
Wechselfeuchtes<br />
Wolfsbruch, Wublitz, Niederung 3 6440<br />
Auengrünland (05104) der mittleren <strong>Havel</strong> zwischen<br />
Potsdam und Brandenburg,<br />
Untere <strong>Havel</strong>-Niederung bei<br />
Pritzerbe<br />
Frischwiesen (05112) weiter verbreitet, aber nicht<br />
häufig, z.B. Orchideenwiesen bei<br />
Rädel, Rietzer See,<br />
Orchideenwiesen bei Weseram,<br />
Planewiesen bei Eigene Scholle,<br />
3 ja 6510<br />
Sandtrockenrasen (05121); Eichelberg Deetz, Wachtelberg 2 ja (2330)<br />
Binnendünen mit offenen<br />
Abschnitten (11121)<br />
Götz, Wusterau, Flugplatz Briest<br />
Grasnelken-Fluren (051212) weiter verbreitet, aber nicht<br />
häufig<br />
3 ja 2330<br />
Basiphile Trocken- und Eichelberg süd-östl. Deetz,<br />
3 ja 6214, 6120<br />
Halbtrockenrasen,<br />
Deetzer Berge, Krielower<br />
Steppenrasen (05122);<br />
bodensaure<br />
Halbtrockenrasen (051223)<br />
Spitzberg, Phöbener Berg,<br />
Staudenfluren und –säume <strong>Havel</strong>, Rietzer See, Südufer des 3 ja 6430<br />
feuchter Standorte (05141) Breitling-/Möserschen / Plauer<br />
Sees, Großer Wusterwitzer See<br />
Intensivgrünland (05150) in den Niederungen weit<br />
verbreitet und häufig<br />
Zwergstrauchheiden<br />
(06102)<br />
Hackenheide 3 ja 3210<br />
Weidengebüsche nasser Deetz/Götzerberge, <strong>Havel</strong>ufer 3, wenn z.T. (*91E0)<br />
Standorte (07101)<br />
Götz, Wuster Bruch, Götzer See, natür-<br />
Jeseriger See, Rietzer See, liche<br />
Staarbruch, Stadthavel,<br />
Stand-<br />
Planewiesen, Ufer der<br />
orte<br />
64
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Biotoptyp Beispiele<br />
Brandenburger Seen<br />
RL BB Schutz FFH-LRT<br />
Frische Laubgebüsche weiter verbreitet, aber nicht<br />
3 z.T.<br />
(07102), Feldgehölze<br />
(07110), Feldhecken<br />
(07130), Alleen und<br />
Baumreihen (07140)<br />
häufig<br />
Solitärbäume und<br />
weiter verbreitet, aber nicht<br />
3<br />
Baumgruppen (07150); häufig; Solitärbäume oft als<br />
Kopfbäume und<br />
Naturdenkmal unter Schutz<br />
Kopfbaumreihen/-alleen gestellt; Kopfbäume vor allem<br />
(07160)<br />
reliktisch in den Niderungen<br />
Flächige Obstbestände praktisch nur noch reliktisch, als 3<br />
(Streuobstwiesen) (07170) bewirtschaftete Fläche nur am<br />
Mühlenberg Kirchmöser<br />
Birkenbruch (08102) südwestlich Görisgräben, NSG<br />
Gränert, nordwestlich Neu-Plaue<br />
2 ja 91D0<br />
Erlen-Bruchwälder (08103) Wolfsbruch, Wublitz, Rietzer<br />
See, Mittelsee, Netzener Busch,<br />
Krielower See, an den Götzer<br />
Bergen, Götzer See, Jeseriger<br />
See, Bruchwald Krumme <strong>Havel</strong>,<br />
Rossdunk, Fuchsbruch, Krahner<br />
Busch, Gränert, Große Freiheit<br />
bei Plaue, südl. Pritzerber See,<br />
2 ja (91D0)<br />
Erlen-Eschen-Wälder Park Gollwitz, Krahner Busch, 1 ja 91E0<br />
(08110)<br />
Buckau südlich Neue Mühle,<br />
Gränert, Feuchtgebiet<br />
Kaltenhausen<br />
Pappel-Weiden-<br />
Planemündung, <strong>Mittlere</strong><br />
2 ja 91E0<br />
Weichholzauenwälder <strong>Havel</strong>niederung südlich Roskow,<br />
(08120)<br />
<strong>Havel</strong> südwestlich Briest,<br />
Stieleichen-Ulmen- Götzer Berg, Südwestufer<br />
2 ja 91F0<br />
Hartholzauenwälder<br />
(08130)<br />
Gördensee<br />
Rotbuchenwälder<br />
bodensaurer Standorte<br />
(08171)<br />
Lehniner Mühlensee, Gränert 2 ja 9130<br />
Eichen-Hainbuchenwälder Krahner Busch, Krugpark in 3 ja 9190<br />
feuchter bis frischer Brandenburg an der <strong>Havel</strong>,<br />
Standorte (08181) und<br />
mittlerer bis trockener<br />
Standorte (08182)<br />
Buckau südlich Neue Mühle<br />
Eichenmischwälder Lehniner Mittelheide, Krugpark in 2 ja 9190<br />
bodensaurer Standorte Brandenburg an der <strong>Havel</strong>,<br />
(08190); Eichenmischwälder<br />
trockenwarmer<br />
Standorte (08200)<br />
südlich Gördensee<br />
Kiefernwälder und -forsten<br />
trockenwarmer Standorte<br />
(08210); Flechten-<br />
Kiefernwälder (08230)<br />
Eichelberg Deetz, Götzer Berg 2 ja 91T0<br />
Vorwälder (08280) ehem. Tonabbaue Deetz / Götz<br />
und um Lehnin,<br />
3 z.T.<br />
65
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Biotoptyp Beispiele<br />
Truppenübungsplätze<br />
RL BB Schutz FFH-LRT<br />
Laubholzforsten (08300); weiter verbreitet, z. B. als<br />
Laubholzforsten mit Pappelforst in der<br />
Nadelholzarten (08500) <strong>Havel</strong>niederung, als Birkenforst<br />
im Aasbruch, als Roteichenforst<br />
im Gränert<br />
Robinienforst/-wald (08340) weit verbreitet und häufig, z. T.<br />
als Gehölz an Ortsrändern<br />
Nadelholzforsten (08400); weit verbreitet, so z. B. praktisch<br />
Nadelholzforsten mit<br />
Laubholzarten (08600);<br />
Kiefernforste (08480)<br />
auf der gesamten Zauche<br />
Äcker (09130) sehr weit verbreitet, fast 30% der<br />
Naturparkfläche<br />
Sandäcker (09125) selten und kleinflächig in<br />
Siedlungs- sowie<br />
Ackerrandlagen bei extensiver<br />
Bewirtschaftung<br />
1 - 3<br />
Dorfanger (10240) in kleineren Orten mit erhaltener<br />
dörflicher Struktur, z. B.<br />
Busendorf, Rädel, Michelsdorf,<br />
Prützke<br />
Natürliche Binnensalzstellen <strong>Havel</strong>niederung bei Deetz,<br />
2 ja 1340<br />
(11111)<br />
Nahmitzsee, Westufer Rietzer<br />
See, Netzener See (Trechwitz),<br />
Seewiesen nordöstlich Rietz (am<br />
Emsterkanal),<br />
Rieselfelder (11230) Wendgräben (Stadt Brandenburg<br />
an der <strong>Havel</strong>)<br />
Komplexe bedeutsamer Biotope liegen im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> damit vor allem in<br />
den Naturschutzgebieten, kleinflächiger aber auch in Bereichen wie der Bruchlandschaft<br />
Ketzin, dem Päwesiner Lötz, der Niederung der <strong>Havel</strong> zwischen Deetz und Gollwitz und<br />
von Götzer und Jeseriger See, dem Kolpin- und Schampsee, dem Mittelbruch Klein<br />
Kreutz und dem Fuchsbruch, dem Mittelbruch Wust, dem Breiten Bruch, dem Großen<br />
Wusterwitzer See, der Niederung der <strong>Havel</strong> unterhalb von Plaue oder dem<br />
Übungsplätzen Hackenheide und Hohenstücken. An den Kuppen der „Berge“ von<br />
Phöben, Krielow, Zachow, Deetz, Götz und südlich Kirchmöser sind zudem die isolierten<br />
Trockenstandorte höchst bedeutsam.<br />
Bedeutsame Arten: Flora<br />
In Tab. 4.2.2 werden bedeutsame floristische Vorkommen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
zusammengestellt (L.A.U.B. 1995, PRO TERRA TEAM 1996, UMLAND 2006).<br />
66
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Tab. 4.2.2: bedeutsame floristische Vorkommen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Nachweise (Beispiele) RL BB RL D<br />
Arctostaphylos urva-ursi,<br />
Hackenheide bei Lehnin, letzter 1 2<br />
Bä<strong>rent</strong>raube<br />
Nachweis Lütkenhaus mdl.1992,<br />
vermutlich noch vorhanden<br />
(Hermann mdl. 2005).<br />
Aster tripolium L., Strand-Aster Rietzer See, kleiner stark<br />
gefährdeter Bestand<br />
1<br />
Cladium mariscus, Schneidried Mittelsee, Dunkelsee, Plessower<br />
See, Päwesin<br />
3 3+<br />
Cnidium dubium, Sumpf-Brenndolde Vor allem <strong>Mittlere</strong> und Untere<br />
<strong>Havel</strong>niederung, auch Uferwiesen<br />
Beetzsee (Benkert, Ristow mdl.)<br />
2 2+<br />
Corydalis cava, Hohler<br />
Krahner Busch, stabiler Bestand 3<br />
Lerchensporn<br />
(Prinke 2005 mdl.)<br />
Dactylorhiza incarnata (L.),<br />
Rietzer See, Wusterwitz, Planetal, 2 2<br />
Steifblättriges Knabenkraut<br />
Beetzsee<br />
Dactylorhiza majalis, Breitblättriges<br />
Knabenkraut<br />
Weseram, Rädel 2 3<br />
Drosera rotundifolia, Rundblättriger<br />
Sonnentau<br />
Langes Fenn, 3 3<br />
Festuca psammophila, Sand-<br />
Schwingel<br />
Michelsdorf 3 3!<br />
Fritillaria meleagris, Schachblume Krielower See (Düvel mdl. 2000)<br />
noch ca. ein Dutzend Exemplare<br />
(angesalbt 1985)<br />
1 2<br />
Gentiana pneumonanthe,<br />
Lungenenzian<br />
Krielower See, Wolfsbruch (fraglich). 1 3+<br />
Orchis militaris, Helm-Knabenkraut Deetz 2 3<br />
Orchis palustris, Sumpf-Knabenkraut Krielower See (sehr wenig),<br />
Salzstellen der Emster-Niederung<br />
1 2!<br />
Prunella grandiflora, Großblütige Butzelberg bei Deetz (Buhr<br />
2<br />
Braunelle<br />
2005mdl.).<br />
Pulsatilla pratensis, Wiesen-<br />
Kuhschelle<br />
Deetz (nach Recherche von Buhr) 2 2<br />
Scabiosa canescens, Graue<br />
Skabiose<br />
Deetz 2 3!<br />
Silaum silaus, Wiesen-Silau südl. Pritzerbe (Klemz in<br />
Kleingewässerkataster Landkreis<br />
PM)<br />
3<br />
Silene chlorantha, Grünblütiges Nur Krielower Berg (BUHR mdl., um 2 2<br />
Leimkraut<br />
2000 sehr wenig)<br />
Stipa pennata, Federgras Phöbener Wachtelberg (BUHR<br />
mdl.).<br />
2 3<br />
Stipa capillata, Pfriemengras Königsberg Deetz, südwestl. Deetz,<br />
Phöbener Berge, Spitzer Berg<br />
Krielow, Trebelberg, Götzer<br />
Wachtelberg,<br />
2 3<br />
Triglochin maritimum, Strand-<br />
Dreizack<br />
Salzstellen der Emsterniederung, 3 3!<br />
Trollius europaeus, Trollblume Nur Rädel (SOHNS 2002), keine<br />
aktuelle Bestätigung, evtl. jedoch<br />
noch vorhanden.<br />
1 3+<br />
67
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Scorzonera purpurea, Violette<br />
Schwarzwurzel<br />
Deetz 1 2!<br />
Bedeutsame Arten: Fauna<br />
Nach RUDOLPH (2006) sind allein für die Messtischblätter 3540, 3541, 3640 und 3641, die<br />
annähernd das westliche Drittel des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> westlich von<br />
Saaringen, Gollwitz und Grebs abdecken, 360 Wirbeltierarten nachgewiesen, davon 53<br />
Säugetierarten, 253 Vogelarten, 7 Reptilien, 11 Amphibien- und 36 Fischarten.<br />
Bedeutsame Tierarten nennt Tab. 4.2.3.<br />
Tab. 4.2.3: Bedeutsame faunistische Nachweise im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Art Nachweis (Beispiel) RL BB RL D<br />
Castor fiber, Biber (Elbebiber) gesamte <strong>Havel</strong>region 1 3<br />
Crocidura suaveolens,<br />
Wust, Gollwitz, Jeserig,<br />
1 3<br />
Gartenspitzmaus<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />
Lutra lutra, Fischotter gesamte <strong>Havel</strong>region 1 1<br />
Myotis myotis, Großes Mausohr Rädel, Nahmitz 1 3<br />
Vespertilio murinus,<br />
Jeserig, Gollwitz, Wust, Woltersdorf, 1 G<br />
Zweifarbfledermaus<br />
Quenz (BRB)<br />
Alcedo atthis, Eisvogel Krielower See, Lehniner Mittelheide,<br />
Emster/Rietzer See, Krahner Busch,<br />
<strong>Havel</strong>niederung, Buckau, Große<br />
Freiheit bei Plaue<br />
Botaurus stellaris, Große<br />
Rietzer See, Mittelbruch, Großer<br />
Rohrdommel<br />
Wusterwitzer See, Große Freiheit<br />
Crex crex, Wachtelkönig Rietzer See,<br />
Chlidonias niger,<br />
Trauerseeschwalbe<br />
Buhnenwerder/Wusterau<br />
Wolfsbruch/ Wublitz, Päwesiner<br />
Lötz, Rietzer See, Brandenburger<br />
Seen<br />
Ciconia ciconia, Weißstorch <strong>Havel</strong>niederung, Emsterniederung,<br />
Planeniederung, Brandenburger<br />
Seen<br />
Dendrocopos medius, Mittelspecht NSG Wolfsbruch, NSG Kleiner<br />
Plessower See, Gränert,<br />
Neustädtische Heide<br />
2 V<br />
1 1<br />
1 1<br />
1 1<br />
3 3<br />
Dryocopus martius, Schwarzspecht in allen größeren Forsten mit älteren<br />
Bäumen<br />
co subbuteo, Baumfalke Gränert, Neu-Plauer Forst<br />
mberiza calandra, Grauammer weiter verbreitet mit geringer<br />
Siedlungsdichte, z. B. Klein Kreutz<br />
2 2<br />
Emberiza hortulana, Ortolan <strong>Havel</strong>niederung, nordwestlich Plaue 3 2<br />
Gallinago gallinago, Bekassine Rietzer See, Wusterau,<br />
Münchwerder<br />
2 2<br />
Grus grus, Kranich <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See,<br />
3<br />
Rossdunk, Gränert<br />
liaeetus albicilla, Seeadler <strong>Havel</strong>niederung / Rietzer See,<br />
Brandenburger Seen, <strong>Havel</strong><br />
unterhalb Plaue<br />
2 3<br />
Ixobrychus minutus, Zwergdommel Päwesiner Lötz, Pritzerber See 1 1<br />
3<br />
68
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Art Nachweis (Beispiel) RL BB RL D<br />
Limosa limosa, Uferschnepfe Radewiesen Klein Kreutz, Rietzer<br />
See, Fohrder Wiesen<br />
1 1<br />
Luscinia svecica, Blaukehlchen <strong>Havel</strong>inseln, Rietzer See 2 3<br />
Milvus milvus, Rotmilan <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See,<br />
Gränert, <strong>Havel</strong> bei Briest<br />
3 V<br />
Numenius arquata, Großer<br />
Niederungen bei Krielow, Roskow, 1 2<br />
Brachvogel<br />
Götz, Saaringen und Klein Kreutz<br />
Pandion haliaetus, Fischadler Brandenburger Seen 3 3<br />
Perdix perdix, Rebhuhn Groß Kreutz, Rietzer See, südlich<br />
Kirchmöser<br />
2 2<br />
Saxicola rubetra, Braunkehlchen Rietzer See, Rieselfelder<br />
Wendgräben, Wusterwitz,,<br />
Kirchmöser<br />
3 3<br />
Tringa totanus, Rotschenkel <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See,<br />
Münchwerder<br />
1 2<br />
Tyto alba, Schleiereule bei geeignetem Quartierangebot in<br />
vielen Orten<br />
2<br />
Vanellus vanellus, Kiebitz <strong>Havel</strong>niederung, Rietzer See 2 2<br />
turus alpestris, Bergmolch Göttin 2<br />
Triturus cristatus, Kammmolch Krielower See, Rietzer See,<br />
Stadthavel BRB, Gränert/Buckau,<br />
Gördenwald, Große Freiheit bei<br />
Plaue, Raum Fohrde<br />
2 3<br />
Hyla arborea, Laubfrosch Jeseriger See 2<br />
Bombina bombina, Rotbauchunke Ketziner <strong>Havel</strong>inseln, östlich Groß<br />
Kreutz, südlich Weseram, Reckahn,<br />
um Fohrde<br />
2 1<br />
Bufo calamita, Kreuzkröte Krielower See, Kleiner Plessower<br />
See, Rietzer See<br />
3 3<br />
Rana arvalis, Moorfrosch weiter verbreitet, häufig 2<br />
Lampetra planeri, Bachneunauge Plane, Stadthavel, Buckau, Gränert, 2 2<br />
Rhodeus sericeus amarus, Bitterling <strong>Havel</strong>, Rietzer See, Gohlitzsee,<br />
Brandenburger Seen<br />
2 2<br />
Aspius aspius, Rapfen <strong>Havel</strong>- und Emsterniederung,<br />
Stadthavel, Plane, <strong>Havel</strong> unterhalb<br />
Plaue<br />
3<br />
Misgurnus fossilis, Schlammpeitzger <strong>Havel</strong>- und Emsterniederung<br />
Erdelöcher Deetz / Götz, Klostersee,<br />
Große Freiheit bei Plaue, Pritzerber<br />
See<br />
3 2<br />
Cobitis taenia, Steinbeißer <strong>Havel</strong>- und Emsterniederung,<br />
Kolpinsee, Görnsee,<br />
GroßerWusterwitzer See, Pritzerber<br />
See<br />
2 2<br />
Lota lota, Quappe Päwesiner Lötz, Roskow,<br />
Temnitz/Sandfurthgraben, Buckau<br />
2 2<br />
Bedeutsame Brutgebiete für Wiesenvogelarten sind<br />
- die Niederung zwischen Kemnitz, Krielow, Deetz, Schmergow und Phöben,<br />
- <strong>Havel</strong>niederung unterhalb Schmergow / Ketzin,<br />
- das Päwesiner Lötz,<br />
69
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
- die Niederung des Rietzer Sees,<br />
- das Breite Bruch und<br />
- die Planeniederung bei Krahne.<br />
Räume mit Vorkommen störungsempfindlicher Großvogelarten sind<br />
- Hackenheide,<br />
- Hügel südlich von Deetz,<br />
- der Bereich Wusterwitz /Kirchmöser / Viesen,<br />
- Briest – Fohrde.<br />
j 2.2 Die heutige potentielle natürliche Vegetation<br />
Die heutige potentielle natürliche Vegetation gibt als Modell wider, wie sich die Vegetation<br />
in der heutigen Landschaft entwickeln würde, wenn die menschlichen Aktivitäten<br />
unterbleiben würden (Szenario „Landschaft ohne Menschen“). Sie dient dazu, die<br />
Standortbedingungen zusammenfassend darzustellen und zugleich Vorgaben für<br />
naturnahe Landschaftselemente, z. B. Wälder, aufzustellen.<br />
Im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wären die mit schwacher Strömung durchflossenen, stark<br />
durchlichteten und gut nährstoffversorgten größeren Stillgewässer mit mit Hornblatt- und<br />
Wasserrosen- Schwimmblattrasen bedeckt. Unklar ist, welche Vegetation sich auf den<br />
meisten Fließgewässern einstellen würde, sie werden charakterisiert als „Kanalisierte<br />
Fließgewässer mit hohem Artendefizit der Fließgewässerbiozönose“, d.h. die potentielle<br />
Vegetation wäre vor allem durch Ausbreitungs- und Einwanderungsprozesse definiert und<br />
lässt sich nicht einheitlich beschreiben. Vor allem für die flacher auslaufenden natürlichen<br />
<strong>Havel</strong>inseln, die auf Grund ihrer wind- und hochwasserexponierten Lage schwierige<br />
Standorte für Gehölze darstellen, wären Röhrichte und Riede im Komplex mit<br />
Grauweiden-Gebüschen zu erwarten. Ausschließlich im heutigen NSG „Lehniner<br />
Mittelheide und Quellgebiet der Emster“ böten die staunassen Tonböden die Grundlage<br />
für die Herausbildung von Moorbirken-Bruchwald und Moorbirken-Gehölzen. Dagegen<br />
wären Schwarzerlen-Sumpf- und –Bruchwälder in weiten Bereichen der nassen –<br />
feuchten Niederungen mit natürlicher Weise wechselnden Wasserständen und<br />
anmoorigen Bodenverhältnissen zu erwarten, so am Zernsee und in der Wublitz, um den<br />
Kleinen Plessower See, den Krielower See, den Götzer und den Jeseriger See und<br />
entlang des östlichen Niederungsrandes sowie weiträumig um den Rietzer See, im<br />
Quellgebiet der Emster, um den Klostersee und den Netzener See, um Dunkelsee und<br />
Rossdunk, kleinräumig an den Brandenburger Seen und an der <strong>Havel</strong> unterhalb von<br />
Plaue, in der Großen Freiheit bei Plaue und zwischen Brielow, Tieckow und Fohrde.<br />
Unmittelbar im stärker belasteten, gut wasser- und nährstoffversorgten<br />
Hochwasserbereich an der <strong>Havel</strong> würde sich Fahlweiden-Schwarzerlen-Auenwald<br />
einstellen. Auf den höher gelegenen und moorigeren Standorte vor allem in den<br />
Niederungen und Gewässern im Westen des Naturparks würden dagegen ein<br />
Schwarzerlen-Niederungswald im Komplex mit Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald<br />
stocken. Dieser würde in weiten Bereichen der <strong>Havel</strong>niederung und den umgebenden<br />
Niederungen mit schwächer humosen, aber grundwassernassen Verhältnissen abgelöst<br />
durch Traubenkirschen-Eschenwald im Komplex mit Schwarzerlen-Sumpf- und –<br />
Bruchwald (auf diesen zunehmend mineralischen Standorten besteht heute die Tendenz,<br />
die traditionelle Grünlandwirtschaft mit Hilfe weiträumiger Entwässerungen durch<br />
Ackerbau abzulösen). Die (ehemals auf Grund ihres wertvollen Holzes begehrten Wälder)<br />
der heute von der noch bestehenden „Hochwasserdynamik“ abgeschnittenen<br />
mineralischen, gut nährstoffversorgten und höher gelegenen Standorte an den<br />
Niederungen mit lehmigen Bodenverhältnissen wären mit Flatterulmen-Stieleichen-<br />
70
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Hainbuchenwald im Komplex mit Erlen-Eschen-Flatterulmenwald bedeckt; im Naturpark<br />
i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> träte dies voraussichtlich nur in der Niederung südöstlich von Tremmen<br />
und nördlich der Plauer Gartenstadt ein. Der ebenfalls auf gut wasser- und<br />
nährstoffversorgten, eher staunassen Standorten im höheren Auenbereich wachsende<br />
Pfeifengras-Stieleichen-Hainbuchenwald würde im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nur<br />
kleinflächig an der unteren Buckau bei Wendgräben wachsen. Im Gegensatz dazu wäre<br />
der Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald im Komplex mit Faulbaum-Buchenwald<br />
deutlich weiter verbreitet; er würde die gut wasser- und nährstoffversorgten höheren<br />
Lagen der Niederungen und Niederungsränder von <strong>Havel</strong>, Emster und Plane und auch<br />
den entwässerten anmoorigen Bereich von Busendorf und Klaistow einnehmen. Auf den<br />
noch höher liegenden, noch etwas trockeneren Niederungslagen – sie werden heute von<br />
den relativ neuen Bereichen der Ortslagen Prützke, Göttin, Krahne, Eigene Scholle und<br />
der östlichen Wasserfassung Mahlenzien eingenommen – würde der Waldreitgras-<br />
Winterlinden-Hainbuchenwald im Komplex mit Hainrispengras-Winterlinden-<br />
Hainbuchenwald stocken. Der Hainrispengras-Winterlinden-Hainbuchenwald im Komplex<br />
mit Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald würde ausschließlich kleinflächig auf gut<br />
nährstoffversorgten Standorten in der Planeniederung wachsen. Ebenfalls nur im Westen<br />
des Naturparks würde randlich auf den lehmigeren ehemaligen Sedimentationsräumen<br />
der Temnitz und der Plane südwestlich der Eigenen Scholle und in der Niederung des<br />
(künstlichen) Schlangengrabens zwischen Butterlake und Tieckow würde der Pfeifengras-<br />
Moorbirken-Stieleichenwald im Komplex mit Pfeifengras-Stieleichen-Buchenwald<br />
vorkommen. Ebenfalls auf lehmigeren Standorten am Westrand der Grundmoränenplatte<br />
bei Krahne, Reckahn und Göttin, aber auch im Sedimentationsbereich westlich der<br />
Buckau im heutigen NSG Gränert wäre der Straußgras-Eichenwald zu erwarten. Der<br />
Drahtschmielen-Eichenwald im Komplex mit Straußgras-Eichenwald wäre auf den<br />
trockeneren, sandig-lehmigen Standorten nordöstlich von Wollin bis nach Wilhelmsdorf<br />
und am Südostufer des Breitlingsees anzutreffen. Ebenfalls auf lehmigeren,<br />
sickerwasserversorgten Standorten, aber diesmal auf den Kuppen der Eisrand- und<br />
Stauchmoränenlagen von Phöbener Berg („Hauberge“ !), Eichelberg (sic!) Deetz und<br />
Götzer Berg, würde der Schattenblumen-Buchenwald wachsen. Auf den<br />
nährstoffreicheren, sandigeren und damit schwächer sickerwasserversorgten (trockenen)<br />
Standorten der Grundmoränenflächen, die heute überwiegend als Forsten und nur<br />
untergeordnet und mit schwächeren Ertrag als Äcker bewirtschaftet werden, würde<br />
dagegen weiträumig im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> der Straußgras-Traubeneichen-<br />
Buchenwald im Komplex mit Weißmoos-Buchenwald stocken. Nur kleinräumig wäre der<br />
Rasenschmielen-Buchenwald anzutreffen; er würde nordwestlich von Phöben, bei<br />
Fernewerder und im Nordosten von Wusterwitz wachsen. Schließlich wären die übrigen<br />
höher liegenden, gut nährstoffversorgten aber eher trockeneren Grundmoränenstandorte<br />
mit Hainrispengras-Hainbuchen-Buchenwald vereinzelt mit Rasenschmielen-Buchenwald<br />
bedeckt. Diese Standorte bilden heute die erfolgreich seit dem frühen Mittelalter<br />
bewirtschafteten Ackerstandorte und Obstbauregionen z. B. von Falkenrehde – Ketzin,<br />
nordwestlich von Tremmen, Zachow, Roskow und Weseram, um Bochow, Emstal, Rädel,<br />
Lehnin, Michelsdorf oder um Fohrde.<br />
In der Rangfolge der prozentualen Anteile der zu Klassen zusammengefassten<br />
Vegetationstypen<br />
- Bodensaure Hainsimsen-Buchenwälder 31,3<br />
- Waldmeister-Buchenwälder 19,8<br />
- Auen- und Niederungswälder 17,8<br />
- Schwarzerlenwälder der Niedermoore 11,7<br />
- Gewässer-, Ufer- und Verlandungsvegetation 8,6<br />
71
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
- Grundfeuchte Stieleichen-Hainbuchenwälder 5,5<br />
- Bodensaure grundwasserferne Drahtschmielen-Eichenwälder 3,2<br />
- Grundwasserferne Traubeneichen-Winterlinden-Hainbuchenwälder 1,1<br />
- Nachhaltig veränderte Landschaften 0,5<br />
- Bodensaure grundfeuchte Moorbirken-Stieleichenwälder 0,4<br />
- Wälder dystroph-oligotropher Moore 0,1<br />
fällt die starke Dominanz der mittleren Standorte, auf denen Buchenwälder stocken<br />
würden, auf. Damit würden Buchenwälder über die Hälfte des Naturparks, die lehmigen,<br />
sickerwasserdominierten Standorte, und die Vegetationstypen der Niederungen über ein<br />
Drittel des Naturparks i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bedecken. Grundfeuchte Wälder der<br />
Niederungsränder würden dagegen nur etwa 1/20 des Naturparks bedecken, während<br />
der Anteil der grundwasserfernen Wälder noch unter 5% liegen würden.<br />
j 2.3 Zielsetzungen für Ökosysteme und Artenausstattung<br />
Aus der Biotoptypenausstattung, den im Gebiet lebenden Pflanzen und Tieren und der<br />
heutigen potentiellen natürlichen Vegetation werden die folgenden Zielsetzungen für den<br />
Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> abgeleitet:<br />
1. Erhalt der in den Naturschutzgebieten und den anderen naturschutzfachlich<br />
bedeutsamen Gebietskomplexen vorkommenden Standortbedingungen,<br />
Lebensraum und Artenausstattungen sowie Wiederherstellung geeigneter<br />
beeinträchtigter Lebensbedingungen.<br />
2. Vorrangige Sicherung und Entwicklung von Standorten der Flussniederungen, der<br />
Niedermoore, der Torfmoosmoore, der Binnensalzstellen und der Trockenrasen.<br />
3. Vorrangige Wiederherstellung und Sicherung von Standorten der Stieleichen-<br />
Hainbuchen-Wälder, der Traubeneichen-Wälder und der Rotbuchenwälder.<br />
4. Pflege und Entwicklung sowie Wiederherstellung von geeigneten<br />
Standortbedingungen für die naturschutzfachlich bedeutsamen Biotope, Pflanzen<br />
und Tiere vorrangig durch regionale Institutionen sowie unter möglichst auch<br />
ökonomisch nachhaltigen Bedingungen<br />
5. Entwicklung von Landnutzungen mit standortgerechten Intensitäten mit vorrangiger<br />
Extensivierung vor allem in den Randbereichen zu naturschutzfachlich<br />
bedeutsamen Gebieten.<br />
6. Beachtung der heutigen potentiellen natürlichen Vegetation bei der Begründung<br />
und Entwicklung von Gehölz- und Baumbeständen sowie der Wiederherstellung<br />
von Standortbedingungen.<br />
j 2.4 Biotopverbund<br />
Biotopverbundplanungen sind sowohl nach den Naturschutzgesetzen für Deutschland<br />
und Brandenburg als auch nach der FFH-Richtlinie der EU aufzustellen. Für die<br />
Bundesreublik Deutschland hat das Bundesamt für Naturschutz [BfN] sowohl eine<br />
Zusammenstellung der Biotopverbundplanungen der Länder als auch ein Konzept der<br />
Lebensraumkorridore, die durch Pflanzen und Tiere, aber auch Menschen zur Erholung,<br />
genutzt werden können, entwickelt (BfN 2005). Die länderübergreifenden<br />
Biotopverbundplanungen in der Zusammenstellung des BfN zeigen für das westliche<br />
Brandenburg, dass durch den föderalen Ansatz der länderübergreifende Verbund auf die<br />
Elbaue und die Wälder des hohen Flämings beschränkt bleibt und die übrigen<br />
72
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Verbundlinien Brandenburgs an der Landesgrenze enden. Hingegen ist die Konzeption<br />
der Lebensraumkorridore durch das BfN länderübergreifend angelegt. Der Naturpark i.V.<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> umfasst hiernach mehrere Abschnitte der Korridore überwiegend für Arten<br />
der Niederungen und Flusstäler (Hauptkorridor entlang der <strong>Havel</strong>, ergänzende Korridore<br />
entlang der Emster, der Plane und der Beetzseerinne). Darüber hinaus bildet die<br />
Waldlandschaft im Süden des Naturparks i.V. einen ergänzenden Korridor für Arten der<br />
Wälder und Halboffenlandschaften.<br />
Das Land Brandenburg hat Vorgaben für den Biotopverbund vor allem im<br />
Landschaftsprogramm (MLUR 2001) aufgestellt. Nach dem räumlichen Leitbild ist es Ziel<br />
des Landes, den überwiegenden Teil der Kernflächen des Naturschutzes untereinander<br />
und mit den für Naturschutz und Landschaftspflege wichtigen Gebieten der angrenzenden<br />
Bundesländer und Polens zu verbinden und zu vernetzen. Im Zentrum des Räumlichen<br />
Leitbildes stehen hierbei u.a. die „Südschiene“ des Baruther Urstromtals (mit dem<br />
Planetal) sowie die untere <strong>Havel</strong> als Verbindung zum unteren Elbtal. Der mittleren <strong>Havel</strong><br />
wird herausragende Bedeutung als Verbindung zwischen Südschiene/unterer <strong>Havel</strong> und<br />
Berlin zugewiesen. Weitere Vorgaben für den Biotopverbund bestehen in den<br />
landesweiten Zielen zum Fließgewässerschutz (Kap. 3.3.3 des Landschaftsprogramms).<br />
Hiernach besitzen die Gewässer im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> folgende Funktionen:<br />
<strong>Havel</strong> Verbindungsgewässer mehrerer Naturräume; Sicherung der Durchgängigkeit;<br />
Ziele: Wasserqualität und Bettstruktur müssen so beschaffen sein, das sie keine<br />
unüberwindbaren Hindernisse für wandernde Tierarten oder sich ausbreitende<br />
Tier- und Pflanzenarten darstellen (mit Qualitätszielen)<br />
Plane Hauptgewässer; Kernstück des Fließgewässerschutzsystems; Ziele: alle<br />
landschaftstypischen Biotopstrukturen und Lebensgemeinschaften sollen von der<br />
Quelle bis zur Mündung enthalten und nachhaltig gesichert sein<br />
Das Landschaftsprogramm gibt vor, dass diese Qualitäten in den Planungen des Landes<br />
und nachgeordneter Planungsebenen besonders zu berücksichtigen sind sowie, dass<br />
Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen auf diese Gewässer zu konzentrieren sind.<br />
Darüber hinaus sind ausreichend viele Nebengewässer eines Hauptgewässers zur<br />
Stabilisierung seiner Lebensgemeinschaften in einen natrunahen Zustand zu versetzen.<br />
Entlang der Fließgewässer sind ausreichend breite Räume zu entwickeln, die die<br />
natürliche Veränderungsdynamik der Gewässer ermöglichen. Auf der regionalen und<br />
örtlichen Planungsebene können und sollen Ergänzungen dieser landesweiten Auswahl<br />
an Hauptgewässern vorgenommen werden.<br />
Untersetzt werden die Biotopverbundplanungen durch die Landschaftsrahmenpläne [LRP]<br />
der Landkreise bzw. kreisfreien Städte. Im LRP des Landkreises Potsdam-Mittelmark<br />
(UMLAND 2006) wird die Bedeutung naturschutzfachlich geeigneter Gebiete nach<br />
national/länderübergreifend, landesweit/überregional und regional unterschieden;<br />
weiterhin werden Entwicklungsflächen und Entwicklungsbereiche für Kleingewässer und<br />
Verbundelemente zwischen Kleingewässern identifiziert. Als für den Biotopverbund<br />
bedeutsame Räume werden in den LRP eingestuft 4 :<br />
nationale / länderübergreifende Bedeutung:<br />
- <strong>Havel</strong>niederung unterhalb von Werder (� Berlin) bis zum Ostrand von<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong> (die angrenzenden Niederungen sind<br />
