Heft 2, Jahrgang 141 - Canisianum
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KORRESPONDENZBLATT<br />
DES CANISIANUMS<br />
<strong>Heft</strong> 2, <strong>Jahrgang</strong> <strong>141</strong> – Wintersemester 2008/2009
GELEITWORT DES REKTORS..................................................................................................................<br />
1. 150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Impulse zum Triduum von P. Severin Leitner SJ<br />
1<br />
Herz-Jesu-Verehrung und Sendung, die Herz-Jesu-Verehrung des Hl. Petrus Canisius ................ 2<br />
Herz-Jesu-Verehrung und Formung des Glaubens, Hl. Claude de la Colombière .......................... 6<br />
Festprogramm .......................................................................................................................................... 12<br />
Begrüßung und Hinführung von Rektor P. Gerwin Komma SJ ............................................................ 14<br />
P. Delegat Adam Žak SJ: Grußwort von P. Adolfo Nicolás SJ, Generaloberer ....................................<br />
Vortrag von Diözesenbischof Dr. Manfred Scheuer, „‚Wofür schlägt mein Herz?ʻ<br />
17<br />
Herz Jesu und priesterliche Existenz“ ...................................................................................................... 19<br />
Predigt von S. Exz. Erzbischof Dr. Edmont Farhat, Apostolischer Nuntius in Österreich .................... 29<br />
Apostolischer Segen Papst Benedikts XVI. ............................................................................................ 32<br />
Grußwort von Zenon Kardinal Grocholewski, Präfekt der Bildungskongregation ................................ 34<br />
2. BEITRÄGE<br />
Univ.-Prof. Dr. Silvia Hell, Eulogische Existenz. Nachruf zur Person von<br />
Univ.-Prof. Dr. Lothar Lies SJ .................................................................................................................. 36<br />
P. Fernando Leonard SJ, Erinnerungen eines Mitbruders an das Wirken<br />
von P. Lothar Lies SJ ................................................................................................................................ 38<br />
P. Martin Hasitschka SJ, „Christus will ich erkennen und die Macht der Auferstehung“<br />
(Phil 3,10). Gedanken zur Biographie und Theologie des Paulus ........................................................ 40<br />
Józef Niewiadomski, Gnade und Heil verfolgen Dich! Laudatio zum 65. Geburtstag von<br />
Univ.-Prof. Dr. Martin Hasitschka SJ ...................................................................................................... 43<br />
3. DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Enyam Couston Francis: „What next? The Akan Concept of life after death in<br />
relation to the Eschatological thought of Josef Ratzinger“ .................................................................... 46<br />
Kulandaisamy Maria Joseph: „Beyond Judgment!“, Yahwehʼs Decision and<br />
Israelʼs Destiny in Ezek 36, 16-38, an Exegetical Study ........................................................................ 47<br />
Kurz Rolf: „Zugang zum Geheimnis der Eucharistie im Werk Joseph Ratzinger“ .............................. 49<br />
Lwano Mazanza Frédéric: „La celebration eucharistique comme anticipation du<br />
banquet celeste“, Une analyse systématique de la clebration actuelle de lʼeucharistie .................... 51<br />
Mbawala Valentine Pius: The traditional status of a Tanzanian woman“,<br />
A challenge to pastoral work in the Archdiocese on Songea.................................................................. 53<br />
Palychynsky Vasyl: „Selbstmord“ in der „Christlichen Ethik“ von Karl-Heinz-Peschke,<br />
Eine kritische Untersuchung .................................................................................................................... 54<br />
Shekar James: „The Figure of Moses in Ex 32-34“, An Exegetical Study ............................................ 58<br />
4. CHRONIK UND AKTUELLES<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
P. Gernot Wisser SJ, Vorstellung des neuen Provinzials .......................................................... 61<br />
P. Erich Drögsler SJ, Vizerektor und Spiritual in Brixen ............................................................ 62<br />
P. Fernando Leonard SJ, Mentor und Studienbegleiter ............................................................ 63<br />
Bericht ...................................................................................................................................... 64<br />
5. WIR GRATULIEREN ........................................................................................................................ 70<br />
6. DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008/09 .......................................................................................... 72<br />
7. GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009 ...................................................................................... 74<br />
8. MEMENTO MORI ............................................................................................................................ 77<br />
9. BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT .......................................................................................... 84<br />
10. TERMINKALENDER ........................................................................................................................ 90<br />
WIR DANKEN UNSEREN SPENDERN UND FÖRDERERN ............................................................................ 92
GELEITWORT DES REKTORS<br />
Liebe AltCanisianer, Freunde und Wohltäter, liebe Canisianer!<br />
„Wir könnten denken,<br />
dein Wort sei weit von<br />
einer Verbindung mit<br />
dem Menschen und<br />
könnten an uns verzweifeln,<br />
wenn dies<br />
Wort nicht Fleisch<br />
geworden wäre und<br />
unter uns wohnte".<br />
(Augustinus Conf. X,<br />
43, 69)<br />
Wer die kleine Kirche im salzburgischen Irrsdorf<br />
besucht, der wird in die Begegnung von Maria<br />
und Elisabeth hineingenommen. Durch diese<br />
beiden Frauen, voll der Hoffnung und der Gnade,<br />
führt der Weg ins Allerheiligste, zu Christus im<br />
Sakrament.<br />
Vor einem Jahr erhielten wir als adventliches<br />
Geschenk von Papst Benedikt XVI. seine zweite<br />
Enzyklika „SPE SALVI“ überreicht: Gerettet durch<br />
Hoffnung – gerettet in der Hoffnung – gerettet auf<br />
die Hoffnung hin. Er verfasste sie, um uns zu helfen,<br />
„die Schönheit und die Tiefe der christlichen<br />
Hoffnung neu zu entdecken“. Sie ist für ihn<br />
„untrennbar an die Erkenntnis des Antlitzes<br />
Gottes gebunden, jenes Antlitzes, das Jesus, der<br />
eingeborene Sohn, uns mit seiner Menschwerdung,<br />
mit seinem irdischen Leben und seiner Vekündigung<br />
und vor allem mit seinem Tod und seiner<br />
Auferstehung offenbart hat.“<br />
Gerade angesichts der sich zeigenden und<br />
rasant übergreifenden globalen Krisenerscheinungen<br />
werden wir immer wieder an „die kleineren<br />
oder größeren Hoffnungen, die uns Tag um<br />
Tag auf dem Weg halten“, erinnert. „Aber sie reichen<br />
nicht aus ohne die große Hoffnung, die alles<br />
andere überschreiten muss. Diese große Hoffnung<br />
kann nur Gott sein, der das Ganze umfasst<br />
und der uns geben und schenken kann, was<br />
wir allein nicht vermögen. Gerade das Beschenkt-werden<br />
gehört zur Hoffnung. Gott ist das<br />
Fundament der Hoffnung – nicht irgendein Gott,<br />
sondern der Gott, der ein menschliches Angesicht<br />
hat und der uns geliebt hat bis ans Ende:<br />
jeden einzelnen und die Menschheit als ganze.“<br />
(SpS 31)<br />
Bei der Feier des diesjährigen Herz-Jesu-Festes,<br />
das Rahmen und Inhalt der Gedenkfeier für 150<br />
Jahre Nikolai-Haus / Collegium <strong>Canisianum</strong> bildete,<br />
wurde uns allen der Geschenkcharakter<br />
dieser Institution bewusst, die vielen Generationen<br />
das Geheimnis göttlicher Liebe als Quell<br />
ihrer eigenen Berufung vermittelte. Sie trug<br />
wesentlich zur Formung des Glaubens, zu<br />
charakterlicher Bildung und zur Profilierung der<br />
Sendung bei, die der Frage „wofür schlägt mein<br />
Herz“ nicht auswich, sondern aus dem Geist der<br />
„magnanimitas“ heraus versuchte, mit dem<br />
Leben zu antworten. Ich möchte hier nochmals<br />
ausdrücklich allen für Ihr Gebet und Ihr Mitfeiern,<br />
Ihr Anteilnehmen und für Ihre Freundschaft<br />
danken und Sie weiterhin um Ihre Verbundenheit<br />
bitten.<br />
Für viele hieß es in diesem Jahr wieder Abschied<br />
von Innsbruck zu nehmen. Die Früchte der akademischen<br />
Arbeit finden sich in den Zusammenfassungen<br />
der Magister- und Doktoratsarbeiten<br />
wieder, ihre Treue zur Berufung im „adsum“ der<br />
Weihen. P. Peter Gangl SJ und P. Volkmar Premstaller<br />
SJ danken wir für ihren Einsatz im Kolleg<br />
und wünschen Ihnen Freude und Erfüllung in<br />
Ihren neuen Diensten, sei es nun als Spiritual im<br />
Wiener Priesterseminar, oder als Dozent am<br />
Biblicum. P. Erich Drögsler SJ und P. Leonard<br />
Fernando SJ, die Sie abgelöst haben, wurden<br />
freudig aufgenommen. Sie stellen sich Ihnen auf<br />
den Innenseiten vor.<br />
„Wurde doch Gott selber Mensch, da er am meisten<br />
geliebt …“! So beendete Erika Mitterer ihr<br />
Gedicht „Es nährt die Liebe“. Sie fragt drängend<br />
und fordert heraus: „Engel, wie liebt ihr? … Und<br />
wie bezeugt ihr? … Macht es mir vor …!“ Nun,<br />
Engel sind wir freilich keine, doch ihre Fragen<br />
und die Herausforderung bleiben. Mögen sie mithelfen,<br />
uns auf das Fest der Menschwerdung<br />
vorzubereiten.<br />
So wünsche ich Ihnen mit der ganzen Kollegsgemeinschaft,<br />
dass Sie die Hoffnung der Weihnacht<br />
weiterschenken können und Gottes Segen<br />
Sie durch das Neue Jahr geleite.<br />
P. Gerwin Komma SJ<br />
1
P. Severin Leitner SJ<br />
Herz-Jesu Verehrung und Sendung.<br />
Die Herz-Jesu Verehrung des<br />
hl. Petrus Canisius.<br />
P. Severin Leitner SJ<br />
1. Geschichte<br />
Der heilige Kirchenlehrer Petrus Canisius<br />
wurde 1521 in Nijmegen geboren im Jahr des<br />
Reichstages von Worms, wo die Reichsacht<br />
über M. Luther verhängt worden war, und dem<br />
Jahr der Verwundung von Inigo de Loyola in<br />
Pamplona. Ab 1536 studierte er in Köln<br />
Philosophie und Theologie und war schon als<br />
junger Mann Wortführer der katholischen<br />
Sache gegenüber dem zur Reformation übergetretenen<br />
jungen Erzbischof Hermann von<br />
Wied. Er wurde 1547 über Vermittlung von<br />
Petrus Canisius von Kaiser Karl V. zur<br />
Abdankung gezwungen. Über die Karthäuser<br />
(Gerhard Kalkbrenner), mit denen er intensive<br />
Kontakte pflegte, und einem jungen spanischen<br />
Priester, der mit Peter Faber nach<br />
Deutschland kam, lernte er 1543 Peter Faber<br />
selbst kennen, bei dem er die Ignatianischen<br />
Exerzitien machte, der Gesellschaft Jesu<br />
beitrat und sich ganz der Reform der Kirche<br />
verschrieb. Er schloss sein Studium in Köln ab<br />
und wurde 1546 zum Priester geweiht. Doch<br />
der Ruf des Gehorsams führte ihn zunächst<br />
auf Vermittlung des Kardinals Otto von<br />
2<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
1. 150-Jahr-Jubiläum des Nikolaihauses / Collegium <strong>Canisianum</strong><br />
Truchses Wallburg zum Konzil von Trient. Er<br />
nahm zuerst an den vorbereitenden<br />
Verhandlungen in Bologna teil. Dort erging an<br />
ihn die Weisung des Ordensgenerals Ignatius,<br />
nach Rom zu kommen. Ignatius wollte diesen<br />
jungen deutschen Jesuiten selbst in den<br />
Orden einführen. So machte Canisius unter<br />
seiner Leitung dort sein Noviziat. In einem<br />
Brief schreibt er:<br />
„Ich sehe mich hier im Hause der Weisheit, in<br />
der Schule der Demut, des Gehorsams und<br />
aller Tugenden, und ich möchte hier immer<br />
lernen, und dazu bräuchte es gar keinen<br />
Befehl des Gehorsams.“ (I, 25). Dieser spontane<br />
Ausdruck zeigt deutlich das Geheimnis<br />
des heiligen Ignatius, der es verstand,<br />
erwachsene und gebildete Männer mit all ihrer<br />
Begabung und Tatkraft zum vorbehaltlosen<br />
Dienst für den Herrn und seine Kirche zu<br />
gewinnen. In dieser Bereitschaft zog Canisius<br />
1548 auch selbstverständlich zur Gründung<br />
eines neuen Kollegs nach Messina. Nur vorübergehend,<br />
denn auf ihn wartete ein ganz<br />
anderes Arbeitsfeld. Im Sommer 1549 kam<br />
der Ruf des Herzogs von Bayern, der um einige<br />
Jesuitenpatres für die Universität von<br />
Ingolstadt bat. So wurde von Ignatius Petrus<br />
Canisius die Sendung zur katholischen<br />
Reform nach Deutschland ausgesprochen.<br />
Am 2. September 1549 empfing er von Papst<br />
Paul III. in der Engelsburg dafür den<br />
Päpstlichen Segen. Dann ging er nach Sankt<br />
Peter und kniete vor dem Grab der<br />
Apostelfürsten Petrus und Paulus. Seine<br />
Tagebuchaufzeichnung soll hier zu einem<br />
guten Teil wörtlich wiedergegeben werden.<br />
„Aber als ich zuvor vor dem Altar der<br />
Apostelfürsten Petrus und Paulus kniete, hast<br />
du mir ein neues Gnadengeschenk gegeben:<br />
Du stelltest mir, der ich kurz danach die feierlichen<br />
Gelübde ablegen sollte, damals einen<br />
besonderen Engel an die Seite, und durch ihn,<br />
der mich in dem heiligen Lebensstand … leiten<br />
und schützen sollte, wolltest Du mich<br />
unterweisen und stützen. Mit ihm also, der<br />
gleichsam mein Begleiter war, schritt ich zum
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Sakramentsaltar in der Petersbasilika, und ich<br />
lernte das Amt des mir eben beigegebenen<br />
Engels besser verstehen. Meine Seele lag<br />
darnieder in ihrer Missgestalt, Unreinheit,<br />
Schlaffheit und mit vielen Fehlern und bösen<br />
Neigungen behaftet. Da wandte sich der heilige<br />
Engel zum Thron Deiner Majestät, er wies<br />
auf die Größe und Vielfältigkeit meiner eigenen<br />
Unwürdigkeit und Schwachheit hin. So<br />
erkannte ich klar, wie unwürdig ich sei, zur<br />
Ablegung der Professgelübde hinzuzutreten.<br />
…<br />
„Darauf eröffnetest du mir gleichsam das Herz<br />
deines heiligsten Leibes, und es war mir, als<br />
ob ich es unmittelbar erschauen dürfte. Du<br />
hießest mich, aus jenem Quell zu trinken und<br />
fordertest mich auf, die Wasser meines Heiles<br />
aus Deinen Quellen zu schöpfen, mein<br />
Heiland (vgl. Is 12,3). Mein ganzes Verlangen<br />
war, dass Ströme des Glaubens, der Hoffnung<br />
und der Liebe sich aus diesem Quell auf mich<br />
ergießen möchten. Ich dürstete nach Armut,<br />
Keuschheit und Gehorsam. Ich verlangte, von<br />
Dir ganz abgewaschen, bekleidet und<br />
geschmückt zu werden. Da ich nun Dein<br />
süßestes Herz zu berühren und mein sehnendes<br />
Verlangen in ihm zu stillen wagte, hast Du<br />
mir ein dreifaches Gewand verheißen, das die<br />
Blöße meiner Seele zu bedecken vermöchte<br />
und das gerade für die Stunde der Ablegung<br />
der Professgelübde so ganz entsprechend<br />
sei; das dreifache Gewand aber war Friede,<br />
Liebe und Beharrlichkeit. Mit diesem Gewand<br />
des Heiles angetan, durfte ich vertrauen, dass<br />
nichts mir fehlen und alles zu Deiner<br />
Verherrlichung sich wenden werde.“ (B.<br />
Schneider, Briefe S. 25f)<br />
Nach dem Gebet und dieser Vision begab er<br />
sich zur Gelübdemesse, die der hl. Ignatius<br />
zelebrierte. Anfangs war er wieder mutlos<br />
wegen seiner Sünden und Unvollkommenheiten,<br />
doch bei der Wandlung bekam er wieder<br />
neuen Mut geschenkt und spürte, dass<br />
ihm alle Fehler verziehen waren: „Du hast<br />
mich gnädig dazu hingeführt, dass ich fürderhin<br />
als Neues Geschöpf lebte und nur mehr<br />
meine völlige Hinwendung zu Dir vor Augen<br />
habe.“ (Schneider, Briefe, S. 26f). Der Engel<br />
bedeutete ihm, er solle auf ihn Rücksicht nehmen,<br />
sich seiner Gegenwart immer bewusst<br />
sein und ihn immer an seiner Seite lassen.<br />
So hat Petrus Canisius im Kirchlein „Maria<br />
vom Wege“ die Professgelübde abgelegt. Mit<br />
den Gelübden war seine Sendung nach<br />
Deutschland verbunden, zu der er unmittelbar<br />
nach seiner Profess zusammen mit zwei<br />
Gefährten, Le Jay und Alonso Salmeron, aufbrach.<br />
In Bologna machte er einen Halt und<br />
bekam dort den Doktor in Theologie verliehen.<br />
Dann zogen die drei weiter nach Ingolstadt.<br />
Sie hatten zwei Aufgaben: an der Universität<br />
von Ingolstadt Vorlesungen zu halten und in<br />
der Pastoral tätig zu sein und von dort aus<br />
sich möglichst in ganz Deutschland für die<br />
Sache der Kirche einzusetzen. So begann ein<br />
unstetiges apostolisches Wanderleben von<br />
Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Er predigte<br />
in Dorfkirchen und Kathedralen, lehrte an<br />
Universitäten, besuchte Krankenasyle und<br />
Gefängnisse, war Berater von Königen,<br />
Fürsten und Päpsten, vermittelte zwischen<br />
streitenden Parteien und fand dazwischen<br />
auch Zeit, zu schriftstellerischer Tätigkeit. Er<br />
war zwischen 1550 und 1570 der Mittelpunkt<br />
der gesamten katholischen Reformbewegung<br />
in den deutschen Ländern. Seine Reise führte<br />
ihn von Ingolstadt nach München, Innsbruck,<br />
Wien, Prag, Krakau, Münster und Rom. Zählt<br />
man die Km-Strecken seiner Reisen zusammen,<br />
ergibt das einen Jahresdurchschnitt von<br />
ungefähr 2000 Kilometern.<br />
Wollte man seine Sendung charakterisieren,<br />
dann könnte man drei Punkte hervorheben:<br />
1. Christozentrik: Petrus Canisius war durch<br />
die Exerzitien tief erfasst von Christus. Nicht<br />
Strukturreform, nicht Organisation, sondern<br />
die Liebe zu Christus war die Mitte seiner<br />
Reformbestrebung. Dabei war er ein ganz<br />
nüchterner Mensch, auch in seinen Briefen<br />
meist ohne viel Emotionalität. Er verbirgt sich<br />
ganz hinter seiner Sendung. Vielleicht ist er<br />
deshalb eigentlich nie so recht populär geworden,<br />
etwa so wie Franz Xaver oder der hl.<br />
Antonius. Und doch diese unglaubliche<br />
Wirkung. Sie ist zurückzuführen auf seine<br />
beharrliche, nüchterne Pflege seiner christozentrischen<br />
Frömmigkeit. Das Herz Jesu war<br />
für Petrus Canisius die Quelle des Trostes und<br />
der Liebe und des Friedens. Zu dieser<br />
3
Erfahrung führte er die Menschen, besonders<br />
auch die Priester. Dies vermittelte er dem<br />
Klerus, der verweltlicht war, vielfach im<br />
Konkubinat lebte und dem Bier und dem Spiel<br />
erlegen war. Sie spürten in der Christusbeziehung<br />
die Kraft, von der er selbst durch<br />
und durch beseelt war. Die Menschen haben<br />
diese Kraft gespürt und bei ihm gelernt.<br />
2. Konkrete Pastoral: Als Petrus Canisius<br />
nach Wien kam, war dort seit über 20 Jahren<br />
keine Priesterweihe mehr. Die Universität lag<br />
praktisch in den Händen der Reformatoren.<br />
Die Pfarren war zum Teil verwaist oder von<br />
unwürdigen Priestern besetzt. Petrus Canisius<br />
leitete auf Betreiben des Kaisers die Diözese<br />
für ein paar Jahre als Generalvikar, hielt<br />
Vorlesungen an der Universität, predigte in<br />
den Kirchen an Werktagen und Sonntagen,<br />
machte Aushilfen in den umliegenden Dörfern,<br />
lehrte die Kinder und Jugendlichen den<br />
Glauben und besuchte die Gefangenen und<br />
die Kranken. Er hätte angesichts der Situation<br />
der Kirche entmutigt werden können. Aber er<br />
schaute nicht beurteilend oder verurteilend<br />
von außen auf die Kirche herab, sondern ging<br />
in sie hinein. Sein Leitwort war seit den frühen<br />
Lebensjahren „PERSEVERA“. Wirklichkeitsverweigerung<br />
und Weltflucht waren ihm<br />
fremd. Statt dessen ging er seine Aufgaben<br />
an, in großer Beharrlichkeit und meist harter<br />
Kleinarbeit.<br />
3. Bildung: Für Petrus Canisius war es nicht<br />
wichtig, dass Kirchen und Hörsäle voll waren.<br />
Er predigte und dozierte vor wenigen Hörern.<br />
Dabei bereitete er sich auf jede Predigt und<br />
jede Vorlesung gründlich vor. Er verfasste drei<br />
Katechismen: einen für kleine Kinder, einen<br />
mittleren, der die größte Bedeutung erlangte,<br />
und einen großen. Für ihn war es nicht so<br />
wichtig, wie das heute immer ist, dass die<br />
christliche Lehre personbezogen und erlebnisorientiert<br />
geboten wird. Für ihn gehören<br />
Glaubensinhalt und Glaubensvollzug, Theologie<br />
und Nachfolge zusammen. Meines<br />
Erachtens betont man heute oft zu sehr den<br />
Aspekt des Erlebnisses und des Gefühls auf<br />
Kosten des Inhaltes. Die Gläubigen wissen oft<br />
erschreckend wenig von dem, was sie glauben<br />
sollen oder wollen und sind von jedem kri-<br />
4<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
tischen Windhauch leicht aushebelbar und leisten<br />
nicht, was der 1. Petr. 3,15 fordert: „Haltet<br />
in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig!<br />
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu<br />
stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch<br />
erfüllt.“ Glauben ohne Bildung ist ebenso<br />
gefährlich und schwach wie ein Sach- und<br />
Faktenwissen (im Glauben), ohne es innerlich<br />
angenommen zu haben oder für den Glauben<br />
hinzustehen. Petrus Canisius war ein weit<br />
denkender und weit blickender Jesuit. Er hat<br />
ganz Europa durchmessen und in seiner<br />
Kirchen- und Universitätsreform, in seiner<br />
Bildungspolitik und seiner Sozialpastoral<br />
Maßstäbe gesetzt, die über Jahrhunderte<br />
wirksam blieben. Insofern ist er ein wahrhaft<br />
moderner Heiliger von europäischem Format.<br />
Es waren drei große Aufgaben, die ihn in diesen<br />
Jahren in Anspruch nahmen: Erstens die<br />
schriftstellerische Tätigkeit in der Abfassung<br />
der drei Katechismen, durch die er nachhaltig<br />
die ganze Glaubensvermittlung in Mitteleuropa<br />
geprägt hat. Die zweite war die mehr<br />
politische und beraterische Tätigkeit. Er war<br />
Vertrauensmann des Kaisers (Karl V.) und<br />
mehrer Päpste. Er war am Konzil von Trient<br />
als Berater und Theologe von Kardinal Otto<br />
von Truchses Wallburg von Augsburg. 1652<br />
half er, den Streit zwischen Papst und Kaiser<br />
zu überbrücken, wurde zu Religionsgesprächen<br />
herangezogen, war auch seelsorglich<br />
an den Seelsorgern, den Priestern,<br />
Bischöfen und Ordensleuten tätig. Die dritte<br />
große Aufgabe war es, dem jungen Orden<br />
„der Jesuit“ in Deutschland eine Struktur zu<br />
geben. Er war der erste Provinzial der<br />
Oberdeutschen Provinz 1556), er gründete<br />
auch die Österreichische Provinz (1562).<br />
2. Geistliche Grundlagen: Was lassen sich als<br />
die geistlich-theologischen Grundlagen ausmachen?<br />
Rheinische Mystik: Es gab im ausgehenden<br />
Mittelalter eine breite geistlich-mystische<br />
Strömung, die „devotio moderna“. Ihr Kennzeichen<br />
war eine einfache, konkrete Gebetsform<br />
und – sprache. Sie hatte keine Hemmungen,<br />
auch Gefühle sprachlich zum Ausdruck
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
zu bringen. Wichtige Vertreter der Devotio<br />
Moderna waren der Kartäuser Ludolf von<br />
Sachsen (Vita Jesu Christi); Jan Ruusbroec<br />
(Die Zierde der geistlichen Hochzeit), Thomas<br />
a Kempis (Nachfolge Christi) und andere.<br />
Canisius hatte viel Kontakt mit der Kartause<br />
von Köln und besonders mit Gerhard<br />
Kalkbrenner, dem Prior der Kartause von<br />
Köln. Diese war ein Hort der Pflege der<br />
Rheinischen Mystik und damit einer mystischkonkreten<br />
Beziehung zu Christus.<br />
Ignatianische Spiritualität: Welche Elemente<br />
der Ignatianischen Mystik lassen sich ausmachen?<br />
Es wurde immer wieder betont, dass<br />
die Christozentrik der Exerzitienspiritualität<br />
des hl. Ignatius viele Elemente der Herz-Jesu-<br />
Spiritualität bereithält:<br />
(a) Annotation 15 in den GÜ lesen wir, dass<br />
der Exerzitienbegleiter den Betenden nicht zu<br />
irgend etwas drängen, sondern sich ganz in<br />
der Mitte halten sollte wie eine Waage, damit<br />
„der Herr selbst sich seiner ihm hingegebenen<br />
Seele nähern, sie zu seinem Dienst und<br />
Lobpreis umfangen und sie zu dem Dienst<br />
einstellen sollte, auf dem sie ihm fortan besser<br />
dienen kann“. Der Zielpunkt der Vision des<br />
Canisius ist nicht die liebende Vereinigung mit<br />
dem geliebten Herrn, wo sich der Betende<br />
gleichsam am Herzen des Herrn ausruht (wie<br />
in den Texten des großen Mystikers der<br />
Liebesminne Aelred von Revaulx), sondern<br />
das Ziel ist die Sendung.<br />
(b) Gebet GÜ Nr. 45: Vorbereitungsgebet:<br />
„Dass alle meine Absichten, Handlungen und<br />
Betätigungen rein auf den Dienst und<br />
Lobpreis seiner göttlichen Majestät hingeordnet<br />
seien.“ Es geht hier ganz gewiss um die<br />
Ganzhingabe eines Menschen an seinen<br />
berufenden Herrn, der ihn in Dienst nimmt.<br />
Von ihm her lebt er und dürstet er nach Armut,<br />
Keuschheit und Gehorsam. Er dürstet nach<br />
der Ganzhingabe seines ganzen Lebens. Das<br />
kommt in dem großen Hingabegebet des<br />
Heiligen Ignatius zum Ausdruck am<br />
Höhepunkt und Ende der Exerzitien: Nimm<br />
hin, Herr, und empfange meine ganze<br />
Freiheit.<br />
(c) Das geheimnisvolle dreifache Gewand:<br />
Friede ist das Grundkriterium für die<br />
Anwesenheit des Herrn im Trost. Liebe ist die<br />
Grundhaltung des Nachfolgenden. Liebe des<br />
Jüngers ist immer Antwort auf die empfangenen<br />
Liebeserweise des Herrn. So ist sie auch<br />
in der Betrachtung zur Erlangung der Liebe<br />
gesehen. (GÜ 233). Beharrlichkeit. Das ist ein<br />
Grundwort von den frühen Lebenstagen des<br />
Canisius, das er schon als Jugendlicher mit<br />
großen klaren Buchstaben in sein Schulheft<br />
geschrieben hat: PERSEVERA. Das ist der<br />
Ausdruck der Entschlossenheit, mit der der<br />
Apostel nach vollzogener Entscheidung handeln<br />
soll; der Haltung der Treue in der<br />
Sendung, und damit auch immer die innere<br />
Bereitschaft, entsprechend der Gnade des<br />
Trostes voranzugehen. Hier bleibt: was ich im<br />
Trost erfahren habe, soll sich in der Tat konkretisieren.<br />
(d) Er durfte mit diesem Gewand<br />
(mit diesen ihn kennzeichnenden Haltungen)<br />
vertrauen, dass „nichts mir fehlen und alles zu<br />
Deiner Verherrlichung sich wenden werde“.<br />
Das ist die Grundhaltung des Apostels: nichts<br />
wird ihm fehlen (negative Aussage), alles wird<br />
sich zu Deiner Verherrlichung wenden (positive<br />
Aussage): Omnia ad maiorem Dei gloriam.<br />
Wer von diesen urchristlichen und ignatianischen<br />
Haltungen getragen ist, der kann ausgreifen,<br />
dem kann im Grunde nichts schief<br />
gehen.<br />
3. Hinweis auf das Gebet der Sehnsucht:<br />
- Gebet um eine tiefe, in Erfahrung und<br />
Begegnung, im Trost gründende Erfahrung<br />
des Herrn (Gegenstand einer großen<br />
Sehnsucht und Hoffnung).<br />
- Gebet um die seelische Größe und Weite<br />
des Vertrauens, das die totale Hingabe<br />
ermöglicht (Armut, Keuschheit und<br />
Gehorsam), mein ganzes Sein, ohne<br />
Bereiche zurückzuhalten und auszusparen.<br />
- Das dreifache Gewand: Friede (als innere<br />
Freiheit zur Hingabe), Liebe als die<br />
Haltung des Freundes (Exerzitien) und die<br />
Bereitschaft, sich als Apostel des Herrn zu<br />
verschenken. Und Ausdauer, als die<br />
Bereitschaft durchzuhalten und im<br />
Begonnenen auszuharren.<br />
P. Severin Leitner SJ<br />
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P. Severin Leitner SJ<br />
Herz Jesu Verehrung und<br />
Formung des Glaubens<br />
Hl. Claude de la Colombière<br />
P. Severin Leitner SJ<br />
Wir haben gestern die Ausformung der Herz Jesu<br />
Verehrung beim heiligen Petrus Canisius<br />
betrachtet. Heute kommen wir zu einem klassischen<br />
Vertreter der Herz Jesu Verehrung. Die<br />
Herz Jesu Verehrung hat tiefe Wurzeln in der<br />
patristischen Theologie, namentlich in der<br />
Interpretation der Väter von Joh 7, 37 – 39: „Am<br />
letzten Tage, dem Großen Festtage, stand Jesus<br />
da und schrie: Wenn jemand dürstet, der komme<br />
zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die<br />
Schrift sagt: Ströme lebendigen Wasser werden<br />
fließen aus seinem Leibe.“ Ferner die Stelle in<br />
Johannes 12 vom Jünger, der an der Brust des<br />
Herrn ruht und Johannes 19, 34, der Bericht von<br />
der Durchbohrung der Seite Jesu, aus der Blut<br />
und Wasser fließen. Eine besondere Blüte<br />
erreichte die Verehrung des Herzens Jesu im<br />
Hochmittelalter, in der Deutschen Mystik, bei<br />
Bernhard von Clairvaux, Rupert von Deutz und<br />
Meister Eckhard, bei den Mystikerinnen Hildegard<br />
von Bingen und bei den Franziskanern und<br />
Dominikanern. In der Devotio Moderna erhielt sie<br />
eine besondere Blüte. Im Übergang zur Neuzeit<br />
steht die Theologie und Spiritualität der Jesuiten.<br />
In den Exerzitien mit ihrer innigen und kraftvollen,<br />
apostolischen Christusspiritualität finden sich<br />
sehr viele Anknüpfungspunkte für die eigentliche<br />
Herz Jesu Verehrung: die Sehnsucht nach „innerer<br />
Erkenntnis Jesu Christi“ (intima cognitio),<br />
nach Liebe und Nachfolge (GÜ 104); oder das<br />
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150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Christusbild des Freundes und Trösters (GÜ 54<br />
und 224). Die Grundhaltung der Exerzitien ist<br />
zugleich die Grundhaltung für jede echte Herz-<br />
Jesu-Verherung, die „magnanimidad“ und<br />
„Liberalitad“ (GÜ 5). Aber nirgends hat diese<br />
Verehrung einen liturgischen Ausdruck gefunden.<br />
Das änderte sich im 17. Jahrhundert durch die<br />
Mystik von Margaretha Maria Alacoque, der<br />
Nonne und Seherin von Pary-le-Monial und die<br />
Jesuiten. Unter ihnen war der erste Claude de la<br />
Colombìere, dem vom Herrn berufenen theologischen<br />
Interpreten und Sprecher der Seherin<br />
Margareta Maria Alacoque. An sie erging in verschiedenen<br />
Visionen der Auftrag, die Herz-Jesu-<br />
Verehrung in der Kirche einzuführen und zu verbreiten,<br />
als das „munus suavissimum“ (im Brief<br />
Nr. 89 von 1688, an ihre Oberin Mutter De<br />
Saumaise.)<br />
Wer war Margaretha Maria Alacoque? Sie ist keineswegs<br />
die Begründerin der Herz-Jesu-<br />
Verehrung, aber sie spielt eine entscheidende<br />
Rolle durch die Visionen, die der Herr ihr<br />
geschenkt hat, und in der Verbreitung der Herz–<br />
Jesu–Verehrung. Sie wurde am 22. Juli 1647 als<br />
fünftes Kind geboren, hatte eine harte Kindheit<br />
drückender Armut. Mit 24 Jahren, am 20. Juni<br />
1671, trat sie in Pary-le-Monial in den Orden der<br />
Heimsuchung ein. Nach dem 4. Oktober 1873,<br />
dem Tag ihrer Profess, vertiefte sich ihre<br />
Beziehung zum Herrn. Ihre besondere Liebe galt<br />
der Passion unseres Herrn, die sie geradezu<br />
unaufhörlich betrachtete. Sie hatte zwischen<br />
1773 und 1775 die großen Visionen, bei denen<br />
ihr der Herr sein Herz zeigte und ihr seine<br />
Verehrung und Verbreitung auftrug. Mit der Liebe<br />
und Verehrung des göttlichen Herzens war auch<br />
die Sühne für die Sünden der Menschen verbunden.<br />
In der letzten Vision erhielt sie den Auftrag<br />
zur öffentlichen liturgischen Feier des Herz-Jesu-<br />
Geheimnisses in der ganzen Kirche. Die<br />
Gläubigen sollen jeden ersten Freitag im Monat<br />
kommunizieren, jede Nacht von Donnerstag auf<br />
Freitag im Gedenken an die Einsetzung der<br />
Eucharistie und an die Ölbergstunde den Herrn<br />
anbeten. Der Freitag nach der Oktave des<br />
Fronleichnamsfest soll mit besonderer<br />
Feierlichkeit von der ganzen Kirche begangen<br />
werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren ihre<br />
Visionen vollkommen verborgen. Sie wagte nicht,<br />
sie jemandem zu eröffnen. Ihrer Oberin, Mutter<br />
Saumaise, öffnete sie sich unter großen
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Schmerzen. Es war genau dieser Zeitpunkt, wo<br />
P. Claude de la Colombière als Beichtvater und<br />
Prediger ins Kloster kam.<br />
Claude de la Colombière: Sein Leben ist einfach<br />
und kurz. Er ist am 2. Februar 1641 geboren, tritt<br />
1658 in die Gesellschaft Jesu ein und wird 1671<br />
zum Priester geweiht. In seinem Tertiat, dem letzten<br />
Probejahr vor den Gelübden, wo er nochmals<br />
die 30-tägigen Exerzitien machte, fand er selbst<br />
den Weg zur Verehrung des Herzens des Herrn<br />
und verpflichtet sich in einem eigenen Gelübde<br />
zu höchster Regeltreue. Er war zuerst Theologieprofessor<br />
in Lyon und wird 1675 (genau die<br />
Zeit der großen Visionen von Sr. Margaretha<br />
Maria Alacoque) als Oberer nach Pary-le-Monial<br />
gesandt und sollte zum entscheidenden Helfer<br />
der Seherin werden. In einer eigenen Vision<br />
wurde ihr vom Herrn selbst der junge Pater „als<br />
sein treuer Diener und wahrer Freund seines<br />
Herzens“ (B 45) angekündigt. Ihm hat sie vollständigen<br />
Bericht über ihre Visionen und den<br />
Auftrag des Herrn gegeben. Es war aber für ihn,<br />
einen jungen Jesuiten, alles andere als einfach,<br />
diesen Auftrag wirklich auszuführen. Diese Herz-<br />
Jesu-Verehrung wurde als neu und verdächtig<br />
empfunden. Dazu war das geistige Klima in<br />
Frankreich sehr von den Jansenisten und vom<br />
Quietismus sowie durch die französische<br />
Aufklärung geprägt. Besonders die Jansenisten<br />
und die Aufklärer waren allem Gefühlhaften in<br />
Theologie und Frömmigkeit feindlich gesinnt. Sie<br />
lehnten auch die gefühlhafte Sprache in dieser<br />
neuen Andacht und das Symbol des Herzens ab.<br />
So förderte man wo immer möglich die praktische<br />
Verehrung des göttlichen Herzens, von den<br />
Visionen aber wurde selbst im Kloster nichts weiter<br />
bekannt, bis die geistlichen Schriften des P.<br />
Claude de la Colombiére nach seinem frühen<br />
Tode veröffentlicht wurden. Da erst erwachte ein<br />
äußerst lebhaftes Interesse und langsam setzt<br />
sich – praktisch ein Jahrhundert später – die liturgische<br />
Verehrung des Herzens Jesu durch. 1765<br />
erhielt P. Lorenzo Ricci von Papst Clemens … die<br />
Erlaubnis, in der Gesellschaft Jesu das Herz-<br />
Jesu-Fest öffentlich und liturgisch zu feiern. Wohl<br />
gemerkt, 1773 wurde der Orden vom selben<br />
Papst aufgelöst. Claude de la Colombiére stellt<br />
sich bewusst und entschieden in den Dienst der<br />
Sendung des Herrn. Er bestätigt die Echtheit ihrer<br />
Visionen und ihrer Aufträge in allen ihren Teilen.<br />
In seiner persönlichen Herz-Jesu-Weihe am 21.<br />
Juni 1675 nimmt er persönlichen Anteil an der ihr<br />
gestellten Aufgabe.<br />
Schon 1676 wird Claude de la Colombiére als<br />
Hofkaplan der Herzogin von York nach London<br />
versetzt. Dort stärkt er die verfolgten Katholiken<br />
und verbreitet eifrig die Verehrung des göttlichen<br />
Herzens. In Briefen steht er weiterhin Sr.<br />
Alacoque zur Seite. Freilich wird er bei der neu<br />
aufflammenden Katholikenverfolgung angezeigt<br />
und entgeht nur knapp dem Todesurteil. Aber im<br />
Kerker von London hat seine Gesundheit so gelitten,<br />
dass er als gebrochener Mann 1679 nach<br />
Frankreich zurückkehrt. Er wird nach Lyon versetzt<br />
und verbreitet dort unter den jungen<br />
Jesuiten die Herz-Jesu-Verehrung. Dann kommt<br />
er im nochmals im Dezember 1681 nach Pary-le-<br />
Monial und stirbt dort am 15. Februar 1682 (42jährig).<br />
Nach seinem Tode werden die<br />
Aufzeichnungen seiner Exerzitien und die<br />
Aufzeichnungen über die Visionen der Mystikerin<br />
von Pary-le-Monial in den Jahren von 1673 – 75<br />
veröffentlicht und einer breiteren Öffentlichkeit<br />
bekannt.<br />
Was können wir bei P. Claude de la Colombiére<br />
lernen? Wie können wir uns von ihm in unserem<br />
Glauben formen lassen? Er kann uns Lehrer in<br />
den tiefsten Grundhaltungen eines religiös – priesterlichen<br />
Lebens sein.<br />
1. Lehrer des Vertrauens<br />
Ein erstes ist das Vertrauen auf Gott. Vom 4.<br />
November bis 8. Dezember 1674 machte Claude<br />
de la Colombiére in Lyon das Tertiat und in diesem<br />
Rahmen die vorgeschriebenen 30-tägigen<br />
Exerzitien (Bienheureux Claude la Colombiére,<br />
Écrits Spirituels. Collection Christus. Nr. 9<br />
Textes.). Schon in den ersten großen Exerzitien<br />
im Noviziat erwachte in ihm das Verlangen, ganz<br />
eins zu werden mit Christus, nur mehr für das zu<br />
leben, wofür er gelebt hat, nur mehr das zu<br />
wählen, was er gewählt hat, sei es auch Kreuz<br />
und Schmach. Er erkannte schon in dieser<br />
Frühzeit die vollständige Umgestaltung in<br />
Christus als das eigentliche Ziel seines Lebens.<br />
So wurde für ihn der schlichte aber schwierige<br />
Leitsatz aus den Exerzitien (Ende der zweiten<br />
Woche) zu einer Devise auf seinem Weg: „Denn<br />
jeder bedenke, dass er in allen geistlichen Dingen<br />
soviel Nutzen haben wird, als er aus seiner<br />
7
Eigenliebe, seinem Eigenwillen und Eigeninteresse<br />
herausgeht.“ (Ex 189) Die vertrauensvolle<br />
Bereitschaft zur Hingabe an Christus nahm<br />
Gestalt in dem Gelübde an, in vollem Gehorsam<br />
keine der Regeln seines Ordens jemals zu übertreten.<br />
Die Voraussetzung für eine solche<br />
Haltung der totalen Hingabe an den Weg des<br />
Herrn, war ein unerschütterliches Vertrauen auf<br />
Gott.<br />
Diese zweiten Exerzitien wurden für ihn zur<br />
großen Schule der Einheit mit Gott, der seine<br />
Herzensliebe zu den Menschen in seiner<br />
Hingabe am Kreuz gezeigt hat. Sie wurde für ihn<br />
der Maßstab: „Lass mich dich erkennen und<br />
erkenne du mich. Nach Dir geht all mein<br />
Verlangen!“ (B 17) „Das Leben Jesu will ich oft<br />
betrachten, denn es ist das Vorbild des unsrigen“<br />
(B 19).<br />
„Ich glaube fest und finde großen Trost in dem<br />
Glauben, dass Gott diejenigen führt, die sich seiner<br />
Führung überlassen, und dass er auch um<br />
das Kleinste Sorge trägt.“ (B96). Dieses unendliche<br />
Vertrauen, das er gefunden hat, wird zu seiner<br />
eigentlichen Kraft.<br />
In England schreibt er: „Ich glaube einen großen<br />
Schatz gefunden zu haben, wenn ich ihn nur zu<br />
nützen weiß: ein festes Vertrauen auf Gott,<br />
gegründet auf seine unendliche Güte und auf die<br />
Erfahrung, dass er uns nicht fehlt in unseren<br />
Nöten. …<br />
Deshalb will ich meinem Vertrauen keine<br />
Grenzen setzen und es ausdehnen auf alles. In<br />
Zukunft muss ich mich, wie ich glaube, des Herrn<br />
bedienen wie eines Schildes, der mich umgibt<br />
und den ich allen Streichen des Feindes entgegenhalte.<br />
Du wirst also meine Stärke sein, o mein<br />
Gott, Du wirst mein Führer sein, mein Leiter, mein<br />
Rat, meine Geduld, meine Wissenschaft, mein<br />
Friede, meine Gerechtigkeit, meine Klugheit. …“<br />
(B 97).<br />
Liebe Freunde, die Menschen kreisen oft um<br />
1000 kleine Nöte und Probleme und kleben<br />
daran, kommen nicht los, wie ein Vogel von einer<br />
Leimrute. Es ist das immer eine Frage der inneren<br />
Freiheit und der Bereitschaft, die Hände aufzumachen<br />
vor Jesus und loszulassen.<br />
Noch ein Wort dieses Apostels des Vertrauens:<br />
„Ich bin überzeugt, o mein Gott, dass Du wachest<br />
über die, die auf Dich hoffen, und ich bin entschlossen,<br />
künftig ohne Sorge zu leben und auf<br />
Dich alle meine Unruhe abzuladen. Man kann mir<br />
8<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
all mein Gut und meine Ehre rauben; Krankheit<br />
kann mir Kraft und Mittel zu Deinem Dienst nehmen;<br />
ich kann sogar Deine Gnade verlieren<br />
durch die Sünde, aber niemals werde ich das<br />
Vertrauen verlieren. Meine Hoffnung, Herr, ist<br />
mein Vertrauen selber. …So hoffe und vertraue<br />
ich, dass Du mich immer lieben wirst und dass ich<br />
Dich lieben werde ohne nachzulassen; …“ (B 91)<br />
2. Lehrer der Vollkommenheit:<br />
Claude de la Colombiere lernte sich selbst gut<br />
kennen und merkt selbst seinen Ehrgeiz und sein<br />
Verlangen nach Ansehen. So sagt er „Ich trage in<br />
mir die Quelle und den Samen alles Bösen…“,<br />
(B27) und bittet Gott um Hilfe in seinem Kampf.<br />
Im Ausmaß, als er die Erfahrung der unendlichen<br />
Liebe des Herrn machte, entdeckte er seine<br />
Sündhaftigkeit und seine Gefährdung. Mit dieser<br />
Erkenntnis erwachte auch die Sehnsucht, nach<br />
Sühne für die eigenen Sünden und die der Welt.<br />
„Gott ist ein Abgrund der Barmherzigkeit und das<br />
ist es, was meine Hoffnung belebt und mich ihm<br />
nahen lässt, zu ihm zu sprechen.“ (B 18). „So<br />
wollte ich von allen meinen Sünden gleichsam<br />
ein Bündel machen und zu Füßen unseres<br />
Erlösers niederlegen, dass es verzehrt werde<br />
vom Feuer seiner Barmherzigkeit; je größer<br />
deren Zahl wäre, je ungeheurer sie mir vorkämen,<br />
desto lieber wollte ich sie ihm anbieten,<br />
dass er sie tilge, denn dann wäre mein Verlangen<br />
ein würdigerer Gegenstand seiner Barmherzigkeit“<br />
(B 18).<br />
Am Ende der Ersten Exerzitienwoche gesteht<br />
Claude de la Colombiére: „Im Gefühl meiner<br />
Sündhaftigkeit, aber auch im unerschütterlichen<br />
Vertrauen, dass Gott sich an mir durch<br />
Verzeihung verherrlichen werde, warf ich mich in<br />
die Arme der allerseligsten Jungfrau. Sie hat<br />
mich, wie mir vorkam, mit wundersamer … Liebe<br />
aufgenommen. Alsdann schien mir, Unsere Liebe<br />
Frau stellte mich ihrem Sohne vor, und dieser<br />
richtete um ihretwillen seine Augen auf mich und<br />
öffnete mir sein Herz, wie wenn ich der unschuldigste<br />
Mensch gewesen wäre.“ (B 27) (É S. 84,<br />
Nr 6)<br />
Der Heilige lebt eine intensive und eigentlich einfache<br />
Beziehung zu seinem geliebten Herrn.<br />
Eine echte geistliche Freundschaft. Vielleicht<br />
besteht darin seine Vollkommenheit.
