Heft 2, Jahrgang 141 - Canisianum
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BEITRÄGE<br />
schuldigt dafür, dass er der Chef ist und der sich<br />
abmeldet, wenn er geht. Freilich kann auch er<br />
hartnäckig sein, er haut auf den Tisch, wenn auch<br />
“ganz sanft”. Ist das der Grund dafür, dass das<br />
gewaltfreie Lamm der Apokalypse aus dem<br />
Deckenfresko des Dekanatssitzungssaals die<br />
Einladung zu dieser Feier ziert? “Offenbarung<br />
des Johannes” ist dem Johannesspezialisten<br />
zum Steckenpferd geworden. Kirchenbild der<br />
Apokalypse, Bedrängnis der Gemeinde,<br />
Bedrängnis der Jüngerinnen und Jünger (auch<br />
autobiographisch fokussiert), v.a. aber Christologie:<br />
die Lammmetaphorik, die der Neutestamentler<br />
konträr zum Main-Stream in der<br />
Forschung auf den Gottesknecht bezieht und<br />
nicht auf das Paschalamm. Seine synchrone<br />
Betrachtung des Textes hat etwas Revolutionäres<br />
an sich, seine “unkonventionellen<br />
Zugänge” trägt er unter die Leute, nicht nur unter<br />
die Studierenden (die zur Vorlesung kommen,<br />
obwohl sie über ein genuines Manuskript des<br />
Vortrags verfügen: die Zahl der Skripten von Koll.<br />
Hasitschka ist ja inzwischen Legion). Er geht mit<br />
seinen Ideen zu internationalen Kongressen und<br />
lässt Innsbruck in der Szene der international<br />
scientific community präsent werden.<br />
Die Organisatoren der Feier haben mir die Rolle<br />
des Laudator zugedacht, und was das für P.<br />
Hasitschka bedeuten kann, das habe ich schon<br />
durch ein Zitat des zu Lobenden vergegenwärtigt.<br />
Es heißt zuerst: Lob Gottes. Gott zu loben, dass<br />
er diesen Menschen begleitet, mit ihm ist - als<br />
guter Hirt -, dass Gnade und Huld ihm folgen.<br />
Lieber Martin, was Gnade konkret heißen kann,<br />
das hast du auch erfahren, als du in der Welt der<br />
Schatten leben musstest, als dein Augenlicht zu<br />
erlöschen drohte. “Muss ich auch wandern durch<br />
das Tal des Todesschattens...” - die Erfahrung,<br />
wie zerbrechlich das Leben ist, ist dir zuteil<br />
geworden. Heute sprichst du vom kleinen Wunder,<br />
dass man so was, wie das Augenlicht retten<br />
kann. Du sprichst vom kleinen Wunder der<br />
Medizin und wünschst dir zu deinem 65-er, dass<br />
das Augenlicht ausreichen möge für die Zeit, die<br />
dir zugedacht ist. Es möge dir ausreichen, damit<br />
du in den schwierigen Entscheidungssituationen<br />
... - wenn du etwa in der Bar stehend mit vier verschiedenen<br />
Biersorten konfrontiert, minutenlang<br />
Etiketten studierst, weil du dich nicht entscheiden<br />
kannst, welches du trinken sollst - das Licht möge<br />
dir erhalten bleiben, damit du in schwierigen<br />
Entscheidungssituationen, in deinem “Nestle-<br />
Aland” lesen kannst (auch wenn du es auswendig<br />
kennst). Das Augenlicht möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du jene siehst, um die du dich<br />
kümmerst, deine Schülerinnen und Schüler. Die<br />
Hörerinnen bei den unzähligen Vorträgen, die<br />
Freundinnen und Freunde. Es möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du die Berge siehst und die<br />
Gletscher, die “nicht mehr so weiß sind”, wie zur<br />
Zeit deiner “Jugendsünden”. Es möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du auch P. Stock siehst, mit<br />
dem du spartanisch unterwegs bist (das<br />
Spartanische liegt am Römer Stock, nicht am<br />
Insbrucker Hasitschka). Es möge dir erhalten<br />
bleiben, damit du möglichst lange nach<br />
Antworten suchen kannst auf die Frage, die<br />
Jesus dem Exegeten und Bibeltheologen stellt:<br />
“Für wen halten die Menschen den Menschensohn?<br />
Für wen hältst du mich?” Derjenige, der<br />
schon Schwierigkeiten hat, zwischen vier<br />
Biersorten zu wählen, kann diese einfache Frage<br />
nicht wie Petrus mit einem Satz beantworten. So<br />
würde er sagen - wiederum Originalton M.H. -:<br />
“Meine Christusvorstellung lässt sich schwer in<br />
eine ʻKurzformelʼ bringen. Sie verändert sich und<br />
wächst. Das hängt auch zusammen mit den<br />
Veränderungen in meiner Lebenssituation. ...<br />
Außerdem: Die Frage nach Christus ist für mich<br />
zutiefst verbunden mit der Gottesfrage. Mit dem<br />
Gedanken vom Deus semper maior verbindet<br />
sich für mich Christus semper maior. Deswegen:<br />
schon vom irdischen Jesus würde ich sagen:<br />
viele biblische Vorstellungen und Hoheitsbezeichnungen<br />
treffen auf ihn zu. In der Frage<br />
nach Jesus Christus helfen mir zurzeit vier<br />
Aussagen. Erkenntnis der Herrlichkeit (doxa)<br />
Gottes auf dem Antlitz Christi. Christus ist ʻdas<br />
Bild/die Ikoneʼ des unsichtbaren Gottes. Er hat<br />
Kunde gebracht von Gott (exogeomai) - Jesus ist<br />
der Exeget Gottes. Und: der Auferstandene ist<br />
ʻmit unsʼ. Damit verbunden (unvermischt und<br />
ungetrennt) die Vorstellung: Gott selbst ist ʻmit<br />
unsʼ.” Wenn Sie - meine Damen und Herren -<br />
mehr wissen wollen, wie Koll. Hasitschka die simple<br />
Frage von Jesus beantwortet, besuchen Sie<br />
eine Vorlesung von ihm. Lieber Martin: Gnade<br />
und Huld haben dich in deinem Leben verfolgt.<br />
Mögen sie dich weiterhin verfolgen. Dein Leben<br />
lang!<br />
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