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Der Zeit entkommen - Glashütte Original

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3·2007<br />

Momentum<br />

W I N T E R<br />

MAGAZIN FÜR ZEITZEUGEN & MOMENTAUFNAHMEN<br />

<strong>Der</strong> <strong>Zeit</strong><br />

<strong>entkommen</strong><br />

Wege ins Eis – Seereisen<br />

der extravaganten Art


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Dr. Frank Müller,<br />

Geschäftsführer <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

vielleicht ist es Ihnen nach der Rückkehr aus den Ferien auch so gegangen:<br />

<strong>Der</strong> Blick für Details hat sich geändert. Mir jedenfalls ist es aufgefallen – ich<br />

kam aus dem Sommerurlaub zurück, und plötzlich habe ich meine altvertraute<br />

Umgebung anders wahrgenommen.<br />

Das Eintauchen in eine andere Kultur, eine fremde Sprache, ungewohnte Gerüche – dies<br />

alles öffnet, erweitert den Blick. Mit einem Mal fand ich in meiner Wohnung und auch<br />

in meinem Büro einige Details, die ich unbedingt verändern wollte – neue Farbakzente<br />

setzen, mich von unnötigem Ballast befreien. Doch einiges Vertraute nahm ich auch als<br />

besonders wertvoll wahr – wie mich der freundliche Bäcker herzlich begrüßte oder dass<br />

ich ohne Stadtplan durch die wohlbekannten Straßen meines Wohnviertels laufen konnte.<br />

So verändert eine Auszeit vom Alltag den Blick auf die Dinge, stellt unsere vermeintlich<br />

gewohnte Umgebung in einem anderen Licht dar, bringt den Perspektivenwechsel – und<br />

führt uns gleichzeitig vor Augen, was wir wirklich wertschätzen.<br />

Mit dieser Ausgabe von Momentum hoffe ich, Ihnen zumindest einige „Auszeit-Momente“<br />

und neue Facetten zu unserem alltäglichen Thema der <strong>Zeit</strong> zu geben. Was mir außerdem<br />

am Herzen liegt: Ihre Meinung. Auf der nächsten Seite finden Sie einen Aufruf zur Leserbefragung,<br />

an der ich Sie sehr herzlich einlade, sich zu beteiligen. Ich möchte wissen,<br />

was Ihnen an Momentum gefällt, was Sie vermissen, was Sie sich wünschen.<br />

Herzlichst,<br />

Siebte Ausgabe Editorial<br />

Momentum 3· 2007 3


Titel: Getty Images<br />

4<br />

NOVUM<br />

Spektrum Inhalt<br />

Spektrum Momentum<br />

08<br />

INTERVIEW<br />

Ihre Bauten sind weltberühmt, ihr<br />

Name steht für Avantgarde in der<br />

Architektur – Zaha Hadid im exklusiven<br />

Interview mit Momentum<br />

KULTURNEWS ................................................................................................06<br />

Sehens- und Erlebenswertes rund um den Globus<br />

ZEITZEUGE<br />

„EINE ART KOSMISCHE EXPLOSION“ .................................................08<br />

Ein Interview mit der Stararchitektin Zaha Hadid<br />

MOMENTE<br />

FIRST LOVE, FIRST KISS ...........................................................................14<br />

Romantik und Wissenschaft eines magischen Moments<br />

ZEITZONEN<br />

DER WEG ALS ZIEL ......................................................................................20<br />

Extravagante Seereisen, auf denen man die <strong>Zeit</strong> vergisst<br />

KALENDARIUM<br />

NEUIGKEITEN VON GLASHÜTTE ORIGINAL ......................................26<br />

1. World Culture Forum, GO down under, Richtfest Uhrenmuseum u.a.<br />

MANU FACTUM<br />

KREATIVE KALENDER ................................................................................28<br />

Ein Streifzug durch die Geschichte der <strong>Zeit</strong>rechnung<br />

Momentum 3· 2007<br />

3·2007<br />

14<br />

FIRST KISS<br />

Erinnern Sie sich noch an ihn? An Ihren<br />

ersten Kuss? Spannendes, Wissen schaft -<br />

liches – und Romantisches rund um einen<br />

erinnerungswürdigen Moment<br />

ZEITSTRÖMUNG<br />

DIE POWER DER ZUKUNFT ......................................................................34<br />

Blick voraus: Was treibt die Automobile zukünftig an?<br />

TENDENZ<br />

ALLES NACH PLAN ......................................................................................40<br />

Fahrpläne – die papiergewordene Synchronisierung der <strong>Zeit</strong><br />

STIL DER ZEIT<br />

MANUFAKTUREN – DAS MENSCHLICHE MASS ...............................44<br />

Revival des Handgemachten – der Inbegriff von Qualität<br />

ZEITFENSTER<br />

ZAHLEN & FAKTEN ......................................................................................48<br />

Verblüffend, erschreckend, kurios ...<br />

MOMENTAUFNAHME<br />

20<br />

SEEREISEN<br />

Zum Glück gibt es sie noch, die<br />

kleinen, extravaganten Schiffe auf<br />

ausgefallenen Routen. Vom Packeis<br />

bis in tropische Gewässer<br />

ELEFANTEN-KINO ........................................................................................49<br />

5. Juni 2006, Ayuathaya, Thailand: cineastische Faszination


28<br />

KALENDER<br />

Sie sind nahezu so alt wie die Menschheit<br />

und bestimmen unsere <strong>Zeit</strong>rechnung seit<br />

jeher: Kalender. Lesen Sie, wer wo wie die<br />

<strong>Zeit</strong> gemessen hat<br />

ELIZABETH<br />

DOERR<br />

beschäftigt sich seit<br />

1991 hauptberuflich<br />

mit Armbanduhren.<br />

Sie schreibt nicht<br />

nur regelmäßig für<br />

International Watch<br />

(USA), Luxe (Australien)<br />

und Baselworld<br />

Daily News<br />

u.a., sondern arbei -<br />

tet auch als Chef -<br />

redakteurin für<br />

Wristwatch Annual<br />

WOLFGANG<br />

HÖRNER<br />

ist promovierter<br />

Chemiker und seit 15<br />

Jahren als Motorjournalist<br />

tätig, u.a. war er<br />

Chefredakteur des internationalen<br />

Magazins<br />

„F1 Racing“. Für<br />

Momentum wirft er<br />

einen Blick in die<br />

Zukunft der Automobile<br />

LESERUMFRAGE<br />

Ihre Meinung interessiert uns! Wie gefällt Ihnen<br />

Momentum? Welche Themen sagen Ihnen am meisten<br />

zu, welche vermissen Sie? Nehmen Sie an unserer<br />

kurzen Leserbefragung teil und gewinnen Sie einen<br />

von drei Preisen von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>:<br />

1. Preis: Uhrenbox aus edlem Platanenholz, mit Platz für sechs Uhren<br />

(siehe Foto; Lieferung ohne Inhalt)<br />

2. Preis: Ledermappe mit Notizblock und hochwertigem Kugelschreiber<br />

3. Preis: Uhrmacherlupe und Putztuch<br />

Die Leserumfrage läuft bis zum 31. Januar 2008<br />

Teilnehmen und gewinnen unter www.glashuette-original.com/umfrage<br />

34<br />

AUTOS DER<br />

ZUKUNFT<br />

Futuristisches Design<br />

und clevere Technologien<br />

bestimmen die<br />

Autos von morgen


Fotos: Getty Images, Imagine China, Yang Jin Song, JNTO Japanische Fremdenverkehrszentrale<br />

Novum Kultur<br />

<strong>Zeit</strong>genössisches Kunst-Crossover<br />

„China – Facing Reality“ heißt die am 25. Oktober 2007<br />

beginnende Ausstellung zeitgenössischer chinesischer Kunst<br />

im Museum Moderner Kunst in Wien. Mehrere Künstler stellen<br />

eine repräsentative Auswahl zur Geschichte unterschiedlicher<br />

Realismen und deren Bezüge zur gesellschaft lichen Wirklich -<br />

keit vor. Durch digitale Fotografie, Video, Film und Malerei findet<br />

sich für jede Art von Kunstliebhaber die Möglichkeit, zum<br />

Crossover von Archaischem und Ultramo dernem passenden<br />

Bezug zu nehmen. Kurzum: East meets West, verpackt in<br />

spannenden Meisterwerken.<br />

„CHINA – FACING REALITY“ IM MUSEUM MODERNER KUNST, WIEN, ÖSTERREICH,<br />

25.OKTOBER 2007 BIS 10. FEBRUAR 2008, WWW.BASIS-WIEN.AT<br />

Im Schokorausch<br />

Weich, mild, süß, köstlich oder einfach nur lecker – es gibt viele<br />

Arten, um die Erfahrungen mit Schokolade aus zu drü cken.<br />

Die wachsende Popularität der in den verschie dens ten Variationen<br />

existierenden Süßigkeit hat einige Schokoladenvirtuosen dazu<br />

veranlasst, ein Festival in mehreren Ort Kanadas zu organisieren.<br />

Hier sind die gleich gesinnten Liebhaber der süßen Passion unter sich<br />

und präsentieren die geschmackliche Vielfalt auf kreative Weise.<br />

6 Momentum 3· 2007<br />

„CHOCOLATE FESTIVAL“,<br />

WEST-COAST, KANADA, 14.<br />

BIS 28. OKTOBER 2007,<br />

WWW.CHOCOLATEFESTIVAL.CA<br />

Eiszeit zum Staunen<br />

Die chinesische Mauer oder der Sommerpalast in Beijing<br />

sind spektakuläre Bauten, sie jedoch aus Eisblöcken<br />

nachzubauen, scheint nahezu unmöglich. Doch genau das<br />

erwartet den Besucher des Ice & Snow Festivals in Harbin.<br />

Unglaubliche Bauwerke und Skulpturen werden hier<br />

jährlich in Größenmaßen von etwa fünf Meter Höhe errich -<br />

tet und dann farbenfroh beleuchtet. Ein traditionelles<br />

chinesisches Feuerwerk rundet das 300 Jahre alte Festival<br />

eindrucksvoll ab.<br />

„ICE & SNOW FESTIVAL“, HARBIN, CHINA,<br />

5. JANUAR BIS ES SCHMILZT, WWW.HARBIN.GOV.CN<br />

Gedruckte Stilkunde<br />

Eine Zusammenstellung von Entwürfen<br />

und Ideen verschiedenster Designer<br />

und Architekten zum Thema der arabi -<br />

schen Identität stellt der kürzlich<br />

erschienene Bildband „Arabian Design“<br />

dar – mit mutigen und frischen Ideen<br />

aus der zeitgenössischen Architektur. Das auf Deutsch,<br />

Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch verfasste<br />

Werk vereint nationale und inter nationale Einflüsse und<br />

verbindet Tradition und Modernität auf bildgewaltige,<br />

faszinierende Art.<br />

„ARABIAN DESIGN“,<br />

DAAB-VERLAG,<br />

WWW.DAAB-ONLINE.DE


Lichtdurchflutet<br />

Für Liebhaber japanischer Feuerwerks- und Lichteffektkunst<br />

ist das Chichibu-Festival, das alljährlich in der gleichnamigen<br />

Stadt in der Nähe von Tokio stattfindet, ein Muss. Wildes<br />

Trommeln, mitreißende Kabuki -Theater-Inszenierungen und<br />

romantische Lampion-Paraden – davon lassen sich jedes Jahr<br />

170.000 Menschen verzaubern. Somit ist es das drittgrößte<br />

Festival dieser Art in Japan.<br />

„CHICHIBU-FESTIVAL“, CHICHIBU, JAPAN, 2. BIS<br />

3. DEZEMBER 2007, WWW.JAPAN-GUIDE.COM<br />

Global Player auf der Bühne<br />

Längst hat sich herumgesprochen, dass das Jacob’s Pillow Dance Festival in<br />

San Francisco zu den führenden der USA zählt. Doch nur Insider wissen, dass die<br />

Diamond Gala zur Festival-Eröffnung als das Spektakel schlechthin gilt: Cocktail-<br />

Empfang samt Dance-Happenings, Dinner mit Ballett, gefolgt von einer Post-<br />

Performance Party, stets hautnah mit den Tanz-Koryphäen der Welt. Dieses Jahr<br />

feiert das Festival seinen 75. Geburtstag. Und der Run auf die Gala-Eintrittskarten<br />

für den 23. Januar 2008 hat längst begonnen.<br />

JACOB’S PILLOW DANCE FESTIVAL & DIAMOND GALA, 23. JANUAR 2008, 455 FRANKLIN<br />

STREET, SAN FRANCISCO, WWW.SFBALLET.ORG UND WWW.ONLYINSANFRANCISCO.COM<br />

Feiern auf Orientalisch<br />

Im Januar 2008 steht erneut das größte kulturelle Festival<br />

des Mittleren Ostens an – das Muscat Festival.Aktivitäten<br />

und kulturelle Ereignisse wie Kamelrennen, Modenschauen<br />

und diverse Konzerte, die selbst erfahrene Festivalbesucher<br />

begeistern, ziehen jährlich zwei Millionen Besucher in<br />

das Sultanat Oman. Die kommenden Festlichkeiten sollen<br />

Muskat erneut den Titel der kulturellen Hauptstadt von<br />

Arabien verleihen.<br />

„MUSCAT FESTIVAL“, MUSKAT, OMAN, 1. JANUAR BIS 2. FEBRUAR 2008,<br />

WWW.MUSCAT-FESTIVAL.COM<br />

Musik nonstop<br />

Spitzenpianisten, vereint in einem Festival –<br />

das bietet der Klaviermarathon in Luzern<br />

anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums.<br />

Während der sechs Tage geben Tasten-Virtuo -<br />

sen ihr Können zum Besten. Neben den<br />

Konzerten werden in den bekannten Bars<br />

und Restaurants der Stadt die verschiedenen<br />

Jazzstile gespielt: fetziger Swing, Blues,<br />

Soul, Boogie-Woogie und Stride-Piano live<br />

bis in die Morgenstunden.<br />

„LUCERNE FESTIVAL AM PIANO“, LUZERN, SCHWEIZ,<br />

19. BIS 25. NOVEMBER 2007, WWW.LUCERNEFESTIVAL.CH<br />

Momentum 3· 2007<br />

7


Fotos: Picture Press/CAMERA PRESS/Mary McCartney<br />

<strong>Zeit</strong>zeuge Zaha Hadid<br />

8 Momentum 3· 2007


„Eine Art<br />

kosmische Explosion!“<br />

Interview Kai Bargmann<br />

Alles im Fluss – Stararchitektin Zaha Hadid<br />

erhielt als erste Frau überhaupt den Pritzker-Preis,<br />

der als „Nobelpreis der Architektur“ gilt.<br />

Die Avantgardistin verbindet Ideen für komplexe<br />

dynamische Räume der Zukunft<br />

Frau Hadid, Sie waren 43, als Ihr erster Entwurf tatsächlich gebaut<br />

wurde. Warum dauerte es so lange, bis es so weit war?<br />

Es gab viele unrealisierte Projekte, weil wir die Aufträge nicht<br />

erhielten. Sie waren alle mit Ideen zu Topographie und<br />

Landschaft verbunden, starke Projekte und in ihrer Komplexität<br />

spannend. Heute würde ich sie vielleicht anders angehen, aber sie<br />

standen am Anfang unserer Arbeit und haben deswegen eine<br />

besondere Stellung. Sie waren notwendig, um unser Repertoire zu<br />

entwickeln, das wir nun für Projekte nutzen, die gebaut werden.<br />

Wie wirkt sich <strong>Zeit</strong> bei Ihnen aus – sorgt sie für mehr Kreativität<br />

oder Inspiration?<br />

Unsere Ideen verteilen sich auf alle unsere Projekte. Alle Projekte<br />

sind auf gewisse Weise miteinander verbunden und entwickeln<br />

sich mit der <strong>Zeit</strong>. Beispiel: die Idee der Elastizität. Sie begann mit<br />

dem Guggenheim Museum in Taichung, wurde dann Elastika in<br />

Miami und ist jetzt ein Tisch für Vitra. Für Vitra wollten wir einen<br />

Tisch in Form einer Landschaft. Wir haben darüber schon sehr<br />

lange nachgedacht. Die Seamless-Kollektion entstand zur gleichen<br />

<strong>Zeit</strong>. Es ging zentral um die organische Form.<br />

Sie haben als einzige Frau den Pritzker-Preis gewonnen. Wie sehen<br />

Sie die Stellung der Frau in der Architektur?<br />

<strong>Der</strong> Pritzker-Preis war für mich die Anerkennung für das, was 20<br />

