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Bachelorarbeit - Logistics Baden-Württemberg

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Logistik<br />

fossiler Energieträger<br />

<strong>Bachelorarbeit</strong><br />

im Fach Logistik<br />

Studiengang Betriebswirtschaft<br />

für kleine und mittlere Unternehmen<br />

der<br />

Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

Aalen<br />

Jens Schleicher<br />

Matrikelnummer: 25867<br />

Erstprüfer: Prof. Dr. Ulrich Morlock<br />

Zweitprüfer: Prof. Dr. Eugen May<br />

Bearbeitungszeitraum:<br />

01. November 2009 bis 30. April 2010<br />

Aalen, April 2010


Inhaltsverzeichnis 2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis .......................................................................................................2<br />

Abbildungsverzeichnis ...............................................................................................4<br />

Tabellenverzeichnis ....................................................................................................5<br />

Abkürzungsverzeichnis ..............................................................................................6<br />

Vorwort ........................................................................................................................8<br />

1 Einleitung..........................................................................................................9<br />

1.1 Aufgabenstellung..............................................................................................10<br />

1.2 Vorgehensweise...............................................................................................11<br />

2 Energiemarkt ..................................................................................................12<br />

2.1 Energie.............................................................................................................12<br />

2.2 Energienachfrage.............................................................................................16<br />

2.3 Deckung des Energiebedarfs ...........................................................................22<br />

2.4 Fossile Energieträger .......................................................................................24<br />

2.4.1 Zusammensetzung...........................................................................................24<br />

2.4.2 Entstehung .......................................................................................................25<br />

2.4.3 Geschichtliche Nutzungsentwicklung................................................................26<br />

2.5 Fossile Energievorkommen ..............................................................................27<br />

2.5.1 Reserven..........................................................................................................28<br />

2.5.2 Ressourcen ......................................................................................................32<br />

2.5.3 Reichweite........................................................................................................33<br />

2.6 Deutsche Lieferabhängigkeiten ........................................................................35<br />

3 Logistischer Prozess Erdöl ...........................................................................40<br />

3.1 Erdölgewinnung................................................................................................43<br />

3.1.1 Exploration .......................................................................................................43<br />

3.1.2 Bohrung ...........................................................................................................43<br />

3.1.3 Förderung.........................................................................................................46<br />

3.2 Transport vom Förderort in die Verbraucherregion ...........................................48<br />

3.2.1 Pipeline ............................................................................................................49<br />

3.2.2 Schiff ................................................................................................................56<br />

3.3 Transport zur Weiterverarbeitung in Raffinerie .................................................64<br />

3.3.1 Pipeline ............................................................................................................64<br />

3.3.2 Tankmotorschiff................................................................................................67<br />

3.4 Verarbeitung in der Raffinerie...........................................................................71<br />

3.4.1 Destillation........................................................................................................71


Inhaltsverzeichnis 3<br />

3.4.2 Konversion .......................................................................................................72<br />

3.4.3 Reformierung ...................................................................................................73<br />

3.4.4 Mineralölprodukte.............................................................................................74<br />

3.5 Lagerung der Fertigprodukte ............................................................................74<br />

3.5.1 Lagerhaltung von Mineralölprodukten...............................................................75<br />

3.5.2 Pflichtbevorratung ............................................................................................77<br />

3.6 Transport der Fertigprodukte zum Endverbraucher ..........................................78<br />

3.6.1 Straßentankfahrzeug........................................................................................79<br />

3.6.2 Eisenbahnkesselwagen....................................................................................85<br />

3.6.3 Pipeline ............................................................................................................89<br />

3.6.4 Tankmotorschiff................................................................................................90<br />

4 Logistischer Prozess Erdgas ........................................................................91<br />

4.1 Erdgasförderung...............................................................................................93<br />

4.1.1 Exploration .......................................................................................................93<br />

4.1.2 Bohrung ...........................................................................................................93<br />

4.1.3 Förderung.........................................................................................................94<br />

4.2 Transport vom Förderort in die Verbraucherregion ...........................................95<br />

4.2.1 Pipeline ............................................................................................................95<br />

4.2.2 Schiff ..............................................................................................................100<br />

4.3 Gasspeicherung .............................................................................................105<br />

4.3.1 Notwendigkeit von Erdgasspeichern...............................................................106<br />

4.3.2 Erdgasspeichertypen......................................................................................107<br />

4.4 Transport zum Endverbraucher ......................................................................110<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick................................................................113<br />

Anhang A: Regionale Gruppierungen....................................................................116<br />

Anhang B: Umrechnungsfaktoren .........................................................................117<br />

Anhang C: Raffineriestandorte...............................................................................118<br />

Anhang D: Mitglieder der Internationalen Energieagentur...................................119<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................120<br />

Ehrenwörtliche Erklärung.......................................................................................130


Abbildungsverzeichnis 4<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Klassifizierung der Energieträger............................................................13<br />

Abbildung 2: Energieumwandlungskette fossiler Energieträger ...................................14<br />

Abbildung 3: Entwicklung des Weltprimärenergieverbrauchs ......................................17<br />

Abbildung 4: Weltweiter Primärenergieverbrauch nach Regionen 2008 ......................18<br />

Abbildung 5: Rangliste der Länder mit dem höchsten Primärenergieverbrauch<br />

2008.................................................................................................................19<br />

Abbildung 6: Pro-Kopf-Energieverbrauch 2008 in ausgewählten Ländern und<br />

Regionen .........................................................................................................21<br />

Abbildung 7: Primärenergieverbrauch der Welt nach Energieträgern 2008 .................22<br />

Abbildung 8: Primärenergieverbrauch in Deutschland nach Energieträgern 2008 .......23<br />

Abbildung 9: Welt-Erdölreserven 2008 nach Regionen ...............................................28<br />

Abbildung 10: Welt-Erdölreserven 2008 nach Ländern................................................29<br />

Abbildung 11: Welt-Erdgasreserven 2008 nach Regionen...........................................30<br />

Abbildung 12: Welt-Erdgasreserven 2008 nach Ländern.............................................30<br />

Abbildung 13: Welt-Kohlereserven 2008 nach Regionen.............................................31<br />

Abbildung 14: Welt-Kohlereserven 2008 nach Ländern...............................................32<br />

Abbildung 15: Gegenüberstellung der Ressourcen und Reserven...............................33<br />

Abbildung 16: Reichweite der weltweiten Reserven an Energieträgern 2008 ..............34<br />

Abbildung 17: Energieimportabhängigkeit Deutschlands 2008 ....................................35<br />

Abbildung 18: Energieträgerlieferanten Deutschlands 2008 ........................................36<br />

Abbildung 19: Strategische Ellipse ..............................................................................38<br />

Abbildung 20: Erdöltransportströme 2008 ...................................................................40<br />

Abbildung 21: Rangliste der größten Erdölförderländer 2008 ......................................41<br />

Abbildung 22: Erdölversorgungskette..........................................................................42<br />

Abbildung 23: Bohrturm beim Rotary-Verfahren ..........................................................44<br />

Abbildung 24: Bohrmeißel beim Abtransport des Bohrkleins .......................................45<br />

Abbildung 25: Fördermethoden ...................................................................................47<br />

Abbildung 26: Tanklager .............................................................................................50<br />

Abbildung 27: Pumpstation..........................................................................................51<br />

Abbildung 28: Druschba-Pipeline ................................................................................54<br />

Abbildung 29: BTC-Pipeline ........................................................................................54<br />

Abbildung 30: Tengiz–Noworossisk-Pipeline...............................................................55<br />

Abbildung 31: Trans-Alaska-Pipeline...........................................................................55<br />

Abbildung 32: Tankschiff .............................................................................................58<br />

Abbildung 33: Aufbau eines Tankschiffes....................................................................60<br />

Abbildung 34: Doppelhüllentanker...............................................................................60<br />

Abbildung 35: Hafen in Rotterdam...............................................................................63<br />

Abbildung 36: Raffineriestandorte und Pipelineverbindungen in Deutschland .............65<br />

Abbildung 37: Tankmotorschiff ....................................................................................68<br />

Abbildung 38: Deutsches Wasserstraßennetz.............................................................70<br />

Abbildung 39: Rohöldestillationsanlage.......................................................................72<br />

Abbildung 40: Transportmittel von der Raffinerie bis zum Großtanklager ....................75


Tabellenverzeichnis 5<br />

Abbildung 41: Standorte der Großtanklager ................................................................76<br />

Abbildung 42: Kosten des Mineralöltransports in Abhängigkeit von der<br />

Transportweite und dem Transportmittel..........................................................79<br />

Abbildung 43: Straßentankfahrzeug ............................................................................81<br />

Abbildung 44: Kraftfahrzeug mit Sattelauflieger...........................................................81<br />

Abbildung 45: Gefahrzettel ..........................................................................................84<br />

Abbildung 46: Warntafel ..............................................................................................84<br />

Abbildung 47: Eisenbahnkesselwagen ........................................................................86<br />

Abbildung 48: Beladung von Eisenbahnkesselwagen..................................................87<br />

Abbildung 49: Entladung von Eisenbahnkesselwagen.................................................88<br />

Abbildung 50: Erdgastransportströme 2008 ................................................................91<br />

Abbildung 51: Rangliste der größten Erdgasförderer 2008..........................................92<br />

Abbildung 52: Erdgasversorgungskette.......................................................................93<br />

Abbildung 53: Europäisches Ferngasnetz ...................................................................97<br />

Abbildung 54: Nord-Stream-Pipeline ...........................................................................98<br />

Abbildung 55: Nabucco-Pipeline..................................................................................99<br />

Abbildung 56: South-Stream-Pipeline........................................................................100<br />

Abbildung 57: LNG-Transportkette............................................................................101<br />

Abbildung 58: LNG-Tankschiff mit Kugel- bzw. Membrantanks .................................102<br />

Abbildung 59: LNG-Tankschiff...................................................................................103<br />

Abbildung 60: LNG-Anlandeterminals in Europa .......................................................105<br />

Abbildung 61: Speicherung zum Ausgleich von Förderung und Absatz.....................106<br />

Abbildung 62: Poren- bzw. Kavernenspeicher...........................................................108<br />

Abbildung 63: Lage der deutschen Gasspeicher .......................................................109<br />

Abbildung 64: Hoch- und Mitteldruckleitungen im deutschen Erdgasnetz..................111<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Abkürzungen für Zehnerpotenzen...............................................................15<br />

Tabelle 2: Schiffsgrößenklassen beim Öltransport ......................................................58<br />

Tabelle 3: Anlandestationen von Rohöl der BRD 2007................................................62<br />

Tabelle 4: Rohölpipelines in Deutschland....................................................................66<br />

Tabelle 5: Nationale und internationale Gefahrgutvorschriften ....................................83<br />

Tabelle 6: Ausgewählte Mineralölprodukte mit Kennnummern ....................................83<br />

Tabelle 7: Mineralölpipelines in Deutschland...............................................................89


Abkürzungsverzeichnis 6<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

°C Grad Celsius<br />

3D dreidimensional<br />

AFM+E Außenhandelsverband für Mineralöl und Energie<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

AGEB Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen<br />

BDB Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />

BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft<br />

BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Bill. Billionen<br />

BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

BP British Petroleum<br />

BRD Bundesrepublik Deutschland<br />

BTC Baku-Tiflis-Ceyhan<br />

cm Zentimeter<br />

CPC Caspian Pipeline Consortium<br />

DDR Deutsche Demokratische Republik<br />

DNK Deutsche Nationale Komitee des Weltenergierates<br />

EBV Erdölbevorratungsverband<br />

EIA Energy Information Administration<br />

EU Europäische Union<br />

EV Erdöl-Vereinigung Schweiz<br />

EWI Energiewissenschaftliches Institut an der Universität Köln<br />

FVMI Fachverband der Mineralölindustrie Österreichs<br />

IEA Internationale Energie-Agentur<br />

IMO International Maritime Organization<br />

km Kilometer<br />

km/h Kilometer pro Stunde<br />

LKW Lastkraftwagen<br />

LNG Liquefied Natural Gas


Abkürzungsverzeichnis 7<br />

LPG Liquefied Petroleum Gas<br />

m 3<br />

Kubikmeter<br />

mbar Millibar<br />

MEGAL Mittel-Europäische-Gasleitung<br />

MIDAL Mitteldeutsche Anbindungsleitung<br />

Mio. Millionen<br />

mm Millimeter<br />

Mrd. Milliarden<br />

MVL Mineralölverbundleitung<br />

MWV Mineralölwirtschaftsverband<br />

NATO North Atlantic Treaty Organization<br />

NWO Nord-West-Ölleitung<br />

OMV Österreichische Mineralölverwaltung<br />

o.V. ohne Verfasser<br />

RÖE Rohöleinheiten<br />

RRP Rotterdam-Rhein-Pipeline<br />

RWE Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG<br />

SEPL Südeuropäische-Pipeline<br />

SI Système international d’unités (Internationales Einheitensystem)<br />

SKE Steinkohleeinheiten<br />

t Tonnen<br />

TAL Transalpine Ölleitung<br />

tdw tons deadweight<br />

TENP Trans-Europa-Naturgas-Pipeline<br />

tkm Tonnenkilometer<br />

ULCC Ultra Large Crude Carrier<br />

UN United Nations<br />

USA United States of America<br />

USD United States Dollar<br />

v. Chr. vor Christus<br />

VLCC Very Large Crude Carrier<br />

WEG Wirtschaftsverband Erdöl- und Gasgewinnung


Vorwort 8<br />

Vorwort<br />

Die vorliegende <strong>Bachelorarbeit</strong> mit dem Titel „Logistik fossiler Energieträger“ wurde im<br />

Zeitraum vom 01. November 2009 bis 30. April 2010 im Rahmen des Studiengangs<br />

Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen an der Hochschule für Technik<br />

und Wirtschaft in Aalen erstellt.<br />

Besonders herzlich bedanken möchte ich mich bei Herrn Professor Dr. Ulrich Morlock,<br />

der die Betreuung meiner <strong>Bachelorarbeit</strong> übernommen hat. Seine wertvollen Ratschlä-<br />

ge und Anregungen lenkten die Arbeit in die richtige Richtung und waren mir stets eine<br />

große Hilfe. Zudem war mir seine tatkräftige Unterstützung zu jeder Zeit sicher.<br />

Mein weiterer Dank gilt der Hermann Bantleon GmbH in Ulm, im Besonderen Frau<br />

Kletting und Herrn Janz, die mich durch ihr Unternehmen führten und mich mit<br />

Informationen unterstützten.<br />

Altheim/Alb, April 2010<br />

Jens Schleicher


1 Einleitung 9<br />

1 Einleitung<br />

Energie besitzt eine grundlegende Bedeutung für den Menschen. 1 Jeder „Normalbür-<br />

ger“ nutzt sie täglich in den verschiedensten Erscheinungsformen. Schon der Früh-<br />

stückskaffee benötigt reichlich Energie, bevor er dampfend in der Tasse zum Trinken<br />

bereit steht. Ebenso die tägliche Autofahrt zur Arbeit, die beheizte Wohnung, das be-<br />

leuchtete Zimmer, das Telefonat mit dem Handy und so weiter. Energie wird bei nahe-<br />

zu jeder Aktivität benötigt und ist aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzu-<br />

denken.<br />

Zum allergrößten Teil schöpft die Menschheit ihren Energiebedarf aus den fossilen<br />

Energieträgern Erdöl, Erdgas und Kohle. Diese natürlich vorkommenden Energieträger<br />

sind jedoch global verhältnismäßig ungleich verteilt. Aus diesem Grund muss der<br />

überwiegende Teil der in Deutschland benötigten Rohstoffe aus dem Ausland impor-<br />

tiert werden. 2 Häufig tauchen Themen zu diesen Einfuhren in den Medien auf und wer-<br />

den öffentlich diskutiert.<br />

Im Januar 2009 sorgte beispielsweise der Gasstreit zwischen Russland und der Ukrai-<br />

ne für Schlagzeilen. Der Streit über höhere Gaspreise eskalierte als Russland seine<br />

Gaslieferungen in die Ukraine vorübergehend einstellte. Da der Großteil des in der EU<br />

benötigten Gases durch ukrainische Pipelines führt, beeinträchtigte der Lieferstopp die<br />

europäische Gasversorgung beträchtlich. Auch in Deutschland wurden aufgrund der<br />

vorübergehenden Lieferengpässe größere Versorgungsschwierigkeiten befürchtet. 3<br />

Aber auch weitere Vorfälle wie z.B. das Tankerunglück in Norwegen im Juli 2009, bei<br />

dem ca. 300 Tonnen Rohöl aus einem havarierten Öltanker ins Meer entwichen, ma-<br />

chen immer wieder auf den Transport von Energieträgern aufmerksam. 4 Allerdings ist<br />

über die logistischen Prozesse der fossilen Energieträger, trotz ihrer großen Relevanz,<br />

nur wenig bekannt. Es scheint also die Notwendigkeit gegeben sich grundlegend mit<br />

dieser Thematik auseinanderzusetzen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich detail-<br />

liert mit der „Logistik fossiler Energieträger“ und zeigt dem Leser, wie breit gefächert<br />

dieses Themengebiet ist.<br />

In den folgenden Unterkapiteln wird die Aufgabenstellung der <strong>Bachelorarbeit</strong> definiert,<br />

das Thema abgegrenzt und die Zielsetzung der Arbeit näher erläutert. Zudem wird auf<br />

die in der Arbeit angewandte Vorgehensweise eingegangen.<br />

1<br />

Vgl. Rebhan, E. (2002): Energiehandbuch. S. VII.<br />

2<br />

Vgl. Zahoransky, R. (2009): Energietechnik. S. 1.<br />

3<br />

Vgl. http://www.zeit.de/online/2009/02/gasstreit-russland-ukraine-3, vom 16.12.09.<br />

4 Vgl. http://www.zeit.de/online/2009/31/norwegen-oelpest, vom 16.12.09.


1 Einleitung 10<br />

1.1 Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabe der vorliegenden <strong>Bachelorarbeit</strong> „Logistik fossiler Energieträger“ ist es,<br />

den logistischen Prozess von Erdöl und Erdgas von der Förderung bis zum End-<br />

verbraucher zu analysieren und eingehend darzustellen. Zudem soll die Arbeit einen<br />

umfassenden Überblick über die aktuelle globale Energienachfrage und die Deckung<br />

dieses Energiebedarfs ermöglichen. Des Weiteren sollen die gegenwärtigen weltweiten<br />

Vorkommen an fossilen Energieträgern aufgezeigt und die Lieferabhängigkeiten<br />

Deutschlands dargelegt werden.<br />

Der logistische Bereich der fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas steht somit im Fo-<br />

kus dieser Ausarbeitung. Die verschiedenartigen Transportabläufe der Energieträger<br />

nehmen dabei eine übergeordnete Stellung ein, da der Ort des Energievorkommens<br />

und des Energieverbrauchs in der Regel nicht direkt beieinander liegt. Hierzu gehören<br />

Informationen über die diversen Transportmittel und die verschiedenen Umschlagspro-<br />

zesse, die zur Veranschaulichung der Versorgungskette dienen. Zudem zeigt die Arbeit<br />

die Exploration, die Förderungstechnik, die Aufbereitung und die Speicherung bzw.<br />

Lagerung der Energieträger auf.<br />

Abgrenzung<br />

In dieser Arbeit wird ausschließlich der logistische Prozess der fossilen Energieträger<br />

Erdöl und Erdgas behandelt. Allerdings werden im zweiten Kapitel, das den gesamten<br />

Energiemarkt und insbesondere die fossilen Energievorkommen umfasst, alle fossilen<br />

Energieträger betrachtet. Auf die nuklearen Energieträger und die erneuerbaren Ener-<br />

gien wird hingegen nicht näher eingegangen.<br />

Die Betrachtung des logistischen Prozesses beginnt jeweils mit der Förderung des<br />

Energieträgers und endet mit dem Transport zum Endverbraucher. Die Darstellung der<br />

Versorgungskette ist dabei grundsätzlich auf den Transport nach Deutschland ausge-<br />

richtet und es werden lediglich die relevanten und gebräuchlichen Transportmittel auf-<br />

gezeigt. Zudem werden Mineralölprodukte die bereits im Ausland hergestellt wurden<br />

und anschließend nach Deutschland befördert werden nicht betrachtet. Außerdem wird<br />

beim logistischen Prozess von Erdgas nur auf die wichtigsten Transportmittel Pipeline<br />

und Schiff eingegangen.<br />

Das große und komplexe Themengebiet dieser <strong>Bachelorarbeit</strong> bringt jedoch mit sich,<br />

dass gewisse Abstriche im Bezug auf den Detaillierungsgrad gemacht werden müssen,<br />

um nicht den Rahmen der Arbeit zu sprengen. Beispielsweise werden die physikali-<br />

schen und technischen Grundlagen nur eingeschränkt dargestellt.<br />

Ziel der Arbeit<br />

Ziel der Arbeit ist es, in einer ganzheitlichen Darstellung die verschiedenartigen Ener-<br />

gieversorgungswege der fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas vom Ort der Förde-<br />

rung bis zum Endverbraucher aufzuzeigen. Die einzelnen Stufen der Erdöl- bzw. Erd-<br />

gasversorgungskette sollen dabei zusammenhängend und eingehend erläutert werden.<br />

Zudem sollen die unterschiedlichen Transportmittel die dabei zum Einsatz kommen


1 Einleitung 11<br />

ausführlich vorgestellt werden, um differenzieren zu können wann und weshalb die<br />

Transportmittel auf der Versorgungskette eingesetzt werden. Dem Leser soll dadurch<br />

ein umfassender Einblick in das Thema „Logistik fossiler Energieträger“ ermöglicht<br />

werden, um zu verstehen wie Erdöl und Erdgas nach Deutschland und letztendlich<br />

zum Verbraucher gelangen.<br />

1.2 Vorgehensweise<br />

Das erste einleitende Kapitel führt anhand der Aufgabenstellung in die <strong>Bachelorarbeit</strong><br />

ein, schränkt den Umfang des zu bearbeitenden Themas ein und erläutert das damit<br />

verbundene Ziel der Arbeit. Zudem wird die angewandte Vorgehensweise in dieser<br />

Arbeit aufgezeigt.<br />

In Kapitel zwei wird ein Überblick über den Energiemarkt gegeben. Energiebegrifflich-<br />

keiten, die aktuelle weltweite Energienachfrage und die gegenwärtige globale und nati-<br />

onale Deckung des Energiebedarfs werden erläutert. Ebenso werden die fossilen<br />

Energieträger detailliert vorgestellt und deren weltweiten Vorkommen anhand der Re-<br />

serven und Ressourcen aufgezeigt. Außerdem wird die Abhängigkeit Deutschlands<br />

von fossilen Energieimporten näher beschrieben.<br />

In Kapitel drei wird der logistische Prozess von Erdöl dargestellt. Dabei wird der Weg<br />

des Erdöls von der Gewinnung bis zum Endverbraucher detailliert aufgezeigt. Neben<br />

den eingesetzten Transportmitteln wird insbesondere auf die Förderung des Erdöls, die<br />

Verarbeitung des Rohöls in der Raffinerie und die Lagerung der Mineralölprodukte ein-<br />

gegangen.<br />

Der logistische Prozess von Erdgas wird in Kapitel vier ausführlich beschrieben. Dort<br />

wird der Weg, den das Erdgas von der Förderung bis zum Endverbraucher zurücklegt,<br />

eingehend erläutert. Dabei werden vor allem die dort zum Einsatz kommenden Trans-<br />

portmittel und die Speicherung des Erdgases betrachtet.<br />

In Kapitel fünf wird ein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des logistischen Pro-<br />

zesses von Erdöl und Erdgas gegeben. Zudem wird der grundlegende Kerngedanke<br />

dieser Arbeit zusammengefasst und dargestellt.<br />

Den Abschluss bilden der Anhang, das Literaturverzeichnis und die eidesstattliche Er-<br />

klärung.