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
„Man muß sich gewöhnen, dem Eindruck, den<br />
die Dinge in der Seele hervorbringen, durch<br />
Erhebung des Geistes zu Gott zuvorzukommen<br />
und zu sehen, was der Geist des Evangeliums<br />
verlangt. Ohne diese Andacht ist es unmöglich,<br />
den Frieden des Herzens zu bewahren und nicht<br />
in viele Fehler zu fallen.“ (= Ignatianisches<br />
Examen!) (B27). (É 114)<br />
3. Gott in allem, alles in Gott<br />
Claude de la Colombiére war tief erfasst vom<br />
Verlangen, mit Christus alles zu teilen, ihn ganz in<br />
sein Leben zu integrieren. Nichts wollte er davon<br />
ausnehmen.<br />
Jesus sollte ihm Vater, Freund und Lehrer und<br />
alles sein. „Ein Mensch, dem Gott ein wahres<br />
Verlangen ihm zu dienen gab, darf sich über<br />
nichts beunruhigen.“ (B 21). In den Ignatianischen<br />
Exerzitien (GÜ 234) finden wir das<br />
berühmte Gebet: Nimm hin, o Herr, meine ganze<br />
Freiheit … Claude de la Colombiére kreist immer<br />
wieder um dieses Gebet. „So soll meine Liebe zu<br />
Gott sein, wie die Heilige Schrift von Gott sagt:<br />
„Heilig, einzig, vielfach. Aber meine Freunde lieben<br />
mich und ich liebe sie! O Gott, der Du allein<br />
gut und allein liebenswert bist! Soll ich sie Dir zum<br />
Opfer bringen, da Du mich ganz haben willst? Ich<br />
werde dieses Opfer bringen, das mir schwerer<br />
fällt als das erste, da ich Vater und Mutter verließ.<br />
… Nimm dieses harte Opfer an, aber sei Du dafür<br />
an meiner Statt selber ihr Freund, mein göttlicher<br />
Erlöser, wie Du mir ihre Stelle vertreten willst. Ich<br />
will Dich täglich im Gebete erinnern an sie und an<br />
das, was Du ihnen an meiner Stelle schuldest.“<br />
(B 28)<br />
„So habe ich Gott versprochen, mit seiner Gnade<br />
keine Handlung zu beginnen, ohne mich zu erinnern,<br />
dass er mein Zeuge ist, dass er sie mit mir<br />
verrichtet und mir alle Mittel zur Ausführung gibt;<br />
und ich will nichts beschließen, ohne denselben<br />
Gedanken zu wiederholen; ich will mein Werk als<br />
ihm gehörig darbringen und im Verlauf der Arbeit<br />
bei diesem Gedanken etwas verweilen, so oft er<br />
mir aufstößt und mein Verlangen erneuern, Gott<br />
zu gefallen. Diese Übung der Gegenwart Gottes<br />
ist von größtem Nutzen…“ (B21)<br />
Dieses Gott finden in allen Dingen und alles in<br />
Gott: der Heilige leitet uns an, dies ganz konkret<br />
zu üben, dem Herrn anzubieten und zu schen-<br />
ken, was mir besonders kostbar und lieb ist. Oder<br />
ihn wirklich hereinzunehmen in sein Leben, seine<br />
Entscheidungen. Ohne Selbstverleugnung und<br />
ohne Bereitschaft, dem Herrn zu dienen, gibt es<br />
kein „Gott finden in allen Dingen“.<br />
4. Kultur des Herzens Jesu<br />
Claude de la Colombiére sagt in einer seiner<br />
Predigten: „Möge das Herz Jesu unsere Schule<br />
sein, nehmen wir darin unseren Aufenthalt…<br />
Suchen wir unser Herz ihm gleichförmig zu<br />
machen.“ (B 88). Und dort weiter: „Ahmt nach<br />
seine Demut, seine Geduld, seine Feindesliebe,<br />
seinen Gehorsam, seinen Eifer, seine Abtötung.“<br />
Wir sollen in seine Schule gehen und in der<br />
Kontemplation der Herzensliebe des Herrn lernen:<br />
Liebe, Hingabe, Demut, Geduld, Liebe zu<br />
den Feinden, Gehorsam (Hörende sein), Abtötung<br />
(= nicht nur sich selbst, sondern den<br />
Mitmenschen im Blick haben)“. Das sind alles<br />
Werte, die unsere heutigen bürgerlichen Werte,<br />
die für das Wirtschaftleben sehr brauchbar sind<br />
und uns helfen, uns überall durchzusetzen, nicht<br />
gefragt sind. Dafür aber höchst fruchtbar sind,<br />
wenn es uns um Fruchtbarkeit und weniger um<br />
Leistung geht, wenn es uns um den Menschen<br />
und sein Heil geht. Die Werte, die wir am Herrn<br />
sehen („Kommt alle zu mir, die ….), regen uns an,<br />
an einer entsprechenden Kultur, vielleicht an<br />
einer Gegenkultur gegen unsere heutige gängige,<br />
oft menschenverachtende Kultur, zu bauen:<br />
wo die Werte des Gefühls, des Gemütes wichtiger<br />
sind. Nicht zufällig hat die Herz-Jesu-<br />
Verehrung solche Ablehnung und Bekämpfung<br />
erfahren. In diesem Zusammenhang ist auch ein<br />
Wort interessant, das ich bei Pius XII, in der<br />
Enzyklika: „Haurietis aquas“ Nr. 15 ff gefunden<br />
habe und das in Gaudium et Spes Nr. 22, 2 aufgenommen<br />
wird: „Der ‚das Bild des unsichtbaren<br />
Gottesʼ (Kol 1, 15) ist, er ist zugleich der vollkommene<br />
Mensch, der den Söhnen Adams die<br />
Gottebendbildlichkeit wiedergab, die von der<br />
ersten Sünde her verunstaltet war. Da in ihm die<br />
menschliche Natur angenommen wurde, ohne<br />
dabei verschlungen zu werden, ist sie dadurch<br />
auch schon in uns zu einer erhabenen Würde<br />
erhöht worden. Denn er, der Sohn Gottes, hat<br />
sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen<br />
mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschen-<br />
9
händen hat er gearbeitet, mit menschlichem<br />
Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen<br />
hat er gehandelt, mit einem menschlichen<br />
Herzen geliebt.“ Gott hat sich im Sohn den<br />
Menschen gleich gemacht. Daher bekommt alles<br />
menschliche Handeln, so es versucht, sich IHM<br />
anzugleichen, sich an IHM auszurichten, die<br />
Farbe, den Glanz Gottes in Christus. Die Herz-<br />
Jesu-Verehrung wird so, nach den Worten von<br />
Papst Pius XII. (Haurietis aquas, Nr. 84) „die wirksamste<br />
Schule der Liebe Gottes“.<br />
Von hier aus noch einen Blick auf einen<br />
Gedanken, der mit der Herz-Jesu-Verehrung<br />
immer verbunden war: den Gedanken der<br />
Sühne. Das Zentrale in der Herz-Jesu-Verehrung<br />
ist die Feier der Liebe Gottes, die in Jesus Fleisch<br />
annimmt und sich hingibt in den Tod für das<br />
Leben der Welt. Alle Menschen, die sich in dieses<br />
Geheimnis versenkt haben, fühlten sich<br />
gedrängt, seine sich hingebende Liebe nachzuahmen,<br />
liebend beim Herrn, aber auch bei den<br />
leidenden Menschen auszuharren. Anknüpfend<br />
bei der Frage der Exerzitien (GÜ 53): „Was kann<br />
ich für Christus tun?“, fragt auch die Kirche heute<br />
angesichts der Sünde und des Leids in der Welt:<br />
was kann / soll ich für Christus tun? Sie sucht<br />
eine Antwort der Liebe auf erfahrene Liebe. In der<br />
Betrachtung zur Erlangung der Liebe sagt<br />
Ignatius, man solle die Liebe mehr in die Taten als<br />
in die Worte legen, und die Liebe besteht im<br />
Teilen dessen, was man empfangen hat (GÜ<br />
230). Wir können also sagen, wenn bei der<br />
Betrachtung der Liebe Christi in einem Menschen<br />
der Gedanke erwacht, die erfahrene Liebe des<br />
Herrn weiterzuschenken, wenn ich von Christus<br />
und seiner Liebe betroffen und von Mitleid<br />
bewegt bin, dann hat mich seine Liebe erreicht.<br />
Ohne die Gnade der Liebe aus dem Herzen<br />
Jesu, unseres Retters, sind wir zu dieser<br />
Verehrung nicht fähig. Der Sühnegedanke kann<br />
sich uns neu erschließen aus der Frage: was soll<br />
ich für Christus tun? Und der Sehnsucht, am<br />
Werk der Erlösung mitzuwirken und mich ihm zu<br />
weihen.<br />
Eine Kultur des Herzens Jesu ist somit – kurz<br />
gesagt – eine Kultur der Dankbarkeit, der<br />
Bereitschaft zur Hingabe und Solidarität, des<br />
Lebens.<br />
Wir erkennen immer besser, „dass das edelste<br />
Ziel nicht zu erreichen, die gerechteste Sache<br />
10<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
nicht zu verfechten, der großherzigste Dienst<br />
nicht zu leisten ist, es sei denn als Antwort auf die<br />
Liebe Christi. Wir weihen uns der Liebe dieses<br />
Herzens. Weil es sich für uns hingegeben hat,<br />
geben wir uns liebend hin an den Dienst für sein<br />
Reich. (Kolvenbach, Das „munus suavissimum“<br />
Vortrag in Pary-le-Monial, 1989, GT 17, 25).<br />
Anregung zum Gebet:<br />
1. Herr, lehre mich das Vertrauen. Hören wir hinein<br />
in uns selbst und nehmen wir die zahlreichen<br />
kleinen und großen Ängste um uns selbst wahr,<br />
unser häufiges Kreisen um uns selbst, und weiten<br />
wir den Blick und das Herz hin zur Weite und<br />
Tiefe des Herrn und seiner Anliegen und seines<br />
Betens.<br />
2. Lehrer der Vollkommenheit (Zartfühligkeit). Die<br />
Heiligen, so auch Claude de la Colombiére, hatten<br />
ein feines Gespür für Sünde und<br />
Unvollkommenheit. Wie ist das bei mir? Ich habe<br />
in der geistlichen Begleitung auch junger<br />
Menschen oft gestaunt über ihre Reife und<br />
Feinheit des Gewissensurteils. Es gibt ein Bild,<br />
das oft in der Geschichte der Spiritualität auftaucht:<br />
Es ist der Vogel auf der Leimrute (Evagius<br />
Ponticus, Augustinus, Johannes vom Kreuz): ein<br />
Vogel, der auf einer Leimrute klebt, kann nicht<br />
fliegen. Und wenn es auch nur ein Federchen ist,<br />
mit dem er klebt, oder auch nur ein Glied seines<br />
Füßchens, er kann nicht aufsteigen. Was sind die<br />
Dinge, an denen ich klebe und die mich hindern,<br />
Jesus wirklich näher zu kommen? Ist es mein feiner<br />
Ehrgeiz, meine Empfindlichkeit, oder ein<br />
gewisses Kreisen um mich selbst?<br />
3. Gott in allem, alles in Gott: Nimm hin Herr und<br />
empfange meine ganze Freiheit, meinen<br />
Verstand und meinen ganzen Willen… Kannst<br />
Du dieses Gebet schon sprechen?<br />
4. Kultur nach dem Herzen Jesu. Welche<br />
Haltungen, die ich am Herrn und seinem Herzen<br />
betrachte, möchte ich für meinen Charakter<br />
annehmen, an welchen Haltungen möchte ich<br />
erkannt werden und hineinwirken in meine kleine<br />
Welt und auf andere Menschen?<br />
Möge der Geist von Claude La Colombiére, den<br />
sich Gott für das „munus suavissimum“ auser-
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
wählt hat, die Verehrung des Herzens Jesu zu<br />
verbreiten und zu pflegen, auch in uns im<br />
<strong>Canisianum</strong> wirksam werden. Wir wollen uns in<br />
sein Herz versenken und uns seiner unendlichen<br />
Liebe aussetzen und weihen, die einer tiefen<br />
Erkenntnis des Herzens Jesu entspringt:<br />
„Heiligstes Herz Jesu, lehre mich die Selbstlosigkeit,<br />
denn sie ist der einzige Weg zu Dir (…)<br />
Lehre mich, was ich tun muss, um zur Reinheit<br />
Deiner Liebe zu gelangen, nach der es mich<br />
durch Deine Gnade verlangt. Herr, vollbringe<br />
Deinen Willen in mir. Ich weiß, dass ich ihm<br />
widerstehe, obwohl ich es nicht möchte. Handle<br />
Du in mir, göttliches Herz Jesu Christi.“<br />
(Exerzitienaufzeichnungen von La Colombiére,<br />
Januar 1677).<br />
Severin Leitner SJ<br />
11
12<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Internationales Theologisches Kolleg<br />
HERZ JESU FEST<br />
2008<br />
150 JAHRFEIER DES<br />
NIKOLAI-HAUSES /<br />
COLLEGIUM CANISIANUM
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
P r o g r a m m<br />
16:00 Uhr<br />
Festakademie<br />
Johann Gottfried Walther (1684-1748):<br />
Allegro aus dem Konzert in h-moll nach Meck<br />
Orgel: Mag. Albert Knapp, Telfs<br />
P. Rektor<br />
Begrüßung und Hinführung<br />
Grußadresse von R. P. Adolfo Nicolás SJ,<br />
Generaloberer der Gesellschaft Jesu,<br />
durch R. P. Delegat Adam Žak SJ,<br />
Assistent der Zentral- und Osteuropäischen Assistenz, Rom<br />
Robert Schumann, Träumerei op, 15, Nr. 7<br />
Klavier: P. Bruno Niederbacher SJ<br />
Festvortrag<br />
von<br />
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer<br />
"Wofür schlägt mein Herz?"<br />
Herz Jesu und priesterliche Existenz<br />
Johann Gottfried Walther (1684-1748):<br />
Finale (Allegro) aus dem Konzert in h-moll nach Meck<br />
18:00 Uhr<br />
Eucharistiefeier<br />
S. Exz. Erzbischof Dr. Edmond Farhat,<br />
Apostolischer Nuntius in Österreich<br />
19:15 Uhr<br />
Festliches Abendessen<br />
Ukrainische Kulturgruppe: Marienlied<br />
Wort der Koordinatoren<br />
Grußworte von Kardinal Zenon Grocholewski, Rom<br />
und Dekan Prof. Dr. Josef Niewiadomski, Innsbruck<br />
Koreanische Kulturgruppe: Herr, bleibe bei uns<br />
13
Rektor P. Gerwin Komma SJ<br />
Herz-Jesu Fest 2008,<br />
150 Jahre Nikolaihaus / Collegium<br />
<strong>Canisianum</strong>, Begrüßung und Hinführung<br />
Rektor P. Gerwin Komma SJ<br />
Hwst. Herr Nuntius, lieber Bischof Manfred<br />
und Abt Raimund von Wilten,<br />
lieber P. Delegat, PP. Provinziäle von<br />
Deutschland und Österreich und Mitbrüder,<br />
ehrwürdige Schwestern, liebe AltCanisianer,<br />
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!<br />
Mit der Kollegsgemeinschaft des <strong>Canisianum</strong><br />
begrüße ich Sie ganz herzlich und danke Ihnen,<br />
dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, sich mit<br />
uns im Gebet zu vereinen.<br />
Besonders freuen wir uns über die Gegenwart<br />
des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Dr.<br />
Edmond Farhat, dem wir nachträglich noch ganz<br />
herzlich zu seinem 75. Geburtstag gratulieren.<br />
Als Bote seiner Heiligkeit sind Sie innerhalb einer<br />
Woche bereits zum zweiten Mal in Tirol. Angesichts<br />
des Besorgnis erregenden Gesundheitszustandes<br />
von P. Lothar Lies SJ haben Sie<br />
unserer Bitte entsprochen, die Ordensverleihung<br />
früher vorzunehmen. Ich möchte Ihnen von<br />
14<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
ganzem Herzen Dank sagen, dass Sie diese so<br />
spontan und herzlich am vergangenen Samstag<br />
in der Klinik vorgenommen haben und damit die<br />
besondere Wertschätzung des Hl. Stuhles für ihn<br />
und für sein schöpferisches Wirken als Professor<br />
für dogmatische und ökumenische Theologie<br />
zum Ausdruck brachten. P. Lies konnte auf diese<br />
Weise, schwach, aber wachen Geistes, die ihm<br />
zugedachte Auszeichnung „pro Ecclesia et<br />
Pontifice“ entgegennehmen und bekräftigen,<br />
dass er diesen seinen Dienst für Kirche und<br />
Papst auch in seiner schweren Krankheit verwirklicht<br />
sieht. „Orat pro ecclesia“, heißt dies bei<br />
uns Jesuiten. Verbinden wir uns im Gebet mit<br />
ihm, der gestern von seinen Leiden erlöst wurde<br />
und heute aus anderer Warte, dessen bin ich<br />
sicher, mit uns feiert. Er möge ruhen in Frieden. -<br />
„SPE SALVI facti sumus“ rief uns Papst Benedikt<br />
mit Paulus (Röm 8,24) in seiner zweiten<br />
Enzyklika ins Gedächtnis – auf Hoffnung hin sind<br />
wir gerettet – und fährt weiter fort: „Gegenwart,<br />
auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und<br />
angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel<br />
zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein<br />
können; wenn dies Ziel so groß ist, dass es die<br />
Anstrengungen des Weges rechtfertigt.“ (SpS 1)<br />
Hab Dank, dass Du diesen Weg mit uns gegangen<br />
bist.<br />
Die Geschichte unseres Theologischen Konvikts<br />
geht bis in das Jahr 1669 zurück; vor 150 Jahren<br />
wurde es wiedererrichtet. Am heutigen Herz-<br />
Jesu-Fest gedenken wir in dankbarer Freude der<br />
Gnaden, die ihm all diese Jahre hindurch<br />
geschenkt wurden und die seine Konviktoren in<br />
die ganze Welt hinaus getragen haben. Ein<br />
besonderer Dank und Gruß gilt aus diesem<br />
Anlass P. Assistent Adam Žak, der uns als<br />
Delegat unseres neuen Generals, P. Adolfo<br />
Nicolás SJ, sein Grußwort überbringen wird.<br />
Das Presbyterium von fast 2000 (1919)<br />
AltCanisianern wirkt heute in 307 Diözesen und<br />
48 Ordensgemeinschaften in 52 Ländern rund<br />
um den Erdball. Seit 1858 erhielten hier 8214<br />
Koviktoren ihren Ausbildungsplatz. Unter ihnen<br />
sind sechs Selige, deren priesterliches<br />
Glaubenszeugnis unter Nationalsozialismus und<br />
Kommunismus Ost und West verbindet und dem<br />
Europa von heute, das seine Wurzeln sucht,<br />
Vorbild sein kann: Bischof Vilmos Apor, Györ,
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
(1892-1945 +erschossen in Györ; 1910-15 NH;<br />
1997); Kazimierz Gostynski, Lublin, (1884-1942,<br />
+Gaskammer von Dachau; 1908-12 NH;1999);<br />
Bischof Nykyta Budka, Lemberg (1877-1949,<br />
+Zwangsarbeit in Kasachstan; 1903-05NH;<br />
2001); Archimandrid Klementiy Scheptyzkyi,<br />
Lemberg (1869-1951 +Gefängnis von Wladimir;<br />
1913-17 CC; 2001); Andrij Istschak, Lemberg<br />
(1887-1941 exekutiert +Westukraine; 1910-<br />
14NH; 2001); Bischof Clemens August Kardinal<br />
von Galen, Münster (1878-1946 +Münster; 1898-<br />
1903 NH; 2005). Ihres Beistands dürfen wir uns<br />
im Gebet immer wieder vergewissern.<br />
Von Anfang an mit der Katholisch Theologischen<br />
Fakultät verbunden, die 1857 von Kaiser Franz<br />
Josef wiedererrichtet wurde, trugen das<br />
Nikolaihaus und das Collegium <strong>Canisianum</strong><br />
wesentlich zum Wachsen ihrer 150-jährigen weltweiten<br />
Präsenz bei. Ich freue mich, deren Dekan<br />
und AltCanisianer mit den ProfessorInnen herzlich<br />
begrüßen zu können. Auch heute setzt das<br />
Internationale Theologische Kolleg erneut<br />
Akzente, sucht seine Kontakte weiter auszubauen<br />
und hofft, dies trotz einer an staatlichen bürokratischen<br />
Hürden deutlich aktiveren Zeit Völker<br />
verbindend und Glauben verbreitend umsetzen<br />
zu können. Das weltweite Netzwerk der<br />
Canisianer wie auch die globale Präsenz des<br />
Ordens zeigt sich auch heute sensibel für<br />
Herausforderungen, Fragen und Nöte der Zeit.<br />
Bei seiner Ansprache an die Väter der 35. Generalkongregation<br />
der Gesellschaft Jesu hat<br />
Papst Benedikt XVI. diese dem Orden innewohnende<br />
Art des Vorangehens wie folgt angesprochen:<br />
„Wie bereits meine Vorgänger wiederholt<br />
gesagt haben, braucht die Kirche Euch, zählt auf<br />
Euch und fährt fort, sich mit Vertrauen an Euch zu<br />
wenden, besonders um jene geographischen<br />
oder geistlichen Orte zu erreichen, wo die anderen<br />
nicht hingelangen oder Schwierigkeiten<br />
haben anzukommen.“<br />
Mitten in Europa, im als heilig bezeichneten Land<br />
Tirol, steht unser Orden in all den Jahren im<br />
besonderen Dienst der Priesterausbildung. Er<br />
widmet sich nunmehr vorwiegend der postgraduierten<br />
Formung von Priestern und stellt sich dieser<br />
herausfordernden Sendung als Gefährten<br />
Jesu. Diener der Sendung Christi zu sein, um<br />
Menschen und Welt untereinander und mit Gott<br />
zu versöhnen, möchte ich die uns als Jesuiten mit<br />
den Canisianern verbindende Sehnsucht und<br />
Berufung beschreiben. Wir gehen dabei miteinander<br />
an die Grenzen, machen vor unseren eigenen<br />
nicht halt, überbrücken geographische und<br />
kulturelle Gegensätze und freuen uns, die jedem<br />
von uns geschenkten Charismen auch füreinander<br />
zugänglich und fruchtbar zu machen. Wir<br />
laden ein, das „cor unum et anima una“ hier und<br />
heute aus der Haltung Seines geöffneten<br />
Herzens zu leben und spirituell, kulturell und sozial<br />
der Botschaft des Evangeliums neuen Raum in<br />
uns und für unsere Welt zu eröffnen. Innsbruck,<br />
deren Gem. Rätin Mag. Gertrude Mayr ich herzlich<br />
begrüße, kann sich freuen, aus diesem Geist<br />
in aller Welt präsent zu bleiben. Das gute<br />
Andenken an diese zur zweiten Heimat gewordenen<br />
Stadt wäre freilich noch größer, wenn<br />
unsere Studierenden nicht immer wieder jährlich<br />
um Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung<br />
ansuchen müssten, sondern diese vom Magistrat<br />
für die Dauer ihres Studienaufenthaltes erhielten.<br />
Ich darf Sie ersuchen, dieses Anliegen an unsere<br />
Frau Bürgermeisterin weiterzuleiten. Wenn dies<br />
möglich wird, hätten Sie sicher einen besonderen<br />
Platz in unseren Herzen erobert.<br />
Petrus Canisius, der diesem Kolleg als Erbe und<br />
Auftrag mitgegeben ist, war bestrebt, zur „Reform<br />
des inneren Menschen“ beizutragen und wollte,<br />
dass wir immer wieder miteinander Wege der<br />
„Vereinigung mit Gott“ suchen und gehen. 13<br />
Seminaristen und 20 junge Priester gehen in diesem<br />
Jahr gemeinsam diesen Weg. Sie kommen<br />
aus 29 Diözesen und zwei Ordensgemeinschaften<br />
und vertreten etwa 15 Nationalitäten<br />
Afrikas,Asiens, Lateinamerikas und Europas. Wir<br />
erfahren die Gültigkeit und Wirksamkeit von Jesu<br />
Wort: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich<br />
habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr<br />
euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure<br />
Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles<br />
geben, was ihr in meinem Namen bittet. Dies<br />
trage ich euch auf: Liebt einander! (Jo 15,16 f.)<br />
Vier frisch promovierte Priester haben sich in diesem<br />
Jahr bereits aufgemacht und acht Seminaristen<br />
werden in Bälde als Magister in ihre<br />
Heimatdiözesen zurückkehren, um sich auf den<br />
Empfang der Diakonen- und Priesterweihe vorzubereiten.<br />
„JederAbschied ist ein wenig Sterben<br />
15
…“ hat Ponsiano Myinga aus Iringa, Tansania,<br />
vor kurzem in seiner Abschiedspredigt gesagt<br />
und hinzugefügt: „In diesem Moment, wo ich<br />
mich von euch verabschiede, fühle ich mich – wie<br />
die Schwiegermutter des Simon – geheilt und<br />
möchte gerne als Zeichen meiner innigsten<br />
Dankbarkeit für alles, was mir bisher getan worden<br />
ist – einfach aufstehen und dienen!“<br />
Wir danken allen Freunden für Ihre Wegbegleitung,<br />
für Ihre Unterstützung und Heimat, die<br />
viele persönlich und als Patengemeinden<br />
schenkten. Wir sind froh um Ihr Gebet. Danke,<br />
dass Sie hier sind und wir mit Ihnen und den<br />
AltCanisianern in aller Welt der 150 Jahre<br />
währenden Formung Geistlicher Berufe und des<br />
priesterlichen Dienstes in Freude gedenken können.<br />
Zwei in der Geschichte herausragende<br />
Namen mögen für alle Mitbrüder stehen, die das<br />
Nikolaihaus und das <strong>Canisianum</strong> geistlich und<br />
menschlich prägten: P. Nikolaus Nilles SJ (1828<br />
– 1907; 1860 – 1875 Regens) und P. Michael<br />
Hofmann SJ (1860 – 1946). Von 1911-12 erbaute<br />
P. Michael Hofmann SJ unser Kolleg; von<br />
1912-1918 und erneut von 1925-1941 war er<br />
Regens. Dass heute unter uns Jesuiten alle<br />
Regenten seit 1970 mit uns feiern, und fast alle<br />
Rektoren, Superioren und Spirituäle gekommen<br />
sind, ist ein schönes Zeichen tiefer, auch durch<br />
stürmische Zeiten hindurch gewachsener Verbundenheit.<br />
Dem Ignatianischen Dreischritt von<br />
„Unterscheidung, Entscheidung und Entschiedenheit“<br />
gemäß wurde immer wieder versucht,<br />
das „sentire cum et in ecclesia“ in intellektueller<br />
Redlichkeit engagiert zu leben und der nachkommenden<br />
Generation im Blick auf Christus zu vermitteln.<br />
Ein Wort Papst Johannes XXIII., mit dem<br />
er seineAufgabe auf dem Stuhle Petri umschrieb,<br />
wurde mir 1980 aus Anlass meiner letzten<br />
Gelübde von den damaligen Canisianern mitgegeben.<br />
Es bewegte, Generationen übergreifend,<br />
16<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
die Herzen: „Wir sind nicht auf der Erde, um ein<br />
Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu<br />
pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für<br />
eine schöne Zukunft bestimmt ist.“<br />
Auch heute liegt solch ein weltweiter Garten vor<br />
uns, ja wir bilden ihn selbst. Uns trägt die Wurzel,<br />
möchte ich mit Paulus in seinem Brief an die<br />
Römer (10,18) voll Zuversicht sagen. Wissend,<br />
dass gemäß Johannes der Herr selbst der<br />
Weinstock ist und unser aller Vater der Winzer.<br />
Dass er abschneidet, was keine Frucht bringt und<br />
dass er reinigt, damit wir noch mehr Frucht bringen.<br />
Ja dass er dadurch verherrlicht wird, dass<br />
wir reiche Frucht bringen und seine Jünger werden<br />
(vgl. Jo 15). Dies wünsche ich uns und den<br />
kommenden Generationen hier im Collegium<br />
<strong>Canisianum</strong> AD MAIOREM DEI GLORIAM an<br />
diesem Festtag.<br />
Als persönlichen Delegaten von P. General<br />
Adolfo Nicolás SJ, der im Januar von der 35.<br />
Generalkongregation zum neuen Generaloberen<br />
der Gesellschaft Jesu gewählt wurde, darf ich<br />
nun den Assistenten der Zentral- und OsteuropäischenAssistenz,<br />
P.Adam Žak SJ, um das<br />
Grußwort bitten.<br />
P. Delegat Adam Žak SJ
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
17
18<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer<br />
Wofür schlägt mein Herz?<br />
Herz-Jesu und geistliche Lebenskultur<br />
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer<br />
Logik des Herzens<br />
Nach Blaise Pascal (1623-1662) [1] gibt es nur<br />
zwei Arten Menschen, die man vernünftig nennen<br />
kann: „die, die Gott von ganzem Herzen<br />
dienen, weil sie ihn kennen, und die, die ihn<br />
von ganzem Herzen suchen, weil sie ihn nicht<br />
kennen.“ (Fr 194) Pascal ordnet den Glauben<br />
dem Herzen zu: „Dieser Art ist der Glaube,<br />
den Gott in das Herz senkt, und dazu ist der<br />
Beweis oft das Mittel, fides ex auditu; dieser<br />
Glaube aber wohnt im Herzen, er sagt nicht<br />
scio, sondern credo.“ (Fr 248)<br />
Nach Blaise Pascal befindet sich das „Herz“ in<br />
der Mitte, es verbindet Füße und Gehirn,<br />
Leidenschaft und Vernunft, Größe und Elend,<br />
Körper und Seele, Ich und Du usw. Er kennt<br />
eine eigene Logik des Herzens: „Das Herz hat<br />
seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt.“<br />
(Fr 277) „Es ist das Herz, das Gott spürt, und<br />
nicht die Vernunft. Das ist der Glaube: Gott<br />
spürbar im Herzen und nicht der Vernunft.“ (Fr<br />
278) „Wir erkennen die Wahrheit nicht nur<br />
durch die Vernunft, sondern auch durch das<br />
Herz.“ (Fr 282) Dabei war Pascal ein so<br />
berühmter Mathematiker, dass auch heutige<br />
Schüler bzw. Schülerinnen nicht an ihm vorbeikommen.<br />
Wie wichtig er für die Wissenschaft<br />
wurde, lässt sich daran erkennen, dass<br />
sie ohne Grundlagen der Wahrscheinlichkeit<br />
und ohne Pascalsches Dreieck schwerlich<br />
auskommt. Nicht unerwähnt sei, dass er 1642<br />
eine erste Rechenmaschine erfand. 1654<br />
jedoch ändert sich schlagartig das Verhalten<br />
von Pascal, nachzulesen im Buch unter „Das<br />
Memorial“: „FEUER. Gott Abrahams, Gott<br />
Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen<br />
und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden:<br />
Freude, Friede. Gott Jesu Christi.<br />
Deum meum et Deum vestrum.“ [2]<br />
Blaise Pascal ist also wichtig für die<br />
Mathematik, mehr noch durch die Tatsache,<br />
dass er das „Herz“ in die Mitte gerückt hat. Der<br />
Mensch ist mehr als eine Maschine. Es sind<br />
nicht nur Zahlen, die entscheidend sind. - Und<br />
damit hat Pascal eine wichtige Botschaft für<br />
die gegenwärtige Gesellschaft. Als<br />
Vermittlungsmedium zwischen den sich ausdifferenzierten<br />
Teilsystemen der Gesellschaft<br />
dienen immer seltener sprachliche Codes<br />
oder personale Kategorien. Diskursfähig werden<br />
Gesellschaft wie Kirche basal tangierende<br />
Themen erst über Kennziffern, Benchmarks<br />
und Rankings. Die in der Moderne notwendig<br />
gewordene generelle Übersetzung von<br />
Wirklichkeit in Zahlen, macht es aber unwahrscheinlich,<br />
dass alle Dimensionen von<br />
Wirklichkeit gleichermaßen kommuniziert werden.<br />
Das gilt für den Sport ebenso wie für<br />
Katastrophen und auch für die Kirche mit<br />
Seelsorge und Caritas. Etwas wird bedeutend,<br />
wenn es im Ranking weit oben steht. „Wie<br />
viele?“ steht vor dem „Wer?“ Teilweise sind<br />
dabei menschliche Zuwendung, Herzlichkeit<br />
und Barmherzigkeit noch einmal eingeordnet<br />
in Bürokratie, in die technologische Vernunft,<br />
in ökonomische Gesetze von Konsum, Kauf<br />
und Verkauf. Eine rein auf Funktionalität<br />
basierende Welt lässt den einzelnen Menschen<br />
den Kältetod sterben. Computer haben<br />
keine Seele, kein Herz. Logik und Mathematik<br />
können Totes festhalten, nicht aber<br />
Lebendiges verstehen. Die Logik des Herzens<br />
überwindet die Eindimensionalität ökonomischer<br />
und mathematischer Rationalität.<br />
Herz als Realsymbol<br />
Einer Anregung Hugo Rahners ist es zu danken,<br />
die von Karl Rahner im Kontext der Herz-<br />
Jesu-Verehrung entfaltete Theologie des<br />
Symbols in ihrer Bedeutung für das Gesamt-<br />
19
werk Karl Rahners zu sehen. [3] Für Karl<br />
Rahner ist „Herz“ im Gegensatz zu bloßen<br />
Gebrauchsworten ein Urwort, in dem das<br />
Ganze des menschlichen Daseins in Einheit<br />
vor der Trennung von Leib und Seele, Außen<br />
und Innen, Denken und Tun, Sein und<br />
Erscheinung, Wahrheit und Manifestation zum<br />
Ausdruck kommt. [4] Das menschliche Seiende<br />
ist notwendig symbolisch, d.h. es drückt sich<br />
notwendig aus, um zu sich selbst zu finden. [5]<br />
Der symbolische Ausdruck vermittelt das<br />
Seiende zu sich selbst. Im Unterschied zu<br />
bloßen Vertretungssymbolen (Chiffren, Signalen)<br />
ist ein Realsymbol die höchste und<br />
ursprünglichste Weise der Repräsentanz. - Im<br />
Herz als Realsymbol drückt sich aber der<br />
Mensch nicht bloß aus, er vermittelt sich im<br />
Ausdruck nicht bloß zu sich selbst, sondern im<br />
Herz überschreitet der Mensch seine eigenen<br />
Grenzen, er wird geöffnet auf den nicht mehr<br />
aussagbaren Grund Gottes hin. Es ist der<br />
„Punkt, an dem das Geheimnis des Menschen<br />
übergeht in das Geheimnis Gottes“. [6] Das<br />
Herz ist im Menschen die Kreuzung zwischen<br />
Horizontale und Vertikale. [7] – Das „Herz-<br />
Jesu“ – besonders das durchbohrte Herz - ist<br />
das sakramentale Symbol der sich selbst mitteilenden<br />
Liebe Gottes, die Grund und Geheimnis<br />
des menschlichen Daseins ist. Die<br />
Kirche stammt aus diesem Herzen („Ex corde<br />
scisso Ecclesia Christo ingata nascitur“). [8]<br />
Das Herz als Mitte<br />
Das Herz ist die Mitte, aber nicht im Sinne<br />
eines bloßen Punktes, sondern im Sinne einer<br />
existentiellen Beziehung. „Wenn einer Vorsteher<br />
wird, müssen alle nötigen Dinge da<br />
sein, ein Lehrhaus und Zimmer und Tische<br />
und Stühle, und einer wird Verwalter, und<br />
einer wird Diener und so fort. Und dann<br />
kommt der böse Widersacher und reißt das<br />
innerste Pünktlein heraus, aber alles andere<br />
bleibt wie zuvor, und das Rad dreht sich weiter,<br />
nur das innerste Pünktlein fehlt. Der Rabbi<br />
hob die Stimme: Aber Gott helfe uns, man darfʼs<br />
nicht geschehen lassen!“ (Rabbi Jizchak<br />
Meir) [9] Gott selbst ist diese innerste Mitte des<br />
Menschen. Er ist dem Menschen näher als<br />
dieser sich selbst nahe sein kann. Das Herz<br />
20<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
ist nach Karl Rahner der „Punkt, an dem das<br />
Geheimnis des Menschen übergeht in das<br />
Geheimnis Gottes“. Das Herz ist im Menschen<br />
die Kreuzung zwischen Horizontale und<br />
Vertikale. Große Heilige haben das so ausgedrückt:<br />
„Gott und die Seele“ (Augustinus) [10] ,<br />
„Gott allein genügt“ (Theresia von Avila) [11]<br />
Die gegenwärtige gesellschaftliche und kirchliche<br />
Situation ist von einer schleichenden<br />
Gottvergessenheit geprägt, auch unter aktiven,<br />
engagierten Katholiken, Theologen und<br />
Priester sind da nicht ausgenommen. Es kann<br />
zu einer leisen Verdunstung unserer personalen<br />
Gottesbeziehung kommen. Geistliches<br />
Leben und Gebet ist nicht selbstverständlich,<br />
was man bei allen sowieso voraussetzen<br />
kann. Es gibt vielfältige Formen der Verweigerung,<br />
der Abstumpfung und der Flucht.<br />
Theologisch sehe ich die Schwierigkeit, dass<br />
die konkrete, personale Gottesbeziehung aufgesogen<br />
wird von der Idealität und Abstraktion.<br />
Dem Problem des konkreten Gottesbewusstsein<br />
kommen wir nicht durch Abstraktion<br />
(Gott als Idee oder Postulat, zu dem man<br />
nicht beten kann), nicht durch Reduktion<br />
(Selbst, Gerechtigkeit, Intersubjektivität, Kosmos,<br />
Harmonie...) und auch nicht durch<br />
Regression bei. Auch eine rein negative<br />
Theologie, die von fernöstlichen Traditionen<br />
ihr Kriterium bezieht, wird der Frage der personalen<br />
Gottesbeziehung nicht gerecht.<br />
Geistliches Leben braucht den Mut, ein<br />
Einzelner zu sein. Ohne den Mut zur Stille,<br />
ohne positiv gelebte Einsamkeit ist das nicht<br />
möglich. Pascal ist der Meinung, „dass alles<br />
Unglück der Menschen einem entstammt,<br />
nämlich dass sie unfähig sind, in Ruhe allein<br />
in ihrem Zimmer bleiben zu können.“ [12] Eine<br />
positive Kultur der Einsamkeit ist Voraussetzung<br />
für jede schöpferische, geistige und<br />
geistliche Tätigkeit. „Es gibt keine freie<br />
Gesellschaft ohne Stille, ohne einen inneren<br />
und äußeren Bereich der Einsamkeit, in dem<br />
sich Freiheit entfalten kann.“ [13] Einsamkeit<br />
kann der Indikator für die unverwechselbare<br />
Freiheit des Einzelnen sein und zum Ort der<br />
Selbsterkenntnis werden, an der kein geistlicher<br />
Weg vorbeiführt. „Bete, dass deine<br />
Einsamkeit der Stachel werde, etwas zu finden,<br />
wofür du leben kannst, und groß genug,<br />
um dafür zu sterben.“ [14]
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Leidenschaft und Gelassenheit<br />
Die Botschaft vom Reich Gottes wird von<br />
Jesus als faszinierend, packend, anziehend<br />
erzählt. „Mit dem Himmelreich ist es wie mit<br />
einem Schatz, der in einem Acker vergraben<br />
war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber<br />
wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er<br />
alles, was er besaß, und kaufte den Acker.<br />
Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit<br />
einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.<br />
Als er eine besonders wertvolle Perle fand,<br />
verkaufte er alles, was er besaß und kaufte<br />
sie.“ (Mt 13,44-46) Die Heiligen waren samt<br />
und sonders leidenschaftliche Gottsucher:<br />
Augustinus spricht vom unruhigen Herzen,<br />
das ruhelos ist, bis es in Gott ruht, und selbst<br />
beim nüchternen Philosophen Hegel lesen wir,<br />
„dass nichts Großes in der Welt ohne Leidenschaft<br />
vollbracht worden ist.“ [15] Die Sehnsucht<br />