Jahre vorher als risikoreiche Voreinschätzung einer möglichen<br />

zukünftigen Architektur begonnen hatte. Ob die Verleihung an<br />

mich eine Ausnahme von der Regel männlicher Vorherrschaft war,<br />

muss sich erst noch zeigen.<br />

Wurde die Stellung der Frau mit der <strong>Zeit</strong> stärker?<br />

Ich glaube, von den Stereotypen eines vorwiegend männlichen<br />

Berufs ist nicht viel geblieben. Weltweit sind nahezu die Hälfte der<br />

Stu dien anfänger im Fach Architektur Frauen. Insofern nehmen<br />

Frauen diesen Beruf sicherlich nicht als fremd wahr. Allerdings<br />

geht diese Zahl stark zurück, je länger das Studium dauert, und<br />

dann noch mal in der Berufsausübung – vielleicht liegt darin ein<br />

Unterschied zu anderen Berufen.<br />

Wie verlief Ihr persönlicher Weg?<br />

Ich kam Anfang der Siebzigerjahre von Beirut nach London, um<br />

dort Architektur zu studieren. Vielleicht verlieh mir eher meine<br />

Momentum 3· 2007<br />

9


<strong>Zeit</strong>zeuge Zaha Hadid<br />

Extravaganz als mein Geschlecht die notwendige Entschlossenheit.<br />

Jetzt bin ich so erfolgreich, wie ich wollte, aber es ist ein langer<br />

Kampf ge we sen. In den ersten Jahren waren alle im Büro<br />

Workaholics. Wir arbeiteten Tag und Nacht, was unglaubliche<br />

Konzentration und Ehrgeiz erforderte. Diese Entschlossenheit ist<br />

nicht allein darauf zurückzuführen, dass ich weiblich bin.<br />

Sie sind als Vertreterin des Dekonstruktivismus bekannt. Welche<br />

seiner Ideen lassen sich in Ihrer Arbeit wiederfinden?<br />

<strong>Der</strong> Dekonstruktivismus geht auf eine Reihe von Vertretern in<br />

Europa in den Sechziger- und Siebzigerjahren zurück, denen eins<br />

wichtig war: Erschütterung und Brechung. Und davor bestimmten<br />

geometrische Abstraktionen wie auch arabische und chinesische<br />

Kalligraphie. Ich bin überzeugt, dass die russischen Künstler, vor<br />

allem Malevich und Kandinsky, Anfang des zwanzigs ten Jahr hun -<br />

derts sich diese Handschriften ansahen. Rem Koolhaas war der<br />

Erste, der diese Verbindung herstellte. Er bemerkte, wie nur die<br />

arabischen und persischen Architek tur studenten bestimmte<br />

geschwungene Gesten ausführen konnten. Ich war immer vom<br />

Konzept der Fragmen tie rung fasziniert. Für mich hat diese Idee<br />

auch mit Dynamismus, einer Art kosmischen Explosion, zu tun.<br />

Wenn Sie die aktuellen Archtitektur-Trends betrachten, was sind<br />

Ihre Lieblingsgebäude, was missfällt Ihnen?<br />

Ich bin von den urbanen Interventionen der klassischen<br />

Modernisten beeindruckt, etwa Tectons neo-corbusiernistische<br />

Fliesen- und Steinhäuser in London. Gerade ihre Unvoll stän dig -<br />

keit reizt mich. Ich war wirklich entsetzt, als ich in der <strong>Zeit</strong>ung die<br />

Pläne für die Mauer sah, die aus Sicherheitsgründen Teile Londons<br />

umgeben werden. Mir macht das Angst. Da hat man mehr als hundert<br />

Jahre versucht, die Stadt freier zu gestalten und zugänglicher<br />

zu machen, sodass jeder an öffentlichen Plätzen teilhaben kann.<br />

Die Idee, in der Stadt Städte mit Mauern zu errichten, wie viele<br />

10 Momentum 3· 2007<br />

Zitadellen, mutet sehr seltsam an. Es erinnert mich an Hügel im<br />

Südirak. Wenn man auf ihnen sitzt, sieht man viele Erhebungen<br />

oder Städte und nichts dazwischen. Das wird zu abgegrenzten<br />

Kommunen führen – eine sehr archaische Lebensweise in der<br />

Stadt, wenn sie doch eigentlich viel offener und freier sein sollte.<br />

In Asien entstehen derzeit die höchsten Wolkenkratzer der Welt –<br />

gilt auch heute noch die Idee des Gigantismus?<br />

Wir stehen am Beginn einer neuen Expansionsphase, in der man<br />

wieder den Mut hat, größere Projekte anzugehen, und wagt,<br />

Hochhäuser zu entwerfen. Dichte und Größe nehmen in den<br />

Metropolen von heute zu. Dazu kommt eine neue Intensität von<br />

Verbindungen. Die Aufgabe besteht darin, diese Komplexität so<br />

zu ordnen, dass Orientierung erhalten bleibt. Hochhausbau wird<br />

immer noch von reiner Quantität getrieben. Generell wird die<br />

Größe durch die Multiplikation identischer Stockwerkgrundrisse<br />

erzeugt. Dies geschieht aus guten ökonomischen Gründen, aber<br />

es gibt gleichwertige Gründe, die Hochhaustypologie mit neuen<br />

Konzepten anzugehen. Dabei wäre der Schwerpunkt von der<br />

expandierenden Schichtung zu einem feinen Gespür für kompakte<br />

Verbindung innerhalb zu verlagern.<br />

Was können wir von der Architektur in der Zukunft erwarten, sowohl<br />

was Ihre Arbeit als auch die allgemeine Entwicklung angeht?<br />

Eine der großen Herausforderungen in der heutigen Stadtplanung<br />

und Architektur besteht in der fundamentalen sozialen Um struk -<br />

tu rierung: vom Paradigma der industriellen Massen gesellschaft der<br />

Abschottung und Trennung zu einer offenen Gesellschaft flexibler<br />

Spezialisierung, die der Vielfalt von Arbeits- und Lebens pro zessen<br />

und der größeren Dynamik im Berufsleben, in Unter neh men und<br />

sozialen Beziehungen Rechnung trägt. In der Stadtentwicklung<br />

werden diese neuen Muster ermöglichen, komplexere Lebens abläufe<br />

zu organisieren und zu beeinflussen, die die Lebensaspekte von<br />

Eine Weltbürgerin par excellence – Zaha Hadid<br />

wurde in Bagdad geboren, studierte in Beirut,<br />

lebt in London und unterrichtet an renommierten<br />

internationalen Universitäten


Momentum 3· 2007<br />

11


<strong>Zeit</strong>zeuge Zaha Hadid<br />

12 Momentum 3· 2007


Fast grenzenlos vielseitig – Zaha Hadid entwirft Feuerwehrhäuser,<br />

Museen, Bahnhöfe, Bibliotheken, Bühnenbilder –<br />

oder auch mal eine Ski-Sprungschanze<br />

Arbeit, Ausbildung, Unterhaltung und Wohnen in Einklang bringen,<br />

statt sie zu trennen.<br />

Wie werden Umwelt- und Klimaschutz sich auf ehrgeizige<br />

Architekturprojekte auswirken, auch auf Ihre?<br />

Die Materialwahl ist nicht das einzige Kriterium für die Dauer -<br />

haftigkeit eines Bauwerks. Seine Nutzungsqualität und seine<br />

Organisation sind weitere wichtige Faktoren. Viele Architekten<br />

nutzen hochentwickelte Belüftungs- und Raumgestaltungs me tho -<br />

den, um die ökologische Bilanz eines Bauwerkes zu verbessern –<br />

während mein Anliegen in der Anpassung neuer Materialien und<br />

Fertigungsmethoden besteht, die mit einem ganz neuen<br />

Paradigma der Raumgestaltung und -schaffung in Relation stehen.<br />

Was war Ihrer Meinung nach die aufregendste Phase der Architektur?<br />

Vor 90 Jahren zündete die Oktoberrevolution den stärksten Schub<br />

kreativer Energie, der jemals auf der Erde ausgebrochen ist.<br />

Dieses traumhafte Feuerwerk kreativen Überschwangs begann<br />

unter härtesten materiellen Umständen – angefeuert vom idealis -<br />

tischen Enthusiasmus eines Projekts für eine neue Gesellschaft.<br />

Leonidovs Projekt für das Lenin-Institut 1927 war seiner <strong>Zeit</strong> 50<br />

Jahre voraus, und sein Wettbewerbsbeitrag für das sowjetische<br />

Industrieministerium 1934 – eine Komposition verschiedener<br />

Türme auf einem städtischen Podium – bleibt eine Inspiration für<br />

großstädtische Architektur von heute.<br />

Was war das schwierigste Projekt in der Architektur, auch für Sie?<br />

Das phaeno Wissenschaftszentrum in Wolfsburg ist womöglich<br />

der ehrgeizigste und vollständigste Ausdruck unserer Suche nach<br />

komplexen dynamischen und fließenden Räumen. Dieses Projekt<br />

kombiniert formale und geometrische Komplexität mit struktureller<br />

Kühnheit und materieller Ursprünglichkeit. Wir haben viel <strong>Zeit</strong><br />

und Energie darauf verwendet, dieses Resultat zu erzielen.<br />

Wen bewundern Sie in der Architektur?<br />

Le Corbusier hat einen so starken Einfluss auf Südamerika – diese<br />

Art von Übergangslosigkeit und das Schiefe. Für mich ist Brasilia<br />

außerordentlich. Lucio Costa, der die Stadt entworfen hat, ist hier<br />

eine bahnbrechende Gestalt. Lina Bo Bardi schuf in São Paulo ein<br />

traumhaftes Museum, das Museu de Arte, und das Kultur zen trum<br />

– SESC Pompeia – mit rohem Beton, mit diesen Aus spa rungen:<br />

ziemlich erstaunlich.<br />

Wen bewundern Sie sonst noch?<br />

Mir gefallen die Entwürfe von Issey Miyake. Ich mochte seine<br />

„Pleats“ am liebsten, die knitterfreien, federleichten Kleidungs -<br />

stücke – sie sind so vielseitig. Man kann mit ihnen fast überall hinreisen.<br />

<strong>Der</strong> Panton-Stuhl ist ein Designklassiker (siehe Foto linke<br />

Seite), der so frisch und originell aussieht wie schon 1968. Es war<br />

zu seiner <strong>Zeit</strong> eine fabelhafte Konstruktion – der erste Ein-Stückein-Material-Stuhl.<br />

