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PDF 41 - Deutsche Sprachwelt

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Seite 4 Fremdenverkehr<br />

Von Thomas Paulwitz<br />

E<br />

s war ein unentschuldbares Versäumnis<br />

von mir. Bereits viermal<br />

hatte das „Festspiel der deutschen<br />

Sprache“ stattgefunden, ohne daß<br />

ich die Gelegenheit genutzt hatte, es<br />

zu besuchen. Unsere Bestrebungen,<br />

in Mitteldeutschland den Kern einer<br />

„Straße der deutschen Sprache“ zu<br />

bilden, boten jedoch einen willkommenen<br />

Anlaß, endlich den Weg nach<br />

Bad Lauchstädt zu finden, wo sich das<br />

Festspiel alljährlich ereignet. Am 10.<br />

September dieses Jahres war es also<br />

soweit, und ich besuchte die Goethe-<br />

Stadt im Süden Sachsen-Anhalts.<br />

Dabei war es durchaus nicht so, daß<br />

die Bemühungen der weltbekannten<br />

Kammersängerin Edda Moser, ein<br />

solches Festspiel ins Leben zu rufen,<br />

von der DEUTSCHEN SPRACH-<br />

WELT zuvor unbemerkt geblieben<br />

sind. Unsere Leser lohnten Mosers<br />

Einsatz bereits frühzeitig, indem sie<br />

der Kammersängerin bei der Wahl<br />

zum „Sprachwahrer des Jahres 2006“<br />

den ersten Platz zusprachen.<br />

Was verschlug die einst an der New<br />

Yorker Metropolitan Opera („MET“)<br />

gefeierte Sopranistin in das nur 9.000<br />

Einwohner zählende Städtchen Bad<br />

Lauchstädt? Während ihrer Zeit in<br />

Amerika litt sie unter starkem Heimweh.<br />

Damals habe sie erst die Schönheit<br />

der deutschen Sprache entdeckt,<br />

sagt sie. Diese Liebe zur Muttersprache<br />

verband sich mit einem Haß auf<br />

Sprachmischerei: „Diese Anglizismen<br />

verabscheue ich, die müssen<br />

weg.“ Bei ihren Studenten an der<br />

Kölner Hochschule für Musik fing sie<br />

an. Für jedes „Sorry“ oder „Okay“<br />

mußten die Gesangsstudenten einen<br />

Euro in die Kasse<br />

zahlen.<br />

Doch Edda Moser<br />

wollte höher hinaus<br />

und ein weithin<br />

sichtbares Zeichen<br />

setzen. Und so kam<br />

ihr am 3. September<br />

2003 der glückliche<br />

Gedanke,<br />

ein „Festspiel der<br />

deutschen Sprache“<br />

zu begründen.<br />

Auf der Feier zum<br />

60. Geburtstag der<br />

Thüringer CDU-<br />

Politikerin Dagmar<br />

Schipanski in<br />

Weimar trug Moser<br />

aus den Italien-<br />

Briefen Goethes an<br />

Charlotte Stein vor.<br />

An diesem Abend<br />

begegnete Moser<br />

auch der Urenkelin<br />

Richard Wagners,<br />

Nike Wagner, der Leiterin des Weimarer<br />

Kunstfestes, das den für die meisten<br />

unverständlichen Namen „Pélerinages“<br />

trägt. Moser erzählt von dem<br />

unerfreulichen Versuch, Nike Wagner<br />

zu überzeugen: „Ihr galt meine Klage,<br />

daß unsere deutsche Sprache<br />

verunstaltet, verstümmelt und nicht<br />

mehr zur Kenntnis genommen wird.<br />

Mein Argument, gegen die überhand-<br />

Zum Festspiel in die Goethestadt<br />

Wir reisen auf der Straße der deutschen Sprache: Bad Lauchstädt<br />

Wunderschöne<br />

Wörter<br />

„Kennen Sie das Wort ‚ungeschlacht‘<br />

