Für Leute mit Kindern - Clicclac
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FOTOS: DR. THOMAS DAHMS<br />
KULTUR Lesen<br />
Den Literaten lauschen<br />
Regionale Autoren lesen auf der Messe „Autor &<br />
Buch Schöppenstedt“ am 11. April von 10 bis 17 Uhr<br />
<strong>Für</strong> einen Tag blitzt die literarische Vielfalt unserer<br />
Kulturlandschaft auf. Autoren und Verlage<br />
reisen aus Halle, Hildesheim und Helmstedt<br />
sowie aus Bodenburg, Bilshausen und Blankenburg<br />
an. „Mit Till Eulenspiegel im Rücken<br />
haben wir hier in Schöppenstedt die Chance,<br />
regionalen Autoren und Verlagen eine Heimat<br />
zu geben“, sagt Herbert Hass, der Vorsitzende<br />
des Kulturvereins Schöppenstedt e. V., der die<br />
Messe „Autor & Buch“ gemeinsam <strong>mit</strong> der Stadt<br />
Schöppenstedt, dem Regionalmarketing, dem<br />
Till Eulenspiegel-Museum und dem Ostfalen-<br />
Netzwerk ins Leben gerufen hat.<br />
Im ansprechenden Ambiente der Eulenspiegelhalle<br />
präsentiert sich zum zweiten Mal Literatur,<br />
die in dieser Kulturlandschaft entstanden<br />
ist. Wohl behütet gehen die Autoren von ihren<br />
Messeständen zu ihren 15-minütigen Lesungen<br />
im benachbarten Till Eulenspiegel-Museum.<br />
Da brummt ein Braunschweiger Satirelyriker,<br />
da zischelt eine Märchenerzählerin, da jagt ein<br />
Autor von historischen Romanen <strong>mit</strong> den Lesern<br />
im Galopp durch das Gebüsch – sogar Texte<br />
im ostfälischen Platt lassen sich hören. Lyrik<br />
und Prosa, Hoch- und Plattdeutsches, Satire<br />
und Krimi, das Leben und die Zeit, Jugendbücher,<br />
Regionalgeschichte – alles ist dabei. Und<br />
dazwischen wagen sich mutige Kinder auf die<br />
Bühne, um „Mein ausgewähltes Gedicht“ vorzutragen.<br />
Dafür gibt es nicht nur Applaus und<br />
den stolzen Blick der Eltern, sondern auch eine<br />
Belohnung.<br />
Da<strong>mit</strong> Eltern jüngerer Kinder den Lesungen<br />
in Ruhe lauschen und auch entspannt an den<br />
Ständern herumstöbern können, kümmert sich<br />
in der Eulenspiegelhalle Benjamin Richter von<br />
„Ben´s Englisch“ um die Kleinen.<br />
Garniert wird das reiche literarische Angebot<br />
<strong>mit</strong> diverser Kunst und das Wernigeröder „Antiquariat<br />
B“, das auf regionale Literatur und Literaten<br />
spezialisiert ist. Etwas Kunsthandwerk<br />
rundet die Messe ab: Es gibt tolle Naturaufnahmen<br />
(Fotographien), inspirierende Malereien,<br />
hochwertige Frühlingskerzen sowie handbemaltes<br />
Porzellan und Erzeugnisse aus Holz.<br />
Eine Teilnehmerliste finden Interessierte unter<br />
www.ostfalen-portal.de/Literatur.<br />
„Die Besucher können natürlich auch die Ausstellung<br />
zu Till Eulenspiegel und die anderen<br />
Exponaten anschauen“, erläutert Charlotte<br />
Papendorf, Leiterin des Till Eulenspiegel Museums.<br />
Gerne gewährt sie ihnen freien Eintritt,<br />
freut sich aber über Spenden, die dem Till Eulenspiegel-Museum<br />
zu Gute kommen. Ihr Team<br />
bekommt am Vorabend der Messe im Beisein<br />
der Autoren und Gästen aus Göttingen und<br />
Schöppenstedt einen Literaturpreis der besonderen<br />
Art: den „Göttinger Lorbeer“. Er wird verliehen<br />
an Personen und Einrichtungen, die sich<br />
besonders für Literatur einsetzen. Überreicht<br />
wird er durch Helmut W. Brinks, den Präsidenten<br />
der Göttinger Literarischen Gesellschaft.<br />
Schöppenstedts Bürger sind herzlich eingela-<br />
den, am 10. April um 19 Uhr bei der Vergabe<br />
des Preises dabei zu sein.<br />
„Wir wollen Literatur aus der Region nachhaltig<br />