2 Energiemarkt 12<br />

2 Energiemarkt<br />

Im Kapitel Energiemarkt werden zuerst einige grundlegende Energiebegriffe erläutert,<br />

die diversen Energieträger klassifiziert und die Energiemaßeinheiten vorgestellt. Des<br />

Weiteren werden die Energienachfrage und die Deckung des Energiebedarfs anhand<br />

der gegenwärtigen globalen und nationalen Situation dargestellt. Anschließend werden<br />

die fossilen Energieträger und deren weltweiten Vorkommen aufgezeigt. Im letzen Teil<br />

dieses Kapitels wird die Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Energieimporten nä-<br />

her beschrieben.<br />

2.1 Energie<br />

Mit Energie gehen wir täglich um und umgangssprachlich wird der Begriff kontinuierlich<br />

verwendet. Doch was bedeutet Energie tatsächlich? Ursprünglich geht der Begriff<br />

Energie auf das griechische "energeia" zurück, zu deutsch Wirksamkeit und tauchte<br />

erstmals bei dem antiken Philosophen Aristoteles auf. 5<br />

Allgemein definiert ist Energie „das in einem Körper oder Stoff vorhandene Potenzial,<br />

physikalische Arbeit zu verrichten oder Wärme abzugeben.“ 6 Eine weitere, wenn auch<br />

nicht allumfassende Definition besagt, „Energie ist gespeicherte Arbeit.“ 7 Aufgrund der<br />

vielfältigen Erscheinungsformen der Energie, existieren jedoch zahlreiche weitere Defi-<br />

nitionen und Beschreibungen zu dem Begriff. Die Erscheinungsformen der Energie<br />

unterteilen sich in chemische, elektrische, mechanische, thermische Energie, Kern-<br />

und Strahlungsenergie. 8<br />

Die zum Gebrauch benötigte Energie wird aus einer Vielfalt verschiedener, in der Natur<br />

vorhandener Energiequellen bezogen, die sich in der Energieform als auch in der Zu-<br />

gänglichkeit unterscheiden. 9 Diese Energiequellen werden Energieträger genannt und<br />

werden definiert als „Stoffe, die Energiepotentiale mit hoher Arbeitsfähigkeit enthalten,<br />

welche technisch genutzt werden können und wirtschaftlich nutzbar sind.“ 10<br />

Generell wird bei den Energieträgern zwischen erneuerbaren und nicht erneuerbaren<br />

Energien unterschieden (Abbildung 1). Zu den erneuerbaren bzw. regenerativen Ener-<br />

gien zählen Biomasse, Geothermie (Erdwärme), Photovoltaik, Solarthermie, Wasser-<br />

kraft und Windkraft. Die erneuerbaren Energien werden aus natürlichen Prozessen<br />

5 Vgl. http://www.thema-energie.de/energie-im-ueberblick/technik/physikalische-grundlagen/<br />

energie- in-der-geschichte.html, vom 16.12.09.<br />

6 Kraus, M. (2004): Lexikon der Energiewirtschaft. S. 68.<br />

7 http://www.energieanalyse.info/seiten/energie.php?commentStart=5&PHPSESSID=e6ef0i04<br />

65k1gjus3v5f2ed2u0, vom 16.12.09.<br />

8 Vgl. Konstantin, P. (2009): Praxisbuch Energiewirtschaft. S. 1.<br />

9 Vgl. Rebhan, E. (2002): Energiehandbuch. S. 36.<br />

10 Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 25.


2 Energiemarkt 13<br />

gewonnen und sind prinzipiell unerschöpflich. Die nicht erneuerbaren Energien glie-<br />

dern sich in fossile und nukleare Energieträger. Die fossilen Energieträger umfassen<br />

Erdgas, Erdöl, Stein- und Braunkohle. Zu den nuklearen Energieträgern gehören Plu-<br />

tonium, Thorium und Uran. Die nicht erneuerbaren Energieträger können nur einmal<br />

verwendet werden und stehen somit nur begrenzt zur Verfügung. 11<br />

Energieträger<br />

Nicht erneuerbare Energien Erneuerbare Energien<br />

Fossile Energieträger Nukleare Energieträger Biomasse<br />

Erdgas Plutonium Geothermie<br />

Erdöl Thorium Photovoltaik<br />

Stein- und Uran Solarthermie<br />

Braunkohle<br />

Wasserkraft<br />

Abbildung 1: Klassifizierung der Energieträger 12<br />

Windkraft<br />

Bis zur gewünschten Dienstleistung beim Verbraucher durchlaufen die Energieträger<br />

verschiedene Umwandlungsprozesse, in denen Energie von einer Form in eine andere<br />

transformiert wird. 13 Auf jeder Umwandlungsstufe geht dabei ein Teil der Arbeitsfähig-<br />

keit z.B. durch Abwärme, Transport und Verarbeitung verloren. In der Energieumwand-<br />

lungskette werden deshalb Primär-, Sekundär-, End- und Nutzenergie unterschieden. 14<br />

Primärenergie ist die Energie, die in der Natur vorkommt und noch nicht von den<br />

Menschen verändert wurde. Hierzu zählen alle Energieträger die noch unverarbeitet<br />

sind, wie beispielsweise Kohle oder Erdöl. 15 Die für den Verbraucher bestimmte Ener-<br />

gie entsteht durch Umwandlung aus Primärenergie und wird als Sekundärenergie<br />

bezeichnet. Die Sekundärenergie ist in der Regel leicht speicher-, nutz- und transpor-<br />

tierbar. Beispielweise wird in Kraftwerken Kohle zu Strom umgewandelt und in Raffine-<br />

rien Erdöl in Benzin oder Diesel transformiert.<br />

Der Anteil der Sekundärenergie, der schließlich an den Verbraucher geliefert wird, wird<br />

als Endenergie bezeichnet. Dem Verbraucher werden beispielsweise Heizöl, Benzin,<br />

11<br />

Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 25.<br />

12<br />

In Anlehnung an Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 25.<br />

13<br />

Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 25.<br />

14<br />

Vgl. http://www.thema-energie.de/energie-im-ueberblick/technik/physikalische-grundlagen/<br />

energieformen.html, vom 16.12.2009.


2 Energiemarkt 14<br />

Gas oder Strom in Form von Endenergie zur Verfügung gestellt. Die bei der Nutzung<br />

durch den Verbraucher tatsächlich verwendete Energie wird Nutzenergie genannt. 16<br />

Sie ist die Energie, die nach der letzten Umwandlung dem Verbraucher in Geräten,<br />

z.B. in Form von mechanischer Energie, Wärme oder Licht, zur Verfügung steht. 17 Die<br />

gesamte Energieumwandlungskette fossiler Energieträger ist in Abbildung 2 darge-<br />

stellt.<br />

Primärenergie<br />

z.B. Erdöl, Kohle<br />

Sekundärenergie<br />

z.B. Benzin, Diesel, Strom<br />

Endenergie<br />

z.B. Diesel im Tank, Strom aus Steckdose<br />

Nutzenergie<br />

z.B. Licht, Wärme<br />

unverarbeitete Energieträger<br />

für Verbraucher bestimmte Energie<br />

Abbildung 2: Energieumwandlungskette fossiler Energieträger 18<br />

bereitgestellte Energie für Endverbraucher<br />

vom Endverbraucher verwendete Energie<br />

Bei den diversen Umwandlungsprozessen geht ein Teil der Energie ungenutzt verlo-<br />

ren. Werden diese Umwandlungsverluste subtrahiert, beträgt die Endenergie noch ca.<br />

66 % der Primärenergie. Wird die Endenergie unter weiteren Umwandlungsverlusten in<br />

Nutzenergie transformiert, bleiben ca. 33 % der primären Energiequelle erhalten. 19<br />

Die Energienachfrager sind somit nicht an den Energieträgern interessiert, sondern an<br />

den Energiedienstleistungen, die unter dem Einsatz von Energieträgern erstellt wer-<br />

den. Die Nachfrage nach Energieträgern ist deshalb eine abgeleitete Nachfrage aus<br />

dem Bedarf an beispielsweise Wärme, Helligkeit oder motorischer Kraft. 20<br />

Energiemaßeinheiten<br />

Energiemengen werden zumeist bezogen auf das Volumen, das Gewicht und den<br />

Energiegehalt ausgewiesen. International anerkannte Einheiten sind Kubikmeter (m 3 ),<br />

15 Vgl. Kraus, M. (2004): Lexikon der Energiewirtschaft. S. 159.<br />

16 Vgl. Zahoransky, R. (2009): Energietechnik. S. 11.<br />

17 Vgl. Kraus, M. (2004): Lexikon der Energiewirtschaft. S. 146.<br />

18 In Anlehnung an Rebhan, E. (2002): Energiehandbuch. S. 41.<br />

19 Vgl. Rebhan, E. (2002): Energiehandbuch. S. 38-39.


2 Energiemarkt 15<br />

Tonnen (t) und Joule (J). Diese Größen werden von den im internationalen System von<br />

Einheiten (SI) festgelegten Basiseinheiten Meter, Kilogramm und Sekunde abgeleitet. 21<br />

Die so genannten SI-Einheiten wurden im Jahr 1960 eingeführt und sind international<br />

in Wissenschaft und Technik als Grundlage angenommen. 22<br />

Die SI-Einheit zur Messung von Energie ist das Joule. Da das Joule im Verhältnis zu<br />

Energieangaben recht klein ist, werden meist Abkürzungen für die Zehnerpotenzen<br />

verwendet, um eine unübersichtliche Schreibweise mit vielen Nullen zu vermeiden. 23<br />

Die Vorsätze sind in Tabelle 1 dargestellt.<br />

Tabelle 1: Abkürzungen für Zehnerpotenzen 24<br />

Vorsatz Abk. Faktor Zahlenname<br />

Joule J 1 J -<br />

Kilojoule kJ 1 kJ = 10 3<br />

J Tausend<br />

Megajoule MJ 1 MJ = 10 6<br />

J Million<br />

Gigajoule GJ 1 GJ = 10 9<br />

J Milliarde<br />

Terajoule TJ 1 TJ = 10 12 J Billion<br />

Petajoule PJ 1 PJ = 10 15 J Billiarde<br />

Exajoule EJ 1 EJ = 10 18 J Trillon<br />

Die Verwendung der Einheit Joule als gemeinsamer Standard für verschiedene Ener-<br />

giearten ist in der Praxis jedoch eher die Ausnahme. 25 In der Energiewirtschaft werden<br />

Energievorräte, Energieverbrauch und Energiebedarf auf Grund der Anschaulichkeit<br />

häufig in Rohöleinheiten (RÖE) ausgewiesen. Die RÖE beruht auf den Heizwertei-<br />

genschaften und wird verwendet, um Öl mit anderen Energieformen zu vergleichen. In<br />

der Vergangenheit wurde Energie hingegen bevorzugt in Steinkohleinheiten (SKE)<br />

ausgedrückt, was aber durch die erhöhte Bedeutung von Erdöl durch RÖE, auch Öl-<br />

äquivalent genannt, ersetzt wurde. 26 Eine t RÖE entspricht 41,868 GJ und sollte nicht<br />

mit der in t angegebenen Masse verwechselt werden.<br />

Im Bezug auf die fossilen Energieträger wird Erdgas in Volumenangaben, zumeist m 3 ,<br />

gemessen. Bei Kohle ist hingegen die Gewichtsangabe in t üblich. Erdöl und Mineral-<br />

ölprodukte werden prinzipiell in den Maßeinheiten t, RÖE oder Barrel angegeben. 27<br />

Das Barrel (engl. für Fass) ist ein bekanntes Beispiel für eine Volumenmaßeinheit, die<br />

sich weltweit durchgesetzt hat. Die Bezeichnung geht auf die Anfänge der Erdölindust-<br />

20<br />

Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 28.<br />

21<br />

Vgl. IEA. (2005): Handbuch Energiestatistik. S. 205.<br />

22<br />

Vgl. http://www.ptb.de/de/wegweiser/einheiten/si/geschichte.html, vom 17.12.09.<br />

23<br />

Vgl. IEA. (2005): Handbuch Energiestatistik. S. 207.<br />

24<br />

In Anlehnung an IEA. (2005): Handbuch Energiestatistik. S. 207.<br />

25<br />

Vgl. IEA. (2005): Handbuch Energiestatistik. S. 207-208.<br />

26<br />

Vgl. http://www.enbw.com/content/de/impulse/_media/_pdf/lehrerportal/EnBW_Energie.pdf,<br />

vom 17.12.09.<br />

27<br />

Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 15.


2 Energiemarkt 16<br />

rie in den USA im Jahr 1859 zurück. Der Transport und die Lagerung des Erdöls stell-<br />

ten damals ein großes Problem dar, woraufhin Heringsfässer verwendet wurden. He-<br />

ringe wurde zu diesem Zeitpunkt in großen Mengen in Holzfässern verkauft, so dass<br />

die Fässer günstig erworben werden konnten. Diese Holzfässer besaßen eine Stan-<br />

dardgröße von 42 US-Gallonen bzw. 158, 987 Liter und wurden um Verwechslungen<br />

auszuschließen am Fassboden blau angestrichen. Die Maßeinheit ist der Erdölindust-<br />

rie bis heute erhalten geblieben. 28<br />

In der vorliegenden Arbeit werden Erdöl und Mineralölprodukte grundsätzlich in Mrd. t<br />

und RÖE aufgeführt. Erdgas in m 3 , Kohle in t und der Energieverbrauch in GJ. Die ein-<br />

zelnen Umrechnungsfaktoren der relevanten Einheiten sind in Anhang B dargestellt.<br />

2.2 Energienachfrage<br />

Die weltweite Energienachfrage ist von vielen Faktoren abhängig. Dazu zählen die<br />

Verfügbarkeit und die Preise der Energieträger, die Bevölkerungsentwicklung, die<br />

rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen, das Wirtschaftswachstum und die<br />

technologischen Entwicklungen. 29 Im folgenden Kapitel erfolgt allerdings keine detail-<br />

lierte Betrachtung dieser Faktoren. Es wird ausschließlich die historische Entwicklung<br />

des weltweiten Energiebedarfs, die aktuelle globale Nachfrage nach Energie und die<br />

Volatilität der Energiepreise aufgezeigt.<br />

Entwicklung des Weltprimärenergieverbrauchs<br />

Der weltweite Gesamtenergieverbrauch der Menschen hat in seiner Entwicklung be-<br />

ständig zugenommen. 30 Im Jahr 2008 befand sich der globale Primärenergieverbrauch,<br />

also der Verbrauch von Energieträgern vor deren Umwandlung, mit ca. 11.300 Mio. t<br />

RÖE auf einem neuen Höchststand. 31 Auch zukünftig wird der Weltenergiebedarf wei-<br />

ter steigen und somit eine enorme Nachfrage nach Energie hervorrufen. 32 Die histori-<br />

sche Entwicklung des weltweiten Primärenergieverbrauchs ab dem Jahr 1860 ist in<br />

Abbildung 3 dargestellt.<br />

Im vorindustriellen Zeitalter wurde der geringe Energiebedarf überwiegend durch ge-<br />

sammelte Brennstoffe wie Holz, körperliche Arbeit und Nutztiere gedeckt. Mit dem Be-<br />

ginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts und den damit verbundenen<br />

technischen Veränderungen, wurden jedoch immer mehr Maschinen genutzt. Um de-<br />

ren Betrieb zu gewährleisten, mussten Energieträger, zunächst Kohle und später auch<br />

Erdöl und Erdgas, eingesetzt werden, wodurch sich deren Bedarf langsam erhöhte.<br />

Während den Weltkriegen und der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 wurde das<br />

Wachstum des Energieverbrauchs kurzzeitig unterbrochen. Mit dem Ende des Zweiten<br />

28<br />

Vgl. Hohensee, J. (1996): Der erste Ölpreisschock 1973-74. S. 24.<br />

29<br />

Vgl. BMWi. (2009): Energie in Deutschland. S. 8.<br />

30<br />

Vgl. Rebhan, E. (2002): Energiehandbuch. S. 41.<br />

31<br />

Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 40.<br />

32<br />

Vgl. BMWi. (2006): Die Entwicklung der Energiemärkte bis zum Jahr 2030. S. 14.


2 Energiemarkt 17<br />

Weltkrieges und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung wuchs der<br />

Energiebedarf der Welt, vor allem in den Industriestaaten, kontinuierlich an. 33<br />

Mio. Tonnen Rohöleinheiten<br />

12.000<br />

10.000<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

1860<br />

Der weltweite Primärenergieverbrauch steigt beständig an<br />

1870<br />

1880<br />

1890<br />

1900<br />

Abbildung 3: Entwicklung des Weltprimärenergieverbrauchs 34<br />

1910<br />

1920<br />

1930<br />

In den Jahren 1973 und 1979 schwächte sich das Wachstum durch die Ölkrise und die<br />

damit verbundenen Erdölpreisanstiege leicht ab. In den neunziger Jahren wirkte sich<br />

die Asienkrise negativ auf das Wachstum aus. Der zunehmende Energiebedarf der<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer sorgte jedoch zu Beginn des 21. Jahrhunderts für<br />

einen erneuten großen Zuwachs. 35 Durch die Finanzkrise und der dadurch verursach-<br />

ten Rezession im Jahr 2008 schwächte sich das Wachstum des Energiebedarfs jedoch<br />

erneut leicht ab. 36<br />

Ein wichtiger Faktor für die konstante Entwicklung des Energieverbrauchs zwischen<br />

1950 und heute ist der immense Anstieg der Weltbevölkerung. Die globale Bevölke-<br />

rung ist von 1950 mit 2,54 Mrd. Menschen auf 6,75 Mrd. Menschen im Jahr 2008 an-<br />

gewachsen. 37 Da die Anzahl der Weltbevölkerung stark mit dem Energiebedarf korre-<br />

liert, versechsfachte sich der weltweite Energieverbrauch in diesem Zeitraum. 38<br />

33<br />

Vgl. RWE. (2003): Weltenergiereport 2003. S. 7.<br />

34<br />

Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 7-8.<br />

35<br />

Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 33-34.<br />

1940<br />

36 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 9.<br />

37 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 34.<br />

38 Vgl. Rebhan, E. (2002): Energiehandbuch. S. 43.<br />

1950<br />

1960<br />

1970<br />

1980<br />

1990<br />

2000<br />

2008


2 Energiemarkt 18<br />

Primärenergieverbrauch nach Regionen und Ländern<br />

Wie bereits erwähnt, betrug der gesamte Primärenergieverbrauch im Jahr 2008 welt-<br />

weit rund 11.300 Mio. t RÖE. Der Verbrauch nahm aufgrund des geringen weltweiten<br />

Wirtschaftswachstums gegenüber dem Vorjahr lediglich um 1,4 % zu. Dies entsprach<br />

der geringsten Wachstumsrate seit dem Jahr 2001. Regional betrachtet, steht der asia-<br />

tisch-pazifische Raum mit einem Anteil von 36 % an der Spitze (Abbildung 4). Europa<br />

und Eurasien, sowie Nordamerika befinden sich mit jeweils rund einem Viertel des<br />

weltweiten Verbrauchs auf den Plätzen zwei und drei. Es folgen der Nahe Osten (5 %),<br />

Mittel- und Südamerika (5 %) sowie Afrika (3 %). Eine detaillierte Aufstellung mit den<br />

Zugehörigkeiten der einzelnen Länder zu den Regionen befindet sich im Anhang A:<br />

Regionale Gruppierungen.<br />

Mehr als ein Viertel des weltweiten Primärenergieverbrauchs entfällt auf Europa<br />

Asiatischpazifischer<br />

Raum<br />

Europa und<br />

Eurasien<br />

Nordamerika<br />

Naher Osten<br />

Mittel- und<br />

Südamerika<br />

Afrika<br />

356 (3 %)<br />

614 (5 %)<br />

580 (5 %)<br />

2.965 (26 %)<br />

2.799 (25 %)<br />

3.982<br />

(36 %)<br />

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500<br />

Mio. Tonnen Rohöleinheiten<br />

Abbildung 4: Weltweiter Primärenergieverbrauch nach Regionen 2008 39<br />

Der Spitzenplatz des asiatisch-pazifischen Raums in dieser regionalen Gegenüberstel-<br />

lung überrascht zunächst. Werden jedoch die Hauptkonsumenten dieser Region (z.B.<br />

China, Japan, Indien und Südkorea) betrachtet, wird das Ergebnis nachvollziehbar. Die<br />

mäßige Energienachfrage in Afrika sowie Mittel- und Südamerika ist damit zu erklären,<br />

dass es sich bei diesen Ländern fast ausschließlich um Entwicklungsländer handelt.<br />

Deren Hauptenergiequellen bestehen zumeist aus nicht kommerziellen Brennstoffen<br />

wie z.B. Brennholz, tierischen und pflanzlichen Abfallprodukten. 40 Diese nicht kommer-<br />

39 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 40.<br />

40 Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 18.


