Vom Wert der Familienarbeit Was eine gute Kita ausmacht ... - Jako-o
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Ausgabe 1 2012<br />
Art. Nr. 682-197-22 Schutzgebühr 2,50 € www.jako-o.de<br />
familienmagazin<br />
wirbelwind<br />
Lasst Kin<strong>der</strong><br />
wie<strong>der</strong> spielen<br />
Freies Spielen macht<br />
fit fürs Leben<br />
<strong>Vom</strong> <strong>Wert</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Familienarbeit</strong><br />
<strong>Was</strong> Mama eigentlich<br />
verdienen müsste<br />
<strong>Was</strong> <strong>eine</strong> <strong>gute</strong><br />
<strong>Kita</strong> <strong>ausmacht</strong><br />
Kin<strong>der</strong>garten-Qualität<br />
unter <strong>der</strong> Lupe
RUBRIK<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
2<br />
Liebe Eltern,<br />
Bettina Peetz<br />
Geschäftsleitung JAKO-O<br />
mit unserem Familienmagazin wirbelwind wollen wir informieren, unterhalten, aufklären,<br />
aufrütteln und Sie an all dem teilhaben lassen, was uns selbst als Eltern interessiert.<br />
Passt in dieses Konzept so etwas Selbstverständliches wie das Thema Spielen? Wir finden:<br />
Unbedingt! Denn Zeit und Raum für freies Spielen dürfen nicht geopfert werden,<br />
um die Sprösslinge mit vermeintlich sinnvolleren Kursen, Trainings und Lernprogrammen<br />
„zu för<strong>der</strong>n“. Lesen Sie, wie sich Kin<strong>der</strong> „spielend“ entwickeln und wie Sie die<br />
Kl<strong>eine</strong>n dabei unterstützen können.<br />
Um das Wohl des Nachwuchses geht es auch bei <strong>der</strong> Wahl des Kin<strong>der</strong>gartens. Erfahren<br />
Sie, woran Sie <strong>eine</strong> <strong>gute</strong> <strong>Kita</strong> erkennen und was Sie als Eltern dazu beitragen können.<br />
Haben Ihre <strong>gute</strong>n Vorsätze vom Jahresanfang noch Bestand o<strong>der</strong> haben Sie sie schon<br />
wie<strong>der</strong> aufgegeben? Wir stehen Ihnen bei und haben die wichtigsten Durchhaltetipps<br />
für Sie zusammengetragen.<br />
In diesem wirbelwind blicken wir auch wie<strong>der</strong> über unseren deutschen Gartenzaun –<br />
und zwar richtig weit: Wir schauen nach China, wo Schwangerschaft und Kindheit<br />
geprägt sind von <strong>eine</strong>r Mischung aus Fortschritts- und Aberglauben. Freuen Sie sich auf<br />
ein spannendes Lesevergnügen!<br />
Außerdem erzählen wir ein wenig von unserem Jubiläum: Denn JAKO-O feiert<br />
25. Geburtstag und Sie erfahren, wie wir wurden, was wir sind. Lassen Sie sich überraschen!<br />
Viel Freude am Schmökern und Genießen wünscht<br />
Bettina Peetz, JAKO-O Geschäftsleitung<br />
Machen Sie mit:<br />
7 Prozent für Kin<strong>der</strong> ...<br />
editorial:<br />
... Die gemeinsame Initiative von JAKO-O und <strong>der</strong> AGF für <strong>eine</strong> reduzierte Mehrwertsteuer<br />
auf Produkte und Dienstleistungen für Kin<strong>der</strong>. Mehr Informationen im Internet:<br />
Partner <strong>der</strong> AGF<br />
www.7fuerkin<strong>der</strong>.de<br />
Als Zusammenschluss von fünf Familienverbänden<br />
setzt sich die AGF für die Interessen<br />
und Rechte von Familien in Politik und<br />
Gesellschaft ein.<br />
Schreiben<br />
Sie uns!<br />
Damit wirbelwind<br />
interessant und spannend<br />
bleibt, brauchen wir Sie!<br />
<strong>Was</strong> brennt Ihnen<br />
unter den Nägeln?<br />
Welches Thema sollen<br />
wir recherchieren?<br />
Worum sollen wir<br />
uns kümmern?<br />
<strong>Was</strong> vermissen Sie?<br />
Schreiben Sie uns und<br />
lassen Sie uns wirbeln!<br />
Kontakt:<br />
JAKO-O GmbH<br />
Redaktion „wirbelwind“<br />
Postfach 1150<br />
D-96473 Bad Rodach<br />
o<strong>der</strong> per E-Mail:<br />
redaktion@wirbelwind-magazin.de<br />
Sagen Sie uns<br />
Ihre Meinung<br />
Wie gefällt Ihnen unser<br />
Familienmagazin wirbelwind?<br />
<strong>Was</strong> finden Sie gut, was<br />
können wir besser machen?<br />
Klicken Sie sich ins<br />
JAKO-O Forum unter:<br />
!<br />
www.jako-o.de/feedback
inhalt:<br />
FAMILIENLEBEN<br />
12 „Warum ist Papa so krank?“ – Eine Familie verliert den Vater<br />
16 Kin<strong>der</strong> bekommen auf Chinesisch: Mit Strahlenschutzmantel<br />
durch die Schwangerschaft<br />
39 Mit <strong>gute</strong>n Vorsätzen ins neue Jahr: Die Kunst <strong>der</strong> kl<strong>eine</strong>n Schritte<br />
BABY + KLEINKIND<br />
44 Richtig angezogen: Tipps für kalte und warme Tage, für drinnen und draußen<br />
ERZIEHUNG<br />
6 Freies Spiel statt För<strong>der</strong>plan: Plädoyer für <strong>eine</strong> Kindheit ohne Leistungsdruck<br />
KIGA + SCHULE<br />
31 Eigeninitiative statt Warteliste: K<strong>eine</strong> Lust auf Eltern-Castings?<br />
Die Gründung <strong>eine</strong>r eigenen Kin<strong>der</strong>gruppe ist <strong>eine</strong> prima Alternative<br />
37 Kin<strong>der</strong>garten-Suche: Checkliste für die <strong>Kita</strong>-Wahl<br />
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
32 <strong>Was</strong> Mama verdienen müsste: <strong>Vom</strong> <strong>Wert</strong> <strong>der</strong> <strong>Familienarbeit</strong><br />
50 Neues aus Berlin: Von Kin<strong>der</strong>schutz bis Telekommunikationsgesetz<br />
52 Familienpflegezeit: Neue gesetzliche Regelungen schaffen mehr Spielraum<br />
GESUNDES LEBEN<br />
42 Kolloidales Silber: Wie<strong>der</strong>entdecktes Heilmittel für viele Zwecke<br />
PAPAEXTRA<br />
55 Wenn <strong>der</strong> Papa mit dem Kinde: Ein Reportage über das Berliner Väterzentrum<br />
JAKO-O INSIDE<br />
11 Anfassen und Ausprobieren:<br />
Neue JAKO-O Filialen in Braunschweig und Wiesbaden.<br />
20 25 Jahre JAKO-O: Bettina Peetz, Geschäftsleitung, im Interview<br />
22 25 Jahre JAKO-O: Kundenfamilien erzählen ihre JAKO-O Geschichte<br />
24 25 Jahre JAKO-O: JAKO-O Produkte auf dem Prüfstand –<br />
Besuch bei zwei Testfamilien<br />
27 25 Jahre JAKO-O: <strong>Was</strong> immer gefragt wird – die FAQs<br />
28 Schön war's: Der 1. Familien-Kongress in Österreich<br />
46 Schön wird's: Die Familien-Kongress-Tage 2012 in Deutschland<br />
RUBRIKEN<br />
4 Bunte Seiten: Infos – Tipps – Termine – Verschiedenes<br />
58 JAKOlino – die Kin<strong>der</strong>seite: Lustige Spiele mit Worten<br />
59 Vorschau auf Heft 2/2012 – Bezugshinweise – Impressum<br />
© ping han - Fotolia.com<br />
20<br />
6<br />
16<br />
JAKO-O feiert 25. Geburtstag<br />
Blick hinter die Kulissen<br />
des Unternehmens mit<br />
JAKO-O Chefin Bettina Peetz.<br />
Lasst die Kin<strong>der</strong> spielen!<br />
Spielen ist kein Zeitvertreib,<br />
son<strong>der</strong>n macht fit fürs Leben.<br />
Kindheit in China:<br />
Ein spannen<strong>der</strong> Bericht<br />
aus dem Reich <strong>der</strong> Mitte.
RUBRIK<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
4<br />
u<br />
...die b nte Seite<br />
Wissenswertes - Informatives - Termine - Ideen - Verschiedenes<br />
Kin<strong>der</strong>ärzte for<strong>der</strong>n:<br />
Helmpflicht für junge Radfahrer<br />
Der Berufsverband <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendärzte<br />
(BVKJ) e. V. for<strong>der</strong>t<br />
<strong>eine</strong> verbindliche Fahrradhelmpflicht<br />
für Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche bis<br />
18 Jahre. „Fast die Hälfte<br />
aller Unfälle, die Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche auf<br />
dem Schulweg erleiden,<br />
sind Fahrradunfälle.<br />
Zu den schwersten und<br />
gleichzeitig häufigsten<br />
Verletzungen dabei zählen Kopfverletzungen. Diese aber könnten<br />
zu 80 Prozent vermieden werden, wenn alle Fahrradfahrer<br />
<strong>eine</strong>n Schutzhelm tragen“, so Dr. Wolfram Hartmann, Präsident<br />
des Verbandes. Außerdem wichtig: Eine funktionierende<br />
Lichtanlage, Reflektoren am Ranzen o<strong>der</strong> Rucksack sowie<br />
Reflexbän<strong>der</strong> und -schärpen an <strong>der</strong> Kleidung. ●<br />
Kin<strong>der</strong>:<br />
Familienmahlzeiten tun gut<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die mehrmals in <strong>der</strong> Woche gemeinsam<br />
mit ihren Eltern essen, haben ein gesün<strong>der</strong>es Ernährungsverhalten<br />
und leiden seltener an Übergewicht. Das haben Forscher <strong>der</strong><br />
Universität von Illinois herausgefunden. Sie hatten 17 Studien<br />
mit insgesamt über 180.000 Teilnehmern im Alter von 3 bis 17<br />
Jahren ausgewertet. ●<br />
© wira91 - Fotolia.jpg<br />
© BlueOrange Studio - Fotolia.com.jpg<br />
© sashpictures - Fotolia.com.eps<br />
Immer anschnallen:<br />
Kin<strong>der</strong> im Auto richtig sichern<br />
Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> im Straßenverkehr verunglückten Kin<strong>der</strong><br />
bis zu sechs Jahren kommen im Auto <strong>der</strong> Eltern zu Schaden.<br />
Noch immer sind viele nicht o<strong>der</strong> nicht richtig im Fahrzeug gesichert.<br />
Deshalb immer anschnallen, auch wenn nur <strong>eine</strong> kurze<br />
Fahrt bevorsteht. Überprüfen Sie regelmäßig, ob <strong>der</strong> Sitz noch zu<br />
Größe und Gewicht Ihres Kindes passt. Ein meist orangefarbener<br />
Aufkleber o<strong>der</strong> Aufnäher auf dem Autositz informiert Sie über<br />
die Gewichtsklasse. ●<br />
Reinigungsmittel:<br />
Krankmachende Saubermacher<br />
Ätzende und reizende Reinigungsmittel verursachen<br />
in Deutschland nach wie vor <strong>eine</strong> große<br />
Anzahl an gesundheitlichen Schäden. So wurden im Jahr 2009 beispielsweise<br />
665 Vergiftungen durch Reinigungsmittel<br />
gemeldet. Zudem belasten die Reiniger die<br />
Umwelt mit Chemikalien. Das Umweltbundesamt<br />
rät, auf ätzende Mittel mit <strong>der</strong> orangenen<br />
Gefahrenstoffkennzeichnung zu verzichten. Dazu<br />
zählen häufig Rohrreiniger, Backofenreiniger,<br />
Sanitärreiniger o<strong>der</strong> Fettlöser. Weitere Tipps gibt<br />
<strong>der</strong> neue UBA-Flyer „Umweltbewusst reinigen<br />
– nachhaltig und hygienisch“. ●<br />
Der Flyer kann heruntergeladen werden unter:<br />
www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4162.html<br />
© somenski - Fotolia.com.jpg
- Kundentag:<br />
Mode und Styling für „klasse Frauen“<br />
Eine Modenschau mit den Qiéro-Mitarbeiterinnen als Models,<br />
individuelle Styling-Beratung zu Kleidung, Frisur und Makeup<br />
und ganz viel Zeit zum Anprobieren künftiger Lieblingsteile:<br />
Die Teilnehmerinnen des Qiéro-Kundentags verbrachten<br />
fröhliche, anregende Stunden, die sich ganz ums „Gutaussehen<br />
und Wohlfühlen“ drehten. ●<br />
Den aktuellen Katalog können Sie anfor<strong>der</strong>n unter: www.qiero.de<br />
Neukunden erhalten 10 € Startguthaben.<br />
Unterversorgung:<br />
Empfehlung für mehr Vitamin D<br />
Schwangere und Neugeborene sind dramatisch unterversorgt<br />
mit Vitamin D. Das ist das Ergebnis <strong>eine</strong>r neuen Studie.<br />
Zurzeit empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE) für Erwachsene – darunter auch schwangere und stillende<br />
Frauen – die Aufnahme von fünf Mikrogramm (µg) Vitamin<br />
D (200 IE) pro Tag. In Kanada beispielsweise liegt die Empfehlung<br />
zehnmal höher.<br />
Unter den Lebensmitteln ist fetter Seefisch <strong>der</strong> beste Vitamin-D-Lieferant.<br />
Weitere Quellen sind Milch, Butter und<br />
Eigelb. Vegetarier finden in Avocados nennenswerte Mengen an<br />
Vitamin D. Den größten Teil s<strong>eine</strong>s Vitamin-D-Bedarfs stellt<br />
<strong>der</strong> Körper jedoch selbst her, und zwar beim Aufenthalt im<br />
Freien. Empfohlen werden täglich 10 bis 15 Minuten Sonnenlicht<br />
auf Gesicht, Armen und Händen. ●<br />
Forum:<br />
Tipps und Infos<br />
engagierter Eltern.<br />
Diskutieren Sie mit<br />
... Stillen und Töpfchentraining,<br />
Ganztagsschule und Pubertätskrise,<br />
Kin<strong>der</strong>gartenärger und Freizeittipps ...<br />
Im JAKO-O Forum spiegelt sich das bunte<br />
Familienleben. Hier tauschen Mütter und<br />
Väter ihre Erfahrungen aus, helfen sich<br />
mit Tipps und Infos weiter und diskutieren<br />
wirbelwind-Themen. Und manchmal tut es<br />
gut zu erfahren, dass es auch an<strong>der</strong>swo<br />
nicht immer rund läuft.<br />
Also reinklicken, anmelden und<br />
mitdiskutieren:<br />
www.jako-o.de/forum<br />
Mehr Informationen:<br />
!<br />
Digitales Umweltlexikon:<br />
Wie sauber ist unsere Luft?<br />
Das Rechercheportal „Daten zur Umwelt“ ist vollständig aktualisiert<br />
worden. Interessierte finden hier Antworten auf alle<br />
wichtigen Umweltfragen: Wie sauber ist unsere Atemluft? Wie<br />
steht es um die <strong>Was</strong>serqualität in den Badeseen? Wie belastet<br />
<strong>der</strong> Verkehr die Umwelt? Lektüretipps und Links ergänzen das<br />
Angebot. ●<br />
www.umweltbundesamt-daten-zur-umwelt.de<br />
RUBRIK<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
5
ERZIEHUNG<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
6<br />
Foto: Vandenhoeck & Ruprecht<br />
Dr. André Frank Zimpel<br />
ist Professor für Erziehungswissenschaft<br />
unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />
des För<strong>der</strong>schwerpunktes<br />
Geistige Entwicklung und mit dem<br />
Forschungsschwerpunkt Rehabilitationspsychologische<br />
Diagnostik<br />
an <strong>der</strong> Universität Hamburg.<br />
wirbelwind sprach mit ihm über<br />
die Bedeutung des Spielens für<br />
die Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n.<br />
Frühes Englisch statt Sandkuchen backen,<br />
Logiktraining statt Schatzsuche, erste<br />
Buchstaben statt Prinzessin sein:<br />
Das unbekümmerte, freie Spielen von Kin<strong>der</strong>n<br />
zählt bei Eltern nicht viel, wenn es darum<br />
geht, ihrem Nachwuchs bestmögliche Startchancen<br />
in ein Leben voller Konkurrenz zu<br />
sichern. D<br />
Doch Spielen bedeutet viel mehr als ein<br />
Zeitvertreib, <strong>der</strong> den Sprösslingen das<br />
Glück des Augenblicks schenkt:<br />
Es steuert grundlegend ihre Entwicklung und<br />
trägt entscheidend dazu bei, ihre Potentiale<br />
zu entfalten. Deshalb brauchen Kin<strong>der</strong> Zeit<br />
und Raum, um vielfältig spielen zu können.<br />
Das beste För<strong>der</strong>programm:<br />
Lasst die Kin<strong>der</strong> spielen!<br />
Illustrationen: Thomas Fahr<br />
Text: Kareen Klippert
Ein alter Blechtopf genügt heute, um<br />
Lilli glücklich zu machen: Eifrig<br />
rupft sie Gras und zupft Blätter von<br />
den Büschen und stopft sie sorgfältig in das<br />
Behältnis. Jetzt noch ein Schuss <strong>Was</strong>ser aus<br />
<strong>der</strong> Gießkanne dazu und mit <strong>eine</strong>m kl<strong>eine</strong>n<br />
Holzstöckchen ordentlich umrühren: Fertig<br />
ist die grün-braune Grassuppe, die von <strong>der</strong><br />
Vierjährigen intensiv begutachtet wird. Mutter<br />
Maria freut sich über die Begeisterung<br />
ihrer kl<strong>eine</strong>n Tochter. „Warum Lilli so gern<br />
draußen herummatscht, weiß ich nicht“,<br />
sagt die 36-Jährige. „Wenn sie dabei Spaß<br />
hat, ist es für mich in Ordnung. Ich habe<br />
manchmal aber schon ein wenig Sorge, dass<br />
wir sie mehr för<strong>der</strong>n müssten. Es gibt ja so<br />
viele Kurse, die man machen könnte“, erzählt<br />
sie weiter. Doch ihr schlechtes Gewissen<br />
ist völlig unnötig. Fachleute warnen, dass<br />
<strong>der</strong> Tagesablauf schon <strong>der</strong> Kleinsten heute<br />
oft schon so sehr durchorganisiert ist, dass sie<br />
kaum noch Zeit für freies Spielen haben.<br />
Übersteigerte<br />
Bildungsansprüche<br />
und För<strong>der</strong>wahn<br />
„Lasst unsere Kin<strong>der</strong> spielen!“, sagt <strong>der</strong> Hamburger<br />
Erziehungswissenschaftler André Frank<br />
Zimpel. Der Wissenschaftler und Buchautor<br />
sieht im Spiel „<strong>eine</strong>n zu Unrecht verworfenen<br />
Schlüssel zum Erziehungserfolg.“ Denn dabei<br />
entwickelten Kin<strong>der</strong> ihre einmalige, mit k<strong>eine</strong>m<br />
an<strong>der</strong>en Menschen vergleichbare Persönlichkeit.<br />
Er beobachtet mit Unbehagen<br />
übersteigerte Bildungsansprüche von Eltern<br />
und <strong>eine</strong>n sich ausbreitenden För<strong>der</strong>wahn.<br />
Unvollständig o<strong>der</strong> falsch verstandene Erkenntnisse<br />
<strong>der</strong> Hirnforschung verleiten s<strong>eine</strong>r<br />
Meinung nach dazu, kontinuierliches<br />
Üben für ein erfolgreiches Mittel zur „För<strong>der</strong>ung“<br />
<strong>eine</strong>s Kindes zu halten. Zudem sei die<br />
diffuse Angst, den Kin<strong>der</strong>n nicht gerecht zu<br />
werden, auch ein ernst zu nehmen<strong>der</strong> Stressfaktor<br />
in <strong>der</strong> Familie.<br />
Der Neurobiologe Gerald Hüther unterstützt<br />
diese Auffassung. Im Vorwort zu Zimpels<br />
Buch (siehe Buchtipp) schreibt er: „Zu tief und<br />
zu fest hat sich die Überzeugung in die Hirnwindungen<br />
<strong>der</strong> meisten Erwachsenen eingefressen,<br />
dass Kin<strong>der</strong> so früh wie möglich und<br />
so effizient wie möglich auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
unserer gegenwärtigen Leistungsgesellschaft<br />
vorbereitet werden müssen. Aber Kin<strong>der</strong><br />
funktionieren nicht wie Maschinen. Und<br />
das kindliche Gehirn ist auch kein Computer,<br />
den es möglichst effizient zu programmieren<br />
gilt.“ Nur dort, wo Kin<strong>der</strong> frei und<br />
unbekümmert spielen könnten, hätten sie<br />
Gelegenheit, die in ihnen angelegten Potenziale<br />
zu entfalten. „Aus sich selbst heraus und<br />
mit <strong>der</strong> damit einhergehenden Begeisterung<br />
über sich selbst“, so Gerald Hüther.<br />
Der Philosoph Andreas Weber sieht das ähnlich.<br />
Er schreibt in s<strong>eine</strong>m Buch „Mehr<br />
Matsch: Kin<strong>der</strong> brauchen Natur“: „Erst das<br />
Spiel ließ die Welt für m<strong>eine</strong>n Sohn wirklich<br />
werden. Zu spielen war schlicht s<strong>eine</strong> Weise<br />
zu leben. Das Spiel war <strong>der</strong> Wahrnehmungskanal,<br />
durch den die Welt in ihn Eingang<br />
fand“.<br />
Grassuppe rühren,<br />
Höhlen bauen –<br />
<strong>Was</strong> soll das?<br />
Erwachsene, die im Beruf Entscheidungen<br />
treffen, Probleme lösen und ihre Ziele im<br />
Auge behalten, können im Zusammenrühren<br />
von Grassuppe, im Bau von Regal-Höhlen<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pflege <strong>eine</strong>s St<strong>eine</strong>-Zoos nichts<br />
entdecken, was „fit fürs Leben“ macht.<br />
Wenn <strong>der</strong> Junior endlich begriffen hat, wie<br />
die Baust<strong>eine</strong> aufeinan<strong>der</strong>gestapelt werden<br />
müssen, damit <strong>der</strong> Turm stehenbleibt – dann<br />
freuen sich die Eltern mit ihm, weil <strong>der</strong> Kl<strong>eine</strong><br />
sich offenbar grundlegendes Wissen zur<br />
Statik „erarbeitet“ hat. Wenn die Tochter mit<br />
Vorliebe auf schmalen Mäuerchen balanciert,<br />
dann trainiert sie offensichtlich ihre<br />
Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten. Aber<br />
was „lernen“ Kin<strong>der</strong> beim Herummatschen<br />
im Dreck, beim Herumfuchteln mit Stöcken<br />
als „Laserschwerter“? Das können „vernünftige“<br />
Erwachsene sich schwer erklären.<br />
Auch Entwicklungspsychologen und Verhaltensforscher<br />
haben lange gebraucht, bis sie<br />
verstanden haben, wie grundlegend das Spielen<br />
die Entwicklung <strong>eine</strong>s Kindes steuert.<br />
Und gemeint ist damit das ernsthafte, konzentrierte<br />
Spielen, das alle Eltern kennen:<br />
Tief versunken in die Errichtung s<strong>eine</strong>s Baust<strong>eine</strong>-Höhlenlabyrinths<br />
hockt <strong>der</strong> Knirps in<br />
s<strong>eine</strong>m Zimmer und lässt sich we<strong>der</strong> durch<br />
Geschrei s<strong>eine</strong>r Schwester noch durch den<br />
brummenden Tiefla<strong>der</strong> vor dem Fenster stören.<br />
Diese Fähigkeit zur Konzentration sei<br />
Kin<strong>der</strong>n angeboren, sagt André Frank Zimpel.<br />
Aber die Voraussetzungen müssen stim-<br />
ERZIEHUNG<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
7
ERZIEHUNG<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
8<br />
Erziehungstipp:<br />
Rollentausch –<br />
Perspektivenwechsel erklärt Probleme<br />
Ein Rollenspiel, ein Rollentausch kann auch ein<br />
<strong>gute</strong>s Mittel bei Erziehungsärger sein. Man unterstelle<br />
den Sprösslingen bei manchem Verhalten<br />
Bösartigkeit, so André Frank Zimpel. Dabei verstehe<br />
das Kind oft gar nicht, wo für die Erwachsenen das<br />
Problem liege. Nicht jede Mama wird am Supermarktregal<br />
mit Süßigkeiten in die Rolle des tobenden<br />
Nachwuchses schlüpfen wollen. Aber an<br />
passenden Gelegenheiten für ein Rollenspiel zu<br />
<strong>eine</strong>m „Familienproblem“ mangelt es sicher nicht.<br />
men. Und dazu gehört, dass die Tätigkeit in<br />
diesem Moment gerade das richtige Maß an<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung bietet: Vertraut genug,<br />
um aktiv sein zu können, und überraschend<br />
genug, um Entdeckungen machen zu können.<br />
Das Hirn belohnt sich<br />
für erfolgreiche<br />
Mühen<br />
Wer sein Kind in solchen Momenten beobachtet<br />
hat, weiß, dass <strong>der</strong> Begriff „ernsthaftes<br />
Spiel“ kein Paradox ist. Und er<br />
weiß: Spielen kann mit allerlei Mühen verbunden<br />
sein: Das Baust<strong>eine</strong>-Labyrinth<br />
stürzt immer wie<strong>der</strong> ein. Der Zylin<strong>der</strong><br />
passt nicht durch die Qua<strong>der</strong>form des<br />
Steckkastens. Das Puppenkleid will nicht<br />
über den Teddykopf rutschen. Auf <strong>der</strong><br />
Murmelbahn bleiben die Kugeln immer<br />
wie<strong>der</strong> stecken. Die Biochemie ist schuld,<br />
dass sich die Kl<strong>eine</strong>n mit immer neuer<br />
Lust solchen Anstrengungen freiwillig<br />
unterwerfen. Denn ein „hart erarbeiteter“<br />
Erfolg führt zu echter innerer Befriedigung:<br />
Das Hirn belohnt sich selbst mit Glückshormonen.<br />
Für ihren Spaß am Spiel benötigen<br />
Kin<strong>der</strong> also auch Anstrengung. Eine Mühe,<br />
<strong>der</strong> sie sich aus eigenem Bedürfnis heraus<br />
unterwerfen und die von großer innerer<br />
Motivation getrieben ist. Kin<strong>der</strong> lieben die<br />
Anregung ihrer Fantasie und sie sammeln<br />
vielfältige Erfahrungen bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
von Ideen. Und wo, wenn nicht im Spiel,<br />
sollen Kin<strong>der</strong> lernen, aus Fehlern Nutzen zu<br />
ziehen, fragt André Frank Zimpel.<br />
„Spielen ist mehr als Lernen“, macht <strong>der</strong><br />
Wissenschaftler deutlich und zählt Metakompetenzen<br />
auf, die Kin<strong>der</strong> im Spiel erwerben:<br />
Fantasie, Abstraktion, Selbstbewusstsein,<br />
Perspektivwechsel, Vorausschau, Frustrationstoleranz,<br />
Kooperationsfähigkeit,<br />
Kreativität o<strong>der</strong> Solidarität – wichtige Fähigkeiten,<br />
um sein Leben in <strong>der</strong> menschlichen<br />
Gemeinschaft erfolgreich zu meistern.<br />
Dies alles leistet vor allem das Stirnhirn, <strong>eine</strong><br />
wichtige Steuerungseinheit unserer „Schaltzentrale“.<br />
Doch diese Kompetenzen sind<br />
nicht angeboren, son<strong>der</strong>n entwickeln sich in<br />
Abhängigkeit von den Lebens- und Spielerfahrungen<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />
Mit Fantasie zum<br />
abstrakten Denken<br />
Fachleute schätzen, dass Mädchen und Jungen<br />
in den ersten sechs Lebensjahren etwa<br />
15000 Stunden spielen. Einen großen Teil<br />
<strong>der</strong> frühen Kindheit füllt das Symbolspiel<br />
aus, in dem Kin<strong>der</strong> „so tun als ob“. So erschließen<br />
sie sich auf vereinfachte Weise ihre<br />
Welt. Das Symbolspiel entwickelt sich über<br />
verschiedene Phasen und führt unter an<strong>der</strong>em<br />
hin zur Fähigkeit des abstrakten Denkens<br />
als Teil <strong>der</strong> Intelligenz.<br />
Zunächst wird zum Beispiel im so genannten<br />
Sujetspiel ein Bauklötzchen zur Ente, ein<br />
Holzlöffel zum Zauberstab. Das Kind muss<br />
dafür schon Fantasie aufbringen, reflektiert<br />
aber noch nicht s<strong>eine</strong> eigene Rolle im Spiel.<br />
Dies passiert erst später im Kin<strong>der</strong>garten-<br />
/Vorschulalter, wenn es den Kl<strong>eine</strong>n gelingt,<br />
in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Ob
eim Klassiker „Vater-Mutter-Kind“, beim<br />
Kaufen und Verkaufen im Kaufmannsladen<br />
o<strong>der</strong> beim Darstellen wil<strong>der</strong> Verfolgungsjagden<br />
zwischen Polizist und Räuber: Die<br />
Sprösslinge denken sich Geschichten aus<br />
und probieren aus, wie es sich anfühlt, jemand<br />
an<strong>der</strong>es zu sein.<br />
Eine großartige Leistung <strong>der</strong> Kl<strong>eine</strong>n: Sie<br />
zeigt, dass sie zum <strong>eine</strong>n schon <strong>eine</strong> Vorstellung<br />
von sich selbst entwickelt haben<br />
und zum an<strong>der</strong>en, dass sie sich gedanklich<br />
schon weit genug von <strong>der</strong> realen, greifbaren<br />
Welt lösen können, um dem Verhalten<br />
und den Gefühle <strong>eine</strong>s an<strong>der</strong>en Lebewesens<br />
Ausdruck zu verleihen. Stehen die<br />
Kin<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Schwelle zu diesem neuen<br />
Entwicklungsstand, können Eltern mit kurzen<br />
Kommentaren wie beispielsweise „Du<br />
machst das Kind wie ein Doktor wie<strong>der</strong> gesund“,<br />
o<strong>der</strong> „Du hast wohl Kraftfahrer<br />
gespielt“ beim Übergang zum Rollenspiel<br />
helfen.<br />
Ob nun ein Vierjähriger die Scheibe Brot<br />
als Spielzeugauto benutzt o<strong>der</strong> die Sechsjährige<br />
als Prinzessin agiert: In solchen Als-<br />
Illustrationen: Thomas Fahr<br />
ob-Spielen entwickeln die Sprösslinge Fantasie<br />
und Einbildungskraft. Vorschulkin<strong>der</strong>n<br />
gelingt es, sich zunehmend ein Stück<br />
von <strong>der</strong> realen Welt zu lösen. Ihr Denken<br />
wird freier: Sie ersetzen konkrete Wahrnehmungen<br />
spielerisch durch abstrakte<br />
Ideen. Sie lernen, hinter die Kulissen zu<br />
schauen, indem sie sich Zusammenhänge<br />
erschließen, die sich hinter dem Wahrgenommenen<br />
verbergen – das abstrakte Denken<br />
entwickelt sich.<br />
Auf dem Weg zum<br />
Regelbewusstsein –<br />
Gesellschafts- und<br />
Wettspiele<br />
„Die entwicklungsför<strong>der</strong>nde Wirkung des<br />
Spiels im Vorschulalter besteht gerade darin,<br />
diese Fantasie zu entwickeln und zu kräftigen“,<br />
sagt Zimpel. Spiel sei für die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Fantasie und des abstrakten Denkens<br />
unverzichtbar. „Ohne Fantasie wären<br />
Gut zu wissen:<br />
Kl<strong>eine</strong> Plappermäuler –<br />
im Gespräch mit sich<br />
selbst<br />
Das Gebrabbel beim Spielen<br />
kennen alle Eltern: Selbstgespräche<br />
können bei Kin<strong>der</strong>n bis<br />
zehn Jahren zwischen 20 und 60<br />
Prozent aller sprachlichen Äußerungen<br />
ausmachen. „Sie sind<br />
ein wichtiges Hilfsmittel, um<br />
Handlungen zu steuern, Gedanken<br />
zu ordnen und Vorstellungen<br />
im Kopf festzuhalten“, sagt<br />
André Frank Zimpel. Denn die<br />
Einbildungskraft <strong>der</strong> Kl<strong>eine</strong>n ist<br />
noch nicht stark genug entwikkelt:<br />
Sie können deshalb „das<br />
Selbstgespräch nicht geräuschlos<br />
in ihrer inneren Vorstellungswelt<br />
versenken.“ Und<br />
Sprechen ist auch ein ideales<br />
Werkzeug, um sich selbst zu<br />
verstehen.<br />
ERZIEHUNG<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
9
ERZIEHUNG<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
10<br />
TIPP:<br />
Zu viel des Guten –<br />
Kin<strong>der</strong>zimmer entrümpeln<br />
Wenn sich die Puppenfamilie schon<br />
seit längerem langweilt, im Kaufladen<br />
niemand mehr einkauft und die Ritterburg<br />
nicht nur unter dem „Staub<br />
<strong>der</strong> Geschichte“ verschwindet, ist im<br />
Kin<strong>der</strong>zimmer Ausräumen angesagt.<br />
„In überfüllten Räumen kommen Kin<strong>der</strong><br />
nicht ins Spiel“, sagt <strong>der</strong> Erziehungswissenschaftler<br />
André Frank<br />
Zimpel. Denn je<strong>der</strong> Gegenstand, <strong>der</strong><br />
in ihr Blickfeld gerät, for<strong>der</strong>e dazu<br />
auf, sich mit ihm zu beschäftigen. So<br />
trödelten die Kin<strong>der</strong> vor allem herum,<br />
nähmen dieses in die Hand und jenes<br />
und könnten sich nicht auf <strong>eine</strong> Sache<br />
zum Spielen konzentrieren.<br />