stärken, denn eine Gesellschaft, die sich über<br />
Bücher freut, wächst nicht von allein“, betont<br />
Dr. Thomas Dahms vom Ostfalen-Netzwerk die<br />
Langfristigkeit des Anliegens einer regionalen<br />
Autorenmesse. Er freut sich <strong>mit</strong> den an anderen<br />
Organisatoren, dass Lutz Stratmann, Niedersachsens<br />
Minister für Wissenschaft und Kultur,<br />
als Schirmherr und die Salzgitter AG als Sponsor<br />
für die junge Messe gewonnen werden konnte.<br />
„Kultur verbindet! Ich wünsche der „Autor &<br />
Buch Schöppenstedt“, dass es ihr gelingt, die<br />
Literatur Ostfalens bekannt zu machen und<br />
möglichst viele Menschen anzuregen, unsere<br />
Region lesend und vielleicht schreibend zu erkunden“,<br />
sagt auch Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach,<br />
Präsident der Hochschule „Ostfalia“, der<br />
diese junge Messe gerne unterstützt. Also: Nix<br />
wie hin. Der kleine Ausflug lohnt sich für die<br />
ganze Familie.<br />
INFO<br />
„Meine ausgewähltes Gedicht“<br />
Interessierte Kinder können sich<br />
noch <strong>mit</strong> ihrem Gedicht anmelden<br />
(es kann auch etwas Selbstgedichtetes sein):<br />
Ostfalen-Netzwerk<br />
Pfarrhofstraße 6, 38315 Hornburg<br />
Tel.: 0 53 34 / 92 590 2, (Mo-Fr 10-12 Uhr)<br />
Mit den Lesemäusen<br />
andere Welten<br />
erschließen<br />
Ein Leseprojekt der Freiwilligenagentur Jugend Soziales Sport<br />
in Wolfenbüttel und Helmstedt<br />
Bildung ist ein hohes Gut, aber in Zeiten leerer<br />
Kassen wird es zunehmend schwieriger, gezielt<br />
und nachhaltig in Bildung zu investieren. So ist<br />
es zielführend, wenn <strong>Leute</strong> von der Basis selbst<br />
die Initiative ergreifen. Bei den „Lesemäusen“<br />
bringen sie sich unentgeltlich ein für die Bildung<br />
von <strong>Kindern</strong>, unter dem Dach eines Partners,<br />
der die Ressourcen für dieses Engagement<br />
bereitstellt.<br />
Im September 2004 hat die Freiwilligenagentur<br />
Jugend Soziales Sport e.V. <strong>mit</strong> den Wolfenbütteler<br />
Lesemäusen ein Leseprogramm für<br />
Kinder ins Leben gerufen. Man reagierte da<strong>mit</strong><br />
auf Anfragen von Eltern vor Ort und auf die<br />
PISA-Studien, nach denen viele der getesteten<br />
Schüler die einfachsten Texte inhaltlich nicht<br />
mehr erfassen konnten. Ein Leseprogramm,<br />
das passt gut in den Gesamtkontext der Freiwilligenagentur,<br />
in dem gesellschaftliche Themen<br />
ausgelotet werden, um eine Grundlage für förderungswürdige<br />
Projekte zu schaffen, die an<br />
die Öffentlichkeit getragen werden. Auf diese<br />
Weise bekommt das Ehrenamt eine Lobby und<br />
die Lebensqualität vor Ort wächst durch den<br />
Einsatz der Freiwilligen.<br />
Im Mittelpunkt der „Lesemäuse“ steht die Motivation<br />
zum Lesen bei <strong>Kindern</strong>. Das Projekt<br />
möchte die Arbeit von Schulen und Elternhäusern<br />
ergänzen. Dazu lesen freiwillige Lesepaten,<br />
die von der Freiwilligenagentur geschult<br />
und eingesetzt werden, den <strong>Kindern</strong> vor – zweimal<br />
im Monat jeweils in den Stadtbüchereien<br />
Wolfenbüttel und Helmstedt sowie regelmäßig<br />
an Grund- und Förderschulen. Dabei sollen vor<br />
allem Kinder und Familien unterstützt werden,<br />
für die der Prozess des Lesenlernens aus beruflichen,<br />
sprachlichen oder sozialen Gründen<br />
schwierig ist.<br />
Längst hat sich das Programm ausdifferenziert.<br />
Die Förderung durch Motivation spielt immer<br />
noch eine zentrale Rolle, doch aufgrund der<br />
Erfahrungen, die die Freiwilligenagentur vor<br />
