Warenkorb: Soja und Tofu - Tagwerk
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Prof. Dr. Kurt Jürgen Hülsbergen ist<br />
Inhaber des Lehrstuhls für ökologischen<br />
Landbau an der TU München-Weihenstephan<br />
<strong>und</strong> forscht am Thema Biogas.<br />
TAGWERK: Ich kenne ziemlich viele Biobauern,<br />
aber keiner betreibt eine Biogasanlage.<br />
Passen ökologischer Landbau <strong>und</strong><br />
Biogaserzeugung nicht zusammen?<br />
Hülsbergen: Es gibt in Bayern viele Biogasanlagen<br />
auf Biobetrieben <strong>und</strong> es entstehen<br />
ständig neue. Für manche Betriebe kann<br />
die Biogasanlage ein sehr sinnvolles zusätzliches<br />
Standbein sein, so z.B. für die<br />
reinen Ackerbaubetriebe. Die haben kein<br />
Vieh, bauen aber trotzdem die Futterpflanze<br />
Kleegras an, weil sie für die Fruchtfolge<br />
wichtig ist. Die Frage ist dann: was macht<br />
man mit dem Kleegras? Man lässt es entweder<br />
als Mulch auf dem Acker liegen,<br />
oder man verwertet es in der Biogasanlage.<br />
Das hat mehrere Vorteile: Erstens<br />
bringt man das Kleegras vom Acker weg<br />
<strong>und</strong> vermeidet so unerwünschte Stickstoffüberschüsse.<br />
Zweitens ist es eine zusätzliche<br />
Verwertung der Pflanzenmasse<br />
<strong>und</strong> bringt einen positiven Deckungsbeitrag.<br />
Und drittens hat man damit ein Substrat<br />
für die Biogasanlage, das nicht in<br />
Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion<br />
steht.<br />
Sollte eine Biogasanlage nicht sowieso<br />
idealerweise nur mit Reststoffen betrieben<br />
werden?<br />
Die einen verwerten tatsächlich nur Reststoffe.<br />
Die anderen bauen gezielt Pflanzen<br />
für die Biogasanlage an. Damit tritt die<br />
Energieerzeugung in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion,<br />
was dann die ethische<br />
Frage aufwirft, ob man angesichts<br />
des Hungers auf der Welt die Verfeuerung<br />
von Lebensmitteln verantworten kann.<br />
Kritiker sagen, dass die Biogasgülle nach<br />
dem Vergärungsprozess dem Boden eher<br />
schadet als nutzt, da durch die energetische<br />
Verwertung des Kohlenstoff-Bestandteils<br />
die Gülle zu stickstofflastig ist.<br />
Richtig, das Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis<br />
in der Biogasgülle wird enger, <strong>und</strong> der<br />
Stickstoff wird mobiler <strong>und</strong> wirkt schneller.<br />
Diese Tatsache wird unter den Landwirten<br />
sehr kontrovers diskutiert. Viele<br />
Biobauern warnen davor, dass die Biogasgülle<br />
zu Humusabbau führt <strong>und</strong> die Bodenfruchtbarkeit<br />
beeinträchtigt. Da besteht<br />
noch einiger Forschungsbedarf. Hier<br />
in Weihenstephan untersuchen wir genau<br />
diese Fragen.<br />
Wie steht es um die Energiebilanz – also<br />
dem Verhältnis von Input zu Output – von<br />
Biogasanlagen?<br />
Dazu gibt es keine allgemeingültigen Zahlen.<br />
Wenn die anfallende Wärme genutzt<br />
wird, erhöht sich der Wirkungsgrad einer<br />
Biogasanlage schlagartig. Auf jeden Fall<br />
ist aber die Energiebilanz von Biogasanlagen<br />
besser als die der Biodieselherstellung.<br />
Dort muss man eine Energieeinheit<br />
hineinstecken, um zwei zu erhalten.<br />
Der Boom der Biogasanlagen ist dem<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu<br />
verdanken. In der Folge kann es zu mehr<br />
Maisanbau <strong>und</strong> steigenden Pachtpreisen<br />
kommen. Finden Sie, dass das EEG modifiziert<br />
werden muss, um derlei unerwünschte<br />
Nebenwirkungen zu verhindern?<br />
Das EEG ist erst mal gut. Es hat einen substanziellen<br />
Schub für die Erneuerbaren<br />
Energien bewirkt, <strong>und</strong> der ist dringend<br />
notwendig. Denn die einseitige Nutzung<br />
der fossilen Energien führt nicht nur zur<br />
Klimakatastrophe, sondern zu vielen anderen<br />
existenziellen Krisen für die<br />
Menschheit. Natürlich zieht das EEG auch<br />
unerwünschte Begleiterscheinungen nach<br />
sich. Aber ich glaube nicht, dass eine<br />
Modifizierung unbedingt auf gesetzlicher<br />
Gr<strong>und</strong>lage passieren muss. Man muss die<br />
Beratung verbessern, man muss schlüssige<br />
Konzepte anbieten, die ökologisch<br />
vertretbar sind. Und man muss die Technik<br />
weiterentwickeln. Es wäre z.B. ein gewaltiger<br />
Fortschritt, wenn man das Biogas<br />
so aufbereiten könnte, dass man es in das<br />
Erdgasnetz einspeisen kann.<br />
Interview: Hanna Ermann<br />
Erzeuger<br />
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