Heft 2, Jahrgang 141 - Canisianum
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man beispielsweise kommunizieren? Im<br />
ersten Teil dieses Kapitels stelle ich die Lehre<br />
und Praxis der aktuellen Eucharistiefeier dar.<br />
Im zweiten Moment analysiere ich diese Lehre<br />
und Praxis mit einem eschatologischen Einblick<br />
und zeige, dass die aktuelle Eucharistiefeier<br />
nicht nur Stärken sondern auch Defizite<br />
besitzt. Ich stelle mir Fragen wie: ist beispielsweise<br />
eschatologisch gesehen jede leibliche<br />
Person (Getaufte, Nichtgetaufte, Kommunionempfänger<br />
und nicht Kommunionempfänger)<br />
bei der Eucharistiefeier Teilnehmer? Wie konkretisiert<br />
sich symbolisch diese Teilnahme für<br />
jene die nicht kommunizieren können? Kann<br />
man auch behaupten, dass auch sie an dem<br />
himmlischen Mahl im Voraus teilnehmen? Wie<br />
kann man an dem himmlischen Mahl im Voraus<br />
teilhaben, ohne den Kelch des Heiles und<br />
des ewigen Bundes symbolisch zu trinken?<br />
Weil es heute möglich ist, dass jemand ohne<br />
zu kommunizieren an der Eucharistiefeier teilnimmt,<br />
und viele nur die Brotkommunion aber<br />
nur ganz wenige die Kelchkommunion empfangen<br />
und weil die Eucharistiefeier der<br />
Kirche mit oder ohne einer konkreten versammelten<br />
Gemeinde gefeiert werden kann, bin<br />
ich der Meinung, dass eschatologisch gesehen,<br />
die aktuelle Eucharistiefeier mehrere<br />
Defizite aufweist.<br />
Ein Blick auf das himmlische Mahl zeigt z.B.<br />
klar, dass das himmlische Mahl ohne die<br />
Versammlung des Volks Gottes nicht eröffnet<br />
werden wird. Es ist unvorstellbar, dass jemand<br />
am eucharistischen Mahl teilnimmt, ohne den<br />
Kelch des Heiles zu trinken. Es ist undenkbar,<br />
dass ein Mitfeiernder Jesus nicht als seinen<br />
Herrn bekennt. Diese Beispiele zeigen einige<br />
der eschatologischen Defizite in der Reflexion<br />
der Eucharistiefeier als Antizipation des himmlischen<br />
Gastmahles auf.<br />
Im dritten Kapitel versuche ich schließlich, die<br />
drei fundamentalen konstitutiven Elemente<br />
der Eucharistiefeier wieder herzustellen, damit<br />
die aktuelle Eucharistiefeier konkret und symbolisch<br />
als Antizipation des himmlischen<br />
Mahls erlebbar wird. Ich gehe dabei von der<br />
Stiftung des Abendmahles Jesu, von der Feier<br />
der Eucharistie zur Zeit der Apostel und<br />
Kirchenväter und vom Blick auf die Feier des<br />
himmlischen Mahles aus.<br />
52<br />
DIPLOMARBEITEN UND DISSERTATIONEN (ABSTRACTS)<br />
Aus diesen biblischen, patristischen, dogmatischen<br />
und eschatologischen Überlegungen<br />
heraus plädiere ich für die Feier der Eucharistie<br />
in einer konkreten versammelten Gemeinde.<br />
Ich plädiere für die Kelchkommunion<br />
aller Teilnehmer. Nur jene Mitfeiernden sollen<br />
als Teilnehmer der Eucharistiefeier bezeichnet<br />
werden, die auch kommunizieren. Das bedeutet<br />
nicht, dass andere Mitfeiernde, die z.B.<br />
nicht kommunizieren, keine Christen sind,<br />
oder nicht zur Messe kommen dürfen. Für solche<br />
Mitfeiernde braucht es einen eigenen<br />
Ritus. Dieser Ritus soll klar aufzeigen, an welchem<br />
Zeitpunkt die eigentliche<br />
Eucharistiefeier beginnt.<br />
Ist in der aktuellen pastoralen Situation die<br />
Wiederherstellung der drei konstitutiven Elemente<br />
praktisch möglich? Welche ökumenischen<br />
und ekklesiologischen Konsequenzen<br />
hat eine solche Wiederherstellung? Ich stelle<br />
Ihnen jetzt einige konkrete Vorschläge meiner<br />
Diplomarbeit vor:<br />
Die Versammlung der konkreten Gemeinde ist<br />
ein konstitutives Elemente der Eucharistiefeier.<br />
Wo es keine Gemeinde gibt (vgl. Mt<br />
18,20), soll keine Eucharistie gefeiert werden.<br />
Genauso ist die Feier der Eucharistie unmöglich,<br />
wenn es keinen Priester gibt.<br />
Das eucharistische Essen und Trinken ist ein<br />
symbolisches Zeichen der Teilhabe an dem<br />
himmlischen Mal im Voraus. Damit das<br />
Trinken für alle Teilnehmer gelingt, soll man<br />
beispielsweise für große Versammlungen<br />
genügend Kommunionhelfer für die Kommunion<br />
unter beiderlei Gestalten vorbereiten.<br />
Ein weiterer Vorschlag betrifft die Inkulturation<br />
der eucharistischen Materien. In Regionen der<br />
Welt, in denen das Brot und der Wein nur sehr<br />
schwer zu bekommen sind, muss über eine<br />
Inkulturation der eucharistischen Gaben nachgedacht<br />
werden.<br />
Die Wiederherstellung dieser drei Elemente<br />
wird helfen, einige ökumenische und ekklesiologische<br />
Fragen zu klären. Allerdings gibt es<br />
noch weitere Schwierigkeiten, deren Beantwortung<br />
von anderen theologischen Disziplinen<br />
abhängt.