Entwicklungsflächen)<br />
- Rietzer See (Entwicklungsflächen im Süden und Südosten)<br />
4 Diese differenzierte Unterscheidung erfolgt nur im LRP für Potsdam-Mittelmark; die Darstellungen in<br />
den LRP für Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, den Altkreis Brandenburg-Land und ## wurden entsprechend<br />
interpretiert.<br />
73
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
- Hackenheide (TÜP Brück)<br />
- <strong>Havel</strong> und <strong>Havel</strong>seen ab BRB/Luckenberger Brücke über Plaue und den Pritzerber<br />
See (� untere <strong>Havel</strong> / Elbe).<br />
landesweite/überregionale Bedeutung (überwiegend mit hohem Anteil an<br />
Entwicklungsflächen):<br />
- Niederung von großem Plessower See Richtung Phöben und entlang der<br />
Bahntrasse nach Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />
- Lehnin / Klostersee – Netzener See (Rietzer See, s.o.) - <strong>Havel</strong><br />
- Grünland von Saaringen – Fuchsbruch (� <strong>Havel</strong>, � Beetzseerinne)<br />
- Planeniederung (� Fläming, � Baruther Urstromtal) mit Plane und Krahner Busch<br />
zum Breiten Bruch<br />
- Zug von Möserschem See über Heiligem See zu großem und kleinem<br />
Wusterwitzer See zum Elbe-<strong>Havel</strong>-Kanal (� Elbe) und der Großen Freiheit<br />
- Buckau und Verlorenwasserbach (� Fläming) mit dem Gränert zu den<br />
Brandenburger Seen / der <strong>Havel</strong> (� Elbe)<br />
regionale Bedeutung:<br />
- Lehniner Mittelheide,<br />
- <strong>Havel</strong> im Siedlungsgebiet von Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />
- Zug von Görnsee – Dunkelsee – Rossdunk zum Breiten Bruch<br />
- <strong>Havel</strong>/Staarbruch – Breites Bruch – Planeniederung – Stadthavel<br />
Vor dem Hintergrund der Forderung, Fließgewässer für die Wanderung von Fischen und<br />
anderen Wasserorganismen durchgängig zu gestalten, sind im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> die folgenden wesentlichen Wanderungshindernisse festzustellen:<br />
<strong>Havel</strong> in Brandenburg an der <strong>Havel</strong>: Stadtkanal / Sportbootschleuse, Stadthavel<br />
/ Mühlenstaue, Silokanal / Vorstadtschleuse 5<br />
Emster Mühlenstau Lehnin, Schöpfwerk Netzen* 6 , Schöpfwerk Streng*,<br />
Schöpfwerk Gollwitz/Emster*, Schöpfwerk Gollwitz/<strong>Havel</strong>*<br />
Jakobsgraben Schöpfwerk Schützenworth*, Bahntrasse, B 1/102<br />
Plane Mühlenstau Göttin, Stauköpfe*<br />
Buckau Mühlenstau neue Mühle (Umgehung im Bau)<br />
Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Bettstrukturen einer Reihe auch der größeren<br />
Fließgewässer im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zum Teil erheblich von der natürlichen<br />
Morphologie abweicht, so dass die Forderungen des Landschaftsprogramms nicht erfüllt<br />
werden. Beispiele hierfür sind der Emsterkanal (Emsterlauf praktisch ohne<br />
Verbundfunktion), die Neue Plane ober- und unterhalb von Göttin oder die Alte Plane auf<br />
Höhe von Göttin (geringe Beaufschlagung). Die unmittelbar an die <strong>Havel</strong> angrenzenden<br />
Niederungen besitzen in Folge der weiträumigen Eindeichungen praktisch nur über<br />
Grabensysteme, überwiegend mit Schöpfwerken, Verbindung zur <strong>Havel</strong>. Hier sind weder<br />
die Gewässerstruktur naturnah noch eine naturnahe Wasserstandsschwankung<br />
gewährleistet. Die einzige Ausnahme bildet das Staarbruch zwischen Wust und der<br />
brandenburger Neustadt.<br />
j 2.5 Zielsetzungen Biotopverbund<br />
Für den Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden die folgenden Ziele für den Biotopverbund<br />
aufgestellt:<br />
5 In Brandenburg an der <strong>Havel</strong> wird derzeit mit erheblichem Aufwand eine Durchgängigkeit<br />
hergestellt (Mühlengraben am Stadtkanal, Reissnersches Gerinne am Mühlendamm, Fischpass am Wehr<br />
Krakau)<br />
6 Sterne (*) kennzeichnen Hindernisse für die Laichwanderung auf überstautes Land.<br />
74
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
1. Erhalt der Qualitäten im Biotopverbund der Gewässer und Niederungen<br />
2. Wiederherstellung der Durchgängigkeit der <strong>Havel</strong>-Nebengewässer<br />
3. Erhalt und Wiederherstellung der naturnahen Strukturen an den Fließgewässern<br />
inkl. deren Ufer und unmittelbar beeinflussten Räumen (eigentliche Auen, heute<br />
allerdings praktisch ohne Abflussdynamik)<br />
4. Schaffung eines naturnahen Systems vom Verbindungsgewässer <strong>Havel</strong> (ggf. über<br />
Hauptgewässer) zu überstaubaren Auen, um Laichwanderungen zu ermöglichen<br />
5. Entwicklung und Sicherung eines Systems von Trockenlebensräumen, die ein<br />
Überleben standorttypischer Arten gewährleisten<br />
6. Entwicklung und Sicherung eines Systems von älteren und alten<br />
Laubbaumbeständen, die ein Überleben standorttypischer Arten gewährleisten<br />
7. Einbindung der Biotopverbundmaßnahmen in Angebote der naturnahen Erholung<br />
und der Umweltbildung<br />
8. Entwicklung von wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten für Elemente des<br />
Biotopverbundes, um den langfristigen Erhalt zu sichern<br />
j 2.8 Landschafts-Leitbilder<br />
Für das Bundesamt für Naturschutz haben FINKH et al. (2002) als Referenz für die<br />
Bewertung von Zuständen, Nutzungen und Entwicklungen in der Landschaft sog.<br />
Landschafts-Leitbilder für das nordostdeutsche Tiefland aufgestellt. Hintergrund war, dass<br />
bei der Entwicklung regionaler Naturschutzziele bundesweite Aspekte einfliessen sollten;<br />
auch, um überregionale räumliche Planungen wie beispielsweise<br />
Biotopverbundplanungen besser aufeinander abstimmen zu können. Da diese Aspekte<br />
eine objektivere Betrachtung möglicher Ziele für die Entwicklung des Naturpark i.V.<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> gestatten, sollen die Ergebnisse von FINKH et al. hier für die<br />
naturräumlichen Einheiten zusammengefasst dargestellt werden.<br />
- 81 (D12) Mittelbrandenburgische Platten und Niederungen: Charakteristisch ist der<br />
Wechsel von waldreichen und überwiegend ackerbaulich genutzten Gebieten. Der<br />
Waldanteil liegt mit 41% weit über dem Bundesdurchschnitt von 29%. der<br />
Ackeranteil liegt mit ca. 37% im Bundesdurchschnitt. Besonders hoch ist er u.a. in<br />
der Nauener Platte, dem Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet und der Karower<br />
Platte. Der Grünlandanteil liegt mit ca. 10% unter dem Bundesdurchschnitt von ca.<br />
17%, eine Ausnahme bildet nur das Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet (20%)<br />
und das Baruther Tal (24%). Von bundesweiter Bedeutung sind vor allem die<br />
bodenständigen Waldbiotoptypen des Naturraums wie Eichen-Hainbuchenwälder,<br />
Erlenbrüche und bachbegleitende Erlen-Eschen-Wälder sowie kontinental<br />
geprägte Kiefern-Eichenwälder besonders auf Dünen und Birken-Eichenwälder auf<br />
feuchten Sandstandorten der Niederungen. Hohe Bedeutung besitzen auch die<br />
Binnensalzstellen, die trockenen Offenlandlebensräume (vor allem auf<br />
Truppenübungsplätzen) und die naturnahen Fließgewässerabschnitte (Plane). Von<br />
den ehemals großflächigen Grünlandlebensräume sind viele inzwischen in<br />
Ackerland überführt oder zu Anssatgrünland degradiert worden. Generell besteht<br />
75
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
ein Defizit an naturraumtypischen Waldgesellschaften. zur Entwicklung sind<br />
monotone flächige Kiefernaufforstungen vor allem in Naturschutzvorrangflächen in<br />
standortheimische Laubwälder umzuwandeln; dabei sind Umtriebszeiten, Tot- und<br />
Altholzanteil sowie Flächen ohne forstliche Nutzung zu erhöhen. Naturnahe<br />
kiefernreiche Eichenwälder sollen gezielt gefördert oder neu begründet werden. In<br />
den Niederungen sollen Bruch- bzw. Auenwälder erhalten bzw. entwickelt werden.<br />
Dies gilt insbesondere für die Entwicklung bzw. Neuanlage von Weich- und<br />
Hartholzauen an u.a. der <strong>Havel</strong>. Moorwälder sollen ebenso wie die Zwischen- und<br />
Übergangsmoore in Schutzgebiete überführt und vollständig aus der Nutzung<br />
genommen werden. Ein weiterer Schwerpunkt im Naturraum sollte die<br />
Grünlandentwicklung vor allem in den Niederungen sein. Auf Niedermoorböden<br />
sollte eine Wiederernässung eingeleitet werden. Stillgewässer sollen mit ihren<br />
Ufer- und Verlandungsbereichen erhalten und entwickelt werden. Die naturnahen<br />
Abschnitte der Fließgewässer müssen erhalten und die übrigen Bereiche möglichst<br />
renaturiert werden. Für die Seen und Fließgewässer müssen Lenkungskonzepte<br />
für die touristische Nutzung erstellt werden. In den Auen der größeren Flüsse wie<br />
u.a. der <strong>Havel</strong> sollten Teilbereiche rückgedeicht werden. Die Binnensalzstellen<br />
müssen unbedingt in ihrem Gesamtbestand erhalten bleiben. Auf den<br />
(ehemaligen) Truppenübungsplätzen sollte auch ein bedeutender Anteil der derzeit<br />
vorhandenen Heiden und Sandtrockenrasen erhalten werden.<br />
- 873 Untere <strong>Havel</strong>niederung: Waldflächenanteil ca. 30%, Grünlandanteil ca. 20%,<br />
Ackeranteil ca. 30 – 40%. Die Fließgewässer zählen geomorphologisch zu den<br />
bedeutensten Vorkommen ihres Typs in Deutschland; sie und die Reste von<br />
Auenwäldern sind von besonderer Bedeutung. Von überregionaler Bedeutung sind<br />
Biotope wie Stromtalwiesen, Nass- und Feuchtwiesen/-weiden, Großseggenriede,<br />
Hochstaudenfluren, Röhrichte und Feuchtgebüsche u.a.;sie müssen wirkungsvoll<br />
gesichert werden. Auetypische Trockenbiotope sind naturnah zu entwickeln;<br />
Kiefernforste in standorttypische Birken-Eichenwälder umzuwandeln. Sonstige<br />
naturraumtypische Wälder wie Erlen- und Birkenbruchwälder, Eichen-<br />
Hainbuchenwälder und Birkenmoorwälder sind zu sichern und wiederzubegründen.<br />
Die landwirtschaftlich genutzten Landschaftsteile sind zu strukturieren.<br />
j 2.9 Zielsetzungen aus den Landschafts-Leitbildern<br />
FINKH et al. (2002) stellen die aus der bundesweiten Betrachtung der Landschafts-<br />
Leitbilder abgeleiteten Ziele für die Naturräume tabellarisch zusammengefasst dar.<br />
Tabelle4.2.4 gibt die wesentlichen Aussagen für den Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wider.<br />
76
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Tab: 4.2.4: Zielsetzungen von FINKH et al. (2002) für die Naturräume des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> 7<br />
Naturraum Zuwachs der Gewerbe-, Verkehrs- und<br />
810 Nauener Platte;<br />
812 Brandenburg-<br />
Potsd. <strong>Havel</strong>gebiet<br />
Siedlungsflächen<br />
Waldfläche<br />
< 1% + 6%<br />
25<br />
(15%)<br />
813 Lehniner Land
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Typ BB-Nr. Name des Schutzgebiets EU-Nr. In Kraft ab<br />
1195 Krahner Busch 3641-507 30.07.1997<br />
1406 Gränert 3640-501 20.02.1998<br />
1407 Stadthavel 3641-505 28.02.2003<br />
1477 Große Freiheit bei Plaue 3540-501 28.02.2003<br />
1478 Buhnenwerder-Wusterau 3640-502 12.03.2003<br />
1504 Falkenrehder Wublitz 3443-501 05.06.2002<br />
1509 Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der 3642-502 12.10.1996<br />
Emster<br />
LSG 2012 Westhavelland 3340-602 29.05.1998<br />
2038 Potsdamer Wald- und <strong>Havel</strong>seengebiet 3643-601 09.06.1998<br />
2042 Brandenburger Wald- und Seengebiet 3640-602 15.05.2002<br />
2058 Krahner Busch 3641-601 30.01.1959<br />
2071 Schmerzker Busch 3641-602 19.10.1972<br />
2072 Lehniner Wald- und Seengebiet 3642-601 28.06.2005<br />
2074 Görnsee und Görnberg 3641-603 19.10.1972<br />
2145 Ketziner Bruchlandschaft 3542-602 02.07.1992<br />
2192 Brandenburger Osthavelniederung 3542-603 26.09.1998<br />
FFH 70 Obere Wublitz DE 3543-302<br />
90 Wolfsbruch DE 3543-304<br />
91 Große Freiheit bei Plaue DE 3641-303<br />
94 Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der DE 3642-301<br />
Emster<br />
96 Krahner Busch DE 3641-304<br />
116 Rietzer See DE 3642-302<br />
117 Niederung der Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See DE 3339-301<br />
194 Große Freiheit bei Plaue DE 3540-301<br />
195 Gränert DE 3541-301<br />
197 Ketziner <strong>Havel</strong>inseln DE 3542-301<br />
200 Kleiner Plessower See DE 3643-301<br />
201 Krielower See DE 3543-301<br />
219 Stadthavel DE 3641-305<br />
274 Gränert DE 3640-301<br />
503 Deetzer Hügel DE 3542-302<br />
592 Beetzsee-Rinne und Niederungen DE 3442-304<br />
608 Steppenhügel im <strong>Havel</strong>land DE 3542-304<br />
610 Kolpinsee und Mückenfenn DE 3642-303<br />
611 Streuwiesen bei Werder DE 3643-304<br />
622 Deetzer Hügel Ergänzung DE 3542-303<br />
636 Michelsdorfer Mühlberg DE 3642-304<br />
641 Buckau und Nebenfließe Ergänzung DE 3640-302<br />
646 Hackenheide DE 3742-302<br />
653 Plane Ergänzung DE 3641-306<br />
655 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung DE 3542-305<br />
SPA 7002 Niederung der Unteren <strong>Havel</strong> DE 3339-402<br />
7010 Große Freiheit bei Plaue DE 3642-401<br />
7021 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>niederung DE 3542-421<br />
7022 Fiener Bruch DE 3640-421<br />
78
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
FFH-Gebiet<br />
Naturschutzgebiet<br />
Vogelschutzgebie<br />
t<br />
Landschaftsschutzgebiet<br />
Abb. 4.4. Festgesetzte Natur- und Landschaftsschutzgebiete und gemeldete FFH- und<br />
Vogelschutzgebiete im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.G.<br />
Im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> liegen 4.896,45 ha Naturschutzgebiete. Bei einer<br />
Naturparkgröße von 61,895,21 ha entspricht dies 7,91% der Fläche. Die<br />
Landschaftsschutzgebiete machen mit 32.176,34 ha 51,98% der Fläche des Naturpark<br />
i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> aus. Damit ist die Bedingung des §26 Abs 1 Nr. 1 BbgNatSchG, nach<br />
der Naturparke überwiegend aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten bestehen<br />
müssen, erfüllt. Da allerdings die NSG Rietzer See, Große Freiheit bei Plaue, Stadthavel,<br />
Rossdunk und Falkenrehder Wublitz (sowie das NSG i.V. Dunkelsee) kein Teil eines<br />
Landschaftsschutzgebiets sind, sind weitere 1.639,27 NSG zu den LSG hinzurechnen.<br />
Damit sind im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> insgesamt 54,6% der Fläche als Natur- und<br />
Landschaftsschutzgebiete festgesetzt.<br />
Für die festgesetzten Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind in den Verordnungen<br />
Schutzzwecke definiert, aus denen die vorrangigen Ziele, denen die Gebietsausweisung<br />
dienen soll, hervorgehen. Die wesentlichen Inhalte der Schutzgebietsverordnungen sind<br />
im Anhang zusammengefasst.<br />
79
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Über die Schutzgebiete des Landes hinaus bestehen weitere flächenhafte<br />
Schutzobjekte 9 , die die Landkreise bzw. die Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> beschlossen<br />
haben:<br />
Typ Landkreis nächster Ort<br />
GLB PM Alter Kanal Bensdorf<br />
PM Bruchwald Götzer Berge Deetz<br />
PM Feldmark Mötzow- Lünow Mötzow, Lünow<br />
PM Götzer See Götz<br />
PM Großer Bruch Briest Briest<br />
PM Jeseriger See Jeserig<br />
PM Kellner Fenn Lehnin<br />
PM Klosterwiesen Lehnin Lehnin<br />
PM Knüppeldämme Lehnin Lehnin<br />
PM Krahnepfuhl Briest<br />
PM Michelsdorfer Mühlberg<br />
PM Päwesiner Lötz Päwesin, Roskow<br />
PM Rietzer See Kinewerder Netzen<br />
PM Vogelschutzgehölz Rietzer See Schenkenberg<br />
PM Voßwerder Rietz,Wust<br />
PM Wachtelberg Götz Deetz<br />
BRB Försterwiesen Görden<br />
BRB Weinberg (Hohe Warte) Klein Kreutz<br />
BRB Mittelbruch Klein Kreutz<br />
BRB Krauseberg und Hohe Warte Klein Kreutz<br />
BRB Breites Bruch Schmerzke (Stammwiesen) Schmerzke<br />
HVL ##<br />
FND PM Alter Weinberg Töplitz<br />
PM Dammwiesen Trechwitz Trechwitz<br />
PM Deetzer Pfuhl Groß Kreutz<br />
PM Kleiner Zernowsee Werder<br />
PM Königsberg Deetz Deetz<br />
PM Krielower Berge Krielow<br />
PM Loch Rädel Rädel<br />
PM Orchideenwäldchen Reckahn Reckahn<br />
PM Orchideenwiese Schenkenberg Schenkenberg<br />
PM Salzstelle Trechwitz Trechwitz<br />
PM Spring Wusterwitz Wusterwitz<br />
PM Uferwiesen Plessower See Werder<br />
PM Wachower Lötz Päwesin, Wachow<br />
PM Werdereck Wusterwitz<br />
BRB Am Gördenbahnhof Görden<br />
BRB Pfefferländer Weg I und II Eigene Scholle<br />
BRB Teich am Buchenweg Eigene Scholle<br />
BRB Orchideenwiese Weseram Saaringen<br />
HVL ##<br />
9 Grundlage ist der § 24 des brandenburgischen Naturschutzgesetzes. Es bedeuten: GLB –<br />
Geschützter Landschaftsbestandteil, FND – Flächenhaftes Naturdenkmal<br />
80
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Weiterhin sind die Parkanlagen in Briest, Fohrde, Gollwitz, Reckahn und auf<br />
Buhnenwerder als geschützte Parks festgesetzt (LAUB 1993, UMLAND 2006).<br />
j 4.2 Naturschutzgebiete<br />
Aus der Auswertung der Schutzgebietsverordnungen wird deutlich, dass als<br />
schutzwürdige und –bedürftige Areale im Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> i.V. vor allem<br />
Gewässer und gewässernahe Lebensräume erkannt wurden, während z. B.<br />
trockenheitsgeprägte Biotopkomplexe wie etwa die Hügel nördlich Schmergow oder die<br />
Westkuppe des Eichelbergs bei Deetz nicht als Naturschutzgebiet, auch nicht zur<br />
Entwicklung, gesichert wurden 10 . Nach Feuchteklassen differenziert, nennen die<br />
Schutzgebietsverordnungen etwa gleich viele zu schützende Bestände der Gewässer und<br />
Gewässerufer wie der feuchten Standorte. Bestände der mittleren und der trockenen<br />
Standorte werden demgegenüber stark untergeordnet aufgeführt (nur je etwa 10% der<br />
Nennungen).<br />
Besondere Bedeutung für den Naturschutz im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> haben die<br />
Binnensalzstellen, deren Salzwiesen in dem Naturschutzgebiet Rietzer See geschützt<br />
sind 11 . Dieser Biotoptyp gehört zu den durch menschliche Landnutzung entstandenen<br />
Lebensräumen der extensiven Kulturlandschaft und ist dementsprechend von<br />
menschlicher Nutzung bzw. Pflege abhängig. Zwischen 2006 und 2010 erfolgt die Pflege<br />
der drei wesentlichen Binnensalzstellen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> über das EU-<br />
LIFE-Projekt Binnensalzstellen in Trägerschaft von NaturSchutzFonds Brandenburg,<br />
Heinz-Sielmann-Stiftung und Landesumweltamt Brandenburg. Darüber hinaus ist die<br />
Trägerschaft der Pflege nicht gesichert, allerdings erfolgt im Rahmen des EU-LIFE-<br />
Projekts die Flächensicherung, so dass eigentumsrechtliche Probleme der<br />
Bestandssicherung nicht entgegenstehen. Ungeklärt ist bislang, auf welchem Weg die<br />
wasserwirtschaftlichen Bedingungen vor allem im Raum des Rietzer Sees auch an den<br />
Bedarf der Salzwiesenvegetation angepasst werden kann.<br />
Trockenbiotope sind im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Schutzobjekte der NSG <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong>, Rietzer See, Stadthavel, Große Freiheit bei Plaue und Buhnenwerder-Wusterau.<br />
Diese Schutzgebietsausweisungen decken den gesamten Bestand und damit die<br />
Variationsbreite der Trockenbiotope im Raum der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> nicht ab. So sind vor<br />
allem die großflächigen Heidestandorte in den militärischen Übungsplätzen Schwarzer<br />
Berg nordwestlich von Brielow und Hackenheide zwischen Lehnin und Brück keine Teile<br />
festgesetzter Schutzgebiete. Ein Erhalt dieser Vegetation beispielweise nach Wegfall der<br />
militärischen Nutzung ist nicht gewährleistet; die administrative Meldung als FFH-Gebiet<br />
ist hier nicht ausreichend.<br />
Wälder werden durch die NSG-Verordnungen vor alem als Feuchtwälder wie z. B. in den<br />
NSG Gränert oder Rossdunk und als Restbestände älterer Laubwälder wie z. B. in den<br />
NSG Große Freiheit bei Plaue oder Lehniner Mittelheide und Quellgebiet der Emster<br />
geschützt. Allerdings ist auch in diesen Gebieten eine standortangepasste<br />
forstwirtschaftliche Nutzung gestattet, ohne dass deren Rahmenbedingungen weiter<br />
untersetzt sind. Grundsätzlich fällt auf, dass vor allem an der <strong>Havel</strong> und dem<br />
Emstersystem Wälder nur als schmälere Galeriewälder bestehen und überwiegend<br />
niedrigen Alters sind (Ketziner Bruch, Bruchgebiet Deetz-Götz, Wuster Erdelöcher). Diese<br />
„Wälder“ haben den Charakter von ausgewachsenen Spontanwäldern auf aufgelassenen<br />
10<br />
Die Beispiele wurden jedoch als FFH-Gebiete 608 / DE 3542-304 sowie 503 / DE 3542-302 33 und<br />
622 / DE 3542-303 gemeldet.<br />
11<br />
Weitere Binnensalzstellen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bestehen am Beetzsee und am Großen<br />
Plessower See; diese sind jedoch nicht als NSG geschützt.<br />
81
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Restlandschaften und weisen eine geringe waldtypische Stabilität beispielsweise<br />
gegenüber Stürmen auf.<br />
Perspektivisch von Bedeutung für die Sicherung von Landschaftsausschnitten im<br />
Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist, dass durch das Landesumweltamt Brandenburg ein<br />
Defizit an geschützten Flächen gesehen wird (LUA 2001). Defizite bestehen danach vor<br />
allem bei den trockeneren, lehmigeren und landwirtschaftlich genutzten<br />
Grundmoränenstandorten zwischen Michelsdorf – Göttin - Golzow sowie um Schmerzke.<br />
Geringerer Schutzbedarf soll bei den (derzeit) kiefernbestockten, trockenen, sandig bis<br />
sandig-lehmigen Kuppen- und Hochlagen des Götzer und des Deetzer Berges sowie der<br />
Zauche südlich von Lehnin bestehen. Für die übrigen Landschaftstypen im Naturpark i.G.<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wird kein Bedarf an weiteren Schutzgebieten gesehen.<br />
j 4.3 Zielsetzungen Naturschutzgebiete<br />
Für die Naturschutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden als Ziele der<br />
Naturparkausweisung festgelegt:<br />
1. Sicherung und Weite<strong>rent</strong>wicklung der geschützten Bestände vorrangig mit den<br />
Möglichkeiten der regionalen Landnutzung<br />
2. Sicherung und regionale Wiederherstellung von wasserwirtschaftlichen<br />
Bedingungen, die einen langfristigen Erhalt der niederungstypischen Bestände<br />
garantieren<br />
3. Erhalt und Verbesserung der Standortbedingungen für die Salzwiesenvegetation<br />
4. Entwicklung von forstwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die den langfristigen<br />
Erhalt der mageren bzw. trockenen Standorte und eine Entwicklung älterer<br />
Waldbestände ermöglichen.<br />
5. Prüfung der Möglichkeiten zum Erhalt weiterer Flächen vorrangig der<br />
Trockenstandorte und der Grundmoränenflächen<br />
6. Angemessene Erschließung von landschaftstypischen naturnahen Beständen für<br />
die landschaftsgebundene stille Erholung<br />
7. Vernetzung der Angebote der naturbezogenen Erholung und Umweltbildung<br />
zwischen verschiedenen Landschaftstypen, um ein umfassendes Erleben der<br />
Natur und der extensiven Kulturlandschaften an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> zu<br />
ermöglichen.<br />
j 4.4 Natura 2000<br />
Unter den zum europäischen Netzwerk von Schutzgebieten „Natura 2000“ zählen nach<br />
der FFH-Richtlinie die Besonderen Schutzgebiete nach der Vogelschutzrichtlinie (special<br />
protection area, SPA) und die eigentlichen „FFH-Gebiete“, d.h. Gebiete von<br />
gemeinschaftlicher Bedeutung.<br />
Der Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> überschneidet sich mit vier SPA-Gebieten:<br />
- <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>niederung (DE 3542-421)<br />
- Rietzer See (DE 3642-401)<br />
- Niederung der Unteren <strong>Havel</strong> (DE 3339-402)<br />
- Fiener Bruch (DE 3640-421)<br />
82
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Den weitaus größten Anteil besitzt der Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> am SPA-Gebiet<br />
„<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>niederung“, dessen anderer Teil im Naturpark Westhavelland liegt.<br />
Weiterhin liegt das SPA „Rietzer See“ vollständig im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>,<br />
während von den beiden anderen Gebieten nur geringe Anteile im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> liegen.<br />
Der Raum des Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> umfasst ganz oder in Teilen 28 als FFH-<br />
Gebiete gemeldete Räume. Von diesen sind 18 Gebiete Teile von Naturschutzgebieten.<br />
Nicht oder nur zum Teil als Schutzgebiete zur Erhaltung von Flora, Fauna und Biotopen<br />
nach deutschem Recht und mit eigenständiger Verordnung festgesetzt sind 10 FFH-<br />
Gebiete:<br />
- DE 3442-304 Beetzsee-Rinne und Niederungen<br />
- DE 3542-302 Deetzer Hügel<br />
- DE 3542-303 Deetzer Hügel Ergänzung<br />
- DE 3542-304 Steppenhügel im <strong>Havel</strong>land<br />
- DE 3542-305 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung<br />
- DE 3640-302 Buckau und Nebenfließe Ergänzung<br />
- DE 3642-303 Kolpinsee und Mückenfenn<br />
- DE 3642-304 Michelsdorfer Mühlberg<br />
- DE 3643-304 Streuwiesen bei Werder<br />
- DE 3742-302 Hackenheide<br />
Die zur Umsetzung von nicht durch Naturschutzgebietsverordnungen geschützten FFH-<br />
Gebieten in Brandenburg vorgesehenen Bewirtschaftungserlasse bestehen für keines der<br />
FFH-Gebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
Lebensraumtypen<br />
Nach den Standarddatenbögen für die 28 FFH-Gebiete an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> dienen die<br />
Schutzgebietsmeldungen u.a. dem Schutz von 24 Lebensraumtypen nach Anhang I der<br />
FFH-Richtlinie 12 . Verglichen mit der Ausstattung aller brandenburgischen FFH-Gebiete<br />
treten in den FFH-Gebieten des Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> die Lebensraumtypen<br />
6410, 6120, 6440, 1340............................................................deutlich häufiger<br />
3150, 9160, 7210, 91D0, 91D1, 4030.......................................häufiger<br />
6430, 3260, 6510, 2330, 6210, 7230, 7150, 9180, 91D2 .........etwa gleich häufig<br />
und<br />
91E0, 7140, 9190, 2310, 6240 .................................................seltener<br />
auf.<br />
Unter den deutlich häufiger im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> als im gesamten Land<br />
Brandenburg auftretenden Lebensraumtypen sind damit die<br />
prioritären Lebensraumtypen<br />
- 1340 *Salzwiesen im Binnenland und<br />
- 6120 *Trockene, kalkreiche Sandrasen<br />
und die typischen Lebensraumtypen der Feuchtgebiete und Auen<br />
12 Zu beachten ist, dass diese Lebensraumtypen in den Standarddatenbögen für die FFH-Gebiete<br />
gemeldet sind, aber bei größeren FFH-Gebieten, die über den Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> hinausgehen,<br />
nicht unbedingt in den Teilgebieten im Naturpark i.V. liegen müssen. Es handelt sich hier um eine<br />
statistische Auswertung.<br />
83
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
- 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen<br />
Böden (Molinion caeruleae) sowie<br />
- 6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion dubii).<br />
Für den Erhalt dieser Lebensraumtypen weist somit der Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> eine<br />
besondere Bedeutung auf. Dies wird verdeutlicht durch die Aufnahme der Salzwiesen am<br />
Rietzer See / Netzener See, am Beetzsee und am Großen Plessower See in das EU-<br />
LIFE-Projekt „Binnensalzstellen“ des NaturSchutzFonds Brandenburg, der Heinz-<br />
Sielmann-Stiftung und des Landesumweltamtes Brandenburg.<br />
Unter den häufiger als im Land Brandenburg an der mittleren <strong>Havel</strong> auftretenden<br />
Lebensraumtypen sind außerdem Einheiten wie<br />
3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder<br />
Hydrocharitions<br />
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald<br />
(Carpinion betuli) [Stellario-Carpinetum]<br />
7210 * Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae<br />
4030 Trockene europäische Heiden,<br />
die insgesamt den gut ausgebildeten und vielfältigen Bestand an geschützten<br />
Lebensräumen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> illustrieren.<br />
Dass unter den an der mittleren <strong>Havel</strong> seltener als im Land Brandenburg vorkommenden<br />
Lebensraumtypen ausgerechnet der Lebensraumtyp<br />
91E0 *Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion<br />
incanae, Salicion albae), d.h. Weichholzauenwälder und Erlen-Eschen-Wälder, und damit<br />
ein für Flachlandauen eigentlich typischer Biotopkomplex ist, verdeutlicht die<br />
Auswirkungen der bisherigen Landnutzungsintensitäten und auch der<br />
wasserwirtschaftlichen Zielsetzungen an der <strong>Havel</strong>.<br />
Unter den ganz oder zu Teilen im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> liegenden FFH-Gebieten<br />
weisen vor allem die Gebiete<br />
- Niederung der Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See (DE 3339-301)<br />
- Beetzsee-Rinne und Niederungen (DE 3442-304)<br />
- Rietzer See (DE 3642-302)<br />
- Buckau und Nebenfließe (DE 3740-302)<br />
- <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung (DE 3542-305)<br />
- Große Freiheit bei Plaue (DE 3540-301)<br />
eine hohe Anzahl an Lebensraumtypen auf. Allerdings liegen die Gebiete „Niederung der<br />
Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See“ und „Beetzsee-Rinne und Niederungen“ zu erheblichen Teilen<br />
im Naturpark Westhavelland und das Gebiet „Buckau und Nebenfließe“ überwiegend im<br />
Naturpark Hoher Fläming, so dass die Lebensraumtyp-reichsten FFH-Gebiete im<br />
Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> durch die Meldungen „Rietzer See“, „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Ergänzung“ und „Große Freiheit bei Plaue“ abgedeckt werden. Hierbei handelt es sich<br />
auch um die typischen Landschaftsräume für die mittlere <strong>Havel</strong>.<br />
Die in Brandenburg besonders seltenen Lebensraumtypen (in < 10% der<br />
brandenburgischen FFH-Gebiete) sind im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> vor allem in<br />
folgenden FFH-Gebieten flächenhaft vertreten (Tab. 4.2.5):<br />
84
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Tab. 4.2.5: In Brandenburg besonders seltene Lebensraumtypen mit flächenhaft großer<br />
Verbreitung im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Lebensraumtyp FFH-Gebiet 13<br />
2310 Trockene Sandheiden mit Calluna und<br />
Genista [Dünen im Binnenland]<br />
DE 3339-301 Niederung der Unteren<br />
<strong>Havel</strong>/Gülper See<br />
DE 3742-302 Hackenheide<br />
DE 3339-301 Niederung der Unteren<br />
6440 Brenndolden-Auenwiesen (Cnidion<br />
dubii)<br />
<strong>Havel</strong>/Gülper See<br />
2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit DE 3339-301 Niederung der Unteren<br />
Corynephorus und Agrostis [Dünen im <strong>Havel</strong>/Gülper See<br />
Binnenland]<br />
DE 3742-302 Hackenheide<br />
4030 Trockene europäische Heiden DE 3742-302 Hackenheide<br />
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem<br />
Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden<br />
(Molinion caeruleae)<br />
DE 3642-302 Rietzer See<br />
7210 *Kalkreiche Sümpfe mit Cladium DE 3442-304 Beetzsee-Rinne und<br />
mariscus und Arten des Caricion davallianae Niederungen<br />
Nach Tab. 4.2.5 ist im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> neben dem Raum des Rietzer Sees<br />
vor allem das FFH-Gebiet „Hackenheide“ als typischer und bedingt durch die aktuelle<br />
militärische Nutzung noch gut „gepflegter“ Komplex von Trockenlebensräumen von<br />
landesweiter Bedeutung.<br />
Arten<br />
In den nach der FFH-Richtlinie gemeldeten Gebieten im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
leben nach den Standarddatenbögen zu diesen Gebieten 13 Tierarten, deren Erhalt nach<br />
Anhang II der FFH-Richtlinie von so großer europäischer Bedeutung ist, dass hierfür<br />
besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Es sind dies:<br />
Deutscher<br />
Name 14<br />
Zoolog. Name RL RL Geb.: Akt.<br />
BBG D<br />
Vork.:<br />
Säugetiere (Mammalia)<br />
Biber Castor fiber 1 2 88 200<br />
Fischotter Lutra lutra 1 1 236 376 MTB<br />
Großes Mausohr Myotis myotis 1 2 40 20-50?<br />
Mopsfledermaus Barbastella barbastellus 1 1 33 30-50?<br />
Lurche und Kriechtiere (Amphibia, Reptilia)<br />
Kamm-Molch Triturus cristatus 2 2 118 200-400<br />
Rotbauchunke<br />
Fische (Pisces)<br />
Bombina bombina 1 2 114
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Rapfen Aspius aspius * 3 34 40-50<br />
Schlammpeitzger Misgurnus fossilis 3 2 60 70-100<br />
Steinbeißer Cobitis taenia 2 1 51 70-100<br />
Die in den als FFH-Gebiete gemeldeten Räumen im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> am<br />
weitesten verbreitete Tierart ist der Fischotter, gefolgt durch den Biber. An dritter Stelle<br />
steht der Rapfen, an vierter Stelle Kammmolch, Schlammpeitzger und Bitterling. Bei<br />
diesen weiter verbreiteten Arten handelt sich ausschließlich um aquatische bzw.<br />
amphibische Arten. Hierzu zählt auch das Meer-Neunauge, von dem in Brandenburg im<br />
mehrjährigen Abstand wiederholt einzelne Individuen gefangen wurden. Hierbei handelt<br />
es sich nicht um eine fortpflanzungsfähige Population, sondern um Einzelindividuen, die<br />
am Rand ihres aktuellen Verbreitungsgebiets auftreten.<br />
In den Standarddatenbögen wird der Zustand der im entsprechenden Gebiet lebenden<br />
Teilpopulationen der Arten durch die Maßstäbe<br />
- Populationsgröße und –dichte der Arten im Gebiet verglichen mit den Populationen<br />
im ganzen Land,<br />
- Erhaltungsgrad der für die Art wichtigen Habitatelemente und deren<br />
Wiederherstellungsmöglichkeiten sowie<br />
- Isolierungsgrad der Teilpopulation im Gebiet gegenüber der übrigen Population.<br />
Bei den Bewertungen der Vorkommen in den FFH-Gebieten im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> fällt auf, dass bessere Zustandsbewertungen eigentlich nur für den<br />
Erhaltungszustand vergeben wurden, während die anteilige Populationsgröße durch als<br />
„C“ (entsprechend „gering“) und der Isolierungsgrad überwiegend als „C“ (entsprechend<br />
„nicht isoliert“) eingestuft wurden. Bei den Vorkommen von Tierarten von europäischer<br />
Bedeutung im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> handelt es sich sich dementsprechend<br />
überwiegend um Arten, deren Erhaltungszustand teilweise gut, sonst durchschnittlich bis<br />
schlecht, deren anteilige Populationsgröße gering und deren Isolation von der<br />
Gesamtpopulation ebenfalls gering ist.<br />
Die Verbreitung der sog. „Anhang II-Arten“ auf die FFH-Gebiete für zu folgender<br />
Rangfolge 15 :<br />
Natura-Nr. Gebietsname Artenzahl<br />
DE 3339-301 Niederung der Unteren <strong>Havel</strong>/Gülper See 12<br />
DE 3542-301 Ketziner <strong>Havel</strong>inseln 8<br />
DE 3541-301 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> 6<br />
DE 3641-305 Stadthavel 6<br />
DE 3642-302 Rietzer See 6<br />
DE 3542-305 <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Ergänzung 5<br />
DE 3640-301 Gränert 4<br />
DE 3540-301 Große Freiheit bei Plaue 4<br />
DE 3641-306 Plane Ergänzung 4<br />
DE 3643-301 Kleiner Plessower See 3<br />
DE 3442-304 Beetzsee-Rinne und Niederungen 2<br />
DE 3640-302 Buckau und Nebenfließe Ergänzung 2<br />
DE 3740-302 Buckau und Nebenfließe 2<br />
DE 3540-302 Pelze 2<br />
DE 3543-301 Krielower See 1<br />
15 FFH-Gebiete, die überwiegend in anderen Naturparken liegen, sind kursiv geschrieben.<br />
86
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Unter den Gebieten, für die keine Arten des Anhangs II genannt werden, sind vor allem<br />
Gebiete der trockeneren Standorte bzw. die durch Wald definierten Gebiete.<br />
j 4.5 Zielsetzungen FFH-Gebiete<br />
Für die FFH-Gebiete werden mit der Schaffung des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> die<br />
folgenden Ziele verbunden:<br />
1. Sicherung der derzeitigen Strukturen, Lebensbedingungen und Arten- sowie<br />
Biotopausstattungen der Gebiete<br />
2. Vorrangiger Einsatz regionaler Möglichkeiten für Sicherungsmaßnahmen<br />
3. Rechtliche Absicherung des Erhalts der Lebensraumtypen und Arten des Anhangs<br />
II der FFH-Richtlinie<br />
4. Weite<strong>rent</strong>wicklung typischer Standortqualitäten zur Stabilisierung der Vorkommen<br />
5. Verbindung isolierter Vorkommen durch Elemente des Biotopverbunds<br />
6. Erschließen geeigneter Vorkommen für die Öffentlichkeitsarbeit und die<br />
Umweltbildung<br />
j 4.6 Landschaftsschutz<br />
Ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete<br />
Die im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bestehenden neun Landschaftsschutzgebiete decken<br />
ein weites Spektrum an Landschaftstypen ab (Tab. 4.2.6).<br />
Tab. 4.2.6: Zuordnung der Landschaftsschutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zu<br />
Landschaftstypen<br />
Potsdamer Wald- und<br />
<strong>Havel</strong>seengebiet<br />
Brandenburger<br />
Osthavelniederung<br />
Ketziner<br />
Bruchlandschaft<br />
Lehniner Wald- und<br />
Seengebiet<br />
Görnsee und Görnberg<br />
Schmerzker Busch<br />
Krahner Busch<br />
Brandenburger Waldund<br />
Seengebiet<br />
gestaltete (Kunst-) Kulturlandschaft X<br />
eiszeitlich stärker reliefierte<br />
Kulturlandschaft<br />
X X X X<br />
Niederungslandschaft X X X X X X<br />
Waldlandschaft X X X X<br />
Bruchlandschaft (Altabbau) X X<br />
Obwohl der im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> unter Landschaftsschutz gestellte<br />
Flächenanteil von etwa 52% recht hoch erscheint, fällt auf, dass vor allem die intensiver<br />
genutzten hoch gelegenen Flächen der „Platten“ nur dann als erholungsbedeutende<br />
Landschaftstypen gelten, wenn sie mit Forst bestanden sind. Insbesondere die intensiver<br />
genutzten Landwirtschaftsräume um Paaren – Ketzin, Bochow – Damsdorf –<br />
Schenkenberg, Tremmen – Weseram, Michelsdorf und Fohrde – Kranepuhl, aber auch<br />
die stark umgestalteten und z. T. entwässerten Landschaften Schenkenberg – Netzen –<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und des unteren Planetals werden offensichtlich nicht als<br />
Westhavelland<br />
87
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
schön genug entfunden, um sie unter Landschaftsschutz zu stellen. Sie stellen<br />
ungeachtet ihrer ursprünglichen Landschaftsstruktur heute eher durchschnittliche<br />
Landschaften dar, die in ihrer Strukturierung und ihrem Gehalt an Landschaftselementen<br />
weder schutzwürdig noch –bedürftig sind.<br />
Die in den Verordnungen der festgesetzten Landschaftsschutzgebiete aufgeführten<br />
Schutzobjekte sind unterschiedlichen Feuchtezonen zuzuordnen. Entsprechend der<br />
generellen Strukturierung der <strong>Region</strong> werden vor allem Bestände feuchter Standorte<br />
aufgeführt, gefolgt durch Bestände an bzw. von Gewässern und Bestände mittlerer<br />
Standorte. Im Vergleich zu den Schutzobjekten der Naturschutzgebiets-Verordnungen ist<br />
der Anteil an Beständen trockener Standorte wie Feldgehölze, Streuobstwiesen, Alleen<br />
oder auch gegliederter Ackerlandschaften in den LSG-Verordnungen deutlich höher.<br />
Ebenfalls höher ist der Anteil von Beständen trockener Standorte wie z.B. trockener<br />
Laubwälder oder Dünen. Grund hierfür könnte die geringe Größe und die isolierte Lage<br />
dieser Bestände sein, die eine Ausweisung als eigenständiges NSG oder eine Zuordnung<br />
zu einem anderen naturschutzfachlich bedeutenden Schutzobjekt unsinnig erscheinen<br />
lassen. Damit wiesen die LSG-Verordnungen darauf hin, dass über die NSG hinaus<br />
Bestände bestehen, die schutzbedürftig sind und deren Erhalt geboten erscheint.<br />
Weiterhin bedeutsam ist, dass Siedlungen in den Verordnungen der LSG kaum als<br />
Schutzobjekte erwähnt werden, obwohl in der <strong>Region</strong> durchaus landschaftsbedeutsame<br />
Siedlungsbereiche bzw. Gebäudeensembles bestehen. Förderliche Objekte sind z. B. das<br />
Schloss Paretz, die Gutskomplexe von Groß Kreutz, Roskow, Mötzow oder Gollwitz, die<br />
sakralen Komplexe des Klosters Lehnin und des Domensembles in Brandenburg an der<br />
<strong>Havel</strong>, die historischen Gewerbeanlagen von Ketzin und Kirchmöser oder die<br />
Hafenanlagen von Ketzin und Plaue. In gleichem Maß bestehen Anlagen, die dem<br />
Landschaftserleben abträglich sind wie z. B. Deponien, Landwirtschaftstandorte,<br />
Gewerbezentren, (emittierende) Industriegebiete, Verkehrstrassen der BAB A2 und der<br />
Kanäle oder nicht landschaftsangepasste Bebauungsgebiete.<br />
Erwähnt werden in den LSG-Verordnungen allerdings zu schützende Übergänge von<br />
Siedlungen in die freie Landschaft und gelungene Gestaltungen z. B. von<br />
Verkehrstrassen, die zu einer Bereicherung der Landschaften führen (Alleen).<br />
Schutzwürdige Landschaften an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong><br />
Das Bundesamt für Naturschutz [BfN] entwickelt im Projekt „Schutzwürdige Landschaften“<br />
Vorschläge für zu schützende und zu entwickelnde Landschaften 16 . Die für Deutschland<br />
identifizierbaren 858 Einzellandschaften sind 24 grundlegenden Typen zuzuordnen. Für<br />
den Raum des Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wurden sechs Landschaften in vier Typen<br />
unterschieden (Tab. 4.2.7).<br />
Tab. 4.2.7: Zuordnung der Landschaften im Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zu Landschaftstypen<br />
(BfN 2007)<br />
Landschaft Landschaftstyp<br />
81000 Nauener Platte 3.1 Gehölz- bzw. waldreiche Kulturlandschaft<br />
81200 Brandenburg- 3.2 Gewässerlandschaft (gewässerreiche Kulturlandschaft)<br />
Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet<br />
81300 Lehniner Land 3.12 Obstbaulandschaft (Kulturlandschaft mit Obstanbau)<br />
81401 Zauche 2.1 Reine Waldlandschaft<br />
81701 Baruther Tal 3.1 Gehölz- bzw. waldreiche Kulturlandschaft<br />
87301 Untere<br />
<strong>Havel</strong>niederung<br />
3.2 Gewässerlandschaft (gewässerreiche Kulturlandschaft)<br />
16 http://www.bfn.de/0311_schutzw_landsch.html<br />
88
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Für die Bewertung der Schutzwürdigkeit der Landschaften wurde jeder Landschaft in<br />
Abhängigkeit von ihrer Typisierung<br />
ein „Typwert“ zugeordnet. Weiterhin<br />
erfolgte für jede Landschaft eine<br />
Objektbewertung, in die die<br />
Unzerschnittenheit der Landschaft,<br />
die Bedeutung für den Biotop- und<br />
Artenschutz auf der Basis des<br />
Schutzgebietsanteils (Nationalparke,<br />
Naturschutzgebiete, Natura 2000-<br />
Gebiete, Kernflächen der<br />
Biosphärenreservate) sowie der<br />
Anteil historisch alter Waldstandorte<br />
einflossen. Typ- und Objektwert<br />
wurden zu einer Gesamtbewertung<br />
in fünf Wertstufen<br />
zusammengeführt 17 .<br />
Die sechs unterschiedenen<br />
Landschaften im Naturpark i.V.<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden durch das BfN<br />
wie folgt charakterisiert (Auszüge):<br />
81401 Zauche<br />
Die Zauche ist großflächig durch Kiefernforste in Form von strukturarmen<br />
Altersklassenwäldern geprägt. Eine Ausnahme vom waldgeprägten Sander bildet das<br />
Kaniner Luch, eine weitgehend trockengelegte, anmoorige Senke, in der Acker- und<br />
Weidewirtschaft betrieben wird. Im westlichen Teil der Zauche liegt der<br />
Truppenübungsplatz Lehnin, wo sich unter Panzerketten Heidegesellschaften entwickelt<br />
haben. Die gesamte Landschaft wird intensiv forstwirtschaftlich genutzt. (...) wegen der<br />
Nähe zu Berlin und Potsdam spielt auch die Erholungsnutzung in den eher eintönigen<br />
Wäldern eine Rolle.<br />
� Landschaft mit geringerer Bedeutung<br />
81000 Nauener Platte<br />
Abb. 4.5: Abgrenzung der Landschaften im<br />
Naturpark i.V. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nach BfN (2007)<br />
17<br />
Schutzwürdigkeitsstufen nach BfN (2007):<br />
Wertstufe Beschreibung D-Anteil<br />
Besonders Landschaften, die sich neben dem Vorkommen besonderer<br />
12,3%<br />
schutzwürdige Biotoptypen bereits heute durch einen hohen Schutzgebietsanteil,<br />
Landschaften das Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie durch<br />
einen über dem Durchschnitt liegenden Anteil unzerschnittener<br />
verkehrsarmer Räume auszeichnen.<br />
Schutzwürdige Landschaften mit einem geringeren Schutzgebietsanteil oder bei 9,6%<br />
Landschaften ähnlich hohem Schutzgebietsanteil stärker durch Verkehrswege<br />
zerschnitten.<br />
Schutzwürdige Landschaften, die hinsichtlich des Schutzgebietsanteils im<br />
26,8%<br />
Landschaften Bundesdurchschnitt liegen, die jedoch einen über dem Durchschnitt<br />
mit Defiziten liegenden Anteil an unzerschnittenen Räumen aufweisen.<br />
Landschaften Landschaften mit einem unterdurchschnittlichen Schutzgebietsanteil n.b.<br />
mit geringerer<br />
Bedeutung<br />
sowie einem unterdurchschnittlichen Anteil unzerschnittener Räume<br />
89
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Am Südrand verzahnt sich die Grundmoräne mit dem Niederungsgebiet der<br />
<strong>Havel</strong>niederung. Einige Seenketten mit Röhrichtzonen und einige Binnensalzstellen im<br />
Päwesiner Lötz bereichern die ansonsten eintönige Agrarlandschaft.<br />
� Schutzwürdige Landschaft mit Defiziten<br />
81701 Baruther Tal<br />
Bei den von hohen Grundwasserständen geprägten Flächen bestimmt Dauergrünland<br />
das Bild. Dort, wo Entwässerungsmaßnahmen erfolgreich waren, findet man großäumige<br />
Ackerwirtschaft vor. (...) Hydrographisch gesehen ist das Bruther Tal heute keine Einheit<br />
mehr, (...) Der überwiegende Teil des Baruther Tals wird als Ackerland genutzt, feuchte<br />
Bereiche tragen Dauergrünland und trockene Sandrücken werden als Kiefernforste<br />
bewirtschaftet. (...) Weiter sind kleine naturnahe Laub- und Bruchwaldvorkommen als<br />
Naturschutzgebiete ausgewiesen und mit ihren Niederungslebensräumen geschützt.<br />
� Besonders schutzwürdige Landschaft<br />
81200 Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet<br />
Im Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet ist eine sehr gemischte Landnutzung zu finden.<br />
So sind große Flächen auf den Grundmoränenplatten und in gut entwässerten<br />
Niederungen unter Ackernutzung, große Obstanbaugebiete befinden sich im östlichen<br />
Teil der Landschaft, die grundwassernahen Niederungsflächen tragen Grünländer und die<br />
Kuppen werden forstwirtschaftich genutzt. Die <strong>Havel</strong> und die Seen, aber auch die<br />
strukturreichen Wälder werden touristisch und als Naherholungsgebiet für die Potsdamer<br />
und Berliner <strong>Region</strong> genutzt. Als Naturschutzgebiete und FFH-Lebensräume sind vor<br />
allem Bereiche der <strong>Havel</strong> und <strong>Havel</strong>seen, der Emsterniederung sowie andere Seen des<br />
Gebietes ausgewiesen. Sie weisen breite Verlandungszonen mit Röhrichten,<br />
Seggenrieden, Erlenbruchwäldern und Feuchtwiesen auf. Hervorzuheben sind die<br />
Binnensalzstellen am Rietzer See in der Emsterniederung und die offenen Sandbänke<br />
der Ketziner <strong>Havel</strong>inseln und der Wolfsbruch, der als eines der letzten Niedermoore noch<br />
alljährlich überflutet wird.<br />
� Schutzwürdige Landschaft mit Defiziten<br />
81300 Lehniner Land<br />
Vorherrschende und charakteristische Nutzungsform im Lehniner Land ist der Obstbau.<br />
Weit verbreitet, besonders im südlichen Teil, ist auch die Forstwirtschaft. Im Norden wird<br />
auf einigen Flächen Ackerbau betrieben. Das größte Schutzgebiet des Lehniner Landes<br />
ist die Lehniner Mittelheide und das Quellgebiet der Emster. Es ist ein Gebiet in relativ<br />
ursprünglichem Zustand (...)<br />
� Landschaft mit geringerer Bedeutung<br />
87301 Untere <strong>Havel</strong>niederung<br />
Dominierendes Element dieser Landschaft ist die <strong>Havel</strong> mit zahlreichen ihr zustrebenden<br />
Bächen und Gräben. Im südlichen Teil ist die <strong>Havel</strong> seenartig aufgeweitet, (...).Heute<br />
finden Überflutungen in einigen Auenbereichen noch alljährlich statt, (...) Aufgrund starker<br />
Meliorationsmaßnamen sind ehemalige Feuchtgrünländer heute unter Ackernutzung,<br />
womit der Anteil von Acker und Grünland in der Landschaft etwa gleich ist. (...) Nahezu<br />
der gesamte Lauf der unteren <strong>Havel</strong> und ihrer Auenbereiche genießt Schutzstatus.<br />
� Besonders schutzwürdige Landschaft 18<br />
18 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Bewertungen des BfN für die bereits<br />
bestehenden Großschutzgebiete im Land Brandenburg nur in wenigen Fällen deutlich besser ausfallen. Als<br />
90
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Diese Charakterisierungen des BfN, die auf Defizite der Landschaften im Naturpark i.G.<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> hinweisen, können überspitzt formuliert werden als:<br />
- Zauche: strukturarme Kiefernforste, intensiv forstwirtschaftlich genutzt, und eine<br />
weitgehend trockengelegte Senke mit Landwirtschaft<br />
- Nauener Platte: eintönige Agrarlandschaft mit einigen Seenketten und<br />
Binnensalzstellen<br />
- Baruther Tal: überwiegend ackerbaulich genutzte entwässerte Niederung mit<br />
kleineren naturnahen Flächen<br />
- Brandenburg-Potsdamer <strong>Havel</strong>gebiet: Land- und Wasserflächen intensiv genutzt<br />
- Lehniner Land: Obstanbau, Forstwirtschaft und Ackerbau<br />
- Untere <strong>Havel</strong>niederung: Flusslandschaft ohne Abflussdynamik, abseits vom<br />
Wasser (uninteressantes) Acker- und Grünland<br />
In dieser Überspitzung zeigen sich die Ansatzpunkte für eine Entwicklung der Landschaft<br />
des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
j 4.7 Zielsetzungen Landschaftsschutz<br />
Mit der Ausweisung des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> werden die folgenden Ziele für den<br />
Landschaftsschutz verbunden:<br />
1. Sicherung und landschaftsangepasste Weite<strong>rent</strong>wicklung der als LSG<br />
ausgewiesenen Teilräume des Naturparks i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
2. Abbau von Beeinträchtigungen in nicht als LSG festgesetzten Landschaftsräumen,<br />
um wohnortnahe Erholung und die Verbindung hochwertiger Landschaften zu<br />
ermöglichen.<br />
3. Verringerung der von nicht angepassten Objekten ausgehenden landschaftlichen<br />
Beeinträchtigungen z. B. durch Gestaltung der Übergänge zu benachbarten<br />
Landschaftsräumen oder Eingrünung.<br />
4. Sicherung insbesondere der landschaftlichen und naturschutzfachlichen Qualitäten<br />
der Brandenburger Seenlandschaft und der <strong>Havel</strong> bis Pritzerbe sowie des unteren<br />
Planetals<br />
5. Sicherung und behutsame Weite<strong>rent</strong>wicklung der landschaftlichen und<br />
naturschutzfachlichen Qualitäten der mittleren <strong>Havel</strong> und der südlichen Nauener<br />
Platte um Falkenrehde und zwischen Ketzin und Tremmen<br />
6. Erhalt der landschaftsverbessernden Elemente, Entwicklung der durchschnittlichen<br />
Landschaftsräume und Wiederherstellung beeinträchtigter Landschaftsausschnitte<br />
im Lehniner Land und in der Zauche<br />
7. Weite<strong>rent</strong>wicklung der Möglichkeiten der landschaftsgebundenen Erholung, um die<br />
Vielfalt der Landschaft an der mittleren <strong>Havel</strong> erlebbar zu machen.<br />
überwiegend „Besonders schutzwürdige Landschaften“ werden in Brandenburg die BR Schorfheide-Chorin<br />
und Spreewald sowie die NP Stechlin-Ruppiner Land und Dahme-Heideseen ausgewiesen, während die<br />
übrigen Großschutzgebiete inkl. der BR Elbtalaue und des Nationalparks Unteres Odertal zu erheblichen<br />
Teilen schlechter bewertete Landschaften umfassen.<br />
91
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
4.3 Kulturhistorischer Abriss<br />
Einige Inhalte für dieses Kapitel sind im Wesentlichen unter den Gliederungspunkten<br />
Lehnin und Brandenburg a.d.H. (2.4.) und Besiedlungsgeschichte (4.1.) eingearbeitet<br />
worden und sollen hier nicht wiederholt werden. Dennoch soll betont werden, dass die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> als Wiege der Mark Brandenburg gelten kann und dass das Kloster<br />
Lehnin als geistliche Keimzelle der Entwicklung fungiert hat. Die weltliche Macht hat sich<br />
auf und um die Dominsel Brandenburg entwickelt. Impulse hat die Entwicklung der<br />
Kulturlandschaft aber auch durch Einwanderer erhalten. Die frühzeitige Säkularisierung<br />
des Klosters Lehnin kennzeichnet den frühen Wechsel zum Protestantismus und einem<br />
Bekenntnis zur Toleranz in der <strong>Region</strong>. Die Landschaft der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> hat<br />
Jahrhunderte im Schatten der großen Städte ihr Dasein gefristet. Nun ist es an der Zeit,<br />
dass sich die alten und neuen Bewohner identitätsstiftend der natürlichen und der<br />
eigenen Werte bewusst werden und daraus ein bürgerschaftlich geprägtes<br />
Unternehmertum zum Nutzen der Bewohner und seiner Natur entwickeln. Die <strong>Region</strong><br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist als historische Einheit zu begreifen, die durch ein Miteinander der<br />
Akteure die Gemeinschaft voranbringen kann.<br />
4.4 Landwirtschaftliche Entwicklung<br />
Die neolithischen Ackerbauern im Atlantikum, in der Zeit vom 6. bis Anfang des 3.<br />
Jahrtausends v.u.Z., waren die ersten Menschen, die durch Rodungen Einfluss auf die<br />
Bodenentwicklung nahmen. Die ersten slawischen Siedler ließen sich in der Mark<br />
Brandenburg vor 1.500 Jahren nieder. Trotzdem kann das Land als dünn besiedelt<br />
gelten. Erst mit den Ansiedlungsbestrebungen der preußischen Könige ließen sich mehr<br />
Menschen in der <strong>Region</strong> nieder und benötigten Ackerland und Weideflächen. Die Siedler<br />
drangen bis in die Niederungen vor, konnten aber ohne eine Entwässerung (Melioration)<br />
der Moore nicht ihre Grundversorgung sichern. So wurden die Moore mit staatlicher<br />
Unterstützung entwässert und zu Acker und Weideflächen umgewandelt.<br />
Die Wälder der <strong>Region</strong> wurden durch die Rodungen für Ackerland und den Einschlag für<br />
Brennholz stark dezimiert und so griffen die Siedler in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
auf ein anderes Brennmaterial zurück: den Torf aus den trockengelegten Mooren. Der<br />
Ton unterhalb der Torfschichten wurde nun auch gewonnen, zu Baumaterial für die<br />
eigenen Häuser verarbeitet und begründete die Ziegelindustrie an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>. Im<br />
Laufe der Industrialisierung im 19.Jahrhundert nahm nicht nur die Bevölkerungsdichte zu<br />
und damit der Bedarf an Ackerflächen. Die neuen Maschinenentwicklungen wie<br />
Dampfpflüge und Dampfloks erlaubten auch eine schnellere und großflächige<br />
Veränderung der Moorlandschaft in Nutzfläche für die Landwirtschaft und das<br />
Ziegelwesen. Längst versorgte sich die Landbevölkerung nicht mehr nur selbst mit ihren<br />
Produkten, sondern lieferte auch die wichtigen Versorgungsgüter für die aufblühenden<br />
Städte der <strong>Region</strong> wie auch Berlin, Potsdam und Brandenburg. Eine weitere Welle der<br />
Urbarmachung der landwirtschaftlich noch nicht genutzten Flächen, also auch den<br />
Niederungsgebieten der <strong>Havel</strong> und den Trockenflächen der Zauche, begann nach dem 2.<br />
Weltkrieg. Die Bevölkerung sollte möglichst rasch zur Selbstversorgung in der Lage sein.<br />
So wurden weitere Maßnahmen zur Trockenlegung von Mooren aber auch zur<br />
Bewässerung von trockenen Hochflächen eingeleitet. Eingriffe in die natürliche<br />
Bodennutzung der Landwirtschaft wurden mit starken Düngemitteleinträgen geplant, um<br />
höhere Erträge in der „Streusandbüchse Brandenburg“ zu erzielen. Um<br />
Überschwemmungen vorzubeugen wurden die Flüsse eingedeicht, aber auch die<br />
Entwässerungsgräben in Trockenzeiten wieder zur Bewässerung genutzt. Entlang der<br />
92
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
<strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> steuerten Pumpwerke die Bewässerung der Trockenflächen. Der Obst<br />
und Gemüsebau brachte so gute Erträge. Heute beschäftigen wir uns im Naturschutz und<br />
in der Landwirtschaft wieder mit dem Rückbau oder der Stilllegung dieser dramatischen<br />
Veränderungen der natürlichen Landschaft.<br />
Grundlagen der Landwirtschaft: die Böden<br />
Die Böden im Bereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> sind in der Folge der letzten Eiszeit entstanden.<br />
Aufgrund der eiszeitlichen Ablagerungen bildeten sich an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> häufig<br />
sandige Böden. Verbreitet sind auch anlehmige bis lehmige Böden, z.T. sind Tieflehme<br />
und Moorböden anzutreffen. Einen wesentlichen Einfluss auf die landwirtschaftliche<br />
Nutzbarkeit der Böden hat die Wasserverfügbarkeit. Grund- und stauwasserferne<br />
Sandstandorte (D1a und D2a), wie sie z.T. in den Gemarkungen Groß Kreutz und<br />
Bochow anzutreffen sind, haben ein ausgesprochen niedriges Ertragspotential. Die<br />
Bodenwertzahlen liegen häufig zwischen 25 und 30, nur selten werden Werte von über 35<br />
erreicht. Im engeren Einzugsgebiet der <strong>Havel</strong> mit ihren Niederungen und ehemaligen<br />
Überflutungsflächen sind in der Regel grund- oder stauwasserbeeinflusste Böden<br />
anzutreffen, die oft erst nach meliorativen Maßnahmen ackerbaulich nutzbar gemacht<br />
werden konnten. Insgesamt sind die Böden im geplanten Naturparkgebiet durch eine<br />
ausgesprochene Heterogenität gekennzeichnet. Häufig wechseln die Bodenverhältnisse<br />
innerhalb kurzer Distanzen erheblich, so z.B. zwischen der <strong>Havel</strong>niederung und dem<br />
Götzer Berg.<br />
Grundlage der Landwirtschaft: das Klima<br />
Brandenburg liegt im Bereich eines Übergangsklimas zwischen maritimen und kontinental<br />
beeinflussten Klima. Im Bereich des <strong>Havel</strong>landes überwiegen bisher im Sommer warme<br />
und im Winter mäßig kalte Temperaturen. Bis spät in den Mai hinein ist mit Spätfrösten zu<br />
rechnen, die vor allem im Obstbau für erhebliche Ertragseinbußen sorgen können, wenn<br />
keine Maßnahmen zur Blütenfrostabwehr ergriffen werden (Frostschutzberegnung). Die<br />
Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,2 – 8,5 °C. Die durchschnittliche jährliche<br />
Niederschlagsmenge liegt bei 550 mm, wobei in der Vegetationsperiode im Mittel lediglich<br />
mit 175 mm zu rechnen ist. Somit ist bereits heute bei vielen landwirtschaftlichen und vor<br />
allem bei Obst- und Gemüsekulturen zur Ausschöpfung des Ertragspotentials eine<br />
Zusatzbewässerung unabdingbar. Nach neueren Studien zur Entwicklung des Klimas in<br />
Brandenburg ist davon auszugehen, dass bis 2050 die jährliche Niederschlagsmenge um<br />
mindestens 100 mm abnimmt. Dabei ist vor allem im Sommerhalbjahr mit erheblich<br />
geringeren Regenmengen zu rechnen. Gleichzeitig werden extreme Wetterereignisse wie<br />
Starkregen, Hagel und Sturm zunehmen, was sich ebenfalls negativ auf Landwirtschaft<br />
und Gartenbau auswirken kann.<br />
Landwirtschaftliche Betriebsstruktur<br />