<strong>Der</strong> Stuhl gehört zu meinen persönlichen<br />

Favoriten, wir haben mehrere im Büro. ✺<br />

Zaha Hadid Vita<br />

Zaha Hadid wurde am 31. Oktober 1950 in Bagdad geboren. Heute<br />

ist sie britische Staatsbürgerin. Bis 1971 Studium der Mathematik in<br />

Beirut, danach Architektur in London. Zu ihren Lehrern gehörte Rem<br />

Koolhaas, in dessen Büro sie zunächst arbeitete und dessen Partnerin<br />

sie 1977 wurde. Seit 1979 ist sie selbstständig. Hadids dekonstrukti -<br />

vistische Entwürfe galten lange als Architektur, die Aufsehen erregte<br />

und Preise gewann, aber nicht gebaut werden konnte. Es dauerte bis<br />

1993, ehe einer ihrer Entwürfe realisiert wurde – das Feuerwehrhaus<br />

des vitra-Werks im deutschen Weil am Rhein. Seitdem entwirft sie<br />

vor allem öffentliche Gebäude, wie etwa Museen, Bibliotheken oder<br />

Bahnhöfe, aber auch Außergewöhnliches wie die Bergisel-Sprung -<br />

schanze in Innsbruck oder das Bühnenbild für eine Tournee der Pet<br />

Shop Boys. Hadid gewann zahlreiche Preise, darunter 2005 den<br />

Deutschen Architekturpreis für das Zentralgebäude des BMW-Werkes<br />

in Leipzig. 2004 erhielt sie als erste und bisher einzige Frau den<br />

Pritzker-Preis – den „Architekten-Nobelpreis“. Seit Ende der<br />

Achtzigerjahre lehrt Hadid als Professorin an renommierten Universi -<br />

täten wie Harvard, Hamburg, New York, Yale, Wien. Aktuelle Projekte:<br />

Ideal House in Köln, Schwimmsporthalle für die Olympiade 2012 in<br />

London, die Universitätsbibliothek in Sevilla. Bis zum 27. November<br />

2007 werden ihre Arbeiten im Londoner Designmuseum gezeigt.<br />

www.zaha-hadid.com<br />

Momentum 3· 2007<br />

13


Fotos: Getty Images (2), Magnum Photos/Agentur Focus<br />

14 Momentum 3· 2007<br />

Momente <strong>Der</strong> erste Kuss<br />

First love,<br />

first kiss<br />

Text Antoinette Schmelter de Escobar<br />

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kuss?<br />

Wo er statt fand, wie lange er dauerte – kamen<br />

Ihnen die wenigen Sekunden oder Minuten wie eine<br />

kleine Ewigkeit vor? Romantische und wissenschaftliche<br />

Gedanken zu einem magischen Moment


Momentum 3· 2007<br />

15


16 Momentum 3· 2007<br />

Momente <strong>Der</strong> erste Kuss<br />

M<br />

anchen Menschen wird er überraschend<br />

ge raubt. Andere arbeiten wochenlang auf<br />

ihn hin. Wieder andere erleben ihn als<br />

spontane Laune eines Augenblicks.<br />

Unvergesslich aber bleibt der erste Kuss<br />

ein Leben lang. Denn er ist die Initial -<br />

zündung der Liebe, die erste intime Kontaktaufnahme mit dem<br />

anderen Geschlecht.<br />

Kein Wunder also, dass Literaten ihn immer wieder schwelgerisch<br />

in Worte fassten. „Geküßt! Das war freilich schon was anderes als<br />

die faden Gespräche und scheuen Händedrücke, die sonst als<br />

höchste Wonnen des Mädleführens gepriesen wurden. Geküßt!<br />

Das war ein Ton aus einer fremden, verschlossenen, scheu geahnten<br />

Welt, das hatte den leckeren Duft verbotener Früchte, das<br />

hatte etwas Heimliches, Poetisches, Unnennbares“ – so beschrieb<br />

beispielsweise Hermann Hesse in „Wer lieben kann, ist glücklich“<br />

die Sehnsüchte eines Heranwachsenden.<br />

Was sich so hymnisch-himmlisch anhört, markiert<br />

den Beginn einer neuen Ära, steht für den Kuss als „Sesam, öffne<br />

dich!“. Denn mit der erfolgreich absolvierten Premiere werden<br />

„Lippenbekenntnisse“ ein wesentlicher Bestandteil der körperlichen<br />

Kommunikation zwischen heranwachsenden Jungen und<br />

Mädchen, Mann und Frau. Doch auch wenn ihnen diese direkte<br />

Interaktion ebenso verlockend wie fremd und ungewohnt<br />

erscheinen mag: Ganz unvorbereitet geht kaum jemand in die<br />

neue Lebens- und Liebesphase. Küssen ist für viele Menschen<br />

nämlich von Geburt an eine Selbstverständlichkeit – was nach<br />

Aussage von Wissenschaftlern entweder auf ein Erkennungs ritual<br />

des gegenseitigen Beschnüffelns und Be leckens wie im Tierreich<br />

zurückgeht oder auf eine uralte Füttermethode, bei der Mütter<br />

Babys den von ihnen vorgekauten Nahrungsbrei von Mund zu<br />

Mund übergaben. Ursprünglich ausgehend von diesen heut-<br />

zutage natürlich nicht mehr gebräuchlichen und deshalb<br />

vergessenen Gesten, wird ein Kind von Eltern, Ge schwis tern<br />

und anderen Verwandten zärtlich beschmust, sobald es<br />

auf der Welt ist.<br />

Später addieren sich häufig die Akkolade<br />

genannten Begrüßungsküsse auf die Wangen hinzu,<br />

die in vielen Ländern von Afghanistan bis Spanien im<br />

Familien- und Freundeskreis seit langem Usus sind.<br />

Und sich neuerdings auch bei eher förmlichen Völkern<br />

wie den Mitteleuropäern wachsender Beliebtheit erfreuen.<br />

Geht es hochoffiziell zu, können in Ausnahmefällen<br />

noch „mündliche“ Respekts-Bekundungen hinzukommen,<br />

die seit Jahr hunderten auf dem gesellschaftspolitischen Parkett<br />

oder im religiö sen Rahmen gebräuchlich sind: demutsvolle<br />

Ehrerbietungen vor hierarisch Höherstehenden wie Königen,<br />

deren Ringe oder Mantel saum mit den Lippen berührt werden;<br />

sozialistische Bruderküsse, die Verträge und Kooperationen besiegeln;<br />

oder liturgische Küsse, die katholische Priester als Zeichen<br />

höchster Verehrung dem Altar oder Evangelienbuch aufdrücken.<br />

100.000 Küsse, so Schätzungen, können so in einem<br />

70-jährigen Menschenleben zusammenkommen: zwischenmensch<br />

liche Sympathiebekundungen unterschiedlichster Art, die<br />

im so genannten Liebes-Kuss gipfeln. Denn bei keiner anderen<br />

Variante machen derart viele Bedeutungs-Komponenten gemeinsame<br />

Sache. „Erotisch gesehen, ist der intime Kuss der Auftakt<br />

zum Liebesakt, die Vorwegnahme anderer Aktivitäten“, erklärt<br />

Prof. Dr. Jakob Pastötter, Präsident der Deutschen Gesellschaft für<br />

Sozial wissenschaftliche Sexualforschung. „Die wenigsten ahnen,<br />

dass es dabei aber noch um viel mehr geht. Wenn wir küssen,<br />

konfrontieren wir durch den Kontakt mit einem Partner die<br />

Immunzellen unserer Mund-Schleimhäute und gleichen auf diesem<br />

Weg ab, ob uns dessen System freundlich oder feindlich<br />

gesonnen ist. Im Idealfall ergänzt man sich gegenseitig und profitiert<br />

genetisch gesehen voneinander, weil der Informations -<br />

austausch zwischen Menschen in immunologischer Hinsicht stärken<br />

kann.“ Aufgrund der großen Nähe könne man außerdem<br />

unbewusst die Pheromone genannten Sexualbotenstoffe des<br />

anderen wahrnehmen und so erkennen, ob man sich gegenseitig<br />

„gut riechen“ könne, d.h. biochemisch aufeinander anspreche.<br />

Ich<br />

war erst sieben<br />

oder acht Jahre alt, als ich<br />

meinen ersten Kuss bekam. Im<br />

Sandkasten in unserem Gar ten hat mich<br />

der Nachbarsjunge, ein gleichaltriger Kum -<br />

pel, zum Schaukeln angeschubst. Naiv, wie<br />

man in dem Alter eben so ist, unterhielten wir<br />

uns übers Heiraten und die Ehe. Mitten im<br />

Zukunftsgespräch stoppte er plötzlich meine<br />

Schaukel und küsste mich sehr behutsam auf<br />

die Lippen. Ich war so überrascht, dass ich<br />

vom Sitz rutschte und auf den Boden plumpste.<br />

Noch heute sind wir enge Freunde,<br />

geheiratet habe ich dann aber später<br />

jemand anderen.<br />

Nancy Nadelson, 39


Ich war zehn, als<br />

mich die Schwes ter eines Freun -<br />

des einfach geküsst hat. Weil sie so<br />

skandalös frech und die Überraschung<br />

derart groß war, habe ich das bis heute<br />

nicht vergessen – auch wenn ich danach<br />

viele andere Frauen geküsst habe, nach<br />

Möglichkeit aber nie in der Öffentlichkeit.<br />

Küsse waren und sind bei uns im Kame run<br />

nämlich Privat sache. Meiner Mei nung<br />

nach muss man sie für besondere,<br />

kostbare Mo men te reservieren.<br />

Sonst nutzen sie sich ab.<br />

Pierre me Bondo, 54<br />

Momentum 3· 2007<br />

17


18 Momentum 3· 2007<br />

Momente <strong>Der</strong> erste Kuss<br />

Ich lebe zwar in<br />

der Schweiz, habe aber<br />

chilenische Eltern. Vielleicht ist es mir<br />

deshalb so wichtig, dass in Liebesdingen der<br />

Mann ganz traditionell die Initiative übernimmt.<br />

Genau so war es bei meinem ersten Kuss, den ich<br />

letztes Jahr im Urlaub bekommen habe. Im Fe rien -<br />

club hatte ich einen Jungen kennengelernt und eine<br />

Woche mit ihm geflirtet, bis er mich am letzten Abend<br />

endlich in den Arm genommen und geküsst hat. Das<br />

war überraschend, schön und hat nach mehr ge -<br />

schmeckt. Leider haben wir uns aufgrund der Ent fer -<br />

nung nicht oft wiedersehen können. Mit dem<br />

nächs ten Freund war es nicht ganz so toll. Ir gend -<br />

wie hat seine Unsicherheit gestört, mich nach<br />

jedem Kuss zu fragen: „Wie war ich?“<br />

Maritza Gaete, 17


Dritter Faktor sei das Klären der Machtfrage: „Wer küsst wen – auf<br />

diesem Weg äußert sich nicht nur im Tierreich das Domi -<br />

nanzverhalten. Wissenschaftlich gesehen geht es beim Küssen<br />

also vor allem in der Kennenlernphase um Versuche des gegenseitigen<br />

Abcheckens.“<br />

Was zwar einleuchtend, aber zugleich ernüchternd<br />

unromantisch klinge, werde von Frisch verliebten zum Glück nicht<br />

bewusst wahrgenommen. Weil die Be rührung der Lippen ein<br />

wahres Hormonfeuerwerk auslöst, den Blutdruck steigen und das<br />

Herz schneller schlagen lässt, schweben sie gleichsam auf Wolke<br />

sieben, fühlen sie sich vom Objekt ihrer Begierde magisch angezogen<br />

und können gar nicht genug bekommen von dessen<br />

Lippen. Daran in der Öffent lichkeit zu hängen, ist im westlichen<br />

Kul turkreis spätestens seit Ende der 60er-Jahre kein Tabu mehr. Ja<br />

mehr noch: Vor allem Teenager demonstrieren laut Pro fessor<br />

Pastötter oft mit „exhibitionistischem“ und so die „eigene<br />

Unsicherheit überspielendem“ Schmu sen, dass sie zusammengehören.<br />

Anders sieht es in arabischen und vielen asiatischen<br />

Ländern wie Japan oder Indien aus. <strong>Der</strong> Austausch von<br />

Zärtlichkeiten wird hier ausschließlich als Privatsache hinter verschlossenen<br />

Türen verstanden. Vor Publikum hingegen gilt er als<br />

Fauxpas, für den Missetäter im besten Fall böse Blicke, im<br />

schlimmsten Fall Bestrafungen ernten. Es gibt auch Kulturkreise,<br />

die ganz ohne Küsse auskommen; so die Inuit oder Maori, die nur<br />

Nasenküsse austauschen. Oder afrikanische und südamerikanische<br />

Stämme, die sich aufgrund von Lippenringen- oder pflöcken gar<br />

nicht mit dem Mund berühren können. Unter schiedliche An sich ten<br />

kommen allerdings auch in weniger exotischen und einander<br />

näher stehenden Kulturkreisen vor. In ihrem Klassiker „Mensch liche<br />

Kommunikation“ schildern Paul Watz la wick, Janet H. Beauvin und<br />

Don D. Jackson, dass viele während des Zweiten Weltkrieges in<br />

England stationierte US-Soldaten der Ansicht waren, britische<br />

Mädchen seien überaus leicht zugänglich, während die jungen<br />

Damen merkwürdigerweise behaupteten, die amerikanischen GIs<br />

seien übertrieben stürmisch. Als des Rätsels Lösung entpuppte<br />

sich ein unterschiedlicher Stellenwert des Küssens. Bei den circa<br />

dreißig verschiedenen Verhaltensformen vom Kennenlernen eines<br />

Partners bis zum intimen Miteinander kam das Küssen in Amerika<br />

relativ früh auf Stufe fünf, während Briten es erst auf Stufe 25<br />

ansiedelten. „Praktisch bedeutete dies, dass eine Engländerin, die<br />

von ihrem Soldaten geküsst wurde, sich nicht nur um einen Groß -<br />

teil des für sie intuitiv ‚richtigen’ (...) Verhaltens betrogen fühlte,<br />

sondern zu entscheiden hatte, ob sie die Beziehung an diesem<br />

Punkt abbrechen oder sich dem Partner (...) hingeben sollte.<br />

Entschied sie sich für die letztere Alternative, so fand sich der<br />

Amerikaner einem Verhalten gegenüber, das für ihn durchaus<br />

nicht in dieses Frühstadium der Beziehung passte.“<br />

Unverträglichkeiten sind aber auch im gleichen<br />

Land an der Tagesordnung: Eine Umfrage, die Dr. Ingelore<br />

Ebberfeld unter 514 Deutschen zwischen 16 und 91 Jahren durchführte,<br />

ergab, dass nur 44,4 Prozent der Männer, aber 56,1 Prozent<br />

der Frauen „ausgesprochen gerne“ küssen. „Für Frauen ist das<br />

Küssen wesentlich wichtiger als für Männer“, resümiert die Kultur -<br />

wis sen schaftlerin, die bereits zwei Bücher über den „wollüstigen<br />

Kuss“ veröffentlicht hat („Küss mich“ und „Das Kussbuch“).<br />

„Frauen müssen dem Kuss nicht unbedingt etwas folgen lassen.<br />

Männer sind da in aller Regel zielgerichteter, sie wollen mehr.“<br />

An „süßen, sanften, zärtlichen (...) sinnlichen, köstlichen, beglü -<br />

ckenden (...) gierigen, betörenden, hitzigen (...) heimlichen, entzückten“<br />

Küssen, die der französische Literaturwissenschaftler<br />

Alain Montadon in seiner kleinen Kulturgeschichte „<strong>Der</strong> Kuss“ en<br />

détail als Streifzug durch die Jahrhunderte beschreibt, herrscht<br />

aber trotz aller eventuellen Missverständnisse und Unterschiede<br />

live sowie in zahllosen Filmen, Gedichten und Romanen rund um<br />

den Globus kein Mangel. Sei es, weil die Menschen instinktiv spüren,<br />

dass Küssen, wie wiederholt wissenschaftlich nachgewiesen,<br />

ebenso glücklich wie gesund macht. Sei es, weil er ein Tor zum<br />

Geistig-Emo tionalen ist, Körper und Seele auf einzigartige Weise<br />

vereinigt.<br />

„Unser Atem wird zusammenströmen, unsere Herzen<br />

sich verbinden / unsere Adern gemeinsam schlagen; unsere<br />

Lippen / mit anderer Gewandtheit als mit Worten die Seele / auslöschen,<br />

die zwischen ihnen brennt (...). / Wir werden eins werden,<br />

wir werden ein einziger / Geist in zwei Hüllen sein. Oh, warum in<br />

zweien? / Eine Leidenschaft in Zwillingsherzen, die wächst und<br />

gedeiht.“ Gibt es eine schönere Vorstellung, als gemäß den Worten<br />

des britischen Romantikers Percy Bysshe Shelley mit einem anderen<br />

Menschen zu verschmelzen – beim ersten, sagenhaften Mal?<br />

Oder auf den Geschmack gekommen, danach, immer wieder? ✺<br />

Momentum 3· 2007<br />

19


20 Momentum 3· 2007<br />

<strong>Zeit</strong>zonen Kreuzfahrten<br />

<strong>Der</strong> Weg als Ziel<br />

Seereisen boomen. Aber die meisten Reisenden wünschen<br />

sich etwas Besonderes. Schön, dass es noch kleine,<br />

extravagante Schiffe gibt, auf denen man die <strong>Zeit</strong> vergisst<br />

oder von der Vergangenheit eingeholt wird<br />

Text Peter Tönnishoff<br />

K<br />

reuzfahrten gelten als ein Relikt aus einer<br />

Epoche, als der Weg noch das Ziel war. Mehr<br />

noch, sie sind der Anachronismus zu unserem<br />

Jetset-<strong>Zeit</strong>alter. Zwar boomt die Seereisen-<br />

Branche, aber auch die Ansprüche der Gäste<br />

sind gestiegen, an Reisen, an die man sich auch<br />

viele Jahre später noch erinnert.<br />

Das Empfangskomitee im vornehmen Frack steht<br />

bereit: staunende Eselspinguine. Ihre Gäste vom norwegischen<br />

Hurtigruten-Schiff „Nordnorge“ fühlen sich in ihren Daunenparkas<br />

underdressed. Aber die in großen Brutkolonien zusammenlebenden<br />

Pinguine kümmern sich nur wenig um die Besucher. Auf<br />

einer Eisscholle genießt eine Robbe die wärmenden Sonnen -<br />

strahlen. Ein herrlicher Dezember-Tag. Das Thermometer zeigt<br />

plus sechs Grad Celsius. Es ist Sommer im äußersten Süden der<br />

Erdkugel, in der Antarktis.<br />

Wer nur Traumschiffe aus dem Fernsehen kennt, ist hier auf der<br />

„Nordnorge“ auf dem falschen Dampfer. Pinguin-Parade statt<br />

Passagierparty, Schnee-Schauen statt Showbühne, Fachsim peleien<br />

statt Flirten. Man stellt schnell fest, es sind zahlreiche Experten an<br />

Bord. Sogenannte Lektoren, alle sehr versierte Fach leute, halten<br />

Vor träge und begleiten die Passagiere auf den Landgängen und<br />

Bootstouren. So erfährt man, dass der sechste Kontinent als<br />

Kühlkammer der Erde gilt und die Landmasse mit über 4.000<br />

Meter hohen Bergen zweimal so groß wie Australien ist. Hautnah<br />

dann zu erleben bei einer unvergesslichen Packeis-Rundfahrt mit<br />

dem „Polar Circle“-Flitzer. Besonders in der Paradise Bay, deren<br />

Name hält, was er verspricht: Kalbende Gletscher haben Eisberge<br />

und -schollen geschaffen, die sich in leuchtenden Farben präsentieren.<br />

Die absolute Ruhe, außer dem Echo des knackenden Eises.<br />

Klare Luft, keine Zivilisation, nur unendliche Weite, damit die<br />

Gedanken schweifen können. Gibt es etwas Schöneres? Vielleicht<br />

Deception Island, wo ein Bad im vulkanisch erwärmten Wasser<br />

möglich ist? Oder der Lémaire-Kanal, den die „Nordnorge“ durchs<br />

Eis rumpelnd passiert? Ringsum herrliches Weiß ohne Loipen und<br />

Lifte. Man kann sich nicht sattsehen. In die Antarktis fahren, das<br />

ist Seh- und Seereise in die Vergangenheit unseres Globus.<br />

„On the road to Mandalay ...“ – weltbekannt sind die<br />

Worte aus einem Gedicht von Rudyard Kipling, in dem er die<br />

Romantik des Fernen Ostens besingt. Nacherleben können<br />

Reisende diese Faszination auf dem Fluss Ayeyarwady in Myanmar,<br />

dem früheren Burma, an Bord der „Road to Mandalay“. Nicht nur<br />

während der Fahrt auf der wirtschaftlichen Lebensader des Landes<br />

wird das <strong>Zeit</strong>gefühl ausgebremst, das ganze Land ringsum scheint<br />

in gewissem Sinne in einer anderen <strong>Zeit</strong> stehen geblieben zu sein.<br />