<strong>Was</strong> tun? Gemeinsam mit den Kin<strong>der</strong>n<br />
entscheiden, was ausgeräumt wird,<br />
und die Sachen zum Beispiel spenden.<br />
wir Sklaven unserer Wahrnehmung im Hier<br />
und Jetzt. Die Fähigkeit des Menschen, s<strong>eine</strong><br />
Zukunft zu planen, nimmt s<strong>eine</strong>n Anfang im<br />
freien Spiel“, so <strong>der</strong> Wissenschaftler weiter.<br />
Und Fantasie wird auch beim wenig lustvollen<br />
Lernen in <strong>der</strong> Schule, beim mühsamen Üben<br />
mit <strong>eine</strong>m Instrument, beim Trainieren <strong>eine</strong>r<br />
Sportart benötigt. Denn was hält den „Lernling“<br />
bei <strong>der</strong> Stange, wenn nicht das Ausmalen<br />
<strong>eine</strong>s verlockenden Zieles: Den <strong>gute</strong>n Schulabschluss,<br />
wun<strong>der</strong>bare Musik, <strong>der</strong> sportliche<br />
Erfolg?<br />
Kin<strong>der</strong> können erst zum „Schauspieler“ werden,<br />
wenn sie genügend Vorstellungskraft aufbringen.<br />
Einen weiteren Entwicklungsschritt<br />
müssen sie bewältigen, um ein Bewusstsein für<br />
Regeln zu entwickeln. Einfache Gesellschaftsspiele<br />
können sie schon im Kin<strong>der</strong>gartenalter<br />
spielen, doch die „Hochzeit“ <strong>der</strong> Regelspiele<br />
kommt erst mit dem Schulalter. Immer besser<br />
gelingt es den Sprösslingen jetzt, Regeln zu<br />
befolgen, „fair“ zu bleiben und auch Nie<strong>der</strong>lagen<br />
einzustecken. Auch bei Wettspielen und<br />
verschiedensten Bewegungsspielen trainieren<br />
sie diese Fähigkeiten. Nun ist <strong>der</strong> Nachwuchs<br />
auch „reif“ genug für feste Absprachen im<br />
Familienalltag. ●<br />
Entwicklungshelfer:<br />
Warum Eltern<br />
mitspielen müssen<br />
Kin<strong>der</strong> brauchen Zeit und Raum, um all<strong>eine</strong><br />
und mit Gleichaltrigen zu spielen. Aber sie<br />
brauchen auch Anregungen von Erwachsenen<br />
und älteren Kin<strong>der</strong>n. Durch sie erlernen sie<br />
im Spiel in kurzer Zeit, wofür die Menschheit<br />
große Zeiträume benötigte.<br />
Der russische Pädagoge Lew Wygotski prägte<br />
den Begriff <strong>der</strong> „Zone <strong>der</strong> nächsten Entwicklung“.<br />
Er beschreibt damit die nächsten Entwicklungsschritte<br />
<strong>eine</strong>s Kindes, die es mit<br />
Unterstützung Erwachsener o<strong>der</strong> älterer Kin<strong>der</strong><br />
schon unternehmen kann. „<strong>Was</strong> das Kind<br />
heute in Zusammenarbeit und unter Anleitung<br />
vollbringt, wird es morgen selbständig<br />
ausführen können“, so Wytgotski.<br />
Beim Spielen mit ihren Kin<strong>der</strong>n und auch<br />
beim Sprechen, so haben Wissenschaftler beobachtet,<br />
verhalten sich viele Eltern intuitiv<br />
nach diesem Konzept: Wenn das Töchterchen<br />
die Baust<strong>eine</strong> nur aufeinan<strong>der</strong>türmt, zeigen<br />
sie, wie die bunten Klötzchen auch mit Querverbindungen<br />
verbaut werden können, und<br />
halten sich dann wie<strong>der</strong> zurück. Von Müttern<br />
und Vätern ist Einfühlungsvermögen gefragt:<br />
Einerseits Anregungen und Abwechslung<br />
einbringen, an<strong>der</strong>erseits die kindliche<br />
Aktivität und Eigenmotivation nicht unterdrücken.<br />
Die Selbstständigkeit des Kindes<br />
bleibt das Ziel.<br />
Eltern sollten daher das Spiel ihres Nachwuchses<br />
würdigen, wohlwollend beobachten,<br />
auch einmal nachfragen und Stichworte<br />
geben, empfiehlt André Frank Zimpel. Den<br />
Sprösslingen genügt es oft, sich wahrgenommen<br />
zu fühlen. Dazu gehört auch, dass Eltern<br />
ihre Ablehnung zeigen, wenn die Kl<strong>eine</strong>n<br />
zum Beispiel mit Waffen spielen.<br />
Teures Spielzeug, so <strong>der</strong> Erziehungswissenschaftler,<br />
sei ein absolut ungeeignetes Mittel,<br />
um ein schlechtes Elterngewissen zu beruhi-<br />
gen. Schenken sollten Mütter und Väter vor<br />
allem Respekt, Zeit, Teilhabe am Erwachsenenleben.<br />
Die Natur hat es so angelegt, dass<br />
sich Eltern und Kin<strong>der</strong> im Miteinan<strong>der</strong> genau<br />
das geben, was ihre Beziehung zueinan<strong>der</strong><br />
und die Entwicklung des Kindes trägt und<br />
för<strong>der</strong>t. André Frank Zimpel sagt: „Wenn<br />
alles gut läuft, finden Eltern, dass sie das<br />
absolut allertollste Kind haben, das es auf<br />
<strong>der</strong> Welt überhaupt geben kann. Und ähnlich<br />
fühlt auch das Kind.“ ●<br />
Buchtipp:<br />
„Lasst unsere Kin<strong>der</strong> spielen!“<br />
André Frank Zimpel belegt in s<strong>eine</strong>m Buch die<br />
große Bedeutung des Spielens für <strong>eine</strong> <strong>gute</strong> Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Das Werk ist kein „klassischer“<br />
Eltern-Ratgeber, aber empfehlenswert<br />
für alle, die sich intensiver mit dem Thema<br />
Spielen beschäftigen wollen.<br />
André Frank Zimpel: „Lasst unsere Kin<strong>der</strong><br />
spielen! – Der Schlüssel zum Erfolg“, € 16,95<br />
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wirbelwind 1 - 2012<br />
11
FAMILIENLEBEN<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
12<br />
„Warum ist Papa so krank? Muss er sterben?“<br />
© Monkey Business - Fotolia.com<br />
Der Sohn ist erst zwei, die Tochter<br />
vier Jahre, als Familie Wobbe-Ahlers<br />
erfährt, dass <strong>der</strong> Vater an <strong>eine</strong>m<br />
überaus bösartigen Gehirntumor<br />
leidet. In wirbelwind schreibt die<br />
Mutter über Angst und Hoffnung,<br />
über die Sorge um die Kin<strong>der</strong> und die<br />
Zukunft <strong>der</strong> Familie. Eine Geschichte<br />
ohne Happy-End: Zwei Jahre nach <strong>der</strong><br />
Diagnose stirbt ihr Mann.<br />
Es ist <strong>der</strong> 20. Januar 2010, morgens gegen 3.40<br />
Uhr. Ich werde von <strong>eine</strong>m Dauerpiepen wach<br />
und muss mich erst orientieren. Ach ja, ich liege<br />
im Sessel auf <strong>der</strong> Intensivstation des Universitätsklinikums<br />
in Göttingen. Der Pfleger steht<br />
neben mir, weitere Schwestern und Pfleger kommen,<br />
auf einmal ist <strong>eine</strong> Ärztin an m<strong>eine</strong>r Seite:<br />
„Nehmen Sie s<strong>eine</strong> Hand“, sagt sie. Mir laufen<br />
die Tränen über die Wangen, weiß ich doch,<br />
dass mein Mann Frank von s<strong>eine</strong>n Leiden erlöst<br />
wird. Es war mit den Ärzten zwei Tage zuvor<br />
besprochen, dass Frank nur noch Schlafmittel<br />
und Schmerzmittel bekommt. Dennoch rufe<br />
ich nach ihm und kann es nicht fassen, dass er<br />
wirklich stirbt.<br />
Der Schock: ein bösartiger Tumor.<br />
Wie viel Lebenszeit wird bleiben?<br />
Rückblende: 28. November 2007. Nachdem<br />
Frank mich angefleht hat, dass er in die Notaufnahme<br />
des Klinikums Osnabrück möchte, weil<br />
er unerträgliche Kopfschmerzen hat, ist alles<br />
ganz schnell gegangen: Am nächsten Tag das<br />
Vorgespräch zur OP am Kopf, dienstags die<br />
OP und mittwochs dann das Todesurteil: Es sei<br />
<strong>der</strong> bösartigste Tumor (Glioblastom), <strong>der</strong> in <strong>der</strong>
Text: Theda Wobbe-Ahlers<br />
Regel innerhalb von sechs Monaten zum<br />
Tode führt, mit OP und Bestrahlung bis zu<br />
<strong>eine</strong>m Jahr, mit zusätzlicher Chemotherapie<br />
kann die Lebenserwartung bis zwei Jahre<br />
betragen.<br />
Wir waren total schockiert. Einige Tage vorher<br />
hatten wir den 4. Geburtstag unserer<br />
Tochter gefeiert und auch unser Sohn war<br />
gerade zwei Jahre geworden. Dass ich es einmal<br />
Gottes Fügung nennen würde, vor kurzem<br />
für Henry und Merle <strong>eine</strong> Kin<strong>der</strong>frau<br />
eingestellt zu haben, habe ich zu diesem<br />
Zeitpunkt nicht einmal ansatzweise geahnt.<br />
Sie war und ist noch als Sterbebegleiterin für<br />
<strong>eine</strong>n Hospizverein ehrenamtlich tätig und<br />
hat uns in <strong>der</strong> kommenden Zeit unterstützt.<br />
Die Fragen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> offen<br />
beantworten, ohne Versprechungen,<br />
ohne Beschönigungen<br />
Ich suchte den Kontakt zur Osnabrücker<br />
Krebsstiftung, wo mir <strong>eine</strong> Pädagogin bei regelmäßigen<br />
Gesprächen sehr weiterhalf. Wer<br />
weiß, wie viele Dinge ich falsch gemacht<br />
hätte, wenn ich Frau B. nicht gehabt hätte.<br />
So sagte sie mir, dass ich absolut offen den<br />
Kin<strong>der</strong>n gegenüber sein müsste, wenn sie<br />
Fragen zu Papas Krankheit hätten. Kindgerecht,<br />
aber total offen, ohne Versprechungen<br />
o<strong>der</strong> Beschönigungen. So wurden auch die<br />
Fragen nach Franks Krankheit von m<strong>eine</strong>r<br />
Seite offen und ehrlich beantwortet: Warum<br />
ist Papa so krank? Warum hat Papa k<strong>eine</strong><br />
Haare mehr? Kann ich auch so krank werden?<br />
Kriegen alle Menschen Krebs? Muss<br />
Papa sterben?<br />
Mit unserer Tochter Merle habe ich darüber<br />
geredet, dass man es bei solch schlimmen<br />
Krankheiten nicht immer weiß, ob <strong>der</strong> Kranke<br />
wie<strong>der</strong> gesund wird. Hinterher habe ich<br />
von unserer Kin<strong>der</strong>frau erfahren, dass Merle<br />
weitaus häufiger darüber gesprochen hat, als<br />
sie mir gegenüber geäußert hat. Vielleicht hat<br />
sie gespürt, dass es mich sehr belastet, daran<br />
zu denken, wie es ohne Frank sein sollte.<br />
Warum musste mein Mann<br />
sterben? – Es gibt k<strong>eine</strong> Antwort.<br />
Sehe ich jetzt mal in den Foren nach, finde<br />
ich noch ab und zu Menschen, die zusammen<br />
mit Frank krank geworden sind, und<br />
denen es noch relativ gut geht. Das macht<br />
mich neidisch und ich denke oft: „Warum?“<br />
Warum musste ein Mann sterben, <strong>der</strong> mit<br />
beiden B<strong>eine</strong>n im Leben stand, s<strong>eine</strong> Familie<br />
über alles liebte und noch so viel vorhatte im<br />
Leben? Es gibt k<strong>eine</strong> Antwort.<br />
Seit Anfang des Jahres 2009 besuchte Merle<br />
die Spieltherapie. Ich hatte das Gefühl, dass sie<br />
mit den Profis <strong>der</strong> Osnabrücker Krebsstiftung<br />
<strong>eine</strong> Menge würde verarbeiten können. Eineinhalb<br />
Jahre ging sie alle 14 Tage zu Frau B.<br />
Mit diesem Wissen zu leben, war<br />
ungeheuer schwer für mich<br />
Im April 2009 dann <strong>der</strong> Schock: Der Tumor<br />
wächst wie<strong>der</strong>. Untersuchungen, neue Chemo,<br />
OP, Bestrahlung, Reha … Die nächste Untersuchung<br />
zeigte wie<strong>der</strong> ein Wachstum des Tumors<br />
– also alles umsonst? Ich sprach all<strong>eine</strong><br />
mit dem behandelnden Arzt: Er war <strong>der</strong> Ansicht,<br />
das Frank das Jahr 2010 nicht mehr ganz<br />
erleben würde. Ich sagte es m<strong>eine</strong>m Mann<br />
natürlich nicht, aber mit diesem Wissen zu leben,<br />
war ungeheuer schwer für mich.<br />
Frank entschied sich für <strong>eine</strong> neue Therapie,<br />
aber dann entgleiste alles völlig. Es bildete sich<br />
ein Gehirnabszess, Not-OP, sechs Wochen<br />
Krankenhausaufenthalt, weil die Wunde nicht<br />
heilte. Wegen des Antibiotikums konnte k<strong>eine</strong><br />
Chemotherapie gemacht werden und <strong>der</strong><br />
Tumor wuchs. In diesen sechs Wochen feierten<br />
wir Henrys 4. und m<strong>eine</strong>n 40. Geburtstag im<br />
Krankenhaus. Es waren schlimme Tage. Franks<br />
Geburtstag Anfang November feierten wir<br />
auch, viele Nachbarn, Freunde, Familienangehörig<br />
kamen. Viele sagten, wie erstaunt sie<br />
seien, Frank so fit zu sehen. Es muss wahnsinnig<br />
anstrengend für ihn gewesen sein.<br />
Leser berichten<br />
Frank war so voller Hoffnung,<br />
dass er bald wie<strong>der</strong> gesund<br />
werden würde. Sollte ich ihm<br />
die Illusion nehmen?<br />
Es folgten Krankenhausaufenthalte und Zeiten<br />
zuhause. Ich war schon länger krankgeschrieben,<br />
denn seit ich wusste, dass <strong>der</strong><br />
Tumor absolut inoperabel war, stand ich völlig<br />
neben mir. Und Frank war so voller Hoffnung,<br />
dass er bald wie<strong>der</strong> gesund werden<br />
würde – sollte ich ihm die Illusion nehmen?<br />
Merle fragte mich in <strong>der</strong> Zeit einmal, ob wir<br />
<strong>eine</strong>n neuen Mann kriegen würden, wenn<br />
Papa stirbt. Ich wusste nicht, was ich in Franks<br />
Beisein antworten sollte, so fragte ich sie, wie<br />
sie darauf kommen würde. Sie sagte nur, dass<br />
wir doch <strong>eine</strong>n Papa brauchen würden.<br />
Die Kin<strong>der</strong> liefen in dieser Zeit nur so mit,<br />
mein Hauptaugenmerk war auf m<strong>eine</strong>n todkranken<br />
Mann gerichtet. Aber wir hatten<br />
auch viel Spaß miteinan<strong>der</strong>. Die Kin<strong>der</strong> tobten<br />
mit ihrem Vater, hingen an ihm, wenn er<br />
einigermaßen fit war, und kuschelten und<br />
spielten mit ihm.<br />
Im Göttinger Uniklinikum sind wir beide<br />
gut aufgefangen worden; Frank medizinisch<br />
und ich psychologisch. Als Frank die letzten<br />
Tage auf <strong>der</strong> Intensivstation verbrachte, habe<br />
ich <strong>eine</strong> Menschlichkeit durch die Pfleger<br />
und Ärzte erfahren, die mir sehr imponiert<br />
hat und mir sehr viel gegeben hat.<br />
Nachdem Frank verstorben war und ich auf<br />
dem Heimweg war, fragte Merle m<strong>eine</strong> Freundin:<br />
„Kommt die Mama jetzt nach Hause und<br />
bleibt jetzt bei uns?“ Sie waren so verunsichert<br />
und mussten sich Bestätigung holen, dass ich<br />
bei ihnen bleibe. Sie waren so tapfer.<br />
Die Angst, dass auch Mama geht<br />
Die Beerdigung war ein Abschluss für uns<br />
drei, danach fing unser neues Leben an.<br />
FAMILIENLEBEN<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
13
FAMILIENLEBEN<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
14<br />
Zunächst machten wir <strong>eine</strong> dreiwöchige<br />
Mutter-Kind-Kur. Ich konnte ein wenig<br />
Kraft tanken und auch die Kids haben mich<br />
wie<strong>der</strong> ein wenig entspannter erlebt.<br />
Wie<strong>der</strong> zu Hause, ging <strong>der</strong> Alltag los: Merle<br />
sollte bald eingeschult werden, und Kin<strong>der</strong>garten<br />
und Schule luden zu verschiedenen<br />
Abschieds- und Kennenlernabenden ein.<br />
Wenn <strong>eine</strong>r <strong>der</strong> Babysitter kam, war Merles<br />
Not groß: Sie klammerte sich an mir fest,<br />
schrie, dass ich nicht weggehen sollte, dass<br />
sie Angst hätte ohne mich und dass ich zu<br />
Hause bleiben sollte. Ich redete mit ihr und<br />
versuchte, ihr Gewissheit zu geben, dass ich<br />
da war und blieb. Im Sommer 2010 endete<br />
Merles Therapie. Die Pädagogin war <strong>der</strong><br />
Meinung, dass sie gut verlaufen sei, was ich<br />
zurzeit auch noch so empfinde.<br />
Leser berichten<br />
Henry fotografiert die Wolken –<br />
Vielleicht ist Papa gerade da oben?<br />
Henry ist nicht so ängstlich, er bleibt relativ<br />
gelassen. Aber er sagt mir zurzeit sehr oft, wie<br />
sehr er den Papa vermisse und dass er traurig<br />
sei, dass Papa tot ist. Er bastelt viel für Papas<br />
Gedenktisch und fotografiert die Wolken<br />
(vielleicht ist Papa mit Opa gerade da oben?).<br />
Dass beide Kin<strong>der</strong> Sehnsucht nach ihrem<br />
Papa haben, merke ich auch daran, dass beide<br />
die Väter <strong>der</strong> Spielkameraden „anhimmeln“<br />
und möglichst viel Zeit mit ihnen<br />
verbringen.<br />
Finanziell kommen wir einigermaßen über<br />
die Runden. Dennoch habe ich oft das Gefühl,<br />
<strong>der</strong> Situation nicht gewachsen zu sein.<br />
Ein Teilzeit-Job, Haushalt, Garten, Vereinsaktivitäten<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> – das heißt für mich,<br />
immer für sie da zu sein und nichts abgeben<br />
zu können. Diese Belastung lässt mich oft<br />
sehr müde sein und es gibt nicht selten <strong>eine</strong>n<br />
Abend, an dem ich schon um 21 Uhr tief<br />
und fest schlafe. Mein Tag beginnt um 5<br />
Uhr, damit ich auch alles schaffe.<br />
Zurzeit steht mir wie<strong>der</strong> die schlimmste Zeit<br />
bevor, unsere Geburtstage – an denen wir für<br />
Papa aber immer ein Feuerwerk machen –<br />
und die Erinnerung an die Zeit, als mein<br />
Mann krank wurde. Weihnachten ist nicht<br />
ganz so schlimm, die Kin<strong>der</strong> haben Freude<br />
an den Geschenken und am Tannenbaum<br />
und ich habe so viel zu tun, dass ich wenig<br />
Zeit zum Nachdenken habe. ●<br />
Dr. Georg Romer ist stellvertreten<strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Klinik für Kin<strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />
am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) und Leiter <strong>der</strong> Beratungsstelle „Kin<strong>der</strong><br />
körperlich kranker Eltern“. wirbelwind- Redakteurin Kareen Klippert sprach mit ihm über<br />
Hilfe für betroffene Familien.<br />
Wenn Mutter o<strong>der</strong> Vater schwer erkranken:<br />
„Kin<strong>der</strong> sollten die Wahrheit erfahren“<br />
Bis zu 200000 Kin<strong>der</strong> unter 18 Jahren<br />
erleben jedes Jahr, dass ihre Mutter o<strong>der</strong><br />
ihr Vater an Krebs erkrankt, so Hochrechnungen<br />
<strong>der</strong> Deutschen Krebshilfe. Viele weitere<br />
Mädchen und Jungen leben in Familien,<br />
in denen ein Elternteil an <strong>eine</strong>r an<strong>der</strong>en<br />
schweren Krankheit leidet.<br />
Zu den Belastungen <strong>der</strong> Eltern durch die<br />
Erkrankung kommt die Sorge um die Kin<strong>der</strong>.<br />
Verständlich, wenn sie Schmerz und<br />
Leid von ihnen fernhalten wollen. Doch <strong>der</strong><br />
Nachwuchs sollte altersgerecht über <strong>eine</strong><br />
schwere Krankheit aufgeklärt werden, sagt<br />
Dr. Georg Romer, stellvertreten<strong>der</strong> Direktor<br />
<strong>der</strong> Klinik für Kin<strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />
am Universitätsklinikum Hamburg<br />
Eppendorf (UKE) und Leiter <strong>der</strong> Beratungsstelle<br />
„Kin<strong>der</strong> körperlich kranker Eltern“.<br />
Geheimhaltung funktioniere nicht, die Sprösslinge<br />
spürten mit ihren f<strong>eine</strong>n Antennen,<br />
dass etwas in ihrer Familie nicht stimmt, so<br />
Romer. „Redet niemand mit ihnen, malen<br />
sie sich in ihrer Phantasie Dinge aus, die<br />
meist schlimmer sind als die Realität. Und<br />
sie schlussfolgern, dass die Situation zu<br />
schrecklich ist, um darüber sprechen zu können“,<br />
erläutert er. Beson<strong>der</strong>s kl<strong>eine</strong>re Kin<strong>der</strong><br />
sähen sich manchmal selbst als Schuldige für<br />
die Krankheit: Weil sie vielleicht einmal ungehorsam<br />
waren o<strong>der</strong> etwas Böses zu Mama<br />
gesagt haben.<br />
Offenheit macht stark gegen<br />
Tuscheleien<br />
Informierte Kin<strong>der</strong> sind dagegen auch gewappnet<br />
gegen unheilvolle Bemerkungen<br />
von Schulfreunden, Nachbarn o<strong>der</strong> Ver
wandten. Und Eltern müssen k<strong>eine</strong> Energie<br />
für die Bewahrung von Geheimnissen aufbringen.<br />
Sie sollten im Gegenteil ihre Kin<strong>der</strong><br />
von vornherein einbeziehen und das Gespräch<br />
suchen, rät <strong>der</strong> Fachmann <strong>der</strong> Hamburger<br />
Beratungsstelle am UKE. Lehnen die<br />
Sprösslinge die Informationen ab – oft im<br />
Alter zwischen elf und 13 Jahren – müsse<br />
dies aber respektiert werden.<br />
Hoffnung lassen, aber k<strong>eine</strong><br />
falschen Versprechungen machen<br />
Der Nachwuchs braucht die Wahrheit, aber<br />
in angemessener Form. Wenn ein Elternteil<br />
voraussichtlich nur noch einige Monate zu<br />
leben hat, reicht es, wenn ein Kind weiß,<br />
dass „Mama auch daran sterben kann.“ Die<br />
Hoffnung sollte ihm aber nicht ganz genommen<br />
werden, zum Beispiel mit Formulierungen<br />
wie: „Die Ärzte tun ihr Bestes, um Mama<br />
zu helfen!“. Versprechungen, dass <strong>der</strong><br />
Elternteil „ganz sicher wie<strong>der</strong> gesund“ werde,<br />
seien hingegen fatal, so Dr. Romer.<br />
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zu unserer erfolgreichen<br />
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Die Nikitin-Werkstatt:<br />
Hier werden neben Wahrnehmung<br />
und räumlicher Vorstellung auch<br />
feinmotorische Fähigkeiten und<br />
kreatives Gestalten trainiert.<br />
Für Gruppenarbeiten gibt es Downloads<br />
auf unserer Homepage.<br />
„Mama sieht nicht mehr so aus,<br />
wie du sie kennst“<br />
Dürfen die Kl<strong>eine</strong>n Mama o<strong>der</strong> Papa im<br />
Krankenhaus sehen? Schwach, blass, an<br />
Apparate angeschlossen, vielleicht ohne Haare<br />
und aufgedunsen? Hier sollten die Kin<strong>der</strong><br />
selbst entscheiden, rät <strong>der</strong> Experte des UKE.<br />
Der Nachwuchs müsse aber vorbereitet werden:<br />
„Mama sieht nicht mehr so aus, wie du<br />
sie kennst. Wegen <strong>der</strong> Medikamente hat sie<br />
k<strong>eine</strong> Haare mehr. Die wachsen aber wie<strong>der</strong><br />
nach“, könne man zum Beispiel erklären. Er<br />
empfiehlt auch, ein Lieblingsfoto mitzunehmen,<br />
das die Kl<strong>eine</strong>n gleich nach dem Besuch<br />
am Krankenbett anschauen, um ihre<br />
Mama o<strong>der</strong> ihren Papa wie auf dem Bild in<br />
Erinnerung zu behalten.<br />
Der Krankheit nicht die Macht<br />
über das Leben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> geben<br />
In dieser so außergewöhnlichen, hochgradig<br />
belastenden Situation tut es den Sprösslingen<br />
gut, so viel Alltag wie möglich leben zu können:<br />
Schule, Hobbys, Freizeitspaß. „Kin<strong>der</strong><br />
brauchen die tägliche Rückversicherung, dass<br />
das Leben weitergeht“, sagt Dr. Georg Romer.<br />
Ihnen fehlt die Erfahrung Erwachsener, die<br />
wissen, dass es immer ein „Morgen“ gibt.<br />
Auch für Eltern sei es tröstlich, so hat er<br />
erfahren, dass <strong>eine</strong> Krankheit nicht die<br />
Macht hat, ihrem Kind die Kindheit o<strong>der</strong><br />
Jugend zu rauben. Selbstverständlich dürfe<br />
die Teenager-Tochter dazu ermuntert werden,<br />
mit ihren Freundinnen in die Disco zu<br />
gehen, auch wenn <strong>der</strong> Vater schwerkrank zu<br />
Hause liege, macht <strong>der</strong> Experte deutlich.<br />
Er rät, frühzeitig Kontakt zu <strong>eine</strong>r Beratungsstelle<br />
zu suchen (zu finden z.B. über<br />
www.dapo-ev.de). Hier helfen Fachleute den<br />
Familien über das scheinbar Unaussprechliche<br />
ins Gespräch zu kommen. Eltern als<br />
Experten für ihr Kind werden in ihrer Kompetenz<br />
im Umgang mit ihrem Nachwuchs<br />
gestärkt und Kin<strong>der</strong> dürfen Gefühle wie<br />
Angst, Trauer und Schmerz zeigen, die sie<br />
sonst aus Rücksichtnahme verbergen. ●<br />
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FAMILIENLEBEN
FAMILIENLEBEN<br />
Illustration: Thomas Fahr<br />
16<br />
Die Journalistin und Interkulturelle<br />
Trainerin Kristina Reiss lebte 3 ½<br />
Jahre als Korrespondentin in Shanghai.<br />
In dieser Zeit kam auch ihre Tochter<br />
auf die Welt – just am 60. Geburtstag<br />
<strong>der</strong> Volksrepublik China. Im Februar<br />
erscheint ihre Shanghaier Reportage-<br />
Sammlung „Acht Frauen suchen das<br />
Glück“ im Picus Verlag.<br />
In den Städten wollen<br />
die meisten Paare nur<br />
ein Kind – zu hoch sind<br />
die Kosten für Schule<br />
und Extraunterricht<br />
Foto: © alibaba.com<br />
Text: Kristina Reiss<br />
Kin<strong>der</strong><br />
bekommen<br />
auf Chinesisch<br />
Eine Schwangere in China ist leicht zu erkennen – an<br />
ihrer ungewöhnlichen Kleidung. Lange, bevor sich ein<br />
Babybauch wölbt, schnallt sich die mo<strong>der</strong>ne, urbane<br />
Chinesin ein Strahlenschutzhemdchen um. Ärmellose,<br />
unförmige Gewän<strong>der</strong> sind dies, die an Großmutters<br />
Küchenschürze erinnern und vor Elektrosmog aller Art<br />
schützen sollen. Denn im Reich <strong>der</strong> Mitte glaubt man,<br />
dass die Nähe zu Geräten wie Computern, Handys und<br />
Mikrowellen zu Fehlgeburten o<strong>der</strong> Missbildungen des<br />
Babys führen.<br />
Trotz „Ein-Kind-Politik“<br />
ist nur jedes fünfte Kind<br />
ein Einzelkind<br />
Mit 1,3 Milliarden Einwohnern<br />
ist China das bevölkerungsreichste<br />
Land <strong>der</strong> Welt.<br />
Je<strong>der</strong> fünfte Mensch <strong>der</strong> Erde<br />
ist Chinese. Und <strong>der</strong>en Zahl<br />
steigt, obwohl die Regierung<br />
das Bevölkerungswachstum<br />
seit 30 Jahren mit <strong>der</strong> so<br />
genannten „Ein-Kind-Politik“<br />
beschränkt. Diese limitiert<br />
die meisten städtischen<br />
Paare auf ein Kind, die meisten ländlichen<br />
auf zwei Kin<strong>der</strong>. Dennoch wächst nur jedes<br />
fünfte Kind als Einzelkind auf – trotz strenger<br />
Gesetze und Strafen. Die meisten Menschen<br />
schlüpfen durch die Maschen des<br />
Netzes: Entwe<strong>der</strong> weil sie unter die Ausnah-<br />
© ping han - Fotolia.com<br />
meregeln fallen, wie sie für Min<strong>der</strong>heitenvölker<br />
gelten und für Bauern, <strong>der</strong>en erstes Kind<br />
ein Mädchen ist. O<strong>der</strong> weil sie zum Heer <strong>der</strong><br />
mehr als 100 Millionen nicht erfassten Wan<strong>der</strong>arbeiter<br />
zählen. An<strong>der</strong>e zahlen die Strafen<br />
ohne mit <strong>der</strong> Wimper zu zucken. In den<br />
Städten wie<strong>der</strong>um wollen die meisten sowieso<br />
nicht mehr als ein Kind – zu hoch sind die<br />
Kosten für Schulgeld und Extraunterricht.<br />
K<strong>eine</strong> kalten Speisen in <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft: Das Ungeborene<br />
könnte erschrecken<br />
Die meist einmalige Schwangerschaft wird<br />
deshalb entsprechend zelebriert. So ist <strong>der</strong><br />
Status <strong>eine</strong>r werdenden Mutter ab dem<br />
ersten Tag vergleichbar mit dem <strong>eine</strong>r<br />
Schwerkranken: So wenig Bewegung wie<br />
möglich, schreibt die Traditionelle Chinesische<br />
Medizin vor. Und bloß k<strong>eine</strong> kühlen-<br />
© yeo2205 - Fotolia.com
Junge o<strong>der</strong> Mädchen?<br />
In China zählen<br />
männliche Nachkommen<br />
immer noch mehr<br />
als weibliche.<br />
den Yin-Speisen wie etwa Krabbenfleisch,<br />
Tomaten o<strong>der</strong> Bananen. „Iss niemals kalte<br />
Lebensmittel wie Eiscreme“, raten Einheimische,<br />
denn durch die Kälte könnte das Ungeborene<br />
im Mutterleib erschrecken, wenn<br />
nicht gar erfrieren.<br />
Der schwangeren Auslän<strong>der</strong>in, die weiterhin<br />
im chaotischen Straßenverkehr mit dem<br />
Fahrrad unterwegs ist, begegnen chinesische<br />
Bekannte mit Fassungslosigkeit. „So viel<br />
Bewegung ist schlecht fürs Kind!“, rufen<br />
Wildfremde an Kreuzungen hinterher, und<br />
die benachbarte Obsthändlerin hält ihr wütende<br />
Standpauken. Immerhin: Seit diese<br />
weiß, dass die Auslän<strong>der</strong>in ein Mädchen<br />
erwartet, ist sie etwas gnädiger und wird<br />
nicht müde zu beteuern: „Mach dir nichts<br />
draus! Du bist Auslän<strong>der</strong>in und kannst noch<br />
viele Kin<strong>der</strong> kriegen.“<br />
Sorge vor Abtreibungen von<br />
Mädchen: Ultraschall zur<br />
Geschlechtserkennung ist verboten<br />
Tatsächlich zählen in China auch heute noch<br />
Jungen mehr als Mädchen. Nicht umsonst<br />
ist <strong>der</strong> Ultraschall zur Geschlechtserkennung<br />
verboten – aus <strong>der</strong><br />
Erfahrung, dass sehr<br />
viele Mädchen sonst<br />
abgetrieben werden.<br />
Deshalb wissen chinesische<br />
Eltern vor<br />
<strong>der</strong> Geburt in <strong>der</strong><br />
Regel nicht das Geschlecht<br />
ihres Nachwuchses<br />
– es sei denn,<br />
sie haben Schmiergeld<br />
bezahlt.<br />
© HuiTuan Wang - Fotolia.com<br />
Bei <strong>der</strong> Geburt wird<br />
nichts dem Zufall überlassen.<br />
Natürliches Gebären<br />
gilt als rückständig: Die urbane Chinesin<br />
bringt ihr Kind am liebsten per Kaiserschnitt<br />
zur Welt. Das Land weist mit über 50<br />
Prozent die höchste Rate <strong>der</strong> Welt auf. In<br />
den Städten dürfte sie sogar noch höher sein.<br />
<strong>Was</strong> auch daran liegt, dass sich so die Geburtsdaten<br />
des Kindes besser beeinflussen<br />
lassen. So ist es sehr beliebt, sich den Kaiserschnitttermin<br />
für <strong>eine</strong>n Glück versprechenden<br />
Tag zu reservieren. Vor allem Daten mit<br />
<strong>der</strong> Acht sind gefragt, verheißt diese Zahl in<br />
China doch Wohlstand.<br />
Zuhause bleiben und sich nicht<br />
