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Heft 2, Jahrgang 141 - Canisianum

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KORRESPONDENZBLATT<br />

DES CANISIANUMS<br />

<strong>Heft</strong> 2, <strong>Jahrgang</strong> <strong>141</strong> – Wintersemester 2008/2009


GELEITWORT DES REKTORS..................................................................................................................<br />

1. 150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Impulse zum Triduum von P. Severin Leitner SJ<br />

1<br />

Herz-Jesu-Verehrung und Sendung, die Herz-Jesu-Verehrung des Hl. Petrus Canisius ................ 2<br />

Herz-Jesu-Verehrung und Formung des Glaubens, Hl. Claude de la Colombière .......................... 6<br />

Festprogramm .......................................................................................................................................... 12<br />

Begrüßung und Hinführung von Rektor P. Gerwin Komma SJ ............................................................ 14<br />

P. Delegat Adam Žak SJ: Grußwort von P. Adolfo Nicolás SJ, Generaloberer ....................................<br />

Vortrag von Diözesenbischof Dr. Manfred Scheuer, „‚Wofür schlägt mein Herz?ʻ<br />

17<br />

Herz Jesu und priesterliche Existenz“ ...................................................................................................... 19<br />

Predigt von S. Exz. Erzbischof Dr. Edmont Farhat, Apostolischer Nuntius in Österreich .................... 29<br />

Apostolischer Segen Papst Benedikts XVI. ............................................................................................ 32<br />

Grußwort von Zenon Kardinal Grocholewski, Präfekt der Bildungskongregation ................................ 34<br />

2. BEITRÄGE<br />

Univ.-Prof. Dr. Silvia Hell, Eulogische Existenz. Nachruf zur Person von<br />

Univ.-Prof. Dr. Lothar Lies SJ .................................................................................................................. 36<br />

P. Fernando Leonard SJ, Erinnerungen eines Mitbruders an das Wirken<br />

von P. Lothar Lies SJ ................................................................................................................................ 38<br />

P. Martin Hasitschka SJ, „Christus will ich erkennen und die Macht der Auferstehung“<br />

(Phil 3,10). Gedanken zur Biographie und Theologie des Paulus ........................................................ 40<br />

Józef Niewiadomski, Gnade und Heil verfolgen Dich! Laudatio zum 65. Geburtstag von<br />

Univ.-Prof. Dr. Martin Hasitschka SJ ...................................................................................................... 43<br />

3. DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Enyam Couston Francis: „What next? The Akan Concept of life after death in<br />

relation to the Eschatological thought of Josef Ratzinger“ .................................................................... 46<br />

Kulandaisamy Maria Joseph: „Beyond Judgment!“, Yahwehʼs Decision and<br />

Israelʼs Destiny in Ezek 36, 16-38, an Exegetical Study ........................................................................ 47<br />

Kurz Rolf: „Zugang zum Geheimnis der Eucharistie im Werk Joseph Ratzinger“ .............................. 49<br />

Lwano Mazanza Frédéric: „La celebration eucharistique comme anticipation du<br />

banquet celeste“, Une analyse systématique de la clebration actuelle de lʼeucharistie .................... 51<br />

Mbawala Valentine Pius: The traditional status of a Tanzanian woman“,<br />

A challenge to pastoral work in the Archdiocese on Songea.................................................................. 53<br />

Palychynsky Vasyl: „Selbstmord“ in der „Christlichen Ethik“ von Karl-Heinz-Peschke,<br />

Eine kritische Untersuchung .................................................................................................................... 54<br />

Shekar James: „The Figure of Moses in Ex 32-34“, An Exegetical Study ............................................ 58<br />

4. CHRONIK UND AKTUELLES<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

P. Gernot Wisser SJ, Vorstellung des neuen Provinzials .......................................................... 61<br />

P. Erich Drögsler SJ, Vizerektor und Spiritual in Brixen ............................................................ 62<br />

P. Fernando Leonard SJ, Mentor und Studienbegleiter ............................................................ 63<br />

Bericht ...................................................................................................................................... 64<br />

5. WIR GRATULIEREN ........................................................................................................................ 70<br />

6. DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008/09 .......................................................................................... 72<br />

7. GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009 ...................................................................................... 74<br />

8. MEMENTO MORI ............................................................................................................................ 77<br />

9. BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT .......................................................................................... 84<br />

10. TERMINKALENDER ........................................................................................................................ 90<br />

WIR DANKEN UNSEREN SPENDERN UND FÖRDERERN ............................................................................ 92


GELEITWORT DES REKTORS<br />

Liebe AltCanisianer, Freunde und Wohltäter, liebe Canisianer!<br />

„Wir könnten denken,<br />

dein Wort sei weit von<br />

einer Verbindung mit<br />

dem Menschen und<br />

könnten an uns verzweifeln,<br />

wenn dies<br />

Wort nicht Fleisch<br />

geworden wäre und<br />

unter uns wohnte".<br />

(Augustinus Conf. X,<br />

43, 69)<br />

Wer die kleine Kirche im salzburgischen Irrsdorf<br />

besucht, der wird in die Begegnung von Maria<br />

und Elisabeth hineingenommen. Durch diese<br />

beiden Frauen, voll der Hoffnung und der Gnade,<br />

führt der Weg ins Allerheiligste, zu Christus im<br />

Sakrament.<br />

Vor einem Jahr erhielten wir als adventliches<br />

Geschenk von Papst Benedikt XVI. seine zweite<br />

Enzyklika „SPE SALVI“ überreicht: Gerettet durch<br />

Hoffnung – gerettet in der Hoffnung – gerettet auf<br />

die Hoffnung hin. Er verfasste sie, um uns zu helfen,<br />

„die Schönheit und die Tiefe der christlichen<br />

Hoffnung neu zu entdecken“. Sie ist für ihn<br />

„untrennbar an die Erkenntnis des Antlitzes<br />

Gottes gebunden, jenes Antlitzes, das Jesus, der<br />

eingeborene Sohn, uns mit seiner Menschwerdung,<br />

mit seinem irdischen Leben und seiner Vekündigung<br />

und vor allem mit seinem Tod und seiner<br />

Auferstehung offenbart hat.“<br />

Gerade angesichts der sich zeigenden und<br />

rasant übergreifenden globalen Krisenerscheinungen<br />

werden wir immer wieder an „die kleineren<br />

oder größeren Hoffnungen, die uns Tag um<br />

Tag auf dem Weg halten“, erinnert. „Aber sie reichen<br />

nicht aus ohne die große Hoffnung, die alles<br />

andere überschreiten muss. Diese große Hoffnung<br />

kann nur Gott sein, der das Ganze umfasst<br />

und der uns geben und schenken kann, was<br />

wir allein nicht vermögen. Gerade das Beschenkt-werden<br />

gehört zur Hoffnung. Gott ist das<br />

Fundament der Hoffnung – nicht irgendein Gott,<br />

sondern der Gott, der ein menschliches Angesicht<br />

hat und der uns geliebt hat bis ans Ende:<br />

jeden einzelnen und die Menschheit als ganze.“<br />

(SpS 31)<br />

Bei der Feier des diesjährigen Herz-Jesu-Festes,<br />

das Rahmen und Inhalt der Gedenkfeier für 150<br />

Jahre Nikolai-Haus / Collegium <strong>Canisianum</strong> bildete,<br />

wurde uns allen der Geschenkcharakter<br />

dieser Institution bewusst, die vielen Generationen<br />

das Geheimnis göttlicher Liebe als Quell<br />

ihrer eigenen Berufung vermittelte. Sie trug<br />

wesentlich zur Formung des Glaubens, zu<br />

charakterlicher Bildung und zur Profilierung der<br />

Sendung bei, die der Frage „wofür schlägt mein<br />

Herz“ nicht auswich, sondern aus dem Geist der<br />

„magnanimitas“ heraus versuchte, mit dem<br />

Leben zu antworten. Ich möchte hier nochmals<br />

ausdrücklich allen für Ihr Gebet und Ihr Mitfeiern,<br />

Ihr Anteilnehmen und für Ihre Freundschaft<br />

danken und Sie weiterhin um Ihre Verbundenheit<br />

bitten.<br />

Für viele hieß es in diesem Jahr wieder Abschied<br />

von Innsbruck zu nehmen. Die Früchte der akademischen<br />

Arbeit finden sich in den Zusammenfassungen<br />

der Magister- und Doktoratsarbeiten<br />

wieder, ihre Treue zur Berufung im „adsum“ der<br />

Weihen. P. Peter Gangl SJ und P. Volkmar Premstaller<br />

SJ danken wir für ihren Einsatz im Kolleg<br />

und wünschen Ihnen Freude und Erfüllung in<br />

Ihren neuen Diensten, sei es nun als Spiritual im<br />

Wiener Priesterseminar, oder als Dozent am<br />

Biblicum. P. Erich Drögsler SJ und P. Leonard<br />

Fernando SJ, die Sie abgelöst haben, wurden<br />

freudig aufgenommen. Sie stellen sich Ihnen auf<br />

den Innenseiten vor.<br />

„Wurde doch Gott selber Mensch, da er am meisten<br />

geliebt …“! So beendete Erika Mitterer ihr<br />

Gedicht „Es nährt die Liebe“. Sie fragt drängend<br />

und fordert heraus: „Engel, wie liebt ihr? … Und<br />

wie bezeugt ihr? … Macht es mir vor …!“ Nun,<br />

Engel sind wir freilich keine, doch ihre Fragen<br />

und die Herausforderung bleiben. Mögen sie mithelfen,<br />

uns auf das Fest der Menschwerdung<br />

vorzubereiten.<br />

So wünsche ich Ihnen mit der ganzen Kollegsgemeinschaft,<br />

dass Sie die Hoffnung der Weihnacht<br />

weiterschenken können und Gottes Segen<br />

Sie durch das Neue Jahr geleite.<br />

P. Gerwin Komma SJ<br />

1


P. Severin Leitner SJ<br />

Herz-Jesu Verehrung und Sendung.<br />

Die Herz-Jesu Verehrung des<br />

hl. Petrus Canisius.<br />

P. Severin Leitner SJ<br />

1. Geschichte<br />

Der heilige Kirchenlehrer Petrus Canisius<br />

wurde 1521 in Nijmegen geboren im Jahr des<br />

Reichstages von Worms, wo die Reichsacht<br />

über M. Luther verhängt worden war, und dem<br />

Jahr der Verwundung von Inigo de Loyola in<br />

Pamplona. Ab 1536 studierte er in Köln<br />

Philosophie und Theologie und war schon als<br />

junger Mann Wortführer der katholischen<br />

Sache gegenüber dem zur Reformation übergetretenen<br />

jungen Erzbischof Hermann von<br />

Wied. Er wurde 1547 über Vermittlung von<br />

Petrus Canisius von Kaiser Karl V. zur<br />

Abdankung gezwungen. Über die Karthäuser<br />

(Gerhard Kalkbrenner), mit denen er intensive<br />

Kontakte pflegte, und einem jungen spanischen<br />

Priester, der mit Peter Faber nach<br />

Deutschland kam, lernte er 1543 Peter Faber<br />

selbst kennen, bei dem er die Ignatianischen<br />

Exerzitien machte, der Gesellschaft Jesu<br />

beitrat und sich ganz der Reform der Kirche<br />

verschrieb. Er schloss sein Studium in Köln ab<br />

und wurde 1546 zum Priester geweiht. Doch<br />

der Ruf des Gehorsams führte ihn zunächst<br />

auf Vermittlung des Kardinals Otto von<br />

2<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

1. 150-Jahr-Jubiläum des Nikolaihauses / Collegium <strong>Canisianum</strong><br />

Truchses Wallburg zum Konzil von Trient. Er<br />

nahm zuerst an den vorbereitenden<br />

Verhandlungen in Bologna teil. Dort erging an<br />

ihn die Weisung des Ordensgenerals Ignatius,<br />

nach Rom zu kommen. Ignatius wollte diesen<br />

jungen deutschen Jesuiten selbst in den<br />

Orden einführen. So machte Canisius unter<br />

seiner Leitung dort sein Noviziat. In einem<br />

Brief schreibt er:<br />

„Ich sehe mich hier im Hause der Weisheit, in<br />

der Schule der Demut, des Gehorsams und<br />

aller Tugenden, und ich möchte hier immer<br />

lernen, und dazu bräuchte es gar keinen<br />

Befehl des Gehorsams.“ (I, 25). Dieser spontane<br />

Ausdruck zeigt deutlich das Geheimnis<br />

des heiligen Ignatius, der es verstand,<br />

erwachsene und gebildete Männer mit all ihrer<br />

Begabung und Tatkraft zum vorbehaltlosen<br />

Dienst für den Herrn und seine Kirche zu<br />

gewinnen. In dieser Bereitschaft zog Canisius<br />

1548 auch selbstverständlich zur Gründung<br />

eines neuen Kollegs nach Messina. Nur vorübergehend,<br />

denn auf ihn wartete ein ganz<br />

anderes Arbeitsfeld. Im Sommer 1549 kam<br />

der Ruf des Herzogs von Bayern, der um einige<br />

Jesuitenpatres für die Universität von<br />

Ingolstadt bat. So wurde von Ignatius Petrus<br />

Canisius die Sendung zur katholischen<br />

Reform nach Deutschland ausgesprochen.<br />

Am 2. September 1549 empfing er von Papst<br />

Paul III. in der Engelsburg dafür den<br />

Päpstlichen Segen. Dann ging er nach Sankt<br />

Peter und kniete vor dem Grab der<br />

Apostelfürsten Petrus und Paulus. Seine<br />

Tagebuchaufzeichnung soll hier zu einem<br />

guten Teil wörtlich wiedergegeben werden.<br />

„Aber als ich zuvor vor dem Altar der<br />

Apostelfürsten Petrus und Paulus kniete, hast<br />

du mir ein neues Gnadengeschenk gegeben:<br />

Du stelltest mir, der ich kurz danach die feierlichen<br />

Gelübde ablegen sollte, damals einen<br />

besonderen Engel an die Seite, und durch ihn,<br />

der mich in dem heiligen Lebensstand … leiten<br />

und schützen sollte, wolltest Du mich<br />

unterweisen und stützen. Mit ihm also, der<br />

gleichsam mein Begleiter war, schritt ich zum


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Sakramentsaltar in der Petersbasilika, und ich<br />

lernte das Amt des mir eben beigegebenen<br />

Engels besser verstehen. Meine Seele lag<br />

darnieder in ihrer Missgestalt, Unreinheit,<br />

Schlaffheit und mit vielen Fehlern und bösen<br />

Neigungen behaftet. Da wandte sich der heilige<br />

Engel zum Thron Deiner Majestät, er wies<br />

auf die Größe und Vielfältigkeit meiner eigenen<br />

Unwürdigkeit und Schwachheit hin. So<br />

erkannte ich klar, wie unwürdig ich sei, zur<br />

Ablegung der Professgelübde hinzuzutreten.<br />

…<br />

„Darauf eröffnetest du mir gleichsam das Herz<br />

deines heiligsten Leibes, und es war mir, als<br />

ob ich es unmittelbar erschauen dürfte. Du<br />

hießest mich, aus jenem Quell zu trinken und<br />

fordertest mich auf, die Wasser meines Heiles<br />

aus Deinen Quellen zu schöpfen, mein<br />

Heiland (vgl. Is 12,3). Mein ganzes Verlangen<br />

war, dass Ströme des Glaubens, der Hoffnung<br />

und der Liebe sich aus diesem Quell auf mich<br />

ergießen möchten. Ich dürstete nach Armut,<br />

Keuschheit und Gehorsam. Ich verlangte, von<br />

Dir ganz abgewaschen, bekleidet und<br />

geschmückt zu werden. Da ich nun Dein<br />

süßestes Herz zu berühren und mein sehnendes<br />

Verlangen in ihm zu stillen wagte, hast Du<br />

mir ein dreifaches Gewand verheißen, das die<br />

Blöße meiner Seele zu bedecken vermöchte<br />

und das gerade für die Stunde der Ablegung<br />

der Professgelübde so ganz entsprechend<br />

sei; das dreifache Gewand aber war Friede,<br />

Liebe und Beharrlichkeit. Mit diesem Gewand<br />

des Heiles angetan, durfte ich vertrauen, dass<br />

nichts mir fehlen und alles zu Deiner<br />

Verherrlichung sich wenden werde.“ (B.<br />

Schneider, Briefe S. 25f)<br />

Nach dem Gebet und dieser Vision begab er<br />

sich zur Gelübdemesse, die der hl. Ignatius<br />

zelebrierte. Anfangs war er wieder mutlos<br />

wegen seiner Sünden und Unvollkommenheiten,<br />

doch bei der Wandlung bekam er wieder<br />

neuen Mut geschenkt und spürte, dass<br />

ihm alle Fehler verziehen waren: „Du hast<br />

mich gnädig dazu hingeführt, dass ich fürderhin<br />

als Neues Geschöpf lebte und nur mehr<br />

meine völlige Hinwendung zu Dir vor Augen<br />

habe.“ (Schneider, Briefe, S. 26f). Der Engel<br />

bedeutete ihm, er solle auf ihn Rücksicht nehmen,<br />

sich seiner Gegenwart immer bewusst<br />

sein und ihn immer an seiner Seite lassen.<br />

So hat Petrus Canisius im Kirchlein „Maria<br />

vom Wege“ die Professgelübde abgelegt. Mit<br />

den Gelübden war seine Sendung nach<br />

Deutschland verbunden, zu der er unmittelbar<br />

nach seiner Profess zusammen mit zwei<br />

Gefährten, Le Jay und Alonso Salmeron, aufbrach.<br />

In Bologna machte er einen Halt und<br />

bekam dort den Doktor in Theologie verliehen.<br />

Dann zogen die drei weiter nach Ingolstadt.<br />

Sie hatten zwei Aufgaben: an der Universität<br />

von Ingolstadt Vorlesungen zu halten und in<br />

der Pastoral tätig zu sein und von dort aus<br />

sich möglichst in ganz Deutschland für die<br />

Sache der Kirche einzusetzen. So begann ein<br />

unstetiges apostolisches Wanderleben von<br />

Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Er predigte<br />

in Dorfkirchen und Kathedralen, lehrte an<br />

Universitäten, besuchte Krankenasyle und<br />

Gefängnisse, war Berater von Königen,<br />

Fürsten und Päpsten, vermittelte zwischen<br />

streitenden Parteien und fand dazwischen<br />

auch Zeit, zu schriftstellerischer Tätigkeit. Er<br />

war zwischen 1550 und 1570 der Mittelpunkt<br />

der gesamten katholischen Reformbewegung<br />

in den deutschen Ländern. Seine Reise führte<br />

ihn von Ingolstadt nach München, Innsbruck,<br />

Wien, Prag, Krakau, Münster und Rom. Zählt<br />

man die Km-Strecken seiner Reisen zusammen,<br />

ergibt das einen Jahresdurchschnitt von<br />

ungefähr 2000 Kilometern.<br />

Wollte man seine Sendung charakterisieren,<br />

dann könnte man drei Punkte hervorheben:<br />

1. Christozentrik: Petrus Canisius war durch<br />

die Exerzitien tief erfasst von Christus. Nicht<br />

Strukturreform, nicht Organisation, sondern<br />

die Liebe zu Christus war die Mitte seiner<br />

Reformbestrebung. Dabei war er ein ganz<br />

nüchterner Mensch, auch in seinen Briefen<br />

meist ohne viel Emotionalität. Er verbirgt sich<br />

ganz hinter seiner Sendung. Vielleicht ist er<br />

deshalb eigentlich nie so recht populär geworden,<br />

etwa so wie Franz Xaver oder der hl.<br />

Antonius. Und doch diese unglaubliche<br />

Wirkung. Sie ist zurückzuführen auf seine<br />

beharrliche, nüchterne Pflege seiner christozentrischen<br />

Frömmigkeit. Das Herz Jesu war<br />

für Petrus Canisius die Quelle des Trostes und<br />

der Liebe und des Friedens. Zu dieser<br />

3


Erfahrung führte er die Menschen, besonders<br />

auch die Priester. Dies vermittelte er dem<br />

Klerus, der verweltlicht war, vielfach im<br />

Konkubinat lebte und dem Bier und dem Spiel<br />

erlegen war. Sie spürten in der Christusbeziehung<br />

die Kraft, von der er selbst durch<br />

und durch beseelt war. Die Menschen haben<br />

diese Kraft gespürt und bei ihm gelernt.<br />

2. Konkrete Pastoral: Als Petrus Canisius<br />

nach Wien kam, war dort seit über 20 Jahren<br />

keine Priesterweihe mehr. Die Universität lag<br />

praktisch in den Händen der Reformatoren.<br />

Die Pfarren war zum Teil verwaist oder von<br />

unwürdigen Priestern besetzt. Petrus Canisius<br />

leitete auf Betreiben des Kaisers die Diözese<br />

für ein paar Jahre als Generalvikar, hielt<br />

Vorlesungen an der Universität, predigte in<br />

den Kirchen an Werktagen und Sonntagen,<br />

machte Aushilfen in den umliegenden Dörfern,<br />

lehrte die Kinder und Jugendlichen den<br />

Glauben und besuchte die Gefangenen und<br />

die Kranken. Er hätte angesichts der Situation<br />

der Kirche entmutigt werden können. Aber er<br />

schaute nicht beurteilend oder verurteilend<br />

von außen auf die Kirche herab, sondern ging<br />

in sie hinein. Sein Leitwort war seit den frühen<br />

Lebensjahren „PERSEVERA“. Wirklichkeitsverweigerung<br />

und Weltflucht waren ihm<br />

fremd. Statt dessen ging er seine Aufgaben<br />

an, in großer Beharrlichkeit und meist harter<br />

Kleinarbeit.<br />

3. Bildung: Für Petrus Canisius war es nicht<br />

wichtig, dass Kirchen und Hörsäle voll waren.<br />

Er predigte und dozierte vor wenigen Hörern.<br />

Dabei bereitete er sich auf jede Predigt und<br />

jede Vorlesung gründlich vor. Er verfasste drei<br />

Katechismen: einen für kleine Kinder, einen<br />

mittleren, der die größte Bedeutung erlangte,<br />

und einen großen. Für ihn war es nicht so<br />

wichtig, wie das heute immer ist, dass die<br />

christliche Lehre personbezogen und erlebnisorientiert<br />

geboten wird. Für ihn gehören<br />

Glaubensinhalt und Glaubensvollzug, Theologie<br />

und Nachfolge zusammen. Meines<br />

Erachtens betont man heute oft zu sehr den<br />

Aspekt des Erlebnisses und des Gefühls auf<br />

Kosten des Inhaltes. Die Gläubigen wissen oft<br />

erschreckend wenig von dem, was sie glauben<br />

sollen oder wollen und sind von jedem kri-<br />

4<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

tischen Windhauch leicht aushebelbar und leisten<br />

nicht, was der 1. Petr. 3,15 fordert: „Haltet<br />

in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig!<br />

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu<br />

stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch<br />

erfüllt.“ Glauben ohne Bildung ist ebenso<br />

gefährlich und schwach wie ein Sach- und<br />

Faktenwissen (im Glauben), ohne es innerlich<br />

angenommen zu haben oder für den Glauben<br />

hinzustehen. Petrus Canisius war ein weit<br />

denkender und weit blickender Jesuit. Er hat<br />

ganz Europa durchmessen und in seiner<br />

Kirchen- und Universitätsreform, in seiner<br />

Bildungspolitik und seiner Sozialpastoral<br />

Maßstäbe gesetzt, die über Jahrhunderte<br />

wirksam blieben. Insofern ist er ein wahrhaft<br />

moderner Heiliger von europäischem Format.<br />

Es waren drei große Aufgaben, die ihn in diesen<br />

Jahren in Anspruch nahmen: Erstens die<br />

schriftstellerische Tätigkeit in der Abfassung<br />

der drei Katechismen, durch die er nachhaltig<br />

die ganze Glaubensvermittlung in Mitteleuropa<br />

geprägt hat. Die zweite war die mehr<br />

politische und beraterische Tätigkeit. Er war<br />

Vertrauensmann des Kaisers (Karl V.) und<br />

mehrer Päpste. Er war am Konzil von Trient<br />

als Berater und Theologe von Kardinal Otto<br />

von Truchses Wallburg von Augsburg. 1652<br />

half er, den Streit zwischen Papst und Kaiser<br />

zu überbrücken, wurde zu Religionsgesprächen<br />

herangezogen, war auch seelsorglich<br />

an den Seelsorgern, den Priestern,<br />

Bischöfen und Ordensleuten tätig. Die dritte<br />

große Aufgabe war es, dem jungen Orden<br />

„der Jesuit“ in Deutschland eine Struktur zu<br />

geben. Er war der erste Provinzial der<br />

Oberdeutschen Provinz 1556), er gründete<br />

auch die Österreichische Provinz (1562).<br />

2. Geistliche Grundlagen: Was lassen sich als<br />

die geistlich-theologischen Grundlagen ausmachen?<br />

Rheinische Mystik: Es gab im ausgehenden<br />

Mittelalter eine breite geistlich-mystische<br />

Strömung, die „devotio moderna“. Ihr Kennzeichen<br />

war eine einfache, konkrete Gebetsform<br />

und – sprache. Sie hatte keine Hemmungen,<br />

auch Gefühle sprachlich zum Ausdruck


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

zu bringen. Wichtige Vertreter der Devotio<br />

Moderna waren der Kartäuser Ludolf von<br />

Sachsen (Vita Jesu Christi); Jan Ruusbroec<br />

(Die Zierde der geistlichen Hochzeit), Thomas<br />

a Kempis (Nachfolge Christi) und andere.<br />

Canisius hatte viel Kontakt mit der Kartause<br />

von Köln und besonders mit Gerhard<br />

Kalkbrenner, dem Prior der Kartause von<br />

Köln. Diese war ein Hort der Pflege der<br />

Rheinischen Mystik und damit einer mystischkonkreten<br />

Beziehung zu Christus.<br />

Ignatianische Spiritualität: Welche Elemente<br />

der Ignatianischen Mystik lassen sich ausmachen?<br />

Es wurde immer wieder betont, dass<br />

die Christozentrik der Exerzitienspiritualität<br />

des hl. Ignatius viele Elemente der Herz-Jesu-<br />

Spiritualität bereithält:<br />

(a) Annotation 15 in den GÜ lesen wir, dass<br />

der Exerzitienbegleiter den Betenden nicht zu<br />

irgend etwas drängen, sondern sich ganz in<br />

der Mitte halten sollte wie eine Waage, damit<br />

„der Herr selbst sich seiner ihm hingegebenen<br />

Seele nähern, sie zu seinem Dienst und<br />

Lobpreis umfangen und sie zu dem Dienst<br />

einstellen sollte, auf dem sie ihm fortan besser<br />

dienen kann“. Der Zielpunkt der Vision des<br />

Canisius ist nicht die liebende Vereinigung mit<br />

dem geliebten Herrn, wo sich der Betende<br />

gleichsam am Herzen des Herrn ausruht (wie<br />

in den Texten des großen Mystikers der<br />

Liebesminne Aelred von Revaulx), sondern<br />

das Ziel ist die Sendung.<br />

(b) Gebet GÜ Nr. 45: Vorbereitungsgebet:<br />

„Dass alle meine Absichten, Handlungen und<br />

Betätigungen rein auf den Dienst und<br />

Lobpreis seiner göttlichen Majestät hingeordnet<br />

seien.“ Es geht hier ganz gewiss um die<br />

Ganzhingabe eines Menschen an seinen<br />

berufenden Herrn, der ihn in Dienst nimmt.<br />

Von ihm her lebt er und dürstet er nach Armut,<br />

Keuschheit und Gehorsam. Er dürstet nach<br />

der Ganzhingabe seines ganzen Lebens. Das<br />

kommt in dem großen Hingabegebet des<br />

Heiligen Ignatius zum Ausdruck am<br />

Höhepunkt und Ende der Exerzitien: Nimm<br />

hin, Herr, und empfange meine ganze<br />

Freiheit.<br />

(c) Das geheimnisvolle dreifache Gewand:<br />

Friede ist das Grundkriterium für die<br />

Anwesenheit des Herrn im Trost. Liebe ist die<br />

Grundhaltung des Nachfolgenden. Liebe des<br />

Jüngers ist immer Antwort auf die empfangenen<br />

Liebeserweise des Herrn. So ist sie auch<br />

in der Betrachtung zur Erlangung der Liebe<br />

gesehen. (GÜ 233). Beharrlichkeit. Das ist ein<br />

Grundwort von den frühen Lebenstagen des<br />

Canisius, das er schon als Jugendlicher mit<br />

großen klaren Buchstaben in sein Schulheft<br />

geschrieben hat: PERSEVERA. Das ist der<br />

Ausdruck der Entschlossenheit, mit der der<br />

Apostel nach vollzogener Entscheidung handeln<br />

soll; der Haltung der Treue in der<br />

Sendung, und damit auch immer die innere<br />

Bereitschaft, entsprechend der Gnade des<br />

Trostes voranzugehen. Hier bleibt: was ich im<br />

Trost erfahren habe, soll sich in der Tat konkretisieren.<br />

(d) Er durfte mit diesem Gewand<br />

(mit diesen ihn kennzeichnenden Haltungen)<br />

vertrauen, dass „nichts mir fehlen und alles zu<br />

Deiner Verherrlichung sich wenden werde“.<br />

Das ist die Grundhaltung des Apostels: nichts<br />

wird ihm fehlen (negative Aussage), alles wird<br />

sich zu Deiner Verherrlichung wenden (positive<br />

Aussage): Omnia ad maiorem Dei gloriam.<br />

Wer von diesen urchristlichen und ignatianischen<br />

Haltungen getragen ist, der kann ausgreifen,<br />

dem kann im Grunde nichts schief<br />

gehen.<br />

3. Hinweis auf das Gebet der Sehnsucht:<br />

- Gebet um eine tiefe, in Erfahrung und<br />

Begegnung, im Trost gründende Erfahrung<br />

des Herrn (Gegenstand einer großen<br />

Sehnsucht und Hoffnung).<br />

- Gebet um die seelische Größe und Weite<br />

des Vertrauens, das die totale Hingabe<br />

ermöglicht (Armut, Keuschheit und<br />

Gehorsam), mein ganzes Sein, ohne<br />

Bereiche zurückzuhalten und auszusparen.<br />

- Das dreifache Gewand: Friede (als innere<br />

Freiheit zur Hingabe), Liebe als die<br />

Haltung des Freundes (Exerzitien) und die<br />

Bereitschaft, sich als Apostel des Herrn zu<br />

verschenken. Und Ausdauer, als die<br />

Bereitschaft durchzuhalten und im<br />

Begonnenen auszuharren.<br />

P. Severin Leitner SJ<br />

5


P. Severin Leitner SJ<br />

Herz Jesu Verehrung und<br />

Formung des Glaubens<br />

Hl. Claude de la Colombière<br />

P. Severin Leitner SJ<br />

Wir haben gestern die Ausformung der Herz Jesu<br />

Verehrung beim heiligen Petrus Canisius<br />

betrachtet. Heute kommen wir zu einem klassischen<br />

Vertreter der Herz Jesu Verehrung. Die<br />

Herz Jesu Verehrung hat tiefe Wurzeln in der<br />

patristischen Theologie, namentlich in der<br />

Interpretation der Väter von Joh 7, 37 – 39: „Am<br />

letzten Tage, dem Großen Festtage, stand Jesus<br />

da und schrie: Wenn jemand dürstet, der komme<br />

zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die<br />

Schrift sagt: Ströme lebendigen Wasser werden<br />

fließen aus seinem Leibe.“ Ferner die Stelle in<br />

Johannes 12 vom Jünger, der an der Brust des<br />

Herrn ruht und Johannes 19, 34, der Bericht von<br />

der Durchbohrung der Seite Jesu, aus der Blut<br />

und Wasser fließen. Eine besondere Blüte<br />

erreichte die Verehrung des Herzens Jesu im<br />

Hochmittelalter, in der Deutschen Mystik, bei<br />

Bernhard von Clairvaux, Rupert von Deutz und<br />

Meister Eckhard, bei den Mystikerinnen Hildegard<br />

von Bingen und bei den Franziskanern und<br />

Dominikanern. In der Devotio Moderna erhielt sie<br />

eine besondere Blüte. Im Übergang zur Neuzeit<br />

steht die Theologie und Spiritualität der Jesuiten.<br />

In den Exerzitien mit ihrer innigen und kraftvollen,<br />

apostolischen Christusspiritualität finden sich<br />

sehr viele Anknüpfungspunkte für die eigentliche<br />

Herz Jesu Verehrung: die Sehnsucht nach „innerer<br />

Erkenntnis Jesu Christi“ (intima cognitio),<br />

nach Liebe und Nachfolge (GÜ 104); oder das<br />

6<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Christusbild des Freundes und Trösters (GÜ 54<br />

und 224). Die Grundhaltung der Exerzitien ist<br />

zugleich die Grundhaltung für jede echte Herz-<br />

Jesu-Verherung, die „magnanimidad“ und<br />

„Liberalitad“ (GÜ 5). Aber nirgends hat diese<br />

Verehrung einen liturgischen Ausdruck gefunden.<br />

Das änderte sich im 17. Jahrhundert durch die<br />

Mystik von Margaretha Maria Alacoque, der<br />

Nonne und Seherin von Pary-le-Monial und die<br />

Jesuiten. Unter ihnen war der erste Claude de la<br />

Colombìere, dem vom Herrn berufenen theologischen<br />

Interpreten und Sprecher der Seherin<br />

Margareta Maria Alacoque. An sie erging in verschiedenen<br />

Visionen der Auftrag, die Herz-Jesu-<br />

Verehrung in der Kirche einzuführen und zu verbreiten,<br />

als das „munus suavissimum“ (im Brief<br />

Nr. 89 von 1688, an ihre Oberin Mutter De<br />

Saumaise.)<br />

Wer war Margaretha Maria Alacoque? Sie ist keineswegs<br />

die Begründerin der Herz-Jesu-<br />

Verehrung, aber sie spielt eine entscheidende<br />

Rolle durch die Visionen, die der Herr ihr<br />

geschenkt hat, und in der Verbreitung der Herz–<br />

Jesu–Verehrung. Sie wurde am 22. Juli 1647 als<br />

fünftes Kind geboren, hatte eine harte Kindheit<br />

drückender Armut. Mit 24 Jahren, am 20. Juni<br />

1671, trat sie in Pary-le-Monial in den Orden der<br />

Heimsuchung ein. Nach dem 4. Oktober 1873,<br />

dem Tag ihrer Profess, vertiefte sich ihre<br />

Beziehung zum Herrn. Ihre besondere Liebe galt<br />

der Passion unseres Herrn, die sie geradezu<br />

unaufhörlich betrachtete. Sie hatte zwischen<br />

1773 und 1775 die großen Visionen, bei denen<br />

ihr der Herr sein Herz zeigte und ihr seine<br />

Verehrung und Verbreitung auftrug. Mit der Liebe<br />

und Verehrung des göttlichen Herzens war auch<br />

die Sühne für die Sünden der Menschen verbunden.<br />

In der letzten Vision erhielt sie den Auftrag<br />

zur öffentlichen liturgischen Feier des Herz-Jesu-<br />

Geheimnisses in der ganzen Kirche. Die<br />

Gläubigen sollen jeden ersten Freitag im Monat<br />

kommunizieren, jede Nacht von Donnerstag auf<br />

Freitag im Gedenken an die Einsetzung der<br />

Eucharistie und an die Ölbergstunde den Herrn<br />

anbeten. Der Freitag nach der Oktave des<br />

Fronleichnamsfest soll mit besonderer<br />

Feierlichkeit von der ganzen Kirche begangen<br />

werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren ihre<br />

Visionen vollkommen verborgen. Sie wagte nicht,<br />

sie jemandem zu eröffnen. Ihrer Oberin, Mutter<br />

Saumaise, öffnete sie sich unter großen


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Schmerzen. Es war genau dieser Zeitpunkt, wo<br />

P. Claude de la Colombière als Beichtvater und<br />

Prediger ins Kloster kam.<br />

Claude de la Colombière: Sein Leben ist einfach<br />

und kurz. Er ist am 2. Februar 1641 geboren, tritt<br />

1658 in die Gesellschaft Jesu ein und wird 1671<br />

zum Priester geweiht. In seinem Tertiat, dem letzten<br />

Probejahr vor den Gelübden, wo er nochmals<br />

die 30-tägigen Exerzitien machte, fand er selbst<br />

den Weg zur Verehrung des Herzens des Herrn<br />

und verpflichtet sich in einem eigenen Gelübde<br />

zu höchster Regeltreue. Er war zuerst Theologieprofessor<br />

in Lyon und wird 1675 (genau die<br />

Zeit der großen Visionen von Sr. Margaretha<br />

Maria Alacoque) als Oberer nach Pary-le-Monial<br />

gesandt und sollte zum entscheidenden Helfer<br />

der Seherin werden. In einer eigenen Vision<br />

wurde ihr vom Herrn selbst der junge Pater „als<br />

sein treuer Diener und wahrer Freund seines<br />

Herzens“ (B 45) angekündigt. Ihm hat sie vollständigen<br />

Bericht über ihre Visionen und den<br />

Auftrag des Herrn gegeben. Es war aber für ihn,<br />

einen jungen Jesuiten, alles andere als einfach,<br />

diesen Auftrag wirklich auszuführen. Diese Herz-<br />

Jesu-Verehrung wurde als neu und verdächtig<br />

empfunden. Dazu war das geistige Klima in<br />

Frankreich sehr von den Jansenisten und vom<br />

Quietismus sowie durch die französische<br />

Aufklärung geprägt. Besonders die Jansenisten<br />

und die Aufklärer waren allem Gefühlhaften in<br />

Theologie und Frömmigkeit feindlich gesinnt. Sie<br />

lehnten auch die gefühlhafte Sprache in dieser<br />

neuen Andacht und das Symbol des Herzens ab.<br />

So förderte man wo immer möglich die praktische<br />

Verehrung des göttlichen Herzens, von den<br />

Visionen aber wurde selbst im Kloster nichts weiter<br />

bekannt, bis die geistlichen Schriften des P.<br />

Claude de la Colombiére nach seinem frühen<br />

Tode veröffentlicht wurden. Da erst erwachte ein<br />

äußerst lebhaftes Interesse und langsam setzt<br />

sich – praktisch ein Jahrhundert später – die liturgische<br />

Verehrung des Herzens Jesu durch. 1765<br />

erhielt P. Lorenzo Ricci von Papst Clemens … die<br />

Erlaubnis, in der Gesellschaft Jesu das Herz-<br />

Jesu-Fest öffentlich und liturgisch zu feiern. Wohl<br />

gemerkt, 1773 wurde der Orden vom selben<br />

Papst aufgelöst. Claude de la Colombiére stellt<br />

sich bewusst und entschieden in den Dienst der<br />

Sendung des Herrn. Er bestätigt die Echtheit ihrer<br />

Visionen und ihrer Aufträge in allen ihren Teilen.<br />

In seiner persönlichen Herz-Jesu-Weihe am 21.<br />

Juni 1675 nimmt er persönlichen Anteil an der ihr<br />

gestellten Aufgabe.<br />

Schon 1676 wird Claude de la Colombiére als<br />

Hofkaplan der Herzogin von York nach London<br />

versetzt. Dort stärkt er die verfolgten Katholiken<br />

und verbreitet eifrig die Verehrung des göttlichen<br />

Herzens. In Briefen steht er weiterhin Sr.<br />

Alacoque zur Seite. Freilich wird er bei der neu<br />

aufflammenden Katholikenverfolgung angezeigt<br />

und entgeht nur knapp dem Todesurteil. Aber im<br />

Kerker von London hat seine Gesundheit so gelitten,<br />

dass er als gebrochener Mann 1679 nach<br />

Frankreich zurückkehrt. Er wird nach Lyon versetzt<br />

und verbreitet dort unter den jungen<br />

Jesuiten die Herz-Jesu-Verehrung. Dann kommt<br />

er im nochmals im Dezember 1681 nach Pary-le-<br />

Monial und stirbt dort am 15. Februar 1682 (42jährig).<br />

Nach seinem Tode werden die<br />

Aufzeichnungen seiner Exerzitien und die<br />

Aufzeichnungen über die Visionen der Mystikerin<br />

von Pary-le-Monial in den Jahren von 1673 – 75<br />

veröffentlicht und einer breiteren Öffentlichkeit<br />

bekannt.<br />

Was können wir bei P. Claude de la Colombiére<br />

lernen? Wie können wir uns von ihm in unserem<br />

Glauben formen lassen? Er kann uns Lehrer in<br />

den tiefsten Grundhaltungen eines religiös – priesterlichen<br />

Lebens sein.<br />

1. Lehrer des Vertrauens<br />

Ein erstes ist das Vertrauen auf Gott. Vom 4.<br />

November bis 8. Dezember 1674 machte Claude<br />

de la Colombiére in Lyon das Tertiat und in diesem<br />

Rahmen die vorgeschriebenen 30-tägigen<br />

Exerzitien (Bienheureux Claude la Colombiére,<br />

Écrits Spirituels. Collection Christus. Nr. 9<br />

Textes.). Schon in den ersten großen Exerzitien<br />

im Noviziat erwachte in ihm das Verlangen, ganz<br />

eins zu werden mit Christus, nur mehr für das zu<br />

leben, wofür er gelebt hat, nur mehr das zu<br />

wählen, was er gewählt hat, sei es auch Kreuz<br />

und Schmach. Er erkannte schon in dieser<br />

Frühzeit die vollständige Umgestaltung in<br />

Christus als das eigentliche Ziel seines Lebens.<br />

So wurde für ihn der schlichte aber schwierige<br />

Leitsatz aus den Exerzitien (Ende der zweiten<br />

Woche) zu einer Devise auf seinem Weg: „Denn<br />

jeder bedenke, dass er in allen geistlichen Dingen<br />

soviel Nutzen haben wird, als er aus seiner<br />

7


Eigenliebe, seinem Eigenwillen und Eigeninteresse<br />

herausgeht.“ (Ex 189) Die vertrauensvolle<br />

Bereitschaft zur Hingabe an Christus nahm<br />

Gestalt in dem Gelübde an, in vollem Gehorsam<br />

keine der Regeln seines Ordens jemals zu übertreten.<br />

Die Voraussetzung für eine solche<br />

Haltung der totalen Hingabe an den Weg des<br />

Herrn, war ein unerschütterliches Vertrauen auf<br />

Gott.<br />

Diese zweiten Exerzitien wurden für ihn zur<br />

großen Schule der Einheit mit Gott, der seine<br />

Herzensliebe zu den Menschen in seiner<br />

Hingabe am Kreuz gezeigt hat. Sie wurde für ihn<br />

der Maßstab: „Lass mich dich erkennen und<br />

erkenne du mich. Nach Dir geht all mein<br />

Verlangen!“ (B 17) „Das Leben Jesu will ich oft<br />

betrachten, denn es ist das Vorbild des unsrigen“<br />

(B 19).<br />

„Ich glaube fest und finde großen Trost in dem<br />

Glauben, dass Gott diejenigen führt, die sich seiner<br />

Führung überlassen, und dass er auch um<br />

das Kleinste Sorge trägt.“ (B96). Dieses unendliche<br />

Vertrauen, das er gefunden hat, wird zu seiner<br />

eigentlichen Kraft.<br />

In England schreibt er: „Ich glaube einen großen<br />

Schatz gefunden zu haben, wenn ich ihn nur zu<br />

nützen weiß: ein festes Vertrauen auf Gott,<br />

gegründet auf seine unendliche Güte und auf die<br />

Erfahrung, dass er uns nicht fehlt in unseren<br />

Nöten. …<br />

Deshalb will ich meinem Vertrauen keine<br />

Grenzen setzen und es ausdehnen auf alles. In<br />

Zukunft muss ich mich, wie ich glaube, des Herrn<br />

bedienen wie eines Schildes, der mich umgibt<br />

und den ich allen Streichen des Feindes entgegenhalte.<br />

Du wirst also meine Stärke sein, o mein<br />

Gott, Du wirst mein Führer sein, mein Leiter, mein<br />

Rat, meine Geduld, meine Wissenschaft, mein<br />

Friede, meine Gerechtigkeit, meine Klugheit. …“<br />

(B 97).<br />

Liebe Freunde, die Menschen kreisen oft um<br />

1000 kleine Nöte und Probleme und kleben<br />

daran, kommen nicht los, wie ein Vogel von einer<br />

Leimrute. Es ist das immer eine Frage der inneren<br />

Freiheit und der Bereitschaft, die Hände aufzumachen<br />

vor Jesus und loszulassen.<br />

Noch ein Wort dieses Apostels des Vertrauens:<br />

„Ich bin überzeugt, o mein Gott, dass Du wachest<br />

über die, die auf Dich hoffen, und ich bin entschlossen,<br />

künftig ohne Sorge zu leben und auf<br />

Dich alle meine Unruhe abzuladen. Man kann mir<br />

8<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

all mein Gut und meine Ehre rauben; Krankheit<br />

kann mir Kraft und Mittel zu Deinem Dienst nehmen;<br />

ich kann sogar Deine Gnade verlieren<br />

durch die Sünde, aber niemals werde ich das<br />

Vertrauen verlieren. Meine Hoffnung, Herr, ist<br />

mein Vertrauen selber. …So hoffe und vertraue<br />

ich, dass Du mich immer lieben wirst und dass ich<br />

Dich lieben werde ohne nachzulassen; …“ (B 91)<br />

2. Lehrer der Vollkommenheit:<br />

Claude de la Colombiere lernte sich selbst gut<br />

kennen und merkt selbst seinen Ehrgeiz und sein<br />

Verlangen nach Ansehen. So sagt er „Ich trage in<br />

mir die Quelle und den Samen alles Bösen…“,<br />

(B27) und bittet Gott um Hilfe in seinem Kampf.<br />

Im Ausmaß, als er die Erfahrung der unendlichen<br />

Liebe des Herrn machte, entdeckte er seine<br />

Sündhaftigkeit und seine Gefährdung. Mit dieser<br />

Erkenntnis erwachte auch die Sehnsucht, nach<br />

Sühne für die eigenen Sünden und die der Welt.<br />

„Gott ist ein Abgrund der Barmherzigkeit und das<br />

ist es, was meine Hoffnung belebt und mich ihm<br />

nahen lässt, zu ihm zu sprechen.“ (B 18). „So<br />

wollte ich von allen meinen Sünden gleichsam<br />

ein Bündel machen und zu Füßen unseres<br />

Erlösers niederlegen, dass es verzehrt werde<br />

vom Feuer seiner Barmherzigkeit; je größer<br />

deren Zahl wäre, je ungeheurer sie mir vorkämen,<br />

desto lieber wollte ich sie ihm anbieten,<br />

dass er sie tilge, denn dann wäre mein Verlangen<br />

ein würdigerer Gegenstand seiner Barmherzigkeit“<br />

(B 18).<br />

Am Ende der Ersten Exerzitienwoche gesteht<br />

Claude de la Colombiére: „Im Gefühl meiner<br />

Sündhaftigkeit, aber auch im unerschütterlichen<br />

Vertrauen, dass Gott sich an mir durch<br />

Verzeihung verherrlichen werde, warf ich mich in<br />

die Arme der allerseligsten Jungfrau. Sie hat<br />

mich, wie mir vorkam, mit wundersamer … Liebe<br />

aufgenommen. Alsdann schien mir, Unsere Liebe<br />

Frau stellte mich ihrem Sohne vor, und dieser<br />

richtete um ihretwillen seine Augen auf mich und<br />

öffnete mir sein Herz, wie wenn ich der unschuldigste<br />

Mensch gewesen wäre.“ (B 27) (É S. 84,<br />

Nr 6)<br />

Der Heilige lebt eine intensive und eigentlich einfache<br />

Beziehung zu seinem geliebten Herrn.<br />

Eine echte geistliche Freundschaft. Vielleicht<br />

besteht darin seine Vollkommenheit.