Elefanten baden am Ufer, goldene Pago dendächer blitzen in der<br />

Sonne auf, kaum legt das Schiff an, stürzen Frauen und Kinder<br />

herbei, ins Wasser hinein, um Bananen, Snacks und bunte Tücher<br />

zu verkaufen. Auf der Route von Mandalay nach Bagan, einer<br />

Stadt mit über 2.000 historischen Pagoden, umschifft der Kapitän<br />

Abseits viel befahrener Routen gibt es sie noch: kleine<br />

Schiffe, die anders sind als die populären Riesen -<br />

kreuzer und die ungewöhnlichen Seepfaden folgen


Oben: Vorbei an den faszinierend schönen<br />

kulturgeschichtlichen Stätten Myanmars<br />

fährt das Luxus-Kreuzfahrtschiff<br />

„Road to Mandalay“ – eine Reise durch<br />

das Asien der Vergangenheit<br />

Unten: Törns im Korallenmeer vor der<br />

australischen Nordost küste: die „Reef<br />

Endeavour“. Das Unterwasser-Paradies<br />

Great Barrier Reef verspricht riesige<br />

Muscheln und farbige Fisch schwärme<br />

Momentum 3· 2007<br />

Fotos: H. Weyer, Petermann, Reedereien<br />

21


22 Momentum 3· 2007<br />

<strong>Zeit</strong>zonen Kreuzfahrten<br />

Eine grandiose See- und Sehreise<br />

in die Vergangenheit unseres<br />

Globus verspricht die „Nordnorge“<br />

der norwegischen Reederei<br />

Hurtigruten. Die mitgeführten<br />

Spezial-Schlauchboote vom Typ<br />

„Polar Circle“ erlauben<br />

überall Anlandungen oder hautnahe<br />

Packeis-Rundfahrten.<br />

An den meisten Plätzen warten<br />

Pinguine im vornehmen Frack<br />

und – ebenfalls nicht unelegant –<br />

Robben in glänzendem Schwarz.<br />

Groß ist die Chance in den ant -<br />

arktischen Gewässern, Wale in<br />

unmittelbarer Nähe zu beobachten<br />

– zum Glück gekonnt – die Sand bänke, die schon manchem<br />

Flussschiffer zum Verhängnis wurden. Beruhigt beobachten<br />

die Passagiere währenddessen das Treiben auf dem Fluss,<br />

die vorbeiziehenden Dörfer, die von unterschiedlichen<br />

Ethnien bewohnt sind ... Das Schiff selbst ist übrigens durchaus<br />

große Ströme gewöhnt: Ursprünglich fuhr es unter dem<br />

Namen „MS Nederland/Elbresidenz“ auf Rhein und Elbe,<br />

bevor es 1995 von dem Veranstalter „Orient Express Hotels,<br />

Trains & Cruises“ für sechs Millionen US-Dollar zum Luxus-<br />

Kreuzfahrtschiff umgebaut wurde und seitdem durch den<br />

Zauber eines vergangenen Asiens kreuzt. Was bei einer Reise<br />

nach Myanmar jedoch nicht vergessen werden darf: Die vermeintliche<br />

Romantik beruht zum Teil auf den erschwerten<br />

politischen und wirtschaftlichen Bedingungen des Landes.<br />

Die Fluss kreuzfahrt dauert je nach Ausgangspunkt und<br />

gewählter Route zwischen drei und elf Nächten.<br />

„Auf den Rahen werden die Segel<br />

befestigt mit Zei singen“, doziert ein betagter<br />

Kaufmann mit blauer Schiffermütze – einer der<br />

überwiegend segelerfahrenen Passagiere auf<br />

dem Achter deck des Wind jammers „Sea Cloud“.<br />

Irgendwo auf dem Atlantik zwischen dem ma -<br />

rokkanischen Safi und der Vulkaninsel Lanzarote<br />

beobachtet man gemeinsam das Bergen der<br />

Segel. Dass an Bord der „Sea Cloud“ stets Ex -<br />

per ten in großer Zahl anzutreffen sind, bringt<br />

Gewinn. Interessante Geschichten dieses klassischen<br />

Windjammers kennt jeder, und man<br />

tauscht sich aus beim Menü im Dinner-Jacket<br />

und geblümten Abendkleid. Charaktere, an


Vor Beginn ihrer Kreuzfahrt -<br />

karriere diente die „Sea Cloud“<br />

unter verschiedenen Namen u.a.<br />

als Millionärsyacht, Diplomaten-<br />

Domizil,Treffpunkt von Filmstars<br />

und Spekulationsobjekt<br />

denen Agatha Christie ihre Freude hätte. Als wirklicher Kenner<br />

entpuppt sich ein Fabrikant, der zum vierzehnten Mal mit „seinem“<br />

Schiff in See sticht. „Meine Unterkunft war einst das Schlafzimmer<br />

der Erstbesitzerin dieser Viermastbark, der amerikanischen<br />

Multimillio närin Marjorie Merri weather Post.“ Für<br />

die etwas exzentrische Lady haben die Kosten<br />

dieser 1931 von der Kieler Germania-Werft<br />

gebauten, damals weltgrößten Privat yacht unter<br />

Segeln keine Rolle gespielt. So ließ sie in ihren<br />

Unterkünften und denen für geladene Gäste –<br />

heute die Kabinen 1 bis 10 – elektrische Kamine<br />

und Mamorbäder einbauen. Marjorie entschied<br />

sich für goldene Armaturen, weil die „leichter zu<br />

pflegen sind als Messing“.<br />

Nach dem Verkauf durch ihre Erstbesitzerin diente<br />

die Vier mast bark unter verschiedenen Namen als<br />

Diplomaten-Domizil, Treffpunkt von Filmstars,<br />

Staatsyacht des Diktators Trujillo, Kriegs schiff der<br />

US Coast Guard sowie schließlich als Kreuzfahrer.<br />

Schon wegen ihrer interessanten Laufbahn reisen<br />

einige Gäste immer wieder mit der „Sea Cloud“.<br />

Aber auch im Vergleich mit anderen Seglern auf<br />

Kreuzfahrtkurs kann der Alt-Star mit seinem<br />

nostalgischen Charme überzeugen. Marmor,<br />

Messing oder Holz sind hier eben keine Imitate.<br />

Die <strong>Zeit</strong> scheint stillzustehen und genießt das<br />

Reisen – nur vom Wind angetrieben.<br />

Während jeder Fahrt besteht die Möglichkeit, vom<br />

Tender aus das Schiff unter vollem Tuch zu fotografieren.<br />

Und der Anblick der „Sea Cloud“ mit<br />

ihrem klassisch geformten, 109,5 Meter langen<br />

Rumpf und den geblähten Segeln mit zusammen<br />

3.000 Quadratmetern Tuch ist ein Augenschmaus.<br />

Crewmitglied Melissa wird weiterhin<br />

so sportlich bleiben. Zumindest, solange sie an<br />

Bord der im australischen Cairns beheimateten<br />

Unter vollen Segeln ist die<br />

„Sea Cloud“ mit ihrem klassisch<br />

geformten Rumpf ein Augenschmaus.<br />

Nicht wenige ihrer<br />

Gäste haben ein eigenes Boot<br />

und wissen aus Erfahrung, dass<br />

ein Windjammer viel Handarbeit<br />

fordert – am liebsten würden<br />

manche während des Törns selbst<br />

Hand anlegen. Auf der „Sea<br />

Cloud“ aber sind sie Gäste, die<br />

nur die Annehmlichkeiten<br />

des Schiffes genießen sollen<br />

Momentum 3· 2007<br />

23


24 Momentum 3· 2007<br />

<strong>Zeit</strong>zonen Kreuzfahrten<br />

Mal unter Dampf, mal unter Segeln. Seit Marketing -<br />

experten den Kreuzfahrtkurs der Reedereien wesentlich<br />

mitbestimmen, gibt es für wohl jeden Geschmack<br />

und Geldbeutel ein maßgeschneidertes Schiff<br />

Oben: Die „Road to Mandalay“<br />

legt am Ufer des Ayeyarwady an.<br />

Unten: Die Luxushausboote „Afloat<br />

in France“ fahren Frankreichs<br />

bezaubern de Wasserstraßen ab


„Reef Endeavour“ ihren Dienst tut. Denn mehr als bei anderen<br />

Kreuzfahrten ist für die Crew Bewe gung garantiert. Melissa arbeitet<br />

als Fremdenführerin und Tauchlehrerin, spezialisiert auf das<br />

Great Barrier Reef, sie ist Bergführerin – wenn das Erklimmen der<br />

Cook’s Look auf Lizard Island auf dem Programm steht – und fungiert<br />

als Bootsführerin. Auch ihr Chef, Kreuzfahrtdirektor Chris<br />

Parker, organisiert Schwimm- und Tauchausflüge, er bestreitet den<br />

Unterhaltungs abend, macht den Oberkellner beim Frühstück und<br />

hält abends im Kreis seiner Gäste tapfer durch bis zum letzten<br />

Absacker. Mit ihren Maßen entspricht die kaum bekannte „Reef<br />

Endeavour“ im Format einem Bäderschiff und bringt so beste<br />

Voraussetzungen mit für Reisen zum Unter wasser paradies rund<br />

um das berühmte Riff vor der australischen Nord ost küste. Die<br />

Erbauer des Miniliners haben nicht nur an Taucher und<br />

Schnorchler gedacht, sondern ebenso an „Wasserscheue“ – ein<br />

Glasbodenboot wird stets mitgeführt.<br />

Die abendliche Unterhaltung mit „Bordmitteln“ ist gut gemeint,<br />

könnte aber sicher gestrichen werden bei den Törns im sportlichlegeren<br />

Stil. Die meisten Reisenden wählen das Schiff wegen seines<br />

attraktiven Fahrplans. Die Unterwasser-Wunderwelt mit bunten<br />

Korallen, riesigen Muscheln und farbenprächtigen Fisch -<br />

schwärmen ist die Hauptattraktion dieses Törns: Begegnungen<br />

mit seltenen Meeres bewohnern, deren Ahnen unverkennbar aus<br />

der Urzeit der Dino saurier stammen. Aber es gibt auch Land gänge.<br />

Während der viertägigen Kreuzfahrt beispielsweise kann man sich<br />

landfein machen für Cooktown, ein kleines, verschlafenes Städt -<br />

chen, wo James Cook 1770 seine „Endeavour“ reparierte, die<br />

Koralleninseln Fitzroy Island, Two Isles sowie Lizard Island.<br />

Schilf am Ufer, das Laub der Bäume, die Farbe des<br />

Wassers – Eintauchen in eine Welt voller Grüntöne, begleitet von<br />

Fröschequaken und Entenschnattern. Zu dieser Farben- und<br />

Geräuschkulisse vergnügt man sich an Bord der „Amaryllis“ im<br />

kleinen Swimmingpool an Deck, bespricht im Salon, der mit<br />

Antiquitäten eingerichtet ist, mit dem Küchenchef die Speisen folge,<br />

lässt sich einfach treiben ... Die „Amaryllis“ ist eines von fünf<br />

Luxushausbooten der Orient-Express-Flotte „Afloat in France“, die<br />

zwischen April und Oktober auf den Flüssen und Kanälen in verschiedenen<br />

Gegenden Frankreichs unterwegs sind. Ein privater<br />

Minibus wartet an den Anlegestellen, um die Gäste zu Schlössern,<br />

pittoresken Märkten, Weinproben und Sehens wür dig keiten zu<br />

begleiten. Mit Hausboot mag man begrenzten Raum verbinden,<br />

die schwimmenden Boutique-Hotels jedoch bieten Platz für sechs<br />

bis zwölf Passagiere, wo sonst bis zu 24 Personen untergebracht<br />

werden. Reisen wie Gott in Frankreich ... ✺<br />

Kreuzfahrten Information<br />

Die „Nordnorge“ für bis zu 350 Gäste der norwegischen Reederei Hurtigruten<br />

bietet Antarktisfahrten, www.hurtigruten.com. 1995 vom Rheindampfer zum<br />

Luxus-Flusskreuzfahrtschiff umgebaut, bietet die „Road to Mandalay“ 56<br />

Kabinen für max. 108 Personen, www.orient-express.com. 1931 gebaut, segelt die<br />

Viermastbark „Sea Cloud“ von Sea Cloud Cruises seit 1978 in der Kreuzfahrt und<br />

verfügt über 64 Gästebetten, www.seacloud.com. Unter Flagge der australischen<br />

Reederei Captain Cook fährt die 1996 in Dienst gestellte „Reef Endeavour“ mit<br />

einer Kapazität für 150 Gäste, www.captaincook.com.au. Luxushausboote der<br />

Flotte „Afloat in France“ bieten je Platz für sechs bis zwölf Personen und fahren<br />

auf verschiedenen Wasserstraßen in Frankreich, www.orient-express.com<br />

Weitere Infos unter www.cruiseshipportal.com


26<br />

Fotos: C. Muench, Stephen Smith, Jürgen Männel<br />

Kalendarium Neuigkeiten<br />

Lesung: Wie unser Leben tickt<br />

Was ist eigentlich <strong>Zeit</strong>? Und was bedeutet sie in unserem<br />

täglichen Leben? <strong>Der</strong> promovierte Biophysiker, Philosoph<br />

und Bestsellerautor Stefan Klein ist diesen und anderen<br />

Fragen nachgegangen und mit seinem neuen Werk „<strong>Zeit</strong> –<br />

der Stoff, aus dem das Leben ist“ dem Geheimnis der inneren<br />

Uhr auf die Spur gekommen. Sein Sechs-Punkte-Programm<br />

zeigt einen Weg aus Stress und Hektik heraus zu mehr<br />

Harmonie und Lebensqualität. Am 22. November liest Stefan<br />

Klein im Atrium der Manufaktur von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>.<br />

22. NOVEMBER 2007, 19.30 UHR. KARTEN IM VORVERKAUF 17 EURO, ABENDKASSE<br />

19 EURO, RESERVIERUNG UNTER TEL. + 49-3 50 53-46-0<br />

Momentum 3· 2007<br />

1. World Culture Forum<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> wird 2008 als Partner des ersten<br />

World Culture Forum in Dresden auftreten. Das Forum<br />

wurde als Reaktion auf den Weltwirtschaftsgipfel in<br />

Davos ins Leben gerufen und will als Weltkulturgipfel<br />

globalen und gesellschaftlichen Wandel vor einem<br />

kulturellen Hintergrund untersuchen. Die Botschaft<br />

der Gründer: Kultur ist mehr als nur erfolgreiches<br />

Wirtschaften.Austragungsorte des Gipfels, der vom 25.<br />

bis 28. September 2008 stattfindet, sind unter anderem<br />

die Semperoper, die Frauenkirche und das staatliche<br />

Schauspielhaus. Erklärtes Ziel der Veranstalter ist es,<br />

ein Netzwerk zu bilden und so auch langfristig einen<br />

Dialog zwischen Wirtschaft und Kultur zu etablieren.<br />

Im November 2007 wird das Projekt erstmals der<br />

Öffentlichkeit präsentiert.<br />

WWW.WCF-DRESDEN.COM<br />

Markenpremiere<br />

down under<br />

Das Luxushand werk aus<br />

dem Haus <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />

erobert Australien. Bereits seit<br />

2006 sind Monards Sydney<br />

und Monards Melbourne<br />

zum Verkauf der <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong> Uhren autorisiert, am<br />

7. Juni fand nun die offi zielle<br />

Einführung der sächsi schen<br />

Marke auf dem fünften Kontinent<br />

statt. Während eines<br />

feierlichen Dinners im Restaurant<br />

„Breezes at Crown<br />

Towers“ in Melbourne durf ten<br />

die geladenen Gäste als Erste<br />

„down under“ die Neu heiten<br />

der diesjährigen Basel world<br />

bewundern, da runter auch<br />

die auf 25 Exemplare welt weit<br />

limitierte Julius Assmann 4.


