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Warum sich ein Sponsor beim «Campus» engagiert Corporate ...

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WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />

<strong>Corporate</strong> Governance aus der Sicht<br />

<strong>ein</strong>es Aktien- und Kapitalmarktrechtlers<br />

Von Professor Dr. Peter Nobel*<br />

1. Steuermannsfragen<br />

Wenn <strong>Corporate</strong> Governance nur <strong>ein</strong> Modewort<br />

wäre, könnte man diesen Anglizismus<br />

unbestimmter Art, was der Ausdruck ja ist,<br />

längst nicht mehr hören. Und es zeigen <strong>sich</strong><br />

auch Tendenzen, die Probleme aller Fehlleistungen,<br />

die uns beschäftigen, – und solche<br />

beschäftigen uns, aber nicht nur uns – als<br />

<strong>Corporate</strong> Governance-Probleme zu sehen<br />

und rubrizieren zu wollen. Der genauere juristische<br />

Gehalt des Doppelausdruckes «<strong>Corporate</strong><br />

Governance» ist denn auch schwer Peter Nobel<br />

<strong>ein</strong>zufangen, obwohl schnell klar ist, dass es<br />

primär um die alte «agency»-Problematik geht, nämlich um<br />

die Verwaltung fremden Geldes durch «Manager». Dass dies<br />

im Bereiche der Wirtschaft, wo die Aufgabe nicht <strong>ein</strong>fach<br />

«mündel<strong>sich</strong>ere Anlagen», sondern um die aktive, organisierte<br />

Zukunftsmeisterung, <strong>ein</strong>e delikate Angelegenheit ist,<br />

wussten die Juristen schon lange und diskutierten ihn auch<br />

schon lange im vorletzten Jahrhundert (man vergleiche<br />

z.B. bei Rudolf von Ihering) und nicht erst seit Adolf A. Berle/Gardiner<br />

C. Means, The modern Corporation and Private<br />

Property (New York 1932). Das Schweizer Bundesgericht<br />

hat bereits schon vor 78 Jahren festgestellt, dass es dann,<br />

wenn es dem Unternehmen gut gehe, auch allen daran Beteiligten<br />

gut gehe (BGE 50 II 550).<br />

<strong>Corporate</strong> Governance thematisiert die Steuerung und<br />

Leistung korporativer, d.h. mit juristischer Persönlichkeit<br />

versehener Verbände oder Institutionen; «corporate» kommt<br />

von «corpus», Körper, und «governance» von «gubernare»<br />

und dieses von «kybernetes», dem Steuermann.<br />

In der Rechtswissenschaft ist der von der Ökonomie der<br />

«property rights» angestossene und aufständische Ruf nach<br />

«shareholder value»-Orientierung mittels Transparenz, Kontrolle<br />

und Interessenkonfliktbewussts<strong>ein</strong> stets als Studienobjekt<br />

registriert worden – nicht zuletzt in den Fragen des<br />

aktienrechtlichen Minderheitenschutzes. Dann bestaunte<br />

man die lange Reihe der internationalen Berichte vom englischen<br />

Cadbury- (on the financial aspects of <strong>Corporate</strong> Governance)<br />

über den amerikanischen Blue Ribbon-Report<br />

on improving the effectiveness of <strong>Corporate</strong> Audit Committees<br />

(New York 1999) bis zum Kompromiss-Produkt der<br />

OECD-Principles of <strong>Corporate</strong> Governance (April 1999),<br />

wobei Letztere unter europäischem und deutschem Mitbestimmungswunsch<br />

auch die «stakeholder-Rolle» herausstri-<br />

chen. Jetzt hat auch die von der EU <strong>ein</strong>gesetzte<br />

High Level Group of Company Law Experts<br />

befunden, <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger «code of corporate<br />

governance» sei zwar nicht anzustreben,<br />

da das Unternehmensrecht der 15 Mitgliedsstaaten<br />

zuwenig harmonisiert sei; indessen<br />

könne Brüssel <strong>ein</strong>e aktive Rolle bei der Koordination<br />

<strong>ein</strong>zelstaatlicher Anstrengungen<br />

übernehmen (Report on a modern Regulatory<br />

Framework for Company Law in Europe,<br />

Brussels, 4 November 2002). Die Schweiz verfügt<br />

seit diesem Jahr ja auch über <strong>ein</strong>en «Code<br />

of best Practice» und <strong>ein</strong>e verbindliche<br />

Transparenz-Richtlinie der SWX.<br />

Die Diskussion beschränkte <strong>sich</strong> lange, – obwohl ständig<br />

neue Berichte erschienen bis zu den Ergebnissen der<br />

Deutschen Grundsatzkommission, die praktisch <strong>ein</strong>e Aktienrechtsreform<br />

vorschlug –, auf die Fragen von Nützlichkeit<br />

und Einrichtung von «audit committees» und von Elementen<br />

der dualistischen Struktur, d.h. der Differenzierung<br />

von Geschäftsführung, Oberauf<strong>sich</strong>t und Kontrolle. Erst die<br />

Börsenbaisse und an den Tag kommendes Ungenügen, ja<br />

von Exzessen und sogar schlichten Betrügereien weiteten<br />

die Debatte aus. Gesetzgeberisch mündete das Missvergnügen<br />

<strong>ein</strong>stweilen im Sarbanes-Oxley-Act, der auch extraterritoriale<br />

Ansprüche stellt, die in Europa auf Widerstand<br />

stiessen.<br />

2.Was ist am Recht schief gelaufen?<br />

Ein Gesellschaftsrechtler steht da und möchte gerne Aha-<br />

Erlebnisse feiern und sofort sehen, was da schief gelaufen<br />

ist. Da hat er aber Mühe. Das Recht hat längst die Wahrung<br />

der Interessen der Gesellschaft in guten Treuen und die<br />

Gleichbehandlung der Aktionäre ins Zentrum der Aufgaben<br />

gestellt (Art. 717 OR); auch das Verantwortlichkeitsrecht war<br />

immer scharf gehalten und zwar nicht nur aus Geschäftsführung<br />

und Revision, sondern auch bis hin zur Prospekthaftung.<br />

Mit der Transparenz ist allerdings manchmal <strong>ein</strong><br />

unwürdiges Spiel getrieben worden, aber mit der Konzernrechnungslegungspflicht<br />

und dann den Voraussetzungen<br />

der Börsenkotierung, <strong>ein</strong>schliesslich der damit verbundenen<br />

Prospektpflicht und der ad hoc-Publizität, ist viel in<br />

Richtung von Marktinformation nach dem Grundsatz der<br />

1/2003 13

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