Heft 2, Jahrgang 141 - Canisianum
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lischen Charakter. Die Herz-Jesu-Theologie und<br />
Spiritualität bündelt in einem gewissen Sinn das<br />
Anliegen seines ganzen wissenschaftlichen und<br />
pastoralen Wirkens. Gott hat ein Herz für den<br />
Menschen, so lautet die Grundbotschaft (s. dazu:<br />
Gottes Herz für die Menschen. Elemente der<br />
Herz-Jesu-Frömmigkeit morgen. Innsbruck /<br />
Wien 1996). Im Herzen Jesu verdichtet sich das<br />
ganze Anliegen von P. Lies: eucharistische<br />
Ausrichtung auf einen im ökumenischen Dialog<br />
P. Leonard Fernando SJ<br />
Erinnerungen eines Mitbruders an das<br />
Wirken von P. Lothar Lies SJ<br />
P. Leonard<br />
Fernando SJ<br />
Nach meinem Lizentiat an der Gregoriana in<br />
Rom wollte ich dort mein Doktoratstudium fortsetzen.<br />
Zu dieser Zeit erhielt ich vom Rektor<br />
des Vidyajyoti Kollegs für Theologie, Delhi,<br />
meiner zukünftigen Fakultät, einen Brief. In<br />
diesem Schreiben schlug er mir nach Gesprächen<br />
mit anderen Mitgliedern der Fakultät<br />
vor, mein Doktorat in Innsbruck zu machen.<br />
Ich war für diesen Vorschlag durchaus offen,<br />
weil sich so die Möglichkeit der Vielfalt für<br />
Vidyajyoti bieten würde, Professoren zu<br />
haben, die an verschiedenen Universitäten<br />
studiert hatten. Allerdings war ich nie zuvor in<br />
Innsbruck gewesen. Deshalb wollte ich die<br />
Theologische Fakultät und die Jesuiten<br />
Kommunität kennenlernen und mit dem<br />
Rektor des Jesuitenkollegs, sowie anderen<br />
38<br />
BEITRÄGE<br />
gemeinsam zu verkündenden, trinitarischen Gott.<br />
P. Lies war durch und durch eine eulogische<br />
Existenz. Das letzte Wort von P. Lies lautete:<br />
„Danke“. Wir wollen in Erinnerung an sein leidenschaftliches,<br />
temperament- und humorvolles<br />
Wirken ebenfalls ein herzliches Vergelts-Gott<br />
sagen. Er wird immer in dankbarer Erinnerung<br />
bei uns sein. Gott schenke ihm die endgültige<br />
Vollendung!<br />
Professoren die Möglichkeit, mein Studium in<br />
Innsbruck fortzusetzen, besprechen.<br />
Heute noch erinnere ich mich sehr lebendig<br />
an das erste Wort, das ich am Telefon hörte:<br />
„Jawohl!“, es war P. Lothar Lies der damalige<br />
Rektor des Jesuitenkollegs. Er lud mich ein,<br />
nach Innsbruck zu kommen. Der freundliche<br />
Empfang von Lothar und die Gespräche mit<br />
ihm und anderen halfen mir, mich für das<br />
Doktoratstudium in Innsbruck zu entscheiden.<br />
Ich fühlte mich doppelt privilegiert: Lothar war<br />
mein Rektor und mein „Doktorvater“. Er war<br />
jederzeit verfügbar für Diskussionen und sehr<br />
großzügig im Umgang mit seiner Zeit für uns<br />
Studenten. Hatte man ihm etwas zur Korrektur<br />
gebracht, durfte man sicher sein, es bald und<br />
ordnungsgemäß verbessert zurückzuerhalten.<br />
Er war wertschätzend und herausfordernd in<br />
einem! Um mich gut begleiten zu können,<br />
betrieb er selbst Nachforschungen zu<br />
Originesʼ Contra Celsum, dem Thema meiner<br />
Doktorarbeit, und veröffentlichte mehrere<br />
Artikel dazu.<br />
Lothar war offen für neue Ideen, kämpfte<br />
daher auch mit seinen von der Vergangenheit<br />
geprägten Einstellungen. Meiner Meinung<br />
nach hat Lothars Besuch in Indien seine<br />
Wahrnehmung gegenüber anderen Religionen<br />
verändert. Von den vielen Diskussionen<br />
mit ihm, möchte ich hier einen, wie mir<br />
scheint, wichtigen Gedankenaustausch<br />
wiedergeben. Während er in Delhi eine Vorlesung<br />
in Ökumenischer Theologie für die