waschen: Die junge Mutter<br />
soll sich schonen<br />
Kommt das Kl<strong>eine</strong> endlich auf die Welt, ist<br />
es bereits ein Jahr alt – denn die Monate im<br />
Mutterleib werden großzügig hinzugezählt.<br />
Die junge Mutter wie<strong>der</strong>um darf die ersten<br />
vier Wochen nach <strong>der</strong> Geburt das Haus<br />
nicht verlassen. Und sich vor allem auch<br />
nicht waschen. Die Geschwächte, so die Erklärung,<br />
muss in dieser Zeit auf ihre Gesundheit<br />
achten und sich vor Zugluft in<br />
Acht nehmen. Der Ursprung dieses Brauchs<br />
stammt wohl aus Zeiten, als die Lebensbedingungen<br />
schwieriger waren. Doch auch<br />
heute folgen noch viele junge Chinesinnen<br />
dem Ritus.<br />
Die Tradition will es außerdem, dass Neugeborene<br />
die ersten drei Monate ihres Lebens<br />
im Haus bleiben. Auch Besuch erscheint erst<br />
nach Ablauf dieser Frist. Wie ernst dieser<br />
Brauch genommen wird, erleben Auslän<strong>der</strong>,<br />
die sich mit ihrem wenige Tage alten Baby<br />
auf die Straße wagen: Beim Anblick des Säuglings<br />
bilden sich entwe<strong>der</strong> neugierige Menschentrauben,<br />
die fasziniert in den Wagen<br />
starren, weil sie noch nie so ein kl<strong>eine</strong>s Kind<br />
gesehen haben. O<strong>der</strong> Passanten rennen<br />
erschrocken davon – nicht ohne den verdutzten<br />
Eltern einzuschärfen, um Himmels<br />
Willen den Winzling wie<strong>der</strong> ins Haus zu<br />
bringen.<br />
Stillen gilt als antiquiert:<br />
„Das machen nur noch Bäuerinnen“<br />
Aufmerksamkeit erregt die Auslän<strong>der</strong>in auch<br />
beim Stillen. Denn urbane Chinesinnen lehnen<br />
dies als antiquiertes Relikt ab. „So was<br />
machen nur Bäuerinnen auf dem Land“,<br />
entfuhr es <strong>eine</strong>r chinesischen Bekannten.<br />
Wer es sich leisten kann, greift lieber zum<br />
Milchpulver. Plastikwindeln sind erst seit<br />
wenigen Jahren in Gebrauch, zumindest in<br />
den Städten. Auf dem Land dominieren<br />
nach wie vor jene Kleinkindhosen mit großem<br />
Schlitz im Schritt – was teure Windeln<br />
erspart und chinesische Kin<strong>der</strong> wohl dazu<br />
anhält, sehr früh sauber zu sein. Kin<strong>der</strong>wagen<br />
sind ebenfalls erst langsam im Kommen,<br />
<strong>der</strong> Nachwuchs wurde bisher lieber getragen.<br />
Vor allem Großmütter tun sich da hervor.<br />
Sie sind es auch, die bereits vor <strong>der</strong> Geburt<br />
FAMILIENLEBEN<br />
17
FAMILIENLEBEN<br />
18<br />
Die Erziehung erfolgt durch<br />
die Großeltern, da beide<br />
Eltern für die kostspielige<br />
För<strong>der</strong>ung des Nachwuchses<br />
arbeiten.<br />
bei den künftigen Eltern einziehen und das<br />
Zepter über Wochenbett und Kindeserziehung<br />
übernehmen – damit die Mutter<br />
schnell wie<strong>der</strong> zurück in den Job kann.<br />
Die Großmutter erzieht, die Eltern<br />
arbeiten, um Frühför<strong>der</strong>ung und<br />
Ausbildung bezahlen zu können<br />
<strong>Was</strong> im Westen die meisten<br />
Großmütter mit dem Hinweis<br />
auf eigene Bedürfnisse<br />
kategorisch ablehnen würden,<br />
ist in China Alltag: Zu<br />
90 Prozent ziehen hier<br />
Großeltern die Enkel auf. In<br />
den Städten lebt die ganze<br />
Familie für das Kind. Das<br />
Einzige! Das es dank Bildung<br />
einmal besser haben<br />
soll! Schon die Jüngsten<br />
werden in unzählige Extralektionen<br />
geschickt. Dreijährige<br />
pauken die Zahlen<br />
bis 200 in Englisch und Chinesisch, üben<br />
Mathematik und chinesische Schriftzeichen.<br />
© ping han - Fotolia.com<br />
Shanghaier Eltern, so <strong>eine</strong> Studie, geben in<br />
China am meisten für den Zusatzunterricht<br />
ihrer Kin<strong>der</strong> aus. Sogar Familien mit <strong>eine</strong>m<br />
Monatseinkommen von weniger als umgerechnet<br />
200 Euro stecken zehn Prozent ihres<br />
Gehaltes in Extrakurse für den Nachwuchs.<br />
Diese sind jedoch nicht nur teuer, son<strong>der</strong>n<br />
üben auf die Kin<strong>der</strong> auch großen Druck aus.<br />
„M<strong>eine</strong> Tochter hat k<strong>eine</strong> Wochenenden<br />
o<strong>der</strong> Ferien“, zitiert die Studie den Vater<br />
<strong>eine</strong>r 15-Jährigen.<br />
Der Babylebenslauf des Kl<strong>eine</strong>n ist<br />
ausführlicher als <strong>der</strong> des Vaters<br />
In Chinas Metropolen haben sogar die<br />
Kleinsten oft Lebensläufe, in denen Zeugnisse<br />
aufgeführt sind wie „Kin<strong>der</strong> Englischtest<br />
Stufe 1“ o<strong>der</strong> „Klavierspiel-Test Stufe 2“.<br />
Manchmal steht dort auch „Sie kann bereits<br />
1000 Schriftzeichen erkennen“. Allerdings<br />
sind diese Babylebensläufe sehr umstritten.<br />
„Ich war erstaunt, dass die Vita m<strong>eine</strong>s Sohnes<br />
ausführlicher ist als m<strong>eine</strong>“, zitierte<br />
jüngst die Zeitung „Shanghai Daily“ <strong>eine</strong>n<br />
Vater. Und die Mutter <strong>eine</strong>s fünfjährigen<br />
Mädchens klagte über den unglaublichen<br />
Druck, <strong>der</strong> auf Kin<strong>der</strong> ausgeübt werde. „Wir<br />
haben k<strong>eine</strong> Wahl“, sagen die Eltern jedoch<br />
unisono. „Alle machen das, da muss man<br />
mitziehen. Man kann sein Kind ja nicht an<br />
<strong>der</strong> Startlinie verlieren lassen.“<br />
Erst Narrenfreiheit, dann<br />
ungeheurer Konkurrenzdruck<br />
Vermutlich sind in <strong>eine</strong>m chinesischen Kin<strong>der</strong>leben<br />
die ersten drei Jahre die glücklichsten.<br />
Dann unterliegen die Kl<strong>eine</strong>n meist<br />
noch k<strong>eine</strong>m Lern- und Zeitplan und werden<br />
nach allen Regeln <strong>der</strong> Kunst verhätschelt.<br />
Mit <strong>eine</strong>m Kleinkind wird im Reich<br />
<strong>der</strong> Mitte nämlich sehr nachsichtig umgegangen.<br />
Es genießt fast völlige Narrenfreiheit,<br />
Erziehungsmaßnahmen kommen kaum<br />
zum Einsatz. Dafür lautet das Mantra ab Kin<strong>der</strong>gartenalter<br />
dann unmissverständlich: „Du<br />
musst gewinnen“. Schließlich ist die Konkurrenz<br />
im 1,3 Milliarden Volk riesig.<br />
© Ji Zhou - Fotolia.com<br />
Üben, üben, üben – Mit allerlei Kursen<br />
wollen chinesische Eltern ihrem Nachwuchs<br />
zu bestmöglichen Startchancen<br />
verhelfen.<br />
Sie beherrschen schon vor <strong>der</strong><br />
Schule viele Schriftzeichen, können<br />
aber nicht selbstständig essen<br />
Pädagogen beklagen allerdings noch <strong>eine</strong><br />
an<strong>der</strong>e Entwicklung: Vor lauter examensorientierter<br />
Erziehung sind Chinas Kin<strong>der</strong><br />
unselbstständig geworden. Oft lernen sie die<br />
einfachsten Sachen nicht o<strong>der</strong> erst sehr spät.<br />
So berichten Lehrer von Grundschülern, die<br />
zwar schon vor dem Schuleintritt viele<br />
Schriftzeichen schreiben und rechnen können,<br />
sich aber nicht die Schuhe binden,<br />
geschweige denn selbstständig Essen können.<br />
Viele haben außerdem Schwierigkeiten,<br />
Konflikte mit an<strong>der</strong>en zu lösen. Auch das<br />
selbstständige Spielen fällt ihnen oft schwer<br />
– sie haben es schlicht nie gelernt. ●
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JAKO-O INSIDE<br />
20<br />
wirbelwind-Interview mit JAKO-O Chefin Bettina Peetz<br />
„Mit <strong>gute</strong>n Artikeln<br />
die Welt ein bisschen<br />
besser machen“<br />
Seit 25 Jahren kaufen Familien bei JAKO-O „Kin<strong>der</strong>sachen mit Köpfchen“.<br />
Als „Einzelkämpferin“ begann JAKO-O Chefin Bettina Peetz 1987 unter<br />
dem Dach <strong>der</strong> HABA-Firmenfamilie den Versandhandel aufzubauen.<br />
Heute kennt fast jede Familie mit kl<strong>eine</strong>ren Kin<strong>der</strong>n den Katalog mit<br />
dem bunten Tukan. Im wirbelwind-Interview erzählt Bettina Peetz,<br />
was heute an<strong>der</strong>s ist als vor zweieinhalb Jahrzehnten und welche Rolle<br />
ihre eigenen Kin<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Entwicklung von JAKO-O gespielt haben.<br />
So sah er aus, <strong>der</strong> erste Katalog im<br />
Jahr 1987. Kleidung hat JAKO-O<br />
damals noch nicht angeboten.<br />
feiert Geburtstag<br />
wirbelwind: „Frau Peetz, JAKO-O feiert in diesem<br />
Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Sie leiten das<br />
Unternehmen fast von Beginn an. <strong>Was</strong> hat Sie<br />
angetrieben, als Sie mit 25 Jahren bei JAKO-O<br />
angefangen haben?“<br />
Bettina Peetz: „Heute noch das Gleiche wie<br />
damals: Die Welt besser zu machen. Ich freue<br />
mich, dass es uns gelingt, mit <strong>gute</strong>n Artikeln<br />
Menschen glücklich zu machen und wirtschaftlich<br />
erfolgreich zu sein.“<br />
wirbelwind: „In <strong>der</strong> Anfangszeit haben Sie fast<br />
alles all<strong>eine</strong> gemacht, nur unterstützt von <strong>eine</strong>r<br />
Assistentin. Heute haben Sie <strong>eine</strong> Reihe von Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern in Einkauf, Werbung,<br />
Produktmanagement, Qualitätssicherung<br />
und im Kunden-Service-Center.“<br />
Bettina Peetz: „Das ist natürlich schon ein<br />
Unterschied zu früher. Mit <strong>der</strong> Größe des<br />
Unternehmens ist es auch schwieriger geworden,<br />
„frech“ aufzutreten, was uns immer<br />
wichtig war und noch ist. Nicht verän<strong>der</strong>t<br />
hat sich aber, dass ich immer noch <strong>eine</strong>n Riesenspaß<br />
daran habe, für und mit Menschen<br />
zu arbeiten.“<br />
wirbelwind: „Haben sich die Erwartungen <strong>der</strong><br />
Kundenfamilien in den vergangenen Jahrzehnten<br />
verän<strong>der</strong>t?“<br />
Bettina Peetz: „Pauschal lässt sich das<br />
schwer beantworten. Ich habe aber schon<br />
den Eindruck, dass heute mehr Mütter berufstätig<br />
sind, Kin<strong>der</strong> häufiger ganztags außer<br />
Haus sind und Frauen bei <strong>der</strong> Geburt<br />
ihrer Kin<strong>der</strong> älter als früher sind. Und wer<br />
mit 40 sein erstes Kind bekommt, bringt<br />
<strong>eine</strong> ganz an<strong>der</strong>e Lebenserfahrung mit als<br />
<strong>eine</strong> 25-Jährige, ist nicht mehr so unbefangen<br />
und vielleicht auch anspruchsvoller.“<br />
wirbelwind: „Wie wirkt sich diese Entwicklung<br />
auf JAKO-O aus?“<br />
Bettina Peetz: „Als ich m<strong>eine</strong>n ersten Sohn<br />
bekommen habe, war ich froh über alles, was<br />
ich geschenkt bekam o<strong>der</strong> „erbte“. Ich wusste<br />
ja, dass die Kl<strong>eine</strong>n ohnehin schnell aus<br />
den Sachen rauswachsen. Heute scheint<br />
mehr <strong>Wert</strong> auf neue Sachen gelegt zu werden.<br />
Und wer nur ein Kind haben will, für<br />
den spielt „Vererb-Qualität“ k<strong>eine</strong> so große<br />
Rolle.“<br />
wirbelwind: „Spielen Kin<strong>der</strong> heute an<strong>der</strong>s als<br />
vor zwei Jahrzehnten?<br />
Bettina Peetz: „Das kann man so nicht sagen.<br />
Kin<strong>der</strong> machen immer noch Rollenspiele,<br />
bauen Türme, knuddeln ihre Puppe und<br />
schubsen kl<strong>eine</strong> Autos über den Boden. Aber<br />
die große Zeit des Spielens ist heute schon mit<br />
sechs Jahren vorbei und Kin<strong>der</strong>, die ganztägig<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kita</strong> o<strong>der</strong> Schule betreut werden, spielen<br />
logischerweise weniger zuhause.<br />
Außerdem zieht immer mehr Technik ins<br />
Kin<strong>der</strong>zimmer ein. Wir haben bei JAKO-O
schon immer <strong>Wert</strong> auf Spielsachen mit <strong>eine</strong>m<br />
gewissen pädagogischen Anspruch gelegt.<br />
Doch während früher ein Spielzeug oft<br />
vielfältig zu verwenden war, geht es heute oft<br />
um <strong>eine</strong>n sehr speziellen Zweck.“<br />
wirbelwind: „Die Sicherheit von Spielzeug ist<br />
immer mal wie<strong>der</strong> ein Thema in den Schlagzeilen.<br />
Ist man hierfür heute sensibler als in <strong>der</strong><br />
Anfangszeit von JAKO-O?“<br />
Bettina Peetz: „Heute weiß man einfach viel<br />
mehr über mögliche Gefahren und will natürlich<br />
vorbeugen. Das ist auch gut so. Mich<br />
beschäftigt aktuell aber <strong>eine</strong> Entwicklung,<br />
die ich für bedenklich halte. Wir müssen auf<br />
Gesetze zur Spielzeugsicherheit reagieren, die<br />
ich teilweise sehr merkwürdig finde. So können<br />
wir zum Beispiel k<strong>eine</strong> Holzschaukeln<br />
mehr verkaufen, weil diese Kin<strong>der</strong> am Kopf<br />
treffen und Verletzungen verursachen könnten.<br />
Der Gesetzgeber versucht, die kindliche<br />
Umgebung immer sicherer zu machen.“<br />
wirbelwind: „Das klingt zunächst positiv und<br />
beruhigend. Legen auch Eltern heute mehr<br />
<strong>Wert</strong> auf Sicherheit?“<br />
Bettina Peetz: „Ganz klar: Vor Gefahren für<br />
Leib und Leben müssen wir die Kin<strong>der</strong> beschützen.<br />
Eine Beule von <strong>eine</strong>r Holzschaukel<br />
zähle ich nicht dazu. Kin<strong>der</strong> müssen eigene<br />
Erfahrungen machen, um daraus zu lernen.<br />
„Kin<strong>der</strong> sind k<strong>eine</strong> Selbstmör<strong>der</strong>“ hat einmal<br />
ein Referent unseres Familien-Kongresses<br />
gesagt. Überbehütung schadet ihrer Entwicklung:<br />
Sie werden ängstliche Erwachsene,<br />
die sich nichts zutrauen, die Probleme nicht<br />
angehen und gleichzeitig nicht gelernt haben,<br />
Gefahren einzuschätzen. Und ich sehe<br />
es auch als Aufgabe von Eltern, ihre Kin<strong>der</strong><br />
auf ein Leben vorzubereiten, das bestimmt<br />
nicht nur Höhen, son<strong>der</strong>n auch Tiefen bereithält.“<br />
wirbelwind: „Beim Umgang mit Spielzeug<br />
und im Alltag können Eltern mit Aufmerksam-<br />
keit einiges zum Schutz ihrer Kin<strong>der</strong> tun. Bei<br />
Schadstoffen, die man oft we<strong>der</strong> riechen noch<br />
sehen kann, ist das nicht möglich.“<br />
Bettina Peetz: „Schadstoffe sind ein Thema,<br />
das uns seit Jahren immer mehr for<strong>der</strong>t. Wir<br />
tun alles, um schädigende Stoffe aus unseren<br />
Produkten fernzuhalten. Man muss aber<br />
auch wissen, dass dies ein kontinuierlicher<br />
Prozess ist und wir uns neuen Erkenntnissen<br />
ständig anpassen. In den Anfangsjahren war<br />
das weniger ein Thema.“<br />
wirbelwind: „Sie haben drei Kin<strong>der</strong>, die mittlerweile<br />
im Teenageralter sind. Welche Rolle<br />
spielt es für Ihren Job, dass Sie selbst Mutter<br />
sind?“<br />
Bettina Peetz: „Ich bin sehr froh, dass ich<br />
diesen tollen Job machen und gleichzeitig<br />
Kin<strong>der</strong> großziehen darf. Unser Motto lautet<br />
ja „Von Eltern gedacht – für Eltern gemacht“<br />
und genauso ist es. Wir bieten die Dinge an,<br />
die wir für uns selbst gut finden. Das Sortiment<br />
hat sich beson<strong>der</strong>s in den Anfangsjahren<br />
entlang <strong>der</strong> Entwicklung m<strong>eine</strong>r Kin<strong>der</strong><br />
entfaltet. In den ersten JAKO-O Jahren hatte<br />
ich selbst noch k<strong>eine</strong>n Nachwuchs und<br />
anfangs gab es bei JAKO-O auch noch k<strong>eine</strong><br />
Kleidung. Als mein erster Sohn auf die Welt<br />
kam, entwickelten wir das Babysortiment.<br />
Wir haben immer viel nach praktischen<br />
Sachen gesucht. So sind wir zum Beispiel zur<br />
Buddelhose gekommen. Als m<strong>eine</strong> Kin<strong>der</strong><br />
größer wurden und wir bei JAKO-O nicht<br />
mehr fündig wurden, haben wir FIT-Z gegründet,<br />
das Versandhaus für ältere Kin<strong>der</strong>.“<br />
wirbelwind: „Alle berufstätigen Mütter kennen<br />
Stress und das schlechte Gewissen, nicht genug<br />
Zeit für ihre Kin<strong>der</strong> zu haben. Wie geht es<br />
Ihnen?“<br />
Bettina Peetz: „Diese Gefühle kenne ich<br />
natürlich. Ich muss aber auch Geld für unseren<br />
Lebensunterhalt verdienen. Mir ist es<br />
aber sehr, sehr wichtig, für die Kin<strong>der</strong> da zu<br />
sein, wenn sie mich brauchen. Ich nehme<br />
Bettina Peetz mit ihrem Nachwuchs:<br />
Kin<strong>der</strong> und Familie sind gewachsen und JAKO-O auch.<br />
mir selbstverständlich Zeit für Geburtstage,<br />
Arzttermine und Ähnliches. Wir essen abends<br />
gemeinsam und ich halte mir die allermeisten<br />
Wochenenden frei.<br />
Außerdem achte ich darauf, jedem Kind<br />
genügend Aufmerksamkeit und „Extra-Zeit“<br />
zu schenken. Wir waren früher mehr unterwegs,<br />
haben aber festgestellt, dass es uns gut<br />
tut, auch mal kein „Programm zu machen“,<br />
son<strong>der</strong>n einfach nur zuhause zu sein. Natürlich<br />
beneide ich manchmal Menschen, die<br />
weniger arbeiten und mehr Zeit haben. Aber<br />
ich denke nicht, dass sie glücklicher sind.<br />
Je<strong>der</strong> muss sein Leben so führen, wie es für<br />
ihn richtig ist.“<br />
wirbelwind: „Ihre beiden älteren Kin<strong>der</strong> werden<br />
schon langsam erwachsen …“<br />
Bettina Peetz: „ … und sie brauchen ihre<br />
Eltern immer noch, auch wenn sie es manchmal<br />
nicht durchblicken lassen. Gerade, wenn<br />
sie so tun, als ob sie <strong>eine</strong>n nicht nötig hätten,<br />
sollte man genau hinschauen und das Gespräch<br />
suchen. Nach m<strong>eine</strong>n Erfahrungen<br />
darf man sie nicht zu früh gehen lassen, son<strong>der</strong>n<br />
muss sie begleiten, bis sie wirklich allein<br />
auf beiden B<strong>eine</strong>n stehen können.<br />
An<strong>der</strong>en Eltern möchte ich ans Herz legen,<br />
die Zeit mit ihren Kin<strong>der</strong>n zu genießen.<br />
Letztlich ist es doch nur ein Lebensabschnitt<br />
von 15 bis 20 Jahren, in dem man dazu Gelegenheit<br />
hat. Für alles, was an persönlichen<br />
Interessen in dieser Zeitspanne zu kurz kommt,<br />
hat man danach immer noch genügend Zeit.<br />
Außerdem möchte ich Eltern auch ermutigen,<br />
sich und ihren Kin<strong>der</strong>n nicht zu viel<br />
Stress zu machen, gerade auch mit Blick auf<br />
die Schule. Von <strong>eine</strong>r schlechten Note geht<br />
die Welt nicht unter. Deshalb ab und an<br />
<strong>eine</strong>n Schritt zurücktreten und für sich selbst<br />
entscheiden, was wichtig ist im Leben.“ ●<br />
JAKO-O INSIDE<br />
21
JAKO-O INSIDE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
22<br />
<strong>Was</strong> wir mit erlebt haben<br />
Kunden erzählen ihre JAKO-O Geschichte<br />
Zum 25. Geburtstag von JAKO-O wollen wir in<br />
wirbelwind auch die netten Kundenfamilien zu<br />
Wort kommen lassen, für die wir so gern arbeiten.<br />
Im vergangenen Jahr haben wir sie aufgerufen,<br />
uns über ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit<br />
JAKO-O zu berichten. Wir freuen uns über <strong>eine</strong><br />
bunte Geschichtensammlung: <strong>Vom</strong> Katalog, <strong>der</strong><br />
Hilfreich nicht nur für kl<strong>eine</strong><br />
Natur-Entdecker, son<strong>der</strong>n auch<br />
beim Freigraben <strong>eine</strong>s Autos, wie<br />
Sabine Euler feststellen konnte.<br />
<strong>eine</strong>r älteren Dame geschenkt wird, damit sie<br />
ihren Enkelkin<strong>der</strong>n endlich schöne Sachen kaufen<br />
kann, o<strong>der</strong> von den Bodys mit eingebauter Verlängerung,<br />
die dem „Riesen-Baby“ glücklicherweise<br />
länger als ein paar Wochen passen.<br />
... Hier zwei weitere Kundenberichte, was<br />
man mit JAKO-O Sachen so alles erleben kann:<br />
Liebe JAKO-Os,<br />
gerade habe ich zwei JAKO-O-flauschjackenbewehrte Küken in den grauen Morgen hinausgeschickt, <strong>der</strong> plötzlich<br />
überhaupt nicht mehr grau war. Wir freuen uns riesig, dass wir Euch „entdeckt“ haben – endlich die richtige<br />
Adresse für wirklich unverwüstliche Hosen (und das will bei uns wirklich was heißen!), witzige Spielideen, angenehm<br />
auffällige Bademäntel (endlich entspannt liegen bleiben und den knallroten Lola-Tupfer am Schwimmbadkiosk<br />
mühelos im Auge behalten!) und vieles mehr!<br />
Wir gratulieren Euch zum 25. Geburtstag – und möchten uns für Eure tollen Einfälle und Euer Riesenengagement<br />
in Sachen Familie endlich mal bedanken, mit <strong>eine</strong>r kl<strong>eine</strong>n JAKO-O-Erlebnis-Geburtstagsgeschichte, die letztes<br />
Jahr genau so wirklich passiert ist.<br />
Wir finden Euch große, große Klasse … danke für alles!<br />
Eure Familie Euler<br />
JAKO-O Kundin Sabine Euler berichtet:<br />
Ausgegraben!<br />
Ich weiß nicht mehr wann, aber <strong>eine</strong>s<br />
Tages war es da: das heiß herbeigesehnte<br />
Ausgrabungs-Set für Friedel (8). Mit allem,<br />
was das Forscherherz begehrt, verstaut in<br />
<strong>eine</strong>r schicken grünen Tasche, die ab sofort<br />
überall dabei war und irgendwann für alle<br />
Fälle im Auto landete. Klein, tarnfarben und<br />
absolut unentbehrlich: Mal musste ganz<br />
dringend <strong>eine</strong> haarige Riesenraupe unter die<br />
Lupe genommen werden. Mal wurde ein
modriger Wildschweinkiefer sorgsam im<br />
Aufbewahrungsbeutel verstaut. Mal mit Hilfe<br />
des Spatens <strong>eine</strong> fiese Mathearbeit würdevoll<br />
bestattet. Und mal mit <strong>der</strong> Pinzette in<br />
letzter Sekunde unter Protestgebrüll <strong>eine</strong>n<br />
vielversprechenden Superböller entschärft:<br />
zwei saftige Knallerbsen in <strong>der</strong> Nase von<br />
Schwesterchen Lola (4).<br />
Entdeckung <strong>eine</strong>r noch unbekannten<br />
Mikrobenart …<br />
Unterwegs zu neuen Abenteuern malten wir<br />
uns oft genüsslich aus, wozu uns die kl<strong>eine</strong><br />
Tasche noch nützlich sein würde: zur Bergung<br />
gewaltiger Dinoknochen vielleicht, zu<br />
sensationellen Ausgrabungen im Görlitzer<br />
Stadtpark o<strong>der</strong> zur Entdeckung <strong>eine</strong>r noch<br />
unbekannten Mikrobenart auf dem alten<br />
Apfel in Friedels Geheimlabor.<br />
Stattdessen verhalf sie uns zu <strong>eine</strong>r tiefgefrorenen<br />
Schwarzwäl<strong>der</strong> Kirschtorte und <strong>eine</strong>r<br />
Flasche Eierlikör, und das kam so: Eines klirrend<br />
kalten Wintermorgens brachte ich Lola<br />
in den Kin<strong>der</strong>garten und Friedel zur Schule<br />
JAKO-O Kundin Frie<strong>der</strong>ike Schwencke berichtet:<br />
Die „Amy“-Methode<br />
und fuhr dann mit schlechtem Gewissen<br />
und mieser Laune zur Altpapier-Sammelstelle<br />
– mit <strong>eine</strong>r Kiste voller schweren Herzens<br />
aussortierter Kritzelbil<strong>der</strong> und Pappgebilde<br />
aus dem hoffnungslos zugebastelten Kin<strong>der</strong>zimmer.<br />
Ich stand im tiefen Schnee vor dem<br />
Container und ließ schweren Herzens jedes<br />
Blatt einzeln in s<strong>eine</strong>n gierigen Rachen flattern:<br />
Den Achtbeinhasen von Lola mit liebevoll<br />
aufgepapptem Schnurrhaar von Katze<br />
Miffy. Friedels kunstvolle Klopapiergirlande.<br />
Nur weg damit! O<strong>der</strong> doch nicht?<br />
... „‘ne Frau mit Klappspaten<br />
im Handtäschchen!“<br />
Die Prozedur zog sich hin und plötzlich vernahm<br />
ich mehrstimmiges Männergeschrei:<br />
Ich sah, wie sich vier durchaus stattlich gebaute<br />
Herren auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Straßenseite<br />
vergeblich mühten, ein festgefahrenes Auto<br />
über <strong>eine</strong> schmutziggraue Schneewehe zu<br />
schieben. Sie schrien und keuchten, die Reifen<br />
drehten durch und schließlich auch <strong>eine</strong>r<br />
<strong>der</strong> Männer: „Ohne Schaufel wird das hier<br />
doch nix!“, brüllte er, vollführte <strong>eine</strong> Art<br />
Eigentlich heißt sie Phine, doch wir haben<br />
sie „Amy“ genannt: die Stoffpuppe von<br />
JAKO-O. Amy ist bei uns eingezogen, als<br />
unser Sohn Jonathan 10 Monate alt war. Das<br />
Beson<strong>der</strong>e an Amy ist, dass sie aus Chicago<br />
kommt und nur englisch spricht. Das heißt,<br />
immer wenn Amy dabei ist, reden wir englisch.<br />
Wenn Amy dann mal <strong>eine</strong> Pause<br />
braucht o<strong>der</strong> einfach k<strong>eine</strong> Lust mehr hat<br />
zum Spielen, sprechen wir wie<strong>der</strong> deutsch.<br />
Puppe Phine wurde bei Familie<br />
Schwencke zu „Amy“. Sie half<br />
Jonathan beim Englisch sprechen.<br />
feiert Geburtstag<br />
Zornestanz auf dem eisigen Bürgersteig,<br />
rutschte aus und brüllte noch lauter.<br />
Schaufel? Das war mein Stichwort. Ich holte<br />
das Ausgrabungs-Set hervor, brachte den<br />
Klappspaten zum Vorschein und ging über<br />
die Straße. Vier Augenbrauen-Paare schnalzten<br />
nach oben. Dann machte sich Freude<br />
breit. „Toll!“, schrie <strong>der</strong> Ausgerutschte und<br />
rieb sich begeistert die schmerzende Kehrseite,<br />
„‘ne Frau mit Klappspaten im Handtäschchen!“<br />
Erleichtert nahmen sie die Schaufel<br />
entgegen und machten sich ans Werk, nach<br />
wenigen Minuten war das Auto frei.<br />
Zum Dank fischten sie besagte Torte und<br />
den Eierlikör aus dem Kofferraum. Ich verstaute<br />
die Tasche wie<strong>der</strong> zwischen den Kin<strong>der</strong>sitzen.<br />
Und auch die immer noch volle<br />
Papierkiste. Nachmittags gab es ein Picknick<br />
im Wohnzimmer, unter <strong>der</strong> Klopapiergirlande.<br />
Die Torte war wirklich lecker. Sie<br />
schmeckte nach vielen neuen Abenteuern<br />
mit <strong>der</strong> kl<strong>eine</strong>n, grünen Tasche ... ●<br />
Da wir zweisprachig erziehen, aber ich als<br />
Mutter sowohl englisch als auch deutsch mit<br />
den Kin<strong>der</strong>n spreche, haben wir uns – um<br />
<strong>eine</strong>r Sprachverwirrung vorzubeugen – die<br />
„Amy-Methode“ ausgedacht.<br />
Mittlerweile kann unser Sohn gut differenzieren<br />
und <strong>der</strong> Amy-Trick ist nicht mehr<br />
notwendig, aber trotzdem bleibt sie unsere<br />
„Freundin aus Chicago“. Unser Töchterchen<br />
wurde gerade geboren und demnächst soll<br />
„Zoey“ bei uns einziehen. Dass „Zoey“<br />
eigentlich „Anna“ heißt, macht ja nichts. ●<br />
JAKO-O INSIDE<br />
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JAKO-O INSIDE<br />
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24<br />
wirbelwind besucht JAKO-O Testfamilien*<br />
Mit Kin<strong>der</strong>spaß und Elternsachverstand<br />
Bevor den JAKO-O Kunden ein neues Produkt angeboten wird,<br />
muss es in den „Praxistest“. Denn nur im Familienalltag zeigt<br />
sich, ob Spielzeug lange Spaß macht und Praktisches ein echter<br />
Helfer wird. wirbelwind stellt zwei Familien vor, die für JAKO-O<br />
Neues, manchmal auch Artikel aus dem Sortiment „in die<br />
Mangel nehmen“.<br />
Das blaue Tragetuch hat Janine Grobb-Adam<br />
überzeugt: Leni ist „sicher verpackt“ und<br />
kann überall mit dabei sein.<br />
Familie Grobb-Adam<br />
Testkin<strong>der</strong> vom Baby<br />
bis zum Teenager<br />
„Holt mich hier raus!“ – Leni brüllt und ist im<br />
Moment nicht begeistert von dem merkwürdig<br />
geformten Kuscheltuch, in das sie eingewickelt<br />
werden soll. Viel lieber wäre sie auf<br />
Mamas Arm, um die Welt von oben zu begucken.<br />
Ihre Mutter Janine Grobb-Adam versucht<br />
unterdessen, den Sinn von Klettverschlüssen<br />
und Einschnitten zu verstehen, um<br />
ihr zwei Monate altes Töchterchen probeweise<br />
„zu verpacken“. Endlich liegt Leni rundum<br />
eingehüllt auf dem Tisch. Ob sie an<strong>der</strong>en<br />
Babys das kuschelige Tuch empfehlen würde?<br />
Ihre Meinung dazu ist aber nicht gefragt, son<strong>der</strong>n<br />
die ihrer Mama Janine. Die fünffache<br />
Mutter testet für JAKO-O Artikel, die ins<br />
Sortiment aufgenommen werden o<strong>der</strong> verbessert<br />
werden sollen. Die Wickeldecke werde<br />
sie sich in <strong>eine</strong>r ruhigen Minute noch<br />
einmal vornehmen, meint sie. Ebenso wie die<br />
beiden Sonnenschirme für Lenis Kin<strong>der</strong>wagen,<br />
die die JAKO-O Einkäuferin ebenfalls vor<br />
kurzem zum Testen vorbeigebracht hat.<br />
Taugt o<strong>der</strong> taugt nicht – manchmal <strong>eine</strong><br />
schnelle Entscheidung<br />
In <strong>der</strong> Erprobung hat die 36-Jährige <strong>der</strong>zeit<br />
auch verschiedene Tragetücher. „Im Vergleich<br />
merkt man sehr schnell die Unterschiede“, sagt<br />
Janine Grobb-Adam, während Leni wie<strong>der</strong> als<br />
„Probekind“ im momentanen Favoriten Platz<br />
nehmen muss. Das lange elastische Tuch kann<br />
auf verschiedene Weise gebunden werden. Das<br />
Kind trage sich bequem, meint die Mutter.<br />
„Bei den an<strong>der</strong>en Modellen war <strong>eine</strong>s zu elastisch<br />
und die an<strong>der</strong>en zu fest“, hat sie festgestellt<br />
und wun<strong>der</strong>t sich ein wenig, wie schnell<br />
man manchmal Brauchbares und Unpraktisches<br />
voneinan<strong>der</strong> unterscheiden kann.