2 Energiemarkt 19<br />

ziellen Brennstoffe werden jedoch nicht in den Energiestatistiken geführt. Nach wie vor<br />

sind weltweit schätzungsweise noch immer rund zwei Mrd. Menschen ohne Zugang zu<br />

einer sicheren Energieversorgung. 41<br />

Die beiden Hauptkonsumenten im Jahr 2008 waren die USA mit 20,4 % und China mit<br />

17,7 % am globalen Verbrauch. In der Rangliste der Länder mit dem größten Primär-<br />

energieverbrauch (Abbildung 5) folgen Russland (6,1 %), Japan (4,5 %), Indien (3,8 %)<br />

und Kanada (2,9 %). Deutschland rangiert mit 311 t RÖE, was einem weltweiten Anteil<br />

von 2,8 % entspricht, auf dem siebten Platz. Mit einem vergleichsweise geringen Pri-<br />

märenergieverbrauch befinden sich beispielsweise Neuseeland (17,9 t RÖE), Ecuador<br />

(12,3 t RÖE) und Island (3,9 t RÖE) im hinteren Teil der Rangliste.<br />

Die USA hatte im Jahr 2008 den weltweit höchsten Primärenergieverbrauch<br />

USA<br />

China<br />

Russland<br />

Japan<br />

Indien<br />

Kanada<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Südkorea<br />

Brasilien<br />

330 (2,9 %)<br />

311 (2,8 %)<br />

258 (2,3 %)<br />

240 (2,1 %)<br />

228 (2,0 %)<br />

508 (4,5 %)<br />

433 (3,8 %)<br />

685 (6,1 %)<br />

2.003 (17,7 %)<br />

2.299<br />

(20,4 %)<br />

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500<br />

Mio. Tonnen Rohöleinheiten<br />

Abbildung 5: Rangliste der Länder mit dem höchsten Primärenergieverbrauch 2008 42<br />

Die wichtigsten Veränderungen der Nachfrage 2008 im Vergleich zum Vorjahr ergaben<br />

sich in den zwei Ländern mit dem höchsten Energieverbrauch. China verzeichnete mit<br />

einem Verbrauchsanstieg von 7,2 % das weltweit größte Wachstum, während in den<br />

USA die Nachfrage um 2,8 % zurück ging. Der Energieverbrauch der anderen Export-<br />

und Industrienationen zeigte sich hingegen relativ stabil. 43<br />

Das langsame und teilweise sogar stagnierende Wachstum in diesen Nationen hatte<br />

verschiedene Gründe. Die schlechte wirtschaftliche und konjunkturelle Lage wirkte sich<br />

41 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 34.<br />

42 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 40.<br />

43 Ebenda


2 Energiemarkt 20<br />

im Jahr 2008 negativ auf den Energieverbrauch aus. 44 Weitere Faktoren sind bereits<br />

über einen längeren Zeitraum zu beobachten. In vielen Industrieländern wächst die<br />

Bevölkerung nur noch schwach oder ist sogar rückläufig. Zudem ist durch den techni-<br />

schen Fortschritt eine effizientere Energienutzung möglich. Außerdem sind Bedürfnisse<br />

wie z.B. Mobilität, deren Befriedigung nur mit einem hohen Energieaufwand möglich<br />

ist, bereits zum Großteil erfüllt.<br />

Während der Energieverbrauch in den meisten Industrieländern stagniert oder zurück<br />

geht, steigt die Energienachfrage vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenlän-<br />

dern. Dieser ansteigende Energiebedarf ist bereits seit einiger Zeit zu beobachten und<br />

ist vor allem auf das starke Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in einiger dieser<br />

Länder zurückzuführen. 45 Die erheblichen Veränderungen der Anteile dieser Länder-<br />

gruppen am Primärenergiebedarf werden durch die Gegenüberstellung des Energie-<br />

verbrauchs der Jahre 1970 und 2008 verdeutlicht. Der Anteil der Industrienationen am<br />

Primärenergieverbrauch der Welt betrug im Jahr 1970 mehr als zwei Drittel und redu-<br />

zierte sich bis zum Jahr 2008 auf ca. 50 %. Im selben Zeitraum steigerten die Ent-<br />

wicklungs- und Schwellenländer (mit China) ihren Weltenergieverbrauch rasant auf<br />

ebenfalls rund 50 % im Jahr 2008. 46<br />

In Zukunft wird die Energienachfrage der Entwicklungs- und Schwellenländer weiter<br />

ansteigen und einen noch größeren Anteil am globalen Energiebedarf einnehmen. In-<br />

ternationale Prognosen gehen davon aus, dass der weltweite Bedarf an Energie bis<br />

zum Jahr 2030 um etwa 40 % steigen wird. Zwei Drittel dieses Wachstums werden<br />

allein auf die Entwicklungs- und Schwellenländer entfallen. 47<br />

Pro-Kopf-Energieverbrauch nach Regionen und Ländern<br />

Die Betrachtung des jährlichen Pro-Kopf-Energieverbrauchs gibt weitere Aufschlüsse<br />

über die Energieintensität diverser Länder. Den höchsten Pro-Kopf-Energieverbrauch<br />

im Jahr 2008 wiesen die USA mit 315 GJ auf (Abbildung 6). Weitere Länder mit einem<br />

überdurchschnittlich hohen Verbrauch pro Kopf waren Deutschland mit 170 GJ, Japan<br />

mit 161 GJ und Russland mit 151 GJ. China und Indien verbrauchten hingegen nur 65<br />

bzw. 23 GJ. Der weltweite Pro-Kopf-Durchschnittsverbrauch lag bei 78 GJ. Wird der<br />

regionale Verbrauch pro Kopf betrachtet, steht Nordamerika (259 GJ) an erster Stelle,<br />

gefolgt von Europa (148 GJ), dem Nahen Osten (119 GJ), Südamerika (51 GJ), Asien<br />

(41 GJ) und Afrika (28 GJ). 48<br />

44<br />

Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 9.<br />

45<br />

Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 34.<br />

46<br />

Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 35.<br />

47<br />

Vgl. EIA. (2009): International Energy Outlook 2009. S. 7.<br />

48<br />

Vgl. http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/Binaer/Energiedaten/internationaler-energiemarkt<br />

2-indikatoren-energieverbrauch,property=blob,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.xls, vom<br />

19.12.2009.


2 Energiemarkt 21<br />

Die USA hatte 2008 den mit Abstand größten Pro-Kopf-Verbrauch an Energie<br />

USA<br />

Deutschland<br />

Japan<br />

Russland<br />

Europa<br />

Welt<br />

China<br />

Südamerika<br />

Asien<br />

Afrika<br />

Indien<br />

23<br />

28<br />

41<br />

51<br />

65<br />

78<br />

151<br />

148<br />

161<br />

170<br />

0 50 100 150 200 250 300 350<br />

Energieverbrauch pro Kopf in Gigajoule/pro Jahr<br />

Abbildung 6: Pro-Kopf-Energieverbrauch 2008 in ausgewählten Ländern und Regio-<br />

nen 49<br />

Der extrem hohe Energieverbrauch in den USA ist damit zu erklären, dass die durch-<br />

schnittlichen Entfernungen für gewerbliche und private Zwecke in den USA deutlich<br />

größer sind als z.B. in Europa. Außerdem sind Fahrzeuge mit einem hohen Energie-<br />

verbrauch weit verbreitet, was durch eine geringe Besteuerung von Treibstoffen be-<br />

günstigt wird. Durch die preisgünstige Versorgung mit Energie entwickelten sich dort<br />

über die Jahre Verbrauchsgewohnheiten mit einer extrem hohen Energieintensität. 50<br />

Der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch entspricht fast der Hälfte des Wertes der USA, je-<br />

doch auch mehr als das Doppelte des weltweiten Durchschnitts. Verglichen mit den<br />

Industrienationen verbrauchen die Entwicklungs- und Schwellenländer nur einen<br />

Bruchteil an Energie. So lag beispielsweise der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch<br />

Indiens bei 14 % des deutschen und 4 % Prozent des US-amerikanischen Wertes.<br />

Energiepreise<br />

Im Zusammenhang mit der Energienachfrage nehmen die Energiepreise eine signifi-<br />

kante Stellung ein, da die Nachfrage grundsätzlich von den Preisen abhängt. In den<br />

letzten Jahren zeichneten sich die Energiepreise vor allem durch ihre auffallende Vola-<br />

tilität aus. Insbesondere ist dabei Erdöl zu nennen, das im Juli 2008 mit rund 150 USD<br />

pro Barrel einen historischen Höchststand erreichte und infolge der Weltwirtschaftskri-<br />

se Ende des Jahres 2008 ca. 40 USD pro Barrel kostete. 51 Aufgrund der führenden<br />

49 Vgl. http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/Binaer/Energiedaten/internationaler-energiemarkt<br />

2-indikatoren-energieverbrauch,property=blob,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.xls, vom<br />

19.12.2009.<br />

50 Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 10.<br />

51 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 10-11.<br />

315


2 Energiemarkt 22<br />

Rolle des Erdöls auf dem Energiemarkt ist der Erdölpreis der Leitpreis für Energie, vor<br />

allem für die fossilen Energieträger. 52 Während der Erdgaspreis sehr stark an den Erd-<br />

ölpreis gebunden ist, orientiert sich der Kohlepreis weitaus weniger daran.<br />

Die teilweise erheblichen Schwankungen der Energiepreise sind jedoch nicht mit der<br />

Verknappung der weltweiten Reserven und Ressourcen der fossilen Energieträger zu<br />

erklären. Die Preisbildung ist eine äußerst komplexe Angelegenheit die von einer Viel-<br />

zahl schwer kalkulierbarer Faktoren beeinflusst wird. Verantwortlich sind eher kurzfris-<br />

tige Nachfragesteigerungen auf den Weltmärkten, insbesondere durch Entwicklungs-<br />

und Schwellenländer, wodurch das Angebot vorübergehend sinkt und die Preise stei-<br />

gen. 53 Zudem wirken sich Spekulationen an den Börsen zunehmend auf die Preise<br />

aus. Außerdem werden die Preise der Energieträger besonders durch Krisen, Unruhen<br />

und wirtschaftliche Unsicherheiten in den Förderländern beeinflusst. 54<br />

2.3 Deckung des Energiebedarfs<br />

Die fossilen Energieträger trugen im Jahr 2008 mit 89 % am weltweiten Primärenergie-<br />

verbrauch von 11.300 Mio. t RÖE die Hauptlast der Energieversorgung. Davon entfie-<br />

len 36 % auf Erdöl, 29 % auf Kohle und 24 % auf Erdgas. Weitere bedeutsame Beiträ-<br />

ge leisteten die erneuerbaren Energien mit 6 % und die Kernenergie mit 5 %<br />

(Abbildung 7).<br />

Abbildung 7: Primärenergieverbrauch der Welt nach Energieträgern 2008 55<br />

52 Vgl. Konstantin, P. (2009): Praxisbuch Energiewirtschaft. S. 11.<br />

53 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 10.<br />

54 Vgl. Konstantin, P. (2009): Praxisbuch Energiewirtschaft. S. 11.<br />

55 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 41.


2 Energiemarkt 23<br />

Bei dem weltweiten Energiemix zeigen sich jedoch beträchtliche Unterschiede zwi-<br />

schen einzelnen Regionen und Ländern. In den meisten Regionen ist Erdöl der wich-<br />

tigste Energieträger. In China und weiten Teilen Asiens ist jedoch Kohle der Haupt-<br />

energieträger, während in Russland Erdgas an erster Stelle steht. Außerdem weichen<br />

weitere kleine Länder aufgrund von Naturbedingungen vom globalen Primärenergie-<br />

verbrauch ab. So deckt beispielsweise Norwegen den Großteil seines Energiebedarfs<br />

mit Wasserkraft. 56<br />

Die Deckung des deutschen Energiebedarfs ist dem globalen Energiemix recht ähnlich.<br />

Im Jahr 2008 trugen die fossilen Energieträger in Deutschland mit 81 % ebenfalls die<br />

Hauptlast des Primärenergieverbrauchs von 311 t RÖE. Erdöl hatte einen Anteil von 35<br />

%, Kohle von 24 % und Erdgas von 22 %. Die Kernenergie trug mit 12 % zur Deckung<br />

des Energiebedarfs bei. Die erneuerbaren Energien erbrachten einen Anteil von 7 %<br />

(Abbildung 8).<br />

Abbildung 8: Primärenergieverbrauch in Deutschland nach Energieträgern 2008 57<br />

Wird die globale Bedarfsdeckung der deutschen gegenübergestellt, können nur mini-<br />

male Unterschiede festgestellt werden. Während die Anteile der Kernenergie und der<br />

erneuerbaren Energien in Deutschland um 6 % bzw. 2 % höher sind als im weltweiten<br />

Vergleich, ist der nationale Kohleverbrauch um 5 % geringer als der globale. Die Antei-<br />

le an Erdöl und Erdgas sind annähernd ausgeglichen.<br />

Um den immensen Bedarf an Erdöl, Erdgas und Kohle zu decken, ist Deutschland wei-<br />

testgehend auf Importe angewiesen. Diese Importabhängigkeit ist durch die bestehen-<br />

56 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 41.<br />

57 Vgl. AGEB. (2009): Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2008. S. 2.


2 Energiemarkt 24<br />

de globale Verteilung fossiler Energievorkommen zu erklären. Im Unterkapital 2.5 wird<br />

auf die fossilen Energievorkommen näher eingegangen.<br />

2.4 Fossile Energieträger<br />

Der Name „fossile“ Energieträger stammt aus dem Lateinischen. „Fossilis“ steht für<br />

ausgraben und beschreibt somit die Herkunft und Gewinnung der Energieträger. 58 Wie<br />

bereits erwähnt, zählen Erdöl, Erdgas und Kohle zu den fossilen Energieträgern. Sie<br />

sind in großen Mengen und in den verschiedensten Formen in der Erdkruste eingela-<br />

gert. 59 Im Folgenden wird die Zusammensetzung, Entstehung und geschichtliche Ent-<br />

wicklung dieser Energieträger näher erläutert.<br />

2.4.1 Zusammensetzung<br />

Aufgrund der chemischen Zusammensetzung unterscheiden sich die diversen fossilen<br />

Energieträger erheblich voneinander.<br />

Erdöl<br />

Erdöl ist ein komplexes, flüssiges Gemisch aus Kohlenwasserstoffen und enthält zum<br />

Teil Sauerstoff-, Stickstoff-, Schwefel- und Wasserstoffverbindungen. Die Zusammen-<br />

setzung variiert jedoch sehr stark aufgrund der Herkunft. Die Farbe differiert zwischen<br />

schwarz und hellgelb. 60 Der Energiegehalt des Erdöls hängt vom jeweiligen Kohlestoff-<br />

gehalt ab. Um verkaufsfähige Produkte herzustellen, muss das Erdöl zunächst in einer<br />

Raffinerie aufbereitet werden. 61 Aufgrund des flüssigen Aggregatzustands ist Erdöl<br />

relativ einfach zu fördern, zu transportieren und zu lagern. 62<br />

Erdgas<br />

Erdgas ist ein Gemisch aus verschiedenen gasförmigen Substanzen. Davon sind rund<br />

97 % reines Methan. Der Rest setzt sich aus Ethan, Propan, Butan und nicht brennba-<br />

ren Stoffen wie Kohlendioxid und Stickstoff zusammen. Je nach Herkunft des Erdgases<br />

differiert die genaue Zusammensetzung. 63 Je mehr Methan im Erdgas enthalten ist,<br />

desto höher ist die Qualität und der Brennwert.<br />

Durch den hohen Methananteil besitzt Erdgas einen geringen Kohlenstoffgehalt und<br />

einen sehr hohen Wasserstoffgehalt. Aufgrund des hohen Wasserstoffanteils werden<br />

bei der Verbrennung nur geringe Mengen Kohlendioxid gebildet. Deshalb handelt es<br />

sich bei Gas um eine verhältnismäßig umweltfreundliche Energieform. 64 Das geruchlo-<br />

58 Vgl. Pruschek, R. (2002): Energiehandbuch. S. 112.<br />

59 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 17.<br />

60 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 31.<br />

61 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 69-70.<br />

62 Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 31.<br />

63 Vgl. OMV. (2009): Erdgas – Energie aus der Natur. S. 6.<br />

64 Vgl. http://www.erdgasautos.at/erdgasinfo/, vom 03.01.2010.


2 Energiemarkt 25<br />

se und unsichtbare Erdgas muss, bevor es genutzt werden kann, ebenso wie Erdöl,<br />

aufbereitet werden. 65 Durch den gasförmigen Aggregatzustand ist Erdgas jedoch ein<br />

technisch äußerst anspruchsvoller Energieträger, insbesondere beim Transport und bei<br />

der Speicherung. 66<br />

Kohle<br />

Kohle besteht zum Großteil aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel und Was-<br />

serstoff. Auch hier unterscheidet sich die Zusammensetzung nach der Herkunft. Die<br />

Farbe des festen Gemisches ist in der Regel schwarz oder braun. Als Kriterium zur<br />

Unterscheidung der Kohlearten dient der Wassergehalt. Bei einem Wasseranteil von 8<br />

bis 10 % wird die Kohle als Steinkohle klassifiziert. Liegt der Anteil des Wassers zwi-<br />

schen 10 und 75 % handelt es sich um Braunkohle. Der Brennwert der Kohle nimmt<br />

jedoch mit abnehmendem Wassergehalt zu. Deshalb ist der Brennwert von Steinkohle<br />

in der Regel um ein Vielfaches höher als der von Braunkohle. Zudem hängt die Quali-<br />

tät der Kohle vom Kohlenstoffanteil ab. 67 Der Nachteil der Kohlenutzung besteht jedoch<br />

darin, dass bei der Verbrennung von Kohle prozentual mehr Kohlendioxid als bei Öl<br />

oder Gas entsteht, was eine erhebliche Belastung der Umwelt zur Folge hat. 68<br />

2.4.2 Entstehung<br />

Die Entstehung fossiler Energieträger vollzieht sich über einen Zeitraum von mehreren<br />

100 Mio. Jahren durch biologische, chemische und physikalische Prozesse. Die Grund-<br />

lage für diesen Entstehungsprozess sind organische Substanzen, meist Pflanzen und<br />

Kleinstlebewesen. Diese organischen Substanzen lagern sich nach ihrem Absterben<br />

auf dem Meeresboden ab und verwesen dort größtenteils. Teilweise wird die Verwe-<br />

sung jedoch durch Sauerstoffmangel behindert, wodurch die organischen Stoffe erhal-<br />

ten bleiben und sich zusammen mit Gesteinsmaterial am Meeresboden sammeln. Die-<br />

ses Gemenge wird als Faulschlamm bezeichnet und wird im Laufe der Zeit weiter von<br />

Sedimenten überdeckt.<br />

Durch geologische Vorgänge werden die abgelagerten Substanzen großem Druck und<br />

hohen Temperaturen von bis zu 180 °C ausgesetzt. 69 Unter diesen Bedingungen wird<br />

das abgelagerte Material in ein Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen ver-<br />

wandelt. Je nach der Zusammensetzung der organischen Substanzen, dem Druck und<br />

der Temperatur bilden sich dann Erdöl, Erdgas, Kohle oder Mischprodukte wie bei-<br />

spielsweise Ölsande. 70<br />

65<br />

Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 78.<br />

66<br />

Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 36.<br />

67<br />

Vgl. http://www.geographie.uni-wuerzburg.de/fileadmin/09010000/_temp_/Kohle_Geologie.<br />

pdf, vom 03.01.2010.<br />

68<br />

Vgl. http://www.braunkohle-forum.de/index.php?article_id=69, vom 03.01.2010.<br />

69 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 8-10.<br />

70 Vgl. http://www.energieinfo.de/eglossar/node56.html, vom 03.01.2010.


2 Energiemarkt 26<br />

Während Kleinstlebewesen (z.B. Algen) den Großteil des Ausgangsmaterials für die<br />

Entstehung von Erdöl ausmachen, sind es bei Erdgas und Kohle zumeist Pflanzen. 71<br />

Derzeit wird jährlich ca. die Menge an Erdöl, Erdgas und Kohle verbraucht, die in der<br />

Natur in etwa einer Mio. Jahre gebildet wird. 72<br />

2.4.3 Geschichtliche Nutzungsentwicklung<br />

Die geschichtliche Entwicklung der Nutzung zeigt erhebliche Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen fossilen Energieträgern, vor allem im Bezug auf die historische Entde-<br />

ckung und Verwendung.<br />

Erdöl<br />

Erdöl war der Menschheit bereits in den frühen Hochkulturen und der Antike bekannt.<br />

Das natürlich an die Erdoberfläche tretende Öl wurde damals als Baumaterial, Konser-<br />

vierungs- und Beleuchtungsmittel verwendet. Während des Mittelalters und bis etwa<br />

zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Erdöl als Brennstoff, Heilmittel und Schmier-<br />

mittel für Achsen und Räder genutzt. 73<br />

Die wirtschaftliche Förderung von Erdöl startete am 27. August 1859 in den USA in<br />

Titusville (Pennsylvania) am Oil Creek. Die Erschließung dieser Ölquelle war der Be-<br />

ginn der kommerziellen Erdölgewinnung. Ab diesem Zeitpunkt wurde Öl vor allem zur<br />

Beleuchtung von Räumen und Straßen verwendet. 74 Ab dem Jahr 1876 wurden Erdöl-<br />

produkte wie Benzin und Diesel erstmals für den Antrieb von Verbrennungsmotoren<br />

eingesetzt. Bereits 1883 wurde die erste große Ölpipeline vom Kaspischen zum<br />

Schwarzen Meer gebaut, deren Transportweg bis heute erhalten ist. 75<br />

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Erdöl schnell zu einem der wichtigsten Energieträ-<br />

ger der Welt. Gegenwärtig wird Erdöl überwiegend zur Beheizung, Benzin- und Stro-<br />

merzeugung verwendet. Aber auch in der chemischen Industrie zur Produktion von<br />

Kunststoffen und anderen Chemieprodukten wird es vielfach eingesetzt. 76<br />

Erdgas<br />

Erdgas wird von der Menschheit schon länger genutzt als Erdöl. Bereits 6.000 v. Chr.<br />

wurde Erdgas im Iran entdeckt und damals für ein göttliches Zeichen gehalten. 5.000<br />

Jahre später wurde auch in China Erdgas gefunden und zur Trocknung von Salz ein-<br />

gesetzt.<br />

71 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 9-10.<br />

72 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 32.<br />

73 Vgl. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/natur/naturwissenschaften/indexoff<br />

line,page=1093614,chunk=5.html, vom 04.01.2010.<br />

74 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 31.<br />

75 Vgl. http://www.chids.online.uni-marburg.de/dachs/expvortr/648/index.html, vom 04.01.2010<br />

76 Vgl. http://www.energievergleich.de/energiequellen/fossile-energietraeger.htm, vom 04.01.<br />

2010.