nach dem Glück in Gott, die Freude am<br />
Reich Gottes muss durch den Schmelztiegel<br />
der Armut, des Lassens: „Selig, die arm sind<br />
vor Gott.“ (Mt 5,3) Die Nachfolge Jesu ist verbunden<br />
mit dem Loslassen und Verlassen von<br />
Eltern, Frau, Kindern, Beruf und Besitz (Mt<br />
4,18-22par; Mt 16,24- 28par; Lk 14,25-27).<br />
Eine christologisch-pneumatologische Synthese<br />
verbindet die menschliche Sehnsucht<br />
und den Eros (desiderium, amor-appetitus)<br />
mit selbstvergessenem Dienst und Gelassenheit<br />
[16] . Ohne Leidenschaft, ohne liebende<br />
Hinwendung, ohne Eros für Gott zerfällt<br />
Nachfolge in asketische Peitschenknallerei, in<br />
Moralismus oder Idealismus. Liebe ist ja nicht<br />
zuerst finstere Pflichterfüllung oder geplagte<br />
Sorge und Fürsorge. Zuerst ist die Faszination<br />
und Selbstvergessenheit der Liebe hingerissenes<br />
Lob, feiernde Rühmung, Entzückung<br />
und das Glück des Festes.<br />
Diese Freude, diesen Eros, diese Faszination<br />
gilt es in seiner Dynamik in aktive Indifferenz,<br />
in das gelassene Tun, in die dienende Bereitschaft,<br />
in liebende Aufmerksamkeit, in Sich-<br />
Anvertrauen und in Kontemplation einzubergen.<br />
In dieser Synthese wird die monologische<br />
Struktur des Eros und der Sehnsucht<br />
aufgebrochen. Im Eros steckt ja auch die<br />
Versuchung wie der Gebrauch des anderen<br />
zur eigenen Befriedigung, die Vergewaltigung<br />
des anderen, die Ausbeutung für das eigene<br />
Vergnügen oder auch die Degradierung zur<br />
Ware. Der Eros kann sich selbst verfallen und<br />
zum Narzissmus verkommen. In der Sehnsucht<br />
steckt die Versuchung zur Sucht. Die<br />
leere Fixierung der Sehnsucht schlägt nach<br />
Kierkegaard in Schwermut, in die Krankheit<br />
zum Tod um. So verlangt die christliche Tradition<br />
die Läuterung des Eros, damit Achtung<br />
und Ehrfurcht vor der Unverfügbarkeit des<br />
anderen ihn begleiten. Gefordert ist eine<br />
Kultivierung, nicht jedoch ein rigoristisches<br />
Ausmerzen jeder Lust und Freude. Die<br />
Indifferenz und Gelassenheit ist kein auflösendes,<br />
resignierendes Geschehenlassen, keine<br />
reine Passivität. „Dies sei die erste Regel im<br />
Tun: Vertraue so auf Gott, als hinge der gesamte<br />
Erfolg der Dinge von dir, nicht von Gott<br />
ab; aber wende ihnen so alle Mühe zu, als<br />
würdest du nichts und Gott alles allein tun.“<br />
(Ignatius von Loyola) [17]<br />
Die Sehnsucht nach Gott, der Eros für das<br />
Reich Gottes, die Leidenschaft für die Seelsorge,<br />
aber auch die innere Freiheit sind<br />
gegenwärtig bei vielen Priestern gefährdet<br />
durch einen Mangel an geistlicher Lebenskultur,<br />
durch Überforderung und Resignation,<br />
durch Bürokratisierung. Einer der ersten, der<br />
sich kritisch mit der Bürokratisierung der<br />
deutschsprachigen Kirche auseinandergesetzt<br />
hat, war der im Februar 1945 von den<br />
Nazis hingerichtete Jesuit Alfred Delp. [18] Die<br />
Verbürgerlichung und Bürokratisierung führt<br />
zu einem Menschentyp, „vor dem selbst der<br />
Geist Gottes, man möchte sagen, ratlos steht<br />
und keinen Eingang findet, weil alles mit bürgerlichen<br />
Sicherheiten und Versicherungen<br />
verstellt ist.“ [19] Der Bürger ist für ihn „das<br />
ungeeignetste Organ des Heiligen Geistes.“<br />
[20] Und deswegen müssen der bürgerliche<br />
Lebensstil und die bürokratische Kirche<br />
unter das schöpferische und heilende Gericht<br />
der Anrufung des Hl. Geistes gestellt werden.<br />
[21] So kritisiert Delp massiv Selbstgenügsamkeit<br />
und Inzüchtigkeit im kirchlichen<br />
Leben. Die amtliche Kirche ist in seinen<br />
Weihnachtsbetrachtungen nicht an der Krippe<br />
zu finden. „Aber die Amtsstuben! Und die verbeamteten<br />
Repräsentanten. Und diese unerschütterlich<br />
– sicheren ‚Gläubigeʼ! Sie glauben<br />
an alles, an jede Zeremonie und jeden<br />
Brauch, nur nicht an den lebendigen Gott.“ [22]<br />
21
Delp schreibt von einer neuen Leidenschaft,<br />
die sich aus der äußeren Aufgabe und dem<br />
Wachstum des inneren Lichtes entzünden<br />
muss: „Die Leidenschaft des Zeugnisses für<br />
den lebendigen Gott; denn den habe ich kennen<br />
gelernt und gespürt. Dios solo basta, das<br />
stimmt. Die Leidenschaft der Sendung zum<br />
Menschen, der lebensfähig und lebenswillig<br />
gemacht werden soll.“ [23] Und es sind adventliche<br />
Gestalten, durch welche die Hoffnung<br />
wächst, die selbst Menschen der Hoffnung<br />
und der Verheißung sind. [24]<br />
Gib deinem Knecht ein hörendes Herz<br />
„Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz.“<br />
(1 Kön 3,9) Das ist die Bitte des Salomo auf<br />
die Aufforderung Gottes nachts im Traum in<br />
Gibeon, eine Bitte auszusprechen, die Gott<br />
ihm gewähren will. Das hörende Herz sieht er<br />
als Voraussetzung dafür, das Volk zu regieren<br />
und das Gute vom Bösen unterscheiden zu<br />
können. In den Weisungen der Wüstenväter<br />
ist die Dimension des Sehens angesprochen:<br />
„Der Mönch muss sein wie die Cherubim und<br />
Seraphim: ganz Auge!“ [25] Allen bekannt ist<br />
der Satz des Kleinen Prinzen: „Man sieht nur<br />
mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für<br />
die Augen unsichtbar.“ Beim hörenden Herz<br />
und beim sehenden Herzen geht es um<br />
Aufmerksamkeit und Wahrnehmung.<br />
Aufmerksamkeit weist einen Doppelcharakter<br />
auf: Aufmerksamsein bedeutet einerseits eine<br />
Aktivität unserer selbst; Leistung unserer<br />
Freiheit. Wir gehen über uns selbst hinaus in<br />
der Absicht, dass sich uns die Welt erschließen<br />
soll. Diese Intentionalität suspendiert<br />
sich aber zugleich selbst: „Das<br />
Hinausgehen über uns selbst geschieht in<br />
einem ursprünglichen Erleiden; einer Liebe,<br />
die ein Gehorchen ist. Das in der Aufmerksamkeit<br />
geschehende Uns-Überschreiten<br />
geschieht als eine Leistung und<br />
Anstrengung unserer selbst, aber als eine „negative<br />
Anstrengung“, als ein „effort negatif“ [26] .<br />
Aufmerksamkeit bedeutet ein Warten auf das<br />
andere als das Unverfügbare. Warten braucht<br />
Zeit. „Zeit brauchen heißt: nichts vorwegnehmen<br />
können, alles erwarten müssen, mit dem<br />
Eigenen vom andern abhängig sein.“ [27]<br />
22<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Aufmerksamkeit geschieht in der harrenden<br />
Geduld. „In dieser Einwilligung in das Bedürfen<br />
des anderen, deren Zeitigungssinn in<br />
einem Leerwerden von den eigenen Vorgriffen<br />
liegt, werde ich aber bereit für die Gabe, die im<br />
Ereignis des Sich-mir-Gebens des Anderen<br />
als des Anderen liegt. Der Sinn von Sein zeigt<br />
sich als die Gabe des ‚Gebensʼ, das nur seine<br />
Gabe gibt, sich selbst jedoch in solchem<br />
Geben verbirgt und entzieht.“ [28] Im Empfangen<br />
der Gabe empfange ich zugleich mich<br />
selbst als den, dem gegeben wird. Erst in der<br />
Freigabe an das Ereignis der Gabe des anderen<br />
finde ich auch zu mir selbst, darf ich in<br />
Wirklichkeit selbst sein.<br />
Herz und Vernunft<br />
Für Blaise Pascal und für Karl Rahner steht<br />
das Herz nicht für Unvernunft oder Irrationalität.<br />
Im Gegenteil: Im Herzen bündelt sich die<br />
Weisheit, die das Leben mit allen existentiellen<br />
Höhen und Tiefen auf Gott hin ausrichten<br />
kann. Für eine geistliche Lebenskultur heißt<br />
das: Der Seelsorger der Zukunft wird eine<br />
theologische Persönlichkeit sein, d.h. eine<br />
theologische Urteilskraft haben, oder er wird<br />
nicht mehr sein. Theologie ist denkerisch<br />
bewältigtes Leben im Angesicht Gottes. Es<br />
wäre fatal, wenn Seelsorger ihr Selbstverständnis<br />
aus den gerade üblichen Moden<br />
beziehen würden. Schon aus Selbstachtung<br />
des pastoralen Dienstes darf der Stil der denkerischen<br />
Auseinandersetzung nicht von<br />
außen her aufgezwungen werden. Das Feld<br />
ausschließlich den Humanwissenschaften zu<br />
überlassen, käme einer Bankrotterklärung des<br />
Glaubens und der Theologie gleich. Wichtig<br />
wäre, und das erwarten auch die Menschen<br />
von Priestern und Pastoralassistenten, dass<br />
sie geistige und geistliche Persönlichkeiten<br />
sind, deren Selbstbewusstsein aus der<br />
Wahrheit Gottes kommt. Was ist damit<br />
gemeint? Für eine theologische Persönlichkeit<br />
[29] steht die Frage nach Gott im Mittelpunkt<br />
des Nachdenkens. Sie ist von Gott, der<br />
alle Wirklichkeit bestimmt, angerührt, ergriffen,<br />
ja fasziniert. Dabei ist der Theologe ein<br />
Existenzdenker. In der Theologie ist die einmalige<br />
Lebensgeschichte wieder zu erkennen
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
und zu verantworten. Es wäre fatal, wenn<br />
wichtige Lebensbereiche tabuisiert und ausgeklammert<br />
werden, z. B. Leid, Schuld,<br />
Krankheit oder Tod. Es geht um eine geistige<br />
und geistliche Sensibilität, um die Teilnahme<br />
am Lebensdrama anderer, um das selbstlose<br />
Sich-Hineindenken. Eine theologische Persönlichkeit<br />
sollte vorleben, dass sie von der<br />
Gnade und vom Trost Gottes lebt.<br />
„Cor ad cor loquitur“ (John Henry Newman) [30]<br />
„Diese Spiritualität (in der Kirche der Zukunft)<br />
wird sich immer auf Jesus Christus, den<br />
Gekreuzigten und Auferstandenen als letzte<br />
siegreiche und irreversible Selbstzusage<br />
Gottes in geschichtlicher Greifbarkeit an die<br />
Welt beziehen, wird Nachfolge Jesu sein und<br />
von ihm und von der Konkretheit seines<br />
Lebens her eine Norm, ein inneres Strukturprinzip<br />
empfangen, das sich nicht mehr in<br />
eine theoretische Moral auflösen lässt; sie<br />
wird immer Annahme des Todesschicksals<br />
Jesu sein, der sich in seinem Tod ohne<br />
Rückversicherung und doch bedingungslos<br />
offen in den Abgrund der Unbegreiflichkeit<br />
Gottes und seiner unberechenbaren Verfügungen<br />
fallen ließ in dem Glauben, der<br />
Hoffnung und der Liebe, dass man so und<br />
nicht anders zur unendlichen Wahrheit,<br />
Freiheit und Seligkeit Gottes selber<br />
gelangt.“ [31] – Kann man wirklich einen<br />
Menschen lieben, der vor 2000 Jahren gelebt<br />
hat, der von uns durch den Graben der<br />
Geschichte, durch den Unterschied der Kultur<br />
und durch geographische Räume getrennt ist?<br />
Die Gefahr ist sicher groß, dass dieses<br />
Verhältnis der Liebe sich in Moral auflöst oder<br />
zu einer bloßen Idee verkümmert. Auch die<br />
Gefahr der Projektion ist nicht von der Hand<br />
zu weisen.<br />
Weil Gott ein Gott der Lebenden und Jesus<br />
der von Gott endgültig Gerettete, der<br />
Auferstandene ist und weil ein großer räumlicher<br />
und zeitlicher Abstand für Menschen, die<br />
lieben wollen, keine Unmöglichkeit für die<br />
Liebe bedeutet, können wir uns auf Jesus<br />
absolut in bedingungsloser Liebe einlassen<br />
und ihm vertrauen. Weil der räumliche und<br />
zeitliche Abstand eingebunden ist in den<br />
fundamentaleren Unterschied zwischen den<br />
Personen, deren Differenz nicht Hindernis,<br />
sondern Voraussetzung für die Einheit der<br />
Liebe in Unterschiedenheit ist, kann man<br />
„Jesus in wahrer, echter, unmittelbarer Liebe<br />
als ihn selbst lieben.“ (Karl Rahner) [32] Dabei<br />
ist es nicht unsere eigene Initiative, sondern<br />
die Initiative Jesu, der uns die Liebe und<br />
Freundschaft zu ihm ermöglicht. Er ist in dieser<br />
Liebe das „universale concretum“, dem wir<br />
in personaler Liebe nachfolgen können.<br />
Aus den Exerzitien des Ignatius [33] spricht<br />
nicht vordergründig der Ton der Freundschaft,<br />
sondern eher einer der Strenge, der Kürze<br />
und der Unpersönlichkeit. Die Glut des<br />
Gehalts ist verborgen und verhüllt. Ignatius<br />
versteht sich eher als apostolischen Gefährten<br />
und Christus meist als den Herrn und als den<br />
König. Von seiner Biographie her ist es eine<br />
durchaus erstrebenswerte und positive<br />
Aufgabe, am Hof als „Knecht“ zu dienen. So<br />
sind auch Knechtsein und Freundschaft kein<br />
absoluter Gegensatz. Auch wenn das Verhältnis<br />
zu Christus vorwiegend als zum Herrn<br />
beschrieben wird, gibt es ein Gefälle auf<br />
Freundschaft hin, wenn er den Dialog mit<br />
Jesus als Gespräch mit einem Freund<br />
umschreibt: „Das Gespräch wird mit richtigen<br />
Worten gehalten, so wie ein Freund mit seinem<br />
Freunde spricht oder ein Knecht zu seinem<br />
Herrn, bald um eine Gnade bittend, bald<br />
sich wegen eines begangenen Fehlers anklagend,<br />
bald seine Anliegen mitteilend und dafür<br />
Rat erbittend.“ (EB 54) Und wir dürfen in den<br />
Exerzitien „betrachten das Trösteramt, das<br />
Christus Unser Herr ausübt, und damit vergleichen<br />
die Art, wie ein Freund seinen Freund<br />
zu trösten pflegt.“ (EB 224) Die Exerzitien sind<br />
durchaus die Einübung in eine Freundschaft.<br />
Es geht um das Vertraut-Werden mit dem<br />
Herrn wie um die Einübung in die „Gesinnung,<br />
die dem Leben in Christus entspricht“ (Phil<br />
2,3), um das Erspüren der Gestaltwerdung<br />
Jesu in uns. In der Begegnung mit Jesus, in<br />
der Zwiesprache mit ihm kristallisiert sich das<br />
Bild und Gleichnis Gottes in mir heraus.<br />
Die Freundschaft mit Jesus ist für Papst<br />
Benedikt XVI. charakteristisch für einen<br />
erwachsenen Glauben: Wer erwachsen<br />
glaubt, ist nicht mehr infantil und auch nicht<br />
pubertär. Infantil ist der, der es sich mit keinem<br />
23
vertun will, weil er Angst vor Liebes- und<br />
Sympathieentzug hat uns sich nicht getraut,<br />
jemandem zu widersprechen. Infantile vermeiden<br />
in ihrer Suche nach Harmonie jeden eigenen<br />
Standpunkt. Sie gehen ständig Symbiosen<br />
ein, sind jedoch unfähig zu<br />
Beziehungen unter freien und erwachsenen<br />
Menschen. Pubertär sind bloße Neinsager.<br />
Das Nein ist nekrophil, wenn es aus dem Hass<br />
oder aus einer hochmütigen Abwehrreaktion<br />
kommt. Erwachsen sind auch nicht die<br />
Wendehälse. Die Wendehälse sind überall<br />
dabei, die Widersprüche gehören zum<br />
System. Ja und Nein verkommen zu einer<br />
Frage des Geschmacks und der Laune,<br />
Leben oder Tod wird zur Frage des besseren<br />
Durchsetzungsvermögens, Wahrheit oder<br />
Lüge eine Frage der besseren Taktik, Liebe<br />
oder Hass eine Frage der Hormone, Friede<br />
oder Krieg eine Frage der Konjunktur. Im<br />
Zeitalter des kulturellen Pluralismus neigen<br />
nicht wenige dazu, die widersprüchlichsten<br />
Auffassungen im Bereich der Ethik oder<br />
Religion gelten zu lassen.<br />
Für einen erwachsenen Glauben ist die<br />
Freundschaft mit Jesus zentral: „Erwachsen<br />
ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode<br />
und der letzten Neuheit folgt; erwachsen und<br />
reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft<br />
mit Christus verwurzelt ist. Diese<br />
Freundschaft macht uns offen gegenüber<br />
allem, was gut ist und uns das Kriterium an die<br />
Hand gibt, um zwischen wahr und falsch, zwischen<br />
Trug und Wahrheit zu unterscheiden.<br />
Diesen erwachsenen Glauben müssen wir reifen<br />
lassen, zu diesem Glauben müssen wir<br />
die Herde Christi führen. Und dieser Glaube -<br />
der Glaube allein - schafft die Einheit und verwirklicht<br />
sich in der Liebe.“ (Benedikt XVI.)<br />
Selig die Barmherzigen<br />
„Er sah ihn und ging weiter“, so heißt es vom<br />
Priester und Leviten, die am Wegrand den<br />
Halbtoten liegen sehen, aber nicht helfen (Lk<br />
10,31.32). Menschen sehen und doch übersehen,<br />
Not vorgeführt bekommen und doch<br />
ungerührt bleiben, das gehört zu den<br />
Kälteströmen der Gegenwart. – Im Blick der<br />
Anderen, gerade des armen Anderen erfahren<br />
24<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
wir den Anspruch: Du darfst mich nicht gleichgültig<br />
liegen lassen, du darfst mich nicht verachten,<br />
du musst mir helfen. Jesus lehrt nicht<br />
eine Mystik der geschlossenen Augen, sondern<br />
eine Mystik der offenen Augen und damit<br />
der unbedingten Wahrnehmungspflicht für das<br />
Leid anderer. Jesu Sehen führt in menschliche<br />
Nähe, in die Solidarität, in das Teilen der Zeit,<br />
das Teilen der Begabungen und auch der<br />
materiellen Güter. „Für alle, die in den karitativen<br />
Organisationen der Kirche tätig sind,<br />
muss kennzeichnend sein, dass sie nicht bloß<br />
auf gekonnte Weise das jetzt Anstehende tun,<br />
sondern sich dem anderen mit dem Herzen<br />
zuwenden. Ein sehendes „Herz sieht, wo<br />
Liebe Not tut und handelt danach.“ [34] „Ich<br />
muss ein Liebender werden, einer, dessen<br />
Herz der Erschütterung durch die Not des<br />
anderen offen steht. Dann finde ich meinen<br />
Nächsten, oder besser: dann werde ich von<br />
ihm gefunden.“ [35]<br />
So sehr auch manche Kritik an der bloßen<br />
Barmherzigkeit (ohne oder gegen die Gerechtigkeit)<br />
berechtigt sein mag, so ist doch<br />
auch die Kehrseite der Medaille zu beachten.<br />
Wenn Mitleid und Barmherzigkeit eigentlich<br />
nicht sein sollen und dieses Urteil allmählich<br />
ins Bewusstsein aller einsickert, dann entspringen<br />
neue Kälteströme (Ernst Bloch). Der<br />
Kult des schönen, starken, gesunden und<br />
erfolgreichen Lebens macht die Erbarmungslosigkeit<br />
zum Prinzip und führt am Ende den<br />
Sozialdarwinismus in jeden Lebensbereich<br />
ein. Es gibt keine Sorge mehr für die, denen<br />
der Atem ausgeht; die Alten, Kranken, Behinderten<br />
werden ihrem eigenen Schicksal<br />
überlassen und aus dem öffentlichen Blickfeld<br />
verbannt. Ein isoliertes Leistungs- und Erfolgsdenken,<br />
der Kult der Tüchtigkeit verkehrt<br />
sich in Rücksichtslosigkeit. In der Evolution<br />
als gesellschaftliches Prinzip herrscht das<br />
Recht des Stärkeren, bei dem die Kleinen von<br />
den Großen gefressen werden. Eine optimistische<br />
Rede vom Menschen in der Aufklärung<br />
vergisst die Opfer der Geschichte, denen<br />
keine Gerechtigkeit mehr widerfahren kann.<br />
Die Flucht ins System kennt nur noch ein<br />
Phantombild „Mitmensch“, eine allgemeine<br />
Philanthropie, sie hält aber den Blick des konkreten<br />
Menschen in der Not nicht aus.
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Was gehört zur Barmherzigkeit? Zunächst ist<br />
es eine liebende, offene, wahrnehmende und<br />
hörende Aufmerksamkeit, welche das Leiden<br />
anderer sehen und es sich zu Herzen gehen<br />
lässt. Eine solche Aufmerksamkeit setzt ein<br />
leidenschaftliches Interesse für den Menschen<br />
voraus. Erst durch diese Gesinnung<br />
wird der Nächste zum Nächsten. Sonst bleibt<br />
der äußerlich Nahe fremd und auf Distanz.<br />
Barmherzigkeit kann nicht erzwungen werden.<br />
Sie äußert sich spontan und frei. Die Freiheit<br />
der Barmherzigkeit steht auch für die Absichtslosigkeit<br />
der Zuwendung. Sie wird pervertiert<br />
zu Lieblosigkeit und Kälte, wenn sie<br />
nicht um ihrer selbst willen geschieht, sondern<br />
mit Verzweckung, mit Berechnung, mit<br />
Gegenerwartungen und Geschäften (auch im<br />
religiösen Sinn) verbunden ist. Barmherzigkeit<br />
bleibt in Gesinnung und Tat arm: Der Geber<br />
stellt sich selbst nicht in den Mittelpunkt, er<br />
zieht nicht die Aufmerksamkeit auf sich, er will<br />
sogar zugunsten der Tat übersehen werden<br />
und zieht sich zurück. Es geht nicht um eine<br />
gönnerische Großzügigkeit, die an der Leine<br />
hält und Applaus bzw. Dankbarkeit erwartet.<br />
Echte Barmherzigkeit kennt keine Gegenforderungen<br />
und schafft keine Abhängigkeiten.<br />
An dieser Armut unterscheidet sich<br />
letztlich wahre Liebe von „lebensweisem<br />
Egoismus“ [36] Alles andere wäre für den<br />
Empfangenden eine Demütigung.<br />
Ein Herz und eine Seele: Spiritualität der<br />
Gemeinschaft<br />
Nicht selten sind es die Summarien der<br />
Apostelgeschichte, die als Ideal kirchlicher<br />
Gemeinschaft vor Augen geführt werden:<br />
„Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten<br />
eine Gemeinschaft und hatten alles<br />
gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und<br />
gaben allen davon, jedem so viel, wie er nötig<br />
hatte. Tag für Tag verharrten sie einmütig im<br />
Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot<br />
und hielten miteinander Mahl in Freude und<br />
Einfalt des Herzens.“ (Apg 2,44-46) „Die<br />
Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und<br />
eine Seele. Keiner nannte etwas von dem,<br />
was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten<br />
alles gemeinsam. Mit großer Kraft legten<br />
die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung.“<br />
(Apg 4,32f.) [37]<br />
Beim Hören dieser idealen Zustände kommen<br />
dann rasch der Frust über die gegenwärtigen<br />
Zustände, die Enttäuschung über die real existierende<br />
Kirche, die Aggression gegenüber<br />
den verantwortlichen Personen und Institutionen.<br />
Wenn wir die Apostelgeschichte insgesamt<br />
lesen und von ihr her unsere kirchlichen<br />
Erfahrungen deuten, so kommen viele Parallelen:<br />
„Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung,<br />
so dass sie (Paulus und Barnabas)<br />
sich voneinander trennten.“ (Apg 15,39).<br />
Wenn wir die Zeugnissen der ersten Gemeinden<br />
genauer anschauen, so gibt es da<br />
Machtfragen, Drangsale, Konflikte, Auseinandersetzungen,<br />
Eifersucht, Neid, Zu-kurz-Kommen,<br />
Kleiderfragen, Ritusstreitigkeiten, Genderthemen,<br />
Probleme mit der Gemeindeordnung,<br />
mit der Prophetie, Auseinandersetzungen<br />
um Ehe und Ehebruch, Individualisierungstendenzen,<br />
Geld und Solidarität, Glaubensfragen<br />
usw. Es gibt Tratsch auf dem<br />
Areopag (Apg 17,21), dann wird Mut zugesprochen<br />
(Apg 16,40), da gibt es das Stärken<br />
der Brüder (Apg 18,23). Beim Abschied fielen<br />
alle Paulus um den Hals, brachen in Weinen<br />
aus und küssten ihn (Apg 20, 36-38)<br />
Die konkrete Kirche ist wie die Urgemeinde<br />
und die ersten Gemeinden des Paulus nicht<br />
eine Gemeinschaft von ausschließlich Gesunden<br />
und Reifen, sondern eine höchst<br />
gemischte Gesellschaft. So sind auch die real<br />
existierenden Gemeinschaften kein idealistisches<br />
Paradies. Die ideale Kommunikation<br />
gehört dem Gespensterreich an. In der konkreten<br />
Wirklichkeit gibt es gestörte, zerstörende<br />
und zerstörte Beziehungen, Behinderungen,<br />
Belastungen, Kränkungen, Machtverhältnisse<br />
im Miteinander. Da ist die Sehnsucht<br />
nach Beheimatung und die Beziehungslosigkeit<br />
in der Realität. Oder noch schlimmer:<br />
die anderen sind die Hölle. Die neurotischen<br />
Verzerrungen und Behinderungen sind bei<br />
Paulus Material der Communio. Er rühmt sich<br />
seiner Schwächen (2 Kor 12,9; 1 Kor 1,18-31).<br />
Es wäre gerade die Herausforderung, mit den<br />
Licht- und mit den Schattenseiten, mit den<br />
Rosen und Neurosen beziehungsreich umzugehen.<br />
25
Johannes Paul II. skizziert in seinem Apostolischen<br />
„Novo millennio ineunte“ vom 6.1.2001<br />
eine Spiritualität der Gemeinschaft: „Die<br />
Kirche zum Haus und zur Schule der<br />
Gemeinschaft machen, darin liegt die große<br />
Herausforderung. …Vor der Planung konkreter<br />
Initiativen gilt es, eine Spiritualität der<br />
Gemeinschaft zu fördern. … Spiritualität der<br />
Gemeinschaft bedeutet vor allem, den Blick<br />
des Herzens auf das Geheimnis der<br />
Dreifaltigkeit zu lenken, das in uns wohnt und<br />
dessen Licht auch auf dem Angesicht der<br />
Brüder und Schwestern neben uns wahrgenommen<br />
werden muß. Spiritualität der Gemeinschaft<br />
bedeutet zudem die Fähigkeit, den<br />
Bruder und die Schwester im Glauben in der<br />
tiefen Einheit des mystischen Leibes zu<br />
erkennen, d.h. es geht um „einen, der zu mir<br />
gehört“, damit ich seine Freuden und seine<br />
Leiden teilen, seine Wünsche erahnen und<br />
mich seiner Bedürfnisse annehmen und ihm<br />
schließlich echte, tiefe Freundschaft anbieten<br />
kann. Spiritualität der Gemeinschaft ist auch<br />
die Fähigkeit, vor allem das Positive im anderen<br />
zu sehen, um es als Gottesgeschenk<br />
anzunehmen und zu schätzen: nicht nur ein<br />
Geschenk für den anderen, der es direkt empfangen<br />
hat, sondern auch ein „Geschenk für<br />
mich“. Spiritualität der Gemeinschaft heißt<br />
schließlich, dem Bruder „Platz machen“ können,<br />
indem „einer des anderen Last trägt“ (Gal<br />
6,2) und den egoistischen Versuchungen<br />
widersteht, die uns dauernd bedrohen und<br />
Rivalität, Karrierismus, Misstrauen und Eifersüchteleien<br />
erzeugen. Machen wir uns keine<br />
Illusionen: Ohne diesen geistlichen Weg würden<br />
die äußeren Mittel der Gemeinschaft<br />
recht wenig nützen. Sie würden zu seelenlosen<br />
Apparaten werden, eher Masken der<br />
Gemeinschaft als Möglichkeiten, dass diese<br />
sich ausdrücken und wachsen kann.“ [38]<br />
Geistliche Lebenskultur<br />
Willi Lambert nennt in seinem neuen Buch<br />
„Zeiten zum Aufatmen. Seelsorge und christliche<br />
Lebenskultur“ ein Alphabet „christlicher<br />
Lebenskultur“: Adventszeit, Askese, Beichte,<br />
Bibel, Bilder, Bräuche, Caritas, Diakonie,<br />
Ethik, Europa-Kultur, Exerzitien, Familie,<br />
26<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Fastenzeit, Friedhöfe, Gebet, Gefängnisseelsorge,<br />
Gerechtigkeit, Gewissenserforschung,<br />
Gospelsongs, Heilige, Internationalität, Katakomben,<br />
Kathedralen, Kindergärten, Krankenhäuser,<br />
Kirchenkunst, Klöster, Kontemplation,<br />
Liedgut, Liturgie, Märtyrer, Moral, Musik,<br />
Nächstenliebe, Ordensleben, Ostern, Pädagogik,<br />
Rom und tausend andere Orte, Rosenkranz,<br />
Schulen, Sternsinger, Telefonseelsorge,<br />
Tugenden, Universitäten, Vereine,<br />
Versöhnung, Weihnachten, weltweit operierende<br />
Hilfswerke, Woche des Lebens, Zehn<br />
Gebote … [39]<br />
Christliche Lebenskultur ist nicht nur eine<br />
Sache eines innersten Auftrages. Im Buch der<br />
Weisheit werden die Menschen aufgefordert,<br />
Maß zu nehmen an dem, der ein „Liebhaber<br />
des Lebens“ ist, an Jahwe selber. Das betrifft<br />
die persönliche Lebensgestaltung aus dem<br />
Evangelium Jesu Christi heraus. Das betrifft<br />
das Verhältnis von Arbeit und Erholung, von<br />
Spiritualität und Muße, von Freizeit und musischen<br />
Interessen, von Anspannung und<br />
Lösung, von Belastung, Stress und Entlastung.<br />
Christliche Lebenskultur ist eine<br />
Frage des Essens und Trinkens, des Schlafes<br />
und der Bewegung, der Einsamkeit und der<br />
Beziehung. Die Gestaltung kennt mehrere<br />
Kreise, die Primärbeziehungen, das berufliche<br />
Umfeld, die kirchliche, die gesellschaftliche<br />
und die politische Ebene. Nicht zuletzt gehört<br />
ein ökologisch verantwortlicher Umgang mit<br />
der Umwelt dazu. All da entwickeln wir<br />
„Üblichkeiten“, Bräuche, Gewohnheiten,<br />
Regeln, Lebensphilosophien, all da ziehen wir<br />
Hilfen heran, die zu einer Kultur gehören oder<br />
etwas über meine Verwahrlosung und Un-<br />
Kultur sagen.<br />
Es ist eine Frage der Zukunftsfähigkeit der<br />
Kirche und in ihr auch der Priester, ob es uns<br />
gelingt, eine Lebenskultur aus dem Evangelium<br />
neu zu gestalten, eine Sozialform des<br />
Glaubens zu finden, in der es ein entkrampfteres<br />
Verhältnis zwischen Priestern und Laien<br />
gibt, gelöste Beziehungen zwischen Frauen<br />
und Männern, innerlich freier in der Offenheit<br />
und Gastfreundschaft für suchende Menschen,<br />
nicht zu sehr mit uns selbst und den<br />
eigenen Problemen beschäftigt.<br />
Die evangelischen Räte stellen eine Lebenskultur<br />
aus dem Evangelium heraus dar. Dies
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
sicher nicht eindeutig, weil sie ja auch<br />
Ausdruck von Unkultur, Lebensfeindlichkeit,<br />
Freiheitsverweigerung, Wirklichkeitsflucht und<br />
Beziehungslosigkeit sein können. Aber sie<br />
sind in ein dynamisches Bezugsfeld eingebunden.<br />
Sie sind hinein genommen in vielfältige<br />
Formen zwischenmenschlicher Kommunikation<br />
wie gegenseitige Annahme und<br />
Freigabe, Wahrnehmung, Einsatz, Solidarität,<br />
Kampf, Beanspruchung und Kritik, sie sind<br />
Verwirklichung der Liebe und Freiheit und<br />
nehmen zugleich an diesen ihr Maß. [40]<br />
Manfred Scheuer, Bischof von Innsbruck<br />
[1] Blaise Pascal, Über die Religion und über einige<br />
andere Gegenstände (Pensées), übertragen<br />
und herausgegeben von E. Wasmuth,<br />
Lambert Schneider; Heidelberg 1946; vgl.<br />
dazu Winfried Hover, Der Begriff des Herzens<br />
bei Blaise Pascal. Gestalt, Elemente der<br />
Vorgeschichte und der Rezeption im 20.<br />
Jahrhundert, Friedingen a. D. 1993.<br />
[2] Pensées 248.<br />
[3] Hugo Rahner, Eucharisticon fraternitatis, in:<br />
Gott in Welt 2, 895-899, hier 897; Karl Rahner,<br />
Ecclesia ex latere Christi (unveröffentl. Diss.)<br />
Innsbruck 1936; zur Herz-Jesu-Verehrung: III,<br />
379-415; VII, 481-508; XVI, 405-420; Sendung<br />
und Gnade 517-550; zur Theologie des<br />
Symbols: IV, 275-311; Art. Herz, in: HThG 2,<br />
328-336; A. Callahan, Karl Rahners Spirituality<br />
of the Pierced Heart. A Reinterpretation of<br />
Devotion to the Sacred Heart, Lanhan - New<br />
York - London 1985.<br />
[4] Vgl. Schriften zur Teologie III, 381.<br />
[5] Schriften zur Theologie IV, 278; vgl. X, 422.<br />
[6] VII, 485; vgl. III, 382.<br />
[7] VII, 137.<br />
[8] Sendung und Gnade 538.<br />
[9] Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim,<br />
Zürich 101987,830.<br />
[10] Aurelius Augustinus, Selbstgespräche, Von<br />
der Unsterblichkeit der Seele. Lat. u. dt.<br />
Gestaltung d. lat. Textes von H. Fuchs. Einf.,<br />
Übertr., Erl. u. Anm. von H. Müller, München -<br />
Zürich 1986,47.1 (S 18f.).<br />
[11] Theresia von Jesu, Sämtliche Schriften, übersetzt<br />
und bearbeitet v. A. Alkofer, Bd.V, 342.<br />
[12] Blaise Pascal, Pensées Fr 139.<br />
[13] Herbert Marcuse, Über Revolte, Anarchismus<br />
und Einsamkeit, Frankfurt a. M. 1969, 43.<br />
[14] Dag Hammarsjöld, Zeichen am Weg,<br />
München 1967, 51.<br />
[15] WW (Glockner) 11,52.<br />
[16] Vgl. Hans Urs von Balthasar, Herrlichkeit. Eine<br />
theologische Ästhetik III/l, Einsiedeln 1965;<br />
Jörg Splett, Leben als Mit-Sein. Vom trinitarisch<br />
Menschlichen, Frankfurt a. M. 1990, 103.<br />
[17] Thesaurus spiritualis Societatis Jesu, Vatikan<br />
1948, 480. Vgl. dazu Hugo Rahner, Ignatius<br />
von Loyola als Mensch und Theologe,<br />
Freiburg 1964, 230ff.<br />
[18] Vgl. dazu Gotthard Fuchs, Der Bürokratisierungs-Gegner,<br />
in: Die Furche 38 (20.<br />
September 2007) 10.<br />
[19] Alfred Delp, Gesammelte Schriften IV: Aus<br />
dem Gefängnis, Frankfurt 1985, 299. Zur<br />
Verbürgerlichung vergleiche auch<br />
Gesammelte Schriften IV, 159.170.<br />
[20] Ges. Schriften IV, 212.<br />
[21] Ges. Schriften IV, 298f.<br />
[22] Ges. Schriften IV, 212.<br />
[23] Ges. Schriften IV, 83.<br />
[24] Ges. Schriften IV, 155.<br />
[25] Weisung der Väter. Apophthegmata Patrum,<br />
auch Gerontikon oder Alphabeticum genannt<br />
(Einl. W. Nyssen, Übers. B. Miller) Trier 1980,<br />
Nr.166.<br />
[26] Simone Weil, Réflexions sur le bon usage des<br />
études scolaires en vue de lʼamour de Dieu,<br />
in: Attente de Dieu, Paris 1950, 71-80.<br />
[27] Bernhard Casper, Das Ereignis des Betens.<br />
Grundlinien einer Hermeneutik des religiösen<br />
Geschehens, München 1998, 26.<br />
[28] Martin Heidegger, Vier Seminare, Frankfurt<br />
1977, 102; Jean-Luc Marion, Réduction et<br />
donation. Recherches sur Husserl, Heidegger<br />
et la phénoménologie, Paris.<br />
[29] Vgl. dazu: Karl Rahner, Zur Reform des<br />
Theologiestudiums (QD 41), Freiburg – Basel<br />
– Wien 1969; Klaus Demmer, Zumutung aus<br />
dem Ewigen, Gedanken zum priesterlichen<br />
Zölibat, Freiburg i. B. 1991, 54-57.<br />
[30] Newmans Wappenspruch als Kardinal steht<br />
z.B. in: Ausgewählte Werke Newmans (Mainz<br />
1951-1969) II/III, 685,702,739.<br />
27
[31] Karl Rahner, Elemente der Spiritualität in der<br />
Kirche der Zukunft, in: Schriften zur Theologie<br />
XIV, 368-381, hier 370.<br />
[32] Karl Rahner, Was heißt Jesus lieben?<br />
Freiburg 1982, 25. Die Freundschaft mit Jesus<br />
ist fundamental für das Verständnis vom<br />
Gebet bei Teresa von Avila: „Meiner Ansicht<br />
nach ist das innerliche Gebet nichts anderes<br />
als ein Freundschaftsverkehr, bei dem wir uns<br />
oft im geheimen mit dem unterreden, von dem<br />
wir wissen, dass er uns liebt.“ (Das Leben.<br />
Erster Band der sämtlichen Schriften, hg. von<br />
Alois Alkofer, München 61984, 8,5). „Mit ihm<br />
kann ich reden wie mit einem Freund, obwohl<br />
er doch der Herr ist.“ (a.a.O. 37,6)<br />
[33] Ignatius von Loyola, Die Exerzitien. Übertragen<br />
von Hans Urs von Balthasar, Einsiedeln<br />
1954. Wir zitieren im Folgenden das Exerzitienbuch<br />
(=EB) im Text.<br />
[34] Benedikt XVI., Deus Caritas est 31.<br />
[35] Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., Jesus von<br />
Nazareth. Erster Teil: Von der Taufe im Jordan<br />
bis zur Verklärung, Freiburg iB. 2007, 237.<br />
28<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
[36] Karl Rahner, Wer ist dein Bruder? Freiburg i.<br />
B. 1981, 40.<br />
[37] Diese Summarien sind in den Ordensregel<br />
aufgegriffen, z.B. Regeln des heiligen Basilius,<br />
in: Hans Urs von Balthasar, Die großen<br />
Ordensregel, Einsiedeln 1974, 81 (Gr. R Nr.<br />
7); 87 (Kl. R 85); Augustinus, Regel Kap. 1-2,<br />
in: Die großen Ordensregeln 161f.; Regula<br />
Benedicti. Die Benediktusregel. Lateinisch/<br />
Deutsch, hg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz,<br />
Beuron 4 2005, 33,6; 34,1; 55,20.<br />
[38] Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben<br />
„Novo millennio ineunte“, Rom 2001, Nr. 43.<br />
[39] Willi Lambert, Zeiten zum Aufatmen.<br />
Seelsorge und christliche Lebenskultur, Mainz<br />
2008, 43.<br />
[40] Vgl. Andreas Knapp, Brennender als Feuer.<br />
Geistliche Gedichte. Mit einem Essay von<br />
Manfred Scheuer, Würzburg 2004, 12-14.