Die Betriebsstruktur der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Unternehmen ist im<br />
Bereich des geplanten Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sehr vielschichtig. Im Gegensatz zu den<br />
überwiegend großflächig bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzflächen in den Neuen<br />
Bundesländern gibt es hier keine landwirtschaftlichen Großbetriebe mit Betriebsflächen<br />
über 2000 ha. In vielen Dörfern existieren landwirtschaftliche Betriebe in der Rechtsform<br />
der eingetragenen Genossenschaft, die die Flächen in der Regel schon vor der „Wende“<br />
bewirtschaftet haben. Darüber hinaus wurden nach 1990 landwirtschaftliche Betriebe in<br />
der Rechtsform von Personengesellschaften oder juristischen Personen gegründet, die<br />
z.T. über größere Flächen verfügen. Verbreitet ist aber auch die Landwirtschaft im<br />
Nebenerwerb, vor allem bei obstbaulich genutzten Flächen<br />
93
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Landwirtschaftliche Hauptkulturen<br />
Die landwirtschaftlichen Hauptkulturen im Einzugsbereich der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> sind Mais,<br />
Raps und Getreide. Der Anbau von Mais und Raps erfolgt zunehmend zur Nutzung als<br />
Nachwachsender Rohstoff. Während Rapsöl direkt als Kraftstoff genutzt werden kann,<br />
wird beim Mais die gesamte Biomasse in Biogasanlagen energetisch verwertet. Die<br />
Hauptgetreidearten sind Roggen und Weizen, allerdings erreicht Weizen nur auf wenigen<br />
Flächen ausreichende Ertragsleistungen.<br />
Der Viehbesatz liegt mit 0,5 GVE/ha (GVE – Großvieheinheiten, z.B. ein Rind) deutlich<br />
unter der empfohlenen Größe von 1 GVE/ha. Zum überwiegenden Teil erfolgt<br />
Mutterkuhhaltung bzw. Milchviehwirtschaft, nur vereinzelt werden Schweine, Geflügel<br />
oder Schafe gehalten.<br />
Ein sehr hoher Anteil landwirtschaftlicher Flächen von ca. 20% wird gegenwärtig als<br />
Stilllegungsfläche ausgewiesen oder unterliegt keiner landwirtschaftlichen Nutzung.<br />
Gärtnerische Hauptkulturen<br />
Traditionell wird im Werderaner Raum und westlich davon Obstanbau betrieben. Dieses<br />
Gebiet ist für den Obstanbau prädestiniert, da der kleinklimatische Einfluss der <strong>Havel</strong> die<br />
Frostgefahr etwas mindert, sich andererseits die leichten, sandigen Böden schnell<br />
erwärmen und somit für einen zeitigen Erntebeginn saisonaler Obstarten wie Erdbeeren<br />
und Kirschen sorgen. Mitte der 1980er Jahre entwickelte sich das <strong>Havel</strong>ländische<br />
Obstanbaugebiet mit ca. 10500 ha zum größten geschlossenen Obstanbaugebiet<br />
Deutschlands. Anfang der 1990er Jahre wurden mehr als 7000 ha gerodet und auch in<br />
den darauffolgenden Jahren erfolgte eine sukzessive Verringerung der obstbaulich<br />
genutzten Flächen auf aktuell 1740 ha (2003) im Bereich des ehemaligen<br />
<strong>Havel</strong>ländischen Obstanbaugebietes. Ausnahmen von dieser Entwicklung sind in der<br />
Stadt Werder und der Gemeinde Groß Kreutz festzustellen. Heute sind über 80 % der<br />
Obstflächen des <strong>Havel</strong>landes in diesem Bereich zu finden. Die hauptsächlich angebauten<br />
Kulturen sind Äpfel, Süßkirschen und Erdbeeren. Darüber hinaus werden in<br />
nennenswertem Umfang Sauerkirschen, Pflaumen, Johannis-, Stachel-, Heidel- und<br />
Himbeeren sowie Birnen und Sanddorn angebaut.<br />
Gemüsebaulich interessant ist vor allem der Spargelanbau. Lokal sind aber auch weitere<br />
Gemüsearten wie Radieschen, Möhren, Teltower Rübchen und Blumenkohl im Anbau. In<br />
Gewächshäusern und Folietunnel werden hauptsächlich Tomaten, Gurken und vereinzelt<br />
Paprika produziert.<br />
Perspektiven für Landwirtschaft und Gartenbau<br />
Die Zukunft der Landwirtschaft und des Gartenbaus im geplanten Naturparkgebiet ist von<br />
einer Vielzahl teilweise nicht vorhersehbarer Faktoren abhängig, die unter den<br />
betroffenen Landwirten und Gärtnern für Verunsicherungen sorgen. Der am stärksten<br />
wirkende Faktor wird die anthropogen verursachte Klimaveränderung sein. Vor allem die<br />
zu erwartende Verringerung der jährlichen Niederschlagsmenge und die ungünstige<br />
Verteilung der Niederschläge können sich zu einem gravierenden Produktionsrisiko<br />
entwickeln. Während der Hauptvegetationszeit von April bis Juni können langandauernde<br />
Trockenzeiten, wie wir sie dieses Jahr bereits erlebten, zur Regel werden. Besonders<br />
betroffen davon sind grund- und stauwasserferne, sandige Böden mit geringem<br />
Wasserhaltevermögen. Diese werden zukünftig ohne Zusatzbewässerung kaum noch<br />
landwirtschaftlich nutzbar sein. Darüber hinaus drohen Produktionsrisiken durch extreme<br />
Witterungsereignisse wie Stürme und Hagel, die nach verschiedenen Klimaszenarien in<br />
Zukunft verstärkt auftreten werden. Ein weiterer wesentlicher Faktor stellt die EU-<br />
94
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Agrarpolitik dar. Die Umstellung der Agrarförderung von Ertrags- auf Flächenprämien hat<br />
bereits zu einer leichten Veränderung im Anbauspektrum geführt. Da Landwirte und<br />
Gärtner den Gesetzen des Marktes ausgeliefert sind, werden auch zukünftig vor allem die<br />
unter Berücksichtigung aller Agrarbeihilfen und Erlöse lukrativsten Kulturen angebaut<br />
werden. Inwieweit Landwirte und Gärtner bereit sein werden, zusätzliche Leistungen für<br />
den Erhalt der Kulturlandschaft bzw. des Umweltschutzes zu erbringen, hängt wesentlich<br />
mit den damit verbundenen Förder- bzw. Sanktionsmechanismen zusammen. Eine<br />
sukzessive Verringerung der momentan sehr hohen Subventionen in der Landwirtschaft,<br />
wie von der EU geplant, wird erhebliche Veränderungen in den Kulturlandschaften mit<br />
sich bringen. Es entstehen für die einheimischen Produzenten zusätzliche<br />
Wettbewerbsnachteile, da die Landwirtschaft bisher in den meisten Industriestaaten<br />
staatlich unterstützt wird. Eine kostendeckende Produktion landwirtschaftlicher<br />
Hauptkulturen wie Getreide zu Weltmarktpreisen ist unter den aktuellen Bedingungen im<br />
geplanten Naturparkgebiet kaum möglich.<br />
Ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> ist die Nähe zum<br />
Ballungszentrum Berlin. Verbunden mit dem Aufbau einer verbesserten touristischen<br />
Infrastruktur ist davon auszugehen, dass zukünftig mehr Menschen die Natur, aber auch<br />
die Schönheiten der gartenbaulich bzw. landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft<br />
erleben möchten. Dieser Aspekt stellt eine Chance für die ansässigen Landwirte und<br />
Gärtner dar, langfristig existenzsichernde Einkommensalternativen zu entwickeln.<br />
Einige positive Beispiele für diese Entwicklungen sind bereits sichtbar, wie der Frucht-<br />
Erlebnis-Hof in Petzow oder der Spargelhof in Klaistow. Neben der Ab-Hof-Vermarktung<br />
sind aber auch Möglichkeiten der Gästeunterbringung (Urlaub auf dem Bauernhof),<br />
Selbstpflücke (Obst) oder von Tierpensionen (Pferde) denkbar.<br />
Eine große Chance für die Landwirtschaft und den Gartenbau im Gebiet des geplanten<br />
Naturparks bietet der anhaltende Trend zu Bioprodukten. Die Erzeugung nach den<br />
Richtlinien des ökologischen Landbaues ist die beste Voraussetzung für eine<br />
Vereinbarkeit von Naturschutz und Landbewirtschaftung. Die im Vergleich zur<br />
konventionellen Landwirtschaft arbeitsintensivere Produktionsweise wird in der Regel<br />
durch höhere zu erzielende Erlöse kompensiert. Gleichzeitig bietet der ökologische<br />
Landbau mehr Menschen eine Beschäftigung.<br />
Zurzeit arbeiten im Landkreis Potsdam-Mittelmark 33 Betriebe mit einer Fläche von ca.<br />
6800 ha nach den Richtlinien des ökologischen Landbaues, dies entspricht einem<br />
Flächenanteil von 6 % (Quelle – Statistisches Jahrbuch 2004). Damit liegt der Landkreis<br />
unter dem Durchschnitt für Brandenburg (8,7%). Andere berlinnahe Landkreise mit<br />
großen Schutzgebieten wie Dahme-Spreewald liegen mit 28,8 % der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche deutlich darüber.<br />
Im geplanten Naturparkgebiet sind bereits einige Ökobetriebe ansässig, so in Rädel,<br />
Deetz und Götz. Eine Ausweitung der Produktion, verbunden mit einer Verstärkung der<br />
Aktivitäten zur Direktvermarktung, könnte die Attraktivität des Naturparkgebietes erheblich<br />
steigern und den Landwirten bessere Einkommensmöglichkeiten bieten.<br />
Da in der <strong>Region</strong> bereits ausreichend große Flächen als Schutzgebiete ausgewiesen<br />
sind, muss nicht mit Restriktionen für Landwirtschaft und Gartenbau gerechnet werden,<br />
die zu Nutzungseinschränkungen führen. Dennoch ist aufgrund des hohen Wildbestandes<br />
der Anbau bestimmter Kulturen gefährdet. Bei Überwinterung Zehntausender Wildgänse<br />
im Bereich der <strong>Havel</strong>niederungen und des Rietzer Sees wird die Ertragserwartung von<br />
Raps eingeschränkt. Schäden werden durch Wildschweine und im Bereich der<br />
Fischereiwirtschaft durch Kormorane verursacht. Als wichtiges Problem aber auch als<br />
Chance für eine nachhaltige Landnutzung wird die Gestaltung von Ausgleichsflächen<br />
durch die Flächenagentur GmbH gesehen, die als Ausgleich für umfangreiche Eingriffen<br />
95
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
beim Straßenbau und beim <strong>Havel</strong>ausbau dem Naturschutz zur Verfügung gestellt werden<br />
und somit dauerhaft einer landwirtschaftlichen Nutzungsänderung zugeführt werden. Die<br />
„Schmergower Wiesen“ stellen dafür ein realisiertes Projekt dar<br />
Beispiele für zukünftig anbaubare Kulturen<br />
Im Bereich der landwirtschaftlichen Kulturen ist mit einem weiteren Anstieg des<br />
Maisanbaus zu rechnen, insbesondere zur Nutzung in Biogasanlagen. Als C4-Pflanze<br />
kann Mais eine höhere Photosyntheseleistung im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen<br />
Kulturen erzielen und ist somit in der Lage, in kurzer Zeit und bei geringerem<br />
Wasserverbrauch eine große Biomasse aufzubauen. Die zurzeit arbeitenden bzw. kurz<br />
vor Fertigstellung stehenden Anlagen haben bereits einen Bedarf von ca. 1500 ha<br />
Maisanbaufläche, weitere Anlagen sind in Planung bzw. bereits genehmigt. Diese Option<br />
für die Landwirte stellt andererseits ein Risiko für eine nachhaltige Landwirtschaft dar, da<br />
nicht selten in der Praxis von den Regeln der guten landwirtschaftlichen Praxis<br />
abgewichen wird und keine die Bodenfruchtbarkeit erhaltende vielfältige Fruchtfolge<br />
angewendet wird.<br />
Im Bereich des Obst- und Gemüseanbaus wird sich der Anbau auf Arten und Sorten<br />
konzentrieren, die den veränderten Umweltbedingungen am besten angepasst sind. So<br />
finden wir bereits heute Apfelsorten wie ´Fuji´ oder ´Braeburn´ im Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n<br />
<strong>Havel</strong>, die vor wenigen Jahren ausschließlich aus klimatisch begünstigten Ländern wie<br />
Neuseeland oder Brasilien importiert wurden. Realistisch ist auch ein Wiederaufleben des<br />
Weinanbaus.<br />
Für die <strong>Region</strong> wichtig wäre der verstärkte Anbau von Obst, wobei auch Obstarten wie<br />
Walnuss, Aprikose, Pfirsich und Birne möglich sind. Auch die Ausweitung des Gemüseanbaus<br />
könnte die Versorgung der <strong>Region</strong> und deren Wertschöpfungskapazität verbessern.<br />
Beispiel für eine anbauwürdige Kultur im geplanten Naturparkgebiet:<br />
Sanddorn wird in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre im Erwerbsanbau produziert.<br />
Derzeit liegen die Hauptanbaugebiete in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg.<br />
Aufgrund zahlreicher wertvoller Fruchtinhaltsstoffe werden derzeit Sanddornprodukte<br />
verstärkt nachgefragt. Neben der Verarbeitung zu Säften, Gelee und anderen<br />
Nahrungsmitteln werden zunehmend die Fruchtfleisch- und Kernöle für Kosmetikprodukte<br />
verwendet. Darüber hinaus gibt es zahlreiche medizinische Anwendungsmöglichkeiten<br />
von Sanddornprodukten.<br />
In den meisten Betrieben wird Sanddorn nach den Richtlinien der ökologischen<br />
Produktion angebaut. Sanddorn erweist sich bisher als sehr geeignet für den<br />
ökologischen Anbau, da Krankheiten und Schädlinge keine größere Rolle spielen. Auch<br />
der Stickstoff-Düngemitteleinsatz kann deutlich reduziert werden, da stickstoffbindende<br />
Actinomyzeten eine ausreichende N-Versorgung der Pflanzen gewährleisten.<br />
Seit Anfang der 1980er Jahren wurden für Sanddorn Anbau- und Ernteverfahren<br />
entwickelt, die heute von den meisten Produzenten genutzt werden. In den letzten Jahren<br />
wurden aufgrund der gestiegenen Nachfrage Sanddornplantagen aufgebaut und dabei<br />
auch deutsches Know-how genutzt. In Deutschland ist die Anbaufläche allerdings seit<br />
einiger Zeit stagnierend, da die Verfahrenskosten aufgrund des hohen Lohnniveaus und<br />
des erheblichen Energieinputs für das Schnitternteverfahren in Kombination mit der<br />
Frostung sehr hoch sind. Dennoch finden sich zahlreiche Interessenten für einen<br />
Sanddornanbau in Deutschland, die darin meist eine Einkommensalternative zu<br />
landwirtschaftlichen Kulturen sehen.<br />
Von Bedeutung für den zukünftigen Produzenten ist die Vermarktungsfähigkeit der<br />
Produkte. Die Technologie der Sanddornverarbeitung liegt auf einem sehr hohen Niveau.<br />
96
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Mehrere Verarbeitungsbetriebe mit erheblichen Produktionsreserven sind in den letzten<br />
Jahren entstanden. Der Sprung von der regionalen Vermarktung hin zu den großen<br />
Handelsketten scheitert momentan hauptsächlich an der nicht ausreichend vorhandenen<br />
Rohware bzw. der nicht zu gewährleistenden gleichmäßig hohen Qualität von<br />
Importfrüchten.<br />
4.5 Wirtschaftliche Entwicklung aus der Sicht von Industrie und<br />
Gewerbe<br />
Menschen siedelten von jeher in der Nähe von Gewässern. So wurden auch die <strong>Havel</strong><br />
und Ihre Nebenflüsse als Nahrungsquelle und als Verkehrsweg genutzt. Eiszeitliche Seen<br />
und Zuflüsse der <strong>Havel</strong> in der Zauche boten frühen Siedlern ebenfalls die Grundlage, sich<br />
durch Jagd, Fischfang und ersten Ackerbau und Viehzucht eine Lebensgrundlage zu<br />
schaffen. „Neue Materialien“ wie Bronze und später Eisen ermöglichten es, weiteres<br />
Handwerk zu entwickeln und bessere Kampf- und Jagdwaffen herzustellen. Durch die<br />
Tonfunde hatte man schon früh Techniken zur Herstellung von Gefäßen eingesetzt. Die<br />
Menschen produzierten im Wesentlichen für den Eigenbedarf und nur begrenzt als<br />
Handelsware auch im Austausch gegen andere Produkte. Im 12. Jahrhundert sollte sich<br />
das ändern. Mit der Übernahme der Mark durch die deutschen Askanier wurden<br />
christliche Siedler aus anderen <strong>Region</strong>en ins Land geholt, und die Mönche des<br />
Zisterzienserordens um Mithilfe bei der Christianisierung gebeten. Die neuen Siedler<br />
brachten ihre Handwerkskünste mit ins Land, und die Mönche setzten eine ausgeklügelte<br />
Unternehmensstruktur zur wirtschaftlichen Entwicklung der <strong>Region</strong> ein.<br />
Als die Zisterzienser 1180 in unsere <strong>Region</strong> kamen, hatten sie bereits einen 70jährigen<br />
Erfahrungsschatz in der Umsetzung ihrer Ideale und Zielsetzungen im Glauben und für<br />
die Urbarmachung und wirtschaftliche Nutzung von Naturräumen. Der Grundbesitz des<br />
Klosters war die Grundlage für die Erfolgsgeschichte. Zudem besaßen die Zisterzienser<br />
eine große politische Bedeutung in Kirche und Welt. Ihre Handlungsräume erstreckten<br />
sich gleichfalls auf die Eigen-, Renten- und Kreditwirtschaft und ebenso auf Handel und<br />
Export. Sie waren also Großgrundbesitzer und überregional handelnde Unternehmer.<br />
Die Stiftungsausstattung umfasste den Klostersee bis zur Mühle in Nahmitz mit seinen<br />
Einkünften, fünf Dörfer in der Umgebung und Ländereien in weiteren Dörfern. Otto I<br />
übereignete weitere Dörfer und Seen, sodass auch wesentliche Fischereirechte an die<br />
Lehniner Mönche fielen. Weitere Schenkungen und eigene Ankäufe ergänzten die<br />
Besitztümer des Klosters. Ein Drittel der Zauche gehörte zu Ihrem Besitz. Die Mönche<br />
kauften 1317 für 244 Mark brandenburgischen Silbers die heutige Stadt Werder. Das Dorf<br />
Lehnin, die Kerngemeinde der heutigen Großgemeinde Kloster Lehnin, entstand um<br />
1415, als die Zisterzienser vor den Klostermauern einen Markt einrichteten.<br />
Das Kloster unterhielt Güter in der Umgebung und Stadthöfe (Handelsfilialen) in<br />
Brandenburg, Cölln, Berlin und Loburg, zusätzlich eigene Märkte, neben Lehnin auch in<br />
Werder. Es gab Handwerksbetriebe, die für den Eigenbedarf aber auch für den Handel<br />
produzierten und immer auf dem Stand der Technik waren. Hergestellt wurden Kleidung<br />
und Werkzeuge durch alle dafür notwendigen Gewerke. Die Mönche hatten Brau- und<br />
Schankrechte, betrieben Bienenzucht und Kerzenherstellung, Wald- und Forstwirtschaft,<br />
bauten Wein an, befleißigten sich der Wasser- und Fischereiwirtschaft und des Ackerbaus<br />
und der Viehzucht. Das Ziegeleiwesen geht ebenfalls auf die Mönche zurück.<br />
Erzeugnisse und Produkte wie Getreide, Fleisch, Fisch, Molkereiprodukte, Honig,<br />
Bienenwachs, Wein und Leder wurden in den Stadthöfen umgeschlagen oder exportiert in<br />
weiter entfernte <strong>Region</strong>en, bis nach Hamburg über <strong>Havel</strong> und Elbe.<br />
97
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Längst waren die Besitzungen zu landgreifend und die Produktionsstätten zu verzweigt,<br />
um von den Mönchen selbst bewirtschaftet werden zu können. Daraus entstand ein<br />
funktionierendes Eigenwirtschafts- und Rentensystem. Das Kloster war der größte<br />
Arbeitgeber von der Zauche bis zur <strong>Havel</strong>. Als das Kloster 1542 säkularisiert wurde,<br />
umfasste der Besitz rund 4.500 Hektar Wald- und Ackerfläche, 54 Seen, 9 Wind- und 6<br />
Wassermühlen, 39 Dörfer sowie mit Werder eine Stadt. Von Lehnin aus erfolgten zudem<br />
drei Klosterneugründungen im 13. Jahrhundert, die erlaubt waren, sobald ein Kloster die Stärke<br />
von 60 Mönchen überschritt.<br />
Wirtschaft nach dem Potsdamer Edikt (1685)<br />
Nach dem 30 jährigen Krieg sollte die Wirtschaftskraft Preußens durch Einwanderer aus<br />
Frankreich, die dort verfolgten Hugenotten, gestärkt werden. Die wirtschaftliche<br />
Innovationskraft der Einwanderer lag in den Bereichen der gewerblichen Produktion.<br />
Manufakturen entstanden und in der Landwirtschaft waren es vor allem neue Kulturen,<br />
die in die karge Mark kamen: Spargel, Blumenkohl und Tabak.<br />
Industrielle Entwicklung der Gründerzeit<br />
Im 19. und 20. Jahrhundert trieben technischer Fortschritt und Erfindungen die Industrielle<br />
Entwicklung voran. Um Berlin entstanden Industriestandorte wie die stahlverarbeitende<br />
Industrie in Brandenburg; das Ziegelwesen entwickelte sich entlang der <strong>Havel</strong>. Die<br />
Infrastruktur wurde verbessert durch den Bau von Straßen und Bahnstrecken und die<br />
Großschifffahrtswege wurden ausgebaut. Es entstand eine Agrar-Industrie-<strong>Region</strong> an der<br />
<strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>, ihr industrielles Zentrum war die Stadt Brandenburg. Im Gegenzug wurde<br />
bereits in diesen Jahren das Zurückbleiben einiger abseits gelegener <strong>Region</strong>en der<br />
Provinz erkennbar. Die Dörfer in der Zauche und an der <strong>Havel</strong> blieben landwirtschaftlich<br />
orientiert.<br />
Planwirtschaft in der DDR<br />
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die wirtschaftliche Struktur durch die Einführung der<br />
Planwirtschaft grundlegend verändert, zudem hatten Reparationsverpflichtungen einen<br />
schwerwiegenden Einfluss auf die Ausgangssituation in der Wirtschaft. Das Ziel für die<br />
Entwicklung war die Selbstversorgung des Landes. Trotzdem auch in unserer <strong>Region</strong> die<br />
Umstrukturierung zu staatlich gelenkten Großbetrieben griff, blieb die <strong>Region</strong><br />
landwirtschaftlich geprägt mit der Stadt Brandenburg als Industriekern.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> im Landkreis Potsdam-Mittelmark nach 1990<br />
Nach der Aufgabe der Planwirtschaft sind die Wirtschaftsstrukturen wieder dramatisch<br />
verändert worden. Vor dem Hintergrund der näheren Vergangenheit konnten traditionelle<br />
Zusammenhänge nicht mehr oder nur vereinzelt wieder hergestellt werden. Noch heute<br />
arbeiten wir an der Bedarfs- und Zielorientierung dieser <strong>Region</strong>.<br />
98
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Wirtschaftsstruktur<br />
Abb. Aufteilung Flächennutzung<br />
In der <strong>Region</strong> Brandenburg/Werder haben sich an verschiedenen Standorten kleinere<br />
Metallbau- und Maschinenbaubetriebe angesiedelt. Im südlichen Teil des Kreises vor<br />
allem Betriebe aus der Baubranche zu finden. Außerhalb des engeren<br />
Verflechtungsraumes (Speckgürtel) um Berlin prägen jedoch Land-, Forst- und<br />
99
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Fischereiwirtschaft das Bild des Landkreises. Die Stadt Brandenburg begreift sich nach<br />
wie vor als Industriestandort und gilt als innovativer Kern der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
Gegenwärtig sind es vor allem kleine Unternehmen und Handwerker, die auf dem<br />
Dienstleistungssektor tätig sind. Durch die gute verkehrliche Anbindung ist die <strong>Region</strong><br />
Wohnstandort. Entlang der B 1 sind in jedem Dorf Gewerbegebiete mit überwiegend<br />
hohem Leerstand ausgewiesen. Die wirtschaftlichen Probleme von Firmen und die<br />
Abwanderung von Firmen, wie zum Beispiel die Rolladenfirma in Jeserig und das<br />
Kalksandsteinwerk Emstal sind keine Ausnahme. Nur einzelne größere Betriebe wie die<br />
Deponien in Ketzin und Deetz, Niederlassungen von Eon-Edis, die Spedition Verhoek in<br />
Derwitz, ein Getränkehersteller in Lehnin oder Fruchtexpress in Groß Kreutz sind<br />
regionale Arbeitgeber.<br />
Die regionale Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse ist<br />
der Schlüssel zur Wertschöpfung in der <strong>Region</strong>.<br />
Angesichts der wirtschaftlichen Situation sind für die Zukunft auf dem Wirtschaftssektor<br />
durch engagierte Akteure Ergebnisse in kleinen Schritten zu erwarten. Dafür braucht es<br />
die öffentliche Billigung und Unterstützung, die durch Verbesserung weicher<br />
Standortfaktoren (Ansiedlung von Landärzten, Pflegeeinrichtungen u.a.), durch Förderung<br />
des 2. Arbeitsmarktes die Vernetzung der in der <strong>Region</strong> Tätigen verbessert und erleichtert<br />
werden kann. Ein Signal für die <strong>Region</strong> wäre dabei auch die Wiederinbetriebnahme<br />
Städtebahn Brandenburg-Belzig und andere Verbesserungen des ÖPNV. Aber die<br />
Akteure vor Ort müssen tätig werden. Das Warten auf eine Kraft von Außen ist<br />
unwahrscheinlich.<br />
Ein Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung und für die Ansiedlung neuer<br />
Unternehmen ist die relative Berlinnähe, aber auch der hohe Wohnungsleerstand,<br />
ungenutzte und unattraktive Gewerbeflächen und die geringe Kaufkraft der Bewohner.<br />
Die Gewerbetreibenden in den Orten sind auf ein attraktiv gestaltetes Umfeld<br />
angewiesen, das den sanften Tourismus anstößt und damit durch eigene Aktivitäten den<br />
Selbsterhalt sichern hilft. Überschaubare Investitionen in kleinere Projekte werden durch<br />
eine Gebietsentwicklungskonzeption angeregt und gewinnen für den Einzelnen an<br />
Bedeutung, soweit er sich über seine <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> identifiziert.<br />
4.6 Kulturlandschaft aus touristischer Sicht<br />
Das Gebiet der „<strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>“ liegt für den Tagestourismus verkehrstechnisch günstig<br />
zu den Oberzentren Berlin Potsdam und Brandenburg a. d. <strong>Havel</strong>. Alle<br />
Anbindungsmöglichkeiten sind vorhanden: Wasser, Schiene und Straße/Autobahn, aber<br />
auch das Radwegenetz ist zwischen Berlin und Brandenburg gut erschlossen.<br />
Schon am Anfang des letzten Jahrhunderts waren die Ausflugslokale entlang der <strong>Havel</strong><br />
beliebte Ziele der Stadtmenschen. Wer den „Ausflug aufs Land“ plant, sollte sich jedoch<br />
von den romantischen Vorstellungen trennen. Hier in der Mark müssen wir mit Feinsinn<br />
ein Gespür für die landschaftlichen Vorzüge erkennen. Schon Fontane hat seine Leser<br />
auf diesen Umstand hingewiesen.<br />
Das Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg hat eine Tourismuskonzeption<br />
für das Land (2006-2010) erarbeiten lassen. Die Erhebungen zeigen folgendes Bild:<br />
Die durchschnittliche Bettenauslastung in den gewerblichen Betrieben betrug im Jahr 2005 29,8%,<br />
die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt derzeit bei 2,7Tagen. Die meisten Übernachtungen<br />
100
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
entfallen mit rund 1,1 Mio. Übernachtungen (ohne Camping) auf das Reisegebiet Ruppiner Land,<br />
gefolgt vom Fläming, dem Spreewald und dem Oder-Spree-Seengebiet. Diese vier Reisegebiete<br />
bündeln zusammen mit Potsdam derzeit 54% der Übernachtungen. Im Sommerhalbjahr (Mai bis<br />
Oktober) lagen 65% aller gewerblichen Übernachtungen 2005. Der Inlandsmarkt ist für<br />
Brandenburg nach wie vor der wichtigste Quellmarkt: 94% aller gewerblichen Übernachtungen<br />
werden durch Inlandsgäste getätigt. Berlin ist mit einem Anteil von 19% der wichtigste Quellmarkt<br />
Brandenburgs, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (12%) und Brandenburg selbst (11%). Auch<br />
Sachsen (9%), Niedersachsen (7%)und Sachsen-Anhalt (6%) sind bedeutende Herkunftsgebiete.<br />
Mit 76% dominieren Verkehrsmittel wie PKW und Motorrad. Die Bahn nutzten 11% der Gäste zur<br />
Anreise, mit dem Reisebus reisten 6%, mit Boot 2%. Das Durchschnittsalter der Gäste beträgt<br />
47Jahre und liegt im Vergleich zu Erhebungen in anderen Bundesländern rund ein bis zwei Jahre<br />
über dem dortigen Durchschnittsalter. Bei der Aufenthaltsart liegt der „Erholungsurlaub“ mit 29%<br />
deutlich vorn. Geschäftlich bedingte Reisen kommen insgesamt nur auf 17%. Eine deutliche<br />
Zunahme ist beim Aktivurlaub feststellbar, der mittlerweile 14% ausmacht. Auch kulturtouristisch<br />
orientierte Aufenthaltsarten im weiteren Sinne wie „Städtereisen“, „Besichtigungs-/Studienreisen“<br />
und „Veranstaltungs-/Eventbesuche“ haben mit einem Anteil von 18% an Bedeutung gewonnen. In<br />
Bezug auf den Stellenwert des Aufenthaltes ist der Anteil der Haupturlauber mit 12%, der<br />
Kurzurlauber mit 43% und der Wochenendtrips mit 22% deutlich angewachsen. Fast alle Gäste<br />
benennen mindestens einen Attraktivitätsfaktor während ihres Aufenthaltes: Auf dem ersten Platz<br />
rangiert „Natur und Landschaft“(29%), auf Platz zwei „Wasser(-sport)angebote“ (9%), gefolgt von<br />
„Freizeit-, Unterhaltungs- und Kulturangeboten“ (8%). Wesentliche Störfaktoren aus Gästesicht sind<br />
Angebote in den Bereichen „Freizeit, Unterhaltung und Kultur“(15%). Weitere wesentliche<br />
Kritikpunkte betreffen die Aspekte „Ortsbild und Sauberkeit“ (10%) „Rad-, wander- und wassertouristische<br />
Angebote“ (9%) sowie die „Ausschilderung“ (7%). Der Tagestourismus hat für Brandenburg<br />
eine außerordentlich hohe Bedeutung: Rund 78% aller touristischen Aufenthaltstage und fast zwei<br />
Drittel des gesamten touristischen Umsatzes sind diesem Segment zuzuordnen. Brandenburg<br />
profitiert in hohem Maße von seiner Nachbarschaft zu Berlin, das pro Jahr 131 Mio. Tagesreisen<br />
produziert. Davon führen über 40 Mio. bzw. 30% zu einem Ziel in Brandenburg. Die<br />
herausragenden Besuchermagneten in Brandenburg sind folgerichtig im näheren Umland von<br />
Berlin angesiedelt. Stärkste Einzelziele sind Potsdam (12,6 Mio. Tagesbesucher) sowie das Oder-<br />
Spree- und das Dahme-Seengebiet (17,3 Mio.), der Spreewald (14,9 Mio.) und das <strong>Havel</strong>land<br />
(13,3 Mio.), gefolgt vom Ruppiner Land (9,5 Mio.), dem Fläming (8,2 Mio.) und dem Barnimer Land<br />
(7,5 Mio.). Der Tourismus im Reiseland Brandenburg ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für<br />
das Land, ein Multiprodukt mit Breitenwirkung, denn von den Ausgaben der Touristen profitieren<br />
eine Vielzahl von Betrieben und Einrichtungen, insbesondere Beherbergungs- und<br />
Gastronomiebetriebe, Kultur-, Sport-, Freizeit- und Unterhaltungsanbieter, Landwirtschaft,<br />
Einzelhandel, Transportunternehmen und sonstige Dienstleister. Allerdings liegen die<br />
durchschnittlichen Ausgaben pro Tagesausflug in Brandenburg mit rund 20,20 Euro pro Person<br />
deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (28,00 Euro) und sind die bundesweit niedrigsten.<br />
Erkenntnisse aus der Studie des Wirtschaftsministeriums<br />
Die Stärken des Reiselandes Brandenburg liegen in seinem reichen Potenzial an<br />
unterschiedlichen, voll im Trend liegenden Möglichkeiten für Aktivaufenthalte in einer<br />
herausragenden Landschaft in Verbindung mit einem vielfältigen Kulturangebot. Durch<br />
die Nähe zu Berlin ergeben sich zudem Chancen für eine Fülle von Synergieeffekten zur<br />
Erschließung von weiteren Marktsegmenten. Die wesentlichen Schwächen bestehen in<br />
der unzureichenden Wahrnehmung von Angeboten für die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />
einzelner Zielgruppen. Damit verbunden sind eine mangelnde Kundenorientierung und<br />
Servicebereitschaft und eine zersplitterte Organisationsstruktur mit vielen wirtschaftlich<br />
schwachen Akteuren und einem zu geringen Interesse an Kooperation und sinnvoller<br />