oder ‚lieblich‘ oder<br />

‚betrüblich‘? Wunderschöne<br />

Wörter, die eine Begebenheit<br />

punktgenau treffen. Sie<br />

werden meinen: ‚Ja, so etwas<br />

sagt man doch heute<br />

nicht mehr!‘ Wieso eigentlich<br />

nicht? Wir wollen doch<br />

alle unsere Persönlichkeit,<br />

unsere Befindlichkeit darstellen,<br />

jeder sich dem anderen<br />

offenbaren in Leid und<br />

Schmerz, verständnisheischend<br />

(auch so ein Wort<br />

…), und man flüchtet in die<br />

englische Sprache, während<br />

der deutschen, der wunderbaren,<br />

so viel Nichtachtung<br />

gezollt wird. – Dem möchte<br />

ich entgegentreten.“<br />

Edda Moser, Festspielleiterin<br />

nehmenden Anglizismen, das Vergessen<br />

der Kostbarkeit des vielseitigen<br />

Ausdrucksreichtums in Weimar eine<br />

Bastion zu begründen, wohin jeder<br />

sprachbezogene Darsteller ‚auf den<br />

Knien seines Herzens‘ (Kleist) käme,<br />

unserer deutschen Sprache wieder<br />

auf die wackeligen Beine zu helfen,<br />

wurde abgeschmettert mit dem erbärmlichen<br />

Satz: ‚Kein Bedarf‘.“<br />

Moser gab nicht auf und verwirklichte<br />

das erste „Festspiel der deutschen<br />

Festspielleiterin Edda Moser mit<br />

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />

Wolfgang Böhmer auf dem roten<br />

Teppich Bild: pau<br />

Sprache“ am 19. Oktober 2006 –<br />

nicht im Weimarer Nationaltheater,<br />

wie ursprünglich gedacht, sondern<br />

auf Schloß Heidecksburg im thüringischen<br />

Rudolstadt. Schirmherrin<br />

war Dagmar<br />

Schipanski, die<br />

inzwischen Landtagspräsidentingeworden<br />

war. Es war<br />

von Moser gewollt,<br />

daß das erste Festspiel<br />

genau am 200.<br />

Hochzeitstag von<br />

Johann Wolfgang<br />

Goethe und Christiane<br />

Vulpius stattfand.<br />

Zusammen<br />

mit dem Dichter<br />

Reiner Kunze und<br />

den Schauspielern<br />

Mario Adorf, Jutta<br />

Hofmann und Otto<br />

Schenk las Moser<br />

auf der Heidecksburg<br />

literarische und<br />

klassische philosophische<br />

Texte, um<br />

die Schönheit und<br />

Kraft der deutschen<br />

Sprache zu feiern.<br />

Der Mitteldeutsche<br />

Rundfunk zeichnete das Festspiel<br />

auf, wie alle folgenden auch, denn sie<br />

wurden ein Erfolg. Als Festspielleiterin<br />

sucht Moser Texte aus, schreibt<br />

herausragende Schauspieler an und<br />

versucht, deren Wünsche und Vorschläge<br />

einzuarbeiten. Wie hat sie die<br />

großen Namen zum Mitmachen bewegt?<br />

Sie triumphiert: „Ich habe sie<br />

mir alle ersungen – wie Orpheus“.<br />

Der Andrang vor dem Goethe-Theater ist groß. Bild: pau<br />

Seit dem Jahre 2007 ist das Festspiel<br />

in Bad Lauchstädt angesiedelt, wo<br />

es nach dem Willen der Veranstalter<br />

auch bleiben soll. Schirmherr ist<br />

seither Ministerpräsident Wolfgang<br />

Böhmer, der betont: „In einer Zeit<br />

voller Meetings, Info-Points, Hotlines<br />

oder Shopping-Centren ist es<br />

wichtig, die deutsche Sprache in den<br />

Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rükken.“<br />

Die entscheidende Empfehlung<br />

