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blaue Ratgeber „Hilfen für Angehörige“ - Deutsche Krebshilfe eV

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66 Hilfen <strong>für</strong> Angehörige Hilfen <strong>für</strong> Angehörige 67<br />

ten sie Mama einen Teil der rechten Brust wegoperieren, damit<br />

möglichst alle bösen Zellen weg sind“, erklärt Opa Willi.<br />

„Also so ähnlich wie mit den roten Fischen im Aquarium, die man<br />

versucht, zu fangen und aus dem Aquarium hinauszuwerfen“,<br />

sagt Janina. „Ja, genau.“<br />

„Muss Mama jetzt sterben?“, fragt Marc ganz aufgeregt. „Nein“,<br />

erwidert Opa Willi ganz ruhig und zieht an seiner Pfeife, die er<br />

sich mittlerweile angezündet hat. „Aber ich glaube, es ist besser,<br />

wenn wir jetzt gemeinsam mit Mama und Papa darüber reden.“<br />

Als Marc, Janina und Opa Willi zu Hause angekommen sind, hat<br />

Mama schon Pfannkuchen mit Obst auf den Essenstisch gestellt.<br />

„Wo wart ihr denn so lange?“, fragt Mama. „Wir haben mit Opa<br />

über Krebs gesprochen“, sagt Janina.<br />

Mama schaut nur etwas verwundert und sagt nichts. Dann legt<br />

Opa den Arm um Mamas Schulter und berichtet ihr davon, was<br />

die drei auf der Bank am Weiher besprochen haben.<br />

„So, so, da hat Opa euch ja schon viel erzählt.“ „Mama, tut<br />

dir denn jetzt etwas weh?“, fragt Janina. „Eigentlich nicht, nur<br />

manchmal noch ein bisschen die Operationswunde“, antwortet<br />

Mama. „Dürfen wir mal sehen, wie das aussieht, dort, wo du<br />

operiert wurdest?“, fragt Marc. Mama schluckt und gibt Papa<br />

zu verstehen, dass sie sich ein wenig unbehaglich fühlt. Papa<br />

nimmt Mama ganz liebevoll in den Arm, gibt ihr einen Kuss und<br />

sagt: „Lasst Mama sich erst selbst einmal an ihre Narbe gewöhnen,<br />

dann wird sie sie euch später auch mal zeigen.“<br />

Papa erklärt dann auch, dass Mama in den nächsten Wochen<br />

öfter <strong>für</strong> kurze Zeit ins Krankenhaus zur Chemotherapie muss.<br />

„Was ist denn das schon wieder?“, fragt Marc. „Ist das Pulver,<br />

das die bösen Zellen kaputt macht?“, fragt Janina. „Ja“, antwortet<br />

Papa, „woher weißt du denn das schon wieder?“ „Von Opa!“,<br />

sagen Marc und Janina fast gleichzeitig.<br />

Marc holt dann schnell seine Taschenlampe aus dem Spielzimmer<br />

und sagt: „Und ich mache jetzt alle bösen Zellen mit meinem<br />

roten Licht kaputt – wie die Ärzte mit den Sowieso-Strahlen!“<br />

„Röntgenstrahlen“, verbessert Opa, und alle lachen.<br />

Als Mama und Papa am Abend Marc und Janina ins Bett bringen,<br />

weint Marc plötzlich und sagt: „Aber Oma ist doch an diesem<br />

Krebszeugs gestorben!“ „Ja“, sagt Papa, „aber weißt Du, Marc,<br />

Krebs ist nicht gleich Krebs. Bei Oma war die Krankheit schon<br />

so weit fortgeschritten, dass die Ärzte Oma leider nicht mehr<br />

gesund machen konnten. Aber Mama hat den Knoten in ihrer<br />

Brust so rechtzeitig gespürt, dass sie wieder ganz gesund werden<br />

kann.“<br />

„Mama, fallen dir denn auch die Haare aus?“, fragt Janina. „Dann<br />

bekommt sie von meinem Lieblingsfastnachtsindianerkostüm<br />

die lndianerperücke“, sagt Marc. Mama lächelt. „Das ist lieb von<br />

dir, aber dann hole ich mir eine richtig schöne Perücke vom Friseur,<br />

bis meine eigenen Haare wieder nachgewachsen sind.“<br />

„Aber jetzt wird geschlafen, ab ins Bett, hug, ich habe gesprochen“,<br />

sagt Papa mit seiner Fastnachtshäuptlingsstimme.<br />

„Für Oma war es immer ganz, ganz wichtig zu wissen und zu<br />

spüren, dass ihr alle da seid und dass ihr sie lieb habt“, sagt<br />

Opa. „Und <strong>für</strong> mich ist das auch ganz wichtig“, ergänzt Mama.<br />

„Und wenn ich vielleicht manchmal traurig bin und sogar weinen<br />

muss, dann halten wir uns einfach ganz fest!“ „Oh ja, das<br />

ist schön“, ruft Marc, drückt dabei Mama ganz fest und gibt ihr<br />

einen dicken Kuss. „Aber ein bisschen Angst habe ich doch“,

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