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
S. Exz. Erzbischof Dr. Edmond Farhat<br />
Apostolischer Nuntius in Österreich<br />
Predigt am Herz-Jesu-Fest,<br />
Innsbruck, 30.5.08<br />
aus Anlass der 150-Jahrfeier des Nikolai-<br />
Hauses / Collegium <strong>Canisianum</strong><br />
S. Exz. Erzbischof Dr. Edmont Farhat<br />
„Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen,<br />
die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten:<br />
Er will uns dem Tod entreißen und in der<br />
Hungersnot unser Leben erhalten” (Eröffnungsvers<br />
Herz-Jesu-Messe)<br />
Hochwürdigster Herr Bischof!<br />
Hochwürdiger Pater Regens!<br />
Hochwürdige Mitbrüder im geistlichen Amt!<br />
Liebe Konviktoren! Liebe Canisianer!<br />
Wenn wir uns heute hier im Collegium<br />
<strong>Canisianum</strong> am Herz-Jesu-Fest versammeln,<br />
150 Jahre nach seiner Gründung, haben wir<br />
Recht und Grund, diesen Vers zu wiederholen.<br />
Ja, der Ratschluss des Herrn bleibt ewig und die<br />
Pläne seines Herzens überdauern die Zeit. Was<br />
die Zeit überdauert, ist die Anwesenheit Gottes,<br />
seine Shekinah unter uns, seine Liebe. Die erste<br />
Lesung vom Buch Deuteronomium erinnert uns<br />
daran, dass „unser Gott sein Volk ausgewählt<br />
hat, nicht weil ihr zahlreicher als die anderen<br />
Völker wärt, sondern weil der Herr euch liebt und<br />
weil er treu zu seinem Schwur ist“.<br />
Ich glaube, alle Canisianer, Altkonviktoren und<br />
Konviktoren, hier Anwesende oder in der ganzen<br />
Welt seelsorglich Wirkende, können den Vers<br />
des Deutoronomium wiederholen und dem Herrn<br />
für seinen Ratschluss und seine Liebe danken.<br />
Ihr feiert 150 Jahre des Bestehens eueres<br />
berühmten Konvikts. Mit euch fühlen wir uns in<br />
die Gemeinschaft euerer Vorgänger, Professoren<br />
und Studenten, der lebenden und der verstorbenen<br />
gezogen. Wenn wir heute zurück in die<br />
Vergangenheit schauen, bemerken wir, wie fest<br />
und klar der Ratschluss des Herrn bestanden hat.<br />
Uns nicht nur dem Tod zu entreißen, nicht nur die<br />
Hungersnot unseres Lebens zu stillen, ist er<br />
gekommen, sondern vielmehr hat er uns gelehrt,<br />
„einander zu lieben, denn die Liebe ist aus Gott,<br />
und jeder, der liebt, stammt von Gott“, sagt der<br />
Apostel Johannes in der zweiten Lesung (1 Joh<br />
4,4-5). Der Vater im Himmel hat durch Jesus,<br />
seinen einzigen Sohn, seine Liebe offenbart, so<br />
dass im Sohn allen Menschen die Liebe Gottes<br />
offenbar wird (cf. Mt 11,25-30). Wenn im Alten<br />
Testament von Gott als Gott und Herr gesprochen<br />
wird und darauf gedrängt wird, auf den<br />
Bund zu achten, so wird im Neuen Testament<br />
offenbart, dass Gott selbst zuerst geliebt hat,<br />
denn er ist die Liebe. Die Liebe hat in der<br />
menschlichen Befindlichkeit einen Sitz, das Herz.<br />
Das Herz initiiert die Aktivität des Körpers, umfasst<br />
die Vernunft und zusammen suchen beide,<br />
Gott als Liebe den Menschen zu offenbaren.<br />
Gott hat die Menschen sosehr geliebt, dass er<br />
uns seinen Sohn gesandt hat, den wir im Heiligen<br />
Geist erkennen und lieben können, und zwar<br />
zusammen, in der Gemeinschaft, in der<br />
Communio, der Kirche. Dazu bedarf es der<br />
Ausdauer und Geduld, der Unterscheidung und<br />
Synergie von Herz und Vernunft, von Glauben<br />
und Wissenschaft, um die eigene Berufung zu<br />
überprüfen. In diesem Bewusstsein haben die<br />
Jesuiten vor 150 Jahren dieses Konvikt gegründet<br />
und ihm später den Namen des großen<br />
Kirchenlehrers und Katecheten Petrus Canisius<br />
gegeben, um „beherzt, würdevoll und nüchtern<br />
die Wahrheit zu verteidigen“, und sie haben dieses<br />
Collegium <strong>Canisianum</strong> programmatisch<br />
unter den Schutz des Heiligsten Herzens Jesu<br />
gestellt.<br />
29
Das Herz, in welchem die bedingungslose Liebe<br />
zu den Menschen in all seiner Fülle enthalten ist,<br />
ist das Herz des Gottmenschen Jesus Christus,<br />
das Heiligste Herz Jesu, das hier im Collegium<br />
<strong>Canisianum</strong>, seit seiner Gründung vor 150<br />
Jahren im ehemaligen Nikolaihaus, stets in<br />
besonderer Weise verehrt worden ist. Das geöffnete<br />
Herz des Erlösers ist in einzigartiger Weise<br />
Zeichen und Sinnbild der unermesslichen Liebe<br />
Gottes zu den Menschen, um die er sich beständig<br />
und unaufhörlich müht. Das Geheimnis der<br />
Liebe Gottes ist vor allem Gegenstand der Herz-<br />
Jesu-Verehrung, der christozentrischen Frömmigkeitsform<br />
der Liebe schlechthin.<br />
Mit seiner Enzyklika „Deus caritas est“ knüpft<br />
Papst Benedikt XVI., wie er es in einem offenen<br />
Brief an den Generaloberen der Gesellschaft<br />
Jesus vor zwei Jahren (15. Mai 2006) selbst<br />
angesprochen hat, bewusst immer wieder an die<br />
genau 50 Jahre zuvor von Papst Pius XII. veröffentlichte<br />
Enzyklika “Haurietis aquas“ an, welche<br />
die Herz-Jesu-Frömmigkeit zum besonderen<br />
Thema hat. Gemäß der Enzyklika „Haurietis<br />
aquas“ bilden die Grundlage der kirchlichen<br />
Herz-Jesu-Verehrung nicht die Privatoffenbarungen<br />
von Paray-le-Monial, die vor über 330<br />
Jahren ihren Anfang nahmen, sondern die lehramtlichen<br />
Verlautbarungen der Päpste, die die<br />
Herz-Jesu-Verehrung vor allem in der Heiligen<br />
Schrift, dem Dogma der hypostatischen Union<br />
und der langen Tradition der Übung und Pflege<br />
dieser Frömmigkeitsform der Liebe verankern.<br />
Die kirchliche Herz-Jesu Verehrung ist von zwei<br />
theologischen Prinzipien getragen, so sagen die<br />
Enzykliken: von der Reparatio, der Sühne, und<br />
der Consecratio, der Weihe, und diese beiden<br />
Prinzipien sind auf den Vollzug der göttlichen<br />
Liebe hin zu betrachten.<br />
Reparatio, Sühne, heißt Wiedergutmachung und<br />
Wiederherstellung der verlorenen und preisgegebenen<br />
Liebe. Die Reparatio richtet sich gegen<br />
Krieg und Gewalt, gegen Hass und Feindschaft<br />
und damit gegen die Wurzel aller Sünde. Den<br />
Hass, den andere gesät haben, versucht sie zu<br />
tilgen. Den Krieg, den andere begonnen haben,<br />
will sie beenden. Worte und Taten, die Hass und<br />
Feindschaft provozieren, kann sie vermeiden.<br />
Böses darf nicht mit Bösem vergolten werden,<br />
sondern durch Verzeihung und Gesprächsbereit-<br />
30<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
schaft, durch Unvoreingenommenheit und Kompromissbereitschaft<br />
wollen wir für den Frieden<br />
eintreten und wiedergutmachen, was zerstört<br />
worden ist. Friede ist nicht Abwesenheit des<br />
Krieges, sagt Papst Johannes Paul II., sondern<br />
Mitarbeit und Erneuerung.<br />
Consecratio, Weihe, heißt überzeugte Hingabe<br />
an und aktiver Einsatz für die liebende Verständigung<br />
unter den Menschen. Die Consecratio<br />
setzt sich konsequent und positiv für die praktizierte<br />
Liebe des Verzeihens und Wiedergutmachens<br />
ein und fördert Versöhnlichkeit und<br />
Wohlwollen, Milde und Konstruktivität. Wenngleich<br />
in allen Kontinenten, Ländern, Städten und<br />
Familien immer wieder Krieg und Kampf, Streit<br />
und Entzweiung vorherrschen, so ist dies kein<br />
Grund zu resignieren, sondern Aufruf, hingebungsvoll<br />
der Liebe zwischen den Menschen und<br />
dem Frieden zu dienen. Trotz Gewalt und Rache<br />
versucht die Hingabe in uns Wohlwollen und<br />
Liebenswürdigkeit zu erwecken und in die Tat<br />
umzusetzen.<br />
Die Herz-Jesu-Verehrung ist in diesem Sinne von<br />
einzigartiger sozialer und gesellschaftlicher<br />
Brisanz und Aktualität. Sie gehört nicht der<br />
Vergangenheit an, sondern sie richtet unseren<br />
Blick in die Gegenwart und Zukunft, um auf<br />
Christus zu schauen, wie der Heilige Vater in seiner<br />
vorjährigen Reise nach Österreich gelehrt<br />
hat. Die Herz-Jesu-Verehrung fördert unsere<br />
Beziehung zum Gottmenschen Jesus Christus<br />
und zum Nächsten und das göttliche und wohlwollende<br />
Zusammenleben der Menschen untereinander.<br />
„Die Welt braucht unser Zeugnis gerade<br />
heute“, sagte Benedikt XVI. am 8. September<br />
2007.<br />
Geleitet von den zwei Grundgedanken der Herz-<br />
Jesu-Verehrung, Reparatio et Consecratio,<br />
Wiedergutmachung und Hingabe, können zwischenmenschliche<br />
Beziehungen reifen und<br />
gelingen. In der Liebe sind wir unserem Herrn<br />
und Erlöser Jesus Christus verpflichtet und in der<br />
Liebe wollen wir ihm nachfolgen. Nur die Liebe<br />
Gottes, der sich für uns hingegeben hat, ermöglicht<br />
uns, frei zu werden und das wahre Leben zu<br />
suchen und zu finden, so sagte Papst Benedikt<br />
XVI. am 9. September 2007 in Wien.
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />
Und so zitiere ich im Hinblick auf die göttliche<br />
Erlöserliebe Christi, die in unsere Herzen einkehren<br />
möge, den innigen Wunsch an euch hier<br />
Anwesende und an alle eure lieben Angehörigen,<br />
des Heiligen Vaters und seiner Enzyklika „Deus<br />
caritas est“ eingedenk, den Wahlspruch des<br />
<strong>Canisianum</strong>s, der in dieser Linie steht und in die<br />
Zukunft weist: „Cor unum et anima una- in Corde<br />
Jesu“.<br />
Liebe Konviktoren, liebe Schwestern und Brüder,<br />
Ihr habt im <strong>Canisianum</strong> eine lange reiche theologische<br />
und spirituelle Tradition. Wenn ich einen<br />
persönlichen Wunsch an euch richten darf,<br />
möchte ich auf Petrus Canisius, eueren Patron,<br />
selbst verweisen, der seinen Mitbrüdern in<br />
schwierigen Zeiten zugerufen hat: Perseverate,<br />
exercitate artes, benevolete omnes!<br />
Amen.<br />
31
32<br />
150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM
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34<br />
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35
2. Beiträge<br />
Univ.-Prof. Dr. Silvia Hell<br />
Eulogische Existenz.<br />
Nachruf zur Person von<br />
Univ.-Prof. Dr. Lothar Lies SJ<br />
Mit Beendigung des Sommersemesters 2008<br />
wäre P. Lies emeritiert worden. Das hat er aber<br />
nicht mehr erlebt. Am 29. Mai 2008 hat er den<br />
Kampf mit seiner Krebskrankheit verloren. Am<br />
Tag vor der Herz-Jesu-Feier ist er friedlich zu Gott<br />
heimgegangen. Knapp vor seinem Tod erzählte<br />
er von einer tiefen Christusbegegnung und fügte<br />
hinzu, jetzt habe er keine Angst mehr vor dem<br />
Sterben. Die für den 30. Mai 2008 geplante Überreichung<br />
des „Päpstlichen Ehrenkreuzes pro<br />
Ecclesia et Pontifice“ durch S. Exz. Erzbischof Dr.<br />
Edmond Farhat, dem Apostolischen Nuntius in<br />
Österreich, wurde vorverlegt, sodass P. Lies in<br />
der Klinik unter Beisein eines engeren Kreises im<br />
vollen Bewußtsein diese Ehrung für sein wissenschaftliches<br />
und pastorales Lebenswerk entgegennehmen<br />
konnte. In den Dankesworten, die P.<br />
Lies mit ganzer Kraft noch hielt, war das durchgängige<br />
Leitmotiv „Dankbarkeit“, ein zutiefst<br />
eucharistisches Thema, dem ein Großteil seines<br />
wissenschaftlichen Arbeitens galt.<br />
Das wissenschaftliche Lebenswerk ist sehr komplex.<br />
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an<br />
die Festschrift, die ich ihm anläßlich seines 60.<br />
Geburtstags überreichen durfte: Die Glaubwürdigkeit<br />
christlicher Kirchen. Auf dem Weg ins<br />
3. Jahrtausend. Hg. S. Hell. Mit Geleitworten von<br />
Kardinal Dr. Christoph Schönborn und Bischof Dr.<br />
Alois Kothgasser. Innsbruck / Wien 2000.<br />
Wissenschaft und Pastoral waren bei P. Lies eng<br />
miteinander verknüpft. Das können viele<br />
Menschen bezeugen, nicht nur die Pfarrgemeinde<br />
Außervillgraten in Osttirol, die ihm sehr<br />
ans Herz gewachsen war und in der er die Zeit<br />
nach seiner Emeritierung verbringen wollte, sondern<br />
auch viele andere Menschen, denen er in<br />
seinen zahlreichen Vorträgen und Fortbildungskursen<br />
begegnete. Der existentiell-personale<br />
Ansatz von P. Lies hat begeistert. Sein<br />
36<br />
BEITRÄGE<br />
Menschen- und Gottesbild wurden als wohltuend<br />
erlebt. Theologisch formuliert: Der Mensch galt<br />
ihm als Abbild des trinitarischen Gottes – der<br />
Mensch als Leib in Person, Gottes Personalität<br />
als perichoretisches Ineinander von Vater, Sohn<br />
und Heiligem Geist. Wohl vielen Menschen<br />
bekannt ist die Aussage: „Person nennen wir (...)<br />
jene Freiheit, die einer anderen Person (Freiheit)<br />
in sich Lebensraum und Stimme gewähren kann;<br />
und umgekehrt“ (Lies, Lothar: Die Sakramente<br />
der Kirche. Ihre eucharistische Ausrichtung auf<br />
den dreifaltigen Gott. Innsbruck / Wien 2004, 14).<br />
Im trinitarischen Gott haben wir alle Heimat -<br />
„ungetrennt und unvermischt“, wie er in<br />
Anlehnung an das Konzil von Chalcedon gerne<br />
formulierte. Damit ist weder eine Trennung (die<br />
Welt unabhängig von Gott) noch Vermischung<br />
(pantheistische Vermischung von Welt und Gott)<br />
intendiert, sondern Begegnung - Offenbarung<br />
nicht im informationstheoretischen Sinn, sondern<br />
als Ermöglichung eines heilsgeschichtlich real<br />
gewordenen, gegenseitigen Einwohnens. Die<br />
Sakramente beschreibt P. Lies als<br />
„Begegnungsräume zwischen Mensch und Gott<br />
und unter den Menschen“ (ebd.) und folgert:<br />
„Sakramente müssen auch auf Seiten der<br />
Menschen personal sein, „d.h. sie müssen den<br />
Menschen die Freiheit der Einkehr bei Gott<br />
anzeigen und, umgekehrt, die Einwohnung<br />
Gottes in ihrem Herzen als Freilassung verdeutlichen“<br />
(ebd.). Die Struktur der Sakramente<br />
bezeichnet er als „Eulogie“, als „Segensgeschehen“.<br />
Die Beschäftigung mit der Patristik, im<br />
besonderen mit Origenes (in zahlreichen<br />
Veröffentlichungen und in Abhaltung von bzw.<br />
Teilnahme an Origenes-Symposien – angeleitet<br />
von seinem Lehrer Johannes Betz, dessen Foto<br />
P. Lies in seinem Büro aufgehängt hatte), dürfte<br />
ihn auf die Bedeutung der eucharistischen<br />
Sinngestalt aufmerksam gemacht haben. Immer<br />
wieder geht P. Lies in seinen Veröffentlichungen<br />
und Lehrveranstaltungen auf die eucharistische<br />
Sinngestalt ein: Anamnese, Epiklese, Koinonia<br />
und Prosphora. Die vier Aspekte seien, so betont<br />
er immer wieder, nicht additiv hintereinander zu<br />
reihen, sondern ergeben in ihrem Zueinander<br />
eine Sinngestalt, die sich jeweils in einer<br />
Formgestalt niederschlägt. Mit den vier genannten<br />
Aspekten ist zugleich die Struktur menschlicher<br />
Existenz beschrieben: „Der Mensch ist existenziell<br />
eine gedächtnishaft-geschichtliche
BEITRÄGE<br />
(anamnetisch), eine auf Bitte und Dank (epikletisch),<br />
auf Gemeinschaft (koinotisch) und Hingabe<br />
orientierte Existenz“ (ebd. 10). Menschliche<br />
Existenz ist eulogische Existenz – als solche<br />
geeignet, Raum zu sein für das eulogische<br />
Heilshandeln Gottes. Die anabatische (vom<br />
Menschen zu Gott aufsteigende) und die katabatische<br />
(von Gott zum Menschen hinabsteigende)<br />
Dimension kreuzen sich im wahrsten Sinn in der<br />
Person Jesu Christi. In Anlehnung an Origenes<br />
kann Christus geradzu als Auto-Eulogia, als<br />
Segensgeschehen in Person, beschrieben werden.<br />
Die christologische Ausrichtung des Segensgeschehens<br />
ist bei P. Lies keine Neuauflage<br />
eines Christomonismus, der sich im abendländischen<br />
Mittelalter breit entfaltete und vielfach von<br />
orthodoxer Seite mit Hinweis auf das Wirken des<br />
Heiligen Geistes kritisiert wurde. Er verankert<br />
seine Christologie vielmehr in der Trinitätstheologie.<br />
Der Untertitel seines Sakramentenbuchs<br />
lautet nicht zufällig „...eucharistische<br />
Ausrichtung auf den dreifaltigen Gott“. Der dreifaltige<br />
oder besser noch: der trinitarische Gott,<br />
wie es in der Theologie der Orthodoxen Kirche<br />
im Unterschied zur abendländischen Tradition<br />
heißt, ist die Bedingung der Möglichkeit für<br />
Entfaltung von Personalität: Der trinitarische Gott<br />
ist in seiner Personalität absolutes Beziehungsgeschehen.<br />
Dass P. Lies immer wieder auf das<br />
Begegnungsmodell zu sprechen kommt, ist nicht<br />
zufällig.<br />
Damit hängt ein weiteres Anliegen zusammen:<br />
sein ökumenisches. P. Lies hat öfters verschmitzt<br />
gesagt, die Evangelischen kennen mehr oder<br />
weniger nur zwei Sakramente als Sakramente<br />
an, nämlich Taufe und Abendmahl, wir (er) hingegen<br />
kommen(e) sogar nur mit einem Sakrament<br />
aus. Natürlich war P. Lies die Entscheidung des<br />
Konzils von Lyon (1274, DH 860) bekannt bzw.<br />
die des Konzils von Trient, nämlich von sieben<br />
Sakramenten zu sprechen (DH 1601), er meint<br />
damit aber die eucharistische Ausrichtung aller<br />
Sakramente. Eucharistie beschreibt er - ganz im<br />
Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils - als<br />
Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen<br />
Lebens (Vat. II, LG 11). Öfter hat er in seinen<br />
Vorlesungen an die im Mittelalter entwickelte Vorstellung<br />
von den „sacramenta maiora“ (Taufe/<br />
Firmung und Eucharistie) und den „sacramenta<br />
minora“ erinnert. Es gibt in der Sakramenten-<br />
theologie und im ökumenischen Gespräch mit<br />
den Anderskonfessionellen eine „Hierarchie der<br />
Wahrheiten“ (Vat. II, UR 11 ), eine Mitte, von der<br />
aus die einzelnen Glaubenswahrheiten zu<br />
beleuchten sind. Das Thema der Hierarchie der<br />
Wahrheiten muß P. Lies zuletzt sehr beschäftigt<br />
haben, hat er doch gerade die Frage, was denn<br />
darunter zu verstehen sei, in seiner letzten,<br />
wegen seiner Krankheit schriftlich gegebenen<br />
Prüfung von den Studierenden beantwortet wissen<br />
wollen. Wie behutsam und sorgfältig P. Lies<br />
im ökumenischen Dialog vorgegangen ist, zeigen<br />
seine immer neuen Anläufe im ökumenischen<br />
Dialog. P. Lies war sich bewußt, dass es heute<br />
mehr denn je darum geht, eine ökumenische<br />
Hermeneutik zu entwickeln. Es sei in diesem<br />
Zusammenhang auf den Ökumenischen Grundkurs<br />
hingewiesen: Grundkurs Ökumenische<br />
Theologie. Von der Spaltung zur Versöhnung.<br />
Modelle kirchlicher Einheit. Innsbruck / Wien<br />
2005, bes. 231-248. Die im Rahmen der<br />
Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre<br />
diskutierte Vorstellung eines „differenzierten<br />
Konsenses“ (H. Meyer) macht für ihn zweierlei<br />
notwendig: zum einen die Besinnung auf das<br />
Verbindende, zum anderen die auf das noch<br />
Trennende – in der Überzeugung, dass nicht jede<br />
Differenz eo ipso Kirchentrennung besagt. P. Lies<br />
war überzeugt: um ökumenisch weitere Schritte<br />
setzen zu können, bedarf es einer guten Kenntnis<br />
der Geschichte. Die Beschäftigung mit ihr (mit<br />
Gründen für die Entstehung der verschiedenen<br />
Konfessionen) nahm bei ihm, man denke nur an<br />
sein Buch „Eucharistie in ökumenischer<br />
Verantwortung“ (Graz / Wien / Köln 1996) breiten<br />
Raum ein: Man müsse verstehen, wie die<br />
Lehrverurteilungen von damals zustandegekommen<br />
seien, um prüfen zu können, inwieweit sie<br />
überhaupt den damaligen Gesprächspartner<br />
getroffen haben und auch noch den heutigen<br />
treffen. Nicht jede Differenz sei gleich zu beurteilen.<br />
P. Lies hat als römisch-katholischer Theologe<br />
in dem Arbeitskreis Katholischer und Evangelischer<br />
Theologen Deutschlands mitgearbeitet<br />
(ehemals: Jäger-Stählin-Kreis). Die Studie<br />
„Lehrverurteilungen - kirchentrennend?“ (1986)<br />
mit mehreren Nachfolgebänden, bei denen P.<br />
Lies mitgewirkt hat, geht aus diesem Kreis hervor.<br />
Einen Tag vor dem Herz-Jesu-Fest stirbt P. Lies.<br />
Der Tag seines Heimgangs hat geradezu symbo-<br />
37
lischen Charakter. Die Herz-Jesu-Theologie und<br />
Spiritualität bündelt in einem gewissen Sinn das<br />
Anliegen seines ganzen wissenschaftlichen und<br />
pastoralen Wirkens. Gott hat ein Herz für den<br />
Menschen, so lautet die Grundbotschaft (s. dazu:<br />
Gottes Herz für die Menschen. Elemente der<br />
Herz-Jesu-Frömmigkeit morgen. Innsbruck /<br />
Wien 1996). Im Herzen Jesu verdichtet sich das<br />
ganze Anliegen von P. Lies: eucharistische<br />
Ausrichtung auf einen im ökumenischen Dialog<br />
P. Leonard Fernando SJ<br />
Erinnerungen eines Mitbruders an das<br />
Wirken von P. Lothar Lies SJ<br />
P. Leonard<br />
Fernando SJ<br />
Nach meinem Lizentiat an der Gregoriana in<br />
Rom wollte ich dort mein Doktoratstudium fortsetzen.<br />
Zu dieser Zeit erhielt ich vom Rektor<br />
des Vidyajyoti Kollegs für Theologie, Delhi,<br />
meiner zukünftigen Fakultät, einen Brief. In<br />
diesem Schreiben schlug er mir nach Gesprächen<br />
mit anderen Mitgliedern der Fakultät<br />
vor, mein Doktorat in Innsbruck zu machen.<br />
Ich war für diesen Vorschlag durchaus offen,<br />
weil sich so die Möglichkeit der Vielfalt für<br />
Vidyajyoti bieten würde, Professoren zu<br />
haben, die an verschiedenen Universitäten<br />
studiert hatten. Allerdings war ich nie zuvor in<br />
Innsbruck gewesen. Deshalb wollte ich die<br />
Theologische Fakultät und die Jesuiten<br />
Kommunität kennenlernen und mit dem<br />
Rektor des Jesuitenkollegs, sowie anderen<br />
38<br />
BEITRÄGE<br />
gemeinsam zu verkündenden, trinitarischen Gott.<br />
P. Lies war durch und durch eine eulogische<br />
Existenz. Das letzte Wort von P. Lies lautete:<br />
„Danke“. Wir wollen in Erinnerung an sein leidenschaftliches,<br />
temperament- und humorvolles<br />
Wirken ebenfalls ein herzliches Vergelts-Gott<br />
sagen. Er wird immer in dankbarer Erinnerung<br />
bei uns sein. Gott schenke ihm die endgültige<br />
Vollendung!<br />
Professoren die Möglichkeit, mein Studium in<br />
Innsbruck fortzusetzen, besprechen.<br />
Heute noch erinnere ich mich sehr lebendig<br />
an das erste Wort, das ich am Telefon hörte:<br />
„Jawohl!“, es war P. Lothar Lies der damalige<br />
Rektor des Jesuitenkollegs. Er lud mich ein,<br />
nach Innsbruck zu kommen. Der freundliche<br />
Empfang von Lothar und die Gespräche mit<br />
ihm und anderen halfen mir, mich für das<br />
Doktoratstudium in Innsbruck zu entscheiden.<br />
Ich fühlte mich doppelt privilegiert: Lothar war<br />
mein Rektor und mein „Doktorvater“. Er war<br />
jederzeit verfügbar für Diskussionen und sehr<br />
großzügig im Umgang mit seiner Zeit für uns<br />
Studenten. Hatte man ihm etwas zur Korrektur<br />
gebracht, durfte man sicher sein, es bald und<br />
ordnungsgemäß verbessert zurückzuerhalten.<br />
Er war wertschätzend und herausfordernd in<br />
einem! Um mich gut begleiten zu können,<br />
betrieb er selbst Nachforschungen zu<br />
Originesʼ Contra Celsum, dem Thema meiner<br />
Doktorarbeit, und veröffentlichte mehrere<br />
Artikel dazu.<br />
Lothar war offen für neue Ideen, kämpfte<br />
daher auch mit seinen von der Vergangenheit<br />
geprägten Einstellungen. Meiner Meinung<br />
nach hat Lothars Besuch in Indien seine<br />
Wahrnehmung gegenüber anderen Religionen<br />
verändert. Von den vielen Diskussionen<br />
mit ihm, möchte ich hier einen, wie mir<br />
scheint, wichtigen Gedankenaustausch<br />
wiedergeben. Während er in Delhi eine Vorlesung<br />
in Ökumenischer Theologie für die
BEITRÄGE<br />
Studenten des dritten Jahres hielt, hatten die<br />
beiden ersten Jahrgänge einen Kurs über die<br />
Religion der Sikhs. Innerhalb dieser Vorlesung<br />
war ein Besuch des Goldenen Tempels der<br />
Sikhs in Amritsar (Punjab) geplant. Gemeinsam<br />
mit den Studenten besuchten Lothar und<br />
ich den Goldenen Tempel.<br />
Nach Delhi zurückgekehrt, erzählte mir Lothar,<br />
dass er eine tiefe Veränderung durchgemacht<br />
hätte. Lothar meinte, er wäre als Tourist zum<br />
Goldenen Tempel gefahren. Dann beobachtete<br />
er jedoch, dass die Brüder und Schwestern<br />
von Vidyajyoti sich nicht wie Touristen<br />
verhielten, sondern als befänden sie sich in<br />
einer auch für sie heiligen Stätte. Jetzt konnte<br />
Lothar verstehen, was er früher bei Sebastian<br />
Kappen, einem indischen Mitbruder, gelesen<br />
hatte: „Wenn ich die Radioaufzeichnung der<br />
Gesänge eines Hindutempels höre, wird mein<br />
Herz davon berührt.“ Vor seiner Erfahrung in<br />
Amritsar hatte sich Lothar die Frage gestellt:<br />
„Wie kann ein Christ von heidnischer Musik<br />
religiös beeindruckt werden?“<br />
Sein Erlebnis im Goldenen Tempel verhalf ihm<br />
zu einer größeren Wertschätzung anderer<br />
religiöser Traditionen und deren kulturbedingten<br />
Ausdrucksformen für ihre religiösen<br />
Erfahrungen. Lothar war ein „Kind“ seiner Zeit<br />
und Erziehung. Aber er war ein mutiger Mann<br />
– er war bereit sich zu öffnen, um sich von<br />
Neuem herausfordern zu lassen und kreative<br />
Vorschläge und Antworten zu suchen! Die<br />
Ökumenische Theologie mag jener für ihn<br />
passende Ort gewesen sein, an dem er – im<br />
Ringen des „Christlichen“ Europa mit der<br />
Bewältigung seiner schmerzvollen Geschichte<br />
religiöser Konflikte – seine Spuren hinterließ.<br />
Lothar genoss das Leben. Er konnte herzhaft<br />
lachen! Sein Foto in der Krypta der Jesuiten-<br />
kirche ist charakteristisch für ihn: der fröhliche<br />
Lothar! Das Leben zu genießen bedeutet<br />
nicht, es einfach zu nehmen. Er war ein ausdauernder,<br />
hart arbeitender Mann, von früh<br />
morgens bis spät abends. Lothar war ein tief<br />
religiöser und zutiefst menschlicher Mann! Er<br />
konnte mit den Mitmenschen lachen und<br />
ebenso ihren Schmerz mitfühlen. Alle diese<br />
menschlichen Qualitäten – ich bin sicher,<br />
Lothar teilte die Meinung des Kirchenvaters<br />
Irenäus „Göttlich sein heißt, vollkommen menschlich<br />
zu sein“ – versuchte er den Studenten<br />
ohne große Worte zu vermitteln. Er war jederzeit<br />
verfügbar für die Anliegen der Studenten<br />
und konnte gleichzeitig mehr Arbeit<br />
von ihnen fordern. Er begleitete aufmerksam<br />
ihr Vorankommen beim Studium. Lothar<br />
schenkte Anerkennung und Verständnis.<br />
Trotzdem scheute er sich nicht, die Studenten<br />
anzustacheln und zu besseren Leistungen<br />
herauszufordern!<br />
Ich habe sehr viel von Lothar gelernt: vor<br />
allem in der Begleitung von Studenten, besonders<br />
beim Schreiben von wissenschaftlichen<br />
Arbeiten wie Dissertationen. Ich lernte es<br />
während der Seminare und privaten Diskussionen,<br />
die ich mit ihm hatte.<br />
Ich freute mich darauf, wieder einige Zeit mit<br />
ihm zu verbringen und seine Begleitung<br />
während des Sabbatjahres zu genießen.<br />
Leider sollte es nicht sein! Ich hätte nie daran<br />
gedacht, dass ich stattdessen diese Seiten in<br />
Erinnerung an ihn schreiben würde.<br />
Einer meiner ersten Wege hier in Innsbruck<br />
führte mich zu ihm in die Krypta. Er bleibt in<br />
unseren Erinnerungen lebendig! Und ich<br />
glaube, dass ihn unser Herr Jesus Christus<br />
mit dem ewigen Leben belohnt hat – dem<br />
Leben in Fülle!<br />
39
P. Martin Hasitschka SJ<br />
„Christus will ich erkennen und die Macht<br />
seiner Auferstehung.“ (Phil 3,10)<br />
Thesen zur Biographie und Theologie des<br />
Paulus<br />
P. Martin Hasitschka SJ<br />
(1) Das Damaskusereignis<br />
Die Christusbegegnung vor Damaskus löst eine<br />
Wende im Leben des Pharisäers Paulus aus. In<br />
der Apostelgeschichte wird das<br />
Damaskusereignis dreimal dargestellt (Apg 9,1-<br />
30; 22,1-21; 26,1-23). Anklänge daran finden wir<br />
auch in den Briefen des Paulus (1 Kor 9,1; 15,8-<br />
10; Gal 1,13-17; Phil 3,4-14). Von jetzt an bildet<br />
Jesus, der Auferstandene das Zentrum seines<br />
Denkens und Handelns. Seine gesamte<br />
Theologie wurzelt im Damaskusereignis und in<br />
weiteren Christusbegegnungen (Apg 22,17-21;<br />
23,10-11 und Apg 18,9-10). Die Theologie des<br />
Paulus ist eng verknüpft mit seiner Biographie.<br />
(2) Der Osterglaube<br />
Ausgangspunkt für die Verkündigung und<br />
Theologie des Paulus ist der Osterglaube: Gott<br />
hat Jesus, den Gekreuzigten, von den Toten auferweckt.<br />
Paulus stützt sich dabei auf eigene<br />
Erfahrung (Damaskuserlebnis) sowie auf das<br />
überlieferte Glaubensbekenntnis (z. B. 1 Thess<br />
4,14; Röm 4,25; 1 Kor 15,3-7).<br />
Für Paulus ist damit eine grundlegende<br />
Neubewertung der Person Jesu verbunden (vgl.<br />
2 Kor 5,16b). Mußte er vor dem Damaskuserlebnis<br />
überzeugt gewesen sein, daß ein<br />
40<br />
BEITRÄGE<br />
Gekreuzigter nicht der Messias sein kann, und<br />
mußte auch für ihn die Verkündigung eines<br />
Gekreuzigten (= eines von Gott Verfluchten: Gal<br />
3,13) ein „Ärgernis“ gewesen sein (1 Kor 1,23),<br />
so gelangt er jetzt zu einem neuen Verständnis<br />
von Jesus: In ihm gibt Gott uns den größten<br />
Erweis seiner Liebe.<br />
Im Osterbekenntnis sind bereits die zentralen<br />
Themen der paulinischen Theologie enthalten:<br />
das gewandelte Gottesbild und das neue<br />
Christusverständnis.<br />
(3) Das Gottesbild<br />
Der Gott, für den Paulus sich auch vor dem<br />
Damaskuserlebnis eingesetzt hat (als „Eiferer“,<br />
vgl. Gal 1,14; Phil 3,6) und in dessen Namen er<br />
die Christen verfolgte, ist im Grunde der „Vater“<br />
Jesu. Dem korrespondiert der Gedanke der<br />
Gottessohnschaft Jesu (z. B. 1 Thess 1,10; Röm<br />
1,3-4).<br />
(4) Die Christusverkündigung<br />
Die Christusverkündigung des Paulus konzentriert<br />
sich auf das Ereignis von Kreuz und<br />
Auferweckung Jesu. Für Paulus ist der irdische<br />
Jesus nicht unwichtig, aber sein primäres<br />
Interesse gilt der Interpretation der<br />
Lebenshingabe Jesu, in der die Gesamtintention<br />
seines Lebens und Wirkens letzten Ausdruck findet,<br />
und seiner Auferweckung durch Gott.<br />
Was das Wirken und die Verkündigung des irdischen<br />
Jesus betrifft, so erwähnt Paulus nur wenige<br />
Einzelheiten (z. B. die Abendmahlsworte [1<br />
Kor 11,23-25], Jesu Gebot der Nächstenliebe<br />
[Gal 5,14; Röm 13,8-10], das Thema<br />
Feindesliebe [Röm 12,18-21]), sondern nur die<br />
„Eckdaten“: die Menschwerdung (Gal 4,4) und<br />
den Kreuzestod. Von der Geburt bis zum<br />
Kreuzestod hat das irdische Wirken Jesu zum<br />
Ziel, Menschen von einer Knechtschaft (Sünde,<br />
Gesetz) zu befreien und ihnen eine neue<br />
Gottesbeziehung, eine neue Zugehörigkeit zu<br />
Gott zu vermitteln (Gal 4,4-5).<br />
Zugleich erweist Gott uns in Jesus, dem Gekreuzigten,<br />
seine „Gerechtigkeit“ (Röm 1,16-17;<br />
3,21-26) und Liebe (Röm 5,8), seine Bereitschaft,<br />
uns alles zu schenken (Röm 8,32).
BEITRÄGE<br />
Die Auferstehungshoffnung ist für Paulus, den<br />
Pharisäer, nicht neu (vgl. Apg 23,6-8). Das Neue<br />
ist aber: In der Auferweckung Jesu hat sich der<br />
Anfang der endzeitlichen Auferweckung der<br />
Toten ereignet (vgl. Röm 8,29).<br />
Durch seine Auferweckung und Erhöhung erlangt<br />
Jesus neue Herrschaftsfunktion (z. B. 1 Kor<br />
15,23-28; Röm 1,3-4). Als Erhöhter ist er auch<br />
bleibend für die Glaubenden tätig (z. B. Röm<br />
8,34: Er tritt für sie ein).<br />
Die Christusverkündigung des Paulus ist weiter<br />
gekennzeichnet durch den Gedanken der<br />
Präexistenz (Phil 2,6; Gal 4,4; Kol 1,15-18a) und<br />
insbesondere durch die Parusieerwartung (1<br />
Thess, 1 Kor, Phil, Röm). Durch die Nähe der<br />
Parusie bekommt christliches Leben im Sinne<br />
des Paulus besondere Intensität (vgl. 1 Kor 7,29:<br />
die Zeit ist zusammengedrängt) und Hoffnungsqualität<br />
(1 Kor 16,22: „marana tha“).<br />
(5) Christsein<br />
Das Christsein ist nach Paulus geprägt von der<br />
Überzeugung, dass der Vater Jesu auch unser<br />
Vater ist (z.B. 1 Thess 1,1.3; Gal 4,6; Röm 8,15)<br />
und dass jene, die sich Christus anschließen, die<br />
Sohnschaft erlangen.<br />
Die Verbundenheit der Glaubenden mit Christus<br />
beschreibt Paulus besonders mit Hilfe der<br />
Präpositionen „in“ und „mit“ („in“ Christus sein,<br />
„mit“ ihm leiden und „mit“ ihm leben).<br />
Christsein ist auch gekennzeichnet durch das<br />
Geschenk des Geistes (Gal 4,6; Röm 8,15) als<br />
der „Erstlingsgabe“ des endgültigen Heiles (Röm<br />
8,23). Die Gabe des Geistes konkretisiert sich<br />
auch in den „Charismen“, die zum Aufbau der<br />
Gemeinde dienen (1 Kor 12-14). Spezielles Bild<br />
für christliche Gemeinde ist das Bild vom „Leib“<br />
(1 Kor 12).<br />
Christliches Leben ist nach Paulus besonders<br />
charakterisiert durch die Trias von Glaube,<br />
Hoffnung und Liebe (1 Thess 1,3; 1 Kor 13,13).<br />
Reiche theologische Entfaltung dieser drei<br />
Begriffe bietet der Römerbrief. In die durch den<br />
Ausdruck „Gerechtigkeit“ bezeichnete Wirklichkeit<br />
der rechten und heilen Gemeinschaft mit Gott<br />
gelangt der Mensch nicht durch eigenes<br />
Verdienst (Gesetzeswerke), sondern durch den<br />
Glauben an Christus. Vorbild für den Glaubenden<br />
ist Abraham. Die Liebe (agapē) ist nach dem<br />
Römerbrief vor allem die Liebe Gottes, die er uns<br />
in Christus erweist (Röm 5,8; 8,31-39), aber auch<br />
die mitmenschliche Liebe (Röm 13,8-10; vgl. Gal<br />
5,6.14). Weil Gott in Jesus einen einzigartigen<br />
Erweis seiner Liebe zu uns gibt, haben wir auch<br />
Grund zu unerschütterlicher Hoffnung, in die wir<br />
auch die ganze Schöpfung einbeziehen dürfen<br />
(Röm 5,1-5; 8,18-25). Die erhoffte „Herrlichkeit“<br />
versteht Paulus als Heilswirklichkeit im Sinne<br />
einer personalen Beziehung. Sie fällt sachlich<br />
zusammen mit dem erhofften Kommen /<br />
Wiederkommen (parousia) Jesu.<br />
(6) Paulus und die synoptischen Evangelien<br />
Paulus, der den irdischen Jesus nicht (oder nicht<br />
so) kennt wie die Jünger, die Jesus nachgefolgt<br />
sind, dem jedoch der erhöhte Herr (kyrios)<br />
begegnet ist (Damaskus), verkündet im Grunde<br />
denselben Christus wie die Synoptiker (Mt, Mk,<br />
Lk). Sein Interesse richtet sich jedoch nicht so<br />
sehr auf das Leben und Wirken des irdischen<br />
Jesus (wer er war), sondern auf seine jetzige<br />
Rolle als Erhöhter (wer er ist und was die<br />
Glaubenden an ihm haben).<br />
Wesentliche Begriffe und Vorstellungen bei<br />
Paulus lassen einen Vergleich mit den<br />
Synoptikern zu: Das Vaterverständnis, die<br />
Sohnesbezeichnung, die Begriffe Evangelium<br />
und Glaube, die Erwartung des Kommens /<br />
Wiederkommens (parousia) Jesu. Auch der<br />
Begriff „Gerechtigkeit“ ist den Evangelien nicht<br />
fremd (Mt 5,6.10; 6,33). Was die Evangelien<br />
unter der Nachfolge Jesu verstehen, kommt bei<br />
Paulus zur Sprache in der Vorstellung vom Sein<br />
„in“ und „mit“ Christus.<br />
41
(7) Theologie in Hymnen<br />
Zu den charakteristischen Merkmalen der<br />
Paulusbriefe zählen auch kunstvoll aufgebaute<br />
Texte, die vom Lobpreis auf Gott erfüllt sind (z. B.<br />
Röm 8,31-39; 16,25-27), und die Darstellung des<br />
Christusereignisses in hymnischer Form (z. B.<br />
Phil 2,5-11; Kol 1,12-20).<br />
Ausgewähltes Beispiel: Der Christushymnus im<br />
Philipperbrief (Phil 2,6-11)<br />
Der Hymnus ist eingebettet in den Abschnitt Phil<br />
1,27-2,18 (Ermutigung der Gemeinde) und motiviert<br />
zu einem an Jesus und seiner Gesinnung<br />
orientierten Denken und Handeln. Die Aussagen<br />
des Hymnus sind paarweise zusammengestellt<br />
und lassen sich in zwei Hauptabschnitte gliedern:<br />
(a) freiwillige Entäußerung und Erniedrigung des<br />
Gottgleichen (Phil 2,6-8), (b) Erhöhung durch<br />
Gott und freiwillige universale Huldigung (Phil<br />
2,9-11). Diese Huldigung und Verehrung ist so,<br />
wie sie im Alten Testament Gott selbst erwiesen<br />
wird (Jes 45,23). Der von den Toten auferweckte<br />
und „über alle Maßen erhöhte“ Jesus hat Anteil<br />
an der Hoheit und rettenden Macht Gottes. Der<br />
Hymnus in wortgetreuer Übersetzung:<br />
42<br />
„5 Dies denkt unter euch, was auch in (en)<br />
Christus Jesus (ihr denkt),<br />
BEITRÄGE<br />
6 der in der Gestalt (morphe¯) Gottes seiend<br />
nicht für Raub (oder: Entrückung) hielt das<br />
Gott-gleich-Sein,<br />
7 sondern sich entäußerte (kenoo¯),<br />
die Gestalt (morphe¯) eines Sklaven annehmend.<br />
In Gleichheit der Menschen geworden<br />
und dem Aussehen nach erschienen als<br />
Mensch,<br />
8 erniedrigte er sich,<br />
gehorsam geworden bis zum Tod, zum Tod<br />
aber des Kreuzes.<br />
9 Deshalb auch erhöhte ihn Gott über alle<br />
Maßen (hyperypso¯)<br />
und schenkte ihm den Namen, den über<br />
jeden Namen (hinaus),<br />
10 damit im Namen Jesu jedes Knie sich<br />
beuge (vgl. Jes 45,23),<br />
der Himmlischen und der Irdischen und der<br />
Unterirdischen,<br />
11 und jede Zunge bekenne: Herr (ist)<br />
Jesus Christus,<br />
zur Ehre Gottes, des Vaters.“
BEITRÄGE<br />
Jozef Niewiadomski<br />
Gnade und Huld verfolgen dich!<br />
Laudatio zum 65. Geburtstag von<br />
Univ.-Prof. Dr. Martin Hasitschka SJ<br />
Jozef Niewiadomski<br />
Immer wieder sieht ein Rabbi einen Mann rennen.<br />
Eines Tages spricht er ihn an: “He Mann!<br />
Immer wenn ich Sie erblicke, rennen Sie. Wo rennen<br />
Sie denn hin? Wem rennen Sie denn nach?”<br />
Ganz außer Atem antwortet der Mann: “Ich renne<br />
der Zukunft entgegen. Ich renne der Karriere<br />
nach, dem Geld, der Top-Position - diese werden<br />
ja immer rarer. Ich renne dem Glück nach!” “Ja -<br />
sagt der Rabbi - und was ist, wenn das Glück hinter<br />
Ihnen ist. Dann rennen Sie ständig dem Glück<br />
davon. Schauen Sie sich doch einmal um.<br />
Blicken Sie zurück auf das, was hinter Ihnen ist!”<br />
Meine Damen und Herren, sollten Sie schon einmal<br />
auf der Innpromenade den vorbeiflitzenden<br />
Kollegen Martin Hasitschka gesehen haben, sollte<br />
er Ihnen beim Bergsteigen begegnet sein, oder<br />
aber beim Langlaufen, bei einer Skitour, oder gar<br />
im Universitätssportinstitut beim Schwimmen, so<br />
wäre es nicht ganz abwegig gewesen, wenn Sie<br />
ähnlich reagiert hätten wie der Rabbi: “Martin, wo<br />
rennst du denn hin? Wem rennst du nach?” Der<br />
Anblick eines Mannes, der noch schnell vor dem<br />
Sonnenaufgang die Serles, oder gar den Habicht<br />
gleichsam en passant mitgenommen hat, um am<br />
späteren Vormittag im Vorlesungshörsaal zu sitzen<br />
- “Jugendsünde” - nennt er das heute - dieser<br />
Anblick verleitet dazu, in ihm den typisch<br />
modernen Menschen zu erblicken, einen Menschen,<br />
der seinen Zielen nachrennt und dem<br />
Glück nachjagt, weil er Angst hat, etwas zu verpassen.<br />
Vor mehr als 25 Jahren bin auch ich einmal<br />
Langlaufen gegangen - das hat mir auch<br />
gereicht - auf die Olympialoipe in Seefeld. Martin<br />
rannte los, ich ihm japsend und keuchend nach.<br />
Immer und immer wieder drehte sich Martin um<br />
und fragte: “Gehtʼs noch?”<br />
Im Psalm 23: “Der Herr ist mein Hirte” heißt es:<br />
“Ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir”...<br />
und dann gewissermaßen als Folge dieses<br />
Vertrauens: “Lauter Güte und Huld werden mir<br />
folgen mein Leben lang!” Man könnte es auch<br />
übersetzen: Gnade und Glück werden mich verfolgen<br />
mein Leben lang, wenn der Herr mein<br />
Hirte ist. Lieber Martin, obwohl du in Sachen<br />
Sport geradezu süchtiges Verhalten an den Tag<br />
legst, rennst du nicht irgendeinem modernen Ziel<br />
nach, du rennst weder dem Geld nach, noch der<br />
Topposition. Die 65 Jahre deines Lebens können<br />
auch schwerlich mit dem Prädikat “modern” qualifiziert<br />
werden. Du schautest ja immer zurück auf<br />
das, was hinter dir ist und entdecktest immer neu,<br />
dass Gnade und Huld dich dein Leben lang verfolgten.<br />