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

„Man muß sich gewöhnen, dem Eindruck, den<br />

die Dinge in der Seele hervorbringen, durch<br />

Erhebung des Geistes zu Gott zuvorzukommen<br />

und zu sehen, was der Geist des Evangeliums<br />

verlangt. Ohne diese Andacht ist es unmöglich,<br />

den Frieden des Herzens zu bewahren und nicht<br />

in viele Fehler zu fallen.“ (= Ignatianisches<br />

Examen!) (B27). (É 114)<br />

3. Gott in allem, alles in Gott<br />

Claude de la Colombiére war tief erfasst vom<br />

Verlangen, mit Christus alles zu teilen, ihn ganz in<br />

sein Leben zu integrieren. Nichts wollte er davon<br />

ausnehmen.<br />

Jesus sollte ihm Vater, Freund und Lehrer und<br />

alles sein. „Ein Mensch, dem Gott ein wahres<br />

Verlangen ihm zu dienen gab, darf sich über<br />

nichts beunruhigen.“ (B 21). In den Ignatianischen<br />

Exerzitien (GÜ 234) finden wir das<br />

berühmte Gebet: Nimm hin, o Herr, meine ganze<br />

Freiheit … Claude de la Colombiére kreist immer<br />

wieder um dieses Gebet. „So soll meine Liebe zu<br />

Gott sein, wie die Heilige Schrift von Gott sagt:<br />

„Heilig, einzig, vielfach. Aber meine Freunde lieben<br />

mich und ich liebe sie! O Gott, der Du allein<br />

gut und allein liebenswert bist! Soll ich sie Dir zum<br />

Opfer bringen, da Du mich ganz haben willst? Ich<br />

werde dieses Opfer bringen, das mir schwerer<br />

fällt als das erste, da ich Vater und Mutter verließ.<br />

… Nimm dieses harte Opfer an, aber sei Du dafür<br />

an meiner Statt selber ihr Freund, mein göttlicher<br />

Erlöser, wie Du mir ihre Stelle vertreten willst. Ich<br />

will Dich täglich im Gebete erinnern an sie und an<br />

das, was Du ihnen an meiner Stelle schuldest.“<br />

(B 28)<br />

„So habe ich Gott versprochen, mit seiner Gnade<br />

keine Handlung zu beginnen, ohne mich zu erinnern,<br />

dass er mein Zeuge ist, dass er sie mit mir<br />

verrichtet und mir alle Mittel zur Ausführung gibt;<br />

und ich will nichts beschließen, ohne denselben<br />

Gedanken zu wiederholen; ich will mein Werk als<br />

ihm gehörig darbringen und im Verlauf der Arbeit<br />

bei diesem Gedanken etwas verweilen, so oft er<br />

mir aufstößt und mein Verlangen erneuern, Gott<br />

zu gefallen. Diese Übung der Gegenwart Gottes<br />

ist von größtem Nutzen…“ (B21)<br />

Dieses Gott finden in allen Dingen und alles in<br />

Gott: der Heilige leitet uns an, dies ganz konkret<br />

zu üben, dem Herrn anzubieten und zu schen-<br />

ken, was mir besonders kostbar und lieb ist. Oder<br />

ihn wirklich hereinzunehmen in sein Leben, seine<br />

Entscheidungen. Ohne Selbstverleugnung und<br />

ohne Bereitschaft, dem Herrn zu dienen, gibt es<br />

kein „Gott finden in allen Dingen“.<br />

4. Kultur des Herzens Jesu<br />

Claude de la Colombiére sagt in einer seiner<br />

Predigten: „Möge das Herz Jesu unsere Schule<br />

sein, nehmen wir darin unseren Aufenthalt…<br />

Suchen wir unser Herz ihm gleichförmig zu<br />

machen.“ (B 88). Und dort weiter: „Ahmt nach<br />

seine Demut, seine Geduld, seine Feindesliebe,<br />

seinen Gehorsam, seinen Eifer, seine Abtötung.“<br />

Wir sollen in seine Schule gehen und in der<br />

Kontemplation der Herzensliebe des Herrn lernen:<br />

Liebe, Hingabe, Demut, Geduld, Liebe zu<br />

den Feinden, Gehorsam (Hörende sein), Abtötung<br />

(= nicht nur sich selbst, sondern den<br />

Mitmenschen im Blick haben)“. Das sind alles<br />

Werte, die unsere heutigen bürgerlichen Werte,<br />

die für das Wirtschaftleben sehr brauchbar sind<br />

und uns helfen, uns überall durchzusetzen, nicht<br />

gefragt sind. Dafür aber höchst fruchtbar sind,<br />

wenn es uns um Fruchtbarkeit und weniger um<br />

Leistung geht, wenn es uns um den Menschen<br />

und sein Heil geht. Die Werte, die wir am Herrn<br />

sehen („Kommt alle zu mir, die ….), regen uns an,<br />

an einer entsprechenden Kultur, vielleicht an<br />

einer Gegenkultur gegen unsere heutige gängige,<br />

oft menschenverachtende Kultur, zu bauen:<br />

wo die Werte des Gefühls, des Gemütes wichtiger<br />

sind. Nicht zufällig hat die Herz-Jesu-<br />

Verehrung solche Ablehnung und Bekämpfung<br />

erfahren. In diesem Zusammenhang ist auch ein<br />

Wort interessant, das ich bei Pius XII, in der<br />

Enzyklika: „Haurietis aquas“ Nr. 15 ff gefunden<br />

habe und das in Gaudium et Spes Nr. 22, 2 aufgenommen<br />

wird: „Der ‚das Bild des unsichtbaren<br />

Gottesʼ (Kol 1, 15) ist, er ist zugleich der vollkommene<br />

Mensch, der den Söhnen Adams die<br />

Gottebendbildlichkeit wiedergab, die von der<br />

ersten Sünde her verunstaltet war. Da in ihm die<br />

menschliche Natur angenommen wurde, ohne<br />

dabei verschlungen zu werden, ist sie dadurch<br />

auch schon in uns zu einer erhabenen Würde<br />

erhöht worden. Denn er, der Sohn Gottes, hat<br />

sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen<br />

mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschen-<br />

9


händen hat er gearbeitet, mit menschlichem<br />

Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen<br />

hat er gehandelt, mit einem menschlichen<br />

Herzen geliebt.“ Gott hat sich im Sohn den<br />

Menschen gleich gemacht. Daher bekommt alles<br />

menschliche Handeln, so es versucht, sich IHM<br />

anzugleichen, sich an IHM auszurichten, die<br />

Farbe, den Glanz Gottes in Christus. Die Herz-<br />

Jesu-Verehrung wird so, nach den Worten von<br />

Papst Pius XII. (Haurietis aquas, Nr. 84) „die wirksamste<br />

Schule der Liebe Gottes“.<br />

Von hier aus noch einen Blick auf einen<br />

Gedanken, der mit der Herz-Jesu-Verehrung<br />

immer verbunden war: den Gedanken der<br />

Sühne. Das Zentrale in der Herz-Jesu-Verehrung<br />

ist die Feier der Liebe Gottes, die in Jesus Fleisch<br />

annimmt und sich hingibt in den Tod für das<br />

Leben der Welt. Alle Menschen, die sich in dieses<br />

Geheimnis versenkt haben, fühlten sich<br />

gedrängt, seine sich hingebende Liebe nachzuahmen,<br />

liebend beim Herrn, aber auch bei den<br />

leidenden Menschen auszuharren. Anknüpfend<br />

bei der Frage der Exerzitien (GÜ 53): „Was kann<br />

ich für Christus tun?“, fragt auch die Kirche heute<br />

angesichts der Sünde und des Leids in der Welt:<br />

was kann / soll ich für Christus tun? Sie sucht<br />

eine Antwort der Liebe auf erfahrene Liebe. In der<br />

Betrachtung zur Erlangung der Liebe sagt<br />

Ignatius, man solle die Liebe mehr in die Taten als<br />

in die Worte legen, und die Liebe besteht im<br />

Teilen dessen, was man empfangen hat (GÜ<br />

230). Wir können also sagen, wenn bei der<br />

Betrachtung der Liebe Christi in einem Menschen<br />

der Gedanke erwacht, die erfahrene Liebe des<br />

Herrn weiterzuschenken, wenn ich von Christus<br />

und seiner Liebe betroffen und von Mitleid<br />

bewegt bin, dann hat mich seine Liebe erreicht.<br />

Ohne die Gnade der Liebe aus dem Herzen<br />

Jesu, unseres Retters, sind wir zu dieser<br />

Verehrung nicht fähig. Der Sühnegedanke kann<br />

sich uns neu erschließen aus der Frage: was soll<br />

ich für Christus tun? Und der Sehnsucht, am<br />

Werk der Erlösung mitzuwirken und mich ihm zu<br />

weihen.<br />

Eine Kultur des Herzens Jesu ist somit – kurz<br />

gesagt – eine Kultur der Dankbarkeit, der<br />

Bereitschaft zur Hingabe und Solidarität, des<br />

Lebens.<br />

Wir erkennen immer besser, „dass das edelste<br />

Ziel nicht zu erreichen, die gerechteste Sache<br />

10<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

nicht zu verfechten, der großherzigste Dienst<br />

nicht zu leisten ist, es sei denn als Antwort auf die<br />

Liebe Christi. Wir weihen uns der Liebe dieses<br />

Herzens. Weil es sich für uns hingegeben hat,<br />

geben wir uns liebend hin an den Dienst für sein<br />

Reich. (Kolvenbach, Das „munus suavissimum“<br />

Vortrag in Pary-le-Monial, 1989, GT 17, 25).<br />

Anregung zum Gebet:<br />

1. Herr, lehre mich das Vertrauen. Hören wir hinein<br />

in uns selbst und nehmen wir die zahlreichen<br />

kleinen und großen Ängste um uns selbst wahr,<br />

unser häufiges Kreisen um uns selbst, und weiten<br />

wir den Blick und das Herz hin zur Weite und<br />

Tiefe des Herrn und seiner Anliegen und seines<br />

Betens.<br />

2. Lehrer der Vollkommenheit (Zartfühligkeit). Die<br />

Heiligen, so auch Claude de la Colombiére, hatten<br />

ein feines Gespür für Sünde und<br />

Unvollkommenheit. Wie ist das bei mir? Ich habe<br />

in der geistlichen Begleitung auch junger<br />

Menschen oft gestaunt über ihre Reife und<br />

Feinheit des Gewissensurteils. Es gibt ein Bild,<br />

das oft in der Geschichte der Spiritualität auftaucht:<br />

Es ist der Vogel auf der Leimrute (Evagius<br />

Ponticus, Augustinus, Johannes vom Kreuz): ein<br />

Vogel, der auf einer Leimrute klebt, kann nicht<br />

fliegen. Und wenn es auch nur ein Federchen ist,<br />

mit dem er klebt, oder auch nur ein Glied seines<br />

Füßchens, er kann nicht aufsteigen. Was sind die<br />

Dinge, an denen ich klebe und die mich hindern,<br />

Jesus wirklich näher zu kommen? Ist es mein feiner<br />

Ehrgeiz, meine Empfindlichkeit, oder ein<br />

gewisses Kreisen um mich selbst?<br />

3. Gott in allem, alles in Gott: Nimm hin Herr und<br />

empfange meine ganze Freiheit, meinen<br />

Verstand und meinen ganzen Willen… Kannst<br />

Du dieses Gebet schon sprechen?<br />

4. Kultur nach dem Herzen Jesu. Welche<br />

Haltungen, die ich am Herrn und seinem Herzen<br />

betrachte, möchte ich für meinen Charakter<br />

annehmen, an welchen Haltungen möchte ich<br />

erkannt werden und hineinwirken in meine kleine<br />

Welt und auf andere Menschen?<br />

Möge der Geist von Claude La Colombiére, den<br />

sich Gott für das „munus suavissimum“ auser-


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

wählt hat, die Verehrung des Herzens Jesu zu<br />

verbreiten und zu pflegen, auch in uns im<br />

<strong>Canisianum</strong> wirksam werden. Wir wollen uns in<br />

sein Herz versenken und uns seiner unendlichen<br />

Liebe aussetzen und weihen, die einer tiefen<br />

Erkenntnis des Herzens Jesu entspringt:<br />

„Heiligstes Herz Jesu, lehre mich die Selbstlosigkeit,<br />

denn sie ist der einzige Weg zu Dir (…)<br />

Lehre mich, was ich tun muss, um zur Reinheit<br />

Deiner Liebe zu gelangen, nach der es mich<br />

durch Deine Gnade verlangt. Herr, vollbringe<br />

Deinen Willen in mir. Ich weiß, dass ich ihm<br />

widerstehe, obwohl ich es nicht möchte. Handle<br />

Du in mir, göttliches Herz Jesu Christi.“<br />

(Exerzitienaufzeichnungen von La Colombiére,<br />

Januar 1677).<br />

Severin Leitner SJ<br />

11


12<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Internationales Theologisches Kolleg<br />

HERZ JESU FEST<br />

2008<br />

150 JAHRFEIER DES<br />

NIKOLAI-HAUSES /<br />

COLLEGIUM CANISIANUM


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

P r o g r a m m<br />

16:00 Uhr<br />

Festakademie<br />

Johann Gottfried Walther (1684-1748):<br />

Allegro aus dem Konzert in h-moll nach Meck<br />

Orgel: Mag. Albert Knapp, Telfs<br />

P. Rektor<br />

Begrüßung und Hinführung<br />

Grußadresse von R. P. Adolfo Nicolás SJ,<br />

Generaloberer der Gesellschaft Jesu,<br />

durch R. P. Delegat Adam Žak SJ,<br />

Assistent der Zentral- und Osteuropäischen Assistenz, Rom<br />

Robert Schumann, Träumerei op, 15, Nr. 7<br />

Klavier: P. Bruno Niederbacher SJ<br />

Festvortrag<br />

von<br />

Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer<br />

"Wofür schlägt mein Herz?"<br />

Herz Jesu und priesterliche Existenz<br />

Johann Gottfried Walther (1684-1748):<br />

Finale (Allegro) aus dem Konzert in h-moll nach Meck<br />

18:00 Uhr<br />

Eucharistiefeier<br />

S. Exz. Erzbischof Dr. Edmond Farhat,<br />

Apostolischer Nuntius in Österreich<br />

19:15 Uhr<br />

Festliches Abendessen<br />

Ukrainische Kulturgruppe: Marienlied<br />

Wort der Koordinatoren<br />

Grußworte von Kardinal Zenon Grocholewski, Rom<br />

und Dekan Prof. Dr. Josef Niewiadomski, Innsbruck<br />

Koreanische Kulturgruppe: Herr, bleibe bei uns<br />

13


Rektor P. Gerwin Komma SJ<br />

Herz-Jesu Fest 2008,<br />

150 Jahre Nikolaihaus / Collegium<br />

<strong>Canisianum</strong>, Begrüßung und Hinführung<br />

Rektor P. Gerwin Komma SJ<br />

Hwst. Herr Nuntius, lieber Bischof Manfred<br />

und Abt Raimund von Wilten,<br />

lieber P. Delegat, PP. Provinziäle von<br />

Deutschland und Österreich und Mitbrüder,<br />

ehrwürdige Schwestern, liebe AltCanisianer,<br />

sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!<br />

Mit der Kollegsgemeinschaft des <strong>Canisianum</strong><br />

begrüße ich Sie ganz herzlich und danke Ihnen,<br />

dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, sich mit<br />

uns im Gebet zu vereinen.<br />

Besonders freuen wir uns über die Gegenwart<br />

des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Dr.<br />

Edmond Farhat, dem wir nachträglich noch ganz<br />

herzlich zu seinem 75. Geburtstag gratulieren.<br />

Als Bote seiner Heiligkeit sind Sie innerhalb einer<br />

Woche bereits zum zweiten Mal in Tirol. Angesichts<br />

des Besorgnis erregenden Gesundheitszustandes<br />

von P. Lothar Lies SJ haben Sie<br />

unserer Bitte entsprochen, die Ordensverleihung<br />

früher vorzunehmen. Ich möchte Ihnen von<br />

14<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

ganzem Herzen Dank sagen, dass Sie diese so<br />

spontan und herzlich am vergangenen Samstag<br />

in der Klinik vorgenommen haben und damit die<br />

besondere Wertschätzung des Hl. Stuhles für ihn<br />

und für sein schöpferisches Wirken als Professor<br />

für dogmatische und ökumenische Theologie<br />

zum Ausdruck brachten. P. Lies konnte auf diese<br />

Weise, schwach, aber wachen Geistes, die ihm<br />

zugedachte Auszeichnung „pro Ecclesia et<br />

Pontifice“ entgegennehmen und bekräftigen,<br />

dass er diesen seinen Dienst für Kirche und<br />

Papst auch in seiner schweren Krankheit verwirklicht<br />

sieht. „Orat pro ecclesia“, heißt dies bei<br />

uns Jesuiten. Verbinden wir uns im Gebet mit<br />

ihm, der gestern von seinen Leiden erlöst wurde<br />

und heute aus anderer Warte, dessen bin ich<br />

sicher, mit uns feiert. Er möge ruhen in Frieden. -<br />

„SPE SALVI facti sumus“ rief uns Papst Benedikt<br />

mit Paulus (Röm 8,24) in seiner zweiten<br />

Enzyklika ins Gedächtnis – auf Hoffnung hin sind<br />

wir gerettet – und fährt weiter fort: „Gegenwart,<br />

auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und<br />

angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel<br />

zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein<br />

können; wenn dies Ziel so groß ist, dass es die<br />

Anstrengungen des Weges rechtfertigt.“ (SpS 1)<br />

Hab Dank, dass Du diesen Weg mit uns gegangen<br />

bist.<br />

Die Geschichte unseres Theologischen Konvikts<br />

geht bis in das Jahr 1669 zurück; vor 150 Jahren<br />

wurde es wiedererrichtet. Am heutigen Herz-<br />

Jesu-Fest gedenken wir in dankbarer Freude der<br />

Gnaden, die ihm all diese Jahre hindurch<br />

geschenkt wurden und die seine Konviktoren in<br />

die ganze Welt hinaus getragen haben. Ein<br />

besonderer Dank und Gruß gilt aus diesem<br />

Anlass P. Assistent Adam Žak, der uns als<br />

Delegat unseres neuen Generals, P. Adolfo<br />

Nicolás SJ, sein Grußwort überbringen wird.<br />

Das Presbyterium von fast 2000 (1919)<br />

AltCanisianern wirkt heute in 307 Diözesen und<br />

48 Ordensgemeinschaften in 52 Ländern rund<br />

um den Erdball. Seit 1858 erhielten hier 8214<br />

Koviktoren ihren Ausbildungsplatz. Unter ihnen<br />

sind sechs Selige, deren priesterliches<br />

Glaubenszeugnis unter Nationalsozialismus und<br />

Kommunismus Ost und West verbindet und dem<br />

Europa von heute, das seine Wurzeln sucht,<br />

Vorbild sein kann: Bischof Vilmos Apor, Györ,


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

(1892-1945 +erschossen in Györ; 1910-15 NH;<br />

1997); Kazimierz Gostynski, Lublin, (1884-1942,<br />

+Gaskammer von Dachau; 1908-12 NH;1999);<br />

Bischof Nykyta Budka, Lemberg (1877-1949,<br />

+Zwangsarbeit in Kasachstan; 1903-05NH;<br />

2001); Archimandrid Klementiy Scheptyzkyi,<br />

Lemberg (1869-1951 +Gefängnis von Wladimir;<br />

1913-17 CC; 2001); Andrij Istschak, Lemberg<br />

(1887-1941 exekutiert +Westukraine; 1910-<br />

14NH; 2001); Bischof Clemens August Kardinal<br />

von Galen, Münster (1878-1946 +Münster; 1898-<br />

1903 NH; 2005). Ihres Beistands dürfen wir uns<br />

im Gebet immer wieder vergewissern.<br />

Von Anfang an mit der Katholisch Theologischen<br />

Fakultät verbunden, die 1857 von Kaiser Franz<br />

Josef wiedererrichtet wurde, trugen das<br />

Nikolaihaus und das Collegium <strong>Canisianum</strong><br />

wesentlich zum Wachsen ihrer 150-jährigen weltweiten<br />

Präsenz bei. Ich freue mich, deren Dekan<br />

und AltCanisianer mit den ProfessorInnen herzlich<br />

begrüßen zu können. Auch heute setzt das<br />

Internationale Theologische Kolleg erneut<br />

Akzente, sucht seine Kontakte weiter auszubauen<br />

und hofft, dies trotz einer an staatlichen bürokratischen<br />

Hürden deutlich aktiveren Zeit Völker<br />

verbindend und Glauben verbreitend umsetzen<br />

zu können. Das weltweite Netzwerk der<br />

Canisianer wie auch die globale Präsenz des<br />

Ordens zeigt sich auch heute sensibel für<br />

Herausforderungen, Fragen und Nöte der Zeit.<br />

Bei seiner Ansprache an die Väter der 35. Generalkongregation<br />

der Gesellschaft Jesu hat<br />

Papst Benedikt XVI. diese dem Orden innewohnende<br />

Art des Vorangehens wie folgt angesprochen:<br />

„Wie bereits meine Vorgänger wiederholt<br />

gesagt haben, braucht die Kirche Euch, zählt auf<br />

Euch und fährt fort, sich mit Vertrauen an Euch zu<br />

wenden, besonders um jene geographischen<br />

oder geistlichen Orte zu erreichen, wo die anderen<br />

nicht hingelangen oder Schwierigkeiten<br />

haben anzukommen.“<br />

Mitten in Europa, im als heilig bezeichneten Land<br />

Tirol, steht unser Orden in all den Jahren im<br />

besonderen Dienst der Priesterausbildung. Er<br />

widmet sich nunmehr vorwiegend der postgraduierten<br />

Formung von Priestern und stellt sich dieser<br />

herausfordernden Sendung als Gefährten<br />

Jesu. Diener der Sendung Christi zu sein, um<br />

Menschen und Welt untereinander und mit Gott<br />

zu versöhnen, möchte ich die uns als Jesuiten mit<br />

den Canisianern verbindende Sehnsucht und<br />

Berufung beschreiben. Wir gehen dabei miteinander<br />

an die Grenzen, machen vor unseren eigenen<br />

nicht halt, überbrücken geographische und<br />

kulturelle Gegensätze und freuen uns, die jedem<br />

von uns geschenkten Charismen auch füreinander<br />

zugänglich und fruchtbar zu machen. Wir<br />

laden ein, das „cor unum et anima una“ hier und<br />

heute aus der Haltung Seines geöffneten<br />

Herzens zu leben und spirituell, kulturell und sozial<br />

der Botschaft des Evangeliums neuen Raum in<br />

uns und für unsere Welt zu eröffnen. Innsbruck,<br />

deren Gem. Rätin Mag. Gertrude Mayr ich herzlich<br />

begrüße, kann sich freuen, aus diesem Geist<br />

in aller Welt präsent zu bleiben. Das gute<br />

Andenken an diese zur zweiten Heimat gewordenen<br />

Stadt wäre freilich noch größer, wenn<br />

unsere Studierenden nicht immer wieder jährlich<br />

um Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung<br />

ansuchen müssten, sondern diese vom Magistrat<br />

für die Dauer ihres Studienaufenthaltes erhielten.<br />

Ich darf Sie ersuchen, dieses Anliegen an unsere<br />

Frau Bürgermeisterin weiterzuleiten. Wenn dies<br />

möglich wird, hätten Sie sicher einen besonderen<br />

Platz in unseren Herzen erobert.<br />

Petrus Canisius, der diesem Kolleg als Erbe und<br />

Auftrag mitgegeben ist, war bestrebt, zur „Reform<br />

des inneren Menschen“ beizutragen und wollte,<br />

dass wir immer wieder miteinander Wege der<br />

„Vereinigung mit Gott“ suchen und gehen. 13<br />

Seminaristen und 20 junge Priester gehen in diesem<br />

Jahr gemeinsam diesen Weg. Sie kommen<br />

aus 29 Diözesen und zwei Ordensgemeinschaften<br />

und vertreten etwa 15 Nationalitäten<br />

Afrikas,Asiens, Lateinamerikas und Europas. Wir<br />

erfahren die Gültigkeit und Wirksamkeit von Jesu<br />

Wort: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich<br />

habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr<br />

euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure<br />

Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles<br />

geben, was ihr in meinem Namen bittet. Dies<br />

trage ich euch auf: Liebt einander! (Jo 15,16 f.)<br />

Vier frisch promovierte Priester haben sich in diesem<br />

Jahr bereits aufgemacht und acht Seminaristen<br />

werden in Bälde als Magister in ihre<br />

Heimatdiözesen zurückkehren, um sich auf den<br />

Empfang der Diakonen- und Priesterweihe vorzubereiten.<br />

„JederAbschied ist ein wenig Sterben<br />

15


…“ hat Ponsiano Myinga aus Iringa, Tansania,<br />

vor kurzem in seiner Abschiedspredigt gesagt<br />

und hinzugefügt: „In diesem Moment, wo ich<br />

mich von euch verabschiede, fühle ich mich – wie<br />

die Schwiegermutter des Simon – geheilt und<br />

möchte gerne als Zeichen meiner innigsten<br />

Dankbarkeit für alles, was mir bisher getan worden<br />

ist – einfach aufstehen und dienen!“<br />

Wir danken allen Freunden für Ihre Wegbegleitung,<br />

für Ihre Unterstützung und Heimat, die<br />

viele persönlich und als Patengemeinden<br />

schenkten. Wir sind froh um Ihr Gebet. Danke,<br />

dass Sie hier sind und wir mit Ihnen und den<br />

AltCanisianern in aller Welt der 150 Jahre<br />

währenden Formung Geistlicher Berufe und des<br />

priesterlichen Dienstes in Freude gedenken können.<br />

Zwei in der Geschichte herausragende<br />

Namen mögen für alle Mitbrüder stehen, die das<br />

Nikolaihaus und das <strong>Canisianum</strong> geistlich und<br />

menschlich prägten: P. Nikolaus Nilles SJ (1828<br />

– 1907; 1860 – 1875 Regens) und P. Michael<br />

Hofmann SJ (1860 – 1946). Von 1911-12 erbaute<br />

P. Michael Hofmann SJ unser Kolleg; von<br />

1912-1918 und erneut von 1925-1941 war er<br />

Regens. Dass heute unter uns Jesuiten alle<br />

Regenten seit 1970 mit uns feiern, und fast alle<br />

Rektoren, Superioren und Spirituäle gekommen<br />

sind, ist ein schönes Zeichen tiefer, auch durch<br />

stürmische Zeiten hindurch gewachsener Verbundenheit.<br />

Dem Ignatianischen Dreischritt von<br />

„Unterscheidung, Entscheidung und Entschiedenheit“<br />

gemäß wurde immer wieder versucht,<br />

das „sentire cum et in ecclesia“ in intellektueller<br />

Redlichkeit engagiert zu leben und der nachkommenden<br />

Generation im Blick auf Christus zu vermitteln.<br />

Ein Wort Papst Johannes XXIII., mit dem<br />

er seineAufgabe auf dem Stuhle Petri umschrieb,<br />

wurde mir 1980 aus Anlass meiner letzten<br />

Gelübde von den damaligen Canisianern mitgegeben.<br />

Es bewegte, Generationen übergreifend,<br />

16<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

die Herzen: „Wir sind nicht auf der Erde, um ein<br />

Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu<br />

pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für<br />

eine schöne Zukunft bestimmt ist.“<br />

Auch heute liegt solch ein weltweiter Garten vor<br />

uns, ja wir bilden ihn selbst. Uns trägt die Wurzel,<br />

möchte ich mit Paulus in seinem Brief an die<br />

Römer (10,18) voll Zuversicht sagen. Wissend,<br />

dass gemäß Johannes der Herr selbst der<br />

Weinstock ist und unser aller Vater der Winzer.<br />

Dass er abschneidet, was keine Frucht bringt und<br />

dass er reinigt, damit wir noch mehr Frucht bringen.<br />

Ja dass er dadurch verherrlicht wird, dass<br />

wir reiche Frucht bringen und seine Jünger werden<br />

(vgl. Jo 15). Dies wünsche ich uns und den<br />

kommenden Generationen hier im Collegium<br />

<strong>Canisianum</strong> AD MAIOREM DEI GLORIAM an<br />

diesem Festtag.<br />

Als persönlichen Delegaten von P. General<br />

Adolfo Nicolás SJ, der im Januar von der 35.<br />

Generalkongregation zum neuen Generaloberen<br />

der Gesellschaft Jesu gewählt wurde, darf ich<br />

nun den Assistenten der Zentral- und OsteuropäischenAssistenz,<br />

P.Adam Žak SJ, um das<br />

Grußwort bitten.<br />

P. Delegat Adam Žak SJ


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

17


18<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer<br />

Wofür schlägt mein Herz?<br />

Herz-Jesu und geistliche Lebenskultur<br />

Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer<br />

Logik des Herzens<br />

Nach Blaise Pascal (1623-1662) [1] gibt es nur<br />

zwei Arten Menschen, die man vernünftig nennen<br />

kann: „die, die Gott von ganzem Herzen<br />

dienen, weil sie ihn kennen, und die, die ihn<br />

von ganzem Herzen suchen, weil sie ihn nicht<br />

kennen.“ (Fr 194) Pascal ordnet den Glauben<br />

dem Herzen zu: „Dieser Art ist der Glaube,<br />

den Gott in das Herz senkt, und dazu ist der<br />

Beweis oft das Mittel, fides ex auditu; dieser<br />

Glaube aber wohnt im Herzen, er sagt nicht<br />

scio, sondern credo.“ (Fr 248)<br />

Nach Blaise Pascal befindet sich das „Herz“ in<br />

der Mitte, es verbindet Füße und Gehirn,<br />

Leidenschaft und Vernunft, Größe und Elend,<br />

Körper und Seele, Ich und Du usw. Er kennt<br />

eine eigene Logik des Herzens: „Das Herz hat<br />

seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt.“<br />

(Fr 277) „Es ist das Herz, das Gott spürt, und<br />

nicht die Vernunft. Das ist der Glaube: Gott<br />

spürbar im Herzen und nicht der Vernunft.“ (Fr<br />

278) „Wir erkennen die Wahrheit nicht nur<br />

durch die Vernunft, sondern auch durch das<br />

Herz.“ (Fr 282) Dabei war Pascal ein so<br />

berühmter Mathematiker, dass auch heutige<br />

Schüler bzw. Schülerinnen nicht an ihm vorbeikommen.<br />

Wie wichtig er für die Wissenschaft<br />

wurde, lässt sich daran erkennen, dass<br />

sie ohne Grundlagen der Wahrscheinlichkeit<br />

und ohne Pascalsches Dreieck schwerlich<br />

auskommt. Nicht unerwähnt sei, dass er 1642<br />

eine erste Rechenmaschine erfand. 1654<br />

jedoch ändert sich schlagartig das Verhalten<br />

von Pascal, nachzulesen im Buch unter „Das<br />

Memorial“: „FEUER. Gott Abrahams, Gott<br />

Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen<br />

und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden:<br />

Freude, Friede. Gott Jesu Christi.<br />

Deum meum et Deum vestrum.“ [2]<br />

Blaise Pascal ist also wichtig für die<br />

Mathematik, mehr noch durch die Tatsache,<br />

dass er das „Herz“ in die Mitte gerückt hat. Der<br />

Mensch ist mehr als eine Maschine. Es sind<br />

nicht nur Zahlen, die entscheidend sind. - Und<br />

damit hat Pascal eine wichtige Botschaft für<br />

die gegenwärtige Gesellschaft. Als<br />

Vermittlungsmedium zwischen den sich ausdifferenzierten<br />

Teilsystemen der Gesellschaft<br />

dienen immer seltener sprachliche Codes<br />

oder personale Kategorien. Diskursfähig werden<br />

Gesellschaft wie Kirche basal tangierende<br />

Themen erst über Kennziffern, Benchmarks<br />

und Rankings. Die in der Moderne notwendig<br />

gewordene generelle Übersetzung von<br />

Wirklichkeit in Zahlen, macht es aber unwahrscheinlich,<br />

dass alle Dimensionen von<br />

Wirklichkeit gleichermaßen kommuniziert werden.<br />

Das gilt für den Sport ebenso wie für<br />

Katastrophen und auch für die Kirche mit<br />

Seelsorge und Caritas. Etwas wird bedeutend,<br />

wenn es im Ranking weit oben steht. „Wie<br />

viele?“ steht vor dem „Wer?“ Teilweise sind<br />

dabei menschliche Zuwendung, Herzlichkeit<br />

und Barmherzigkeit noch einmal eingeordnet<br />

in Bürokratie, in die technologische Vernunft,<br />

in ökonomische Gesetze von Konsum, Kauf<br />

und Verkauf. Eine rein auf Funktionalität<br />

basierende Welt lässt den einzelnen Menschen<br />

den Kältetod sterben. Computer haben<br />

keine Seele, kein Herz. Logik und Mathematik<br />

können Totes festhalten, nicht aber<br />

Lebendiges verstehen. Die Logik des Herzens<br />

überwindet die Eindimensionalität ökonomischer<br />

und mathematischer Rationalität.<br />

Herz als Realsymbol<br />

Einer Anregung Hugo Rahners ist es zu danken,<br />

die von Karl Rahner im Kontext der Herz-<br />

Jesu-Verehrung entfaltete Theologie des<br />

Symbols in ihrer Bedeutung für das Gesamt-<br />

19


werk Karl Rahners zu sehen. [3] Für Karl<br />

Rahner ist „Herz“ im Gegensatz zu bloßen<br />

Gebrauchsworten ein Urwort, in dem das<br />

Ganze des menschlichen Daseins in Einheit<br />

vor der Trennung von Leib und Seele, Außen<br />

und Innen, Denken und Tun, Sein und<br />

Erscheinung, Wahrheit und Manifestation zum<br />

Ausdruck kommt. [4] Das menschliche Seiende<br />

ist notwendig symbolisch, d.h. es drückt sich<br />

notwendig aus, um zu sich selbst zu finden. [5]<br />

Der symbolische Ausdruck vermittelt das<br />

Seiende zu sich selbst. Im Unterschied zu<br />

bloßen Vertretungssymbolen (Chiffren, Signalen)<br />

ist ein Realsymbol die höchste und<br />

ursprünglichste Weise der Repräsentanz. - Im<br />

Herz als Realsymbol drückt sich aber der<br />

Mensch nicht bloß aus, er vermittelt sich im<br />

Ausdruck nicht bloß zu sich selbst, sondern im<br />

Herz überschreitet der Mensch seine eigenen<br />

Grenzen, er wird geöffnet auf den nicht mehr<br />

aussagbaren Grund Gottes hin. Es ist der<br />

„Punkt, an dem das Geheimnis des Menschen<br />

übergeht in das Geheimnis Gottes“. [6] Das<br />

Herz ist im Menschen die Kreuzung zwischen<br />

Horizontale und Vertikale. [7] – Das „Herz-<br />

Jesu“ – besonders das durchbohrte Herz - ist<br />

das sakramentale Symbol der sich selbst mitteilenden<br />

Liebe Gottes, die Grund und Geheimnis<br />

des menschlichen Daseins ist. Die<br />

Kirche stammt aus diesem Herzen („Ex corde<br />

scisso Ecclesia Christo ingata nascitur“). [8]<br />

Das Herz als Mitte<br />

Das Herz ist die Mitte, aber nicht im Sinne<br />

eines bloßen Punktes, sondern im Sinne einer<br />

existentiellen Beziehung. „Wenn einer Vorsteher<br />

wird, müssen alle nötigen Dinge da<br />

sein, ein Lehrhaus und Zimmer und Tische<br />

und Stühle, und einer wird Verwalter, und<br />

einer wird Diener und so fort. Und dann<br />

kommt der böse Widersacher und reißt das<br />

innerste Pünktlein heraus, aber alles andere<br />

bleibt wie zuvor, und das Rad dreht sich weiter,<br />

nur das innerste Pünktlein fehlt. Der Rabbi<br />

hob die Stimme: Aber Gott helfe uns, man darfʼs<br />

nicht geschehen lassen!“ (Rabbi Jizchak<br />

Meir) [9] Gott selbst ist diese innerste Mitte des<br />

Menschen. Er ist dem Menschen näher als<br />

dieser sich selbst nahe sein kann. Das Herz<br />

20<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

ist nach Karl Rahner der „Punkt, an dem das<br />

Geheimnis des Menschen übergeht in das<br />

Geheimnis Gottes“. Das Herz ist im Menschen<br />

die Kreuzung zwischen Horizontale und<br />

Vertikale. Große Heilige haben das so ausgedrückt:<br />

„Gott und die Seele“ (Augustinus) [10] ,<br />

„Gott allein genügt“ (Theresia von Avila) [11]<br />

Die gegenwärtige gesellschaftliche und kirchliche<br />

Situation ist von einer schleichenden<br />

Gottvergessenheit geprägt, auch unter aktiven,<br />

engagierten Katholiken, Theologen und<br />

Priester sind da nicht ausgenommen. Es kann<br />

zu einer leisen Verdunstung unserer personalen<br />

Gottesbeziehung kommen. Geistliches<br />

Leben und Gebet ist nicht selbstverständlich,<br />

was man bei allen sowieso voraussetzen<br />

kann. Es gibt vielfältige Formen der Verweigerung,<br />

der Abstumpfung und der Flucht.<br />

Theologisch sehe ich die Schwierigkeit, dass<br />

die konkrete, personale Gottesbeziehung aufgesogen<br />

wird von der Idealität und Abstraktion.<br />

Dem Problem des konkreten Gottesbewusstsein<br />

kommen wir nicht durch Abstraktion<br />

(Gott als Idee oder Postulat, zu dem man<br />

nicht beten kann), nicht durch Reduktion<br />

(Selbst, Gerechtigkeit, Intersubjektivität, Kosmos,<br />

Harmonie...) und auch nicht durch<br />

Regression bei. Auch eine rein negative<br />

Theologie, die von fernöstlichen Traditionen<br />

ihr Kriterium bezieht, wird der Frage der personalen<br />

Gottesbeziehung nicht gerecht.<br />

Geistliches Leben braucht den Mut, ein<br />

Einzelner zu sein. Ohne den Mut zur Stille,<br />

ohne positiv gelebte Einsamkeit ist das nicht<br />

möglich. Pascal ist der Meinung, „dass alles<br />

Unglück der Menschen einem entstammt,<br />

nämlich dass sie unfähig sind, in Ruhe allein<br />

in ihrem Zimmer bleiben zu können.“ [12] Eine<br />

positive Kultur der Einsamkeit ist Voraussetzung<br />

für jede schöpferische, geistige und<br />

geistliche Tätigkeit. „Es gibt keine freie<br />

Gesellschaft ohne Stille, ohne einen inneren<br />

und äußeren Bereich der Einsamkeit, in dem<br />

sich Freiheit entfalten kann.“ [13] Einsamkeit<br />

kann der Indikator für die unverwechselbare<br />

Freiheit des Einzelnen sein und zum Ort der<br />

Selbsterkenntnis werden, an der kein geistlicher<br />

Weg vorbeiführt. „Bete, dass deine<br />

Einsamkeit der Stachel werde, etwas zu finden,<br />

wofür du leben kannst, und groß genug,<br />

um dafür zu sterben.“ [14]


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Leidenschaft und Gelassenheit<br />

Die Botschaft vom Reich Gottes wird von<br />

Jesus als faszinierend, packend, anziehend<br />

erzählt. „Mit dem Himmelreich ist es wie mit<br />

einem Schatz, der in einem Acker vergraben<br />

war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber<br />

wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er<br />

alles, was er besaß, und kaufte den Acker.<br />

Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit<br />

einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.<br />

Als er eine besonders wertvolle Perle fand,<br />

verkaufte er alles, was er besaß und kaufte<br />

sie.“ (Mt 13,44-46) Die Heiligen waren samt<br />

und sonders leidenschaftliche Gottsucher:<br />

Augustinus spricht vom unruhigen Herzen,<br />

das ruhelos ist, bis es in Gott ruht, und selbst<br />

beim nüchternen Philosophen Hegel lesen wir,<br />

„dass nichts Großes in der Welt ohne Leidenschaft<br />

vollbracht worden ist.“ [15] Die Sehnsucht<br />

nach dem Glück in Gott, die Freude am<br />

Reich Gottes muss durch den Schmelztiegel<br />

der Armut, des Lassens: „Selig, die arm sind<br />

vor Gott.“ (Mt 5,3) Die Nachfolge Jesu ist verbunden<br />

mit dem Loslassen und Verlassen von<br />

Eltern, Frau, Kindern, Beruf und Besitz (Mt<br />

4,18-22par; Mt 16,24- 28par; Lk 14,25-27).<br />

Eine christologisch-pneumatologische Synthese<br />

verbindet die menschliche Sehnsucht<br />

und den Eros (desiderium, amor-appetitus)<br />

mit selbstvergessenem Dienst und Gelassenheit<br />

[16] . Ohne Leidenschaft, ohne liebende<br />

Hinwendung, ohne Eros für Gott zerfällt<br />

Nachfolge in asketische Peitschenknallerei, in<br />

Moralismus oder Idealismus. Liebe ist ja nicht<br />

zuerst finstere Pflichterfüllung oder geplagte<br />

Sorge und Fürsorge. Zuerst ist die Faszination<br />

und Selbstvergessenheit der Liebe hingerissenes<br />

Lob, feiernde Rühmung, Entzückung<br />

und das Glück des Festes.<br />

Diese Freude, diesen Eros, diese Faszination<br />

gilt es in seiner Dynamik in aktive Indifferenz,<br />

in das gelassene Tun, in die dienende Bereitschaft,<br />

in liebende Aufmerksamkeit, in Sich-<br />

Anvertrauen und in Kontemplation einzubergen.<br />

In dieser Synthese wird die monologische<br />

Struktur des Eros und der Sehnsucht<br />

aufgebrochen. Im Eros steckt ja auch die<br />

Versuchung wie der Gebrauch des anderen<br />

zur eigenen Befriedigung, die Vergewaltigung<br />

des anderen, die Ausbeutung für das eigene<br />

Vergnügen oder auch die Degradierung zur<br />

Ware. Der Eros kann sich selbst verfallen und<br />

zum Narzissmus verkommen. In der Sehnsucht<br />

steckt die Versuchung zur Sucht. Die<br />

leere Fixierung der Sehnsucht schlägt nach<br />

Kierkegaard in Schwermut, in die Krankheit<br />

zum Tod um. So verlangt die christliche Tradition<br />

die Läuterung des Eros, damit Achtung<br />

und Ehrfurcht vor der Unverfügbarkeit des<br />

anderen ihn begleiten. Gefordert ist eine<br />

Kultivierung, nicht jedoch ein rigoristisches<br />

Ausmerzen jeder Lust und Freude. Die<br />

Indifferenz und Gelassenheit ist kein auflösendes,<br />

resignierendes Geschehenlassen, keine<br />

reine Passivität. „Dies sei die erste Regel im<br />

Tun: Vertraue so auf Gott, als hinge der gesamte<br />

Erfolg der Dinge von dir, nicht von Gott<br />

ab; aber wende ihnen so alle Mühe zu, als<br />

würdest du nichts und Gott alles allein tun.“<br />

(Ignatius von Loyola) [17]<br />

Die Sehnsucht nach Gott, der Eros für das<br />

Reich Gottes, die Leidenschaft für die Seelsorge,<br />

aber auch die innere Freiheit sind<br />

gegenwärtig bei vielen Priestern gefährdet<br />

durch einen Mangel an geistlicher Lebenskultur,<br />

durch Überforderung und Resignation,<br />

durch Bürokratisierung. Einer der ersten, der<br />

sich kritisch mit der Bürokratisierung der<br />

deutschsprachigen Kirche auseinandergesetzt<br />

hat, war der im Februar 1945 von den<br />

Nazis hingerichtete Jesuit Alfred Delp. [18] Die<br />

Verbürgerlichung und Bürokratisierung führt<br />

zu einem Menschentyp, „vor dem selbst der<br />

Geist Gottes, man möchte sagen, ratlos steht<br />

und keinen Eingang findet, weil alles mit bürgerlichen<br />

Sicherheiten und Versicherungen<br />

verstellt ist.“ [19] Der Bürger ist für ihn „das<br />

ungeeignetste Organ des Heiligen Geistes.“<br />

[20] Und deswegen müssen der bürgerliche<br />

Lebensstil und die bürokratische Kirche<br />

unter das schöpferische und heilende Gericht<br />

der Anrufung des Hl. Geistes gestellt werden.<br />

[21] So kritisiert Delp massiv Selbstgenügsamkeit<br />

und Inzüchtigkeit im kirchlichen<br />

Leben. Die amtliche Kirche ist in seinen<br />

Weihnachtsbetrachtungen nicht an der Krippe<br />

zu finden. „Aber die Amtsstuben! Und die verbeamteten<br />

Repräsentanten. Und diese unerschütterlich<br />

– sicheren ‚Gläubigeʼ! Sie glauben<br />

an alles, an jede Zeremonie und jeden<br />

Brauch, nur nicht an den lebendigen Gott.“ [22]<br />

21


Delp schreibt von einer neuen Leidenschaft,<br />

die sich aus der äußeren Aufgabe und dem<br />

Wachstum des inneren Lichtes entzünden<br />

muss: „Die Leidenschaft des Zeugnisses für<br />

den lebendigen Gott; denn den habe ich kennen<br />

gelernt und gespürt. Dios solo basta, das<br />

stimmt. Die Leidenschaft der Sendung zum<br />

Menschen, der lebensfähig und lebenswillig<br />

gemacht werden soll.“ [23] Und es sind adventliche<br />

Gestalten, durch welche die Hoffnung<br />

wächst, die selbst Menschen der Hoffnung<br />

und der Verheißung sind. [24]<br />

Gib deinem Knecht ein hörendes Herz<br />

„Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz.“<br />

(1 Kön 3,9) Das ist die Bitte des Salomo auf<br />

die Aufforderung Gottes nachts im Traum in<br />

Gibeon, eine Bitte auszusprechen, die Gott<br />

ihm gewähren will. Das hörende Herz sieht er<br />

als Voraussetzung dafür, das Volk zu regieren<br />

und das Gute vom Bösen unterscheiden zu<br />

können. In den Weisungen der Wüstenväter<br />

ist die Dimension des Sehens angesprochen:<br />

„Der Mönch muss sein wie die Cherubim und<br />

Seraphim: ganz Auge!“ [25] Allen bekannt ist<br />

der Satz des Kleinen Prinzen: „Man sieht nur<br />

mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für<br />

die Augen unsichtbar.“ Beim hörenden Herz<br />

und beim sehenden Herzen geht es um<br />

Aufmerksamkeit und Wahrnehmung.<br />

Aufmerksamkeit weist einen Doppelcharakter<br />

auf: Aufmerksamsein bedeutet einerseits eine<br />

Aktivität unserer selbst; Leistung unserer<br />

Freiheit. Wir gehen über uns selbst hinaus in<br />

der Absicht, dass sich uns die Welt erschließen<br />

soll. Diese Intentionalität suspendiert<br />

sich aber zugleich selbst: „Das<br />

Hinausgehen über uns selbst geschieht in<br />

einem ursprünglichen Erleiden; einer Liebe,<br />

die ein Gehorchen ist. Das in der Aufmerksamkeit<br />

geschehende Uns-Überschreiten<br />

geschieht als eine Leistung und<br />

Anstrengung unserer selbst, aber als eine „negative<br />

Anstrengung“, als ein „effort negatif“ [26] .<br />

Aufmerksamkeit bedeutet ein Warten auf das<br />

andere als das Unverfügbare. Warten braucht<br />

Zeit. „Zeit brauchen heißt: nichts vorwegnehmen<br />

können, alles erwarten müssen, mit dem<br />

Eigenen vom andern abhängig sein.“ [27]<br />

22<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Aufmerksamkeit geschieht in der harrenden<br />