Vernetzung.<br />
Abhängigkeiten von der demografischen Entwicklung<br />
Die Bevölkerungszahl in Brandenburg und Berlin wird bis zum Jahr 2020 gegenüber 2002<br />
aufgrund der Überalterung um 3% (d.h. 186.900 Einwohner) sinken. Der<br />
101
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Bevölkerungsrückgang verläuft jedoch regional sehr unterschiedlich. Während die<br />
Bevölkerung Berlins fast konstant bleibt (-0,8%) und im Umland sogar steigen<br />
wird(+5,5%), wird sie in den weiter von Berlin entfernten Bereichen Brandenburgs<br />
voraussichtlich um 14% sinken (2002–2020).<br />
Damit kann den Angeboten touristischer Freizeitgestaltung in der <strong>Region</strong> „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“<br />
sehr viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um auch den hier lebenden Menschen<br />
im eigenen Umland Grund zum Verweilen zu bieten. Die Neubewohner der <strong>Region</strong> sollen<br />
stärker integriert werden, um so ihre Heimat kennen zu lernen. Wohnen und Arbeiten<br />
findet nicht am selben Ort statt. Am Familienstandort werden die Möglichkeiten der<br />
Freizeitgestaltung dadurch wichtig.<br />
Die Chancen<br />
Entwicklung angebotsspezifischer Produktlinien für die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>, die der<br />
Angebotsstruktur der <strong>Region</strong> Rechnung tragen. Touristisch besonders nachgefragte<br />
Angebote sollten gebündelt und dem Markt zugänglich gemacht werden. Als<br />
Querschnittsthemen sind Naturtourismus und Barrierefreies Reisen zu entwickeln.<br />
Zu den Schwerpunktthemen zählen:<br />
• Wassertourismus<br />
• Fahrradtourismus<br />
• Kulturtourismus<br />
• Familienurlaub<br />
Schlussfolgerungen:<br />
Die Angebote, die über den Tourismusverband und die behördlichen Stellen in den<br />
Kommunen für Tourismus zuständig sind, müssen geordnet und spezifiziert werden, um<br />
die Information an den potenziellen Besucher besser heranzubringen. Folgende<br />
Angebote sind zu Produkten zu gestalten:<br />
• Familienurlaub, Kinder- und Jugendreisen<br />
• Kultur: mit den Aufenthaltsarten Besichtigungs-, Bildungs- und Studienreisen,<br />
Veranstaltungs- sowie Städtereisen.<br />
• Radfahren: Radfahren als Urlaubsaktivität ist für die Zielgruppen der Aktivurlauber,<br />
Familien und Erholungsurlauber besonders wichtig.<br />
• Wasser: aufgrund des steigenden Potenzials im Bereich Wassersport für alle<br />
Aufenthaltsarten. Gute Bademöglichkeiten haben für Familien, Kinder und Jugendliche<br />
eine sehr hohe Bedeutung für die Reiseentscheidung.<br />
• Wellness: Die Entwicklung der Produktlinie Wellness ist stark anlagenabhängig.<br />
Entscheidend ist, inwieweit sich Hotelanbieter entsprechend spezialisieren und<br />
investieren.<br />
102
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
5 Entscheidungen kommunaler Körperschaften und deren<br />
Vertreter<br />
5.1 Beschlüsse<br />
Kreistag Potsdam-Mittelmark<br />
103
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
104
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
105
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
106
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong><br />
Anlage1<br />
Kenntnisstand Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Am 30.03.05 fasste die Stadtverordnetenversammlung folgenden Beschluss Nr.<br />
67/2005:<br />
"Die Stadtverordnetenversammlung Brandenburg an der <strong>Havel</strong> beauftragt die<br />
Oberbürgermeisterin, in Abstimmung mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark zu<br />
107
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
klären, welche Schritte zur Einrichtung eines "Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>" erforderlich<br />
sind und welche touristischen, gewerblichen und arbeitsmarktpolitischen Impulse<br />
sowie Kosten, Einschränkungen und Risiken dadurch für die Stadt Brandenburg an<br />
der <strong>Havel</strong> entstehen können. Zu klären ist ebenfalls: Welche Entscheidungen<br />
werden der Stadt entzogen (z. B. bei der Satzungsaufstellung)? Welche Flächen<br />
sind betroffen? Es ist eine Karte mit den betroffenen Flächen beizufügen." Die<br />
Einrichtung des Naturparks “<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ ist eine freiwillige Aufgabe. Die Stadtverordnetenversammlung<br />
entscheidet, ob die Einrichtung betrieben werden soll.<br />
I. Schritte zur Entwicklung des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> sind:<br />
1. Grundsatzbeschluss der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> zur Frage, ob die<br />
Einrichtung eines Naturparks “<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ betrieben werden soll.<br />
2. Beratung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> mit dem Fördervereinsvorstand<br />
Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
3. Beratung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> mit dem Landkreis Potsdam-<br />
Mittelmark, darüber hinaus mit den beteiligten Kommunen.<br />
4. Beratung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> mit dem Land Brandenburg<br />
hinsichtlich des Bekanntmachungsverfahrens durch die oberste Naturschutzbehörde<br />
und der Mittelausstattung gemeinsam mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark.<br />
5. Verfahren des Landes Brandenburg: Ausrufung Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
6. Beschluss der kreisfreien Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> im Rahmen des<br />
Verfahrens<br />
7. Bekanntmachung des Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> durch das Land Brandenburg,<br />
oberste Naturschutzbehörde<br />
Von den Gemeinden Groß Kreutz, Kloster Lehnin und Ketzin gibt es bereits<br />
folgende Stellungnahmen zur Einrichtung eines Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>:<br />
• Gemeinde Groß Kreutz: gesamtes Gemeindegebiet<br />
• Gemeinde Kloster Lehnin: Zustimmung mit Abgrenzungsvorschlag<br />
• Stadt Ketzin: Zustimmung zum Konzept<br />
(siehe Anlagen 2-5)<br />
Weitere Informationen sind in einer umfangreichen Dokumentation von Marina<br />
Donner und Chris Rappaport (130 Seiten) eines Info-Workshop zum Tag der<br />
<strong>Region</strong>en in Groß Kreutz, 25.5.2005 zu finden.<br />
(http://la21bb.de/service/downloads1.html)<br />
II. Touristische, gewerbliche und arbeitsmarktpolitische Impulse<br />
Die touristische Vermarktung des Stadtgebietes kann noch umfassender entwickelt<br />
werden. Es wird davon ausgegangen, dass in Ergänzung der bereits vorhandenen<br />
städtetouristischen Angebote und der landschaftstouristischen Angebote des<br />
Umlandes (z.B. Naturpark Westhavelland, Naturpark Hoher Fläming) hier noch ein<br />
erhebliches naturtouristisches Entwicklungspotential vorhanden ist. Eine<br />
Naturparkeinrichtung könnte für eine landschaftstouristische Entwicklung des Stadt-<br />
und Umlandgebietes als zusätzlicher „Motor“ und als Grundlage für eine<br />
Vermarktungsstrategie dienen. Eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz hat<br />
nachgewiesen, dass von Naturparken und ihren gebietesorientierten Angeboten und<br />
Tourismusangeboten erhebliche Impulse auf inhaltlich benachbarte Gewerbetriebe<br />
ausgehen (z.B. Gastronomie, Kunsthandwerk, direkt vermarktende<br />
landwirtschaftliche Betriebe, Urlaubsangebote auf dem Bauernhof,<br />
Wassertourismusangebote und damit verbundenes Gewerbe). Eine Untersuchung<br />
des Bundesamtes für Naturschutz zu „ökonomischen Effekten von<br />
108
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Großschutzgebieten“ (BFN-Script 135, Bonn 2005, URL:www.bfn.de) ergab, dass im<br />
Naturpark Hoher Fläming eine hohe Wertschöpfung durch Tagesausflügler im<br />
Landschaftstourismus zustande kommt. Im Naturpark Hoher Fläming wird von<br />
einem landschaftstouristischen Einkommen in Höhe von 3,0 Mio. € / a<br />
ausgegangen. Daraus ergibt sich ein Beschäftigungsäquivalent von 211 Personen,<br />
deren Einkommen vollständig vom Tourismus im Naturpark abhängt. Ob die<br />
beschriebenen Aspekte auch bei einer städtischen Struktur voll ausgeschöpft<br />
werden können, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar.<br />
III. Kosten<br />
Es wird anhand der Kosten vorhandener durch das Land finanzierter Naturparkverwaltungen<br />
geschätzt, dass jährlich für 3-5 Personalstellen ca. 150-250 T€,<br />
Sachkosten zwischen 50 - 80 T€ und Projektkosten von ca. 150 T€ entstehen<br />
würden. Insgesamt muss von Kosten zwischen minimal 350 bis 480 T€/a<br />
ausgegangen werden. Die Haushalte der interessierten Kommunen, des<br />
Landkreises Potsdam – Mittelmark und der kreisfreien Stadt Brandenburg an der<br />
<strong>Havel</strong> können diese Kosten allein nicht aufbringen. Im Land vorhandene Naturparke<br />
werden durch das Land zu 100% finanziert. Zusätzliche Projekte werden<br />
insbesondere durch EU-Fördermittel (z.B. Leader +- Fördermittel) finanziert. Eine<br />
Finanzierung eines zusätzlichen Naturparks durch das Land ist nicht geklärt. Sollte<br />
eine 100%-ige Finanzierung durch das Land nicht erfolgen, so gibt es verschiedene<br />
Ansätze zur Aufteilung der Kosten:<br />
- Ansatz in Abhängigkeit der jeweiligen Flächenanteile der Kreise und kreisfreien<br />
Stadt<br />
- Ansatz in Abhängigkeit der Einwohnerzahlen der beteiligten Kommunen<br />
Weiterhin könnte auf eine anteilige Beteiligung des Landes verhandelt werden. Eine<br />
Berechnung der Kosten in Abhängigkeit der Einwohnerzahl der beteiligten<br />
Kommunen könnte zu einer überproportionalen Belastung der Stadt Brandenburg an<br />
der <strong>Havel</strong> führen.<br />
IV. Einschränkungen und Risiken<br />
Das Land Brandenburg unterhält ein Großschutzgebietssystem aus 3 Biosphärenreservaten,<br />
dem Nationalpark Unteres Odertal und 11 Naturparken. Eine personelle<br />
Unterstützung der Großschutzgebietsverwaltungen erfolgt über die Finanzierung der<br />
Naturwacht durch die Stiftung Naturschutzfonds des Landes. Weitere Naturparke<br />
sind vonseiten des Landes nicht geplant. In der Vergangenheit erfolgte eine<br />
Verwaltungsvereinfachung, indem die ehemalige Landesanstalt für<br />
Großschutzgebiete in das Landesumweltamt integriert wurde. Es ist vor dem<br />
Hintergrund der finanziellen Situation des Landeshaushaltes nicht denkbar, dass ein<br />
neuer Naturpark durch das Land Brandenburg zu 100% finanziert werden würde.<br />
Der Naturpark wird mittels Bekanntmachung durch die oberste Naturschutzbehörde<br />
auf der Grundlage des § 26 Brandenburgisches Naturschutzgesetz ausgerufen. Es<br />
handelt sich gemäß § 26 BbgNatSchG um „<br />
(1) Großräumige, einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die<br />
1. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind,<br />
2. sich als naturnaher Landschaftsraum oder historisch gewachsene<br />
Kulturlandschaft für die Erholung besonders eignen und<br />
3. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung und Fremdenverkehr<br />
vorgesehen sind, können durch Bekanntmachung der obersten Naturschutzbehörde<br />
zu Naturparks erklärt werden. Naturparks dienen der Erhaltung, Entwicklung<br />
109
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
und Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzungen geprägten Landschaft und<br />
ihrer Arten- und Biotopvielfalt. In ihnen wird zu diesem Zweck eine dauerhaft<br />
umweltgerechte Landnutzung und ein nachhaltiger Tourismus angestrebt sowie<br />
eine nachhaltige <strong>Region</strong>alentwicklung gefördert.“<br />
Mittelpunkt der Entwicklung eines Naturparks ist dementsprechend die<br />
wirtschaftliche <strong>Region</strong>alentwicklung und nicht der Naturschutz. Die bereits<br />
vorhandene und unter Schutz gestellte Naturschutzgebietskulisse bietet lediglich<br />
den Entwicklungsrahmen für den Naturpark. Zusätzliche<br />
Schutzgebietsausweisungen und zusätzliche rechtliche Restriktionen<br />
sind hiermit nicht verbunden. Entscheidungen werden durch die Naturparkerklärung<br />
nicht entzogen, da hier für keine Satzung erforderlich ist. Im Naturpark werden die<br />
Vorgaben der <strong>Region</strong>alentwicklung berücksichtigt, das Baurecht wird nicht berührt.<br />
Die Naturparkverwaltung wäre allerdings im Rahmen von Genehmigungsverfahren,<br />
bei denen eine Befreiung von Verboten des Naturschutzgesetzes (§ 72<br />
Brandenburgisches Naturschutzgesetz) erforderlich ist, ins Benehmen zu setzten.<br />
Eine Einspruchsmöglichkeit dieser Verwaltung (Einvernehmen) besteht nicht. Dass<br />
diese Beteiligung zu einer deutlichen Verlängerung von Genehmigungsverfahren<br />
führen kann, ist nicht ausgeschlossen.<br />
V. Betroffene Flächen im Stadtgebiet Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und Vorschlag<br />
für vier Gebietsabgrenzungen<br />
Für das Stadtgebiet sind mehrere alternative Gebietsabgrenzungen des Naturparks<br />
“<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ denkbar.<br />
1. Die Stadtverordnetenversammlung fasst den Grundsatzbeschluss nicht, dann<br />
sind keine Flächen der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong> betroffen.<br />
2. Die kleinflächige Variante 1 erstreckt sich nur auf die Gebietsabgrenzung des<br />
Naturschutzgebietes <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
3. Die östliche Variante 2 umfasst die Schutzgebiete Landschaftsschutzgebietes<br />
(LSG) Brandenburger Osthavelniederung und das Naturschutzgebiet <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
4. Die westliche Variante 3 umfasst neben den Schutzgebieten LSG Brandenburger<br />
Osthavelniederung und das Naturschutzgebiet <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> auch das Breite Bruch<br />
und das LSG Brandenburger Wald- und Seengebiet.<br />
Es obliegt den Stadtverordneten, diese Vorschläge oder andere Grenzen des<br />
Gebietes festzulegen. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass innerhalb des Naturparks<br />
mindestens 50 % Schutzgebiete (Landschaftsschutzgebiete oder<br />
Naturschutzgebiete) liegen müssen. Je größer das Gebiet gewählt wird, desto mehr<br />
Kosten können der Stadt daraus anteilig entstehen. Je kleiner das Gebiet gewählt<br />
wird, desto geringer sind die Kosten, desto geringer ist aber unter Umständen auch<br />
der zu erwartende Fördermitteleffekt (bei flächenabhängiger Berechnung). Denkbar<br />
wäre auch eine Gebietsabgrenzung, die sich an einem konkreten Wasser- und<br />
Radtouristikprojekt (<strong>Havel</strong>- und <strong>Havel</strong>seen und angrenzende Verkehrsadern als<br />
Gebietsgrenzen) orientiert.<br />
110
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
111
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Ketzin<br />
Stand Juni 2005<br />
Information über den Arbeitsstand zum Beschluss über die Einrichtung eines<br />
neuen „Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ in Teilen des Gemeindegebietes der Stadt<br />
Ketzin<br />
Sehr geehrter Herr Rappaport, sehr geehrte Frau Donner,<br />
ich möchte Sie als Bürgermeister der Stadt Ketzin über den Stand der<br />
Beschlussumsetzung in den Grenzen der Stadt Ketzin informieren. Im Oktober 2004<br />
stimmten die Mitglieder des Fachausschusses Wirtschaft, Tourismus und Verkehr<br />
den Aussagen: Die Stadt Ketzin mit Ihren Naturschutzgebieten und<br />
Landschaftsschutzgebieten und ihrer Lage an der <strong>Havel</strong>, ist prädestiniert ebenfalls<br />
Flächen in den zukünftigen „Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ einzubringen vom Grundsatz<br />
her zu. Im November 2004 wurde folgende Empfehlung ausgesprochen: Der<br />
Ausschuss empfiehlt die weitere Verfolgung und Umsetzung der<br />
Naturparkgedankens <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>. Aus den Fachausschüssen, Wirtschaft,<br />
Tourismus und Verkehr sowie Bau, Stadtentwicklung und Umwelt liegen die<br />
Beschlussempfehlungen mit den konkreten Grenzen für den Gemarkungsbereich<br />
Ketzin vor. Die Ortsteile Falkenrehde und Zachow beschlossen ebenfalls in<br />
Bereichen der Gemarkungen einen Naturpark einrichten zu wollen. Die Ortsbeiratssitzungen<br />
in Tremmen und Etzin stellten die Entscheidung erst einmal zurück, mit<br />
der Bitte, weitere Informationen über die landwirtschaftliche Nutzungen in einem<br />
Naturpark zu erhalten. In den Monaten September/Oktober 2005 werden die<br />
Ortsbeiräte und nach Empfehlung aus dem Hauptausschuss, die<br />
Stadtverordnetenversammlung die Einrichtung eines Naturparks an der <strong>Mittlere</strong>n<br />
<strong>Havel</strong> beschließen. Die Tendenz ist klar, die Grenzvorschläge sind noch<br />
abzuwägen. Wie ich bereits Herrn Landrat Koch mitgeteilt habe, mit gemeinsamem<br />
Engagement, ist das große Ziel der Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nicht mehr so fern.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Bernd Lück<br />
112
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>)<br />
113
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
114
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
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<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Kloster Lehnin<br />
116
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
5.2 Äußerungen von Mandatträgern und Unternehmen in Interviews<br />
Andreas Bernig, MdL, am 02.03.07<br />
Förderverein: Herr Bernig, wie bewerten Sie die Arbeit des Fördervereins <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> und der Naturparkgemeinden?<br />
Bernig: Zunächst muss man allen ehrenamtlichen Akteuren für ihr Engagement<br />
danken. Ohne sie würden wir heute über dieses interessante Projekt nicht reden.<br />
Gut finde ich das Engagement in der <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ohne vorrangig auf<br />
Fördergelder zu schauen. Es muss darum gehen, die eigenen<br />
Entwicklungspotentiale zu ergründen und darauf aufzubauen. Dann allerdings muss<br />
man auch auf die Unterstützung durch das Land zählen. Schließlich geht es darum<br />
überall nicht gleiche, aber gleichwertige Lebensverhältnisse zu gestalten. Dabei<br />
muss man an die konkreten gegebenen Möglichkeiten anknüpfen und sehen, wie<br />
sie in diesem Sinne im Interesse der Menschen genutzt werden können. In der<br />
Linkspartei-Landtagsfraktion diskutieren wir derzeit über den Begriff der <strong>Region</strong>en.<br />
Ich werde mich dafür einsetzen, dass vermehrt Gespräche über Gemeinde- und<br />
Kreisgrenzen hinweg stattfinden.<br />
Förderverein: Wie sehen Sie den weiteren Weg nach den zustimmenden<br />
Beschlüssen des Landkreises und der Gemeinden zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>?<br />
Bernig: Das Eine sind die Beschlüsse und das Andere ist ihre Umsetzung. Aus<br />
meiner Sicht ist hier mehr Nachhaltigkeit oder auch Konsequenz nötig. Die<br />
Gemeinden bauen z.B. Rad- und Wanderwege und machen ja bereits viel für den<br />
Tourismus. Aber das muss noch viel besser vernetzt werden. Bei jeder Planung<br />
muss sichergestellt werden, dass tatsächlich gerade die ehrenamtlichen Akteure<br />
wirklich einbezogen werden. Ich werde mich dafür einsetzen, dass das geplante<br />
Tourismus-Center in Kloster Lehnin in die Arbeit der <strong>Region</strong> eingebettet wird und<br />
Absprachen mit dem Förderverein und den Städten Ketzin und Brandenburg sowie<br />
der Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) dazu stattfinden.<br />
Förderverein: Was können die Gemeinden für die weitere <strong>Region</strong>alentwicklung tun?<br />
Bernig: In Landtagsdebatten ist das Ehrenamt oft ein großes Thema. Leider scheint<br />
im Alltag die Euphorie schnell zu verfliegen. Im geplanten Naturpark engagieren sich<br />
die Bürger von unten. Sie haben das Projekt auf den Weg gebracht. Die<br />
Versammlungen des Fördervereins sind gut besucht. Daran müssen wir unbedingt<br />
117
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
anknüpfen. So können und müssen der Landkreis und die Gemeinden den<br />
Förderverein und die Bürger noch viel besser in ihre Arbeit einbinden.<br />
Förderverein: Welche Aufgabe sehen Sie für den vom Landrat des Kreises<br />
Potsdam-Mittelmark gebildeten Arbeitskreis mit den Naturparkgemeinden?<br />
Bernig: In den Naturpark-Arbeitskreis müssen sich die Bürgermeister verstärkt<br />
einbringen oder durch bevollmächtigte Beauftragte vertreten lassen. Auch die<br />
Abgeordneten der <strong>Region</strong> sollten in den Arbeitskreis eingebunden werden, da Sie<br />
zum Landkreis und zum Land wichtige Kontakte eröffnen können.<br />
Förderverein: Wie verfolgen Sie die Arbeit des Fördervereins?<br />
Bernig: Die Informationen des Fördervereins sind für mich wichtig für meine Arbeit<br />
in der <strong>Region</strong>. Die Gemeinden sollten in ihren Amtsblättern die Bürger noch<br />
vermehrt auf die Aktivitäten des Fördervereins hinweisen.<br />
Förderverein: Welche Chancen sehen Sie für den ländlichen Raum angesichts der<br />
neuen Landesförderung?<br />
Bernig: Das neue Landesentwicklungsprogramm, das sich auf die<br />
Metropolenregion konzentriert, geht in die falsche Richtung. Derzeit profitieren die<br />
Städte und der Speckgürtel von Berlin von der Landespolitik. Werder und<br />
Brandenburg sind für die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wichtig. Aber die Städte müssen auch ihr<br />
Umland sehen. Und die ländlichen Gemeinden sollten sich unter dem Vorzeichen<br />
des Naturparkgedankens stärker zusammenschließen.<br />
Förderverein: Vielen Dank für das Interview.<br />
Andreas Kuhnert, MdL, am 30.03.07<br />
Förderverein: Herr Kuhnert, wie bewerten Sie die Arbeit des Fördervereins <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> und der Naturparkgemeinden?<br />
Kuhnert: Ich habe die Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten in<br />
Brandenburg von 1990 an mit begleitet. Manchmal war’s schwierig oder ging gar<br />
schief, weil zu sehr „von oben“ agiert wurde. Ein Negativbeispiel hierfür mit Streit bis<br />
zum heutigen Tage ist der Nationalpark Unteres Odertal.<br />
Anders beim Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>. Hier wächst was „von unten“.<br />
Kommunalpolitiker, Verbände und Einwohner sind von Anfang an durch zahlreiche<br />
Beratungen und Treffen mit einbezogen worden. Der verein ist ja selbst eine<br />
„Basisbewegung“ aus der <strong>Region</strong>.<br />
Der Verein ist durch kreative Einfälle und „Events“ das ganze Jahr über in der<br />
<strong>Region</strong> präsent. Und damit natürlich auch in der regionalen Presse, die ausführlich<br />
berichtet.<br />
Förderverein: Wie sehen Sie den weiteren Weg nach den zustimmenden<br />
Beschlüssen des Landkreises und der Gemeinden zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>?<br />
Kuhnert: Kreis und Gemeinden müssten nun dahingehend aktiv werden, dass sie<br />
ihre Zustimmung durch die Ausfinanzierung von zwei Stellen für die<br />
Naturparkverwaltung untermauern. Denn der Minister hat signalisiert, er könne sich<br />
einer solchen Initiative von unten dann nicht entziehen, und würde eine weitere<br />
Stelle aus dem Landeshaushalt finanzieren. Kreis und Gemeinden sollten aber auch<br />
118
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
weiterhin zu Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit beitragen. Und Mitglieder im<br />
e.V. werden!<br />
Förderverein: Was können die Gemeinden für die weitere <strong>Region</strong>alentwicklung tun?<br />
Kuhnert: Die <strong>Region</strong> hat touristisches Potential, das noch nicht ausgeschöpft ist.<br />
neben der Werbung von Gewerbeansiedlung sollte dies auch weiterhin offensiv<br />
betrieben werden. Viele Rad- oder Wassersportvereine aus Berlin streben an<br />
Wochenenden Ziele im Umland an. Da hat die <strong>Region</strong> „<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>“ noch<br />
unausgeschöpfte Möglichkeiten anzubieten!<br />
Förderverein: Welche Aufgabe sehen Sie für den vom Landrat des Kreises<br />
Potsdam-Mittelmark gebildeten Arbeitskreis mit den Naturparkgemeinden?<br />
Kuhnert: Der Arbeitskreis sollte die Gemeinden auf den eben beschriebenen Weg<br />
bringen bzw. fördernd begleiten.<br />
Förderverein: Wie verfolgen Sie die Arbeit des Fördervereins?<br />
Kuhnert: Ich bin Mitglied im Verein und nicht zuletzt dadurch in den<br />
Informationsverteiler einbezogen. Vieles lese ich aber auch in der regionalen<br />
Presse. Oder ich suche, wie gerade eben, das persönliche Gespräch…<br />
Förderverein: Welche Chancen sehen Sie für den ländlichen Raum angesichts der<br />
neuen Landesförderung?<br />
Kuhnert: Das Land Brandenburg bleibt ein Flächenland mit dünner Besiedlung und<br />
ländlicher Struktur. Urbanes Leben ist eher die Ausnahme. Das behalten wir in der<br />
Landespolitik auch fest im Auge. Deshalb richtet sich auch die neue<br />
Landesförderung darauf aus, auch mit Hilfe der bekannten EU-Programme den<br />
ländlichen Raum zu fördern und die Potenziale der Ländlichkeit, also Natur erleben,<br />
Natur nutzen usw., für Einheimische und Gäste attraktiv zu gestalten.<br />
Förderverein: Vielen Dank für das Interview.<br />
Anlässlich einer Veranstaltung des Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zum ökologischen<br />
Landbau im Mai 2005 sind folgende Interviews geführt worden:<br />
Interview mit dem Bürgermeister der Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) Reth<br />
Kalsow durch Chris Rappaport am 01.09.05. Die Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) ist<br />
Mitglied im Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> will die <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> entwickeln, wirtschaftlich und landschaftlich. Was verspricht sich die<br />
Gemeinde von diesem bürgerschaftlichen Engagement.<br />
Kalsow: Erstmal zum geplanten Naturpark grundsätzlich, meine Befürwortung auf<br />
jeden Fall. Ich denke, es ist eine der wenigen Chancen, die wir noch haben, die<br />
<strong>Region</strong> weiter zu entwickeln. Wichtig dabei ist, dass man natürlich auch die<br />
Akzeptanz ist der Bevölkerung dafür schafft. Wir wissen alle, dass wir am Anfang<br />
Schwierigkeiten hatten, wie schwer das ist, vor allem mit den Landwirten zu recht zu<br />
kommen. Aber ich denke, da sind gute Veranstaltungen gelaufen, die jetzt die<br />
Akzeptanz gesichert haben. Wenn die Gemeinde und der Förderverein gemeinsam<br />
119
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Vorreiter für die Entwicklung der <strong>Region</strong> sind, wird es so sein, dass mit der Zeit auch<br />
die Bürger erkennen werden, welchen Nutzen ein Naturpark haben kann.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Welche wirtschaftlichen Entwicklungen sehen Sie in der<br />
<strong>Region</strong>, Herr Bürgermeister.<br />
Kalsow: Die Gemeinde, Bürgermeister und Förderverein können nur die sein, die<br />
anschieben, die Initiativen müssen nachher von Privaten und der Wirtschaft<br />
kommen. Es gab ja bereits Anfragen und Beratung beim Förderverein z.B. zur<br />
Errichtung eines Pferdehofes. Darüber können die Bürger begreifen, wie beliebt ihre<br />
Landschaft ist. Wir, die wir hier wohnen, wissen ja eigentlich gar nicht, wie schön es<br />
bei uns ist, wenn wir es jeden Tag gleich vor Augen haben. Sicher verbringen gerne<br />
Leute von außerhalb ihre Tage hier, dann muss aber auch was vorhanden sein. Es<br />
muss möglich sein, sich zu informieren, einen Kaffee zu bekommen und anzuhalten,<br />
wo man interessante Sachen sehen kann. Ich denke, gerade auch für die<br />
bestehenden Betriebe kann das ein Wirtschaftsfaktor sein, z.B. für den Obstbau mit<br />
seinen Direktverkäufen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Was bringt der vom Kreistag und Gemeindevertretung<br />
beschlossene Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> den Bürgern.<br />
Kalsow: Wir wissen alle, wie schwer es sein wird, einen neuen Naturpark im Land<br />
Brandenburg einzurichten. Auf diesem Weg werden wir alle auch noch Niederlagen<br />
erleben. Wir sollten uns aber Gedanken machen, wie bringen wir das Hauptziel<br />
nach vorn. Was ich als ganz positiv dabei erachte, ist, dass die drei Kommunen<br />
Kloster Lehnin, Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) und Ketzin jetzt verstärkt miteinander sprechen<br />
und gemeinsame Lösungswege suchen. Ich hoffe, dass wir auch die Stadt<br />
Brandenburg noch dazu bewegen können. Die Grundlagen sind gelegt mit dem<br />
<strong>Havel</strong>radweg, der fest für kommendes Jahr geplant ist. Die Touristen kommen ja<br />
schon zu uns. Z.B. fahren die Ausflügler über Ketzin, dann die Fähre, biegen dann<br />
jedoch nach Werder ab. Hier müssen wir es erreichen, dass die Leute auch in Groß<br />
Kreutz etwas Attraktives finden und zu uns kommen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Zum Turm auf dem Götzer Berg hat der Förderverein<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> der Gemeinde angeboten, die Gemeinde beantragt Fördergelder und<br />
den Eigenanteil erbringt der Verein mit Hilfe der Bürger und Sponsoren.<br />
Kalsow: Die Diskussion in der Gemeindevertretung findet statt. Derzeit ungelöst ist<br />
die Zuwegung. Auch zum Grundstücksankauf müssen wir Wege suchen. Eine<br />
Förderung über das Programm Integrierte Ländliche Entwicklung ist möglich. Die<br />
Gemeinde prüft auch die gemeinsame Nutzung und Finanzierung mit<br />
Mobilfunkanbietern.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wie kann die Gemeinde Tourismusanbieter in ihrem<br />
Gemeindegebiet unterstützen.<br />
Kalsow: Das Aufstellen der grünen Hinweisschilder wird zukünftig einfacher. Die<br />