Schon zu Hause musste der älteste Sohn<br />
zurückschauen auf jene Geschwister, die hinter<br />
ihm kamen. Sieben an der Zahl - wie die sieben<br />
Kühe im Traum des biblischen Josefs. Ob es fette<br />
oder magere waren, das vermag der Laudator<br />
nicht zu beurteilen. Übrigens: Wussten Sie, was<br />
das Wesenselement des Lobes ist? Laudatio ist<br />
ja ein Lob. “Ein Wesenselement des Lobes ist<br />
das Erhöhen, d.h. im Loben bin ich ganz auf den<br />
gerichtet, den ich lobe, blicke von mir weg, gebe<br />
ihm Raum in mir, verehre und bewundere ihn” -<br />
so Martin Hasitschka in einem Beitrag zum<br />
Thema: “Das Gotteslob als Grundhaltung des<br />
Glaubens”. Seine Lobdefinition zielt freilich auf<br />
Gott hin: “Anlass und Gegenstand des Lobes ist<br />
im Grunde immer ein einziger: Gott (aber) in seinem<br />
vielfältigen Handeln am Menschen.” “Also<br />
lasst uns loben - Schwestern und Brüder -, lasst<br />
uns loben immer loben Gott den Herrn, der ihn<br />
erhoben und so wunderbar erwählt”, ihn den<br />
Steirer Buben (die Familie war ja aus Wien<br />
kriegsbedingt in die Steiermark gezogen), den<br />
Buben, dessen Kindheit durch das Ministrantenglück<br />
geprägt war, der mit vierzehn nach Graz<br />
ging, in die Welt der Technik eintauchte, Maschinenbau<br />
lernte, mit dem Studium an der Technischen<br />
Hochschule in Graz begann und mit<br />
43
Jesuiten in Verbindung kam. “Marianische<br />
Kongregation”: Das war der Beginn der Lebensgeschichte<br />
des zukünftigen Jesuiten.<br />
1964 trat er in das Noviziat in St. Andrä im<br />
Lavanttal ein, erlebte einen begnadeten Novizenmeister<br />
P. Josef Müllner, der später auch ganze<br />
Generationen von Canisianern als Spiritual<br />
begleitete. In den Orden eingetreten konnte der<br />
Physikliebhaber seine Hände nicht lassen von<br />
den physikalischen Formeln. Deswegen legte er<br />
die Blätter aus Physikbüchern in das Liber<br />
Manualis: jenes dicke Buch, das mit Neumen<br />
gefüllt ist und dem gregorianischen Chorgesang<br />
ein unentbehrlicher Begleiter war, inzwischen<br />
aber nur den älteren unter uns noch ein Begriff<br />
bleibt. Nein! Chorgesang mochte er nicht, repetierte<br />
deswegen während der Lobgesänge der<br />
Novizen Physik und lernte auch Griechisch. Ob<br />
das der Grund ist, dass er später einen Aufsatz<br />
schrieb: “Das gespaltene Ich in Röm 7,25b”?<br />
Schon im Noviziat begann also die andere Sucht:<br />
Immer und immer wieder in der Bibel zu lesen.<br />
Kein Wunder, dass der Student sich im Studium<br />
auf die Bibel konzentrierte. “Mit Furcht und Zittern”<br />
gab er seine Dissertation im Jahre 1975 bei P.<br />
Nikolaus Kehl ab. “Traditionsgeschichtliche<br />
Einordnung der synoptischen Berichte von der<br />
Versuchung Jesu”. “Mit Furcht und Zittern”, weil<br />
man - so Originalton M.H. - “weil man nie so recht<br />
wusste, was P. Kehl dachte”. Das Doktoratsstudium<br />
stellte einen “sehr einsamen Weg” dar.<br />
Da blickte der Doktorand oft auf jene zurück, die<br />
irgendwo hängen geblieben sind: in den vielen<br />
Gletscherspalten der wissenschaftlichen Bergtour<br />
zu den Gipfeln.<br />
“Gnade und Huld werden dich verfolgen dein<br />
Leben lang!” Das Zurückblicken und das<br />
Nichtübersehen jener, die hinter dir stehen, wurde<br />
dem späteren Professor fast zur Lebensregel. Als<br />
aufmerksamer Begleiter von Arbeiten zieht er<br />
Studierende geradezu an. Zahlreiche Diplomand-<br />
Innen, 18 fertige DissertantInnen und neun angemeldete<br />
Doktoranden und unzählige Prüfungskandidaten<br />
erlebten und erleben einen Professor,<br />
der nicht nur zurückblickt, sich nach ihnen<br />
umschaut. Blicken die verunsicherten Studierenden<br />
selber zurück, so entdecken sie hinter sich<br />
den hilfreichen Professor, der ihnen wie der<br />
Inbegriff von Huld und Gnade folgt, ja sie geradezu<br />
verfolgt; ihr ganzes Dissertanten-Leben lang;<br />
um ihnen zu helfen und sie auch aufzufangen.<br />
44<br />
BEITRÄGE<br />
P. Müllner lud den jungen Doktoranden<br />
Hasitschka ins <strong>Canisianum</strong> ein: eine Weichenstellung<br />
fürs Leben. Martin schlüpfte in alle möglichen<br />
Rollen ein: “Stockpater” (nicht zu verwechseln<br />
mit P. Stock, den Sie heute noch leibhaftig<br />
beim Festvortrag erleben werden), “Stockpater”,<br />
der ständig zurückblicken muss, auf junge<br />
Seminaristen und verunsicherte Doktoranden,<br />
der sie begleitet (nicht nur in die Hausbar), ihnen<br />
auch Exerzitienmeister ist. “Stockpater” und bald<br />
auch Assistent an der Fakultät, wo er durch P.<br />
Stock die römische Atmosphäre lernen darf (ich<br />
meine die Atmosphäre des Biblicums; Martin war<br />
ja nie als Student in Rom). Mit dem Habilitationsprojekt<br />
erwacht die Liebe zu Johannes auf eine<br />
kaum mehr zu übertreffende Art und Weise.<br />
“Befreiung von Sünde nach dem Johannesevangelium.<br />
Eine bibeltheologische Untersuchung”-<br />
lautet der Titel seiner Habilitation,<br />
“Bibeltheologie - so Originalton M.H. - ist einerseits<br />
nicht von der Exegese (und ihren<br />
Methoden) zu trennen, erfordert aber anderseits<br />
ein spezifisches hermeneutisches Bewusstsein.<br />
Hilfreich scheint mit dabei die klassische Lehre<br />
vom mehrfachen Sinn der Schrift. ... Der sensus<br />
litteralis, der Blick auf das, was sich damals (insbesondere<br />
im Wirken des irdischen Jesus) ereignet<br />
hat, und der Blick auf die Art, wie es die biblischen<br />
Autoren darstellen, führt zum sensus spiritualis,,<br />
wenn die Leser der Bibel zum personalen<br />
Glauben motiviert werden, zum Lieben und<br />
Hoffen. Der sensus litteralis ist Fundament der<br />
Bibeltheologie. Ihr Forschungsziel ist verknüpft<br />
mit der Erfassung des sensus spiritualis.” Der<br />
Dozent für neutestamentliche Bibelwissenschaft<br />
rannte nicht der Karriere des Wissenschaftlers<br />
nach, ja er hat nicht einmal an eine Karriere<br />
gedacht. Schleifende Übergänge prägen seinen<br />
Lebensweg; Fügungen, bei denen er sich geführt<br />
weiß, auf einem guten Weg, auf dem Gnade und<br />
Huld ihn verfolgen. So verfolgte ihn auch ein Ruf<br />
nach Linz, den der damalige Provinzial P.<br />
Komma abgewehrt hat, der aber Martin den Weg<br />
in Innsbruck bahnen sollte. Seit 1993 Professor,<br />
schaute Martin wieder zurück: auf seine Kollegen<br />
Oberforcher und Huber und stellte es so an, dass<br />
sie gemeinsam agierten, auch das Institut leiteten<br />
und den Bereich des Neuen Testaments abdeckten.<br />
Freilich mussten und müssen die Kollegen,<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter “zwischen<br />
den Zeilen” hören, bei einem Chef, der sich ent-
BEITRÄGE<br />
schuldigt dafür, dass er der Chef ist und der sich<br />
abmeldet, wenn er geht. Freilich kann auch er<br />
hartnäckig sein, er haut auf den Tisch, wenn auch<br />
“ganz sanft”. Ist das der Grund dafür, dass das<br />
gewaltfreie Lamm der Apokalypse aus dem<br />
Deckenfresko des Dekanatssitzungssaals die<br />
Einladung zu dieser Feier ziert? “Offenbarung<br />
des Johannes” ist dem Johannesspezialisten<br />
zum Steckenpferd geworden. Kirchenbild der<br />
Apokalypse, Bedrängnis der Gemeinde,<br />
Bedrängnis der Jüngerinnen und Jünger (auch<br />
autobiographisch fokussiert), v.a. aber Christologie:<br />
die Lammmetaphorik, die der Neutestamentler<br />
konträr zum Main-Stream in der<br />
Forschung auf den Gottesknecht bezieht und<br />
nicht auf das Paschalamm. Seine synchrone<br />
Betrachtung des Textes hat etwas Revolutionäres<br />
an sich, seine “unkonventionellen<br />
Zugänge” trägt er unter die Leute, nicht nur unter<br />
die Studierenden (die zur Vorlesung kommen,<br />
obwohl sie über ein genuines Manuskript des<br />
Vortrags verfügen: die Zahl der Skripten von Koll.<br />
Hasitschka ist ja inzwischen Legion). Er geht mit<br />
seinen Ideen zu internationalen Kongressen und<br />
lässt Innsbruck in der Szene der international<br />
scientific community präsent werden.<br />
Die Organisatoren der Feier haben mir die Rolle<br />
des Laudator zugedacht, und was das für P.<br />
Hasitschka bedeuten kann, das habe ich schon<br />
durch ein Zitat des zu Lobenden vergegenwärtigt.<br />
Es heißt zuerst: Lob Gottes. Gott zu loben, dass<br />
er diesen Menschen begleitet, mit ihm ist - als<br />
guter Hirt -, dass Gnade und Huld ihm folgen.<br />
Lieber Martin, was Gnade konkret heißen kann,<br />
das hast du auch erfahren, als du in der Welt der<br />
Schatten leben musstest, als dein Augenlicht zu<br />
erlöschen drohte. “Muss ich auch wandern durch<br />
das Tal des Todesschattens...” - die Erfahrung,<br />
wie zerbrechlich das Leben ist, ist dir zuteil<br />
geworden. Heute sprichst du vom kleinen Wunder,<br />
dass man so was, wie das Augenlicht retten<br />
kann. Du sprichst vom kleinen Wunder der<br />
Medizin und wünschst dir zu deinem 65-er, dass<br />
das Augenlicht ausreichen möge für die Zeit, die<br />
dir zugedacht ist. Es möge dir ausreichen, damit<br />
du in den schwierigen Entscheidungssituationen<br />
... - wenn du etwa in der Bar stehend mit vier verschiedenen<br />
Biersorten konfrontiert, minutenlang<br />
Etiketten studierst, weil du dich nicht entscheiden<br />
kannst, welches du trinken sollst - das Licht möge<br />
dir erhalten bleiben, damit du in schwierigen<br />
Entscheidungssituationen, in deinem “Nestle-<br />
Aland” lesen kannst (auch wenn du es auswendig<br />
kennst). Das Augenlicht möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du jene siehst, um die du dich<br />
kümmerst, deine Schülerinnen und Schüler. Die<br />
Hörerinnen bei den unzähligen Vorträgen, die<br />
Freundinnen und Freunde. Es möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du die Berge siehst und die<br />
Gletscher, die “nicht mehr so weiß sind”, wie zur<br />
Zeit deiner “Jugendsünden”. Es möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du auch P. Stock siehst, mit<br />
dem du spartanisch unterwegs bist (das<br />
Spartanische liegt am Römer Stock, nicht am<br />
Insbrucker Hasitschka). Es möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du möglichst lange nach<br />
Antworten suchen kannst auf die Frage, die<br />
Jesus dem Exegeten und Bibeltheologen stellt:<br />
“Für wen halten die Menschen den Menschensohn?<br />
Für wen hältst du mich?” Derjenige, der<br />
schon Schwierigkeiten hat, zwischen vier<br />
Biersorten zu wählen, kann diese einfache Frage<br />
nicht wie Petrus mit einem Satz beantworten. So<br />
würde er sagen - wiederum Originalton M.H. -:<br />
“Meine Christusvorstellung lässt sich schwer in<br />
eine ʻKurzformelʼ bringen. Sie verändert sich und<br />
wächst. Das hängt auch zusammen mit den<br />
Veränderungen in meiner Lebenssituation. ...<br />
Außerdem: Die Frage nach Christus ist für mich<br />
zutiefst verbunden mit der Gottesfrage. Mit dem<br />
Gedanken vom Deus semper maior verbindet<br />
sich für mich Christus semper maior. Deswegen:<br />
schon vom irdischen Jesus würde ich sagen:<br />
viele biblische Vorstellungen und Hoheitsbezeichnungen<br />
treffen auf ihn zu. In der Frage<br />
nach Jesus Christus helfen mir zurzeit vier<br />
Aussagen. Erkenntnis der Herrlichkeit (doxa)<br />
Gottes auf dem Antlitz Christi. Christus ist ʻdas<br />
Bild/die Ikoneʼ des unsichtbaren Gottes. Er hat<br />
Kunde gebracht von Gott (exogeomai) - Jesus ist<br />
der Exeget Gottes. Und: der Auferstandene ist<br />
ʻmit unsʼ. Damit verbunden (unvermischt und<br />
ungetrennt) die Vorstellung: Gott selbst ist ʻmit<br />
unsʼ.” Wenn Sie - meine Damen und Herren -<br />
mehr wissen wollen, wie Koll. Hasitschka die simple<br />
Frage von Jesus beantwortet, besuchen Sie<br />
eine Vorlesung von ihm. Lieber Martin: Gnade<br />
und Huld haben dich in deinem Leben verfolgt.<br />
Mögen sie dich weiterhin verfolgen. Dein Leben<br />
lang!<br />
45
3. Diplomarbeiten und<br />
2. Dissertationen (Abstracts)<br />
Couston Francis Enyam<br />
What next? The Akan Concept of Life<br />
after Death in Relation to the Eschatological<br />
Tought of Joseph Ratzinger<br />
Mag.theol. Couston<br />
Francis Enyam<br />
Den Hintergrund dieser Arbeit bildete die<br />
Frage nach der angemessenen Weise der<br />
Verkündigung des Evangeliums und des<br />
christlichen Glaubens; eine Frage, die die<br />
Theologie weltweit und die afrikanischen<br />
Theologinnen und Theologen seit vielen<br />
Jahrzehnten bewegt. Diese Arbeit beantwortet<br />
die Frage nach der Bedeutung des kulturellen<br />
Denkens und der Philosophie der verschiedenen<br />
Völker bzw. der Akan, einer der bedeutendsten<br />
ethnischen Gruppen Ghanas, für die<br />
Verkündigung des Evangeliums mit einem<br />
emphatischen Ja. Der besondere Zugang dieser<br />
Arbeit ist die epistemologische These,<br />
dass dieses „Ja“ durch die Struktur des<br />
Zweiten Vatikanischen Konzils begründet ist.<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil kann dadurch<br />
epistemologisch gekennzeichnet werden,<br />
dass es nicht nur die traditionellen Loci erweitert<br />
und umgestaltet hat, sondern auch vor<br />
allem dadurch, dass es das Verhältnis von<br />
"loci proprii" und "loci alieni" in außerordentlicher<br />
Weise für die Sendung der Kirche (und<br />
eins damit für die Erkenntnis Christi) fruchtbar<br />
gemacht hat. Die loci theologici haben mit der<br />
Suche nach Orten der Theologie zu tun. Sie<br />
46<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
sind die Erkenntnisquellen und Zeugnis<br />
gebenden Instanzen der Theologie. Nach dem<br />
methodologischen Grundwerk katholischer<br />
Theologie in der Neuzeit "De locis theologicis<br />
libri duo decim" von Melchior Cano gibt es sieben<br />
glaubensspezifische (Schrift, Tradition,<br />
Kirche, Konzilien, Römische Kirche, Kirchenväter,<br />
Scholastische Theologie) und drei glaubensfremde,<br />
aber wissenschaftlich unentbehrliche<br />
Orte der Theologie (Geschichte, Philosophen<br />
und Vernunft)."Loci proprii" sind die<br />
glaubensspezifischen Orte der Theologie. Die<br />
glaubensfremden aber wissenschaftlich<br />
unentbehrlichen Orte der Theologie sind "loci<br />
alieni". Die zwei loci theologici sind komplementäre<br />
Erkenntnisquellen der Theologie.<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil fordert<br />
dadurch die Kirche in all ihren verschiedenen<br />
Kontexten dazu auf, sich auf die jeweilige<br />
Kultur und ihre Weltanschauung und Philosophie<br />
wirklich (tief und vorbehaltlos) einzulassen.<br />
Diese Arbeit, die das kulturelle<br />
Denken und die Philosophien der Akan Völker<br />
als einen wissenschaftlich unentbehrlichen<br />
Ort der Theologie betrachtet, ist ein Versuch,<br />
die daraus entwickelten verschiedenen Formen<br />
kontextueller Theologien besonders im<br />
Blick auf ihre befreiende Qualität für die Kirche<br />
in Ghana fruchtbar zu machen.<br />
Dieses generelle Anliegen konkretisierte die<br />
Arbeit in zwei Aspekten: Aus den vielfältigen<br />
Aspekten der Akan-Kultur wie zum Beispiel:<br />
den Glauben an Gott und an Geister, den<br />
Umgang mit Geistern, die selbst Geschöpfe<br />
Gottes sind, aber ohne ihn wirken können und<br />
deren Einfluss auf die Menschen, Opfer,<br />
Rituale usw., griff die Arbeit die Frage individueller<br />
und kollektiver Eschatologie heraus.<br />
Auf der anderen Seite wurde das Denken und<br />
die Praktik der Akan in Beziehung zu einem<br />
konkreten eschatologischen Entwurf gesetzt:<br />
der Eschatologie von Joseph Ratzinger.<br />
Die Arbeit, die in drei Kapiteln verfasst wurde,<br />
beginnt mit einer klassischen Darstellung der<br />
Akan-Kultur und zeigt deren Einheit von<br />
Kosmologie und Gesellschaft. In der Arbeit<br />
wird für eine kontextuelle Theologie plädiert,<br />
die wahrnimmt, dass Christus die Kulturen<br />
transzendiert. Daher wurden die zwei Extreme
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
(totale Absage, unkritische Übernahme) vermieden.<br />
Ein Teil der Arbeit stellt eine wichtige<br />
Auseinandersetzung mit der Eschatologie von<br />
Joseph Ratzinger dar. Für sie ist kennzeichnend,<br />
dass der Schlüssel zum Verständnis<br />
seines eschatologischen Denkens die<br />
Christologie ist. Ohne eine christologische<br />
Dimension ist es für ihn anscheinend unmöglich,<br />
Eschatologie zu verstehen. Spannend in<br />
der Arbeit ist die kritische Zusammenschau<br />
dieses Entwurfes zu den Ausführungen über<br />
die Akan-Tradition (nicht als Negation zu verstehen).<br />
Es wurde auch eine Unterscheidung<br />
der Geister angesetzt. Themen, die diesbezüglich<br />
behandelt wurden, waren zum Beispiel<br />
das Seelenkonzept, die Auferstehung der<br />
Toten, die Unsterblichkeit der Seele, Himmel,<br />
Fegefeuer und Hölle.<br />
Zusammenfassend war ich der Überzeugung,<br />
dass das kulturelle Denken und die<br />
Philosophie der verschiedenen Kulturen,<br />
Maria Joseph Kulandaisamy<br />
Yahwehʼs decision and Israelʼs destiny<br />
in Ezek 36,16-38, an exegetical<br />
study<br />
Mag.theol. Maria Joseph Kulandaisamy<br />
denen das Evangelium verkündigt werden<br />
muss, eine wesentliche Rolle zum guten<br />
Gelingen der Verkündigung des Evangeliums<br />
und des christlichen Glaubens zu spielen hat.<br />
Aus diesem Grund dürfen sie nicht von vornherein<br />
als a-christlich betitelt oder bezeichnet<br />
werden. Auf der anderen Seite müssen sie<br />
nicht in ihrer Gesamtheit seliggesprochen<br />
werden. Auch wenn das Evangelium nicht akulturell<br />
ist, muss auf der anderen Seite immer<br />
klar gemacht werden, dass das Evangelium<br />
alles kulturelle Denken und alle Philosophien<br />
transzendiert. Es ist daher wichtig, dass solche<br />
Denkweisen und Philosophien sich einer<br />
christologischen Transformation unterziehen.<br />
Mir ist wie vielen anderen bewusst, dass dies<br />
ein sehr langer Prozess ist oder sein könnte.<br />
Aber wegen der Wichtigkeit einer solchen<br />
christologischen Transformation sollen und<br />
müssen wir uns ständig bemühen, diesen<br />
Prozess mitzugestalten.<br />
1 Leading into the text:<br />
The text unit Ezek 36,16-38 proclaims<br />
Yahwehʼs self-concern in which the redemption<br />
of Israel is integrated as a covenantal consequential<br />
necessity. Issues and concerns:<br />
What are the motivating forces behind (v17-<br />
21) and purposes ahead (v22f.27f.35f.) in<br />
Yahwehʼs desire and decisions? How do<br />
Yahwehʼs desire and decisions integrate and<br />
shape the future destiny of Israel (v24-26.29-<br />
34.37f.) which is in exile? What is new in it?<br />
Immediate context: The announcement of the<br />
renewal of the mountains of Israel in 36,1-15<br />
symbolically anticipates the renewal and<br />
transformation of the House of Israel.<br />
2 The structure:<br />
Conditions of Israel and of Yahwehʼs name<br />
(v17-21) compel Yahweh to act; Yahwehʼs<br />
concern and decisions (v22-32) favour Israel;<br />
Transformation of cities and land (v33-36)<br />
bear witness to Yahweh; Identity of the house<br />
47
of Israel (v37f.) is re-established in its<br />
covenantal status.<br />
3. Analysis:<br />
Compulsion to act (v17-21): Israel has defiled<br />
itself (20,43), its land (36,17a.b.c) and profaned<br />
the name of Yahweh among nations<br />
(36,20a.b.c) through its derogative behaviour.<br />
Yahweh out of his anger punished Israel dispersing<br />
and scattering them (v19). The identity<br />
and status of the house of Israel is revelatory<br />
of Yahweh himself for the nations<br />
(v23d.e.36a) to know Yahweh. Therefore, the<br />
challenge that stands before Yahweh is to<br />
make the ʻways and deedsʼ of both Israel and<br />
his own as witnesses to his holy and great<br />
name. Favour for Israel (v22-32): In his decision<br />
to sanctify his name, he takes initiative to<br />
gather the house of Israel together from lands<br />
and nations (restoration) and to transform it<br />
integrally through external cleansing with pure<br />
water and internal renewal by giving them a<br />
“new heart” (vdx bl) and a “new spirit” (hvdx<br />
xwr) that it keeps Torah (v27c.d.e) and regains<br />
the covenantal status (28c.d). Yahweh will<br />
save them from the disgrace of famine by<br />
summoning the field fertile and fruitful. Israel<br />
will come to its self-consciousness and conscience<br />
and will be ashamed of its past.<br />
Witness to Yahweh (v33-36): Yahweh will<br />
plant the waste land, build the desolate cities<br />
and make it inhabited and fortified in order to<br />
secure Israel with a permanent, safe dwelling<br />
place. Those nations which once looked down<br />
upon Israel will now know that it is Yahweh<br />
who has done all these things. Covenantal<br />
status (v37f.): At the end, Yahweh will multiply<br />
the people of Israel like the flock of humans.<br />
The positive dealing of Yahweh with Israel will<br />
make Israel know itself (20,43 and 36,31) and<br />
Yahweh (36,38d,e), and will make nations<br />
know Yahweh (36,36a.b.c), too.<br />
4. Findings:<br />
i. 36,21-23.32 picks up 20,44 and elaborates it<br />
and confirms it once again. Yahwehʼs future<br />
dealing with Israel will not be according to its<br />
“evil ways and corrupt deeds” instead out of<br />
concern for his holy name. Salvation for Israel<br />
is a pure gift and an initiative of Yahweh so<br />
that Israel knows Yahweh.<br />
48<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
ii. The prophet Ezekiel prayers to/questions<br />
(11,16-20) Yahweh concerning the issue of<br />
extermination of or life to Israel. Israel itself<br />
raises a doubt (33,10) whether it can live further?<br />
33,11 takes up what is said in 18,23:<br />
“Why will you die, O house of Israel?” and<br />
adds the intention of Yahweh, taken from<br />
18,31: “Have I any pleasure in the death of the<br />
wicked, says the Lord Yahweh, and not rather<br />
that he should turn from his way and live?”<br />
C36,24-38 announces Yahwehʼs plan to<br />
shape the destiny of Israel as his people<br />
dwelling in its promised land, guided by his<br />
own spirit, walking in the way of his statutes<br />
and ordinances (v27f.), and being multiplied<br />
like a flock of humans (v37f.). Thus c36 gives<br />
a final answer to the whole problem of death<br />
or life for the house of Israel.<br />
iii. The expression “new heart” (18,31 and<br />
36,26) is very special to Ezekiel. The “new<br />
spirit” takes an upward-movement as “my spirit”<br />
(v27a and also 37,14; 39,29). The very spirit<br />
of Yahweh will be their guiding force in all<br />
their ways and deeds, desires and decisions!<br />
It is a radical, internal transformation in which<br />
Israel gains a new consciousness and conscience.<br />
iv. Jer 31,31-34 speaks about Yahweh writing<br />
the Law in the heart [instead of stone plate]<br />
(Gottes Tora im Herzen) of the person, whereas<br />
Ezekiel 36,27 speaks of Yahweh placing<br />
his own spirit in the (new) heart (Geistes<br />
Gottes im Herzen)! Then Israel will “walk”<br />
(obedience) in the statutes of God (v27c.d.e)<br />
and will “keep” (rmv) the Torah (fidelity).<br />
v. The covenant formula in 36,28 is corollary to<br />
of all that is spoken of in 36,24-27 and it is also<br />
the watershed of all that is spoken of in 36,29-<br />
38!<br />
vi. This rhetoric criticism of the nations in<br />
36,20 hints at a problem that „they went out<br />
from<br />
his land“. This is replied with an answer in<br />
36,28a.b: „you will dwell in the land that I gave<br />
…”<br />
vii. Acts of Yahweh and their effects: Yahweh<br />
will gather it together in its land, cleanse it and<br />
transform it, and then it will keep the Torah<br />
(v24-28). Yahweh will increase his blessing on<br />
the field. Consequently, Israel will meet no<br />
more disgrace among nations; and Israel will
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
know itself (v29-32). Yahweh himself will build<br />
the cities, making them secure and fortified.<br />
As a result, nations will know Yahweh (v33-<br />
36). Yahweh will increase Israel like the flock<br />
of humans. As an effect, Israel will know<br />
Yahweh (v37f.). Thus when Yahweh acts for<br />
Israel, then nations understand Yahweh, Israel<br />
understands Yahweh and itself.<br />
5. Conclusion:<br />
Ezek 36,16-38 envisions that Yahweh will lead<br />
Israel into a bright future on two important levels,<br />
materially and personally: 1. Yahweh will<br />
unite Israel and the land promised to its<br />
fathers; 2. Yahweh will re-establish and rejuvenate<br />
the relationship between him and the<br />
house of Israel in resonance with the<br />
covenant. In all these the nations will know<br />
Rolf Kurz<br />
„Nur die göttlich Liebe führt den<br />
Menschen zum erfüllten Leben und<br />
zur wahren Freiheit. Zugänge zum<br />
Geheimnis der Eucharistie im Werk<br />
von Joseph Ratzinger.“<br />
Mag.theol. Rolf Kurz<br />
Yahweh and the reputation of the name of<br />
Yahweh will be upheld.<br />
The messages of Ezek c36 depict that<br />
Yahweh has judged Israel in the past because<br />
of its infidelity to covenantal relation through<br />
its ways and deeds, but now Yahwehʼs decisions<br />
and actions are not according to what<br />
Israel deserves, instead they are to sanctify<br />
his name among Israel at the eyes of nations,<br />
and to make Israel and nations know Yahweh.<br />
And Yahweh will execute it primary through<br />
the agency of Israel. Therefore, the final outcome<br />
of all his decisions will be a blessing in<br />
disguise for Israel: prosperous and secure<br />
destiny in its promised land. Thus the decisions<br />
of Yahweh, the God of Israel, go beyond<br />
his judgment!<br />
Für den Theologen Joseph Ratzinger war die<br />
Reflexion des Geheimnisses der Eucharistie<br />
immer Lebensvollzug und tief verbunden mit<br />
seiner eigenen priesterlichen Existenz. Deshalb<br />
spricht hier der Theologe und Papst nicht<br />
über Fremdes und Anderes, sondern immer<br />
unter Einbeziehung seines eigenen Lebens<br />
und seiner besonderen Mystik.<br />
Hier sollen nur einige markante Punkte aus<br />
der Diplomarbeit aufgriffen werden.<br />
1. Wie überwinde ich die Kluft zwischen<br />
Sichtbar und Unsichtbar?<br />
Im Glauben bedarf es eines Sprunges, um die<br />
der Sinneswahrnehmung verborgene Wirklichkeit<br />
erschließen zu können. Zu diesem<br />
Vorgang benötigen wir die Wahrnehmung mit<br />
dem Herzen, den Zugang über die Erfahrungen<br />
und Empfindungen. Das Erkennen der<br />
eigentlichen Wirklichkeit, die den tragfähigen<br />
Grund darstellt, ist ein ständiger Prozess, weil<br />
das natürliche Schwergewicht des Menschen<br />
auf der materiellen Ebene liegt. Es geht um<br />
ein Einlassen auf einen offenen und oft auch<br />
unbekannten Weg. Selbstverständlich bedeu-<br />
49
tet dieser Sprung auch eine Entscheidung.<br />
Bleibe ich stehen oder springe ich? Wenn das<br />
Unsichtbare die eigentlich tragende Wirklichkeit<br />
ist, können wir von einem Bekenntnis<br />
zum Primat des Unsichtbaren sprechen.<br />
2. Welche Strukturen hat das Gebet?<br />
Das Gebet ist ein Zentralakt Jesu. Wir können<br />
in der Kommunikationsstruktur zwischen<br />
Jesus Christus und seinem himmlischen<br />
Vater, obwohl sie einzigartig war, Zugänge<br />
zum Glauben, Gebet oder dem Liebesgeschehen<br />
überhaupt erkennen. Wir dürfen aber<br />
nicht dem Trugschluss erliegen, dass wir das<br />
Wahrnehmen unserer Gottesbeziehung und<br />
unsere Gottesbegegnung festhalten können.<br />
Es ist ein tägliches Einlassen auf einen Beziehungs-<br />
und Glaubensprozess. Im Gebet –<br />
also einem Kommunikationsgeschehen –<br />
bekommen wir einen Raum der Freiheit und<br />
einen Ort der Begegnung mit Gott. Auf dem<br />
Glaubens- und Gebetsweg richtet sich der<br />
Christ auf Gott aus und lässt seinen eigenen<br />
Willen frei in den göttlichen Willen einfügen.<br />
Hier kann von einem Prozess des Gott-Ähnlich-Werdens<br />
und einer Verwandlung des<br />
menschlichen Selbst gesprochen werden.<br />
Wenn der Mensch sich auf die eigene<br />
Hingabe an den göttlichen Willen wahrhaftig,<br />
frei und in Liebe einlässt, kann der Mensch<br />
von Gott mit Liebe, Wahrheit und Freiheit<br />
erfüllt werden.<br />
3. Was bedeutet in den Pneuma-Leib Christi<br />
aufgenommen zu werden?<br />
Jeder Einzelne erlebt in der Eucharistie Gemeinschaft<br />
mit Gott und mit den Menschen.<br />
Dies geschieht in besonderer Weise bei den<br />
Kommunizierenden, wenn sie von Christus in<br />
den Pneuma-Leib Christi hinein assimiliert<br />
werden. Besonders in der Eucharistie verwirklicht<br />
sich die Einheit der Liebe und des Leibes<br />
Christi, indem die Christen in den verklärten<br />
Leib Christi hineinvereinigt werden. Denn<br />
Christus assimiliert die Kommunizierenden in<br />
seinen Leib hinein und macht sie so zu einem<br />
einzigen Leib. Hier sind wir aufgefordert, diese<br />
50<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Vereinigung mit Christus und den Kommunizierenden<br />
als Geschenk dankbar anzunehmen,<br />
obwohl der Einzelne auch mit vielleicht<br />
Unsympathischen, Marginalisierten oder<br />
Fernen verbunden ist. Dieses Einswerden<br />
kann uns eine Anthropologie der Kulturen und<br />
Schichten lehren. Die vertikale und die horizontale<br />
Ebene sind verflochten und bilden<br />
zusammen ein Gesamtgefüge. In Jesus<br />
Christus, dem sakramentalen Leib Christi,<br />
können wir in der eucharistischen Feier den<br />
Gestalt gebenden Mittelpunkt der Kirche<br />
erkennen. Es wird in der Eucharistie ein<br />
„neues Wir“ geschaffen. Auf der einen Seite<br />
geht es um eine Durchdringung Gottes und<br />
auf der anderen Seite um eine Öffnung des<br />
Menschen. Das menschliche Ich lässt sich<br />
vom göttlichen Du durchdringen und wird so<br />
mit Gott und mit den Menschen untereinander<br />
verbunden. Man kann auch von einer vertikalen<br />
Ausrichtung und einer horizontalen Ebene<br />
im zwischenmenschlichen Bereich sprechen.<br />
Ein sichtbares Zeichen für die feiernde Gemeinde<br />
stellt die Zusammensetzung einer<br />
konkret sichtbaren Gemeinschaft dar. Es versammeln<br />
sich aus allen Kulturen und Gesellschaftsschichten<br />
und aus verschiedensten<br />
Beweggründen Gläubige zur Eucharistie. Alle<br />
zusammen bilden eine Glaubensgemeinschaft,<br />
die eine ganz klare Ausrichtung auf<br />
Gott hat und im Leib Christi zu einer Einheit<br />
gebildet wird.<br />
Somit gehört zum Innersten des Christlichen<br />
die Verbindung mit der Glaubensgemeinschaft,<br />
ja man müsste sogar sagen die<br />
Vereinigung mit der ganzen Menschheit. Denn<br />
bei einer ganz nach innen gerichteten Zentrierung<br />
auf das Christliche zeigt sich ein<br />
Humanismus, der die Vereinigung der<br />
Menschheit sucht.<br />
5. Kann bei der täglich gelebten Liebe von<br />
einem Wesensteil der Eucharistie gesprochen<br />
werden?<br />
Besonders in der Eucharistie verwirklicht sich<br />
die Einheit der Liebe und des Leibes Christi,<br />
indem die Christen in den verklärten Leib<br />
Christi hineinvereinigt werden. Aus diesem<br />
Einswerden im Verklärungsleib Christi er-
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
wächst die Glaubensgemeinschaft. Und aus<br />
dieser Mitte, in der die reale Vereinigung der<br />
Christen mit Christus und untereinander vollzogen<br />
wird, erwächst die täglich gelebte Liebe<br />
in die Gesellschaft und in die Welt hinein. Das<br />
eucharistische Geschehen wirkt in jedem einzelnen<br />
Christen im Alltag in Taten weiter. Hier<br />
kann von einer „Bewährung des Wortes“<br />
gesprochen werden. Die konkrete Verwirklichung<br />
der Kirche in der Eucharistie lebt in<br />
konkreten Handlungen im Alltag weiter. Das<br />
Beziehungsgeschehen Gottes und seine<br />
Liebe zu seinen Geschöpfen drängen den<br />
Menschen förmlich zu Werken der Liebe. Sie<br />
Lwano Manzanza Frédéric<br />
La célébration eucharistique comme<br />
anticipation du banquet céleste.<br />
Une analyse systématique de la<br />
célébration actuelle de l´eucharistie<br />
Mag.theol.<br />
Lwano Manzanza<br />
Frédéric<br />
Das Thema meiner Diplomarbeit gliedert sich<br />
in drei Kapitel, die sich auf drei Fragekreise<br />
konzentrieren: die Frage nach dem Ort der<br />
Eucharistiefeier (nicht im räumlichen, sondern<br />
im theologischen Sinn), die Frage nach den<br />
Teilnehmern und die Frage nach der Art und<br />
Weise der Teilnahme an der Eucharistiefeier<br />
in ihrem Verhältnis zur Kommunion.<br />
Im ersten Kapitel stelle ich die Eucharistie als<br />
„locus eschatologicus“ vor. Denn in jeder<br />
gehört nicht nur als Beiwerk zur Eucharistie,<br />
sondern die Liturgie der Eucharistie wird erst<br />
im „alltäglichen Gottesdienst“ vollendet. Was<br />
die Christen in der Eucharistie feiern, soll in<br />
den Christen auch außerhalb des Kirchenraums<br />
sichtbar werden und in die Gesellschaft<br />
hineinwirken. Man kann sagen, dass ein mit<br />
Liebe Beschenkter auch anderen Liebe<br />
schenken will. Denn Liebe kann nicht in sich<br />
verschlossen bleiben, sondern sie öffnet sich<br />
für andere und verschenkt sich selbst anderen.<br />
Im Raum der Liebe findet der Mensch die<br />
Erfüllung seiner tiefsten Sehnsucht.<br />
Eucharistie erfahren wir im Voraus, was im<br />
himmlischen Jerusalem gefeiert wird. Dies ist<br />
für mich ein Beweis dafür, dass es nur eine<br />
Liturgie gibt: die Liturgie auf der Erde in der<br />
Phase des Protons und die himmlische<br />
Liturgie als ihr Eschaton. Damit ist ausgedrückt,<br />
dass die irdische Eucharistiefeier<br />
schon und noch nicht das himmlische Mahl ist.<br />
Jede Eucharistiefeier steht in dieser eschatologischen<br />
Dimension, denn sie kann nicht vom<br />
himmlischen Mahl, deren Antizipation sie ist,<br />
getrennt werden. Die verschiedenen konstituierenden<br />
Elemente der Eucharistiefeier (Worte,<br />
Riten, Symbole usw.) zeigen klar, dass<br />
jede Eucharistiefeier eine Antizipation des<br />
himmlischen Mahles ist. Bei jeder Eucharistie<br />
versammelt sich die ganze Kirche in ihrer irdischen<br />
und himmlischen Dimension. Gott ist<br />
der Gastgeber, Jesus Christus der Zelebrant<br />
par excellence. Das Volk Gottes ist der Teilnehmer.<br />
Gott wird verherrlicht, Mensch und<br />
Welt werden geheiligt. Wir essen schon hier<br />
die himmlische Speise.<br />
Das Zweite Kapitel betrachte ich als Folge des<br />
ersten Kapitels. Im Zusammenhang mit diesen<br />
drei Fragekreisen stelle ich die in der<br />
römisch-katholischen Kirche seit dem Zweiten<br />
Vaticanum geltende Ordnung in Frage.<br />
In welchem Rahmen soll die Eucharistie gefeiert<br />
wird? Wer ist Teilnehmer und wie soll man<br />
an der Eucharistie teilhaben, oder wie soll<br />
51
man beispielsweise kommunizieren? Im<br />
ersten Teil dieses Kapitels stelle ich die Lehre<br />
und Praxis der aktuellen Eucharistiefeier dar.<br />
Im zweiten Moment analysiere ich diese Lehre<br />
und Praxis mit einem eschatologischen Einblick<br />
und zeige, dass die aktuelle Eucharistiefeier<br />
nicht nur Stärken sondern auch Defizite<br />
besitzt. Ich stelle mir Fragen wie: ist beispielsweise<br />
eschatologisch gesehen jede leibliche<br />
Person (Getaufte, Nichtgetaufte, Kommunionempfänger<br />
und nicht Kommunionempfänger)<br />
bei der Eucharistiefeier Teilnehmer? Wie konkretisiert<br />
sich symbolisch diese Teilnahme für<br />
jene die nicht kommunizieren können? Kann<br />
man auch behaupten, dass auch sie an dem<br />
himmlischen Mahl im Voraus teilnehmen? Wie<br />
kann man an dem himmlischen Mahl im Voraus<br />
teilhaben, ohne den Kelch des Heiles und<br />
des ewigen Bundes symbolisch zu trinken?<br />
Weil es heute möglich ist, dass jemand ohne<br />
zu kommunizieren an der Eucharistiefeier teilnimmt,<br />
und viele nur die Brotkommunion aber<br />
nur ganz wenige die Kelchkommunion empfangen<br />
und weil die Eucharistiefeier der<br />
Kirche mit oder ohne einer konkreten versammelten<br />
Gemeinde gefeiert werden kann, bin<br />
ich der Meinung, dass eschatologisch gesehen,<br />
die aktuelle Eucharistiefeier mehrere<br />
Defizite aufweist.<br />
Ein Blick auf das himmlische Mahl zeigt z.B.<br />
klar, dass das himmlische Mahl ohne die<br />
Versammlung des Volks Gottes nicht eröffnet<br />
werden wird. Es ist unvorstellbar, dass jemand<br />
am eucharistischen Mahl teilnimmt, ohne den<br />
Kelch des Heiles zu trinken. Es ist undenkbar,<br />
dass ein Mitfeiernder Jesus nicht als seinen<br />
Herrn bekennt. Diese Beispiele zeigen einige<br />
der eschatologischen Defizite in der Reflexion<br />
der Eucharistiefeier als Antizipation des himmlischen<br />
Gastmahles auf.<br />
Im dritten Kapitel versuche ich schließlich, die<br />
drei fundamentalen konstitutiven Elemente<br />
der Eucharistiefeier wieder herzustellen, damit<br />
die aktuelle Eucharistiefeier konkret und symbolisch<br />
als Antizipation des himmlischen<br />
Mahls erlebbar wird. Ich gehe dabei von der<br />
Stiftung des Abendmahles Jesu, von der Feier<br />
der Eucharistie zur Zeit der Apostel und<br />
Kirchenväter und vom Blick auf die Feier des<br />
himmlischen Mahles aus.<br />
52<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Aus diesen biblischen, patristischen, dogmatischen<br />
und eschatologischen Überlegungen<br />
heraus plädiere ich für die Feier der Eucharistie<br />
in einer konkreten versammelten Gemeinde.<br />
Ich plädiere für die Kelchkommunion<br />
aller Teilnehmer. Nur jene Mitfeiernden sollen<br />
als Teilnehmer der Eucharistiefeier bezeichnet<br />
werden, die auch kommunizieren. Das bedeutet<br />
nicht, dass andere Mitfeiernde, die z.B.<br />
nicht kommunizieren, keine Christen sind,<br />
oder nicht zur Messe kommen dürfen. Für solche<br />
Mitfeiernde braucht es einen eigenen<br />
Ritus. Dieser Ritus soll klar aufzeigen, an welchem<br />
Zeitpunkt die eigentliche<br />
Eucharistiefeier beginnt.<br />
Ist in der aktuellen pastoralen Situation die<br />
Wiederherstellung der drei konstitutiven Elemente<br />
praktisch möglich? Welche ökumenischen<br />
und ekklesiologischen Konsequenzen<br />
hat eine solche Wiederherstellung? Ich stelle<br />
Ihnen jetzt einige konkrete Vorschläge meiner<br />
Diplomarbeit vor:<br />
Die Versammlung der konkreten Gemeinde ist<br />
ein konstitutives Elemente der Eucharistiefeier.<br />
Wo es keine Gemeinde gibt (vgl. Mt<br />
18,20), soll keine Eucharistie gefeiert werden.<br />
Genauso ist die Feier der Eucharistie unmöglich,<br />
wenn es keinen Priester gibt.<br />
Das eucharistische Essen und Trinken ist ein<br />
symbolisches Zeichen der Teilhabe an dem<br />
himmlischen Mal im Voraus. Damit das<br />
Trinken für alle Teilnehmer gelingt, soll man<br />
beispielsweise für große Versammlungen<br />
genügend Kommunionhelfer für die Kommunion<br />
unter beiderlei Gestalten vorbereiten.<br />
Ein weiterer Vorschlag betrifft die Inkulturation<br />
der eucharistischen Materien. In Regionen der<br />
Welt, in denen das Brot und der Wein nur sehr<br />
schwer zu bekommen sind, muss über eine<br />
Inkulturation der eucharistischen Gaben nachgedacht<br />
werden.<br />
Die Wiederherstellung dieser drei Elemente<br />
wird helfen, einige ökumenische und ekklesiologische<br />
Fragen zu klären. Allerdings gibt es<br />
noch weitere Schwierigkeiten, deren Beantwortung<br />
von anderen theologischen Disziplinen<br />
abhängt.
