diesen Beitrag als PDF anzeigen - Stein Keramik Sanitär
diesen Beitrag als PDF anzeigen - Stein Keramik Sanitär
diesen Beitrag als PDF anzeigen - Stein Keramik Sanitär
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SKS Ziegel&Klinker<br />
Ziegel&Klinker SKS<br />
PraxisProjekte<br />
PraxisProjekte<br />
.................................................................................................................... ...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... .......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................<br />
Vom Lagerhaus zum Kontorhaus:<br />
.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />
STEIN.KERAMIK.SANITÄR 2 .2011<br />
2 .2011<br />
8<br />
und<br />
B a c k s t e i n f a s s a d e<br />
a l s<br />
B i n d e g l i e d z w i s c h e n<br />
a lt und neu<br />
Hamburgs speicHerstadt kann auf einen Zugewinn an arcHitektur- und<br />
Handwerkskunst verweisen. Just an dem Ort, an dem der wOHl bekannteste<br />
seeräuber klaus störtebecker vOr gut 600 JaHren durcH scHarfricHter meister<br />
rOsenfeld entHauptet wurde, entstand eines der scHönsten gebäude<br />
im Hafengebiet, das kOntOrHaus gebr. Heinemann am brOOktOrHafen.<br />
Die Struktur der Fassade aus<br />
300 000 Ziegeln und die Staffelgeschosse<br />
sorgen für eine<br />
Milderung der sehr großen<br />
Baukörper<br />
Backsteinfassade <strong>als</strong> Bindeglied zwischen Alt und Neu<br />
Ursprünglich <strong>als</strong> 5-geschossiges Lagerhaus errichtet,<br />
dient das zu einem repräsentativen Handelshaus<br />
umgebaute Kontorhaus mit klassischer Backsteinfassade<br />
heute dem traditionsreichen, weltweit tätigen<br />
Unternehmen Gebr. Heinemann <strong>als</strong> Firmensitz.<br />
Planverfasser ist der Hamburger Architekt Dipl.-Ing.<br />
Ulrich Arndt.<br />
Das Prägende des Bauwerks liegt in seiner klassischen<br />
Ziegelfassade, die sich mit ihrer Struktur, den<br />
tiefen Fensterausschnitten und Laibungen harmonisch<br />
Rot, bunt<br />
geflammtes<br />
Farbspiel<br />
an den angrenzenden, historischen<br />
Kaispeicher B „anlehnt“. Unterstützt<br />
wird dies auch durch das Farbspiel der<br />
rot, bunt geflammten Backsteine „Alt<br />
Ruppin“. „Gerade <strong>diesen</strong> Bezug zwischen Alt und Neu<br />
herzustellen und mit dem denkmalgeschützten Speichergebäude,<br />
dem heutigen Internationalen Maritimen<br />
Museum Hamburg, eine optische Verwandtschaft<br />
einzugehen, war eine Zielsetzung der Baumaßnahme“,<br />
betont Architekt Arndt.<br />
Bauherr und Architekt entschieden sich bei<br />
dem Fassadenmaterial bewusst gegen einen glatten,<br />
scharfkantigen Klinker und für den handwerklichen,<br />
im Wasserstrichverfahren hergestellten Backstein.<br />
„Backsteine sind ein kleinteiliges, modulares Material,<br />
das seit Jahrtausenden handwerklich verarbeitet wird.<br />
Diese traditionelle Bauweise - <strong>Stein</strong> auf <strong>Stein</strong> - sollte<br />
sich auch in der Fassade des Kontorhauses widerspiegeln.<br />
Denn mit Ziegeln kann man eine Wand formen,<br />
strukturieren und profilieren, so<br />
dass Licht und Schatten und Tiefe<br />
entstehen. Handwerklichkeit, die<br />
sichtbar wird“, erläutert Architekt<br />
Arndt. Doch nicht nur Farbgebung<br />
und Struktur des Backsteins allein<br />
entschieden die Materialwahl, sondern<br />
auch Wirtschaftlichkeit und<br />
dauerhafte Resistenz zur hohen<br />
Feuchtigkeitsbelastung am Hafen.<br />
„Backsteine sind ein<br />
kleinteiliges, modulares<br />
Material, das seit<br />
und<br />
Die fachgerechte Vermauerung der 300 000 Ziegel<br />
im wilden Verband mit rückliegend ausgebildeter,<br />
heller Muschelkalkfuge erfolgte durch das Hamburger<br />
Unternehmen Theo Urbach.<br />
Das gestalterische Konzept für das Kontorhaus<br />
Gebr. Heinemann wurde bereits vor über 20 Jahren<br />
festgelegt, <strong>als</strong> Architekt Arndt den Auftrag zur<br />
Aufstockung des damaligen Lagerhauses durch ein<br />
Bürohaus erhielt. Um die Fassade eines modernen<br />
