Alte Brünner In- und Aufschriften - Znaim
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Ungarn, Kasimir der Große, König von Polen, Ladislaus Postumus <strong>und</strong> Georg Podiebrad.<br />
Nicht minder berühmt ist das Haus nebenan; es wurde 1508 erbaut <strong>und</strong> führt die<br />
Nummer 17. Es gehörte keinem geringeren als Raduit de Souches, dem Verteidiger<br />
Brünns gegen die Schweden im Dreißigjährigen Kriege. Die Gemeinde Brünn widmete<br />
ihm dieses eindrucksvolle Gebäude aus Dankbarkeit. Hoch oben auf dem Spielberge<br />
steht ein Denkstein dieses großen Helden. Die <strong>In</strong>schrift hat folgenden Wortlaut: „Radwig<br />
Graf de Souches, Feldmarschall der kaiserlichen Armee, geb. 1608, gest. 1688,<br />
Verteidiger Brünns gegen schwedische Übermacht im Jahre 1645." Des Verteidigers<br />
Name ist hier abweichend von der sonstigen alten Schreibweise zu lesen. Gewöhnlich<br />
schrieb man Radwit, wobei zu bemerken ist, daß dieses Wort wie Raduit ausgesprochen<br />
wird, da das alte „w" für unser „u" gesetzt wurde. Das kunstvoll ausgeführte Grabmal<br />
dieses zu Brünn gestorbenen siegreichen k. k. Feldmarschalls befindet sich hinter dem<br />
Hochaltare der Jakobskirche <strong>und</strong> trägt eine ziemlich ausführliche deutsche <strong>In</strong>schrift.<br />
<strong>In</strong> der ehemaligen Jesuitenkirche finden wir eine Gedenktafel, die einem anderen<br />
tapferen Schwedenkämpfer, dem Jesuitenpater Stredonius, gewidmet ist. Als Schulrektor<br />
focht er mit seinen Studenten tapfer gegen die schwedischen Belagerer. Er liegt in der<br />
Gruft der Jesuitenkirche begraben, was auch aus der <strong>In</strong>schrift der Gedenktafel<br />
hervorgeht. Sie hat folgenden Wortlaut: „<strong>In</strong> der hiesigen Gruft ruhet im Herrn der große<br />
Wohltäter der von den Schweden bedrängten Stadt, im Leben als wahrer Tugendheld<br />
bew<strong>und</strong>ert, Gott <strong>und</strong> den Menschen lieb, nach dem Tode als Heiliger angerufen, Pater<br />
Martin Stredonius S. J„ geboren zu Gleiwitz in Schlesien am 11. 11. 1587, gest. in Brünn<br />
am 25. 8. 1649. — Bitte für uns bei Gott!" <strong>In</strong> nächster Nähe davon ist auf einer Betbank<br />
vor dem Bilde des Gekreuzigten zu lesen: „Vor diesem Bilde des Gekreuzigten pflegte<br />
der selige P. Martin Stredonius während der Schwedengefahr 1645 sein Herz zu ergießen<br />
für das Wohl Brünns <strong>und</strong> den Sieg der Verteidiger. — Fürspreche wieder, wo die Feinde<br />
des Glaubens uns bedrängen!"<br />
Das eigentliche Schwedendenkmal steht auf dem Glacis, <strong>und</strong> zwar gegenüber dem<br />
Ausgange der Jesuitengasse, dort also, wo am 15. August 1645 der entscheidende<br />
Ausfall der belagerten <strong>Brünner</strong> gegen die Schweden erfolgte. Nach sechzehn-wöchiger<br />
Belagerung holten sie sich hier blutige Köpfe <strong>und</strong> räumten das Feld. Die schwedischen<br />
Verluste waren so bedeutend, daß im Volksm<strong>und</strong>e folgender Reim aufkam:<br />
„Brieg, Freiberg <strong>und</strong> Brünn<br />
machen die Schweden dünn."<br />
Wie gefürchtet die Schweden waren, ehe sie von den <strong>Brünner</strong>n geschlagen wurden,<br />
ersieht man aus dem Merksatz jener Zeit:<br />
„Wider Schwedenmacht ist kein Schild erdacht."<br />
Zurück zum Schwedendenkmal. Es trägt folgende geschichtliche <strong>In</strong>schrift: Am 15.<br />
August 1645 schlugen allhier die Studenten <strong>und</strong> Bürger Brünns den letzten Angriff der<br />
Schweden zurück." Tiefer darunter steht: „Zur bleibenden Erinnerung gestiftet von der<br />
hist.-stat. Sekt. der k. k. mährischen Gesellschaft zur Beförderung der Landwirtschaft,<br />
der Natur- <strong>und</strong> Landesk<strong>und</strong>e. 1895." Zum Gedenken des Tages wird alljährlich am 15.<br />
August das altüberlieferte, allen Deutschen ans Herz gewachsene Schwedenfest gefeiert.<br />
Unweit des Schwedendenkmals, auch auf dem Glacis, fällt uns das überaus schmucke<br />
Wetterhäuschen auf. Es ist ein gern aufgesuchter Anziehungspunkt für alle, die über die<br />
Wetteraussichten unterrichtet sein möchten. Als Gründer gibt die <strong>In</strong>schrift bekannt:<br />
„Josef, Karl <strong>und</strong> Heinrich Wawra. 1886." Auch der Name des Erbauers ist verewigt:<br />
„Ferdinand Ludwig, Graz. 1886."<br />
Zu den denkwürdigsten Häusern in Brünn gehört das aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
stammende Redoutenhaus mit dem schönen Festsaale, der später für Bühnenaufführungen<br />
hergerichtet war, ehemals aber glanzvolle Feste sah. <strong>In</strong> diesem Saale ver-<br />
kündete König Matthias im Jahr.e 1608 die Freiheit des Glaubensbekenntnisses. Eine<br />
Gedenktafel an der Außenwand des Hauses hielt diese bedeutungsvolle Tatsache mit<br />
folgenden Worten fest: „Matthias, Erzherzog von Österreich, hielt am 24. August 1608<br />
seinen Einzug in Brünn, wurde hier in der städtischen Taverne als Markgraf von Mähren<br />
begrüßt <strong>und</strong> bewilligte die Religionsfreiheit." Während der Umsturztage wurde die Tafel<br />
von aufgehetzten Tschechen heruntergerissen. Desgleichen verschwand in jenen Tagen