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MÄRZ 12 - PIGmagazin

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MAGAZIN | THEMA<br />

„So entsteht<br />

eine Diskussion<br />

über Ethik und<br />

Werte.“<br />

entdeckt. „Dieser Film hat auf mich gewirkt wie<br />

ein Axthieb“, erinnert er sich – und hat den Film<br />

daraufhin für das Medienpaket vorgeschlagen. In<br />

Testvorführungen durfte er dann einige wichtige<br />

Erfahrungen sammeln. „Der Film liefert eine ganz<br />

neue Perspektive, um mit Jugendlichen über das<br />

Thema ‘Gewalt‘ zu reden.“ Was keineswegs eine<br />

Selbstverständlichkeit ist. Denn der Film zeigt<br />

explizite Gewalt, er hat keine eindeutige Gut-<br />

Böse-Zuordnung, der „Täter“ ist Lehrer – alles<br />

Umstände, die eigentlich gegen den Einsatz des<br />

Filmes in der Jugendarbeit sprechen. Oder aber<br />

dafür. Denn gerade diese scheinbare politische<br />

Unkorrektheit sorgt dafür, dass Jugendliche nach<br />

dem Film ansprechbar sind und von sich aus<br />

reden wollen. Die Jugendlichen werden bei Betrachtung<br />

des Films gezwungen, sich mit einem<br />

anderen Weltbild auseinander zu setzen. „So<br />

entsteht eine Diskussion über Ethik und Werte“,<br />

erklärt Jörg Litzenburger.<br />

Ziel der Diskussion über den Film ist unter anderem,<br />

die Jugendsozialarbeiter dabei zu unterstützen,<br />

Gewalt fördernde Einstellungen ihrer<br />

Klientel zu reduzieren. Die Diskussion über die<br />

Filminhalte unterstützt im Lager der Zielgruppe<br />

die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt.<br />

Die Identifikation mit oder die Abgrenzung zur<br />

Hauptpersonen befördert die Reflexion über das<br />

eigene Handeln. Dadurch ermöglicht der Film<br />

auch die Diskussion über andere Lebensbereiche,<br />

wie Partnerschaft, Schule oder Freundschaft. Die<br />

Suche nach Handlungsalternativen für die Filmhandelnden<br />

führt zu Lösungsansätzen für die eigene<br />

Lebenssituation, die Diskussion über Beziehungskonstellationen<br />

ermöglicht ein Nachdenken<br />

42 | 43<br />

über persönliches Umfeld. „Dieser Film ist aber<br />

nicht für jeden geeignet“, betont Jörg Litzenburger<br />

(Bild). Ganz entscheidend sei dabei die Rolle des<br />

Moderierenden. Der Film müsse vor- und nachbereitet<br />

werden, denn ohne entsprechende Begleitung<br />

lässt er sich nicht einsetzen.<br />

„Der Film bietet sehr viele Ansätze, um mit den<br />

Bildern Diskussionen in der Gruppe anzuregen“,<br />

erklärt der Sozial- und Medienpädagoge. Jörg Litzenburger<br />

selbst hat einen niederschwelligen Ansatz:<br />

„Wenn es zu einer Schlägerei kommt, diese<br />

dann aber endet, sobald einer der Beteiligten am<br />

Boden liegt und wehrlos ist, dann ist schon viel<br />

erreicht. So war es mal früher, so ist es leider nicht<br />

mehr. ‘Verlieren‘ und ‘Gewinnen‘ haben heutzutage<br />

ganz andere Dimensionen erreicht.“<br />

Die Polizei Baden-Württemberg nutzt nun den<br />

Film für das neue Medienpaket „Heimspiel“, das<br />

bundesweit eingesetzt werden soll, um Gewalttaten<br />

vorzubeugen. Der Film soll, so der Wunsch<br />

der Polizei, dabei weniger in Schulen eingesetzt<br />

werden als vielmehr in der Sozialarbeit – also direkt<br />

in der Zielgruppe von potenziell gewaltbereiten<br />

Jugendlichen. Jörg Litzenburger schult derzeit<br />

rund 300 so genannte „Multiplikatoren“, Jugendsozialarbeiter<br />

und Präventionsbeamte der Polizei,<br />

wie das Medienpaket zu handhaben ist. „Interessenten<br />

können sich auch direkt an mich wenden“,<br />

ist Jörg Litzenburger begeistert von dem Film. Die<br />

Multiplikatoren erfahren dann die richtige Herangehensweise<br />

an den Film und die folgenden<br />

Diskussionen. „Reden heißt auseinandersetzen.<br />

Die Jugendlichen sollen lernen zu abstrahieren<br />

und sich in einen anderen Menschen hinein zu<br />

versetzen.“ •<br />

aNzeIge<br />

KOhlhammeR

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