Bürohauses architektonisch in die damalige Umgebung<br />
am Brooktorhafen einzupassen, verwendete er<br />
symbolhaft die für die Speicherstadt typischen und<br />
charakteristischen Bauelemente und Gliederungen. Er<br />
realisierte einen anspruchsvollen, zwei Staffelgeschosse<br />
umfassenden Überbau, dessen mit Kupfer verkleidete<br />
Fassade von vertikalen Erkern mit abschließenden<br />
Giebeln geprägt ist.<br />
Durch veränderte Strukturen der Hafenwirtschaft<br />
entfiel in den letzten Jahren auch für das<br />
Unternehmen Gebr. Heinemann<br />
die Nutzung des Lagerhauses.<br />
Jahrtausenden handwerklich<br />
verarbeitet wird<br />
Dipl.-ing. Ulrich ArnDt, Architekt<br />
Ein besonderer Reiz der Fassade ist das Zusammenspiel zwischen der traditionellen,<br />
handwerlichen Maurerarbeit, Glasflächen und der kräftigen Kontrastfarbe.<br />
Auch im Eingangsbereich kooperieren traditionelle und moderne Baustoffe,<br />
wobei das Parkett das Raster der Stützen geschickt aufnimmt.<br />
Man entschied sich deshalb für<br />
den Umbau zu einem Kontorgebäude,<br />
das in seiner architektonischen<br />
Gesamtaussage mit<br />
dem benachbarten historischen<br />
Kaispeicher B harmonieren sollte.<br />
Eine reizvolle Aufgabe für Ulrich<br />
9<br />
Das gestalterische Konzept<br />
für das Kontorhaus Gebr.<br />
Heinemann ist bereits über 20<br />
Jahren alt<br />
Fotos: AKA Ziegelgruppe GmbH<br />
STEIN.KERAMIK.SANITÄR
SKS<br />
....................................................................................................................<br />
Die Kunst der Fassadengestaltung<br />
bei großen Gebäuden bestehe<br />
darin, das Volumen des Gebäudes<br />
zu gliedern, zu ordnen und optisch<br />
für den Betrachter erlebbar zu<br />
machen<br />
Fensterstürze und Gesimse<br />
wurden mit Verblendfertigteilen<br />
ausgebildet, was dank ineinander<br />
greifender Verzahnung im konventionell<br />
erstellten Mauerwerk aber<br />
kaum erkennbar ist<br />
...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... ....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... SKS...................................................................................................................<br />
........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ .........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />
STEIN.KERAMIK.SANITÄR 2 .2011<br />
Praxis<br />
und<br />
10<br />
Ziegel&Klinker<br />
Projekte<br />
Arndt, die allerdings von der<br />
in beiden Staffelgeschossen<br />
vorgegebenen Giebelstruktur<br />
bestimmt wurde. „Ich musste<br />
von oben nach unten planen,<br />
um die seinerzeit entwickelte<br />
Architektur konsequent zu<br />
vollenden.“ Nach vollständiger<br />
Entkernung und Umbau zu<br />
einem Bürohochhaus, wurde<br />
eine neue, stark strukturierte<br />
und wärmegedämmte Backsteinfassade<br />
gebaut und in<br />
der Stahlbetonschale des alten<br />
Lagerhauses sicher verankert.<br />
Die Kunst der Fassadengestaltung<br />
bei großen Gebäuden<br />
bestehe nach Auffassung<br />
des Architekten darin, das<br />
Volumen des Gebäudes zu gliedern,<br />
zu ordnen und optisch<br />
für den Betrachter erlebbar<br />
zu machen. Entsprechend erfolgte<br />
hier eine klassische Gliederung<br />
der Fassade in einen<br />
Sockelteil aus zwei Geschossen,<br />
einen Hauptbaukörper aus<br />
vier Geschossen und das Dach<br />
mit den beiden zurückspringenden,<br />
kupferbekleideten<br />
Staffelgeschossen. Das an der<br />
Nordseite befindliche Garagengeschoss<br />
springt aus dem<br />
Baukörper plastisch hervor.<br />
Seiner Funktion entsprechend<br />
ist es mit einer eigenen, der Gesamtfassade<br />
aber „verwandten“<br />
Fassadenstruktur gestaltet. Die<br />
einzelnen Gliederungen sind durch horizontal verlaufende,<br />
getreppte Friesbänder aus Backstein getrennt.<br />
Die architektonisch vorgegebene Vertik<strong>als</strong>truktur<br />
der Fassade fand ihren Ausdruck in senkrecht<br />
verlaufenden Vor- und Rücksprüngen im Mauerwerk,<br />