Geduld. „In dieser Einwilligung in das Bedürfen<br />

des anderen, deren Zeitigungssinn in<br />

einem Leerwerden von den eigenen Vorgriffen<br />

liegt, werde ich aber bereit für die Gabe, die im<br />

Ereignis des Sich-mir-Gebens des Anderen<br />

als des Anderen liegt. Der Sinn von Sein zeigt<br />

sich als die Gabe des ‚Gebensʼ, das nur seine<br />

Gabe gibt, sich selbst jedoch in solchem<br />

Geben verbirgt und entzieht.“ [28] Im Empfangen<br />

der Gabe empfange ich zugleich mich<br />

selbst als den, dem gegeben wird. Erst in der<br />

Freigabe an das Ereignis der Gabe des anderen<br />

finde ich auch zu mir selbst, darf ich in<br />

Wirklichkeit selbst sein.<br />

Herz und Vernunft<br />

Für Blaise Pascal und für Karl Rahner steht<br />

das Herz nicht für Unvernunft oder Irrationalität.<br />

Im Gegenteil: Im Herzen bündelt sich die<br />

Weisheit, die das Leben mit allen existentiellen<br />

Höhen und Tiefen auf Gott hin ausrichten<br />

kann. Für eine geistliche Lebenskultur heißt<br />

das: Der Seelsorger der Zukunft wird eine<br />

theologische Persönlichkeit sein, d.h. eine<br />

theologische Urteilskraft haben, oder er wird<br />

nicht mehr sein. Theologie ist denkerisch<br />

bewältigtes Leben im Angesicht Gottes. Es<br />

wäre fatal, wenn Seelsorger ihr Selbstverständnis<br />

aus den gerade üblichen Moden<br />

beziehen würden. Schon aus Selbstachtung<br />

des pastoralen Dienstes darf der Stil der denkerischen<br />

Auseinandersetzung nicht von<br />

außen her aufgezwungen werden. Das Feld<br />

ausschließlich den Humanwissenschaften zu<br />

überlassen, käme einer Bankrotterklärung des<br />

Glaubens und der Theologie gleich. Wichtig<br />

wäre, und das erwarten auch die Menschen<br />

von Priestern und Pastoralassistenten, dass<br />

sie geistige und geistliche Persönlichkeiten<br />

sind, deren Selbstbewusstsein aus der<br />

Wahrheit Gottes kommt. Was ist damit<br />

gemeint? Für eine theologische Persönlichkeit<br />

[29] steht die Frage nach Gott im Mittelpunkt<br />

des Nachdenkens. Sie ist von Gott, der<br />

alle Wirklichkeit bestimmt, angerührt, ergriffen,<br />

ja fasziniert. Dabei ist der Theologe ein<br />

Existenzdenker. In der Theologie ist die einmalige<br />

Lebensgeschichte wieder zu erkennen


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

und zu verantworten. Es wäre fatal, wenn<br />

wichtige Lebensbereiche tabuisiert und ausgeklammert<br />

werden, z. B. Leid, Schuld,<br />

Krankheit oder Tod. Es geht um eine geistige<br />

und geistliche Sensibilität, um die Teilnahme<br />

am Lebensdrama anderer, um das selbstlose<br />

Sich-Hineindenken. Eine theologische Persönlichkeit<br />

sollte vorleben, dass sie von der<br />

Gnade und vom Trost Gottes lebt.<br />

„Cor ad cor loquitur“ (John Henry Newman) [30]<br />

„Diese Spiritualität (in der Kirche der Zukunft)<br />

wird sich immer auf Jesus Christus, den<br />

Gekreuzigten und Auferstandenen als letzte<br />

siegreiche und irreversible Selbstzusage<br />

Gottes in geschichtlicher Greifbarkeit an die<br />

Welt beziehen, wird Nachfolge Jesu sein und<br />

von ihm und von der Konkretheit seines<br />

Lebens her eine Norm, ein inneres Strukturprinzip<br />

empfangen, das sich nicht mehr in<br />

eine theoretische Moral auflösen lässt; sie<br />

wird immer Annahme des Todesschicksals<br />

Jesu sein, der sich in seinem Tod ohne<br />

Rückversicherung und doch bedingungslos<br />

offen in den Abgrund der Unbegreiflichkeit<br />

Gottes und seiner unberechenbaren Verfügungen<br />

fallen ließ in dem Glauben, der<br />

Hoffnung und der Liebe, dass man so und<br />

nicht anders zur unendlichen Wahrheit,<br />

Freiheit und Seligkeit Gottes selber<br />

gelangt.“ [31] – Kann man wirklich einen<br />

Menschen lieben, der vor 2000 Jahren gelebt<br />

hat, der von uns durch den Graben der<br />

Geschichte, durch den Unterschied der Kultur<br />

und durch geographische Räume getrennt ist?<br />

Die Gefahr ist sicher groß, dass dieses<br />

Verhältnis der Liebe sich in Moral auflöst oder<br />

zu einer bloßen Idee verkümmert. Auch die<br />

Gefahr der Projektion ist nicht von der Hand<br />

zu weisen.<br />

Weil Gott ein Gott der Lebenden und Jesus<br />

der von Gott endgültig Gerettete, der<br />

Auferstandene ist und weil ein großer räumlicher<br />

und zeitlicher Abstand für Menschen, die<br />

lieben wollen, keine Unmöglichkeit für die<br />

Liebe bedeutet, können wir uns auf Jesus<br />

absolut in bedingungsloser Liebe einlassen<br />

und ihm vertrauen. Weil der räumliche und<br />

zeitliche Abstand eingebunden ist in den<br />

fundamentaleren Unterschied zwischen den<br />

Personen, deren Differenz nicht Hindernis,<br />

sondern Voraussetzung für die Einheit der<br />

Liebe in Unterschiedenheit ist, kann man<br />

„Jesus in wahrer, echter, unmittelbarer Liebe<br />

als ihn selbst lieben.“ (Karl Rahner) [32] Dabei<br />

ist es nicht unsere eigene Initiative, sondern<br />

die Initiative Jesu, der uns die Liebe und<br />

Freundschaft zu ihm ermöglicht. Er ist in dieser<br />

Liebe das „universale concretum“, dem wir<br />

in personaler Liebe nachfolgen können.<br />

Aus den Exerzitien des Ignatius [33] spricht<br />

nicht vordergründig der Ton der Freundschaft,<br />

sondern eher einer der Strenge, der Kürze<br />

und der Unpersönlichkeit. Die Glut des<br />

Gehalts ist verborgen und verhüllt. Ignatius<br />

versteht sich eher als apostolischen Gefährten<br />

und Christus meist als den Herrn und als den<br />

König. Von seiner Biographie her ist es eine<br />

durchaus erstrebenswerte und positive<br />

Aufgabe, am Hof als „Knecht“ zu dienen. So<br />

sind auch Knechtsein und Freundschaft kein<br />

absoluter Gegensatz. Auch wenn das Verhältnis<br />

zu Christus vorwiegend als zum Herrn<br />

beschrieben wird, gibt es ein Gefälle auf<br />

Freundschaft hin, wenn er den Dialog mit<br />

Jesus als Gespräch mit einem Freund<br />

umschreibt: „Das Gespräch wird mit richtigen<br />

Worten gehalten, so wie ein Freund mit seinem<br />

Freunde spricht oder ein Knecht zu seinem<br />

Herrn, bald um eine Gnade bittend, bald<br />

sich wegen eines begangenen Fehlers anklagend,<br />

bald seine Anliegen mitteilend und dafür<br />

Rat erbittend.“ (EB 54) Und wir dürfen in den<br />

Exerzitien „betrachten das Trösteramt, das<br />

Christus Unser Herr ausübt, und damit vergleichen<br />

die Art, wie ein Freund seinen Freund<br />

zu trösten pflegt.“ (EB 224) Die Exerzitien sind<br />

durchaus die Einübung in eine Freundschaft.<br />

Es geht um das Vertraut-Werden mit dem<br />

Herrn wie um die Einübung in die „Gesinnung,<br />

die dem Leben in Christus entspricht“ (Phil<br />

2,3), um das Erspüren der Gestaltwerdung<br />

Jesu in uns. In der Begegnung mit Jesus, in<br />

der Zwiesprache mit ihm kristallisiert sich das<br />

Bild und Gleichnis Gottes in mir heraus.<br />

Die Freundschaft mit Jesus ist für Papst<br />

Benedikt XVI. charakteristisch für einen<br />

erwachsenen Glauben: Wer erwachsen<br />

glaubt, ist nicht mehr infantil und auch nicht<br />

pubertär. Infantil ist der, der es sich mit keinem<br />

23


vertun will, weil er Angst vor Liebes- und<br />

Sympathieentzug hat uns sich nicht getraut,<br />

jemandem zu widersprechen. Infantile vermeiden<br />

in ihrer Suche nach Harmonie jeden eigenen<br />

Standpunkt. Sie gehen ständig Symbiosen<br />

ein, sind jedoch unfähig zu<br />

Beziehungen unter freien und erwachsenen<br />

Menschen. Pubertär sind bloße Neinsager.<br />

Das Nein ist nekrophil, wenn es aus dem Hass<br />

oder aus einer hochmütigen Abwehrreaktion<br />

kommt. Erwachsen sind auch nicht die<br />

Wendehälse. Die Wendehälse sind überall<br />

dabei, die Widersprüche gehören zum<br />

System. Ja und Nein verkommen zu einer<br />

Frage des Geschmacks und der Laune,<br />

Leben oder Tod wird zur Frage des besseren<br />

Durchsetzungsvermögens, Wahrheit oder<br />

Lüge eine Frage der besseren Taktik, Liebe<br />

oder Hass eine Frage der Hormone, Friede<br />

oder Krieg eine Frage der Konjunktur. Im<br />

Zeitalter des kulturellen Pluralismus neigen<br />

nicht wenige dazu, die widersprüchlichsten<br />

Auffassungen im Bereich der Ethik oder<br />

Religion gelten zu lassen.<br />

Für einen erwachsenen Glauben ist die<br />

Freundschaft mit Jesus zentral: „Erwachsen<br />

ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode<br />

und der letzten Neuheit folgt; erwachsen und<br />

reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft<br />

mit Christus verwurzelt ist. Diese<br />

Freundschaft macht uns offen gegenüber<br />

allem, was gut ist und uns das Kriterium an die<br />

Hand gibt, um zwischen wahr und falsch, zwischen<br />

Trug und Wahrheit zu unterscheiden.<br />

Diesen erwachsenen Glauben müssen wir reifen<br />

lassen, zu diesem Glauben müssen wir<br />

die Herde Christi führen. Und dieser Glaube -<br />

der Glaube allein - schafft die Einheit und verwirklicht<br />

sich in der Liebe.“ (Benedikt XVI.)<br />

Selig die Barmherzigen<br />

„Er sah ihn und ging weiter“, so heißt es vom<br />

Priester und Leviten, die am Wegrand den<br />

Halbtoten liegen sehen, aber nicht helfen (Lk<br />

10,31.32). Menschen sehen und doch übersehen,<br />

Not vorgeführt bekommen und doch<br />

ungerührt bleiben, das gehört zu den<br />

Kälteströmen der Gegenwart. – Im Blick der<br />

Anderen, gerade des armen Anderen erfahren<br />

24<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

wir den Anspruch: Du darfst mich nicht gleichgültig<br />

liegen lassen, du darfst mich nicht verachten,<br />

du musst mir helfen. Jesus lehrt nicht<br />

eine Mystik der geschlossenen Augen, sondern<br />

eine Mystik der offenen Augen und damit<br />

der unbedingten Wahrnehmungspflicht für das<br />

Leid anderer. Jesu Sehen führt in menschliche<br />

Nähe, in die Solidarität, in das Teilen der Zeit,<br />

das Teilen der Begabungen und auch der<br />

materiellen Güter. „Für alle, die in den karitativen<br />

Organisationen der Kirche tätig sind,<br />

muss kennzeichnend sein, dass sie nicht bloß<br />

auf gekonnte Weise das jetzt Anstehende tun,<br />

sondern sich dem anderen mit dem Herzen<br />

zuwenden. Ein sehendes „Herz sieht, wo<br />

Liebe Not tut und handelt danach.“ [34] „Ich<br />

muss ein Liebender werden, einer, dessen<br />

Herz der Erschütterung durch die Not des<br />

anderen offen steht. Dann finde ich meinen<br />

Nächsten, oder besser: dann werde ich von<br />

ihm gefunden.“ [35]<br />

So sehr auch manche Kritik an der bloßen<br />

Barmherzigkeit (ohne oder gegen die Gerechtigkeit)<br />

berechtigt sein mag, so ist doch<br />

auch die Kehrseite der Medaille zu beachten.<br />

Wenn Mitleid und Barmherzigkeit eigentlich<br />

nicht sein sollen und dieses Urteil allmählich<br />

ins Bewusstsein aller einsickert, dann entspringen<br />

neue Kälteströme (Ernst Bloch). Der<br />

Kult des schönen, starken, gesunden und<br />

erfolgreichen Lebens macht die Erbarmungslosigkeit<br />

zum Prinzip und führt am Ende den<br />

Sozialdarwinismus in jeden Lebensbereich<br />

ein. Es gibt keine Sorge mehr für die, denen<br />

der Atem ausgeht; die Alten, Kranken, Behinderten<br />

werden ihrem eigenen Schicksal<br />

überlassen und aus dem öffentlichen Blickfeld<br />

verbannt. Ein isoliertes Leistungs- und Erfolgsdenken,<br />

der Kult der Tüchtigkeit verkehrt<br />

sich in Rücksichtslosigkeit. In der Evolution<br />

als gesellschaftliches Prinzip herrscht das<br />

Recht des Stärkeren, bei dem die Kleinen von<br />

den Großen gefressen werden. Eine optimistische<br />

Rede vom Menschen in der Aufklärung<br />

vergisst die Opfer der Geschichte, denen<br />

keine Gerechtigkeit mehr widerfahren kann.<br />

Die Flucht ins System kennt nur noch ein<br />

Phantombild „Mitmensch“, eine allgemeine<br />

Philanthropie, sie hält aber den Blick des konkreten<br />

Menschen in der Not nicht aus.


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Was gehört zur Barmherzigkeit? Zunächst ist<br />

es eine liebende, offene, wahrnehmende und<br />

hörende Aufmerksamkeit, welche das Leiden<br />

anderer sehen und es sich zu Herzen gehen<br />

lässt. Eine solche Aufmerksamkeit setzt ein<br />

leidenschaftliches Interesse für den Menschen<br />

voraus. Erst durch diese Gesinnung<br />

wird der Nächste zum Nächsten. Sonst bleibt<br />

der äußerlich Nahe fremd und auf Distanz.<br />

Barmherzigkeit kann nicht erzwungen werden.<br />

Sie äußert sich spontan und frei. Die Freiheit<br />

der Barmherzigkeit steht auch für die Absichtslosigkeit<br />

der Zuwendung. Sie wird pervertiert<br />

zu Lieblosigkeit und Kälte, wenn sie<br />

nicht um ihrer selbst willen geschieht, sondern<br />

mit Verzweckung, mit Berechnung, mit<br />

Gegenerwartungen und Geschäften (auch im<br />

religiösen Sinn) verbunden ist. Barmherzigkeit<br />

bleibt in Gesinnung und Tat arm: Der Geber<br />

stellt sich selbst nicht in den Mittelpunkt, er<br />

zieht nicht die Aufmerksamkeit auf sich, er will<br />

sogar zugunsten der Tat übersehen werden<br />

und zieht sich zurück. Es geht nicht um eine<br />

gönnerische Großzügigkeit, die an der Leine<br />

hält und Applaus bzw. Dankbarkeit erwartet.<br />

Echte Barmherzigkeit kennt keine Gegenforderungen<br />

und schafft keine Abhängigkeiten.<br />

An dieser Armut unterscheidet sich<br />

letztlich wahre Liebe von „lebensweisem<br />

Egoismus“ [36] Alles andere wäre für den<br />

Empfangenden eine Demütigung.<br />

Ein Herz und eine Seele: Spiritualität der<br />

Gemeinschaft<br />

Nicht selten sind es die Summarien der<br />

Apostelgeschichte, die als Ideal kirchlicher<br />

Gemeinschaft vor Augen geführt werden:<br />

„Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten<br />

eine Gemeinschaft und hatten alles<br />

gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und<br />

gaben allen davon, jedem so viel, wie er nötig<br />

hatte. Tag für Tag verharrten sie einmütig im<br />

Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot<br />

und hielten miteinander Mahl in Freude und<br />

Einfalt des Herzens.“ (Apg 2,44-46) „Die<br />

Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und<br />

eine Seele. Keiner nannte etwas von dem,<br />

was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten<br />

alles gemeinsam. Mit großer Kraft legten<br />

die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung.“<br />

(Apg 4,32f.) [37]<br />

Beim Hören dieser idealen Zustände kommen<br />

dann rasch der Frust über die gegenwärtigen<br />

Zustände, die Enttäuschung über die real existierende<br />

Kirche, die Aggression gegenüber<br />

den verantwortlichen Personen und Institutionen.<br />

Wenn wir die Apostelgeschichte insgesamt<br />

lesen und von ihr her unsere kirchlichen<br />

Erfahrungen deuten, so kommen viele Parallelen:<br />

„Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung,<br />

so dass sie (Paulus und Barnabas)<br />

sich voneinander trennten.“ (Apg 15,39).<br />

Wenn wir die Zeugnissen der ersten Gemeinden<br />

genauer anschauen, so gibt es da<br />

Machtfragen, Drangsale, Konflikte, Auseinandersetzungen,<br />

Eifersucht, Neid, Zu-kurz-Kommen,<br />

Kleiderfragen, Ritusstreitigkeiten, Genderthemen,<br />

Probleme mit der Gemeindeordnung,<br />

mit der Prophetie, Auseinandersetzungen<br />

um Ehe und Ehebruch, Individualisierungstendenzen,<br />

Geld und Solidarität, Glaubensfragen<br />

usw. Es gibt Tratsch auf dem<br />

Areopag (Apg 17,21), dann wird Mut zugesprochen<br />

(Apg 16,40), da gibt es das Stärken<br />

der Brüder (Apg 18,23). Beim Abschied fielen<br />

alle Paulus um den Hals, brachen in Weinen<br />

aus und küssten ihn (Apg 20, 36-38)<br />

Die konkrete Kirche ist wie die Urgemeinde<br />

und die ersten Gemeinden des Paulus nicht<br />

eine Gemeinschaft von ausschließlich Gesunden<br />

und Reifen, sondern eine höchst<br />

gemischte Gesellschaft. So sind auch die real<br />

existierenden Gemeinschaften kein idealistisches<br />

Paradies. Die ideale Kommunikation<br />

gehört dem Gespensterreich an. In der konkreten<br />

Wirklichkeit gibt es gestörte, zerstörende<br />

und zerstörte Beziehungen, Behinderungen,<br />

Belastungen, Kränkungen, Machtverhältnisse<br />

im Miteinander. Da ist die Sehnsucht<br />

nach Beheimatung und die Beziehungslosigkeit<br />

in der Realität. Oder noch schlimmer:<br />

die anderen sind die Hölle. Die neurotischen<br />

Verzerrungen und Behinderungen sind bei<br />

Paulus Material der Communio. Er rühmt sich<br />

seiner Schwächen (2 Kor 12,9; 1 Kor 1,18-31).<br />

Es wäre gerade die Herausforderung, mit den<br />

Licht- und mit den Schattenseiten, mit den<br />

Rosen und Neurosen beziehungsreich umzugehen.<br />

25


Johannes Paul II. skizziert in seinem Apostolischen<br />

„Novo millennio ineunte“ vom 6.1.2001<br />

eine Spiritualität der Gemeinschaft: „Die<br />

Kirche zum Haus und zur Schule der<br />

Gemeinschaft machen, darin liegt die große<br />

Herausforderung. …Vor der Planung konkreter<br />

Initiativen gilt es, eine Spiritualität der<br />

Gemeinschaft zu fördern. … Spiritualität der<br />

Gemeinschaft bedeutet vor allem, den Blick<br />

des Herzens auf das Geheimnis der<br />

Dreifaltigkeit zu lenken, das in uns wohnt und<br />

dessen Licht auch auf dem Angesicht der<br />

Brüder und Schwestern neben uns wahrgenommen<br />

werden muß. Spiritualität der Gemeinschaft<br />

bedeutet zudem die Fähigkeit, den<br />

Bruder und die Schwester im Glauben in der<br />

tiefen Einheit des mystischen Leibes zu<br />

erkennen, d.h. es geht um „einen, der zu mir<br />

gehört“, damit ich seine Freuden und seine<br />

Leiden teilen, seine Wünsche erahnen und<br />

mich seiner Bedürfnisse annehmen und ihm<br />

schließlich echte, tiefe Freundschaft anbieten<br />

kann. Spiritualität der Gemeinschaft ist auch<br />

die Fähigkeit, vor allem das Positive im anderen<br />

zu sehen, um es als Gottesgeschenk<br />

anzunehmen und zu schätzen: nicht nur ein<br />

Geschenk für den anderen, der es direkt empfangen<br />

hat, sondern auch ein „Geschenk für<br />

mich“. Spiritualität der Gemeinschaft heißt<br />

schließlich, dem Bruder „Platz machen“ können,<br />

indem „einer des anderen Last trägt“ (Gal<br />

6,2) und den egoistischen Versuchungen<br />

widersteht, die uns dauernd bedrohen und<br />

Rivalität, Karrierismus, Misstrauen und Eifersüchteleien<br />

erzeugen. Machen wir uns keine<br />

Illusionen: Ohne diesen geistlichen Weg würden<br />

die äußeren Mittel der Gemeinschaft<br />

recht wenig nützen. Sie würden zu seelenlosen<br />

Apparaten werden, eher Masken der<br />

Gemeinschaft als Möglichkeiten, dass diese<br />

sich ausdrücken und wachsen kann.“ [38]<br />

Geistliche Lebenskultur<br />

Willi Lambert nennt in seinem neuen Buch<br />

„Zeiten zum Aufatmen. Seelsorge und christliche<br />

Lebenskultur“ ein Alphabet „christlicher<br />

Lebenskultur“: Adventszeit, Askese, Beichte,<br />

Bibel, Bilder, Bräuche, Caritas, Diakonie,<br />

Ethik, Europa-Kultur, Exerzitien, Familie,<br />

26<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Fastenzeit, Friedhöfe, Gebet, Gefängnisseelsorge,<br />

Gerechtigkeit, Gewissenserforschung,<br />

Gospelsongs, Heilige, Internationalität, Katakomben,<br />

Kathedralen, Kindergärten, Krankenhäuser,<br />

Kirchenkunst, Klöster, Kontemplation,<br />

Liedgut, Liturgie, Märtyrer, Moral, Musik,<br />

Nächstenliebe, Ordensleben, Ostern, Pädagogik,<br />

Rom und tausend andere Orte, Rosenkranz,<br />

Schulen, Sternsinger, Telefonseelsorge,<br />

Tugenden, Universitäten, Vereine,<br />

Versöhnung, Weihnachten, weltweit operierende<br />

Hilfswerke, Woche des Lebens, Zehn<br />

Gebote … [39]<br />

Christliche Lebenskultur ist nicht nur eine<br />

Sache eines innersten Auftrages. Im Buch der<br />

Weisheit werden die Menschen aufgefordert,<br />

Maß zu nehmen an dem, der ein „Liebhaber<br />

des Lebens“ ist, an Jahwe selber. Das betrifft<br />

die persönliche Lebensgestaltung aus dem<br />

Evangelium Jesu Christi heraus. Das betrifft<br />

das Verhältnis von Arbeit und Erholung, von<br />

Spiritualität und Muße, von Freizeit und musischen<br />

Interessen, von Anspannung und<br />

Lösung, von Belastung, Stress und Entlastung.<br />

Christliche Lebenskultur ist eine<br />

Frage des Essens und Trinkens, des Schlafes<br />

und der Bewegung, der Einsamkeit und der<br />

Beziehung. Die Gestaltung kennt mehrere<br />

Kreise, die Primärbeziehungen, das berufliche<br />

Umfeld, die kirchliche, die gesellschaftliche<br />

und die politische Ebene. Nicht zuletzt gehört<br />

ein ökologisch verantwortlicher Umgang mit<br />

der Umwelt dazu. All da entwickeln wir<br />

„Üblichkeiten“, Bräuche, Gewohnheiten,<br />

Regeln, Lebensphilosophien, all da ziehen wir<br />

Hilfen heran, die zu einer Kultur gehören oder<br />

etwas über meine Verwahrlosung und Un-<br />

Kultur sagen.<br />

Es ist eine Frage der Zukunftsfähigkeit der<br />

Kirche und in ihr auch der Priester, ob es uns<br />

gelingt, eine Lebenskultur aus dem Evangelium<br />

neu zu gestalten, eine Sozialform des<br />

Glaubens zu finden, in der es ein entkrampfteres<br />

Verhältnis zwischen Priestern und Laien<br />

gibt, gelöste Beziehungen zwischen Frauen<br />

und Männern, innerlich freier in der Offenheit<br />

und Gastfreundschaft für suchende Menschen,<br />

nicht zu sehr mit uns selbst und den<br />

eigenen Problemen beschäftigt.<br />

Die evangelischen Räte stellen eine Lebenskultur<br />

aus dem Evangelium heraus dar. Dies


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

sicher nicht eindeutig, weil sie ja auch<br />

Ausdruck von Unkultur, Lebensfeindlichkeit,<br />

Freiheitsverweigerung, Wirklichkeitsflucht und<br />

Beziehungslosigkeit sein können. Aber sie<br />

sind in ein dynamisches Bezugsfeld eingebunden.<br />

Sie sind hinein genommen in vielfältige<br />

Formen zwischenmenschlicher Kommunikation<br />

wie gegenseitige Annahme und<br />

Freigabe, Wahrnehmung, Einsatz, Solidarität,<br />

Kampf, Beanspruchung und Kritik, sie sind<br />

Verwirklichung der Liebe und Freiheit und<br />

nehmen zugleich an diesen ihr Maß. [40]<br />

Manfred Scheuer, Bischof von Innsbruck<br />

[1] Blaise Pascal, Über die Religion und über einige<br />

andere Gegenstände (Pensées), übertragen<br />

und herausgegeben von E. Wasmuth,<br />

Lambert Schneider; Heidelberg 1946; vgl.<br />

dazu Winfried Hover, Der Begriff des Herzens<br />

bei Blaise Pascal. Gestalt, Elemente der<br />

Vorgeschichte und der Rezeption im 20.<br />

Jahrhundert, Friedingen a. D. 1993.<br />

[2] Pensées 248.<br />

[3] Hugo Rahner, Eucharisticon fraternitatis, in:<br />

Gott in Welt 2, 895-899, hier 897; Karl Rahner,<br />

Ecclesia ex latere Christi (unveröffentl. Diss.)<br />

Innsbruck 1936; zur Herz-Jesu-Verehrung: III,<br />

379-415; VII, 481-508; XVI, 405-420; Sendung<br />

und Gnade 517-550; zur Theologie des<br />

Symbols: IV, 275-311; Art. Herz, in: HThG 2,<br />

328-336; A. Callahan, Karl Rahners Spirituality<br />

of the Pierced Heart. A Reinterpretation of<br />

Devotion to the Sacred Heart, Lanhan - New<br />

York - London 1985.<br />

[4] Vgl. Schriften zur Teologie III, 381.<br />

[5] Schriften zur Theologie IV, 278; vgl. X, 422.<br />

[6] VII, 485; vgl. III, 382.<br />

[7] VII, 137.<br />

[8] Sendung und Gnade 538.<br />

[9] Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim,<br />

Zürich 101987,830.<br />

[10] Aurelius Augustinus, Selbstgespräche, Von<br />

der Unsterblichkeit der Seele. Lat. u. dt.<br />

Gestaltung d. lat. Textes von H. Fuchs. Einf.,<br />

Übertr., Erl. u. Anm. von H. Müller, München -<br />

Zürich 1986,47.1 (S 18f.).<br />

[11] Theresia von Jesu, Sämtliche Schriften, übersetzt<br />

und bearbeitet v. A. Alkofer, Bd.V, 342.<br />

[12] Blaise Pascal, Pensées Fr 139.<br />

[13] Herbert Marcuse, Über Revolte, Anarchismus<br />

und Einsamkeit, Frankfurt a. M. 1969, 43.<br />

[14] Dag Hammarsjöld, Zeichen am Weg,<br />

München 1967, 51.<br />

[15] WW (Glockner) 11,52.<br />

[16] Vgl. Hans Urs von Balthasar, Herrlichkeit. Eine<br />

theologische Ästhetik III/l, Einsiedeln 1965;<br />

Jörg Splett, Leben als Mit-Sein. Vom trinitarisch<br />

Menschlichen, Frankfurt a. M. 1990, 103.<br />

[17] Thesaurus spiritualis Societatis Jesu, Vatikan<br />

1948, 480. Vgl. dazu Hugo Rahner, Ignatius<br />

von Loyola als Mensch und Theologe,<br />

Freiburg 1964, 230ff.<br />

[18] Vgl. dazu Gotthard Fuchs, Der Bürokratisierungs-Gegner,<br />

in: Die Furche 38 (20.<br />

September 2007) 10.<br />

[19] Alfred Delp, Gesammelte Schriften IV: Aus<br />

dem Gefängnis, Frankfurt 1985, 299. Zur<br />

Verbürgerlichung vergleiche auch<br />

Gesammelte Schriften IV, 159.170.<br />

[20] Ges. Schriften IV, 212.<br />

[21] Ges. Schriften IV, 298f.<br />

[22] Ges. Schriften IV, 212.<br />

[23] Ges. Schriften IV, 83.<br />

[24] Ges. Schriften IV, 155.<br />

[25] Weisung der Väter. Apophthegmata Patrum,<br />

auch Gerontikon oder Alphabeticum genannt<br />

(Einl. W. Nyssen, Übers. B. Miller) Trier 1980,<br />

Nr.166.<br />

[26] Simone Weil, Réflexions sur le bon usage des<br />

études scolaires en vue de lʼamour de Dieu,<br />

in: Attente de Dieu, Paris 1950, 71-80.<br />

[27] Bernhard Casper, Das Ereignis des Betens.<br />

Grundlinien einer Hermeneutik des religiösen<br />

Geschehens, München 1998, 26.<br />

[28] Martin Heidegger, Vier Seminare, Frankfurt<br />

1977, 102; Jean-Luc Marion, Réduction et<br />

donation. Recherches sur Husserl, Heidegger<br />

et la phénoménologie, Paris.<br />

[29] Vgl. dazu: Karl Rahner, Zur Reform des<br />

Theologiestudiums (QD 41), Freiburg – Basel<br />

– Wien 1969; Klaus Demmer, Zumutung aus<br />

dem Ewigen, Gedanken zum priesterlichen<br />

Zölibat, Freiburg i. B. 1991, 54-57.<br />

[30] Newmans Wappenspruch als Kardinal steht<br />

z.B. in: Ausgewählte Werke Newmans (Mainz<br />

1951-1969) II/III, 685,702,739.<br />

27


[31] Karl Rahner, Elemente der Spiritualität in der<br />

Kirche der Zukunft, in: Schriften zur Theologie<br />

XIV, 368-381, hier 370.<br />

[32] Karl Rahner, Was heißt Jesus lieben?<br />

Freiburg 1982, 25. Die Freundschaft mit Jesus<br />

ist fundamental für das Verständnis vom<br />

Gebet bei Teresa von Avila: „Meiner Ansicht<br />

nach ist das innerliche Gebet nichts anderes<br />

als ein Freundschaftsverkehr, bei dem wir uns<br />

oft im geheimen mit dem unterreden, von dem<br />

wir wissen, dass er uns liebt.“ (Das Leben.<br />

Erster Band der sämtlichen Schriften, hg. von<br />

Alois Alkofer, München 61984, 8,5). „Mit ihm<br />

kann ich reden wie mit einem Freund, obwohl<br />

er doch der Herr ist.“ (a.a.O. 37,6)<br />

[33] Ignatius von Loyola, Die Exerzitien. Übertragen<br />

von Hans Urs von Balthasar, Einsiedeln<br />

1954. Wir zitieren im Folgenden das Exerzitienbuch<br />

(=EB) im Text.<br />

[34] Benedikt XVI., Deus Caritas est 31.<br />

[35] Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., Jesus von<br />

Nazareth. Erster Teil: Von der Taufe im Jordan<br />

bis zur Verklärung, Freiburg iB. 2007, 237.<br />

28<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

[36] Karl Rahner, Wer ist dein Bruder? Freiburg i.<br />

B. 1981, 40.<br />

[37] Diese Summarien sind in den Ordensregel<br />

aufgegriffen, z.B. Regeln des heiligen Basilius,<br />

in: Hans Urs von Balthasar, Die großen<br />

Ordensregel, Einsiedeln 1974, 81 (Gr. R Nr.<br />

7); 87 (Kl. R 85); Augustinus, Regel Kap. 1-2,<br />

in: Die großen Ordensregeln 161f.; Regula<br />

Benedicti. Die Benediktusregel. Lateinisch/<br />

Deutsch, hg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz,<br />

Beuron 4 2005, 33,6; 34,1; 55,20.<br />

[38] Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben<br />

„Novo millennio ineunte“, Rom 2001, Nr. 43.<br />

[39] Willi Lambert, Zeiten zum Aufatmen.<br />

Seelsorge und christliche Lebenskultur, Mainz<br />

2008, 43.<br />

[40] Vgl. Andreas Knapp, Brennender als Feuer.<br />

Geistliche Gedichte. Mit einem Essay von<br />

Manfred Scheuer, Würzburg 2004, 12-14.