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Wenn die oben genannten drei konstitutiven<br />
Elemente der Eucharistiefeier als Antizipation<br />
des himmlischen Mahles wieder hergestellt<br />
Valentine Mbawala<br />
Der traditionelle Status einer<br />
tanzanischen Frau:<br />
Eine Herausforderung für die Pastoral in<br />
der Erzdiözese Songea<br />
Mag.theol. Valentine Mbawala<br />
Durch die Begegnung mit vielen tansanischen<br />
Frauen konnte ich erfahren, welche Begabungen<br />
und Fähigkeiten diese Frauen besitzen.<br />
Die Gründe dafür, dass die Begabungen,<br />
die die Frauen haben, nicht sehr zum<br />
Vorschein kommen, sind in der Tradition verwurzelt.<br />
In meiner Diplomarbeit ist es mir um<br />
die Frage gegangen: Inwiefern kann der traditionelle<br />
Status von Frauen in Tansania für den<br />
pastoralen Einsatz zu Schwierigkeiten führen<br />
und wie kann die Kirche diesen Schwierigkeiten<br />
theologisch begründet und pastoral<br />
sensibel begegnen.<br />
Meine Diplomarbeit habe ich in vier Kapitel<br />
gegliedert:<br />
Im ersten Kapitel beschreibe ich den traditionellen<br />
Status der tanzanischen Frau aus zwei<br />
unterschiedlichen Perspektiven. Im ersten<br />
Teil, den ich „Persönlicher Umgang mit der<br />
Frau“ genannt habe, bringe ich meine eigene<br />
sind, ist die eschatologische Dimension der<br />
Eucharistiefeier erlebbar.<br />
Biographie ein, indem ich meine Erfahrungen<br />
mit drei unterschiedlichen Frauen, mit meiner<br />
Mutter, mit meiner Großmutter und mit meiner<br />
Stiefmutter schildere. Von meinem Umgang<br />
mit den dreien Frauen ist mir klar geworden,<br />
dass Frauen vor allem eine wichtige Rolle in<br />
den Familien spielen. Sie können wichtige<br />
Werte vermitteln, z.B. den Glauben und<br />
Frieden in den Familien pflegen und weitergeben.<br />
Aber die Umsetzung dieser Begabungen<br />
findet manchmal Anstoß in der Tradition, da es<br />
üblich ist, dass die Frau in der Familie<br />
schweigt.<br />
Den zweiten Teil habe ich eine „Systematische<br />
Analyse der gewählten sozial-kulturellen<br />
Aspekte der tansanischen Frauen“ durchgeführt.<br />
In diesem Teil beschreibe ich einige<br />
Aspekte des traditionellen Rollenbildes der<br />
tansanischen Frauen. Einige Beispiele sind:<br />
Einstellung zur Fertilität<br />
Diese hat ihre Basis im Verständnis des<br />
Lebens. Das Leben ist im Verständnis der<br />
Menschen in Tansania ein Geschenk von<br />
Gott. Die Menschen sind keine passiven Empfänger<br />
dieses Geschenks, sondern sie sind<br />
verpflichtet, dieses Geschenk aktiv zu empfangen<br />
indem sie es schützen und weitergeben.<br />
In anderen Worten, die Zeugung von<br />
Kindern ist eine Verpflichtung. Daher ist es<br />
unvorstellbar, wenn Eltern keine Kinder zeugen<br />
können. In diesem Fall liegt die alleinige<br />
Schuld bei der Frau, so ist es in der allgemeinen<br />
traditionellen Vorstellung. In einer solchen<br />
Situation entlässt der Mann die Frau und gründet<br />
eine Beziehung mit einer anderen Frau,<br />
die ihm Kinder schenken kann.<br />
Einstellung zum Geschlecht<br />
In fast allen Stämmen Tanzanias sind Buben<br />
erwünschter als Mädchen. Der Grund dafür<br />
53
ist, dass Mädchen, wenn sie groß sind, heiraten<br />
und von der Familie weggehen, das<br />
bedeutet, dass sie die Kontinuität der Familie<br />
nicht aufrecht erhalten. Die Buben im<br />
Gegenteil bleiben zu Hause, auch wenn sie<br />
verheiratet sind. Ihre Kinder gehören zu ihrer<br />
Sippe und sie sind sozusagen die Versicherung<br />
für die Eltern, wenn sie alt sind.<br />
Weil Mädchen fast keinen Wert haben, werden<br />
sie in vielfacher Weise vernachlässigt, z.B<br />
in der Ausbildung. In den Familien haben die<br />
Frauen kein Recht, sie müssen den Männern<br />
gehorchen.<br />
Im zweiten Kapitel stelle ich die Grundvollzüge<br />
der Gemeinde, nämlich Martyria,<br />
Vasyl Palchynskyy<br />
“Selbstmord” in der „Christlichen<br />
Ethik“ von Karl-Heinz Peschke:<br />
Eine kritische Untersuchung<br />
Dr.theol.<br />
Vasyl Palchynskyy<br />
Meine Arbeit ist eine wissenschaftliche Forschung<br />
zum Thema „Selbstmord“. In der<br />
Forschung beschränke ich mich auf das Buch<br />
„Christliche Ethik“ vom Moraltheologen K.-H.<br />
Peschke, der die wichtigsten Aspekte des<br />
Problems aufgeschrieben hat. Meine Aufgabe<br />
in dieser Arbeit ist eine kritische Untersuchung<br />
der Stellungnahmen des Autors zum Suizidproblem.<br />
Besondere Aufmerksamkeit will ich<br />
den biblischen Texten zuwenden, die K.-H.<br />
54<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Liturgia, Diakonia und Koinonia unter Berücksichtigung<br />
der Dokumente des II. Vatikanischen<br />
Konzils, insbesondere Lumen Gentium,<br />
Gaudium et Spes und Ad Gentes dar.<br />
Im dritten Kapitel verbinde ich die ersten zwei<br />
Kapitel, um Schwierigkeiten und Spannungen<br />
aufzuzeigen, die sich aufgrund der traditionellen<br />
Einstellung zu Frauen in bezug zur<br />
Realisierung von Kirche in der Erzdiözese<br />
Songea ergeben.<br />
Im vierten Kapitel behandle ich konkrete<br />
pastorale Lösungsansätze, die Antworten auf<br />
die im dritten Kapitel aufgezeigten Probleme<br />
geben können.<br />
Peschke zum Thema „Selbstmord“ in die<br />
Argumentation aufgenommen hat. Die Akzentsetzung<br />
auf die Bibel ist eine große Herausforderung<br />
für die Moraltheologie nach dem II.<br />
Vatikanum (OT 16), die ich in dieser Arbeit<br />
angehen will.<br />
Neben den biblischen Quellen kommen auch<br />
die Lehre der Kirche und die Naturwissenschaften<br />
(Psychiatrie und Soziologie) zur<br />
Sprache. Durch die verschiedenen Quellen<br />
wird gezeigt, wie breit und komplex die Suizidproblematik<br />
ist. Als Ziel stelle ich mir vor, die<br />
theologischen Hilfestellungen gegen Suizid<br />
auf Basis der oben genannten Quellen herauszuarbeiten.<br />
Im ersten Kapitel werden die Grundlagen des<br />
Studiums der Heiligen Schrift für die Moral-
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
theologie zur Sprache gebracht. Ich verweise<br />
auf Dokumente des Vatikanum II und deren<br />
Rezeption durch Moraltheologen. Beim Rückgriff<br />
auf die Bibel sind in der Vergangenheit<br />
häufig zwei Fehler aufgetreten: Man hat die<br />
Bibel zu sehr eingeengt und nach den eigenen<br />
Vorstellungen befragt, statt sie selber sprechen<br />
zu lassen. Oder man hat sie zu punktuell<br />
auf Einzelaussagen beschränkt und dies<br />
dann gewöhnlich ohne Beachtung ihres zeitgeschichtlichen<br />
Kontexts zu unmittelbar auf<br />
die jeweiligen Verhältnisse appliziert. In beiden<br />
Fällen kann sich die Wirkung der biblischen<br />
Moral nur begrenzt entfalten. 1 Als richtigen<br />
Umgang mit der Bibel in der Moraltheologie<br />
stelle ich kurz die textkritische<br />
Methode vor, die den Zusammenhang der<br />
Perikope im Buch und im Vergleich von<br />
Neuem und Altem Testament berücksichtigt,<br />
um schließlich zu einer eigenen exegetisch<br />
verantwortbaren Interpretation zu kommen.<br />
Ich werde die Bibeltexte, die in der Argumentation<br />
gegen Suizid und überhaupt gegen<br />
Mord verwendet werden, aufgreifen. Diese<br />
Argumentation baut auf den zwei Hauptgeboten,<br />
der Gottes- und Nächstenliebe auf.<br />
Es geht um die Stellen von Röm 14,7f; Lk<br />
14,26; Joh 12,25 und 15,13. K.-H. Peschke<br />
hat in der Verwendung von Röm 14,7f eine<br />
traditionelle Interpretation der Bibelstelle aufgegriffen,<br />
die nicht immer mit der Aussagerichtung<br />
der Bibelstelle übereinstimmt. Diese<br />
Paulusstelle in Röm 14,7f ist ein Fall, in dem<br />
vom Autor der Kontext in der Argumentation<br />
nicht ernst genommen wird. In der Zusammenfassung<br />
der Bibelstelle Röm 14,1-12<br />
erklärt U. Wilkens (in seinem Kommentar),<br />
dass der Inhalt des Glaubens Gottes Liebe ist,<br />
die sich gerade im Kreuz Christi erwiesen und<br />
in der Auferstehung des Gekreuzigten durchgesetzt<br />
hat. Man kann sagen, dass von<br />
Paulus die Leitidee des Liebesgebotes erstellt<br />
wird. Diese Methode des richtigen Umgangs<br />
kann den Theologen bei der Arbeit der Interpretation<br />
des Bibeltextes behilflich sein. Als<br />
Ergebnis meiner Untersuchung mit den Bibelstellen<br />
komme ich zum Schluss, dass alle<br />
neutestamentlichen Bibelstellen, die von K.-H.<br />
Peschke zur Anwendung gebracht wurden,<br />
mittelbar oder unmittelbar auf die Tugend der<br />
Liebe hingezielt haben. Somit wird die Liebe<br />
als biblische Grundkategorie im moraltheologischen<br />
Umgang mit dem Leid der Selbstmordproblematik<br />
erkannt.<br />
Im zweiten Kapitel ist die Lehre der Kirche<br />
dargestellt, die die schrecklichen Auswirkungen<br />
des Selbstmordes in der Verletzung<br />
der Gottes- und Nächstenliebe und auch der<br />
Selbstliebe unterstrichen hat. Im Katechismus,<br />
wie auch in der Moraltheologie, die K.-H.<br />
Peschke zum Thema „Selbstmord“ vertritt, ist<br />
die Befolgung der Zehn Gebote spürbar. Sie<br />
haben grundlegende Bedeutung für das persönliche<br />
und für das gesellschaftliche Leben.<br />
Ich wende mich zuerst dem Katechismus zu,<br />
lege seine Entstehung und seinen Aufbau dar,<br />
um mich dann dem Thema des Selbstmordes,<br />
wie im dritten Teil (KKK 2280-3) dargelegt ist,<br />
zuzuwenden.<br />
K.-H. Peschke verwendet in seiner Definition<br />
im Rahmen der Suizid-Thematik den Begriff<br />
„Selbstmord“. Dies zeigt uns, dass er schon in<br />
seiner Definition tendenziell ausgerichtet ist<br />
und damit schon einen Akzent hinsichtlich der<br />
sittlichen Bewertung dieser Tat setzt. Dieser<br />
Terminus wird auch vom kirchlichen Lehramt<br />
in den deutschsprachigen Texten favorisiert<br />
(GS 27; EV 66; KKK 2280-2283). In seiner<br />
Definition hat K.-H. Peschke die Aufmerksamkeit<br />
auf die Art von Tötung gelenkt.<br />
Die drei Gründe: Gottes Eigentumsrecht des<br />
menschlichen Lebens; Verpflichtungen eines<br />
Menschen gegenüber der Gemeinschaft; die<br />
Pflicht des Menschen, sich selbst zu lieben<br />
und nach Vollkommenheit zu streben, die K.-<br />
H. Peschke anführt, sind lebenswichtige<br />
Fragen. Sie zeigen uns drei Punkte, die eng<br />
miteinander verbunden sind: den Menschen<br />
selbst, die Gemeinschaft, in der er lebt und<br />
Gott. Alle drei Momente entsprechen der<br />
Lehre der Kirche, wie sie im KKK klar ausgedrückt<br />
ist.<br />
Im Katechismus wie auch in der Moraltheologie,<br />
die K.-H. Peschke mit dem Thema<br />
Selbstmord vertritt, ist die Befolgung der Zehn<br />
Gebote spürbar. Sie haben grundlegende<br />
Bedeutung für das persönliche und für das<br />
gesellschaftliche Leben. Eine besondere Aufmerksamkeit<br />
verdient die Lehre Christi, die<br />
uns darauf hinweist, dass die Zehn Gebote in<br />
55
dem einen Doppelgebot der Liebe zusammengefasst<br />
sind. Die Argumentationen gegen<br />
Selbstmord sind im KKK und bei K.-H.<br />
Peschke auf der Basis des Liebesgebots<br />
(Eigen-, Nächsten-, Gottesliebe.) aufgebaut.<br />
Im dritten Kapitel beschreibe ich die<br />
Untersuchungen zum Thema „Suizid“, die von<br />
der Psychiatrie und der Soziologie gemacht<br />
wurden, und erläutere auch die Strategien<br />
(Hilfe in der Seelsorge, Religion und<br />
Verantwortung) gegen Suizid. Von diesem<br />
Kapitel an will ich vom Begriff „Selbstmord“<br />
Abstand nehmen und stattdessen den Begriff<br />
„Suizid“ verwenden. In seinem Buch<br />
„Christliche Ethik“ lenkt K.-H. Peschke unsere<br />
Aufmerksamkeit auf die Humanwissenschaften.<br />
Er stellt die Meinungen von Psychologen<br />
im Allgemeinen 2 vor, ohne konkret auf<br />
diese einzugehen. Für mich ist in diesem<br />
ersten Punkt des dritten Kapitels wichtig, die<br />
konkreten Wissenschaftler zu nennen, um die<br />
Problematik der Suizidfrage spürbar zu<br />
machen. Erwin Ringel wird als Psychiatrische<br />
Autorität des Suizids vorgestellt. In seiner<br />
Untersuchung des Suizids hat E. Ringel im<br />
Jahr 1953 den Begriff „präsuizidale[s]<br />
Syndrom“ geprägt. 3 Das präsuizidale Syndrom<br />
wurde 1949 aufgrund von Untersuchungen<br />
an 745 Personen mit Selbstmordversuchen<br />
entdeckt. Bei der Beschreibung<br />
des Syndroms werde ich mich auf E. Ringels<br />
Buch „Der Selbstmord“ 4 konzentrieren. Das<br />
präsuizidale Syndrom geht beinahe jeder suizidalen<br />
Handlung voraus und stellt somit ein<br />
äußerst wichtiges diagnostisches Hilfsmittel<br />
dar. Um das Syndrom zu erklären, bezeichnen<br />
wir seine entscheidenden Elemente als:<br />
Einengung, gehemmte und gegen die eigene<br />
Person gerichtete Aggression sowie Suizidfantasien.<br />
Diese drei Elemente beeinflussen einander im<br />
Sinne einer Verstärkung und führen zur<br />
Suizidhandlung, sofern nicht interveniert wird.<br />
Begleitende psychische Störungen wie<br />
Neurose und Schizophrenie werden in den<br />
Blick auf die Entwicklung des präsuizidalen<br />
Syndroms einbezogen.<br />
In der Psychiatrie wird der Suizid als Endpunkt<br />
einer krankhaften Entwicklung gesehen und in<br />
der Soziologie erkennt man im Suizid eine<br />
56<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
soziale Tatsache, die durch soziale Bedingungen<br />
erklärt werden muss. 1897 erschien<br />
das Buch eines sehr bekannten französischen<br />
Soziologen über den Selbstmord: Emile<br />
Durkheim hat sich als einer der ersten Soziologen<br />
mit dem Problem beschäftigt.<br />
Durkheim erkennt im Suizid eine soziale<br />
Tatsache, die durch soziale Bedingungen<br />
erklärt werden muss. Er sah die Abhängigkeit<br />
des Selbstmords vom sozialen Umfeld als<br />
erwiesen. E. Durkheim erkennt drei Grundtypen<br />
des Suizids, die er anhand sozialer<br />
Kriterien definiert: 1. Der Egoistische Suizid ist<br />
eine Trennung des Individuums von der<br />
Gesellschaft, was einen übertriebenen Ich-<br />
Kult bewirkt. 5 2. Der Altruistische Suizid ist<br />
eine Selbstopferung für das Kollektiv. Das<br />
Individuum wertet die Gesellschaft höher als<br />
das eigene Leben. Es handelt sich um die zu<br />
starke Bindung des Individuums an die<br />
Gemeinschaft infolge einer zu schwachen<br />
Individualität oder übertriebenem Altruismus,<br />
welche zum Suizid führen. 3. Der Anomische<br />
(gesetzlose) Suizid ist eine gesellschaftliche<br />
Unterdrückung der Bedürfnisse. E. Durkheim<br />
ist der Meinung, dass der Suizid mit der<br />
Ausübung gesellschaftlicher Macht zusammenhängt.<br />
Die gesellschaftliche Regellosigkeit<br />
und Normschwäche schlägt auf die betroffenen<br />
Menschen durch. Durkheim schreibt<br />
darüber: „Es ist bekannt, dass wirtschaftliche<br />
Krisen auf die Selbstmordanfälligkeit eine verstärkende<br />
Wirkung haben“. 6<br />
Die Humanwissenschaften wollen uns zeigen,<br />
wie komplex das Suizidproblem ist. Kranken,<br />
suizidgefährdeten Menschen ist Hilfe anzubieten,<br />
damit sie den Schritt ins Leben wieder finden<br />
und sich am Leben erfreuen können.<br />
Meiner Meinung nach kann eine Religion nur<br />
dann Hilfestellungen anbieten, wenn sie eine<br />
entsprechende Haltung gegen den Suizid einnimmt<br />
und der Mensch, der ihr angehört, sich<br />
restlos zu ihr bekennt und entsprechend handelt.<br />
Der Schutz des Lebens ist eine ausgezeichnete<br />
Hilfe der Religion, die für die<br />
Suizidgefährdeten eine äußerst wichtige und<br />
wirksame Unterstützung mit sich bringt. Diese<br />
Unterstützung kann man als Therapie gegen<br />
den Suizid bezeichnen.
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Die Verantwortung des Menschen für das<br />
eigene Leben und das der Mitmenschen kann<br />
als Hilfestellung gegenüber den Suizidgedanken<br />
dienen und sich entsprechend auswirken.<br />
Ein Mensch mit dem starken Gefühl von<br />
sozialer Verantwortung entscheidet sich häufiger<br />
gegen den Suizid, weil er andere nicht im<br />
Stich lassen will oder Menschen nicht verletzten<br />
will.<br />
K.-H. Peschke hat nichts über die Rolle der<br />
Seelsorge gesagt, aber angedeutet, dass die<br />
Selbstmörder Hilfe auf der persönlichen<br />
Ebene brauchen. 7 Die Hilfe von Seiten der<br />
Seelsorge finde ich wichtig und nenne sie in<br />
meiner Arbeit als eine der Strategien gegenüber<br />
dem Suizidproblem. Die Seelsorge ist eine<br />
Bewältigungsstrategie des Suizidproblems,<br />
die keine endgültige Hilfe mit sich bringt, sondern<br />
eine von mehreren Möglichkeiten, die<br />
suizidale Tendenz zu stoppen. Da das Leben<br />
eines Menschen immer komplex und einzigartig<br />
verläuft, braucht es immer auch eine auf<br />
die konkrete Person fokussierte, ihr entsprechende<br />
Lösung.<br />
Der Suizid stellt ein komplexes Problem dar,<br />
weshalb die Arbeit der Selbstmordverhütung<br />
von den verschiedensten Seiten einsetzen<br />
muss. Diese Arbeit verlangt nicht nur guten<br />
Willen, sondern das entsprechende fachliche<br />
Wissen und eine sachliche Einstellung.<br />
Im vierten Kapitel versuche ich die theologischen<br />
Hilfestellungen gegen den Suizid darzustellen.<br />
Für mich ist es wichtig, die verwendeten<br />
Quellen der Moraltheologie im vierten<br />
Kapitel einzubauen und damit eine theologische<br />
Synthese von Bibel, Lehre der Kirche<br />
und Naturwissenschaften zu zeigen, die bei<br />
der Suizidverhütung helfen könnte. Die<br />
„Theologie der Barmherzigkeit“ und die<br />
„Sinnfrage“ sind die theologischen Hilfestellungen<br />
gegen den Suizid, die ich während<br />
der kritischen Untersuchung des Buches von<br />
K.-H. Peschke sehr treffend für das Thema<br />
„Selbstmord“ gefunden habe. Die Stellungnahme<br />
des Autors gegen Selbstmord trägt in<br />
seinem Buch einen allgemeinen Charakter.<br />
Mit der Theologie der Barmherzigkeit und der<br />
Sinnfrage, die ich herausgearbeitet habe, können<br />
wir schon die konkreten Schritte auf dem<br />
Weg der Suizidverhütung sehen. Das barmherzige<br />
Handeln – Gott als Sinn unseres<br />
Lebens – ist der „Wegweiser“ des Lebens<br />
ohne Selbstmord. Die Barmherzigkeit hilft, das<br />
menschliche Leben als etwas Wertvolles und<br />
Heiliges anzusehen, da es schon von seinem<br />
Anbeginn an und immer in seiner besonderen<br />
Beziehung zu Gott, dem Schöpfer, seinem<br />
einzigen Ziel gesehen werden muss.<br />
1 Vgl. H. Weber, Allgemeine Moraltheologie. Ruf<br />
und Antwort, Graz 199, 29.<br />
2 K.-H. Peschke, Christliche Ethik. Spezielle<br />
Moraltheologie, Trier 1995, 333.<br />
3 Vgl. E. Ringel (Hrsg.), Selbstmordverhütung,<br />
Bern 1969, 51-116.<br />
4 E. Ringel, Der Selbstmord, Wien 1953, 7- 161.<br />
5 Vgl. P. Baudry, Der Selbstmord in soziologischer<br />
Sicht, in: Concilium 21 1985, 173.<br />
6 E. Durkheim, Der Selbstmord, Frankfurt am<br />
Main 1993, 273.<br />
7 Vgl. K.-H. Peschke, Christliche Ethik. Spezielle<br />
Moraltheologie, Trier 1995, 337.<br />
57
James Shekhar<br />
The Figure of Moses in Ex 32-34:<br />
An Exegetical Study<br />
Dr.theol. James Shekhar<br />
Die Gestalt des Mose ist im Alten Testament<br />
so bedeutungsstark, dass es praktisch<br />
unmöglich ist, das Alte Testament ohne ihn zu<br />
lesen. Er ist vom Anfang des Exodus bis zum<br />
Rand des Gelobten Landes als bestimmende<br />
Gestalt präsent. Die Materialien in den<br />
Büchern von Exodus bis Deuteronomium stellen<br />
ihn als Gründer, Reformer, Gesetzgeber,<br />
Priester und Prophet vor. Er hat eine zentrale<br />
Stelle in der Geschichte Israels. Mein Fokus<br />
ist die Gestalt des Mose in Ex 32-34 gewesen.<br />
Methodologie:<br />
Ich bin der Methode gefolgt, die von Prof.<br />
Fischer vorgeschlagen wird. Ich habe die Art<br />
und Weisen, wie Sprache, Struktur und Motive<br />
eine Geschichte bilden, und die<br />
Kennzeichnung von Mose studiert. Die biblische<br />
Darstellung befolgt nicht unseren Stil des<br />
Erzählens, und die Exegeten, die allein die<br />
historisch-kritische Methode verwendet<br />
haben, konnten keine überzeugenden<br />
Ergebnisse vorlegen. Ich habe Ex 32-34 als<br />
Einheit genommen, so wie sie uns überliefert<br />
wurde.<br />
58<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Meine Arbeit:<br />
Ich habe meine wissenschaftlichen Ergebnisse<br />
in drei Kapitel gegliedert. Das erste<br />
Kapitel bereitet einen vor, den Text zu lesen<br />
und zu analysieren, indem es den Text<br />
abgrenzt und übersetzt. Das Studium des Zusammenhangs,<br />
der Struktur und die Bewegung<br />
der Einheit sind faszinierend gewesen.<br />
Z.B. fängt die Einheit mit der Abwesenheit von<br />
Mose an (Ex 32,1-6) und endet mit seiner<br />
Anwesenheit (Ex 34,29-35). Die Ereignisse<br />
finden entweder am Fuße des Berges oder<br />
auf dem Berg statt. Die intertextuelle Analyse<br />
hat mir geholfen, mich auf die Abhängigkeit<br />
dieser Einheit von vorhergehenden Texten<br />
sowie ihren Einfluss auf neuere Texte zu konzentrieren.<br />
Das zweite Kapitel bietet die exegetische<br />
Analyse des Textes. Der Fokus ist auf dem<br />
Gebrauch des speziellen Wortschatzes, der<br />
einzigartigen Ausdrücke, der künstlerischen<br />
Weisen des Darstellens der Materialien und<br />
der Art der Kommunikation. Ex 32,1 und Ex<br />
34,35 haben das gleiche Subjekt „das Volk“,<br />
das gleiche Verb „wahrnehmen“, und das gleiche<br />
Objekt „Mose“. Der Name „Mose“ (42x)<br />
kommt öfter als der Name „Jahwe“ (37x) in Ex<br />
32-34 vor. Auf seine Abwesenheit oder<br />
Anwesenheit wird vom ersten Vers des<br />
Abschnittes (Ex 32,1 2x ) bis zum letzten Vers<br />
geachtet (Ex 34,35 3x ).<br />
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf Mose<br />
und sein Verhalten. Ich habe das Kapitel in<br />
drei Abschnitte eingeteilt: i) das Verhalten des<br />
Mose mit den Leuten, ii) wie er sich mit den<br />
Gegenständen beschäftigt und iii) das<br />
Verhältnis zwischen Mose und Jahwe.<br />
Entdeckungen:<br />
a) Mose wird als der Held der Geschichte charakterisiert.<br />
Eine Krise entsteht zu Beginn der<br />
Einheit durch die Herstellung des goldenen<br />
Kalbes, und das Problem wird durch das<br />
Eingreifen des Mose gelöst. b) Seine<br />
Kennzeichnung ist positiv: er ist nicht bei der<br />
Herstellung des Kalbes anwesend; er ist meistens<br />
mit Jahwe (2/3). Er wird in die Nähe von
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Noach und von Abraham gestellt, indem<br />
Jahwe ihm anbietet, Pionier einer großen<br />
Nation zu sein. c) Er ergreift Initiative für die<br />
Erneuerung des Bundes. d) Jahwe sprach mit<br />
Mose von Angesicht zu Angesicht. In Ex 33,19<br />
möchte Mose die Herrlichkeit Jahwes sehen.<br />
Jahwe offenbart sein Wesen in Ex 34,6-7<br />
(Gnadenformel).<br />
Parallelität des Mose zu Noach und Abraham.<br />
i) Die erste wichtige Abbildung ist Noach. Der<br />
Ausdruck „zu finden Gunst in den Augen<br />
Jahwes“ bezieht sich auf Noach in Gen 6,8<br />
und auf Mose in Ex 33,17.<br />
ii) Die Kennzeichnungen von Abraham und<br />
von Mose sind ähnlich: a) der Ausdruck „die<br />
Person oder den Namen kennen“ ist für<br />
Abraham (Gen 18,19) und Mose (Ex 33,17)<br />
verwendet worden. b) Jahwe verbirgt nicht<br />
seinen Plan der Bestrafung des Volkes, er<br />
offenbart ihn Abraham über Sodom (Gen 18)<br />
und bei Mose in Ex 32. c) Beide beten für das<br />
Volk.<br />
Die prophetischen Gestalten sind im AT gleich<br />
wie Mose dargestellt worden: i) Samuel und<br />
Mose, außer den Ähnlichkeiten in ihrem<br />
frühen Leben. a) Beide sind aus eigener<br />
Initiative bereit, in der Zeit der Krise in Ex<br />
32,30 und 1 Sam 7,5 für das Volk zu Jahwe<br />
zu beten (vgl. Jer 15,1; Ps 99,6). b) Wie<br />
schon Mose bittet Samuel Gott und weist dem<br />
Volk den guten und rechten Weg (vgl. 1 Sam<br />
12,23).<br />
ii) Die zweite prophetische Figur ist Elija.<br />
a) Beide haben die Erfahrung Jahwes auf dem<br />
Berg gemacht (Berg Sinai in Ex 32-34; Berg<br />
Karmel in 1 Kön 18). b) Sie verteidigen den<br />
Glauben an Jahwe. Mose ist gegen die<br />
Anbetung des goldenen Kalbes und Elija<br />
kämpft gegen die Propheten von Baal. c) Sie<br />
verwenden den Ausdruck der drei großen<br />
Namen in der Geschichte Israels „Abraham,<br />
Isaak und Israel“ in Ex 32,13 und 1 Kön 18,36.<br />
d) Die Leviten zerstören die Anbeter des goldenen<br />
Kalbes (Ex 32). Das Volk ergreift die<br />
Propheten des Baal und tötet sie (1 Kön<br />
18,40). e) Wie Mose, der zum Berg Sinai<br />
zurückkehrt, um für das Volk einzutreten,<br />
nachdem sie die Anbeter des Kalbes getötet<br />
haben, geht Elija zum Horeb (1 Kön 19). f)<br />
Beide bitten Jahwe, ihr Leben zu Ende zu<br />
bringen (Ex 32,32; 1 Kön 19,4-5). g) Wie Mose<br />
wird Elija zur Höhle geschickt und es wird ihm<br />
befohlen, dort zu stehen (Ex 33,21; 1 Kön<br />
19,11). h) Für ein anderes wichtiges Ereignis<br />
wird das Verb „vorübergehen“ in beiden<br />
Kontexten verwendet (Ex 33,19.22; 34,6; 1<br />
Kön 19,11).<br />
iii) Die dritte prophetische Figur ist Jeremia.<br />
Jeremia verwendet die Namen von Mose<br />
zusammen mit Samuel (Jer 15,1). Außer ihrer<br />
Berufung haben sie andere Ähnlichkeiten.<br />
a) Die Art der Kommunikation von Mose und<br />
Jeremia zeigt ihr vertrautes Verhältnis zu<br />
Jahwe. b) Als die Belastungen unerträglich<br />
waren, erheben beide ihre Stimmen in der<br />
Mutlosigkeit. Mose bittet Jahwe, seinen<br />
Namen aus dem Buch des Lebens (Ex 32,32)<br />
zu löschen. Jeremia klagt um seine Geburt<br />
(Jer 15,10; 20,14-15). c) Als sie mit der harten<br />
Realität in ihrer Mission konfrontiert werden,<br />
erinnern sie sich an ihren Auftrag und an das<br />
Versprechen Jahwes, sie zu unterstützen (Ex<br />
33,12f.; Jer 11,18-12,4). d) Sie vertrauen<br />
Jahwe trotz der Härte des Volkes. e) Beide bitten<br />
für das Volk und um dessen Wohlergehen.<br />
Mose interveniert 4x in der Einheit in Ex 32-<br />
34. Für Jeremia ist die Fürbitte eine wesentliche<br />
Aufgabe wirklicher Propheten (Jer 27,18).<br />
f) Jahwe sagt zu Mose „lass mich allein“ in Ex<br />
32,10. Er hindert Jeremia, für die Leute zu<br />
beten (Jer 7,16; 11,14-17; 14,11-12). g) Beide<br />
haben mit dem gebrochenen Bund zu tun (Ex<br />
32-34; Jer 30-31). Es ist klar, dass es Mose<br />
ist, der sich in den Gedanken von Jeremia<br />
widerspiegelt.<br />
Die Gestalt des Mose in Ex 32-34 hat zwei<br />
wichtige Funktionen: die Proklamation des<br />
Willens oder der Gebote Jahwes und die<br />
Fürbitte für das Volk. Er hat zwei Ziele: das<br />
Wohl des Volkes und die Erfüllung des<br />
Heilsplans Jahwes. Mose ist bereit, sein<br />
Leben für das Volk zu riskieren. Er setzt das<br />
Interesse des Volkes vor seinen persönlichen<br />
Vorteil. Gleichzeitig weist er an oder rügt das<br />
Volk, wenn es sich verirrt.<br />
59
Implikationen:<br />
Die Gestalt des Mose gilt als Prototyp für die,<br />
die vom Herrn berufen werden. Mose ist ein<br />
Mann Gottes. i) Ein Prophet oder ein Diener<br />
des Wortes braucht die Hilfe Gottes. ii) Man<br />
braucht Mut und Geduld, die Menschen zu leiten.<br />
Gott ist nicht in einer Hast, aber er ist<br />
immer rechtzeitig da. iii) Geistliche Gaben<br />
oder ein Privileg dürfen nie für persönlichen<br />
Gewinn oder egoistische Motive verwendet<br />
wurden. iv) Das Wohl der anvertrauten<br />
Menschen steht im Vordergrund. v) Die<br />
Gestalt des Mose lehrt uns, dass Gott gibt und<br />
verzeiht. vi) Der Glaube wächst durch die<br />
Prüfung.<br />
60<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Die Gestalt des Mose hat mich in meinem<br />
Studium fasziniert. Er kommt aus einfachen<br />
Verhältnissen, hat seinen Anteil am Elend, ist<br />
aber in hohem Grade bevorzugt. Er genießt<br />
das vertraute Verhältnis zu Jahwe. Man kann<br />
den Pentateuch nicht lesen, ohne zu dem<br />
Schluss zu kommen, dass Mose die größte<br />
Gestalt im Pentateuch ist, und spätere biblische<br />
Autoren sehen das genauso. Die<br />
Texteinheit von Ex 32-34 stellt ihn umfassend<br />
dar; er hatte Einfluss auf die späteren Propheten<br />
und ist uns auch heute Vorbild.
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
4. CHRONIK UND AKTUELLES<br />
P. Gernot Wisser SJ<br />
Provinzial der Österreichischen<br />
Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu<br />
Ich bin ein Kind der Stadt. Die Leute meinen,<br />
und spotten leichthin über unsereinen,<br />
dass solch ein Stadtkind keine Heimat hat.<br />
P. Gernot Wisser SJ<br />
Anton Wildgans<br />
Ich bin ein Kind der Stadt, auch wenn ich vor<br />
zweiundfünfzig Jahren in Mondsee geboren<br />
wurde, weil mein Vater dort beruflich tätig war.<br />
Eineinhalb Jahre später kehrte die Familie in<br />
die (Wiener-)Stadt zurück und ich blieb dort<br />
für das Gymnasium und das Studium der<br />
Architektur mit Schwerpunkt Denkmalpflege<br />
an der TU-Wien. Im Oktober 1980 trat ich in<br />
den Dienst der NÖ Landesregierung. Selbst<br />
mein Büro in der NÖ. Landesregierung war in<br />
Wien und zum Außendienst als bautechnischer<br />
Amtsachverständiger pendelte ich vor<br />
allem ins Weinviertel.<br />
Als ich dann den Ruf zur priesterlichen Berufung<br />
hörte, trat ich ins Wiener Priesterseminar<br />
ein und begann in Wien Philosophie an<br />
der Universität zu studieren. Das Studium der<br />
Theologie führte mich dann für fünf Jahre in<br />
die ewige Stadt Rom. Ich war im Collegium<br />
Germanicum et Hungaricum und studierte an<br />
der Pontificia Universitas Gregoriana. Nach<br />
der Priesterweihe 1991 im Stephansdom in<br />
Wien und einem weiteren Jahr in Rom mit<br />
dem Abschluss des Lizentiats in Fundamentaltheologie,<br />
trat ich ins Noviziat der Jesuiten<br />
in Innsbruck ein.<br />
Nach dem Noviziat kam ich nach Wien zurück<br />
und wurde für ein Jahr Kaplan in der Pfarre<br />
Lainz-Speising, anschließend war ich als Redakteur<br />
der Jesuitenzeitschrift entschluss<br />
tätig. Der Um- und Neubau des Kardinal König<br />
Hauses auf der einen Seite, sowie ein<br />
Doktoratsstudium andererseits ließen mich<br />
zwischen meiner Heimat Wien und meiner<br />
zweiten Heimat Rom pendeln. Die Architektur<br />
und die Theologie fanden ihre jeweilige<br />
Ergänzung in der Philosophie. So schrieb ich<br />
in meiner theologischen Dissertation über<br />
postmoderne Kunsttheorien. Nach dem Doktorat<br />
war ich in Wien für die Studierendenarbeit<br />
in der Alte Burse und dann für die ganze<br />
J-GCL Alte Burse verantwortlich. Daneben<br />
war ich Geistlicher Assistent des Katholischen<br />
Akademikerverbandes Wien (KAV) und<br />
Geistlicher Assistent der Katholischen Hochschuljugend<br />
Wien (KHJ). Von 2000-2003 leitete<br />
ich als Superior die Jesuitenkommunität<br />
Wien 1.<br />
Mein Terziat führte mich in die nächste Stadt,<br />
nach Berlin und dann für das große Experiment<br />
in eine AIDS-Station nach Kwazulu Natal<br />
in Südafrika. Zurück in Wien wurde ich<br />
Direktor des Kardinal König Hauses, des<br />
Bildungszentrums der Jesuiten, das ich dann<br />
so umstrukturierte, dass es heute gemeinsam<br />
mit der Caritas Wien geführt wird. Diese<br />
Managementaufgabe fand ihren Ausgleich in<br />
der pastoralen Tätigkeit in St. Ruprecht, der<br />
ältesten Kirche Wiens, deren Kirchenrektor ich<br />
seit 2006 bin.<br />
Von Jänner bis März 2008 war ich bei der 35.<br />
Generalkongregation des Jesuitenordens als<br />
Delegierter der Österreichischen Provinz in<br />
Rom. Während der Generalkongregation<br />
ernannte mich P. General Adolfo Nicolás zum<br />
Provinzial. Dieses Amt habe ich, wie bei uns in<br />
61
der Österreichischen Provinz der Gesellschaft<br />
Jesu üblich, am Fest des Hl. Ignatius angetreten.<br />
Die 35. Generalkongregation und die<br />
Wahl des neuen Generaloberen waren für<br />
mich recht bleibende Erlebnisse. Ich finde es<br />
spannend, die Geschicke der Österreichischen<br />
Provinz zu leiten in einer Zeit, in der der<br />
P. Erich Drögsler SJ<br />
Vizerektor, Spiritual in Brixen<br />
62<br />
P. Erich<br />
Drögsler SJ<br />
In St. Stefan/Rosental (Steiermark) 1940<br />
geboren, lernte ich durch Eltern und<br />
Gemeinde sehr bald ein christliches Leben<br />
kennen. Nach der Gesellenprüfung als<br />
Schuhmacher besuchte ich die Mittelschule<br />
bei den Salesianern Don Boscos<br />
(Unterwaltersdorf) und in Horn und trat 1963<br />
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
neue Generalobere in Rom seinen Leitungsstil<br />
entwickelt und damit auch die Gesellschaft<br />
Jesu prägt und verändert.<br />
Nochmals Stadt: Urlaub mache ich am liebsten<br />
bei Jesuiten in einer Stadt am Meer mit<br />
Sonne und vielen Büchern.<br />
in den Jesuitenorden ein. Nach den üblichen<br />
Ausbildungsschritten weihte mich Bischof<br />
Paul Rusch 1970 zum Priester. In der Folge<br />
arbeitete ich im Exerzitien- und Bildungshaus<br />
Wien-Lainz mit. Mit vielen Brüdern und<br />
Schwestern wurden mir das Wort Gottes (in<br />
täglicher Meditation) und der Heilige Geist<br />
(durch die Charismatische Erneuerung) zur<br />
Licht und Leben gebenden Kraft. Von 1980 –<br />
1990 lebte ich im <strong>Canisianum</strong> zunächst als<br />
Subregens, sodann als Spiritual.<br />
Mein Wunsch, unter ärmeren Menschen zu<br />
wirken, erfüllte sich im Jesuiten-Flüchtlingsdienst<br />
– dank engagierten Einsatzes Vieler,<br />
mit denen ich zusammenarbeiten durfte – 18<br />
Jahre hindurch. Während dieser Zeit war ich<br />
auch neun Jahre in der CE-Österreich als<br />
Geistlicher Assistent und neun Jahre im<br />
Wiener Priesterseminar als Spiritual tätig. Nun<br />
haben mich meine Oberen wieder „versetzt“:<br />
in das <strong>Canisianum</strong> als Vizerektor und nach<br />
Brixen als Spiritual. Diese Verfügung hat mich<br />
sehr überrascht. Inwiefern darin auch eine<br />
Fügung Gottes liegt, wird sich herausstellen.<br />
Jedenfalls erfahre ich mein Leben von Ihm<br />
geführt. Dank sei IHM.
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
P. Fernando Leonard SJ<br />
Mentor und Studienbegleiter<br />
P. Fernando<br />
Leonard SJ<br />
P. Fernando Leonard wurde am 18. Juli 1953<br />
in den lebendigen christlichen Gemeinden der<br />
Perlenfischerküste von Tamil Nadu in Indien<br />
geboren. Der Hl. Franz Xaver begann in diesem<br />
Küstenstreifen seine Missionsarbeit.<br />
Am 1. Juni 1971 trat P. Fernando in die Madurai<br />
Provinz der Gesellschaft Jesu ein und<br />
wurde am 1. Mai 1984 zum Priester geweiht.<br />
Von 1985-87 absolvierte er an der Päpstlichen<br />
Universität Gregoriana in Rom sein<br />
Lizentiatstudium in Patristischer Theolgie.<br />
Anschließend dozierte er für ein Semester am<br />
Theologischen Kolleg von Vidyajyoti in Delhi.<br />
1988 wurde er nach Innsbruck gesandt, um<br />
hier sein theologisches Doktoratsstudium zu<br />
absolvieren. P. Lothar Lies begleitete als Doktorvater<br />
seine Dissertation zum Thema: „Die<br />
Präsentation des Christentums durch Origenes<br />
in anderen Religionen“. 1992 machte er<br />
mit Auszeichnung seine Rigorosen und kehrte<br />
nach Indien zurück. Von da an unterrichtete er<br />
am Vidyajyoti Kolleg Kirchengeschichte und<br />
Systematische Theologie im Baccalaureats-<br />
kurs, leitete workshops und Seminare für<br />
Studenten im theologischen Magisterstudium<br />
und begleitete die wissenschaftlichen Arbeiten<br />
und Dissertationen von Diplomanden und<br />
Doktoranden. Während seiner fünfzehnjährigen<br />
Lehrtätigkeit am Vidyajyoti Kolleg leitete<br />
er für zwei Jahre das Apostolatsprogramm,<br />
war drei Jahre lang Vizerektor, ein Jahr leitender<br />
Rektor und sechs Jahre Rektor. Während<br />
der letzten drei Jahre arbeitete er als Konsultor<br />
des Jesuiten Provinzials für Südasien.<br />
Auch unterrichtete er an verschiedenen theologischen<br />
Ausbildungszentren in Indien: Pune,<br />
Chennai, Ahmedabad, Santiniketan, Patna,<br />
Ranchi und Varanasi und war zweimal als<br />
Gastprofessor an der Innsbrucker University<br />
tätig. Als Mitglied der historischen Kommission<br />
bereitete er das Seligsprechungsverfahren<br />
der inzwischen heiliggesprochenen Mutter<br />
Theresa von Kalkutta vor.<br />
Seit mehr als acht Jahren ist P. Fernando<br />
Herausgeber der Indian Church History<br />
Review, einem zweimal pro Jahr erscheinenden<br />
Ökumenischen Journal. Auch ist er<br />
Mitherausgeber der Kirchengeschichtlichen<br />
Vereinigung Indiens, die die Bände zur<br />
Indischen Kirchengeschichte herausgibt. Er ist<br />
weiters Präsident der Nordindischen Kirchengeschichtsvereinigung.<br />
„Christian Faith Meets Other Faithʼs“ und zahlreiche<br />
Veröffentlichungen als Koautor oder<br />
Herausgeber, sowie zahlreiche Artikel in verschiedensten<br />
indischen und internationalen<br />
Zeitschriften markieren seine Publikationstätigkeit.<br />
Für sein Sabbatjahr 2008/09 haben wir ihn<br />
freudig in unser Kolleg aufgenommen und<br />
danken ihm, dass er sich bereit erklärt hat,<br />
uns in dieser Zeit als Mentor und Studienbegleiter<br />
zur Verfügung zu stehen.<br />
63
Chronik<br />
Cyprien Longayo / Roberto Garcia: Chronik<br />
Am Ende des Sommersemesters 2008 wurden<br />
P. John Kennedy Mensah aus Ghana und<br />
John Kennedy Mensah - Koordinator<br />
Rudolf Czaby vom Chorherrenstift Klosterneuburg<br />
als Koordinatoren von den Mitgliedern<br />
Rudolf Czaby - Koordinator<br />
der Kollegsgemeinschaft gewählt. Ihre Funktion<br />
besteht darin, Gesprächspartner ihrer<br />
Mitstudierenden und dialogische Brücke zwischen<br />
allen Canisianern und der Kollegsleitung<br />
zu sein.<br />
Im Verlauf der Sommerferien 2008 verabschiedeten<br />
sich P. Peter Paul Gangl SJ und P.<br />
Volkmar Premstaller SJ von uns, deren jewei-<br />
64<br />
P. Peter Gangl SJ<br />
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
lige Tätigkeit als Vize-Rektor und Studienpräfekt<br />
täglich nicht nur wirklich verantwortungsvoll<br />
war, sondern auch ganz verständnisvoll<br />
und umgänglich. Wir Canisianer<br />
bedanken uns bei der Gesellschaft Jesu für<br />
die hervorragende Begleitung der Patres<br />
Gangl & Premstaller, die heutzutage jeweils<br />
P. Volkmar Premstaller SJ<br />
am Wiener erzbischöflichen Priesterseminar<br />
und am „Pontificio Istituto Biblico“ Roms tätig<br />
sind.<br />
Nach einem erlebnisreichen Sommersemester<br />
2008 begann unser Wintersemester 2008/<br />
09 mit einer Exerzitienwoche, an der vier Seminaristen<br />
und drei Priester unserer Gemeinschaft<br />
vom 17. bis zum 24. September 2008<br />
unter der Leitung von P. Anton Aigner SJ in der<br />
Benediktinerabtei St. Georgenberg - Fiecht<br />
bei Schwaz in Tirol teilnahmen. Die Atmos-
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
phäre der Abtei begünstigte unser Gebet und<br />
unsere Begegnung mit Christus. Dafür bedanken<br />
wir uns bei der Benediktinerkommunität.<br />
Am 25. September abends fand die Eröffnungszeremonie<br />
unseres Studienjahrs<br />
2008/09 statt. Sie begann mit einem abendlichen<br />
Gottesdienst in der Hauskapelle. Nach<br />
einem gemeinsamen Abendessen beendeten<br />
wir unsere Sitzung, im Anschluss an die<br />
Vorstellung aller neuen und alten Mitglieder<br />
der Kollegsgemeinschaft, in der Aula.<br />
Ein Tag danach war unser ,,dies officialisʻʻ<br />
sowohl zur Organisation unserer Dienstkommissionen<br />
als auch zur Wahl der Moderatoren<br />
bzw. Sprecher der Kommissionen zwecks<br />
eines fruchtbaren Zusammenlebens in unserem<br />
Haus. Dabei wurden fünf Kommissionen<br />
gebildet, deren Zusammenarbeit für unseren<br />
Alltag entscheidend ist: Die Kommission für<br />
Gemeinschaftsdienste, Liturgie, für Spiritualität,<br />
Kultur und für Soziales.<br />
Am 27. September machten wir zu Semesterbeginn<br />
eine Wallfahrt, an der die ganze<br />
Kollegsgemeinschaft teilnahm, zum Locherboden<br />
am Mieminger Plateau. In der Wallfahrtskirche<br />
hieß uns P. Johannes Messner<br />
Pfr. P. Johannes Messner OCist.<br />
OCist. sehr aufmerksam willkommen und führte<br />
uns in die Geschichte der Marienwallfahrt<br />
ein. Nach der Eucharistiefeier, der unser<br />
neuer Vize-Rektor P. Erich Drögsler SJ vor-<br />
Vize-Rektor P. Erich Drögsler SJ<br />
stand, besuchten wir das Zisterzienserstift<br />
Stams. Eine Führung machte uns mit diesem<br />
kulturellen Kleinod vertraut. AltCanisianer Abt<br />
Mag. German Erd lud uns mit seiner Kom-<br />
munität zu einem vorzüglichen Mittagessen<br />
ein, wofür wir uns nochmals herzlich bedanken.<br />
Auch hatten wir noch Gelegenheit, die<br />
hervorragende graphische Sammlung des<br />
Stiftes mit Werken von Albrecht Dürer zu<br />
65
ewundern. Schließlich schlossen wir unsere<br />
Wallfahrt in der Pfarrkirche Götzens mit einer<br />
Vesper am Grab des Seligen Pfr. Otto Neururer<br />
ab.<br />
Am 1. Oktober begann das Wintersemester<br />
2008/09 an der Universität Innsbruck offiziell<br />
Univ.-Prof. P. Dr. Martin Hasitschka SJ<br />
Festakt anlässlich seines 65. Geburtstags<br />
66<br />
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
mit einem feierlichen Eröffnungsgottesdienst<br />
der Theologischen Fakultät in der Jesuitenkirche.<br />
Anlässlich des 65. Geburtstags von<br />
Univ.-Prof. P. Dr. Martin Hasitschka SJ, der im<br />
Verlauf mehrerer Jahrzehnte das biblische<br />
Bewusstsein zahlreicher Studentengenerationen<br />
inspiriert hat, organisierte die Theologische<br />
Fakultät am 10. Oktober einen offiziellen<br />
Festakt für seine vielfältigen wissenschaftlichen<br />
Leistungen. Prof. Dr. Konrad<br />
Huber und der Dekan der Theologischen<br />
Fakultät O.Univ.-Prof. Dr. Jósef Niewiadomski<br />
eröffneten den Festakt mit einer Begrüßung<br />
und der Vorstellung des Jubilars. Die Geschwister<br />
Velten erfreuten die Zuhörer mit<br />
einer ausgezeichneten Interpretation an<br />
Klavier und Saxophon. Danach hielt Prof. Dr.<br />
Klemens Stock SJ, Sekretär der Päpstlichen<br />
Bibelkommission, seinen Festvortrag zum<br />
Thema „Die neutestamentliche Bibelwissenschaft<br />
als Dienst für Kirche und Welt“. Prof. Dr.<br />
Überreichung der Festschrift - Prof. Dr. Konrad<br />
Huber und Prof. P. Dr. Boris Repschinksi SJ
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
Konrad Huber und Dr. Boris Repschinski SJ<br />
präsentierten die von Ihnen herausgegebene<br />
Festschrift „Im Geist und in der Wahrheit“ zu<br />
Ehren des Jubilars. In seiner Danksagung bezeichnete<br />
Prof. Martin Hasitschka SJ seinen<br />
bisherigen Lebensweg als Gnade und bedankte<br />
sich mit herzlichen Worten für das<br />
überraschende Geschenk der Festschrift und<br />
die wunderschöne Feier. Zum Abschluss wurden<br />
die Teilnehmer zu einem Büffet eingeladen.<br />
Am 15. Oktober abends stand P. Luis<br />
Gutheinz SJ, der als Professor an der Universität<br />
Fujen in Taiwan tätig ist, dem<br />
P. Luis Gutheinz SJ<br />
Fakultätsgottesdienst in unserer Hauskapelle<br />
vor. Danach hielt er in der Aula des <strong>Canisianum</strong>s<br />
unter dem Titel „Wie verbinde ich die<br />
Theorie des Glaubens mit der Praxis christlichen<br />
Lebens?“ einen Vortag über seine missionarischen<br />
und karitativen Erfahrungen sowie<br />
über sein theologisches Wirken in China.<br />
Innerhalb des Kontexts der Evangelisationsgeschichte<br />
und der jetzigen schwierigen<br />
Situation der Kirche in China beschrieb P.<br />
Gutheinz sowohl die Missionsarbeit der<br />
Jesuiten in China als auch die Herausforderungen<br />
für die Priesterausbildung, wie<br />
auch ihre karitative Aufgabe im Sozialbereich.<br />
P. Gutheinz schloss seinen Vortrag mit einem<br />
Überblick über das Leben an der Theologischen<br />
Fakultät Fujen ab. Nach einer abschließenden<br />
Frage- und Diskussionsrunde<br />
wurde ein Glas Wein gereicht und auf das<br />
Wohl der Mission der Gesellschaft Jesu angestoßen.<br />
Anlässlich des Allerseelentags beteten wir am<br />
2. November zu Gott im Besonderen für unsere<br />
verstorbenen AltCanisianer und ehemaligen<br />
Angestellten. Der Schwerpunkt dieses<br />
Gedenktags war die Konzelebration der<br />
Eucharistie, der der Rektor des Kollegs in der<br />
Hauskapelle des <strong>Canisianum</strong>s im Gedenken<br />
an unsere eigenen Angehörigen und Freunde<br />
vorstand. Nach dem Mittagessen besuchten<br />
wir den Innsbrucker Westfriedhof, wo die<br />
Grabsegnung im Gedenken an die im Laufe<br />
des Jahrs 2008 verstorbenen AltCanisianer<br />
und ehemaligen Angestellten stattfand.<br />
Grabsegnung im Innsbrucker Westfriedhof<br />
In seiner ersten Exhorte trug P. Komma SJ am<br />
Montag, den 3. November, vor der Hausgemeinschaft<br />
seine Meinung zu den wichtigsten<br />
Aspekten des Kommunitätslebens in der Aula<br />
des <strong>Canisianum</strong>s vor. Nach einem kurzem<br />
Gebet des Sel. P. Rupert Mayer SJ begann P.<br />
Komma anhand eines Zitats aus Philipper 1,<br />
3-7 mit seiner „ermutigenden Ermahnung“. An<br />
erster Stelle stand die Vorstellung der<br />
Mitglieder unserer Kollegsgemeinschaft. Die<br />
gegenwärtig 33 Studierenden des <strong>Canisianum</strong>s<br />
kommen aus 26 unterschiedlichen<br />
Diözesen und drei Ordensgemeinschaften<br />
Asiens, Afrikas, Nordamerikas und Europas.<br />
67
Exhorte des Rektors vor der Hausgemeinschaft am<br />
Montag 3. November<br />
In diesem Zusammenhang stellte der Rektor<br />
den Canisianern seinen Leitungsdienst vor. Er<br />
betonte die Bedeutung unseres Zusammenlebens<br />
als Glaubensgemeinschaft und<br />
erläuterte uns die Verantwortung, die jeder<br />
von uns in der Ausübung von Diensten und<br />
Ämtern für die Kollegsgemeinschaft hat.<br />
Abgesehen von etlichen praktischen Bemerkungen<br />
stellte P. Komma theologisch-spirituelle<br />
Betrachtungen zur dritten und vierten Vaterunser-Bitte,<br />
sowie zum Thema der „Großmut“<br />
aus den Ignatianischen Exerzitien an.<br />
Am 8. / 9. November 2008 fand unser erster<br />
Einkehrtag dieses Studienjahrs statt, an dem<br />
auch Priesteramtskandidaten aus der Diözese<br />
Innsbruck teilnahmen. Die Brixener Theologen<br />
waren diesmal durch ihre Exerzitien verhindert.<br />
Während dieses Einkehrtags gab<br />
Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser, die als<br />
Professorin für Spirituelle Theologie an der<br />
Theologischen Fakultät der Universität Wien<br />
tätig ist, zwei Impulse über die Spiritualität der<br />
Wüstenväter. Im ersten Impuls erklärte Dr.<br />
Schlosser die Bedeutung der Askese und<br />
Kontemplation als Charakteristika der Spiritualität<br />
der Wüstenväter. Das Ziel des christlichen<br />
Lebens ist für diese Kirchenväter das<br />
Gottesreich. Als Mittel ihrer mönchischen<br />
Spiritualität dient die Herzensreinheit, die die<br />
„Gesundheit der Seele“ bewirkt. Die „Gesundheit<br />
der Seele“ setzt die bedingungslos<br />
reine Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen<br />
voraus. Diese Liebe kann von Hochmut, Habsucht,<br />
Zorn, Trägheit bzw. Missmut und böser<br />
68<br />
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
Trauer („acedia“), von bösen Gedanken, Unzucht,<br />
Neid, u. a. geschwächt werden. Mit<br />
Erbarmen und Demut kann man im Namen<br />
Christi diese Liebe als Gnade annehmen und<br />
weitergeben.<br />
Am nächsten Tag war das Thema des zweiten<br />
Impulses vom Gebet der Wüstenväter<br />
bestimmt. Sie hielten es nicht nur für die<br />
Sinnspitze ihres Lebens, sondern auch und<br />
vor allem für wahre Theologie unentbehrlich.<br />
Gregor von Nazianz zufolge wird die Verbundenheit<br />
mit Gott als „Logos“ durch das<br />
Beten in einer einzigartigen Weise erfahren.<br />
Folgende Gebetsarten können zur Reinigung<br />
des Gedächtnisses und zur Heiligung der<br />
Seele erwähnt werden: Das Dankgebet, die<br />
„Psalmodie“ bzw. das Beten mit Psalmen, das<br />
so genannte „Glut-Gebet“ (kurzes, feuriges<br />
Gebet) wie bei den ägyptischen Mönchen, die<br />
Fürbitten, das immerwährende Beten durch<br />
Wiederholung und Regelmäßigkeit. Entscheidend<br />
ist die Entschlossenheit, diesen<br />
Weg trotz der täglichen Schwierigkeiten weiterzugehen.<br />
Am Ende des Einkehrtags stand P. Messner<br />
SJ der Eucharistiefeier vor. Ihrerseits hielt<br />
Frau Dr. Schlosser eine Einführung in den<br />
Gottesdienst, in der sie mit Bezug auf die drei<br />
Lesungen des Tages die Bedeutung des<br />
Stichworts „Tempel“ hervorhob. In diesem<br />
Zusammenhang betonte Frau Dr. Schlosser,<br />
Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser -<br />
Erster Einkehrtag des Studienjahrs 2008<br />
dass wir Christen sowohl gemäß der<br />
Tempelvision des Propheten Ezechiel (Ez<br />
47,1-2.8-9.12) als auch dem ersten Brief des
CHRONIK UND AKTUELLES<br />
Apostels Paulus an die Korinther entsprechend<br />
(1Kor 3,9c-11.16-17) und dem<br />
Evangelisten Johannes zufolge (Joh 2,13-22)<br />
Tempel Gottes und des Heiligen Geistes sind,<br />
d.h. ein auf das Fundament der Apostel erbautes<br />
Heiligtum Gottes. Deswegen sollten wir<br />
uns fragen, wie wir die Kirche und unsere<br />
eigene Mission und Sendung in der Kirche<br />
sehen. Einzig und allein in Christus, der lebendiges<br />
Wasser und Eckstein ist, dürfen wir<br />
Wurzel schlagen und auf ihn unsere<br />
Grundmauern errichten.<br />
69
5. WIR GRATULIEREN<br />
Akademische Grade<br />
Zum Magister der Theologie:<br />
Enyam Couston Francis<br />
Thema der Diplomarbeit: What next? The<br />
Akan Concept of Life after Death in Relation to<br />
the Eschatological Thought of Joseph<br />
Ratzinger<br />
Derick Andrady Sebastian<br />
Thema der Diplomarbeit:<br />
Church's teaching on the Holy Spirit and his<br />
Presence in the Vatican II Council Documents<br />
Kurz Rolf<br />
Thema der Diplomarbeit:<br />
Nur die göttliche Liebe führt den Menschen<br />
zum erfüllten Leben und zur wahren Freiheit.<br />
Zugänge zum Geheimnis der Eucharistie im<br />
Werk von Joseph Ratzinger<br />
Lwano Manzanza Frédéric<br />
Thema der Diplomarbeit:<br />
LA CELEBRATION EUCHARISTIQUE<br />
COMME ANTICIPATION DU BANQUET<br />
CELESTE<br />
Une analyse systématique de la célébration<br />
actuelle de l'eucharistie<br />
Mbawala Pius Valentine<br />
Thema der Diplomarbeit:<br />
The traditional status of a Tanzanian woman<br />
A challenge to pastoral work in the<br />
Archdiocese of Songea<br />
Zum Lizentiat der Theologie:<br />
Kulandaisamy Maria Joseph<br />
Thema der Lizentiatsarbeit:<br />
Beyond Judgment! Yahwehʼs Decision and<br />
Israelʼs Destiny in Ezek 36, 16-38, an<br />
Exegetical Study<br />
70<br />
WIR GRATULIEREN<br />
Zum Doktor der Theologie:<br />
Palchynskyy Vasyl<br />
Thema der Dissertation:<br />
"Selbstmord" in der "Christlichen Ethik" von<br />
Karl-Heinz Peschke: Eine kritische<br />
Untersuchung.<br />
Beauftragungen, Weihen, Ernennungen<br />
Akolythat<br />
Longayo Pongombo Cyprien, 11.12.08,<br />
Tshumbe, Dem. Rep. Kongo<br />
Diakonenweihe<br />
Alvarez Blanco Juan Carlos, 22.12.07,<br />
Zamora, Mexiko<br />
Enyam Francis Couston, 26.12.08, Sekondi-<br />
Takoradi, Ghana<br />
Muttikkal Joseph Xavier Sijil, 29.06.08,<br />
Kottapuram, Indien<br />
Vakappadath Martin, 16.07.08, Cochin, Indien<br />
Priesterweihe<br />
Loono Lorok Peter, 09.08.2008, Kotido,<br />
Uganda<br />
Muttikkal Joseph Xavier Sijil, 30.12.08,<br />
Kottapuram, Indien<br />
Vakappadath Martin, 31.01.09, Cochin, Indien<br />
Ernennung zum Erzbischof<br />
Dr. Stanislav Zvolenský (im <strong>Canisianum</strong> von<br />
1990 bis 1991) wurde 1958 im westslowakischen<br />
Verwaltungsgebiet Trnavský kraj geboren.<br />
Seine Priesterweihe fand kurz vor der<br />
Vollendung seines 24. Lebensjahres im damaligen<br />
Erzbistum Trnava am 13. Juni 1982 statt.<br />
Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 2.<br />
April 2004 zum Titularbischof von Nova Sinna<br />
und zum Weihbischof im Erzbistum<br />
Bratislava-Trnava. Die Bischofsweihe wurde<br />
ihm am 2. Mai desselben Jahres durch den<br />
Erzbischof von Bratislava-Trnava, Ján Sokol,<br />
gespendet. Am 14. Februar 2008 ernannte ihn<br />
Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von<br />
Bratislava. Wir gratulieren herzlich und wünschen<br />
Gottes reichsten Segen.