2 Energiemarkt 27<br />

In Europa ist Erdgas erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts bekannt. Im Jahr 1799 erfand<br />

Philippe Lebon die erste Gaslampe. 1860 entwickelte Etienne Lenoir das erste gasbe-<br />

triebene Auto, mit dem er eine 15 km lange Strecke bewältigte. Die ersten Gasquellen<br />

in Deutschland wurden 1910 entdeckt. Ab 1945 wurden die technischen Vorausset-<br />

zungen für den Transport in Pipelines entwickelt. Im Jahr 1960 wurde dann Erdgas<br />

erstmalig zum Heizen von Häusern genutzt. 77<br />

Derzeit wird Erdgas zur Stromversorgung und zum Antrieb von Kraftfahrzeugen ge-<br />

nutzt. Hauptsächlich wird es jedoch zur Beheizung verwendet. In Deutschland heizen<br />

momentan über die Hälfte aller Haushalte mit Erdgas. 78<br />

Kohle<br />

Der Kohlebergbau startete im Jahr 1195 in Lüttich. Nur kurze Zeit später wurde auch in<br />

Aachen Kohle abgebaut. Die Förderung im Ruhrgebiet folgte etwa im Jahr 1370. Auf-<br />

grund des damaligen Holzmangels waren die Menschen dazu gezwungen neue Ener-<br />

giequellen zu suchen und schaufelten in einfachen Gruben nach Kohle. Die Kohle wur-<br />

de damals insbesondere zur Wärmeerzeugung genutzt, da Holz knapp war. Die Tech-<br />

nik des Kohleabbaus entwickelte sich schnell weiter und im Jahr 1350 wurde bereits in<br />

Tiefen von 150 m abgebaut. Die Kohle wurde mit Schaufeln, Eimern und Seilzügen aus<br />

den Gruben befördert und mit Pferden weitertransportiert. Bereits Ende des 14. Jahr-<br />

hunderts wurde Kohle per Schiff transportiert.<br />

Um etwa 1550 erfuhr der Abbau von Kohle in England einen großen Aufschwung. Mit<br />

dem Beginn der Industrialisierung Mitte des 18. Jahrhunderts steigerte sich der Kohle-<br />

abbau nochmals erheblich, insbesondere in Europa und Nordamerika. Kohle wurde vor<br />

allem als Brennstoff für Dampfmaschinen und Lokomotiven benötigt. Ende des 19.<br />

Jahrhunderts wurden die ersten Dampfkraftwerke mit Kohle betrieben. 79 Heutzutage<br />

wird Kohle vor allem zur Stromerzeugung in Kohlekraftwerken genutzt. Die direkte<br />

Raumheizung findet nur noch in Einzelfällen Anwendung. 80<br />

2.5 Fossile Energievorkommen<br />

Die weltweiten Vorkommen an fossilen Energieträgern sind äußerst ungleich verteilt. 81<br />

Zahlreichen Ländern mit extrem limitierten Energievorkommen, steht eine geringe An-<br />

zahl an Ländern mit beträchtlichen Vorkommen an Energieträgern gegenüber. Im Be-<br />

zug auf die fossilen Energievorkommen wird eine Reihe von Begriffen wie Reserven,<br />

Ressourcen und Reichweite verwendet. All diese Bezeichnungen beschreiben die<br />

77<br />

Vgl. http://www.gasanbieter.com/gas-geschichte.html, vom 04.01.2010.<br />

78<br />

Vgl. http://www.energievergleich.de/energiequellen/fossile-energietraeger.htm, vom 04.01.<br />

2010.<br />

79<br />

Vgl. http://www.planet-wissen.de/laender_leute/nordrhein_westfalen/steinkohlebergbau/inde<br />

x.jsp, vom 04.01.2010.<br />

80<br />

Vgl. http://www.energievergleich.de/energiequellen/fossile-energietraeger.htm, vom 04.01.<br />

2010.<br />

81<br />

Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 22.


2 Energiemarkt 28<br />

Nutzbarkeit der fossilen Energieträger und sind eindeutig voneinander abzugrenzen. In<br />

den folgenden Unterkapiteln werden die globalen fossilen Energievorkommen anhand<br />

dieser Begrifflichkeiten aufgezeigt.<br />

2.5.1 Reserven<br />

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) definiert Reserven als<br />

„Mengen eines Energierohstoffes, die mit großer Genauigkeit erfasst wurden und mit<br />

den derzeitigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich gewonnen werden können.“ 82<br />

Damit Vorkommen als Reserven klassifiziert werden, müssen sie also drei Bedingun-<br />

gen erfüllen. Das Vorkommen muss durch Bohrungen bestätigt sein und mit heutiger<br />

Technik zu wirtschaftlichen Preisen gefördert werden können. 83<br />

Es ist jedoch zu beachten, dass es sich bei den Reserven um eine dynamische Größe<br />

handelt, die sich mit variierenden Rahmenbedingungen verändert. Beispielsweise wer-<br />

den Reserven durch ständige Förderung abgebaut und durch technologische Neue-<br />

rungen wieder erhöht. 84<br />

2.5.1.1 Erdöl<br />

Die weltweiten Reserven an Erdöl betrugen Ende 2008 rund 195 Mrd. t ROE. Die un-<br />

gleiche regionale Verteilung ist dabei ausgesprochen auffällig (Abbildung 9).<br />

Mehr als die Hälfte der weltweiten Erdölreserven befinden sich im Nahen Osten<br />

Naher Osten<br />

Nordamerika<br />

Europa und Eurasien<br />

Mittel- und Südamerika<br />

Afrika<br />

Asiatisch-pazifischer-Raum<br />

5,6<br />

(3 %)<br />

19,2<br />

(10 %)<br />

17,6<br />

(9 %)<br />

16,6<br />

(8 %)<br />

34,2<br />

(18 %)<br />

102<br />

(52 %)<br />

0 20 40 60<br />

Mrd. Tonnen<br />

80 100 120<br />

Abbildung 9: Welt-Erdölreserven 2008 nach Regionen 85<br />

82 BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 23.<br />

83<br />

Vgl. WEG. (2009): Reserven und Ressourcen. S. 2.<br />

84<br />

Vgl. Bothe, D. & Seeliger, A. (2006): Erdgas – Sichere Zukunftsenergie oder knappe Ressource.<br />

S. 6.<br />

85<br />

Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 6.


2 Energiemarkt 29<br />

So entfallen auf den Nahen Osten mit 102 Mrd. t ROE ca. 52 % der Weltreserven. Mit<br />

weitem Abstand folgt Nordamerika, vor allem aufgrund der Ölsandvorkommen, mit 18<br />

% als zweitreichste Region. Auf dem dritten Rang liegen Europa und Eurasien mit rund<br />

10 %. Bereits im einstelligen Bereich befindet sich Mittel- und Südamerika sowie Afrika<br />

mit 9 bzw. 8 %. Der asiatisch-pazifische Raum bildet mit 3 % das Schlusslicht.<br />

Das Land mit den größten globalen Erdölreserven ist Saudi-Arabien mit 18 %. An zwei-<br />

ter Stelle liegt Kanada, aufgrund der enormen Ölsandvorkommen, mit 11%,. Auf den<br />

weiteren Plätzen folgen der Iran mit 10 %, der Irak mit 8 %, sowie Venezuela, Kuwait<br />

und die Vereinigten Arabischen Emirate mit jeweils 7 % (Abbildung 10).<br />

Saudi Arabien verfügt über die größten Erdölreserven der Welt<br />

Saudi Arabien<br />

Kanada<br />

Iran<br />

Irak<br />

Venezuela<br />

Kuwait<br />

Vereinigte Arabische Emirate<br />

Russland<br />

Libyen<br />

Kasachstan<br />

5,7 (3 %)<br />

5,3 (3 %)<br />

13 (7 %)<br />

10,8 (6 %)<br />

15,5 (8 %)<br />

14,3 (7 %)<br />

14 (7 %)<br />

18,9 (10 %)<br />

21,6 (11 %)<br />

36,3<br />

(18 %)<br />

0 5 10 15 20<br />

Mrd. Tonnen<br />

25 30 35 40<br />

Abbildung 10: Welt-Erdölreserven 2008 nach Ländern 86<br />

Die deutschen Erdölreserven sind dagegen äußerst gering. Sie betragen ca. 3 Mio. t<br />

RÖE, was einem extrem geringen Anteil an den weltweiten Reserven entspricht. Die<br />

deutschen Reserven befinden sich überwiegend in Schleswig-Holstein (63 %) und Nie-<br />

dersachsen (34 %). Ohne Neufunde sind sie jedoch in absehbarer Zeit erschöpft. 87<br />

2.5.1.2 Erdgas<br />

Die globalen Erdgasreserven beliefen sich Ende des Jahres 2008 auf rund 185 Bill. m 3 .<br />

Die geographische Verteilung zeigt bei den Erdgasreserven ebenfalls eine starke Do-<br />

minanz des Nahen Ostens mit 41 %. Eine weitere Schwerpunktregion ist Europa und<br />

Eurasien mit 34 %. Es folgen der asiatisch-pazifische Raum und Afrika mit jeweils rund<br />

8 %. Auf den hinteren Plätzen befinden sich Nordamerika mit 5 % und Mittel- und Süd-<br />

amerika mit 4 % (Abbildung 11).<br />

86 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 6.<br />

87 Vgl. WEG. (2009): Jahresbericht Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung. S. 51.


2 Energiemarkt 30<br />

41 % der globalen Erdgasreserven entfallen auf den Nahen Osten<br />

Naher Osten<br />

Europa und Eurasien<br />

Asiatisch-pazifischer-Raum<br />

Afrika<br />

Nordamerika<br />

Mittel- und Südamerika<br />

8,9 (5 %)<br />

7,3 (4 %)<br />

15,4 (8 %)<br />

14,7 (8 %)<br />

62,9 (34 %)<br />

75,9<br />

(41 %)<br />

0 10 20 30 40<br />

Billionen Kubikmeter<br />

50 60 70 80<br />

Abbildung 11: Welt-Erdgasreserven 2008 nach Regionen 88<br />

Die drei Länder mit den größten Erdgasreserven der Welt verfügen mit 53 % über mehr<br />

als die Hälfte des verbleibenden Erdgases. Dazu zählen Russland mit 23 %, der Iran<br />

mit 16 % und Katar mit 14 %. Auf den weiteren Plätzen folgen Turkmenistan mit (4 %),<br />

Saudi-Arabien (4 %), die USA (4 %) und die Vereinigten Arabischen Emirate (3 %)<br />

(Abbildung 12).<br />

Russland besitzt 23 % der weltweiten Erdgasreserven<br />

Russland<br />

Iran<br />

Katar<br />

Turkmenistan<br />

Saudi Arabien<br />

USA<br />

Vereinigte Arabische Emirate<br />

Nigeria<br />

Venezuela<br />

Algerien<br />

6,7 (4 %)<br />

6,4 (3 %)<br />

5,2 (3 %)<br />

4,9 (3 %)<br />

4,5 (2 %)<br />

7,9 (4 %)<br />

7,6 (4 %)<br />

25,5 (14 %)<br />

29,6 (16 %)<br />

43,3 (23 %)<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

Billionen Kubikmeter<br />

Abbildung 12: Welt-Erdgasreserven 2008 nach Ländern 89<br />

88 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 22.


2 Energiemarkt 31<br />

Die Erdgasreserven Deutschlands betragen hingegen nur 0,12 Bill. m 3 , was einem<br />

weltweiten Anteil von 0,1 % entspricht. Auf das Bundesland Niedersachsen entfallen<br />

98 % der gesamten deutschen Erdgasreserven. 90<br />

2.5.1.3 Kohle<br />

Kohle ist der fossile Energieträger mit den größten globalen Reserven. Sie belaufen<br />

sich insgesamt auf 826 Mrd. t weltweit. Regional betrachtet sind die Kohlereserven<br />

relativ gleichmäßig auf der Erde verteilt. Europa und Eurasien verfügen über 33 %, der<br />

asiatisch-pazifische Raum über 31 % und Nordamerika über 30 %. Auf den nachfol-<br />

genden Plätzen rangieren Afrika mit 4 %, Mittel- und Südamerika mit 1,8 % sowie der<br />

Nahe Osten mit 0,2 % (Abbildung 13).<br />

Ein Drittel der globalen Kohlereserven befindet sich in Europa und Eurasien<br />

Europa und Eurasien<br />

Asiatisch-pazifischer-Raum<br />

Nordamerika<br />

Afrika<br />

Mittel- und Südamerika<br />

Naher Osten<br />

32 (4 %)<br />

15 (1,8 %)<br />

1,4 (0,2 %)<br />

259,3<br />

(31 %)<br />

272,3<br />

(33 %)<br />

246,1 (30 %)<br />

0 50 100 150<br />

Mrd. Tonnen<br />

200 250 300<br />

Abbildung 13: Welt-Kohlereserven 2008 nach Regionen 91<br />

Die Kohlereserven konzentrieren sich zu 62 % auf drei Länder. Die USA mit 29 %,<br />

Russland mit 19 % und China mit 14 %. Eine Reihe weiterer Länder verfügt über deut-<br />

lich kleinere Reserven. Dazu zählen Australien mit 9 %, Indien mit 7 %, sowie die Uk-<br />

raine, Kasachstan und Südafrika mit jeweils 4 % (Abbildung 14).<br />

Die deutschen Reserven belaufen sich auf 6,7 Mrd. t, was einem weltweiten Anteil von<br />

1 % entspricht. Die Reserven befinden sich zum Großteil in den Bundesländern Nord-<br />

rhein-Westfalen, Brandenburg, Sachsen und dem Saarland. Aufgrund der ungünstigen<br />

geologischen Bedingungen sind die Abbaumöglichkeiten jedoch stark eingeschränkt. 92<br />

89 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 22.<br />

90 Vgl. WEG. (2009): Jahresbericht Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung. S. 44.<br />

91 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 32.<br />

92 Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 34.


2 Energiemarkt 32<br />

USA<br />

Russland<br />

China<br />

Australien<br />

Indien<br />

Ukraine<br />

Kasachstan<br />

Südafrika<br />

Deutschland<br />

In den USA lagern 29 % der weltweiten Kohlereserven<br />

6,7 (1 %)<br />

33,9 (4 %)<br />

31,3 (4 %)<br />

30,4 (4 %)<br />

58,6 (7 %)<br />

76,2 (9 %)<br />

114,5 (14 %)<br />

157,1 (19 %)<br />

238,3 (29 %)<br />

0 50 100 150<br />

Mrd. Tonnen<br />

200 250 300<br />

Abbildung 14: Welt-Kohlereserven 2008 nach Ländern 93<br />

2.5.2 Ressourcen<br />

Ressourcen werden definiert als „die Mengen eines Energierohstoffes, die geologisch<br />

nachgewiesen sind, aber derzeit nicht wirtschaftlich gewonnen werden können und die<br />

Mengen, die nicht nachgewiesen sind, aber aus geologischen Gründen in dem Gebiet<br />

erwartet werden können.“ 94 Ein Beispiel dafür sind die kanadischen Ölsande. Die Vor-<br />

kommen waren seit langem bekannt, die Produktion war jedoch noch nicht wirtschaft-<br />

lich, weshalb die Ölsande als Ressourcen klassifiziert wurden. Nachdem sich die Pro-<br />

duktionskosten durch technischen Fortschritt senkten, wurden die Vorkommen den<br />

Reserven zugeordnet. 95<br />

Die Ressourcen der fossilen Energieträger erreichten Ende des Jahres 2008 etwa<br />

564.905 EJ. Der dominierende Energieträger ist dabei Kohle, mit einem Anteil von 76<br />

% an den gesamten weltweiten Ressourcen. Mit knapp 20 % rangiert Erdgas an zwei-<br />

ter Stelle. Die Erdölressourcen folgen mit lediglich 4 % auf dem letzten Platz. Bei der<br />

Gegenüberstellung der Ressourcen und Reserven wird ersichtlich, dass Kohle mit 57<br />

% ebenfalls über die größten weltweiten Reserven verfügt. Auf dem zweiten Platz folgt<br />

jedoch Erdöl mit 24 %. Erdgas befindet sich mit 19 % an den globalen Reserven an<br />

letzter Stelle (Abbildung 15).<br />

93 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 32.<br />

94 BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 24.<br />

95 Vgl. ExxonMobil. (2009): Oeldorado 2009. S. 3.


2 Energiemarkt 33<br />

Gesamt<br />

Kohle<br />

Erdgas<br />

Erdöl<br />

Kohle ist der Energieträger mit den größten geologischen Ressourcen<br />

37.062 (100 %)<br />

21.119 (57 %)<br />

7.159 (19 %)<br />

22.291 (4 %)<br />

8.784 (24 %)<br />

114.546 (20 %)<br />

428.068 (76 %)<br />

Ressourcen<br />

Reserven<br />

564.905<br />

(100 %)<br />

0 100.000 200.000 300.000<br />

Exajoule<br />

400.000 500.000 600.000<br />

Abbildung 15: Gegenüberstellung der Ressourcen und Reserven 96<br />

Allerdings sind die Angaben zu den Ressourcen mit einer gewissen Unsicherheit be-<br />

haftet, da es sich größtenteils um Schätzungen und Annahmen handelt. 97 Namhafte<br />

Institutionen, wie z.B. die Internationale Energie-Agentur (IEA), stufen jedoch die glo-<br />

bale Energieversorgung der Menschheit bis weit in das 21. Jahrhundert als gesichert<br />

ein. Die fossilen Energieträger werden deshalb global und national in naher Zukunft<br />

eine bedeutende Rolle spielen. 98<br />

2.5.3 Reichweite<br />

Ein weiterer wichtiger Begriff ist die Reichweite der Energieträger. Die Reichweite wird<br />

berechnet, indem die Reserven der jeweiligen Energieträger durch deren weltweiten<br />

Verbrauch dividiert werden. Das Ergebnis ist eine Jahreszahl, die besagt ab welchem<br />

Zeitpunkt der Energieträger aufgebraucht ist. 99 Dabei handelt es sich um eine statische<br />

Betrachtungsweise, da zukünftige Entwicklungen wie z.B. ein veränderter Energiekon-<br />

sum, technische Innovationen, die Entdeckung neuer Lagerstätten und die Neubewer-<br />

tung von Lagerstätten unberücksichtigt bleiben. 100<br />

Die Reichweite der fossilen Energieträger ist naturgemäß begrenzt. Braunkohle besitzt<br />

derzeit mit 336 Jahren die größte Reichweite und kann über einen langen Zeitraum die<br />

Energieversorgung sicherstellen. An zweiter Stelle steht die Steinkohle, die nach heuti-<br />

96 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 12.<br />

97<br />

Vgl. Bothe, D. & Seeliger, A. (2006): Erdgas – oder knappe Ressource. S. 6.<br />

98<br />

Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 34-35.<br />

99<br />

Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 235.<br />

100 Vgl. ExxonMobil. (2009): Oeldorado 2009. S. 3


2 Energiemarkt 34<br />

ger Berechnung noch 130 Jahre als Energieträger zur Verfügung steht. Es folgt Erdgas<br />

mit einer Reichweite von 61 Jahren. Erdöl kann hingegen voraussichtlich nur noch 42<br />

Jahre den weltweiten Bedarf decken (Abbildung 16). 101<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

336<br />

Jahre Braunkohle besitzt die größte statistische Reichweite aller fossilen Energieträger<br />

130<br />

Braunkohle Steinkohle Erdgas Erdöl<br />

Abbildung 16: Reichweite der weltweiten Reserven an Energieträgern 2008 102<br />

Die mangelnde Aussagekraft dieser statischen Werte zeigt sich beispielsweise an der<br />

Entwicklung der Erdölreichweite. 1940 betrug die Erdölreichweite 21 Jahre, wonach es<br />

im Jahr 1960 kein Erdöl mehr gegeben hätte. Die Reichweite hatte sich jedoch 1960<br />

bereits auf 38 Jahre und zum heutigen Zeitpunkt auf 42 Jahre erhöht. 103<br />

Erdölfördermaximum<br />

Im Zusammenhang mit der Erdölreichweite muss auch das globale Erdölfördermaxi-<br />

mum betrachtet werden. Unter dem Fördermaximum, im englischsprachigen Raum<br />

Peak Oil genannt, wird die „weltweit maximal pro Jahr jemals geförderte Menge an<br />

Erdöl verstanden.“ 104 Die Peak Oil-Theorie beruht darauf, dass die Erdölförderung zu-<br />

nächst stetig ansteigt und dann kontinuierlich sinkt, wenn die Hälfte des insgesamt<br />

förderbaren Erdöls abgebaut wurde. Der Zeitpunkt an dem Peak Oil erreicht ist, also<br />

die Hälfte der Erdölmenge verbraucht ist, wird auch Depletion Midpoint genannt.<br />

Das Jahr in dem die Förderung von Erdöl das Fördermaximum erreicht, ist unter Erdöl-<br />

experten eine umstrittene Frage. Trotz der verschiedenen Ansichten scheinen sich alle<br />

101<br />

Vgl. http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/energiestatistiken,did=177112.html, vom<br />

10.01.2010.<br />

102<br />

Vgl. BMWi. (2009): Energie in Deutschland. S. 9.<br />

103 Vgl. WEG. (2009): Reserven und Ressourcen. S. 2.<br />

104 BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 235.<br />

61<br />

42


2 Energiemarkt 35<br />

Experten darüber einig zu sein, dass der Depletion Midpoint spätestens in den nächs-<br />

ten 15 bis 20 Jahren erreicht sein wird und sich danach eine sinkende Verfügbarkeit<br />

von Erdöl einstellt. 105<br />

2.6 Deutsche Lieferabhängigkeiten<br />

Die deutsche Energieversorgung ist besonders durch die große Abhängigkeit von Im-<br />

porten gekennzeichnet. 106 Im Jahr 2008 mussten über 75 % der fossilen Energieträger<br />

importiert werden. Der wichtigste Energieträger war Erdöl, mit einer Importquote von<br />

97 %. Bei Erdgas betrug der Anteil der Einfuhren 86 % und bei Steinkohle 73 %. Dem-<br />

gegenüber wurde der gesamte deutsche Bedarf an Braunkohle durch heimische För-<br />

derung gedeckt (Abbildung 17). 107<br />

Mio. Tonnen Rohöleinheiten<br />

Erdöl ist in Deutschland am stärksten von Importen abhängig<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

115<br />

(97 %)<br />

4<br />

(3 %)<br />

63<br />

(86 %)<br />

10<br />

(15 %)<br />

32<br />

(73 %)<br />

12<br />

(27 %)<br />

Importe<br />

Inlandsförderung<br />

0<br />

(0 %)<br />

37<br />

(100 %)<br />

Erdöl 1 Erdgas 2 Steinkohle 3 Braunkohle 4<br />

Abbildung 17: Energieimportabhängigkeit Deutschlands 2008 108<br />

Die nach den einzelnen Energieträgern unterschiedliche Abhängigkeit von Importen ist<br />

durch die bestehende Reservensituation in Deutschland zu erklären (Kapitel 2.5.1). Die<br />

deutsche Inlandsförderung beschränkt sich im Wesentlichen auf Kohle und sehr gerin-<br />

ge Mengen an Erdöl und Erdgas. 109 Deshalb ist Deutschland in beträchtlichem Maß<br />

von den Herkunftsländern der fossilen Energieträger abhängig.<br />

105 Vgl. Erdmann, G. & Zweifel, P. (2008): Energieökonomik. S. 177.<br />

106 Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 34.<br />

107 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 65-70.<br />

108 Ebenda<br />

109 Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 34.