Wer gewann den Saeculum 2007?<br />

<strong>Der</strong> diesjährige Träger des Saeculum-Musikpreises für das<br />

besondere Lebenswerk eines Künstlers ist der Violin-Virtuose<br />

Gidon Kremer. <strong>Der</strong> Ausnahmemusiker nahm den Preis am<br />

1. Juni im Rahmen eines Festkonzertes in der Dresdner Semperoper<br />

mit dem von ihm selbst gegründeten Ensemble Kremerata<br />

Baltica entgegen; die Laudatio hielt der Schauspieler Bruno<br />

Ganz. Kremer wurde vor allem für sein Engagement für zeitgenössi<br />

sche und junge Künstler sowie seine unkonventio nellen<br />

Interpretationen geehrt. <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> vergibt den<br />

Saeculum-Preis seit vier Jahren anlässlich der Dresdner Musikfestspiele.<br />

MEHR INFOS AUF DER INTERNETSEITE DER DRESDNER MUSIKFESTSPIELE<br />

UNTER WWW.MUSIKFESTSPIELE.COM<br />

Richtfest für das Uhrenmuseum<br />

Das Deutsche Uhrenmuseum <strong>Glashütte</strong> – Nicolas G. Hayek<br />

nimmt immer mehr Gestalt an: Am 28. Juni wurde bei<br />

strahlendem Sonnen schein der letzte Nagel in den neuen<br />

Dachstuhl ge schlagen und der Richtkranz aufgezogen. Nach<br />

Abtragung eines ganzen Stockwerks soll das Gebäude der<br />

ehemaligen Deutschen Uhrmacherschule jetzt wieder sein<br />

historisches Gewand bekommen. Bürgermeister Frank<br />

Reichel und Dr. Frank Müller, Geschäfts führer von <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong>, feierten gemeinsam mit Ein wohnern, Mitarbeitern<br />

und Handwerkern das erfolg reiche Ende des Bauabschnitts.<br />

Die Eröffnung des erlebnisorientierten neuen Museums,<br />

das das reiche kulturelle Erbe der Stadt <strong>Glashütte</strong> bewahren<br />

soll, ist für Mai 2008 geplant, pünklich zum 130. Gründungs -<br />

jubiläum der Deut schen Uhrmacherschule.<br />

Pionier in Japan<br />

Die internationale Händlerriege<br />

von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />

kann sich seit dem 23. Mai<br />

eines weiteren Sterns in ihrer<br />

Krone rühmen: Die neue<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> Uhren boutique<br />

in Tokio wurde im Rahmen<br />

der Einweihung des Nicolas<br />

G. Hayek Centers feierlich<br />

er öffnet. Exklusiv wie die groß -<br />

zügig gestaltete Boutique ist<br />

auch das 14-stöck ige Gebäude<br />

im prestigeträchtigen Stadtteil<br />

Ginza. <strong>Der</strong> renommierte Archi -<br />

tekt Shigeru Ban orientierte<br />

sich in seinem Entwurf an den<br />

hän genden Gärten und schuf<br />

so ein einzig artiges Bau werk,<br />

dessen besonderes Highlight<br />

die hydraulischen Aufzüge<br />

sind, die die Gäste zu den Aus -<br />

stellungsräumen bringen: jeder<br />

Aufzug in sich schon eine kleine<br />

Boutique. Neben <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong> haben sechs weitere<br />

Premium-Mar ken der Swatch<br />

Group in dem Designer-Turm<br />

ihre Boutiquen.<br />

NICOLAS G. HAYEK CENTER, 7-9-18 GINZA,<br />

CHUO-KU, TOKIO, JAPAN<br />

Momentum 3· 2007 27


Manu Factum Kalender<br />

<strong>Der</strong> chinesische Kalender wurde 2637 v. Chr. von Huang Di entwickelt Fotos: Corbis (2), Getty Images (2), Picture Alliance (2)


Kreative Kalender<br />

Die Geschichte der Kalender ist fast so alt wie die Menschheit<br />

selbst. Einige von ihnen finden noch heute Verwendung. Die Senator-<br />

Linie von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> bringt die Faszination uralten<br />

Menschheitswissens im Miniaturformat ans Handgelenk<br />

Text Elizabeth Doerr<br />

I<br />

m Wandel der <strong>Zeit</strong> machten Kalender große<br />

Veränderungen durch, und noch heute kennen<br />

wir eine enorme Vielfalt. Vor ca. 20.000<br />

Jahren begannen die Europäer der Eiszeit,<br />

Linien und Löcher in Knochen und Stöcke<br />

zu ritzen, um damit die Abfolge der Mond -<br />

phasen zu dokumentieren – ein frühes Beispiel für das<br />

Streben des menschlichen Geistes, den natürlichen<br />

Wandel durch die Erdrotation in eine Ordnung zu bringen.<br />

Gut 15.000 Jahre später entwarfen die Sumerer<br />

einen Kalender, der das Jahr in dreißigtägige Monate<br />

und den Tag in zwölf Stunden unterteilte. Die Ägypter<br />

entwickelten 3100 v. Chr. auf Basis von Mondzyklen<br />

den ersten Kalender mit 365 Tagen. Sie hatten beobachtet,<br />

dass der sogenannte Hundsstern, der Stern<br />

Sirius aus dem Sternbild Canis Major (Großer Hund),<br />

alle 365 Tage mit der Sonne am östlichen Horizont<br />

erscheint und dass dies genau mit dem heiligsten<br />

Ereignis des alten Ägyptens zusammenfällt: der jährlichen<br />

Nilflut, die Leben schenkt und Leben bewahrt.<br />

Doch nicht nur an der Wiege der westlichen<br />

Zivilisation war man damit beschäftigt, den Ablauf der<br />

Tage logisch zu erfassen. In Asien gab es ähnliche<br />

Bemühungen: <strong>Der</strong> chinesischen Sage zufolge erstellte<br />

Huang Di 2637 v. Chr. einen Kalender auf der Grund -<br />

lage präziser astronomischer Berechnungen. Es entstanden<br />

ein sechzigjähriger Zyklus aus irdischen und<br />

himmlischen Elementen sowie die zwölf Tiere des chinesischen<br />

Tierkreiszeichens. Besonders akribisch<br />

wurde die <strong>Zeit</strong>messung von den Römern betrieben,<br />

und so stammt auch das Wort „Kalender“ aus dem<br />

Latei ni schen. Im achten Jahrhundert v. Chr. begannen<br />

römische Priester, den Mond zu beobachten. Mit<br />

Eintreten des Neumonds riefen sie den Beginn des<br />

neuen Monats aus. Die ersten Tage des Monats nannte<br />

man entsprechend die „Kalenden“, abgeleitet vom<br />

Verb „calare“ (ausrufen oder ankündigen). <strong>Der</strong><br />

Legende nach war es Romulus, der Gründer Roms, der<br />

den ersten lateinischen Kalender einführte, bestehend<br />

aus zehn Monaten mit zusammen 304 Tagen. Numa<br />

Pompilius, der sagenhafte zweite König Roms, reformierte<br />

713 v. Chr. diesen eher unzuverlässigen<br />

Kalender und fügte ihm zwei Monate hinzu, sodass<br />

sich 355 Tage ergaben.<br />

Im vierten Jahrhundert v. Chr. nahmen die<br />

Mayas sogar die Mühe auf sich, drei Kalender gleichzeitig<br />

zu pflegen. Einer davon bestand aus 360 regulären<br />

Tagen und fünf Zusatztagen zur Angleichung an<br />

das Sonnenjahr. Diese Zusatztage wurden als unheilvoll<br />

betrachtet – ein Aberglaube, der auch andere Kul turen<br />

quälte, die seit dem achten Jahrhundert v. Chr. auf der<br />

Suche nach einem verlässlichen Kalender waren. Julius<br />

Caesar, in seinen Gesetzen sichtbar um das Wohl des<br />

Volkes bemüht, ließ der weiterhin unzureichende<br />

Kalen der der Römer keine Ruhe. Er führte schließlich<br />

zwölf sonnenbasierte feste Monate ein und verteilte<br />

damit die 27 Tage des Schaltmonats auf die anderen<br />

Monate. <strong>Der</strong> Monat Quintilis (fünfter Monat) wurde zu<br />

seinen Ehren in Julius – oder Juli – umbenannt.<br />

Auch die islamischen und jüdischen<br />

Kalender waren und sind Mondkalender, bei denen<br />

der neue Tag bei Sonnenaufgang und nicht um Mitter -<br />

nacht beginnt. Im Islam werden die Jahre seit der<br />

Hidschra gezählt, der Auswan de rung<br />

In die Klinge dieses<br />

germanischen<br />

Kalenderschwertes<br />

(ca. 1686) sind ein<br />

ewiger gregoriani -<br />

scher Kalender<br />

sowie die Tier kreis -<br />

zeichen eingraviert<br />

Mohammeds nach Medina im Jahr<br />

622 n. Chr. Während der islamische<br />

Kalender zwölf feste Mona te be sitzt,<br />

bevorzugt der jüdische Kalen der –<br />

dessen moderne Version im vierten<br />

Jahrhundert n. Chr. vom Patriar chen<br />

Hillel II. eingeführt wurde – ein<br />

Momentum 2· 3· 2007<br />

41 29


Ein Terracotta-Kalender aus dem ptolemäischen Alexandria mit<br />

griechi schen Tierkreissymbolen<br />

Muster von Schaltjahren, das auf einer mathematischen Struktur<br />

beruht. Dieser Kalender bestimmt bis heute die offizielle <strong>Zeit</strong> -<br />

rechnung in Israel.<br />

Eine weitreichende und bis heute gültige Reform unserer<br />

<strong>Zeit</strong>rechnung führte schließlich Papst Gregor XIII. im Jahr 1582<br />

durch. <strong>Der</strong> julianische Kalender stellte ihn nicht zufrieden, da<br />

seine hypothetische Jahreslänge von 365,25 Tagen die tatsächliche<br />

Jahreslänge übertraf, was dazu führte, dass Ostern – in Relation<br />

zur Frühlings-Tagundnachtgleiche – immer später gefeiert wurde.<br />

Von den katholischen Ländern wurde dieser neue Kalender praktisch<br />

unmittelbar übernommen, die protestantischen Staaten ließen<br />

sich damit <strong>Zeit</strong> – teilweise bis zu 200 Jahre. So kam es, dass<br />

beispielsweise in den USA und England zur Kalenderumstellung<br />

1752 der 14. September auf den 2. September folgte. Russland wart<br />

ete weiter hin ab: Noch 1908 kamen die russischen Teil neh mer zu<br />

spät zu den Olympischen Spielen, weil sie den traditionel len russi -<br />

schen Kalender benutzten. Nach der sogenannten Okto ber revo -<br />

lution – die tatsächlich im November stattfand – führte schließ lich<br />

auch Russland 1918 den gregorianischen Kalender ein. Heute ist<br />

der gregorianische Kalender fast überall der offiziell gültige. Trotz<br />

seiner vielen Unregel mäßig keiten hat er sich als das genaueste<br />

Mess instrument erwiesen, um den natürlichen Wandel durch die<br />

Erd rotation und die elliptische Bahn der Erde darzustellen.<br />

Und dennoch: In China ist auch nach Einführung des gregoria -<br />

nischen Kalenders im Jahr 1929 bis heute der 2637 v. Chr. entwickelte<br />

asiatische Mondkalender in Gebrauch. So feiert ein Viertel<br />

der Weltbevölkerung im Januar bzw. Februar das chinesische<br />

Neujahr – ein schillernder Beweis für die anhaltende Bedeutung<br />

30 Momentum 3· 2007<br />

des chinesischen Kalenders mit seinen zwölf regulären Monaten<br />

und einem Schaltmonat alle zwei bis drei Jahre.<br />

Seit wann Kalenderuhren existieren, ist schwer zu be -<br />

stimmen, spätestens jedoch seit 1738, als der englische Uhrmacher<br />

Thomas Mudge begann, Taschenuhren mit ewigem Kalender zu<br />

bauen. Die einfachste Form einer Kalenderuhr verfügt nur über<br />

eine Datumsanzeige. Eine herausragende Ausführung dieser Art<br />

ist das Panoramadatum von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>, bei dem sich zwei<br />

große und bewegliche konzentrische Ringe mit Ziffern so eng<br />

aneinanderfügen, dass ein Mittelsteg zur Kaschierung der<br />

Höhendifferenz überflüssig ist. Wesentlich komplizierter in der<br />

technischen Ausführung ist ein ewiger Kalender. Auch dieser<br />

König der Kalender ist Teil der vielfältigen Kalenderuhren der<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> Senator-Linie. Hauptmerkmale sind die zusätzliche<br />

Schaltjahresanzeige sowie die Tatsache, dass die unterschiedlichen<br />

Längen der Monate bis zum nächsten Säkularjahr<br />

automatisch berücksichtigt werden. Erst im Jahr 2100, zum nächs -<br />

ten Säkular jahr, müssen diese Uhren durch die Manufaktur von<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> oder einen autorisierten Fachhändler neu einge -<br />

stellt werden, um für ein weiteres Jahrhundert auch in Schalt jah ren<br />

die Länge der Monate präzise anzuzeigen.<br />

Um eine Übereinstimmung zwischen seinem Kalender<br />

und der Sonnenrealität sicherzustellen, entwickelte Papst Gregor<br />

das Schaltjahrsystem, bei dem jeder vierte Februar einen Tag länger<br />

ist. Weil dadurch allerdings jedes Jahr im Durchschnitt 365,25<br />

Tage hätte und damit zu lang wäre, ist nicht jedes vierte Jahr ein<br />

Schaltjahr. Diese Ausnahme von der Regel findet in den Säkular -<br />

jahren statt, im ersten Jahr eines Jahrhunderts. Aber auch zur<br />

Ausnahme gibt es eine Ausnahme: Säkularjahre, die durch 400<br />

teilbar sind, sind und bleiben Schaltjahre.<br />

Die Senator Ewiger Kalender verfügt nicht nur über das einmalige<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> Panoramadatum, sondern zeigt außerdem<br />

den Wochentag, den Stand des Mondes und den Schaltjahres zyk -<br />

lus an. Die Mond anzeige erfolgt über einen halbmondförmigen<br />

Ausschnitt im Zifferblatt, der Schaltjahres zyklus wird in einem<br />

punktförmigen Fenster unterhalb des Markenlogos bei 12 Uhr<br />

sichtbar: Im ersten Jahr ist der Punkt schwarz, im zweiten weiß,<br />

im dritten gelb, und im vierten wird er schließlich rot, um anzuzeigen,<br />

dass es sich um ein Schaltjahr handelt und der Februar 29<br />

Tage besitzt.<br />

Ein weiteres außergewöhnliches Beispiel kreativer Kalen der -<br />

technologie zeigt das Modell Kalenderwoche von <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong> – aber mit einer anderen Funktion. Im gregorianischen<br />

Kalender sind die Wochen durchnummeriert, was vor allem im<br />

europäischen und asiatischen Geschäftsleben eine große Rolle


Dieser persische Kalender zeigt<br />

Tierkreiszeichen (unten links), den<br />

christlichen Sonnenkalender (oben links),<br />

den islamischen Mondkalender<br />

(oben rechts) und die Tage der Woche<br />

Unten: Aztekischer Kalender aus Mexiko


Manu Factum Kalender<br />

spielt. Jörn Heise, Entwickler der Kalender me -<br />

chanis men von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>, erläutert: „Das<br />

Deutsche Institut für Normung (DIN) empfiehlt,<br />

die erste Woche, von der mindestens vier Tage in<br />

das neue Jahr fallen, als erste Kalenderwoche dieses<br />

Jahres zu zählen, und dann jeweils montags<br />

die neue Kalenderwoche zu beginnen. So besitzt<br />

ein Jahr 52 oder 53 Kalenderwochen – 53 dann,<br />

wenn es mit einem Donnerstag anfängt oder<br />

endet.“<br />

Diese Seite aus dem<br />

Dresdner Kodex, einem<br />

Manuskript der Maya,<br />

zeigt einen Abschnitt<br />

von „tonalamatl“, der<br />

heiligen, aus 260 Tagen<br />

bestehenden Jahreszeit.<br />

<strong>Der</strong> Kodex stammt<br />

vermutlich aus der<br />

ersten Hälfte des 13.<br />

Jahrhunderts<br />

Das faszinierende Kalendermodell von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />

enthält einen komplizierten, von Heise entworfenen Mecha nismus, der<br />

vom Aussehen her dem Panoramadatum der Manufaktur ähnelt. Das<br />

Datum dieser Senator befindet sich bei 4 Uhr, während die Kalen der -<br />

wochenfunktion mit ihren ins Auge fallenden roten Ziffern unterhalb<br />

der 12-Uhr-Position liegt. So bildet sich mit der Wochentagsanzeige auf<br />

7 Uhr 30 ein Dreieck. Die Kalen derwochen funktion arbeitet mit einer<br />

relativ langen, dünnen Feder, die im Laufe der Woche gespannt wird,<br />

um mit der gespeicherten Energie dann pünktlich um Mitternacht des<br />

Vorabends der neuen Woche die Anzeige umspringen zu lassen. Und<br />

selbst am Ende der letzten Woche des Jahres wechselt die Anzeige in<br />

einem Augenblick von 52 bzw. 53 auf 01. „Dieser Mechanismus ist<br />

technisch sehr anspruchsvoll und erfordert eine sehr präzise Justierung.<br />

Die Tatsache, dass das Gangwerk auch eine Datumsanzeige enthält,<br />

macht die Sache besonders diffizil: Beide Elemente müssen vom Gang -<br />

werk angetrieben werden, und doch muss es möglich sein, sie ge trennt<br />

voneinander einzustellen, wenn die Uhr einige <strong>Zeit</strong> lang nicht getragen<br />

wurde.“ Kaliber 100-04 ist ein kleines mechanisches Wunder. ✺<br />

32 Momentum 3· 2007<br />

www.glashuette-original.com<br />

Meisterwerke Technische Daten<br />

Eine Spezialität von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> ist das Panoramadatum, wie<br />

es z.B. die Senator Panoramadatum (rechts) besitzt. Die attraktive<br />

Datumsanzeige strahlt Klarheit und Schlichtheit aus, trotz der enormen<br />

Komplexität ihrer Konstruktion. Zwei konzentrische Scheiben mit<br />

jeweils einem Satz von Ziffern bilden das zweistellige Datum, indem<br />

sie sich konzentrisch bewegen – mit nur Haaresbreite Abstand. Diese<br />

große Nähe der beiden großen Scheiben macht einen Mittelsteg<br />

zwischen den beiden Ziffern überflüssig, wie ihn andere Hersteller<br />

verwenden, um bei den Datumsanzeigen den Höhen unterschied der<br />

Ziffern zu verbergen. Wie alle Modelle aus der Senator-Linie von<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> besticht die Senator Panoramadatum durch ihr<br />

klares und elegantes Äußeres mit einem ganz eigenen Charme, das<br />

dem Besitzer keinen Zweifel daran lässt, dass er eine Uhr aus<br />

Deutschland trägt – aus Sachsen, um genau zu sein. Die Senator<br />

Ewiger Kalender ist links abgebildet, die Senator Kalenderwoche<br />

in der Mitte dieser außer gewöhnlichen Beispiele komplizierter<br />

Kalendertechnologie.