Ganz neu im Test ist das<br />
multifunktionale Wickeltuch.<br />
Es soll Babys auch im Autositz<br />
rundum warm halten.<br />
Anne und Papa Frank Adam befestigen<br />
probeweise <strong>eine</strong>n neuen Sonnenschirm<br />
am Kin<strong>der</strong>wagen.<br />
Bis vor einigen Monaten hat Janine Grobb-<br />
Adam im Kunden-Service-Center von JAKO-O<br />
gearbeitet. Weil sie so viele Produkte kenne,<br />
entwe<strong>der</strong> aus Tests o<strong>der</strong> weil sie sie für ihre Kin<strong>der</strong><br />
gekauft hatte, habe sie die Kunden am Telefon<br />
gut beraten können, berichtet sie. „Wenn<br />
ich etwas empfohlen habe, dann wirklich aus<br />
Überzeugung“, erzählt die 36-Jährige.<br />
Immer wie<strong>der</strong> halten aber auch Testprodukte<br />
Einzug, von denen Janine Grobb-Adam<br />
nichts hält. Kürzlich hatte sie <strong>eine</strong> „Stillschnecke“,<br />
von <strong>der</strong> sie nicht überzeugt war:<br />
„Die konnte man wirklich nur zum Stillen<br />
benutzen“, kritisiert sie. Auch ein Babykopfkissen<br />
mit <strong>eine</strong>r Einkerbung in <strong>der</strong> Mitte,<br />
damit sich die Kl<strong>eine</strong>n den Hinterkopf nicht<br />
platt drücken, hält sie für unnötig.<br />
feiert Geburtstag<br />
<strong>Wert</strong>volle Hilfe für an<strong>der</strong>e Eltern<br />
„In <strong>der</strong> Mangel“ hatte die Familie mit fünf<br />
Kin<strong>der</strong>n zwischen 15 Jahren und zwei Monaten<br />
auch schon <strong>eine</strong> Reihe praktischer Dinge:<br />
Brotdosen – ist das Dekor spülmaschinenfest?,<br />
Trinkflaschen – bleiben sie dicht<br />
und „in Form“?, <strong>eine</strong>n Badewannensitz – erleichtert<br />
er das Baden <strong>der</strong> Kl<strong>eine</strong>n? o<strong>der</strong> <strong>eine</strong><br />
Schaukel – „sie hat gerostet“, so Janine<br />
Grobb-Adam. Gut finden sie und die 10-jährige<br />
Tochter Anna die verbesserte abwaschbare<br />
Malschürze. Diese hat jetzt <strong>eine</strong>n Clip,<br />
<strong>der</strong> sich bei zu viel Zug öffnet, um <strong>eine</strong>r<br />
Strangulationsgefahr vorzubeugen.<br />
Mit <strong>eine</strong>m JAKO-O Laden ist das Haus <strong>der</strong><br />
Familie nach acht Jahren als „Produkttester“<br />
aber nicht zu verwechseln: Denn die „Prüfobjekte“<br />
gibt Janine Grobb-Adam nach <strong>eine</strong>r<br />
vorgegebenen Zeit wie<strong>der</strong> zurück. In <strong>eine</strong>m<br />
Fragebogen beurteilt sie Gebrauchstauglichkeit,<br />
Materialqualität, Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
und Ähnliches o<strong>der</strong> macht Verbesserungsvorschläge.<br />
Einkäufer und Produktmanager<br />
erhalten so wertvolle Hinweise „von<br />
Eltern – für Eltern“.<br />
Familie Dietz<br />
Immer neugierig auf<br />
neues Spielzeug<br />
Hannes kann es gar nicht abwarten, am neuen<br />
Fußballtor im Garten s<strong>eine</strong> Qualitäten als<br />
Torschütze zu beweisen. Doch dazu wird <strong>der</strong><br />
Siebenjährige noch viel Gelegenheit haben,<br />
denn das funkelnagelneue Teil wird die<br />
nächsten Monate bei Familie Dietz verbringen.<br />
Hält es den Attacken <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> stand?<br />
Rostet es? Das Tor muss noch zeigen, ob es<br />
für JAKO-O taugt. Bälle lassen sich jedenfalls<br />
bestens darin versenken, wie Hannes<br />
mit Begeisterung demonstriert.<br />
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26<br />
Der siebenjährige Hannes mit <strong>eine</strong>m<br />
Spielzeug im Dauertest.<br />
<strong>Jako</strong>b baggert im Garten: Aufnehmen,<br />
drehen, abladen – alles klappt prima.<br />
Ivonne und Steffen Dietz mit<br />
ihren Kin<strong>der</strong>n <strong>Jako</strong>b und<br />
Hannes testen JAKO-O Artikel.<br />
Seit s<strong>eine</strong> Mama Ivonne im JAKO-O Einkauf arbeitet, testet die vierköpfige<br />
Familie für JAKO-O die unterschiedlichsten Produkte. Viel Spielzeug, aber<br />
gelegentlich auch Bastelsachen o<strong>der</strong> Kleidung. „Bei neuen Spielsachen lassen<br />
wir sie auch einfach mal herumstehen, um zu sehen, ob sie Kin<strong>der</strong> zum Spielen<br />
animieren“, erzählt Ivonne Dietz. Außerdem beobachtet sie, ob Hannes<br />
und sein vierjähriger Bru<strong>der</strong> <strong>Jako</strong>b häufiger mit <strong>eine</strong>m Teil spielen o<strong>der</strong> ob es<br />
schnell langweilig wird. Bastelsets hat die 36-Jährige schon mit in den Hort<br />
genommen, um zu sehen, ob Kin<strong>der</strong> und Betreuer mit den Anleitungen klarkommen.<br />
Hat k<strong>eine</strong>r vorher das Teil mal ausprobiert?<br />
Erstaunt ist sie immer wie<strong>der</strong> über Testprodukte, die schon bei <strong>der</strong> ersten<br />
Inbetriebnahme nicht funktionieren. „Ich frage mich manchmal, ob die Hersteller<br />
ihre Sachen auch selbst ausprobieren“, wun<strong>der</strong>t sie sich. Ein Beispiel<br />
für solche Artikel waren <strong>Was</strong>serspielartikel, die die Familie im Sommer testete:<br />
<strong>Was</strong>serrutschen waren von Anfang an undicht, bei <strong>eine</strong>m an<strong>der</strong>en Teil war<br />
es Kin<strong>der</strong>n unmöglich darüber zu springen, was eigentlich den Spielspaß ausmachen<br />
sollte.<br />
„Der schlechteste Artikel, den wir bisher hatten, war ein Drachen“, erzählt<br />
<strong>der</strong> Papa von Hannes und <strong>Jako</strong>b, Steffen Dietz. Beim letzten Sommerurlaub<br />
an <strong>der</strong> Ostsee hatte die Familie <strong>eine</strong> ganze Auswahl davon dabei und reichlich<br />
Gelegenheit zum Ausprobieren. Die erste Erkenntnis: „Die teureren<br />
waren nicht unbedingt die besseren“, so Steffen Dietz. Und ausgerechnet ein<br />
hochpreisiger Drachen war alles an<strong>der</strong>e als sein Geld wert: Kompliziert<br />
zusammenzubauen, schwierig zu steuern und dann auch noch gefährlich:<br />
Denn hätte s<strong>eine</strong> Spitze beim Herunterstürzen <strong>eine</strong>n Menschen am Kopf getroffen,<br />
wäre dieser mit Sicherheit schwer verletzt worden, meint Steffen Dietz. K<strong>eine</strong><br />
Chance also, in das JAKO-O Sortiment aufgenommen zu werden.<br />
Belastungsprobe im häuslichen Dauertest<br />
Dorthin geschafft hat es schon ein Zahnrä<strong>der</strong>-Bauset, das die Familie zurzeit<br />
im Dauertest hat. Kunden hatten sich beschwert, dass kl<strong>eine</strong> Stecknasen<br />
abbrechen. Bilanz nach <strong>eine</strong>m halben Jahr im Kin<strong>der</strong>zimmer von Hannes:<br />
Zwei Teile sind kaputt. Überlegt wird jetzt, Ersatzsets anzubieten.<br />
Und dann sind da noch die heißgeliebten Aufsitzbagger, von denen manche<br />
so konstruiert sind, dass die Kl<strong>eine</strong>n damit nicht baggern können. Mit dem<br />
jetzigen klappt das „Draufladen“ und „Auskippen“ aber prima, wie <strong>Jako</strong>b am<br />
Gemüsebeet mit Ausdauer demonstriert. Und vielleicht ist deshalb das Teil<br />
wie viele an<strong>der</strong>e, die er mitgetestet hat, in <strong>der</strong> nächsten Saison im JAKO-O<br />
Katalog zu entdecken. ●<br />
*Liebe JAKO-O Kundenfamilien,<br />
für Ihre Ideen, Anregungen und Kritik an unseren Produkten haben wir je<strong>der</strong>zeit ein<br />
offenes Ohr. Aus organisatorischen Gründen ist es aber lei<strong>der</strong> nicht möglich, sich<br />
als Testfamilie zu bewerben.
<strong>Was</strong> JAKO-O immer wie<strong>der</strong> gefragt wird ...<br />
Unsere FAQs – Friendly Answered Questions<br />
Wie spricht man<br />
JAKO-O richtig aus?<br />
Ist das Sortiment<br />
im Katalog und im<br />
Online-Shop identisch?<br />
<strong>Was</strong> haben FIT-Z und<br />
Qiéro! mit JAKO-O zu tun?<br />
Wird es demnächst<br />
weitere Filialen geben?<br />
Wie gehören JAKO-O,<br />
HABA und Wehrfritz<br />
zusammen?<br />
feiert Geburtstag<br />
Der Name JAKO-O ist von <strong>eine</strong>m Papagei namens <strong>Jako</strong>b inspiriert und<br />
wird entsprechend gesprochen: mit „j“ und zweimal langem „o“.<br />
Der Katalog kann nur <strong>eine</strong>n Teil unseres Sortimentes zeigen.<br />
Im Online-Shop finden Sie deutlich mehr Auswahl.<br />
FIT-Z und Qiéro! gehören zu JAKO-O. FIT-Z ist für größere Kin<strong>der</strong>,<br />
die JAKO-O Kin<strong>der</strong>kleidung nicht mehr mögen. Bei Qiéro! finden<br />
Mütter Mode, Schönes und Praktisches.<br />
In diesem Frühjahr eröffnen wir in Braunschweig sowie in Wiesbaden<br />
<strong>eine</strong>n neuen Laden. Weitere Filialen in Ballungsräumen sind geplant.<br />
Zu finden sind wir bereits in Hamburg, Stuttgart, Bochum, Erlangen,<br />
Freiburg und am Firmensitz in Bad Rodach.<br />
Wir sind die HABA-Firmenfamilie und arbeiten im nordbayerischen Bad<br />
Rodach alle für Kin<strong>der</strong> – nicht nur Tür an Tür, son<strong>der</strong>n auch viel miteinan<strong>der</strong>.<br />
JAKO-O INSIDE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
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28<br />
„Volles Haus“ beim 1. Familien-Kongress in Österreich<br />
„Mit Kin<strong>der</strong>n ist es nicht immer einfach – aber einfach immer schön“<br />
Bettina Peetz<br />
Geschäftsleitung JAKO-O<br />
Sehr erfreut über das große Interesse<br />
am 1. JAKO-O Familien-Kongress in<br />
Österreich zeigte sich JAKO-O Chefin<br />
Bettina Peetz. Sie versprach:<br />
„Wir kommen in zwei Jahren wie<strong>der</strong>.“<br />
Dr. Jan-Uwe Rogge<br />
hielt den Eltern überaus<br />
unterhaltsam den<br />
Spiegel vor.<br />
Dr. Dieter Breithecker<br />
von BAG Haltung und<br />
Bewegung ermunterte<br />
dazu, Kin<strong>der</strong> klettern<br />
und toben zu lassen.<br />
Die Pädagogin Monika<br />
Sturmair erklärte,<br />
warum Kin<strong>der</strong> ihre<br />
Eltern manchmal auf<br />
die Palme bringen.<br />
Der Pädagoge Erwin<br />
Zimmer gab Tipps,<br />
wie Kin<strong>der</strong> <strong>eine</strong>n<br />
<strong>gute</strong>n Start in <strong>der</strong><br />
Schule haben.<br />
... Aufmerksame und gut gelaunte Zuhörer/innen im Kongress & TheaterHaus Bad Ischl.<br />
Er war ein voller Erfolg, <strong>der</strong> 1. JAKO-O Familien-Kongress in Österreich:<br />
Fast 580 neugierige und wissenshungrige Mütter und Väter holten sich<br />
geballtes Know-how in Sachen Familie, lachten viel und genossen den<br />
Austausch mit an<strong>der</strong>en Eltern. Bei fast allen <strong>der</strong> insgesamt 19 Vorträge<br />
waren die Räume im schönen Kongress & TheaterHaus in Bad Ischl bis<br />
auf den letzten Platz besetzt.<br />
Mit handfesten Tipps und <strong>eine</strong>r großen<br />
Portion Humor informierten führende<br />
Experten zu Themen wie Erziehung, Schule,<br />
Familie, Partnerschaft und Gesundheit. „Mir<br />
hat es unglaublich gut getan, zu erfahren, dass<br />
kein Kind s<strong>eine</strong> Eltern aus bösem Willen<br />
ärgert, son<strong>der</strong>n dass oft ein unerfülltes Bedürfnis<br />
dahintersteht“, sagte <strong>eine</strong> Teilnehmerin.<br />
Auch <strong>der</strong> Austausch untereinan<strong>der</strong> kam nicht<br />
zu kurz. Beim Plau<strong>der</strong>n und Diskutieren in<br />
den Vortragspausen stellten viele Eltern fest,<br />
dass auch in an<strong>der</strong>en Familien nicht immer<br />
alles rund läuft und dies kein Grund ist, an<br />
<strong>der</strong> eigenen Elternkompetenz zu zweifeln.<br />
„Kin<strong>der</strong> brauchen k<strong>eine</strong> pädagogisch<br />
hyperaktiven Eltern“<br />
Oft konnten die Kongressbesucher in den Vorträgen<br />
heraushören: „Eltern, entspannt euch!<br />
Genießt die Zeit mit euren Kin<strong>der</strong>n“. Denn<br />
<strong>der</strong> Nachwuchs braucht k<strong>eine</strong> „pädagogisch<br />
hyperaktiven“ Mütter und Väter, wie zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> Erziehungsexperte Dr. Jan-Uwe Rogge<br />
formulierte. Er bewies auch in Bad Ischl sein<br />
Talent als Entertainer, <strong>der</strong> s<strong>eine</strong>n Zuhörerinnen<br />
und Zuhörern so unterhaltsam den Spiegel vorhielt,<br />
dass viele Tränen lachten und Rogge mit<br />
tosendem Applaus belohnten.
S<strong>eine</strong> Botschaft: „Bleibt authentisch und nehmt<br />
eure Kin<strong>der</strong> an, wie sie sind!“ S<strong>eine</strong>r Meinung<br />
nach sollten Eltern vor allem mit Dankbarkeit<br />
und Demut ihre Kin<strong>der</strong> ins Leben begleiten.<br />
Aufrütteln wollte Dr. Dieter Breithecker von<br />
<strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft Haltung und<br />
Be-wegung. Er machte eindringlich deutlich,<br />
dass Kin<strong>der</strong> beim Herumtoben Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
brauchen, um sich mit Körper, Geist<br />
und Seele gut zu entwickeln. Der Experte riet,<br />
den Sprösslingen zu vertrauen – auch wenn<br />
manch heikle Kletterpartie Eltern den Angstschweiß<br />
auf die Stirn treibt.<br />
„Hilfe! Mein Kind bringt mich auf die Palme“,<br />
hatte die Pädagogin Monika Sturmair<br />
ihren Vortrag überschrieben. Sie erklärte, dass<br />
hinter unverständlichem Verhalten des Nachwuchses<br />
oft ein unerfülltes Bedürfnis steht:<br />
Nach Geborgenheit, nach Zuwendung, nach<br />
Zugehörigkeit, nach Achtung. In <strong>eine</strong>r Art<br />
Hierarchie müssten zuerst Grundanfor<strong>der</strong>ungen<br />
nach Nahrung o<strong>der</strong> nach Sicherheit befriedigt<br />
sein, bevor sich höherrangige Bedürfnisse<br />
wie Erfolg o<strong>der</strong> Selbstverwirklichung erfüllen<br />
könnten, so Sturmair.<br />
Den unterhaltsamen Abschluss des Kongresses<br />
bildete das „Erziehungstheater“ <strong>der</strong> Schauspielerin<br />
und Mutter Sabine Bohlmann. Sie<br />
brachte das Familienleben perfekt auf den<br />
Punkt: „Mit Kin<strong>der</strong>n ist es nicht immer einfach<br />
– aber einfach immer schön“.<br />
„Wir kommen wie<strong>der</strong>“<br />
JAKO-O Chefin Bettina Peetz zieht <strong>eine</strong> überaus<br />
positive Bilanz zum 1. JAKO-O Familien-<br />
Kongress in Österreich: „Ich war sehr gespannt<br />
auf unsere österreichischen Kunden und freue<br />
mich, dass sie den Kongress so gut angenommen<br />
haben.“ Sie versprach: „Wir kommen<br />
wie<strong>der</strong>!“ In zwei Jahren soll <strong>der</strong> 2. JAKO-O<br />
Familien-Kongress in Österreich über die Bühne<br />
gehen.<br />
Auch Franz Schützene<strong>der</strong>, Leiter des oberösterreichischen<br />
Familienreferates, war mehr als<br />
zufrieden: „Wir sind begeistert! Der JAKO-O<br />
Familien-Kongress bietet Eltern <strong>eine</strong> attraktive,<br />
lebendige Plattform für Austausch und Anregungen<br />
und wird als solche von den Eltern hervorragend<br />
angenommen – <strong>der</strong> Kongress ist ein<br />
Flaggschiff für Elternbildung in Österreich.“<br />
Lesen Sie weiter auf <strong>der</strong> nächsten Seite<br />
Kongress & TheaterHaus Bad Ischl<br />
Pamela Botz und Stephan Hassel aus<br />
Mondsee haben ihre Kin<strong>der</strong> (3 und 6 Jahre)<br />
für <strong>eine</strong>n Tag zur Oma gebracht, um<br />
gemeinsam beim Familien-Kongress sein<br />
zu können. Dr. Rogge kannten sie als Autor<br />
und waren begeistert von s<strong>eine</strong>m Vortrag.<br />
Angehört haben sie sich zum Beispiel<br />
auch, warum Kin<strong>der</strong> Väter brauchen,<br />
wie es mit dem Schulstart klappt o<strong>der</strong><br />
wie Eltern ein Dreamteam werden.<br />
„Wenn es in zwei Jahren den nächsten<br />
Familien-Kongress gibt, sind wir wie<strong>der</strong><br />
dabei“, versprechen die beiden.<br />
Bil<strong>der</strong>, Eindrücke, Meinungen ...<br />
Carmen Käufler aus Schneizlreuth<br />
(Mitte), Mutter von vier Kin<strong>der</strong>n im Alter<br />
von 7, 5, 3 und 1 Jahr hat im JAKO-O<br />
Katalog vom Kongress gelesen und ist<br />
mit ihren Freundinnen Maria Bergmair<br />
(links) und Christina Schmuck (rechts)<br />
nach Bad Ischl gekommen. „Beson<strong>der</strong>s<br />
interessiert hat mich das Thema Trotzen“,<br />
sagt sie. Alle drei Mütter fanden die<br />
Vorträge von Dr. Jan-Uwe Rogge<br />
„einfach klasse“.<br />
Die Vorträge waren nicht nur informativ, son<strong>der</strong>n auch unterhaltsam.<br />
JAKO-O INSIDE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
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JAKO-O INSIDE<br />
30<br />
Eine Besucherin mit <strong>eine</strong>m <strong>der</strong> jüngsten Teilnehmer.<br />
Klicktipp:<br />
Mehr Infos, Fotos und Videos zu den<br />
JAKO-O Familien-Kongressen unter:<br />
www.jako-o.de/familienkongress<br />
„Volles Haus“ beim 1. Familien-Kongress in Österreich<br />
Bil<strong>der</strong>, Eindrücke,<br />
Meinungen ...<br />
In den Pausen waren die Büchertische dicht umlagert. „Auftanken“ und Entspannen zwischen den Vorträgen.<br />
Reichlich Auswahl an Lesestoff für Zuhause.<br />
In <strong>der</strong> Planung:<br />
<strong>Was</strong> hören wir uns als nächsten Vortrag an?<br />
„M<strong>eine</strong> Erwartungen haben sich voll<br />
erfüllt“, sagt Bettina Hütter-Grusel<br />
aus Altausee, Mutter von zwei Kin<strong>der</strong>n<br />
im Alter von fünf und sechs Jahren.<br />
Auch sie zeigt sich begeistert vom<br />
Eröffnungsvortrag von Dr. Jan-Uwe<br />
Rogge. „Ich bin allgemein interessiert<br />
an allen Themen rund um Erziehung<br />
und Familie, so dass ich gleich neugierig<br />
auf den Kongress war, als ich davon<br />
gelesen habe“, berichtet sie.<br />
„Man macht doch mehr richtig, als man<br />
denkt“, sagt Eva Wimmer-Ripfl aus<br />
Altausee. Sie mache sich viele Gedanken,<br />
wie sie mit den Kin<strong>der</strong>n richtig<br />
umgehe, erzählt sie. Hier beim JAKO-O<br />
Familien-Kongress habe sie viel an<br />
Sicherheit gewonnen. „Außerdem war<br />
es gut zu erfahren, dass man auch mal<br />
schlecht drauf sein darf“, meint die<br />
Mutter von zwei Kin<strong>der</strong>n im Alter von<br />
drei und fünf Jahren.
Illustration: Thomas Fahr<br />
M<strong>eine</strong> Tochter Nele war gerade ein halbes<br />
Jahr alt, da wurde ich unruhig: Die<br />
erste turbulente Zeit mit Kind war glücklich<br />
überstanden, die wildesten Schrei-Attacken<br />
ebenfalls, und an die Nächte ohne Schlaf<br />
hatte ich mich irgendwie gewöhnt. Zeit für<br />
neue Aufgaben also. Dachte ich und machte<br />
mich daran, <strong>eine</strong> Kin<strong>der</strong>gruppe zu suchen,<br />
die sich halbtags um das Wohl m<strong>eine</strong>s Kindes<br />
kümmern sollte. Mein Ziel: nach etwa<br />
acht Monaten im Stillwahn die Spucktücher<br />
für ein paar Stunden am Tag an den<br />
Nagel zu hängen und wie<strong>der</strong> zu arbeiten.<br />
Dass es in Deutschland nicht einfach ist,<br />
<strong>eine</strong>n Platz in <strong>eine</strong>r Kin<strong>der</strong>gruppe zu finden,<br />
war mir bekannt. Dass es aber unmöglich<br />
sein sollte, bestritt ich. Dass <strong>der</strong> Bedarf aber<br />
auch in Münster (Westfalen) noch bei weitem<br />
nicht gedeckt ist, erfuhr ich bald. „Wir<br />
schreiben Nele gern auf unsere Warteliste“,<br />
lautete die Standard-Antwort bei m<strong>eine</strong>n<br />
Telefonaten. O<strong>der</strong>: „Ach, wenn Nele ein<br />
Junge wäre, hätten wir noch <strong>eine</strong>n Platz für<br />
sie.“ Auch gern gehört: „Nele ist ein halbes<br />
Jahr zu jung. So passt sie nicht in unsere<br />
Gruppenstruktur.“<br />
Bei <strong>eine</strong>r KiTa schaffte unsere Familie es<br />
sogar in die Auswahlrunde (<strong>eine</strong> Freundin<br />
hatte ein <strong>gute</strong>s Wort für uns eingelegt). Mein<br />
Mann und ich erschienen angemessen aufgeregt<br />
zum Elterntreffen, das Casting-<br />
Shows <strong>der</strong> privaten Fernsehsen<strong>der</strong> locker<br />
in den Schatten stellte: Eine Front von<br />
knapp zwanzig verschlossenen Gesichtern<br />
Helga Reitter<br />
arbeitet seit über 20 Jahren als Journalistin und sieht darin<br />
immer noch ihren Traumjob. Seit <strong>der</strong> Geburt ihrer Kin<strong>der</strong><br />
ist sie freiberuflich tätig und lehrt am Institut für<br />
Kommunikationswissenschaft an <strong>der</strong> WWU Münster.<br />
Mit ihrem Mann und den Kin<strong>der</strong>n Nele (8), Johann (6)<br />
und Annika (3) lebt sie in Münster, Westfalen.<br />
In wirbelwind erzählt sie mit <strong>eine</strong>m Augenzwinkern<br />
von <strong>der</strong> schwierigen Suche nach <strong>eine</strong>m <strong>Kita</strong>-Platz<br />
und von ihrer ganz persönlichen Lösung.<br />
Wartelisten und<br />
Eltern-Castings …<br />
… warum die Gründung <strong>eine</strong>r eigenen Kin<strong>der</strong>gruppe<br />
das einzig Wahre ist<br />
hockte auf Kin<strong>der</strong>stühlen an Kin<strong>der</strong>tischen<br />
in <strong>der</strong> Küche <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gruppe. Wie die<br />
Menschen heißen, mit denen wir diesen Abend<br />
verbrachten, wissen wir bis heute nicht. Dafür<br />
nahmen sie sich die Freiheit, Fragen zu<br />
Themen wie Neles Persönlichkeitsstruktur,<br />
die Karriereplanung m<strong>eine</strong>s Mannes, zu weiteren<br />
Kin<strong>der</strong>wünschen, Impfverhalten und<br />
natürlich zu beson<strong>der</strong>en Fähigkeiten wie<br />
Gärtnern, Basteln, Schrauben zu stellen. Das<br />
einzige Thema, das sie nicht ansprachen, war<br />
die Beschaffenheit m<strong>eine</strong>s Beckenbodens.<br />
Aber wohl nur deshalb, weil irgendwann die<br />
Zeit knapp wurde.<br />
Kurz nach diesem Abend <strong>der</strong> Selbstentblößung<br />
erfuhren wir dann, dass Nele nicht in<br />
den erlauchten Kreis <strong>der</strong>jenigen Kin<strong>der</strong> aufgenommen<br />
werde, die zukünftig hier spielen<br />
durften. Die Begründung: Mein Mann und<br />
ich hätten so <strong>eine</strong>n stabilen Eindruck hinterlassen,<br />
dass wir unsere Betreuungs-Probleme<br />
sicherlich auch an<strong>der</strong>weitig gelöst<br />
bekämen. Die Elternschaft dieser Kin<strong>der</strong>gruppe<br />
sah sich jedenfalls nicht bemüßigt,<br />
das für uns zu tun.<br />
Enttäuschung, Wut und das Gefühl, <strong>eine</strong><br />
solche Demütigung nicht noch einmal erleben<br />
zu wollen, ließen uns dann zur Tat<br />
schreiten: Wir gründeten selbst <strong>eine</strong> Kin<strong>der</strong>gruppe.<br />
Die sieben Gründungsmitglie<strong>der</strong> für<br />
den Verein waren sofort gefunden, <strong>eine</strong> passende<br />
kl<strong>eine</strong> Wohnung ebenfalls, flugs beantragten<br />
wir <strong>eine</strong> Betriebserlaubnis beim<br />
Jugendamt. Erstaunlicherweise hielt sich hier<br />
die Begeisterung für <strong>eine</strong> solche Kin<strong>der</strong>gruppe<br />
in Grenzen. Erst nach mehreren Diskussionen<br />
gaben schließlich sowohl Stadt- als<br />
auch Landesjugendamt ihr Okay – die „Kekkis“,<br />
wie die Gruppe heißt, durften loslegen.<br />
Die Eltern lernten sich und ihre neuen Empfindlichkeiten<br />
rund um die lieben Kl<strong>eine</strong>n<br />
ganz neu kennen: Von Öffnungszeiten bis<br />
Wandgestaltung, vom Umgang mit beißenden<br />
Kleinkin<strong>der</strong>n bis zum perfekten<br />
Zeitpunkt des Mittagsschlafs – kaum ein<br />
Punkt, über den sie nicht perfekt streiten<br />
konnten. Aber mit viel Zeit und Lust, einmal<br />
auch mithilfe <strong>eine</strong>r Mediatorin, fanden<br />
die Mamas und Papas immer wie<strong>der</strong> <strong>eine</strong>n<br />
Weg aus <strong>der</strong> Krise.<br />
<strong>Was</strong> als privat finanzierte Kin<strong>der</strong>gruppe anfing,<br />
ist mittlerweile längst von Stadt und<br />
Land anerkannt und nach dem Kin<strong>der</strong>bildungsgesetz<br />
(Kibiz) öffentlich geför<strong>der</strong>t.<br />
Drei Erzieherinnen und <strong>eine</strong> Praktikantin<br />
betreuen 35 Stunden in <strong>der</strong> Woche neun<br />
Kin<strong>der</strong>. Mitsprache gibt es noch immer, aber<br />
die Tagesordnung ist mittlerweile oft kurz.<br />
Unsere Kin<strong>der</strong> sind inzwischen aus dem<br />
„Kekkis“-Alter herausgewachsen. <strong>Was</strong> bleibt,<br />
ist die Überzeugung, unseren Kin<strong>der</strong>n in<br />
<strong>der</strong> ersten Lebensphase <strong>eine</strong> Umgebung<br />
geschaffen zu haben, die ihnen Wurzeln<br />
für die Zukunft wachsen ließ. So war es<br />
zwar nie mein Wunsch, selbst <strong>eine</strong> Kin<strong>der</strong>gruppe<br />
zu gründen. Aber es ist ein wun<strong>der</strong>bares<br />
Gefühl, es geschafft zu haben. ●<br />
KIGA + SCHULE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
31
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
32<br />
€?<br />
<strong>Was</strong> Mama verdienen müsste!?<br />
„Heimchen am Herd“?<br />
Haushalt und Familie versorgen,<br />
Kin<strong>der</strong> erziehen und betreuen,<br />
das ist <strong>Wert</strong>-haltige Arbeit –<br />
wer immer sie leistet, bezahlt<br />
o<strong>der</strong> unbezahlt.<br />
Illustrationen: Thomas Fahr<br />
Text: Frauke Oblän<strong>der</strong>-Garlichs<br />
Ein Betreuungsgeld – für Eltern,<br />
die für ihre unter 3-jährigen<br />
Kin<strong>der</strong> k<strong>eine</strong>n Krippenplatz<br />
finden o<strong>der</strong> wollen – sei <strong>eine</strong><br />
„Verdummungsprämie für die<br />
Kin<strong>der</strong>“, so <strong>der</strong> für Bildung zuständige<br />
Vorstand <strong>der</strong> Bertelsmann-<br />
Stiftung im WDR Ende Oktober<br />
2011. Soll wohl heißen: Bei den<br />
eigenen Eltern verdummen die<br />
ganz Kl<strong>eine</strong>n?! – Eine haarsträubende<br />
Abwertung <strong>der</strong> Erziehungsarbeit<br />
von Eltern!<br />
Mit Verlaub: Dieser Vorstand war<br />
wohl auch nicht in <strong>der</strong> Krippe!<br />
Außerdem: Nur für jedes dritte Kind<br />
dieser Altersgruppe wird es ab 2013<br />
überhaupt <strong>eine</strong>n Platz in <strong>der</strong> Tagesbetreuung<br />
geben. (S. Kasten Seite 36)<br />
Nicht min<strong>der</strong> abwertend ist<br />
die Rede von <strong>eine</strong>r „Herdprämie“<br />
– wie immer man zum<br />
Betreuungsgeld stehen<br />
mag. Auch damit werden<br />
<strong>Familienarbeit</strong> und diejenigen,<br />
die diese Arbeit zumeist leisten,<br />
die Mütter, – auch die erwerbstätigen!<br />
– degradiert.<br />
wirbelwind Redakteurin<br />
Frauke Oblän<strong>der</strong>-Garlichs ist<br />
darüber zornig und geht deshalb<br />
hier <strong>der</strong> <strong>Wert</strong>-Schätzung von<br />
Haus- und Erziehungsarbeit nach.