für Lauchstädt gab der langjährige<br />

Außenminister Hans-Dietrich Genscher.<br />

Er meint: „Wo, wenn nicht hier<br />

an der Wirkungsstätte Goethes, ist<br />

der richtige Platz, die deutsche Sprache<br />

zu pflegen. Aber jeder von uns<br />

ist aufgefordert, dies zu tun.“ Hier<br />

ist tatsächlich der beste Ort für das<br />

„Festspiel der deutschen Sprache“,<br />

den man sich vorstellen kann. Das<br />

kleine Sommertheater wurde am 26.<br />

Juni 1802 unter Goethes Leitung eröffnet.<br />

Es ist der einzige im Original<br />

erhaltene Theaterbau aus der Zeit, in<br />

der Goethe als Oberdirektor der Weimarer<br />

Hofschauspieler-Gesellschaft<br />

gearbeitet hat.<br />

Lauchstädt bot als Kurort günstigste<br />

Voraussetzungen. Bereits um das<br />

Jahr 1700 war eine Mineralquelle<br />

entdeckt worden. Die daraufhin entstandenen<br />

Historischen Kuranlagen,<br />

die den Besucher auch heute noch<br />

beeindrucken, lockten so bedeutende<br />

Persönlichkeiten wie Gottsched, Gellert<br />

und den sächsischen Kurfürsten<br />

Friedrich August III. als Kurgäste an.<br />

Außerdem strömten die Besucher aus<br />

der nahegelegenen Universitätsstadt<br />

Halle an der Saale herbei, wo es kein<br />

Theater gab. Joseph von Eichendorff<br />

berichtet: „In Lauchstädt selbst aber<br />

konnte man, wenn es sich glücklich<br />

fügte, Goethe und Schiller oft leibhaftig<br />

erblicken, als ob die olympischen<br />

Götter wieder unter den Sterblichen<br />

umherwandelten.“<br />

Noch heute atmet Lauchstädt diesen<br />

Geist aus der Zeit der Dichter und<br />

Denker. Seit 2009 findet das Festspiel<br />

allerdings nicht mehr zu Goethes<br />

Hochzeitstag statt, sondern am<br />

Vorabend des Tags der deutschen<br />

Sprache im September. Möglicherweise<br />

wollte man Rücksicht auf den<br />

Kulturpreis <strong>Deutsche</strong> Sprache nehmen,<br />

dessen Verleihung ebenfalls im<br />

Oktober stattfindet. Glücklicherweise<br />

rückten die Veranstalter von dem<br />

Vorhaben ab, das Festspiel ab 2009<br />

auf zwei Tage auszudehnen und am<br />

zweiten Tag Schüler einzubeziehen.<br />

Denn dann hätte es sich zeitlich und<br />

inhaltlich mit dem Festakt der Neuen<br />

Fruchtbringenden Gesellschaft<br />

zum Tag der deutschen Sprache<br />

überschnitten. Bei der Veranstaltung<br />

im Köthener Schloß, die unter<br />

der Schirmherrschaft des sachsenanhaltischen<br />

Kultusministers steht,<br />

wird nicht nur die Rede zur deutschen<br />

Sprache gehalten (siehe Seiten<br />

6 und 7). Auch tragen die Sieger des<br />

Schülerwettbewerbs „Schöne deutsche<br />

Sprache“ ihre Beiträge vor und<br />

werden dafür geehrt. Insofern ergänzen<br />

sich die beiden Ver-<br />

Eintrittskarten<br />

sind nur<br />

schwer zu<br />

bekommen.<br />

Das „Festspiel<br />

der deutschen<br />

Sprache“ ist nämlich bereits mehrere<br />

Monate im voraus ausverkauft. Die<br />

Anzahl der Plätze im Goethe-Theater<br />

ist begrenzt. In diesem Jahr wurde<br />

daher erstmals das Festspiel auch<br />

auf eine Großbildleinwand vor dem<br />

Theater übertragen. Bild: pau<br />