Gemeinde hat einen Tourismusbeauftragten bestellt. Aufgestellt wird derzeit von der<br />
Verwaltung eine Liste der Vereine, eine Übersichtkarte der Gemeinde ist in<br />
Vorbereitung. Dem Thema Rad- und Wanderwege werden wir uns verstärkt<br />
annehmen. Was da möglich ist, versuchen wir zu unterstützen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> möchte Künstler in die<br />
<strong>Region</strong> holen, gibt es dazu Räume und Unterstützung der Gemeinde.<br />
120
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Kalsow: Ich biete für Ausstellungen das Amtshaus an. Auch das Strohhaus ist als<br />
Veranstaltungsort geeignet, vielleicht zusammen mit den Landfrauen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Kalsow vielen Dank.<br />
Interview mit dem Bürgermeister der Stadt Ketzin Bernd Lück durch Chris<br />
Rappaport und Marina Donner am 19.09.05. Die Stadt Ketzin ist Mitglied im<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wie steht die Stadt Ketzin zum geplanten Naturpark<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>.<br />
Lück: Die Stadt Ketzin hat sich seit zwei Jahren auf die Fahnen geschrieben, in<br />
Ketzin nicht nur von Kultur und Tourismus zu reden, sondern in die Tat umzusetzen.<br />
Mir persönlich geht das fast zu langsam. Seit 1990 sind viele Chancen auf<br />
Fördergelder nicht genutzt worden. In den letzten Jahren haben wir begonnen<br />
unsere <strong>Havel</strong>promenade zu verschönern und das Potenzial, was uns die <strong>Havel</strong> hier<br />
bietet, zu nutzen. Im Landkreis <strong>Havel</strong>land sind wir nicht immer bei der Vergabe von<br />
Fördermitteln berücksichtigt worden, wir sind leider hier der letzte Zipfel im<br />
Landkreis. Alle Radwege wurden bisher um uns herum gebaut. Also müssen wir<br />
versuchen, anders an Fördergelder zu kommen. Jetzt sind wir in diesem ILEK-<br />
Programm drin. Über dieses Programm sehe ich gewisse Chancen, einen kleinen<br />
Teil an Förderung zu erhalten, zumindest um die Ortsteile zu verbinden und<br />
übergreifend auch unsere Nachbarkommunen zu erreichen. Dass die Verbindung<br />
nach Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) im Landkreis Potsdam-Mittelmark auf der anderen Seite<br />
der <strong>Havel</strong> nicht von heute auf morgen verbessert werden kann, war mir von Anfang<br />
an klar. Die <strong>Havel</strong> ist und war schon immer eine Grenze. Ich bin in Ketzin geboren,<br />
ich kenne das gar nicht anders. Es gab immer mal Reibereien. Mit dem Groß<br />
Kreutzer Bürgermeister, Reth Kalsow, haben wir jedoch einen Ansprechpartner, der<br />
sich genau wie ich für eine Zusammenarbeit einsetzt, weil wir den<br />
Gesamtzusammenhang sehen. Und gerade dieser Naturpark würde schon voll in<br />
unser touristisches Konzept reinpassen, weil unser Gebiet weiter touristisch<br />
erschlossen werden könnte. Der Naturpark eröffnet auch andere Möglichkeiten auf<br />
Fördertöpfe. Das ist eine große Chance. Wir müssen uns engagieren und die<br />
Stadtverordneten der Stadt Ketzin stehen hinter uns. Sicherlich haben ein paar<br />
Landwirte ihre Bedenken angemeldet. Das sehe ich jedoch nicht so problematisch,<br />
da sollte man schon kompromissbereit sein. Aber ansonsten wurde die Idee<br />
Naturpark in allen Ortsteilen der Stadt Ketzin, in denen ich dieses Projekt vorgestellt<br />
habe, positiv aufgenommen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Bürgermeister, Ihre Stadt macht einen<br />
aufgeräumten Eindruck und besonders die <strong>Havel</strong>promenade ist gut gestaltet.<br />
Lück: Ja, Ketzin ist seit 1995 in der Städtebauförderung als Stadt mit historischem<br />
Kern. Die Förderung läuft bis 2011, jetzt gehen die Mittel jedoch drastisch zurück.<br />
Erneuern wollen wir noch die Straßen im Fischerviertel. Aber nur mit schönen<br />
Häusern und einem schönen Stadtkern kommen noch keine Touristen. Deswegen<br />
setzen wir neben dem Rad- und Wandertourismus auf unsere <strong>Havel</strong> und versuchen<br />
die Entwicklung vom Fluss „<strong>Havel</strong>“ voran zutreiben. An den <strong>Havel</strong>radweg südlich der<br />
<strong>Havel</strong> möchten wir uns gern anschließen, ich bin mit Bürgermeister Reth Kalsow<br />
aus Groß Kreutz im Gespräch.<br />
121
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Tourismus ist keine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Wie<br />
ist der Kontakt entlang der <strong>Havel</strong> zu den anderen Städten?<br />
Lück: Außer Tourismus haben wir hier in Ketzin nichts mehr, keine großen Betriebe.<br />
Der Wassertourismus ist eigentlich unsere große Chance. Ich werde darauf achten,<br />
dass im Haushalt der Stadt Ketzin mehr für Tourismus eingestellt wird. Nach<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong> haben wir gar keine Beziehungen, dort könnte der<br />
Wassertourismus ein Anknüpfungspunkt werden. In Werder (<strong>Havel</strong>) haben wir uns<br />
die Lage an der <strong>Havel</strong> angeschaut, diese ist mit Ketzin vergleichbar, zum Beispiel<br />
Steganlagen, Marinas. Allerdings haben wir festgestellt, dass Werder sich sehr stark<br />
nach Potsdam orientiert, und leider nicht stromab in Richtung Ketzin.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Lück vielen Dank<br />
Interview mit dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Potsdam-<br />
Mittelmark Eberhard Schulze in der Geschäftsstelle des KBV in Ragösen für den<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> durch Chris Rappaport am 24.08.05<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Was halten Sie von einem neuen Naturpark in unserer<br />
<strong>Region</strong>?<br />
Schulze: Der Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark ist von dem Projekt<br />
Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> nicht begeistert. Wir locken damit ja weder dem Land, noch<br />
dem Kreis oder den Gemeinden irgendwie Geld aus der Tasche. Solche<br />
Zwangsdinge ziehen immer wieder einen Riesenrattenschwanz nach sich, die sich<br />
irgendwo nachteilig auswirken werden. Es wird immer wieder Nachteile für<br />
Landwirte geben, zum Beispiel wenn sich ein Landwirt ansiedeln will. Wir sehen<br />
keine Vorteile, nur Nachteile.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Warum lehnen Sie einen Naturpark ab?<br />
Schulze: Wir wissen natürlich, dass der Kreis und die Gemeinden keine finanzielle<br />
Unterstützung zum Naturpark dazugeben werden. Naturschutzgebiete müssen wir<br />
natürlich akzeptieren, aber je mehr Einrichtungen wir schaffen, die sich darum<br />
bemühen, umso problematischer wird es: Ranger, Verwaltungseinrichtungen. Die<br />
setzen sich mit der Natur auseinander und versuchen Schutzgebiete zu entwickeln,<br />
für Direktvermarktung werden sie sich nicht einsetzen. So ist es in den bisherigen<br />
Naturparken. Mit den Umweltpflegeplänen in Naturparken tragen wir Ideologien<br />
hinein, sehen Sie sich die Belziger Landschaftswiesen an, die Naturschützer gehen<br />
hin, die Landwirte nicht, und dann kommt das Schutzgebiet zum tragen. Da steckt<br />
ideologischer Zündstoff drin.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: In unserer <strong>Region</strong> gibt es immer wieder Streit der<br />
Landwirte an der Emster wegen überfluteter Flächen.<br />
Schulze: Das hat sich nach der Wende ergeben durch das Abstellen der Pumpen.<br />
Das ist ein ökonomisches Problem für einzelne Landwirte. Wir wollen das nicht hoch<br />
hängen. Der Staatssekretär aus dem Landwirtschaftsministerium will das klären.<br />
Hier sind ebenso wie in den Belziger Landschaftswiesen Landkäufe für<br />
Naturzwecke geplant. Wir unterstützen dies.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Im Naturpark Nuthe-Nieplitz ist ein Schwerpunkt<br />
Pferdehöfe und Reitwege. Was würden Sie für unsere <strong>Region</strong> vorschlagen?<br />
122
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Schulze: Da unterstützen wir den Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> beim Bemühen um<br />
die Ausweitung der Direktvermarktung. Das spielt bisher in den Orten an der <strong>Havel</strong><br />
nicht die entscheidende Rolle. Gleich zwei Beispiele haben wir da ja in Derwitz. In<br />
der <strong>Region</strong> hat der Obstanbau ja Tradition, aber derzeit ruht vieles. Da sind<br />
bestimmt Reserven. Die Idee Direktvermarktung ist gut. Aber wir haben nicht die<br />
personelle Kraft zur Umsetzung. Eine Person ist doch nicht in der Lage, die Logistik<br />
aufzubauen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Könnte der KBV nicht die kleinen Gartenbaubetriebe an<br />
der <strong>Havel</strong> direkt ansprechen?<br />
Schulze: Wir unterstützen auch kleine Initiativen, z.B. Cafes durch die Landfrauen.<br />
Wenn wir da Menschen finden, denen wir eine Chance für die Zukunft geben<br />
können, dann ist das umso besser.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wir wünschten uns, dass bei Direktvermarktung nicht<br />
nur die Großbetriebe Buschmann/Winkelmann in Kleistow und Thiermann in Mötzow<br />
genannt werden. Beispielsweise überlegen wir im zukünftigen Naturparkhaus ein<br />
kommunales Dienstleistungszentrum einzurichten.<br />
Schulze: Ich biete an, ein Gespräch zwischen dem Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> und<br />
dem KBV-Vorstand, um gemeinsam Aktivitäten zur Direktvermarktung in der <strong>Region</strong><br />
an der <strong>Havel</strong> zu besprechen. Soweit die Landwirte nicht eingeschränkt werden, sind<br />
wir immer Partner.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Schulze, vielen Dank.<br />
Interview mit dem Direktvermarkter Klaus Hübner vom Vier Linden Hof in<br />
Derwitz, Teilnehmer des Infoworkshops in Götz für den Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
durch Chris Rappaport am 12.08.05<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Wie beurteilen Sie die Veranstaltung des Fördervereins<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zur Direktvermarktung und zum Ökologischen Landbau?<br />
Hübner: Der Infoworkshop Tag der <strong>Region</strong>en in Götz am 25. Mai war eine<br />
gelungene Veranstaltung. Besonders die Ausführungen des Geschäftsführers des<br />
Fördervereins Ökologischer Landbau Michael Wimmer haben interessante<br />
Erkenntnisse für meinen Gartenbaubetrieb gebracht. Ich werde die Aktivitäten des<br />
Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> weiter interessiert verfolgen und unterstützen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Was halten Sie von einem neuen Naturpark in unserer<br />
<strong>Region</strong>?<br />
Hübner: Der Naturpark ist eine gute Sache. Aber, für die Landwirte muss was<br />
rauskommen.<br />
Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong>: Herr Hübner vielen Dank.<br />
123
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
5.3 Stellungnahmen von Behörden und politischen Organisationen<br />
BMU-Pressedienst Nr. 323/06<br />
Berlin, 05.12.2006<br />
Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Umweltbundesamt<br />
Umweltschutz als politische Aufgabe gewinnt an Bedeutung<br />
Astrid Klug: Rückendeckung für konsequente Umweltpolitik<br />
Das Umweltbewusstsein der Deutschen ist weiter gestiegen. Das geht aus der<br />
neuen Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland hervor, die das<br />
Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt (UBA)in Auftrag gegeben<br />
haben. "Über zwei Drittel der Bevölkerung sind überzeugt, dass sich eine<br />
konsequente Umweltpolitik positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft<br />
auswirkt", so die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium<br />
Astrid Klug. Eine umweltgerechte Industriepolitik sei ein wesentlicher Beitrag für<br />
Umwelt, Innovation und Beschäftigung in Deutschland. UBA-Präsident Prof. Dr.<br />
Andreas Troge:<br />
"Umweltschutz ist den Menschen in unserem Land wichtig. Damit das so bleibt,<br />
muss die Politik noch deutlicher machen, was anspruchsvoller Umweltschutz für die<br />
Menschen konkret bringt: Eine lebenswertere Umwelt für uns und unsere Kinder,<br />
eine bessere Gesundheit sowie wirtschaftliche Innovationen mit mehr<br />
Arbeitsplätzen."<br />
93 Prozent der Befragten halten Umweltschutz für wichtig. Der globale Klimawandel<br />
ist jetzt tief im Bewusstsein der Menschen verankert und trägt entscheidend dazu<br />
bei, dass Umweltschutz für die Menschen seit einigen Jahren immer relevanter wird.<br />
Zwei Drittel der Bevölkerung möchten, dass Deutschland in der internationalen<br />
Klimaschutzpolitik eine Vorreiterrolle einnimmt. Dies bedeutet gegenüber 2004 eine<br />
Steigerung um 11 Prozent, gegenüber 2002 sogar um 20 Prozent. Als vorrangige<br />
Ziele gelten der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Senkung des<br />
Energieverbrauchs und eine bessere Energieeffizienz.<br />
Weitere Ergebnisse im Einzelnen:<br />
Bei der offenen Frage nach den wichtigsten Problemen in Deutschland ist der<br />
Umweltschutz von Platz 4 in den Jahren 2000 und 2002 über Platz 3 im Jahr 2004<br />
auf Platz 2 geklettert. Platz 1 nimmt nach wie vor die Arbeitslosigkeit ein, auf Platz 3<br />
folgt die soziale Gerechtigkeit, auf Platz 4 die Wirtschaftslage.<br />
Es gibt eine breite Zustimmung zum Ausbau erneuerbarer Energien, zur<br />
Energieeffizienz und zum Atomausstieg. 87 Prozent wollen einen konsequenten<br />
Umstieg auf erneuerbare Energien. Annähernd 90 Prozent sind für einen Ausbau<br />
der Solarenergie, über 70 Prozent für den Ausbau von Offshore-Windenergie. Die<br />
Atomenergie möchte man mehrheitlich zu den Akten legen. Zwei Drittel der<br />
Deutschen wollen am beschlossenen Atomausstieg festhalten oder ihn<br />
sogar beschleunigen.<br />
Ferner soll die Industrie dazu angehalten werden, mehr energiesparende Produkte<br />
anzubieten - dies findet nahezu hundertprozentige Zustimmung.<br />
Artenvielfalt und Natur sind den Menschen wichtig. Das Problembewusstsein für den<br />
Verlust der biologischen Vielfalt ist sehr hoch. Rund 95 Prozent der Befragten<br />
sehen, dass der Verlust der biologischen Vielfalt ein sehr großes Problem darstellt.<br />
124
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Und 92 Prozent finden, dass der Staat wegen des Verlusts der biologischen Vielfalt<br />
dringend handeln sollte.<br />
Das Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement für den Umwelt- und<br />
Naturschutz hat stark zugenommen. 45 Prozent der Befragten können sich<br />
vorstellen, hier aktiv zu werden (2004: 33 Prozent).<br />
Seit Anfang der 1990er Jahre wird regelmäßig das Umweltbewusstsein der<br />
Deutschen ermittelt.<br />
Die repräsentativen Befragungen sind so angelegt, dass Zeitreihenvergleiche<br />
möglich und Entwicklungstendenzen über die Jahre ablesbar sind. Die neue Studie<br />
"Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland 2006" wurde konzipiert<br />
und durchgeführt von einer Forschergruppe an der Philipps-Universität Marburg<br />
unter Leitung von Prof. Dr. Udo Kuckartz.<br />
In den Monaten April bis Juni 2006 wurden 2.034 Personen in allen Teilen<br />
Deutschlands befragt.<br />
Weitere Informationen:<br />
- Studie: Umweltbewusstsein in Deutschland 2006 - Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage<br />
- www.umweltbewusstsein.de<br />
© Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)<br />
Der Klimawandel erfordert eine Ökologisierung der Land- und Forstwirtschaft<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Brandenburg<br />
Beschluss des Landesparteirats<br />
in Eberswalde, am 23. Juni 2007<br />
Der aktuelle Bericht des UN- Klimarates (IPCC 2007) hat auch die letzten Zweifel<br />
daran ausgeräumt, dass die zu verzeichnende globale Erwärmung vom Menschen<br />
zu verantworten ist. Sie wird durch die zunehmende Konzentration von Klimagasen<br />
in der Atmosphäre verursacht. Diese ist bedingt durch die Verbrennung fossiler<br />
Energieträger wie Öl, Kohle und Gas, die großflächige Abholzung von Wäldern, die<br />
Entwässerung von Mooren, aber auch durch zunehmende Emissionen aus der<br />
Landwirtschaft, u.a. durch die Viehhaltung und den Einsatz von Gülle- und<br />
synthetischen Düngern. Von den globalen Treibhausgasemissionen stammt ein<br />
Anteil von rund 15 Prozent aus der Landwirtschaft.<br />
Deshalb kommt der Landwirtschaft eine wichtige Rolle beim Klimaschutz zu. Durch<br />
den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und synthetisch<br />
hergestellte Dünger, insbesondere Stickstoffdüngemittel, sowie auf Grund seiner<br />
strengen Orientierung auf Kreislaufwirtschaft sind die Treibhausgasemissionen des<br />
ökologischen Landbaus etwa nur halb so groß wie die der konventionellen<br />
Landwirtschaft.<br />
Zudem haben land- und forstwirtschaftliche Anbauverfahren sowie die Agrarstruktur<br />
Einfluss auf das Mikroklima und auch auf die Folgen von Extremwetterereignissen.<br />
Weiterhin kommt der Agrarlandschaft mit ihren landwirtschaftlichen und<br />
forstwirtschaftlichen Flächen als Lebensraum für viele seit dem Beginn der<br />
Landnutzung vor rund 4000 Jahren eingewanderten Tier- und Pflanzenarten eine<br />
wichtige Rolle für den Erhalt der Artenvielfalt zu. Diese Vielfalt ist das Ergebnis der<br />
menschlichen Siedlungsgeschichte und die Ausgangssituation, um auf die<br />
Veränderungen des Klimawandels zu reagieren.<br />
Je besser die Kulturen und die Anbauverfahren an die standörtlichen<br />
Gegebenheiten angepasst sind, desto weniger Ressourcen werden verbraucht und<br />
desto effizienter wird Energie eingesetzt. Eine Ausweitung der nachhaltig<br />
125
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
ausgerichteten Landbewirtschaftung kann also sowohl dazu beitragen, dass die<br />
globale Erwärmung langsamer voranschreitet, als auch die Folgen des<br />
Klimawandels abmildern.<br />
Der Klimawandel verändert die wirtschaftlichen und ökologischen<br />
Rahmenbedingungen der Landwirtschaft. Extremwetterereignisse, wie lang<br />
anhaltende Dürreperioden, Starkregenereignisse mit Bodenabschwemmung und<br />
Bodenerosion und Orkane, führen zu Ernteausfällen, die in der Kosten-Nutzen-<br />
Rechnung der Bauern immer mehr an Gewicht gewinnen.<br />
Diese Entwicklungen sind auch für Brandenburgs Land- und Forstwirte längst<br />
Realität.<br />
So nimmt beispielsweise die Uckermark mit einem Temperaturanstieg in den<br />
Sommermonaten von 3,7 Grad innerhalb von 100 Jahren sowie einer<br />
Grundwasserabsenkung von 5 cm jährlich den Spitzenplatz beim erfahrbaren<br />
Klimawandel in Deutschland ein. Der Hitzesommer 2003 und der milde Winter<br />
2006/2007 haben einen Vorgeschmack auf die hierzulande zu erwartenden Folgen<br />
des Klimawandels gegeben. Für Ostdeutschland sagen Klimaprojektionen<br />
insgesamt geringere Niederschläge und ihre Verlagerung von den Sommer- in die<br />
Wintermonate voraus.<br />
Durch die Verknappung fossiler Rohstoffe und klimapolitische Entscheidungen<br />
verursachte Veränderungen in der Energiewirtschaft haben einen Boom für die<br />
nachwachsenden Rohstoffe ausgelöst. Dieser beschert den Bauern neue<br />
Einnahmequellen, bringen aber auch neue Probleme und Zielkonflikte mit sich.<br />
Denn wo der Energiewert den Preis von Agrarrohstoffen bestimmt, kommt es leicht<br />
zu einer Verdrängung der Nahrungs- und Futtermittelproduktion durch<br />
Energiepflanzen.<br />
Deshalb muss die Nachhaltigkeit beim Anbau nachwachsender Rohstoffe durch<br />
gesetzliche Vorgaben und eine Förderpolitik gesichert werden, die sich an Energie-<br />
und Ökobilanzen orientiert. Der Biomasseanbau für die Bioenergieerzeugung darf<br />
nicht zum Einfallstor für Agro-Gentechnik werden.<br />
Bündnis 90/Die Grünen sehen im Umsteuern hin zu einer naturnahen, ökologisierten<br />
Land- und Forstwirtschaft die zentrale Antwort auf die hier aufgeworfenen<br />
Herausforderungen. Wir setzen uns für ein Umdenken in der Land- und<br />
Forstwirtschaft ein. Die naturnahe Vielfalt muss Vorrang vor risikobehafteten<br />
Monokulturen haben.<br />
Aufgabe des Gesetzgebers ist es, hierfür den Rahmen und ein Anreizsystem zu<br />
schaffen. Die öffentlichen Mittel müssen, so wie es unter der rot-grünen<br />
Bundesregierung begonnen wurde, in nachhaltige Bewirtschaftungsformen<br />
umgelenkt werden. Diese kommen volkswirtschaftlich gesehen weniger teuer als auf<br />
Dauer angelegte Entschädigungszahlungen für Ernteausfälle und Forstschäden.<br />
Bündnisgrüne Forderungen:<br />
Naturnahe Vielfalt statt Dürreprämien<br />
Folgen des Klimawandels mildern, den Ausstoß von Klimagasen reduzieren<br />
Landwirte benötigen fachliche Beratung, um die Bodenfruchtbarkeit fördernde<br />
Anbauverfahren einzuführen und um eine Verringerung des Ressourcenverbrauchs<br />
zu erreichen. Dazu gehören der Anbau von mehreren Kulturen in Mischung auf<br />
einer Fläche, Agroforstsysteme, Mulchsaaten/Gründüngung und konservierende<br />
Bodenbearbeitung, wodurch die Auswirkungen extremer Witterungsereignisse<br />
gedämpft werden können.<br />
Böden sind unvermehrbar<br />
126
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Boden ist ein dynamischer Speicher für Wasser- und Nährstoffe. Nachhaltig<br />
funktioniert dieser Speicher, wenn das Wasser in lokalen<br />
Kreisläufen von Verdunstung und Taubildung zirkuliert (kleinräumige<br />
Wasserkreisläufe).<br />
Zur Wasserhaltung und Bodenverbesserung streben wir kleinteilige<br />
Ackerbewirtschaftung, Hecken zur Erosionsbegrenzung und Wasserhaltung,<br />
dauerhafte Vegetation zur Kühlung und ökologische Stoffkreisläufe an.<br />
Der Einsatz von EU-Fördergeldern für Investitionen soll an Auflagen zur<br />
Energieeffizienzsteigerung, zur Nutzung der erneuerbaren Energien und zum Erhalt<br />
der Wasserressourcen gebunden werden. Ein Instrument hierfür sind „Energie-<br />
Audits“. Durch sie kann im landwirtschaftlichen Bereich dafür gesorgt werden, dass<br />
mögliche Förderungen nur dann gewährt bzw. weitergereicht werden, wenn<br />
nachgewiesen ist, dass geplante Investitionen eine optimale Energieeffizienz haben.<br />
Durch eine Evaluationspflicht nach Inbetriebnahme der Investition soll kontrolliert<br />
werden, ob die angestrebten Effizienzziele erreicht worden sind.<br />
Führungsrolle im Ökolandbau ausbauen Hinsichtlich des Flächenanteils des<br />
ökologischen Landbaus ist Brandenburg führend in der Bundesrepublik. Auch<br />
aufgrund der günstigen Klimaschutzeffekte des Ökolandbaus ist es sinnvoll, den<br />
Flächenanteil kontinuierlich auszubauen. Das kann jedoch nur gelingen, wenn<br />
ausreichend Finanzmittel für die Umstellung und zur Förderung des<br />
verarbeitenden Bio-Gewerbes bereitgestellt werden. Darüber hinaus müssen<br />
Verarbeitung und Vermarktung ökologisch erzeugter landwirtschaftlicher Produkte<br />
im Land selbst verbessert werden, damit der Grad der Wertschöpfung steigt und<br />
damit wirtschaftliche Anreize für diese Wirtschaftsform gesetzt werden.<br />
Ökolandbauforschung verstärken<br />
Der ökologische Landbau hat in Bezug auf den Klimaschutz Vorteile gegenüber dem<br />
konventionellen Landbau, die vor allem auf den Verzicht von Stickstoffdünger<br />
zurückgehen. Allerdings sind die Erträge im Ökolandbau in der Regel deutlich<br />
geringer.<br />
So wie die Forschung zur breiten Einführung von ökonomischen Alternativen zum<br />
Stickstoffdünger (weite Fruchtfolgen mit Leguminosen, Hanf, Leindotter, Miscanthus<br />
u. ä.) nötig ist, so ist auch die Züchtungsforschung auf ertragreiche Sorten für den<br />
Ökolandbau von höchster Brisanz.<br />
Auch bei der Vermarktung an den Klimaschutz denken <strong>Region</strong>ale Kreisläufe<br />
müssen gestärkt werden. Insbesondere der verstärkte Absatz von (Bio-)Produkten<br />
in Berlin bietet sich zur Stärkung der ländlichen Entwicklung und zur Senkung der<br />
Transportemissionen an.<br />
Holzverpackungen im Bereich Obst und Gemüse sind die ökologische Alternative zu<br />
Mehrwegverpackungen aus Kunststoff. Während diese aus Erdöl hergestellt sind<br />
und beim Transport- und Reinigungsprozess Energie und Wasser verbrauchen,<br />
können Holzverpackungen aus heimischem Rohstoff in den landwirtschaftlichen<br />
Anbauregionen vor Ort produziert und nach ihrer Verwendung am Empfängerort<br />
sehr effizient stofflich oder energetisch genutzt werden. Auf Grund des geringen<br />
Energie- und Wasserverbrauchs bei der Herstellung von Holzverpackungen<br />
schneiden diese im Vergleich zu Kunststoff und Pappe deutlich besser ab. Das<br />
sollte Grund genug sein, die Verpackungen in den brandenburgischen<br />
Agrarbetrieben entsprechend umzustellen.<br />
Nachhaltigkeitskriterien für Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie<br />
Zu Recht spricht man vom „Multitalent Biomasse“. Pflanzen sind nicht nur<br />
Nahrungs- und Futtermittel, sondern können als nachwachsender Rohstoff auch<br />
127
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
fossile Rohstoffe wie Erdöl ersetzen und sowohl stofflich als auch energetisch<br />
genutzt werden. Beispiele sind Verpackungen aus polymerisierter Stärke,<br />
Treibstoffe aus Pflanzenöl oder Bioethanol sowie Biogas aus Gülle und<br />
Pflanzenmasse, das in das Erdgasnetz eingespeist oder in Blockheizkraftwerken<br />
Strom und Wärme liefern kann.<br />
Ein wirklicher Klimaschutzeffekt durch die Nutzung von nachwachsenden<br />
Rohstoffen wird jedoch nur erzielt, wenn sowohl das Anbauverfahren als auch der<br />
Umwandlungsprozesse nachhaltig sind. Das heißt, dass sie sowohl wirtschaftlich<br />
sein als auch sich in einen ökologisch-sozialen Rahmen fügen müssen. Weder<br />
national noch international darf es zu klimaschädigenden Landnutzungsänderungen<br />
wie<br />
Grünlandumbruch oder Regenwaldzerstörung kommen. Potenziell schützenswerte<br />
Gebiete sind ebenso zu sichern wie die globale Nahrungsmittelversorgung. Importe<br />
von Soja als Futtermittel oder Palmöl als Brennstoff sind nur dann vertretbar, wenn<br />
sichergestellt ist, dass sie unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und nicht<br />
zulasten der Nahrungsmittelversorgung und der biologischen Vielfalt im<br />
Erzeugerland produziert werden.<br />
Für den Wasserhaushalt, das Landschaftsbild und für den Naturschutz kann der<br />
Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und Energiepflanzen - je nach<br />
Anbaumethode - positive oder negative Folgen haben. Geringere Ansprüche an die<br />
Pflanzengesundheit oder eine höhere Toleranz gegenüber Wildkräutern können den<br />
Einsatz von Pestiziden in konventionellen Landwirtschaftsbetrieben verringern. Der<br />
Betrieb von Kurzumtriebsplantagen mit schnellwachsenden Gehölzen an Stelle des<br />
jährlichen Bodenumbruchs kann den Bodenkohlenstoffgehalt erhöhen. Durch die<br />
Anlage von Agroforstsystemen in ausgeräumten Agrarlandschaften wird<br />
nachgewiesenermaßen sowohl die ästhetische, als auch der ökologische, häufig<br />
auch der ökonomische Wert der Fläche gesteigert. Der Nährstoffaustrag durch<br />
Nutzung von Grünland- und Gehölzschnitt kann Biotope aufwerten.<br />
Im Gegensatz dazu können Maismonokulturen, der Einsatz von gentechnisch<br />
veränderten Organismen (GVO), die Umwandlung von Grünland- und<br />
Bracheflächen in Intensivkulturen und in Einzelfällen die Mahd vor der Blüte<br />
dagegen Ökosystemfunktionen beeinträchtigen. Der Einsatz von schweren<br />
Maschinen kann zur Bodenverdichtung führen.<br />
Wir fordern daher die Entwicklung standardisierter Ökobilanzen und die Einführung<br />
von verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien für den Anbau von nachwachsenden<br />
Rohstoffen auf nationaler und internationaler Ebene:<br />
Forderungen auf internationaler Ebene<br />
- Innerhalb des Welthandelssystems müssen Mechanismen geschaffen<br />
werden, die den Vorrang der Nahrungsmittelproduktion vor der Produktion<br />
von stofflich oder energetisch zu nutzender Biomasse garantieren.<br />
- Es bedarf einer internationalen Anerkennung der Primärwälder und Moore als<br />
Kohlenstoffspeicher und Treibhausgassenken im weiteren Kyoto-Prozess, um<br />
den<br />
- Ländern mit schützenswerten Gebieten finanzielle Anreize zum Erhalt dieser<br />
Ökosysteme zu geben.<br />
- Die Einführung von Nachhaltigkeitslabeln für landwirtschaftliche Produkte<br />
analog des FSC-Zertifikats in der Forstwirtschaft, die Kriterien wie<br />
Gesamttreibhausgas-, Energie-, und Biodiversitätsbilanzen berücksichtigen,<br />
muss möglichst auf EU-Ebene erfolgen.<br />
128
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
- Produkte ohne diese Nachweise sollten keine Einfuhrgenehmigung mehr<br />
bekommen.<br />
Forderungen auf nationaler Ebene<br />
- Es bedarf einer Einführung von ökologischen Mindeststandards für den<br />
Anbau nachwachsender Rohstoffe. Dazu gehören der Erhalt strukturierender<br />
Landschaftselemente, die Einhaltung von Fruchtfolgen und<br />
naturschutzfachlich verträglichen Ernteterminen.<br />
- Der Anteil der Primärbiomasse in Biogasanlagen muss begrenzt werden.<br />
Dazu sind diese grundsätzlich zur Mehrkomponentenvergärung auszulegen,<br />
d.h. nicht nur Mais und Gülle, sondern ein Mindestanteil von Luzernen, Hirse,<br />
Grasschnitt etc. muss vergärt werden. Die Förderung von Biogasanlagen<br />
nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz soll künftig nur noch bei einer<br />
positiven Öko- und Energiebilanz erfolgen. Dem Ausbau dezentraler<br />
Biogasanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung oder Direkteinspeisung in das<br />
Erdgasnetz muss Vorrang vor der zentralen Erzeugung in großindustriellem<br />
Maßstab eingeräumt werden. Vor der Errichtung von Biogasanlagen müssen<br />
