Berliner Integrationspreis 2009 1. Platz für den EBJC - EBJC Erster ...

noch eine reine Jungengruppe.
Jeden Montag werden neue
„Tricks“ gelernt, Spiele gespielt,
Kunststücke vorgeführt und es wird
gekämpft, was für die Neuköllner
2.- und 3.-Klässler bisher auch das
Reizvollste am Judo zu sein scheint.
Auch wenn die rückläufige Teilnehmerzahl
ein eher trauriger Nebeneffekt
war, entwickelte sich in der
Gruppe mit der Zeit erkennbar immer
mehr Zusammenhalt, Disziplin und
Motivation. Konflikte zwischen den
Sportlern wurden anfangs noch gewaltsam
ausgetragen, inzwischen geschieht
das etwas sachlicher bzw. entstehen
Streitigkeiten zum Glück nur
noch selten. Leichter als die Berührungsängste
zwischen Mädchen und
Jungen am Anfang wurden Barrieren
und Vorurteile zwischen verschiedenen
Herkünften der Kinder überwunden.
Außerdem baute sich Vertrauen
und ein freundschaftlicher und auch
sportlicher Umgang auf, Kinder und
Trainerin (Lea Folkerts) konnten sich
gleichermaßen an diesen Fortschritten
erfreuen, da sich das Training
dadurch für beide Seiten deutlich ruhiger
und effektiver gestaltete. Den
teilweise etwas harten oder erschreckenden
Umständen an Neuköllner
18 ◄ EBJC • I/2009
Grundschulen entsprechend scheint
es sich also durchaus um ein Erfolgsprojekt
zu handeln. Die noch aktiven
Sportler brennen schon auf ihre erste
Gürtelprüfung, was für die zweite
Jahreshälfte ein realistisches Ziel ist.
Während einige ehemalige Teilnehmer
leider inzwischen das Fußballtraining
oder die Computer- oder
Konsolenspiele dem Judotraining
vorziehen, ist glücklicherweise trotzdem
noch Potenzial für etwas längerfristige
Aktivität im Judosport zu
entdecken – letztendlich erhofft sich
der EBJC durch die AG-Projekte
ja schließlich auch neue Vereinsmitglieder
in den Kindergruppen.
Durch Anpassung der Trainingsziele
und –inhalte an die Vorraussetzungen
und Bedürfnisse der Kinder
werden die Jungs (und ab nach den
Sommerferien hoffentlich auch wieder
Mädels) also hoffentlich noch etwas
länger für den Judosport begeistert
und können idealerweise auch noch
einige neue Eindrücke und Fähigkeiten,
die über den Sport hinaus gehen,
für sich mitnehmen. Für Neuköllner
Kinder und Jugendliche in unserer
heutigen Gesellschaft leider keine
selbstverständliche Erfahrung mehr…
[Lea Folkerts]