MÄRZ 12 - PIGmagazin

OUTRO | KOLUMNE
freistil
Die Illusion eines (ver)sicher(t)en Lebens!
Unser Kolumnist vergleicht Versicherungen mit Wettbüros,
sinniert über die Illusion von Sicherheit und
kündigt seine Rechtschutzversicherung bei der WGV.
Ich werde meine Rechtschutzversicherung
kündigen. Dann werde
ich alle meine anderen Versicherungen
bei ihnen (WGV) kündigen
und dann werde ich vielen Menschen
in meinem Umfeld den Rat geben, das
Gleiche zu tun. Und ich werde versuchen
dies schlüssig zu begründen. Und
wenn es ganz dumm läuft, werde ich
auch eine Kolumne zu dem Thema
schreiben. Schönen Tag!“, sagte ich am
Ende des Telefonats zur Frau „WGV“.
Doch dazu später.
Versicherungen. Auto, Kranken, Haftpflicht,
Pflege, Reise, Hausrat, Berufsunfallrisiko,
Arbeitslosen, Rechtschutz
und Leben. Alles ist versichert, sogar das
Leben. Mein Gott, was soll da eigentlich
noch passieren? Könnte man denken. Doch im
Prinzip leben wir nur in einem imaginären Panic
Room, den uns die Versicherungen vorgaukeln.
Er soll uns die Illusion von Sicherheit geben. Sicherheit,
der größte Trugschluss der modernen
Gesellschaft. Sie wiegen uns in Sicherheit bis an
unser Lebensende und selbst darauf spekulieren sie
(Renten- oder Lebensversicherung). Man könnte
fast sagen, die Versicherungskonzerne sind nichts
anderes als das weltweit größte Wettbüro. Sie geben
Quoten vor und gehen mit dir die verschiedensten
Wetten ein, die sie am Ende immer gewinnen. Zumindest
machen sie immer den besseren Schnitt.
Notfalls werden die Preise erhöht, bzw. die Gewinnquoten
niedriger. Im Casino oder bei den
Fußballwetten ist es nicht viel anders.
Bei manchen Versicherungen frage ich mich, was
soll die Chose überhaupt. Wollen die mich verarschen,
oder kapiere ich den Faktor X nicht. Und
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Von Funky Professor
Der Funky Professor
hat meist das letzte
Wort. Das Thema
ist so frei wie sein
Stil.
vor allem was ist der Faktor X?
Nehmen wir aktuell zum Beispiel meinen
Partner in Sachen Rechtschutz:
die WGV. Seit Jahren zahle ich in die
WGV-Rechtschutzkasse. Man weiß ja
nie. Vor kurzem hätte ich sie tatsächlich
gerne in Anspruch genommen.
Ein Verkehrsunfall. Nichts wildes, nur
Blechschaden. Ich war nicht schuld.
Der andere nach einer Weile (wir riefen
nicht die Polizei, da er die Schuld
vor Ort einsah) plötzlich auch nicht.
Kein Problem, dachte ich: Habe ja die
WGV, die mein Recht schützt und die
Anwaltskosten übernimmt. Ganz normal.
Beiträge und so.
Und jetzt kommt für mich der Faktor
X: das Kleingedruckte oder die, nennen
wir es, theoretische Rechtsverdreherei. Die Frau
„WGV“ also antwortet auf mein Anliegen: „Es tut
mir leid, wir können die Anwaltskosten nicht übernehmen,
da nicht sicher gestellt ist, dass sie wirklich
unschuldig sind.“ Und ich so: „Die WGV will also
die Kosten nur übernehmen, wenn zu 100 Prozent
sichergestellt ist, dass ich nicht Schuld bin? Wozu
brauch ich dann einen Anwalt? Was ist das für
eine Logik?“ Als die Frau „WGV“ dann ihren Chef
konsultierte und schließlich versuchte mich mit 50
Prozent der Kosten abzuspeisen, war das Fass voll
und ich bin fast ausgeflippt. Aber nur fast. Ich ging
kurz in mich, atmete tief ein und noch tiefer aus
und beendete das Gespräch mit den Worten mit
denen die Kolumne begann. Alles in allem jedoch,
mein Fehler, selber Schuld. Lerne draus und höre
genau hin, wenn dir in Zukunft jemand Sicherheit
verspricht. Denn sie ist eine Illusion, in jeglicher
Hinsicht. •