Ort sammelt, haben viele Kinder auch einfach<br />
Lust auf Geschichten und Bücher. Olaf Danker,<br />
hauptamtlicher Projektarbeiter der Freiwilligenagentur,<br />
meint dazu: „An den Schulen selber<br />
wird natürlich gezielt gefördert, ganz dem Gedanken<br />
eines sozialen Miteinanders verpflichtet.<br />
Aber bei den Leseaktionen in den Büchereien<br />
kommen die Kinder freiwillig, und zwar aus<br />
allen Schichten. Sie kommen, um <strong>mit</strong> anderen<br />
gemeinsam Geschichten zu erleben. Manchmal<br />
ist auch ein Elternteil dabei. Das zeigt ein klares<br />
Interesse an Texten. Da setzen wir an!“<br />
Die Inhalte der Leseangebote und die Schwerpunkte<br />
der Veranstaltungen werden an den<br />
Wünschen und Bedürfnissen der teilnehmenden<br />
Kinder ausgerichtet. Im Vordergrund steht<br />
der Anspruch, Kinder fürs Lesen zu begeistern.<br />
Durch das Lesen sollen die Welten der Bücher<br />
aktiv erschlossen werden. Aktiv deshalb, weil<br />
die Möglichkeit besteht, das Gelesene und Gehörte<br />
nachzubasteln, nachzuspielen oder zum<br />
Thema zu malen. „Es geht um den kreativen<br />
Umgang <strong>mit</strong> Sprache“, so Danker. „Gerade bei<br />
<strong>Kindern</strong> ist ein riesiges Potenzial vorhanden,<br />
das gefördert werden will.“<br />
Um die Ziele dieses Projektes besser zu erreichen,<br />
wird es zukünftig einige Neuerungen bei<br />
den Lesemäusen geben. So werden weitere Kulturtechniken<br />
aus den Bereichen Darstellendes<br />
Spiel, Musik oder Puppentheater in das Projekt<br />
integriert. Das sind zusätzliche Möglichkeiten,<br />
um <strong>Kindern</strong> ein umfassendes kulturelles Verständnis<br />
auf den Weg zu geben. „Das Netzwerk<br />
erweitert sich“ freut sich Danker. „Die Gesellschaft<br />
kann dadurch nur gewinnen.“<br />
Die Freiwilligenagentur arbeitet <strong>mit</strong> einem<br />
Netzwerk aus Institutionen, Vereinen, Ehrenamtlichen,<br />
Politikern und Stiftungen und verleiht<br />
dem Programm da<strong>mit</strong> Nachhaltigkeit. So<br />
hat man <strong>mit</strong> der Wolfenbütteler Landtagsabgeordneten<br />
Dörthe Weddige-Degenhard eine<br />
prominente Schirmherrin ins Boot geholt, die<br />
die Notwendigkeit gezielter Sprachförderung<br />
hervorhebt.<br />
An dieser Stelle ist es erfreulich zu sehen, dass<br />
nicht nur über Bildung geredet, sondern konkret<br />
gehandelt wird. Es ist gerade diese Eigeninitiative,<br />
die eine Gesellschaft lebenswerter<br />
macht. Die Freiwilligenagentur wird <strong>mit</strong> den<br />
Lesemäusen weiterhin erfolgreich sein, denn<br />
der Bedarf an Bildung wird auch zukünftig<br />
kontinuierlich ansteigen. Umso besser ist es,<br />
wenn man wie die Lesemäuse bei den <strong>Kindern</strong><br />
ansetzt. Die Früchte wird man zukünftig ernten<br />
können.<br />
16 CLICCLAC April 10 April 10 CLICCLAC 17<br />
>> OLIVER DING<br />
Infos<br />
Lesen KULTUR<br />
Im Rahmen des Projekts „Lesemäuse“ sind<br />
freiwillige Lesepaten in Wolfenbüttel und<br />
Helmstädt in Grund- und Förderschulen aktiv.<br />
Außerdem führen sie Leseaktionen in den Büchereien<br />
beider Städte durch, in Wolfenbüttel<br />
jeden ersten und dritten Donnerstag und in<br />
Helmstedt jeden zweiten und vierten Dienstag<br />
statt. Die Veranstaltungen sind kostenlos.<br />
Wer Interesse an einer Lesepatenschaft hat,<br />
kann sich bei der Freiwilligenagentur Jugend<br />
Soziales Sport e.V. melden.<br />
Ansprechpartner: Olaf Danker<br />
Tel.: 0 53 31 / 90 26 26 (Wolfenbüttel)<br />
oder 0 53 51 / 53 16 14 (Helmstedt).<br />
www.freiwillig-engagiert.de