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Nr. 2/2012 (pdf) - Kinderärzte Schweiz

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12<br />

KINDERÄRZTE. SCHWEIZ<br />

Dr. meD. PHiliPP treFNy,<br />

luzern<br />

FoRTBILdUNg 02 / <strong>2012</strong><br />

wahrnehmungsdiagnostik teil i<br />

Hören – Sehen – Blicken – Zählen<br />

Der Blick hinter die Lernprobleme mit dem Freiburger Blicklabor von Prof. B. Fischer<br />

nlängst konnten wir an dieser Stelle von der «Win-<br />

Ukelfehlsichtigkeit» lesen und haben dabei festgestellt,<br />

dass es diese eigentlich nicht gibt. Die Augen<br />

bzw. das Gehirn versuchen immer, ein scharfes Abbild<br />

der Umgebung auf die Fovea der Makula zu projizieren.<br />

Schon ein bis zwei Winkelgrad Abweichung vom Zentrum<br />

des schärfsten Sehens (Fovea) hat einen dramatischen<br />

Verlust an Sehschärfe zur Folge (siehe Abbildung<br />

1). Die Korrektur der Winkelfehlsichtigkeit mit Prismenbrillen<br />

ist unbedingt abzulehnen. Neben der Sehschärfe,<br />

welche das statische Sehen und die Optik der Augen<br />

misst, wissen wir alle aus dem Anatomie- und Physiologiestudium,<br />

dass es noch das dynamische Sehen<br />

gibt: die Augenblickbewegungen, die sogenannten<br />

Sak kaden (siehe Abbildung 2). Diese Artikel-Serie geht<br />

auf die Neurobiologie des dynamischen Sehens (Teil I),<br />

dem sprachfreien Hörunterscheidungsvermögen (Teil II)<br />

und der Simultanerfassung von kleinen Mengen (Teil III)<br />

ein.<br />

Es geht also nicht um die verschiedenen Formen des<br />

Schielens, welche eine Angelegenheit des statischen Sehens<br />

sind, sondern um alle Formen der Augenbewegungen.<br />

Sehr viel Hirnkapazität wird für die Steuerung<br />

und Verarbeitung von visuellen Informationen benötigt.<br />

Das dynamische Sehen muss also eine sehr wichtige<br />

und für das Überleben der Spezies unabdingbare<br />

Hirnfunktion sein!<br />

Abb. 1: Zelldichte<br />

und Sehschärfe in der<br />

Fovea/Makula.<br />

Abb. 2: Zusammenhang<br />

zwischen dem<br />

statischen und dynamischen<br />

Sehen. Mit Visus<br />

meinen wir eigentlich<br />

die räumliche differenzierungsfähigkeit<br />

zweier<br />

eng nebeneinander<br />

liegenden Punkte.<br />

das dynamische Sehen<br />

meint die Trennschärfe<br />

im zeitlichen Abstand<br />

zwischen zwei Seheindrücken.<br />

Gleich zu Beginn ein kleiner Selbstversuch: Was sind<br />

Sakkaden? Wir nehmen Sakkaden bewusst nicht wahr.<br />

Erst mittels optischer Täuschungen merken wir, dass<br />

unsere Augen unablässig kleine Sprungbewegungen<br />

vollführen: 3–5 Blicksprünge pro Sekunde! Sehen Sie<br />

selbst: (Abbildung 3).<br />

Aufgabe 1: Sehen sie nur auf die Tafel und versuchen<br />

Sie, die schwarzen Punkte in den weissen Kreuzungspunkten<br />

zu erhaschen. Sie wissen: Die Kreuzungspunkte<br />

sind immer weiss; es kommt uns nur so vor, als ob<br />

da schwarze Pünktchen wären, welche dauernd herumflackern.<br />

Das sind Ihre natürlichen Augenbewegungen.<br />

Damit tasten Sie dauernd Ihre Umgebung ab, und das<br />

Gehirn verarbeitet diese Sinneseindrücke in dreidimensionale<br />

Bilder um. Auch einäugig sehen Sie die schwarzen<br />

Pünktchen springen.<br />

Aufgabe 2: Bitte fixieren Sie nun einen weissen Kreuzungspunkt<br />

in der Mitte der Tafel. Was geschieht? Die<br />

springenden Punkte sind weg. Sie haben erfolgreich<br />

ihre bislang unwillkürlichen Blicksprünge unterdrückt<br />

und willentlich die Augen still gehalten. Die optische<br />

Täuschung der schwarzen Pünktchen verschwindet. Das<br />

geht auch einäugig!<br />

Aufgabe 3: Versuchen Sie den weissen Kreuzungspunkt<br />

in der Mitte möglichst lange zu fixieren. Nach<br />

welcher Zeit beginnen die schwarzen Pünktchen wieder<br />

zu springen? Zumeist schaffen es Erwachsene, für

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