Zählt jede Woche.<br />

Weil jede Woche zählt.<br />

Montieren der Goldgewichtsschrauben an den Unruhreif<br />

Die Senator Kalenderwoche.<br />

Neben Datum und Wochentag verrät dieser<br />

innovative <strong>Zeit</strong>messer dem Betrachter auch<br />

die aktuelle Kalenderwoche – eine in dieser Form<br />

einmalige technische Meisterleistung.<br />

Ihr Automatik-Kaliber ist feinste Mechanik,<br />

von Hand gefertigt in der großen Tradition<br />

der Uhrenmanufaktur <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>.<br />

Erfahren Sie mehr über uns unter<br />

www.glashuette-original.com oder<br />

Telefon +49 35053 46 0.


<strong>Zeit</strong>strömung Autos der Zukunft<br />

Die Power der Zukunft<br />

<strong>Der</strong> klassische Verbrennungsmotor wird es wohl nicht mehr<br />

sein – aber was treibt dann die Automobile der Zukunft an?<br />

Vermutlich ein Cross-over aus futuristischem Design und<br />

cleveren Technologien<br />

34 Momentum 3· 2007<br />

<strong>Der</strong> Chevrolet Volt hat fast alles: Elektro- und Verbrennngsmotor, Bio-Ethanolund<br />

Hybridtechnologie geben ihm maximale Flexibilität. Doch falls der „Chevy“<br />

überhaupt auf den Markt kommen wird, dann nur als Alibi-Fahrzeug. Die Nachfrage<br />

in den USA ist (momentan) noch viel zu gering


WText Wolfgang Hörner<br />

ie gut, dass wir heute nicht<br />

sicher wissen, womit wir in<br />

Zukunft fahren werden“,<br />

philosophierte vor einigen<br />

Jahren der langjährige Mer -<br />

cedes-Chef Jürgen Hubbert:<br />

„Denn sonst würde heute die Entwicklung neuer<br />

Technologien völlig eingleisig erfolgen und innova -<br />

tive Sparpotenziale ungenutzt bleiben.“ Mit diesen<br />

Worten umschrieb Hubbert elegant das Szenario,<br />

das sich bereits seit Jahren in den Forschungs -<br />

abteilungen aller großen Automobilhersteller ab -<br />

spielt. Die Suche nach dem idealen Antrieb für die<br />

Zukunft gleicht dem Stochern im Nebel. Sie kennt<br />

fast so viele Lösungsansätze, wie es Her stel ler gibt.<br />

Die Bandbreite neuer Antriebe ist groß,<br />

und nur wenig lässt sich nach heutigem Wissens -<br />

stand kategorisch ausschließen. Zum Beispiel<br />

Solar autos. Nicht, dass es keine gäbe. Doch die<br />

Antriebskraft der Sonne ist so beschränkt, dass<br />

solargetriebene Fahrzeuge wenig mit den Autos zu<br />

tun haben, die wir heute kennen: Leichte Einsitzer<br />

und der Verzicht auf Kom fort kennzeichnen solche<br />

Modelle. Aber selbst wenn das Automobil der<br />

Zukunft so nicht aussehen wird, bleibt der<br />

Solartechnologie eine Perspektive: der kombinierte<br />

Einsatz. Durch aus vorstellbar, dass leistungsstarke<br />

Solar zellen zukünftig ihre Verbreitung auf Auto -<br />

dächern finden werden – nicht als Antriebs quelle<br />

für das Fahrzeug, aber zur Stromerzeugung für die<br />

übrigen Verbraucher. Damit könnte die Licht ma -<br />

schine entfallen und der Verbrauch gesenkt werden.<br />

Auch dem früher so favorisierten Elektro auto wird<br />

wohl eher nur eine Nebenrolle zukommen: Selbst<br />

modernste Akkumulatoren können nicht die<br />

Leistung für lange Strecken bereitstellen, ohne<br />

zwischendrin wieder aufgeladen zu werden. Im<br />

Kurzstreckeneinsatz, also in der Stadt, machen sie<br />

aber durchaus Sinn – wie der gerade erst vorgestell<br />

te Smart Fortwo „Electric Drive“ beweist. Er<br />

„tankt“ an der heimischen Steckdose. Vier bis acht<br />

Die Brennstoffzelle<br />

kommt. Sie<br />

arbeitet völlig<br />

schadstofffrei<br />

und geräuschlos.<br />

Doch<br />

noch ist sie<br />

in der Her -<br />

stellung viel<br />

zu teuer<br />

<strong>Der</strong> Countdown läuft: Honda setzt alles daran, die Studie FCX bald serienreif zu bekommen. Er wäre das erste Großserien-Automobil der Welt mit Brennstoffzelle<br />

Momentum 3· 2007<br />

35


<strong>Zeit</strong>strömung Autos der Zukunft<br />

Stun den reichen bei 41 PS für 115 völlig emissionsfreie<br />

Kilometer. Damit wird die Idee, die Nicolas G.<br />

Hayek einst bei dem Swatch-Auto (aus dem später<br />

der Smart hervorging) hatte, tatsächlich zur Realität.<br />

Abgasfrei zu sein, verspricht auch die<br />

Wasserstofftechnologie, die vor allem von BMW<br />

vorangetrieben wird. Wasserstoff ist kein fossiler<br />

Brenn stoff, je nach Auslegung sind die Fahrzeuge<br />

tatsächlich völlig schadstofffrei, und die Motorleis -<br />

tun gen sind denen heutiger Automobile durchaus<br />

ebenbürtig. Wie schnell Wasserstoffautos sein können,<br />

zeigte im Jahr 2004 das BMW Concept-Car H 2 R<br />

mit über 300 km/h – zugegeben mit einem Fahr -<br />

zeug, das optisch und technisch auf Rekorde ge -<br />

trimmt war. Allerdings ist Wasserstoffantrieb nicht<br />

gleich Wasserstoffantrieb, sondern unterscheidet<br />

zwei Methoden: die Umsetzung von Wasser stoff in<br />

einer Brennstoffzelle und die Wasserstoff ver -<br />

brennung, deren Serienreife schon weiter voran -<br />

geschritten ist. Bei diesem Verfahren wird Was ser -<br />

stoff in herkömm lichen Otto motoren verbrannt.<br />

Dabei entsteht neben viel Leis tung überwiegend<br />

Wasser dampf als Abgas, nur zu geringem Anteil<br />

Stickoxide (aus dem Stickstoff der Luft) und in<br />

Spuren Kohlen stoffdioxid aus Schmier öl, das im<br />

Laufe der <strong>Zeit</strong> in den Brennraum gelangt.<br />

Noch gilt es aber, zwei essenzielle Pro bleme<br />

zu lösen. Weil Wasserstoff nicht elementar vor-<br />

36 Momentum 3· 2007<br />

Wasserstoff<br />

könnte Öl<br />

ablösen –<br />

vorausgesetzt,<br />

es ge lingt,<br />

Her stellung<br />

und Lagerung<br />

deutlich zu<br />

verein fachen<br />

kommt, muss er aus geeigneten Verbin dungen ge -<br />

wonnen werden. Ausgangsbasis Num mer eins ist<br />

Wasser. Dazu wird aber viel Energie benötigt. Inter -<br />

essanter ist dagegen die Option, Wasserstoff<br />

zukünftig aus Biomasse oder regenerativen Roh -<br />

stoffen zu gewinnen. Auf den technischen Fort schritt<br />

muss auch bei der Behebung von Problem Num mer<br />

zwei gesetzt werden: die Lagerung im Fahr zeug.<br />

Möglich sind ex treme Hochdrucktanks für gasförmigen<br />

Wasser stoff oder extreme Tief tem per a tur -<br />

tanks (unter -250 °C). Welches System sich in der<br />

Praxis durchsetzen wird, ist offen. Fest steht dagegen,<br />

dass die Tanks viel mehr Platz beanspruchen<br />

als herkömmliche. Als Folge dürfte es daher in<br />

Zukunft beim Design solcher Automobile zu veränderten<br />

Proportionen kommen. So muss sich der<br />

BMW 7 Hydrogen mit einem Klein-Kofferraum be -<br />

gnü gen. Die Wasserstoffvariante des 7er-BMW entsteht<br />

in einer Kleinserie, wird aber nur ausgewähl -<br />

ten VIPs von BMW zur Verfügung gestellt.<br />

Auch für das zweite Verfahren, bei dem<br />

Wasserstoff als Antriebsquelle für Automobile ge -<br />

nutzt wird, sind weder Lagerung im Fahrzeug noch<br />

die Treib stoffgewinnung gelöst. Allerdings lässt die<br />

Wasser stoff-Brennstoffzelle prinzipiell auch andere<br />

Speicher formen zu. In speziellen Metallver bin dun -<br />

gen ist Wasserstoff in ge bun dener Form als Fest stoff<br />

gespeichert und wird erst unmittelbar vor seiner<br />

Umsetzung entsprechend freigesetzt. Selbst wenn die<br />

Unterschiedlicher geht es kaum: <strong>Der</strong> 300 km/h schnelle BMW H 2 R (links) von 2004 wird nicht produziert werden, gilt aber als einer der Wegbereiter der Wasserstoff-Verbrennung.<br />

Sein Sportwagenkollege, der Lexus FT-HS (rechts), könnte mit seinem 400 PS starken Hybridantrieb dagegen schon bald in Serie gehen


Ein Schritt zu weit: Formen wie die Studie Citroën C-Métisse sind bei Designern beliebt, haben aber kaum Realitätsbezug – wohl aber ihr Hybridantrieb<br />