Alu-Elementen und gesprossten Fensterbändern.<br />
Schmale Fenster mit tiefen Laibungen wurden entlang<br />
den tragenden Stahlbetonstützen in die Fassade<br />
„eingeschnitten“. Große Fenster <strong>als</strong> Lichtquelle korrespondieren<br />
mit den Dachgeschossen. Die Ausbildung<br />
der Fensterbänke erfolgte wechselweise in Ziegel und<br />
Metall. Dadurch entstehen Spannung und ein interessanter<br />
Rhythmus. Alu-Profile, Sprossenraster sowie<br />
Metalldetails im dunkelgrünen Farbton stehen dabei<br />
in reizvollem Kontrast zum rot, bunt geflammten<br />
Ziegelsichtmauerwerk. Fensterstürze und Gesimse<br />
wurden mit Verblendfertigteilen ausgebildet. Dank<br />
ineinander greifender Verzahnung sind sie im konventionell<br />
erstellten Mauerwerk kaum erkennbar. Die<br />
erforderlichen Dehnungsfugen wurden dauerelastisch<br />
mit gesandetem Silikon ausgeführt.<br />
Planerisches Gespür erforderte auch die In-<br />
tegration der Tiefgarage in<br />
das Umbauvorhaben. Dazu<br />
wurde durch Veränderung<br />
der vorhandenen Lagerböden<br />
und den Einbau von Rampen<br />
ein Parkhaus mit 7 Parkdecks<br />
und 110 Stellplätzen geschaffen.<br />
Der Gebäudeteil Garage<br />
steht dabei auf einer neuen<br />
Kaimauer. Durch die vertikale<br />
Pfeilergliederung der Fassade<br />
setzt sich die Nutzung <strong>als</strong> Garage<br />
gegenüber dem Bürohaus<br />
im Hauptbaukörper optisch<br />
ab, „ein Gebot ehrlicher Architektur“.<br />
Die ausdrucksstarke<br />
Optik der Backsteinfassade<br />
führte Architekt Arndt auch<br />
in den Innenbereich des Kontorgebäudes<br />
und gestaltete<br />
Wandbereiche sowie tragende<br />
Konstruktionsstützen mit<br />
Backstein. Blickfang sind<br />
die mit Kupferdesign aufwändig<br />
geformten Kapitelle<br />
der Pfeiler sowie umlaufende<br />
Kupferbänder unterhalb der<br />
Decken und am Boden. Der<br />
Fußboden wurde mit Eichenbohlen<br />
ausgestattet. Die bei<br />
Umnutzung von Lagerhäu-<br />
Die Optik der Fassade<br />
findet sich auch innen<br />
wieder<br />
sern mit einer Tiefe von meist<br />
über 30 m häufig auftretenden Belichtungsprobleme<br />
löste Arndt in den Obergeschossen durch großzügige<br />
Oberlichter und in den unteren Geschossen durch 7 m<br />
breite Lichtachsen. Die Gebäudequerung von Nord<br />
nach Süd ermöglicht eine optimale Tageslichtnutzung.<br />
Zum anderen entstehen Blickachsen zur Stadt im<br />
Norden und zur Elbe im Süden. 400 helle, moderne<br />
Arbeitsplätze, großzügige Besprechungsräume und<br />
Mitarbeiter-Treffpunkte sowie die Verwendung hochwertiger<br />
Baustoffe im heutigen Kontorhaus Gebr.<br />
Heinemann erinnern kaum noch an die ursprüngliche<br />
Bestimmung des Gebäudes <strong>als</strong> Lagerhaus.<br />
Da das Kontorhaus im ehemaligen Hafengelände<br />
steht und dieses Gebiet bei extremen Hochwasserständen<br />
regelmäßig überflutet wird, wurden das Gebäude<br />
und die anbindende Straße flutwassersicher höher<br />
gelegt. Die daraus resultierende Höhendifferenz zum<br />
Eingang und in das repräsentative Hallen-Foyer verteilte<br />
der Architekt durch großzügige Außentreppen<br />
und einige Innentreppen. Darüber hinaus wurden in<br />
der Tiefgarage alle notwendigen Maßnahmen für den<br />
Hochwasserschutz getroffen.<br />
Adressen und mehr Informationen ab Seite 44<br />
Architekturpreis für nachhaltiges Bauen<br />
Praxis<br />
und<br />
Ziegel&Klinker<br />
Projekte<br />
Distribution, Einzelhandel und Logistik sind die Geschäftsfelder des<br />
traditionsreichen Hamburger Unternehmens (www.gebr-heinemann.de).<br />
Das Kontorhaus steht Am Brooktorhafen in Hamburg und wurde von<br />
Architekt Dipl.-Ing. Ulrich Arndt (Klopstockstraße 6, 22765 Hamburg,<br />
www.ulrich-arndt-architekt.de/) geplant. Verblendet wurde es mit dem<br />
Backstein Wasserstrich NF Alt Ruppin, hergestellt von AKA, einer Marke<br />
von CRH Clay Solutions GmbH (Wellie 65, 31595 Steyerberg-Wellie,<br />
Tel.: 05023-9801 10, Fax: 05023-980199, www.crh-ccs.de).<br />
11<br />
2 .2011<br />
STEIN.KERAMIK.SANITÄR