2 Energiemarkt 36<br />

Der wichtigste Energielieferant Deutschlands ist Russland. Bei den Erdöl-, Erdgas- und<br />

Kohleimporten steht Russland jeweils auf dem ersten Platz der mengenmäßig größten<br />

Lieferländer. Auf den weiteren Plätzen der wichtigsten deutschen Energielieferanten<br />

folgen mit Norwegen, den Niederlanden und Großbritannien drei westeuropäische<br />

Staaten. Weitere wichtige Bezugsländer sind Libyen, Südafrika und Polen (Abbildung<br />

18). 110<br />

Großbritannien<br />

Wichtigster deutscher Energielieferant ist Russland<br />

Russland<br />

Norwegen<br />

Niederlande<br />

Libyen<br />

Südafrika<br />

Polen<br />

USA<br />

Nigeria<br />

Kolumbien<br />

Erdöl<br />

Erdgas<br />

Steinkohle<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Mio. Tonnen Rohöleinheiten<br />

Abbildung 18: Energieträgerlieferanten Deutschlands 2008 111<br />

Bei den Erdöllieferungen 2008 kamen ca. 70 % aller Einfuhren aus den vier wichtigsten<br />

Bezugsländern. Russland lag mit einem Importanteil von 32 % an erster Stellte, gefolgt<br />

von Großbritannien und Norwegen mit jeweils 14 % sowie Libyen mit 10 %. Weitere<br />

Lieferländer waren Nigeria, Algerien, Saudi-Arabien und Venezuela. 112<br />

Die Erdgasimporte 2008 verteilten sich im Wesentlichen auf drei Lieferländer, die ins-<br />

gesamt 95 % aller Einfuhren erbrachten. Bedeutendster Lieferant mit einem Importan-<br />

teil von 43 % war ebenso Russland. Die nächst wichtigsten Lieferländer waren Norwe-<br />

gen mit 30 % und die Niederlande mit 22 %. Die restlichen Bedarfsmengen wurden<br />

überwiegend aus Dänemark und Großbritannien importiert. 113<br />

110 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 9.<br />

111 Vgl. Statistisches Bundesamt. (2009): Energie auf einen Blick 2009. S. 40-44.<br />

112 Vgl. Statistisches Bundesamt. (2009): Energie auf einen Blick 2009. S. 40-41.<br />

113 Vgl. Statistisches Bundesamt. (2009): Energie auf einen Blick 2009. S. 42.


2 Energiemarkt 37<br />

Die Steinkohleeinfuhren verteilten sich ausgewogener auf mehrere Herkunftsländer.<br />

Die wichtigsten Lieferanten für die heimische Versorgung waren Russland mit einem<br />

Importanteil von 20 %, Südafrika mit 19 % und Polen mit 18 %. Weitere wichtige Liefer-<br />

länder waren die USA, Kolumbien und Australien. 114<br />

Insbesondere die fossilen Energieträger haben sich weltwirtschaftlich und geopolitisch<br />

zu einem bestimmenden Faktor entwickelt. So setzen einige Länder ihren Ressourcen-<br />

reichtum zunehmend für ihre politischen Interessen und Ziele ein. Russland verwende-<br />

te beispielsweise sein Erdgas im Gasstreit gezielt gegen die Ukraine. 115 Um die Risiken<br />

solcher strategischen Lieferabhängigkeiten zu minimieren, muss eine Diversifikation<br />

der Lieferländer erfolgen. Je mehr Bezugsquellen vorhanden sind, desto breiter sind<br />

die Risiken gestreut und die Abhängigkeit von großen Energieträgerlieferanten sinkt,<br />

wodurch eine Verbesserung der Versorgungssicherheit erreicht wird. 116<br />

Strategische Ellipse<br />

Wie bereits aufgezeigt, konzentrieren sich die globalen Erdöl- und Erdgasgasreserven<br />

in ihrer regionalen Verteilung auf wenige Länder. Eine besonders wichtige Rolle spielt<br />

dabei die strategische Ellipse, die sich vom Nahen Osten über den Kaukasus bis nach<br />

Westsibirien erstreckt. 117 In dieser Region, zu der unter anderem der Irak, der Iran, Ka-<br />

sachstan, Katar, Kuwait, Russland, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emi-<br />

rate zählen, lagern rund 70 % der weltweiten Reserven an Erdöl und Erdgas<br />

(Abbildung 19). 118<br />

Problematisch ist jedoch, dass diese Region, vor allem der Nahe Osten, sehr stark<br />

durch politische Instabilität und religiöse Spannungen gekennzeichnet ist. Darin liegt<br />

eine besonders große Gefahr für die Weltversorgung mit Erdöl und Erdgas, da eine<br />

erhebliche Abhängigkeit von den Ländern der strategischen Ellipse gegeben ist. 119 Ins-<br />

besondere durch den immer weiter fortschreitenden Ressourcenabbau, muss zukünftig<br />

verstärkt auf die Vorkommen in diesem Gebiet zurückgegriffen werden. Dies verdeut-<br />

licht die enorme strategische Bedeutung dieser Region für die Energieversorgung der<br />

Zukunft. 120<br />

114 Vgl. Statistisches Bundesamt. (2009): Energie auf einen Blick 2009. S. 44.<br />

115 Vgl. Fröhlich, S. (2008): Energiesicherheit im 21.Jahrhundert. S. 14.<br />

116<br />

Vgl. http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/ziele-der-energiepolitik.html, vom<br />

08.02.2010.<br />

117<br />

Vgl. Gabriel, E. & Florin, M (2008): Weltverträgliche Energiesicherheitspolitik. S. 86.<br />

118 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 253.<br />

119 Vgl. Altmann, F. (2008): Weltverträgliche Energiesicherheitspolitik. S. 86.<br />

120 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 253.


2 Energiemarkt 38<br />

Abbildung 19: Strategische Ellipse 121<br />

Organisation erdölexportierender Länder<br />

Strategische Ellipse<br />

Am Beispiel der Organisation erdölexportierender Länder, kurz OPEC (Organization of<br />

Petroleum Exporting Countries), zeigt sich die Lieferabhängigkeit des Erdöls von dieser<br />

politischen Gruppierung. Die OPEC wurde im Jahr 1960 in Bagdad gegründet, der<br />

Hauptsitz befindet sich in Wien. 122 Insgesamt haben sich zwölf erdölexportierende Län-<br />

der zusammengeschlossen, zu denen Algerien, Angola, Ecuador, der Irak, der Iran,<br />

Katar, Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, Venezuela und die Vereinigten Arabi-<br />

sche Emirate gehören. 123<br />

Das Ziel der OPEC ist die gemeinsame Interessenvertretung der Mitgliedsstaaten, ins-<br />

besondere im Hinblick auf die Erdölpreise. Um die Preise auf dem internationalen Öl-<br />

markt zu stabilisieren, wird jedem Mitgliedsland eine spezielle Förderquote zugeteilt.<br />

Durch die Absprache der Förderquote entsteht eine künstliche Verknappung oder Stei-<br />

gerung der Ölförderung, wodurch die Preise auf dem Weltmarkt bewusst gesteuert und<br />

in einem bestimmten Preiskorridor gehalten werden können. 124<br />

Die besondere Bedeutung der OPEC für den Erdölmarkt ergibt sich daraus, dass deren<br />

Mitgliedsstaaten insgesamt 76 % der gesamten weltweiten Erdölreserven besitzen und<br />

einen Anteil von rund 45 % an der derzeitigen globalen Erdölförderung haben. 125 Die-<br />

ser Sachverhalt zeigt die Relevanz der OPEC-Staaten, besonders im Bezug auf die<br />

zukünftige Weltölversorgung. Die Lieferabhängigkeit der restlichen Welt von den<br />

121<br />

In Anlehnung an BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit.<br />

S. 253.<br />

122<br />

Vgl. Kneissl, K. (2008): Der Energiepoker: Wie Erdöl und Erdgas die Weltwirtschaft beeinflussen.<br />

S. 54.<br />

123<br />

Vgl. http://www.opec.org/aboutus/, vom 09.02.20010.<br />

124<br />

Vgl. Eschlbeck, D. (2005): Internationale Wirtschaft. S. 132.<br />

125 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 6-8.


2 Energiemarkt 39<br />

OPEC-Ländern und der Einfluss der Organisation wird deshalb in den kommenden<br />

Jahrzehnten immens zunehmen. 126<br />

Neben der OPEC zeichnet sich derzeit beim Erdgas ebenfalls ein Zusammenschluss<br />

von mehreren Ländern ab. Bis jetzt ist es zwar noch nicht zu der Bildung einer Gas-<br />

OPEC gekommen, jedoch sind die drei Länder mit den größten Erdgasreserven offen-<br />

bar kurz davor ein Abkommen über eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zu schlie-<br />

ßen. 127 Russland, Katar und der Iran verfügen derzeit über ca. 53 % der weltweiten<br />

Erdgasreserven. 128<br />

126 Vgl. RWE. (2005): Weltenergiereport 2005. S. 32.<br />

127 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 35.<br />

128 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 22.


3 Logistischer Prozess Erdöl 40<br />

3 Logistischer Prozess Erdöl<br />

Die fossilen Energieträger werden aufgrund der globalen Reserven- und Ressourcensi-<br />

tuation auch in den kommenden Jahrzehnten die Hauptlast der Energieversorgung<br />

tragen. 129 Die Energieträger müssen jedoch vom Ort der Gewinnung zum Endverbrau-<br />

cher transportiert werden. Deshalb stellt vorerst nicht die Energieversorgung das Prob-<br />

lem dar, sondern vielmehr die Handhabung der erheblichen Mengen- und Volumen-<br />

ströme der fossilen Energieträger, die teilweise über weite Distanzen in die Verbrau-<br />

cherregionen importiert werden müssen. Zudem erfordern die großen Mengen zum Teil<br />

aufwendige Transport- und Speichertechniken. Aufgrund dieser Faktoren besitzt die<br />

Logistik bei den fossilen Energieträgern eine besondere Relevanz. 130 Der logistische<br />

Prozess von Erdöl wird in diesem Kapitel eingehend beschrieben.<br />

Um zunächst einen Überblick über die weltweiten Transportströme von Erdöl zu erhal-<br />

ten, sind in Abbildung 20 die Transportströme des Jahres 2008 in Megatonnen (Mt)<br />

veranschaulicht. Die Transporte innerhalb der Regionen wurden dort jedoch nicht be-<br />

rücksichtigt.<br />

Abbildung 20: Erdöltransportströme 2008 131<br />

129 Vgl. DNK. (2009): Energie für Deutschland 2009. S. 34-35.<br />

130 Vgl. Sauer, E. (2003): Energietransport, -speicherung, -verteilung. S. 7.<br />

131 BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 49.


3 Logistischer Prozess Erdöl 41<br />

Die wichtigsten Exportregionen waren der Nahe Osten und Afrika. Die führenden Ex-<br />

portländer waren Saudi Arabien, Russland, der Iran, Nigeria und Venezuela. Die domi-<br />

nanten Importländer waren hingegen die USA, Japan, China und Südkorea. Insgesamt<br />

wurden im Jahr 2008 3.929 Mio. t Erdöl gefördert, von denen ca. zwei Drittel grenz-<br />

überschreitend und teilweise über große Distanzen transportiert wurden. Die Rangliste<br />

der weltweit größten Förderländer des Jahres 2008 ist in Abbildung 21 dargestellt.<br />

Saudi Arabien war im Jahr 2008 der größte Erdölförderer der Welt<br />

Saudi Arabien<br />

Russland<br />

USA<br />

Iran<br />

China<br />

Mexiko<br />

Kanada<br />

Vereinigte<br />

Arabische Emirate<br />

Kuwait<br />

Venezuela<br />

158 (4,0 %)<br />

157 (4,0 %)<br />

140 (3,6 %)<br />

137 (3,5 %)<br />

132 (3,4 %)<br />

210 (5,3 %)<br />

190 (4,8 %)<br />

305 (7,8 %)<br />

515<br />

(13,1 %)<br />

489 (12,4 %)<br />

0 100 200 300 400 500 600<br />

Mio. Tonnen<br />

Abbildung 21: Rangliste der größten Erdölförderländer 2008 132<br />

Saudi Arabien war im Jahr 2008 mit einem Anteil von 13,1 % an der weltweiten Erdöl-<br />

förderung das Hauptförderland. In der Rangliste folgen Russland mit 12,4 %, die USA<br />

mit 7,8 %, der Iran mit 5,3 % und China mit 4,8 %. Insgesamt wurde in diesen Ländern<br />

43,4 % der gesamten Erdölfördermenge gewonnen. Die vorderen Plätze der USA und<br />

China erscheinen in dieser Aufstellung ungewöhnlich, da diese Länder über äußerst<br />

geringe Erdölreserven verfügen. Allerdings zählen sie zu den Hauptkonsumenten von<br />

Erdöl und fördern deswegen die maximal möglichen Mengen, die ihnen zur Verfügung<br />

stehen. 133<br />

Erdölversorgungskette<br />

In der vorliegenden Ausarbeitung wird die Erdölversorgungskette in sechs Stufen un-<br />

terteilt. Zuerst findet die Erdölförderung statt, die die Suche, Bohrung und Förderung<br />

132 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 9.<br />

133 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 6.


3 Logistischer Prozess Erdöl 42<br />

des Erdöls umfasst. 134 Zudem wird das Erdöl aufbereitet und in der Folge Rohöl ge-<br />

nannt. 135 Anschließend erfolgt der Transport vom Förderort in die Verbraucherregi-<br />

on mit Pipelines oder Tankschiffen. Ist das Rohöl in der Verbraucherregion angelangt,<br />

wird es entweder zwischengelagert oder direkt in die Raffinerie transportiert. Der<br />

Transport zur Raffinerie erfolgt dabei mit Pipelines oder Tankmotorschiffen. Bei der<br />

Verarbeitung in der Raffinerie wird das Rohöl zu verkaufsfähigen Produkten verwan-<br />

delt. Die Erdölversorgungskette ist in Abbildung 22 graphisch dargestellt.<br />

Abbildung 22: Erdölversorgungskette 136<br />

Nachdem der Raffinerieprozess abgeschlossen ist, erfolgt die Lagerung der Fertig-<br />

produkte in Großtanklagern oder der unmittelbare Transport der Fertigprodukte<br />

zum Endverbraucher. Die Belieferung der Endverbraucher wird dabei mit verschiede-<br />

nen Transportmitteln ausgeführt. Die privaten Haushalte und Tankstellen werden<br />

überwiegend mit Straßentankfahrzeugen beliefert. Großkunden werden hingegen auch<br />

mit Pipelines, Tankmotorschiffen und Eisenbahnkesselwagen versorgt. 137 Die einzel-<br />

134 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 11-18.<br />

135 Vgl. http://www.avia.de/cms/index.php?page=791, vom 22.02.2010.<br />

136 In Anlehnung an http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 22.02.2010.<br />

137 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 22.02.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 43<br />

nen Stufen der Erdölversorgungskette werden in den nachfolgenden Unterkapiteln de-<br />

tailliert aufgezeigt.<br />

3.1 Erdölgewinnung<br />

Die Gewinnung von Erdöl gliedert sich in drei Phasen. Die Exploration, Bohrung und<br />

Förderung, die im Folgenden näher erläutert werden. Andere Gewinnungsverfahren,<br />

(beispielsweise die Extraktion von Öl aus Ölsanden) werden hingegen nicht berück-<br />

sichtigt.<br />

3.1.1 Exploration<br />

Die Suche nach Erdölvorkommen wird in der Fachsprache Exploration genannt und<br />

basiert auf geophysikalischen Untersuchungsmethoden. Das wichtigste Verfahren ist<br />

die 3D- Seismik, das der Bohrung vorausgeht und deren Erfolgschancen deutlich ver-<br />

bessert. 138 Die Kosten einer seismischen Messung sind jedoch enorm hoch, weshalb<br />

sich die Intensität der Explorationstätigkeit zumeist an der Höhe des Ölpreises orien-<br />

tiert. 139<br />

Die 3D-Seismik beruht auf dem Prinzip der reflektierten Schallwellen. Dabei werden<br />

durch künstliche Sprengungen zahlreiche Erschütterungen ausgelöst. 140 Die entste-<br />

henden Schallwellen dringen in den Boden ein und breiten sich dort in Tiefen von<br />

5.000 bis 6.000 m aus. Von den unterschiedlichen Gesteinsschichten werden die<br />

Schallwellen reflektiert und von empfindlichen Messgeräten, so genannten Geopho-<br />

nen, aufgezeichnet. 141<br />

Die gewonnen Daten werden von Computerprogrammen ausgewertet und ergeben ein<br />

aussagekräftiges dreidimensionales Bild über den Aufbau des Untergrunds. Dadurch<br />

lassen sich Bereiche erkennen, in denen gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />

Bohrung bestehen. Allerdings kann das 3D-Seismikverfahren die Frage ob Erdöl im<br />

Untergrund tatsächlich vorhanden ist, nicht mit allerletzter Sicherheit beantworten.<br />

Endgültige Klarheit darüber bringt eine Bohrung. 142<br />

3.1.2 Bohrung<br />

Die Erdölvorkommen werden durch eine Tiefenbohrung erschlossen, bei der in der<br />

Regel das Rotary-Verfahren oder die Horizontalbohrtechnik angewendet wird. Neben<br />

diesen häufig verwendeten Bohrtechniken gibt es zahlreiche weitere spezielle Verfah-<br />

138 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 13.<br />

139 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 71.<br />

140 Vgl. EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 11.<br />

141 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 70-71.<br />

142 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 14.


3 Logistischer Prozess Erdöl 44<br />

ren, die aufgrund der gegebenen geologischen Verhältnisse zur Anwendung kom-<br />

men. 143<br />

Das wesentliche Merkmal des Rotary-Verfahrens besteht in seinem rotierenden Bohr-<br />

gestänge. Das Bohrgestänge, an dessen Spitze sich ein Stahlmeißel befindet, wird<br />

dabei mit Hilfe eines Bohrturms senkrecht in den Boden getrieben. Durch die Drehbe-<br />

wegung, die durch einen Elektromotor Übertage erzeugt wird, zertrümmert der Meißel<br />

die Gesteinsschichten und frisst sich durch die Absenkung des Flaschenzugs immer<br />

tiefer in das Bohrloch (Abbildung 23). 144<br />

Abbildung 23: Bohrturm beim Rotary-Verfahren 145<br />

Damit das zerkleinerte Gestein, Bohrklein genannt, an die Oberfläche transportiert<br />

werden kann, wird eine wässrige Tonlösung durch das Bohrgestänge zum Meißel ge-<br />

pumpt. Diese Spülflüssigkeit kühlt zum Einen den Meißel und befördert zum Anderen<br />

das Bohrklein zum Auslauf des Bohrlochs (Abbildung 24). Die austretende Spülflüssig-<br />

keit wird vom Bohrklein gereinigt und wieder in das Loch gepumpt.<br />

143<br />

Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 16-17.<br />

144<br />

Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 16.<br />

145<br />

In Anlehnung an EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 12.


3 Logistischer Prozess Erdöl 45<br />

Der Meißel wird je nach Härte des Gesteins mehr oder weniger schnell stumpf und<br />

muss unter großem Zeitaufwand bei einer Bohrung mehrmals ausgetauscht werden.<br />

Um die Bohrlochwand zu stabilisieren und einen Einsturz zu verhindern, werden Stahl-<br />

rohre einzementiert. Damit das Erdöl beim Anbohren des Vorkommens nicht aus dem<br />

Bohrloch schießt, ist eine spezielle Vorrichtung an der Bohrstange vorhanden. 146<br />

Abbildung 24: Bohrmeißel beim Abtransport des Bohrkleins 147<br />

Die Horizontalbohrtechnik bzw. Richtbohrtechnik kommt in zunehmendem Umfang<br />

zum Einsatz, da die Erdölvorkommen mit diesem Verfahren effektiver genutzt werden<br />

können. Ebenso wie beim Rotary-Verfahren erfolgt zunächst eine vertikale Bohrung<br />

zum Vorkommen. Allerdings wird, wenn das Ölvorkommen erreicht ist, horizontal zu<br />

den optimalen Förderpunkten weitergebohrt. Da sich die Vorkommen überwiegend in<br />

horizontaler Richtung erstrecken, ist somit ein größerer Zufluss zum Bohrloch möglich<br />

und es kann insbesondere bei weitflächigen Ölfeldern eine höhere Förderrate erzielt<br />

werden. 148<br />

Mit diesen beiden Bohrtechniken lassen sich Löcher mit der Tiefe mehrerer Kilometer<br />

bohren. Die Gesteinsschichten wirken sich jedoch auf das Vorankommen der Bohrung<br />

aus. Der tägliche Fortschritt kann im günstigsten Fall mehrere Meter betragen und im<br />

ungünstigsten nur einige Zentimeter. Bohrungen die nicht auf Erdöl stoßen, werden<br />

wieder aufgefüllt. Wird Erdöl entdeckt, werden mittels physikalischer Untersuchungen<br />

und Berechungen die dort lagernden Reserven ermittelt und über eine endgültige För-<br />

derung entschieden. Die Kosten für eine Bohrung sind jedoch immens hoch. Für eine<br />

146 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 13.<br />

147 BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 17.<br />

148 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 18.


3 Logistischer Prozess Erdöl 46<br />

typische Bohrung von rund 5.000 m Tiefe entstehen Kosten zwischen 7 und 12 Mio.<br />

Euro. 149<br />

Ein großer Teil der Erdölvorkommen liegt nicht auf dem Festland (onshore), sondern<br />

unter den Meeren (offshore). Offshore-Bohrungen erfolgen von verankerten oder<br />

schwimmenden Bohrplattformen. Es werden jedoch grundsätzlich dieselben Bohrtech-<br />

niken wie auf dem Festland verwendet. Allerdings sind die Offshore-Bohrungen auf-<br />

grund der schwierigen Umweltbedingungen um ein vielfaches aufwändiger und teu-<br />

rer. 150<br />

3.1.3 Förderung<br />

Zur Förderung von Erdöl wird in das Bohrloch ein Steigrohr eingebaut, das bis zum<br />

tiefsten Punkt des Vorkommens reicht. Damit das Erdöl nach dem Einbau in das Rohr<br />

eintreten kann, wird dieses mit kleinen Sprengsätzen geöffnet. 151<br />

In der ersten Förderungsphase, der Primärförderung, steht das Erdöl unter einem<br />

Gas- und Randwasserdruck, der durch die umliegenden Gesteinsschichten entsteht.<br />

Deshalb steigt das Erdöl zunächst ohne weitere Hilfe aus dem Bohrloch auf. Mit der<br />

Zeit lässt der Druck in dem Vorkommen jedoch nach und es müssen zusätzliche<br />

Pumptechniken eingesetzt werden. Neben Tiefenpumpen kommen dabei vor allem die<br />

so genannten Plumperpumpen, die auf- und abwippen und einem Pferdekopf ähneln,<br />

zum Einsatz. Mit der Primärförderung können durchschnittlich 18 % des vorhandenen<br />

Erdöls gefördert werden. 152<br />

Sind die Möglichkeiten der Primärförderung erschöpft, kommen die Techniken der Se-<br />

kundärförderung zum Einsatz. Dabei wird der Druck im Erdölvorkommen wieder auf-<br />

gebaut. Die Verfahren dazu sind die Gaslift-Förderung und das Wasserfluten. Dabei<br />

wird fortlaufend Wasser oder Gas in das Speichergestein gepumpt, wodurch das Erdöl<br />

an die Oberfläche gedrückt wird. 153 Im Durchschnitt können somit ca. 32 % des Erdöls<br />

gewonnen werden.<br />

Die Tertiärförderung ist die letzte Möglichkeit Erdöl aus dem Vorkommen zu gewin-<br />

nen. Durch Dampfinjektionen (Wasserdampf) und verschiedene chemische Zusätze<br />

kann die Fließfähigkeit des Erdöls erhöht werden, so dass es sich leichter vom Gestein<br />

löst. Der Nutzungsgrad des Erdölvorkommens kann durch die Tertiärförderung auf ca.<br />

45 bis 50 % gesteigert werden. Die diversen Fördermethoden sind in Abbildung 25<br />

veranschaulicht. 154<br />

149 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 19-20.<br />

150 Vgl. EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 13.<br />

151 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 29.<br />

152 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 28-29.<br />

153 Vgl. EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 15.<br />

154 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S.16.