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

S. Exz. Erzbischof Dr. Edmond Farhat<br />

Apostolischer Nuntius in Österreich<br />

Predigt am Herz-Jesu-Fest,<br />

Innsbruck, 30.5.08<br />

aus Anlass der 150-Jahrfeier des Nikolai-<br />

Hauses / Collegium <strong>Canisianum</strong><br />

S. Exz. Erzbischof Dr. Edmont Farhat<br />

„Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen,<br />

die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten:<br />

Er will uns dem Tod entreißen und in der<br />

Hungersnot unser Leben erhalten” (Eröffnungsvers<br />

Herz-Jesu-Messe)<br />

Hochwürdigster Herr Bischof!<br />

Hochwürdiger Pater Regens!<br />

Hochwürdige Mitbrüder im geistlichen Amt!<br />

Liebe Konviktoren! Liebe Canisianer!<br />

Wenn wir uns heute hier im Collegium<br />

<strong>Canisianum</strong> am Herz-Jesu-Fest versammeln,<br />

150 Jahre nach seiner Gründung, haben wir<br />

Recht und Grund, diesen Vers zu wiederholen.<br />

Ja, der Ratschluss des Herrn bleibt ewig und die<br />

Pläne seines Herzens überdauern die Zeit. Was<br />

die Zeit überdauert, ist die Anwesenheit Gottes,<br />

seine Shekinah unter uns, seine Liebe. Die erste<br />

Lesung vom Buch Deuteronomium erinnert uns<br />

daran, dass „unser Gott sein Volk ausgewählt<br />

hat, nicht weil ihr zahlreicher als die anderen<br />

Völker wärt, sondern weil der Herr euch liebt und<br />

weil er treu zu seinem Schwur ist“.<br />

Ich glaube, alle Canisianer, Altkonviktoren und<br />

Konviktoren, hier Anwesende oder in der ganzen<br />

Welt seelsorglich Wirkende, können den Vers<br />

des Deutoronomium wiederholen und dem Herrn<br />

für seinen Ratschluss und seine Liebe danken.<br />

Ihr feiert 150 Jahre des Bestehens eueres<br />

berühmten Konvikts. Mit euch fühlen wir uns in<br />

die Gemeinschaft euerer Vorgänger, Professoren<br />

und Studenten, der lebenden und der verstorbenen<br />

gezogen. Wenn wir heute zurück in die<br />

Vergangenheit schauen, bemerken wir, wie fest<br />

und klar der Ratschluss des Herrn bestanden hat.<br />

Uns nicht nur dem Tod zu entreißen, nicht nur die<br />

Hungersnot unseres Lebens zu stillen, ist er<br />

gekommen, sondern vielmehr hat er uns gelehrt,<br />

„einander zu lieben, denn die Liebe ist aus Gott,<br />

und jeder, der liebt, stammt von Gott“, sagt der<br />

Apostel Johannes in der zweiten Lesung (1 Joh<br />

4,4-5). Der Vater im Himmel hat durch Jesus,<br />

seinen einzigen Sohn, seine Liebe offenbart, so<br />

dass im Sohn allen Menschen die Liebe Gottes<br />

offenbar wird (cf. Mt 11,25-30). Wenn im Alten<br />

Testament von Gott als Gott und Herr gesprochen<br />

wird und darauf gedrängt wird, auf den<br />

Bund zu achten, so wird im Neuen Testament<br />

offenbart, dass Gott selbst zuerst geliebt hat,<br />

denn er ist die Liebe. Die Liebe hat in der<br />

menschlichen Befindlichkeit einen Sitz, das Herz.<br />

Das Herz initiiert die Aktivität des Körpers, umfasst<br />

die Vernunft und zusammen suchen beide,<br />

Gott als Liebe den Menschen zu offenbaren.<br />

Gott hat die Menschen sosehr geliebt, dass er<br />

uns seinen Sohn gesandt hat, den wir im Heiligen<br />

Geist erkennen und lieben können, und zwar<br />

zusammen, in der Gemeinschaft, in der<br />

Communio, der Kirche. Dazu bedarf es der<br />

Ausdauer und Geduld, der Unterscheidung und<br />

Synergie von Herz und Vernunft, von Glauben<br />

und Wissenschaft, um die eigene Berufung zu<br />

überprüfen. In diesem Bewusstsein haben die<br />

Jesuiten vor 150 Jahren dieses Konvikt gegründet<br />

und ihm später den Namen des großen<br />

Kirchenlehrers und Katecheten Petrus Canisius<br />

gegeben, um „beherzt, würdevoll und nüchtern<br />

die Wahrheit zu verteidigen“, und sie haben dieses<br />

Collegium <strong>Canisianum</strong> programmatisch<br />

unter den Schutz des Heiligsten Herzens Jesu<br />

gestellt.<br />

29


Das Herz, in welchem die bedingungslose Liebe<br />

zu den Menschen in all seiner Fülle enthalten ist,<br />

ist das Herz des Gottmenschen Jesus Christus,<br />

das Heiligste Herz Jesu, das hier im Collegium<br />

<strong>Canisianum</strong>, seit seiner Gründung vor 150<br />

Jahren im ehemaligen Nikolaihaus, stets in<br />

besonderer Weise verehrt worden ist. Das geöffnete<br />

Herz des Erlösers ist in einzigartiger Weise<br />

Zeichen und Sinnbild der unermesslichen Liebe<br />

Gottes zu den Menschen, um die er sich beständig<br />

und unaufhörlich müht. Das Geheimnis der<br />

Liebe Gottes ist vor allem Gegenstand der Herz-<br />

Jesu-Verehrung, der christozentrischen Frömmigkeitsform<br />

der Liebe schlechthin.<br />

Mit seiner Enzyklika „Deus caritas est“ knüpft<br />

Papst Benedikt XVI., wie er es in einem offenen<br />

Brief an den Generaloberen der Gesellschaft<br />

Jesus vor zwei Jahren (15. Mai 2006) selbst<br />

angesprochen hat, bewusst immer wieder an die<br />

genau 50 Jahre zuvor von Papst Pius XII. veröffentlichte<br />

Enzyklika “Haurietis aquas“ an, welche<br />

die Herz-Jesu-Frömmigkeit zum besonderen<br />

Thema hat. Gemäß der Enzyklika „Haurietis<br />

aquas“ bilden die Grundlage der kirchlichen<br />

Herz-Jesu-Verehrung nicht die Privatoffenbarungen<br />

von Paray-le-Monial, die vor über 330<br />

Jahren ihren Anfang nahmen, sondern die lehramtlichen<br />

Verlautbarungen der Päpste, die die<br />

Herz-Jesu-Verehrung vor allem in der Heiligen<br />

Schrift, dem Dogma der hypostatischen Union<br />

und der langen Tradition der Übung und Pflege<br />

dieser Frömmigkeitsform der Liebe verankern.<br />

Die kirchliche Herz-Jesu Verehrung ist von zwei<br />

theologischen Prinzipien getragen, so sagen die<br />

Enzykliken: von der Reparatio, der Sühne, und<br />

der Consecratio, der Weihe, und diese beiden<br />

Prinzipien sind auf den Vollzug der göttlichen<br />

Liebe hin zu betrachten.<br />

Reparatio, Sühne, heißt Wiedergutmachung und<br />

Wiederherstellung der verlorenen und preisgegebenen<br />

Liebe. Die Reparatio richtet sich gegen<br />

Krieg und Gewalt, gegen Hass und Feindschaft<br />

und damit gegen die Wurzel aller Sünde. Den<br />

Hass, den andere gesät haben, versucht sie zu<br />

tilgen. Den Krieg, den andere begonnen haben,<br />

will sie beenden. Worte und Taten, die Hass und<br />

Feindschaft provozieren, kann sie vermeiden.<br />

Böses darf nicht mit Bösem vergolten werden,<br />

sondern durch Verzeihung und Gesprächsbereit-<br />

30<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

schaft, durch Unvoreingenommenheit und Kompromissbereitschaft<br />

wollen wir für den Frieden<br />

eintreten und wiedergutmachen, was zerstört<br />

worden ist. Friede ist nicht Abwesenheit des<br />

Krieges, sagt Papst Johannes Paul II., sondern<br />

Mitarbeit und Erneuerung.<br />

Consecratio, Weihe, heißt überzeugte Hingabe<br />

an und aktiver Einsatz für die liebende Verständigung<br />

unter den Menschen. Die Consecratio<br />

setzt sich konsequent und positiv für die praktizierte<br />

Liebe des Verzeihens und Wiedergutmachens<br />

ein und fördert Versöhnlichkeit und<br />

Wohlwollen, Milde und Konstruktivität. Wenngleich<br />

in allen Kontinenten, Ländern, Städten und<br />

Familien immer wieder Krieg und Kampf, Streit<br />

und Entzweiung vorherrschen, so ist dies kein<br />

Grund zu resignieren, sondern Aufruf, hingebungsvoll<br />

der Liebe zwischen den Menschen und<br />

dem Frieden zu dienen. Trotz Gewalt und Rache<br />

versucht die Hingabe in uns Wohlwollen und<br />

Liebenswürdigkeit zu erwecken und in die Tat<br />

umzusetzen.<br />

Die Herz-Jesu-Verehrung ist in diesem Sinne von<br />

einzigartiger sozialer und gesellschaftlicher<br />

Brisanz und Aktualität. Sie gehört nicht der<br />

Vergangenheit an, sondern sie richtet unseren<br />

Blick in die Gegenwart und Zukunft, um auf<br />

Christus zu schauen, wie der Heilige Vater in seiner<br />

vorjährigen Reise nach Österreich gelehrt<br />

hat. Die Herz-Jesu-Verehrung fördert unsere<br />

Beziehung zum Gottmenschen Jesus Christus<br />

und zum Nächsten und das göttliche und wohlwollende<br />

Zusammenleben der Menschen untereinander.<br />

„Die Welt braucht unser Zeugnis gerade<br />

heute“, sagte Benedikt XVI. am 8. September<br />

2007.<br />

Geleitet von den zwei Grundgedanken der Herz-<br />

Jesu-Verehrung, Reparatio et Consecratio,<br />

Wiedergutmachung und Hingabe, können zwischenmenschliche<br />

Beziehungen reifen und<br />

gelingen. In der Liebe sind wir unserem Herrn<br />

und Erlöser Jesus Christus verpflichtet und in der<br />

Liebe wollen wir ihm nachfolgen. Nur die Liebe<br />

Gottes, der sich für uns hingegeben hat, ermöglicht<br />

uns, frei zu werden und das wahre Leben zu<br />

suchen und zu finden, so sagte Papst Benedikt<br />

XVI. am 9. September 2007 in Wien.


150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM<br />

Und so zitiere ich im Hinblick auf die göttliche<br />

Erlöserliebe Christi, die in unsere Herzen einkehren<br />

möge, den innigen Wunsch an euch hier<br />

Anwesende und an alle eure lieben Angehörigen,<br />

des Heiligen Vaters und seiner Enzyklika „Deus<br />

caritas est“ eingedenk, den Wahlspruch des<br />

<strong>Canisianum</strong>s, der in dieser Linie steht und in die<br />

Zukunft weist: „Cor unum et anima una- in Corde<br />

Jesu“.<br />

Liebe Konviktoren, liebe Schwestern und Brüder,<br />

Ihr habt im <strong>Canisianum</strong> eine lange reiche theologische<br />

und spirituelle Tradition. Wenn ich einen<br />

persönlichen Wunsch an euch richten darf,<br />

möchte ich auf Petrus Canisius, eueren Patron,<br />

selbst verweisen, der seinen Mitbrüdern in<br />

schwierigen Zeiten zugerufen hat: Perseverate,<br />

exercitate artes, benevolete omnes!<br />

Amen.<br />

31


32<br />

150-JAHR-JUBILÄUM DES NIKOLAIHAUSES / COLLEGIUM CANISIANUM


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35


2. Beiträge<br />

Univ.-Prof. Dr. Silvia Hell<br />

Eulogische Existenz.<br />

Nachruf zur Person von<br />

Univ.-Prof. Dr. Lothar Lies SJ<br />

Mit Beendigung des Sommersemesters 2008<br />

wäre P. Lies emeritiert worden. Das hat er aber<br />

nicht mehr erlebt. Am 29. Mai 2008 hat er den<br />

Kampf mit seiner Krebskrankheit verloren. Am<br />

Tag vor der Herz-Jesu-Feier ist er friedlich zu Gott<br />

heimgegangen. Knapp vor seinem Tod erzählte<br />

er von einer tiefen Christusbegegnung und fügte<br />

hinzu, jetzt habe er keine Angst mehr vor dem<br />

Sterben. Die für den 30. Mai 2008 geplante Überreichung<br />

des „Päpstlichen Ehrenkreuzes pro<br />

Ecclesia et Pontifice“ durch S. Exz. Erzbischof Dr.<br />

Edmond Farhat, dem Apostolischen Nuntius in<br />

Österreich, wurde vorverlegt, sodass P. Lies in<br />

der Klinik unter Beisein eines engeren Kreises im<br />

vollen Bewußtsein diese Ehrung für sein wissenschaftliches<br />

und pastorales Lebenswerk entgegennehmen<br />

konnte. In den Dankesworten, die P.<br />

Lies mit ganzer Kraft noch hielt, war das durchgängige<br />

Leitmotiv „Dankbarkeit“, ein zutiefst<br />

eucharistisches Thema, dem ein Großteil seines<br />

wissenschaftlichen Arbeitens galt.<br />

Das wissenschaftliche Lebenswerk ist sehr komplex.<br />

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an<br />

die Festschrift, die ich ihm anläßlich seines 60.<br />

Geburtstags überreichen durfte: Die Glaubwürdigkeit<br />

christlicher Kirchen. Auf dem Weg ins<br />

3. Jahrtausend. Hg. S. Hell. Mit Geleitworten von<br />

Kardinal Dr. Christoph Schönborn und Bischof Dr.<br />

Alois Kothgasser. Innsbruck / Wien 2000.<br />

Wissenschaft und Pastoral waren bei P. Lies eng<br />

miteinander verknüpft. Das können viele<br />

Menschen bezeugen, nicht nur die Pfarrgemeinde<br />

Außervillgraten in Osttirol, die ihm sehr<br />

ans Herz gewachsen war und in der er die Zeit<br />

nach seiner Emeritierung verbringen wollte, sondern<br />

auch viele andere Menschen, denen er in<br />

seinen zahlreichen Vorträgen und Fortbildungskursen<br />

begegnete. Der existentiell-personale<br />

Ansatz von P. Lies hat begeistert. Sein<br />

36<br />

BEITRÄGE<br />

Menschen- und Gottesbild wurden als wohltuend<br />

erlebt. Theologisch formuliert: Der Mensch galt<br />

ihm als Abbild des trinitarischen Gottes – der<br />

Mensch als Leib in Person, Gottes Personalität<br />

als perichoretisches Ineinander von Vater, Sohn<br />

und Heiligem Geist. Wohl vielen Menschen<br />

bekannt ist die Aussage: „Person nennen wir (...)<br />

jene Freiheit, die einer anderen Person (Freiheit)<br />

in sich Lebensraum und Stimme gewähren kann;<br />

und umgekehrt“ (Lies, Lothar: Die Sakramente<br />

der Kirche. Ihre eucharistische Ausrichtung auf<br />

den dreifaltigen Gott. Innsbruck / Wien 2004, 14).<br />

Im trinitarischen Gott haben wir alle Heimat -<br />

„ungetrennt und unvermischt“, wie er in<br />

Anlehnung an das Konzil von Chalcedon gerne<br />

formulierte. Damit ist weder eine Trennung (die<br />

Welt unabhängig von Gott) noch Vermischung<br />

(pantheistische Vermischung von Welt und Gott)<br />

intendiert, sondern Begegnung - Offenbarung<br />

nicht im informationstheoretischen Sinn, sondern<br />

als Ermöglichung eines heilsgeschichtlich real<br />

gewordenen, gegenseitigen Einwohnens. Die<br />

Sakramente beschreibt P. Lies als<br />

„Begegnungsräume zwischen Mensch und Gott<br />

und unter den Menschen“ (ebd.) und folgert:<br />

„Sakramente müssen auch auf Seiten der<br />

Menschen personal sein, „d.h. sie müssen den<br />

Menschen die Freiheit der Einkehr bei Gott<br />

anzeigen und, umgekehrt, die Einwohnung<br />

Gottes in ihrem Herzen als Freilassung verdeutlichen“<br />

(ebd.). Die Struktur der Sakramente<br />

bezeichnet er als „Eulogie“, als „Segensgeschehen“.<br />

Die Beschäftigung mit der Patristik, im<br />

besonderen mit Origenes (in zahlreichen<br />

Veröffentlichungen und in Abhaltung von bzw.<br />

Teilnahme an Origenes-Symposien – angeleitet<br />

von seinem Lehrer Johannes Betz, dessen Foto<br />

P. Lies in seinem Büro aufgehängt hatte), dürfte<br />

ihn auf die Bedeutung der eucharistischen<br />

Sinngestalt aufmerksam gemacht haben. Immer<br />

wieder geht P. Lies in seinen Veröffentlichungen<br />

und Lehrveranstaltungen auf die eucharistische<br />

Sinngestalt ein: Anamnese, Epiklese, Koinonia<br />

und Prosphora. Die vier Aspekte seien, so betont<br />

er immer wieder, nicht additiv hintereinander zu<br />

reihen, sondern ergeben in ihrem Zueinander<br />

eine Sinngestalt, die sich jeweils in einer<br />

Formgestalt niederschlägt. Mit den vier genannten<br />

Aspekten ist zugleich die Struktur menschlicher<br />

Existenz beschrieben: „Der Mensch ist existenziell<br />

eine gedächtnishaft-geschichtliche


BEITRÄGE<br />

(anamnetisch), eine auf Bitte und Dank (epikletisch),<br />

auf Gemeinschaft (koinotisch) und Hingabe<br />

orientierte Existenz“ (ebd. 10). Menschliche<br />

Existenz ist eulogische Existenz – als solche<br />

geeignet, Raum zu sein für das eulogische<br />

Heilshandeln Gottes. Die anabatische (vom<br />

Menschen zu Gott aufsteigende) und die katabatische<br />

(von Gott zum Menschen hinabsteigende)<br />

Dimension kreuzen sich im wahrsten Sinn in der<br />

Person Jesu Christi. In Anlehnung an Origenes<br />

kann Christus geradzu als Auto-Eulogia, als<br />

Segensgeschehen in Person, beschrieben werden.<br />

Die christologische Ausrichtung des Segensgeschehens<br />

ist bei P. Lies keine Neuauflage<br />

eines Christomonismus, der sich im abendländischen<br />

Mittelalter breit entfaltete und vielfach von<br />

orthodoxer Seite mit Hinweis auf das Wirken des<br />

Heiligen Geistes kritisiert wurde. Er verankert<br />

seine Christologie vielmehr in der Trinitätstheologie.<br />

Der Untertitel seines Sakramentenbuchs<br />

lautet nicht zufällig „...eucharistische<br />

Ausrichtung auf den dreifaltigen Gott“. Der dreifaltige<br />

oder besser noch: der trinitarische Gott,<br />

wie es in der Theologie der Orthodoxen Kirche<br />

im Unterschied zur abendländischen Tradition<br />

heißt, ist die Bedingung der Möglichkeit für<br />

Entfaltung von Personalität: Der trinitarische Gott<br />

ist in seiner Personalität absolutes Beziehungsgeschehen.<br />

Dass P. Lies immer wieder auf das<br />

Begegnungsmodell zu sprechen kommt, ist nicht<br />

zufällig.<br />

Damit hängt ein weiteres Anliegen zusammen:<br />

sein ökumenisches. P. Lies hat öfters verschmitzt<br />

gesagt, die Evangelischen kennen mehr oder<br />

weniger nur zwei Sakramente als Sakramente<br />

an, nämlich Taufe und Abendmahl, wir (er) hingegen<br />

kommen(e) sogar nur mit einem Sakrament<br />

aus. Natürlich war P. Lies die Entscheidung des<br />

Konzils von Lyon (1274, DH 860) bekannt bzw.<br />

die des Konzils von Trient, nämlich von sieben<br />

Sakramenten zu sprechen (DH 1601), er meint<br />

damit aber die eucharistische Ausrichtung aller<br />

Sakramente. Eucharistie beschreibt er - ganz im<br />

Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils - als<br />

Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen<br />

Lebens (Vat. II, LG 11). Öfter hat er in seinen<br />

Vorlesungen an die im Mittelalter entwickelte Vorstellung<br />

von den „sacramenta maiora“ (Taufe/<br />

Firmung und Eucharistie) und den „sacramenta<br />

minora“ erinnert. Es gibt in der Sakramenten-<br />

theologie und im ökumenischen Gespräch mit<br />

den Anderskonfessionellen eine „Hierarchie der<br />

Wahrheiten“ (Vat. II, UR 11 ), eine Mitte, von der<br />

aus die einzelnen Glaubenswahrheiten zu<br />

beleuchten sind. Das Thema der Hierarchie der<br />

Wahrheiten muß P. Lies zuletzt sehr beschäftigt<br />

haben, hat er doch gerade die Frage, was denn<br />

darunter zu verstehen sei, in seiner letzten,<br />

wegen seiner Krankheit schriftlich gegebenen<br />

Prüfung von den Studierenden beantwortet wissen<br />

wollen. Wie behutsam und sorgfältig P. Lies<br />

im ökumenischen Dialog vorgegangen ist, zeigen<br />

seine immer neuen Anläufe im ökumenischen<br />

Dialog. P. Lies war sich bewußt, dass es heute<br />

mehr denn je darum geht, eine ökumenische<br />

Hermeneutik zu entwickeln. Es sei in diesem<br />

Zusammenhang auf den Ökumenischen Grundkurs<br />

hingewiesen: Grundkurs Ökumenische<br />

Theologie. Von der Spaltung zur Versöhnung.<br />

Modelle kirchlicher Einheit. Innsbruck / Wien<br />

2005, bes. 231-248. Die im Rahmen der<br />

Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre<br />

diskutierte Vorstellung eines „differenzierten<br />

Konsenses“ (H. Meyer) macht für ihn zweierlei<br />

notwendig: zum einen die Besinnung auf das<br />

Verbindende, zum anderen die auf das noch<br />

Trennende – in der Überzeugung, dass nicht jede<br />

Differenz eo ipso Kirchentrennung besagt. P. Lies<br />

war überzeugt: um ökumenisch weitere Schritte<br />

setzen zu können, bedarf es einer guten Kenntnis<br />

der Geschichte. Die Beschäftigung mit ihr (mit<br />

Gründen für die Entstehung der verschiedenen<br />

Konfessionen) nahm bei ihm, man denke nur an<br />

sein Buch „Eucharistie in ökumenischer<br />

Verantwortung“ (Graz / Wien / Köln 1996) breiten<br />

Raum ein: Man müsse verstehen, wie die<br />

Lehrverurteilungen von damals zustandegekommen<br />

seien, um prüfen zu können, inwieweit sie<br />

überhaupt den damaligen Gesprächspartner<br />

getroffen haben und auch noch den heutigen<br />

treffen. Nicht jede Differenz sei gleich zu beurteilen.<br />

P. Lies hat als römisch-katholischer Theologe<br />

in dem Arbeitskreis Katholischer und Evangelischer<br />

Theologen Deutschlands mitgearbeitet<br />

(ehemals: Jäger-Stählin-Kreis). Die Studie<br />

„Lehrverurteilungen - kirchentrennend?“ (1986)<br />

mit mehreren Nachfolgebänden, bei denen P.<br />

Lies mitgewirkt hat, geht aus diesem Kreis hervor.<br />

Einen Tag vor dem Herz-Jesu-Fest stirbt P. Lies.<br />

Der Tag seines Heimgangs hat geradezu symbo-<br />

37


lischen Charakter. Die Herz-Jesu-Theologie und<br />

Spiritualität bündelt in einem gewissen Sinn das<br />

Anliegen seines ganzen wissenschaftlichen und<br />

pastoralen Wirkens. Gott hat ein Herz für den<br />

Menschen, so lautet die Grundbotschaft (s. dazu:<br />

Gottes Herz für die Menschen. Elemente der<br />

Herz-Jesu-Frömmigkeit morgen. Innsbruck /<br />

Wien 1996). Im Herzen Jesu verdichtet sich das<br />

ganze Anliegen von P. Lies: eucharistische<br />

Ausrichtung auf einen im ökumenischen Dialog<br />

P. Leonard Fernando SJ<br />

Erinnerungen eines Mitbruders an das<br />

Wirken von P. Lothar Lies SJ<br />

P. Leonard<br />

Fernando SJ<br />

Nach meinem Lizentiat an der Gregoriana in<br />

Rom wollte ich dort mein Doktoratstudium fortsetzen.<br />

Zu dieser Zeit erhielt ich vom Rektor<br />

des Vidyajyoti Kollegs für Theologie, Delhi,<br />

meiner zukünftigen Fakultät, einen Brief. In<br />

diesem Schreiben schlug er mir nach Gesprächen<br />

mit anderen Mitgliedern der Fakultät<br />

vor, mein Doktorat in Innsbruck zu machen.<br />

Ich war für diesen Vorschlag durchaus offen,<br />

weil sich so die Möglichkeit der Vielfalt für<br />

Vidyajyoti bieten würde, Professoren zu<br />

haben, die an verschiedenen Universitäten<br />

studiert hatten. Allerdings war ich nie zuvor in<br />

Innsbruck gewesen. Deshalb wollte ich die<br />

Theologische Fakultät und die Jesuiten<br />

Kommunität kennenlernen und mit dem<br />

Rektor des Jesuitenkollegs, sowie anderen<br />

38<br />

BEITRÄGE<br />

gemeinsam zu verkündenden, trinitarischen Gott.<br />

P. Lies war durch und durch eine eulogische<br />

Existenz. Das letzte Wort von P. Lies lautete:<br />

„Danke“. Wir wollen in Erinnerung an sein leidenschaftliches,<br />

temperament- und humorvolles<br />

Wirken ebenfalls ein herzliches Vergelts-Gott<br />

sagen. Er wird immer in dankbarer Erinnerung<br />

bei uns sein. Gott schenke ihm die endgültige<br />

Vollendung!<br />

Professoren die Möglichkeit, mein Studium in<br />

Innsbruck fortzusetzen, besprechen.<br />

Heute noch erinnere ich mich sehr lebendig<br />

an das erste Wort, das ich am Telefon hörte:<br />

„Jawohl!“, es war P. Lothar Lies der damalige<br />

Rektor des Jesuitenkollegs. Er lud mich ein,<br />

nach Innsbruck zu kommen. Der freundliche<br />

Empfang von Lothar und die Gespräche mit<br />

ihm und anderen halfen mir, mich für das<br />

Doktoratstudium in Innsbruck zu entscheiden.<br />

Ich fühlte mich doppelt privilegiert: Lothar war<br />

mein Rektor und mein „Doktorvater“. Er war<br />

jederzeit verfügbar für Diskussionen und sehr<br />

großzügig im Umgang mit seiner Zeit für uns<br />

Studenten. Hatte man ihm etwas zur Korrektur<br />

gebracht, durfte man sicher sein, es bald und<br />

ordnungsgemäß verbessert zurückzuerhalten.<br />

Er war wertschätzend und herausfordernd in<br />

einem! Um mich gut begleiten zu können,<br />

betrieb er selbst Nachforschungen zu<br />

Originesʼ Contra Celsum, dem Thema meiner<br />

Doktorarbeit, und veröffentlichte mehrere<br />

Artikel dazu.<br />

Lothar war offen für neue Ideen, kämpfte<br />

daher auch mit seinen von der Vergangenheit<br />

geprägten Einstellungen. Meiner Meinung<br />

nach hat Lothars Besuch in Indien seine<br />

Wahrnehmung gegenüber anderen Religionen<br />

verändert. Von den vielen Diskussionen<br />

mit ihm, möchte ich hier einen, wie mir<br />

scheint, wichtigen Gedankenaustausch<br />

wiedergeben. Während er in Delhi eine Vorlesung<br />

in Ökumenischer Theologie für die


BEITRÄGE<br />

Studenten des dritten Jahres hielt, hatten die<br />

beiden ersten Jahrgänge einen Kurs über die<br />

Religion der Sikhs. Innerhalb dieser Vorlesung<br />

war ein Besuch des Goldenen Tempels der<br />

Sikhs in Amritsar (Punjab) geplant. Gemeinsam<br />

mit den Studenten besuchten Lothar und<br />

ich den Goldenen Tempel.<br />

Nach Delhi zurückgekehrt, erzählte mir Lothar,<br />

dass er eine tiefe Veränderung durchgemacht<br />

hätte. Lothar meinte, er wäre als Tourist zum<br />

Goldenen Tempel gefahren. Dann beobachtete<br />

er jedoch, dass die Brüder und Schwestern<br />

von Vidyajyoti sich nicht wie Touristen<br />

verhielten, sondern als befänden sie sich in<br />

einer auch für sie heiligen Stätte. Jetzt konnte<br />

Lothar verstehen, was er früher bei Sebastian<br />

Kappen, einem indischen Mitbruder, gelesen<br />

hatte: „Wenn ich die Radioaufzeichnung der<br />

Gesänge eines Hindutempels höre, wird mein<br />

Herz davon berührt.“ Vor seiner Erfahrung in<br />

Amritsar hatte sich Lothar die Frage gestellt:<br />

„Wie kann ein Christ von heidnischer Musik<br />

religiös beeindruckt werden?“<br />

Sein Erlebnis im Goldenen Tempel verhalf ihm<br />

zu einer größeren Wertschätzung anderer<br />

religiöser Traditionen und deren kulturbedingten<br />

Ausdrucksformen für ihre religiösen<br />

Erfahrungen. Lothar war ein „Kind“ seiner Zeit<br />

und Erziehung. Aber er war ein mutiger Mann<br />

– er war bereit sich zu öffnen, um sich von<br />

Neuem herausfordern zu lassen und kreative<br />

Vorschläge und Antworten zu suchen! Die<br />

Ökumenische Theologie mag jener für ihn<br />

passende Ort gewesen sein, an dem er – im<br />

Ringen des „Christlichen“ Europa mit der<br />

Bewältigung seiner schmerzvollen Geschichte<br />

religiöser Konflikte – seine Spuren hinterließ.<br />

Lothar genoss das Leben. Er konnte herzhaft<br />

lachen! Sein Foto in der Krypta der Jesuiten-<br />

kirche ist charakteristisch für ihn: der fröhliche<br />

Lothar! Das Leben zu genießen bedeutet<br />

nicht, es einfach zu nehmen. Er war ein ausdauernder,<br />

hart arbeitender Mann, von früh<br />

morgens bis spät abends. Lothar war ein tief<br />

religiöser und zutiefst menschlicher Mann! Er<br />

konnte mit den Mitmenschen lachen und<br />

ebenso ihren Schmerz mitfühlen. Alle diese<br />

menschlichen Qualitäten – ich bin sicher,<br />

Lothar teilte die Meinung des Kirchenvaters<br />

Irenäus „Göttlich sein heißt, vollkommen menschlich<br />

zu sein“ – versuchte er den Studenten<br />

ohne große Worte zu vermitteln. Er war jederzeit<br />

verfügbar für die Anliegen der Studenten<br />

und konnte gleichzeitig mehr Arbeit<br />

von ihnen fordern. Er begleitete aufmerksam<br />

ihr Vorankommen beim Studium. Lothar<br />

schenkte Anerkennung und Verständnis.<br />

Trotzdem scheute er sich nicht, die Studenten<br />

anzustacheln und zu besseren Leistungen<br />

herauszufordern!<br />

Ich habe sehr viel von Lothar gelernt: vor<br />

allem in der Begleitung von Studenten, besonders<br />

beim Schreiben von wissenschaftlichen<br />

Arbeiten wie Dissertationen. Ich lernte es<br />

während der Seminare und privaten Diskussionen,<br />

die ich mit ihm hatte.<br />

Ich freute mich darauf, wieder einige Zeit mit<br />

ihm zu verbringen und seine Begleitung<br />

während des Sabbatjahres zu genießen.<br />

Leider sollte es nicht sein! Ich hätte nie daran<br />

gedacht, dass ich stattdessen diese Seiten in<br />

Erinnerung an ihn schreiben würde.<br />

Einer meiner ersten Wege hier in Innsbruck<br />

führte mich zu ihm in die Krypta. Er bleibt in<br />

unseren Erinnerungen lebendig! Und ich<br />

glaube, dass ihn unser Herr Jesus Christus<br />

mit dem ewigen Leben belohnt hat – dem<br />

Leben in Fülle!<br />

39


P. Martin Hasitschka SJ<br />

„Christus will ich erkennen und die Macht<br />

seiner Auferstehung.“ (Phil 3,10)<br />

Thesen zur Biographie und Theologie des<br />

Paulus<br />

P. Martin Hasitschka SJ<br />

(1) Das Damaskusereignis<br />

Die Christusbegegnung vor Damaskus löst eine<br />

Wende im Leben des Pharisäers Paulus aus. In<br />

der Apostelgeschichte wird das<br />

Damaskusereignis dreimal dargestellt (Apg 9,1-<br />

30; 22,1-21; 26,1-23). Anklänge daran finden wir<br />

auch in den Briefen des Paulus (1 Kor 9,1; 15,8-<br />

10; Gal 1,13-17; Phil 3,4-14). Von jetzt an bildet<br />

Jesus, der Auferstandene das Zentrum seines<br />

Denkens und Handelns. Seine gesamte<br />

Theologie wurzelt im Damaskusereignis und in<br />

weiteren Christusbegegnungen (Apg 22,17-21;<br />

23,10-11 und Apg 18,9-10). Die Theologie des<br />

Paulus ist eng verknüpft mit seiner Biographie.<br />

(2) Der Osterglaube<br />

Ausgangspunkt für die Verkündigung und<br />

Theologie des Paulus ist der Osterglaube: Gott<br />

hat Jesus, den Gekreuzigten, von den Toten auferweckt.<br />

Paulus stützt sich dabei auf eigene<br />

Erfahrung (Damaskuserlebnis) sowie auf das<br />

überlieferte Glaubensbekenntnis (z. B. 1 Thess<br />

4,14; Röm 4,25; 1 Kor 15,3-7).<br />

Für Paulus ist damit eine grundlegende<br />

Neubewertung der Person Jesu verbunden (vgl.<br />

2 Kor 5,16b). Mußte er vor dem Damaskuserlebnis<br />

überzeugt gewesen sein, daß ein<br />

40<br />

BEITRÄGE<br />

Gekreuzigter nicht der Messias sein kann, und<br />

mußte auch für ihn die Verkündigung eines<br />

Gekreuzigten (= eines von Gott Verfluchten: Gal<br />

3,13) ein „Ärgernis“ gewesen sein (1 Kor 1,23),<br />

so gelangt er jetzt zu einem neuen Verständnis<br />

von Jesus: In ihm gibt Gott uns den größten<br />

Erweis seiner Liebe.<br />

Im Osterbekenntnis sind bereits die zentralen<br />

Themen der paulinischen Theologie enthalten:<br />

das gewandelte Gottesbild und das neue<br />

Christusverständnis.<br />

(3) Das Gottesbild<br />

Der Gott, für den Paulus sich auch vor dem<br />

Damaskuserlebnis eingesetzt hat (als „Eiferer“,<br />

vgl. Gal 1,14; Phil 3,6) und in dessen Namen er<br />

die Christen verfolgte, ist im Grunde der „Vater“<br />

Jesu. Dem korrespondiert der Gedanke der<br />

Gottessohnschaft Jesu (z. B. 1 Thess 1,10; Röm<br />

1,3-4).<br />

(4) Die Christusverkündigung<br />

Die Christusverkündigung des Paulus konzentriert<br />

sich auf das Ereignis von Kreuz und<br />

Auferweckung Jesu. Für Paulus ist der irdische<br />

Jesus nicht unwichtig, aber sein primäres<br />

Interesse gilt der Interpretation der<br />

Lebenshingabe Jesu, in der die Gesamtintention<br />

seines Lebens und Wirkens letzten Ausdruck findet,<br />

und seiner Auferweckung durch Gott.<br />

Was das Wirken und die Verkündigung des irdischen<br />

Jesus betrifft, so erwähnt Paulus nur wenige<br />

Einzelheiten (z. B. die Abendmahlsworte [1<br />

Kor 11,23-25], Jesu Gebot der Nächstenliebe<br />

[Gal 5,14; Röm 13,8-10], das Thema<br />

Feindesliebe [Röm 12,18-21]), sondern nur die<br />

„Eckdaten“: die Menschwerdung (Gal 4,4) und<br />

den Kreuzestod. Von der Geburt bis zum<br />

Kreuzestod hat das irdische Wirken Jesu zum<br />

Ziel, Menschen von einer Knechtschaft (Sünde,<br />

Gesetz) zu befreien und ihnen eine neue<br />

Gottesbeziehung, eine neue Zugehörigkeit zu<br />

Gott zu vermitteln (Gal 4,4-5).<br />

Zugleich erweist Gott uns in Jesus, dem Gekreuzigten,<br />

seine „Gerechtigkeit“ (Röm 1,16-17;<br />

3,21-26) und Liebe (Röm 5,8), seine Bereitschaft,<br />

uns alles zu schenken (Röm 8,32).


BEITRÄGE<br />

Die Auferstehungshoffnung ist für Paulus, den<br />

Pharisäer, nicht neu (vgl. Apg 23,6-8). Das Neue<br />

ist aber: In der Auferweckung Jesu hat sich der<br />

Anfang der endzeitlichen Auferweckung der<br />

Toten ereignet (vgl. Röm 8,29).<br />

Durch seine Auferweckung und Erhöhung erlangt<br />

Jesus neue Herrschaftsfunktion (z. B. 1 Kor<br />

15,23-28; Röm 1,3-4). Als Erhöhter ist er auch<br />

bleibend für die Glaubenden tätig (z. B. Röm<br />

8,34: Er tritt für sie ein).<br />

Die Christusverkündigung des Paulus ist weiter<br />

gekennzeichnet durch den Gedanken der<br />

Präexistenz (Phil 2,6; Gal 4,4; Kol 1,15-18a) und<br />

insbesondere durch die Parusieerwartung (1<br />

Thess, 1 Kor, Phil, Röm). Durch die Nähe der<br />

Parusie bekommt christliches Leben im Sinne<br />

des Paulus besondere Intensität (vgl. 1 Kor 7,29:<br />

die Zeit ist zusammengedrängt) und Hoffnungsqualität<br />

(1 Kor 16,22: „marana tha“).<br />

(5) Christsein<br />

Das Christsein ist nach Paulus geprägt von der<br />

Überzeugung, dass der Vater Jesu auch unser<br />

Vater ist (z.B. 1 Thess 1,1.3; Gal 4,6; Röm 8,15)<br />

und dass jene, die sich Christus anschließen, die<br />

Sohnschaft erlangen.<br />

Die Verbundenheit der Glaubenden mit Christus<br />

beschreibt Paulus besonders mit Hilfe der<br />

Präpositionen „in“ und „mit“ („in“ Christus sein,<br />

„mit“ ihm leiden und „mit“ ihm leben).<br />

Christsein ist auch gekennzeichnet durch das<br />

Geschenk des Geistes (Gal 4,6; Röm 8,15) als<br />

der „Erstlingsgabe“ des endgültigen Heiles (Röm<br />

8,23). Die Gabe des Geistes konkretisiert sich<br />

auch in den „Charismen“, die zum Aufbau der<br />

Gemeinde dienen (1 Kor 12-14). Spezielles Bild<br />

für christliche Gemeinde ist das Bild vom „Leib“<br />

(1 Kor 12).<br />

Christliches Leben ist nach Paulus besonders<br />

charakterisiert durch die Trias von Glaube,<br />

Hoffnung und Liebe (1 Thess 1,3; 1 Kor 13,13).<br />

Reiche theologische Entfaltung dieser drei<br />

Begriffe bietet der Römerbrief. In die durch den<br />

Ausdruck „Gerechtigkeit“ bezeichnete Wirklichkeit<br />

der rechten und heilen Gemeinschaft mit Gott<br />

gelangt der Mensch nicht durch eigenes<br />

Verdienst (Gesetzeswerke), sondern durch den<br />

Glauben an Christus. Vorbild für den Glaubenden<br />

ist Abraham. Die Liebe (agapē) ist nach dem<br />

Römerbrief vor allem die Liebe Gottes, die er uns<br />

in Christus erweist (Röm 5,8; 8,31-39), aber auch<br />

die mitmenschliche Liebe (Röm 13,8-10; vgl. Gal<br />

5,6.14). Weil Gott in Jesus einen einzigartigen<br />

Erweis seiner Liebe zu uns gibt, haben wir auch<br />

Grund zu unerschütterlicher Hoffnung, in die wir<br />

auch die ganze Schöpfung einbeziehen dürfen<br />

(Röm 5,1-5; 8,18-25). Die erhoffte „Herrlichkeit“<br />

versteht Paulus als Heilswirklichkeit im Sinne<br />

einer personalen Beziehung. Sie fällt sachlich<br />

zusammen mit dem erhofften Kommen /<br />

Wiederkommen (parousia) Jesu.<br />

(6) Paulus und die synoptischen Evangelien<br />

Paulus, der den irdischen Jesus nicht (oder nicht<br />

so) kennt wie die Jünger, die Jesus nachgefolgt<br />

sind, dem jedoch der erhöhte Herr (kyrios)<br />

begegnet ist (Damaskus), verkündet im Grunde<br />

denselben Christus wie die Synoptiker (Mt, Mk,<br />

Lk). Sein Interesse richtet sich jedoch nicht so<br />

sehr auf das Leben und Wirken des irdischen<br />

Jesus (wer er war), sondern auf seine jetzige<br />

Rolle als Erhöhter (wer er ist und was die<br />

Glaubenden an ihm haben).<br />

Wesentliche Begriffe und Vorstellungen bei<br />

Paulus lassen einen Vergleich mit den<br />

Synoptikern zu: Das Vaterverständnis, die<br />

Sohnesbezeichnung, die Begriffe Evangelium<br />

und Glaube, die Erwartung des Kommens /<br />

Wiederkommens (parousia) Jesu. Auch der<br />

Begriff „Gerechtigkeit“ ist den Evangelien nicht<br />

fremd (Mt 5,6.10; 6,33). Was die Evangelien<br />

unter der Nachfolge Jesu verstehen, kommt bei<br />

Paulus zur Sprache in der Vorstellung vom Sein<br />

„in“ und „mit“ Christus.<br />

41


(7) Theologie in Hymnen<br />

Zu den charakteristischen Merkmalen der<br />

Paulusbriefe zählen auch kunstvoll aufgebaute<br />

Texte, die vom Lobpreis auf Gott erfüllt sind (z. B.<br />

Röm 8,31-39; 16,25-27), und die Darstellung des<br />

Christusereignisses in hymnischer Form (z. B.<br />

Phil 2,5-11; Kol 1,12-20).<br />

Ausgewähltes Beispiel: Der Christushymnus im<br />

Philipperbrief (Phil 2,6-11)<br />

Der Hymnus ist eingebettet in den Abschnitt Phil<br />

1,27-2,18 (Ermutigung der Gemeinde) und motiviert<br />

zu einem an Jesus und seiner Gesinnung<br />

orientierten Denken und Handeln. Die Aussagen<br />

des Hymnus sind paarweise zusammengestellt<br />

und lassen sich in zwei Hauptabschnitte gliedern:<br />

(a) freiwillige Entäußerung und Erniedrigung des<br />

Gottgleichen (Phil 2,6-8), (b) Erhöhung durch<br />

Gott und freiwillige universale Huldigung (Phil<br />

2,9-11). Diese Huldigung und Verehrung ist so,<br />

wie sie im Alten Testament Gott selbst erwiesen<br />

wird (Jes 45,23). Der von den Toten auferweckte<br />

und „über alle Maßen erhöhte“ Jesus hat Anteil<br />

an der Hoheit und rettenden Macht Gottes. Der<br />

Hymnus in wortgetreuer Übersetzung:<br />

42<br />

„5 Dies denkt unter euch, was auch in (en)<br />

Christus Jesus (ihr denkt),<br />

BEITRÄGE<br />

6 der in der Gestalt (morphe¯) Gottes seiend<br />

nicht für Raub (oder: Entrückung) hielt das<br />

Gott-gleich-Sein,<br />

7 sondern sich entäußerte (kenoo¯),<br />

die Gestalt (morphe¯) eines Sklaven annehmend.<br />

In Gleichheit der Menschen geworden<br />

und dem Aussehen nach erschienen als<br />

Mensch,<br />

8 erniedrigte er sich,<br />

gehorsam geworden bis zum Tod, zum Tod<br />

aber des Kreuzes.<br />

9 Deshalb auch erhöhte ihn Gott über alle<br />

Maßen (hyperypso¯)<br />

und schenkte ihm den Namen, den über<br />

jeden Namen (hinaus),<br />

10 damit im Namen Jesu jedes Knie sich<br />

beuge (vgl. Jes 45,23),<br />

der Himmlischen und der Irdischen und der<br />

Unterirdischen,<br />

11 und jede Zunge bekenne: Herr (ist)<br />

Jesus Christus,<br />

zur Ehre Gottes, des Vaters.“


BEITRÄGE<br />

Jozef Niewiadomski<br />

Gnade und Huld verfolgen dich!<br />

Laudatio zum 65. Geburtstag von<br />

Univ.-Prof. Dr. Martin Hasitschka SJ<br />

Jozef Niewiadomski<br />

Immer wieder sieht ein Rabbi einen Mann rennen.<br />

Eines Tages spricht er ihn an: “He Mann!<br />

Immer wenn ich Sie erblicke, rennen Sie. Wo rennen<br />

Sie denn hin? Wem rennen Sie denn nach?”<br />

Ganz außer Atem antwortet der Mann: “Ich renne<br />

der Zukunft entgegen. Ich renne der Karriere<br />

nach, dem Geld, der Top-Position - diese werden<br />

ja immer rarer. Ich renne dem Glück nach!” “Ja -<br />

sagt der Rabbi - und was ist, wenn das Glück hinter<br />

Ihnen ist. Dann rennen Sie ständig dem Glück<br />

davon. Schauen Sie sich doch einmal um.<br />

Blicken Sie zurück auf das, was hinter Ihnen ist!”<br />

Meine Damen und Herren, sollten Sie schon einmal<br />

auf der Innpromenade den vorbeiflitzenden<br />

Kollegen Martin Hasitschka gesehen haben, sollte<br />

er Ihnen beim Bergsteigen begegnet sein, oder<br />

aber beim Langlaufen, bei einer Skitour, oder gar<br />

im Universitätssportinstitut beim Schwimmen, so<br />

wäre es nicht ganz abwegig gewesen, wenn Sie<br />

ähnlich reagiert hätten wie der Rabbi: “Martin, wo<br />

rennst du denn hin? Wem rennst du nach?” Der<br />

Anblick eines Mannes, der noch schnell vor dem<br />

Sonnenaufgang die Serles, oder gar den Habicht<br />

gleichsam en passant mitgenommen hat, um am<br />

späteren Vormittag im Vorlesungshörsaal zu sitzen<br />

- “Jugendsünde” - nennt er das heute - dieser<br />

Anblick verleitet dazu, in ihm den typisch<br />

modernen Menschen zu erblicken, einen Menschen,<br />

der seinen Zielen nachrennt und dem<br />

Glück nachjagt, weil er Angst hat, etwas zu verpassen.<br />

Vor mehr als 25 Jahren bin auch ich einmal<br />

Langlaufen gegangen - das hat mir auch<br />

gereicht - auf die Olympialoipe in Seefeld. Martin<br />

rannte los, ich ihm japsend und keuchend nach.<br />

Immer und immer wieder drehte sich Martin um<br />

und fragte: “Gehtʼs noch?”<br />

Im Psalm 23: “Der Herr ist mein Hirte” heißt es:<br />

“Ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir”...<br />

und dann gewissermaßen als Folge dieses<br />

Vertrauens: “Lauter Güte und Huld werden mir<br />

folgen mein Leben lang!” Man könnte es auch<br />

übersetzen: Gnade und Glück werden mich verfolgen<br />

mein Leben lang, wenn der Herr mein<br />

Hirte ist. Lieber Martin, obwohl du in Sachen<br />

Sport geradezu süchtiges Verhalten an den Tag<br />

legst, rennst du nicht irgendeinem modernen Ziel<br />

nach, du rennst weder dem Geld nach, noch der<br />

Topposition. Die 65 Jahre deines Lebens können<br />

auch schwerlich mit dem Prädikat “modern” qualifiziert<br />

werden. Du schautest ja immer zurück auf<br />

das, was hinter dir ist und entdecktest immer neu,<br />

dass Gnade und Huld dich dein Leben lang verfolgten.<br />

Schon zu Hause musste der älteste Sohn<br />

zurückschauen auf jene Geschwister, die hinter<br />

ihm kamen. Sieben an der Zahl - wie die sieben<br />

Kühe im Traum des biblischen Josefs. Ob es fette<br />

oder magere waren, das vermag der Laudator<br />

nicht zu beurteilen. Übrigens: Wussten Sie, was<br />

das Wesenselement des Lobes ist? Laudatio ist<br />

ja ein Lob. “Ein Wesenselement des Lobes ist<br />

das Erhöhen, d.h. im Loben bin ich ganz auf den<br />

gerichtet, den ich lobe, blicke von mir weg, gebe<br />

ihm Raum in mir, verehre und bewundere ihn” -<br />

so Martin Hasitschka in einem Beitrag zum<br />

Thema: “Das Gotteslob als Grundhaltung des<br />

Glaubens”. Seine Lobdefinition zielt freilich auf<br />

Gott hin: “Anlass und Gegenstand des Lobes ist<br />

im Grunde immer ein einziger: Gott (aber) in seinem<br />

vielfältigen Handeln am Menschen.” “Also<br />

lasst uns loben - Schwestern und Brüder -, lasst<br />

uns loben immer loben Gott den Herrn, der ihn<br />

erhoben und so wunderbar erwählt”, ihn den<br />

Steirer Buben (die Familie war ja aus Wien<br />

kriegsbedingt in die Steiermark gezogen), den<br />

Buben, dessen Kindheit durch das Ministrantenglück<br />

geprägt war, der mit vierzehn nach Graz<br />

ging, in die Welt der Technik eintauchte, Maschinenbau<br />

lernte, mit dem Studium an der Technischen<br />

Hochschule in Graz begann und mit<br />

43


Jesuiten in Verbindung kam. “Marianische<br />

Kongregation”: Das war der Beginn der Lebensgeschichte<br />

des zukünftigen Jesuiten.<br />

1964 trat er in das Noviziat in St. Andrä im<br />

Lavanttal ein, erlebte einen begnadeten Novizenmeister<br />

P. Josef Müllner, der später auch ganze<br />

Generationen von Canisianern als Spiritual<br />

begleitete. In den Orden eingetreten konnte der<br />

Physikliebhaber seine Hände nicht lassen von<br />

den physikalischen Formeln. Deswegen legte er<br />

die Blätter aus Physikbüchern in das Liber<br />

Manualis: jenes dicke Buch, das mit Neumen<br />

gefüllt ist und dem gregorianischen Chorgesang<br />

ein unentbehrlicher Begleiter war, inzwischen<br />

aber nur den älteren unter uns noch ein Begriff<br />

bleibt. Nein! Chorgesang mochte er nicht, repetierte<br />

deswegen während der Lobgesänge der<br />

Novizen Physik und lernte auch Griechisch. Ob<br />

das der Grund ist, dass er später einen Aufsatz<br />

schrieb: “Das gespaltene Ich in Röm 7,25b”?<br />

Schon im Noviziat begann also die andere Sucht:<br />

Immer und immer wieder in der Bibel zu lesen.<br />

Kein Wunder, dass der Student sich im Studium<br />

auf die Bibel konzentrierte. “Mit Furcht und Zittern”<br />

gab er seine Dissertation im Jahre 1975 bei P.<br />

Nikolaus Kehl ab. “Traditionsgeschichtliche<br />

Einordnung der synoptischen Berichte von der<br />

Versuchung Jesu”. “Mit Furcht und Zittern”, weil<br />

man - so Originalton M.H. - “weil man nie so recht<br />

wusste, was P. Kehl dachte”. Das Doktoratsstudium<br />

stellte einen “sehr einsamen Weg” dar.<br />

Da blickte der Doktorand oft auf jene zurück, die<br />

irgendwo hängen geblieben sind: in den vielen<br />

Gletscherspalten der wissenschaftlichen Bergtour<br />

zu den Gipfeln.<br />

“Gnade und Huld werden dich verfolgen dein<br />

Leben lang!” Das Zurückblicken und das<br />

Nichtübersehen jener, die hinter dir stehen, wurde<br />

dem späteren Professor fast zur Lebensregel. Als<br />

aufmerksamer Begleiter von Arbeiten zieht er<br />

Studierende geradezu an. Zahlreiche Diplomand-<br />

Innen, 18 fertige DissertantInnen und neun angemeldete<br />

Doktoranden und unzählige Prüfungskandidaten<br />

erlebten und erleben einen Professor,<br />

der nicht nur zurückblickt, sich nach ihnen<br />

umschaut. Blicken die verunsicherten Studierenden<br />

selber zurück, so entdecken sie hinter sich<br />

den hilfreichen Professor, der ihnen wie der<br />

Inbegriff von Huld und Gnade folgt, ja sie geradezu<br />

verfolgt; ihr ganzes Dissertanten-Leben lang;<br />

um ihnen zu helfen und sie auch aufzufangen.<br />

44<br />

BEITRÄGE<br />

P. Müllner lud den jungen Doktoranden<br />

Hasitschka ins <strong>Canisianum</strong> ein: eine Weichenstellung<br />

fürs Leben. Martin schlüpfte in alle möglichen<br />

Rollen ein: “Stockpater” (nicht zu verwechseln<br />

mit P. Stock, den Sie heute noch leibhaftig<br />

beim Festvortrag erleben werden), “Stockpater”,<br />

der ständig zurückblicken muss, auf junge<br />

Seminaristen und verunsicherte Doktoranden,<br />

der sie begleitet (nicht nur in die Hausbar), ihnen<br />

auch Exerzitienmeister ist. “Stockpater” und bald<br />

auch Assistent an der Fakultät, wo er durch P.<br />

Stock die römische Atmosphäre lernen darf (ich<br />

meine die Atmosphäre des Biblicums; Martin war<br />

ja nie als Student in Rom). Mit dem Habilitationsprojekt<br />

erwacht die Liebe zu Johannes auf eine<br />

kaum mehr zu übertreffende Art und Weise.<br />

“Befreiung von Sünde nach dem Johannesevangelium.<br />

Eine bibeltheologische Untersuchung”-<br />

lautet der Titel seiner Habilitation,<br />

“Bibeltheologie - so Originalton M.H. - ist einerseits<br />

nicht von der Exegese (und ihren<br />

Methoden) zu trennen, erfordert aber anderseits<br />

ein spezifisches hermeneutisches Bewusstsein.<br />

Hilfreich scheint mit dabei die klassische Lehre<br />

vom mehrfachen Sinn der Schrift. ... Der sensus<br />

litteralis, der Blick auf das, was sich damals (insbesondere<br />

im Wirken des irdischen Jesus) ereignet<br />

hat, und der Blick auf die Art, wie es die biblischen<br />

Autoren darstellen, führt zum sensus spiritualis,,<br />

wenn die Leser der Bibel zum personalen<br />

Glauben motiviert werden, zum Lieben und<br />

Hoffen. Der sensus litteralis ist Fundament der<br />

Bibeltheologie. Ihr Forschungsziel ist verknüpft<br />

mit der Erfassung des sensus spiritualis.” Der<br />

Dozent für neutestamentliche Bibelwissenschaft<br />

rannte nicht der Karriere des Wissenschaftlers<br />

nach, ja er hat nicht einmal an eine Karriere<br />

gedacht. Schleifende Übergänge prägen seinen<br />

Lebensweg; Fügungen, bei denen er sich geführt<br />

weiß, auf einem guten Weg, auf dem Gnade und<br />

Huld ihn verfolgen. So verfolgte ihn auch ein Ruf<br />

nach Linz, den der damalige Provinzial P.<br />

Komma abgewehrt hat, der aber Martin den Weg<br />

in Innsbruck bahnen sollte. Seit 1993 Professor,<br />

schaute Martin wieder zurück: auf seine Kollegen<br />

Oberforcher und Huber und stellte es so an, dass<br />

sie gemeinsam agierten, auch das Institut leiteten<br />

und den Bereich des Neuen Testaments abdeckten.<br />

Freilich mussten und müssen die Kollegen,<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter “zwischen<br />