Mit <strong>der</strong> gesellschaftlichen <strong>Wert</strong>schätzung<br />
von Familien- und Hausarbeit,<br />
die immerhin zu über drei Vierteln von<br />
Frauen erledigt wird, ist es hierzulande nicht<br />
weit her. Das m<strong>eine</strong>n aktuell über 80 Prozent<br />
<strong>der</strong> Deutschen. Erfreulich ist aber, dass<br />
die Anerkennung dieser Arbeit durch den<br />
eigenen Partner kontinuierlich gewachsen<br />
ist.* Denn zunehmend mehr Väter haben<br />
eigene Erfahrung mit dem Familienalltag.<br />
Erzieherin und Psychologin, Haushaltsmanagerin<br />
und Krankenschwester, Eventmanagerin<br />
und Nachhilfelehrerin und nebenbei<br />
auch Köchin, Reinigungs- und <strong>Was</strong>chfrau<br />
etc. etc. – was ist diese Arbeit wert? Als<br />
„Arbeit aus Liebe“ unbezahlbar! OK! Ihr<br />
emotionaler und sozialer <strong>Wert</strong> kann sicherlich<br />
nicht bezahlt und nicht in den üblichen<br />
wirtschaftlichen Gesamtrechnungen abgebildet<br />
werden. Er bleibt deshalb trotz s<strong>eine</strong>r<br />
enormen Bedeutung für das Wohlleben <strong>der</strong><br />
Menschen unsichtbar. Aber Betreuungs-,<br />
Erziehungs-, Pflege- und Hausarbeit sind<br />
durchaus auch in Euro messbare, wertschöpfende<br />
Vorgänge – und das nicht zu knapp,<br />
wie Berechnungen des Statistischen Bundesamtes<br />
zeigen!<br />
– eher zu gering geschätzt<br />
Doch zuerst: <strong>Was</strong> müsste „Mama“ nun tatsächlich<br />
verdienen – zum Beispiel <strong>eine</strong> Mutter<br />
von zwei kl<strong>eine</strong>n Kin<strong>der</strong>n, die nach <strong>eine</strong>r<br />
Familienstudie des Instituts für Demoskopie<br />
Allensbach im Auftrag <strong>der</strong> Firma Vorwerk<br />
durchschnittlich 12 Stunden pro Tag mit<br />
Arbeit belastet ist?<br />
Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung<br />
wären knapp 1.600 Euro brutto pro Monat<br />
angemessen. Männer geben <strong>eine</strong>n durchschnittlichen<br />
Betrag von 1.866 Euro als angemessen<br />
an. Frauen mit kl<strong>eine</strong>n Kin<strong>der</strong>n<br />
empfinden das als zu gering, ihre Vorstellung<br />
liegt bei monatlich 2.100 Euro brutto. Das<br />
ergaben die Befragungen zur erwähnten Familienstudie.<br />
Warum so bescheidene Beträge<br />
für <strong>eine</strong> gut 80-Stunden-Woche bzw.<br />
€?<br />
Zwölf Stunden täglich im Einsatz<br />
bei zwei kl<strong>eine</strong>n Kin<strong>der</strong>n – das<br />
macht allein am spärlichen Stundenlohn<br />
<strong>eine</strong>r Tagesmutter gemessen<br />
(3 – 4 Euro pro Kind) über<br />
2.500 Euro brutto im Monat.<br />
<strong>eine</strong>n „Rund-um-die-Uhr-Job“, wie ihn nach<br />
übereinstimmen<strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Befragten<br />
<strong>eine</strong> Mutter von zwei kl<strong>eine</strong>n Kin<strong>der</strong>n hat?<br />
Zum Vergleich: Der Lohn <strong>eine</strong>r Erzieherin<br />
mit ca. 10 Dienstjahren liegt nach Tarif 2011<br />
bei monatlich gut 2.700 Euro brutto für die<br />
38,5-Stunden-Woche bzw. bei <strong>eine</strong>m Stundenlohn<br />
von gut 16 Euro. Für unsere Beispielsmutter<br />
wäre das bei <strong>eine</strong>r 7-Tage-Woche à<br />
12 Arbeitsstunden ein Bruttomonatslohn<br />
von 5.760 Euro ohne Überstundenzuschläge<br />
etc. und ohne Arbeitgeberbeiträge.<br />
O<strong>der</strong> rechnen wir nur das nicht beson<strong>der</strong>s<br />
üppige Gehalt <strong>eine</strong>r Hauswirtschafterin –<br />
die allerdings nicht wie <strong>eine</strong> Familienfrau<br />
selbstständig wirtschaftet – von rund 2.200<br />
Euro im Monat. Das wären bei gut doppelt<br />
so viel Arbeitsstunden an die 4.500 Euro.<br />
Eine amerikanische Studie hat sogar festgestellt,<br />
dass <strong>eine</strong> Hausfrau mit Kin<strong>der</strong>n nach<br />
ihren Jobmerkmalen und durchschnittlichen<br />
Arbeitszeiten ein Jahresgehalt von über<br />
90.000 Euro erhalten müsste.<br />
Versicherungen hingegen tun sich bei <strong>der</strong><br />
Unterbewertung von Haus- und <strong>Familienarbeit</strong><br />
hervor: In <strong>der</strong> Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
wird <strong>eine</strong> Hausfrau nur bis maximal<br />
1.000 Euro monatlicher Rente versichert.<br />
Und wenn sie nach <strong>eine</strong>m fremd ver-<br />
ursachten Unfall ihren Haushalt nicht mehr<br />
voll versorgen kann, wird für die Feststellung<br />
des so genannten Haushaltsführungsschadens<br />
lediglich <strong>der</strong> Stundenlohn <strong>eine</strong>r Haushaltshilfe<br />
angesetzt! Die gesetzliche Unfallversicherung<br />
bietet gleich gar k<strong>eine</strong>n<br />
Schutz für unbezahlte Haus- und <strong>Familienarbeit</strong>,<br />
wohl aber für viele ebenfalls unbezahlte<br />
Tätigkeiten im Ehrenamt.<br />
– gesamtwirtschaftlich<br />
sperrig zu schätzen<br />
Gesamtwirtschaftlich ist das Statistische<br />
Bundesamt an dem <strong>Wert</strong> <strong>der</strong> unbezahlten<br />
Arbeit in Haushalt und Familie interessiert.<br />
Um ihn messen und mit <strong>der</strong> Marktproduktion<br />
(BIP=Bruttoinlandsprodukt) vergleichen<br />
zu können, wurden vor zwanzig und<br />
vor zehn Jahren Zeitbudgeterhebungen (wer<br />
verbringt mit welcher Tätigkeit wie viel Zeit)<br />
durchgeführt. Eine dritte Zeitbudgeterhebung<br />
ist für dieses Jahr geplant. Ihre Auswertung<br />
wird aber erst 2014/2015 vorliegen.<br />
Die für <strong>eine</strong> Tätigkeit aufgewendete Zeit ist<br />
ein praktikabler gemeinsamer Maßstab für<br />
unbezahlte und bezahlte Arbeit. Dabei wird<br />
als unbezahlte Arbeit nur das betrachtet, was<br />
auch von Dritten in bezahlter Erwerbsarbeit<br />
– man spricht vom so genannten Drittpersonenkriterium<br />
– übernommen werden könnte.<br />
Mit dieser Abgrenzung ist die Zeiterhebung<br />
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
33
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
34<br />
sicher, dass nicht Freizeitaktivitäten o<strong>der</strong><br />
Eigenzeiten – also we<strong>der</strong> Kaffeekränzchen<br />
noch Haare stylen etc. – das Ergebnis des<br />
Zeitaufwandes für Haus- und <strong>Familienarbeit</strong><br />
verfälschen können.<br />
<strong>Was</strong> auch von bezahlten Kräften getan werden<br />
könnte, das kann auch nach <strong>der</strong>en<br />
Marktlöhnen in Geldwert berechnet werden.<br />
Die Statistiker bevorzugen dabei die<br />
Bewertung mit Nettostundenlöhnen, denn<br />
für unbezahlte Arbeit werden ja k<strong>eine</strong> Abgaben<br />
geleistet. Allerdings gibt es für sie auch<br />
k<strong>eine</strong>, zum Teil arbeitgeberfinanzierten, Sozialleistungen<br />
wie Urlaub, Urlaubsgeld, spätere<br />
Rentenleistungen etc.<br />
– verschiedene Schätzmaßstäbe<br />
So weit, so gut, aber welche Stundenlöhne<br />
sollen die Basis <strong>der</strong> Berechnung bilden? Da<br />
gibt es vier grundsätzliche Möglichkeiten:<br />
Am schwierigsten dürfte es sein, die vielfältige<br />
Arbeit <strong>eine</strong>r Mutter und Hausfrau mit<br />
mehreren Kin<strong>der</strong>n nach unterschiedlichen<br />
Spezialistenlöhnen aufzuschlüsseln. Denn<br />
bis zu 260 verschiedene Tätigkeitsfel<strong>der</strong> sollen<br />
in dieser Arbeit versteckt sein, fand man<br />
an <strong>der</strong> Universität Hohenheim heraus.<br />
Ein eher praktikabler Weg <strong>der</strong> Annäherung<br />
an den Geldwert dieser Arbeit wäre die Heranziehung<br />
des Lohnes <strong>eine</strong>r Erzieherin in<br />
Verbindung mit dem <strong>eine</strong>r selbstständig<br />
arbeitenden Hauswirtschafterin, wie wir es<br />
zuvor beschrieben haben.<br />
Sicherlich am einfachsten könnte man die in<br />
<strong>der</strong> Familie erbrachten unbezahlten Dienstleistungen<br />
pauschal mit dem Durchschnittslohn<br />
aller Beschäftigten bewerten. 2010<br />
betrug er brutto rd. 2600 € monatlich. So<br />
geschieht es übrigens bei <strong>der</strong> Anerkennung<br />
<strong>der</strong> Babyjahre in <strong>der</strong> Rentenversicherung.<br />
Mütter erhalten drei Babyjahre pro Kind in<br />
<strong>eine</strong>r Höhe gutgeschrieben, als hätten sie<br />
drei Jahre lang <strong>eine</strong>n durchschnittlichen<br />
Erwerbslohn bezogen.<br />
Schließlich könnte man die Arbeit von Familienfrauen<br />
auch mit ihrem individuellen<br />
Lohn bewerten, den sie als Erwerbstätige<br />
erzielen könnten, wenn sie ihre Zeit nicht in<br />
die <strong>Familienarbeit</strong> stecken. Das nennt man<br />
den Opportunitätskostenansatz. In diesem<br />
Fall wäre die gleiche Haus- und <strong>Familienarbeit</strong><br />
<strong>eine</strong>r Ärztin ein Vielfaches mehr wert als<br />
die <strong>eine</strong>r Altenpflegerin. Übrigens, so funktioniert<br />
das Elterngeld. Wer vor <strong>der</strong> Geburt<br />
s<strong>eine</strong>s Kindes mehr verdiente, erhält auch im<br />
ersten Jahr <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung mehr Elterngeld.<br />
Zitat:<br />
€?<br />
Bis zu 260 verschiedene<br />
Tätigkeitsfel<strong>der</strong> sind in <strong>der</strong> Arbeit<br />
<strong>eine</strong>r Familienfrau versteckt.<br />
– bei vorsichtiger <strong>Wert</strong>-Schätzung<br />
So o<strong>der</strong> so, die Bewertung von Haus- und<br />
<strong>Familienarbeit</strong> ist <strong>eine</strong> sperrige Angelegenheit,<br />
um die sich die Statistiker schon seit<br />
rund 20 Jahren intensiv bemühen. Im Ergebnis<br />
zeigen sie aber, „dass die <strong>Wert</strong>schöpfung<br />
<strong>der</strong> privaten Haushalte auch bei <strong>der</strong><br />
vorsichtigsten Bewertung im Sinne <strong>eine</strong>r<br />
Untergrenze ökonomisches Gewicht hat: Sie<br />
entspricht … in etwa <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung<br />
<strong>der</strong> deutschen Industrie (produzierendes<br />
Gewerbe ohne Bau) plus <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung<br />
<strong>der</strong> Bereiche Handel, Gastgewerbe<br />
und Verkehr zusammen.“<br />
„Familiengründung und Kin<strong>der</strong>bekommen<br />
verkörpern in Deutschland offensichtlich k<strong>eine</strong> <strong>Wert</strong>e,<br />
die in <strong>der</strong> Gesellschaft anerkannt sind“.<br />
So heißt es beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) zu den Ergebnissen<br />
<strong>eine</strong>r Umfrage des Instituts aus 2011. 96 Prozent <strong>der</strong> Eltern glauben<br />
nicht, dass Kin<strong>der</strong> ihr gesellschaftliches Ansehen steigern. Hingegen befürchten<br />
sie, dass sie ab drei Kin<strong>der</strong>n mit jedem weiteren Kind soziales Prestige einbüßen!
Auf jeden Fall würde „die gesamte Wirtschaftsleisstung<br />
<strong>der</strong> Volkswirtschaft erheblich (um mindestens<br />
ein Drittel) steigen, wenn man die Eigenleistung<br />
privater Haushalte vollständig in die volkswirtschaftliche<br />
Gesamtrechnung einbeziehen<br />
würde“, heißt es beim Statistischen Bundesamt.<br />
2010 betrug das BIP 2500 Mrd. € in Deutschland.<br />
Aber die <strong>Wert</strong>schöpfung <strong>der</strong> unbezahlten Arbeit<br />
wird aus verschiedenen Gründen nicht in die<br />
Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) einbezogen.<br />
Sie wird nur als Satellitenrechnung parallel<br />
zu den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />
dargestellt und in ihrer Größenordnung<br />
sichtbar gemacht. Das ist international abgesprochen.<br />
Doch dieses zweierlei Maß führt zu irreführenden<br />
Ergebnissen. (Siehe Kasten nebenstehend)<br />
– Fehleinschätzung<br />
Ein Schweizer Minister machte das einmal wie<br />
folgt deutlich: Wenn er <strong>eine</strong> Haushälterin einstelle,<br />
dann wachse das BIP. Wenn er sie später heirate,<br />
dann sinke es wie<strong>der</strong>, weil dann dieselbe Arbeit<br />
unbezahlt geleistet wird.<br />
Umgekehrt gilt: wenn Eltern insgesamt immer<br />
mehr und länger erwerbstätig sind, müssen sie<br />
immer mehr Betreuung, Pflege o<strong>der</strong> Hausarbeit<br />
bei Institutionen und Serviceanbietern einkaufen.<br />
Dann wächst das Bruttoinlandsprodukt, das den<br />
<strong>Wert</strong> aller über den Markt hergestellten Waren<br />
und Dienstleistungen misst, wun<strong>der</strong>sam gleich von<br />
zwei Seiten: Durch das Mehr an Erwerbsarbeit <strong>der</strong><br />
Eltern und durch die bezahlten Dienstleistungen.<br />
Tatsächlich aber gehen wir <strong>eine</strong>r „kollektiven<br />
Illusion“ auf den Leim – denn was da gewachsen<br />
ist, war nur <strong>eine</strong> Verlagerung. Die wie<strong>der</strong>um erzwingt<br />
öffentliche Anstrengungen, vorrangig die<br />
Frauen bei <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Erwerbs- und<br />
<strong>Familienarbeit</strong> zu unterstützen – Stichworte: Elterngeld,<br />
Elternzeit, Familienpflegezeit, Krippenausbau,<br />
Ganztagsschule etc. <strong>Was</strong> wie<strong>der</strong>um indirekt<br />
den hohen <strong>Wert</strong> <strong>der</strong> häuslichen Arbeit bestätigt!<br />
●<br />
*Vorwerk Familienstudie 2006 und 2009<br />
Zitat:<br />
<strong>Was</strong> Mama verdienen müsste!?<br />
Den Wohlstand ehrlich messen<br />
„Ansch<strong>eine</strong>nd haben wir zu sehr und seit zu langem persönliche<br />
Vervollkommnung und Gemeinschaftswerte aufgegeben zugunsten<br />
schierer Aufhäufung materieller <strong>Wert</strong>e. Unser Bruttonationaleinkommen<br />
… rechnet Luftverschmutzung und Zigarettenwerbung<br />
ein und Krankenwagen, die das Blutbad unserer Highways ausräumen.<br />
Es rechnet Spezialschlösser für unsere Türen ein und<br />
Gefängnisse für die Leute, die sie aufbrechen. … und Panzerwagen<br />
für die Polizei im Kampf gegen Aufstände in unseren Städten.<br />
… Aber das Bruttonationaleinkommen hat k<strong>eine</strong>n Platz für die<br />
Gesundheit unserer Kin<strong>der</strong>, die Qualität ihrer Erziehung o<strong>der</strong> … die<br />
Stärke unserer Ehen … Es misst we<strong>der</strong> unseren Mut, we<strong>der</strong> unsere<br />
Weisheit noch unser Lernen … Kurzum: Es misst alles, außer dem,<br />
was das Leben lebenswert macht.“ (Robert Kennedy 1968)<br />
Rund 40 Jahre nach dieser Erkenntnis beginnt – angesichts <strong>der</strong> Finanzkrisen –<br />
auch unsere Politik zu zweifeln, ob wir den Wohlstand nicht neu und treffen<strong>der</strong><br />
vermessen müssen. Offensichtlich ist die Fixierung auf die Messgröße<br />
Bruttoinlandsprodukt – Wachstum egal wie! – nicht mehr zukunftsfähig.<br />
Deshalb hat <strong>der</strong> Deutsche Bundestag <strong>eine</strong> Enquetekommission „Wachstum,<br />
Wohlstand, Lebensqualität“ eingesetzt. Ihr Ziel ist es, <strong>eine</strong>n ganzheitlichen<br />
Wohlstands- und Fortschrittsindikator zu entwickeln. Dazu wurden 17 Experten<br />
in die Kommission gebeten – zwei Drittel aus <strong>der</strong> Wirtschaft und den Wirtschaftswissenschaften<br />
und nur <strong>eine</strong> einzige Frau, Professorin für Allgem<strong>eine</strong><br />
Volkswirtschaft.<br />
Ob da die Bedeutung <strong>der</strong> unbezahlten Arbeit für Familien, für Kranke und<br />
Alte in <strong>eine</strong> ehrliche Wohlstandsmessung eingebracht wird? Wenn aber<br />
weiter „unser Wohlergehen mit dem falschen Maßstab gemessen wird,<br />
findet mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die falsche Politik statt!“<br />
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
35
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
36<br />
<strong>Was</strong> Mama verdienen müsste!?<br />
Seit Herbst 2011 erhitzen<br />
sich wie<strong>der</strong> einmal die Gemüter<br />
am geplanten Betreuungsgeld<br />
für unter 3-Jährige (nicht für<br />
Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong>.)<br />
Die Fakten:<br />
Nach dem Kin<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ungsgesetz von<br />
2008 soll es bis 2013 im Durchschnitt<br />
für jedes dritte Kind unter drei Jahren <strong>eine</strong>n<br />
Platz in <strong>eine</strong>r Tagesbetreuung (Krippe<br />
o<strong>der</strong> Tagesmutter) geben. Die Betriebskosten<br />
pro Krippenplatz werden mit rund<br />
1.250 Euro pro Monat beziffert*, davon<br />
sind rund 1.000 Euro öffentliche Subventionen.<br />
Den verbleibenden Rest zahlen in<br />
<strong>der</strong> Regel die Eltern.<br />
Für die an<strong>der</strong>en zwei Drittel <strong>der</strong> Unterdreijährigen,<br />
die k<strong>eine</strong>n Krippenplatz finden<br />
bzw. wollen, wurde – quasi als Aus-<br />
gleich – im Kin<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ungsgesetz <strong>der</strong><br />
großen Koalition und in <strong>der</strong> Koalitionsvereinbarung<br />
<strong>der</strong> schwarz-gelben Bundesregierung<br />
ab 2013 ein Betreuungsgeld<br />
in Aussicht gestellt: 150 Euro monatlich<br />
für zwei Jahre im Anschluss an<br />
das Elterngeld – weniger als ein Sechstel<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Subventionen für<br />
<strong>eine</strong>n Krippenplatz. Aktuelle Pläne sehen<br />
noch weniger vor (siehe Seite 51).<br />
*Kommunalverband für Jugend und Soziales<br />
Baden-Württemberg<br />
Rückblick:<br />
Sie „reget ohn Ende die fleißigen Hände ...“<br />
Seit Mitte <strong>der</strong> siebziger Jahre findet die<br />
„Arbeit aus Liebe“, die Haus- und <strong>Familienarbeit</strong><br />
– vorwiegend den Frauen qua<br />
Geschlecht zugewiesen – wie<strong>der</strong> politische<br />
und wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Immer<br />
häufiger wurden Debatten über „Lohn für<br />
Hausarbeit“ geführt, und erstmals untersuchte<br />
die Soziologin Helge Pross repräsentativ<br />
den Zeitaufwand und die Arbeitsbelastung<br />
von nicht erwerbstätigen Ehefrauen,<br />
sprich Hausfrauen (1975). Bald bestätigten<br />
auch höchstrichterliche Entscheidungen:<br />
Familien- und Erwerbsarbeit sind gleichwertig<br />
und gleichermaßen Wohlstand schaffend.<br />
Zuvor wurde die <strong>Wert</strong>igkeit von Haus- und<br />
<strong>Familienarbeit</strong> zuletzt um die Wende vom<br />
19. zum 20. Jahrhun<strong>der</strong>t breiter thematisiert<br />
und diskutiert. Eine genossenschaftliche Organisation<br />
des Haushaltes mit Serviceleistungen,<br />
Entlohnung <strong>der</strong> Hausarbeit, rechtliche<br />
Anerkennung von Mütter- und Hausarbeit<br />
sind damals die Stichworte <strong>der</strong> eher<br />
linken Frauenbewegung – ohne Erfolg freilich.<br />
In den 20er Jahren war Hausarbeit mehr mit<br />
dem Aspekt ihrer Rationalisierung und besseren<br />
Effizienz im Blick. Die U-förmige<br />
Frankfurter Küche <strong>der</strong> kleinsten Wege wurde<br />
1926 entworfen, Urtyp <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Küche. Die Industrie erkannte im eigenen<br />
Interesse, dass es auch im privaten Haushalt<br />
um Arbeit ging, und erfand immer mehr<br />
praktische Haushaltstechnik.<br />
Freilich zeigte sich bald, dass <strong>der</strong> Einsatz von<br />
Haushaltstechnik die <strong>Familienarbeit</strong> nicht<br />
wirklich verringert, son<strong>der</strong>n bis heute eher<br />
parallel läuft mit neuen und auch steigenden<br />
Forum:<br />
Tauschen Sie sich mit<br />
an<strong>der</strong>en Eltern zu<br />
diesem Thema aus!<br />
www.jako-o.de/familienarbeit<br />
Ansprüchen an Haushaltsführung, Kin<strong>der</strong>erziehung,<br />
Regeneration und Sozialisation.<br />
Es war im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, als die<br />
unentgeltlich geleistete häusliche Arbeit –<br />
Versorgung von Haus und Familie, Erziehung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> – zunehmend ihren Arbeitscharakter<br />
verlor und zugleich an öffentlichem<br />
Respekt einbüßte.<br />
Damals verlagerte sich die Erwerbsarbeit<br />
immer stärker auf außerhalb des Hauses, vor<br />
allem in die Manufakturen und Kontore,<br />
und die Geldwirtschaft wurde gegenüber <strong>der</strong><br />
Naturalwirtschaft bestimmend. Die Trennung<br />
von häuslicher Fürsorge und außerhäuslicher<br />
Erwerbsarbeit, von Reproduktion<br />
bzw. Regeneration und Produktion ließ zunehmend<br />
vergessen, das Erstere zwingende<br />
Voraussetzung für Letztere ist. Der Wirtschaftstheoretiker<br />
Friedrich List kritisierte<br />
das bereits Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit<br />
<strong>der</strong> zynischen Bemerkung, wer Schw<strong>eine</strong><br />
erziehe, sei ein produktives, wer Menschen<br />
erziehe, ein unproduktives Mitglied <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
Zeitgleich trennten sich, ja polarisierten sich<br />
weibliche und männliche Lebenswelten in<br />
<strong>eine</strong>m zuvor nicht gekannten Maß. Schiller<br />
hat es uns treffend in s<strong>eine</strong>m Gedicht von<br />
<strong>der</strong> Glocke beschrieben: „Der Mann muss<br />
hinaus ins feindliche Leben, muss wirken und<br />
streben und pflanzen und schaffen, … und<br />
drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die<br />
Mutter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und herrschet weise im<br />
häuslichen Kreise … und reget ohn Ende die<br />
fleißigen Hände und mehret den Gewinn mit<br />
offenem Sinn“.<br />
Immerhin, hier ist es noch bewusst – auch<br />
ihre Arbeit schafft Gewinn! ●
wirbelwind-Redakteurin<br />
Christina Hauptmann hat bei<br />
dem Kleinkindpädagogen<br />
Prof. Dr. Wolfgang Tietze<br />
von <strong>der</strong> Freien Universität<br />
Berlin nachgefragt:<br />
Woran erkennt<br />
man <strong>eine</strong>n <strong>gute</strong>n<br />
Kin<strong>der</strong>garten?<br />
„Das Kin<strong>der</strong>gartenteam<br />
und die Eltern gehen <strong>eine</strong><br />
Erziehungspartnerschaft<br />
ein“ ...<br />
... das ist die Idealvorstellung<br />
des Kleinkindpädagogen<br />
Prof. Dr. Wolfgang Tietze.<br />
Worauf es bei dieser<br />
sensiblen Beziehung<br />
für alle Beteiligten<br />
ankommt, diese Punkte<br />
stellen wir als <strong>eine</strong> Art<br />
Checkliste (die bei <strong>eine</strong>m<br />
so komplexen Thema<br />
k<strong>eine</strong>n Anspruch auf<br />
Vollständigkeit erhebt)<br />
gemeinsam mit unserem<br />
Experten hier vor:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Tietze<br />
leitete an <strong>der</strong> Freien Universität Berlin im Fachbereich<br />
Erziehungswissenschaft und Psychologie den Arbeitsbereich<br />
Kleinkindpädagogik. Einer s<strong>eine</strong>r Schwerpunkte ist die<br />
Qualitätssicherung in Kin<strong>der</strong>tagesstätten.<br />
Ausgangsbasis<br />
Oft sind es ganz naheliegende Kriterien,<br />
die ausschlaggebend sind für die Wahl <strong>eine</strong>s<br />
Kin<strong>der</strong>gartens, wie etwa ...<br />
■ Gute Erreichbarkeit vom Wohnort<br />
■ Öffnungszeiten, die zu den eigenen<br />
Arbeitszeiten passen<br />
■ Grundlegende Bedürfnisse wie<br />
Sicherheit und Versorgung entsprechen<br />
<strong>der</strong> elterlichen Vorstellung<br />
■ Gute pädagogische Qualität ist<br />
gewährleistet – unabhängig von<br />
<strong>eine</strong>r bestimmten Ausrichtung<br />
Vertrauen<br />
Wird das Kind morgens freundlich in die<br />
Gruppe aufgenommen? Bekommen die<br />
Eltern genügend Zeit zugebilligt, sich von<br />
ihrem Kind für die nächsten Stunden zu<br />
verabschieden? Haben die Eltern allgemein<br />
das Gefühl, dass ihr Kind gut aufgehoben<br />
ist? Sie sollten sich sicher sein<br />
können, dass sich die Einrichtung sofort<br />
mit den Eltern in Verbindung setzt, wenn<br />
dem Kind ernstlich etwas zugestoßen ist.<br />
Ist es gestürzt und braucht ärztliche Hilfe?<br />
O<strong>der</strong> hat es ein bisschen Bauchweh? Dann<br />
hilft es oft schon, wenn die Erzieherin <strong>eine</strong><br />
Wärmflasche bereitet und das Kind sich<br />
KIGA...<br />
in <strong>eine</strong> ruhige Ecke zurückziehen kann.<br />
Erzieher brauchen viel Einfühlungsvermögen,<br />
in sämtlichen Situationen. Wenn<br />
Eltern darauf vertrauen können, dass die<br />
richtige Entscheidung für das Wohl des<br />
Kindes getroffen wird, ist ein ganz wesentlicher<br />
Punkt für <strong>eine</strong>n <strong>gute</strong>n Kin<strong>der</strong>garten<br />
schon gewährleistet.<br />
Genauso entscheidend ist unter dem Stichwort<br />
„Vertrauen“ aber auch, dass sich das<br />
Kind geborgen fühlt. „Es ist wichtig, dass<br />
Kin<strong>der</strong> <strong>eine</strong> starke emotionale Bindung zu<br />
mindestens <strong>eine</strong>r Bezugsperson aus dem<br />
Erzieherteam aufbauen können“, unterstreicht<br />
Prof. Dr. Wolfgang Tietze. „Das ist<br />
nur schwer möglich in <strong>eine</strong>m Kin<strong>der</strong>garten,<br />
in dem es beispielsweise <strong>eine</strong>n häufigen Personalwechsel<br />
gibt.“<br />
Entwicklungschancen<br />
und Bildung<br />
Serie:<br />
■ Bietet <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten von Zeit zu<br />
Zeit Projekte an, die die Kin<strong>der</strong> über<br />
<strong>eine</strong>n längeren Zeitraum beschäftigen<br />
(z.B. Thema „Jahreszeiten“, „Märchen“<br />
etc., auch „Fitnesstage“)? Auch spezielle<br />
spielerisch aufbereitete Projekttage zu<br />
an<strong>der</strong>en Kulturen und Län<strong>der</strong>n sind<br />
<strong>eine</strong> interessante Alternative zum alltäglichen<br />
Bildungsangebot.<br />
KIGA + SCHULE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
37
wirbelwind 1 - 2012<br />
38<br />
■ Wird ausreichend auf die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Sprache und auch <strong>der</strong><br />
(Fein)Motorik geachtet? Etwa Bil<strong>der</strong>bücher<br />
vorlesen, gemeinsame Gespräche,<br />
Gestaltungsarbeiten, Bewegungsspiele<br />
drin und draußen.<br />
■ Werden auch naturwissenschaftliche<br />
Experimente durchgeführt? Kin<strong>der</strong><br />
sollten Gelegenheit haben, Pflanzen<br />
und Tiere zu beobachten, mit ihnen<br />
Erfahrungen zu machen und Phänomene<br />
in <strong>der</strong> Natur zu erkunden und<br />
zu verstehen.<br />
■ Kin<strong>der</strong> sollten frühzeitig interkulturelle<br />
Erfahrungen machen dürfen.<br />
Dazu Prof. Dr. Wolfgang Tietze:<br />
„In <strong>eine</strong>m gut ausgerichteten Kin<strong>der</strong>garten<br />
wird ihnen wie selbstverständlich<br />
nahegebracht, dass Menschen<br />
unterschiedliche Hautfarben, Sprachen<br />
und Kulturen haben“.<br />
■ Welche „Ausflüge“ werden unternommen?<br />
Schön ist es, wenn die<br />
Kin<strong>der</strong> die Chance bekommen,<br />
Kultur zu erleben: Mal ein Theaterstück<br />
zu besuchen o<strong>der</strong> ein Museum;<br />
auch <strong>der</strong> Besuch des Wochenmarktes<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ortsansässigen Feuerwehr ist<br />
ein prima Ziel für interessante Beobachtungen.<br />
„Es reicht schon, mit<br />
den Kin<strong>der</strong>n <strong>eine</strong>n Spaziergang zu<br />
unternehmen, vielleicht wird gerade<br />
um die Ecke ein Haus gebaut, da gibt<br />
es so viel zu bestaunen“, sagt Tietze.<br />
■ Wie sieht die Vorschularbeit aus?<br />
Gibt es zwischen dem Kin<strong>der</strong>garten<br />
und <strong>eine</strong>r Grundschule <strong>eine</strong> Kooperation?<br />
Können die Vorschulkin<strong>der</strong><br />
einmal <strong>eine</strong> Schule besuchen und<br />
mit <strong>eine</strong>r Lehrkraft sprechen?<br />
„Der Kin<strong>der</strong>garten sollte <strong>eine</strong> Vorschularbeit<br />