Momentum 3· 2007<br />

37


<strong>Zeit</strong>strömung Autos der Zukunft<br />

<strong>Der</strong> Mercedes-Benz F 600 Hygenius (oben links) zeigt,<br />

wie ein Familienauto in Zukunft aussehen könnte. Er besitzt<br />

eine Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle. Doch vor 2012<br />

ist mit einer Realisierung in Serie nicht zu rechnen. Näher<br />

an der Gegenwart ist schon der Mercedes-Benz F 500 Mind<br />

(unten). Mit seinem Diesel-Hybridantrieb beweist er das<br />

Sparpotenzial von Fünf-Meter-Fahrzeugen. Reine Wirtschaftlichkeit<br />

ist nicht die Sache des Citroën Cruise Crosser<br />

(oben rechts). Seine Diesel-Hybridtechnologie dient für<br />

optimale Traktion in schwerem Gelände und ist eine reine<br />

„Fingerübung“ der Ingenieure<br />

38 Momentum 3· 2007


Hybridtechnologie<br />

wird zu -<br />

künftig nicht<br />

mehr wegzudenken<br />

sein. Die<br />

Einsatzzweckewerden<br />

sich<br />

aber unterscheiden<br />

Bezeichnung Brenn stoff zelle etwas anderes suggeriert:<br />

Um Ver bren nung im herkömmlichen Sinn<br />

geht es bei ihr nicht. Vielmehr wird ein Treib stoff<br />

in einer chemischen Reaktion umgesetzt. <strong>Der</strong> dabei<br />

freigesetzte elektrische Strom treibt Elektro motoren<br />

und somit das Auto an. Bei aller technischen<br />

Vielfalt, die bei der Realisation für Serien fahrzeuge<br />

möglich ist und anhand derer sich Automobil her -<br />

steller individuell profilieren wollen, herrscht Einig -<br />

keit, dass in Automobilen nur Wasserstoff als<br />

Treibstoff für die Zelle in Frage kommt. Er reagiert<br />

in der Brenn stoff zelle mit Sauer stoff aus der<br />

Umgebungs luft zu Was ser dampf – ganz ohne<br />

Schad stoffe. Kein Wun der, dass viele Auto mobil -<br />

hersteller auf diese Tech no lo gie setzen. Gegen wärtig<br />

hat es dabei den An schein, als ob der Wettlauf<br />

zwischen den deutschen und japanischen An bie -<br />

tern um den ersten Serien-Pkw mit Brenn stoff zelle<br />

zu Gunsten der Asiaten ausgeht. Vom Honda FCX<br />

behaupten die Japaner, dass er be reits in ein bis<br />

zwei Jahren in Serie gehen könnte. Die Mischung<br />

aus Limousine und Van zeigt zugleich auch optisch,<br />

wohin sich das Design in Zukunft orientiert:<br />

Maximale Wind schnittigkeit für optimale Energie -<br />

effizienz muss mit deutlicher Größe ge kreuzt werden<br />

– für die Wasserstofftanks.<br />

An der Aussage von Honda ist nicht zu<br />

zweifeln. Wohl aber an der Wirtschaftlichkeit des<br />

Angebots. Denn noch kostet die Brennstoffzellen-<br />

Technologie ungleich mehr als ein gewöhnlicher<br />

Verbren nungs motor – ganz abgesehen davon, dass<br />

es noch so gut wie keine Wasserstoff-Tankstellen<br />

gibt. Unisono halten daher Experten Ver bren nungs -<br />

motoren noch mindestens für die nächsten 15 Jahre<br />

für unumgänglich. Doch so selbstverständlich heute<br />

Kata ly satoren und Partikelfilter zu den Fahrzeugen<br />

gehören, wird schon in naher Zukunft Hybrid -<br />

technik mit an Bord sein. Hier wurde die Spiel -<br />

wiese für Ingenieure gerade erst frisch angesät.<br />

Selbst Hersteller, die der Technologie bisher eher<br />

skeptisch gegenüberstanden, sind auf den Hybrid -<br />

zug aufgesprungen, bei dem Toyota schon vor<br />

zehn Jahren die Rolle der Lokomotive übernahm:<br />

Sie werden als die Pioniere gefeiert, obwohl Audi<br />

bereits Anfang der 90er-Jahre damit experimentierte.<br />

<strong>Der</strong> Begriff Hybridantrieb bedeutet dabei nichts<br />

anderes, als dass zwei verschiedene Antriebs -<br />

quellen genutzt werden. So kombinieren sogenannte<br />

Voll-Hybrid-Fahrzeuge den Ver brennungs -<br />

motor als Hauptantrieb mit einem Elektromotor,<br />

der seinen Strom aus Akkumulatoren bezieht.<br />

Zwischen beiden Antriebsarten schaltet eine intelligente<br />

Elektronik automatisch um. So ist der Elektroantrieb<br />

bevorzugt beim Anfahren und im lang samen<br />

Innenstadtverkehr aktiv. Die Vorteile liegen auf der<br />

Hand: Er ist geräuschlos und völlig abgasfrei. Steht<br />

dagegen die Leistungsfähigkeit des Fahr zeugs im<br />

Vordergrund, nimmt der Haupt antrieb – heute und<br />

morgen ein Verbrennungs mo tor, übermorgen die<br />

Brennstoffzelle – den Betrieb auf. Noch überzeugender<br />

wird das System durch die Art und Weise,<br />

wie es seine Akkumulatoren wieder auflädt. Dazu<br />

ist nämlich keine Steckdose notwendig, sondern<br />

der benötigte Strom entsteht im Fahrzeug als<br />

Abfallprodukt: Beim Bremsen wan deln Genera to ren<br />

die Bewegungs energie in elektrische Energie um.<br />

Diese Methode ist so clever und funktioniert so<br />

problemlos, dass sie immer populärer wird. Aber<br />

nicht immer dient dabei der gewonnene Strom zur<br />

Fortbewegung. Speist er nur einzelne Verbraucher<br />

an Bord, spricht man im Ge gensatz zu den erwähnten<br />

Voll-Hybrid-Fahr zeugen von Micro-, Mild- oder<br />

Smart-Hybrid-Modellen.<br />

Den Anwendungen sind dabei keine<br />

Grenzen gesetzt. Die geländegängige Citroën-Studie<br />

Cruise Crosser nutzt zum Beispiel den Hybrid -<br />

antrieb, um im Bedarfsfall ein zusätzliches Räder -<br />

paar anzutreiben. Auch Lexus zeigt mit seinem<br />

Concept-Car FT-HS, dass bei Hybridantrieben nicht<br />

immer die Ökologie im Vordergrund steht: <strong>Der</strong><br />

Sportwagen-Prototyp besitzt 400 PS Gesamtleistung<br />

und kann in weniger als vier Sekunden auf Tempo<br />

100 beschleunigen. In diesem Fall arbeiten der<br />

Verbrennungs- und die Elektromotoren des Hybrid -<br />

antriebs parallel. Und auch Porsche zeigte auf der<br />

IAA in Frankfurt am Main, dass sich selbst Sport -<br />

wagenhersteller nicht vor dem Begriff „Hybrid“<br />

scheuen dürfen. Nachdem inzwischen sogar Ferrari<br />

an einer leistungsstarken Hybridlösung arbeitet,<br />

wurde auch der Automobil weltverband FIA aktiv:<br />

In Zukunft soll die Hybridtechnologie sogar in der<br />

Formel 1 zum Einsatz kommen. ✺<br />

Momentum 3· 2007<br />

39


Fotos: Corbis, Getty Images, Laif<br />

40 Momentum 3· 2007<br />

Tendenz Fahrpläne<br />

Alles nach Plan<br />

Leistungsstarke Rechner, patentierte Programme<br />

und eine Vielzahl von Experten arbeiten monatelang<br />

an einer grossen Herausforderung: dem Fahrplan,<br />

der papiergewordenen Synchronisierung der <strong>Zeit</strong>


VText Norbert Misch-Kunert<br />

iereinhalb Millionen New Yorker wissen haargenau,<br />

wann sie ihre scrambled eggs oder cereals beiseiteschieben,<br />

zu Jacke, Tasche und Apart ment schlüssel<br />

greifen und sich auf den Weg in den Untergrund<br />

machen müssen. Allmorgendlich strömt mehr als<br />

die Hälfte der Ein wohner der bevölkerungsreichs -<br />

ten Stadt der USA zu einer der 476 Stationen der New York City<br />

Subway. Wie von einer unsichtbaren Uhr gesteuert, treffen die<br />

Fahrgäste der 26 verschiedenen Linien an den Bahnsteigen ein, die<br />

sich bis zu 55 Meter tief unter der Erde befinden, und lassen sich<br />

von den silbernen Zügen der Metropolitan Transportation Authority<br />

zu ihren Arbeits stätten in Manhattan oder Brooklyn, in Queens oder<br />

der Bronx bringen. Aufs Jahr gerechnet hat die Subway mehr als 1,5<br />

Milliarden Fahrgäste. Jeder von ihnen wirft zumindest gelegentlich<br />

einen Blick auf ein unscheinbares Blatt Papier, das eng bedruckt ist<br />

mit Zahlen und Namen – den Fahrplan. Die altehrwürdige New<br />

York Times wäre wohl froh, so viele Leser zu haben ...<br />

Bis dieses nüchterne, unscheinbare Blatt Papier in<br />

den Schaukästen an den Bahnsteigen hängt und die New Yorker<br />

Fahrgäste über das Ende ihres Frühstücks informiert, gehen einige<br />

Monate ins Land, und Dutzende von Experten müssen sich den<br />

Kopf zerbrechen. Und das nicht nur in Big Apple oder einer der<br />

anderen 140 Städte mit U-Bahn-Netz weltweit, sondern überall<br />

dort, wo Bahnen, Busse, Linienschiffe, Flugzeuge oder Fähren<br />

verkehren. Lange bevor ein neuer Fahrplan Gültigkeit erhält,<br />

nimmt eine Gruppe von Fahrplan-Konstrukteuren ihre Arbeit auf.<br />

Schon ein bis zwei Jahre vor dem Fahrplanwechsel erfassen die<br />

Experten alles, was den Plan beeinflussen könnte, zum Beispiel<br />

Groß bau stellen oder neue Strecken, aber auch neu entwickelte<br />

und damit oft schnellere Verkehrsmittel. Parallel dazu werden<br />

viele Erhebun gen durchgeführt wie die Auswertung der Fahr -<br />

schein verkäufe, Fahrgastzählungen, eine Analyse der Verkehrs -<br />

ströme und Um fragen unter den Reisenden. Die sparen weder mit<br />

Kritik noch mit Ver besserungsvorschlägen: Manchmal hapert es<br />

auf der ge wünschten Route an Direkt verbindungen oder an guten<br />

An schlüssen, oder die Um steigezeiten sind entweder zu knapp<br />

oder zu großzügig bemessen. Neben den Kundenwünschen müssen<br />

noch verschiedenste zusätzliche Kriterien berücksichtigt werden,<br />

wie beispielsweise eine möglichst gute Auslastung der zur Ver fü -<br />

gung stehenden Infrastruktur, im Falle der Bahn also der Loko -<br />

motiven, Wagen, Gleise und Bahnhöfe. Auch die individuellen<br />

Merkmale der Bahn höfe haben Einfluss auf den Fahrplan: Lange<br />

Bahnsteige und viele Treppen erhöhen zum Beispiel die Mindest-<br />

Umstei ge zeiten. Wichtige Kriterien sind ferner der Personal -<br />

einsatz, das be triebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Ver hält nis und<br />

die Abstim mung auf internationale Fahrpläne im grenzüberschreitenden<br />

Verkehr.<br />

All dies trifft übrigens in ähnlicher Form auch auf die „Fahrpläne“<br />

einer Fluggesellschaft zu: Das sogenannte Kursbuch enthält alle<br />

von ihr angebotenen Flugstrecken mit Abflugzeiten, Strecken -<br />

führung und weiteren Details. Es darf aber nicht verwechselt werden<br />

mit dem Flugplan, mit dem die Gesellschaft die gleichen<br />

Flüge bei der Flugsicherung anmeldet.<br />

Wenn alle Grundbedingungen gegeben sind, kann es<br />

mit der eigentlichen Planungsarbeit losgehen. Nehmen wir die<br />

Schweizerischen Bundesbahnen SBB, die das dichteste Netz der<br />

Welt haben. Die Fahrplan-Konstrukteure der SBB bauen zunächst<br />

ein Gerüst auf, in dem alle „Knotenbahnhöfe“ sowie deren<br />

Entfernung voneinander eingetragen werden. (Knoten bahnhöfe<br />

befinden sich in Großstädten wie zum Beispiel Zürich und<br />

Luzern; ein Schnellzug braucht für diese Strecke 48 Minuten).<br />

Außerdem beziehen die Fahrplanmacher sämtliche vorhandenen<br />

Gleis anlagen auf Bahnhöfen und Strecken mit ein, damit sie<br />

sehen, an welchen Punkten im Bahnnetz Kreu zungen und Über -<br />

holungen von Zügen möglich sind und wie dicht aufeinander die<br />

Züge folgen können. Dann müssen sie festlegen, in welchen<br />

<strong>Zeit</strong>ab ständen (dem sogenannten „Takt“) die Züge eine Strecke<br />

befahren sollen, um das Fahrgastaufkommen zu bewältigen.<br />

Zusätzlich müssen sie beachten, dass sich die verschiedenen Zug -<br />

kategorien wie Schnell-, Regional- und Güterzüge nicht in die<br />

Quere kommen.<br />

Dann kommt der schwierigste Teil der Planung: Zu<br />

welcher Minute muss ein Zug einen Knoten verlassen, damit er im<br />

nächs ten Knoten möglichst attraktive Anschlüsse vermitteln kann?<br />

Auch diese Anschlusszüge müssen so gelegt werden, dass sie<br />

ihrerseits am Zielbahnhof gute Anschlüsse herstellen. Auf diese<br />

Art und Weise werden alle großen Bahnhöfe miteinander vernetzt.<br />

Die Fahrgäste sind immer kritisch. Manchen mangelt<br />

es an Direktverbindungen oder an guten Anschlüssen,<br />

anderen sind die Umsteigezeiten zu knapp oder zu<br />

lang. Es allen recht zu machen, ist beinahe unmöglich<br />

Momentum 2· 3· 2007<br />

41


42 Momentum 3· 2007<br />

Jede Weiche, jedes Bahnhofsgleis<br />

wird von den Fahrplanmachern mitberechnet.<br />

Bei der Gestaltung eines<br />

neuen Fahrplans haben sie eine<br />

wichtige Funktion. Hier können zum<br />

Beispiel Strecken kreuzen und<br />

schnelle Züge langsamere überholen<br />

Es entsteht ein sogenanntes „Taktschema“. In der Regel haben die<br />

Fahrgäste an den Knoten eine Umsteigezeit von fünf Minuten. Die<br />

Umsteigezeiten werden bewusst so knapp wie möglich gehalten,<br />

damit die Gesamt reisezeit auf allen Ver bin dungen in der Schweiz<br />

möglichst kurz bleibt.<br />

Was auf den ersten Blick einleuchtend und gar nicht<br />

so schwierig klingt, ist in Wahrheit ein so komplexes Unterfangen,<br />

dass es ohne die Hilfe von Großrechnern und hoch spezialisierten<br />

Pro grammen kaum mehr funktioniert. Um viele tausend Zug -<br />

ver bindungen optimal zu kombinieren, braucht man Programme<br />

wie das Faktus/RUT („rechnerunterstütztes Trassenmanage ment“),<br />

das von der Rheinisch-Westfälischen Tech nischen Hoch schule<br />

(RWTH) in Aachen entwickelt wurde und seit 1996 in verschiedenen<br />

Bahnnetzen im Einsatz ist. In Faktus/RUT ist das ganze<br />

Streckennetz gespeichert, inklusive sämtlicher Bahn höfe, Bahn -<br />

steig-Längen, Weichen und Signale. Nach Eingabe der Zug-<br />

Charak te ristik, der Abfahrtszeit und des Zielbahnhofs wird ein<br />

detaillierter Fahrplan für diese Ver bindung errechnet. Ein Weg-<br />

<strong>Zeit</strong>-Diagramm zeigt auf dem Bild schirm den Verlauf der Fahrt an.<br />

Strecken abschnitt für Streckenabschnitt gibt der Fahrplan-<br />

Konstrukteur die gewünschten Zugfahrten ein. Heraus kommt ein<br />

grafisches Gebilde, das wie ein Strickmuster aussieht, mit vielen<br />

verschiedenfarbigen Linien. Halten zwei Züge den Sicherheits ab -<br />

stand nicht ein oder belegen sie zur selben <strong>Zeit</strong> dasselbe Gleis,<br />

färben sich die Gefahrenzonen automatisch rot. <strong>Der</strong> Fahrplan-<br />

Konstrukteur kann eingreifen und die Linien per Mausklick weiter<br />

auseinanderziehen. Dann muss zum Beispiel der schnellere Zug<br />

abbremsen oder überholen.<br />

Die Optimierung dieses Prozesses ist eine Heraus -<br />

forderung für jede mathematische Fakultät und jedes Informatik-<br />

Institut. Es wird auch rege daran geforscht, denn letzten Endes<br />

hängt von der Qualität des Fahrplans nicht nur die Zufriedenheit<br />

der Kunden ab, sondern auch die Effizienz und Wirtschaftlichkeit<br />

des Verkehrsunternehmens. Mit anderen Worten: Es steht eine<br />

Menge Geld auf dem Spiel. Das von der Technischen Universität<br />

Clausthal weiterentwickelte Programmsystem HiTT ermöglicht<br />

zum Beispiel eine umfassende Optimierung und Analyse von<br />

Fahrplänen. Das System berück sichtigt insbesondere, dass sich die<br />

Qualität von Fahrplänen für ein Liniennetz aus Kunden- und<br />

Betreibersicht sehr unterschiedlich darstellt. Die Fahrgäste sind<br />

vor allem an geringen Reise- und Umsteigewartezeiten interessiert,<br />

während der Betreiber eher die Wirtschaftlichkeit im Auge hat<br />

und zum Beispiel die Zahl der Fahrzeuge und die Strecken -<br />

investitionen niedrig halten möchte. Diese zuwi derlaufenden<br />

Kriterien erlauben keine für alle optimale Lösung – stattdessen


sind mehrdimensionale Kosten-Nutzen-Analysen gefragt, die mit<br />

Hilfe sogenannter „evolutionärer Optimierungs verfahren“ durchgeführt<br />

werden. Auch der Aspekt Energiever brauch – und somit<br />

der Klimaschutz – nimmt eine wichtige Rolle bei der Fahr plan -<br />

optimierung ein. So hat sich Siemens unter der Patent-Nummer<br />

EP1293948 eine Software schützen lassen, mit deren Hilfe u.a.<br />

Anfahrvorgänge desynchronisiert und dadurch Kostenein spa run gen<br />

von fünf Prozent erzielt werden können.<br />

Wenn ein neuer Fahrplan in Kraft tritt, ist die Arbeit<br />

daran noch längst nicht beendet. Während des Jahres gibt es meist<br />

unzählige Änderungen, die berücksichtigt werden müssen. <strong>Der</strong><br />

Plan muss zum Beispiel angepasst werden, wenn schnellere Züge<br />

eingesetzt oder neue Strecken in Betrieb genommen werden.<br />

Kann der Fahrplan im Alltag wegen technischer Defekte oder<br />

Unfälle nicht eingehalten werden, kümmert sich die sogenannte<br />

Betriebszentrale darum: Bei Verspätungen greift sie ein und gibt<br />

die notwendigen Anweisungen heraus. Insbesondere versuchen die<br />

Fahrplanmacher, die wachsende Anzahl der Züge besser auf die<br />

Gleise zu verteilen. Neu kombinierte Streckenbelegungen sollen<br />

die Gefahr eines Domino-Effekts reduzieren – denn eine einmal<br />

entstandene Verspätung kann ins ganze Netz ausstrahlen.<br />

Die Synchronisation der zeitli<br />

chen Abläufe wird heute nicht<br />

mehr manuell vorgenommen,<br />

sondern von hoch entwickelten<br />

Program men optimiert. Kosten-<br />

Nutzen-Analyse und Klimaschutz<br />

eingeschlossen<br />

<strong>Der</strong> Fahrplan ist zwar nur ein Stück Papier, aber<br />

trotzdem ein sensibles und oft instabiles Gefüge. Schon eine kleine<br />

Ver spätung eines einzigen Zuges kann innerhalb kurzer <strong>Zeit</strong> Aus -<br />

wirkungen auf den gesamten Bahnverkehr haben. Und Ver spä tun -<br />

gen haben viele Ursachen: ein technischer Defekt an der Lok oder<br />

den Wagen, an der Gleisanlage oder am Stellwerk. Manchmal ist<br />

es eine Baustelle, die den Zug zur Langsamfahrt zwingt, oder ein<br />

Unfall. Oft sind es auch die Reisenden selbst, die zu Verzöge run gen<br />

im Betriebsablauf führen. Das kommt meist zur Haupt verkehrszeit<br />

vor, wenn das Ein- und Aussteigen vieler Fahrgäste länger dauert.<br />

Last but not least spielt auch das Wetter eine Rolle: Dichter Nebel<br />

kann die Sicht des Lokführers beeinträchigen, starker Schneefall<br />

macht die Weichen schwergängig, nasses Herbstlaub vermindert<br />

die Haftreibung zwischen Rad und Schiene. Und wenn Petrus<br />

nicht mitspielt, hilft auch der beste Fahrplan nichts. ✺<br />

Die Bahnen benutzen zur Planung<br />

einen grafischen Fahrplan. Er hat die<br />

Form eines Weg-<strong>Zeit</strong>-Diagramms und<br />

gleicht einem „Strickmuster“. Im<br />

Koordinatennetz von Strecke (vertikal)<br />

und Tageszeit (horizontal) wird jeder<br />

Zug als Strich dargestellt<br />

Momentum 3· 2007<br />

43


Stil der <strong>Zeit</strong> Manufakturen<br />

Manufakturen<br />

–das menschliche Maß<br />

Manufakturen sind der Inbegriff qualitätvoller Fertigung.<br />

Auf Handgemachtes aus den hoch qualifizierten Fach-Werkstätten<br />

warten die Kunden geduldig und zahlen gern mehr als für ein<br />

Industrieprodukt – weil sie viel mehr bekommen<br />

J Maschinen<br />

Text Jan Lehmhaus<br />

ahrzehnte übt der Meister den einen Augenblick:<br />

Behutsam hebt er das Sieb aus der Bütte; der Brei aus<br />

Maulbeerbaumbast und Pflanzensäften setzt sich darauf<br />

ab, wird zu einem Bogen Washi, feinstem japanischen<br />

Papier. In der Werkstatt von Kenichiro Hayashi,<br />

seit Generationen in Familienbesitz, verstehen sich die<br />

Papiermeister auf die Herstellung des traditionsreichen<br />

Stoffes. Mit langen Stäben rühren sie den Faserbrei, geben ihm<br />

nach alten Rezepten eine grobe oder feine Textur, lassen Muster<br />

an Baumwollfäden wachsen oder in die noch feuchten Bögen<br />

regnen. Das größte Sieb heben sie gemeinsam an. Maschinen gibt<br />

es dafür nicht; sie hätten kein Gespür für den Fluss der Fasern.<br />

Ein meditatives Ereignis ist das Papierschöpfen; behaglich ist es<br />

nicht. In Hayashis Betrieb wird Washi konsequent so hergestellt,<br />

wie seit 1.300 Jahren üblich: sommers wie winters in einer offenen<br />

Hütte. Lange <strong>Zeit</strong> fand sich wohl schon deshalb kaum Nachwuchs<br />