den Zeilen” hören, bei einem Chef, der sich ent-


BEITRÄGE<br />

schuldigt dafür, dass er der Chef ist und der sich<br />

abmeldet, wenn er geht. Freilich kann auch er<br />

hartnäckig sein, er haut auf den Tisch, wenn auch<br />

“ganz sanft”. Ist das der Grund dafür, dass das<br />

gewaltfreie Lamm der Apokalypse aus dem<br />

Deckenfresko des Dekanatssitzungssaals die<br />

Einladung zu dieser Feier ziert? “Offenbarung<br />

des Johannes” ist dem Johannesspezialisten<br />

zum Steckenpferd geworden. Kirchenbild der<br />

Apokalypse, Bedrängnis der Gemeinde,<br />

Bedrängnis der Jüngerinnen und Jünger (auch<br />

autobiographisch fokussiert), v.a. aber Christologie:<br />

die Lammmetaphorik, die der Neutestamentler<br />

konträr zum Main-Stream in der<br />

Forschung auf den Gottesknecht bezieht und<br />

nicht auf das Paschalamm. Seine synchrone<br />

Betrachtung des Textes hat etwas Revolutionäres<br />

an sich, seine “unkonventionellen<br />

Zugänge” trägt er unter die Leute, nicht nur unter<br />

die Studierenden (die zur Vorlesung kommen,<br />

obwohl sie über ein genuines Manuskript des<br />

Vortrags verfügen: die Zahl der Skripten von Koll.<br />

Hasitschka ist ja inzwischen Legion). Er geht mit<br />

seinen Ideen zu internationalen Kongressen und<br />

lässt Innsbruck in der Szene der international<br />

scientific community präsent werden.<br />

Die Organisatoren der Feier haben mir die Rolle<br />

des Laudator zugedacht, und was das für P.<br />

Hasitschka bedeuten kann, das habe ich schon<br />

durch ein Zitat des zu Lobenden vergegenwärtigt.<br />

Es heißt zuerst: Lob Gottes. Gott zu loben, dass<br />

er diesen Menschen begleitet, mit ihm ist - als<br />

guter Hirt -, dass Gnade und Huld ihm folgen.<br />

Lieber Martin, was Gnade konkret heißen kann,<br />

das hast du auch erfahren, als du in der Welt der<br />

Schatten leben musstest, als dein Augenlicht zu<br />

erlöschen drohte. “Muss ich auch wandern durch<br />

das Tal des Todesschattens...” - die Erfahrung,<br />

wie zerbrechlich das Leben ist, ist dir zuteil<br />

geworden. Heute sprichst du vom kleinen Wunder,<br />

dass man so was, wie das Augenlicht retten<br />

kann. Du sprichst vom kleinen Wunder der<br />

Medizin und wünschst dir zu deinem 65-er, dass<br />

das Augenlicht ausreichen möge für die Zeit, die<br />

dir zugedacht ist. Es möge dir ausreichen, damit<br />

du in den schwierigen Entscheidungssituationen<br />

... - wenn du etwa in der Bar stehend mit vier verschiedenen<br />

Biersorten konfrontiert, minutenlang<br />

Etiketten studierst, weil du dich nicht entscheiden<br />

kannst, welches du trinken sollst - das Licht möge<br />

dir erhalten bleiben, damit du in schwierigen<br />

Entscheidungssituationen, in deinem “Nestle-<br />

Aland” lesen kannst (auch wenn du es auswendig<br />

kennst). Das Augenlicht möge dir erhalten<br />

bleiben, damit du jene siehst, um die du dich<br />

kümmerst, deine Schülerinnen und Schüler. Die<br />

Hörerinnen bei den unzähligen Vorträgen, die<br />

Freundinnen und Freunde. Es möge dir erhalten<br />

bleiben, damit du die Berge siehst und die<br />

Gletscher, die “nicht mehr so weiß sind”, wie zur<br />

Zeit deiner “Jugendsünden”. Es möge dir erhalten<br />

bleiben, damit du auch P. Stock siehst, mit<br />

dem du spartanisch unterwegs bist (das<br />

Spartanische liegt am Römer Stock, nicht am<br />

Insbrucker Hasitschka). Es möge dir erhalten<br />

bleiben, damit du möglichst lange nach<br />

Antworten suchen kannst auf die Frage, die<br />

Jesus dem Exegeten und Bibeltheologen stellt:<br />

“Für wen halten die Menschen den Menschensohn?<br />

Für wen hältst du mich?” Derjenige, der<br />

schon Schwierigkeiten hat, zwischen vier<br />

Biersorten zu wählen, kann diese einfache Frage<br />

nicht wie Petrus mit einem Satz beantworten. So<br />

würde er sagen - wiederum Originalton M.H. -:<br />

“Meine Christusvorstellung lässt sich schwer in<br />

eine ʻKurzformelʼ bringen. Sie verändert sich und<br />

wächst. Das hängt auch zusammen mit den<br />

Veränderungen in meiner Lebenssituation. ...<br />

Außerdem: Die Frage nach Christus ist für mich<br />

zutiefst verbunden mit der Gottesfrage. Mit dem<br />

Gedanken vom Deus semper maior verbindet<br />

sich für mich Christus semper maior. Deswegen:<br />

schon vom irdischen Jesus würde ich sagen:<br />

viele biblische Vorstellungen und Hoheitsbezeichnungen<br />

treffen auf ihn zu. In der Frage<br />

nach Jesus Christus helfen mir zurzeit vier<br />

Aussagen. Erkenntnis der Herrlichkeit (doxa)<br />

Gottes auf dem Antlitz Christi. Christus ist ʻdas<br />

Bild/die Ikoneʼ des unsichtbaren Gottes. Er hat<br />

Kunde gebracht von Gott (exogeomai) - Jesus ist<br />

der Exeget Gottes. Und: der Auferstandene ist<br />

ʻmit unsʼ. Damit verbunden (unvermischt und<br />

ungetrennt) die Vorstellung: Gott selbst ist ʻmit<br />

unsʼ.” Wenn Sie - meine Damen und Herren -<br />

mehr wissen wollen, wie Koll. Hasitschka die simple<br />

Frage von Jesus beantwortet, besuchen Sie<br />

eine Vorlesung von ihm. Lieber Martin: Gnade<br />

und Huld haben dich in deinem Leben verfolgt.<br />

Mögen sie dich weiterhin verfolgen. Dein Leben<br />

lang!<br />

45


3. Diplomarbeiten und<br />

2. Dissertationen (Abstracts)<br />

Couston Francis Enyam<br />

What next? The Akan Concept of Life<br />

after Death in Relation to the Eschatological<br />

Tought of Joseph Ratzinger<br />

Mag.theol. Couston<br />

Francis Enyam<br />

Den Hintergrund dieser Arbeit bildete die<br />

Frage nach der angemessenen Weise der<br />

Verkündigung des Evangeliums und des<br />

christlichen Glaubens; eine Frage, die die<br />

Theologie weltweit und die afrikanischen<br />

Theologinnen und Theologen seit vielen<br />

Jahrzehnten bewegt. Diese Arbeit beantwortet<br />

die Frage nach der Bedeutung des kulturellen<br />

Denkens und der Philosophie der verschiedenen<br />

Völker bzw. der Akan, einer der bedeutendsten<br />

ethnischen Gruppen Ghanas, für die<br />

Verkündigung des Evangeliums mit einem<br />

emphatischen Ja. Der besondere Zugang dieser<br />

Arbeit ist die epistemologische These,<br />

dass dieses „Ja“ durch die Struktur des<br />

Zweiten Vatikanischen Konzils begründet ist.<br />

Das Zweite Vatikanische Konzil kann dadurch<br />

epistemologisch gekennzeichnet werden,<br />

dass es nicht nur die traditionellen Loci erweitert<br />

und umgestaltet hat, sondern auch vor<br />

allem dadurch, dass es das Verhältnis von<br />

"loci proprii" und "loci alieni" in außerordentlicher<br />

Weise für die Sendung der Kirche (und<br />

eins damit für die Erkenntnis Christi) fruchtbar<br />

gemacht hat. Die loci theologici haben mit der<br />

Suche nach Orten der Theologie zu tun. Sie<br />

46<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

sind die Erkenntnisquellen und Zeugnis<br />

gebenden Instanzen der Theologie. Nach dem<br />

methodologischen Grundwerk katholischer<br />

Theologie in der Neuzeit "De locis theologicis<br />

libri duo decim" von Melchior Cano gibt es sieben<br />

glaubensspezifische (Schrift, Tradition,<br />

Kirche, Konzilien, Römische Kirche, Kirchenväter,<br />

Scholastische Theologie) und drei glaubensfremde,<br />

aber wissenschaftlich unentbehrliche<br />

Orte der Theologie (Geschichte, Philosophen<br />

und Vernunft)."Loci proprii" sind die<br />

glaubensspezifischen Orte der Theologie. Die<br />

glaubensfremden aber wissenschaftlich<br />

unentbehrlichen Orte der Theologie sind "loci<br />

alieni". Die zwei loci theologici sind komplementäre<br />

Erkenntnisquellen der Theologie.<br />

Das Zweite Vatikanische Konzil fordert<br />

dadurch die Kirche in all ihren verschiedenen<br />

Kontexten dazu auf, sich auf die jeweilige<br />

Kultur und ihre Weltanschauung und Philosophie<br />

wirklich (tief und vorbehaltlos) einzulassen.<br />

Diese Arbeit, die das kulturelle<br />

Denken und die Philosophien der Akan Völker<br />

als einen wissenschaftlich unentbehrlichen<br />

Ort der Theologie betrachtet, ist ein Versuch,<br />

die daraus entwickelten verschiedenen Formen<br />

kontextueller Theologien besonders im<br />

Blick auf ihre befreiende Qualität für die Kirche<br />

in Ghana fruchtbar zu machen.<br />

Dieses generelle Anliegen konkretisierte die<br />

Arbeit in zwei Aspekten: Aus den vielfältigen<br />

Aspekten der Akan-Kultur wie zum Beispiel:<br />

den Glauben an Gott und an Geister, den<br />

Umgang mit Geistern, die selbst Geschöpfe<br />

Gottes sind, aber ohne ihn wirken können und<br />

deren Einfluss auf die Menschen, Opfer,<br />

Rituale usw., griff die Arbeit die Frage individueller<br />

und kollektiver Eschatologie heraus.<br />

Auf der anderen Seite wurde das Denken und<br />

die Praktik der Akan in Beziehung zu einem<br />

konkreten eschatologischen Entwurf gesetzt:<br />

der Eschatologie von Joseph Ratzinger.<br />

Die Arbeit, die in drei Kapiteln verfasst wurde,<br />

beginnt mit einer klassischen Darstellung der<br />

Akan-Kultur und zeigt deren Einheit von<br />

Kosmologie und Gesellschaft. In der Arbeit<br />

wird für eine kontextuelle Theologie plädiert,<br />

die wahrnimmt, dass Christus die Kulturen<br />

transzendiert. Daher wurden die zwei Extreme


DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

(totale Absage, unkritische Übernahme) vermieden.<br />

Ein Teil der Arbeit stellt eine wichtige<br />

Auseinandersetzung mit der Eschatologie von<br />

Joseph Ratzinger dar. Für sie ist kennzeichnend,<br />

dass der Schlüssel zum Verständnis<br />

seines eschatologischen Denkens die<br />

Christologie ist. Ohne eine christologische<br />

Dimension ist es für ihn anscheinend unmöglich,<br />

Eschatologie zu verstehen. Spannend in<br />

der Arbeit ist die kritische Zusammenschau<br />

dieses Entwurfes zu den Ausführungen über<br />

die Akan-Tradition (nicht als Negation zu verstehen).<br />

Es wurde auch eine Unterscheidung<br />

der Geister angesetzt. Themen, die diesbezüglich<br />

behandelt wurden, waren zum Beispiel<br />

das Seelenkonzept, die Auferstehung der<br />

Toten, die Unsterblichkeit der Seele, Himmel,<br />

Fegefeuer und Hölle.<br />

Zusammenfassend war ich der Überzeugung,<br />

dass das kulturelle Denken und die<br />

Philosophie der verschiedenen Kulturen,<br />

Maria Joseph Kulandaisamy<br />

Yahwehʼs decision and Israelʼs destiny<br />

in Ezek 36,16-38, an exegetical<br />

study<br />

Mag.theol. Maria Joseph Kulandaisamy<br />

denen das Evangelium verkündigt werden<br />

muss, eine wesentliche Rolle zum guten<br />

Gelingen der Verkündigung des Evangeliums<br />

und des christlichen Glaubens zu spielen hat.<br />

Aus diesem Grund dürfen sie nicht von vornherein<br />

als a-christlich betitelt oder bezeichnet<br />

werden. Auf der anderen Seite müssen sie<br />

nicht in ihrer Gesamtheit seliggesprochen<br />

werden. Auch wenn das Evangelium nicht akulturell<br />

ist, muss auf der anderen Seite immer<br />

klar gemacht werden, dass das Evangelium<br />

alles kulturelle Denken und alle Philosophien<br />

transzendiert. Es ist daher wichtig, dass solche<br />

Denkweisen und Philosophien sich einer<br />

christologischen Transformation unterziehen.<br />

Mir ist wie vielen anderen bewusst, dass dies<br />

ein sehr langer Prozess ist oder sein könnte.<br />

Aber wegen der Wichtigkeit einer solchen<br />

christologischen Transformation sollen und<br />

müssen wir uns ständig bemühen, diesen<br />

Prozess mitzugestalten.<br />

1 Leading into the text:<br />

The text unit Ezek 36,16-38 proclaims<br />

Yahwehʼs self-concern in which the redemption<br />

of Israel is integrated as a covenantal consequential<br />

necessity. Issues and concerns:<br />

What are the motivating forces behind (v17-<br />

21) and purposes ahead (v22f.27f.35f.) in<br />

Yahwehʼs desire and decisions? How do<br />

Yahwehʼs desire and decisions integrate and<br />

shape the future destiny of Israel (v24-26.29-<br />

34.37f.) which is in exile? What is new in it?<br />

Immediate context: The announcement of the<br />

renewal of the mountains of Israel in 36,1-15<br />

symbolically anticipates the renewal and<br />

transformation of the House of Israel.<br />

2 The structure:<br />

Conditions of Israel and of Yahwehʼs name<br />

(v17-21) compel Yahweh to act; Yahwehʼs<br />

concern and decisions (v22-32) favour Israel;<br />

Transformation of cities and land (v33-36)<br />

bear witness to Yahweh; Identity of the house<br />

47


of Israel (v37f.) is re-established in its<br />

covenantal status.<br />

3. Analysis:<br />

Compulsion to act (v17-21): Israel has defiled<br />

itself (20,43), its land (36,17a.b.c) and profaned<br />

the name of Yahweh among nations<br />

(36,20a.b.c) through its derogative behaviour.<br />

Yahweh out of his anger punished Israel dispersing<br />

and scattering them (v19). The identity<br />

and status of the house of Israel is revelatory<br />

of Yahweh himself for the nations<br />

(v23d.e.36a) to know Yahweh. Therefore, the<br />

challenge that stands before Yahweh is to<br />

make the ʻways and deedsʼ of both Israel and<br />

his own as witnesses to his holy and great<br />

name. Favour for Israel (v22-32): In his decision<br />

to sanctify his name, he takes initiative to<br />

gather the house of Israel together from lands<br />

and nations (restoration) and to transform it<br />

integrally through external cleansing with pure<br />

water and internal renewal by giving them a<br />

“new heart” (vdx bl) and a “new spirit” (hvdx<br />

xwr) that it keeps Torah (v27c.d.e) and regains<br />

the covenantal status (28c.d). Yahweh will<br />

save them from the disgrace of famine by<br />

summoning the field fertile and fruitful. Israel<br />

will come to its self-consciousness and conscience<br />

and will be ashamed of its past.<br />

Witness to Yahweh (v33-36): Yahweh will<br />

plant the waste land, build the desolate cities<br />

and make it inhabited and fortified in order to<br />

secure Israel with a permanent, safe dwelling<br />

place. Those nations which once looked down<br />

upon Israel will now know that it is Yahweh<br />

who has done all these things. Covenantal<br />

status (v37f.): At the end, Yahweh will multiply<br />

the people of Israel like the flock of humans.<br />

The positive dealing of Yahweh with Israel will<br />

make Israel know itself (20,43 and 36,31) and<br />

Yahweh (36,38d,e), and will make nations<br />

know Yahweh (36,36a.b.c), too.<br />

4. Findings:<br />

i. 36,21-23.32 picks up 20,44 and elaborates it<br />

and confirms it once again. Yahwehʼs future<br />

dealing with Israel will not be according to its<br />

“evil ways and corrupt deeds” instead out of<br />

concern for his holy name. Salvation for Israel<br />

is a pure gift and an initiative of Yahweh so<br />

that Israel knows Yahweh.<br />

48<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

ii. The prophet Ezekiel prayers to/questions<br />

(11,16-20) Yahweh concerning the issue of<br />

extermination of or life to Israel. Israel itself<br />

raises a doubt (33,10) whether it can live further?<br />

33,11 takes up what is said in 18,23:<br />

“Why will you die, O house of Israel?” and<br />

adds the intention of Yahweh, taken from<br />

18,31: “Have I any pleasure in the death of the<br />

wicked, says the Lord Yahweh, and not rather<br />

that he should turn from his way and live?”<br />

C36,24-38 announces Yahwehʼs plan to<br />

shape the destiny of Israel as his people<br />

dwelling in its promised land, guided by his<br />

own spirit, walking in the way of his statutes<br />

and ordinances (v27f.), and being multiplied<br />

like a flock of humans (v37f.). Thus c36 gives<br />

a final answer to the whole problem of death<br />

or life for the house of Israel.<br />

iii. The expression “new heart” (18,31 and<br />

36,26) is very special to Ezekiel. The “new<br />

spirit” takes an upward-movement as “my spirit”<br />

(v27a and also 37,14; 39,29). The very spirit<br />

of Yahweh will be their guiding force in all<br />

their ways and deeds, desires and decisions!<br />

It is a radical, internal transformation in which<br />

Israel gains a new consciousness and conscience.<br />

iv. Jer 31,31-34 speaks about Yahweh writing<br />

the Law in the heart [instead of stone plate]<br />

(Gottes Tora im Herzen) of the person, whereas<br />

Ezekiel 36,27 speaks of Yahweh placing<br />

his own spirit in the (new) heart (Geistes<br />

Gottes im Herzen)! Then Israel will “walk”<br />

(obedience) in the statutes of God (v27c.d.e)<br />

and will “keep” (rmv) the Torah (fidelity).<br />

v. The covenant formula in 36,28 is corollary to<br />

of all that is spoken of in 36,24-27 and it is also<br />

the watershed of all that is spoken of in 36,29-<br />

38!<br />

vi. This rhetoric criticism of the nations in<br />

36,20 hints at a problem that „they went out<br />

from<br />

his land“. This is replied with an answer in<br />

36,28a.b: „you will dwell in the land that I gave<br />

…”<br />

vii. Acts of Yahweh and their effects: Yahweh<br />

will gather it together in its land, cleanse it and<br />

transform it, and then it will keep the Torah<br />

(v24-28). Yahweh will increase his blessing on<br />

the field. Consequently, Israel will meet no<br />

more disgrace among nations; and Israel will


DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

know itself (v29-32). Yahweh himself will build<br />

the cities, making them secure and fortified.<br />

As a result, nations will know Yahweh (v33-<br />

36). Yahweh will increase Israel like the flock<br />

of humans. As an effect, Israel will know<br />

Yahweh (v37f.). Thus when Yahweh acts for<br />

Israel, then nations understand Yahweh, Israel<br />

understands Yahweh and itself.<br />

5. Conclusion:<br />

Ezek 36,16-38 envisions that Yahweh will lead<br />

Israel into a bright future on two important levels,<br />

materially and personally: 1. Yahweh will<br />

unite Israel and the land promised to its<br />

fathers; 2. Yahweh will re-establish and rejuvenate<br />

the relationship between him and the<br />

house of Israel in resonance with the<br />

covenant. In all these the nations will know<br />

Rolf Kurz<br />

„Nur die göttlich Liebe führt den<br />

Menschen zum erfüllten Leben und<br />

zur wahren Freiheit. Zugänge zum<br />

Geheimnis der Eucharistie im Werk<br />

von Joseph Ratzinger.“<br />

Mag.theol. Rolf Kurz<br />

Yahweh and the reputation of the name of<br />

Yahweh will be upheld.<br />

The messages of Ezek c36 depict that<br />

Yahweh has judged Israel in the past because<br />

of its infidelity to covenantal relation through<br />

its ways and deeds, but now Yahwehʼs decisions<br />

and actions are not according to what<br />

Israel deserves, instead they are to sanctify<br />

his name among Israel at the eyes of nations,<br />

and to make Israel and nations know Yahweh.<br />

And Yahweh will execute it primary through<br />

the agency of Israel. Therefore, the final outcome<br />

of all his decisions will be a blessing in<br />

disguise for Israel: prosperous and secure<br />

destiny in its promised land. Thus the decisions<br />

of Yahweh, the God of Israel, go beyond<br />

his judgment!<br />

Für den Theologen Joseph Ratzinger war die<br />

Reflexion des Geheimnisses der Eucharistie<br />

immer Lebensvollzug und tief verbunden mit<br />

seiner eigenen priesterlichen Existenz. Deshalb<br />

spricht hier der Theologe und Papst nicht<br />

über Fremdes und Anderes, sondern immer<br />

unter Einbeziehung seines eigenen Lebens<br />

und seiner besonderen Mystik.<br />

Hier sollen nur einige markante Punkte aus<br />

der Diplomarbeit aufgriffen werden.<br />

1. Wie überwinde ich die Kluft zwischen<br />

Sichtbar und Unsichtbar?<br />

Im Glauben bedarf es eines Sprunges, um die<br />

der Sinneswahrnehmung verborgene Wirklichkeit<br />

erschließen zu können. Zu diesem<br />

Vorgang benötigen wir die Wahrnehmung mit<br />

dem Herzen, den Zugang über die Erfahrungen<br />

und Empfindungen. Das Erkennen der<br />

eigentlichen Wirklichkeit, die den tragfähigen<br />

Grund darstellt, ist ein ständiger Prozess, weil<br />

das natürliche Schwergewicht des Menschen<br />

auf der materiellen Ebene liegt. Es geht um<br />

ein Einlassen auf einen offenen und oft auch<br />

unbekannten Weg. Selbstverständlich bedeu-<br />

49


tet dieser Sprung auch eine Entscheidung.<br />

Bleibe ich stehen oder springe ich? Wenn das<br />

Unsichtbare die eigentlich tragende Wirklichkeit<br />

ist, können wir von einem Bekenntnis<br />

zum Primat des Unsichtbaren sprechen.<br />

2. Welche Strukturen hat das Gebet?<br />

Das Gebet ist ein Zentralakt Jesu. Wir können<br />

in der Kommunikationsstruktur zwischen<br />

Jesus Christus und seinem himmlischen<br />

Vater, obwohl sie einzigartig war, Zugänge<br />

zum Glauben, Gebet oder dem Liebesgeschehen<br />

überhaupt erkennen. Wir dürfen aber<br />

nicht dem Trugschluss erliegen, dass wir das<br />

Wahrnehmen unserer Gottesbeziehung und<br />

unsere Gottesbegegnung festhalten können.<br />

Es ist ein tägliches Einlassen auf einen Beziehungs-<br />

und Glaubensprozess. Im Gebet –<br />

also einem Kommunikationsgeschehen –<br />

bekommen wir einen Raum der Freiheit und<br />

einen Ort der Begegnung mit Gott. Auf dem<br />

Glaubens- und Gebetsweg richtet sich der<br />

Christ auf Gott aus und lässt seinen eigenen<br />

Willen frei in den göttlichen Willen einfügen.<br />

Hier kann von einem Prozess des Gott-Ähnlich-Werdens<br />

und einer Verwandlung des<br />

menschlichen Selbst gesprochen werden.<br />

Wenn der Mensch sich auf die eigene<br />

Hingabe an den göttlichen Willen wahrhaftig,<br />

frei und in Liebe einlässt, kann der Mensch<br />

von Gott mit Liebe, Wahrheit und Freiheit<br />

erfüllt werden.<br />

3. Was bedeutet in den Pneuma-Leib Christi<br />

aufgenommen zu werden?<br />

Jeder Einzelne erlebt in der Eucharistie Gemeinschaft<br />

mit Gott und mit den Menschen.<br />

Dies geschieht in besonderer Weise bei den<br />

Kommunizierenden, wenn sie von Christus in<br />

den Pneuma-Leib Christi hinein assimiliert<br />

werden. Besonders in der Eucharistie verwirklicht<br />

sich die Einheit der Liebe und des Leibes<br />

Christi, indem die Christen in den verklärten<br />

Leib Christi hineinvereinigt werden. Denn<br />

Christus assimiliert die Kommunizierenden in<br />

seinen Leib hinein und macht sie so zu einem<br />

einzigen Leib. Hier sind wir aufgefordert, diese<br />

50<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Vereinigung mit Christus und den Kommunizierenden<br />

als Geschenk dankbar anzunehmen,<br />

obwohl der Einzelne auch mit vielleicht<br />

Unsympathischen, Marginalisierten oder<br />

Fernen verbunden ist. Dieses Einswerden<br />

kann uns eine Anthropologie der Kulturen und<br />

Schichten lehren. Die vertikale und die horizontale<br />

Ebene sind verflochten und bilden<br />

zusammen ein Gesamtgefüge. In Jesus<br />

Christus, dem sakramentalen Leib Christi,<br />

können wir in der eucharistischen Feier den<br />

Gestalt gebenden Mittelpunkt der Kirche<br />

erkennen. Es wird in der Eucharistie ein<br />

„neues Wir“ geschaffen. Auf der einen Seite<br />

geht es um eine Durchdringung Gottes und<br />

auf der anderen Seite um eine Öffnung des<br />

Menschen. Das menschliche Ich lässt sich<br />

vom göttlichen Du durchdringen und wird so<br />

mit Gott und mit den Menschen untereinander<br />

verbunden. Man kann auch von einer vertikalen<br />

Ausrichtung und einer horizontalen Ebene<br />

im zwischenmenschlichen Bereich sprechen.<br />

Ein sichtbares Zeichen für die feiernde Gemeinde<br />

stellt die Zusammensetzung einer<br />

konkret sichtbaren Gemeinschaft dar. Es versammeln<br />

sich aus allen Kulturen und Gesellschaftsschichten<br />

und aus verschiedensten<br />

Beweggründen Gläubige zur Eucharistie. Alle<br />

zusammen bilden eine Glaubensgemeinschaft,<br />

die eine ganz klare Ausrichtung auf<br />

Gott hat und im Leib Christi zu einer Einheit<br />

gebildet wird.<br />

Somit gehört zum Innersten des Christlichen<br />

die Verbindung mit der Glaubensgemeinschaft,<br />

ja man müsste sogar sagen die<br />

Vereinigung mit der ganzen Menschheit. Denn<br />

bei einer ganz nach innen gerichteten Zentrierung<br />

auf das Christliche zeigt sich ein<br />

Humanismus, der die Vereinigung der<br />

Menschheit sucht.<br />

5. Kann bei der täglich gelebten Liebe von<br />

einem Wesensteil der Eucharistie gesprochen<br />

werden?<br />

Besonders in der Eucharistie verwirklicht sich<br />

die Einheit der Liebe und des Leibes Christi,<br />

indem die Christen in den verklärten Leib<br />

Christi hineinvereinigt werden. Aus diesem<br />

Einswerden im Verklärungsleib Christi er-


DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

wächst die Glaubensgemeinschaft. Und aus<br />

dieser Mitte, in der die reale Vereinigung der<br />

Christen mit Christus und untereinander vollzogen<br />

wird, erwächst die täglich gelebte Liebe<br />

in die Gesellschaft und in die Welt hinein. Das<br />

eucharistische Geschehen wirkt in jedem einzelnen<br />

Christen im Alltag in Taten weiter. Hier<br />

kann von einer „Bewährung des Wortes“<br />

gesprochen werden. Die konkrete Verwirklichung<br />

der Kirche in der Eucharistie lebt in<br />

konkreten Handlungen im Alltag weiter. Das<br />

Beziehungsgeschehen Gottes und seine<br />

Liebe zu seinen Geschöpfen drängen den<br />

Menschen förmlich zu Werken der Liebe. Sie<br />

Lwano Manzanza Frédéric<br />

La célébration eucharistique comme<br />

anticipation du banquet céleste.<br />

Une analyse systématique de la<br />

célébration actuelle de l´eucharistie<br />

Mag.theol.<br />

Lwano Manzanza<br />

Frédéric<br />

Das Thema meiner Diplomarbeit gliedert sich<br />

in drei Kapitel, die sich auf drei Fragekreise<br />

konzentrieren: die Frage nach dem Ort der<br />

Eucharistiefeier (nicht im räumlichen, sondern<br />

im theologischen Sinn), die Frage nach den<br />

Teilnehmern und die Frage nach der Art und<br />

Weise der Teilnahme an der Eucharistiefeier<br />

in ihrem Verhältnis zur Kommunion.<br />

Im ersten Kapitel stelle ich die Eucharistie als<br />

„locus eschatologicus“ vor. Denn in jeder<br />

gehört nicht nur als Beiwerk zur Eucharistie,<br />

sondern die Liturgie der Eucharistie wird erst<br />

im „alltäglichen Gottesdienst“ vollendet. Was<br />

die Christen in der Eucharistie feiern, soll in<br />

den Christen auch außerhalb des Kirchenraums<br />

sichtbar werden und in die Gesellschaft<br />

hineinwirken. Man kann sagen, dass ein mit<br />

Liebe Beschenkter auch anderen Liebe<br />

schenken will. Denn Liebe kann nicht in sich<br />

verschlossen bleiben, sondern sie öffnet sich<br />

für andere und verschenkt sich selbst anderen.<br />

Im Raum der Liebe findet der Mensch die<br />

Erfüllung seiner tiefsten Sehnsucht.<br />

Eucharistie erfahren wir im Voraus, was im<br />

himmlischen Jerusalem gefeiert wird. Dies ist<br />

für mich ein Beweis dafür, dass es nur eine<br />

Liturgie gibt: die Liturgie auf der Erde in der<br />

Phase des Protons und die himmlische<br />

Liturgie als ihr Eschaton. Damit ist ausgedrückt,<br />

dass die irdische Eucharistiefeier<br />

schon und noch nicht das himmlische Mahl ist.<br />

Jede Eucharistiefeier steht in dieser eschatologischen<br />

Dimension, denn sie kann nicht vom<br />

himmlischen Mahl, deren Antizipation sie ist,<br />

getrennt werden. Die verschiedenen konstituierenden<br />

Elemente der Eucharistiefeier (Worte,<br />

Riten, Symbole usw.) zeigen klar, dass<br />

jede Eucharistiefeier eine Antizipation des<br />

himmlischen Mahles ist. Bei jeder Eucharistie<br />

versammelt sich die ganze Kirche in ihrer irdischen<br />

und himmlischen Dimension. Gott ist<br />

der Gastgeber, Jesus Christus der Zelebrant<br />

par excellence. Das Volk Gottes ist der Teilnehmer.<br />

Gott wird verherrlicht, Mensch und<br />

Welt werden geheiligt. Wir essen schon hier<br />

die himmlische Speise.<br />

Das Zweite Kapitel betrachte ich als Folge des<br />

ersten Kapitels. Im Zusammenhang mit diesen<br />

drei Fragekreisen stelle ich die in der<br />

römisch-katholischen Kirche seit dem Zweiten<br />

Vaticanum geltende Ordnung in Frage.<br />

In welchem Rahmen soll die Eucharistie gefeiert<br />

wird? Wer ist Teilnehmer und wie soll man<br />

an der Eucharistie teilhaben, oder wie soll<br />

51


man beispielsweise kommunizieren? Im<br />

ersten Teil dieses Kapitels stelle ich die Lehre<br />

und Praxis der aktuellen Eucharistiefeier dar.<br />

Im zweiten Moment analysiere ich diese Lehre<br />

und Praxis mit einem eschatologischen Einblick<br />

und zeige, dass die aktuelle Eucharistiefeier<br />

nicht nur Stärken sondern auch Defizite<br />

besitzt. Ich stelle mir Fragen wie: ist beispielsweise<br />

eschatologisch gesehen jede leibliche<br />

Person (Getaufte, Nichtgetaufte, Kommunionempfänger<br />

und nicht Kommunionempfänger)<br />

bei der Eucharistiefeier Teilnehmer? Wie konkretisiert<br />

sich symbolisch diese Teilnahme für<br />

jene die nicht kommunizieren können? Kann<br />

man auch behaupten, dass auch sie an dem<br />

himmlischen Mahl im Voraus teilnehmen? Wie<br />

kann man an dem himmlischen Mahl im Voraus<br />

teilhaben, ohne den Kelch des Heiles und<br />

des ewigen Bundes symbolisch zu trinken?<br />

Weil es heute möglich ist, dass jemand ohne<br />

zu kommunizieren an der Eucharistiefeier teilnimmt,<br />

und viele nur die Brotkommunion aber<br />

nur ganz wenige die Kelchkommunion empfangen<br />

und weil die Eucharistiefeier der<br />

Kirche mit oder ohne einer konkreten versammelten<br />

Gemeinde gefeiert werden kann, bin<br />

ich der Meinung, dass eschatologisch gesehen,<br />

die aktuelle Eucharistiefeier mehrere<br />

Defizite aufweist.<br />

Ein Blick auf das himmlische Mahl zeigt z.B.<br />

klar, dass das himmlische Mahl ohne die<br />

Versammlung des Volks Gottes nicht eröffnet<br />

werden wird. Es ist unvorstellbar, dass jemand<br />

am eucharistischen Mahl teilnimmt, ohne den<br />

Kelch des Heiles zu trinken. Es ist undenkbar,<br />

dass ein Mitfeiernder Jesus nicht als seinen<br />

Herrn bekennt. Diese Beispiele zeigen einige<br />

der eschatologischen Defizite in der Reflexion<br />

der Eucharistiefeier als Antizipation des himmlischen<br />

Gastmahles auf.<br />

Im dritten Kapitel versuche ich schließlich, die<br />

drei fundamentalen konstitutiven Elemente<br />

der Eucharistiefeier wieder herzustellen, damit<br />

die aktuelle Eucharistiefeier konkret und symbolisch<br />

als Antizipation des himmlischen<br />

Mahls erlebbar wird. Ich gehe dabei von der<br />

Stiftung des Abendmahles Jesu, von der Feier<br />

der Eucharistie zur Zeit der Apostel und<br />

Kirchenväter und vom Blick auf die Feier des<br />

himmlischen Mahles aus.<br />

52<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Aus diesen biblischen, patristischen, dogmatischen<br />

und eschatologischen Überlegungen<br />

heraus plädiere ich für die Feier der Eucharistie<br />

in einer konkreten versammelten Gemeinde.<br />

Ich plädiere für die Kelchkommunion<br />

aller Teilnehmer. Nur jene Mitfeiernden sollen<br />

als Teilnehmer der Eucharistiefeier bezeichnet<br />

werden, die auch kommunizieren. Das bedeutet<br />

nicht, dass andere Mitfeiernde, die z.B.<br />

nicht kommunizieren, keine Christen sind,<br />

oder nicht zur Messe kommen dürfen. Für solche<br />

Mitfeiernde braucht es einen eigenen<br />

Ritus. Dieser Ritus soll klar aufzeigen, an welchem<br />

Zeitpunkt die eigentliche<br />

Eucharistiefeier beginnt.<br />

Ist in der aktuellen pastoralen Situation die<br />

Wiederherstellung der drei konstitutiven Elemente<br />

praktisch möglich? Welche ökumenischen<br />

und ekklesiologischen Konsequenzen<br />

hat eine solche Wiederherstellung? Ich stelle<br />

Ihnen jetzt einige konkrete Vorschläge meiner<br />

Diplomarbeit vor:<br />

Die Versammlung der konkreten Gemeinde ist<br />

ein konstitutives Elemente der Eucharistiefeier.<br />

Wo es keine Gemeinde gibt (vgl. Mt<br />

18,20), soll keine Eucharistie gefeiert werden.<br />

Genauso ist die Feier der Eucharistie unmöglich,<br />

wenn es keinen Priester gibt.<br />

Das eucharistische Essen und Trinken ist ein<br />

symbolisches Zeichen der Teilhabe an dem<br />

himmlischen Mal im Voraus. Damit das<br />

Trinken für alle Teilnehmer gelingt, soll man<br />

beispielsweise für große Versammlungen<br />

genügend Kommunionhelfer für die Kommunion<br />

unter beiderlei Gestalten vorbereiten.<br />

Ein weiterer Vorschlag betrifft die Inkulturation<br />

der eucharistischen Materien. In Regionen der<br />

Welt, in denen das Brot und der Wein nur sehr<br />

schwer zu bekommen sind, muss über eine<br />

Inkulturation der eucharistischen Gaben nachgedacht<br />

werden.<br />

Die Wiederherstellung dieser drei Elemente<br />

wird helfen, einige ökumenische und ekklesiologische<br />

Fragen zu klären. Allerdings gibt es<br />

noch weitere Schwierigkeiten, deren Beantwortung<br />

von anderen theologischen Disziplinen<br />

abhängt.


DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Wenn die oben genannten drei konstitutiven<br />

Elemente der Eucharistiefeier als Antizipation<br />

des himmlischen Mahles wieder hergestellt<br />

Valentine Mbawala<br />

Der traditionelle Status einer<br />

tanzanischen Frau:<br />

Eine Herausforderung für die Pastoral in<br />

der Erzdiözese Songea<br />

Mag.theol. Valentine Mbawala<br />

Durch die Begegnung mit vielen tansanischen<br />

Frauen konnte ich erfahren, welche Begabungen<br />

und Fähigkeiten diese Frauen besitzen.<br />

Die Gründe dafür, dass die Begabungen,<br />

die die Frauen haben, nicht sehr zum<br />

Vorschein kommen, sind in der Tradition verwurzelt.<br />

In meiner Diplomarbeit ist es mir um<br />

die Frage gegangen: Inwiefern kann der traditionelle<br />

Status von Frauen in Tansania für den<br />

pastoralen Einsatz zu Schwierigkeiten führen<br />

und wie kann die Kirche diesen Schwierigkeiten<br />

theologisch begründet und pastoral<br />

sensibel begegnen.<br />

Meine Diplomarbeit habe ich in vier Kapitel<br />

gegliedert:<br />

Im ersten Kapitel beschreibe ich den traditionellen<br />

Status der tanzanischen Frau aus zwei<br />

unterschiedlichen Perspektiven. Im ersten<br />

Teil, den ich „Persönlicher Umgang mit der<br />

Frau“ genannt habe, bringe ich meine eigene<br />

sind, ist die eschatologische Dimension der<br />

Eucharistiefeier erlebbar.<br />

Biographie ein, indem ich meine Erfahrungen<br />

mit drei unterschiedlichen Frauen, mit meiner<br />

Mutter, mit meiner Großmutter und mit meiner<br />

Stiefmutter schildere. Von meinem Umgang<br />

mit den dreien Frauen ist mir klar geworden,<br />

dass Frauen vor allem eine wichtige Rolle in<br />

den Familien spielen. Sie können wichtige<br />

Werte vermitteln, z.B. den Glauben und<br />

Frieden in den Familien pflegen und weitergeben.<br />

Aber die Umsetzung dieser Begabungen<br />

findet manchmal Anstoß in der Tradition, da es<br />

üblich ist, dass die Frau in der Familie<br />

schweigt.<br />

Den zweiten Teil habe ich eine „Systematische<br />

Analyse der gewählten sozial-kulturellen<br />

Aspekte der tansanischen Frauen“ durchgeführt.<br />

In diesem Teil beschreibe ich einige<br />

Aspekte des traditionellen Rollenbildes der<br />

tansanischen Frauen. Einige Beispiele sind:<br />

Einstellung zur Fertilität<br />

Diese hat ihre Basis im Verständnis des<br />

Lebens. Das Leben ist im Verständnis der<br />

Menschen in Tansania ein Geschenk von<br />

Gott. Die Menschen sind keine passiven Empfänger<br />

dieses Geschenks, sondern sie sind<br />

verpflichtet, dieses Geschenk aktiv zu empfangen<br />

indem sie es schützen und weitergeben.<br />

In anderen Worten, die Zeugung von<br />

Kindern ist eine Verpflichtung. Daher ist es<br />

unvorstellbar, wenn Eltern keine Kinder zeugen<br />

können. In diesem Fall liegt die alleinige<br />

Schuld bei der Frau, so ist es in der allgemeinen<br />

traditionellen Vorstellung. In einer solchen<br />

Situation entlässt der Mann die Frau und gründet<br />

eine Beziehung mit einer anderen Frau,<br />

die ihm Kinder schenken kann.<br />

Einstellung zum Geschlecht<br />

In fast allen Stämmen Tanzanias sind Buben<br />

erwünschter als Mädchen. Der Grund dafür<br />

53


ist, dass Mädchen, wenn sie groß sind, heiraten<br />

und von der Familie weggehen, das<br />

bedeutet, dass sie die Kontinuität der Familie<br />

nicht aufrecht erhalten. Die Buben im<br />

Gegenteil bleiben zu Hause, auch wenn sie<br />

verheiratet sind. Ihre Kinder gehören zu ihrer<br />

Sippe und sie sind sozusagen die Versicherung<br />

für die Eltern, wenn sie alt sind.<br />

Weil Mädchen fast keinen Wert haben, werden<br />

sie in vielfacher Weise vernachlässigt, z.B<br />

in der Ausbildung. In den Familien haben die<br />

Frauen kein Recht, sie müssen den Männern<br />

gehorchen.<br />

Im zweiten Kapitel stelle ich die Grundvollzüge<br />

der Gemeinde, nämlich Martyria,<br />

Vasyl Palchynskyy<br />

“Selbstmord” in der „Christlichen<br />

Ethik“ von Karl-Heinz Peschke:<br />

Eine kritische Untersuchung<br />

Dr.theol.<br />

Vasyl Palchynskyy<br />

Meine Arbeit ist eine wissenschaftliche Forschung<br />

zum Thema „Selbstmord“. In der<br />

Forschung beschränke ich mich auf das Buch<br />

„Christliche Ethik“ vom Moraltheologen K.-H.<br />

Peschke, der die wichtigsten Aspekte des<br />

Problems aufgeschrieben hat. Meine Aufgabe<br />

in dieser Arbeit ist eine kritische Untersuchung<br />

der Stellungnahmen des Autors zum Suizidproblem.<br />

Besondere Aufmerksamkeit will ich<br />

den biblischen Texten zuwenden, die K.-H.<br />

54<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Liturgia, Diakonia und Koinonia unter Berücksichtigung<br />