regionale Biomassepläne aufgestellt werden, in denen nachgewiesen wird,<br />
dass regional genügend Biomasse für eine nachhaltige Versorgung der<br />
Biogasanlagen dauerhaft zur Verfügung steht.<br />
- Wir fordern ein Verbot des Ackerbaus in Mooren und des<br />
Grünlandumbruches, statt dessen fachliche Unterstützung der Landwirte bei<br />
der Nutzung von Grasschnitt.<br />
- In Brandenburg ist ein Programm zum Schutz von Mooren dringend<br />
notwendig.<br />
- Wir haben erkannt, dass unter den Bedingungen des EU-Rechts die<br />
Koexistenz des Anbaus von gentechnisch veränderten Organismen (GVO)<br />
und gentechnikfreier Landwirtschaft unmöglich ist und die biologische<br />
Sicherheitsforschung zu GVO nicht ausreichend Daten bereitgestellt hat.<br />
Deshalb lehnen wir die Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen ab.<br />
Dem polnischen Beispiel folgend sollte der Handel mit gentechnisch<br />
veränderten Pflanzen verboten werden. Zugleich soll sich die<br />
Bundesregierung für ein allgemeines Anbauverbot von GVO einsetzen.<br />
Naturnahe Forstwirtschaft<br />
Brandenburgs Landschaft ist geprägt von Kiefernforsten. Diese wurden in den<br />
vergangenen Jahrzehnten zumeist als Monokulturen gepflanzt und bestocken nun<br />
die potentiellen Standorte naturnaher Mischwälder. Dies ist in zweierlei Hinsicht<br />
nachteilig: Als Nadelbäume verdunsten Kiefern auch im Winter Wasser und<br />
vermindern damit die Neubildung von Grundwasser. Zugleich geht eine hohe<br />
Waldbrandgefahr von ihnen aus. Wir fordern daher, dass das Waldumbauprogramm<br />
in Brandenburg verstärkt fortgeführt wird. Um dieses Ziel in den Landeswäldern zu<br />
erreichen, müssen die massiven Stellenstreichungen in der Landesforstveraltung<br />
zurückgenommen werden. Der Fachkompetenz der Revierförster muss ein höherer<br />
Stellenwert zugestanden werden.<br />
Wasser in der Landschaft halten<br />
Obwohl sich die klimatischen Bedingungen bereits in den letzten Jahren drastisch<br />
geändert haben, wird in Brandenburg das auch zum Pflanzenwachstum dringend<br />
129
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
benötigte Wasser noch immer zu schnell aus der Landschaft abgeleitet. Selbst in<br />
diesem trockenen Frühjahr wurde die Landschaft aktiv über Pumpwerke entwässert.<br />
Zukünftig wird es aber nötig werden, das Wasser in der Landschaft zu halten, um<br />
überhaupt noch Landwirtschaft betreiben zu können.<br />
Wir fordern daher eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Paragrafen 28<br />
Wasserhaushaltsgesetz, damit die Wasser- und Bodenverbände in die Lage<br />
versetzt werden, das Wasser in der Landschaft zu halten. Wir fordern eine neue<br />
Aufgabenbestimmung für die Wasser- und Bodenverbände, weg von dem bundes-<br />
wie landesrechtlich festgeschriebenen Vorrang des Entwässerns, hin zu einer<br />
nachhaltigen Wasserbewirtschaftung. Die Verbandsgebühren sind zukünftig nach<br />
dem Unterhaltungsaufwand und dem durch die Gewässerunterhaltung erzielten<br />
finanziellen Vorteil zu differenzieren. Dies entlastet Wald- und Naturschutzflächen,<br />
belastet Landwirtschafts- und versiegelte Flächen hingegen stärker. Wir fordern,<br />
dass alternative Bewässerungsmethoden wie z.B. die Tröpfchenbewässerung<br />
gefördert werden, bei einem gleichzeitigen Verbot der Bewässerung während des<br />
Tages. Das Wasse<strong>rent</strong>nahmeentgelt soll ausschließlich für den<br />
Wasserhaushaltsausgleich verwendet werden. Ermäßigung und Erlass des<br />
Wasse<strong>rent</strong>nahmeentgelts insbesondere für industrielle Nutzung ist abzuschaffen.<br />
130
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
6 Der Weg zum Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
6.1 Die Grenzen des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in Gründung (i.G.)<br />
Abb.: Karte mit den provisorischen Grenzen (türkis) des Naturparks mittlere <strong>Havel</strong> i. G.<br />
Der künftige Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist auf der Karte türkis markiert. Im Westen sind es<br />
Teile der Stadt Brandenburg mit den Orten Wust und Gollwitz und der Gemeinde<br />
Beetzsee mit Klein Kreutz, Weseram und Roskow, die Gemeinde Groß Kreuz (<strong>Havel</strong>) mit<br />
allen Ortsteilen, die Gemeinde Kloster Lehnin mit ihren Ortsteilen und die Stadt Ketzin mit<br />
Paretz und den anderen Ortsteilen. Im Osten grenzt der Naturpark an den Autobahnring<br />
A 10 bei Phöben, einen Ortsteil von Werder (<strong>Havel</strong>) bzw. an Töplitz und Uetz, Ortsteilen<br />
von Potsdam.<br />
131
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Leitbild und Strategie für den Naturpark:<br />
1. Die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> wird als Modellregion für eine nachhaltige<br />
Entwicklung der Landschaft anerkannt.<br />
2. Dies erfordert die Interessen von Landnutzung und Naturschutz zu<br />
bündeln und zu gestalten.<br />
3. Unter den Bedingungen des Klimawandels ist der Wasserhaushalt<br />
der <strong>Region</strong> unter Abwägung der Interessen aller Nutzer und des<br />
Naturschutzes neu zu bewerten und zu gestalten.<br />
4. Die touristische Entwicklung der <strong>Region</strong> braucht Angebote von den<br />
Bewohnern.<br />
5. Die touristische Entwicklung benötigt auch Werbung nach außen,<br />
um Gäste anzulocken.<br />
6. Für die touristische Ausstattung der <strong>Region</strong> sind organisatorische<br />
Strukturen und Konzepte zu schaffen, was über die Mitglieder<br />
(Kommunen) des Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> zusammen mit den<br />
Akteuren vor Ort geleistet werden soll.<br />
7. Die Umsetzung dieser Strategie führt zu mehr Beschäftigung, einer<br />
Erhöhung der Wertschöpfung in der <strong>Region</strong> und zur Schaffung neuer<br />
Arbeitsplätze.<br />
Kurze Chronik der Strecke zum Naturpark<br />
Am 21.10.2004 hat der Kreistag des Landkreises Potsdam-Mittelmark beschlossen, dem damaligen<br />
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung des Landes Brandenburg vorzuschlagen,<br />
das Gebiet der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> zum Naturpark zu entwickeln.<br />
Am 17.12.2004 hat Minister Dr. Dietmar Woidke in seinem Antwortschreiben dem Landrat von<br />
Potsdam-Mittelmark seine Unterstützung für dieses Anliegen zugesagt, wenn der gesellschaftliche Wille<br />
zur Einrichtung eines Naturparks deutlich wird.<br />
Am 19.04.2005 hat sich die Gemeinde Kloster Lehnin für einen Naturpark ausgesprochen.<br />
Am 10.05.2005 hat sich die Gemeinde Groß Kreutz (<strong>Havel</strong>) für einen Naturpark ausgesprochen.<br />
Am 29.03.2006 haben sich die Stadtverordneten von Brandenburg an der <strong>Havel</strong> per Beschluss für<br />
einen Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ausgesprochen.<br />
Die Stadt Ketzin mit ihrem Bernd Lück ist bei der Errichtung des Naturparks engagiert.<br />
Am 17.01.2006 hat der Landrat von Potsdam Mittelmark zu einem Gespräch eingeladen, um mit den<br />
Bürgermeistern der beteiligten Städte und Gemeinden Möglichkeiten der Finanzierung des Projektes zu<br />
erörtern.<br />
Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> hat zwischen 2006 und 2008 mit den Landtagsabgeordneten A. Bernig<br />
(Linke), A. Kuhnert (SPD), und D. Dombrowski (CDU) Gespräche geführt und im Ausschuss des<br />
Kreistages PM für Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr über die Naturparkziele vorgetragen.<br />
132
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
6.2 Die naturschutzfachlichen Ziele des<br />
Naturpark <strong>Mittlere</strong>l <strong>Havel</strong> in Gründung(i.G.)<br />
Für die in den Grenzen des Naturparks gelegenen FFH-Gebiete (NSG und LSG) sind<br />
Entwicklungspläne zu formulieren und mit den Eigentümern und Landnutzern<br />
abzustimmen. Auch die Flächen, die dem Naturschutzfonds gehören oder von ihm<br />
erworben werden, sind in diese Pläne einzubeziehen. Unter Leitung des MLUV hat die<br />
Flächenagentur GmbH hier zusammen mit den zuständigen Fachleuten des Landes die<br />
entsprechende Vorarbeit zu leisten und den Abstimmungsprozess zu organisieren.<br />
Für die Vogelschutzgebiete sind analoge Planungen in der Verantwortung des Landes<br />
durchzuführen bzw. zu aktualisieren.<br />
Eine Vielzahl der Naturschutzflächen gehört als Grünland zur Kulturlandschaft, die einer<br />
ständigen Bewirtschaftung bedürfen. Diese Flächen sind durch fachliche<br />
Kontrolluntersuchungen nach Plan zu bewerten, um die naturschutzfachliche Aufwertung<br />
zu dokumentieren. Da in der <strong>Region</strong> mehrere NSG und LSG liegen, für die jeweils<br />
spezifische Entwicklungsmaßnahmen zu planen, zu finanzieren und zu realisieren sind,<br />
liegt es auf der Hand, das eine Naturparkleitung geschaffen wird, die in die Lage versetzt<br />
wird, diese Arbeiten zu steuern, zu überwachen und zu dokumentieren.<br />
Positive Merkmale für die Schaffung eines Naturparks<br />
o Der Anteil von Schutzgebieten ist mit >50 % erfüllt<br />
o Alleinstellungsmerkmale als Naturreichtümer wie z.B. Binnensalzstellen,<br />
Erdelöcher und NSG-Schutzwürdigkeiten sind vorhanden.<br />
o Infrastrukturmaßnahmen, wie der <strong>Havel</strong>radweg und der Aussichtsturm<br />
auf dem Götzer Berg sind fertig bzw. weitgehend planerisch gesichert.<br />
o Der Förderverein hat erkannt, dass ein Schwerpunkt in der<br />
Umweltbildung und in der Jugendarbeit liegt. Im Febr. 2007 und im Mai<br />
2008 wurden in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen<br />
Servicegesellschaft mbH Veranstaltungen zum Thema Kulturlandschaft<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> und Umweltbildung durchgeführt, dies soll sich fortsetzen.<br />
o Der Förderverein führt regelmäßig Veranstaltungen wie den<br />
<strong>Havel</strong>badetag durch und pflegt den Kontakt zu den<br />
Entscheidungsträgern im Land (MLUV und LUA), im Kreis und in den<br />
Kommunen<br />
o Der Förderverein hat vom Leibniz-Institut für <strong>Region</strong>alentwicklung und<br />
Strukturplanung, Erkner, ein Gutachten eingeholt, das eine Bewertung<br />
des Vorhabens zur Gründung eines Naturparks <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> enthält.<br />
133
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
o Der Förderverein konzentriert seine Tätigkeit auf Fragen der<br />
<strong>Region</strong>alentwicklung und der nachhaltigen Landnutzung.<br />
o Der Förderverein pflegt den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der<br />
Flächenagentur GmbH, der Abteilung für Großschutzgebiete des LUA<br />
und den Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark, um zweckmäßige<br />
Entscheidungen zum Wassermanagement und für eine nachhaltige<br />
Landnutzung zu erzielen.<br />
o Der Förderverein sieht wirtschaftliche Potenziale in der Entwicklung des<br />
Obst- und Gemüsebaus und pflegt den Kontakt zu ProAgro, LAG<br />
Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. und den Erzeugern und Verarbeitungsunternehmen<br />
für landwirtschaftliche Produkte in der <strong>Region</strong>.<br />
Ungeklärte Fragen und Probleme<br />
o Die Mitglieder des Fördervereins und der Vorstand, die an dem<br />
Naturpark interessiert sind, haben keinen Beschluss über die<br />
Organisationsform eines künftigen Naturparks gefasst.<br />
o Der Förderverein hat erkannt, dass ein Naturpark nicht allein<br />
ehrenamtlich betrieben werden kann und wird 2009 eine Entscheidung<br />
herbeiführen.<br />
o Das Projekt Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist zwar öffentlich gut bekannt,<br />
verfügt aber über keine staatlichen Zuwendung und hat bislang nur<br />
projektbezogene Sponsoren.<br />
o Die Mitgliederkommunen finden die Naturparkidee gut, wollen aber<br />
bislang weder Personalkosten noch Geld für Projektkosten zur<br />
Verfügung stellen.<br />
o Der konsequente Anschluss des <strong>Havel</strong>radweges nach den Städten<br />
Brandenburg und Werder wird durch den Förderverein favorisiert, ist<br />
aber noch nicht gesichert.<br />
Defizite<br />
o Die Einrichtung einer Haushaltsstelle im Landkreis wurde nicht erreicht.<br />
o Es gibt keine Stellenzusage für eine Naturparkverwaltung durch das<br />
Land und den Kreis.<br />
o Es gibt keine feste Finanzierungszusage durch eine Kommune, die<br />
Mitglied des Fördervereins <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist.<br />
o Die naturschutzfachlichen und raumplanungsrechtlichen Vorarbeiten<br />
haben keinerlei Verbindlichkeit.<br />
134
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
o Es konnte bislang kein naturschutzfachliches Projekt zum<br />
Wassermanagement, zum Erhalt der Biodiversität und zur<br />
Landschaftspflege eingereicht und genehmigt werden.<br />
6.3 Die touristische Entwicklung des Naturpark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in<br />
Gründung (i.G.)<br />
Durch die in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und <strong>Havel</strong>land zuständigen<br />
Fachgebiete für Tourismus sind die vorhandenen Angebote aufzulisten und ggf. der<br />
Fehlbedarf zu signalisieren. Da nach der Tourismus-Analyse 10,3 Mio. Besucher die<br />
<strong>Region</strong> aufsuchen und im Durchschnitt 20,20 Euro ausgeben, ist zu kalkulieren, auf<br />
welche Weise dieser Umsatz von ca. 2 Mio. Euro realisiert wird und wo fördernd und<br />
steuernd eingegriffen werden sollte. Die Verteilung von Übernachtungsmöglichkeiten in<br />
Hotels, Pensionen, Zelt- und Campingplätzen sind zu erfassen. Die Verteilung und<br />
Kapazität von Restaurants, Cafes, Imbissstuben aber auch Dorfkrügen u. a. ist zu<br />
erfassen und ihre Verteilung im Raum zu dokumentieren. Aus der Analyse dieser<br />
Erhebungen werden die Kommunen in die Lage versetzt, zielführende Beschlüsse zu<br />
fassen, um die Infrastruktur zu gestalten.<br />
In der <strong>Region</strong> wird Rad gefahren, gewandert, gesegelt, gerudert, gepaddelt und gespielt.<br />
Diese Angebote, aber auch die kulturellen Angebote, die in der Regel in den Ortschaften<br />
stattfinden, wo die die Infrastruktur vorhanden ist, sollen systematisch in der <strong>Region</strong> und<br />
auch außerhalb bekannt gemacht werden. Um den Naturtourismus attraktiv zu machen,<br />
braucht es Informationsblätter, Informationstafeln und Konzepte der optischen und<br />
akustischen Information. Als Beispiel dafür dient das Konzept<br />
135
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
WasserPark <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Das Schema ist ein logistischer Ansatz, der beispielhaft Nutzungen für die <strong>Region</strong><br />
aufzeigt und als Entwurf für konkrete Planungen der Kommunen herangezogen werden<br />
kann. Das überplante Gebiet umfasst die Wasserflächen und Uferbereiche in den Orten<br />
Deetz, Schmergow und Götz. Allen Nutzern der <strong>Havel</strong> und Ihrer Ufergebiete soll in<br />
diesem Projekt die Möglichkeit gegeben werden, sich an Hand von Ausstellungsmaterial,<br />
das der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> erarbeitet hat, über die sehenswerten<br />
Naturreichtümer und ihre historischen Denkmale zu informieren, um selbst Akteur für den<br />
Naturschutz zu werden. Diese Planungen werden bereits genutzt, um sie in ein<br />
Entwicklungskonzept für die Gemeinde Groß Kreutz <strong>Havel</strong> einfließen zu lassen. Damit<br />
sollen die Voraussetzungen für den sanften Tourismus geschaffen werden, die von der<br />
Bevölkerung der Orte angenommen und in eigener Regie weiter entwickelt werden.<br />
Beabsichtigt ist es, Arbeitsplätze aus der <strong>Region</strong> für die <strong>Region</strong> für junge Menschen zu<br />
schaffen.<br />
Dafür wird Unternehmertum aber auch Anleitung für den Schritt in die Selbständigkeit<br />
benötigt. Die Gewerbetreibenden in den Orten sind auf ein attraktiv gestaltetes Umfeld<br />
angewiesen, um über den sanften Tourismus ihren Selbsterhalt sichern zu können. Eine<br />
Investitionshilfe für Haus- und Bungalowbesitzer, die Gästezimmer ausbauen und<br />
vermieten wollen, erleichtert neue Erwerbsquellen. Die Errichtung eines Campingplatzes<br />
(z.B. Ablage in Schmergow) bietet einen weiteren Ansatz. In Deetz verbinden Imbiss und<br />
136
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Serviceeinrichtungen für Radfahrer und Angler den touristischen Effekt mit der<br />
Versorgung der Einwohner. In Götzer Berge wird die Errichtung eines Aussichtsturmes zu<br />
einem Höhepunkt für den sanften Tourismus.<br />
Eine Erweiterung des Wander- und Radwegenetzes, aber auch des Reitwegenetzes<br />
innerhalb der <strong>Region</strong> würde die touristische Entwicklung befördern. Über die LAG<br />
Fläming-<strong>Havel</strong> e.V. sind entsprechende Anträge zu stellen.<br />
Positive Merkmale für eine touristische Entwicklung der<br />
<strong>Region</strong> um Groß Kreutz<br />
o Die <strong>Region</strong> wird von zahlreichen Tagestouristen gut besucht.<br />
o Die <strong>Region</strong> bietet für Angler hervorragende Voraussetzungen.<br />
o Ein Rent<strong>point</strong> für die Ausleihe von Booten und Fahrrädern wurde<br />
zusammen mit einem Saison-Arbeitsplatz geschaffen.<br />
o Der Förderverein <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> und die gemeinnützige Service-GmbH<br />
Berlin arbeiten an einem Naturtourismusprojekt in Götzerberge mit dem<br />
Ziel, ein Informationszentrum für Radwanderer, Wanderer und<br />
Wasserwanderer zu schaffen und mit einem Natur- und<br />
Umweltbildungszentrum zu verbinden.<br />
o Die verkehrliche Anbindung über die Bahn, die Straße und den Radweg<br />
ist sehr gut.<br />
o Die Anbindung auf dem Wasserweg ist aus mehreren Richtungen<br />
möglich und bedeutet z.B. einen halben Tag Fahrt mit dem Motorboot<br />
von Berlin.<br />
o Die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> bietet Paddlern, Ruderern und Kanuten stille Touren<br />
abseits der Bundeswasserstraße.<br />
o Die Schienenanbindung von Berlin bis nach Groß Kreutz <strong>Havel</strong> erfordert<br />
über die Straße ca. 1 Stunde, mit dem Rad und der Bahn ca. 45 min<br />
Fahrtzeit. Von Brandenburg führen Radwege in ca. 30 Minuten vom<br />
Stadtkern zum WasserPark.<br />
Ungeklärte Fragen und Probleme der <strong>Region</strong> um Groß<br />
Kreutz zum Tourismus<br />
o Für Rast- und Anlegeplätze müssen Eigentums- und<br />
Nutzungsverhältnisse für Grundstücke in Deetz, in Götz und in<br />
Schmergow geklärt werden.<br />
o Alteinwohner und Neubürger sollten eine gemeinsame Sprache und die<br />
Bereitschaft suchen, um gemeinsame Ziele zu verfolgen.<br />
o Obwohl die Bodenpreise niedrig sind und Wohnungsleerstand verbreitet<br />
ist, finden sich kaum Interessenten, um zu siedeln und zu investieren.<br />
137
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Defizite der touristischen Entwicklung um Groß Kreutz<br />
o Es gibt vor Ort kein Tourismusbüro.<br />
o Es gibt kein Gastgewerbe in Wassernähe, sondern nur an der<br />
Bundesstraße 1, wo der Durchgangsverkehr bedient wird<br />
o Es gibt keine Gastronomie mit Bootsanlegeplätzen.<br />
o Es gibt kaum Fremdenzimmer und Hotels.<br />
o Es existiert nur ein Feriencamp in Götzerberge.<br />
o Es gibt keinen Campingplatz.<br />
o Es gibt keinen öffentlichen Steg.<br />
o Es gibt Mängel bei Beschilderung der Rad- und Wanderwege.<br />
o Es gibt zu wenige Hinweise auf Service-Angebote.<br />
o Es gibt kein regionales Werbematerial.<br />
o Es gibt keine Angebote für Jugendliche und junge Familien.<br />
o Es gibt keine ausreichenden Angebote für Reittourismus, Ferien auf dem<br />
Bauernhof und Kinderspielplätze.<br />
Als Resümee sei unten stehendes Schema als Vision angeführt, das als Anregung für<br />
weitere Planungen in Ketzin, Groß Kreutz und Kloster Lehnin dienen kann.<br />
138
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Eine wirtschaftliche Entwicklung der <strong>Region</strong> kann mit der Gründung eines<br />
Naturparks, der ja als Label identitätsstiftend wahrgenommen werden soll, durch<br />
Förderprogramme unterstützt werden. Das unten stehende Schema versucht die<br />
Vernetzung der Problemfelder grafisch zu verdeutlichen:<br />
139
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
6.4 Die land- und fischereiwirtschaftliche Ausrichtung des Naturpark<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> in Gründung (i.G.)<br />
Auch wenn mehr als 50 % des künftigen Naturparks LSG- und NSG-Flächen sind, so<br />
dienen sie doch zum großen Teil der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung. Das Gleiche<br />
trifft auch auf die Gewässer zu, die fischereiwirtschaftlich genutzt werden. Aus Sicht der<br />
Landwirte findet gegenwärtig ein Strukturwandel zugunsten von Spargel und einigen<br />
Nischenkulturen wie Beerenobst statt. Der starke Druck Richtung Biomasseerzeugung,<br />
die steigenden Bodenpreise erschweren die Entwicklung von ökologischer<br />
Landwirtschaft. Dennoch kann die <strong>Region</strong> überleben, wenn die Vernetzung von<br />
Produktions- und Vermarktungsstrukturen vorangetrieben wird.<br />
140
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Positives für eine landwirtschaftliche Entwicklung<br />
o Die Land- und Forstwirtschaft der <strong>Region</strong> kann ihre Produkte besser<br />
vermarkten, wenn ein Naturpark entsteht.<br />
o Die Landwirte stellen sich der Verantwortung, auf allen Flächen dem<br />
Berufsstand gemäß eine gute landwirtschaftliche Praxis zu realisieren<br />
o Umgenutzte Flächen sollen vom Naturschutzfonds erworben werden,<br />
wenn sie als Ausgleichsmaßnahme dienen (Schmergower Wiesen). Mit<br />
den Landwirten wird für solche Flächen ein Pflegevertrag<br />
abgeschlossen, so dass solche Naturschutzflächen zu einem stabilen<br />
Einkommen führen.<br />
Ungeklärte Fragen der landwirtschaftlichen Entwicklung<br />
o Die Fragen des Wassermanagement wurden bisher vom Staubeirat<br />
einvernehmlich entschieden. Mit dem Klimawandel verschieben sich<br />
Nutzerinteressen. Hier ergeben sich wichtige fachliche Gespräche<br />
o Der Uferbereich des Rietzer See verändert sich wegen mangelnder<br />
Mahd zusehends. Hier sind konzeptionell neue Entscheidungen im Sinne<br />
der Pflege zu treffen.<br />
o Verbesserung der Kommunikationsstrukturen zwischen Landnutzern und<br />
Naturschutzobleuten ist zweckmäßig.<br />
o Kommunikationsstrukturen zwischen Landwirten und Vermarktern sind<br />
durch Marktgespräche zu erweitern<br />
o Verknüpfung und Erweiterung des Obstpanoramaweges mit anderen<br />
touristischen Einrichtungen ist zu prüfen<br />
o Der <strong>Havel</strong>radweg ist zum großen Teil fertig gestellt. Wer sorgt für den<br />
Anschluss von Phöben nach Werder und von Gollwitz bis in die Stadt<br />
Brandenburg?<br />
Defizite der landwirtschaftlichen Entwicklung<br />
o Ein Konzept für eine nachhaltige Landwirtschaft im Naturpark <strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong> soll vorgelegt werden. Dabei ist auf Nachwuchsarbeit und<br />
Weiterbildung zu achten.<br />
o Angepasste Hilfssysteme für ältere Menschen, Sicherung deren Mobilität<br />
und ihrer Einbindung in das gesellschaftliche Leben ist noch nicht<br />
realisiert.<br />
o Wie soll Werbung für die <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> als „Lernende <strong>Region</strong>“ aussehen<br />
und wie ist der Dialog mit der Bevölkerung offen zui gestalten?<br />
141
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Literatur<br />
BfN Bundesamt für Naturschutz (2005): Lebensraumkorridore für Mensch und Natur. Naturschutz<br />
und Biologische Vielfalt 17. Bonn: BfN/Münster: Landwirtschaftsverlag.<br />
FINCK, P., HAUKE, U., SCHRÖDER, E. & FORST, R. (2002): Naturschutzfachliche Landschafts-<br />
Leitbilder. Rahmenvostellungen für das Nordostdeutsche Tiefland aus bundesweiter Sicht.<br />
Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 50/2.<br />
HERMSDORF, N. (2005): Geologische Übersichtskarte 1:100.000 Blatt 8 – Landkreis Potsdam-<br />
Mittelmark, Kreisfreie Stadt Potsdam, Kreisfreie Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>.<br />
Kleinmachnow/Potsdam: Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg /<br />
Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg.<br />
KÜHN, D. (1997): Karte 1 - Leitbodengesellschaften. In: STACKEBRANDT, W., G. EHMKE & V.<br />
MANHENKE (Hg.): Atlas zur Geologie von Brandenburg. Kleinmachnow: Landesamt für<br />
Geowissenschaften und Rohstoffe.<br />
L.A.U.B. (1995): Landschaftsplan Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>. Gutachten im Auftrag der<br />
Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, unveröffentlicht.<br />
LIPPSTREU, L. (1997): Karte 3 - Landschaftsgenese. In: STACKEBRANDT, W., EHMKE, G. & V.<br />
MANHENKE (Hg.): Atlas zur Geologie von Brandenburg. Kleinmachnow: Landesamt für<br />
Geowissenschaften und Rohstoffe.<br />
LUA Landesumweltamt Brandenburg (2001): Weite<strong>rent</strong>wicklung von Schutzgebietssystemen auf<br />
naturräumlicher Grundlage in Brandenburg. Studien und Tagungsberichte 32. Potsdam: LUA.<br />
MARCINEK & ZAUMSEIL (2006a) : Oberflächenformung und naturräumliche Gliederung. In: KINDER &<br />
PORADA (Hg.): Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und Umgebung. Landschaften in Deutschland – Werte<br />
der deutschen Heimat Bd. 69. Köln Weimar Wien: Böhlau.<br />
MARCINEK & ZAUMSEIL (2006b) : C 16 Brandenburger Eisrandlage. In: KINDER & PORADA (Hg.):<br />
Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und Umgebung. Landschaften in Deutschland – Werte der deutschen<br />
Heimat Bd. 69. Köln Weimar Wien: Böhlau.<br />
MEYNEN, E. & SCHMITHÜSEN, J. (1953 / 1962): Handbuch der naturräumlichen Gliederung<br />
Deutschlands. Remagen: Bundesanstalt für Landeskunde<br />
MLUR Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg<br />
(2001): Landschaftsprogramm Brandenburg. Potsdam: MLUR.<br />
PETRICK & Partner (1997): Landschaftsrahmenplan Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>. Gutachten<br />
im Auftrag der Stadtverwaltung der Stadt Brandenburg an der <strong>Havel</strong>, Umweltamt / Untere<br />
Naturschutzbehörde, unveröffentlicht.<br />
PRO TERRA TEAM (1995): Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Potsdam-Mittelmark,<br />
Altkreis Brandenburg Land. Gutachten im Auftrag des Landkreises Potsdam-Mittelmark,<br />
unveröffentlicht.<br />
RUDOLPH, B. (2006): Tierwelt. In: KINDER & PORADA (Hg.): Brandenburg an der <strong>Havel</strong> und<br />
Umgebung. Landschaften in Deutschland – Werte der deutschen Heimat Bd. 69. Köln Weimar<br />
Wien: Böhlau.<br />
SCHARF, R. & D. BRAASCH (1998): Die sensiblen Fließgewässer und das<br />
Fließgewässerschutzsystem im Land Brandenburg. Landesumweltamt Brandenburg (Hg.):<br />
Studien und Tagungsberichte Band 15. Potsdam: Landesumweltamt.<br />
UMLAND (2006): Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Potsdam-Mittelmark. Gutachten im<br />
Auftrag des Landkreises Potsdam-Mittelmark, unveröffentlicht.<br />
Verband Deutscher Naturparke e.V. (2002): Erarbeitung von Naturparkplänen - Ein Leitfaden für<br />
die Praxis. www.naturparke.de, 28.5.2006<br />
142
Anhang 1 Schutzgebiete im Naturpark i.G. <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
A) Naturschutzgebiete<br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
Untere <strong>Havel</strong><br />
Süd i.V.<br />
Ketziner<br />
<strong>Havel</strong>inseln<br />
Gruppe von<br />
Schwemmsan<br />
dinseln in<br />
einem<br />
naturnah<br />
erhaltenen<br />
Flussabschnitt<br />
der <strong>Havel</strong><br />
Schwimmblattges<br />
ellschaften,<br />
Röhrichte,<br />
Großseggenriede,<br />
Feucht- und<br />
Frischwiesen,<br />
Weidengebüsche<br />
und Feuchtwälder<br />
Weichholzauenwäld<br />
er (Salicion albae)*,<br />
natürliche eutrophe<br />
Seen mit Vegetation<br />
des<br />
Magnopotamions<br />
und<br />
Hydrocharitions,<br />
Flüsse der planaren<br />
Stufe mit Vegetation<br />
des Ranunculion<br />
fluitantis und des<br />
Callitricho-<br />
Batrachion, magere<br />
Flachland-<br />
Mähwiesen<br />
(Bsp.)<br />
Sumpf-Wolfsmilch<br />
(Euphorbia<br />
palustris), Sumpf-<br />
Platterbse (Lathyrus<br />
palustris),<br />
Krebsschere<br />
(Stratiotes aloides),<br />
Schwanenblume<br />
(Butomus<br />
umbellatus),<br />
Blasensegge<br />
(Carex vesicaria),<br />
Froschbiss<br />
(Hydrocharis<br />
morsus-ranae),<br />
Durchwachsenes<br />
Laichkraut<br />
(Potamogeton<br />
perfoliatus),<br />
Schwingelschilf<br />
(Scolochloa<br />
festucacea), Sumpf-<br />
Greiskraut (Senecio<br />
paludosus),<br />
Graugrüne<br />
Sternmiere<br />
(Stellaria palustris)<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
Biber (Castor<br />
fiber)*,<br />
Fischotter<br />
(Lutra lutra)*,<br />
Großem<br />
Mausohr<br />
(Myotis<br />
myotis)*,<br />
Rotbauchunke<br />
(Bombina<br />
bombina)*,<br />
Rapfen<br />
(Aspius<br />
aspius)*,<br />
Steinbeißer<br />
(Cobitis<br />
taenia)*,<br />
Schlammpeitz<br />
ger (Misgurnus<br />
fossilis)*,<br />
Bitterling<br />
(Rhodeus<br />
amarus)*,<br />
Großer<br />
Brachvogel<br />
(Numenius<br />
arquata),<br />
Tüpfelsumpfhu<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
Erhaltung der<br />
Flussaue<br />
wegen ihrer<br />
Vielfalt an<br />
auentypischen<br />
Strukturen und<br />
Biotopen<br />
19 Mit einem Stern (*) sind prioritäre Lebensraumtypen bzw. Tierarten nach den Anhängen I und II der FFH-Richtlinie gekennzeichnet.<br />
wesentlicher Teil<br />
des<br />
überregionalen<br />
Biotopverbundes<br />
innerhalb der<br />
<strong>Havel</strong>niederung<br />
und dabei<br />
insbesondere<br />
zwischen den<br />
Naturschutzgebieten<br />