3 Logistischer Prozess Erdöl 47<br />

Trotz aller Fördermethoden kann nicht das gesamte Erdöl an die Oberfläche gepumpt<br />

werden. In den Gesteinsporen wird ein großer Teil zurückgehalten. Somit lassen sich<br />

nur selten mehr als 50 % des im Vorkommen vorhandenen Erdöls gewinnen. Aller-<br />

dings konnte der Nutzungsgrad der Erdölvorkommen enorm gesteigert werden. Vor 25<br />

Jahren betrug dieser noch ungefähr 25 %. 155<br />

Abbildung 25: Fördermethoden 156<br />

Die Erdölförderung findet zumeist unter extremen Witterungsbedingungen statt, bei-<br />

spielsweise in den heißen Wüsten Saudi Arabiens, den kalten Steppen in Russland<br />

oder auf Bohrinseln im Meer. Deshalb haben sich einige Unternehmen (z.B. die fran-<br />

zösische Firma Schlumberger oder der amerikanische Konzern Halliburton) aus-<br />

schließlich auf die Erdölgewinnung spezialisiert und übernehmen diesen Prozess größ-<br />

tenteils für die Mineralölkonzerne. 157<br />

Die Summe der Explorations-, Bohrungs- und Förderungskosten sind die Gestehungs-<br />

kosten für die Erdölproduktion. Sie bestimmen ob ein Vorkommen wirtschaftlich in Pro-<br />

duktion genommen werden kann. 158<br />

155 Vgl. EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 15.<br />

156 EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 14.<br />

157 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 26.02.2010.<br />

158 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 71.


3 Logistischer Prozess Erdöl 48<br />

Verarbeitung<br />

Das unmittelbar aus dem Bohrloch geförderte Erdöl ist zunächst ein Gemisch aus Öl,<br />

Gasen, Salzwasser und Verunreinigungen (z.B. Sand) und ist für die Weiterverarbei-<br />

tung in Raffinerien ungeeignet. 159 Es sind deshalb verschiedene Prozesse erforderlich,<br />

um das Erdöl für den Transport in die Verbraucherregion vorzubereiten. In Verarbei-<br />

tungsanlagen wird das Erdöl zunächst von Salzwasser und Verunreinigungen befreit.<br />

In einem Gasabscheider werden anschließend die Gasanteile entfernt, sowie die Was-<br />

serreste und Salzrückstände herausgefiltert. 160<br />

Hat das Erdöl diese Verarbeitungsstufen durchlaufen, wird es Rohöl genannt. 161 Die<br />

Verarbeitung des Erdöls erfolgt jedoch grundsätzlich in der Nähe der Förderstelle, da<br />

die zu transportierende Menge, insbesondere durch das Herausfiltern des Salzwas-<br />

sers, verringert wird und dadurch Kosten beim späteren Transport eingespart werden<br />

können. 162 Mit Pumpen wird das aufbereitete Rohöl zu Sammelpunkten befördert, wo<br />

es bis zum Weitertransport in die Verbraucherregion in großen oberirdischen Tankla-<br />

gern zwischengelagert wird. 163<br />

In der Fachsprache wird die Exploration, Bohrung, Förderung und Bereitstellung des<br />

aufbereiteten Rohöls auch teilweise als Upstream-Prozess bezeichnet. Die restlichen<br />

nachgelagerten Stufen auf der Erdölversorgungskette werden hingegen Downstream-<br />

Prozess genannt. 164<br />

3.2 Transport vom Förderort in die Verbraucherregion<br />

Um die erheblichen Rohölmengen aus den entlegenen Fördergebieten in die Verbrau-<br />

cherregionen zu transportieren, kommen in erster Linie Pipelines und Tankschiffe in<br />

Frage. 165 Der Transport innerhalb der Kontinente erfolgt zumeist durch Pipelines, wäh-<br />

rend die Beförderung zwischen den Kontinenten in der Regel mit Tankschiffen abgewi-<br />

ckelt wird.<br />

Im Jahr 2008 überwog der weltweite Tankertransport mit einem Anteil von 75 % ge-<br />

genüber der Pipelinebeförderung. 166 Deutschland bezieht ausschließlich über die russi-<br />

sche Drushba-Pipeline Rohöl direkt über eine Pipeline aus der Förderregion. Nahezu<br />

alle anderen Lieferungen kommen über den Seeweg mit Tankschiffen nach Deutsch-<br />

land. 167 Im Folgenden werden diese beiden Transportmittel eingehend beschrieben.<br />

159<br />

Vgl. http://www.cac-chem.de/felder_raffinerie_entgasung.php, vom 26.02.2010.<br />

160<br />

Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 20.<br />

161<br />

Vgl. http://www.avia.de/cms/index.php?page=791, vom 26.02.2010.<br />

162<br />

Vgl. http://www.eagleburgmann.com/lexikon/de/lex-art-1298.htm, vom 26.02.2010.<br />

163<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 337.<br />

164<br />

Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 26.02.2010.<br />

165<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 3.<br />

166<br />

Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 49-50.<br />

167 Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 7.


3 Logistischer Prozess Erdöl 49<br />

3.2.1 Pipeline<br />

Rohrfernleitungen, die umgangssprachlich Pipelines genannt werden, sind ein Trans-<br />

portmittel für flüssige und gasförmige Massengüter. 168 Typischerweise werden Rohöle,<br />

Mineralölprodukte, Erdgas und Wasser transportiert. Der Transport erfolgt dabei in<br />

geschlossenen Rohrleitungen bzw. einem Rohrleitungssystem. Es handelt sich um<br />

einen eigenständigen Verkehrsträger, der zugleich Transportbehälter, Transportmittel<br />

und Transportweg ist. 169 In der Regel werden Pipelines für die Beförderung großer<br />

Mengen über weite Strecken eingesetzt. Überwiegend werden sie dort gebaut, wo<br />

durchgehende Schienen- oder Wasserwege nicht vorhanden sind. 170<br />

3.2.1.1 Geschichtlicher Rückblick<br />

Die Nutzung von Rohrleitungen hat ihren historischen Ursprung in China. Bereits 6.000<br />

v. Chr. wurde dort Wasser durch Bambusrohre über längere Distanzen transportiert.<br />

Etwa 3.000 v. Chr. wurden in Indien bereits Wasserleitungen aus Tonrohren genutzt.<br />

Allgemein bekannt sind die Aquädukte, mit denen die Römer zu Beginn der Zeitrech-<br />

nung ihre Wasserversorgung sicherstellten.<br />

Im Mittelalter wurden ausgehöhlte Baumstämme zur Beförderung von Wasser verwen-<br />

det. An den Verbindungsstellen wurden diese mit Metallstreifen zusammengefügt. Im<br />

Jahr 1361 hatte die Stadt Nürnberg auf diese Weise die Wasserversorgung aufge-<br />

nommen. 171 Erst im 19. Jahrhundert wurden die Rohrleitungen für die Wasser- und<br />

Gasversorgung aus Gussstahl gefertigt. Die erste Ölrohrleitung wurde im Jahr 1865 in<br />

Pennsylvania (USA) in Betrieb genommen. Über eine Strecke von 8 km wurden da-<br />

mals Eisenbahnkesselwagen befüllt. Damit konnten die Pferdefuhrwerke des Straßen-<br />

güterverkehrs verdrängt werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte das Rohrlei-<br />

tungsnetz in den USA bereits eine Länge von 2.000 km.<br />

Mit dem steigenden Ölbedarf ging auch die Entwicklung der Pipelines voran. 1906<br />

wurde bereits die Pipeline von Baku am kaspischen Meer nach Batum am Schwarzen<br />

Meer, mit einer Länge von 883 km, erstellt. Es folgte der Bau weiterer Rohölpipelines in<br />

Russland und dem Nahen Osten. In Westeueropa gewannen die Rohrleitungen erst<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung. In Deutschland wurde die erste Rohölpipe-<br />

line 1958 in Betrieb genommen. Die Nord-West-Ölleitung (NWO) verbindet bis heute<br />

die Tankschiffanlandestation in Wilhelmshaven mit mehreren Raffinerien in Nord-<br />

deutschland.<br />

Nach und nach kamen weitere Pipelines aus dem Rotterdamer-Raum und der Mittel-<br />

meerregion hinzu, die das damalige Westdeutschland mit Rohöl versorgten. Das Ge-<br />

biet der ehemaligen DDR wurde hingegen ausschließlich über die russische Druschba-<br />

168<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 3.<br />

169<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

64.<br />

170<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 3.<br />

171 Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 5-6.


3 Logistischer Prozess Erdöl 50<br />

Pipeline beliefert. Unabhängig davon entwickelte sich aufgrund militärischer Maßnah-<br />

men ein NATO-Pipelinenetz für Rohöl und Mineralölprodukte, welches infolge der poli-<br />

tischen Veränderungen nach 1989 überwiegend zivil genutzt wurde. Die Länge des<br />

deutschen Pipelinenetzes beträgt derzeit ca. 5.600 km. Es wird geschätzt, dass das<br />

gesamte weltweite Rohrfernleitungssystem heute mehr als 650.000 km umfasst und<br />

überwiegend zum Rohöltransport genutzt wird. 172<br />

3.2.1.2 Pipelinetransport<br />

In diesem Abschnitt wird zunächst auf die Bestandteile von Pipelines, dann auf den<br />

Transportvorgang und zuletzt auf die Überwachung der Pipelines eingegangen.<br />

Bestandteile von Pipelines<br />

Pipelines bestehen aus Rohrleitungen, Haupt- und Nebeneinrichtungen und Lagern. 173<br />

Die Rohrleitungen sind aus Stahl und werden aneinander geschweißt. Die Wandstärke<br />

der Rohre ergibt sich aus dem vorhergesehenen Betriebsdruck der Pipeline. 174 Der<br />

Rohrdurchmesser hängt von der geplanten Menge ab, die durch die Pipeline fließen<br />

soll. 175 Durch Beschichtungen werden die Rohre innen und außen gegen Korrosion<br />

geschützt.<br />

Zu den Haupt- und Nebeneinrichtungen gehören Pumpstationen, Entlastungsventile,<br />

Entlastungstanks und Absperreinrichtungen. Das Lager dient zum Ausgleich von<br />

verbrauchs- und lieferbezogenen Schwankungen. Die Zwischenlagerung erfolgt dabei<br />

in großen oberirdischen Tanklagern (siehe Abbildung 26). 176<br />

Abbildung 26: Tanklager 177<br />

172 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 333-334.<br />

173 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 342.<br />

174 Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 8.<br />

175 Vgl. Zahoransky, R. (2009): Energietechnik. S. 351.<br />

176 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 342.<br />

177 Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 341.


3 Logistischer Prozess Erdöl 51<br />

Transportvorgang<br />

Bei Ölpipelines wird zwischen Förder- und Fernleitungen unterschieden. Die Förderlei-<br />

tungen werden beim Transport des Erdöls vom Vorkommen zur Verarbeitung und ab-<br />

schließend zu den Tanklagern verwendet (siehe Kapitel 3.1.3). Sie besitzen einen<br />

Durchmesser von rund 10 cm und werden mit einem geringen Druck, der durch eine<br />

Pumpe erzeugt wird, betrieben. Abgehend von den Tanklagern beginnen die Fernlei-<br />

tungen, die einen Rohrdurchmesser von bis zu 1,6 m erreichen. 178<br />

Aus den Tanklagern gelangt das Rohöl in die Kopfstation der Pipeline und wird dort<br />

durch Druck in Bewegung gesetzt. Der Förderdruck wird durch elektrische Pumpen, in<br />

Pumpstationen, erzeugt (siehe Abbildung 27).<br />

Abbildung 27: Pumpstation 179<br />

Die durchschnittliche Fließgeschwindigkeit die das Rohöl erreicht, beträgt dabei etwa 5<br />

bis 7 km/h. 180 So dauert beispielsweise der Transport über die Druschba-Pipeline von<br />

Samara in Russland bis nach Deutschland rund vier Wochen für die 2.280 km lange<br />

Strecke. 181<br />

Um den Druck in der Pipeline aufrecht zu erhalten, sind je nach Distanz und Relief der<br />

Strecke mehrere Pumpstationen an verschiedenen Standorten angebracht. Es wird<br />

jedoch bereits beim Bau der Pipeline darauf geachtet, dass übermäßige Steigungen<br />

und Gefälle nach Möglichkeit vermieden werden, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu<br />

gewährleisten. 182<br />

Druckentlastungsstationen sorgen dafür, dass die Pipeline vor unzulässigen Druckwer-<br />

ten geschützt wird. Bei einem zu hohen Druck öffnet ein Überdruckventil und das aus-<br />

178 Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S. 64.<br />

179 Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 341.<br />

180 Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 8-9.<br />

181 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 341.<br />

182 Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 8-9.


3 Logistischer Prozess Erdöl 52<br />

tretende Rohöl wird in einem Tank aufgefangen. Nach der Störung wird es wieder in<br />

die Pipeline zurückgepumpt. 183<br />

Der Transport des Rohöls erfolgt in so genannten Partien (engl. batches). Die Partie-<br />

größen liegen dabei in der Regel zwischen 5.000 und 30.000 m 3 . Die Rohölpartien<br />

werden nacheinander und ohne Trennung transportiert, da keine Vermischungen statt-<br />

finden können. 184<br />

Da es verschiedene Empfänger für das Rohöl gibt, müssen die verschiedenen Partien<br />

am Zielort wieder getrennt werden. Dabei werden spezielle Verfahren angewendet.<br />

Zuerst wird durch eine Mengemessung das Ende der Partie, an der die Trennung er-<br />

folgen soll, ermittelt. Die genaue Schnittstelle wird mit Dichtemessern vorgenommen.<br />

Die beiden Partien werden dann durch das Öffnen und Schließen verschiedener Ab-<br />

sperreinrichtungen getrennt und in den entsprechenden Rohrleitungen zu den Abneh-<br />

mern befördert. 185<br />

Beim Transport des Rohöls durch die Pipeline spielt die Fließfähigkeit eine wichtige<br />

Rolle. Diese wird vor allem durch die Viskosität und den Paraffingehalt beeinflusst. Die<br />

Viskosität des Rohöls nimmt mit abnehmender Temperatur zu und muss deshalb ge-<br />

gebenenfalls durch Heizstationen und wärmeisolierte Rohrleitungen aufrecht erhalten<br />

werden. 186<br />

Die Paraffine und andere Bestandteile des Rohöls setzten sich mit der Zeit an den<br />

Rohrwänden ab, was zu einer Reduzierung der Fließgeschwindigkeit führt. Um diese<br />

Ablagerungen weitestgehend zu verhindern, werden so genannte Reinigungsmolche<br />

eingesetzt. Sie haben denselben Innendurchmesser wie das Rohr und verfügen über<br />

Bürsten und Schaber. Die Reinigungsmolche werden mit dem Rohöl durch die Pipeline<br />

befördert und sorgen dafür, dass die Ablagerungen entfernt werden. Zudem kann da-<br />

durch der Korrosion innerhalb der Rohre entgegengewirkt werden. 187<br />

Bei den Rohrfernleitungen wird außerdem zwischen Onshore-Pipelines und Offshore-<br />

Pipelines unterschieden. Onshore-Pipelines sind Rohrfernleitungen die sich auf dem<br />

Festland erstrecken. Offshore-Pipelines verlaufen hingegen auf dem Meeresboden.<br />

Die sich in Gewässern befindenden Pipelines überbrücken entweder Meere (z.B. Alge-<br />

rien-Italien-Pipeline) oder sie verbinden Offshore-Bohrungen mit dem Festland (z.B.<br />

Ekofisk-Emden-Pipeline in der Nordsee). Der Bau einer solchen Offshore-Pipeline ist<br />

jedoch mit einem extrem hohen Aufwand verbunden und äußerst kostenintensiv. 188<br />

183<br />

Vgl. Sauer, E. (2003): Energietransport, -speicherung, -verteilung. S. 13.<br />

184<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 337.<br />

185<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 9.<br />

186<br />

Vgl. Zahoransky, R. (2009): Energietechnik. S. 352.<br />

187<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 9.<br />

188<br />

Vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Pipeline_%28Transport%29.html, vom 02.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 53<br />

Überwachung<br />

Die Steuerung und Überwachung der Pipelines erfolgt grundsätzlich von einer zentra-<br />

len Stelle, die rund um die Uhr besetzt ist. Die Steuerzentrale verfügt über Verbindun-<br />

gen zu allen Messstationen, Pumpen und Schiebern, die mit Hilfe von Prozessrechnern<br />

gesteuert werden können. Betriebsstörungen der Pipeline werden umgehend in der<br />

Steuerzentrale gemeldet. Es liegen somit permanent alle wichtigen Informationen zu<br />

der Pipeline und dem Transportgut vor.<br />

Zudem prüfen spezielle Computerprogramme kontinuierlich die gesamte Pipeline auf<br />

potentielle Schwachstellen und orten diese gegebenenfalls. Somit können mögliche<br />

Defekte umgehend beseitigt werden. Die meisten Schäden an Pipelines werden jedoch<br />

bei Grabungsarbeiten durch Dritte verursacht. Um diese Gefahr zu reduzieren, werden<br />

die Pipelines monatlich mehrfach begangen und mit Hilfe von Hubschraubern kontrol-<br />

liert. 189<br />

Für den Bau und Betrieb von Pipelines existieren weltweit, aufgrund der ausgehenden<br />

Gefahren für die Umwelt, zahlreiche Rechtsgrundlagen. Allein in Deutschland sind rund<br />

30 Gesetze, Verordnungen, Vorschriften und Richtlinien einzuhalten. Beispielsweise<br />

müssen Pipelines grundsätzlich in vorgeschriebenen Mindesttiefen in der Erde verlegt<br />

werden. Die Einhaltung dieser Gesetzesgrundlagen wird durch den Staat überwacht<br />

und gewährleistet ein beträchtliches Sicherheitsniveau. 190<br />

3.2.1.3 Bedeutende Rohölpipelines<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Pipelines vorgestellt, die das Rohöl vom Förderort<br />

in die Verbraucherregion bzw. zum Verschiffungshafen transportieren. Die weiteren<br />

relevanten Pipelines, die die Anlandehäfen mit den Raffinerien verbinden, werden in<br />

Kapitel 3.3.1 aufgezeigt.<br />

Die russische Druschba-Pipeline (zu deutsch „Pipeline der Freundschaft“) verbindet in<br />

drei Strängen die Ölfelder im Westen Sibiriens mit einigen westeuropäischen Raffine-<br />

rien. An der Grenze zu Weißrussland teilt sich die Leitung in einen nördlichen und süd-<br />

lichen Abschnitt. Der nördliche Teil verläuft über Polen nach Deutschland. Der südliche<br />

Abschnitt teilt sich in der Ukraine erneut. Das erste Teilstück führt über Ungarn nach<br />

Kroatien, das andere über die Slowakei nach Tschechien. Der Bau des Abschnitts zwi-<br />

schen Prag und Karlsruhe ist bereits geplant (Abbildung 28) 191 .<br />

Die Transportkapazität der Druschba-Pipeline beträgt täglich ca. zwei Mio. Barrel.<br />

Nach Deutschland gelangen pro Tag rund 0,5 Mio. Barrel, womit die Pipeline eine<br />

wichtige Rolle für die deutsche Rohölversorgung spielt. Betrieben wird sie von dem<br />

189<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 12-15.<br />

190<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 10.<br />

191<br />

Vgl. http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/Druschba-Pipeline.htm, vom 03.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 54<br />

Unternehmen Transneft, das vom russischen Staat gelenkt wird. Insgesamt ist die Pi-<br />

peline mehr als 5.000 km lang und wurde im Jahr 1964 fertiggestellt. 192<br />

Abbildung 28: Druschba-Pipeline 193<br />

Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC-Pipeline), die auch Transkaukasische Pipeline<br />

genannt wird, führt von den Erdölvorkommen nahe des Kaspischen Meers bei Baku<br />

über Tbilisi (Georgien) an die Küste des Mittelmeers bei Ceyhan (Türkei). In dem türki-<br />

schen Mittelmeerhafen befindet sich eine Verladestation für Tankschiffe (Abbildung<br />

29). 194<br />

Abbildung 29: BTC-Pipeline 195<br />

Die insgesamt 1.750 km lange Pipeline wurde im Jahr 2005 in Betrieb genommen. 196<br />

Die Kapazität beträgt rund eine Mio. Barrel pro Tag. Die Pipeline besitzt außerdem<br />

eine beträchtliche strategische Bedeutung, da das Rohöl aus der kaspischen Region in<br />

den Westen transportiert werden kann, ohne russischen oder iranischen Boden zu be-<br />

rühren. Aufgrund der Verladestation im Hafen in Ceyhan kann zudem die Durchfahrt<br />

der Tankschiffe durch die gefährlichen türkischen Meerengen (Bosporus und Dardanel-<br />

len) vermieden werden. 197<br />

192 Vgl. http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/Druschba-Pipeline.htm, vom 03.03.2010.<br />

193 http://www.20min.ch/interaktiv/pipelines/film.html, vom 03.03.2010.<br />

194 Vgl. http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/BTC-Pipeline.htm, vom 03.03.2010.<br />

195<br />

http://www.20min.ch/interaktiv/pipelines/film.html, vom 03.03.2010.<br />

196<br />

Vgl. http://www.ilf.com/index.php?id=90&L=0, vom 03.03.2010.<br />

197<br />

Vgl. http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/BTC-Pipeline.htm, vom 03.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 55<br />

Die Tengiz–Noworossisk-Pipeline ist auch unter der Abkürzung CPC, welche für<br />

Caspian Pipeline Consortium steht, bekannt. Sie verbindet die Erdölvorkommen in<br />