WIR GRATULIEREN<br />
Innsbrucker Theologische Fakultät erhielt<br />
Preis<br />
Die Katholisch-Theologische Fakultät der<br />
Universität Innsbruck ist für ihr Engagement<br />
im interreligiösen Dialog ausgezeichnet worden.<br />
Mit der Verleihung des Dialog-Preises<br />
2008 würdigte das "Friede Institut für Dialog" –<br />
eine vorwiegend von Muslimen getragene, in<br />
Innsbruck und Wien existierende Initiative –<br />
die "Bemühungen um wissenschaftlich reflektierten<br />
Dialog- und Begegnungsprozess zwischen<br />
Muslimen und Christen" an der<br />
Fakultät. Der Leiter des Instituts für Praktische<br />
Theologie, Prof. Matthias Scharer, nahm den<br />
zum zweiten Mal vergebenen Preis im<br />
Rahmen der vierten "Abrahamitischen Tafel"<br />
im Innsbrucker Congress-Haus entgegen.<br />
Besonders lobend erwähnt wurde der Kongress<br />
„heilig – tabu – faszinierende und erschreckende<br />
Facetten multikultureller sowie<br />
multireligiöser Begegnung“, der im April 2008<br />
in Telfs (wo es heftige Debatten um einen<br />
Minarettbau gab) stattfand. Die Innsbrucker<br />
Friede-Dialog-Preis 2008<br />
Katholisch-Theologische Fakultät pflegt seit<br />
langem Kontakte zur muslimischen Gemeinde<br />
in Telfs; eine „Ortsanalyse“ u.a. über das dortige<br />
religiöse Miteinander bzw. „Nebeneinander“<br />
diente nach den Worten Scharers dem<br />
Telfer Integrationsbeirat als Diskussionsgrundlage<br />
und war auch beim Kongress Teil<br />
der Fachgespräche.<br />
Das „Friede Institut für Dialog“ ist eine vorwiegend<br />
muslimische Initiative, die sich aktiv für<br />
ein friedliches Zusammenleben von unterschiedlichen<br />
Religionen und Kulturen einsetzt.<br />
Das Streben nach Verständnis für den<br />
„Anderen“ seien in einer Zeit, in der die Gesellschaften<br />
zunehmend von Multikulturalität<br />
und Multireligiosität und den damit zusammenhängenden<br />
Konflikten geprägt sind, besonders<br />
notwendig, so das Institut für Dialog“.<br />
Es gelte „unermüdlich an der Weiterentwicklung<br />
von Dialog und gegenseitiger Wertschätzung<br />
zu arbeiten“ und „Vielfalt als Wert<br />
und Schatz zu entdecken“. (Informationen im<br />
Internet: www.derfriede.com)<br />
71
6. DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008/2009<br />
3 außereuropäische Kontinente:<br />
23 Studierende<br />
Afrika 11<br />
Asien 11 (9 + 2 Religiosi)<br />
Nordamerika 1<br />
Gesamt: 31 Studierende (davon 24 Priester)<br />
AFRIKA: 11<br />
Côte d'Ivoire (1) 1 Bondoukou<br />
Ghana (3) 1 Damongo<br />
2 Sekondi Takoradi<br />
Kenia (1) 1 Homa Bay<br />
Kongo (D. Rep.) (1) 1 Tshumbe<br />
Nigeria (2) 1 Kaduna<br />
1 Minna<br />
Tanzania (4) 1 Iringa<br />
1 Mbeya<br />
1 Musoma<br />
1 Tanga<br />
ASIEN: 9 (+ 2 Religiosi)<br />
Indien (6) 1 Cochin<br />
1 Muzaffarpur<br />
1 Patna<br />
1 Sivagangai<br />
1 Trichur<br />
1 Verapoly<br />
Korea (3) 1 Inchon<br />
2 Suwon<br />
72<br />
DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008 /2009<br />
Europa: 8 Studierende<br />
Bosnien-Herzegowina 1<br />
Österreich 3 (2 + 1 Religioso)<br />
Polen 1<br />
Ukraine 3<br />
Abissa Yao Cyrille (P)<br />
Tang Matthias<br />
Mensah John Kennedy (P)<br />
Mboya Joseph B. Thomas (P)<br />
Longayo Pongombo Cyprien<br />
Maigari Emmanuel (P)<br />
Usman Jamahh Victor (P)<br />
Mzena Basil (P)<br />
Tegete Francis Francis (P)<br />
Malima Fr. Peter George (P)<br />
Masangu Alex (P)<br />
Lanthaparambil Xavier Grimbald (P)<br />
Munian Anthony Samy (P)<br />
Shekhar James (P)<br />
Mariapushpam Paul Raj (P)<br />
Nadakkaviliyil Chackochan (P)<br />
Vazhakkootathil George Job (P)<br />
Kim Woong Rae Joseph (P)<br />
Baek Jung-Hyun Josef<br />
Bai Sung-Jin Athanasius
DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008/2009<br />
NORDAMERIKA: 1<br />
Mexiko (1) 1 Zamora<br />
EUROPA: 7 (+ 1 Religioso)<br />
Bosnien-Herzeg. (1) 1 Sarajevo<br />
Österreich (2) 1 Feldkirch<br />
1 Salzburg<br />
Polen (1) 1 Rzeszów<br />
Ukraine (3) 1 Iwano Frankiwsk<br />
2 Lviv<br />
Religiosi: 3<br />
Rast im Kühtai<br />
1 CRSA<br />
1 IMS<br />
1 MSFS<br />
García González Roberto (P)<br />
Bernadic´Mario (P)<br />
Metzler Walter (P)<br />
Pletzer Josef (P)<br />
Mosior Rafal (P)<br />
Mykytyn Vitaliy (P)<br />
Karplyak Bohdan<br />
Plotsidem Mykhaylo<br />
Czaby Rudolf Stefan Österreich<br />
Kizhakkayil Saji Joseph (P) Indien<br />
Ottappally Mathai (P) Indien<br />
73
7. GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />
Geburtstage 2009<br />
1909 = 100 Jahre<br />
01.01.1909 Motizuki Johann Bapt.<br />
17.01.1909 Pauspertl Johann<br />
20.03.1909 Nauerz Theodor<br />
1914 = 95 Jahre<br />
08.01.1914 Harcar Dr. Anton<br />
03.09.1914 Knight Dr. Henry Albert<br />
05.10.1914 Murphy Maurice J.<br />
20.10.1914 Martini Guido<br />
13.11.1914 Nieder Martin<br />
21.11.1914 Hemrich Johann<br />
1919 = 90 Jahre<br />
12.01.1919 Engeler Paul Leo<br />
04.03.1919 Haeller Dr. Walther<br />
27.04.1919 Bajrak Miroslaw<br />
08.05.1919 Widmer Josef<br />
06.06.1919 Schmid Dr. Johann Alois<br />
08.06.1919 Keller Johannes<br />
18.08.1919 Holenstein Albert<br />
05.09.1919 Kazlauskas Dr. Vytautas<br />
17.09.1919 Renner P. Severin OT<br />
1924 = 85 Jahre<br />
02.02.1924 Steciuk Petro<br />
04.02.1924 Good DDr. James<br />
29.02.1924 Penkert Franz<br />
02.04.1924 Gasser Karl<br />
04.04.1924 Grawehr Dr. Karl<br />
18.04.1924 Deckers Dr. Hans<br />
28.04.1924 Dobler Rudolf<br />
23.05.1924 Frank Dr. Nikolaus<br />
05.06.1924 Furrer Otto<br />
25.06.1924 Peters Heinrich<br />
27.07.1924 Hagemeister Rudolf<br />
16.08.1924 Fegyverneki George<br />
23.11.1924 Hartmann P. Alois MSC<br />
15.12.1924 Zelger Josef<br />
74<br />
GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />
1929 = 80 Jahre<br />
04.01.1929 Vorgrimler Dr. Herbert<br />
07.01.1929 Buerstedde Dr. Wilhelm<br />
07.01.1929 Lopez-Casero Franz<br />
13.01.1929 Hättich Edgar<br />
24.01.1929 Felten Dieter P. Gustavo<br />
OrPhN<br />
10.02.1929 Sauer Dr. Josef<br />
03.03.1929 Siller Dr. Hermann Pius<br />
04.03.1929 Keusch Andreas<br />
06.03.1929 Trutwin Werner<br />
13.03.1929 Troppe Franz<br />
17.03.1929 Neundorfer Hannjürg<br />
22.03.1929 Beirle P. Theo SJ<br />
09.04.1929 Haselwanter Gilbert<br />
13.04.1929 Zauner Dr. Wilhelm<br />
16.04.1929 Aichinger Stefan<br />
02.05.1929 Pörnbacher Dr. Hans<br />
11.05.1929 Fraling Dr. Bernhard<br />
16.05.1929 Skerl Alphons<br />
22.05.1929 Rechsteiner Josef A.<br />
06.06.1929 Stocker Johann<br />
08.06.1929 Dammertz Dr. Viktor Josef,<br />
Bischof em.<br />
13.06.1929 Kern Ingomar<br />
27.06.1929 Röhrich Friedrich Martin<br />
08.07.1929 Ehrhardt Rudolf<br />
11.07.1929 Deisenhammer Otto V.<br />
19.07.1929 Kettel Joachim<br />
01.08.1929 Homeyer Dr. Josef,<br />
Bischof em.<br />
08.08.1929 Koch Hans-Ludwig<br />
23.08.1929 Hug Richard<br />
16.09.1929 Egger Gotthard<br />
05.10.1929 Steger Dr. Karl B.<br />
22.10.1929 Jäger Bertram<br />
08.11.1929 Mitterbacher Dr. Andreas<br />
11.11.1929 Viloria José Luis<br />
13.11.1929 Vielmetti Dr. Nikolaus<br />
20.11.1929 Röthlin Dr. Eduard<br />
21.11.1929 Berkmüller P. Dr. Alfons SSS<br />
07.12.1929 Eitel Dr. h.c. Walter<br />
11.12.1929 Meny Charles<br />
19.12.1929 Marré Peter-Paul
GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />
22.12.1929 Fehr P. Paulus OCart.<br />
22.12.1929 Bada-Panillo José Ramón<br />
26.12.1929 Rucker P. Eugen SVD<br />
1934 = 75 Jahre<br />
03.03.1934 Domann P. Gerhard SAC<br />
07.03.1934 Peters Dr. Burkhard<br />
17.03.1934 Waldenfels Dr. Bernhard<br />
19.03.1934 Kodiyan Thomas<br />
24.03.1934 Keller Josef<br />
27.03.1934 Zensus Johannes<br />
29.03.1934 Pfiester Joseph<br />
03.04.1934 Gasser P. Dr. Ulrich OT<br />
11.04.1934 Babanits Stefan<br />
27.04.1934 Zerfass Dr. Rolf<br />
06.05.1934 Hofer P. Richard OCist.<br />
11.05.1934 Scherrer-Niedermann Georg<br />
Anton<br />
06.06.1934 Vasquez Sanchez Colombo<br />
04.07.1934 Baumann Albert<br />
12.07.1934 Seeber Dr. David<br />
20.07.1934 Aarburg Peter v.<br />
22.07.1934 Figura Heinrich J.<br />
03.09.1934 Schwegmann Werner<br />
08.10.1934 Demel P. Dr. Bernhard OT<br />
12.10.1934 Endress James R.<br />
01.11.1934 Trebo Karl<br />
06.11.1934 Leppers Heribert<br />
16.11.1934 Pesendorfer Dr. Franz<br />
Alberich<br />
25.11.1934 Ricken Norbert<br />
30.11.1934 Carlson Oscar<br />
12.12.1934 Peukert Dr. Helmut<br />
19.12.1934 Meulemann Axel<br />
21.12.1934 Zuluaga Rodrigo<br />
31.12.1934 Vegelj Vinko<br />
1939 = 70 Jahre<br />
06.01.1939 Milby Lawrence M.<br />
10.01.1939 Tirumanywa Cyprian<br />
10.01.1939 Moormann Arnold Franz<br />
13.01.1939 Kreilein Dr. Sylvester L.<br />
16.01.1939 Rings Walter<br />
24.01.1939 Nimmervoll P. Dr. Dominik<br />
J. OCist<br />
28.01.1939 Zellner Lorenz<br />
02.02.1939 Wetterer Edward<br />
04.02.1939 Ko Dr. Seung-Ouk Augustin<br />
12.02.1939 Nguyen-Minh Chau Andreas<br />
12.02.1939 Wolf Gerhard<br />
19.02.1939 Brandstetter Dr. Heinrich<br />
19.02.1939 Eichenlaub Rudi<br />
23.02.1939 Stakemeier Siegbert<br />
25.02.1939 Kössler Reinhart<br />
04.03.1939 Wingerter Theo<br />
23.03.1939 Helmig Dr. Franz Joseph<br />
25.03.1939 Hehman Lawrence<br />
28.03.1939 Gavin Dr. Carney E.<br />
02.04.1939 Lord Ronald A.<br />
06.04.1939 Andris Erich<br />
09.04.1939 Ledergerber Ivo<br />
11.04.1939 Riofrio Carlos<br />
25.04.1939 Ruiz Velasco Mejia Javier R.<br />
01.05.1939 Ehrensperger Dr. Franz<br />
17.05.1939 Angerer Sebastian P. Martin<br />
01.06.1939 Dolan Anthony P.<br />
14.06.1939 Urban Martin<br />
29.06.1939 Balthasar Dr. Johannes<br />
30.06.1939 Ruede William J.<br />
09.07.1939 Stopp Walter<br />
15.07.1939 Klein Lawrence<br />
16.07.1939 Pokorney David<br />
28.07.1939 Mikes Herbert Johannes<br />
01.08.1939 Matzner DDr. Alexander<br />
06.08.1939 Galke Jans P. Georg SM<br />
06.08.1939 Weber P. Otto Heinrich CMF<br />
16.08.1939 Uebelhor Gayle<br />
09.09.1939 Raberger DDr. Walter<br />
10.09.1939 Lane Dr. Frank<br />
11.09.1939 Schelpe Bernhard Michael<br />
11.09.1939 Siemes Rudolf<br />
23.09.1939 Diplinger Eugen<br />
08.10.1939 Etzlstorfer Josef<br />
09.10.1939 Robledo Dr. Angel German<br />
13.10.1939 Kroisleitner Rupert<br />
17.11.1939 Pfeiffer Dr. Charles<br />
21.11.1939 Maderegger Josef<br />
25.11.1939 Reiffer Dr. René<br />
26.11.1939 Floracks Theo<br />
15.12.1939 Springer Christian<br />
19.12.1939 Meyer Robert Edward<br />
19.12.1939 Suarez Rondon German<br />
20.12.1939 Zulehner DDr. Paul M.<br />
25.12.1939 Tjo Dr. Tjeng Hen Patrick<br />
75
Weihejubiläen 2009<br />
1984 = 25 Jahre Abt<br />
09.06.1984 Trauner P. Bruno OSB<br />
1929 = 80 Jahre Priester<br />
17.03.1929 Fitzgerald William J.<br />
1934 = 75 Jahre Priester<br />
29.06.1934 Fischer Albert<br />
29.06.1934 Petranovic Charles<br />
1939 = 70 Jahre Priester<br />
02.07.1939 Nieder Martin<br />
1944 = 65 Jahre Priester<br />
07.05.1944 Kazlauskas Dr.Vytautas<br />
29.06.1944 Engeler Paul Leo<br />
02.07.1944 Trütsch Dr. Josef<br />
1949 = 60 Jahre Priester<br />
02.04.1949 Lengwiler Dr. Eduardo<br />
02.04.1949 Dudli P. August CMM<br />
02.04.1949 Wettstein P. Franz X. CMM<br />
03.04.1949 Zehrer Anton<br />
03.04.1949 Nagele Hermann<br />
29.06.1949 Wenda Dr. Gerhard<br />
29.06.1949 Unternährer Josef<br />
29.06.1949 Brunner Karl<br />
29.07.1949 Zürcher Burkhard<br />
07.08.1949 Schwarzmann Dr. Alfons<br />
1959 = 50 Jahre Priester<br />
01.03.1959 Roth Ernst August<br />
14.03.1959 König Anton Walter<br />
15.03.1959 Mayr Max Georg<br />
76<br />
GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />
15.03.1959 Dilger Donald C.<br />
15.03.1959 Dolan Francis M.<br />
15.03.1959 Buschor Johann<br />
15.03.1959 Cibran Mariano<br />
07.05.1959 Bsteh P. Dr. Andreas SVD<br />
12.07.1959 Öttl Paul<br />
25.07.1959 Hammans Dr. Herbert<br />
26.07.1959 Nimmervoll P. Paulus OCist.<br />
26.07.1959 Hofer P. Richard OCist.<br />
15.08.1959 Ober P. Alois SAM<br />
06.12.1959 Grampa Pier Giacomo,<br />
Bischof<br />
1969 = 40 Jahre Priester<br />
01.03.1969 Chalaire Frank<br />
01.03.1969 Kellner P. Johannes OT<br />
15.03.1969 Ezekwugo Dr. Christopher<br />
22.03.1969 Giménez José Angel<br />
08.06.1969 Walkowiak Kazimierz B.<br />
15.06.1969 Weissen Charles<br />
28.06.1969 Sieberer Balthasar<br />
29.06.1969 Schaller Claude<br />
29.06.1969 Ammering Dr. Josef<br />
29.06.1969 Zitkovic´Dr. Mijo<br />
29.06.1969 Djuric´Franjo<br />
02.08.1969 Chukwukere Judas<br />
Thaddäus<br />
03.08.1969 Nunning David<br />
23.08.1969 OʼConnor James R.<br />
11.11.1969 DʼSouza Dr. Michael John<br />
20.12.1969 Valiyaveettil George<br />
1984 = 25 Jahre Priester<br />
26.02.1984 Matondo Tuzizila Dr. Simon<br />
30.06.1984 Hauser Paul<br />
04.08.1984 Zambrano Dr. Luis<br />
04.08.1984 Koumaglo Dr. Kossivi<br />
Joseph<br />
10.10.1984 Lim Dr. Byeng-Hun Peter
MEMENTO MORI<br />
8. MEMENTO MORI<br />
Anastasis Chora Church<br />
Kredel Elmar, Erzbischof em. v. Bamberg<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1948-1950<br />
gestorben am 10.06.2008<br />
Seelsorge war die höchste und<br />
liebste Aufgabe<br />
Am 11. Juni 2008 verkündeten um 12 Uhr die<br />
Glocken des Kaiserdoms den Bamberger<br />
Diözesanen eine traurige Botschaft: Alterzbischof<br />
Elmar Maria Kredel war am Abend zuvor im Alter<br />
von 86 Jahren im Seniorenheim „Marienhospital“<br />
in Erlangen gestorben. Dort wurde er in den letzten<br />
Jahren von den Franziskusschwestern von<br />
Vierzehnheiligen liebevoll betreut. Während seiner<br />
Amtszeit prägte der 73. Bischof und 11.<br />
Erzbischof von Bamberg die Kirche von Bamberg<br />
nachhaltig.<br />
Kredels Amtszeit von 1977 bis 1994 war gekennzeichnet<br />
durch seine wache Aufgeschlossenheit<br />
für die Bedürfnisse der Zeit. So setzte er Laien in<br />
verschiedene Dienste in der Seelsorge des<br />
Bistums ein. Viele Gläubige werden ihn auch<br />
besonders wegen seines bescheidenen und liebevollen<br />
Auftretens in Erinnerung behalten.<br />
Geboren am 24. Februar 1922 in Nürnberg ist<br />
Kredel von frühester Kindheit an geprägt von tiefer<br />
Frömmigkeit. Als Schüler trat er in die<br />
Marianische Kongregation ein und engagierte<br />
sich beim Deutschen Roten Kreuz – die<br />
Hitlerjugend mied er. Vielmehr beschloss er,<br />
Theologie zu studieren und Priester zu werden –<br />
ein Vorhaben, das ihm beruflich und persönlich<br />
Nachteile einbrachte.<br />
Nach dem Abitur im Jahre 1941 wurde Kredel<br />
deshalb als Sanitätssoldat in ein Sonderlazarett<br />
in Frankreich versetzt; danach diente er in Italien.<br />
Es war der Kontakt zu den Kranken und<br />
Sterbenden, der Elmar Maria Kredel zeitlebens<br />
stark geprägt hat. „Ich sehe diese Zeit nicht als<br />
verlorene Zeit an“, betonte er einmal in einer<br />
Rückschau.<br />
Nach der Kriegsgefangenschaft bis August 1945<br />
studierte er unter anderem als Konviktor des<br />
Collegium <strong>Canisianum</strong> an der Katholisch-<br />
Theologischen Fakultät der Universität<br />
Innsbruck. 1950 empfing er die Priesterweihe. In<br />
Innsbruck wurde er 1952 promoviert. Seine<br />
Doktorarbeit schrieb er zum Thema „Der<br />
Apostelbegriff in der neuen Exegese“. Danach<br />
wurde er in der Pfarrei Herz Jesu in Pegnitz<br />
Kaplan. Dort war Dr. Franz Vogl (1906 - 1990)<br />
Pfarrer, der den jungen Kaplan maßgeblich<br />
beeindruckte.<br />
77
Am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom setzte Kredel<br />
von 1954 bis 1956 seine Studien fort. Eine wissenschaftliche<br />
Laufbahn schien vorgezeichnet.<br />
Doch es zog ihn in die Seelsorge. Und so trat er<br />
zum 1. September 1966 eine Pfarrstelle in<br />
Hollfeld an. Hier zeichnete er sich besonders<br />
durch sein vom Zweiten Vatikanischen Konzil<br />
geprägtes Miteinander mit den Gläubigen aus.<br />
Kredel verstand die Gemeindemitglieder als<br />
Partner, was diese sehr schätzten.<br />
Im Jahr 1967 wurde der beliebte Geistliche in das<br />
Bamberger Metropolitankapitel aufgenommen.<br />
Er war in der Erwachsenenbildung und der<br />
Jugendseelsorge tätig und engagierte sich als<br />
Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes.<br />
Als Mitglied der Liturgischen Kommission setzte<br />
sich Kredel für die Umsetzung der Beschlüsse<br />
des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 - 1965)<br />
ein. Dr. Kredel war außerdem canonicus theologus,<br />
beriet also den Erzbischof bei wichtigen<br />
theologischen Fragen, und übernahm Aufgaben<br />
in der kirchlichen Gerichtsbarkeit.<br />
Am 27. Mai 1977 ernannte Papst Paul VI. Elmar<br />
Maria Kredel zum Erzbischof von Bamberg. Bei<br />
der Bischofsweihe am 2. Juli im Bamberger Dom<br />
war fast der ganze bayerische Episkopat anwesend,<br />
auch der damalige Erzbischof von<br />
München und Freising Josef Ratzinger, der heutige<br />
Papst Benedikt XVI. In sein hohes Amt<br />
brachte sich Elmar Maria Kredel mit seiner<br />
ganzen Persönlichkeit ein. Fast zehn Jahre, von<br />
1977 bis 1986, leitete er die Kommission für<br />
gesellschaftliche und sozial-caritative Fragen der<br />
Deutschen Bischofskonferenz.<br />
Militärbischof<br />
Von 1978 bis 1990 versah Diözesanbischof<br />
Elmar Maria Kredel das Amt des Militärbischofs<br />
für die Deutsche Bundeswehr. Er legte in seiner<br />
Amtszeit Wert darauf, die Soldaten regelmäßig<br />
zu besuchen. Während seiner Zeit als<br />
Militärbischof errichtete Kredel das „Institut für<br />
Theologie und Frieden“, das einen wichtigen<br />
Beitrag zur katholischen Friedenslehre leistet.<br />
78<br />
MEMENTO MORI<br />
Elmar Maria Kredel hatte keine leichte Amtszeit.<br />
Der Priestermangel, die zunehmende Entchristlichung<br />
und Indifferenz bezüglich des christlichen<br />
Glaubens bedrückten ihn. Doch als Erzbischof<br />
von Bamberg und Militärbischof reagierte er auf<br />
die Zeichen der Zeit. So setzte er ausgebildete<br />
Laien-Theologen in der Pastoral ein. Für die<br />
Pastoralreferenten setzte Kredel 1980 als erster<br />
deutscher Bischof eine eigene Dienstordnung in<br />
Kraft.<br />
Trotz vieler repräsentativer Pflichten blieb die<br />
Seelsorge für ihn die höchste und liebste<br />
Aufgabe. Über 50 000 Mal spendete er das<br />
Sakrament der Firmung. Viele Pfarreien besuchte<br />
er regelmäßig, um mit Verantwortlichen und<br />
Gläubigen zu sprechen.<br />
Kredels Gesundheit litt in den letzten Jahren<br />
zunehmend unter den vielfältigen Aufgaben und<br />
Belastungen seines Amtes. Aus diesem Grund<br />
wurde er am 30. November 1990 vom Amt des<br />
Militärbischofs entpflichtet und zum 31. März<br />
1994 von Papst Johannes Paul II. von seinem<br />
Amt als Erzbischof von Bamberg entbunden.<br />
Seine letzte Amtshandlung war die Gründonnerstagsliturgie<br />
mit Fußwaschung. Danach lebte er<br />
zurückgezogen, aber sehr interessiert am Leben<br />
der Erzdiözese und der Kirche, zunächst in<br />
Bamberg und dann in Erlangen. Diesen letzten<br />
Lebensabschnitt beschrieb Erzbischof Schick<br />
beim 85. Geburtstag als „Apostolat des Gebetes<br />
und des Leidens“.<br />
Das Wirken des langjährigen Bamberger<br />
Erzbischofs ist vielfach gewürdigt worden: unter<br />
anderem war er Träger des Großen Verdienstkreuzes<br />
des Verdienstordens der Bundesrepublik<br />
Deutschland und des Bayerischen Verdienstordens,<br />
Ehrenbürger von Bamberg und Hollfeld<br />
sowie Ehrensenator der Otto-Friedrich-<br />
Universität Bamberg.<br />
vgl.: Heinrichsblatt Nr. 25/2008
MEMENTO MORI<br />
Peter Josef<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1958-1959<br />
gestorben am 9. Juni 2008<br />
Am 9. Juni 2008 starb in Willisau der em. Pfarrer<br />
Josef Peter. Am 9. Juli 1935 in Luthern geboren,<br />
empfing der Verstorbene am 29. Juni 1961 in<br />
Solothurn die Priesterweihe. Er wirkte danach als<br />
Vikar in Rheinfelden AG von 1961 – 1966, in<br />
Fislisbach AG von 1966 – 1969 und in Ebikon LU<br />
von 1969 – 1971. Danach übernahm er die<br />
Verantwortung als Pfarrer in Schötz LU von 1971<br />
– 1984 und in Zuchwil SO von 1984 – 1990.<br />
Seinen Lebensabend verbrachte er als em.<br />
Pfarrer in Willisau. Er wurde am 16. Juni 2008 in<br />
Luthern beerdigt.<br />
Bürge Hans<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1948-1951<br />
gestorben am 9. Juni 2007<br />
Kümmerli Rudolf<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1947-1948<br />
verstorben<br />
Menne P. Gottfried OPraem<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1969-1970<br />
gestorben am 06. August 2007<br />
Gottfried Menne war der erste<br />
gewählte Prälat und Regierende<br />
Prior der Prämonstratenser-Abtei<br />
Hamborn in<br />
Duisburg nach der Wiederbesiedelung<br />
der Abtei im<br />
Jahre 1959. Gewählt am<br />
24. Februar 1988, regierte er<br />
sieben Jahre von 1988 bis 1995.<br />
In Duisburg ist er vielen Menschen durch seine<br />
seelsorglichen Einsatzgebiete sehr vertraut: als<br />
langjähriger Kaplan an der Abteikirche St.<br />
Johann, als Religionslehrer am Leibniz-<br />
Gymnasium und der G-W-Leibniz-Gesamtschule<br />
von 1971 bis 1996, sowie zeitweise am Abteigymnasium<br />
und am Hildegardis-Gymnasium.<br />
Seine Impulse für die Kinder- und Jugendarbeit in<br />
den siebziger Jahren waren richtungweisend und<br />
haben viele Menschen angezogen, nicht zuletzt<br />
auch zum Ordenseintritt in die Abtei Hamborn<br />
motiviert.<br />
Seit 1996 war er der Prior des Prämonstratenser-<br />
Priorates Magdeburg. Von dort aus übernahm er<br />
auch Verantwortung im Gesamtorden: als Prior-<br />
Administrator des Prämonstratenser-Stiftes Tepl-<br />
Obermedlingen in Süddeutschland / Bistum<br />
Augsburg und des dazugehörigen abhängigen<br />
Priorates in Mananthavady / Indien von 1995 bis<br />
1996, seitdem als Beauftragter für die in<br />
Deutschland wirkenden Mitbrüder des Prämonstratenserordens<br />
aus Indien.<br />
Als Mitglied der Finanzkommission des Prämonstratenser-Ordens<br />
bereiste er regelmäßig<br />
Tschechien, Ungarn und die Slowakei und war in<br />
die notwendige Aufbauarbeit der dortigen<br />
Prämonstratenserklöster im Auftrag des Gesamtordens<br />
miteinbezogen.<br />
Als Seelsorger in der Gemeindearbeit ist er nicht<br />
nur in Duisburg-Hamborn bekannt geworden. Er<br />
wirkte auch als Pfarrer an der Stiftskirche St.<br />
Johannes Cappenberg (Schloß Cappenberg,<br />
Selm-Bork) von 1980 bis 1985. Seine dortige<br />
Tätigkeit, die er mit dem Einsatz am Hamborner<br />
Leibniz-Gymnasium durch hunderte gefahrener<br />
Auto-Kilometer mit großem Fleiß und Einsatz<br />
verbunden hat, hat die Cappenberger Gemeinde<br />
fest und dauerhaft mit dem Kloster in Hamborn<br />
verbunden.<br />
Seit 1996 bzw. 1997 wirkte er zusammen mit den<br />
anderen Magdeburger Prämonstratensern als<br />
Pfarrer und Moderator des Gemeindeverbundes<br />
der Pfarreien St. Petri Magdeburg-Altstadt, St.<br />
Andreas Magdeburg-Cracau und Heilig Kreuz<br />
Biederitz sowie seit 1997 Studentenpfarrer der<br />
Katholischen Studentengemeinde St. Augustinus<br />
Magdeburg<br />
Sein großes Anliegen war die Verwirklichung des<br />
christlichen Glaubens in der modernen Welt und<br />
die Pflege einer modernen Kultur in Kirche und<br />
Gottesdienst. Von daher rührte auch seine<br />
besondere Beziehung zum Universitätschor, der<br />
so manches Mal zu Konzerten und im<br />
Gottesdienst in der Universitätskirche St. Petri<br />
gesungen hat. Er wirkte in vielen Sparten der<br />
Gesellschaft, so unter anderem 1975 als Mitglied<br />
des Rotary-Clubs in Duisburg und später in<br />
Magdeburg, als Vorstandsmitglied des Hilfswerks<br />
SUBSIDIARIS in Magdeburg, als geschätzter<br />
79
Redner, als Veranstalter von Konzerten und<br />
Kunstausstellungen. Er sträubte sich mit Erfolg<br />
gegen den scheinbar selbstverständlichen<br />
Prozeß der Entchristlichung unserer Gesellschaft,<br />
indem er immer wieder Welt und Kirche<br />
glaubwürdig zusammenbrachte. Sein großes<br />
Ziel, den Bau eines Prämonstratenserklosters an<br />
St. Petri, hat er nicht mehr erleben können; das<br />
müssen jetzt seine Mitbrüder an seiner Stelle verfolgen.<br />
Um ihn trauern in Duisburg-Hamborn, Düsseldorf,<br />
Magdeburg, Mananthavady / Indien und<br />
Cappenberg:<br />
Abt und Konvent der Abtei Hamborn, der Prämonstratenserkonvent<br />
Magdeburg, die Familie<br />
Hans-Otto und Erika Menne, die Pfarreien St.<br />
Petri, St. Andreas und Heilig-Kreuz und Kath.<br />
Studentengemeinde Magdeburg und die Pfarrei<br />
St. Johannes Cappenberg in Westfalen.<br />
Abtei Hamborn, 7.8.2007<br />
Abt Albert Dölken O.Praem.<br />
Trojer Josef<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1946-1949<br />
gestorben am 12. August 2008<br />
Pfarrer Trojer, der älteste aktive<br />
Pfarrer der Diözese war am<br />
12. August im 91. Lebensjahr<br />
gestorben – nach 49(!)<br />
Seelsorgsjahren in Baumkirchen.<br />
Zu seinem 90. Geburtstag<br />
war er im vergangenen<br />
Dezember groß gefeiert<br />
und zum Monsignore ernannt worden. Dabei<br />
kam die hohe Wertschätzung für Pfr. Trojer zum<br />
Ausdruck: Erstaunen über seine Rüstigkeit,<br />
Freude über seinen Humor, seine Bescheidenheit,<br />
seine große Liebe zu den Kindern und<br />
Notleidenden und seine authentische Verkündigung<br />
prägten die Dankansprachen. In der<br />
Umsetzung des Konzils legte Trojer großen Wert<br />
auf die aktive Teilnahme der Gläubigen bei der<br />
Feier der Eucharistie und der Sakramente.<br />
Josef Trojer stammte aus St. Veit im Defreggen<br />
und ist in Strassen aufgewachsen. Nach der<br />
Matura am Paulinum studierte er in Brixen und<br />
nach dem Krieg am <strong>Canisianum</strong> in Innsbruck.<br />
80<br />
MEMENTO MORI<br />
Nach der Priesterweihe im Jahr 1949 wirkte er als<br />
Kooperator in Dölsach, Zirl und Telfs. Seit 1959<br />
war Trojer Pfarrer in Baumkirchen.<br />
Konno Franz X. W.<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1971-1972<br />
gestorben am 5. Juli 2008<br />
P. Konno hatte in Innsbruck studiert, um die<br />
europäische Philosophie besser verstehen zu<br />
lernen. Unser Denken und Reden vom Glauben<br />
sei von europäischer Philosophie geprägt. In<br />
Japan müsse die Theologie in der Lage sein,<br />
dem Glauben im Denken und Empfinden der dortigen<br />
Menschen einen authentischen Ausdruck<br />
zu verleihen. Franz war ein tiefgläubiger Mensch<br />
und zugleich ein echter Japaner. Der auf Christus<br />
ausgerichtete interkulturelle Dialog war sein<br />
Lebenstraum und er fühlte sich manchmal zwischen<br />
europäischer und japanischer Kultur hinund<br />
hergezerrt.<br />
Als Franz vor etwa sechs Jahren an der Zunge<br />
operiert worden war, konnte er nur noch schwer<br />
sprechen. Zur Predigt nahm er dann am Sonntag<br />
einen Pinsel zur Hand und malte die Frohe<br />
Botschaft in Form von japanischer Kalligraphie<br />
auf die Wand. Mehr als das gesprochene Wort<br />
erreichten diese Predigten die Herzen der<br />
Menschen.<br />
Zweimal hatt ich das Glück, Pater Konno in<br />
Sapporo besuchen zu dürfen. Im Jahre 1983<br />
nahm er mich bei sich auf und zeigte mir zusammen<br />
mit seinen Studenten seine schöne Heimat.<br />
Als ich im April 2006 zu ihm kam, war er schon<br />
sehr krank, hielt aber trotz seiner Gebrechen dar-
MEMENTO MORI<br />
auf, mir persönlich die Kirche zu zeigen, die er<br />
aufgebaut hatte und deren Stil sehr glücklich die<br />
christlichen Traditionen von Ost und West mit<br />
dem japanischen Empfinden in Einklang bringt.<br />
Leider war die Kirche mangels geistlicher<br />
Berufungen damals nicht besetzt.<br />
Ich erinnere mich noch an sein Glück, als Franz<br />
mir die Fotoalben von seinem Sprachaufenthalt<br />
am Walchensee und seiner Studienzeit in<br />
Innsbruck zeigte. Das Leben im <strong>Canisianum</strong><br />
betrachtete er als einen Höhepunkt seines<br />
Lebens. Mit seinen Mitkonviktoren fühlte er sich<br />
stets sehr verbunden und nannte mir viele<br />
Namen – diese Verbundenheit hat jetzt eine neue<br />
Qualität erreicht. Beiliegend zwei Bilder, aufgenommen<br />
am 17. April 2006 (Ostermontag) in<br />
Sapporo (Hokkaido); einmal die von Franz aufgebaute<br />
Kirche und ein Foto unseres<br />
Wiedersehens.<br />
Im Geiste des Cor unum et anima una grüße ich<br />
Sie recht herzlich!<br />
Henri Werner (AltCanisianer, Luxemburg)<br />
Aiarei Francis<br />
im <strong>Canisianum</strong> 1967-1968<br />
verstorben 2006<br />
P. Vladimir Šatura SJ<br />
Gestorben am 2. November 2008, dem Fest<br />
Allerseelen<br />
Geboren am 27.10.1923 in<br />
Jablonec (Slowakei), trat er<br />
nach seiner Gymnasialzeit am<br />
30.07.1939 in das Noviziat der<br />
Gesellschaft Jesu ein. Danach<br />
erfolgte die ordensübliche<br />
Ausbildung in Philosophie<br />
(Trnava und Brno) und<br />
Theologie (Rom). Im letzten Jahr seines<br />
Theologiestudiums wurde er am 09.07.1949 zum<br />
Priester geweiht. Seine Ausbildung vervollständigte<br />
P. Šatura durch Spezialstudien in<br />
Philosophie in Rom und in Psychologie an der<br />
Universität München.<br />
Nach dem Studium der Philosophie in Rom hielt<br />
P. Šatura bereits ab dem SS 1963 regelmäßig<br />
Lehrveranstaltungen für Psychologie und Anthropologie<br />
an unserer Fakultät, wo er sich auch<br />
1969 für das Fach „Christliche Philosophie unter<br />
bes. Berücksichtigung der Psychologie“ mit der<br />
Arbeit „Struktur und Genese der Person“ habilitierte.<br />
Er wurde im Dezember 1974 zum außerordentlichen<br />
Universitätsprofessor am Institut für<br />
Christliche Philosophie ernannt und gleichzeitig<br />
zum Leiter des Arbeitsbereiches Psychologie<br />
bestellt. Von 1974 bis 1984 gehörte er der<br />
Jesuitenkommunität des Collegium <strong>Canisianum</strong><br />
an und setzte im Kontext der Priesterausbildung<br />
Akzente aus seinem Fachgebiet.<br />
Am 30. September 1984 wurde er auf eigenen<br />
Wunsch in den Ruhestand versetzt. Danach<br />
wurde das Bildungshaus Puchberg bei Wels zum<br />
Zentrum seiner Tätigkeit als Kursleiter für<br />
Exerzitien und Meditationsübungen. Er wirkte als<br />
Schriftsteller und Seelsorger in Grießkirchen,<br />
Bratislava, Steyr und verbrachte seine alten Tage<br />
wohl behütet in Thalheim bei Wels.<br />
Seine Aufgabe an der Theologischen Fakultät<br />
war die Betreuung der Fachgebiete Psychologie<br />
und Anthropologie in Lehre und Forschung.<br />
Große Verdienste erwarb er sich um Planung und<br />
Aufbau des Pastoralpsychologischen Lehrganges,<br />
der im Wesentlichen auf seine Initiative<br />
zurückging. Der immer heiter wirkende und<br />
lächelnde Professor erfreute sich bei den<br />
Studierenden der Theologischen Fakultät großer<br />
Beliebtheit; neben wissenschaftlicher Begleitung<br />
erwarb er sich auch durch psychologisch fundierte<br />
geistliche Begleitung etlicher Studierender<br />
große Verdienste. So geht er in die Geschichte<br />
unserer Fakultät ein als ein Lehrer, der um enge<br />
Verbindung von Psychologie und Spiritualität<br />
bemüht war.<br />
Die letzte Zeit lebte er wegen seiner schweren<br />
Erkrankung im Haus der Diakonie in Wels, wo er,<br />
nach dem Empfang der heiligen Sakramente,<br />
friedlich im Herrn verschied.<br />
P. Šatura war Mitglied der Slowakischen Provinz,<br />
stand im 86. Lebensjahr und im 70. Jahr seines<br />
Ordenslebens.<br />
Das Begräbnis und die Beisetzung fanden am<br />
Montag, den 10. November 2008, in seinem<br />
Geburtsort Jablonec (Slowakei) statt.<br />
81
Wilhelm Egger, Bischof von Bozen-Brixen<br />
* 14. Mai 1940<br />
+ 16. August 2008<br />
Bischof Dr. Manfred Scheuer<br />
„Brot und Wort“<br />
Dank an Bischof Wilhelm Egger<br />
Brixen, 21. August 2008<br />
Prediger sind mit Bäckern zu vergleichen, „die<br />
aus demselben Weizen,<br />
verschiedenerlei, mehr oder minder grobes oder<br />
feines Brot für die verschiedenen<br />
Stände finden. … Die guten Prediger sind jene,<br />
die das Weizenkorn, welches<br />
Christus ist, so gut zu mahlen wissen, dass sein<br />
innerster Gehalt zum Vorschein<br />
kommt.“[1] So ein Vorgänger von Bischof<br />
Wilhelm als Bischof von Brixen, Nicolaus<br />
Cusanus am 22. November 1444.<br />
Das Brot und das Wort, das waren zwei<br />
Brennpunkte des Wirkens von Bischof Wilhelm:<br />
Er hat die Kirche von der Eucharistie und als<br />
Geschöpf des Wortes Gottes verstanden. „Brot<br />
und Hoffnung teilen“ (Hirtenbrief 1999), „Das Kind<br />
mit den fünf Broten“, „Denkt an die fünf Brote“<br />
(Hirtenbriefe 1992). Aus der Eucharistie heraus<br />
verstand er die Kirche als Gemeinschaft des<br />
Teilens; daraus entsprangen für ihn eine Kultur<br />
des Lebens und der Solidarität sowie die<br />
Verpflichtung für den Frieden, für die<br />
Gerechtigkeit, für den Dialog und die Bewahrung<br />
der Schöpfung zu arbeiten.<br />
„Freude am Wort Gottes“ (Hirtenbrief 1987), „Das<br />
Wort Gottes hören und es befolgen“ (Hirtenbrief<br />
1988). In der Nachfolge des hl. Franz von Assisi<br />
hat er selbst dem Evangelium ein Gesicht gege-<br />
82<br />
MEMENTO MORI<br />
ben. In seinen Meditationen, und er hat jede Begegnung<br />
und jede Sitzung mit einer Schriftlesung<br />
und Schriftmeditation begonnen, ist ein Bild von<br />
Kirche aufgeleuchtet, das weniger von Bürokratie<br />
und Institution geprägt war, aber ganz von den<br />
Seligpreisungen. Bei allen strategischen Überlegungen,<br />
wie es mit der Seelsorge in der Zukunft<br />
weiter geht, hat er den Geist des Neuen Testamentes<br />
verkörpert. Die Welt mit den Augen des<br />
Evangeliums wahrzunehmen und zugleich sehr<br />
aufmerksam und auch wohlwollend in der<br />
Gegenwart zu stehen, das hat mich bei ihm fasziniert.<br />
Bei der Segnung der Tiroler Vertretung in<br />