„<strong>Mittlere</strong><br />
<strong>Havel</strong>“<br />
stromabwärts<br />
und „Wolfsbruch“<br />
stromaufwärts<br />
143
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Obere Wublitz<br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> Teil der<br />
Brandenburger<br />
<strong>Havel</strong>niederun<br />
g mit<br />
großräumigen<br />
Überschwemm<br />
ungsbereichen<br />
,<br />
Auenüberflutun<br />
gsmooren und<br />
Altarmen<br />
Schwimmblattges<br />
ellschaften,<br />
Schilfröhricht,<br />
Sumpfrispen-<br />
Rohrglanzgras -<br />
Röhricht,<br />
Großseggenriede<br />
(Schlankseggenrie<br />
d), Feucht- und<br />
Frischwiesen,<br />
Trockenrasen<br />
Auen-Wälder mit<br />
Alnus glutinosa<br />
(Schwarz-Erle) und<br />
Fraxinus excelsior<br />
(Gewöhnliche<br />
Esche) (Salicion<br />
albae)*, Flüsse der<br />
planaren Stufe mit<br />
Vegetation des<br />
Ranunculion<br />
fluitantis und des<br />
Callitricho-<br />
Batrachion,<br />
Pfeifengraswiesen<br />
auf torfigen Böden,<br />
magere Flachland-<br />
Mähwiesen, feuchte<br />
Hochstaudenfluren<br />
der planaren Stufe<br />
Kartäuser-Nelke,<br />
(Dianthus<br />
carthusianorum),<br />
Fieberklee<br />
(Menyanthes<br />
trifoliata), Sumpf-<br />
Wolfsmilch<br />
(Euphorbia<br />
palustris), Sumpf-<br />
Schwertlilie (Iris<br />
pseudacorus),<br />
Zungen-Hahnenfuß<br />
(Ranunculus<br />
lingua), Große<br />
Teichrose (Nuphar<br />
lutea), Weiße<br />
Seerose<br />
(Nymphaea alba)<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
hn (Porzana<br />
porzana),<br />
Kiebitz<br />
(Vanellus<br />
vanellus),<br />
Schilfrohrsäng<br />
er<br />
(Acrocephalus<br />
schoenobaenu<br />
s)<br />
Biber (Castor<br />
fiber)*,<br />
Fischotter<br />
(Lutra lutra)*,<br />
Schlammpeitz<br />
ger (Misgurnus<br />
fossilis)*,<br />
Rapfen<br />
(Aspius<br />
aspius),<br />
Bitterling<br />
(Rhodeus<br />
sericeus<br />
amarus)*,<br />
Steinbeißer<br />
(Cobitis<br />
taenia)*,<br />
Rohrdommel<br />
(Botaurus<br />
stellaris),<br />
Weißstorch<br />
(Ciconia<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
zur<br />
Beobachtung<br />
und<br />
Erforschung<br />
der<br />
Lebensgemein<br />
schaften der<br />
Flussaue<br />
überregionaler<br />
Biotopverbund<br />
zwischen dem<br />
Rietzer See, der<br />
Stadthavel und<br />
der Niederung<br />
der unteren<br />
<strong>Havel</strong><br />
144
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
ciconia),<br />
Bekassine<br />
(Gallinago<br />
gallinago),<br />
Rohrschwirl<br />
(Locustella<br />
luscinioides),<br />
Blaukehlchen<br />
(Luscinia<br />
svecica),<br />
Tüpfelralle<br />
(Porzana<br />
porzana),<br />
Flussseeschw<br />
albe (Sterna<br />
hirundo),<br />
Rotschenkel<br />
(Tringa<br />
totanus),<br />
Moorfrosch<br />
(Rana arvalis),<br />
Knoblauchkröt<br />
e (Pelobates<br />
fuscus),<br />
Pappelglucke<br />
(Gastropacha<br />
populifolia),<br />
Perlmuttfalter<br />
(Argynnis ino),<br />
Körniger<br />
Laufkäfer<br />
(Carabus<br />
granulatus)<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
145
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Krielower See Teil einer Armleuchteralgen Pfeifengraswiesen Wasserfeder<br />
Moorrinne mit gesellschaften in auf torfigem Boden (Hottonia palustris),<br />
verlandendem Torfstichen, (Molinion<br />
Schachblume<br />
See zwischen Flutrasen, caeruleae) (Fritillaria<br />
dem Großen Röhrichtgesellsch<br />
meleagris), Pracht-<br />
Plessower See aften,<br />
Nelke (Dianthus<br />
und der <strong>Havel</strong> Großseggenriede,<br />
superbus), Zungen-<br />
Feuchtwiesen,<br />
Hahnenfuß<br />
feuchte<br />
(Ranunculus<br />
Hochstaudenflure<br />
lingua), Lungenn,<br />
Enzian (Gentiana<br />
Weidengebüsche<br />
und Erlenbrüche<br />
pneumonanthe)<br />
Wolfsbruch naturnahes,<br />
vom<br />
<strong>Havel</strong>hochwas<br />
Binsen-Pfeifengraswiesen,<br />
Schlank- und<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
Fischotter<br />
(Lutra lutra)*,<br />
Bauchiger<br />
Windelschneck<br />
e (Vertigo<br />
moulinsiana)*,<br />
Schmaler<br />
Windelschneck<br />
e (Vertigo<br />
angustior)*,<br />
Kranich (Grus<br />
grus),<br />
Tüpfelralle<br />
(Porzana<br />
porzana),<br />
Wachtelkönig<br />
(Crex crex),<br />
Bekassine<br />
(Gallinago<br />
gallinago),<br />
Knäkente<br />
(Anas<br />
querquedula),<br />
Ringelnatter<br />
(Natrix natrix),<br />
Knoblauchkröt<br />
e (Pelobates<br />
fuscus),<br />
Moorfrosch<br />
(Rana arvalis)<br />
(Vogelarten<br />
der<br />
Gewässerufer<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
naturnaher<br />
Moor- und<br />
Niederungsber<br />
eich mit<br />
großer<br />
Artenvielfalt<br />
und hoher<br />
Strukturdiversi<br />
tät<br />
Laichgebiet für<br />
Fischarten der<br />
<strong>Havel</strong>region<br />
wesentlicher Teil<br />
des regionalen<br />
Biotopverbundes<br />
zwischen dem<br />
Kleinen<br />
Plessower See<br />
und der <strong>Havel</strong><br />
Bedeutung<br />
innerhalb des<br />
regionalen<br />
146
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
ser<br />
Kammseggenried<br />
beeinflußtes en,<br />
Überschwemm Walzenseggenungsgebiet<br />
Erlenbruchwald,<br />
sowie eines<br />
<strong>Havel</strong>altarmes<br />
in der<br />
Verlandungsph<br />
ase<br />
Schilfröhrichte<br />
Kleiner Feuchtgebiet Armleuchteralgen- kalkreiche Sümpfe Krebsschere<br />
Plessower See mit einem , Nixenkraut- und mit Cladium (Stratiotes aloides)<br />
Flachsee und Wasserschlauchg mariscus und Arten<br />
kalkreichen esellschaften, des Caricion<br />
Verlandungs- Röhrichtgesellsch davallianae*,<br />
und<br />
aften mit<br />
natürlicher<br />
Quellmooren in Schwimmröhrichte eutropher See mit<br />
der<br />
n, Feuchtgrünland, einer Vegetation<br />
Brandenburg- Weidengebüsche des<br />
Potsdamer und Erlenbrüche Magnopotamions<br />
<strong>Havel</strong>niederun<br />
und<br />
g<br />
Hydrocharitions,<br />
feuchte<br />
Hochstaudenfluren<br />
der planaren Stufe<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
und<br />
Verlandungszo<br />
nen, von<br />
Lurchen,<br />
Kriechtieren<br />
und<br />
Kleinsäugern)<br />
Fischotters<br />
(Lutra lutra)*,<br />
Mopsflederma<br />
us (Barbastella<br />
barbastellus)*,<br />
Bitterlings<br />
(Rhodeus<br />
sericeus<br />
amarus)*,<br />
Kranich (Grus<br />
grus),<br />
Rohrdommel<br />
(Botaurus<br />
stellaris),<br />
Rohrschwirl<br />
(Locustella<br />
luscinioides),<br />
Schilfrohrsäng<br />
er<br />
(Acrocephalus<br />
schoenobaenu<br />
s),<br />
Wasserspitzm<br />
aus (Neomys<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
durch<br />
Nutzungen<br />
wenig<br />
beeinflusster,<br />
schwach<br />
eutropher<br />
Flachsee mit<br />
vollständiger<br />
Vegetationszo<br />
nierung und<br />
unverbauten<br />
Ufern<br />
Biotopverbundes<br />
wesentlicher Teil<br />
des regionalen<br />
Biotopverbundes<br />
zwischen dem<br />
Kleinen<br />
Plessower See,<br />
dem Krielower<br />
See und der<br />
<strong>Havel</strong><br />
147
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Rietzer See eine<br />
großräumige<br />
vermoorte<br />
Niederung im<br />
Brandenburg-<br />
Potsdamer<br />
<strong>Havel</strong>gebiet<br />
Wasserpflanzenge<br />
sellschaften,<br />
Röhrichte und<br />
Seggenriede,<br />
Grünland frischer<br />
bis nasser<br />
Standorte mit<br />
differenziertem<br />
Nährstoff-, Salz-<br />
und Kalkgehalt,<br />
Weidengebüsche,<br />
Erlenbruchwälder,<br />
kleinflächig<br />
vorkommende<br />
Kalk-<br />
Trockenrasen und<br />
Gesellschaften der<br />
kalkreichen<br />
Niedermoore<br />
Salzwiesen im<br />
Binnenland*,<br />
trockene kalkreiche<br />
Sandrasen*,<br />
kalkreiche Sümpfe<br />
mit Cladium<br />
mariscus (Binsen-<br />
Schneide) und<br />
Arten des Caricion<br />
davallianae*, Auen-<br />
Wälder mit Alnus<br />
glutinosa (Schwarz-<br />
Erle) und Fraxinus<br />
excelsior<br />
(Gewöhnliche<br />
Esche) (Alno-<br />
Padion)*, natürliche<br />
eutrophe Seen mit<br />
einer Vegetation<br />
des<br />
Magnopotamions<br />
und<br />
Hydrocharitions,<br />
Pfeifengraswiesen<br />
auf kalkreichen und<br />
Fieberklee<br />
(Menyanthes<br />
trifoliata), Sumpf-<br />
Knabenkraut<br />
(Orchis palustris),<br />
Strand-Tausendgüldenkraut<br />
(Centaurium<br />
littorale), Pracht-<br />
Nelke (Dianthus<br />
superbus), Sand-<br />
Strohblume<br />
(Helichrysum<br />
arenarium), Heide-<br />
Nelke (Dianthus<br />
deltoides), Strand-<br />
Aster (Aster<br />
tripolium),<br />
Milchkraut (Glaux<br />
maritima), Salz-<br />
Binse (Juncus<br />
gerardii), Salz-<br />
Bunge (Samolus<br />
valerandi), Meer-<br />
Dreizack (Triglochin<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
fodiens),<br />
Ringelnatter<br />
(Natrix natrix),<br />
Moorfrosch<br />
(Rana arvalis),<br />
Glänzende<br />
Binsenjungfer<br />
(Lestes dryas);<br />
Biber (Castor<br />
fiber)*,<br />
Fischotter<br />
(Lutra lutra)*,<br />
Kamm-Molch<br />
(Triturus<br />
cristatus)*,<br />
Rapfen<br />
(Aspius<br />
aspius)*,<br />
Schlammpeitz<br />
ger (Misgurnus<br />
fossilis)*,<br />
Bitterling<br />
(Rhodeus<br />
sericeus<br />
amarus)*,<br />
Schmaler<br />
Windelschnecke(Vertigo<br />
angustior)*,<br />
Bauchiger<br />
Windelschneck<br />
e (Vertigo<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
offene<br />
Niederungslan<br />
dschaft mit<br />
dem Rietzer<br />
See als<br />
ausgedehnte<br />
m Flachsee<br />
und dem<br />
Holzberg als<br />
randlich<br />
anstehender<br />
Grundmoräne<br />
nkuppe<br />
wesentlicher Teil<br />
des regionalen<br />
Biotopverbundes<br />
zwischen<br />
<strong>Havel</strong>niederung<br />
und Lehniner<br />
Wald- und<br />
Seengebiet<br />
148
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten Tierarten<br />
(Bsp.)<br />
(Bsp.) 16<br />
torfigen Böden maritimum); moulinsiana)*,<br />
(Molinion<br />
Blaukehlchen<br />
caeruleae), magere<br />
(Luscinia<br />
Flachland-<br />
svecica),<br />
Mähwiesen<br />
Kranich (Grus<br />
grus),<br />
Seeadler<br />
(Haliaeetus<br />
albicilla),<br />
Große<br />
Rohrdommel<br />
(Botaurus<br />
stellaris),<br />
Rohrweihe<br />
(Circus<br />
aeruginosus),<br />
Tüpfelralle<br />
(Porzana<br />
porzana),<br />
Eisvogel<br />
(Alcedo atthis),<br />
Seggenrohrsä<br />
nger<br />
(Acrocephalus<br />
paludicola),<br />
Kranich (Grus<br />
grus),<br />
verschiedene<br />
Gänse- und<br />
Entenarten<br />
sowie<br />
Limikolen,<br />
Schilfrohrsäng<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
149
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
er<br />
(Acrocephalus<br />
schoenobaenu<br />
s), Bartmeise<br />
(Panurus<br />
biarmicus),<br />
Rohrschwirl<br />
(Locustella<br />
luscinioides),<br />
Knäkente<br />
(Anas<br />
querquedula),<br />
Schwarzhalsta<br />
ucher<br />
(Podiceps<br />
nigricollis),<br />
Kiebitz<br />
(Vanellus<br />
vanellus),<br />
Bekassine<br />
(Gallinago<br />
gallinago),<br />
Moorfrosch<br />
(Rana arvalis),<br />
Kreuzkröte<br />
(Bufo<br />
calamita),<br />
Knoblauchkröt<br />
e (Pelobates<br />
fuscus), Ufer-<br />
Laufkäfer<br />
(Carabus<br />
clathratus)<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
150
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Bruchwald natürlicher, natürlicher,<br />
Rosdunk reich<br />
teilweise mesotro-<br />
gegliederter pher<br />
Bruchwaldkom Bruchwaldkomple<br />
plex inmitten x mit<br />
einer intensiv eingelagerten<br />
genutzten Feuchtwiesen auf<br />
Agrarlandschaf einem<br />
t<br />
Versumpfungsmo<br />
or sowie<br />
gefährdeten,<br />
vorwiegend eutrophen<br />
Erlen-<br />
Eschenwäldern<br />
Krahner Busch natürlicher Schuppenwurz-<br />
pflanzengeographis<br />
Laubwaldrest Stieleichen-<br />
ch bedeutsamer<br />
innerhalb der Hainbuchenwald<br />
Standort für eine<br />
nahezu mit einer<br />
Reihe gefährdeter<br />
vollständig artenreichen<br />
Pflanzenarten<br />
entwaldeten Frühblüherflora,<br />
Niederungen Erlen-Eschenim<br />
Bereich des Wald und<br />
Baruther Schwertlilien-<br />
Urstromtales Erlen-Wald<br />
Gränert Vielzahl Walzenseggen-<br />
in ihrem Bestand<br />
unterschiedlich Erlenbruch und<br />
bedrohte<br />
er Biotoptypen Birkenbruchwaldg<br />
esellschaften,<br />
Wunderseggenund<br />
Schlankseggenrie<br />
de, Froschbiß-<br />
Krebsscheren-<br />
Pflanzenarten<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
Schmetterlings<br />
-, Käfer- und<br />
Vogelarten<br />
sowie<br />
Amphibien und<br />
Reptilien<br />
bestandsbedro<br />
hte Vogel- und<br />
Insektenarten<br />
bestandsbedro<br />
hte Tierarten,<br />
insbesondere<br />
von<br />
zahlreichen<br />
Vogel- und<br />
Schmetterlings<br />
arten<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
besondere<br />
geomorpholog<br />
ische Eigenart<br />
regionaler<br />
Biotopverbund<br />
regionaler<br />
Biotopverbund<br />
151
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Gesellschaften ,<br />
artenreiche<br />
Restvorkommen<br />
von Binsen-<br />
Pfeifengraswiesen<br />
Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Stadthavel natürliche, Röhrichtgesellsch Weichholzauenwald Gelbe Teichrose -<br />
weitgehend aften (zum (Salicion albae)*, (Nuphar lutea),<br />
unbeeinflusste Beispiel<br />
Flüsse der planaren Weiße Seerose<br />
Retentionsfläc Schwingelschilf- Stufe mit Vegetation (Nymphaea alba),<br />
he der Röhricht), des Ranunculion Wasserfeder<br />
Brandenburger wechselfeuchtes fluitantis, natürliche (Hottonia palustris),<br />
Niederhavel Auengrünland und eutrophe Seen mit Fleischrotes<br />
mit<br />
dessen<br />
einer Vegetation Knabenkraut<br />
Überflutungsm Auflassungsstadie des<br />
(Dactylorhiza<br />
ooren n,<br />
Magnopotamions incarnata), Sumpf-<br />
Weidengebüsche, und<br />
Platterbse (Lathyrus<br />
Sandtrockenrasen Hydrocharitions, palustris),<br />
in den<br />
feuchte<br />
Kugelsimse<br />
Randbereichen, Hochstaudenfluren (Scirpoides<br />
Gesellschaften der der planaren Stufe, holoschoenus),<br />
Kleingewässer, Brenndolden- Sumpf-Brenndolde<br />
Altwasser und Auenwiesen (Cnidium dubium),<br />
Flüsse<br />
Wiesen-Alant (Inula<br />
britannica), Gelbe<br />
Wiesenraute<br />
(Thalictrum flavum)<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
Elbebiber<br />
(Castor fiber<br />
albicus)*,<br />
Fischotter (Lutra<br />
lutra)*,<br />
Kamm-Molch<br />
(Triturus cristatus)*,<br />
Rapfen<br />
(Aspius<br />
aspius)*,<br />
Schlammpeitz<br />
ger (Misgurnus<br />
fossilis)*,<br />
Bachneunauge<br />
(Lampetra<br />
planeri)*,<br />
Drosselrohrsän<br />
ger<br />
(Acrocephalus<br />
arundinaceus),<br />
Kiebitz<br />
(Vanellus<br />
vanellus),<br />
Bekassine<br />
(Gallinago<br />
gallinago),<br />
Tüpfelralle<br />
(Porzana<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
großflächiges<br />
Feuchtgebiet<br />
im<br />
Überschwem<br />
mungsbereich<br />
von <strong>Havel</strong> und<br />
Plane<br />
überregionaler<br />
Biotopverbund<br />
zwischen<br />
mittlerer und<br />
unterer <strong>Havel</strong><br />
152
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Große Freiheit<br />
bei Plaue<br />
Komplex von<br />
tiefgründigen<br />
Verlandungs-<br />
und<br />
Versumpfungs<br />
mooren in der<br />
Unteren<br />
<strong>Havel</strong>niederun<br />
g<br />
Seggen- und<br />
Röhrichtmoore mit<br />
Kleingewässern,<br />
Feuchtgrünland<br />
und dessen<br />
Auflassungsstadie<br />
n sowie<br />
Erlenwäldern<br />
feuchte<br />
Hochstaudenfluren<br />
der planaren Stufe,<br />
Brenndolden-Auenwiesen,<br />
natürliche<br />
eutrophe Seen mit<br />
einer Vegetation<br />
des<br />
Magnopotamions<br />
und<br />
Hydrocharitions,<br />
mitteleuropäischer<br />
Stieleichenwald und<br />
Hainbuchenwald<br />
sowie alte<br />
bodensaure<br />
Eichenwälder auf<br />
Sandebenen mit<br />
Quercus robur<br />
Wasserfeder<br />
(Hottonia palustris),<br />
Sumpf-Schwertlilie<br />
(Iris pseudacorus),<br />
Sumpf-Platterbse<br />
(Lathyrus palustris)<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
porzana),<br />
Rohrweihe<br />
(Circus<br />
aeruginosus),<br />
Eisvogel<br />
(Alcedo atthis),<br />
Moorfrosch<br />
(Rana arvalis),<br />
Knoblauchkröt<br />
e (Pelobates<br />
fuscus)<br />
Elbebiber<br />
(Castor fiber<br />
albicus)*,<br />
Fischotter<br />
(Lutra lutra)*,<br />
Schlammpeitz<br />
ger (Misgurnus<br />
fossilis)*,<br />
Großer<br />
Abendsegler<br />
(Nyctalus<br />
noctula),<br />
Kranich (Grus<br />
grus), Eisvogel<br />
(Alcedo atthis),<br />
Rohrschwirl<br />
(Locustella<br />
luscinoides),<br />
Wasserralle<br />
(Rallus<br />
aquaticus),<br />
Zwergtaucher<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
großflächiges<br />
Feuchtgebiet<br />
mit<br />
weitgehend<br />
unbeeinflusste<br />
n und<br />
naturnahen<br />
Biotopen<br />
lokalen<br />
Biotopverbundes<br />
zwischen unterer<br />
<strong>Havel</strong> und Plauer<br />
Seengebiet<br />
153
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Buhnenwerder-<br />
Wusterau<br />
Falkenrehder<br />
Wublitz<br />
späteiszeitliche<br />
Bildung am<br />
Beckenrand<br />
des Plauer<br />
Sees mit einer<br />
auf engem<br />
Raum<br />
landschaftstypi<br />
sch<br />
ausgeprägten<br />
Vielfalt an<br />
Lebensräumen<br />
für den<br />
Landschaftsra<br />
um der<br />
<strong>Havel</strong>niederun<br />
g typischer,<br />
vom<br />
<strong>Havel</strong>kanal<br />
Schwimmblattges<br />
ellschaften,<br />
Weidengebüsche<br />
nasser Standorte,<br />
Röhrichtmoore,<br />
reiche<br />
Feuchtwiesen und<br />
Sandtrockenrasen<br />
Schwimmblattges<br />
ellschaften,<br />
Röhrichte,<br />
Feuchtwiesen und<br />
Erlenbruchwälder<br />
Echtes<br />
Tausendgüldenkrau<br />
t (Centaurium<br />
erythraea s. l.),<br />
Kartäuser-Nelke<br />
(Dianthus<br />
carthusianorum)<br />
und Gottes-<br />
Gnadenkraut<br />
(Gratiola officinalis),<br />
Sumpf-Wolfsmilch<br />
(Euphorbia<br />
palustris), Sumpf-<br />
Platterbse (Lathyrus<br />
palustris),<br />
Langblättriger<br />
Blauweiderich<br />
(Pseudolysimachiu<br />
m longifolium)<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
(Tachybaptus<br />
ruficollis),<br />
Kamm-Molch<br />
(Triturus<br />
cristatus),<br />
Moorfrosch<br />
(Rana arvalis)<br />
Elbebiber<br />
(Castor fiber<br />
albicus)*,<br />
Fischotter<br />
(Lutra lutra)*,<br />
Schilfrohrsäng<br />
er (Acrocephalus<br />
schoenobaenu<br />
s), Großer<br />
Brachvogel<br />
(Numenius<br />
arquata);<br />
zahlreicher,<br />
seltener und<br />
gefährdeter<br />
Wasser- und<br />
Kleinvogelarte<br />
n, artenreiche<br />
Herpeto- und<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
Parkstrukturen<br />
auf der Insel<br />
Buhnenwerder<br />
wesentlicher Teil<br />
des<br />
überregionalen<br />
Biotopverbundes<br />
zwischen unterer<br />
und mittlerer<br />
<strong>Havel</strong><br />
wesentliches<br />
Glied einer<br />
Biotopverbundket<br />
te von<br />
Feuchtgebieten<br />
in der<br />
Wublitzrinne<br />
154
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Name Beschreibung Biotope Lebensraumtypen 19 durchquerter<br />
Naturraum mit<br />
einer<br />
hauptsächlich<br />
von<br />
Feuchtbiotope<br />
n und dem<br />
größtenteils<br />
verlandeten<br />
Wublitzsee<br />
bestandenen<br />
eiszeitlichen<br />
Abflussrinne<br />
Pflanzenarten<br />
(Bsp.)<br />
Lehniner pflanzengeogr intakte<br />
Mittelheide und aphisch Hangquellmoore,<br />
Quellgebiet der bemerkenswer orchideenreiche<br />
Emster ter Standort Feuchtwiesen<br />
von Elementen (Calthion-Typ),<br />
mit vorwiegend Schneiden-Ried,<br />
arktischer und Walzenseggenborealer<br />
Verbreitung<br />
Erlen-Bruchwald<br />
Tierarten<br />
(Bsp.) 16<br />
Entomofauna<br />
(zum Beispiel<br />
Tagfalter), an<br />
aquatische<br />
Lebensräume<br />
gebundene<br />
Säuger<br />
(Vogel- und<br />
Insektenarten<br />
sowie als<br />
Rückzugsgebi<br />
et für<br />
Amphibien)<br />
Eigenart <strong>Region</strong>ales<br />
besondere<br />
geomorpholog<br />
ische Eigenart<br />
B) Landschaftsschutzgebiete<br />
Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />
Westhavelland eiszeitlich und Vielfalt von Strukturen aus glazial Erhalt von<br />
naturverträgliche<br />
nacheiszeitlich geformten Grund-, End- und<br />
Niedermooren<br />
und<br />
geprägte Stauchmoränen sowie postglazial<br />
naturorientierte<br />
brandenburgty sedimentierten Talsand- und<br />
Erholung unter<br />
pischen Elbauenlehmflächen, Dünen äolischer<br />
anderem im<br />
Kulturlandscha Herkunft und überwiegend in<br />
Einzugsbereich<br />
ft; periodisch historischer Zeit gewachsener<br />
von Berlin und<br />
überfluteten Niedermoore; abwechslungsreichen<br />
Brandenburg<br />
155
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Potsdamer<br />
Wald- und<br />
<strong>Havel</strong>seengebi<br />
et<br />
Lehniner Wald-<br />
und Seengebiet<br />
Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />
Niederungslan<br />
dschaften in<br />
den<br />
grundwassern<br />
ahen<br />
Bereichen von<br />
Elb- und<br />
<strong>Havel</strong>auen<br />
eiszeitlich und<br />
kulturhistorisch<br />
geprägten<br />
Landschaft<br />
ein für die<br />
Mittelbrandenb<br />
urgischen<br />
Platten und<br />
Niederungen<br />
repräsentativer<br />
Kulturlandschaft mit Gewässern,<br />
Grünland, Äckern und geschlossenen<br />
Waldungen; unzersiedelt gebliebenen<br />
ländlichen Räume; Still- und<br />
Fließgewässer<br />
<strong>Havel</strong>niederung mit ihren meist<br />
großflächigen Gewässern und einer<br />
von Grund- und Endmoränen sowie<br />
Sanderebenen gebildeten Landschaft;<br />
reich gegliederten Kulturlandschaft mit<br />
ihren kulturhistorischen<br />
Siedlungsformen und<br />
charakteristischen<br />
landschaftsprägenden Elementen<br />
sowie der unter Denkmalschutz<br />
stehenden Forst-, Park- und<br />
Alleeanlagen; Seen und Fließgewässer<br />
und der sie begleitenden Röhrichte,<br />
Bruchwälder und Feuchtwiesen, der<br />
offenen landwirtschaftlich und<br />
gartenbaulich genutzten Flächen, der<br />
Nadel-, Misch- oder Laubwälder sowie<br />
der kleinflächigen, besonders an<br />
Anhöhen vorkommenden<br />
Trockenrasen<br />
landschaftsprägenden<br />
geomorphologischen Strukturen wie<br />
Grund- und Endmoränen,<br />
Stauchmoränenkuppen und<br />
Hangkanten, Talsand- und<br />
Sanderflächen sowie vereinzelten<br />
weitgehend<br />
ungestörte<br />
Grundwasserneu<br />
bildung sowie<br />
eine naturnahe<br />
Ausbildung der<br />
Gewässer und<br />
deren<br />
Uferbereiche und<br />
Verlandungszon<br />
en;<br />
unterschiedlich<br />
ausgebildeten<br />
und noch<br />
teilweise intakten<br />
Moore<br />
Still- und<br />
Fließgewässer<br />
einschließlich<br />
ihrer Uferzonen,<br />
der Verlandungs-<br />
und<br />
Feuchtgrünland,<br />
Trockenrasen,<br />
Ackerflächen,<br />
Hecken,<br />
Feldgehölze,<br />
Solitärbäume,<br />
Lesesteinhaufen,<br />
Feldsölle,<br />
Kopfweiden,<br />
Alleen und<br />
Streuobstbestän<br />
de<br />
Wälder,<br />
Niedermoore,<br />
Quellbereiche,<br />
Stillgewässer,<br />
Fließgewässer<br />
einschließlich der<br />
überregionale<br />
Biotopvernetzung<br />
im <strong>Havel</strong>gebiet;<br />
Pufferzone für die<br />
vom Gebiet<br />
umschlossenen<br />
Naturschutzgebiet<br />
e<br />
Pufferfunktion für<br />
das vom Gebiet<br />
umschlossene<br />
Naturschutzgebiet<br />
„Lehniner<br />
Mittelheide und<br />
nachhaltige<br />
Sicherung der<br />
Erholungsfunktio<br />
n des Gebietes<br />
im<br />
Einzugsbereich<br />
des Großraumes<br />
Berlin sowie der<br />
Städte Potsdam<br />
und<br />
Brandenburg;<br />
angepaßten<br />
Erschließung<br />
zum Zwecke der<br />
landschaftsgebu<br />
ndenen<br />
Erholung<br />
besonderen<br />
Bedeutung für<br />
die naturnahe<br />
Erholung<br />
156
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Görnsee und<br />
Görnberg<br />
Ketziner<br />
Bruchlandschaf<br />
t<br />
Brandenburger<br />
Osthavelnieder<br />
ung<br />
Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />
und<br />
charakteristisc<br />
her Ausschnitt<br />
eines<br />
eiszeitlich,<br />
durch das<br />
Gewässersyst<br />
em der<br />
Emsterniederu<br />
ng geprägten<br />
Wald- und<br />
Seengebietes<br />
landschaftsprä<br />
genden, zum<br />
großen Teil<br />
naturnahen<br />
Flußniederung<br />
der <strong>Havel</strong> mit<br />
ihrem<br />
mäandrierende<br />
Binnendünen und vermoorten<br />
Schmelzwasserrinnen;<br />
abwechslungsreichen<br />
Landschaftsstruktur mit vielfältigen<br />
Landschaftselementen wie naturnahen<br />
Waldgesellschaften, Fließ- und<br />
Stillgewässern, Niederungsbereichen<br />
mit Bruchwäldern, Röhrichten,<br />
Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren,<br />
Feldgehölzen, Hecken, Solitärbäumen,<br />
Alleen, Kopfweiden und<br />
Obstbeständen sowie Weiden,<br />
vereinzelten Äckern, Brachen und<br />
Trockenrasen, sowie der für das<br />
Gebiet typischen aufgelassenen<br />
Abgrabungsflächen wie Sandgruben,<br />
Torfstichen und Tongruben;<br />
gewachsenen, landschaftsästhetisch<br />
wertvollen Übergänge von der Ortslage<br />
in die freie Landschaft sowie der<br />
Sicherung unzersiedelter Freiräume<br />
weiträumigen, wechselhaften<br />
Landschaftsstruktur mit vielfältigen<br />
Biotopen und Landschaftselementen<br />
wie Röhrichten, Feuchtwiesen,<br />
Bruchwäldern, Feldgehölzen, Hecken,<br />
Solitärbäumen, Äckern und<br />
Trockenrasen; durch den Wechsel von<br />
Röhrichten, Feuchtgrünland,<br />
Überflutungsbere<br />
iche;<br />
nährstoffarmen<br />
Mineralböden,<br />
Gleyböden sowie<br />
Anmoor- und<br />
Niedermoorböde<br />
n<br />
naturnahen<br />
Verlaufs der<br />
<strong>Havel</strong>, der<br />
Uferzonen, der<br />
Verlandungs-<br />
und<br />
Überflutungsbere<br />
iche und der<br />
Schwimmblatt-<br />
und<br />
Röhrichtzonen,<br />
Feuchtwiesen<br />
sowie der<br />
Trockenrasen<br />
Schwimmblatt-<br />
und<br />
Feuchtwiesenge<br />
sellschaften,<br />
Erlenbrüche,<br />
Eichenmischwäld<br />
er, kontinentale<br />
Trockenrasen-<br />
Quellgebiet der<br />
Emster“, für das<br />
angrenzende<br />
Naturschutzgebiet<br />
„Rietzer See“ und<br />
für die im Gebiet<br />
liegenden<br />
geschützten<br />
Landschaftsbesta<br />
ndteile,<br />
Flächennaturdenk<br />
male und<br />
gesetzlich<br />
geschützten<br />
Biotope sowie der<br />
Vernetzung dieser<br />
Gebiete<br />
Biotopvernetzung<br />
zum<br />
Naturschutzgebiet<br />
"Rietzer See" und<br />
den<br />
Landschaftsschutz<br />
gebieten<br />
"Westhavelland"<br />
der Landschaft<br />
und<br />
Naturausstattun<br />
g angepaßten<br />
Förderung der<br />
Erlebbarkeit des<br />
Landschaftsrau<br />
ms, vor allem<br />
157
<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
Brandenburger<br />
Wald- und<br />
Seengebiet<br />
Landschaft Landschaftsstruktur Wasser / Böden Biotoptypen <strong>Region</strong>ales Erholung<br />
n Flußlauf, den<br />
Altarmen,<br />
Inseln und<br />
Verlandungszo<br />
nen sowie der<br />
sie<br />
begrenzenden<br />
End-, Stauch-<br />
und<br />
Grundmoränen<br />
gebiete;<br />
für die<br />
Mittelbrandenb<br />
urgischen<br />
Platten und<br />
Niederungen<br />
sowie für die<br />
Untere<br />
<strong>Havel</strong>niederun<br />
g<br />
repräsentative<br />
n und<br />
charakteristisc<br />
hen<br />
Ausschnittes<br />
eines<br />
eiszeitlich<br />
geprägten<br />
Wald- und<br />
Seengebietes<br />
kleinflächigen Wäldern und<br />
Trockenrasen strukturierten, offenen<br />
Kulturlandschaft; historisch<br />
entstandenen, weiträumigen<br />
Siedlungsstrukturen mit Alleen,<br />
Wiesen, Weiden, Äckern und<br />
Obstpflanzungen<br />
landschaftsprägenden<br />
geomorphologischen Strukturen wie<br />
Grund- und Endmoränen, Kuppen und<br />
Hangkanten, Talsand- und<br />
Sanderflächen sowie vereinzelten<br />
Binnendünen und vermoorten<br />
Schmelzwasserrinnen; vielfältigen<br />
Landschaftselementen wie naturnahen<br />
Waldgesellschaften, Fließ- und<br />
Stillgewässern, Niederungsbereichen<br />
mit Bruchwäldern, Röhrichten,<br />
Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren,<br />
Feldgehölzen, Hecken, Solitärbäumen,<br />
Äckern, Weiden, Brachen und<br />
Trockenrasen; historischen<br />
Kulturlandschaftselemente wie Alleen,<br />
Parkanlagen, Kopfweiden,<br />
Pflasterstraßen und Mauern aus<br />
Feldsteinen sowie Obstpflanzungen<br />
Regenerationsfä<br />
higkeit der<br />
Gewässer<br />
Still- und<br />
Fließgewässer<br />
einschließlich<br />
ihrer Uferzonen,<br />
der Verlandungs-<br />
und<br />
Überflutungsbere<br />
iche;<br />
nährstoffarmen<br />
Mineralböden,<br />
Gleiböden sowie<br />
Anmoor- und<br />
Niedermoorböde<br />
n<br />
und vereinzelte<br />
Salzstellengesell<br />
schaften<br />
Niedermoore,<br />
Quellbereiche,<br />
Kleingewässer,<br />
Bachläufe, Alt-<br />
und Totarme,<br />
Schwimmblatt-<br />
und<br />
Röhrichtzonen,<br />
Bruchwälder<br />
sowie<br />
Trockenrasen<br />
und "Potsdamer<br />
Wald- und<br />
<strong>Havel</strong>seengebiet“<br />
Puffer- und<br />
Vernetzungsfunkti<br />
on zu den vom<br />
Gebiet<br />
umschlossenen<br />
und unmittelbar<br />
angrenzenden<br />
Naturschutzgebiet<br />
en und zum<br />
angrenzenden<br />
Landschaftsschutz<br />
gebiet<br />
„Westhavelland“<br />
der Gewässer<br />
und<br />
Niederungsgebie<br />
te;<br />
Verbesserung<br />
der<br />
landschaftlichen<br />
Einbindung der<br />
Siedlungsbereic<br />
he<br />
eine der<br />
Landschaft und<br />
Naturraumausst<br />
attung<br />
angepasste<br />
Förderung der<br />
Erlebbarkeit des<br />
Landschaftsrau<br />
mes, vor allem<br />
der Gewässer<br />
und Waldgebiete<br />
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