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Pfarrbrief herunterladen 3,51 MB - Pfarre Saalfelden

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Über die Schule im Dekanat <strong>Saalfelden</strong><br />

Bis zur Verabschiedung des<br />

Reichsvolksschulgesetzes, 1869,<br />

war die Kirche für die Schulen<br />

zuständig. In den einzelnen<br />

Gemeinden war der <strong>Pfarre</strong>r bzw.<br />

Vikar gleichzeitig auch<br />

Ortsschulinspektor, der Dechant<br />

trug die Verantwortung für die<br />

Schulen seines Dekanates.<br />

Der erste namentlich bekannte<br />

„Schuelmeister“ in <strong>Saalfelden</strong> war<br />

Peter Fel(d)inger, er wird in einer<br />

Kaufurkunde des Priesterspitals<br />

1538 als Zeuge erwähnt. Obwohl<br />

es 1619 bereits eine reguläre<br />

Schule mit dem Schulmeister J.<br />

Gruber im Mesnerhaus gegeben<br />

hat, ersucht Anna Lederin von<br />

Pabing Kinder unterweisen zu<br />

dürfen. Damals war es noch<br />

üblich, dass manchen Bürgern<br />

gnädigist vergundt ist worden für<br />

seine Khinder allein Pedagogen<br />

zuhalten.<br />

Im gleichen Jahr berichtet der<br />

Dechant von <strong>Saalfelden</strong> nach<br />

Salzburg, dass die verdechtigen<br />

Winkelschuelmaister zwar<br />

abgeschafft, aber von der<br />

Landschaft wieder eingestellt<br />

worden seien und dass durch<br />

solche die liebe Jugent mehrers<br />

verderbt als etwan zu gueter Zucht<br />

und Lehr instruirt, auferzogen und<br />

underwisen werde.<br />

1678 wird dem Dechant<br />

anbefohlen, dass er sich wol<br />

informiren solle, wie sich die bey<br />

iedwedem befindendte<br />

Schuelmaister verhalten, welchen<br />

Lebenswandel sie führen, ob sie<br />

die Jugend richtig, absonderlich in<br />

der doctrina Christiana<br />

(christlichen Lehre) unterweisen –<br />

als habt ihr solches sowohl für<br />

eure Person gehorsamist zu<br />

vollziehen als auch den<br />

untergebenen Klerus im Dekanat<br />

dazu anzuhalten. Jedes Vierteljahr<br />

ist ein Bericht einzusenden.<br />

In einer Zeit, wo immer mehr<br />

Salzburger an der Lehre Luthers<br />

Gefallen finden, 1714, ergeht ein<br />

Schreiben an den Dechant, in dem<br />

es heißt, dass verschidne<br />

Persohnen zu Haus haimbliche<br />

Schuelen halten und der Jugent<br />

wohl auch verbottne Buecher zu<br />

lesen geben… Deshalb habe er, der<br />

Dechant, seinem Klerus<br />

aufzutragen, dass mit Zuziehung<br />

der weltlichen Obrigkheit<br />

dergleichen unzulässige Winkhl<br />

Schuelen als balden abzustellen<br />

seien und in Zukunft nur Lehrer,<br />

deren Religion, Lebenswandl und<br />

Tauglichkheit examinirt<br />

(überprüft) worden und die das<br />

Catholische Glaubensbekhantnus<br />

würkhlich abgelegt haben, zum<br />

Schuelhalten zugelassen werden<br />

dürfen.<br />

Haben methodische Grundsätze<br />

aus dem 17. Jahrhundert auch<br />

heute noch Gültigkeit? So etwa:<br />

Schulkinder sollen<br />

Ä Vokale und Konsonanten<br />

unterscheiden und diese<br />

deutlich aussprechen, und nit zu<br />

fruhe die Lösung (=das Lesen)<br />

des Druckhs beginnen.<br />

Ä nicht mit Lehrstoff überhäuft<br />

werden.<br />

Ä vor Erlehrnung des Druckhs zu<br />

Lesung der Brief, Schreib- oder<br />

-12-<br />

auch Rechen-Kunst nit<br />

zuegelassen werden.<br />

Ä vor Erlernung der lateinischen<br />

Sprache eine behände und<br />

lesliche Handschrifft ihnen<br />

angewohnen, damit sie dann<br />

nicht liederlich und unlösbahr<br />

abschreiben und aus dieser<br />

Ursache zu einem gueten<br />

Studium ... nit gelangen khinnen<br />

...<br />

Umfangreiche Listen aus dem 19.<br />

Jh. geben Auskunft über den<br />

Schulerfolg und die Zahl der<br />

Schüler aller Schulen des<br />

Dekanates. So besuchten etwa in<br />

<strong>Saalfelden</strong> (ohne Gerlinger<br />

Schüler) im Jahre 1858 140<br />

Knaben und 120 Mädchen die<br />

Werktags- und 41 Knaben und 44<br />

Mädchen die Sonntagsschule. 15<br />

Schulpflichtige kamen nicht,<br />

Ursache: „Blödheit der Kinder“!<br />

Illustrationen:<br />

Im Rahmen der jährlich<br />

stattfindenden öffentlichen<br />

Schulprüfung hatten die Schüler<br />

auch eine Musterseite zu<br />

schreiben:<br />

Versäumet die Schule niemals,<br />

außer ihr seid krank. Wer gerne<br />

aus der Schule bleibt, wird es nie<br />

weit bringen. Jede Stunde, die er<br />

versäumte, kann niemals ganz<br />

hereingebracht werden.<br />

<strong>Saalfelden</strong>, am 2 ten April 1833<br />

Maria Langegger

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