Link - Presse - Barmer GEK
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13 Frauen und vier Männer sitzen<br />
um einen tisch herum und tauschen<br />
sich aus . sie sind zwar Kollegen, aber<br />
dennoch haben sie bislang kaum ihre<br />
persönlichen Erfahrungen geschildert .<br />
Was die Gesprächsteilnehmer eint?<br />
sie müssen den schwierigen spagat<br />
hinbekommen zwischen einem stressigen<br />
Arbeitstag und der strapaziösen,<br />
nicht minder anspruchsvollen Pflege<br />
und Versorgung von Angehörigen .<br />
Regina held hört aufmerksam zu . sie<br />
ist keine Kollegin, sondern Projektleiterin<br />
am „Zentrum Frau in Beruf und<br />
technik“ (ZFBt) . das ZFBt hat ein Pilotprojekt<br />
initiiert, gefördert vom Land<br />
nordrhein-Westfalen und der Eu, das<br />
darauf hinarbeitet, Beruf und Pflegetätigkeit<br />
besser unter einen hut zu<br />
bringen . Regina held fördert vieles<br />
von dem zutage, was die Betroffenen<br />
innerlich aufwühlt . Ob der Arbeitgeber<br />
die doppelt Beanspruchten in irgendeiner<br />
Weise unterstützt, lautet dabei<br />
eine besonders wichtige Frage . denn<br />
ihr zentrales Anliegen ist, den Betroffenen<br />
das Leben leichter zu machen .<br />
Pflege ist keine Privatsache<br />
die BARMER <strong>GEK</strong> ist als Kooperationspartner<br />
ebenfalls nah dran am Vor-Ort-<br />
Geschehen . „Als Familienkasse bringen<br />
wir unsere Fachkompetenz im Bereich<br />
der Kranken- und Pflegeversicherung<br />
in das Projekt mit ein und nehmen<br />
als großer Arbeitgeber auch selbst<br />
daran teil“, so silke Oelkers, projektverantwortliche<br />
Abteilungsleiterin bei<br />
deutschlands größter Krankenkasse .<br />
Petra Kersting, Leiterin des ZFBt, beschreibt<br />
derweil das selbstverständnis<br />
ihrer Arbeit so: „Pflege ist keine reine<br />
Privatangelegenheit . die Betroffenen<br />
müssen das nicht alles alleine stemmen.<br />
Die demografischen Unabänderlichkeiten<br />
– immer älter und oft auch<br />
kränker – fordern die ganze Gesellschaft<br />
heraus .“ die Verantwortlichen<br />
möchten das thema Vereinbarkeit von<br />
Pflege und Beruf deshalb „enttabui-<br />
sieren und in die unternehmenskultur<br />
einbinden“ .<br />
Führungskräfte sensibilisieren<br />
noch weichen die Erfahrungen mit<br />
den zurzeit 16 Pilotunternehmen, etwa<br />
aus dem Einzelhandel, der Gesundheitsbranche<br />
oder der öffentlichen<br />
Verwaltung, von dieser ideallinie ab .<br />
doch die Projektleiterinnen arbeiten<br />
beharrlich daran, Chefs und Führungskräfte<br />
für die psychisch und physisch<br />
sehr grenzwertige doppelbelastung zu<br />
sensibilisieren . „Leider sind die Betroffenen<br />
an der immer noch weit verbreiteten<br />
Ahnungslosigkeit in den unternehmen<br />
nicht ganz unschuldig“, weiß<br />
Regina held . „sie machen nun mal<br />
nicht gerne viel Aufhebens um ihre<br />
situation .“ Auch Frank schneider hätte<br />
seinen Arbeitgeber selbst wohl kaum<br />
um unterstützung gebeten . „schnell<br />
entsteht da das Missverständnis, man<br />
sei überfordert, und am Ende riskiert<br />
man womöglich noch seinen Job“,<br />
artikuliert der 48-Jährige typische „urängste“<br />
der Betroffenen .<br />
Arbeitgeber, es gibt viel zu tun!<br />
Vielleicht ist die to-do-Liste des ZFBt<br />
deshalb so lang . Gespräche mit der<br />
unternehmensleitung, Workshops mit<br />
pflegenden Mitarbeitern, aber auch<br />
mit Führungskräften helfen den Alltag<br />
kritisch zu reflektieren. Interviews mit<br />
„Pflegenden“ und den Beschäftigten<br />
im Allgemeinen geben zusätzlich Aufschluss<br />
darüber, was sich die Beschäftigten<br />
wünschen und welche Möglichkeiten<br />
es im unternehmen gibt, für sie<br />
etwas zu bewegen in puncto bessere<br />
Vereinbarkeit, Gesundheit und Lebensqualität<br />
. „hier nichts zu tun kann<br />
auch die unternehmen teuer zu stehen<br />
kommen“, so Regina held . „die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die Betroffenen<br />
irgendwann vor der doppelbelastung<br />
kapitulieren und dann gleich für länger<br />
ausfallen, ist groß .“<br />
dass es auch anders geht, zeigen die<br />
Fotos: gettyimages, hardy Müller<br />
Wünsche der Betroffenen . „Verbindliche<br />
Vertretungsregelungen“ oder<br />
„Mehr Verständnis von Führungskräften<br />
und Kollegen!“ werden da häufig<br />
genannt, noch häufiger aber flexible<br />
Arbeitszeiten . in letzterer Angelegenheit<br />
ist Frank schneider übrigens<br />
schon einen schritt weiter . Konnte er<br />
sich bislang – auch im notfall – kaum<br />
von seinem Arbeitsplatz loseisen, stellt<br />
ihn sein Arbeitgeber jetzt auch kurzfristig<br />
mal frei . Überdies spendiert<br />
ihm der Chef seit Kurzem eine „aktive<br />
Mittagspause“, in der ihn die BARMER<br />
<strong>GEK</strong> über Leistungen der Pflegekasse<br />
informiert . „Gut zu wissen, dass man<br />
nicht alleine ist!“, lautet deshalb sein<br />
Zwischen-Resümee<br />
Tipp konkret<br />
So hilft die BARMER <strong>GEK</strong><br />
pflegenden Angehörigen:<br />
Monatliches Pflegegeld : wenn<br />
Sie Ihre Pflege selbst organisie-<br />
ren wollen;<br />
Kostenübernahme für einen<br />
Pflegedienst: wenn Sie auf professionelle<br />
hilfe setzen;<br />
Zuschüsse für pflegebedingte<br />
umbaumaßnahmen in der<br />
Wohnung bzw . Wohnumfeldverbesserungen;<br />
Bereitstellung von Pflegehilfsmitteln,<br />
wie z. B. ein Pflegebett;<br />
Gewährung von Leistungen der<br />
Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege<br />
(bei zeitlichen Engpässen)<br />
Pflegekurse: praxisnahe Informationen<br />
für pflegende Angehörige<br />
über finanzielle, medizinisch-pflegerische<br />
und sonstige<br />
praktische hilfen;<br />
Pflegelotse: Online-Hilfe bei der<br />
suche nach einer passenden<br />
Pflegeeinrichtung<br />
www.barmer-gek.de/pflegelotse<br />
BARMER <strong>GEK</strong> GEsundhEit konkret 3 2010<br />
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