leisten, die die natürliche<br />
Neugier und Freude <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf<br />
die Schule unterstützt“, erklärt<br />
Prof. Dr. Wolfgang Tietze.<br />
Wenn Erzieherinnen<br />
mitten im Geschehen<br />
sind, schafft das<br />
Vertrauen. Etwa<br />
gemeinsam ein Buch<br />
betrachten o<strong>der</strong><br />
sich in Rollenspiele<br />
„einschleusen“.<br />
Beobachtungsgabe und<br />
Einfühlungsvermögen<br />
Obgleich die Erzieherinnen oft weit über<br />
20 Kin<strong>der</strong> in <strong>eine</strong>r Gruppe betreuen, erkennt<br />
man <strong>gute</strong> Fachkräfte daran, dass sie<br />
sich Zeit nehmen, Kin<strong>der</strong> systematisch zu<br />
beobachten. „Auch o<strong>der</strong> gerade die ruhigen<br />
Kin<strong>der</strong> müssen wahrgenommen werden“,<br />
sagt Prof. Dr. Wolfgang Tietze. Gibt es<br />
sprachliche Auffälligkeiten? Worin braucht<br />
das Kind noch mehr Unterstützung? Gibt es<br />
ein Talent, das beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t werden<br />
sollte?<br />
Der Kleinkind-Experte Tietze stellt sich vor,<br />
dass sich Erzieherinnen feinfühlig in das<br />
„freie Spiel“ <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> „einschleusen“. Beim<br />
klassischen Mutter-Vater-Kind-Rollenspiel<br />
könnte die Erzieherin <strong>eine</strong>n Gast spielen, <strong>der</strong><br />
anklopft und sich etwa zum Abendessen einlädt.<br />
„Dabei kann die Fachkraft geschickt<br />
Fragen stellen und Themen setzen. Und dabei<br />
beobachten, wie die Kin<strong>der</strong> reagieren<br />
und kommunizieren“.<br />
Kommunikation<br />
Regelmäßige Gespräche mit den Eltern rund<br />
um die Entwicklung des Kindes sind laut<br />
Tietze sehr wichtig, „mindestens einmal im<br />
Jahr, besser noch zweimal.“ Eltern sollen wissen<br />
„wo ihre Kin<strong>der</strong> stehen“ und Anregungen<br />
zur För<strong>der</strong>ung erhalten. Vorbildlich sind<br />
Einrichtungen, die Zusatzanfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllen können, z.B. <strong>eine</strong>n „Portfolio“-Ordner<br />
für jedes Kind anlegen, in denen beson<strong>der</strong>e<br />
Taten, künstlerische Werke und auch<br />
individuelle Gesprächsauszüge mit dem<br />
Kind gesammelt werden.<br />
<strong>Wert</strong>schätzung/<strong>Wert</strong>e<br />
„<strong>Wert</strong>schätzung sollte Kin<strong>der</strong>n und Eltern<br />
gleichermaßen entgegengebracht werden“, sagt<br />
Prof. Dr. Wolfgang Tietze. Damit meint <strong>der</strong><br />
Experte beispielsweise das Gespräch mit den<br />
Eltern beim Bringen und Abholen. Werden<br />
die Eltern wahrgenommen? Wird Ihnen<br />
kurz erzählt, was die Kin<strong>der</strong> heute gemacht<br />
haben? Gab es etwas Beson<strong>der</strong>es? Dieser „Small-<br />
Talk“ gibt den Eltern das Gefühl, willkommen<br />
zu sein. „Sie sollen spüren, dass die Erziehungspartnerschaft<br />
wirklich gelebt wird“.<br />
Und welche <strong>Wert</strong>schätzung sollen die Klei-<br />
nen erfahren? „Kin<strong>der</strong> sollen Themen bestimmen<br />
dürfen“, erklärt <strong>der</strong> Professor weiter.<br />
„Sie sollen heute als aktiver starker Partner<br />
wahrgenommen werden.“ Tietze empfiehlt<br />
„Kin<strong>der</strong>konferenzen“, in denen <strong>der</strong> Nachwuchs<br />
mit s<strong>eine</strong>r Meinung ernst genommen<br />
wird, sich auch mal zu kritischen Themen<br />
äußern darf: <strong>Was</strong> können alle zu <strong>eine</strong>m <strong>gute</strong>n<br />
Klima beitragen?<br />
Dabei fällt dem Experten auch die Mittagessenssituation<br />
ein: „Wird das Essen für die<br />
Kin<strong>der</strong> ausgeteilt o<strong>der</strong> dürfen sie sich selbst<br />
bedienen?“ Es gibt viele Möglichkeiten, den<br />
Drang zur Selbstständigkeit zu unterstützen.<br />
Der Blick in die gleiche Richtung<br />
Eine Konzeption erachtet Prof. Dr. Wolfgang<br />
Tietze für jede Einrichtung als sehr wichtig. In<br />
diesem Schriftstück sind die pädagogische<br />
Ausrichtung sowie <strong>Wert</strong>e und Ziele enthalten.<br />
„Sie sollte regelmäßig überarbeitet werden,<br />
damit auch die Mitarbeiter immer genau wissen,<br />
wie <strong>der</strong> gemeinsame Weg – im Team und<br />
mit Eltern und Kin<strong>der</strong>n – auszusehen hat.“<br />
Miteinan<strong>der</strong><br />
Auch Eltern, die nicht im Elternbeirat sind,<br />
sollten auf Wunsch die Möglichkeit erhalten,<br />
im Kin<strong>der</strong>garten mitzuwirken. Sie können<br />
ihre Mitarbeit und Unterstützung bei Festen,<br />
Projekten und Unternehmungen anbieten.<br />
Prof. Tietze sieht es auch als wichtig an, dass<br />
Eltern auf eigenen Wunsch <strong>eine</strong>n Vormittag<br />
in <strong>der</strong> Gruppe hospitieren dürfen, „somit<br />
bekommen sie <strong>eine</strong>n sicheren Eindruck dessen,<br />
was tagtäglich von <strong>der</strong> Einrichtung<br />
geleistet wird.“ Das schafft Transparenz, Vertrauen<br />
und Anerkennung – die beste Voraussetzung<br />
für <strong>eine</strong> starke Partnerschaft! ●
Gute Vorsätze umsetzen:<br />
Die Kunst <strong>der</strong><br />
kl<strong>eine</strong>n Schritte<br />
... und die Macht <strong>der</strong><br />
Gewohnheit.<br />
© Knut Wiarda - Fotolia.com<br />
© Knut Wiarda - Fotolia.com<br />
Gleich morgen<br />
fang ich an ...<br />
© Martinlee - Fotolia.com<br />
© Marin Conic - Fotolia.com<br />
Text: Kareen Klippert<br />
Gut fühlen sie sich an, die <strong>gute</strong>n<br />
Vorsätze, die wir gern zu Jahresbeginn<br />
fassen. Wir spüren sofort,<br />
wie super es uns gehen wird,<br />
wenn wir zweimal in <strong>der</strong> Woche<br />
Sport treiben. Und wie toll wir aussehen werden,<br />
wenn wir endlich die sieben Kilo abnehmen,<br />
die nach <strong>der</strong> letzten Schwangerschaft<br />
hängengeblieben sind. Die Silvester-<br />
Böller als Startschuss in ein neues Jahr voller<br />
Energie und Willensstärke!<br />
Doch halt: Haben wir dieselben Vorsätze<br />
nicht im Jahr zuvor schon einmal gefasst?<br />
Deren schnelles Ende haben wir verdrängt.<br />
Wie die meisten an<strong>der</strong>en Menschen auch.<br />
Aber wir lieben dieses Gefühl, es dieses Mal<br />
schaffen zu können. Dabei ist das Scheitern<br />
die Regel, nicht die Ausnahme: Nach <strong>eine</strong>r<br />
US-Studie hat nach <strong>eine</strong>m halben Jahr<br />
schon die Hälfte kapituliert. Langfristig<br />
bleibt nur je<strong>der</strong> Fünfte bei <strong>der</strong> Stange.<br />
Der Grund: Wollen und Wünschen allein<br />
genügen nicht, um <strong>eine</strong>n Teil s<strong>eine</strong>s Lebens<br />
umzukrempeln – und sei es nur <strong>der</strong> Verzicht<br />
auf den täglichen Riegel Schokolade. Anstrengung<br />
und Durchhaltevermögen sind<br />
gefragt. Wenn wir schlechte Angewohnheiten<br />
mit <strong>eine</strong>m Fingerschnipsen ablegen<br />
könnten, bräuchten wir k<strong>eine</strong>n <strong>gute</strong>n Vorsatz.<br />
Und nun das Positive: Wenn Sie es richtig<br />
angehen, erreichen Sie Ihre Ziele.<br />
© Bernd Leitner - Fotolia.com<br />
FAMILIENLEBEN<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
39
FAMILIENLEBEN<br />
40<br />
Gute Vorsätze – So halten Sie durch:<br />
Planen:<br />
● Setzen Sie sich realistische Ziele: Nehmen Sie sich nicht zu viel<br />
vor. Dreimal wöchentlich laufen, kein Fastfood mehr und mit dem<br />
Rauchen aufhören – das ist zu viel des Guten. <strong>Was</strong> ist Ihnen am<br />
wichtigsten? Wenn Sie mehrere Ziele verfolgen wollen, achten Sie<br />
darauf, dass Sie sich nicht überfor<strong>der</strong>n und sich ihre Vorhaben nicht<br />
gegenseitig blockieren.<br />
● Werden Sie konkret: Nehmen Sie sich vor: „Jeden Donnerstag<br />
um 18 Uhr gehe ich ins Fitnessstudio“ o<strong>der</strong> „Zum Brötchenholen<br />
nehme ich jetzt immer das Rad“. Wenn Sie planen: „Ich tue von<br />
jetzt an mehr für die Fitness“, bleibt das Vorhaben unverbindlich<br />
und Sie müssen sich immer wie<strong>der</strong> neu organisieren. Formulieren<br />
Sie Ihr Ziel positiv.<br />
● Suchen Sie sich eigene Ziele: Der Arzt rät Ihnen zum Abspecken,<br />
obwohl Sie sich in Ihrer Haut ganz wohl fühlen? Ihre Freundinnen<br />
trainieren für <strong>eine</strong>n Halbmarathon und Ihnen genügt es,<br />
einmal in <strong>der</strong> Woche zu walken? Werden Sie sich über Ihre Motive<br />
im klaren: Nur, wenn Sie aus Ihnen heraus kommen, gewinnen Sie<br />
die nötige Motivation zum Durchhalten.<br />
Anfangen:<br />
● Planen Sie die Verän<strong>der</strong>ung: Schreiben Sie auf, was sie wann<br />
konkret tun und was sie lassen wollen. <strong>Was</strong> müssen Sie verän<strong>der</strong>n,<br />
anschaffen, organisieren? <strong>Was</strong> wollen Sie wann erreichen? Verwandeln<br />
Sie Ihre Unzufriedenheit in den Antrieb zur Verän<strong>der</strong>ung.<br />
● Machen Sie große Ziele klein: 15 Kilogramm abnehmen – Der<br />
Gedanke an monatelange Diät entmutigt. Setzen Sie sich als Teilziel:<br />
Innerhalb <strong>der</strong> nächsten vier Wochen specke ich zwei Kilogramm<br />
ab.<br />
● Fangen Sie gleich an: Sie wollen zweimal in <strong>der</strong> Woche lesen<br />
statt fernsehen? Dann ignorieren Sie gleich heute Abend die Fernbedienung.<br />
Starten Sie innerhalb von drei Tagen, wenn Sie ein Vorhaben<br />
umsetzen wollen. Wenn Sie sich erschöpft und geschwächt<br />
fühlen, warten Sie mit dem Neuanfang, bis Sie Ihre Akkus wie<strong>der</strong><br />
aufgeladen haben.<br />
Hürden nehmen:<br />
● Seien Sie nett zu sich: Trotz Diät ein Riegel Schokolade? Den<br />
Sporttermin geschwänzt? Verzeihen Sie sich und nehmen Sie den<br />
Ausrutscher nicht als Grund, alles hinzuschmeißen. Blicken Sie nach<br />
vorn: Je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> etwas erreichen will, muss bereit sein,<br />
Nie<strong>der</strong>lagen und Rückschläge hinzunehmen. Blicken Sie auf Ihr nächstes<br />
Etappenziel und beginnen Sie noch heute, etwas dafür zu tun.<br />
● Planen Sie den Umgang mit Hin<strong>der</strong>nissen: <strong>Was</strong> tun Sie, wenn<br />
<strong>der</strong> Fitnesstermin mit <strong>eine</strong>r Feier kollidiert? Wenn <strong>eine</strong> Grippe dazwischenkommt?<br />
<strong>Was</strong> ist mit <strong>der</strong> angebotenen Zigarette, obwohl Sie seit<br />
drei Wochen nicht mehr rauchen? Formulieren Sie schon vorher<br />
Wenn-Dann-Pläne. Im Fall des Falles müssen Sie nicht mehr nachdenken,<br />
wie Sie am besten reagieren.<br />
● Lassen Sie sich nicht beirren: Hinter kritischen Bemerkungen stehen<br />
manchmal nur <strong>der</strong> Neid auf Ihre Energie und Ihr Durchhaltevermögen.<br />
● Verliebt ins Scheitern? Tappen Sie nicht in die Misserfolgsfalle:<br />
Auch wenn Sie schon mehrere Anläufe unternommen haben, kann<br />
<strong>der</strong> Neustart erfolgreich werden. Suchen Sie nach Gründen, warum<br />
Sie bisher ihre Vorsätze nicht umsetzen konnten: Habe ich die falsche<br />
Sportart gewählt? Brauche ich bei <strong>der</strong> Bewegung mehr „Konkurrenzdruck“?<br />
Tut mir Geselligkeit beim Sport gut? Warum habe ich wie<strong>der</strong><br />
Schokolade in mich hineingestopft? Blicken Sie von außen auf Ihr<br />
Verhalten – manche Motive offenbaren sich so deutlicher. Überlegen<br />
Sie, was Sie än<strong>der</strong>n müssen, damit Sie durchhalten.<br />
© Andres Rodriguez - Fotolia.com wirbelwind 1 - 2012
Dabeibleiben:<br />
© Robert Kneschke - Fotolia.com<br />
● Belohnen Sie sich für Etappenziele: Die ersten zwei Kilo sind<br />
weg? Wie wäre es mit <strong>eine</strong>m Theaterbesuch? Kl<strong>eine</strong> Erfolge nehmen<br />
wir im Schatten des großen Zieles oft nicht wahr. Schreiben Sie auf,<br />
wie oft Sie <strong>der</strong> Lust auf <strong>eine</strong>n Burger wi<strong>der</strong>standen haben, wie oft Sie<br />
schwimmen waren o<strong>der</strong> Ihre ungeliebte Ungeduld im Griff hatten.<br />
Genießen Sie das Gefühl, <strong>eine</strong>n Teil Ihres Lebens ganz und gar selbst<br />
zu bestimmen.<br />
● Machen Sie sich das Aufraffen leicht: Eigentlich, ja eigentlich ist<br />
heute <strong>der</strong> Walking -Tag. Doch in die trübe, kalte Nebelsuppe lockt<br />
Sie heute nichts. Erlauben Sie sich, ausnahmsweise nur <strong>eine</strong> Viertelstunde<br />
zu walken, aber gehen Sie raus. Sie werden merken, dass <strong>der</strong><br />
erste Schritt jedes Mal <strong>der</strong> schwerste ist und Sie dann trotzdem ihr<br />
gewohntes Pensum absolvieren.<br />
● Nehmen Sie sich Zeit: Mindestens sechs Monate soll es dauern,<br />
bis aus neuen Verhaltensweisen echte Gewohnheiten geworden<br />
sind. An<strong>der</strong>e Experten m<strong>eine</strong>n, wenn man etwas 21-mal getan<br />
habe, entwickele sich daraus <strong>eine</strong> Gewohnheit. Und Gewohnheiten<br />
haben die angenehme Eigenschaft, dass Sie dafür k<strong>eine</strong> Selbstdisziplin<br />
mehr aufbringen müssen. Es wird selbstverständlich, zum Apfel<br />
statt zum Schokoriegel zu greifen o<strong>der</strong> zweimal wöchentlich <strong>eine</strong><br />
Stunde zu joggen. Weil aber auch schlechte Gewohnheiten quasi<br />
von selbst ablaufen, machen sie es uns so schwer, sie abzulegen.<br />
● Malen Sie sich Ihr Ziel aus: Innere Bil<strong>der</strong> helfen über Durchhänger<br />
hinweg und geben Kraft weiterzumachen. Wie werden Sie<br />
sich fühlen, wenn Ihre frühere Lieblingshose wie<strong>der</strong> passt? Wenn<br />
Sie nach dem Sprachkurs Ihre englische Lieblingsautorin im Original<br />
lesen können? Wenn Sie beim Stadtlauf <strong>der</strong> Sportlehrerin Ihrer<br />
Kin<strong>der</strong> davonrennen?<br />
● Reden Sie darüber: Erzählen Sie Ihrer Familie und Freunden,<br />
dass Sie zweimal wöchentlich ins Fitness-Studio gehen. Wenn <strong>gute</strong><br />
Vorsätze Ihr Geheimnis bleiben, können Sie sie „im Geheimen“<br />
auch leicht wie<strong>der</strong> beerdigen.<br />
● Suchen Sie „Mitmacher“: Sie helfen über Durststrecken und<br />
Motivationslöcher hinweg und Sie fühlen sich verpflichtet, Termine<br />
einzuhalten. ●<br />
Der Buchtipp:<br />
Spielspaß<br />
NEU!<br />
für kl<strong>eine</strong><br />
und große Wortakrobaten<br />
iele Kin<strong>der</strong> haben heute zwar <strong>eine</strong>n großen<br />
„V passiven Wortschatz, nutzen ihn aber nicht<br />
aktiv. Dabei müssen wir mit Worten umgehen<br />
können, um zu kommunizieren, und wir<br />
brauchen sie auch, um zu denken“ ...<br />
... sagt Heike Bauer-Banzhaf, diplomierte Schauspielerin,<br />
seit fast 20 Jahren Kommunikationstrainerin und<br />
Patchwork-Mutter von drei Kin<strong>der</strong>n.<br />
Für ihr Buch „Kuschel-Getuschel“ hat sie 25 Sprachspiele<br />
entwickelt, die Spaß machen, leicht zu merken<br />
sind, ohne komplizierte Regeln auskommen und überall<br />
gespielt werden können. Das Ziel des Buches: den Wortschatz aktivieren<br />
und zu sprachlicher Kreativität anregen. Weil ohne Sieger und<br />
Verlierer gespielt werden kann, machen auch zurückhalten<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong><br />
gern mit.<br />
Eingebettet in Geschichten aus <strong>eine</strong>r fiktiven Stadt, geht es in diesem<br />
Spielebuch auch um das Miteinan<strong>der</strong>, um <strong>Wert</strong>schätzung und Aufmerksamkeit<br />
sich selbst und an<strong>der</strong>en gegenüber. „Wenn Kin<strong>der</strong> früh<br />
beginnen, die Möglichkeiten unserer wun<strong>der</strong>baren Muttersprache zu<br />
entdecken, wird ihnen <strong>der</strong> Umgang mit sich selbst und an<strong>der</strong>en leichter<br />
fallen“, ist Heike Bauer-Banzhaf überzeugt.<br />
*Art.-Nr. 641-264-22 Buch „Kuschel - Getuschel“, 25 Sprachspiele für die<br />
ganze Familie, 64 Seiten, Hardcover, ab fünf Jahren, 16.95 € (D), 18.95 € (A)<br />
*Erhältlich bei Bestellhinweis siehe Seite 59
GESUNDES LEBEN<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
42<br />
Ein altbewährtes Mittel neu entdeckt –<br />
Kolloidales Silber<br />
<strong>Was</strong> ist „kolloidales Silber“ und wie ist es anzuwenden?<br />
wirbelwind-Redakteurin Yvonne Rö<strong>der</strong> ist überzeugt von <strong>der</strong><br />
heilsamen Wirkung kolloidalen Silbers. Hier berichtet<br />
sie über ihre Erkenntnisse und persönlichen Erfahrungen:<br />
Aufgeschlagene Knie, tränende Augen, Schürfwunden an den<br />
B<strong>eine</strong>n, Erkältungen – für solche „Unpässlichkeiten“ m<strong>eine</strong>s<br />
Sohnes und für die ganze Familie nebst Katze habe ich schon<br />
vor einigen Jahren ein hilfreiches Mittel entdeckt:<br />
Kolloidales Silber – ein altes und fast vergessenes Mittel,<br />
das heute vor allem von Heilpraktikern wie<strong>der</strong> geschätzt und<br />
eingesetzt wird ...<br />
Schon früher ...<br />
war die keimtötende Wirkung von Silber<br />
bekannt. So wurde <strong>Was</strong>ser zur Haltbarmachung<br />
in Silbergefäßen aufbewahrt. Akupunkturnadeln<br />
im alten China waren aus<br />
Silber und schon Paracelsus nutzte Silber<br />
zum Trinken als Medizin. Hildegard von<br />
Bingen verwendete Silber als Heilmittel bei<br />
Verschleimung und Husten. Und vor noch<br />
nicht allzu langer Zeit haben unsere Urgroßmütter<br />
Silberlinge in die Milch gegeben,<br />
damit diese nicht so schnell sauer wurde.<br />
... und auch heute<br />
findet die nachweislich antibiotische Eigenschaft<br />
von Silber in <strong>der</strong> „mo<strong>der</strong>nen“ Medizin<br />
Anwendung. Es gibt silberbeschichtete Pflaster<br />
und silberhaltige Hydrokolloidverbände.<br />
Es ist zu finden in Venen- und Blasenkathetern,<br />
in Augentropfen und nicht zuletzt werden<br />
Silberfäden auch in Unterwäsche gewebt,<br />
um den Juckreiz bei Neuro<strong>der</strong>mitis zu<br />
lin<strong>der</strong>n. Außerdem gibt’s viele Cremes, die<br />
kolloidales Silber enthalten.<br />
Wie gewinnt man es? Wie wird es angewendet?<br />
Einfach gesagt: Man nehme zwei r<strong>eine</strong> Silberstäbe,<br />
tauche sie in warmes destilliertes<br />
<strong>Was</strong>ser, lege <strong>eine</strong> Spannung an und nun<br />
lösen sich Silberpartikel und Silberionen in<br />
das <strong>Was</strong>ser ab. Diese Silberteilchen sind elektrisch<br />
positiv geladen, sie stoßen sich gegenseitig<br />
im <strong>Was</strong>ser ab und halten sich so in <strong>der</strong><br />
Schwebe.<br />
Klingt recht einfach und mit den entsprechenden<br />
Geräten, z.B. <strong>eine</strong>m Ionic Pulser,<br />
kann man es ganz einfach selbst herstellen.<br />
Es ist auch in den verschiedensten Online-<br />
Shops fertig abgefüllt erhältlich.<br />
Kolloidales Silber ist nicht verschreibungspflichtig.<br />
Man kann es innerlich und äußerlich<br />
anwenden. Allerdings rät das Bundesinstitut<br />
für Risikobewertung (BfR) mit Hinweis<br />
auf Datenlücken von <strong>eine</strong>m breiten<br />
Einsatz von Nanosilber in verbrauchernahen<br />
Produkten ab.<br />
Für was ist es gut?<br />
Die Liste <strong>der</strong> möglichen Anwendungsgebiete<br />
ist lang. Diese alle aufzuzählen, würde den<br />
Rahmen sprengen, deshalb nur ein kl<strong>eine</strong>r<br />
Auszug:<br />
Augenentzündung, Augenlidentzündung, Bindehautentzündung,<br />
Grippe, Halsentzündung,<br />
Mandelentzündung, Mundgeruch, Akne, Blasenentzündung,<br />
Durchfall, Hautausschlag,<br />
Zahnfleischschwund, Zahnfleischbluten und<br />
Schnittwunden und vieles mehr.<br />
Weitere Anwendungsgebiete und mehr Informationen<br />
über kolloidales Silber finden Sie<br />
auch in Fachbüchern.<br />
Foto: © soupstock - Fotolia.com
Wichtig zu wissen:<br />
Kolloidales Silber und<br />
Silbersalz-Zubereitungen –<br />
Wo ist <strong>der</strong> Unterschied?<br />
Bei Silbernitrat- o<strong>der</strong> Silberchloridlösungen<br />
z.B. handelt es sich nicht um ein Kolloid<br />
1 , son<strong>der</strong>n um Substanzen, in denen wie<br />
beim Silberchlorid das ursprüngliche Salz,<br />
also das Silberchlorid, in s<strong>eine</strong> Bestandteile<br />
Silber und Chlor aufgelöst wurde und neue<br />
Verbindungen eingehen kann. Die von Kritikern<br />
oft als Nebenwirkung aufgeführte<br />
Verfärbung <strong>der</strong> Haut, die Argyrie, entstand<br />
in den meisten Fällen durch die<br />
Anwendung dieser Silbersalze. Bei diesen<br />
Anwendungen werden viel höhere Silberkonzentrationen<br />
eingenommen als bei kolloidalem<br />
Silber. Laut vieler Berichte wird <strong>eine</strong><br />
Dosis von 3,8 Gramm elementaren Silbers<br />
pro Tag als gefährlich eingestuft. Diese Mengen<br />
können mit korrekt hergestelltem und<br />
eingenommenem kolloidalem Silber nicht<br />
erreicht werden, da sich die Einnahme-Mengen<br />
im Mikro- bzw. Milligrammbereich bewegen.<br />
Schulmediziner stehen kolloidalem Silber oft<br />
skeptisch gegenüber. Sie verweisen auf fehlende<br />
wissenschaftliche Belege für Heilwirkungen<br />
und auf mögliche Gesundheitsgefahren durch<br />
Silberablagerungen im Körper. ●<br />
1 Ein Kolloid liegt dann vor, wenn:<br />
● es unterschiedliche Bestandteile wie<br />
eben <strong>Was</strong>ser und Silber hat,<br />
● diese Bestandteile unterschiedlichen<br />
Phasen angehören, z.B. flüssig/fest<br />
o<strong>der</strong> gasförmig/neblig,<br />
● die Partikel nicht löslich sind<br />
Bindehautentzündung:<br />
Bei m<strong>eine</strong>m Sohn (damals 6) und auch bei <strong>der</strong> Tochter (4) m<strong>eine</strong>r Nachbarin<br />
haben 1 Tropfen kolloidales Silber morgens und abends super geholfen. Bereits<br />
am nächsten Tag waren die Rötungen bzw. das ständige Augentränen weg.<br />
Nach 3 Tagen war alles vergessen.<br />
Erkältungen:<br />
Sobald ich das Kribbeln im Hals spüre, nehme ich 3 x tägl. <strong>eine</strong>n bis zwei Schluck<br />
des kolloidalen Silbers. Ich lasse es ca. ½ Minute im Mund und dann schlucke ich<br />
es langsam. Abends gibt’s dann noch ein ansteigendes Salzfußbad. Bisher konnte<br />
ich Erkältungen auf diese Weise entgehen.<br />
Schnitt -, Schürf - und Kratzwunden:<br />
Egal mit welchen Wunden die Kin<strong>der</strong> kommen, in <strong>eine</strong>m Sprühfläschchen ist das<br />
kolloidale Silber und so können wir es bequem aufsprühen. Damit konnte ich<br />
bisher die Knie und auch alle weiteren stark in Mitleidenschaft gezogenen Körperteile<br />
m<strong>eine</strong>s Sohnes vor Entzündungen o<strong>der</strong> Narbenbildung schützen. Nils<br />
holt sogar nach <strong>der</strong> Bekanntschaft mit boshaften Brennnesseln, plötzlich vorspringenden<br />
Ecken und Kanten, spontan ausfallenden Milchzähnen und an<strong>der</strong>en<br />
kl<strong>eine</strong>ren „Lebenswidrigkeiten“ die Sprühflasche und „behandelt“ sich selbst.<br />
Haustiere:<br />
Yvonne Rö<strong>der</strong>– verheiratet, Mutter <strong>eine</strong>s neunjährigen Sohnes.<br />
Ausbildung zur ärztl. gepr. Ernährungs- und Gesundheitsberaterin<br />
und Lapis Vitalis ®Therapie Stein-Beraterin. Seit 1997 bei JAKO-O,<br />
Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
M<strong>eine</strong> persönlichen Erfahrungen mit kolloidalem<br />
Silberwasser aus eigener Herstellung:<br />
Auch unsere Katze Lilli kommt in den „Genuss“ <strong>der</strong> Behandlung mit kolloidalem<br />
Silber. Damit werden die Augen ausgespült, die manchmal ziemlich mitgenommenen<br />
Ohrspitzen behandelt o<strong>der</strong> auch diverse „Kampfwunden“ kuriert. Das Geräusch<br />
<strong>der</strong> Sprayflasche ist ihr zwar nicht geheuer, die Ergebnisse bisher jedoch ohne<br />
Nebenwirkungen und immer zu unserer Zufriedenheit.<br />
Tipps:<br />
Buchtipps: Kolloidales Silber (Josef Pies / Uwe R<strong>eine</strong>lt)<br />
205 Seiten, 16,95 €, ISBN. 978-3-935767-85-9<br />
Kolloidales Silber als Medizin (Werner Kühni / Walter von Holst)<br />
143 Seiten, 12,90 €, ISBN 978-3-03800-355-7<br />
Fachhandel: z.B. für Silbergeneratoren und kolloidales Silber:<br />
www.silberstab.de o<strong>der</strong> www.ionic-pulser.de<br />
z.B. BIOTURM-Silber-Salbe, erhältlich bei JAKO-O unter:<br />
www.jako-o.de/pflegeprodukte<br />
GESUNDES LEBEN<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
43
BABY<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
44<br />
Hebammen Sprechstunde<br />
Immer gut einmummeln?<br />
Ist mein Baby warm genug angezogen? Diese Frage bekomme ich als<br />
Hebamme sehr häufig gestellt. Viele junge Eltern sind verunsichert, weil<br />
Freunde o<strong>der</strong> Oma und Opa alle <strong>eine</strong> Meinung dazu haben, lei<strong>der</strong> nur alle<br />
<strong>eine</strong> an<strong>der</strong>e.<br />
Neugeborene und Babys haben weniger Möglichkeiten, ihre Körpertemperatur<br />
zu regulieren. Sie haben noch zu wenige Schweißdrüsen, um<br />
genügend schwitzen zu können, und auch wenig Unterfettgewebe, um<br />
sich selbst zu wärmen. Hinzu kommt, dass Babys, wenn sie etwa beim<br />
Spaziergang im Kin<strong>der</strong>wagen liegen, sich kaum bewegen und schneller<br />
auskühlen. Daher ist es wichtig, das Baby s<strong>eine</strong>r Umgebungstemperatur<br />
entsprechend richtig zu kleiden.<br />
Wie fühle ich, dass sich<br />
mein Baby wohlfühlt?<br />
Kalte Hände sind kein verlässlicher Temperaturtest,<br />
da die Kin<strong>der</strong> gerne ihre Händchen<br />
anlutschen und sie dann kalt werden.<br />
Auch läuft <strong>der</strong> Kreislauf, beson<strong>der</strong>s in Tiefschlafphasen,<br />
noch nicht so auf „Hochtouren“,<br />
so dass die Hände gut durchwärmt und<br />
durchblutet wären. Empfehlenswert ist es,<br />
die Temperatur im Nacken zu befühlen.<br />
Dort schwitzen Babys, wenn ihnen zu warm<br />
ist; und sie fühlen sich kühl an, wenn ihnen<br />
kalt ist.<br />
Achtung! Wenn die Eltern nicht rechtzeitig<br />
reagieren, macht das Baby selbst auf sich aufmerksam.<br />
Wenn Säuglinge frieren, werden<br />
sie unruhig, fühlen sich unwohl und suchen<br />
instinktiv den Kontakt zu den Eltern, um<br />
sich zu wärmen. Wenn Babys überhitzen, ist<br />
die Atmung und <strong>der</strong> Kreislauf evtl. gefährdet,<br />
da die Kin<strong>der</strong> apathisch, ruhig und<br />
trinkschwach werden.<br />
Im Haus:<br />
● Die Bekleidung <strong>eine</strong>s Babys im Inneren<br />
<strong>eine</strong>s Hauses ist abhängig von <strong>der</strong> Raumtemperatur,<br />
die im Übrigen bei Säuglingen<br />
im ersten Lebensjahr um die 18<br />
Grad Celsius liegen sollte (vor allem in<br />
Räumen, in denen das Baby schläft).<br />
Diese relativ „kühle“ Temperatur wird in<br />
Hinblick auf das Risiko des plötzlichen<br />
Kindstods (Stichwort „Überwärmung“)<br />
seitens Experten empfohlen, da sie <strong>eine</strong><br />
hohe Sauerstoffsättigung bietet.<br />
● Babys sollten daher in <strong>der</strong> Wohnung<br />
<strong>eine</strong>n Body anhaben und dazu <strong>eine</strong>n<br />
langärmligen Pulli mit Hose o<strong>der</strong> <strong>eine</strong>n<br />
Strampler. Damit es dem Baby im Liegen<br />
bei <strong>der</strong> oben empfohlenen Raumtemperatur<br />
nicht zu kalt wird, rate ich immer,<br />
zusätzlich <strong>eine</strong>n Schlaf- o<strong>der</strong> Pucksack<br />
anzuziehen!<br />
● Falls ein Baby leicht kalte Füße bekommen<br />
sollte, sind Söckchen wohltuend,<br />
ruhig auch über <strong>eine</strong>n Strampler mit<br />
Füßchen drüber ziehen.<br />
● Bitte in beheizten Räumen kein Mützchen<br />
aufsetzen, da die Temperatur über<br />
den Kopf reguliert wird. Ohne Mützchen<br />
wird <strong>eine</strong> Überwärmung vermieden.