Brüssel hat er gefragt, wie das Christentum durch<br />
Paulus nach Europa gekommen ist.<br />
Das Brot zu teilen, das Wort Gottes mitzuteilen,<br />
das machte ihn zur Brücke, zum Diener des<br />
Gemeinsamen zwischen den Sprachgruppen,<br />
zwischen der deutschen und italienischen Kultur,<br />
zwischen den Generationen, zwischen unterschiedlichen<br />
gesellschaftlichen Gruppen, zwischen<br />
kirchlichen Richtungen, auch zu einer<br />
lebendigen Übersetzung zwischen Tradition und<br />
Moderne, zwischen Herkunft und Zukunft. Er war<br />
ein akademischer Lehrer der Bibelwissenschaften<br />
von internationalem Rang und zugleich hat er<br />
das Evangelium den Kindern erzählt:<br />
„Erzählt es euren Kindern. Die Weitergabe des<br />
Glaubens“ (Hirtenbrief 2005) Sein griechisches<br />
Leitwort „SYN“ (mit, gemeinsam, miteinander)<br />
hat er über die Diözesangrenzen hinaus gelebt.<br />
Sein Einsatz für ein gutes Miteinander, für Einheit<br />
und Versöhnung, ohne dabei die sprachliche und<br />
kulturelle Identität aufzugeben, hat ihn durchaus<br />
auch in Spannungen und Schwierigkeiten hineingeführt.<br />
Viele haben mir gesagt, dass sie einen<br />
Freund verloren haben. Dankbar schauen wir auf<br />
seine Spuren, die er als Lehrer an der Theologischen<br />
Fakultät Innsbruck gelegt hat, an seine<br />
Mitarbeit bei den Theologischen Kursen, an seine<br />
Verantwortung für die Revision der Einheitsübersetzung.<br />
Hörer aus seiner Zeit waren von seiner<br />
Schlichtheit fasziniert. Er hat eine neue Mentalität<br />
an die Universität gebracht, denn er wollte nicht<br />
Monologe halten und ins Leere hinein reden. Er<br />
hat das Pult verlassen und wollte immer wahrnehmen,<br />
wie etwas gehört wird und ankommt. Er<br />
wollte wissen, wo die Studierenden stehen. Es<br />
gab in den vergangenen Jahren immer regelmäßige<br />
Begegnungen und Treffen zwischen
MEMENTO MORI<br />
Bozen-Brixen und Innsbruck auf der Ebene der<br />
Diözesanleitung, aber auch gemeinsame Symposien<br />
wie zum Beispiel über den Transitverkehr<br />
im Alpenraum. Ende April 2008 hat Bischof<br />
Wilhelm einen Festvortrag zum Canisius-Tag für<br />
die Priester der Diözese Innsbruck gehalten. Er<br />
hat dabei über die Kultur prägende Kraft des<br />
Evangeliums gesprochen.<br />
Wir waren auch sportlich unterwegs, z.B. beim<br />
Rodeln. Einmal hat er gewonnen, das andere<br />
Mal war ich vorne. Fast bei jeder Begegnung hat<br />
er mich gefragt, ob ich genug Urlaub mache und<br />
Zeit der Erholung habe. „Nimm mich als Vorbild“,<br />
hat er mir am 3. August 2008 hier in Brixen<br />
gesagt. Vordergründig hat er es im Hinblick auf<br />
die notwendige Regeneration gesagt. Ich habe<br />
es im Sinne des Paulus verstanden, der den<br />
Korinthern schreibt: „Nehmt mich zum Vorbild,<br />
wie ich Christus zum Vorbild nehme.“ (1 Kor<br />
11,1). Begegnungen mit Bischof Wilhelm waren<br />
für mich eine lebendige Erinnerung an das<br />
Evangelium, eine Ermutigung zur Nachfolge und<br />
eine Herausforderung, die eigene Gottebenbildlichkeit<br />
und Berufung je neu zu bedenken und zu<br />
realisieren. Bischof Wilhelm war und ist ein<br />
Geschenk Gottes für die Kirche von Bozen-<br />
Brixen und auch für die Kirche in Innsbruck, in<br />
Österreich und im ganzen deutschsprachigen<br />
Raum. Vergeltʼs Gott.<br />
Manfred Scheuer, Bischof von Innsbruck<br />
[1] Zitiert nach Franz Josef Reichert, Prediger der<br />
Erneuerung und der Versöhnung (Kleine Schriften<br />
der Cusanus-Gesellschaft 10), Trier 1977, 11.<br />
83
9. BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />
Grüße, Glück- und Segenswünsche zum<br />
Herz Jesu Fest 2008 aus Anlass der 150<br />
Jahr Feier des Nikolai-Hauses/Collegium<br />
<strong>Canisianum</strong> haben gesandt:<br />
Bischof em. Josef Homeyer, Hildesheim<br />
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst,<br />
Limburg<br />
Diözesanadministrator Weihbischof Franz-<br />
Josef Overbeck, Münster<br />
Bischof em. Maximilian Aichern, Linz<br />
Bischof Paul Iby, Eisenstadt<br />
Bishop Francis Kallarakal, Kottapuram,<br />
Indien<br />
Bischof Norbert Brunner, Sitten, Schweiz<br />
Bischof em. Viktor J. Dammertz OSB,<br />
Augsburg, Deutschland<br />
Weihbischof Franz Cserháti, Esztergom-<br />
Budapest, Ungarn<br />
Bischof Anthony M. Banzi, Tanga, Tansania<br />
Bischof Vitus Huonder, Bistum Chur<br />
Militärbischof Christian Werner, Wien<br />
Bischof Franjo Komarica, Banja Luka,<br />
Bosnien-Herzegowina<br />
Rektor Karlheinz Töchterle, Leopold<br />
Franzens Universität Innsbruck<br />
DDr. Herwig van Staa, Landeshauptmann<br />
Sr. Pallotti Findenig CPS, Landskron<br />
P. Karl-Josef Gierlichs SJ<br />
Johannes Kellner O.T., Wien<br />
Peter Hänggli, Schweiz<br />
Pierre Hencks, Luxemburg<br />
P. Hans Zollner SJ, Rom<br />
Franz-Reinhard Daffner, Augsburg<br />
Stanko Gerjolj, Ljubljana, Slowenien<br />
Dr. Josef Tóth, Wien<br />
Mons. Dr. Leo M. Maasburg, Päpstliche<br />
Missionswerke in Österreich<br />
Dr. Karlo Visaticki, Banja Luka, Bosnien-<br />
Herzegowina<br />
Regens Dr. Christian Hennecke, Hildesheim<br />
Regens Peter Ferner, Bischöfliches<br />
Priesterseminar Innsbruck/Feldkirch<br />
84<br />
10. Mai 2008<br />
BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />
Sehr geehrter P. Komma,<br />
zwei Altkonviktoren trafen sich dienstlich in<br />
Atyrau und Aktobe. Der eine als örtlicher<br />
Diözesanadministrator, der andere als<br />
Referent für Kirche in Not. In Dankbarkeit<br />
dachten wir an unsere Ausbildungszeit im<br />
<strong>Canisianum</strong> zurück und schicken Grüße nach<br />
Innsbruck.<br />
Cor unum et anima una<br />
+Kaleta Janusz (93-97),<br />
Marko Tomaschek (74-82)<br />
29. Mai 2008<br />
Viele Grüße zum Herz Jesu Fest aus einem<br />
verregneten England. Ich bin schon 11 Jahre<br />
Pfarrer in Huntingdon, wo das Leben zunehmend<br />
„canisianisch“ wird! D.H. wir sind jetzt<br />
mehrheitlich Philippiner und Osteuropäer –<br />
dazu kommen auch Syro Malabarer und<br />
unterschiedliche Afrikaner – die Mehrheit aus<br />
Guinea-Bissau.<br />
All dies in einer relativ kleinen Gemeinde –<br />
etwa 300 Messbesucher!<br />
Ich hoffe die Rückkehr in ein verändertes<br />
Canis gelingt sowohl persönlich als auch für<br />
das Haus.<br />
In corde uno<br />
Ada, 01.07.2008<br />
Sehr geehrter P. Rektor,<br />
Nicholas Kearney (1982-88)<br />
dass Sie meines Geburtstages gedacht<br />
haben, ist ein Beweis dafür, dass „Cor unum<br />
et anima una“ ein lebendiger Verband ist zwischen<br />
den Mitgliedern der großen Familie des<br />
<strong>Canisianum</strong>s. Voller Dankbarkeit schreibe ich<br />
diese paar Zeilen und wünsche Ihnen und<br />
dem <strong>Canisianum</strong> Gottes Segen und verbleibe<br />
mit Cor unum et anima una<br />
Tibor Nagy
BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />
Lambach, 09.07.08<br />
Lieber P. Rektor!<br />
Ich bedanke mich für Ihr Schreiben mit den<br />
Glück- und Segenswünschen zu meinem 50jährigen<br />
Priesterjubiläum. Es freut mich mit<br />
Ihnen, dass immer wieder studierende Jugend<br />
in Ihr Haus kommt und Bildung erhält. Gott<br />
segne Sie!<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ihr<br />
Enugu, 19.08.2008<br />
P. Anselm Mayrl<br />
Lieber P. Rektor!<br />
Von unserem kleinen „Altcanisianertreffen“ in<br />
Enugu, wo wir eine schöne Zeit verbringen<br />
dürfen, bereichert mit vielen Eindrücken und<br />
Begegnungen, senden wir herzliche Grüße!<br />
08.09.2008<br />
Franz Gmainer-Pranzl, Ik Ani, Yesudas<br />
Lieber P. Gerwin,<br />
herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und<br />
das Gedenken am Altar anlässlich meines 85.<br />
Geburtstages. Ihre guten Wünsche erinnerten<br />
mich an die wertvolle, unvergessliche Studienzeit<br />
im <strong>Canisianum</strong> in Sitten. Ich suchte in<br />
meinem persönlichen Archiv und fand die<br />
Zeugnisse aus jener Zeit. Namen wurden wieder<br />
in mir wach: Donat, Hofbauer, Richter,<br />
Umberg, Schwendimann, Hugo Rahner, Dominik<br />
Thalhammer, Franz Dander, Franz<br />
Lakner. Und da war noch der als fast Heiliger<br />
verehrte Regens Hofmann.<br />
Bis 2000 war ich Pfarrer in der Diasporapfarrei<br />
Pfyn TG. 9 Jahre diente ich dem Kapitel<br />
Frauenfeld als Dekan. Meine Lehrjahre waren<br />
in Solothurn, Schüpfheim und Grosswangen.<br />
Im Spätsommer 2000 zügelte ich nach<br />
Willisau. Anfangs übernahm ich noch Samstag/Sonntagsaushilfen<br />
in Willisau und Umgebung.<br />
Seit 2004 feiere ich mit den Bewohnern<br />
des Alters- und Pflegeheimes Waldruh in<br />
Willisau die sonntägliche Eucharistie und versuche<br />
mit ein paar einfachen und verständlichen<br />
Gedanken den alten Leutchen Hoffnung<br />
und Zuversicht zu geben.<br />
Eine Episode muss ich noch erwähnen. P. Fr.<br />
Lakner erzählte uns spannend wie in einem<br />
Krimi von der Flucht vor den Nazis. Wie es<br />
den SJ den Schlauen Jungs (bitte, entschuldigen<br />
Sie) gelang im alten Spital in Sitten, trotz<br />
des damaligen Jesuitenverbotes in der<br />
Schweiz, das <strong>Canisianum</strong> weiterzuführen,<br />
blieb für uns ein Rätsel. Wir waren einfach<br />
glücklich, diese tüchtigen, frommen und liebwerten<br />
Lehrer bei uns zu haben. Wir fühlten<br />
uns wie eine Familie „Cor unum et anima una“<br />
10.09.2008<br />
Herzlich Ihr<br />
Anton Schaller<br />
Pfr. em., Willisau<br />
Lieber P. Rektor, lieber Gerwin,<br />
von einem wunderbaren Treffen mehrerer Alt-<br />
Canisianer Dir und dem ganzen Haus herzliche<br />
Grüße. Für Deine neue Aufgabe alles<br />
Gute und Gottes Segen, Dein Josef Bill SJ.<br />
Liebe Grüße Peter Paul Marré, Alfred Carl,<br />
Werner Trutwin, Herbert Hammans<br />
21.10.2008<br />
Geschätzter Hw. H. Rektor P. Gerwin Komma<br />
SJ,<br />
ein kurzes Wort des Dankes an alle Erziehungsarbeit<br />
des <strong>Canisianum</strong>s, weil auch hier in<br />
Jequitibá mehrere Canisianer das Kloster<br />
Jequitibá mit ihrer Mission in 70 Jahren aufgebaut<br />
haben.<br />
85
Gottes Segen und viel Freude im Herrn für<br />
alle weitere Arbeiten und Entscheidungen, in<br />
Liebe und steter Verbundenheit<br />
P. Josef Hehenberger OCist.<br />
Abt v. Jequitibá, Brasilien<br />
Betreff:<br />
Gruss und Dank<br />
Von: John Fernandes<br />
<br />
Datum: Sun, 16 Nov 2008 11:15:59 +0530<br />
(IST)<br />
An: rektor@canisianum.at<br />
Liebe Freunde, lieber Pater Regens -<br />
Erst jetzt komme ich dazu, meinen herzlichen<br />
Dank zu sagen für alle Anteilnahme an dem,<br />
was sich hier bei uns in Karnataka und auch in<br />
Mangalore im September ereignete. In Orissa<br />
dauert die Gewalt seit August in ungemilderter<br />
Härte an.<br />
Die Lage bei uns in Mangalore ist nun ruhiger,<br />
aber doch auch irgendwie angespannt. Ich<br />
selbst bin nicht in direkter Gefahr.<br />
Ihr habt mir Mut gemacht, meine Arbeit für ein<br />
friedliches Zusammenleben der Menschen<br />
fortzusetzen. Dafür danke ich Euch.<br />
Diese Arbeit werde ich auch weiterhin tun.<br />
Zugleich muβ ich aber auch fragen, wann der<br />
interreligiöse Dialog von seiner theoretischen<br />
Ebene auch einmal zu der praktischen hinunterkommt;<br />
denn wir müssen alle gemeinsam<br />
eine konkrete Antwort auf die Probleme unserer<br />
Zeit finden:<br />
Die Globalisierung, die zur Polarisierung der<br />
einzelnen Gemeinschaften führt, die “Entwicklung”,<br />
die zur Umweltzerstörung führt und<br />
der Fundamentalismus, der zu zügelloser<br />
Gewalt führt.<br />
86<br />
BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />
So viel ich kann, nehme ich deshalb an den<br />
verschiedenen Veranstaltungen teil, die versuchen,<br />
zur Lösung dieser Probleme in unserem<br />
Gebiet beizutragen.<br />
In diesem Sinne weiβ ich mich mit Euch verbunden<br />
und grüβe Euch von Herzen -<br />
John<br />
St. Gabriel, am 17. November 2008<br />
Lieber Gerwin!<br />
Für Dein gutes Gedenken zu meinem 75.<br />
Geburtstag darf ich Dir sehr herzlich danken!<br />
Ich werde dem Collegium <strong>Canisianum</strong> immer<br />
besonders dankbar bleiben, da mich die Jahre<br />
in Innsbruck entscheidend geprägt haben –<br />
ganz am Anfang und dann in der Zeit des<br />
Doktoratstudiums. Danke für Dein Zeichen der<br />
Verbundenheit auch auf dem weiteren Weg.<br />
Es waren im Oktober die Tage der abschließenden<br />
Plenartagung unseres „Vienna<br />
International Christian-Islamic Round Table“,<br />
bei der wir auch eine Schlusserklärung, ein<br />
„VICIRoTa Manifest“ verabschiedet haben. Ich<br />
darf Dir ein Exemplar der deutsch- und englischsprachigen<br />
Ausgabe dieser Erklärung<br />
beilegen.<br />
So bleibe ich in aufrichtiger Verbundenheit im<br />
Geiste des „Cor unum und anima una“<br />
Dein<br />
Andreas<br />
Religionstheologisches Institut St. Gabriel<br />
Prof. Dr. Andreas Bsteh SVD
BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />
87
THE KONVENIAT OF THE AMERICAN<br />
INNSBRUCK ALUMNI<br />
IMMACULATE CONCEPTION CENTER<br />
DOUGLASTON (QUEENS),<br />
NEW YORK JULY 15 - 17, 2008<br />
A HOMILY BY THE MOST REVEREND<br />
DONALD W. TRAUTMAN, STD, SSL<br />
BISHOP OF ERIE<br />
A reflection on the Gospel of Matthew 11:28-30<br />
Lieber Mitbruder,<br />
All Brothers and Sisters in Christ:<br />
In the foyer of the <strong>Canisianum</strong> stands a striking<br />
statue of Herz Jesu. We passed it countless<br />
times each day. It was the focal point as<br />
you entered the <strong>Canisianum</strong>. With that statue<br />
in mind I would like us to reflect on Jesusʼ<br />
words in todayʼs Gospel: “Learn from me, for I<br />
am meek and humble of heart.” There is a<br />
unique depth and richness in this one verse.<br />
The Sacred Heart is a graphic reminder of<br />
Christʼs love for all of us. The greatest love we<br />
shall ever experience comes from the heart of<br />
Jesus, our Maker, our Savior, our Risen Lord.<br />
To be loved by another human being is a great<br />
happiness, but think what it means to be loved<br />
by the all powerful, all perfect, all holy Son of<br />
God. Think what it means to be singled out<br />
and chosen by Jesus to be his disciple, his coworker.<br />
Knowing how much Christ loves us —- knowing<br />
how personally Christ loves us is the motivation<br />
and secret of martyrs and missionaries;<br />
it is the motivation and secret of cloistered<br />
Carmelites and daily lay communicants; it is<br />
the motive and secret of celibacy and faithful<br />
married love. It is the motivation and secret of<br />
people who patiently bear crosses and give<br />
witness every day to Christ.<br />
From the beginning, the Church has looked to<br />
the Heart of Christ, pierced on the cross, from<br />
which blood and water flowed, as a symbol of<br />
the sacraments. From the first Christian centuries,<br />
Church writers in East and West saw<br />
the beginning of our salvation and the love of<br />
our Divine Redeemer expressed in the symbol<br />
of the Sacred Heart. That Sacred Heart seeks<br />
us out. That Sacred Heart beats with love for<br />
us, in spite of our indifference, our lukewarm-<br />
88<br />
BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />
ness, even our hostility. At times our hearts<br />
have been broken by others, but we need to<br />
imitate the Heart of Jesus, ever pardoning,<br />
ever reconciling.<br />
Long before the marvels of modern medical<br />
science and open-heart surgery, by-pass<br />
surgery, heart transplants, the prophet Ezekiel<br />
gave us Godʼs words about a new heart. God<br />
addressed his words to the Jewish people in<br />
exile in Babylon. They had fallen in love with<br />
idols. God said: “I will give you a new heart<br />
and place a new spirit within you, taking from<br />
your bodies your stony hearts and giving you<br />
natural hearts”<br />
(Ez. 36:26). We all need a heart transplant. In<br />
this liturgy we pray that God will remove our<br />
hardness of heart, our stony hearts, and make<br />
us like Christ —- meek and humble of heart.<br />
“Come to me, all you who labor and are burdened,<br />
and I will refresh you.” We need to<br />
take Jesus at his word. These are words even<br />
for the retired. Jesus extends an open invitation<br />
for all who are burdened by lifeʼs hardships.<br />
“Learn from me, I am meek and humble<br />
of heart.” Jesus is the lowly servant, a<br />
humble Messiah, a foot-washing Savior.<br />
“Come to me” —- with these words Jesus calls<br />
his contemporaries away from the Scribes. It<br />
was no pleasure to study under the Scribes.<br />
They were hard, harsh, haughty teachers.<br />
They laid burdens and yokes upon peopleʼs<br />
shoulders. But Jesus was the kind, gentle,<br />
meek, humble teacher whose words we can<br />
always understand. He lightens our burdens<br />
and helps us by his grace.<br />
Our whole seminary formation in Innsbruck<br />
centered on cor unum and anima una. Each<br />
year we had learned lectures on Herz Jesu, a<br />
solemn Mass and festive meal on the feast of<br />
the Sacred Heart. We all recall the fires on the<br />
mountainsides to commemorate the Herz<br />
Jesu Fest. But I believe we learned what it<br />
means to be meek and humble of heart from<br />
our Jesuit formators and teachers.<br />
We were blessed with being exposed to great<br />
scholars of the Church, Karl and Hugo<br />
Rahner, Jungmann, Gaechter —- scholars<br />
who ushered in the Second Vatican Council.<br />
Permit one nostalgic story. In 1958, my first<br />
year in the <strong>Canisianum</strong>, Pater Regens had<br />
decreed a new policy for Americans regarding
BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />
Christmas vacation. We could not leave for<br />
vacation until after Christmas Day unless you<br />
were invited to stay with a German or Swiss<br />
family. The Europeans rightfully left before<br />
Christmas to be home with their families. After<br />
Mass on Christmas Day, a small group of<br />
mainly first-year American students gathered<br />
in the faculty dining room. Father Jungmann<br />
and Father Hugo Rahner donned white<br />
aprons and waited on us. Heimweh was<br />
strong at this point —- it was Christmas. Our<br />
dinner was meager but the example of scholarly<br />
men of international fame waiting on<br />
tables to care for young Americans taught me<br />
the meaning of meek and humble of heart.<br />
You too have your stories and remembrances.<br />
We all know firsthand the meekness and<br />
humility of Father Dander and Father<br />
Schasching and Father Santeler. They lived<br />
the puncta they gave us. They modeled the<br />
priority of Jesus in their lives. The Jesuit<br />
scholars who taught us —- the Rahners,<br />
Jungmann, and Meyer, Gaechtner and Sint —<br />
- could have taught at Harvard or Yale or<br />
Cambridge. They could have had enormous<br />
salaries and secretaries and research assistants<br />
and big offices, but they stayed in<br />
Innsbruck to give us a first-class theological<br />
education. They were meek and humble of<br />
heart.<br />
To have prepared for the call to priesthood in<br />
Innsbruck was a great grace of God. That is<br />
what we celebrate in this Klein Konveniat.<br />
Innsbruck challenged us to reach beyond<br />
boundaries: beyond personal boundaries,<br />
beyond intellectual boundaries, beyond cultural<br />
boundaries. The <strong>Canisianum</strong> exposed us to<br />
an international Gemeinschaft and gave us<br />
insights into the Church universal. Pater<br />
Regens, our spiritual directors, the Geist und<br />
Statuten of the <strong>Canisianum</strong> taught us the<br />
meaning of personal responsibility and discipleship.<br />
To be an Innsbrucker means to have experienced<br />
the broad dimensions of Church life<br />
and Church thought. To have studied in<br />
Innsbruck means to have reached beyond<br />
boundaries. One boundary remains: the life<br />
long challenge to go beyond our hardness of<br />
heart and fulfill Jesusʼ words: “Learn from me,<br />
for I am meek and humble of heart.” And so<br />
we strive together in corde uno and anima<br />
una. Amen<br />
89
10. TERMNE WS 2008/09<br />
September 2008<br />
Di 16. 18:30 Vesper<br />
Mi 17.-Mi 24. Jahresexerzitien mit P. Anton Aigner SJ (Impulsexerzitien)<br />
Do 25. 18:10 Eröffnungsgottesdienst (P. Rektor), anschließend Abendessen<br />
20:00 Eröffnungsabend in der Aula<br />
Fr 26. 09:00 Klausur: Kollegskonsult<br />
15:00 "dies officialis": Bildung der Kommissionen mit Bereitschaft zur<br />
Übernahme der Ämter, sowie Wahl der Moderatoren (vgl. RL 45 ff.)<br />
18:40 Vesper<br />
20:00 bis 21:00 Anbetung (P. Michael Meßner SJ)<br />
Sa 27. 07:15 Laudes<br />
08:15 Wallfahrt zum Locherboden am Mieminger Plateau<br />
09:15 Eucharistiefeier (P. Erich Drögsler SJ)<br />
anschließend Besuch von Stift Stams, Abt German Erd OCist., (69-73)<br />
12:15 Mittagessen im Stift – danach Albrecht Dürer Ausstellung.<br />
Rückfahrt über das Kühtai, Axams nach Götzens:<br />
17:00 Vesper am Grab des Sel. Pfr. Otto Neururer<br />
Abendessen im Kolleg<br />
So 28. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />
„Tag des Denkmals“, Sehenswertes im ganzen Land!<br />
Di 30. Konsult des Jesuitenkollegs mit P. Josef Thorer SJ als Gäste im Haus<br />
90<br />
TERMINKALENDER<br />
Oktober 2008<br />
Mi 1. Vorlesungsbeginn Wintersemester<br />
07:15 Laudes<br />
11:00 Eröffnungsgottesdienst der Theol. Fakultät, Jesuitenkirche<br />
12:30 Mittagessen<br />
Fr 3. Betriebsausflug der Angestellten (Coll. <strong>Canisianum</strong> u. Coll. Maximum)<br />
Kulturgruppenabend (14 tägig)<br />
Sa 4. 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Erich Drögsler SJ)<br />
So 5. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />
Fr 10. 14:30 Festakt für Univ.-Prof. P. Martin Hasitschka SJ anlässlich seines<br />
65. Geburtstags, Theologische Fakultät, Kaiser-Leopold Saal<br />
Spiritualitätsgruppenabend (14 tägig)<br />
Sa 11. „Tag der Kirchenchöre“ als Gäste im Haus – Interessenten sind eingeladen<br />
18:30 1. Vesper – Impuls (P. Martin Hasitschka SJ)<br />
So 12. 19:00 Antrittsgottesdienst der Universitäten und des MCI mit Bischof<br />
Dr. Manfred Scheuer (Jesuitenkirche)<br />
Mi 15. 18:10 Fakultätsgottesdienst mit P. Luis Gutheinz SJ, Fujen Universität in Taipei;<br />
Gedächtnis der Weihe unserer Kollegskirche (15.10.1911)<br />
19:30 Vortrag und Gespräch mit P. Gutheinz SJ, „Wie verbinde ich die Theorie<br />
des Glaubens mit der Praxis christlichen Lebens?“ anhand der Arbeit der<br />
Jesuiten in China<br />
Fr 17. Kulturgruppenabend<br />
So 19. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />
10.30 Pontifikalamt mit Altarweihe Stiftskirche Wilten, Bischof Scheuer<br />
Fr 24. Spiritualitätsgruppenabend<br />
So 26. Österreichischer Nationalfeiertag - Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden
TERMINKALENDER<br />
Fr 31. Kulturgruppenabend<br />
18:40 1. Vesper vom Hochfest Allerheiligen<br />
November 2008<br />
Sa 1. Hochfest Allerheiligen – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />
08:00 Laudes<br />
So 2. Allerseelen<br />
08:00 Eucharistie für die Verstorbenen der Canisianer<br />
14:00 Grabsegnung der in Innsbruck verstorbenen Canisianer/Westfriedhof<br />
(P. Komma SJ)<br />
Fr 7. Spiritualitätsgruppenabend<br />
Sa/So 8./9. 15:00 1. Einkehrtag (Prof. Dr. Marianne Schlosser)<br />
Wüstenväter – geistliche Anregungen<br />
Eucharistiefeier (P. Michael Meßner SJ)<br />
So 9. 18:00 Konzert „Weltweite Klänge“ – Musik aus Indien, Paraguay und Europa.<br />
Herzliche Einladung. Die jungen Musiker bleiben als Gäste bei uns über Nacht<br />
Fr 14. Kulturgruppenabend<br />
Sa 15 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Michael Meßner SJ)<br />
So 16. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />
Fr 21. Spiritualitätsgruppenabend<br />
Sa 22. 18:30 1. Vesper vom Christkönigssonntag – Impuls (P. Gerwin Komma SJ)<br />
So 23. Christkönigssonntag – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />
Sa 29. 18:30 Vesper mit Adventkranzsegnung<br />
So 30. 1. Adventsonntag – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />
Dezember 2008<br />
Fr 5. Kulturgruppenabend<br />
Sa/So 6./7. 15:00 2. Einkehrtag (selbst gestaltet)<br />
Mo 8. Maria Empfängnis<br />
8:00 Laudes vom Hochfest – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />
Fr 12. Spiritualitätsgruppenabend<br />
Sa 13. 1. Vesper – Impuls (P. Erich Drögsler SJ)<br />
So 14. 3. Adventsonntag – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />
Di 16. 18.10 Eucharistiefeier<br />
19.00 Abendessen mit Adventsfeier<br />
[17. Dez. 2008 – 6. Jän. 2009 Ordnung in der Weihnachtszeit]<br />
Jänner 2009<br />
Fr 9. Kulturgruppenabend<br />
Sa 10. 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Michael Meßner SJ)<br />
So 11. Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />
Fr 16. Spiritualitätsgruppenabend<br />
Sa/So 17./18. 15:00 3. Einkehrtag (P. Stephan Kessler SJ) Gregor der Große<br />
Fr 23. Kulturgruppenabend<br />
Sa 24. 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Erich Drögsler SJ)<br />
So 25. 18:00 Abendessen<br />
19.00 Semesterschlussgottesdienst der Universitäten, Jesuitenkirche<br />
[28. Jan. – 1. März 2009 Ordnung in den Semesterferien]<br />
Februar 2009<br />
Mi 28.01. (abends) – 05.02. (früh) Exerzitien für die Neoingressi mit P. Spiritual<br />
91
WIR DANKEN UNSEREN SPENDERN UND FÖRDERERN:<br />
Abtei Engelberg<br />
Alge H.<br />
Ančić N.<br />
Andexlinger D.<br />
Anna M.<br />
Anrain M.<br />
Auer K.H., DDr.<br />
Bader G., Dr.<br />
Barm. Schwestern v. Hl.<br />
Kreuz, Silz<br />
Bechtiger G.<br />
Bereuter E.<br />
Bertlwieser F., Dr.<br />
Brandenburg H., Dr.<br />
Brander K.<br />
Brecher A.<br />
Bracken S.<br />
Bürgler J.<br />
Canisiuswerk<br />
Demel B., Dr.<br />
Deutsche Provinz der<br />
Jesuiten<br />
Dolan A.<br />
Eberharter P.<br />
Eberle F.<br />
Eberle R.<br />
Eder G., Dr.<br />
Egger F.<br />
Egger K., Dr.<br />
Eichberger H.<br />
Eitel W.<br />
Elanjimittam M.<br />
Enderli M.<br />
Enthofer A.<br />
Ewige Anbetung, Ibk.<br />
Fehr P.<br />
Feldner I.<br />
Fink St., Sr.<br />
Föhr B.<br />
Förch G., Dr.<br />
92<br />
Fraling B.<br />
Franz Xaver Stiftung<br />
Frölichsthal V.<br />
Fürer I., Bischof<br />
Fürsatz W.<br />
Gasser U., Dr.<br />
Gersbach M., Dr.<br />
Gfrerer H.<br />
Glassner G., Dr.<br />
Glaus J.<br />
Gloudeman R.<br />
Gmainer-Pranzl F., DDr.<br />
Göbel E.<br />
Gonzàlez J.<br />
Grabner Ch.<br />
Groiss W.<br />
Grosserhode P. u. A.<br />
Gruber K.<br />
Gstir H.<br />
Gundacker F.<br />
Güntschl E.<br />
Häne F.<br />
Hänggi J.<br />
Hengartner-Suter E.<br />
Herz-Jesu-Kloster,<br />
Hall i. T.<br />
Hochmuth A.<br />
Hochstrasser J.<br />
Hofer A., Dr.<br />
Hofmann J.<br />
Hohlenstein H.<br />
Holzer E., Sr.<br />
Hubl B.<br />
Hungerbühler H.<br />
Jacob H., Dr.<br />
Jossen E.<br />
Kaiser A.<br />
Karlinger A., Dr.<br />
Kath. Kirchgem.<br />
Weisstannen<br />
Kath. Pfarramt Peter u.<br />
Paul, St.Gallen<br />
Kellner J.<br />
Kern R.<br />
Kiefer P.K.<br />
Kobler A.<br />
Konno W.<br />
Konzili J.<br />
Kopp R.<br />
Körbling B.<br />
Kracher H.<br />
Kriech J.<br />
Kronig X.<br />
Kunzenmann W., Dr.<br />
Kutter B.<br />
Lagger Chr.<br />
Lampl P.<br />
Langthaler R.<br />
Lechner Fam.<br />
Ledergerber I.<br />
Lehenhofer H., Dr.<br />
Lentsch M.<br />
Lenz H.<br />
Leutgeb J.<br />
Limbach-Mayr J.<br />
Linser W.<br />
Mähr G.<br />
Majewski St.<br />
Maleczek H.<br />
Manser J.<br />
Mariannhiller Missionare<br />
Mathis H.<br />
Matoš J.<br />
Matt E.<br />
Mayr B., Dr.<br />
Mayr G. H. M.<br />
Mayr H.L.<br />
Mayrhofer B.<br />
Mayrhofer H.<br />
Mayrl A.<br />
Melnick Gr.<br />
Menrath W.<br />
Menroth-Pfeifer E.<br />
Merkel C., Dr.<br />
Merveldt H. Graf v.<br />
Meulemann A.<br />
Missionskloster<br />
Wernberg<br />
Neumann Chr. u. R.<br />
Neuner H.<br />
Niederklapfer O. M.<br />
Nietlispach J.<br />
Niewiadomski J., Dr.<br />
Nimmervoll M.<br />
Oberhuber J.<br />
Öttl P.<br />
Palgrave A.<br />
Pfefferkorn F.<br />
Pfleger J., Dr.<br />
Pohler E.<br />
Pörnbacher H., Dr.<br />
Pimiskern J.<br />
Pröls J.<br />
Prosch A.<br />
Raberger W., DDr.<br />
Raske M., Dr.<br />
Rauch A.<br />
Rauscher G., Dr.<br />
Reber U., Dr.<br />
Rechberger F.<br />
Redinger Chr., Dr.<br />
Reploh K-G.<br />
Riccabona M.<br />
Richwien L.<br />
Rieder K.<br />
Riegler P.<br />
Rohringer J.<br />
Rost K.<br />
Rucker B.<br />
Sauer H., Dr.<br />
Scherer P., Dr.<br />
Scherrer G.<br />
Scheuer M., Dr., Bischof<br />
Schieffer R., Dr.<br />
SPENDENLISTE<br />
Schild H.<br />
Schmid A.<br />
Schmid C., Dr.<br />
Schmitt H.<br />
Schober-Schöberl M.<br />
Schöbi M.<br />
Schörghuber R.<br />
Schramm H.<br />
Schuler F., Dr.<br />
Schüttengruber J.<br />
Schwarzenberger R., Dr.<br />
Schweinberger R., Dr.<br />
Siebenbour J.<br />
Siebenhüter O.<br />
Siemes R.<br />
Sinz R.<br />
Smekal Ch., Dr.<br />
Sohmer B.<br />
Sonderegger O.<br />
Sorgenfrei H.<br />
Stadler A.<br />
Stessel A.<br />
Stieger Th., Dr.<br />
Stift Schlierbach<br />
Stock A., Dr.<br />
Strasser F.<br />
Triendl S.<br />
Tropper F.<br />
Tschurtschenthaler M.<br />
Ulrich M., Dr.<br />
Unterholzner K.<br />
Volz L.<br />
Vonbank W.<br />
Wagner D.<br />
Wallensteiner F.<br />
Weber O.<br />
Weber St.<br />
Wehrle P.<br />
Weninger M., Dr.<br />
Wenk-Schlegel<br />
CH. u. M.
SPENDENLISTE<br />
Weß P., Dr.<br />
Widmer J.<br />
Wieland O.<br />
Wildauer O., DDr.<br />
Wittmann J.<br />
Wittmer H.<br />
Witwer W.<br />
Wlassits F., Dr.<br />
Wögerbauer O.<br />
Wolsegger J.<br />
Wörter J.<br />
Woschitz K., Dr.<br />
Wrycza H.<br />
Zauner W., Dr.<br />
Zellner L.<br />
Zerfass R.<br />
Zielinski W.G.<br />
Zirkel A., Dr.<br />
Pater–Michael–<br />
Hofmann-Stiftung:<br />
Anrain M.<br />
Bartz K.-H. u. E.<br />
Batliner H., DDr.<br />
Czermak L.<br />
Egea F.<br />
Frassen A.<br />
Kath.Pfarramt Peter-<br />
Paul, St. Gallen<br />
Knitel A.<br />
Rumplmayr K.<br />
Troppe F.<br />
Vonbank W.<br />
Zensus J.<br />
Patenschaften und<br />
Studienplätze:<br />
American Innsbruck<br />
Alumni Association<br />
Angstwurm H. u. B.<br />
Baldegger O.<br />
Benediktinerinnen, Sr.<br />
M. Eder, Scharnitz<br />
Bereuter m. Pfarre St.<br />
Gallus, Bregenz<br />
Bischöfl. Ordinariat<br />
Bozen<br />
Bischöfl. Ordinariat<br />
Eisenstadt<br />
Bischöfl. Ordinariat Linz<br />
Degen M.<br />
Deutsche<br />
Missionsprokur SJ<br />
Eckstein M.<br />
Ellinger E.<br />
Fritsch Th.<br />
Giglmair T.<br />
Gleinser O.<br />
Haas P.<br />
Hirschberger M.<br />
Jesuitenkolleg Ibk.<br />
Kath. Pfarramt<br />
Breitenbach<br />
Kath. Pfarramt Bürs<br />
Kath. Pfarramt Ellmau<br />
Kath. Pfarramt Kundl<br />
Kath. Pfarramt Schlins<br />
Kath. Pfarramt St.<br />
Barbara, Schwaz<br />
Kath. Pfarramt St.<br />
Johann i. T.<br />
Kath. Pfarramt St.<br />
Florin, Vaduz<br />
Kath. Pfarramt Wenns<br />
Kempter K.<br />
Kiesel L.<br />
Kirche in Not<br />
Kroat. Kathol. Mission,<br />
Ibk<br />
Pfarre St. Konrad, Linz<br />
Linz J.<br />
Matt E.<br />
Mc Carthy T.<br />
Meier W. u. G.<br />
Mentgen H.<br />
Missio Austria<br />
Missionskreis<br />
Andelsbuch<br />
Mohr J.<br />
Müller R.<br />
Orat. Philip Neri<br />
Österr. Missionsprokur<br />
SJ<br />
Pritz M.<br />
Renovabis<br />
Schneider H.<br />
Schreiber M.<br />
Schüpferling G.<br />
Schweizer<br />
Missionsprokur SJ<br />
Seelsorgeverband d.<br />
Kath. Pfarreien Oberriet,<br />
Rüthi, Kobelwald<br />
Theurl R.<br />
Trausnitz J., Dr.<br />
Verwaltung des kathol.<br />
Konfessionsteils des<br />
Kantons St. Gallen<br />
Willer F.<br />
Wilmsen A. OrPhN<br />
Wimmer W., Dr.<br />
Zeller H. SJ, Dr.<br />
Intentionen haben<br />
übersandt:<br />
Diözese Ibk.<br />
Haeller W., Dr.<br />
Kath. Pfarre St.<br />
Johannes,<br />
Heimbuchenthal<br />
Mariannhiller Mission,<br />
Altdorf<br />
Missionsprokur<br />
Nürnberg<br />
93
BANKVERBINDUNGEN<br />
Bankverbindungen:<br />
1. Deutschland (ohne Spendenquittung)<br />
Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG<br />
Kto 580 362 0590 (<strong>Canisianum</strong> Innsbruck)<br />
BLZ 700 202 70<br />
2. Deutschland (mit Spendenquittung)<br />
Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG<br />
Kto 580 138 1733 (Deutsche Provinz der Jesuiten K. d. ö. R./<strong>Canisianum</strong>)<br />
BLZ 700 202 70<br />
3. Österreich<br />
UniCredit Bank Austria AG, Innsbruck<br />
Kto 850-156-958/00 (<strong>Canisianum</strong> Innsbruck)<br />
BLZ 12000<br />
IBAN: AT68 1200 0850 1569 5800<br />
BIC: BKAUATWW<br />
4. Österreich<br />
Raiffeisen-Landesbank Tirol, Innsbruck<br />
Kto 616.326 (<strong>Canisianum</strong> Innsbruck)<br />
BLZ 36000<br />
5. Pater-Michael-Hofmann-Stiftung<br />
UniCredit Bank Austria AG, Innsbruck<br />
Kto 518-840-200/00<br />
BLZ 12000<br />
IBAN: AT79 1200 0518 8402 0000<br />
BIC: BKAUATWW<br />
6. Schweiz<br />
UBS AG 9001 St. Gallen PC 80-2-2<br />
Kto 254 – LO 274622.0<br />
zugunsten <strong>Canisianum</strong>, Pfr. Paul Hutter<br />
95
Korrespondenzblatt des Collegium <strong>Canisianum</strong><br />
Internationales Theologisches Kolleg Innsbruck<br />
Homepage: www.canisianum.at<br />
Eigentümer, Herausgeber und<br />
für den Inhalt verantwortlich:<br />
Gerwin Komma SJ, Rektor<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Tschurtschenthalerstraße 7<br />
E-mail: rector@canisianum.at<br />
ISSN 1816-7136<br />
Redaktion: Gerwin Komma SJ, Athanasius Sung-Jin Bai, Rudolf Czaby CRSA,<br />
Roberto García González, Basil Mzena, Sebastian Ortner, Cyprien Longayo Pongombo<br />
Fotos: Fred Steiner, Athanasius Sung-Jin Bai, Ulrich Ghezzi<br />
Erscheinungsdatum: Dezember 2008