Tengiz am Kaspischen Meer (Kasachstan) mit dem russischen Schwarzmeerhafen<br />

Noworossisk (Abbildung 30). 198<br />

Abbildung 30: Tengiz–Noworossisk-Pipeline 199<br />

Die Pipeline ist 1.510 km lang und verfügt über eine Kapazität von derzeit 650.000 Bar-<br />

rel pro Tag. Der Betrieb startete im Jahr 2001. 200<br />

Die Trans-Alaska-Pipeline besitzt eine enorme Bedeutung für die Rohölversorgung<br />

der USA. Sie verläuft durch Alaska von Prudhoe Bay im Norden zum eisfreien Hafen<br />

von Valdez im Süden. 201<br />

Abbildung 31: Trans-Alaska-Pipeline 202<br />

Die Transportkapazität beläuft sich auf rund 760.000 Barrel Rohöl pro Tag. Die Pipeli-<br />

ne hat insgesamt eine Länge von 1.287 km und startete ihren Betrieb im Jahr 1977. 203<br />

198<br />

Vgl. http://www.20min.ch/interaktiv/pipelines/film.html, vom 03.03.2010.<br />

199<br />

http://www.20min.ch/interaktiv/pipelines/film.html, vom 03.03.2010.<br />

200<br />

Vgl. http://www.cpc.ru/portal/alias!press/lang!en-US/tabID!3357/DesktopDefault.aspx, vom<br />

03.03.2010.<br />

201<br />

Vgl. http://www.alyeska-pipe.com/Pipelinefacts/FINALfacts%202007.pdf, vom 03.03.2010.<br />

202 http://www.knowledgerush.com/kr/encyclopedia/Trans-Alaska_Pipeline_System/, vom<br />

03.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 56<br />

3.2.1.4 Vor- und Nachteile des Pipelinetransports<br />

Pipelines verfügen über eine Reihe von Eigenschaften die beim Transport von flüssi-<br />

gen und gasförmigen Massengütern vorteilhaft gegenüber anderen Transportmitteln<br />

sind. Es ist ein Punkt-Punkt-Verkehr von großen Mengen über weite Entfernungen<br />

möglich, d.h. es sind keine Umschlagsvorgänge nötig und somit fallen keine Zeitverlus-<br />

te an. Es wird ausschließlich das Transportgut bewegt und nicht das Transportmittel<br />

oder das Transportgefäß.<br />

Der Pipelinetransport ist unabhängig von Witterungseinflüssen (z.B. Hoch- und Nied-<br />

rigwasser) und entlastet die Schienen-, Straßen- und Schifffahrtswege. Es werden kei-<br />

ne Abgase produziert und die Lärmbelastung ist auf ein Minimum reduziert. Zudem<br />

wird durch die Nutzung des natürlichen Fließvermögens des Transportgutes ein hoher<br />

Wirkungsgrad beim Transport erzielt, was die Pipeline zu einem der umweltschonends-<br />

ten Transportmittel macht.<br />

Den zahlreichen Vorteilen stehen jedoch einige Nachteile gegenüber. Der Bau einer<br />

Pipeline ist äußerst kapitalintensiv. Die Investitionskosten liegen im Durchschnitt zwi-<br />

schen ein und zwei Mio. Euro je km Pipeline. Deshalb erfordern Pipelines eine hohe<br />

Auslastung und können lediglich bei langfristigen und kontinuierlichen Transportbezie-<br />

hungen wirtschaftlich betrieben werden. Eine räumliche Flexibilität ist nicht gegeben,<br />

da sich der Lieferort ausschließlich an der Lage der Pipeline orientiert und somit keine<br />

flächendeckenden Transporte möglich sind. Zudem kann auf Schwankungen der<br />

Transportmengen nur in geringem Umfang Einfluss genommen werden, da die Kapazi-<br />

tät bestimmte Grenzen erreicht. 204<br />

3.2.2 Schiff<br />

Rohöltransporte zwischen den Kontinenten werden prinzipiell mit Tankschiffen ausge-<br />

führt. Dabei werden die Ozeane, die rund 70 % der Erdoberfläche bedecken, als<br />

Transportinfrastruktur für die Seeschifffahrt genutzt. 205 Unter der Seeschifffahrt wird<br />

grundsätzlich die Schifffahrt auf dem Meer verstanden. 206 So wurden im Jahr 2008<br />

mehr als 50 % des gesamten weltweit geförderten Rohöls über den Seeweg mit Tank-<br />

schiffen transportiert. 207 Zudem ist Rohöl das am häufigsten transportierte Massengut<br />

im Seegüterverkehr. 208<br />

3.2.2.1 Geschichtlicher Rückblick<br />

Die Geschichte der Schifffahrt beginnt im 4. Jahrtausend v. Chr. mit der Erfindung des<br />

Segels im Indischen Ozean und Roten Meer. Die Nutzung der Windkraft war damals<br />

203 Vgl. http://www.alyeska-pipe.com/Pipelinefacts/FINALfacts%202007.pdf, vom 03.03.2010.<br />

204 Vgl. Bayernoil (2009): Pipelinesicherheit. S. 5.<br />

205 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 177.<br />

206 Vgl. http://www.logistikbranche.net/verkehrstraeger/seeschifffahrt.html, vom 03.03.2010.<br />

207 Vgl. EV. (2008): Jahresbericht 2008. S. 5.


3 Logistischer Prozess Erdöl 57<br />

für die Menschheit ein großer Fortschritt. Insgesamt wurden die mit Segeln ausgestat-<br />

teten Holzschiffe mehr als 5.000 Jahre genutzt.<br />

Mit der Erfindung der Dampfmaschine wurden Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals<br />

maschinell angetriebene Schiffe gebaut. Eine weitere Innovation war der Ersatz des<br />

Baustoffes Holz durch Eisen und Stahl. Im 20. Jahrhundert setzte sich dann der Die-<br />

selmotor als Schiffsantrieb durch. 209<br />

Ab dem Jahr 1859 wurde Erdöl in Fässern auf Schiffen transportiert. 1886 wurde das<br />

erste Tankschiff in Betrieb genommen, bei dem der Schiffskörper als Behälter für die<br />

zu transportierende Flüssigkeit genutzt wurde. Das Schiff „Glückauf“ wurde in New-<br />

castle (Großbritannien) gebaut und für den Transport von Erdöl eingesetzt. Die „Glück-<br />

auf“ verfügte über eine Tragfähigkeit von 2.750 tdw (tons deadweight). 210 Die Frachtka-<br />

pazität von Schiffen wird in tdw (1 tdw = 1.016 kg) angegeben, die die Gesamttragefä-<br />

higkeit eines Schiffes einschließlich der Betriebslast ausdrückt. 211<br />

Während des Zweiten Weltkriegs setzte die USA bereits größere Tankschiffe ein, die<br />

Frachtkapazitäten von bis zu 16.600 tdw erreichten. Im Jahr 1953 wurde das bekannte<br />

Tankschiff „Tina Onassis“ in Hamburg fertiggestellt. Mit einer Kapazität von 48.000 tdw<br />

war es damals das größte Tankschiff der Welt. Bereits im Jahr 1964 wurde der erste<br />

Tanker mit einer Frachtkapazität von 100.000 tdw gebaut. 212 Die Entwicklung immer<br />

noch größerer Tankschiffe hält bis heute Einzug. Das größte jemals gebaute Tankschiff<br />

besitzt eine Ladekapazität von 650.000 tdw. 213<br />

3.2.2.2 Tankschiff<br />

In der Schifffahrt gibt es zahlreiche unterschiedliche Schiffstypen. Für den maritimen<br />

Rohöltransport werden jedoch ausschließlich Tankschiffe eingesetzt. Tanker sind<br />

Schiffe für flüssige Massengüter wie z.B. Wasser, Rohöl und Mineralölprodukte. 214 Die<br />

Tanker haben bis auf die Schiffsbrücke ein flaches Deck, das ansonsten keine Aufbau-<br />

ten trägt. 215<br />

Die weltweite Flotte an Tankschiffen ist mit der Zeit stetig angewachsen. Heute sind<br />

rund ein Drittel aller Schiffe, die die Welthandelsflotte umfasst, Tankschiffe. 216 Dies ent-<br />

spricht einer Anzahl von rund 7.400 Tankern. 217 International werden die Tankschiffe in<br />

verschiedene Größenklassen eingeteilt, die in Tabelle 2 aufgeführt sind.<br />

208<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 182.<br />

209<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 178.<br />

210<br />

Vgl. Sauer, E. & Zeise, R. (1982): Energietransport, -speicherung und –verteilung. S. 14.<br />

211 Vgl. Vahrenkamp, R. (2007): Logistik – Management und Strategien. S. 317.<br />

212 Vgl. Sauer, E. & Zeise, R. (1982): Energietransport, -speicherung und –verteilung. S. 14.<br />

213 Vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Tankschiff.html, vom 03.03.2010.<br />

214 Vgl. Vahrenkamp, R. (2007): Logistik – Management und Strategien. S. 317.<br />

215 Vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Tankschiff.html, vom 03.03.2010.<br />

216 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 203.<br />

217 EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 17.


3 Logistischer Prozess Erdöl 58<br />

Tabelle 2: Schiffsgrößenklassen beim Öltransport 218<br />

Größenklassen Abkürzung Frachtkapazität in tdw<br />

Ultra Large Crude Carrier ULCC ≥ 300.000<br />

Very Large Crude Carrier VLCC 150.000 - 300.000<br />

Suezmax-Tanker 120.000 - 150.000<br />

Large Range Carrier 45.000 - 150.000<br />

Panamax-Tanker 45.000 - 80.000<br />

Handy Size-Tanker 20.000 - 45.000<br />

Panamax-Tanker können aufgrund ihrer Frachtkapazität den Panamakanal noch<br />

durchfahren. Das gleiche gilt für die Suezmax-Tanker, die noch durch den Suezkanal<br />

fahren können. ULCC und VLCC sind hingegen so groß, dass sie beispielsweise beim<br />

Transport von Rohöl aus dem Persischen Golf um das Kap der Guten Hoffnung herum-<br />

fahren müssen, da sie für den Suezkanal zu groß sind. 219 Ein Tankschiff ist in<br />

Abbildung 32 dargestellt.<br />

Abbildung 32: Tankschiff 220<br />

Generell wird ein Tankschiff als Supertanker bezeichnet, wenn es ein Gesamtgewicht<br />

von 250.000 tdw überschreitet. 221 Das größte jemals gebaute Tankschiff trägt den Na-<br />

men „Jahre Viking“ und besitzt eine Frachtkapazität von 650.000 tdw. Allerdings sind<br />

218 In Anlehnung an Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 681.<br />

219 Vgl. Vahrenkamp, R. (2007): Logistik – Management und Strategien. S. 317.<br />

220 BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 28.


3 Logistischer Prozess Erdöl 59<br />

solche riesigen Schiffe recht selten, da sie im Betrieb relativ unflexibel sind. 222 Bei-<br />

spielsweise hat ein ULCC mit 300.000 tdw eine Länge von 350 m, eine Breite von 55 m<br />

und einen Tiefgang von 22 m.<br />

Weltweit sind nur wenige Häfen für Schiffe dieser Dimensionen geeignet. In Europa<br />

gehören dazu z.B. Genua, Hamburg, Marseille, Rotterdam oder Wilhelmshaven. 223 Die<br />

geringeren Kosten, die für den Transport über See aufgrund der beförderten Mengen<br />

anfallen, werden durch längere Be- und Entladezeiten und die benötige Hafeninfra-<br />

struktur wieder aufgehoben. 224 Ebenso wird die Nutzung der großen Kanäle und Meer-<br />

engen durch die immensen Größen der Supertanker eingeschränkt. Deswegen werden<br />

überwiegend Tankschiffe mit der Standardgröße von rund 200.000 tdw eingesetzt. 225<br />

Aufbau eines Tankschiffes<br />

Schiffe werden ausschließlich aus Stahl gefertigt. Angetrieben werden sie größtenteils<br />

von Dieselmotoren. Dampf- und Gasturbinen kommen hingegen nur selten zum Ein-<br />

satz. Der Motor bringt dabei Propeller in Gang, die ihre Kraft an das Wasser weiterge-<br />

ben. 226 Die Tankschiffe erreichen dabei eine Geschwindigkeit von 14 bis 17 Seemeilen<br />

pro Stunde, was rund 30 km/h entspricht. Für eine Transportdistanz von 10.000 km<br />

werden für die Hin- und Rückfahrt des Schiffes ca. 3 % der transportierten Energie für<br />

den Antrieb verbraucht. 227 Die Navigation in den Ozeanen erfolgt mit technischen Ein-<br />

richtungen.<br />

Am Heck des Schiffes befinden sich die Schiffsbrücke und der Maschinenraum. Der<br />

davorliegende Teil dient dem Gütertransport. 228 Tankschiffe haben in diesem Bereich<br />

mehrere zellenförmige Tanks. Die zahlreichen Tanks gewährleisten die Stabilität des<br />

Schiffes und tragen zur Sicherheit bei (Abbildung 33). Bei einem kleineren Unfall kön-<br />

nen beispielsweise nur geringe Mengen der Ladung entweichen. Zudem können auf-<br />

grund der Vielzahl der Tanks verschiedene Produkte gleichzeitig transportiert werden.<br />

Die Ladetanks sind zusätzlich mit Heizschlangen durchzogen. Zum Einen wird durch<br />

die Beheizung das Rohöl pumpfähig gehalten und zum Anderen werden Veränderun-<br />

gen des Volumens beim Transport durch verschiedene Klimazonen vermieden. 229 Die<br />

Ladetanks bestehen aus Edelstahl und werden mit einer speziellen Beschichtung<br />

überzogen. 230<br />

221 Vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Tankschiff.html, vom 03.03.2010.<br />

222 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 203.<br />

223 Vgl. Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 681.<br />

224<br />

Vgl. Vahrenkamp, R. (2007): Logistik – Management und Strategien. S. 326.<br />

225<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 203.<br />

226<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 200.<br />

227<br />

Vgl. Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 681-682.<br />

228<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 200.<br />

229<br />

Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 30.<br />

230<br />

Vgl.http://www.donauschifffahrt.info/index.php?id=504&no_cache=1&sword_list[0]=tank<br />

schiff, vom 04.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 60<br />

Abbildung 33: Aufbau eines Tankschiffes 231<br />

Ein technischer Fortschritt der in den letzten Jahren im Tankerschiffsbau erzielt wurde,<br />

ist der Bau von so genannten Doppelhüllentankern. Der Tankerrumpf verfügt dabei<br />

über eine doppelwandige Hülle, die im Falle einer Beschädigung des Schiffsrumpfes<br />

den Austritt des Ladegutes erschwert (Abbildung 34). 232<br />

Abbildung 34: Doppelhüllentanker 233<br />

Die innovative Bauweise setzt sich in der Praxis jedoch nur sehr langsam durch, da die<br />

Betriebsdauern der Schiffe relativ lang sind und ausschließlich neue Tankschiffe über<br />

231 BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 30.<br />

232 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 05.03.2010.<br />

233 BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 29.


3 Logistischer Prozess Erdöl 61<br />

diese Technik verfügen. Ein Verbot des Anlaufens europäischer Häfen durch Einhül-<br />

lentanker ist allerdings bereits für das Jahr 2015 beschlossen. 234<br />

Umweltaspekte<br />

Der Rohöltransport stellt vor allem für die Umwelt ein großes Risiko dar. Aufgrund der<br />

immensen Transportmengen haben Tankerunglücke beträchtliche Auswirkungen auf<br />

die Umwelt. So wurden in der Vergangenheit durch Verschmutzungen der Meere und<br />

Strände große Schäden im Ökosystem verursacht. Als Beispiele dafür können die Un-<br />

fälle mit der Amoco Cadiz, Exxon Valdez und Prestige genannt werden. 235<br />

Der Tanker Amoco Cadiz kollidierte im Jahr 1978 mit einem Felsen an der Küste der<br />

Bretagne (Frankreich) und brach auseinander. Daraufhin gelangten rund 223.000 t<br />

Rohöl ins Meer und verseuchten 200 km des Strandes bei Brest. Aufgrund menschli-<br />

chen Versagens stieß das Tankschiff Exxon Valdez 1989 mit einem Riff zusammen.<br />

Dabei strömen ca. 42.000 t Rohöl ins Meer und verschmutzen die Küste Alaskas. Im<br />

Jahr 2002 havarierte der Tanker Prestige bei einem Sturm vor der Küste Galiciens. Es<br />

gelangten rund 64.000 t Öl ins Meer, das die spanische und französische Küste ver-<br />

schmutzte. 236<br />

Zahlreiche internationale Vorschriften (z.B. Internationale Maritime Dangerous Goods<br />

Code) und nationale Verordnungen (z.B. Gefahrgutverordnung See) sollen deshalb die<br />

Gefahren für die Umwelt minimieren. 237 Global zuständig für die Sicherheitsstandards<br />

der Tankfahrt ist die International Maritime Organization (IMO). 238 Insbesondere ist die<br />

Reinigung der Tanks, die in der Vergangenheit auf See ausgeführt wurde, nur noch in<br />

den Häfen erlaubt. 239<br />

Umschlagsprozess und Transport<br />

Der Transport des Rohöls von den Tanklagern des Föderorts zum Seehafen erfolgt<br />

grundsätzlich per Pipeline (siehe Kapitel 3.2.1). Wichtige Erdölladehäfen befinden sich<br />

beispielsweise in Arzew (Algerien), Ceyhan (Türkei), Mena al Ahmadi (Kuwait), Nowo-<br />

rossisk (Russland), Ras Tanura (Saudi Arabien) und Suspa (Georgien). 240 Im Hafen<br />

wird das Rohöl zunächst in großen oberirdischen Tanklagern, mit einer Kapazität von<br />

bis zu 100.000 m 3 , zwischengelagert. Anschließend erfolgt der Umschlag auf das<br />

Tankschiff. 241<br />

Die technischen Einrichtungen die für den Umschlagsprozess benötigt werden, befin-<br />

den sich zum größten Teil an Bord des Tankschiffes. Die restlichen technischen Kom-<br />

234 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 05.03.2010.<br />

235 Vgl. Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 682.<br />

236<br />

Vgl. Niedek, I. & Frater, H. (2003): Naturkatastrophen. S. 183.<br />

237<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 200.<br />

238<br />

Vgl. EV. (2003): Erdöl – Entstehung, Förderung und Verarbeitung. S. 17.<br />

239 Vgl. Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 682.<br />

240 Vgl. http://www.20min.ch/interaktiv/pipelines/film.html, vom 08.03.2010.<br />

241 Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 7.


3 Logistischer Prozess Erdöl 62<br />

ponenten (z.B. Rohrleitungen und Schläuche) werden vom Hafen bereitgestellt. 242 In<br />

der Mitte des Tankers befindet sich ein so genannter Manifoldkran. Mit ihm werden die<br />

Schläuche für den Umschlag von Land an Bord gehoben, um sie mit dem Leitungssys-<br />

tem des Schiffes zu verbinden. 243<br />

Nachdem die Schläuche des Tankschiffes mit den Rohrleitungen der Tanklager des<br />

Hafens verbunden sind, erfolgt der Umschlag mit dem schiffseigenen Pumpsystem. 244<br />

Die Ladepumpen erreichen dabei eine Leistung von bis zu 10.000 t pro Stunde. Der<br />

gesamte Umschlagsprozess wird dabei mit einem Ladungsrechner, der sich an Bord<br />

des Tankschiffes befindet, überwacht. Mit dessen Hilfe lassen sich alle Kräfte, die auf<br />

das Schiff einwirken, vorhersagen. 245 Ist das Tankschiff vollständig beladen, wird das<br />

Leitungssystem wieder getrennt.<br />

Ist der Umschlagsprozess abgeschlossen, begibt sich das Tankschiff auf die Reise<br />

zum Anlandehafen. Die Rohöllieferungen nach Deutschland erfolgen jedoch nicht nur<br />

in deutsche Häfen, sondern in logistisch günstig gelegene Standorte. 246 In Tabelle 3<br />

sind die Anlandestationen für die Rohölversorgung Deutschlands im Jahr 2007 aufge-<br />

führt.<br />

Tabelle 3: Anlandestationen von Rohöl der BRD 2007 247<br />

Anlandestationen<br />

Erdölanlandungen<br />

in Mio. t<br />

Weser-/Jade-/Ems-Häfen (Bremen, Wilhelmshaven, Emden) 30,4 Mio. t<br />

Triest 23,5 Mio. t<br />

Heinersdorf/Schwedt 21,2 Mio. t<br />

Rhein-/Schelde-Häfen (Rotterdam, Antwerpen) 13,9 Mio. t<br />

Marseille/Lavera 8,9 Mio. t<br />

Elbe-Hafen (Hamburg-Brunsbüttel) 7,5 Mio. t<br />

Rostock 0,9 Mio. t<br />

insgesamt 106,3 Mio. t<br />

Auf die Nordseehäfen Bremen, Wilhelmshaven und Emden entfielen insgesamt 30,4<br />

Mio. t, wobei Wilhelmshaven den weitaus größten Anteil besaß. In Triest wurden ins-<br />

gesamt 23,5 Mio. t und in den Häfen Rotterdam und Antwerpen zusammen 13,9 Mio. t<br />

angelandet, die anschließend nach Deutschland befördert wurden. Weitere Lieferun-<br />

gen entfielen auf die Anlandestationen in Marseille und Lavera, den Elbe-Hafen und<br />

den Hafen in Rostock. In Abbildung 35 ist der Rotterdamer Hafen zu sehen.<br />

242 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 205.<br />

243 Vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Tankschiff.html, vom 08.03.2010.<br />

244 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 203.<br />

245 Vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Tankschiff.html, vom 08.03.2010.<br />

246 Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 7.<br />

247 In Anlehnung an Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 58.


3 Logistischer Prozess Erdöl 63<br />

Abbildung 35: Hafen in Rotterdam 248<br />

Hat das Tankschiff den Hafen erreicht, wird es in das entsprechende Anlandeterminal<br />

gewiesen. Dort erfolgt der Umschlagsprozess der Entladung, der gleichermaßen ab-<br />

läuft wie bei der Beladung. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass das Rohöl aus<br />

den Ladetanks des Schiffes in die oberirdischen Tanklager des Hafens gepumpt wird.<br />

Nachdem das Rohöl aus dem Tankschiff entladen wurde, wird es bis zum Weitertrans-<br />

port in Tanks zwischengelagert.<br />

Die Zwischenlagerung ist notwendig, da die gesamte Ladung die ein Tanker anliefert<br />

nicht umgehend weitertransportiert werden kann. Weder eine Pipeline noch Binnen-<br />

schiffe können das Ladevolumen eines Tankschiffes innerhalb des Entladezeitraums<br />

bewältigen. Zudem wird in den meisten Rohölhäfen ein gewisser Vorrat gelagert, damit<br />

der Rohölfluss zu den Raffinerien nicht unterbrochen wird und ein kontinuierlicher Pipe-<br />

linebetrieb möglich ist, wenn beispielsweise eine Rohöllieferung verspätet eintrifft. 249<br />

Die Lagerung erfolgt in großen Tankbehältern aus Stahl, die zumeist durch doppelte<br />