Straße der<br />

deutschen Sprache<br />

anstaltungen in Bad Lauchstädt und<br />

Köthen/Anhalt wunderbar, und es ist<br />

zu überlegen, ob man dies nicht auch<br />

in eine tiefere organisatorische Zusammenarbeit<br />

münden lassen sollte.<br />

Aber das ist noch Zukunftsmusik,<br />

wenden wir uns jetzt lieber der Ge-<br />

genwart zu. Heute<br />

bin ich endlich in<br />

Bad Lauchstädt. Das<br />

Festspiel ist eröffnet.<br />

Edda Moser thront<br />

in ihrer Loge über<br />

der Versammlung.<br />

Als Axel Milberg beginnt,<br />

Rilke vorzutragen, wird der<br />

ganze Saal mucksmäuschenstill. Alle<br />

lauschen gebannt – bis das Telefon<br />

eines Zuschauers plötzlich anfängt,<br />

Musik zu spielen. Die Gebanntheit ist<br />

auf einen Schlag zerstört. Das unpassende<br />

Geräusch ist vermutlich nicht<br />

so sehr als Antwort auf die zuvor von<br />

Wolfgang Böhmer geäußerte Kritik<br />

an der Sprache telefonischer Kurzbriefe<br />

(„SMS“) zu sehen. Statt dessen<br />

ist es eher ein Symbol dafür, wie die<br />

technische Entwicklung fortschreitet,<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>_Ausgabe <strong>41</strong>_Herbst 2010<br />

ohne immer Rücksicht auf die Sprache<br />

zu nehmen.<br />

Doch Milberg gelingt es an diesem<br />

Abend rasch, das an die Technik verlorene<br />

Gebiet zurückzuerobern. Seine<br />

Stimme, seine Bewegungen, sein<br />

Blick – ja sogar sein Schweigen: Alles<br />

paßt genau zum Gesprochenen, und<br />

es wird deutlich, daß nicht nur der<br />

Inhalt, sondern auch die Darbietung<br />

wichtig ist, wenn Sprache wirken soll.<br />

Gudrun Landgrebe hingegen setzt<br />

trotz glutwallender Blicke vor allem<br />

auf ihre Stimme. Diese geht nicht<br />

auf eine Berg-und-Tal-Fahrt, sondern<br />

läßt eher an eine bunt blühende Wie-<br />

24. und 25. Juni 2011<br />

Sprachtag in Köthen<br />

zum Thema „Straße der<br />

deutschen Sprache“.<br />

Bitte vormerken!<br />

se in einer Ebene<br />

denken. Auch die<br />

Schauspieler Hans<br />

Stetter, Sebastian<br />

Koch, Ernst Jacobi<br />

und Pauline Knof<br />

sind gut in Form.<br />

Bei der szenischen Lesung von Schillers<br />

„Kabale und Liebe“, die den<br />

zweiten Teil des Abends bildet, zeigen<br />

vor allem Landgrebe als Lady<br />

Milford und Milberg als Sekretär<br />

Wurm, daß auch ein Drama, das lesend<br />

und im Sitzen dargeboten wird,<br />

fesselnd sein kann, wenn die Worte<br />

mächtig sind. Dieser Versuch gelang<br />

vortrefflich. Der Abend erfüllte<br />

nicht nur mich. Eines steht daher fest:<br />

Nächstes Jahr werde ich wieder nach<br />

Bad Lauchstädt fahren.<br />

Die DSW in der Presse<br />

Die Nachrichtenagentur dpa meldete am 10. September 2010:<br />

Sprachwahrer für<br />

„Straße der deutschen Sprache“<br />

rlangen (dpa) – Sprachwahrer haben sich für die Ausweisung einer<br />

„Straße der deutschen Sprache“ ausgesprochen. Eine solche Ferienstraße<br />

könnte Sprachpflege und Tourismus miteinander verbinden, erklärte<br />

der Chefredakteur der Zeitung „Die <strong>Sprachwelt</strong>“, Thomas Paulwitz, am<br />

