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Portrait Tabea Zimmermann 3 - Kölner Philharmonie

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20<br />

Paul Hindemith (Viola),<br />

Alice Ehlers (Klavier) und<br />

Rudolf Hindemith (Cello) bei<br />

einem Konzert in der Hochschule<br />

für Musik, Berlin 1927<br />

Dies korrespondiert wiederum eng mit Busonis musiktheoretischen Einlassungen,<br />

deren berühmteste und umstrittenste der 1906 verfasste Entwurf einer neuen<br />

Ästhetik der Tonkunst ist: »Frei ist die Tonkunst geboren und frei zu werden ihre<br />

Bestimmung«, lautet das Credo dieser Schrift, auf die der konservativ eingestellte<br />

Komponist Hans Pfitzner mit dem polemischen und nationalistisch eingefärbten<br />

Pamphlet Futuristengefahr – bei Gelegenheit von Busoni’s Ästhetik reagierte.<br />

Janusköpfig zwischen Vergangenheit und Zukunft stehen die ein Jahr nach dem<br />

Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst komponierten Elegien für Klavier, in denen<br />

das Fundament der funktionalen Harmonik zumindest partiell stark gelockert erscheint.<br />

Ursprünglich enthielt der Elegien-Band fünf Stücke, denen Busoni zunächst<br />

noch ein – geradezu programmatisch Nach der Wendung überschriebenes –<br />

Präludium voranstellte. Später fügte er noch die Klavierfassung seiner Berceuse von<br />

1909 als siebtes Stück hinzu. Wie eng die Elegien mit anderen Werken Busonis verbunden<br />

sind, kann allein daraus geschlossen werden, dass Nach der Wendung als einziges<br />

Stück nicht als Bearbeitung einer früheren oder als Vorstufe einer späteren<br />

Komposition zu erkennen ist. So kehrt die dritte Elegie (das Choralvorspiel Meine<br />

Seele bangt und hofft zu Dir) in der Fantasia Contrappuntistica wieder, während die<br />

vierte (Turandots Frauengemach. Intermezzo) eine Bearbeitung des fünften Satzes der<br />

Orchester-Suite aus der Musik zu Gozzis Turandot darstellt. Busoni selbst sah in der<br />

sechsten Elegie (Erscheinung. Notturno) »wohl das merkwürdigste« Stück der Sammlung.<br />

In der Tat fällt es durch harmonische und tonale Extravaganzen auf, die freilich<br />

in die Form eines Lisztschen Virtuosenstücks gekleidet sind – worin sich Busonis<br />

Zwitterstellung zwischen »romantischem« Virtuosentum und seinem auch theoretisch<br />

verfochtenen Aufbruch in die Moderne offenbart.

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