für das alte Handwerk. Seit etwa fünf Jahren aber wächst das<br />

Ansehen der Papiermeister. Hayashi vertreibt die Leuchten, die in<br />

seinem Haus mit dem Washi bespannt werden, inzwischen auch<br />

international und braucht sich um Nachwuchs nicht mehr zu sorgen.<br />

Produkte aus Manufakturen, in denen sich die<br />

hand werkliche Expertise verschiedener Fachleute versammelt,<br />

sind weltweit begehrt. Sie sind der Inbegriff von Tradition, Stil<br />

und Wert und bieten die Möglichkeit, Kulturgüter zu erhalten. Eine<br />

Seltenheit in unserer Epoche der Globalisie rung. Zudem weisen die<br />

Unikate den kleinen, feinen Unterschied zum Mainstream auf –<br />

und damit auch den ihrer Kunden.<br />

Die Arbeitsteilung in den ersten Manufakturen, Zwischenschritt<br />

44 Momentum 3· 2007<br />

vom Handwerksbetrieb zur Fabrik, sollte vor allem eine rationelle,<br />

preiswerte Produktion ermöglichen.<br />

Heute steht der Begriff für die sorgfältige Fertigung von Dingen,<br />

die die Industrie, wenn überhaupt, nicht in der Qualität produzieren<br />

kann, wie sie in den klei-<br />

werden beim<br />

Papierschöpfen<br />

nicht eingesetzt;<br />

sie hätten kein<br />

Gespür für den<br />

Fluss der<br />

Pflanzenfaser<br />

nen Unternehmen entsteht.<br />

Dabei ist nicht alles Manu faktur,<br />

was es nicht zur Fabrik gebracht<br />

hat: Im Vordergrund muss die<br />

Hand arbeit stehen; und es gehören<br />

Spezialisten unterschiedlicher<br />

Be rufe dazu, die ihre Erfah run -<br />

gen in die ge meinsame Arbeit<br />

einfließen lassen. Darunter können<br />

auch Querdenker sein, kreative<br />

Feuerköpfe oder Perfektio -<br />

nis ten, die, wenn es einmal nicht<br />

gut läuft und die nötige Kon zen tra tion fehlt, erst einmal einen<br />

Spazier gang machen. Dafür haben viele Manu fak turen die passende<br />

Umgebung, denn sie liegen meist abseits der lauten<br />

Metropolen.<br />

Die Betriebe produzieren nach menschlichem Maß.<br />

Lange Lieferzeiten machen den Wert des erworbenen Stücks in<br />

den Augen der Kunden noch glaubhafter. Über die materielle<br />

Qualität hinaus bieten Manufakturen ideellen Mehrwert. Und der<br />

muss gar nicht mit der Romantik musealer Produkte aus vermeint -<br />

lich besseren vormodernen <strong>Zeit</strong>en zu tun haben. Offenbar fasziniert<br />

auch die manufakturielle Herstellung aktuellster Technik:


Papier zur Erleuchtung: Über Korea gelangte die Kunst des<br />

Papiermachens vor 1.300 Jahren nach Japan – die Mönche schrieben<br />

ihre religiösen Texte darauf. Bald jedoch entdeckte man, wie<br />

weich Kerzenlicht durch das Washi scheint, und baute leichte,<br />

reißfeste Laternen daraus. Um das zarte Bambusgerüst von<br />

Hayashis kristallförmiger Standleuchte Huuday wird sorgfältig<br />

ein Washi aus Maulbeerbaum und Hanf gespannt.<br />

Perfektionismus gegen die Uhr: Wenn ein neues Hollister’s-<br />

Motorrad rechtzeitig zur Präsentation auf einem wichtigen Event<br />

der Biker-Szene fertig werden soll, packen in den letzten Stunden<br />

alle gleichzeitig mit an. Seine Design-Ideen bekommt Volker Sichler<br />

abseits der Straße; ihn beeindrucken architektonische Strukturen<br />

Momentum 3· 2007<br />

Fotos: Peter Hillert, Gottfried Stoppel, Klaus Tänzer/Meissen<br />

45


Stil der <strong>Zeit</strong> Manufakturen<br />

46 Momentum 3· 2007<br />

Mit persönlicher Handschrift: In der meditativen Stille der<br />

Ateliers werden die Produkte der Staatlichen Porzellan-Manufaktur<br />

Meissen mit traditionellen Dekors bemalt. Ambitionierte<br />

Sammler bekommen nach Absprache und genauer Prüfung auch<br />

eigene Gestaltungswünsche erfüllt.<br />

Steinernes Puzzle: Fiorenzo Paci fertigt seine Mosaiken und<br />

Intarsien wie zur <strong>Zeit</strong> der Renaissance von Hand, gibt sich aber<br />

nicht mit den bunten Arno-Kieseln zufrieden, aus denen Pietra-<br />

Dura-Arbeiten anfangs bestanden. Die Mineralien, von denen<br />

Hunderte zu einer seiner farbenprächtigen Tischplatten aneinandergefügt<br />

werden, kauft er auch auf weiten Reisen


„American Choppers“ heißt eine erfolgreiche Fernseh-Doku-Soap,<br />

in der eine US-Familie ungewöhnliche Motorräder baut. Weil immer<br />

alles anders ist, ist jedes Projekt eine Reihe von Dramen und<br />

Triumphen. Und die Zuschauer bestaunen die Leidenschaft und<br />

das technische Improvisationstalent der bärtigen Helden.<br />

Die Darstellung sei natürlich übertrieben, findet<br />

Volker Sichler – aber im Prinzip schon richtig. Seine kleine, feine<br />

Motorrad-Marke Hollister’s fertigt im Schwarzwald-Dorf Horgen<br />

nicht mehr als 15 Motorräder pro Jahr, auf Bestellung, jedes ein<br />

Unikat. Manche Kunden leben in Ländern, in denen keine Behör -<br />

den genehmigungen die Fantasie beschneiden, sie haben die<br />

eigenwilligsten Wünsche und stellen die kleine Truppe aus<br />

Mechanikern und Elektronikern immer wieder vor neue Auf -<br />

gaben. Und genau das, die schnelle Lösung technischer<br />

Probleme, ist die Herausforderung, die die Mitarbeiter suchen<br />

und in der Industrie so nie finden könnten. Bevor sich das Haus<br />

von einer neuen Maschine trennt, wird sie über die ersten 1.000<br />

Kilometer eingefahren und der Kunde eingewiesen, als müsse er<br />

sich für den Besitz erst qualifizieren. Womöglich aber schließt<br />

sich dann für den Käufer das gute Gefühl an, etwas zu besitzen,<br />

das auch sein Schöpfer so schätzt, dass er es nicht gerne hergegeben<br />

hat. Weil jedes gelungene Stück (ein missratenes würde<br />

ein stolzes Haus niemals verlassen) auch für die Entwicklung der<br />

Manufaktur steht.<br />

Die Porzellan-Manufaktur Meissen ist stolz auf ihre<br />

lange Entwicklung. 1710 gegründet, ist sie eine Schöpfung der<br />

Frühen Neuzeit, eine perfekt organisierte Versammlung handwerklicher<br />

Expertise, und verwaltet ein gewaltiges historisches<br />

Erbe. Zigtausende Formen aus den Jahrhunderten ihres Schaffens<br />

bilden die Grundlage für die Preziosen aus Weißem Gold.<br />

Sammler bekommen auch individuelle Wünsche erfüllt. Die<br />

geschichtsträchtige Ware wird ganz traditionell hergestellt, in<br />

Handarbeit. In Jahren geschultes menschliches Gespür für die noch<br />

weiche Porzellanmasse, für Komposition und die richtige Farb -<br />

konsistenz beim Bemalen der zarten Produkte lässt sich indus triell<br />

nicht simulieren. Die kleinen Abweichungen des Dekors machen<br />

den individuellen Reiz der Unikate aus. Ein falscher Pinselstrich<br />

aber verdirbt die Unterglasur male rei unrettbar. Auch ein Merkmal<br />

Wenn sich die<br />

ideale Maserung in<br />

der Mitte eines<br />

großen Steinblocks<br />

findet, wird das<br />

kleine Stück eben<br />

vorsichtig herausgesägt.<br />

Von Hand<br />

vieler Manufaktur-Prozesse:<br />

Die diffizile Arbeit duldet<br />

keine Fehler; ausbessern<br />

lässt sich nichts. Nimmt das<br />

teure Werkstück Schaden,<br />

muss es aufgegeben werden,<br />

und die Arbeit beginnt<br />

von vorn.<br />

Das gilt auch für Fiorenzo Paci und seinen Sohn<br />

Marco, die bei Florenz die Kunst der Pietra Dura lebendig halten.<br />

Für große Tischplatten, Wandschmuck oder kleine Medaillons fertigen<br />

sie steinerne Mosaiken wie zur <strong>Zeit</strong> der Renaissance. Paci<br />

kombiniert Porphyr mit Jaspis, Lapislazuli, Magnesit, Onyx und<br />

Schlangenstein zu geometrischen Mustern oder Bildern. Klug<br />

geschnittene Steine imitieren in ihrem Verlauf weiche Schatten<br />

oder die Struktur von Blättern; und wenn sich die gesuchte Vogel -<br />

feder-Maserung in der Mitte eines Blocks findet, wird das kleine<br />

Stück herausgesägt, sehr langsam, mit einer großen, altertümlichen<br />

Bogensäge, damit das empfindliche Mineral nicht reißt oder bricht.<br />

Besonders aufwendig sind Intarsien: Während eine Gruppe von<br />

Handwerkern die farbigen Einlagen zuschneidet, arbeiten andere<br />

mit kleinen Bohrern und Stichel die Vertiefungen in die marmorne<br />

Trägerplatte. Ein sinnfälliges Bild dafür, wie viel menschliche<br />

Energie – Muskelkraft, Schöpfergeist und Leidensfähigkeit – in<br />

einem Manufaktur-Produkt zusammenfließen können. Eine Akku -<br />

mulation, die der Kunde umso mehr schätzt, wenn er mit seiner<br />

Gestaltungsidee daran teilhatte.<br />

Und die gestalterische Anregung von außen brauchen<br />

auch die Manufakturen. Sie wahren Traditionen; ein Museum des<br />

immer Gleichen wollen sie nicht sein, auch wenn manch eine<br />

Werkstatt, die von Fiorenzo Paci zum Besipiel, wie ein Museum<br />

aussieht: Wenn er Kundenwünsche umsetzt, hat er keine Scheu<br />

vor neuen Motiven. Und was für Paci gilt, für Meissen mit seinen<br />

zeitgenössischen Schöpfungen schon lange, für Hollister’s<br />

Hightech-Maschinen ohnehin, das gilt auch für Hayashi: Neue<br />

Leuchten lässt er von jungen Designern entwerfen, damit sie in<br />

ein modernes Wohnumfeld passen. Das Papier schöpft er weiter<br />

von Hand, in der offenen Hütte. ✺<br />

Momentum 3· 2007<br />

47


Quellen: AP, brandeins, dpa, The Times, Mitchell Symons: „Wussten Sie das auch schon ...?“<br />

<strong>Zeit</strong>fenster Zahlen & Fakten<br />

48 Momentum 3· 2007<br />

Wussten Sie, dass ein Atemzug eines erwachsenen Menschen etwa fünf Sekunden dauert?<br />

Pro Tag filtert die menschliche Nase 20.000 Liter Luft, wobei sich alle halbe Stunde<br />

die Nasenlöcher beim Atmen abwechseln.<br />

Das Gefühl, in einem Sekunden-Bruchteil einen großen Fehler gemacht zu haben, beschlich<br />

einen Techniker der Steuerbehörde in Alaska: Durch einen Tastendruck hatte er ein Konto mit 38 Milliarden US-Dollar<br />

gelöscht. Die Wiederherstellung der Daten kostete 200.000 US-Dollar und dauerte neun Monate.<br />

Ein Mensch der westlichen Welt wartet im Laufe seines Lebens etwa zwei Wochen vor roten Ampeln.<br />

<strong>Der</strong> Eiffelturm in Paris erhält alle sieben Jahre einen neuen Anstrich.<br />

Im Jahr 2009 wird es das 19. Mal sein, wobei 25 Arbeiter etwa ein Jahr <strong>Zeit</strong> benötigen,<br />

um die 60 Tonnen Farbe zu verstreichen.<br />

Ein junger Wal erhöht sein Körpergewicht in seinen ersten<br />

beiden Lebensjahren um das<br />

30.000.000.000-Fache.<br />

Um durch den gesamten<br />

menschlichen Körper zu strömen,<br />

braucht das Blut durchschnittlich nur eine Minute.<br />

Nach nur 21 Tagen völligen Faulseins sinkt der Intelligenzquotient um 20 Punkte.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Zeit</strong>raum, den ein Hund laut Deutschem<br />

Mieterbund ununterbrochen bellen darf, beträgt zehn Minuten.<br />

Zum künftigen Klimaschutz will die britische Regierung gegen rülpsende Kühe und Schafe vorgehen.<br />

Die Rülpser bestehen aus Methangas, das sich 23 Mal stärker auf die Erderwärmung auswirkt als CO 2 .<br />

Ein 1,1-Millionen-Euro-Forschungsprojekt soll jetzt leichter verdauliche Nahrung finden.<br />

Mit durchschnittlich fünf bis zehn Minuten verbringen Männer mehr <strong>Zeit</strong> auf dem WC als Frauen.<br />

16 Prozent der Herren benötigen gar zehn bis 15 Minuten.<br />

Und jeder Vierte im Alter von 14 bis 29 nutzt die <strong>Zeit</strong> zum Musikhören oder SMS-Schreiben.


Elefanten-Kino Momentaufnahme<br />

Im Elefanten-Kino<br />

5. Juni 2006, Ayuthaya, Thailand: Elefantentreiber schauen den thailändischen Animationsfilm „Kan Kluay“ an, der die<br />

Erlebnisse eines kleinen, wilden Elefanten erzählt – die Faszination bei den Dickhäutern scheint kaum geringer<br />

Momentum 3· 2007<br />

49<br />

Foto: Sukree Sukplan/Reuters/Corbis


Zukunftsmomente Abonnement & Impressum<br />

✄<br />

Impressum<br />

50 26 Momentum 3· 3· 2007 2006<br />

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Objektverantwortung: Dominique Daniela Heberling<br />

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Layout: Sven Kretzer<br />

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Redaktion: Antoinette Schmelter de Escobar,<br />

Bernhard Haselbeck (Bild),<br />

Norbert Misch-Kunert (Schlussredaktion)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Kai Bargmann,<br />

Elizabeth Doerr, Wolf gang Hörner, Jan Lehmhaus,<br />

Anja C. Lohmann, Nor bert Misch-Kunert,<br />

Peter Tönnishoff<br />

Übersetzung: English Express, Berlin<br />

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MOMENTUM, Magazin für <strong>Zeit</strong>zeugen und Momentaufnahmen erscheint drei Mal im Jahr auf Deutsch sowie auf Englisch in den Ländern:<br />

Ägypten, Andorra, Argentinien, Aserbaidschan, Australien, Bahrain, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Groß bri tannien, Guam, Guatemala,<br />

Hongkong, Indien, Iran, Israel, Italien, Japan, Jordanien, Kanada, Karibik, Kasachstan, Kolumbien, Kuwait, Libanon, Luxemburg, Macao, Malaysia, Marokko, Mexiko,<br />

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Südafrika, Syrien, Taiwan, Thailand, Türkei, Ukraine, Ungarn, USA, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate


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