Freitag in einer Mitteilung. Der Kern einer solchen touristischen Route sollte<br />

seiner Ansicht nach in Ostdeutschland liegen. Die sächsische Kanzleisprache<br />

und das Wirken Martin Luthers hätten das Hochdeutsche stark geprägt.<br />

In den ersten Städten seien bereits Bürger und Politiker für die Idee einer<br />

solchen Ferienstraße gewonnen worden, berichtete Paulwitz in Erlangen. Als<br />

Beispiele nannte er die Stadt Köthen, die Konrad-Duden-Stadt Schleiz, die<br />

Paul-Gerhardt-Stadt Gräfenhainichen und die Sorben-Stadt Bautzen. Weitere<br />

Stationen könnten die Wartburg, Weimar und Wittenberg sein. Auf dem<br />

Köthener Sprachtag Ende Juni 2011 wollen Sprachfreunde und Vertreter verschiedener<br />

Städte über die Ferienstraße beraten. Die „<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>“<br />

ist nach eigenen Angaben die größte deutsche Zeitschrift für Sprachpflege<br />

und Sprachpolitik.<br />

Das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung beschäftigte sich<br />

am 14. September 2010 ebenfalls mit der Straße der deutschen Sprache:<br />

Das Streiflicht<br />

(SZ) – Man müßte an der Verwilderung des <strong>Deutsche</strong>n verzweifeln, schrieb<br />

der Sprachpurist Eduard Engel vor 100 Jahren, sähe man nicht zugleich den<br />

Gegentrieb „aus den Eingeweiden der Nation“, sich des Jochs der „Fremdwörtler“<br />

zu erwehren. Engel hat viele Nachfolger gefunden, die sich heute<br />

zwar anders ausdrücken als er, in der Diagnose mit ihm aber einer Meinung<br />

sind. In den Eingeweiden der Nation gibt es deswegen allerlei nervöse Störungen,<br />

nicht zuletzt auch aus dem Grund, daß ebenso viele Sprachfreunde<br />

das blanke Gegenteil glauben. Ihrer Ansicht nach ist die deutsche Sprache<br />

bei erfreulich guter Gesundheit und verfügt darüber hinaus über Kraft genug,<br />

sich das Neue und Fremde mit Lust einzuverleiben und zu ihrem eigenen<br />

Besten zu verdauen. Dies der einigermaßen verwirrende Sachstand, zu dem<br />

nun die ebenfalls recht ambivalente Neuigkeit kommt, daß eine „Straße der<br />

deutschen Sprache“ angelegt werden soll. … Früher hätte man eine Straße<br />

der deutschen Sprache wahrscheinlich danach geplant, wie weit laut Ernst<br />

Moritz Arndt „die deutsche Zunge klingt“. Die „<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>“, die<br />

das Vorhaben jetzt propagiert, ist da bescheidener. Nach der Vision des Blattes<br />

soll sich die Straße zunächst durch Mitteldeutschland schlängeln, eine für<br />

die Entwicklung des <strong>Deutsche</strong>n in der Tat bedeutsame Gegend, man denke<br />

nur an den wortgewaltigen Luther, der dort wirkte. Dort, in Köthen, gab es<br />

auch die „Fruchtbringende Gesellschaft“, über deren Eindeutschungsbemühungen<br />

so viel Spott ausgegossen wurde, daß man das Bleibende kaum noch<br />

sehen konnte. Die Sprachwahrer der Gegenwart leben in der ständigen Versuchung,<br />

die Anglizismen für die Hauptgefahr zu halten und darüber alles<br />

andere zu vergessen. Man muß aufpassen, daß diese enge Sicht der Dinge<br />

nicht den Bau der <strong>Deutsche</strong>n Sprachstraße bestimmt. Es soll ja weder eine<br />

Einbahnstraße noch ein Holzweg werden.

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