08.02.2013 Aufrufe

"Spittelbrattig" Nr. 19, Februar 2007 - Kantonsspital Uri

"Spittelbrattig" Nr. 19, Februar 2007 - Kantonsspital Uri

"Spittelbrattig" Nr. 19, Februar 2007 - Kantonsspital Uri

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Aus dem <strong>Kantonsspital</strong> <strong>Uri</strong> verbannt!<br />

Ich bin in vieler Munde, und doch werde ich mehr und mehr aus dem öffentlichen<br />

Leben verbannt – so seit November 2006 auch aus Eurem Spital. Doch Ihr seid nicht<br />

die Ersten, die mir fortan den Zutritt verweigern. Viele Spitäler und öffentliche Gebäude<br />

verwehren meinen Eintritt mit einem eigens geschaffenen Verbotszeichen. Im Tessin<br />

haben sie mich bereits, wie übrigens schon in verschiedenen US-Staaten, in<br />

Norwegen, Schweden, Italien und Irland, aus den Gaststätten vertrieben. Und dabei<br />

geht meine Herkunft in der Geschichte weit zurück…<br />

Bereits die Mayas kannten meine Familie. Im 16.<br />

Jahrhundert berichteten spanische Missionare von meinen<br />

Vorfahren, damals noch in Maisblätter oder Papier<br />

gewickelt und „papelitos“ genannt. Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts entstanden viele meiner Ahnen in Mexiko,<br />

wurden nach Europa geschifft, wo die Spanier als erste<br />

Europäer unseren Reizen verfielen. Bald kamen meine<br />

kleinen Geschwister, die „Cigarittos“, auch in die<br />

Alpenregion. Zur selben Zeit lernten uns einfache Soldaten<br />

im türkischen Heer geniessen; sie hatten uns von den<br />

Ägyptern, die damals auch zum Osmanischen Reich zählten, kennen gelernt. Mit dem<br />

Krimkrieg (1853 – 1856) verbreiteten wir uns weiter. Mit unseren Reizen verkürzten wir<br />

den Soldaten den Kriegsalltag. Von den einfachen Wehrmännern fanden wir unseren<br />

Weg zu den Offizieren, und diese wiederum führten uns in der eleganten Welt von St.<br />

Petersburg, Paris und London ein. Was die feine Herrschaft pflegte, erweckte auch im<br />

Grossbürgertum Gelüste: unsere Verbreitung war nicht<br />

mehr aufzuhalten. Mit unserem vermehrten Aufkommen<br />

lernten uns auch die einfachen Leute schätzen. In den<br />

Schützengräben des Ersten Weltkriegs galten wir als<br />

Verdrängungsdroge. Als Psychopharmakon liessen wir die<br />

Soldaten Hunger und Müdigkeit vergessen und spendeten<br />

ihnen Trost im Grauen des Krieges.<br />

Bis zum Ersten Weltkrieg hatten die Damen der besseren<br />

Gesellschaft nichts von uns wissen wollen. In den Villen<br />

der Reichen waren wir tabu. Wir fanden höchstens zum Herrenzimmer Eintritt. In der<br />

Unterwelt freilich galten wir als etwas aufregend Sündhaftes, Erotisches. Schöne<br />

Frauen spielten mit dem Lasziven, dem Verführerischen, wenn sie uns in der Hand<br />

hielten, und wurden mit den verschwiegenen Häusern der Lust in Verbindung gebracht.<br />

Die erotischen Postkarten jener Zeit zeigen uns<br />

dementsprechend mit jungen Schönheiten in<br />

aufreizenden Posen.<br />

Doch wir kamen mehr und mehr in Mode. Auch die<br />

Damenwelt verfiel unseren Reizen. In der Zwischenkriegszeit<br />

nahmen unser Bekanntheitsgrad und der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!