Nadine Rau-Ament ist examinierte Hebamme mit eigener Praxis in Coburg (Oberfranken). Sie arbeitet<br />
im Kreißsaal des Klinikums Coburg und ist u.a. Lehrerin für Babymassage, Babyschwimmen und Yoga.<br />
Beim Spaziergang:<br />
● Bei Minusgraden, vor allem dann, wenn<br />
das Thermometer in den zweistelligen Bereich<br />
sinkt, sollte man m<strong>eine</strong>r Ansicht<br />
nach nur sehr kurz mit <strong>eine</strong>m Neugeborenen<br />
an die frische Luft gehen.<br />
● Bei Temperaturen, wie wir sie in diesen Wochen<br />
im Übergang zum Frühjahr erleben<br />
(einstelliger Plusbereich), rate ich <strong>eine</strong>n Body,<br />
Strumpfhose, Pulli, Strampler o<strong>der</strong> Hose,<br />
Socken und evtl. warme Thermoschühchen<br />
anzuziehen. Zusätzlich <strong>eine</strong> wärmende Mütze<br />
und Handschuhe, <strong>eine</strong> dicke Jacke, <strong>eine</strong><br />
Decke o<strong>der</strong> <strong>eine</strong>n Thermosack. Eine an<strong>der</strong>e<br />
wärmende Variante ist <strong>der</strong> komplette Thermofleeceanzug.<br />
Wer bei Temperaturen um<br />
den Gefrierpunkt mit dem Baby unterwegs<br />
ist, sollte evtl. <strong>eine</strong> Wärmflasche o<strong>der</strong> ein<br />
Gewinner <strong>der</strong> großen -Verlosung:<br />
Familie Loch aus Braunschweig freut sich über den Gewinn <strong>eine</strong>s VW Touran<br />
und über <strong>eine</strong>n Einkaufsgutschein über 500 Euro. Es gratuliert JAKO-O Chefin Bettina Peetz.<br />
Kirschkernkissen in den Kin<strong>der</strong>wagen legen<br />
– aber Vorsicht: Nie zu heiß machen, da Verbrühungsgefahr<br />
besteht!<br />
● Ab etwa 15 Grad Celsius müssen Babys<br />
nicht mehr zusätzlich <strong>eine</strong> Strumpfhose<br />
tragen. Dennoch weiterhin auf ein Mützchen<br />
und im Kin<strong>der</strong>wagen auf <strong>eine</strong> wärmende<br />
Decke achten.<br />
● Auch bei 20 – 25 Grad Celsius ist für Neugeborene<br />
ein dünnes Mützchen und <strong>eine</strong><br />
dünne Decke über den Beinchen (in Kin<strong>der</strong>wagen<br />
o<strong>der</strong> Schalensitz) ratsam.<br />
● Sobald die Sonne scheint, unbedingt auf<br />
<strong>eine</strong>n sicheren Sonnenschutz achten, z.B.<br />
Mützchen und Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor<br />
50. Das Baby möglichst k<strong>eine</strong>r<br />
direkten Sonneneinstrahlung aussetzen. ●<br />
Familie Loch gewinnt Touran<br />
Son<strong>der</strong>edition<br />
Strahlende Gesichter bei Familie Loch aus Braunschweig:<br />
Die Eltern Jörg und Sina mit Josefine (3<br />
Jahre) und Berenike (6 Jahre) freuen sich über den<br />
Gewinn ihres Volkswagens Touran JAKO-O Son<strong>der</strong>edition.<br />
Bei <strong>eine</strong>m Besuch am JAKO-O Firmensitz<br />
in Bad Rodach gratulierten JAKO-O Chefin Bettina<br />
Peetz und Angelika Schnei<strong>der</strong> vom Kundenmanagement<br />
den glücklichen Gewinnern und übergaben die<br />
Schlüssel für das neue Familienauto sowie <strong>eine</strong>n Einkaufsgutschein<br />
über 500 Euro. Bevor die vier „Lochs“<br />
im FamilienOutlet ausgiebig shoppen gingen, lernten<br />
sie bei <strong>eine</strong>r Betriebsführung die HABA-Firmenfamilie<br />
kennen.<br />
Der Touran wurde unter allen Kunden verlost, die<br />
zwischen Februar und Mai 2011 bei JAKO-O<br />
bestellten. Der Wagen in <strong>der</strong> auf 500 Stück limitierten<br />
JAKO-O Son<strong>der</strong>edition mit <strong>eine</strong>m familiengerechten,<br />
durchdachten Ausstattungspaket konnte<br />
außerdem in den Autohäusern <strong>der</strong> Volkswagen Retail<br />
Gruppe erworben werden. ●<br />
BABY<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
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JAKO-O INSIDE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
46<br />
NEU!<br />
Liebe Eltern,<br />
Know-how tanken für ein schöneres Familienleben:<br />
Das können Sie jetzt unkompliziert und<br />
mit viel Spaß bei den JAKO-O Familien-Kongress-<br />
Tagen in fünf Städten! Gönnen Sie sich <strong>eine</strong>n<br />
Tag „Familien-Auszeit“ für Ihre Weiterbildung<br />
in Sachen Familie!<br />
Sie erfahren, wie Sie Ihr Kind in s<strong>eine</strong>r<br />
individuellen Entwicklung unterstützen können.<br />
Sie hören, wie Sie Probleme lösen können, und<br />
werden vielleicht überrascht feststellen, dass Sie<br />
schon vieles richtig machen. Das alles kompakt<br />
an <strong>eine</strong>m Sonntag, den Sie bestimmt freihalten<br />
können.<br />
Unser Ziel ist es, Sie zu stärken, zu entlasten<br />
und besser zu wappnen für all die Turbulenzen<br />
des Familienalltags. Und ich bin mir sicher:<br />
Sie werden zuhause Ihr Familienleben ganz<br />
neu genießen!<br />
Ihre Bettina Peetz<br />
JAKO-O Geschäftsleitung<br />
Familien-Kongress-Tag<br />
!<br />
5x ganz in Ihrer Nähe<br />
Spannende Vorträge von führenden Fachreferenten, zum Beispiel:<br />
Dr. Jan Uwe Rogge<br />
arbeitet als Familien- und Kommunikationsberater.<br />
Er hält<br />
zahlreiche Vorträge, leitet<br />
Seminare im In- und Ausland und<br />
ist bekannt als Bestsellerautor von<br />
Erziehungsbüchern. S<strong>eine</strong> Vorträge<br />
sind unterhaltsame Highlights.<br />
Eva-Maria und<br />
Wolfram Zurhorst<br />
Eva-Maria Zurhorst ist Autorin<br />
<strong>der</strong> bekannten „Liebe dich<br />
selbst“-Bücher. Das Ehepaar hält<br />
Vorträge und gibt gemeinsam<br />
Paar-Intensiv-Coachings und<br />
Seminare im In- und Ausland.<br />
Begeisterte Eltern beim JAKO-O Familien-Kongress:<br />
Weiterbildung, die Spaß macht.<br />
Marion Grillparzer<br />
ist Diplom-Ökotrophologin und<br />
ausgebildete Journalistin. Sie<br />
schrieb zahlreiche Bücher über<br />
Ernährung und Gesundheit, z.B.<br />
die „GLYX-Diät“. Sie soll helfen,<br />
gesund abzunehmen und dauerhaft<br />
sein Gewicht zu halten.<br />
„Tiki“ Küstenmacher<br />
Der Pfarrer, Cartoonist und<br />
Bestseller-Autor ist „Spezialist“<br />
für Glaube, Glück, Humor und<br />
Lebensfragen. Küstenmacher ist<br />
bekannt durch Ratgeber wie<br />
z.B. „Simplify your Life“.<br />
Christiane & Dirk Konnertz<br />
Die Grün<strong>der</strong> und Inhaber des<br />
LernTeams Marburg wissen, wie<br />
Schüler motivierter und effektiver<br />
lernen. Sie leiten u.a. seit vielen<br />
Jahren die erfolgreichen JAKO-O<br />
Gern-Lern-Seminare und arbeiten<br />
als Autoren rund ums Thema Lernen.
Hamburg • Braunschweig • Darmstadt • Erlangen • Stuttgart<br />
Unser Programm:<br />
Informativ, unterhaltsam,<br />
hilfreich, originell und immer<br />
nah dran am Familienleben:<br />
Die Themen variieren von Veranstaltungsort<br />
zu Veranstaltungsort.<br />
Aha-Effekt und überraschende<br />
Erkenntnisse werden garantiert!<br />
Foto: juergenmai.com<br />
Die 5 Veranstaltungsorte in Deutschland:<br />
Foto: UHH-Dichant<br />
Sonntag, 07. Okt. 2012<br />
darmstadtium Darmstadt<br />
Sonntag, 11. Nov. 2012<br />
Filharmonie Stuttgart/Fil<strong>der</strong>stadt<br />
Und darum geht es:<br />
● Erziehung<br />
● Schule und Lernen<br />
● Partnerschaft<br />
● Alltagsleben und<br />
Familienorganisation<br />
● Gesundheit<br />
● Gesellschaftspolitik<br />
Sonntag, 16. Sept. 2012<br />
Universität Hamburg<br />
Sonntag, 23. Sept. 2012<br />
Stadthalle Braunschweig<br />
Sonntag, 21. Okt. 2012<br />
Heinrich-Lades-Halle Erlangen<br />
Das erhalten Sie für 110 € pro Person:<br />
● geballtes Wissen für Eltern<br />
von führenden Fachreferenten<br />
● Ihre Kongress-Informationen<br />
● Komplett-Verpflegung: Mittagessen,<br />
Getränke und Pausensnacks<br />
!<br />
Ab März 2012 finden Sie online das detaillierte Programm<br />
für jeden Veranstaltungsort und alle weiteren Infos rund um<br />
die JAKO-O Familien-Kongress-Tage.<br />
www.jako-o.de/familienkongress<br />
JAKO-O INSIDE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
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JAKO-O INSIDE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
48<br />
Unterhaltsame Referenten, spannende Themen, wissenswerte<br />
Informationen und viele nette Kontakte zu an<strong>der</strong>en Eltern – das ist <strong>der</strong><br />
JAKO-O Familien-Kongress.<br />
Rückblick auf unsere Familien-Kongresse:<br />
Immer ein Erlebnis: Jan-Uwe Rogge hält<br />
Eltern unterhaltsam den Spiegel vor.<br />
Rundum-Versorgung mit Lesestoff. JAKO-O Chefin Bettina<br />
Leckere Verpflegung in <strong>der</strong><br />
Peetz in <strong>eine</strong>r Pause.<br />
Mittagspause.<br />
Interessierte Nachfragen nach <strong>eine</strong>m<br />
Vortrag des LernTeams.<br />
Spannende Eltern-Weiterbildung in<br />
entspannter Atmosphäre.<br />
Nette Kontakte zu an<strong>der</strong>en<br />
Eltern knüpfen.<br />
Viele weitere Impressionen und Videos unter:<br />
„Heißer Job“, damit alle rechtzeitig<br />
ihr Essen bekommen.<br />
www.jako-o.de/familienkongress<br />
Kongress-Informationen<br />
schnell zur Hand.<br />
Einer <strong>der</strong> jüngsten „Teilnehmer“<br />
mit s<strong>eine</strong>m Papa.
... und das sagten Teilnehmer/innen:<br />
„Tolle Organisation, tolle Referenten, super Themen und und und ….“<br />
„Ich war total begeistert von eurem Kongress. Der Auftakt mit Herrn Rogge<br />
ließ mir gleich Flügel wachsen – Ich fühlte mich plötzlich so leicht! Eigentlich ist<br />
die Erziehung so einfach – und das Chaos sollten wir auch mal mit Leichtigkeit<br />
übers(t)ehen!“ „Das war ein sehr lehrreiches Wochenende. Alle Referenten sind<br />
super. Täglich fließen die Tipps in den Alltag mit ein.“<br />
„Ich fand alle Vorträge sehr interessant und informativ<br />
und habe für mich ganz viel mit nach Hause genommen.“<br />
„Es ist sehr beruhigend, dass auch an<strong>der</strong>e Eltern die gleichen „Problemchen“<br />
haben, man kommt sich nicht so verloren vor. Ich habe mir vorgenommen,<br />
viele Dinge wie zum Beispiel die Lerntipps in den Alltag mitzunehmen, um<br />
etwa die Hausaufgabensituation etwas zu entspannen.“<br />
„Für mich war dies <strong>der</strong> erste Kongress, allerdings nicht <strong>der</strong> letzte. Die<br />
Organisation war wirklich supertoll. (…) . Also ein dickes Lob. Auch die<br />
einzelnen Vorträge, in denen ich war, waren alle toll und man ist danach<br />
erleichtert, dass es vielen an<strong>der</strong>en Eltern genauso geht.“<br />
„Nach dem ersten Kongresstag dachte ich mir, dass sich die<br />
Kosten für die Teilnahme schon gelohnt hatten. Die Eröffnung<br />
durch Herrn Rogge, <strong>der</strong> auf den Punkt brachte, was Eltern alles<br />
falsch machen können, wenn sie alles richtig machen wollen.“<br />
„Vielen Dank für die <strong>gute</strong> Organisation und diese schönen Tage.<br />
Es gab vieles, was ich mir für m<strong>eine</strong> Vierer-Bande mitnehmen konnte.“<br />
„Für mich war <strong>der</strong> Familien-Kongress <strong>eine</strong> regelrechte Tankstelle. So viele interessante<br />
Vorträge, die vorhandenes Wissen ergänzten und auch ganz neue Perspektiven<br />
ergaben. Ganz viel profitiert habe ich von den Vorträgen zum Thema<br />
Lernen. (…) Die Betreuung und Bewirtung fand ich ausgesprochen nett, und es<br />
tat mir als Mutter mal richtig gut, mich bedienen zu lassen.“<br />
... wollen auch Sie dabei sein?<br />
Dann besuchen Sie im Herbst 2012<br />
<strong>eine</strong>n Familien-Kongress-Tag<br />
in Ihrer Nähe:<br />
• in Hamburg, Universität<br />
Sonntag, 16. September 2012<br />
• in Braunschweig, Stadthalle<br />
Sonntag, 23. September 2012<br />
• in Darmstadt, darmstadtium<br />
Sonntag, 7. Oktober 2012<br />
• in Erlangen, Heinrich-Lades-Halle<br />
Sonntag, 21. Oktober 2012<br />
• in Stuttgart/Fil<strong>der</strong>stadt, Filharmonie<br />
Sonntag, 11. November 2012<br />
Alle Stundenpläne, Anmeldung<br />
und viele zusätzliche<br />
Informationen<br />
ab März 2012 unter:<br />
Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern:<br />
Wir JAKO-Os werden auch da sein und freuen uns, Sie persönlich kennen zu lernen!<br />
!<br />
www.jako-o.de/familienkongress<br />
JAKO-O INSIDE<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
49
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
50<br />
Familienpolitik: Neues...<br />
Kin<strong>der</strong>schutzgesetz:<br />
Früh helfen und schützen ...<br />
... Seit 1. Januar 2012 ist das bundeseinheitliche<br />
Kin<strong>der</strong>schutzgesetz in Kraft. Ein<br />
heftiger Streit zwischen Bund und Län<strong>der</strong>n<br />
um Finanzierungsfragen wurde gerade<br />
noch rechtzeitig vor Jahresende im Bundesrat<br />
beigelegt. Das Gesetz will Familien,<br />
die mit <strong>der</strong> Betreuung ihres Kindes überfor<strong>der</strong>t<br />
sind, nie<strong>der</strong>schwellig und alltagstauglich<br />
unterstützen und kl<strong>eine</strong> Kin<strong>der</strong><br />
künftig besser vor Misshandlungen und<br />
Vernachlässigung schützen. Die wichtigsten<br />
Regelungen sind:<br />
Hauptamtliche Mitarbeiter <strong>der</strong> öffentlichen<br />
und freien Jugendhilfe müssen grundsätzlich<br />
ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen,<br />
in dem auch Verurteilungen wegen<br />
Sexualstraftaten erfasst sind. Das gilt ggf.<br />
auch für ehrenamtliche Mitarbeiter.<br />
Klar geregelt wird, wann Berufsgeheimnisträger,<br />
Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten<br />
und Sozialpädagogen/Sozialarbeiter<br />
ihre Schweigepflicht brechen und das Jugendamt<br />
einschalten können, wenn sie <strong>eine</strong>n<br />
Verdacht auf Gefährdung des Kindeswohls<br />
haben.<br />
Das so genannte „Jugendamts-Hopping“<br />
wird verhin<strong>der</strong>t, indem bei Umzug<br />
<strong>eine</strong>r Familie in schwieriger Situation das<br />
neu zuständige Jugendamt alle notwendigen<br />
Informationen vom bisher zuständigen Jugendamt<br />
bekommt, um das Kind wirksam<br />
zu schützen.<br />
Alle vor Ort im Kin<strong>der</strong>schutz wichtigen<br />
Akteure, wie Jugendämter, Schulen,<br />
Gesundheitsämter, Krankenhäuser, Ärzte,<br />
Schwangerschaftsberatungsstellen und Polizei,<br />
werden in <strong>eine</strong>m Netzwerk „Frühe Hilfen“<br />
zusammengeführt.<br />
Eine Schlüsselrolle gibt das Gesetz den<br />
so genannten Familienhebammen, die Familien<br />
in belasteten Lebenslagen bis zu<br />
<strong>eine</strong>m Jahr nach <strong>der</strong> Geburt <strong>eine</strong>s Kindes<br />
begleiten und als Lotsen durch das Netzwerk<br />
fungieren. Familienhebammen sind staatlich<br />
examinierte Hebammen mit <strong>eine</strong>r Zusatzqualifikation<br />
für die psycho-soziale Unterstützung<br />
von Familien.<br />
Bundesfamilienministerin Kristina Schrö<strong>der</strong><br />
hat <strong>eine</strong>n dauerhaften jährlichen Zuschuss<br />
des Bundes von 51 Millionen Euro zur<br />
Finanzierung von Familienhebammen und<br />
Netzwerken zugesagt.<br />
Frauensache:<br />
Doppeltes Jubiläum ...<br />
... Vor 50 Jahren, Ende 1961, wurde mit<br />
Dr. Elisabeth Schwarzhaupt als Bundesgesundheitsministerin<br />
erstmals in Deutschland<br />
<strong>eine</strong> Frau in ein Ministeramt berufen.<br />
Seitdem gab es insgesamt 30 Frauen an <strong>der</strong><br />
Spitze <strong>eine</strong>s Bundesministeriums.<br />
... Vor 25 Jahren, Ende 1986, wurde das damalige<br />
Bundesministerium für Jugend, Familie<br />
und Gesundheit um <strong>eine</strong> Abteilung<br />
Frauenpolitik erweitert und in Bundesministerium<br />
für Jugend, Familie, Frauen und<br />
Gesundheit umbenannt. Ab 1991 wurde die<br />
Gesundheit wie<strong>der</strong> ein eigenes Ministerium.<br />
Dafür gesellte sich zur Familienpolitik die<br />
Seniorenpolitik als neuer Zweig dazu. Die<br />
Abteilung Frauenpolitik wurde 2000 zur<br />
Abteilung „Gleichstellung“.<br />
In <strong>eine</strong>r Festschrift des Ministeriums „25 Jahre<br />
Bundesfrauenministerium“ werden die Er-<br />
gebnisse <strong>eine</strong>r repräsentativen Befragung<br />
von Frauen und Männern zu gleichstellungspolitischen<br />
Themen dargestellt. Sie zeigen<br />
auf, „wie sich Frauenpolitik über die Gleichstellungspolitik<br />
hin zur Politik <strong>der</strong> fairen<br />
Chancen für Frauen und Männer im Lebenslauf<br />
entwickelt hat“, heißt es im Ministerium.<br />
Festschrift siehe Publikationen unter:<br />
www.bmfsfj.de<br />
Bundesfreiwilligendienst:<br />
Jetzt mit Kin<strong>der</strong>geldanspruch<br />
für unter 25-Jährige ...<br />
... Im Sommer 2011 löste <strong>der</strong> Bundesfreiwilligendienst<br />
den Zivildienst ab. Zunächst war<br />
nicht klar, inwieweit es für die unter 25-Jährigen<br />
weiter Kin<strong>der</strong>geld gibt, wenn sie bei<br />
dem neuen Dienst anfangen. Zum Ende des<br />
vergangenen Jahres haben dann Bundestag<br />
und Bundesrat klargestellt, dass die „Bufdis“,<br />
wie sie im Volksmund genannt werden,<br />
bis 25 Jahre Kin<strong>der</strong>geld berechtigt sind und<br />
ggf. Kin<strong>der</strong>geld rückwirkend erhalten.<br />
Familienbericht:<br />
Zeit für Familie ...<br />
... „Zeit für Familie“ ist <strong>der</strong> Titel des achten<br />
Familienberichtes, <strong>der</strong> von <strong>eine</strong>m unabhängigen<br />
Expertengremium im Auftrag <strong>der</strong><br />
Bundesregierung erarbeitet wurde. Die Bundesregierung<br />
ist seit 1965 verpflichtet, Bundestag<br />
und Bundesrat mindestens in je<strong>der</strong><br />
zweiten Legislaturperiode <strong>eine</strong>n Bericht über<br />
die Lage <strong>der</strong> Familien vorzulegen. Der jüngste<br />
Bericht, <strong>der</strong> Bundesfamilienministerin<br />
Schrö<strong>der</strong> Ende Oktober 2011 übergeben<br />
wurde, enthält Bestandsaufnahmen, Analy-
..... aus Berlin ..................................................<br />
Text: Frauke Oblän<strong>der</strong>-Garlichs<br />
sen und Vorschläge zur Verbesserung <strong>der</strong><br />
Zeitsituation von Familien.<br />
Nach <strong>der</strong> Übergabe des Berichtes an die<br />
Familienministerin erarbeitet die Bundesregierung<br />
ihre Stellungnahme zu den Vorschlägen,<br />
die dem Bericht vorangestellt<br />
wird. Erst dann wird er dem Deutschen<br />
Bundestag vorgelegt und veröffentlicht. Bei<br />
Redaktionsschluss war er noch nicht veröffentlicht.<br />
wirbelwind ist jedenfalls gespannt, was<br />
den Experten zu <strong>eine</strong>r familienfreundlichen<br />
Zeitpolitik Neues eingefallen ist,<br />
und wird in <strong>der</strong> Ausgabe 2/2012 ausführlich<br />
darüber berichten.<br />
Denn Zeit, so Familienministerin Schrö<strong>der</strong>,<br />
ist die Leitwährung unserer Familienpolitik:<br />
„Eltern brauchen Zeit, um ihre Kin<strong>der</strong> ins<br />
Leben zu begleiten, und sie brauchen Zeit,<br />
wenn Angehörige Unterstützung benötigen<br />
o<strong>der</strong> pflegebedürftig werden. Aus Studien wissen<br />
wir: Der Wunsch nach mehr Zeit für<br />
Familie rangiert weit vor dem Wunsch nach<br />
mehr Geld und nach besserer Kin<strong>der</strong>betreuung.<br />
Ob Familien zusammenhalten, ob Eltern<br />
und Kin<strong>der</strong> füreinan<strong>der</strong> da sein können, ist in<br />
erster Linie <strong>eine</strong> Frage <strong>der</strong> Zeit.“<br />
Koalitionsbeschluss:<br />
Betreuungsgeld kommt ...<br />
siehe auch Seite 36<br />
... Ab 2013 wird das umstrittene Betreuungsgeld<br />
für Eltern, die ihre unter Dreijährigen<br />
zuhause betreuen, kommen. Das hat<br />
die Koalition einvernehmlich im November<br />
2011 bestätigt. Zunächst gibt es monatlich<br />
100 Euro für das zweite Lebensjahr <strong>eine</strong>s<br />
Kindes, ab 2014 werden 150 Euro für das<br />
zweite und dritte Lebensjahr eingeführt. Im<br />
Einzelnen ist die Durchführung <strong>der</strong> Leistung<br />
noch nicht festgelegt.<br />
Bundesverbraucherministerium:<br />
Verzehrwarnungen<br />
aktuell im Internet ...<br />
... Immer wie<strong>der</strong> schrecken Meldungen zu<br />
belasteten o<strong>der</strong> verdorbenen Lebensmitteln<br />
die Verbraucher auf. Von den zuständigen<br />
Landesbehörden werden im Durchschnitt<br />
zwei bis fünf Lebensmittelwarnungen im<br />
Monat herausgegeben.<br />
Die Meldungen zu Dioxin in Futtermitteln<br />
und vor allem zu den lebensgefährlichen<br />
EHEC-Erregern in <strong>der</strong> ersten Hälfte des Jahres<br />
2011 beschleunigten im Berliner Verbraucherministerium<br />
die Freischaltung <strong>eine</strong>r<br />
Internetplattform:<br />
www.lebensmittelwarnung.de<br />
Diese Plattform informiert aktuell zu allen<br />
Lebensmittelrückrufen und Verzehrwarnungen<br />
<strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> und des Bundes.<br />
Auch ältere Informationen findet man auf<br />
diesem Portal. Es stellt alle gesundheitsgefährdenden<br />
Produkte so lange auf s<strong>eine</strong> Seite,<br />
bis „das Erzeugnis nicht mehr in den<br />
Verkehr gelangt und nach <strong>der</strong> Lebenserfahrung<br />
davon auszugehen ist, dass es, soweit es<br />
in den Verkehr gelangt ist, bereits verbraucht<br />
ist.“ Auch nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums<br />
werden Produkte, vor denen<br />
gewarnt wird, erst nach <strong>eine</strong>m gewissen<br />
Sicherheitszeitraum von <strong>der</strong> Seite entfernt.<br />
Übrigens, die Verunreinigung mit Glassplittern<br />
ist <strong>eine</strong>r <strong>der</strong> häufigsten Gründe für <strong>eine</strong><br />
Verzehrwarnung. Auch Salmonellen, Schim-<br />
melpilzgifte o<strong>der</strong> erhöhte <strong>Wert</strong>e von Vitaminen<br />
veranlassen häufig <strong>eine</strong> Warnung.<br />
Telekommunikationsgesetz:<br />
Kostenlose Warteschleife ...<br />
... Die Zeit, die ein Anrufer in Warteschleifen<br />
verbringt, sei es zu Anfang <strong>eine</strong>s Telefonats<br />
o<strong>der</strong> während des Gespräches bei <strong>eine</strong>r<br />
Weiterleitung, darf nach <strong>eine</strong>r einjährigen<br />
Übergangsphase nicht mehr berechnet werden!<br />
Das sieht <strong>eine</strong> Än<strong>der</strong>ung des Telekommunikationsgesetzes<br />
u.a. vor. Sie gilt für alle<br />
Anrufe aus dem Festnetz sowie aus dem<br />
Mobilfunknetz zu allen Arten von Son<strong>der</strong>rufnummern.<br />
Bei diesen dürfen Warteschleifen<br />
nur noch eingesetzt werden, wenn<br />
den Kunden zuvor angesagt wird, ob für den<br />
Anruf ein Festpreis anfällt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Angerufene<br />
die Kosten für die Warteschleife übernimmt.<br />
Während <strong>eine</strong>r Übergangsregelung müssen<br />
kostenpflichtige Warteschleifen mindestens<br />
in den ersten zwei Minuten für den Anrufer<br />
kostenlos sein.<br />
Bei Ortsnetzrufnummern – für die die meisten<br />
Verbraucher ohnehin Flatrate-Tarife<br />
nutzen – und bei herkömmlichen Mobilfunkrufnummern<br />
sind kostenpflichtige Warteschleifen<br />
weiterhin erlaubt.<br />
Wann das Gesetz genau in Kraft treten wird,<br />
war bei Redaktionsschluss noch ungewiss,<br />
nachdem es zunächst bei <strong>der</strong> letzten Vermittlung<br />
2011 im Bundesrat scheiterte. ●<br />
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2010 2012<br />
51
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
52<br />
Text: Frauke Oblän<strong>der</strong>-Garlichs Über<br />
zwei Drittel <strong>der</strong> rund 2,4 Millionen anerkannt<br />
Pflegebedürftigen werden von – meist weiblichen –<br />
Angehörigen zu Hause versorgt. Aber die zunehmende<br />
Erwerbstätigkeit von Frauen und die demographische<br />
Auszeit<br />
für Pflege ...<br />
Frauke Oblän<strong>der</strong>-Garlichs,<br />
Fachjournalistin für<br />
Familien- und Gesellschaftspolitik,<br />
verheiratet, zwei Kin<strong>der</strong>.<br />
© Robert Kneschke - Fotolia.com<br />
Die Familie ist<br />
<strong>der</strong> mit Abstand<br />
größte Pflegedienst!<br />
Entwicklung mit ihrem wachsenden Ungleichgewicht<br />
zwischen den Generationen überfor<strong>der</strong>n diese Familienpflege<br />
immer mehr.<br />
Da will die Politik doch lieber die „familiere Verantwortungsgemeinschaft<br />
stärken“ (Kristina Schrö<strong>der</strong>),<br />
bevor ihr ein großer Pflegenotstand teuer auf<br />
die Füße fällt!<br />
Neben Geld- und Sachleistungen für die Pflegebedürftigen<br />
(s. Kasten rechts) schaffen deshalb gesetzliche<br />
Regelungen wie die neue Familienpflegezeit<br />
mehr zeitlichen Spielraum für die Pflege von nahen<br />
Angehörigen.<br />
Der Deutsche Bundestag hat Ende Oktober vergangenen Jahres<br />
den Weg für die Einführung <strong>der</strong> Familienpflegezeit mit<br />
beson<strong>der</strong>em Kündigungsschutz frei gemacht. In Kraft getreten<br />
ist sie zu Beginn dieses Jahres.<br />
Wenn Erwerbstätige nahe Angehörige pflegen, ermöglicht ihnen<br />
die neue Familienpflegezeit, dass sie ihre Arbeitszeit um bis zu<br />
50 Prozent, aber nicht unter 15 Wochenstunden, für <strong>eine</strong>n Zeitraum<br />
von maximal zwei Jahren reduzieren – ohne ins finanzielle<br />
Aus zu geraten. Denn sie erhalten während <strong>der</strong> Pflegephase 75<br />
Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens, wenn sie z. B. nur 50<br />
Prozent arbeiten. Zum Ausgleich müssen sie nach <strong>der</strong> Pflege-
phase wie<strong>der</strong> voll arbeiten und bekommen<br />
weiterhin nur 75 Prozent des Gehaltes, bis<br />
ihr Zeitkonto wie<strong>der</strong> ausgeglichen ist.<br />
Die Betriebe können, damit sie durch die<br />
Familienpflegezeit nicht finanziell belastet<br />
werden, beim Bundesamt für Familie <strong>eine</strong><br />
zinsfreie Zwischenfinanzierung für den<br />
Lohnvorschuss beantragen. Nach <strong>der</strong> Pflegephase<br />
behalten sie die entsprechende Summe<br />
vom Lohn ein und zahlen sie an das Bundesamt<br />
wie<strong>der</strong> zurück<br />
Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Familienpflegezeit in Anspruch<br />
nimmt, muss <strong>eine</strong> Versicherung abschließen,<br />
damit <strong>der</strong> Arbeitgeber für den Fall, dass <strong>der</strong><br />
Arbeitnehmer nicht wie<strong>der</strong> an den Arbeitsplatz<br />
zurückkehren kann, kein Risiko eingeht.<br />
Die Versicherung beginnt mit <strong>der</strong><br />
Pflegephase und endet mit <strong>der</strong> Lohnrückzahlungsphase.<br />
Die Prämien sind relativ gering.<br />
Entsprechend zertifizierte Versicherungen<br />
werden neu auf dem Markt angeboten.<br />
Die Familienpflegezeit orientiert sich am<br />
Modell <strong>der</strong> Altersteilzeit – nur quasi umgekehrt:<br />
zuerst die Freistellung, dann die<br />
Nacharbeit. Wie bei <strong>der</strong> Altersteilzeit kann<br />
auch sie nur auf freiwilliger Basis zwischen<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbart<br />
werden. Einen Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit,<br />
wie ihn die Familienministerin<br />
angestrebt hatte, gibt es nicht. Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber müssen <strong>eine</strong><br />
entsprechende Vereinbarung schließen.<br />
Aber 82 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen halten es<br />
für wichtig, Vereinbarkeit von Pflege und<br />
Beruf durch entsprechende Maßnahmen zu<br />
erleichtern. Fast die Hälfte <strong>der</strong> Unternehmen,<br />
die bereits pflegende Mitarbeiter beschäftigen,<br />
ist bereit, die Familienpflegezeit<br />
einzuführen, heißt es im Familienministerium<br />
in Berlin. Noch weit mehr Unternehmen<br />
seien interessiert an <strong>der</strong> Familienpflegezeit.<br />
Kristina Schrö<strong>der</strong> hofft, dass sie sich<br />
ähnlich positiv wie die Altersteilzeit entwickelt.<br />
Kurze Pflegezeiten mit<br />
Rechtsanspruch<br />
In allen Betrieben haben die Beschäftigten das<br />
Recht auf „Notfall-Tage“. Sie dürfen bei kurzfristig<br />
in <strong>der</strong> nahen Verwandtschaft auftretenden<br />
Pflegefällen bis zu 10 Arbeitstage <strong>der</strong><br />
Arbeit fern bleiben – in <strong>der</strong> Regel aber unbezahlt.<br />
Ihr Versicherungsschutz in <strong>der</strong> Kranken-,<br />
Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung<br />
bleibt während <strong>der</strong> Tage bestehen.<br />
Einen Rechtsanspruch auf <strong>eine</strong> sechsmonatige<br />
unbezahlte Auszeit o<strong>der</strong> auf Teilzeit<br />
für die Pflege naher Angehöriger in häuslicher<br />
Umgebung gibt es seit 2008 nach<br />
dem Pflegezeitgesetz – jedoch nur in Betrieben<br />
mit mehr als 15 Beschäftigten. Diese<br />
sechsmonatige Auszeit steht unter <strong>eine</strong>m beson<strong>der</strong>en<br />
Kündigungsschutz.<br />
Wer diese Pflegezeit nimmt, für den endet<br />
bei vollständiger Freistellung die Versicherungspflicht<br />
in <strong>der</strong> Kranken- und Pflegeversicherung<br />
mit dem Beginn <strong>der</strong> Pflegezeit.<br />
Wenn dann kein Anspruch auf Familienversicherung<br />
über <strong>eine</strong>n gesetzlich versicherten<br />
Partner besteht, muss man sich entwe<strong>der</strong> freiwillig<br />
in <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />
o<strong>der</strong> privat absichern. Auf Antrag gibt die Pflegekasse<br />