der Dokumente des II. Vatikanischen<br />

Konzils, insbesondere Lumen Gentium,<br />

Gaudium et Spes und Ad Gentes dar.<br />

Im dritten Kapitel verbinde ich die ersten zwei<br />

Kapitel, um Schwierigkeiten und Spannungen<br />

aufzuzeigen, die sich aufgrund der traditionellen<br />

Einstellung zu Frauen in bezug zur<br />

Realisierung von Kirche in der Erzdiözese<br />

Songea ergeben.<br />

Im vierten Kapitel behandle ich konkrete<br />

pastorale Lösungsansätze, die Antworten auf<br />

die im dritten Kapitel aufgezeigten Probleme<br />

geben können.<br />

Peschke zum Thema „Selbstmord“ in die<br />

Argumentation aufgenommen hat. Die Akzentsetzung<br />

auf die Bibel ist eine große Herausforderung<br />

für die Moraltheologie nach dem II.<br />

Vatikanum (OT 16), die ich in dieser Arbeit<br />

angehen will.<br />

Neben den biblischen Quellen kommen auch<br />

die Lehre der Kirche und die Naturwissenschaften<br />

(Psychiatrie und Soziologie) zur<br />

Sprache. Durch die verschiedenen Quellen<br />

wird gezeigt, wie breit und komplex die Suizidproblematik<br />

ist. Als Ziel stelle ich mir vor, die<br />

theologischen Hilfestellungen gegen Suizid<br />

auf Basis der oben genannten Quellen herauszuarbeiten.<br />

Im ersten Kapitel werden die Grundlagen des<br />

Studiums der Heiligen Schrift für die Moral-


DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

theologie zur Sprache gebracht. Ich verweise<br />

auf Dokumente des Vatikanum II und deren<br />

Rezeption durch Moraltheologen. Beim Rückgriff<br />

auf die Bibel sind in der Vergangenheit<br />

häufig zwei Fehler aufgetreten: Man hat die<br />

Bibel zu sehr eingeengt und nach den eigenen<br />

Vorstellungen befragt, statt sie selber sprechen<br />

zu lassen. Oder man hat sie zu punktuell<br />

auf Einzelaussagen beschränkt und dies<br />

dann gewöhnlich ohne Beachtung ihres zeitgeschichtlichen<br />

Kontexts zu unmittelbar auf<br />

die jeweiligen Verhältnisse appliziert. In beiden<br />

Fällen kann sich die Wirkung der biblischen<br />

Moral nur begrenzt entfalten. 1 Als richtigen<br />

Umgang mit der Bibel in der Moraltheologie<br />

stelle ich kurz die textkritische<br />

Methode vor, die den Zusammenhang der<br />

Perikope im Buch und im Vergleich von<br />

Neuem und Altem Testament berücksichtigt,<br />

um schließlich zu einer eigenen exegetisch<br />

verantwortbaren Interpretation zu kommen.<br />

Ich werde die Bibeltexte, die in der Argumentation<br />

gegen Suizid und überhaupt gegen<br />

Mord verwendet werden, aufgreifen. Diese<br />

Argumentation baut auf den zwei Hauptgeboten,<br />

der Gottes- und Nächstenliebe auf.<br />

Es geht um die Stellen von Röm 14,7f; Lk<br />

14,26; Joh 12,25 und 15,13. K.-H. Peschke<br />

hat in der Verwendung von Röm 14,7f eine<br />

traditionelle Interpretation der Bibelstelle aufgegriffen,<br />

die nicht immer mit der Aussagerichtung<br />

der Bibelstelle übereinstimmt. Diese<br />

Paulusstelle in Röm 14,7f ist ein Fall, in dem<br />

vom Autor der Kontext in der Argumentation<br />

nicht ernst genommen wird. In der Zusammenfassung<br />

der Bibelstelle Röm 14,1-12<br />

erklärt U. Wilkens (in seinem Kommentar),<br />

dass der Inhalt des Glaubens Gottes Liebe ist,<br />

die sich gerade im Kreuz Christi erwiesen und<br />

in der Auferstehung des Gekreuzigten durchgesetzt<br />

hat. Man kann sagen, dass von<br />

Paulus die Leitidee des Liebesgebotes erstellt<br />

wird. Diese Methode des richtigen Umgangs<br />

kann den Theologen bei der Arbeit der Interpretation<br />

des Bibeltextes behilflich sein. Als<br />

Ergebnis meiner Untersuchung mit den Bibelstellen<br />

komme ich zum Schluss, dass alle<br />

neutestamentlichen Bibelstellen, die von K.-H.<br />

Peschke zur Anwendung gebracht wurden,<br />

mittelbar oder unmittelbar auf die Tugend der<br />

Liebe hingezielt haben. Somit wird die Liebe<br />

als biblische Grundkategorie im moraltheologischen<br />

Umgang mit dem Leid der Selbstmordproblematik<br />

erkannt.<br />

Im zweiten Kapitel ist die Lehre der Kirche<br />

dargestellt, die die schrecklichen Auswirkungen<br />

des Selbstmordes in der Verletzung<br />

der Gottes- und Nächstenliebe und auch der<br />

Selbstliebe unterstrichen hat. Im Katechismus,<br />

wie auch in der Moraltheologie, die K.-H.<br />

Peschke zum Thema „Selbstmord“ vertritt, ist<br />

die Befolgung der Zehn Gebote spürbar. Sie<br />

haben grundlegende Bedeutung für das persönliche<br />

und für das gesellschaftliche Leben.<br />

Ich wende mich zuerst dem Katechismus zu,<br />

lege seine Entstehung und seinen Aufbau dar,<br />

um mich dann dem Thema des Selbstmordes,<br />

wie im dritten Teil (KKK 2280-3) dargelegt ist,<br />

zuzuwenden.<br />

K.-H. Peschke verwendet in seiner Definition<br />

im Rahmen der Suizid-Thematik den Begriff<br />

„Selbstmord“. Dies zeigt uns, dass er schon in<br />

seiner Definition tendenziell ausgerichtet ist<br />

und damit schon einen Akzent hinsichtlich der<br />

sittlichen Bewertung dieser Tat setzt. Dieser<br />

Terminus wird auch vom kirchlichen Lehramt<br />

in den deutschsprachigen Texten favorisiert<br />

(GS 27; EV 66; KKK 2280-2283). In seiner<br />

Definition hat K.-H. Peschke die Aufmerksamkeit<br />

auf die Art von Tötung gelenkt.<br />

Die drei Gründe: Gottes Eigentumsrecht des<br />

menschlichen Lebens; Verpflichtungen eines<br />

Menschen gegenüber der Gemeinschaft; die<br />

Pflicht des Menschen, sich selbst zu lieben<br />

und nach Vollkommenheit zu streben, die K.-<br />

H. Peschke anführt, sind lebenswichtige<br />

Fragen. Sie zeigen uns drei Punkte, die eng<br />

miteinander verbunden sind: den Menschen<br />

selbst, die Gemeinschaft, in der er lebt und<br />

Gott. Alle drei Momente entsprechen der<br />

Lehre der Kirche, wie sie im KKK klar ausgedrückt<br />

ist.<br />

Im Katechismus wie auch in der Moraltheologie,<br />

die K.-H. Peschke mit dem Thema<br />

Selbstmord vertritt, ist die Befolgung der Zehn<br />

Gebote spürbar. Sie haben grundlegende<br />

Bedeutung für das persönliche und für das<br />

gesellschaftliche Leben. Eine besondere Aufmerksamkeit<br />

verdient die Lehre Christi, die<br />

uns darauf hinweist, dass die Zehn Gebote in<br />

55


dem einen Doppelgebot der Liebe zusammengefasst<br />

sind. Die Argumentationen gegen<br />

Selbstmord sind im KKK und bei K.-H.<br />

Peschke auf der Basis des Liebesgebots<br />

(Eigen-, Nächsten-, Gottesliebe.) aufgebaut.<br />

Im dritten Kapitel beschreibe ich die<br />

Untersuchungen zum Thema „Suizid“, die von<br />

der Psychiatrie und der Soziologie gemacht<br />

wurden, und erläutere auch die Strategien<br />

(Hilfe in der Seelsorge, Religion und<br />

Verantwortung) gegen Suizid. Von diesem<br />

Kapitel an will ich vom Begriff „Selbstmord“<br />

Abstand nehmen und stattdessen den Begriff<br />

„Suizid“ verwenden. In seinem Buch<br />

„Christliche Ethik“ lenkt K.-H. Peschke unsere<br />

Aufmerksamkeit auf die Humanwissenschaften.<br />

Er stellt die Meinungen von Psychologen<br />

im Allgemeinen 2 vor, ohne konkret auf<br />

diese einzugehen. Für mich ist in diesem<br />

ersten Punkt des dritten Kapitels wichtig, die<br />

konkreten Wissenschaftler zu nennen, um die<br />

Problematik der Suizidfrage spürbar zu<br />

machen. Erwin Ringel wird als Psychiatrische<br />

Autorität des Suizids vorgestellt. In seiner<br />

Untersuchung des Suizids hat E. Ringel im<br />

Jahr 1953 den Begriff „präsuizidale[s]<br />

Syndrom“ geprägt. 3 Das präsuizidale Syndrom<br />

wurde 1949 aufgrund von Untersuchungen<br />

an 745 Personen mit Selbstmordversuchen<br />

entdeckt. Bei der Beschreibung<br />

des Syndroms werde ich mich auf E. Ringels<br />

Buch „Der Selbstmord“ 4 konzentrieren. Das<br />

präsuizidale Syndrom geht beinahe jeder suizidalen<br />

Handlung voraus und stellt somit ein<br />

äußerst wichtiges diagnostisches Hilfsmittel<br />

dar. Um das Syndrom zu erklären, bezeichnen<br />

wir seine entscheidenden Elemente als:<br />

Einengung, gehemmte und gegen die eigene<br />

Person gerichtete Aggression sowie Suizidfantasien.<br />

Diese drei Elemente beeinflussen einander im<br />

Sinne einer Verstärkung und führen zur<br />

Suizidhandlung, sofern nicht interveniert wird.<br />

Begleitende psychische Störungen wie<br />

Neurose und Schizophrenie werden in den<br />

Blick auf die Entwicklung des präsuizidalen<br />

Syndroms einbezogen.<br />

In der Psychiatrie wird der Suizid als Endpunkt<br />

einer krankhaften Entwicklung gesehen und in<br />

der Soziologie erkennt man im Suizid eine<br />

56<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

soziale Tatsache, die durch soziale Bedingungen<br />

erklärt werden muss. 1897 erschien<br />

das Buch eines sehr bekannten französischen<br />

Soziologen über den Selbstmord: Emile<br />

Durkheim hat sich als einer der ersten Soziologen<br />

mit dem Problem beschäftigt.<br />

Durkheim erkennt im Suizid eine soziale<br />

Tatsache, die durch soziale Bedingungen<br />

erklärt werden muss. Er sah die Abhängigkeit<br />

des Selbstmords vom sozialen Umfeld als<br />

erwiesen. E. Durkheim erkennt drei Grundtypen<br />

des Suizids, die er anhand sozialer<br />

Kriterien definiert: 1. Der Egoistische Suizid ist<br />

eine Trennung des Individuums von der<br />

Gesellschaft, was einen übertriebenen Ich-<br />

Kult bewirkt. 5 2. Der Altruistische Suizid ist<br />

eine Selbstopferung für das Kollektiv. Das<br />

Individuum wertet die Gesellschaft höher als<br />

das eigene Leben. Es handelt sich um die zu<br />

starke Bindung des Individuums an die<br />

Gemeinschaft infolge einer zu schwachen<br />

Individualität oder übertriebenem Altruismus,<br />

welche zum Suizid führen. 3. Der Anomische<br />

(gesetzlose) Suizid ist eine gesellschaftliche<br />

Unterdrückung der Bedürfnisse. E. Durkheim<br />

ist der Meinung, dass der Suizid mit der<br />

Ausübung gesellschaftlicher Macht zusammenhängt.<br />

Die gesellschaftliche Regellosigkeit<br />

und Normschwäche schlägt auf die betroffenen<br />

Menschen durch. Durkheim schreibt<br />

darüber: „Es ist bekannt, dass wirtschaftliche<br />

Krisen auf die Selbstmordanfälligkeit eine verstärkende<br />

Wirkung haben“. 6<br />

Die Humanwissenschaften wollen uns zeigen,<br />

wie komplex das Suizidproblem ist. Kranken,<br />

suizidgefährdeten Menschen ist Hilfe anzubieten,<br />

damit sie den Schritt ins Leben wieder finden<br />

und sich am Leben erfreuen können.<br />

Meiner Meinung nach kann eine Religion nur<br />

dann Hilfestellungen anbieten, wenn sie eine<br />

entsprechende Haltung gegen den Suizid einnimmt<br />

und der Mensch, der ihr angehört, sich<br />

restlos zu ihr bekennt und entsprechend handelt.<br />

Der Schutz des Lebens ist eine ausgezeichnete<br />

Hilfe der Religion, die für die<br />

Suizidgefährdeten eine äußerst wichtige und<br />

wirksame Unterstützung mit sich bringt. Diese<br />

Unterstützung kann man als Therapie gegen<br />

den Suizid bezeichnen.


DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Die Verantwortung des Menschen für das<br />

eigene Leben und das der Mitmenschen kann<br />

als Hilfestellung gegenüber den Suizidgedanken<br />

dienen und sich entsprechend auswirken.<br />

Ein Mensch mit dem starken Gefühl von<br />

sozialer Verantwortung entscheidet sich häufiger<br />

gegen den Suizid, weil er andere nicht im<br />

Stich lassen will oder Menschen nicht verletzten<br />

will.<br />

K.-H. Peschke hat nichts über die Rolle der<br />

Seelsorge gesagt, aber angedeutet, dass die<br />

Selbstmörder Hilfe auf der persönlichen<br />

Ebene brauchen. 7 Die Hilfe von Seiten der<br />

Seelsorge finde ich wichtig und nenne sie in<br />

meiner Arbeit als eine der Strategien gegenüber<br />

dem Suizidproblem. Die Seelsorge ist eine<br />

Bewältigungsstrategie des Suizidproblems,<br />

die keine endgültige Hilfe mit sich bringt, sondern<br />

eine von mehreren Möglichkeiten, die<br />

suizidale Tendenz zu stoppen. Da das Leben<br />

eines Menschen immer komplex und einzigartig<br />

verläuft, braucht es immer auch eine auf<br />

die konkrete Person fokussierte, ihr entsprechende<br />

Lösung.<br />

Der Suizid stellt ein komplexes Problem dar,<br />

weshalb die Arbeit der Selbstmordverhütung<br />

von den verschiedensten Seiten einsetzen<br />

muss. Diese Arbeit verlangt nicht nur guten<br />

Willen, sondern das entsprechende fachliche<br />

Wissen und eine sachliche Einstellung.<br />

Im vierten Kapitel versuche ich die theologischen<br />

Hilfestellungen gegen den Suizid darzustellen.<br />

Für mich ist es wichtig, die verwendeten<br />

Quellen der Moraltheologie im vierten<br />

Kapitel einzubauen und damit eine theologische<br />

Synthese von Bibel, Lehre der Kirche<br />

und Naturwissenschaften zu zeigen, die bei<br />

der Suizidverhütung helfen könnte. Die<br />

„Theologie der Barmherzigkeit“ und die<br />

„Sinnfrage“ sind die theologischen Hilfestellungen<br />

gegen den Suizid, die ich während<br />

der kritischen Untersuchung des Buches von<br />

K.-H. Peschke sehr treffend für das Thema<br />

„Selbstmord“ gefunden habe. Die Stellungnahme<br />

des Autors gegen Selbstmord trägt in<br />

seinem Buch einen allgemeinen Charakter.<br />

Mit der Theologie der Barmherzigkeit und der<br />

Sinnfrage, die ich herausgearbeitet habe, können<br />

wir schon die konkreten Schritte auf dem<br />

Weg der Suizidverhütung sehen. Das barmherzige<br />

Handeln – Gott als Sinn unseres<br />

Lebens – ist der „Wegweiser“ des Lebens<br />

ohne Selbstmord. Die Barmherzigkeit hilft, das<br />

menschliche Leben als etwas Wertvolles und<br />

Heiliges anzusehen, da es schon von seinem<br />

Anbeginn an und immer in seiner besonderen<br />

Beziehung zu Gott, dem Schöpfer, seinem<br />

einzigen Ziel gesehen werden muss.<br />

1 Vgl. H. Weber, Allgemeine Moraltheologie. Ruf<br />

und Antwort, Graz 199, 29.<br />

2 K.-H. Peschke, Christliche Ethik. Spezielle<br />

Moraltheologie, Trier 1995, 333.<br />

3 Vgl. E. Ringel (Hrsg.), Selbstmordverhütung,<br />

Bern 1969, 51-116.<br />

4 E. Ringel, Der Selbstmord, Wien 1953, 7- 161.<br />

5 Vgl. P. Baudry, Der Selbstmord in soziologischer<br />

Sicht, in: Concilium 21 1985, 173.<br />

6 E. Durkheim, Der Selbstmord, Frankfurt am<br />

Main 1993, 273.<br />

7 Vgl. K.-H. Peschke, Christliche Ethik. Spezielle<br />

Moraltheologie, Trier 1995, 337.<br />

57


James Shekhar<br />

The Figure of Moses in Ex 32-34:<br />

An Exegetical Study<br />

Dr.theol. James Shekhar<br />

Die Gestalt des Mose ist im Alten Testament<br />

so bedeutungsstark, dass es praktisch<br />

unmöglich ist, das Alte Testament ohne ihn zu<br />

lesen. Er ist vom Anfang des Exodus bis zum<br />

Rand des Gelobten Landes als bestimmende<br />

Gestalt präsent. Die Materialien in den<br />

Büchern von Exodus bis Deuteronomium stellen<br />

ihn als Gründer, Reformer, Gesetzgeber,<br />

Priester und Prophet vor. Er hat eine zentrale<br />

Stelle in der Geschichte Israels. Mein Fokus<br />

ist die Gestalt des Mose in Ex 32-34 gewesen.<br />

Methodologie:<br />

Ich bin der Methode gefolgt, die von Prof.<br />

Fischer vorgeschlagen wird. Ich habe die Art<br />

und Weisen, wie Sprache, Struktur und Motive<br />

eine Geschichte bilden, und die<br />

Kennzeichnung von Mose studiert. Die biblische<br />

Darstellung befolgt nicht unseren Stil des<br />

Erzählens, und die Exegeten, die allein die<br />

historisch-kritische Methode verwendet<br />

haben, konnten keine überzeugenden<br />

Ergebnisse vorlegen. Ich habe Ex 32-34 als<br />

Einheit genommen, so wie sie uns überliefert<br />

wurde.<br />

58<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Meine Arbeit:<br />

Ich habe meine wissenschaftlichen Ergebnisse<br />

in drei Kapitel gegliedert. Das erste<br />

Kapitel bereitet einen vor, den Text zu lesen<br />

und zu analysieren, indem es den Text<br />

abgrenzt und übersetzt. Das Studium des Zusammenhangs,<br />

der Struktur und die Bewegung<br />

der Einheit sind faszinierend gewesen.<br />

Z.B. fängt die Einheit mit der Abwesenheit von<br />

Mose an (Ex 32,1-6) und endet mit seiner<br />

Anwesenheit (Ex 34,29-35). Die Ereignisse<br />

finden entweder am Fuße des Berges oder<br />

auf dem Berg statt. Die intertextuelle Analyse<br />

hat mir geholfen, mich auf die Abhängigkeit<br />

dieser Einheit von vorhergehenden Texten<br />

sowie ihren Einfluss auf neuere Texte zu konzentrieren.<br />

Das zweite Kapitel bietet die exegetische<br />

Analyse des Textes. Der Fokus ist auf dem<br />

Gebrauch des speziellen Wortschatzes, der<br />

einzigartigen Ausdrücke, der künstlerischen<br />

Weisen des Darstellens der Materialien und<br />

der Art der Kommunikation. Ex 32,1 und Ex<br />

34,35 haben das gleiche Subjekt „das Volk“,<br />

das gleiche Verb „wahrnehmen“, und das gleiche<br />

Objekt „Mose“. Der Name „Mose“ (42x)<br />

kommt öfter als der Name „Jahwe“ (37x) in Ex<br />

32-34 vor. Auf seine Abwesenheit oder<br />

Anwesenheit wird vom ersten Vers des<br />

Abschnittes (Ex 32,1 2x ) bis zum letzten Vers<br />

geachtet (Ex 34,35 3x ).<br />

Das dritte Kapitel konzentriert sich auf Mose<br />

und sein Verhalten. Ich habe das Kapitel in<br />

drei Abschnitte eingeteilt: i) das Verhalten des<br />

Mose mit den Leuten, ii) wie er sich mit den<br />

Gegenständen beschäftigt und iii) das<br />

Verhältnis zwischen Mose und Jahwe.<br />

Entdeckungen:<br />

a) Mose wird als der Held der Geschichte charakterisiert.<br />

Eine Krise entsteht zu Beginn der<br />

Einheit durch die Herstellung des goldenen<br />

Kalbes, und das Problem wird durch das<br />

Eingreifen des Mose gelöst. b) Seine<br />

Kennzeichnung ist positiv: er ist nicht bei der<br />

Herstellung des Kalbes anwesend; er ist meistens<br />

mit Jahwe (2/3). Er wird in die Nähe von


DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Noach und von Abraham gestellt, indem<br />

Jahwe ihm anbietet, Pionier einer großen<br />

Nation zu sein. c) Er ergreift Initiative für die<br />

Erneuerung des Bundes. d) Jahwe sprach mit<br />

Mose von Angesicht zu Angesicht. In Ex 33,19<br />

möchte Mose die Herrlichkeit Jahwes sehen.<br />

Jahwe offenbart sein Wesen in Ex 34,6-7<br />

(Gnadenformel).<br />

Parallelität des Mose zu Noach und Abraham.<br />

i) Die erste wichtige Abbildung ist Noach. Der<br />

Ausdruck „zu finden Gunst in den Augen<br />

Jahwes“ bezieht sich auf Noach in Gen 6,8<br />

und auf Mose in Ex 33,17.<br />

ii) Die Kennzeichnungen von Abraham und<br />

von Mose sind ähnlich: a) der Ausdruck „die<br />

Person oder den Namen kennen“ ist für<br />

Abraham (Gen 18,19) und Mose (Ex 33,17)<br />

verwendet worden. b) Jahwe verbirgt nicht<br />

seinen Plan der Bestrafung des Volkes, er<br />

offenbart ihn Abraham über Sodom (Gen 18)<br />

und bei Mose in Ex 32. c) Beide beten für das<br />

Volk.<br />

Die prophetischen Gestalten sind im AT gleich<br />

wie Mose dargestellt worden: i) Samuel und<br />

Mose, außer den Ähnlichkeiten in ihrem<br />

frühen Leben. a) Beide sind aus eigener<br />

Initiative bereit, in der Zeit der Krise in Ex<br />

32,30 und 1 Sam 7,5 für das Volk zu Jahwe<br />

zu beten (vgl. Jer 15,1; Ps 99,6). b) Wie<br />

schon Mose bittet Samuel Gott und weist dem<br />

Volk den guten und rechten Weg (vgl. 1 Sam<br />

12,23).<br />

ii) Die zweite prophetische Figur ist Elija.<br />

a) Beide haben die Erfahrung Jahwes auf dem<br />

Berg gemacht (Berg Sinai in Ex 32-34; Berg<br />

Karmel in 1 Kön 18). b) Sie verteidigen den<br />

Glauben an Jahwe. Mose ist gegen die<br />

Anbetung des goldenen Kalbes und Elija<br />

kämpft gegen die Propheten von Baal. c) Sie<br />

verwenden den Ausdruck der drei großen<br />

Namen in der Geschichte Israels „Abraham,<br />

Isaak und Israel“ in Ex 32,13 und 1 Kön 18,36.<br />

d) Die Leviten zerstören die Anbeter des goldenen<br />

Kalbes (Ex 32). Das Volk ergreift die<br />

Propheten des Baal und tötet sie (1 Kön<br />

18,40). e) Wie Mose, der zum Berg Sinai<br />

zurückkehrt, um für das Volk einzutreten,<br />

nachdem sie die Anbeter des Kalbes getötet<br />

haben, geht Elija zum Horeb (1 Kön 19). f)<br />

Beide bitten Jahwe, ihr Leben zu Ende zu<br />

bringen (Ex 32,32; 1 Kön 19,4-5). g) Wie Mose<br />

wird Elija zur Höhle geschickt und es wird ihm<br />

befohlen, dort zu stehen (Ex 33,21; 1 Kön<br />

19,11). h) Für ein anderes wichtiges Ereignis<br />

wird das Verb „vorübergehen“ in beiden<br />

Kontexten verwendet (Ex 33,19.22; 34,6; 1<br />

Kön 19,11).<br />

iii) Die dritte prophetische Figur ist Jeremia.<br />

Jeremia verwendet die Namen von Mose<br />

zusammen mit Samuel (Jer 15,1). Außer ihrer<br />

Berufung haben sie andere Ähnlichkeiten.<br />

a) Die Art der Kommunikation von Mose und<br />

Jeremia zeigt ihr vertrautes Verhältnis zu<br />

Jahwe. b) Als die Belastungen unerträglich<br />

waren, erheben beide ihre Stimmen in der<br />

Mutlosigkeit. Mose bittet Jahwe, seinen<br />

Namen aus dem Buch des Lebens (Ex 32,32)<br />

zu löschen. Jeremia klagt um seine Geburt<br />

(Jer 15,10; 20,14-15). c) Als sie mit der harten<br />

Realität in ihrer Mission konfrontiert werden,<br />

erinnern sie sich an ihren Auftrag und an das<br />

Versprechen Jahwes, sie zu unterstützen (Ex<br />

33,12f.; Jer 11,18-12,4). d) Sie vertrauen<br />

Jahwe trotz der Härte des Volkes. e) Beide bitten<br />

für das Volk und um dessen Wohlergehen.<br />

Mose interveniert 4x in der Einheit in Ex 32-<br />

34. Für Jeremia ist die Fürbitte eine wesentliche<br />

Aufgabe wirklicher Propheten (Jer 27,18).<br />

f) Jahwe sagt zu Mose „lass mich allein“ in Ex<br />

32,10. Er hindert Jeremia, für die Leute zu<br />

beten (Jer 7,16; 11,14-17; 14,11-12). g) Beide<br />

haben mit dem gebrochenen Bund zu tun (Ex<br />

32-34; Jer 30-31). Es ist klar, dass es Mose<br />

ist, der sich in den Gedanken von Jeremia<br />

widerspiegelt.<br />

Die Gestalt des Mose in Ex 32-34 hat zwei<br />

wichtige Funktionen: die Proklamation des<br />

Willens oder der Gebote Jahwes und die<br />

Fürbitte für das Volk. Er hat zwei Ziele: das<br />

Wohl des Volkes und die Erfüllung des<br />

Heilsplans Jahwes. Mose ist bereit, sein<br />

Leben für das Volk zu riskieren. Er setzt das<br />

Interesse des Volkes vor seinen persönlichen<br />

Vorteil. Gleichzeitig weist er an oder rügt das<br />

Volk, wenn es sich verirrt.<br />

59


Implikationen:<br />

Die Gestalt des Mose gilt als Prototyp für die,<br />

die vom Herrn berufen werden. Mose ist ein<br />

Mann Gottes. i) Ein Prophet oder ein Diener<br />

des Wortes braucht die Hilfe Gottes. ii) Man<br />

braucht Mut und Geduld, die Menschen zu leiten.<br />

Gott ist nicht in einer Hast, aber er ist<br />

immer rechtzeitig da. iii) Geistliche Gaben<br />

oder ein Privileg dürfen nie für persönlichen<br />

Gewinn oder egoistische Motive verwendet<br />

wurden. iv) Das Wohl der anvertrauten<br />

Menschen steht im Vordergrund. v) Die<br />

Gestalt des Mose lehrt uns, dass Gott gibt und<br />

verzeiht. vi) Der Glaube wächst durch die<br />

Prüfung.<br />

60<br />

DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />

Die Gestalt des Mose hat mich in meinem<br />

Studium fasziniert. Er kommt aus einfachen<br />

Verhältnissen, hat seinen Anteil am Elend, ist<br />

aber in hohem Grade bevorzugt. Er genießt<br />

das vertraute Verhältnis zu Jahwe. Man kann<br />

den Pentateuch nicht lesen, ohne zu dem<br />

Schluss zu kommen, dass Mose die größte<br />

Gestalt im Pentateuch ist, und spätere biblische<br />

Autoren sehen das genauso. Die<br />

Texteinheit von Ex 32-34 stellt ihn umfassend<br />

dar; er hatte Einfluss auf die späteren Propheten<br />

und ist uns auch heute Vorbild.


CHRONIK UND AKTUELLES<br />

4. CHRONIK UND AKTUELLES<br />

P. Gernot Wisser SJ<br />

Provinzial der Österreichischen<br />

Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu<br />

Ich bin ein Kind der Stadt. Die Leute meinen,<br />

und spotten leichthin über unsereinen,<br />

dass solch ein Stadtkind keine Heimat hat.<br />

P. Gernot Wisser SJ<br />

Anton Wildgans<br />

Ich bin ein Kind der Stadt, auch wenn ich vor<br />

zweiundfünfzig Jahren in Mondsee geboren<br />

wurde, weil mein Vater dort beruflich tätig war.<br />

Eineinhalb Jahre später kehrte die Familie in<br />

die (Wiener-)Stadt zurück und ich blieb dort<br />

für das Gymnasium und das Studium der<br />

Architektur mit Schwerpunkt Denkmalpflege<br />

an der TU-Wien. Im Oktober 1980 trat ich in<br />

den Dienst der NÖ Landesregierung. Selbst<br />

mein Büro in der NÖ. Landesregierung war in<br />

Wien und zum Außendienst als bautechnischer<br />

Amtsachverständiger pendelte ich vor<br />

allem ins Weinviertel.<br />

Als ich dann den Ruf zur priesterlichen Berufung<br />

hörte, trat ich ins Wiener Priesterseminar<br />

ein und begann in Wien Philosophie an<br />

der Universität zu studieren. Das Studium der<br />

Theologie führte mich dann für fünf Jahre in<br />

die ewige Stadt Rom. Ich war im Collegium<br />

Germanicum et Hungaricum und studierte an<br />

der Pontificia Universitas Gregoriana. Nach<br />

der Priesterweihe 1991 im Stephansdom in<br />

Wien und einem weiteren Jahr in Rom mit<br />

dem Abschluss des Lizentiats in Fundamentaltheologie,<br />

trat ich ins Noviziat der Jesuiten<br />

in Innsbruck ein.<br />

Nach dem Noviziat kam ich nach Wien zurück<br />

und wurde für ein Jahr Kaplan in der Pfarre<br />

Lainz-Speising, anschließend war ich als Redakteur<br />

der Jesuitenzeitschrift entschluss<br />

tätig. Der Um- und Neubau des Kardinal König<br />

Hauses auf der einen Seite, sowie ein<br />

Doktoratsstudium andererseits ließen mich<br />

zwischen meiner Heimat Wien und meiner<br />

zweiten Heimat Rom pendeln. Die Architektur<br />

und die Theologie fanden ihre jeweilige<br />

Ergänzung in der Philosophie. So schrieb ich<br />

in meiner theologischen Dissertation über<br />

postmoderne Kunsttheorien. Nach dem Doktorat<br />

war ich in Wien für die Studierendenarbeit<br />

in der Alte Burse und dann für die ganze<br />

J-GCL Alte Burse verantwortlich. Daneben<br />

war ich Geistlicher Assistent des Katholischen<br />

Akademikerverbandes Wien (KAV) und<br />

Geistlicher Assistent der Katholischen Hochschuljugend<br />

Wien (KHJ). Von 2000-2003 leitete<br />

ich als Superior die Jesuitenkommunität<br />

Wien 1.<br />

Mein Terziat führte mich in die nächste Stadt,<br />

nach Berlin und dann für das große Experiment<br />

in eine AIDS-Station nach Kwazulu Natal<br />

in Südafrika. Zurück in Wien wurde ich<br />

Direktor des Kardinal König Hauses, des<br />

Bildungszentrums der Jesuiten, das ich dann<br />

so umstrukturierte, dass es heute gemeinsam<br />

mit der Caritas Wien geführt wird. Diese<br />

Managementaufgabe fand ihren Ausgleich in<br />

der pastoralen Tätigkeit in St. Ruprecht, der<br />

ältesten Kirche Wiens, deren Kirchenrektor ich<br />

seit 2006 bin.<br />

Von Jänner bis März 2008 war ich bei der 35.<br />

Generalkongregation des Jesuitenordens als<br />

Delegierter der Österreichischen Provinz in<br />

Rom. Während der Generalkongregation<br />

ernannte mich P. General Adolfo Nicolás zum<br />

Provinzial. Dieses Amt habe ich, wie bei uns in<br />

61


der Österreichischen Provinz der Gesellschaft<br />

Jesu üblich, am Fest des Hl. Ignatius angetreten.<br />

Die 35. Generalkongregation und die<br />

Wahl des neuen Generaloberen waren für<br />

mich recht bleibende Erlebnisse. Ich finde es<br />

spannend, die Geschicke der Österreichischen<br />

Provinz zu leiten in einer Zeit, in der der<br />

P. Erich Drögsler SJ<br />

Vizerektor, Spiritual in Brixen<br />

62<br />

P. Erich<br />

Drögsler SJ<br />

In St. Stefan/Rosental (Steiermark) 1940<br />

geboren, lernte ich durch Eltern und<br />

Gemeinde sehr bald ein christliches Leben<br />

kennen. Nach der Gesellenprüfung als<br />

Schuhmacher besuchte ich die Mittelschule<br />

bei den Salesianern Don Boscos<br />

(Unterwaltersdorf) und in Horn und trat 1963<br />

CHRONIK UND AKTUELLES<br />

neue Generalobere in Rom seinen Leitungsstil<br />

entwickelt und damit auch die Gesellschaft<br />

Jesu prägt und verändert.<br />

Nochmals Stadt: Urlaub mache ich am liebsten<br />

bei Jesuiten in einer Stadt am Meer mit<br />

Sonne und vielen Büchern.<br />

in den Jesuitenorden ein. Nach den üblichen<br />

Ausbildungsschritten weihte mich Bischof<br />

Paul Rusch 1970 zum Priester. In der Folge<br />

arbeitete ich im Exerzitien- und Bildungshaus<br />

Wien-Lainz mit. Mit vielen Brüdern und<br />

Schwestern wurden mir das Wort Gottes (in<br />

täglicher Meditation) und der Heilige Geist<br />

(durch die Charismatische Erneuerung) zur<br />

Licht und Leben gebenden Kraft. Von 1980 –<br />

1990 lebte ich im <strong>Canisianum</strong> zunächst als<br />

Subregens, sodann als Spiritual.<br />

Mein Wunsch, unter ärmeren Menschen zu<br />

wirken, erfüllte sich im Jesuiten-Flüchtlingsdienst<br />

– dank engagierten Einsatzes Vieler,<br />

mit denen ich zusammenarbeiten durfte – 18<br />

Jahre hindurch. Während dieser Zeit war ich<br />

auch neun Jahre in der CE-Österreich als<br />

Geistlicher Assistent und neun Jahre im<br />

Wiener Priesterseminar als Spiritual tätig. Nun<br />

haben mich meine Oberen wieder „versetzt“:<br />

in das <strong>Canisianum</strong> als Vizerektor und nach<br />

Brixen als Spiritual. Diese Verfügung hat mich<br />

sehr überrascht. Inwiefern darin auch eine<br />

Fügung Gottes liegt, wird sich herausstellen.<br />

Jedenfalls erfahre ich mein Leben von Ihm<br />

geführt. Dank sei IHM.


