Lesesozialisation, PDF - LesepartnerInnen
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die Bereitschaft der Eltern zur Anpassung an die Kompetenzen und Interessen des Kindes.<br />
Sie vermuten darin einen höheren Prädiktor.<br />
Die AutorInnen meinen, dass die Fähigkeit zur situationsabstrakten und bewussten Verwendung<br />
von Sprache, die die Kinder über die genannten Kommunikationsformen im<br />
aktiven Mitmachen erwerben können, offenbar eine wesentliche Vorraussetzung auch für<br />
die Rezeption von schriftsprachlichen Texten ist. Ihre Einübung ist in besonderer Weise auf<br />
eine kindzentrierte pädagogische Einstellung der Eltern angewiesen. Umgekehrt profitiert<br />
solch eine Einstellung aber auch von den Möglichkeiten prä- und paraliterarischer<br />
Kommunikation zwischen Eltern und Kindern.<br />
Die AutorInnen haben in der sogenannten „Survey Studie“ festgestellt, dass weniger<br />
Eltern diese Form von vorschulischer Leseförderung anbieten als das Vorlesen selbst. Es<br />
scheint, als hätten die Eltern die Formen der prä- und paraliterarischen Kommunikation<br />
nicht mehr in ihrem Verhaltensrepertoire. Wenn es jedoch angeboten wird, dann<br />
meistens von der Mutter. Der Unterschied beim Anbieten von prä- und paraliterarischer<br />
Kommunikation (z. B. Reime, Lieder) ist zwischen Vätern und Müttern zu Gunsten der<br />
Mütter hochsignifikant. Kreativen Formen von prä- und paraliterarischer Kommunikation<br />
(gemeinsames Erfinden von Geschichten, Rollen- und Sprachspiele) sind in höheren<br />
Bildungsschichten etwas häufiger zu finden.<br />
Nach Hurrelmann et al. (1993) ist besonders Müttern die Freude des Kindes über das<br />
Vorgelesene wichtig. Bei ihren Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass diese<br />
kindzentrierte Einstellung der Mütter als einziges hoch signifikant mit dem Leseverhalten<br />
der Kinder korreliert. Die AutorInnen erklären den Effekt damit, dass mit dieser Einstellung<br />
das Vorlesen um seiner selbst Willen geschieht, das heißt, dass keinerlei zusätzliche<br />
pädagogischen Funktionen damit verbunden werden. Sie nehmen an, dass diese<br />
zunächst nicht zweckgebundene und kindzentrierte Haltung der Mutter einen sehr guten<br />
Raum für Vorleseinteressen des Kindes schafft.<br />
Den AutorInnen ist wichtig zu betonen, dass nur eine kindzentrierte Einstellung zum Vorlesen,<br />
die nicht an funktionale Bedingungen geknüpft ist, im Zusammenhang mit der<br />
Lesepraxis steht. Weder die von den Eltern bekundeten Einstellungen zum Vorlesen, die in<br />
irgendeiner Form eine Funktionalisierung des Vorlesens erkennen lassen, noch die retrospektiv<br />
ermittelte Häufigkeit ihres Vorlesens lassen dagegen eine Voraussage über das<br />
Leseverhalten der Kinder zu.<br />
3.2.9. Familienklima<br />
Hurrelmann et al. (1993) gehen davon aus, dass das Lesen von Büchern mit der Qualität<br />
und der Quantität familiärer Interaktionen und Aktivitäten korreliert.<br />
Das Familienklima lässt sich zwar nicht als unabhängige Bedingungsvariable des Lesens<br />
nachweisen, doch gehen die AutorInnen davon aus, dass das anregende Beziehungsklima,<br />
die Gemeinsamkeiten der Familienmitglieder – vor allem bezüglich der Freizeit-<br />
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