<strong>eine</strong>n Zuschuss zu den Beiträgen.<br />
Voraussetzung für jede Freistellung ist, dass<br />
<strong>der</strong> Angehörige in häuslicher Umgebung<br />
betreut wird und bereits im Sinne <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />
pflegebedürftig ist (mindestens<br />
Pflegestufe I) o<strong>der</strong> voraussichtlich<br />
wird. (Bescheinigung <strong>der</strong> Pflegekasse o<strong>der</strong><br />
des medizinischen Dienstes <strong>der</strong> Krankenversicherung).<br />
Als „nahe Angehörige“ gelten Ehe- und Lebenspartner,<br />
Großeltern, Eltern, Geschwister,<br />
Kin<strong>der</strong>, Adoptiv- und Pflegekin<strong>der</strong>,<br />
Enkelkin<strong>der</strong> sowie Schwiegereltern und<br />
Schwiegerkin<strong>der</strong>. ●<br />
gut zu wissen:<br />
Die Pflegeversicherung<br />
unterstützt die Familienpflege<br />
– wahlweise mit Pflegegeld o<strong>der</strong> indem sie bis<br />
zu <strong>eine</strong>r bestimmten Höhe die Hilfe von Pflegediensten<br />
mitfinanziert.<br />
Die Höhe <strong>der</strong> Unterstützung hängt in beiden<br />
Fällen davon ab, welcher <strong>der</strong> drei Pflegestufen<br />
<strong>der</strong> pflegebedürftige Angehörige vom medizinischen<br />
Dienst <strong>der</strong> Krankenkassen zugeordnet<br />
wird.<br />
Das Pflegegeld beträgt seit Jahresbeginn monatlich<br />
235 / 440 / 700 Euro (Pflegestufe I /<br />
II / III). Es steht dem Pflegebedürftigen zu,<br />
damit er s<strong>eine</strong> notwendige Grundpflege und<br />
hauswirtschaftliche Versorgung sicherstellen<br />
kann, z. B. indem er es an den Angehörigen,<br />
<strong>der</strong> ihn pflegt, weitergibt. Statt Pflegegeld<br />
kann auch professionelle Hilfe <strong>eine</strong>s Pflegedienstes<br />
anteilig finanziert werden. Für ambulante<br />
Pflegehilfe leistet die Pflegeversicherung<br />
bis zu 450 Euro / 1.100 Euro / 1.550 Euro<br />
( Pflegestufe I / II / III ) bzw. in Härtefällen <strong>der</strong><br />
Pflegestufe III auch bis zu 1.918 Euro pro<br />
Monat.<br />
Für Pflegende, die ihre Angehörigen 14 und<br />
mehr Stunden wöchentlich in <strong>der</strong> häuslichen<br />
Umgebung pflegen, zahlt die Pflegeversicherung<br />
Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />
– abgestuft nach dem Umfang <strong>der</strong><br />
notwendigen Pflege. Allgem<strong>eine</strong> Betreuung,<br />
Zuwendung und Aufsicht zählen in diesem<br />
Sinne allerdings nicht als Pflege.<br />
Das an die Pflegeperson weitergegebene Pflegegeld<br />
ist steuer- und abgabenfrei und wird bei<br />
Arbeitslosengeld I und II (Hartz IV) nicht als<br />
Einkommen angerechnet. Wer Hartz IV bezieht<br />
und <strong>eine</strong>n nahen Angehörigen pflegt,<br />
dem kann zudem nicht die Aufnahme <strong>eine</strong>r<br />
Arbeit zugemutet werden. ●<br />
Siehe zum Thema Familienpflege auch nächste Seite<br />
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
53
POLITIK + GESELLSCHAFT<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
© brankatekic - Fotolia.com<br />
54<br />
Unverzichtbar,<br />
aber meist<br />
illegal!<br />
Schreiben<br />
Sie uns !<br />
Wie denken Sie, unsere Leserfamilien,<br />
über dieses Thema? Haben Sie Ideen?<br />
wirbelwind ist interessiert daran!<br />
redaktion@wirbelwind.de<br />
BUCHTIPP:<br />
Rettung aus Polen<br />
Wie Pflege zu Hause<br />
tatsächlich gelingt:<br />
Ein Ratgeber für Menschen,<br />
die Angehörige zu Hause<br />
pflegen wollen, mit detaillierten<br />
Informationen zu<br />
organisatorischen, rechtlichen<br />
und finanziellen<br />
Fragen.<br />
Darüber hinaus berichtet <strong>der</strong> Autor Georg Neumann<br />
sehr warmherzig über s<strong>eine</strong> persönlichen Erfahrungen<br />
bei <strong>der</strong> Betreuung s<strong>eine</strong>r Eltern. Auch osteuropäische<br />
Pflegekräfte lässt er zu Wort kommen.<br />
ISBN 978-3-7831-3402-5<br />
„Rettung aus Polen“ € 14,95<br />
Hilfen aus Osteuropa:<br />
Hun<strong>der</strong>ttausend <strong>gute</strong> Geister<br />
Millionen Angehörige (1,3Mio.), fast<br />
immer Frauen – Töchter, die zusätzlich<br />
Beruf, Kin<strong>der</strong> und Haushalt unter <strong>eine</strong>n<br />
Hut bringen müssen, o<strong>der</strong> selbst schon alte<br />
Ehefrauen – versorgen pflegebedürftige Familienmitglie<strong>der</strong><br />
zu Hause!<br />
<strong>Was</strong> aber, wenn ihre Kraft an die persönliche<br />
Grenze kommt? Dann greifen immer<br />
mehr Menschen auf Pflegehilfen aus dem<br />
Ausland zurück, meist auf Frauen aus den<br />
osteuropäischen EU-Staaten.<br />
Seit 2011 dürfen diese bei uns – mit Ausnahme<br />
von Bürgern Bulgariens und Rumäniens<br />
– beschäftigt werden und brauchen<br />
k<strong>eine</strong> Arbeitserlaubnis mehr. Sie<br />
dürfen jetzt auch neben Hausarbeit die<br />
sogenannte Grundpflege, die pflegerischen<br />
Alltagshilfen beim Essen und Trinken,<br />
beim <strong>Was</strong>chen, An- und Auskleiden<br />
etc. übernehmen.<br />
Das Dilemma ist nur, sie müssen von<br />
Rechts wegen sozialversicherungspflichtig<br />
angestellt werden. Das aber können sich<br />
die allerwenigsten <strong>der</strong> Betroffenen – we<strong>der</strong><br />
das alte Ehepaar von nebenan noch die<br />
Tochter mit Halbtagsjob, zwei Kin<strong>der</strong>n<br />
und dem pflegebedürftigen Vater – finanziell<br />
leisten. Ebenso wenig können sie die<br />
Bürokratie, die mit <strong>eine</strong>r Arbeitgeberfunktion<br />
einhergeht, stemmen.<br />
Also arbeiten rund 100.000 <strong>gute</strong> Geister<br />
unverzichtbar, aber illegal in unserem<br />
Land! (Auch viele <strong>der</strong> „garantiert legal“<br />
TIPP:<br />
vermittelten Frauen arbeiten oft nicht wirklich<br />
legal.)<br />
Unverzichtbar sind sie, weil sie die Familien<br />
vor dem physischen und psychischen<br />
Zusammenbruch retten, weil sie den Pflegebedürftigen<br />
neben <strong>der</strong> Hilfe auch Zuwendung,<br />
Zeit und Wärme schenken,<br />
ihnen ihre Selbstständigkeit, soweit wie<br />
möglich, erhalten und sie – wovor die<br />
allermeisten von uns Angst haben – vor<br />
dem Heim bewahren. Durch letzteres entlasten<br />
diese Pflegekräfte auch die öffentlichen<br />
Kassen <strong>der</strong> Pflegeversicherung und<br />
<strong>der</strong> Sozialhilfe.<br />
Doch offiziell – so unsere Recherche –<br />
wird bei Politik und Wohlfahrtsverbänden<br />
dieses Dilemma übergangen! Die<br />
aktuelle Pflegereform diskutiert es nicht!<br />
Ließe sich nicht <strong>eine</strong> kreative Lösung z. B.<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Pflegeversicherung für die<br />
„Ersatz-Töchter“ aus Osteuropa finden?<br />
Sie tun das Gleiche wie Töchter und Ehefrauen.<br />
Warum dürfen sie z. B. nicht wie<br />
diese über die Pflegeversicherung abgesichert<br />
werden und vom Pflegebedürftigen<br />
das Pflegegeld erhalten – unterhalb <strong>der</strong><br />
Schwelle <strong>eine</strong>s festen Arbeitsverhältnisses?<br />
Eine machbare und menschenwürdige<br />
Antwort auf den schon bestehenden und<br />
in Zukunft noch größer werdenden Pflegenotstand<br />
eilt! Kreatives Umdenken von<br />
bisherigen Rahmenbedingungen ist gefragt.<br />
●<br />
Wer <strong>eine</strong> Helferin aus Osteuropa offiziell engagieren will,<br />
wendet sich am besten direkt an die Zentrale Auslandsund<br />
Fachvermittlung (ZAV) <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit.<br />
Sie vermittelt bundesweit und ohne Gebühren Haushaltshilfen<br />
und berät zu Arbeitserlaubnis, Versicherung, Arbeitsvertrag etc.<br />
Zentrale Auslands- und Fachvermittlung<br />
Villemombler Str. 76, 53123 Bonn<br />
E-Mail: zav-bonn.haushaltshilfen@arbeitsagentur.de
Lutz Steinbrück (39) arbeitet als freier Journalist und Online-Redakteur in Berlin für<br />
Print- und Onlinemedien. S<strong>eine</strong> Themenschwerpunkte sind Soziales, Bildung,<br />
Gesellschaft und Kultur. Er gehört zur Journalisten-Bürogemeinschaft Freistil Berlin.<br />
Das Berliner Väterzentrum<br />
Wenn <strong>der</strong> Papa mit dem Kinde…<br />
Im Berliner Väterzentrum genießen Papas das Zusammensein mit<br />
ihrem Nachwuchs und den Erfahrungsaustausch mit an<strong>der</strong>en Vätern.<br />
„T<br />
oll machst du das“, lobt Michael<br />
Schenk, als Tochter Hanna (2) die<br />
blaurote Plastikrutsche im Berliner<br />
Väterzentrum erklimmt. Das Mädchen freut<br />
sich über sein Lob und strahlt über das ganze<br />
Gesicht. Der 39-jährige Jurist hockt auf <strong>der</strong><br />
Turnmatte vor <strong>der</strong> Rutsche und hat die Kl<strong>eine</strong><br />
fest im Blick. In s<strong>eine</strong>m Rücken fährt Joshua<br />
(16 Monate) mit dem hauseigenen<br />
Bobbycar durchs weitläufige Spielzimmer.<br />
Derweil lässt sich <strong>der</strong> 3-jährige Tom in <strong>der</strong><br />
Sofaecke von s<strong>eine</strong>m Vater Christoph<br />
Demmke aus <strong>eine</strong>m Kin<strong>der</strong>buch vorlesen.<br />
Es ist ein sonniger Samstagvormittag im<br />
November – und ein ganz normales Bild im<br />
Berliner Väterzentrum. Hier treffen sich<br />
Väter mit Kin<strong>der</strong>n zum Informations- und<br />
Gedankenaustausch. Heute findet das wöchentliche<br />
Familien-Frühstück statt, zu dem<br />
auch die Mütter willkommen sind. Zur Stra-<br />
ße hin lässt <strong>eine</strong> großflächige Fensterfront<br />
die Sonne hinein, die das Spielzimmer<br />
erhellt. Auf dem Boden liegen Turnmatten<br />
und jede Menge Spielsachen, darunter Bauklötze,<br />
Action-Figuren und Modellautos.<br />
Die Atmosphäre ist entspannt. Eine Handvoll<br />
Väter und <strong>eine</strong> Mutter plau<strong>der</strong>n in lockerer<br />
Runde, trinken Kaffee und gönnen<br />
sich selbst geschmierte Wurst- und Käsebrötchen.<br />
Die meisten sind per Du.<br />
Austausch über Kin<strong>der</strong> und Erziehung<br />
und über Politik und Fußball ...<br />
„M<br />
<strong>eine</strong> Frau und ich sind vor drei Jahren<br />
nach Berlin gezogen“, erzählt<br />
Toms Papa Christoph Demmke.<br />
„Für Tom habe ich damals sieben Monate<br />
Elternzeit genommen.“ <strong>Vom</strong> Väterzentrum<br />
papaextra<br />
Die Seiten für Papas<br />
Text: Lutz Steinbrück<br />
Das Väterzentrum in Berlin<br />
ist bundesweit fast einmalig.<br />
Hierher kommen Papas, um sich<br />
zu informieren, auszutauschen<br />
und mit ihrem Nachwuchs zu<br />
spielen. An langen Sommerwochenenden<br />
fahren sie<br />
gemeinsam ins Grüne, bilden<br />
Indianerstämme und bauen<br />
Schwitzhütten. Dabei wird auch<br />
das Kind im Manne befriedigt.<br />
hörte <strong>der</strong> 47-jährige Verwaltungswissenschaftler<br />
zum ersten Mal aus dem Fernsehen.<br />
S<strong>eine</strong> Frau brachte ihn auf die Idee, persönlich<br />
vorbeizukommen. Seitdem kennt und<br />
schätzt Demmke dieses seltene Angebot<br />
<strong>eine</strong>s Papa-Treffs. „Ich komme oft und gerne<br />
her. Mir gefällt <strong>der</strong> Austausch mit an<strong>der</strong>en<br />
Vätern“, sagt er. „Wir unterhalten uns nicht<br />
nur über die Kin<strong>der</strong> und Erziehung, son<strong>der</strong>n<br />
auch über Politik und Fußball.“ Themen,<br />
die er in Spielcafés vermisst, wo vor<br />
allem Mamas sitzen.<br />
Beim Familien-Frühstück ist auch sein Sohn<br />
Tammo (15 Monate) dabei. Für ihn hat<br />
Demmke dreieinhalb Monate Elternzeit genommen.<br />
Inzwischen arbeitet er wie<strong>der</strong> in<br />
Teilzeit für <strong>eine</strong> Hochschule in den Nie<strong>der</strong>landen,<br />
ist wochenweise dort und in Berlin.<br />
Die Situation ist nicht einfach: „Es macht<br />
Spaß mit den Kin<strong>der</strong>n, aber Familie und<br />
PAPA-EXTRA<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
55
PAPA-EXTRA<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
56<br />
Meistens ausgebucht sind die Papa-Kind-Reisen<br />
in die Märkische Schweiz, wo Große und Kl<strong>eine</strong><br />
zu Indianern werden.<br />
Beruf unter <strong>eine</strong>n Hut zu bringen, ist auch<br />
ein Spagat, <strong>der</strong> <strong>eine</strong>n zerreißt.“ Am heimischen<br />
Schreibtisch sei es schwierig, sich auf die Arbeit<br />
zu konzentrieren. Wenn die Jungs im Haus<br />
herumtollen, ist <strong>der</strong> Papa in ihm gefragt. Für<br />
sein berufliches Fortkommen sei die Doppel-<br />
Belastung hin<strong>der</strong>lich, meint Demmke.<br />
E<br />
Das Berliner Väterzentrum<br />
Wenn <strong>der</strong> Papa mit dem Kinde…<br />
EDEKA – das Ende <strong>der</strong> Karriere?<br />
s gibt betroffene Väter, die dabei<br />
von „EDEKA“ sprechen. Die m<strong>eine</strong>n<br />
nicht die Supermarkt-Kette, son<strong>der</strong>n<br />
das „Ende DEr KArriere.“ Ob es dazu<br />
kommt, hängt von <strong>der</strong> Haltung des Arbeitgebers,<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Position und den eigenen<br />
Ansprüchen in Berufs- und Lebensplanung<br />
ab. Demmke nimmt die Nachteile<br />
in Kauf. Warum er beruflich zurücksteckt<br />
und sich auf Kosten <strong>der</strong> Karriere so viel Zeit<br />
für s<strong>eine</strong> Söhne nimmt? „M<strong>eine</strong> Frau bekam<br />
vor drei Jahren <strong>eine</strong> gut bezahlte Stelle in<br />
Berlin. Ich bin hinterhergezogen. Das Angebot<br />
<strong>der</strong> Elternzeit fand ich ideal, um sie zu entlasten<br />
und mehr Zeit für Tom zu haben.“ Inzwischen<br />
arbeiten beide in Teilzeit. Auch die an<strong>der</strong>en<br />
Väter, die heute hier sind, stießen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Elternzeit auf das Väterzentrum.<br />
Michael Schenk etwa. Er wohnt wie Demmke<br />
in <strong>der</strong> Nachbarschaft, ist ebenfalls Stammgast<br />
und froh über diesen Ort. An an<strong>der</strong>en<br />
Elterntreffs fühlte er sich allein unter Frauen<br />
nicht wohl. „Es gibt so viele Angebote für<br />
Mütter“, meint Schenk. „Egal, ob Krabbelgruppen,<br />
Musizieren o<strong>der</strong> Turnen: Immer<br />
waren fast nur Frauen da und es fanden<br />
kaum Gespräche statt.“ Am „Papa-Laden“<br />
gefallen ihm vor allem <strong>der</strong> intensive Gedankenaustausch<br />
und die gegenseitige Unterstützung<br />
bei <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung vor Ort.<br />
Partnerschaftsprobleme, Trennungen,<br />
Trauer – <strong>der</strong> Beratungsbedarf ist<br />
gestiegen<br />
D<br />
ie Anfänge des Treffpunkts reichen<br />
knapp vier Jahre zurück. Passgenau<br />
mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Elternzeit<br />
startete im Januar 2007 auch das Väterzentrum<br />
in <strong>der</strong> Marienburger Straße 28 im kin<strong>der</strong>reichen<br />
Bezirk Prenzlauer Berg. Eberhard<br />
Schäfer ist <strong>der</strong> inoffizielle Grün<strong>der</strong>vater und<br />
aktueller Geschäftsführer. Der 49-jährige<br />
Politologe und Vater <strong>eine</strong>s erwachsenen Sohnes<br />
ist sozialpädagogisch geschult und hatte<br />
zuvor bereits zehn Jahre Erfahrung in <strong>der</strong><br />
Arbeit mit Vätern.<br />
Ab 2002 war er in <strong>der</strong> Männer-Beratungsstelle<br />
des gemeinnützigen Vereins „Manne-<br />
Zum wöchentlichen Familien-Frühstück<br />
sind auch die Mütter eingeladen.<br />
Familienplausch auf dem gemütlichen Sofa im<br />
Väterzentrum: Christoph Demmke mit s<strong>eine</strong>n<br />
Söhnen Tom (3) und Tammo (15 Monate).<br />
ge“ aktiv, <strong>der</strong> 1987 in Westberlin gegründet<br />
worden war. „Wir haben Männer in psychosozialen<br />
Lebensfragen und bei Problemen<br />
aller Art beraten“, erklärt Schäfer rückblickend.<br />
„Oft kamen Väter zu uns. Sie litten<br />
unter Partnerschaftsproblemen, wollten nach<br />
Trennungen den Kontakt zu ihren Kin<strong>der</strong>n<br />
aufrechterhalten o<strong>der</strong> suchten Hilfe bei <strong>der</strong><br />
Trauerbewältigung.“ Da <strong>der</strong> Beratungsbedarf<br />
in den letzten Jahren angestiegen sei, stellte<br />
<strong>der</strong> Verein Schäfer 2005 fest ein, um das<br />
Angebot gezielt zu erweitern. Als eigener Ort<br />
für diese Klientel wurde 2007 das Väterzentrum<br />
eröffnet. Mannege ist <strong>der</strong> Träger.<br />
Ein Jahreshighlight: „Der große<br />
Preis vom Prenzlauer Berg“<br />
D<br />
as Budget beträgt knapp 100.000<br />
Euro pro Jahr. „Finanziert werden<br />
wir zu 70 Prozent über Landesmittel“,<br />
so Schäfer. „Den Rest bestreiten wir<br />
aus Mitteln <strong>der</strong> Projektför<strong>der</strong>ung, Stiftungs-
Spaß beim gemeinsamen Kochen und Essen.<br />
gel<strong>der</strong>n und über private Sponsoren, die aber<br />
nur drei Prozent beisteuern.“ Carrera ist so<br />
ein Privat-Sponsor. Auf <strong>der</strong> hauseigenen<br />
Carrera-Bahn tragen die Papas und ihre Kin<strong>der</strong><br />
einmal pro Jahr den Großen Preis vom<br />
Prenzlauer Berg aus.<br />
Carrera-Bahn und Kickertisch waren für<br />
zwei „Spiegel“-Journalisten ein gefundenes<br />
Fressen: „Im Prinzip geht es zu wie in <strong>eine</strong>r<br />
alternativ-bürgerlichen Kneipe, bloß, dass<br />
<strong>der</strong> Vätertreff mit Steuergel<strong>der</strong>n des Landes<br />
Berlin geför<strong>der</strong>t wird“, spotteten die Autoren<br />
im Artikel „Kind im Mann“ im November<br />
2010. Im Zusammenhang mit dem Elterngeld<br />
wird das Väterzentrum als skurriles,<br />
nicht för<strong>der</strong>ungswürdiges Vergnügungszentrum<br />
für Papas dargestellt, die sich <strong>eine</strong> amüsante<br />
Auszeit leisten. An an<strong>der</strong>er Stelle wird<br />
moniert, dass das Elterngeld nicht zu <strong>eine</strong>r<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Geburtenrate beitragen würde.<br />
„T<br />
Familienbildung speziell für Väter<br />
hema verfehlt“, kontert Schäfer diese<br />
Vorwürfe. „Der Sinn und Zweck<br />
von Familienbildung, dem das Väterzentrum<br />
per Sozialgesetzbuch verpflichtet<br />
ist, liegt darin, Informationen und Orte<br />
für den Austausch bereitzustellen. Wir<br />
machen <strong>eine</strong>s von vielen Angeboten in Berlin<br />
im Bereich <strong>der</strong> Sozial- und Familienpolitik,<br />
und zwar speziell für die Väter.“ Solche<br />
Angebote seien k<strong>eine</strong> politischen Veranstaltungen<br />
und hätten mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
Geburtenrate nichts zu tun. „Das Elterngeld<br />
soll Eltern ermöglichen, Familie und Beruf<br />
besser zu vereinbaren. Es dient nicht dem<br />
bevölkerungspolitischen Zweck, dass die<br />
Geburtenrate steigt. Auch Frau von <strong>der</strong> Leyen<br />
hat diesen Zusammenhang so nie hergestellt.“<br />
Von Anfang an löste das Väterzentrum ein<br />
starkes Medienecho aus. Schäfer zählte schon<br />
über 200 Berichterstattungen, sogar russische<br />
und japanische Fernsehsen<strong>der</strong> kamen<br />
vorbei. Die Resonanz sei fast durchweg positiv<br />
gewesen. „Das Thema Elterngeld hat sicher<br />
zum großen Interesse beigetragen“, meint er.<br />
Und natürlich die Exklusivität: Bundesweit<br />
habe lediglich <strong>der</strong> Verein Väter e.V. aus Hamburg<br />
ein ähnlich großes Angebot, das ebenfalls<br />
von vielen Vätern genutzt werde.<br />
Die Papa-Kind-Reisen sind<br />
immer ausgebucht<br />
D<br />
as Kicker- und das Carrera-Turnier<br />
zählen zu den Höhepunkten im Jahreskalen<strong>der</strong>.<br />
„Bei diesen Events ist<br />
<strong>der</strong> Laden rappelvoll“, so Schäfer. An <strong>eine</strong>m<br />
papaextra<br />
Die Seiten für Papas<br />
Auf <strong>der</strong> großen hauseigenen Carrera-Bahn<br />
tragen Papas und ihre Kin<strong>der</strong> einmal im Jahr<br />
den „Großen Preis vom Prenzlauer Berg“ aus.<br />
Wochenende kommen dann bis zu 500 Väter<br />
und Kin<strong>der</strong>. Ausgebucht sind auch die<br />
Papa-Kind-Reisen, an denen Väter und ihre<br />
Kin<strong>der</strong> übers Wochenende in die Märkische<br />
Schweiz fahren, zu Indianern werden und<br />
Schwitzhütten bauen. Weniger Andrang<br />
herrscht bei regelmäßigen Kochkursen, Vorträgen<br />
über Kin<strong>der</strong>erziehung o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />
Rechtsberatung durch <strong>eine</strong>n Familienanwalt.<br />
Als Ritual hat sich neben dem Familien-<br />
Frühstück das Papa-Café dienstags und donnerstags<br />
von 10 bis 12 Uhr etabliert.<br />
Ein 13-köpfiges Team sorgt dafür, dass <strong>der</strong><br />
Papa-Laden läuft. Eberhard Schäfer und<br />
Marc Schulte (46) sind Geschäftsführer in<br />
Teilzeit. Hinzu kommen <strong>eine</strong> Bürokauffrau<br />
und zehn Honorarkräfte, die einige Stunden<br />
pro Woche im Väterzentrum arbeiten, meist<br />
männliche Sozialarbeiter und Pädagogen. An<br />
diesem sonnigen November-Sonnabend hat<br />
Shuan Adib Aziz das Familien-Frühstück<br />
organisiert. Nachdem er die großen und kl<strong>eine</strong>n<br />
Gäste verabschiedet hat, räumt Shuan<br />
die Matten weg, baut die Rutsche ab und<br />
stellt den restlichen Aufschnitt in den Kühlschrank.<br />
Ruhig, lächelnd und entspannt. ●<br />
Klicktipp<br />
www.vaeterzentrum-berlin.de<br />
PAPA-EXTRA<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
57
RUBRIK<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
58<br />
Illustration: Alexandra Bankel und Claudia Siebenweiber<br />
Wir spielen mit dem ABC<br />
So viel sagt unser Name<br />
Unsere Namen tragen wir das ganze Leben.<br />
Verknüpfen wir Positives damit: Findet zu<br />
jedem Mitspieler entsprechend den Buchstaben<br />
s<strong>eine</strong>s Namens <strong>gute</strong> Eigenschaften und<br />
nette Merkmale. Es ist schön, wenn sie<br />
wirklich passen.<br />
Mehr WORTSPIELEREIEN ...<br />
Geschichten und Spiele für kreativen Spaß<br />
mit Worten ... für die ganze Familie!<br />
Lustige Spiele mit Worten<br />
Wusstet ihr, dass ihr mit Buchstaben und Wörtern jede Menge Spaß<br />
haben könnt? Das Tolle daran: Ihr braucht nur eure Fantasie und könnt<br />
je<strong>der</strong>zeit und überall spielen – ob mit euren Freunden beim Warten<br />
auf den Bus o<strong>der</strong> mit eurer Familie an <strong>eine</strong>m gemütlichen Abend mit<br />
„Kuschelgetuschel“. Wir haben hier zwei Spielideen zum Ausprobieren<br />
aus dem neuen Buch von Heike Bauer-Banzhaf.<br />
Zum Beispiel M:<br />
Nachdem ihr euch <strong>eine</strong>n Buchstaben überlegt habt,<br />
beantwortet <strong>eine</strong>r von euch Fragen und die Antworten<br />
müssen alle mit dem gewählten Buchstaben beginnen.<br />
„Wie heißt du?“ „Matthias Mägele.“<br />
„Woher kommst du?“ „Aus München.“<br />
„Womit handelst du?“ „Mit Mäusen.“<br />
„Wie heißen d<strong>eine</strong> Eltern?“ „Marta und Markus Mägele.“<br />
„Wohin gehst du?“ „Nach Malaga.“<br />
„<strong>Was</strong> hast du im Gepäck?“ „Eine Mäusemelkmaschine.“<br />
NEU! bei<br />
Heike<br />
H wie heiter<br />
E wie eigensinnig<br />
I wie irre lustig (manchmal)<br />
K wie kreativ<br />
E wie einfühlsam<br />
*Art.-Nr. 641-264-22 Buch Kuschel-Getuschel von Heike Bauer-Banzhaf,<br />
25 Sprachspiele für kl<strong>eine</strong> und große Wortakrobaten, 64 Seiten, Hardcover,<br />
ab fünf Jahren, 16.95 € (D), 18.95 € (A), mehr zum Buch auf Seite 41.<br />
*Bestellhinweis siehe Seite 59
vorschau wirbelwind 2/2012<br />
● „Kin<strong>der</strong> raus!“<br />
... ins Grüne – aber richtig!<br />
Der Nachwuchs will k<strong>eine</strong> Belehrungen,<br />
son<strong>der</strong>n möchte sich austoben und kl<strong>eine</strong><br />
Abenteuer bestehen. So wächst Naturverbundenheit,<br />
die ein Leben lang hält.<br />
● Nicht zurückschlagen?<br />
Kin<strong>der</strong> sollen Konflikte ohne Gewalt<br />
lösen – das wünschen sich Eltern.<br />
Doch wie können sich die Sprösslinge<br />
bei Rempeleien und Pöbeleien wehren,<br />
ohne selbst handgreiflich zu werden?<br />
● Endlich Ordnung …<br />
und mehr Zeit für Dinge, die wirklich<br />
Spaß machen: Davon träumen alle,<br />
die <strong>eine</strong>n Familienhaushalt managen.<br />
Tipps <strong>eine</strong>r erfahrenen Expertin<br />
und Mutter.<br />
● Besser durch Nachhilfe?<br />
Der Teenager aus <strong>der</strong> Nachbarschaft,<br />
das professionelle Institut o<strong>der</strong> ein<br />
Online-Tutor? Wir zeigen auf, wann<br />
welche Nachhilfe-Methode sinnvoll ist<br />
und was davon erwartet werden darf.<br />
Werben im wirbelwind<br />
Der nächste wirbelwind:<br />
ab 17. April 2012<br />
kostenlos in Ihrem Paket<br />
für Deutschland:<br />
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(0,14 €/Min. deutsches Festnetz / Mobilfunknetze<br />
max. 0,42 €/Min.)<br />
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(solange <strong>der</strong> Vorrat reicht)<br />
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JAKO-O GmbH<br />
Kin<strong>der</strong>sachen mit Köpfchen<br />
D-96475 Bad Rodach<br />
JAKO-O GmbH<br />
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Businesscenter 270<br />
A-4000 Linz<br />
Fon 0 08 00 / 22 44 88 00 (kostenfrei aus dem<br />
österr. Festnetz, Mobilfunknetze abweichend)<br />
Fax 0 08 00 / 22 44 88 90 (kostenfrei)<br />
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*Preise inkl. ges. MwSt., zuzügl. 3,95 €<br />
Versand (innerhalb Deutschlands und Österreichs)<br />
Mit <strong>eine</strong>r geschäftlichen Anzeige im wirbelwind erreichen Sie<br />
hun<strong>der</strong>ttausende interessierte Eltern in Deutschland.<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Petra Sancho<br />
Agentur für<br />
Zielgruppenberatung<br />
Tel. 0 81 42 – 66 90 70<br />
Anfragen unter:<br />
petra.sancho@zielgruppenberatung.de<br />
Jetzt auch<br />
„ivw“ zertifiziert!<br />
impressum<br />
Verlag:<br />
JAKO-O GmbH<br />
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Bettina Peetz, Geschäftsleitung<br />
JAKO-O ist ein Unternehmensbereich<br />
<strong>der</strong> HABA-Firmenfamilie.<br />
Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter:<br />
Klaus Habermaaß<br />
Geschäftsführer: Harald Grosch<br />
Chefredaktion:<br />
Anne Marie Tusche (verantwortlich)<br />
Leitende Redaktion: Kareen Klippert<br />
Redaktionsassistenz: Yvonne Rö<strong>der</strong><br />
Redaktion Familie: Kareen Klippert<br />
Redaktion Gesellschaft und Politik:<br />
Frauke Oblän<strong>der</strong>-Garlichs<br />
Redaktion Gesundheitstipps: Yvonne Rö<strong>der</strong><br />
Redaktion Baby: Christina Hauptmann<br />
Anzeigenleitung:<br />
Anne Marie Tusche (verantwortlich)<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Agentur für Zielgruppenberatung<br />
Petra Sancho<br />
Industriestr. 51<br />
82194 Gröbenzell<br />
Tel.: 0 81 42 – 66 90 70<br />
Fax: 0 81 42 – 66 907 30<br />
E-Mail: petra.sancho@zielgruppenberatung.de<br />
Redaktionsanschrift für<br />
Deutschland und Österreich:<br />
JAKO-O GmbH<br />
Redaktion „wirbelwind“<br />
D-96475 Bad Rodach<br />
Tel.: 0 95 64 – 9 29 4 56<br />
Fax: 0 95 64 – 9 29 7 96<br />
E-Mail: redaktion@wirbelwind-magazin.de<br />
Layout – Grafik – Bildredaktion –<br />
Schlussredaktion:<br />
Werbeagentur Böss und Fahr<br />
Hinterer Glockenberg 13<br />
D-96450 Coburg<br />
Tel.: 0 95 61 – 28 00 11<br />
E-Mail: info@bf-werbeagentur.de<br />
www.boessundfahr.de<br />
Druck:<br />
Evers-Druck GmbH<br />
Postfach 840<br />
25704 Meldorf<br />
Tel.: 0 48 32 – 60 80<br />
Bezugshinweis:<br />
Die JAKO-O Zeitschrift „wirbelwind“<br />
erscheint viermal im Jahr.<br />
Besteller bei JAKO-O erhalten das<br />
Familienmagazin „wirbelwind“ automatisch<br />
kostenlos im Paket mit ihrer Lieferung.<br />
RUBRIK<br />
wirbelwind 1 - 2012<br />
59
So fair war Sport noch nie.<br />
Der Multivan MATCH. 3<br />
Mit dem Multivan MATCH ist auch dem Nachwuchs ein Stammplatz garantiert.<br />
Dieser Mannschaftsbus überzeugt unter an<strong>der</strong>em mit Privacyverglasung, dem Radio<br />
„RCD 310“ und den glanzgedrehten Leichtmetallfelgen „Cascavel“. Und auch beim<br />
Preis setzt <strong>der</strong> Multivan MATCH auf die Jugend: Neben dem Fairplay-Vorteil von<br />
1.600 ¤ 1 gibt es auch noch <strong>eine</strong>n Kin<strong>der</strong>rabatt von 1.000 ¤ 2 pro Kind. Mehr Informationen<br />
bei Ihrem Volkswagen Partner und unter www.volkswagen.de/multivan<br />
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1.600€<br />
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NACHWUCHSFÖRDERUNG.<br />
1.000€<br />
RABATT PRO KIND<br />
1 Preisvorteil (Fairplay-Vorteil) von 1.600 ¤ am Beispiel des Son<strong>der</strong>modells MATCH gegenüber <strong>der</strong> unverbindlichen<br />
Preisempfehlung des Herstellers für <strong>eine</strong>n vergleichbar ausgestatteten Multivan Comfortline. 2 Für maximal 5 im<br />
Haushalt lebende Kin<strong>der</strong> bis zum vollendeten 18. Lebensjahr. 3 Kraftstoffverbrauch Multivan MATCH in l/100 km:<br />
kombiniert von 10,6 bis 7,5. CO2-Emissionen in g/km: kombiniert von 247 bis 198. Dieses Angebot gilt nur bei<br />
<strong>eine</strong>r Bestellung <strong>eine</strong>s Multivan MATCH bis zum 31.03.2012. Abbildung zeigt Son<strong>der</strong>ausstattung gegen Mehrpreis.<br />
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