CHRONIK UND AKTUELLES<br />

P. Fernando Leonard SJ<br />

Mentor und Studienbegleiter<br />

P. Fernando<br />

Leonard SJ<br />

P. Fernando Leonard wurde am 18. Juli 1953<br />

in den lebendigen christlichen Gemeinden der<br />

Perlenfischerküste von Tamil Nadu in Indien<br />

geboren. Der Hl. Franz Xaver begann in diesem<br />

Küstenstreifen seine Missionsarbeit.<br />

Am 1. Juni 1971 trat P. Fernando in die Madurai<br />

Provinz der Gesellschaft Jesu ein und<br />

wurde am 1. Mai 1984 zum Priester geweiht.<br />

Von 1985-87 absolvierte er an der Päpstlichen<br />

Universität Gregoriana in Rom sein<br />

Lizentiatstudium in Patristischer Theolgie.<br />

Anschließend dozierte er für ein Semester am<br />

Theologischen Kolleg von Vidyajyoti in Delhi.<br />

1988 wurde er nach Innsbruck gesandt, um<br />

hier sein theologisches Doktoratsstudium zu<br />

absolvieren. P. Lothar Lies begleitete als Doktorvater<br />

seine Dissertation zum Thema: „Die<br />

Präsentation des Christentums durch Origenes<br />

in anderen Religionen“. 1992 machte er<br />

mit Auszeichnung seine Rigorosen und kehrte<br />

nach Indien zurück. Von da an unterrichtete er<br />

am Vidyajyoti Kolleg Kirchengeschichte und<br />

Systematische Theologie im Baccalaureats-<br />

kurs, leitete workshops und Seminare für<br />

Studenten im theologischen Magisterstudium<br />

und begleitete die wissenschaftlichen Arbeiten<br />

und Dissertationen von Diplomanden und<br />

Doktoranden. Während seiner fünfzehnjährigen<br />

Lehrtätigkeit am Vidyajyoti Kolleg leitete<br />

er für zwei Jahre das Apostolatsprogramm,<br />

war drei Jahre lang Vizerektor, ein Jahr leitender<br />

Rektor und sechs Jahre Rektor. Während<br />

der letzten drei Jahre arbeitete er als Konsultor<br />

des Jesuiten Provinzials für Südasien.<br />

Auch unterrichtete er an verschiedenen theologischen<br />

Ausbildungszentren in Indien: Pune,<br />

Chennai, Ahmedabad, Santiniketan, Patna,<br />

Ranchi und Varanasi und war zweimal als<br />

Gastprofessor an der Innsbrucker University<br />

tätig. Als Mitglied der historischen Kommission<br />

bereitete er das Seligsprechungsverfahren<br />

der inzwischen heiliggesprochenen Mutter<br />

Theresa von Kalkutta vor.<br />

Seit mehr als acht Jahren ist P. Fernando<br />

Herausgeber der Indian Church History<br />

Review, einem zweimal pro Jahr erscheinenden<br />

Ökumenischen Journal. Auch ist er<br />

Mitherausgeber der Kirchengeschichtlichen<br />

Vereinigung Indiens, die die Bände zur<br />

Indischen Kirchengeschichte herausgibt. Er ist<br />

weiters Präsident der Nordindischen Kirchengeschichtsvereinigung.<br />

„Christian Faith Meets Other Faithʼs“ und zahlreiche<br />

Veröffentlichungen als Koautor oder<br />

Herausgeber, sowie zahlreiche Artikel in verschiedensten<br />

indischen und internationalen<br />

Zeitschriften markieren seine Publikationstätigkeit.<br />

Für sein Sabbatjahr 2008/09 haben wir ihn<br />

freudig in unser Kolleg aufgenommen und<br />

danken ihm, dass er sich bereit erklärt hat,<br />

uns in dieser Zeit als Mentor und Studienbegleiter<br />

zur Verfügung zu stehen.<br />

63


Chronik<br />

Cyprien Longayo / Roberto Garcia: Chronik<br />

Am Ende des Sommersemesters 2008 wurden<br />

P. John Kennedy Mensah aus Ghana und<br />

John Kennedy Mensah - Koordinator<br />

Rudolf Czaby vom Chorherrenstift Klosterneuburg<br />

als Koordinatoren von den Mitgliedern<br />

Rudolf Czaby - Koordinator<br />

der Kollegsgemeinschaft gewählt. Ihre Funktion<br />

besteht darin, Gesprächspartner ihrer<br />

Mitstudierenden und dialogische Brücke zwischen<br />

allen Canisianern und der Kollegsleitung<br />

zu sein.<br />

Im Verlauf der Sommerferien 2008 verabschiedeten<br />

sich P. Peter Paul Gangl SJ und P.<br />

Volkmar Premstaller SJ von uns, deren jewei-<br />

64<br />

P. Peter Gangl SJ<br />

CHRONIK UND AKTUELLES<br />

lige Tätigkeit als Vize-Rektor und Studienpräfekt<br />

täglich nicht nur wirklich verantwortungsvoll<br />

war, sondern auch ganz verständnisvoll<br />

und umgänglich. Wir Canisianer<br />

bedanken uns bei der Gesellschaft Jesu für<br />

die hervorragende Begleitung der Patres<br />

Gangl & Premstaller, die heutzutage jeweils<br />

P. Volkmar Premstaller SJ<br />

am Wiener erzbischöflichen Priesterseminar<br />

und am „Pontificio Istituto Biblico“ Roms tätig<br />

sind.<br />

Nach einem erlebnisreichen Sommersemester<br />

2008 begann unser Wintersemester 2008/<br />

09 mit einer Exerzitienwoche, an der vier Seminaristen<br />

und drei Priester unserer Gemeinschaft<br />

vom 17. bis zum 24. September 2008<br />

unter der Leitung von P. Anton Aigner SJ in der<br />

Benediktinerabtei St. Georgenberg - Fiecht<br />

bei Schwaz in Tirol teilnahmen. Die Atmos-


CHRONIK UND AKTUELLES<br />

phäre der Abtei begünstigte unser Gebet und<br />

unsere Begegnung mit Christus. Dafür bedanken<br />

wir uns bei der Benediktinerkommunität.<br />

Am 25. September abends fand die Eröffnungszeremonie<br />

unseres Studienjahrs<br />

2008/09 statt. Sie begann mit einem abendlichen<br />

Gottesdienst in der Hauskapelle. Nach<br />

einem gemeinsamen Abendessen beendeten<br />

wir unsere Sitzung, im Anschluss an die<br />

Vorstellung aller neuen und alten Mitglieder<br />

der Kollegsgemeinschaft, in der Aula.<br />

Ein Tag danach war unser ,,dies officialisʻʻ<br />

sowohl zur Organisation unserer Dienstkommissionen<br />

als auch zur Wahl der Moderatoren<br />

bzw. Sprecher der Kommissionen zwecks<br />

eines fruchtbaren Zusammenlebens in unserem<br />

Haus. Dabei wurden fünf Kommissionen<br />

gebildet, deren Zusammenarbeit für unseren<br />

Alltag entscheidend ist: Die Kommission für<br />

Gemeinschaftsdienste, Liturgie, für Spiritualität,<br />

Kultur und für Soziales.<br />

Am 27. September machten wir zu Semesterbeginn<br />

eine Wallfahrt, an der die ganze<br />

Kollegsgemeinschaft teilnahm, zum Locherboden<br />

am Mieminger Plateau. In der Wallfahrtskirche<br />

hieß uns P. Johannes Messner<br />

Pfr. P. Johannes Messner OCist.<br />

OCist. sehr aufmerksam willkommen und führte<br />

uns in die Geschichte der Marienwallfahrt<br />

ein. Nach der Eucharistiefeier, der unser<br />

neuer Vize-Rektor P. Erich Drögsler SJ vor-<br />

Vize-Rektor P. Erich Drögsler SJ<br />

stand, besuchten wir das Zisterzienserstift<br />

Stams. Eine Führung machte uns mit diesem<br />

kulturellen Kleinod vertraut. AltCanisianer Abt<br />

Mag. German Erd lud uns mit seiner Kom-<br />

munität zu einem vorzüglichen Mittagessen<br />

ein, wofür wir uns nochmals herzlich bedanken.<br />

Auch hatten wir noch Gelegenheit, die<br />

hervorragende graphische Sammlung des<br />

Stiftes mit Werken von Albrecht Dürer zu<br />

65


ewundern. Schließlich schlossen wir unsere<br />

Wallfahrt in der Pfarrkirche Götzens mit einer<br />

Vesper am Grab des Seligen Pfr. Otto Neururer<br />

ab.<br />

Am 1. Oktober begann das Wintersemester<br />

2008/09 an der Universität Innsbruck offiziell<br />

Univ.-Prof. P. Dr. Martin Hasitschka SJ<br />

Festakt anlässlich seines 65. Geburtstags<br />

66<br />

CHRONIK UND AKTUELLES<br />

mit einem feierlichen Eröffnungsgottesdienst<br />

der Theologischen Fakultät in der Jesuitenkirche.<br />

Anlässlich des 65. Geburtstags von<br />

Univ.-Prof. P. Dr. Martin Hasitschka SJ, der im<br />

Verlauf mehrerer Jahrzehnte das biblische<br />

Bewusstsein zahlreicher Studentengenerationen<br />

inspiriert hat, organisierte die Theologische<br />

Fakultät am 10. Oktober einen offiziellen<br />

Festakt für seine vielfältigen wissenschaftlichen<br />

Leistungen. Prof. Dr. Konrad<br />

Huber und der Dekan der Theologischen<br />

Fakultät O.Univ.-Prof. Dr. Jósef Niewiadomski<br />

eröffneten den Festakt mit einer Begrüßung<br />

und der Vorstellung des Jubilars. Die Geschwister<br />

Velten erfreuten die Zuhörer mit<br />

einer ausgezeichneten Interpretation an<br />

Klavier und Saxophon. Danach hielt Prof. Dr.<br />

Klemens Stock SJ, Sekretär der Päpstlichen<br />

Bibelkommission, seinen Festvortrag zum<br />

Thema „Die neutestamentliche Bibelwissenschaft<br />

als Dienst für Kirche und Welt“. Prof. Dr.<br />

Überreichung der Festschrift - Prof. Dr. Konrad<br />

Huber und Prof. P. Dr. Boris Repschinksi SJ


CHRONIK UND AKTUELLES<br />

Konrad Huber und Dr. Boris Repschinski SJ<br />

präsentierten die von Ihnen herausgegebene<br />

Festschrift „Im Geist und in der Wahrheit“ zu<br />

Ehren des Jubilars. In seiner Danksagung bezeichnete<br />

Prof. Martin Hasitschka SJ seinen<br />

bisherigen Lebensweg als Gnade und bedankte<br />

sich mit herzlichen Worten für das<br />

überraschende Geschenk der Festschrift und<br />

die wunderschöne Feier. Zum Abschluss wurden<br />

die Teilnehmer zu einem Büffet eingeladen.<br />

Am 15. Oktober abends stand P. Luis<br />

Gutheinz SJ, der als Professor an der Universität<br />

Fujen in Taiwan tätig ist, dem<br />

P. Luis Gutheinz SJ<br />

Fakultätsgottesdienst in unserer Hauskapelle<br />

vor. Danach hielt er in der Aula des <strong>Canisianum</strong>s<br />

unter dem Titel „Wie verbinde ich die<br />

Theorie des Glaubens mit der Praxis christlichen<br />

Lebens?“ einen Vortag über seine missionarischen<br />

und karitativen Erfahrungen sowie<br />

über sein theologisches Wirken in China.<br />

Innerhalb des Kontexts der Evangelisationsgeschichte<br />

und der jetzigen schwierigen<br />

Situation der Kirche in China beschrieb P.<br />

Gutheinz sowohl die Missionsarbeit der<br />

Jesuiten in China als auch die Herausforderungen<br />

für die Priesterausbildung, wie<br />

auch ihre karitative Aufgabe im Sozialbereich.<br />

P. Gutheinz schloss seinen Vortrag mit einem<br />

Überblick über das Leben an der Theologischen<br />

Fakultät Fujen ab. Nach einer abschließenden<br />

Frage- und Diskussionsrunde<br />

wurde ein Glas Wein gereicht und auf das<br />

Wohl der Mission der Gesellschaft Jesu angestoßen.<br />

Anlässlich des Allerseelentags beteten wir am<br />

2. November zu Gott im Besonderen für unsere<br />

verstorbenen AltCanisianer und ehemaligen<br />

Angestellten. Der Schwerpunkt dieses<br />

Gedenktags war die Konzelebration der<br />

Eucharistie, der der Rektor des Kollegs in der<br />

Hauskapelle des <strong>Canisianum</strong>s im Gedenken<br />

an unsere eigenen Angehörigen und Freunde<br />

vorstand. Nach dem Mittagessen besuchten<br />

wir den Innsbrucker Westfriedhof, wo die<br />

Grabsegnung im Gedenken an die im Laufe<br />

des Jahrs 2008 verstorbenen AltCanisianer<br />

und ehemaligen Angestellten stattfand.<br />

Grabsegnung im Innsbrucker Westfriedhof<br />

In seiner ersten Exhorte trug P. Komma SJ am<br />

Montag, den 3. November, vor der Hausgemeinschaft<br />

seine Meinung zu den wichtigsten<br />

Aspekten des Kommunitätslebens in der Aula<br />

des <strong>Canisianum</strong>s vor. Nach einem kurzem<br />

Gebet des Sel. P. Rupert Mayer SJ begann P.<br />

Komma anhand eines Zitats aus Philipper 1,<br />

3-7 mit seiner „ermutigenden Ermahnung“. An<br />

erster Stelle stand die Vorstellung der<br />

Mitglieder unserer Kollegsgemeinschaft. Die<br />

gegenwärtig 33 Studierenden des <strong>Canisianum</strong>s<br />

kommen aus 26 unterschiedlichen<br />

Diözesen und drei Ordensgemeinschaften<br />

Asiens, Afrikas, Nordamerikas und Europas.<br />

67


Exhorte des Rektors vor der Hausgemeinschaft am<br />

Montag 3. November<br />

In diesem Zusammenhang stellte der Rektor<br />

den Canisianern seinen Leitungsdienst vor. Er<br />

betonte die Bedeutung unseres Zusammenlebens<br />

als Glaubensgemeinschaft und<br />

erläuterte uns die Verantwortung, die jeder<br />

von uns in der Ausübung von Diensten und<br />

Ämtern für die Kollegsgemeinschaft hat.<br />

Abgesehen von etlichen praktischen Bemerkungen<br />

stellte P. Komma theologisch-spirituelle<br />

Betrachtungen zur dritten und vierten Vaterunser-Bitte,<br />

sowie zum Thema der „Großmut“<br />

aus den Ignatianischen Exerzitien an.<br />

Am 8. / 9. November 2008 fand unser erster<br />

Einkehrtag dieses Studienjahrs statt, an dem<br />

auch Priesteramtskandidaten aus der Diözese<br />

Innsbruck teilnahmen. Die Brixener Theologen<br />

waren diesmal durch ihre Exerzitien verhindert.<br />

Während dieses Einkehrtags gab<br />

Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser, die als<br />

Professorin für Spirituelle Theologie an der<br />

Theologischen Fakultät der Universität Wien<br />

tätig ist, zwei Impulse über die Spiritualität der<br />

Wüstenväter. Im ersten Impuls erklärte Dr.<br />

Schlosser die Bedeutung der Askese und<br />

Kontemplation als Charakteristika der Spiritualität<br />

der Wüstenväter. Das Ziel des christlichen<br />

Lebens ist für diese Kirchenväter das<br />

Gottesreich. Als Mittel ihrer mönchischen<br />

Spiritualität dient die Herzensreinheit, die die<br />

„Gesundheit der Seele“ bewirkt. Die „Gesundheit<br />

der Seele“ setzt die bedingungslos<br />

reine Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen<br />

voraus. Diese Liebe kann von Hochmut, Habsucht,<br />

Zorn, Trägheit bzw. Missmut und böser<br />

68<br />

CHRONIK UND AKTUELLES<br />

Trauer („acedia“), von bösen Gedanken, Unzucht,<br />

Neid, u. a. geschwächt werden. Mit<br />

Erbarmen und Demut kann man im Namen<br />

Christi diese Liebe als Gnade annehmen und<br />

weitergeben.<br />

Am nächsten Tag war das Thema des zweiten<br />

Impulses vom Gebet der Wüstenväter<br />

bestimmt. Sie hielten es nicht nur für die<br />

Sinnspitze ihres Lebens, sondern auch und<br />

vor allem für wahre Theologie unentbehrlich.<br />

Gregor von Nazianz zufolge wird die Verbundenheit<br />

mit Gott als „Logos“ durch das<br />

Beten in einer einzigartigen Weise erfahren.<br />

Folgende Gebetsarten können zur Reinigung<br />

des Gedächtnisses und zur Heiligung der<br />

Seele erwähnt werden: Das Dankgebet, die<br />

„Psalmodie“ bzw. das Beten mit Psalmen, das<br />

so genannte „Glut-Gebet“ (kurzes, feuriges<br />

Gebet) wie bei den ägyptischen Mönchen, die<br />

Fürbitten, das immerwährende Beten durch<br />

Wiederholung und Regelmäßigkeit. Entscheidend<br />

ist die Entschlossenheit, diesen<br />

Weg trotz der täglichen Schwierigkeiten weiterzugehen.<br />

Am Ende des Einkehrtags stand P. Messner<br />

SJ der Eucharistiefeier vor. Ihrerseits hielt<br />

Frau Dr. Schlosser eine Einführung in den<br />

Gottesdienst, in der sie mit Bezug auf die drei<br />

Lesungen des Tages die Bedeutung des<br />

Stichworts „Tempel“ hervorhob. In diesem<br />

Zusammenhang betonte Frau Dr. Schlosser,<br />

Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser -<br />

Erster Einkehrtag des Studienjahrs 2008<br />

dass wir Christen sowohl gemäß der<br />

Tempelvision des Propheten Ezechiel (Ez<br />

47,1-2.8-9.12) als auch dem ersten Brief des


CHRONIK UND AKTUELLES<br />

Apostels Paulus an die Korinther entsprechend<br />

(1Kor 3,9c-11.16-17) und dem<br />

Evangelisten Johannes zufolge (Joh 2,13-22)<br />

Tempel Gottes und des Heiligen Geistes sind,<br />

d.h. ein auf das Fundament der Apostel erbautes<br />

Heiligtum Gottes. Deswegen sollten wir<br />

uns fragen, wie wir die Kirche und unsere<br />

eigene Mission und Sendung in der Kirche<br />

sehen. Einzig und allein in Christus, der lebendiges<br />

Wasser und Eckstein ist, dürfen wir<br />

Wurzel schlagen und auf ihn unsere<br />

Grundmauern errichten.<br />

69


5. WIR GRATULIEREN<br />

Akademische Grade<br />

Zum Magister der Theologie:<br />

Enyam Couston Francis<br />

Thema der Diplomarbeit: What next? The<br />

Akan Concept of Life after Death in Relation to<br />

the Eschatological Thought of Joseph<br />

Ratzinger<br />

Derick Andrady Sebastian<br />

Thema der Diplomarbeit:<br />

Church's teaching on the Holy Spirit and his<br />

Presence in the Vatican II Council Documents<br />

Kurz Rolf<br />

Thema der Diplomarbeit:<br />

Nur die göttliche Liebe führt den Menschen<br />

zum erfüllten Leben und zur wahren Freiheit.<br />

Zugänge zum Geheimnis der Eucharistie im<br />

Werk von Joseph Ratzinger<br />

Lwano Manzanza Frédéric<br />

Thema der Diplomarbeit:<br />

LA CELEBRATION EUCHARISTIQUE<br />

COMME ANTICIPATION DU BANQUET<br />

CELESTE<br />

Une analyse systématique de la célébration<br />

actuelle de l'eucharistie<br />

Mbawala Pius Valentine<br />

Thema der Diplomarbeit:<br />

The traditional status of a Tanzanian woman<br />

A challenge to pastoral work in the<br />

Archdiocese of Songea<br />

Zum Lizentiat der Theologie:<br />

Kulandaisamy Maria Joseph<br />

Thema der Lizentiatsarbeit:<br />

Beyond Judgment! Yahwehʼs Decision and<br />

Israelʼs Destiny in Ezek 36, 16-38, an<br />

Exegetical Study<br />

70<br />

WIR GRATULIEREN<br />

Zum Doktor der Theologie:<br />

Palchynskyy Vasyl<br />

Thema der Dissertation:<br />

"Selbstmord" in der "Christlichen Ethik" von<br />

Karl-Heinz Peschke: Eine kritische<br />

Untersuchung.<br />

Beauftragungen, Weihen, Ernennungen<br />

Akolythat<br />

Longayo Pongombo Cyprien, 11.12.08,<br />

Tshumbe, Dem. Rep. Kongo<br />

Diakonenweihe<br />

Alvarez Blanco Juan Carlos, 22.12.07,<br />

Zamora, Mexiko<br />

Enyam Francis Couston, 26.12.08, Sekondi-<br />

Takoradi, Ghana<br />

Muttikkal Joseph Xavier Sijil, 29.06.08,<br />

Kottapuram, Indien<br />

Vakappadath Martin, 16.07.08, Cochin, Indien<br />

Priesterweihe<br />

Loono Lorok Peter, 09.08.2008, Kotido,<br />

Uganda<br />

Muttikkal Joseph Xavier Sijil, 30.12.08,<br />

Kottapuram, Indien<br />

Vakappadath Martin, 31.01.09, Cochin, Indien<br />

Ernennung zum Erzbischof<br />

Dr. Stanislav Zvolenský (im <strong>Canisianum</strong> von<br />

1990 bis 1991) wurde 1958 im westslowakischen<br />

Verwaltungsgebiet Trnavský kraj geboren.<br />

Seine Priesterweihe fand kurz vor der<br />

Vollendung seines 24. Lebensjahres im damaligen<br />

Erzbistum Trnava am 13. Juni 1982 statt.<br />

Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 2.<br />

April 2004 zum Titularbischof von Nova Sinna<br />

und zum Weihbischof im Erzbistum<br />

Bratislava-Trnava. Die Bischofsweihe wurde<br />

ihm am 2. Mai desselben Jahres durch den<br />

Erzbischof von Bratislava-Trnava, Ján Sokol,<br />

gespendet. Am 14. Februar 2008 ernannte ihn<br />

Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von<br />

Bratislava. Wir gratulieren herzlich und wünschen<br />

Gottes reichsten Segen.


WIR GRATULIEREN<br />

Innsbrucker Theologische Fakultät erhielt<br />

Preis<br />

Die Katholisch-Theologische Fakultät der<br />

Universität Innsbruck ist für ihr Engagement<br />

im interreligiösen Dialog ausgezeichnet worden.<br />

Mit der Verleihung des Dialog-Preises<br />

2008 würdigte das "Friede Institut für Dialog" –<br />

eine vorwiegend von Muslimen getragene, in<br />

Innsbruck und Wien existierende Initiative –<br />

die "Bemühungen um wissenschaftlich reflektierten<br />

Dialog- und Begegnungsprozess zwischen<br />

Muslimen und Christen" an der<br />

Fakultät. Der Leiter des Instituts für Praktische<br />

Theologie, Prof. Matthias Scharer, nahm den<br />

zum zweiten Mal vergebenen Preis im<br />

Rahmen der vierten "Abrahamitischen Tafel"<br />

im Innsbrucker Congress-Haus entgegen.<br />

Besonders lobend erwähnt wurde der Kongress<br />

„heilig – tabu – faszinierende und erschreckende<br />

Facetten multikultureller sowie<br />

multireligiöser Begegnung“, der im April 2008<br />

in Telfs (wo es heftige Debatten um einen<br />

Minarettbau gab) stattfand. Die Innsbrucker<br />

Friede-Dialog-Preis 2008<br />

Katholisch-Theologische Fakultät pflegt seit<br />

langem Kontakte zur muslimischen Gemeinde<br />

in Telfs; eine „Ortsanalyse“ u.a. über das dortige<br />

religiöse Miteinander bzw. „Nebeneinander“<br />

diente nach den Worten Scharers dem<br />

Telfer Integrationsbeirat als Diskussionsgrundlage<br />

und war auch beim Kongress Teil<br />

der Fachgespräche.<br />

Das „Friede Institut für Dialog“ ist eine vorwiegend<br />

muslimische Initiative, die sich aktiv für<br />

ein friedliches Zusammenleben von unterschiedlichen<br />

Religionen und Kulturen einsetzt.<br />

Das Streben nach Verständnis für den<br />

„Anderen“ seien in einer Zeit, in der die Gesellschaften<br />

zunehmend von Multikulturalität<br />

und Multireligiosität und den damit zusammenhängenden<br />

Konflikten geprägt sind, besonders<br />

notwendig, so das Institut für Dialog“.<br />

Es gelte „unermüdlich an der Weiterentwicklung<br />

von Dialog und gegenseitiger Wertschätzung<br />

zu arbeiten“ und „Vielfalt als Wert<br />

und Schatz zu entdecken“. (Informationen im<br />

Internet: www.derfriede.com)<br />

71


6. DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008/2009<br />

3 außereuropäische Kontinente:<br />

23 Studierende<br />

Afrika 11<br />

Asien 11 (9 + 2 Religiosi)<br />

Nordamerika 1<br />

Gesamt: 31 Studierende (davon 24 Priester)<br />

AFRIKA: 11<br />

Côte d'Ivoire (1) 1 Bondoukou<br />

Ghana (3) 1 Damongo<br />

2 Sekondi Takoradi<br />

Kenia (1) 1 Homa Bay<br />

Kongo (D. Rep.) (1) 1 Tshumbe<br />

Nigeria (2) 1 Kaduna<br />

1 Minna<br />

Tanzania (4) 1 Iringa<br />

1 Mbeya<br />

1 Musoma<br />

1 Tanga<br />

ASIEN: 9 (+ 2 Religiosi)<br />

Indien (6) 1 Cochin<br />

1 Muzaffarpur<br />

1 Patna<br />

1 Sivagangai<br />

1 Trichur<br />

1 Verapoly<br />

Korea (3) 1 Inchon<br />

2 Suwon<br />

72<br />

DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008 /2009<br />

Europa: 8 Studierende<br />

Bosnien-Herzegowina 1<br />

Österreich 3 (2 + 1 Religioso)<br />

Polen 1<br />

Ukraine 3<br />

Abissa Yao Cyrille (P)<br />

Tang Matthias<br />

Mensah John Kennedy (P)<br />

Mboya Joseph B. Thomas (P)<br />

Longayo Pongombo Cyprien<br />

Maigari Emmanuel (P)<br />

Usman Jamahh Victor (P)<br />

Mzena Basil (P)<br />

Tegete Francis Francis (P)<br />

Malima Fr. Peter George (P)<br />

Masangu Alex (P)<br />

Lanthaparambil Xavier Grimbald (P)<br />

Munian Anthony Samy (P)<br />

Shekhar James (P)<br />

Mariapushpam Paul Raj (P)<br />

Nadakkaviliyil Chackochan (P)<br />

Vazhakkootathil George Job (P)<br />

Kim Woong Rae Joseph (P)<br />

Baek Jung-Hyun Josef<br />

Bai Sung-Jin Athanasius


DIÖZESENLISTE STUDIENJAHR 2008/2009<br />

NORDAMERIKA: 1<br />

Mexiko (1) 1 Zamora<br />

EUROPA: 7 (+ 1 Religioso)<br />

Bosnien-Herzeg. (1) 1 Sarajevo<br />

Österreich (2) 1 Feldkirch<br />

1 Salzburg<br />

Polen (1) 1 Rzeszów<br />

Ukraine (3) 1 Iwano Frankiwsk<br />

2 Lviv<br />

Religiosi: 3<br />

Rast im Kühtai<br />

1 CRSA<br />

1 IMS<br />

1 MSFS<br />

García González Roberto (P)<br />

Bernadic´Mario (P)<br />

Metzler Walter (P)<br />

Pletzer Josef (P)<br />

Mosior Rafal (P)<br />

Mykytyn Vitaliy (P)<br />

Karplyak Bohdan<br />

Plotsidem Mykhaylo<br />

Czaby Rudolf Stefan Österreich<br />

Kizhakkayil Saji Joseph (P) Indien<br />

Ottappally Mathai (P) Indien<br />

73


7. GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />

Geburtstage 2009<br />

1909 = 100 Jahre<br />

01.01.1909 Motizuki Johann Bapt.<br />

17.01.1909 Pauspertl Johann<br />

20.03.1909 Nauerz Theodor<br />

1914 = 95 Jahre<br />

08.01.1914 Harcar Dr. Anton<br />

03.09.1914 Knight Dr. Henry Albert<br />

05.10.1914 Murphy Maurice J.<br />

20.10.1914 Martini Guido<br />

13.11.1914 Nieder Martin<br />

21.11.1914 Hemrich Johann<br />

1919 = 90 Jahre<br />

12.01.1919 Engeler Paul Leo<br />

04.03.1919 Haeller Dr. Walther<br />

27.04.1919 Bajrak Miroslaw<br />

08.05.1919 Widmer Josef<br />

06.06.1919 Schmid Dr. Johann Alois<br />

08.06.1919 Keller Johannes<br />

18.08.1919 Holenstein Albert<br />

05.09.1919 Kazlauskas Dr. Vytautas<br />

17.09.1919 Renner P. Severin OT<br />

1924 = 85 Jahre<br />

02.02.1924 Steciuk Petro<br />

04.02.1924 Good DDr. James<br />

29.02.1924 Penkert Franz<br />

02.04.1924 Gasser Karl<br />

04.04.1924 Grawehr Dr. Karl<br />

18.04.1924 Deckers Dr. Hans<br />

28.04.1924 Dobler Rudolf<br />

23.05.1924 Frank Dr. Nikolaus<br />

05.06.1924 Furrer Otto<br />

25.06.1924 Peters Heinrich<br />

27.07.1924 Hagemeister Rudolf<br />

16.08.1924 Fegyverneki George<br />

23.11.1924 Hartmann P. Alois MSC<br />

15.12.1924 Zelger Josef<br />

74<br />

GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />

1929 = 80 Jahre<br />

04.01.1929 Vorgrimler Dr. Herbert<br />

07.01.1929 Buerstedde Dr. Wilhelm<br />

07.01.1929 Lopez-Casero Franz<br />

13.01.1929 Hättich Edgar<br />

24.01.1929 Felten Dieter P. Gustavo<br />

OrPhN<br />

10.02.1929 Sauer Dr. Josef<br />

03.03.1929 Siller Dr. Hermann Pius<br />

04.03.1929 Keusch Andreas<br />

06.03.1929 Trutwin Werner<br />

13.03.1929 Troppe Franz<br />

17.03.1929 Neundorfer Hannjürg<br />

22.03.1929 Beirle P. Theo SJ<br />

09.04.1929 Haselwanter Gilbert<br />

13.04.1929 Zauner Dr. Wilhelm<br />

16.04.1929 Aichinger Stefan<br />

02.05.1929 Pörnbacher Dr. Hans<br />

11.05.1929 Fraling Dr. Bernhard<br />

16.05.1929 Skerl Alphons<br />

22.05.1929 Rechsteiner Josef A.<br />

06.06.1929 Stocker Johann<br />

08.06.1929 Dammertz Dr. Viktor Josef,<br />

Bischof em.<br />

13.06.1929 Kern Ingomar<br />

27.06.1929 Röhrich Friedrich Martin<br />

08.07.1929 Ehrhardt Rudolf<br />

11.07.1929 Deisenhammer Otto V.<br />

19.07.1929 Kettel Joachim<br />

01.08.1929 Homeyer Dr. Josef,<br />

Bischof em.<br />

08.08.1929 Koch Hans-Ludwig<br />

23.08.1929 Hug Richard<br />

16.09.1929 Egger Gotthard<br />

05.10.1929 Steger Dr. Karl B.<br />

22.10.1929 Jäger Bertram<br />

08.11.1929 Mitterbacher Dr. Andreas<br />

11.11.1929 Viloria José Luis<br />

13.11.1929 Vielmetti Dr. Nikolaus<br />

20.11.1929 Röthlin Dr. Eduard<br />

21.11.1929 Berkmüller P. Dr. Alfons SSS<br />

07.12.1929 Eitel Dr. h.c. Walter<br />

11.12.1929 Meny Charles<br />

19.12.1929 Marré Peter-Paul


GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />

22.12.1929 Fehr P. Paulus OCart.<br />

22.12.1929 Bada-Panillo José Ramón<br />

26.12.1929 Rucker P. Eugen SVD<br />

1934 = 75 Jahre<br />

03.03.1934 Domann P. Gerhard SAC<br />

07.03.1934 Peters Dr. Burkhard<br />

17.03.1934 Waldenfels Dr. Bernhard<br />

19.03.1934 Kodiyan Thomas<br />

24.03.1934 Keller Josef<br />

27.03.1934 Zensus Johannes<br />

29.03.1934 Pfiester Joseph<br />

03.04.1934 Gasser P. Dr. Ulrich OT<br />

11.04.1934 Babanits Stefan<br />

27.04.1934 Zerfass Dr. Rolf<br />

06.05.1934 Hofer P. Richard OCist.<br />

11.05.1934 Scherrer-Niedermann Georg<br />

Anton<br />

06.06.1934 Vasquez Sanchez Colombo<br />

04.07.1934 Baumann Albert<br />

12.07.1934 Seeber Dr. David<br />

20.07.1934 Aarburg Peter v.<br />

22.07.1934 Figura Heinrich J.<br />

03.09.1934 Schwegmann Werner<br />

08.10.1934 Demel P. Dr. Bernhard OT<br />

12.10.1934 Endress James R.<br />

01.11.1934 Trebo Karl<br />

06.11.1934 Leppers Heribert<br />

16.11.1934 Pesendorfer Dr. Franz<br />

Alberich<br />

25.11.1934 Ricken Norbert<br />

30.11.1934 Carlson Oscar<br />

12.12.1934 Peukert Dr. Helmut<br />

19.12.1934 Meulemann Axel<br />

21.12.1934 Zuluaga Rodrigo<br />

31.12.1934 Vegelj Vinko<br />

1939 = 70 Jahre<br />

06.01.1939 Milby Lawrence M.<br />

10.01.1939 Tirumanywa Cyprian<br />

10.01.1939 Moormann Arnold Franz<br />

13.01.1939 Kreilein Dr. Sylvester L.<br />

16.01.1939 Rings Walter<br />

24.01.1939 Nimmervoll P. Dr. Dominik<br />

J. OCist<br />

28.01.1939 Zellner Lorenz<br />

02.02.1939 Wetterer Edward<br />

04.02.1939 Ko Dr. Seung-Ouk Augustin<br />

12.02.1939 Nguyen-Minh Chau Andreas<br />

12.02.1939 Wolf Gerhard<br />

19.02.1939 Brandstetter Dr. Heinrich<br />

19.02.1939 Eichenlaub Rudi<br />

23.02.1939 Stakemeier Siegbert<br />

25.02.1939 Kössler Reinhart<br />

04.03.1939 Wingerter Theo<br />

23.03.1939 Helmig Dr. Franz Joseph<br />

25.03.1939 Hehman Lawrence<br />

28.03.1939 Gavin Dr. Carney E.<br />

02.04.1939 Lord Ronald A.<br />

06.04.1939 Andris Erich<br />

09.04.1939 Ledergerber Ivo<br />

11.04.1939 Riofrio Carlos<br />

25.04.1939 Ruiz Velasco Mejia Javier R.<br />

01.05.1939 Ehrensperger Dr. Franz<br />

17.05.1939 Angerer Sebastian P. Martin<br />

01.06.1939 Dolan Anthony P.<br />

14.06.1939 Urban Martin<br />

29.06.1939 Balthasar Dr. Johannes<br />

30.06.1939 Ruede William J.<br />

09.07.1939 Stopp Walter<br />

15.07.1939 Klein Lawrence<br />

16.07.1939 Pokorney David<br />

28.07.1939 Mikes Herbert Johannes<br />

01.08.1939 Matzner DDr. Alexander<br />

06.08.1939 Galke Jans P. Georg SM<br />

06.08.1939 Weber P. Otto Heinrich CMF<br />

16.08.1939 Uebelhor Gayle<br />

09.09.1939 Raberger DDr. Walter<br />

10.09.1939 Lane Dr. Frank<br />

11.09.1939 Schelpe Bernhard Michael<br />

11.09.1939 Siemes Rudolf<br />

23.09.1939 Diplinger Eugen<br />

08.10.1939 Etzlstorfer Josef<br />

09.10.1939 Robledo Dr. Angel German<br />

13.10.1939 Kroisleitner Rupert<br />

17.11.1939 Pfeiffer Dr. Charles<br />

21.11.1939 Maderegger Josef<br />

25.11.1939 Reiffer Dr. René<br />

26.11.1939 Floracks Theo<br />

15.12.1939 Springer Christian<br />

19.12.1939 Meyer Robert Edward<br />

19.12.1939 Suarez Rondon German<br />

20.12.1939 Zulehner DDr. Paul M.<br />

25.12.1939 Tjo Dr. Tjeng Hen Patrick<br />

75


Weihejubiläen 2009<br />

1984 = 25 Jahre Abt<br />

09.06.1984 Trauner P. Bruno OSB<br />

1929 = 80 Jahre Priester<br />

17.03.1929 Fitzgerald William J.<br />

1934 = 75 Jahre Priester<br />

29.06.1934 Fischer Albert<br />

29.06.1934 Petranovic Charles<br />

1939 = 70 Jahre Priester<br />

02.07.1939 Nieder Martin<br />

1944 = 65 Jahre Priester<br />

07.05.1944 Kazlauskas Dr.Vytautas<br />

29.06.1944 Engeler Paul Leo<br />

02.07.1944 Trütsch Dr. Josef<br />

1949 = 60 Jahre Priester<br />

02.04.1949 Lengwiler Dr. Eduardo<br />

02.04.1949 Dudli P. August CMM<br />

02.04.1949 Wettstein P. Franz X. CMM<br />

03.04.1949 Zehrer Anton<br />

03.04.1949 Nagele Hermann<br />

29.06.1949 Wenda Dr. Gerhard<br />

29.06.1949 Unternährer Josef<br />

29.06.1949 Brunner Karl<br />

29.07.1949 Zürcher Burkhard<br />

07.08.1949 Schwarzmann Dr. Alfons<br />

1959 = 50 Jahre Priester<br />

01.03.1959 Roth Ernst August<br />

14.03.1959 König Anton Walter<br />

15.03.1959 Mayr Max Georg<br />

76<br />

GEBURTSTAGE UND WEIHEJUBILÄEN 2009<br />

15.03.1959 Dilger Donald C.<br />

15.03.1959 Dolan Francis M.<br />

15.03.1959 Buschor Johann<br />

15.03.1959 Cibran Mariano<br />

07.05.1959 Bsteh P. Dr. Andreas SVD<br />

12.07.1959 Öttl Paul<br />

25.07.1959 Hammans Dr. Herbert<br />

26.07.1959 Nimmervoll P. Paulus OCist.<br />

26.07.1959 Hofer P. Richard OCist.<br />

15.08.1959 Ober P. Alois SAM<br />

06.12.1959 Grampa Pier Giacomo,<br />

Bischof<br />

1969 = 40 Jahre Priester<br />

01.03.1969 Chalaire Frank<br />

01.03.1969 Kellner P. Johannes OT<br />

15.03.1969 Ezekwugo Dr. Christopher<br />

22.03.1969 Giménez José Angel<br />

08.06.1969 Walkowiak Kazimierz B.<br />

15.06.1969 Weissen Charles<br />

28.06.1969 Sieberer Balthasar<br />

29.06.1969 Schaller Claude<br />

29.06.1969 Ammering Dr. Josef<br />

29.06.1969 Zitkovic´Dr. Mijo<br />

29.06.1969 Djuric´Franjo<br />

02.08.1969 Chukwukere Judas<br />

Thaddäus<br />

03.08.1969 Nunning David<br />

23.08.1969 OʼConnor James R.<br />

11.11.1969 DʼSouza Dr. Michael John<br />

20.12.1969 Valiyaveettil George<br />

1984 = 25 Jahre Priester<br />

26.02.1984 Matondo Tuzizila Dr. Simon<br />

30.06.1984 Hauser Paul<br />

04.08.1984 Zambrano Dr. Luis<br />

04.08.1984 Koumaglo Dr. Kossivi<br />

Joseph<br />

10.10.1984 Lim Dr. Byeng-Hun Peter


MEMENTO MORI<br />

8. MEMENTO MORI<br />

Anastasis Chora Church<br />

Kredel Elmar, Erzbischof em. v. Bamberg<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1948-1950<br />

gestorben am 10.06.2008<br />

Seelsorge war die höchste und<br />

liebste Aufgabe<br />

Am 11. Juni 2008 verkündeten um 12 Uhr die<br />

Glocken des Kaiserdoms den Bamberger<br />

Diözesanen eine traurige Botschaft: Alterzbischof<br />

Elmar Maria Kredel war am Abend zuvor im Alter<br />

von 86 Jahren im Seniorenheim „Marienhospital“<br />

in Erlangen gestorben. Dort wurde er in den letzten<br />

Jahren von den Franziskusschwestern von<br />

Vierzehnheiligen liebevoll betreut. Während seiner<br />

Amtszeit prägte der 73. Bischof und 11.<br />

Erzbischof von Bamberg die Kirche von Bamberg<br />

nachhaltig.<br />

Kredels Amtszeit von 1977 bis 1994 war gekennzeichnet<br />

durch seine wache Aufgeschlossenheit<br />

für die Bedürfnisse der Zeit. So setzte er Laien in<br />

verschiedene Dienste in der Seelsorge des<br />

Bistums ein. Viele Gläubige werden ihn auch<br />

besonders wegen seines bescheidenen und liebevollen<br />

Auftretens in Erinnerung behalten.<br />

Geboren am 24. Februar 1922 in Nürnberg ist<br />

Kredel von frühester Kindheit an geprägt von tiefer<br />

Frömmigkeit. Als Schüler trat er in die<br />

Marianische Kongregation ein und engagierte<br />

sich beim Deutschen Roten Kreuz – die<br />

Hitlerjugend mied er. Vielmehr beschloss er,<br />

Theologie zu studieren und Priester zu werden –<br />

ein Vorhaben, das ihm beruflich und persönlich<br />

Nachteile einbrachte.<br />

Nach dem Abitur im Jahre 1941 wurde Kredel<br />

deshalb als Sanitätssoldat in ein Sonderlazarett<br />

in Frankreich versetzt; danach diente er in Italien.<br />

Es war der Kontakt zu den Kranken und<br />

Sterbenden, der Elmar Maria Kredel zeitlebens<br />

stark geprägt hat. „Ich sehe diese Zeit nicht als<br />

verlorene Zeit an“, betonte er einmal in einer<br />

Rückschau.<br />

Nach der Kriegsgefangenschaft bis August 1945<br />

studierte er unter anderem als Konviktor des<br />

Collegium <strong>Canisianum</strong> an der Katholisch-<br />

Theologischen Fakultät der Universität<br />

Innsbruck. 1950 empfing er die Priesterweihe. In<br />

Innsbruck wurde er 1952 promoviert. Seine<br />

Doktorarbeit schrieb er zum Thema „Der<br />

Apostelbegriff in der neuen Exegese“. Danach<br />

wurde er in der Pfarrei Herz Jesu in Pegnitz<br />

Kaplan. Dort war Dr. Franz Vogl (1906 - 1990)<br />

Pfarrer, der den jungen Kaplan maßgeblich<br />

beeindruckte.<br />

77


Am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom setzte Kredel<br />

von 1954 bis 1956 seine Studien fort. Eine wissenschaftliche<br />

Laufbahn schien vorgezeichnet.<br />

Doch es zog ihn in die Seelsorge. Und so trat er<br />

zum 1. September 1966 eine Pfarrstelle in<br />

Hollfeld an. Hier zeichnete er sich besonders<br />

durch sein vom Zweiten Vatikanischen Konzil<br />

geprägtes Miteinander mit den Gläubigen aus.<br />

Kredel verstand die Gemeindemitglieder als<br />

Partner, was diese sehr schätzten.<br />

Im Jahr 1967 wurde der beliebte Geistliche in das<br />

Bamberger Metropolitankapitel aufgenommen.<br />

Er war in der Erwachsenenbildung und der<br />

Jugendseelsorge tätig und engagierte sich als<br />

Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes.<br />

Als Mitglied der Liturgischen Kommission setzte<br />

sich Kredel für die Umsetzung der Beschlüsse<br />

des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 - 1965)<br />

ein. Dr. Kredel war außerdem canonicus theologus,<br />

beriet also den Erzbischof bei wichtigen<br />

theologischen Fragen, und übernahm Aufgaben<br />

in der kirchlichen Gerichtsbarkeit.<br />

Am 27. Mai 1977 ernannte Papst Paul VI. Elmar<br />

Maria Kredel zum Erzbischof von Bamberg. Bei<br />

der Bischofsweihe am 2. Juli im Bamberger Dom<br />

war fast der ganze bayerische Episkopat anwesend,<br />

auch der damalige Erzbischof von<br />

München und Freising Josef Ratzinger, der heutige<br />

Papst Benedikt XVI. In sein hohes Amt<br />

brachte sich Elmar Maria Kredel mit seiner<br />

ganzen Persönlichkeit ein. Fast zehn Jahre, von<br />

1977 bis 1986, leitete er die Kommission für<br />

gesellschaftliche und sozial-caritative Fragen der<br />

Deutschen Bischofskonferenz.<br />

Militärbischof<br />

Von 1978 bis 1990 versah Diözesanbischof<br />

Elmar Maria Kredel das Amt des Militärbischofs<br />

für die Deutsche Bundeswehr. Er legte in seiner<br />

Amtszeit Wert darauf, die Soldaten regelmäßig<br />

zu besuchen. Während seiner Zeit als<br />

Militärbischof errichtete Kredel das „Institut für<br />

Theologie und Frieden“, das einen wichtigen<br />

Beitrag zur katholischen Friedenslehre leistet.<br />

78<br />

MEMENTO MORI<br />

Elmar Maria Kredel hatte keine leichte Amtszeit.<br />

Der Priestermangel, die zunehmende Entchristlichung<br />

und Indifferenz bezüglich des christlichen<br />

Glaubens bedrückten ihn. Doch als Erzbischof<br />

von Bamberg und Militärbischof reagierte er auf<br />

die Zeichen der Zeit. So setzte er ausgebildete<br />

Laien-Theologen in der Pastoral ein. Für die<br />

Pastoralreferenten setzte Kredel 1980 als erster<br />

deutscher Bischof eine eigene Dienstordnung in<br />

Kraft.<br />

Trotz vieler repräsentativer Pflichten blieb die<br />

Seelsorge für ihn die höchste und liebste<br />

Aufgabe. Über 50 000 Mal spendete er das<br />

Sakrament der Firmung. Viele Pfarreien besuchte<br />

er regelmäßig, um mit Verantwortlichen und<br />

Gläubigen zu sprechen.<br />

Kredels Gesundheit litt in den letzten Jahren<br />

zunehmend unter den vielfältigen Aufgaben und<br />

Belastungen seines Amtes. Aus diesem Grund<br />

wurde er am 30. November 1990 vom Amt des<br />

Militärbischofs entpflichtet und zum 31. März<br />

1994 von Papst Johannes Paul II. von seinem<br />

Amt als Erzbischof von Bamberg entbunden.<br />

Seine letzte Amtshandlung war die Gründonnerstagsliturgie<br />

mit Fußwaschung. Danach lebte er<br />

zurückgezogen, aber sehr interessiert am Leben<br />

der Erzdiözese und der Kirche, zunächst in<br />

Bamberg und dann in Erlangen. Diesen letzten<br />

Lebensabschnitt beschrieb Erzbischof Schick<br />

beim 85. Geburtstag als „Apostolat des Gebetes<br />

und des Leidens“.<br />

Das Wirken des langjährigen Bamberger<br />

Erzbischofs ist vielfach gewürdigt worden: unter<br />

anderem war er Träger des Großen Verdienstkreuzes<br />

des Verdienstordens der Bundesrepublik<br />

Deutschland und des Bayerischen Verdienstordens,<br />

Ehrenbürger von Bamberg und Hollfeld<br />

sowie Ehrensenator der Otto-Friedrich-<br />

Universität Bamberg.<br />

vgl.: Heinrichsblatt Nr. 25/2008


MEMENTO MORI<br />

Peter Josef<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1958-1959<br />

gestorben am 9. Juni 2008<br />

Am 9. Juni 2008 starb in Willisau der em. Pfarrer<br />

Josef Peter. Am 9. Juli 1935 in Luthern geboren,<br />

empfing der Verstorbene am 29. Juni 1961 in<br />

Solothurn die Priesterweihe. Er wirkte danach als<br />

Vikar in Rheinfelden AG von 1961 – 1966, in<br />

Fislisbach AG von 1966 – 1969 und in Ebikon LU<br />

von 1969 – 1971. Danach übernahm er die<br />

Verantwortung als Pfarrer in Schötz LU von 1971<br />

– 1984 und in Zuchwil SO von 1984 – 1990.<br />

Seinen Lebensabend verbrachte er als em.<br />

Pfarrer in Willisau. Er wurde am 16. Juni 2008 in<br />

Luthern beerdigt.<br />

Bürge Hans<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1948-1951<br />

gestorben am 9. Juni 2007<br />

Kümmerli Rudolf<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1947-1948<br />

verstorben<br />

Menne P. Gottfried OPraem<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1969-1970<br />

gestorben am 06. August 2007<br />

Gottfried Menne war der erste<br />

gewählte Prälat und Regierende<br />

Prior der Prämonstratenser-Abtei<br />

Hamborn in<br />

Duisburg nach der Wiederbesiedelung<br />

der Abtei im<br />

Jahre 1959. Gewählt am<br />

24. Februar 1988, regierte er<br />

sieben Jahre von 1988 bis 1995.<br />

In Duisburg ist er vielen Menschen durch seine<br />

seelsorglichen Einsatzgebiete sehr vertraut: als<br />

langjähriger Kaplan an der Abteikirche St.<br />

Johann, als Religionslehrer am Leibniz-<br />

Gymnasium und der G-W-Leibniz-Gesamtschule<br />

von 1971 bis 1996, sowie zeitweise am Abteigymnasium<br />

und am Hildegardis-Gymnasium.<br />

Seine Impulse für die Kinder- und Jugendarbeit in<br />

den siebziger Jahren waren richtungweisend und<br />

haben viele Menschen angezogen, nicht zuletzt<br />

auch zum Ordenseintritt in die Abtei Hamborn<br />

motiviert.<br />

Seit 1996 war er der Prior des Prämonstratenser-<br />

Priorates Magdeburg. Von dort aus übernahm er<br />

auch Verantwortung im Gesamtorden: als Prior-<br />

Administrator des Prämonstratenser-Stiftes Tepl-<br />

Obermedlingen in Süddeutschland / Bistum<br />

Augsburg und des dazugehörigen abhängigen<br />

Priorates in Mananthavady / Indien von 1995 bis<br />

1996, seitdem als Beauftragter für die in<br />

Deutschland wirkenden Mitbrüder des Prämonstratenserordens<br />

aus Indien.<br />

Als Mitglied der Finanzkommission des Prämonstratenser-Ordens<br />

bereiste er regelmäßig<br />

Tschechien, Ungarn und die Slowakei und war in<br />

die notwendige Aufbauarbeit der dortigen<br />

Prämonstratenserklöster im Auftrag des Gesamtordens<br />

miteinbezogen.<br />

Als Seelsorger in der Gemeindearbeit ist er nicht<br />

nur in Duisburg-Hamborn bekannt geworden. Er<br />

wirkte auch als Pfarrer an der Stiftskirche St.<br />

Johannes Cappenberg (Schloß Cappenberg,<br />

Selm-Bork) von 1980 bis 1985. Seine dortige<br />

Tätigkeit, die er mit dem Einsatz am Hamborner<br />

Leibniz-Gymnasium durch hunderte gefahrener<br />

Auto-Kilometer mit großem Fleiß und Einsatz<br />

verbunden hat, hat die Cappenberger Gemeinde<br />

fest und dauerhaft mit dem Kloster in Hamborn<br />

verbunden.<br />

Seit 1996 bzw. 1997 wirkte er zusammen mit den<br />

anderen Magdeburger Prämonstratensern als<br />

Pfarrer und Moderator des Gemeindeverbundes<br />

der Pfarreien St. Petri Magdeburg-Altstadt, St.<br />

Andreas Magdeburg-Cracau und Heilig Kreuz<br />

Biederitz sowie seit 1997 Studentenpfarrer der<br />

Katholischen Studentengemeinde St. Augustinus<br />

Magdeburg<br />

Sein großes Anliegen war die Verwirklichung des<br />

christlichen Glaubens in der modernen Welt und<br />

die Pflege einer modernen Kultur in Kirche und<br />

Gottesdienst. Von daher rührte auch seine<br />

besondere Beziehung zum Universitätschor, der<br />

so manches Mal zu Konzerten und im<br />

Gottesdienst in der Universitätskirche St. Petri<br />

gesungen hat. Er wirkte in vielen Sparten der<br />

Gesellschaft, so unter anderem 1975 als Mitglied<br />

des Rotary-Clubs in Duisburg und später in<br />

Magdeburg, als Vorstandsmitglied des Hilfswerks<br />

SUBSIDIARIS in Magdeburg, als geschätzter<br />

79


Redner, als Veranstalter von Konzerten und<br />

Kunstausstellungen. Er sträubte sich mit Erfolg<br />

gegen den scheinbar selbstverständlichen<br />

Prozeß der Entchristlichung unserer Gesellschaft,<br />

indem er immer wieder Welt und Kirche<br />

glaubwürdig zusammenbrachte. Sein großes<br />

Ziel, den Bau eines Prämonstratenserklosters an<br />

St. Petri, hat er nicht mehr erleben können; das<br />

müssen jetzt seine Mitbrüder an seiner Stelle verfolgen.<br />

Um ihn trauern in Duisburg-Hamborn, Düsseldorf,<br />

Magdeburg, Mananthavady / Indien und<br />

Cappenberg:<br />

Abt und Konvent der Abtei Hamborn, der Prämonstratenserkonvent<br />

Magdeburg, die Familie<br />

Hans-Otto und Erika Menne, die Pfarreien St.<br />

Petri, St. Andreas und Heilig-Kreuz und Kath.<br />

Studentengemeinde Magdeburg und die Pfarrei<br />

St. Johannes Cappenberg in Westfalen.<br />

Abtei Hamborn, 7.8.2007<br />

Abt Albert Dölken O.Praem.<br />

Trojer Josef<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1946-1949<br />

gestorben am 12. August 2008<br />

Pfarrer Trojer, der älteste aktive<br />

Pfarrer der Diözese war am<br />

12. August im 91. Lebensjahr<br />

gestorben – nach 49(!)<br />

Seelsorgsjahren in Baumkirchen.<br />

Zu seinem 90. Geburtstag<br />

war er im vergangenen<br />

Dezember groß gefeiert<br />

und zum Monsignore ernannt worden. Dabei<br />

kam die hohe Wertschätzung für Pfr. Trojer zum<br />

Ausdruck: Erstaunen über seine Rüstigkeit,<br />

Freude über seinen Humor, seine Bescheidenheit,<br />

seine große Liebe zu den Kindern und<br />

Notleidenden und seine authentische Verkündigung<br />

prägten die Dankansprachen. In der<br />

Umsetzung des Konzils legte Trojer großen Wert<br />

auf die aktive Teilnahme der Gläubigen bei der<br />

Feier der Eucharistie und der Sakramente.<br />

Josef Trojer stammte aus St. Veit im Defreggen<br />

und ist in Strassen aufgewachsen. Nach der<br />

Matura am Paulinum studierte er in Brixen und<br />

nach dem Krieg am <strong>Canisianum</strong> in Innsbruck.<br />

80<br />

MEMENTO MORI<br />

Nach der Priesterweihe im Jahr 1949 wirkte er als<br />

Kooperator in Dölsach, Zirl und Telfs. Seit 1959<br />

war Trojer Pfarrer in Baumkirchen.<br />

Konno Franz X. W.<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1971-1972<br />

gestorben am 5. Juli 2008<br />

P. Konno hatte in Innsbruck studiert, um die<br />

europäische Philosophie besser verstehen zu<br />

lernen. Unser Denken und Reden vom Glauben<br />

sei von europäischer Philosophie geprägt. In<br />

Japan müsse die Theologie in der Lage sein,<br />

dem Glauben im Denken und Empfinden der dortigen<br />

Menschen einen authentischen Ausdruck<br />

zu verleihen. Franz war ein tiefgläubiger Mensch<br />

und zugleich ein echter Japaner. Der auf Christus<br />

ausgerichtete interkulturelle Dialog war sein<br />

Lebenstraum und er fühlte sich manchmal zwischen<br />

europäischer und japanischer Kultur hinund<br />

hergezerrt.<br />

Als Franz vor etwa sechs Jahren an der Zunge<br />

operiert worden war, konnte er nur noch schwer<br />

sprechen. Zur Predigt nahm er dann am Sonntag<br />

einen Pinsel zur Hand und malte die Frohe<br />

Botschaft in Form von japanischer Kalligraphie<br />

auf die Wand. Mehr als das gesprochene Wort<br />

erreichten diese Predigten die Herzen der<br />

Menschen.<br />

Zweimal hatt ich das Glück, Pater Konno in<br />

Sapporo besuchen zu dürfen. Im Jahre 1983<br />

nahm er mich bei sich auf und zeigte mir zusammen<br />

mit seinen Studenten seine schöne Heimat.<br />

Als ich im April 2006 zu ihm kam, war er schon<br />

sehr krank, hielt aber trotz seiner Gebrechen dar-


MEMENTO MORI<br />

auf, mir persönlich die Kirche zu zeigen, die er<br />

aufgebaut hatte und deren Stil sehr glücklich die<br />

christlichen Traditionen von Ost und West mit<br />

dem japanischen Empfinden in Einklang bringt.<br />

Leider war die Kirche mangels geistlicher<br />

Berufungen damals nicht besetzt.<br />

Ich erinnere mich noch an sein Glück, als Franz<br />

mir die Fotoalben von seinem Sprachaufenthalt<br />

am Walchensee und seiner Studienzeit in<br />

Innsbruck zeigte. Das Leben im <strong>Canisianum</strong><br />

betrachtete er als einen Höhepunkt seines<br />

Lebens. Mit seinen Mitkonviktoren fühlte er sich<br />

stets sehr verbunden und nannte mir viele<br />

Namen – diese Verbundenheit hat jetzt eine neue<br />

Qualität erreicht. Beiliegend zwei Bilder, aufgenommen<br />

am 17. April 2006 (Ostermontag) in<br />

Sapporo (Hokkaido); einmal die von Franz aufgebaute<br />

Kirche und ein Foto unseres<br />

Wiedersehens.<br />

Im Geiste des Cor unum et anima una grüße ich<br />

Sie recht herzlich!<br />

Henri Werner (AltCanisianer, Luxemburg)<br />

Aiarei Francis<br />

im <strong>Canisianum</strong> 1967-1968<br />

verstorben 2006<br />

P. Vladimir Šatura SJ<br />

Gestorben am 2. November 2008, dem Fest<br />

Allerseelen<br />

Geboren am 27.10.1923 in<br />

Jablonec (Slowakei), trat er<br />

nach seiner Gymnasialzeit am<br />

30.07.1939 in das Noviziat der<br />

Gesellschaft Jesu ein. Danach<br />

erfolgte die ordensübliche<br />

Ausbildung in Philosophie<br />

(Trnava und Brno) und<br />

Theologie (Rom). Im letzten Jahr seines<br />

Theologiestudiums wurde er am 09.07.1949 zum<br />

Priester geweiht. Seine Ausbildung vervollständigte<br />

P. Šatura durch Spezialstudien in<br />

Philosophie in Rom und in Psychologie an der<br />

Universität München.<br />

Nach dem Studium der Philosophie in Rom hielt<br />

P. Šatura bereits ab dem SS 1963 regelmäßig<br />

Lehrveranstaltungen für Psychologie und Anthropologie<br />

an unserer Fakultät, wo er sich auch<br />

1969 für das Fach „Christliche Philosophie unter<br />

bes. Berücksichtigung der Psychologie“ mit der<br />

Arbeit „Struktur und Genese der Person“ habilitierte.<br />

Er wurde im Dezember 1974 zum außerordentlichen<br />

Universitätsprofessor am Institut für<br />

Christliche Philosophie ernannt und gleichzeitig<br />

zum Leiter des Arbeitsbereiches Psychologie<br />

bestellt. Von 1974 bis 1984 gehörte er der<br />

Jesuitenkommunität des Collegium <strong>Canisianum</strong><br />

an und setzte im Kontext der Priesterausbildung<br />

Akzente aus seinem Fachgebiet.<br />

Am 30. September 1984 wurde er auf eigenen<br />

Wunsch in den Ruhestand versetzt. Danach<br />

wurde das Bildungshaus Puchberg bei Wels zum<br />

Zentrum seiner Tätigkeit als Kursleiter für<br />

Exerzitien und Meditationsübungen. Er wirkte als<br />

Schriftsteller und Seelsorger in Grießkirchen,<br />

Bratislava, Steyr und verbrachte seine alten Tage<br />

wohl behütet in Thalheim bei Wels.<br />

Seine Aufgabe an der Theologischen Fakultät<br />

war die Betreuung der Fachgebiete Psychologie<br />

und Anthropologie in Lehre und Forschung.<br />

Große Verdienste erwarb er sich um Planung und<br />

Aufbau des Pastoralpsychologischen Lehrganges,<br />

der im Wesentlichen auf seine Initiative<br />

zurückging. Der immer heiter wirkende und<br />

lächelnde Professor erfreute sich bei den<br />

Studierenden der Theologischen Fakultät großer<br />

Beliebtheit; neben wissenschaftlicher Begleitung<br />

erwarb er sich auch durch psychologisch fundierte<br />

geistliche Begleitung etlicher Studierender<br />

große Verdienste. So geht er in die Geschichte<br />

unserer Fakultät ein als ein Lehrer, der um enge<br />

Verbindung von Psychologie und Spiritualität<br />

bemüht war.<br />

Die letzte Zeit lebte er wegen seiner schweren<br />

Erkrankung im Haus der Diakonie in Wels, wo er,<br />

nach dem Empfang der heiligen Sakramente,<br />

friedlich im Herrn verschied.<br />

P. Šatura war Mitglied der Slowakischen Provinz,<br />

stand im 86. Lebensjahr und im 70. Jahr seines<br />

Ordenslebens.<br />

Das Begräbnis und die Beisetzung fanden am<br />

Montag, den 10. November 2008, in seinem<br />

Geburtsort Jablonec (Slowakei) statt.<br />

81


Wilhelm Egger, Bischof von Bozen-Brixen<br />

* 14. Mai 1940<br />

+ 16. August 2008<br />

Bischof Dr. Manfred Scheuer<br />

„Brot und Wort“<br />

Dank an Bischof Wilhelm Egger<br />

Brixen, 21. August 2008<br />

Prediger sind mit Bäckern zu vergleichen, „die<br />

aus demselben Weizen,<br />

verschiedenerlei, mehr oder minder grobes oder<br />

feines Brot für die verschiedenen<br />

Stände finden. … Die guten Prediger sind jene,<br />

die das Weizenkorn, welches<br />

Christus ist, so gut zu mahlen wissen, dass sein<br />

innerster Gehalt zum Vorschein<br />

kommt.“[1] So ein Vorgänger von Bischof<br />

Wilhelm als Bischof von Brixen, Nicolaus<br />

Cusanus am 22. November 1444.<br />

Das Brot und das Wort, das waren zwei<br />

Brennpunkte des Wirkens von Bischof Wilhelm:<br />

Er hat die Kirche von der Eucharistie und als<br />

Geschöpf des Wortes Gottes verstanden. „Brot<br />

und Hoffnung teilen“ (Hirtenbrief 1999), „Das Kind<br />

mit den fünf Broten“, „Denkt an die fünf Brote“<br />

(Hirtenbriefe 1992). Aus der Eucharistie heraus<br />

verstand er die Kirche als Gemeinschaft des<br />

Teilens; daraus entsprangen für ihn eine Kultur<br />

des Lebens und der Solidarität sowie die<br />

Verpflichtung für den Frieden, für die<br />

Gerechtigkeit, für den Dialog und die Bewahrung<br />

der Schöpfung zu arbeiten.<br />

„Freude am Wort Gottes“ (Hirtenbrief 1987), „Das<br />

Wort Gottes hören und es befolgen“ (Hirtenbrief<br />

1988). In der Nachfolge des hl. Franz von Assisi<br />

hat er selbst dem Evangelium ein Gesicht gege-<br />

82<br />

MEMENTO MORI<br />

ben. In seinen Meditationen, und er hat jede Begegnung<br />

und jede Sitzung mit einer Schriftlesung<br />

und Schriftmeditation begonnen, ist ein Bild von<br />

Kirche aufgeleuchtet, das weniger von Bürokratie<br />

und Institution geprägt war, aber ganz von den<br />

Seligpreisungen. Bei allen strategischen Überlegungen,<br />

wie es mit der Seelsorge in der Zukunft<br />

weiter geht, hat er den Geist des Neuen Testamentes<br />

verkörpert. Die Welt mit den Augen des<br />

Evangeliums wahrzunehmen und zugleich sehr<br />

aufmerksam und auch wohlwollend in der<br />

Gegenwart zu stehen, das hat mich bei ihm fasziniert.<br />

Bei der Segnung der Tiroler Vertretung in<br />

Brüssel hat er gefragt, wie das Christentum durch<br />

Paulus nach Europa gekommen ist.<br />

Das Brot zu teilen, das Wort Gottes mitzuteilen,<br />

das machte ihn zur Brücke, zum Diener des<br />

Gemeinsamen zwischen den Sprachgruppen,<br />

zwischen der deutschen und italienischen Kultur,<br />

zwischen den Generationen, zwischen unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Gruppen, zwischen<br />

kirchlichen Richtungen, auch zu einer<br />

lebendigen Übersetzung zwischen Tradition und<br />

Moderne, zwischen Herkunft und Zukunft. Er war<br />

ein akademischer Lehrer der Bibelwissenschaften<br />

von internationalem Rang und zugleich hat er<br />

das Evangelium den Kindern erzählt:<br />

„Erzählt es euren Kindern. Die Weitergabe des<br />

Glaubens“ (Hirtenbrief 2005) Sein griechisches<br />

Leitwort „SYN“ (mit, gemeinsam, miteinander)<br />

hat er über die Diözesangrenzen hinaus gelebt.<br />

Sein Einsatz für ein gutes Miteinander, für Einheit<br />

und Versöhnung, ohne dabei die sprachliche und<br />

kulturelle Identität aufzugeben, hat ihn durchaus<br />

auch in Spannungen und Schwierigkeiten hineingeführt.<br />

Viele haben mir gesagt, dass sie einen<br />

Freund verloren haben. Dankbar schauen wir auf<br />

seine Spuren, die er als Lehrer an der Theologischen<br />

Fakultät Innsbruck gelegt hat, an seine<br />

Mitarbeit bei den Theologischen Kursen, an seine<br />

Verantwortung für die Revision der Einheitsübersetzung.<br />

Hörer aus seiner Zeit waren von seiner<br />

Schlichtheit fasziniert. Er hat eine neue Mentalität<br />

an die Universität gebracht, denn er wollte nicht<br />

Monologe halten und ins Leere hinein reden. Er<br />

hat das Pult verlassen und wollte immer wahrnehmen,<br />

wie etwas gehört wird und ankommt. Er<br />

wollte wissen, wo die Studierenden stehen. Es<br />

gab in den vergangenen Jahren immer regelmäßige<br />

Begegnungen und Treffen zwischen


MEMENTO MORI<br />

Bozen-Brixen und Innsbruck auf der Ebene der<br />

Diözesanleitung, aber auch gemeinsame Symposien<br />

wie zum Beispiel über den Transitverkehr<br />

im Alpenraum. Ende April 2008 hat Bischof<br />

Wilhelm einen Festvortrag zum Canisius-Tag für<br />

die Priester der Diözese Innsbruck gehalten. Er<br />

hat dabei über die Kultur prägende Kraft des<br />

Evangeliums gesprochen.<br />

Wir waren auch sportlich unterwegs, z.B. beim<br />

Rodeln. Einmal hat er gewonnen, das andere<br />

Mal war ich vorne. Fast bei jeder Begegnung hat<br />

er mich gefragt, ob ich genug Urlaub mache und<br />

Zeit der Erholung habe. „Nimm mich als Vorbild“,<br />

hat er mir am 3. August 2008 hier in Brixen<br />

gesagt. Vordergründig hat er es im Hinblick auf<br />

die notwendige Regeneration gesagt. Ich habe<br />

es im Sinne des Paulus verstanden, der den<br />

Korinthern schreibt: „Nehmt mich zum Vorbild,<br />

wie ich Christus zum Vorbild nehme.“ (1 Kor<br />

11,1). Begegnungen mit Bischof Wilhelm waren<br />

für mich eine lebendige Erinnerung an das<br />

Evangelium, eine Ermutigung zur Nachfolge und<br />

eine Herausforderung, die eigene Gottebenbildlichkeit<br />

und Berufung je neu zu bedenken und zu<br />

realisieren. Bischof Wilhelm war und ist ein<br />

Geschenk Gottes für die Kirche von Bozen-<br />

Brixen und auch für die Kirche in Innsbruck, in<br />

Österreich und im ganzen deutschsprachigen<br />

Raum. Vergeltʼs Gott.<br />

Manfred Scheuer, Bischof von Innsbruck<br />

[1] Zitiert nach Franz Josef Reichert, Prediger der<br />

Erneuerung und der Versöhnung (Kleine Schriften<br />

der Cusanus-Gesellschaft 10), Trier 1977, 11.<br />

83


9. BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />

Grüße, Glück- und Segenswünsche zum<br />

Herz Jesu Fest 2008 aus Anlass der 150<br />

Jahr Feier des Nikolai-Hauses/Collegium<br />

<strong>Canisianum</strong> haben gesandt:<br />

Bischof em. Josef Homeyer, Hildesheim<br />

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst,<br />

Limburg<br />

Diözesanadministrator Weihbischof Franz-<br />

Josef Overbeck, Münster<br />

Bischof em. Maximilian Aichern, Linz<br />

Bischof Paul Iby, Eisenstadt<br />

Bishop Francis Kallarakal, Kottapuram,<br />

Indien<br />

Bischof Norbert Brunner, Sitten, Schweiz<br />

Bischof em. Viktor J. Dammertz OSB,<br />

Augsburg, Deutschland<br />

Weihbischof Franz Cserháti, Esztergom-<br />

Budapest, Ungarn<br />

Bischof Anthony M. Banzi, Tanga, Tansania<br />

Bischof Vitus Huonder, Bistum Chur<br />

Militärbischof Christian Werner, Wien<br />

Bischof Franjo Komarica, Banja Luka,<br />

Bosnien-Herzegowina<br />

Rektor Karlheinz Töchterle, Leopold<br />

Franzens Universität Innsbruck<br />

DDr. Herwig van Staa, Landeshauptmann<br />

Sr. Pallotti Findenig CPS, Landskron<br />

P. Karl-Josef Gierlichs SJ<br />

Johannes Kellner O.T., Wien<br />

Peter Hänggli, Schweiz<br />

Pierre Hencks, Luxemburg<br />

P. Hans Zollner SJ, Rom<br />

Franz-Reinhard Daffner, Augsburg<br />

Stanko Gerjolj, Ljubljana, Slowenien<br />

Dr. Josef Tóth, Wien<br />

Mons. Dr. Leo M. Maasburg, Päpstliche<br />

Missionswerke in Österreich<br />

Dr. Karlo Visaticki, Banja Luka, Bosnien-<br />

Herzegowina<br />

Regens Dr. Christian Hennecke, Hildesheim<br />

Regens Peter Ferner, Bischöfliches<br />

Priesterseminar Innsbruck/Feldkirch<br />

84<br />

10. Mai 2008<br />

BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />

Sehr geehrter P. Komma,<br />

zwei Altkonviktoren trafen sich dienstlich in<br />

Atyrau und Aktobe. Der eine als örtlicher<br />

Diözesanadministrator, der andere als<br />

Referent für Kirche in Not. In Dankbarkeit<br />

dachten wir an unsere Ausbildungszeit im<br />

<strong>Canisianum</strong> zurück und schicken Grüße nach<br />

Innsbruck.<br />

Cor unum et anima una<br />

+Kaleta Janusz (93-97),<br />

Marko Tomaschek (74-82)<br />

29. Mai 2008<br />

Viele Grüße zum Herz Jesu Fest aus einem<br />

verregneten England. Ich bin schon 11 Jahre<br />

Pfarrer in Huntingdon, wo das Leben zunehmend<br />

„canisianisch“ wird! D.H. wir sind jetzt<br />

mehrheitlich Philippiner und Osteuropäer –<br />

dazu kommen auch Syro Malabarer und<br />

unterschiedliche Afrikaner – die Mehrheit aus<br />

Guinea-Bissau.<br />

All dies in einer relativ kleinen Gemeinde –<br />

etwa 300 Messbesucher!<br />

Ich hoffe die Rückkehr in ein verändertes<br />

Canis gelingt sowohl persönlich als auch für<br />

das Haus.<br />

In corde uno<br />

Ada, 01.07.2008<br />

Sehr geehrter P. Rektor,<br />

Nicholas Kearney (1982-88)<br />

dass Sie meines Geburtstages gedacht<br />

haben, ist ein Beweis dafür, dass „Cor unum<br />

et anima una“ ein lebendiger Verband ist zwischen<br />

den Mitgliedern der großen Familie des<br />

<strong>Canisianum</strong>s. Voller Dankbarkeit schreibe ich<br />

diese paar Zeilen und wünsche Ihnen und<br />

dem <strong>Canisianum</strong> Gottes Segen und verbleibe<br />

mit Cor unum et anima una<br />

Tibor Nagy


BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />

Lambach, 09.07.08<br />

Lieber P. Rektor!<br />

Ich bedanke mich für Ihr Schreiben mit den<br />

Glück- und Segenswünschen zu meinem 50jährigen<br />

Priesterjubiläum. Es freut mich mit<br />

Ihnen, dass immer wieder studierende Jugend<br />

in Ihr Haus kommt und Bildung erhält. Gott<br />

segne Sie!<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Enugu, 19.08.2008<br />

P. Anselm Mayrl<br />

Lieber P. Rektor!<br />

Von unserem kleinen „Altcanisianertreffen“ in<br />

Enugu, wo wir eine schöne Zeit verbringen<br />

dürfen, bereichert mit vielen Eindrücken und<br />

Begegnungen, senden wir herzliche Grüße!<br />

08.09.2008<br />

Franz Gmainer-Pranzl, Ik Ani, Yesudas<br />

Lieber P. Gerwin,<br />

herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und<br />

das Gedenken am Altar anlässlich meines 85.<br />

Geburtstages. Ihre guten Wünsche erinnerten<br />

mich an die wertvolle, unvergessliche Studienzeit<br />

im <strong>Canisianum</strong> in Sitten. Ich suchte in<br />

meinem persönlichen Archiv und fand die<br />

Zeugnisse aus jener Zeit. Namen wurden wieder<br />

in mir wach: Donat, Hofbauer, Richter,<br />

Umberg, Schwendimann, Hugo Rahner, Dominik<br />

Thalhammer, Franz Dander, Franz<br />

Lakner. Und da war noch der als fast Heiliger<br />

verehrte Regens Hofmann.<br />

Bis 2000 war ich Pfarrer in der Diasporapfarrei<br />

Pfyn TG. 9 Jahre diente ich dem Kapitel<br />

Frauenfeld als Dekan. Meine Lehrjahre waren<br />

in Solothurn, Schüpfheim und Grosswangen.<br />

Im Spätsommer 2000 zügelte ich nach<br />

Willisau. Anfangs übernahm ich noch Samstag/Sonntagsaushilfen<br />

in Willisau und Umgebung.<br />

Seit 2004 feiere ich mit den Bewohnern<br />

des Alters- und Pflegeheimes Waldruh in<br />

Willisau die sonntägliche Eucharistie und versuche<br />

mit ein paar einfachen und verständlichen<br />

Gedanken den alten Leutchen Hoffnung<br />

und Zuversicht zu geben.<br />

Eine Episode muss ich noch erwähnen. P. Fr.<br />

Lakner erzählte uns spannend wie in einem<br />

Krimi von der Flucht vor den Nazis. Wie es<br />

den SJ den Schlauen Jungs (bitte, entschuldigen<br />

Sie) gelang im alten Spital in Sitten, trotz<br />

des damaligen Jesuitenverbotes in der<br />

Schweiz, das <strong>Canisianum</strong> weiterzuführen,<br />

blieb für uns ein Rätsel. Wir waren einfach<br />

glücklich, diese tüchtigen, frommen und liebwerten<br />

Lehrer bei uns zu haben. Wir fühlten<br />

uns wie eine Familie „Cor unum et anima una“<br />

10.09.2008<br />

Herzlich Ihr<br />

Anton Schaller<br />

Pfr. em., Willisau<br />

Lieber P. Rektor, lieber Gerwin,<br />

von einem wunderbaren Treffen mehrerer Alt-<br />

Canisianer Dir und dem ganzen Haus herzliche<br />

Grüße. Für Deine neue Aufgabe alles<br />

Gute und Gottes Segen, Dein Josef Bill SJ.<br />

Liebe Grüße Peter Paul Marré, Alfred Carl,<br />

Werner Trutwin, Herbert Hammans<br />

21.10.2008<br />

Geschätzter Hw. H. Rektor P. Gerwin Komma<br />

SJ,<br />

ein kurzes Wort des Dankes an alle Erziehungsarbeit<br />

des <strong>Canisianum</strong>s, weil auch hier in<br />

Jequitibá mehrere Canisianer das Kloster<br />

Jequitibá mit ihrer Mission in 70 Jahren aufgebaut<br />

haben.<br />

85


Gottes Segen und viel Freude im Herrn für<br />

alle weitere Arbeiten und Entscheidungen, in<br />

Liebe und steter Verbundenheit<br />

P. Josef Hehenberger OCist.<br />

Abt v. Jequitibá, Brasilien<br />

Betreff:<br />

Gruss und Dank<br />

Von: John Fernandes<br />

<br />

Datum: Sun, 16 Nov 2008 11:15:59 +0530<br />

(IST)<br />

An: rektor@canisianum.at<br />

Liebe Freunde, lieber Pater Regens -<br />

Erst jetzt komme ich dazu, meinen herzlichen<br />

Dank zu sagen für alle Anteilnahme an dem,<br />

was sich hier bei uns in Karnataka und auch in<br />

Mangalore im September ereignete. In Orissa<br />

dauert die Gewalt seit August in ungemilderter<br />

Härte an.<br />

Die Lage bei uns in Mangalore ist nun ruhiger,<br />

aber doch auch irgendwie angespannt. Ich<br />

selbst bin nicht in direkter Gefahr.<br />

Ihr habt mir Mut gemacht, meine Arbeit für ein<br />

friedliches Zusammenleben der Menschen<br />

fortzusetzen. Dafür danke ich Euch.<br />

Diese Arbeit werde ich auch weiterhin tun.<br />

Zugleich muβ ich aber auch fragen, wann der<br />

interreligiöse Dialog von seiner theoretischen<br />

Ebene auch einmal zu der praktischen hinunterkommt;<br />

denn wir müssen alle gemeinsam<br />

eine konkrete Antwort auf die Probleme unserer<br />

Zeit finden:<br />

Die Globalisierung, die zur Polarisierung der<br />

einzelnen Gemeinschaften führt, die “Entwicklung”,<br />

die zur Umweltzerstörung führt und<br />

der Fundamentalismus, der zu zügelloser<br />

Gewalt führt.<br />

86<br />

BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />

So viel ich kann, nehme ich deshalb an den<br />

verschiedenen Veranstaltungen teil, die versuchen,<br />

zur Lösung dieser Probleme in unserem<br />

Gebiet beizutragen.<br />

In diesem Sinne weiβ ich mich mit Euch verbunden<br />

und grüβe Euch von Herzen -<br />

John<br />

St. Gabriel, am 17. November 2008<br />

Lieber Gerwin!<br />

Für Dein gutes Gedenken zu meinem 75.<br />

Geburtstag darf ich Dir sehr herzlich danken!<br />

Ich werde dem Collegium <strong>Canisianum</strong> immer<br />

besonders dankbar bleiben, da mich die Jahre<br />

in Innsbruck entscheidend geprägt haben –<br />

ganz am Anfang und dann in der Zeit des<br />

Doktoratstudiums. Danke für Dein Zeichen der<br />

Verbundenheit auch auf dem weiteren Weg.<br />

Es waren im Oktober die Tage der abschließenden<br />

Plenartagung unseres „Vienna<br />

International Christian-Islamic Round Table“,<br />

bei der wir auch eine Schlusserklärung, ein<br />

„VICIRoTa Manifest“ verabschiedet haben. Ich<br />

darf Dir ein Exemplar der deutsch- und englischsprachigen<br />

Ausgabe dieser Erklärung<br />

beilegen.<br />

So bleibe ich in aufrichtiger Verbundenheit im<br />

Geiste des „Cor unum und anima una“<br />

Dein<br />

Andreas<br />

Religionstheologisches Institut St. Gabriel<br />

Prof. Dr. Andreas Bsteh SVD


BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />

87


THE KONVENIAT OF THE AMERICAN<br />

INNSBRUCK ALUMNI<br />

IMMACULATE CONCEPTION CENTER<br />

DOUGLASTON (QUEENS),<br />

NEW YORK JULY 15 - 17, 2008<br />

A HOMILY BY THE MOST REVEREND<br />

DONALD W. TRAUTMAN, STD, SSL<br />

BISHOP OF ERIE<br />

A reflection on the Gospel of Matthew 11:28-30<br />

Lieber Mitbruder,<br />

All Brothers and Sisters in Christ:<br />

In the foyer of the <strong>Canisianum</strong> stands a striking<br />

statue of Herz Jesu. We passed it countless<br />

times each day. It was the focal point as<br />

you entered the <strong>Canisianum</strong>. With that statue<br />

in mind I would like us to reflect on Jesusʼ<br />

words in todayʼs Gospel: “Learn from me, for I<br />

am meek and humble of heart.” There is a<br />

unique depth and richness in this one verse.<br />

The Sacred Heart is a graphic reminder of<br />

Christʼs love for all of us. The greatest love we<br />

shall ever experience comes from the heart of<br />

Jesus, our Maker, our Savior, our Risen Lord.<br />

To be loved by another human being is a great<br />

happiness, but think what it means to be loved<br />

by the all powerful, all perfect, all holy Son of<br />

God. Think what it means to be singled out<br />

and chosen by Jesus to be his disciple, his coworker.<br />

Knowing how much Christ loves us —- knowing<br />

how personally Christ loves us is the motivation<br />

and secret of martyrs and missionaries;<br />

it is the motivation and secret of cloistered<br />

Carmelites and daily lay communicants; it is<br />

the motive and secret of celibacy and faithful<br />

married love. It is the motivation and secret of<br />

people who patiently bear crosses and give<br />

witness every day to Christ.<br />

From the beginning, the Church has looked to<br />

the Heart of Christ, pierced on the cross, from<br />

which blood and water flowed, as a symbol of<br />

the sacraments. From the first Christian centuries,<br />

Church writers in East and West saw<br />

the beginning of our salvation and the love of<br />

our Divine Redeemer expressed in the symbol<br />

of the Sacred Heart. That Sacred Heart seeks<br />

us out. That Sacred Heart beats with love for<br />

us, in spite of our indifference, our lukewarm-<br />

88<br />

BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />

ness, even our hostility. At times our hearts<br />

have been broken by others, but we need to<br />

imitate the Heart of Jesus, ever pardoning,<br />

ever reconciling.<br />

Long before the marvels of modern medical<br />

science and open-heart surgery, by-pass<br />

surgery, heart transplants, the prophet Ezekiel<br />

gave us Godʼs words about a new heart. God<br />

addressed his words to the Jewish people in<br />

exile in Babylon. They had fallen in love with<br />

idols. God said: “I will give you a new heart<br />

and place a new spirit within you, taking from<br />

your bodies your stony hearts and giving you<br />

natural hearts”<br />

(Ez. 36:26). We all need a heart transplant. In<br />

this liturgy we pray that God will remove our<br />

hardness of heart, our stony hearts, and make<br />

us like Christ —- meek and humble of heart.<br />

“Come to me, all you who labor and are burdened,<br />

and I will refresh you.” We need to<br />

take Jesus at his word. These are words even<br />

for the retired. Jesus extends an open invitation<br />

for all who are burdened by lifeʼs hardships.<br />

“Learn from me, I am meek and humble<br />

of heart.” Jesus is the lowly servant, a<br />

humble Messiah, a foot-washing Savior.<br />

“Come to me” —- with these words Jesus calls<br />

his contemporaries away from the Scribes. It<br />

was no pleasure to study under the Scribes.<br />

They were hard, harsh, haughty teachers.<br />

They laid burdens and yokes upon peopleʼs<br />

shoulders. But Jesus was the kind, gentle,<br />

meek, humble teacher whose words we can<br />

always understand. He lightens our burdens<br />

and helps us by his grace.<br />

Our whole seminary formation in Innsbruck<br />

centered on cor unum and anima una. Each<br />

year we had learned lectures on Herz Jesu, a<br />

solemn Mass and festive meal on the feast of<br />

the Sacred Heart. We all recall the fires on the<br />

mountainsides to commemorate the Herz<br />

Jesu Fest. But I believe we learned what it<br />

means to be meek and humble of heart from<br />

our Jesuit formators and teachers.<br />

We were blessed with being exposed to great<br />

scholars of the Church, Karl and Hugo<br />

Rahner, Jungmann, Gaechter —- scholars<br />

who ushered in the Second Vatican Council.<br />

Permit one nostalgic story. In 1958, my first<br />

year in the <strong>Canisianum</strong>, Pater Regens had<br />

decreed a new policy for Americans regarding


BRIEFE UND GRÜSSE AUS ALLER WELT<br />

Christmas vacation. We could not leave for<br />

vacation until after Christmas Day unless you<br />

were invited to stay with a German or Swiss<br />

family. The Europeans rightfully left before<br />

Christmas to be home with their families. After<br />

Mass on Christmas Day, a small group of<br />

mainly first-year American students gathered<br />

in the faculty dining room. Father Jungmann<br />

and Father Hugo Rahner donned white<br />

aprons and waited on us. Heimweh was<br />

strong at this point —- it was Christmas. Our<br />

dinner was meager but the example of scholarly<br />

men of international fame waiting on<br />

tables to care for young Americans taught me<br />

the meaning of meek and humble of heart.<br />

You too have your stories and remembrances.<br />

We all know firsthand the meekness and<br />

humility of Father Dander and Father<br />

Schasching and Father Santeler. They lived<br />

the puncta they gave us. They modeled the<br />

priority of Jesus in their lives. The Jesuit<br />

scholars who taught us —- the Rahners,<br />

Jungmann, and Meyer, Gaechtner and Sint —<br />

- could have taught at Harvard or Yale or<br />

Cambridge. They could have had enormous<br />

salaries and secretaries and research assistants<br />

and big offices, but they stayed in<br />

Innsbruck to give us a first-class theological<br />

education. They were meek and humble of<br />

heart.<br />

To have prepared for the call to priesthood in<br />

Innsbruck was a great grace of God. That is<br />

what we celebrate in this Klein Konveniat.<br />

Innsbruck challenged us to reach beyond<br />

boundaries: beyond personal boundaries,<br />

beyond intellectual boundaries, beyond cultural<br />

boundaries. The <strong>Canisianum</strong> exposed us to<br />

an international Gemeinschaft and gave us<br />

insights into the Church universal. Pater<br />

Regens, our spiritual directors, the Geist und<br />

Statuten of the <strong>Canisianum</strong> taught us the<br />

meaning of personal responsibility and discipleship.<br />

To be an Innsbrucker means to have experienced<br />

the broad dimensions of Church life<br />

and Church thought. To have studied in<br />

Innsbruck means to have reached beyond<br />

boundaries. One boundary remains: the life<br />

long challenge to go beyond our hardness of<br />

heart and fulfill Jesusʼ words: “Learn from me,<br />

for I am meek and humble of heart.” And so<br />

we strive together in corde uno and anima<br />

una. Amen<br />

89


10. TERMNE WS 2008/09<br />

September 2008<br />

Di 16. 18:30 Vesper<br />

Mi 17.-Mi 24. Jahresexerzitien mit P. Anton Aigner SJ (Impulsexerzitien)<br />

Do 25. 18:10 Eröffnungsgottesdienst (P. Rektor), anschließend Abendessen<br />

20:00 Eröffnungsabend in der Aula<br />

Fr 26. 09:00 Klausur: Kollegskonsult<br />

15:00 "dies officialis": Bildung der Kommissionen mit Bereitschaft zur<br />

Übernahme der Ämter, sowie Wahl der Moderatoren (vgl. RL 45 ff.)<br />

18:40 Vesper<br />

20:00 bis 21:00 Anbetung (P. Michael Meßner SJ)<br />

Sa 27. 07:15 Laudes<br />

08:15 Wallfahrt zum Locherboden am Mieminger Plateau<br />

09:15 Eucharistiefeier (P. Erich Drögsler SJ)<br />

anschließend Besuch von Stift Stams, Abt German Erd OCist., (69-73)<br />

12:15 Mittagessen im Stift – danach Albrecht Dürer Ausstellung.<br />

Rückfahrt über das Kühtai, Axams nach Götzens:<br />

17:00 Vesper am Grab des Sel. Pfr. Otto Neururer<br />

Abendessen im Kolleg<br />

So 28. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />

„Tag des Denkmals“, Sehenswertes im ganzen Land!<br />

Di 30. Konsult des Jesuitenkollegs mit P. Josef Thorer SJ als Gäste im Haus<br />

90<br />

TERMINKALENDER<br />

Oktober 2008<br />

Mi 1. Vorlesungsbeginn Wintersemester<br />

07:15 Laudes<br />

11:00 Eröffnungsgottesdienst der Theol. Fakultät, Jesuitenkirche<br />

12:30 Mittagessen<br />

Fr 3. Betriebsausflug der Angestellten (Coll. <strong>Canisianum</strong> u. Coll. Maximum)<br />

Kulturgruppenabend (14 tägig)<br />

Sa 4. 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Erich Drögsler SJ)<br />

So 5. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />

Fr 10. 14:30 Festakt für Univ.-Prof. P. Martin Hasitschka SJ anlässlich seines<br />

65. Geburtstags, Theologische Fakultät, Kaiser-Leopold Saal<br />

Spiritualitätsgruppenabend (14 tägig)<br />

Sa 11. „Tag der Kirchenchöre“ als Gäste im Haus – Interessenten sind eingeladen<br />

18:30 1. Vesper – Impuls (P. Martin Hasitschka SJ)<br />

So 12. 19:00 Antrittsgottesdienst der Universitäten und des MCI mit Bischof<br />

Dr. Manfred Scheuer (Jesuitenkirche)<br />

Mi 15. 18:10 Fakultätsgottesdienst mit P. Luis Gutheinz SJ, Fujen Universität in Taipei;<br />

Gedächtnis der Weihe unserer Kollegskirche (15.10.1911)<br />

19:30 Vortrag und Gespräch mit P. Gutheinz SJ, „Wie verbinde ich die Theorie<br />

des Glaubens mit der Praxis christlichen Lebens?“ anhand der Arbeit der<br />

Jesuiten in China<br />

Fr 17. Kulturgruppenabend<br />

So 19. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />

10.30 Pontifikalamt mit Altarweihe Stiftskirche Wilten, Bischof Scheuer<br />

Fr 24. Spiritualitätsgruppenabend<br />

So 26. Österreichischer Nationalfeiertag - Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden


TERMINKALENDER<br />

Fr 31. Kulturgruppenabend<br />

18:40 1. Vesper vom Hochfest Allerheiligen<br />

November 2008<br />

Sa 1. Hochfest Allerheiligen – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />

08:00 Laudes<br />

So 2. Allerseelen<br />

08:00 Eucharistie für die Verstorbenen der Canisianer<br />

14:00 Grabsegnung der in Innsbruck verstorbenen Canisianer/Westfriedhof<br />

(P. Komma SJ)<br />

Fr 7. Spiritualitätsgruppenabend<br />

Sa/So 8./9. 15:00 1. Einkehrtag (Prof. Dr. Marianne Schlosser)<br />

Wüstenväter – geistliche Anregungen<br />

Eucharistiefeier (P. Michael Meßner SJ)<br />

So 9. 18:00 Konzert „Weltweite Klänge“ – Musik aus Indien, Paraguay und Europa.<br />

Herzliche Einladung. Die jungen Musiker bleiben als Gäste bei uns über Nacht<br />

Fr 14. Kulturgruppenabend<br />

Sa 15 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Michael Meßner SJ)<br />

So 16. Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden<br />

Fr 21. Spiritualitätsgruppenabend<br />

Sa 22. 18:30 1. Vesper vom Christkönigssonntag – Impuls (P. Gerwin Komma SJ)<br />

So 23. Christkönigssonntag – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />

Sa 29. 18:30 Vesper mit Adventkranzsegnung<br />

So 30. 1. Adventsonntag – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />

Dezember 2008<br />

Fr 5. Kulturgruppenabend<br />

Sa/So 6./7. 15:00 2. Einkehrtag (selbst gestaltet)<br />

Mo 8. Maria Empfängnis<br />

8:00 Laudes vom Hochfest – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />

Fr 12. Spiritualitätsgruppenabend<br />

Sa 13. 1. Vesper – Impuls (P. Erich Drögsler SJ)<br />

So 14. 3. Adventsonntag – Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />

Di 16. 18.10 Eucharistiefeier<br />

19.00 Abendessen mit Adventsfeier<br />

[17. Dez. 2008 – 6. Jän. 2009 Ordnung in der Weihnachtszeit]<br />

Jänner 2009<br />

Fr 9. Kulturgruppenabend<br />

Sa 10. 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Michael Meßner SJ)<br />

So 11. Eucharistie in Pfarrgemeinden<br />

Fr 16. Spiritualitätsgruppenabend<br />

Sa/So 17./18. 15:00 3. Einkehrtag (P. Stephan Kessler SJ) Gregor der Große<br />

Fr 23. Kulturgruppenabend<br />

Sa 24. 18:30 1. Vesper – Impuls (P. Erich Drögsler SJ)<br />

So 25. 18:00 Abendessen<br />

19.00 Semesterschlussgottesdienst der Universitäten, Jesuitenkirche<br />

[28. Jan. – 1. März 2009 Ordnung in den Semesterferien]<br />

Februar 2009<br />

Mi 28.01. (abends) – 05.02. (früh) Exerzitien für die Neoingressi mit P. Spiritual<br />

91


WIR DANKEN UNSEREN SPENDERN UND FÖRDERERN:<br />

Abtei Engelberg<br />

Alge H.<br />

Ančić N.<br />

Andexlinger D.<br />

Anna M.<br />

Anrain M.<br />

Auer K.H., DDr.<br />

Bader G., Dr.<br />

Barm. Schwestern v. Hl.<br />

Kreuz, Silz<br />

Bechtiger G.<br />

Bereuter E.<br />

Bertlwieser F., Dr.<br />

Brandenburg H., Dr.<br />

Brander K.<br />

Brecher A.<br />

Bracken S.<br />

Bürgler J.<br />

Canisiuswerk<br />

Demel B., Dr.<br />

Deutsche Provinz der<br />

Jesuiten<br />

Dolan A.<br />

Eberharter P.<br />

Eberle F.<br />

Eberle R.<br />

Eder G., Dr.<br />

Egger F.<br />

Egger K., Dr.<br />

Eichberger H.<br />

Eitel W.<br />

Elanjimittam M.<br />

Enderli M.<br />

Enthofer A.<br />

Ewige Anbetung, Ibk.<br />

Fehr P.<br />

Feldner I.<br />

Fink St., Sr.<br />

Föhr B.<br />

Förch G., Dr.<br />

92<br />

Fraling B.<br />

Franz Xaver Stiftung<br />

Frölichsthal V.<br />

Fürer I., Bischof<br />

Fürsatz W.<br />

Gasser U., Dr.<br />

Gersbach M., Dr.<br />

Gfrerer H.<br />

Glassner G., Dr.<br />

Glaus J.<br />

Gloudeman R.<br />

Gmainer-Pranzl F., DDr.<br />

Göbel E.<br />

Gonzàlez J.<br />

Grabner Ch.<br />

Groiss W.<br />

Grosserhode P. u. A.<br />

Gruber K.<br />

Gstir H.<br />

Gundacker F.<br />

Güntschl E.<br />

Häne F.<br />

Hänggi J.<br />

Hengartner-Suter E.<br />

Herz-Jesu-Kloster,<br />

Hall i. T.<br />

Hochmuth A.<br />

Hochstrasser J.<br />

Hofer A., Dr.<br />

Hofmann J.<br />

Hohlenstein H.<br />

Holzer E., Sr.<br />

Hubl B.<br />

Hungerbühler H.<br />

Jacob H., Dr.<br />

Jossen E.<br />

Kaiser A.<br />

Karlinger A., Dr.<br />

Kath. Kirchgem.<br />

Weisstannen<br />

Kath. Pfarramt Peter u.<br />

Paul, St.Gallen<br />

Kellner J.<br />

Kern R.<br />

Kiefer P.K.<br />

Kobler A.<br />

Konno W.<br />

Konzili J.<br />

Kopp R.<br />

Körbling B.<br />

Kracher H.<br />

Kriech J.<br />

Kronig X.<br />

Kunzenmann W., Dr.<br />

Kutter B.<br />

Lagger Chr.<br />

Lampl P.<br />

Langthaler R.<br />

Lechner Fam.<br />

Ledergerber I.<br />

Lehenhofer H., Dr.<br />

Lentsch M.<br />

Lenz H.<br />

Leutgeb J.<br />

Limbach-Mayr J.<br />

Linser W.<br />

Mähr G.<br />

Majewski St.<br />

Maleczek H.<br />

Manser J.<br />

Mariannhiller Missionare<br />

Mathis H.<br />

Matoš J.<br />

Matt E.<br />

Mayr B., Dr.<br />

Mayr G. H. M.<br />

Mayr H.L.<br />

Mayrhofer B.<br />

Mayrhofer H.<br />

Mayrl A.<br />

Melnick Gr.<br />

Menrath W.<br />

Menroth-Pfeifer E.<br />

Merkel C., Dr.<br />

Merveldt H. Graf v.<br />

Meulemann A.<br />

Missionskloster<br />

Wernberg<br />

Neumann Chr. u. R.<br />

Neuner H.<br />

Niederklapfer O. M.<br />

Nietlispach J.<br />

Niewiadomski J., Dr.<br />

Nimmervoll M.<br />

Oberhuber J.<br />

Öttl P.<br />

Palgrave A.<br />

Pfefferkorn F.<br />

Pfleger J., Dr.<br />

Pohler E.<br />

Pörnbacher H., Dr.<br />

Pimiskern J.<br />

Pröls J.<br />

Prosch A.<br />

Raberger W., DDr.<br />

Raske M., Dr.<br />

Rauch A.<br />

Rauscher G., Dr.<br />

Reber U., Dr.<br />

Rechberger F.<br />

Redinger Chr., Dr.<br />

Reploh K-G.<br />

Riccabona M.<br />

Richwien L.<br />

Rieder K.<br />

Riegler P.<br />

Rohringer J.<br />

Rost K.<br />

Rucker B.<br />

Sauer H., Dr.<br />

Scherer P., Dr.<br />

Scherrer G.<br />

Scheuer M., Dr., Bischof<br />

Schieffer R., Dr.<br />

SPENDENLISTE<br />

Schild H.<br />

Schmid A.<br />

Schmid C., Dr.<br />

Schmitt H.<br />

Schober-Schöberl M.<br />

Schöbi M.<br />

Schörghuber R.<br />

Schramm H.<br />

Schuler F., Dr.<br />

Schüttengruber J.<br />

Schwarzenberger R., Dr.<br />

Schweinberger R., Dr.<br />

Siebenbour J.<br />

Siebenhüter O.<br />

Siemes R.<br />

Sinz R.<br />

Smekal Ch., Dr.<br />

Sohmer B.<br />

Sonderegger O.<br />

Sorgenfrei H.<br />

Stadler A.<br />

Stessel A.<br />

Stieger Th., Dr.<br />

Stift Schlierbach<br />

Stock A., Dr.<br />

Strasser F.<br />

Triendl S.<br />

Tropper F.<br />

Tschurtschenthaler M.<br />

Ulrich M., Dr.<br />

Unterholzner K.<br />

Volz L.<br />

Vonbank W.<br />

Wagner D.<br />

Wallensteiner F.<br />

Weber O.<br />

Weber St.<br />

Wehrle P.<br />

Weninger M., Dr.<br />

Wenk-Schlegel<br />

CH. u. M.


SPENDENLISTE<br />

Weß P., Dr.<br />

Widmer J.<br />

Wieland O.<br />

Wildauer O., DDr.<br />

Wittmann J.<br />

Wittmer H.<br />

Witwer W.<br />

Wlassits F., Dr.<br />

Wögerbauer O.<br />

Wolsegger J.<br />

Wörter J.<br />

Woschitz K., Dr.<br />

Wrycza H.<br />

Zauner W., Dr.<br />

Zellner L.<br />

Zerfass R.<br />

Zielinski W.G.<br />

Zirkel A., Dr.<br />

Pater–Michael–<br />

Hofmann-Stiftung:<br />

Anrain M.<br />

Bartz K.-H. u. E.<br />

Batliner H., DDr.<br />

Czermak L.<br />

Egea F.<br />

Frassen A.<br />

Kath.Pfarramt Peter-<br />

Paul, St. Gallen<br />

Knitel A.<br />

Rumplmayr K.<br />

Troppe F.<br />

Vonbank W.<br />

Zensus J.<br />

Patenschaften und<br />

Studienplätze:<br />

American Innsbruck<br />

Alumni Association<br />

Angstwurm H. u. B.<br />

Baldegger O.<br />

Benediktinerinnen, Sr.<br />

M. Eder, Scharnitz<br />

Bereuter m. Pfarre St.<br />

Gallus, Bregenz<br />

Bischöfl. Ordinariat<br />

Bozen<br />

Bischöfl. Ordinariat<br />

Eisenstadt<br />

Bischöfl. Ordinariat Linz<br />

Degen M.<br />

Deutsche<br />

Missionsprokur SJ<br />

Eckstein M.<br />

Ellinger E.<br />

Fritsch Th.<br />

Giglmair T.<br />

Gleinser O.<br />

Haas P.<br />

Hirschberger M.<br />

Jesuitenkolleg Ibk.<br />

Kath. Pfarramt<br />

Breitenbach<br />

Kath. Pfarramt Bürs<br />

Kath. Pfarramt Ellmau<br />

Kath. Pfarramt Kundl<br />

Kath. Pfarramt Schlins<br />

Kath. Pfarramt St.<br />

Barbara, Schwaz<br />

Kath. Pfarramt St.<br />

Johann i. T.<br />

Kath. Pfarramt St.<br />

Florin, Vaduz<br />

Kath. Pfarramt Wenns<br />

Kempter K.<br />

Kiesel L.<br />

Kirche in Not<br />

Kroat. Kathol. Mission,<br />

Ibk<br />

Pfarre St. Konrad, Linz<br />

Linz J.<br />

Matt E.<br />

Mc Carthy T.<br />

Meier W. u. G.<br />

Mentgen H.<br />

Missio Austria<br />

Missionskreis<br />

Andelsbuch<br />

Mohr J.<br />

Müller R.<br />

Orat. Philip Neri<br />

Österr. Missionsprokur<br />

SJ<br />

Pritz M.<br />

Renovabis<br />

Schneider H.<br />

Schreiber M.<br />

Schüpferling G.<br />

Schweizer<br />

Missionsprokur SJ<br />

Seelsorgeverband d.<br />

Kath. Pfarreien Oberriet,<br />

Rüthi, Kobelwald<br />

Theurl R.<br />

Trausnitz J., Dr.<br />

Verwaltung des kathol.<br />

Konfessionsteils des<br />

Kantons St. Gallen<br />

Willer F.<br />

Wilmsen A. OrPhN<br />

Wimmer W., Dr.<br />

Zeller H. SJ, Dr.<br />

Intentionen haben<br />

übersandt:<br />

Diözese Ibk.<br />

Haeller W., Dr.<br />

Kath. Pfarre St.<br />

Johannes,<br />

Heimbuchenthal<br />

Mariannhiller Mission,<br />

Altdorf<br />

Missionsprokur<br />

Nürnberg<br />

93


BANKVERBINDUNGEN<br />

Bankverbindungen:<br />

1. Deutschland (ohne Spendenquittung)<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG<br />

Kto 580 362 0590 (<strong>Canisianum</strong> Innsbruck)<br />

BLZ 700 202 70<br />

2. Deutschland (mit Spendenquittung)<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG<br />

Kto 580 138 1733 (Deutsche Provinz der Jesuiten K. d. ö. R./<strong>Canisianum</strong>)<br />

BLZ 700 202 70<br />

3. Österreich<br />

UniCredit Bank Austria AG, Innsbruck<br />

Kto 850-156-958/00 (<strong>Canisianum</strong> Innsbruck)<br />

BLZ 12000<br />

IBAN: AT68 1200 0850 1569 5800<br />

BIC: BKAUATWW<br />

4. Österreich<br />

Raiffeisen-Landesbank Tirol, Innsbruck<br />

Kto 616.326 (<strong>Canisianum</strong> Innsbruck)<br />

BLZ 36000<br />

5. Pater-Michael-Hofmann-Stiftung<br />

UniCredit Bank Austria AG, Innsbruck<br />

Kto 518-840-200/00<br />

BLZ 12000<br />

IBAN: AT79 1200 0518 8402 0000<br />

BIC: BKAUATWW<br />

6. Schweiz<br />

UBS AG 9001 St. Gallen PC 80-2-2<br />

Kto 254 – LO 274622.0<br />

zugunsten <strong>Canisianum</strong>, Pfr. Paul Hutter<br />

95


Korrespondenzblatt des Collegium <strong>Canisianum</strong><br />

Internationales Theologisches Kolleg Innsbruck<br />

Homepage: www.canisianum.at<br />

Eigentümer, Herausgeber und<br />

für den Inhalt verantwortlich:<br />

Gerwin Komma SJ, Rektor<br />

A-6020 Innsbruck<br />

Tschurtschenthalerstraße 7<br />

E-mail: rector@canisianum.at<br />

ISSN 1816-7136<br />

Redaktion: Gerwin Komma SJ, Athanasius Sung-Jin Bai, Rudolf Czaby CRSA,<br />

Roberto García González, Basil Mzena, Sebastian Ortner, Cyprien Longayo Pongombo<br />

Fotos: Fred Steiner, Athanasius Sung-Jin Bai, Ulrich Ghezzi<br />

Erscheinungsdatum: Dezember 2008

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