Wände gegen Leckagen geschützt sind. Große überirdische Tanks unterscheiden sich<br />

aufgrund ihres Daches. Bei Festdachtanks entsteht bei der Be- und Entfüllung ein Luft-<br />

austausch, der zu Geruchsbelästigung und Verdunstung führt. Deshalb kommen oft<br />

Schwimmdachtanks zum Einsatz. Sie besitzen eine aufschwimmende Folienabde-<br />

ckung und umgehen die Nachteile des Festdachtanks. Durch unterirdische Leitungen<br />

sind die Tanks miteinander verbunden. 250<br />

3.2.2.3 Vor- und Nachteile des Seeschiffstransportes<br />

Der Seeschiffstransport besitzt zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Transportmit-<br />

teln. Durch die enorm hohe Massenleistungsfähigkeit können gegenüber anderen<br />

248 BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 30.<br />

249 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 08.03.2010.<br />

250 Vgl. Zahoransky, R. (2009): Energietechnik. S. 357.


3 Logistischer Prozess Erdöl 64<br />

Transportmitteln extrem große Mengen transportiert werden. 251 Der Seeschifffahrts-<br />

transport ist besonders geeignet für die Beförderung von Gütern zwischen Kontinenten<br />

und hat dadurch eine hohe Netzbildungsfähigkeit, die jedoch an den Küsten der Meere<br />

endet. 252 Zudem ist der Seegüterverkehr mit einer hohen Transportsicherheit ausges-<br />

tattet und ist verhältnismäßig umweltfreundlich, da der Energieverbrauch je Transport-<br />

einheit äußerst gering ist. Außerdem ist die Beförderung durch die große Anzahl an<br />

Transporteinheiten relativ kostengünstig und deshalb wirtschaftlich.<br />

Der Seegüterverkehr weist jedoch auch einige Nachteile auf. Die Schiffe sind aufgrund<br />

ihrer geringen Geschwindigkeit bei Transporten über größere Distanzen lange Zeit<br />

unterwegs. Die Beförderung ist von den gegebenen Witterungsverhältnissen abhän-<br />

gig. 253 Es besteht eine eingeschränkte räumliche Flexibilität im Bezug auf Transporte<br />

ins Binnenland. Zudem haben größere Kollisionen, insbesondere mit Rohöltankern,<br />

verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem. 254<br />

3.3 Transport zur Weiterverarbeitung in Raffinerie<br />

Das Rohöl, das per Pipeline oder Tankschiff in die Verbraucherregion gelangt, wird<br />

überwiegend mit Pipelines zu den Raffinerien weitertransportiert. 255 In Abhängigkeit<br />

von der geografischen Lage werden jedoch auch einzelne Raffineriestandorte mit Bin-<br />

nentankschiffen beliefert. 256 Das Rohöl wird jedoch nicht immer direkt in die Raffinerie<br />

weitertransportiert. Aufgrund der gesetzlich geregelten Pflichtbevorratung wird Rohöl in<br />

Deutschland für einen Krisenfall gelagert. Auf die Pflichtbevorratung von Rohöl und<br />

Mineralölprodukten wird allerdings erst in Kapitel 3.5 eingegangen. Im Folgenden wer-<br />

den die Pipelinetransportwege und das Transportmittel Binnentankschiff näher betrach-<br />

tet.<br />

3.3.1 Pipeline<br />

Da das Transportmittel Pipeline bereits in Kapitel 3.2.1 eingehend beschrieben wurde,<br />

werden in diesem Abschnitt ausschließlich die für Deutschland relevanten Pipelinever-<br />

bindungen zu den Raffineriestandorten aufgezeigt.<br />

In Deutschland existieren insgesamt 14 Raffinerien, die Rohöl weiterverarbeiten und<br />

die alle über eine direkte Rohölpipelineanbindung verfügen. Die bedeutenden Standor-<br />

te mit den höchsten Produktionskapazitäten befinden sich in Karlsruhe, Wilhelmsha-<br />

251<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

54.<br />

252<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 177.<br />

253<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

54.<br />

254<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 177.<br />

255 Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 8.<br />

256 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 09.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 65<br />

ven, Gelsenkirchen, Spergau und Schwedt (Abbildung 36). Eine genaue Auflistung der<br />

Raffineriestandorte befindet sich im Anhang C.<br />

Der Standort der Raffinerie ist von entscheidender Bedeutung, denn dort trennt sich<br />

der Rohölstrom in eine Vielzahl kleinerer Produktströme. Grundsätzlich werden die<br />

Raffinerien in der Nähe der Verbraucherregionen gebaut. Dies verlängert zwar den<br />

Weg des Rohöls, die Transportwege der Fertigprodukte werden jedoch verkürzt. 257<br />

Die von den Raffinerien angeforderten Rohölpartien gelangen über das deutsche Pipe-<br />

lineversorgungsnetz an die entsprechenden Standorte (Abbildung 36). 258 Die Betreiber<br />

der Pipelines sind in der Regel die gleichen Firmen wie die Beteiligungsgesellschaften<br />

der Raffinerien. 259<br />

Abbildung 36: Raffineriestandorte und Pipelineverbindungen in Deutschland 260<br />

257<br />

Vgl. MWV. (2003): Mineralöl und Raffinerien. S. 13.<br />

258<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 7.<br />

259<br />

Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 14.<br />

260<br />

In Anlehnung an http://www.mwv.de/cms/front_content.php?idcat=25, vom 09.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 66<br />

Das Pipelinesystem zu den Raffinerien entstand als die Raffinerien nicht nur in Küs-<br />

tennähe, sondern auch in den Verbraucherregionen gebaut wurden und Rohrleitungen<br />

zur direkten Rohölversorgung benötigt wurden. 261 Im Folgenden werden einige für<br />

Deutschland bedeutende Pipelines kurz vorgestellt.<br />

Die Mineralölverbundleitung (MVL) ist der deutsche Anschluss an die russische<br />

Druschba-Pipeline und führt zunächst von Polen nach Schwedt. Der nördliche Teil der<br />

MVL wurde im Jahr 1969 gebaut und erstreckt sich über 201 km von Schwedt nach<br />

Rostock. Der südliche Teil existiert bereits seit 1967 und hat von Schwedt bis Spergau<br />

eine Gesamtlänge von 338 km. Die Transportkapazitäten der beiden Teilstücke betra-<br />

gen 6,8 bzw. 13,5 Mio. t pro Jahr.<br />

Die Nord-West-Ölleitung (NWO) ging 1958 als erste deutsche Pipeline in Betrieb. Sie<br />

führt über 391 km vom Hafen in Wilhelmshaven nach Köln und verfügt über eine Kapa-<br />

zität von 15,5 Mio. t pro Jahr. Die Rotterdam-Rhein-Pipeline (RRP) verläuft von Rot-<br />

terdam über Venlo nach Köln. Die Gesamtlänge der RRP erstreckt sich über 280 km<br />

und die Transportkapazität beträgt 13,6 Mio. t pro Jahr. Die Südeuropäische-Pipeline<br />

(SEPL) verbindet den Hafen von Lavera bei Marseille mit Karlsruhe und überbrückt<br />

eine Entfernung von 770 km. Die SEPL ist bereits seit 1963 in Betrieb, die Kapazität<br />

beläuft sich auf 35 Mio. t pro Jahr.<br />

Die Transalpine Ölleitung (TAL) ist insgesamt 759 km lang und führt vom Hafen<br />

Triest über Ingolstadt nach Karlsruhe. Dabei überquert sie die Alpen und führt durch<br />

italienisches und österreichisches Gebiet. Im Jahr 1967 wurde die TAL in Betrieb ge-<br />

nommen und verfügt über eine Transportkapazität von 42 Mio. t pro Jahr. 262<br />

Alle wichtigen deutschen Rohölleitungen sind nochmals in Tabelle 4 zusammenge-<br />

fasst.<br />

Tabelle 4: Rohölpipelines in Deutschland 263<br />

Abk.<br />

Völlständige Bezeichnung<br />

(teilweise Leistungsbetreiber)<br />

Anfangs-/ Endpunkt<br />

Inbetriebnahme<br />

Kapazität<br />

in Mio. t<br />

pro Jahr<br />

Länge in km<br />

in<br />

gesamt Deutschland<br />

- Shell Brunsbüttel - Heide 1959 8,5 31 31<br />

MERO Mitteleuropäische Rohölleitung Vohburg - Nelahozeves (CZ) 1995 10 340 180<br />

MVL Mineralölverbundleitung Schwedt - Spergau 1967 13,5 338 338<br />

MVL Mineralölverbundleitung Schwedt - Rostock 1969 6,8 201 201<br />

NDO Norddeutsche-Ölleitung Wilhelmshaven - Hamburg 1983 8 144 144<br />

NWO Nord-West-Ölleitung<br />

Österreichische<br />

Wilhelmshaven - Köln 1958 15,5 391 391<br />

OMV Mineralölverwaltung Steinhöring - Burghausen 1967 3,4 62 62<br />

RRP Rotterdam-Rhein-Pipeline Rotterdam (NL) - Köln 1960 13,6 280 103<br />

SEPL Südeuropäische Pipeline Lavera (F) - Karlsruhe 1963 35 770 24<br />

TAL Transalpine Ölleitung Triest (I) - Karlsruhe 1967 42 759 464<br />

261<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 3.<br />

262<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. Anhang.<br />

263<br />

In Anlehnung an MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. Anhang.


3 Logistischer Prozess Erdöl 67<br />

3.3.2 Tankmotorschiff<br />

Für den Transport des Rohöls zur Weiterverarbeitung in die Raffinerie werden auch<br />

Tankmotorschiffe im Rahmen der Binnenschifffahrt eingesetzt. Unter Binnenschifffahrt<br />

wird die Schifffahrt auf den Binnengewässern, zu denen Flüsse, Kanäle und Seen zäh-<br />

len, verstanden. 264 Die Raffineriestandorte die im Landesinneren gelegen sind, müssen<br />

jedoch einen Anschluss an das Binnenwasserstraßennetz besitzen. In der Praxis<br />

kommen die Tankmotorschiffe zumeist dann zum Einsatz, wenn Bedarfsspitzen in den<br />

Raffinerien abgedeckt werden müssen und die Transportkapazität der Pipelines nicht<br />

ausreicht. 265<br />

3.3.2.1 Geschichtlicher Rückblick<br />

Die Binnenschifffahrt gehört zu den ältesten Verkehrsträgern. Boote, Einbäume, Flöße<br />

und Schiffe gehörten Jahrtausende lang zu den wichtigsten Transportmitteln im Bin-<br />

nenland. Bereits 10.000 v. Chr. wurden Flöße auf dem Nil genutzt. Etwa 9.000 v. Chr.<br />

kamen Fellboote in Europa zum Einsatz. Große Flüsse zählten zu der wichtigsten Inf-<br />

rastruktur des alten Ägyptens, Chinas und Südostasiens.<br />

Neben den Römern nutzten vor allem die Wikinger und Friesen die Handelsschiffe. Sie<br />

drangen mit ihren Schiffen, die zunächst auch für die Seeschifffahrt geeignet waren,<br />

weit in die Flüsse des Binnenlandes ein. Die Schiffe wurden damals gerudert und ge-<br />

segelt. Im 12. Jahrhundert trennte sich die Entwicklung der Binnenschiffe von den<br />

Seeschiffen, da immer noch größere Schiffe gebaut wurden, mit denen Flüsse nicht<br />

mehr befahren werden konnten.<br />

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden Menschen und Pferde eingesetzt, die die<br />

Schiffe flussaufwärts vom Ufer aus zogen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die<br />

Dampfkraft zum Antrieb der Binnenschiffe genutzt. Durch die Industrialisierung erfuhr<br />

die Binnenschifffahrt ein immenses Wachstum, was den Ausbau der Wasserstraßen in<br />

Europa beschleunigte. Ab 1910 gingen die ersten Dieselmotoren in Betrieb. Mit der<br />

Einführung der Container in den 70er Jahren begann die Containerisierung, die zu ei-<br />

nem Wandel in der Binnenschifffahrt führte. 266<br />

3.3.2.2 Transport mit Tankmotorschiffen<br />

Tankmotorschiffe dienen ebenso wie Tankschiffe zum Transport von flüssigen und<br />

gasförmigen Massengütern und werden ausschließlich in der Binnenschifffahrt einge-<br />

setzt. 267 Zu Beginn des Jahres 2009 umfasste die deutsche Binnenflotte insgesamt 398<br />

Tankmotorschiffe, die zusammen eine Frachtkapazität von 683.924 t besaßen. Im<br />

264 Vgl. http://www.logistikbranche.net/verkehrstraeger/binnenschifffahrt.html, vom 10.03.2010.<br />

265 http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 10.03.2010.<br />

266 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 309-310.<br />

267 Vgl. http://www.seefracht-lotse.de/binnenschifffahrt.html, vom 10.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 68<br />

Durchschnitt verfügt somit jedes deutsche Tankmotorschiff über eine Kapazität von<br />

rund 1.720 t. 268<br />

Aufbau eines Tankmotorschiffes<br />

Tankmotorschiffe ähneln in ihrem Aufbau weitestgehend Tankschiffen. Der Antrieb<br />

erfolgt zumeist über Dieselmotoren und Propeller. Stromaufwärts erreichen die Tank-<br />

motorschiffe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 bist 10 km/h, stromabwärts hin-<br />

gegen von 18 bis 20 km/h. Höhere Geschwindigkeiten sind derzeit nicht möglich, da<br />

die Uferbefestigungen gegen einen stärkeren Wellenschlag geschützt werden müssen.<br />

An der Bordwand des Schiffes befindet sich in der Regel eine Tiefgangsskala. Die<br />

Schiffsbrücke und die Maschinenräume befinden sich am Heck. Der davor liegende<br />

Teil wird für den Gütertransport genutzt (Abbildung 37). 269 In diesem Bereich verfügen<br />

die Tankmotorschiffe über zellenförmige Tanks, die häufig mit einer Beheizung ausges-<br />

tattet sind (siehe Kapitel 3.2.2.2).<br />

Abbildung 37: Tankmotorschiff 270<br />

Um einen optimalen Schutz bei Kollisionen zu gewährleisten, werden in der Binnen-<br />

schifffahrt, ebenso wie bei der Seeschifffahrt, immer mehr Doppelhüllentankschiffe<br />

eingesetzt. In Deutschland wurde eine stufenweise Umstellung von Einhüllen- auf<br />

Doppelhüllentankschiffe gesetzlich veranlasst. Ab dem Jahr 2018 ist der Einsatz von<br />

Einhüllentankschiffen für alle Flüssigkeiten verboten. 271<br />

Extrem große Motortankschiffe transportieren bis zu 6.000 t, sind aber aufgrund der<br />

größenbedingten Anforderungen der meisten Wasserstraßen ungeeignet. 272 Beispiels-<br />

weise hat ein großes Tankmotorschiff eine Länge von 135 m, eine Breite von 11,5 m,<br />

einen Tiefgang von bis zu 3 m und eine Frachtkapazität von 3.000 t. 273<br />

Umschlagsprozess<br />

Die Tankmotorschiffe werden dabei mit dem in den Tanks der Seehäfen zwischenge-<br />

lagerten Rohöl beladen. Der wichtigste deutsche Rohölverladehafen für Binnenschiffe<br />

268 Vgl. BDB. (2009): Daten und Fakten. Seite 3.<br />

269 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 321.<br />

270 Österreichische Wasserstraßen-GmbH. (2005): Handbuch der Donauschifffahrt. S. 44.<br />

271 Vgl. BDB. (2009): Geschäftsbericht. Seite 3.<br />

272 Vgl. http://www.seefracht-lotse.de/binnenschifffahrt.html, vom 10.03.2010.<br />

273 Vgl. Österreichische Wasserstraßen-GmbH. (2005): Handbuch der Donauschifffahrt. S. 44.


3 Logistischer Prozess Erdöl 69<br />

befindet sich in Wilhelmshaven. Für den Umschlag werden Schläuche, ein Pumpsys-<br />

tem und Rohrleitungen zu den Lagertanks benötigt. 274<br />

Neben den zur Verfügung stehenden stationären Hafenpumpen hat der Großteil der<br />

Tankmotorschiffe ein schiffseigenes Pumpsystem. Haben die Schiffe an der Ladebrü-<br />

cke im Hafen angelegt, werden die Schläuche des Tankmotorschiffes mit den Rohrlei-<br />

tungen der Tanklager verbunden. Mit Hilfe des Pumpsystems erfolgt nun die Beladung<br />

des Schifftanks, die anhand der Tiefgangsskala an der Bordwand verfolgt werden<br />

kann. Ist das Tankmotorschiff vollständig beladen, wird das Leitungssystem wieder<br />

getrennt. 275<br />

Ist der Umschlagsprozess beendet, begibt sich das Tankmotorschiff auf den Weg zur<br />

Raffinerie. Beispielsweise wird die Raffinerie in Karlsruhe über einen so genannten<br />

Ölhäfen beliefert, der direkt an der Raffinerie gelegen ist. Der Karlsruher Ölhafen ist<br />

der bedeutendste Umschlagsplatz dieser Art in Deutschland. Er verfügt über vier Lade-<br />

und Entladestationen für die gleichzeitige Be- und Entladung von acht Tankmotorschif-<br />

fen. 276<br />

Hat das Schiff den Ölhafen erreicht, legt es an der vorgegebenen Entladestation an. Es<br />

folgt die Entladung, die gleichermaßen abläuft wie die Beladung. Der Unterschied be-<br />

steht jedoch darin, dass das Rohöl aus dem Tankmotorschiff in die Tanklager der Raf-<br />

finerie gepumpt wird. 277 In den Raffinerietanks wird das Rohöl bis zur Weiterverarbei-<br />

tung zwischengelagert. Ist die Entladung vollständig abgeschlossen, wird das Schiff in<br />

der Regel mit Fertigprodukten der Raffinerie beladen.<br />

3.3.2.3 Deutsches Wasserstraßennetz<br />

Die „Binnenwasserstraßen sind natürliche oder künstliche Gewässer, wie Flüsse, Seen<br />

und Kanäle“. 278 Insgesamt umfasst das deutsche Wasserstraßennetz rund 7.500 km. 279<br />

Es zeichnet sich vor allem durch seine Süd-Nordausrichtung der Flüsse Rhein, Weser,<br />

Elbe und Oder aus. Während in Nordwest- und Ostdeutschland eine ausgeprägte Ver-<br />

netzung der Wasserstraßen vorzufinden ist, beschränkt sich das Netz im Süden auf<br />

den Rhein und die Donau. Das deutsche Wasserstraßennetz ist in Abbildung 38 dar-<br />

gestellt.<br />

Die Nutzung der zahlreichen verschiedenen Binnenwasserstraßen hängt von verschie-<br />

denen Faktoren ab. Die Schiffsgröße, zu der die Länge, Breite und Tragfähigkeit zäh-<br />

len, sowie der zulässige Tiefgang müssen eingehalten werden. Zudem müssen<br />

Schleusenöffnungszeiten und Durchfahrtshöhen an Brücken beachtet werden. 280<br />

274 Vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Tankschiff.html, 10.03.2010.<br />

275 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 324.<br />

276 Vgl. http://www.rheinhafen.de/ger/html/miro.htm, 10.03.2010.<br />

277 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 324.<br />

278 Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 316.<br />

279 Vgl. http://www.binnenschiff.de/, vom 10.03.2010.<br />

280 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 316.


3 Logistischer Prozess Erdöl 70<br />

Abbildung 38: Deutsches Wasserstraßennetz 281<br />

Die Tankmotorschiffe müssen besonders die Wasserstände berücksichtigen, die durch<br />

Niederschlags- und Trockenperioden ständigen Schwankungen unterliegen. Bei so<br />

genanntem Niedrigwasser verringert sich beispielsweise die Transportkapazität der<br />

Schiffe, da aufgrund niedriger Pegelstände der Tiefgang eingeschränkt ist. Während<br />

bei Hochwasser ebenfalls nur eine bedingte Nutzung möglich ist. Die Pegelstände<br />

müssen deshalb permanent beobachtet werden. 282<br />

3.3.2.4 Vor- und Nachteile des Binnenschifftransportes<br />

Der Binnenschifftransport weist im Verhältnis zu den anderen Transportmitteln eine<br />

Reihe von Vorteilen auf. Die Massenleistungsfähigkeit ist im Vergleich mit dem Schie-<br />

nen- und Straßengüterverkehr deutlich höher, da extrem große Gütermengen über<br />

weite Distanzen transportiert werden können. Es handelt sich aufgrund des geringen<br />

Energieverbrauchs je Transporteinheit und der minimalen Lärmentstehung um einen<br />

umweltfreundlichen Transport. 283 Es ist eine hohe Transportsicherheit gegeben, da es<br />

im Verhältnis zum Beförderungsaufkommen relativ wenige Unfälle gibt. Zudem ist die<br />

281<br />

http://www.wsv.de/service/karten/bundeseinheitlich/index.html, vom 10.03.2010.<br />

282<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 313.<br />

283<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

59.


3 Logistischer Prozess Erdöl 71<br />

Binnenschifffahrt relativ kostengünstig und kann rund um die Uhr sowie an Sonn- und<br />

Feiertagen betrieben werden. 284<br />

Diesen Vorteilen stehen jedoch einige Nachteile gegenüber. Die Netzbildungsfähigkeit<br />

des Transportmittels Binnenschiff ist äußerst gering, da eine Bindung an die Wasser-<br />

straßen erforderlich ist. 285 Die geringe Transportgeschwindigkeit wirkt sich auf die Be-<br />

förderungsdauer aus, die durch ausgeprägte Flussläufe noch weiter verzögert wird. Die<br />

Binnenschiffe unterliegen zudem einer starken Wetterabhängigkeit, die beispielsweise<br />

durch Nebel, Vereisung, sowie hohe und niedrige Wasserstände verursacht wird. 286<br />

3.4 Verarbeitung in der Raffinerie<br />

Die chemische Zusammensetzung des Rohöls variiert je nach Herkunftsland. Weltweit<br />

existieren mehrere tausend Erdölsorten wie z.B. Brent, West Texas Intermediate oder<br />

Dubai Fateh. Trotz der Unterschiede enthalten die Rohöle im Kern dieselben Bestand-<br />

teile. Es handelt sich um ein Gemisch aus Kohlenwasserstoffen, geringen Schwefel-<br />

mengen und Spuren von Sauerstoff, Stickstoff und Metallen. Damit aus dem weitest-<br />

gehend unbrauchbaren Rohöl Mineralölprodukte wie Benzin, Gas oder Heizöl entste-<br />

hen, muss es in Raffinerien verschiedene chemische und physikalische Prozesse<br />

durchlaufen. Der Umwandlungsprozess besteht aus der Destillation, Konversion und<br />

Reformierung. 287<br />

3.4.1 Destillation<br />

Der grundlegende Verarbeitungsprozess in einer Raffinerie ist die Rohöldestillation, bei<br />

der das Rohöl in seine einzelnen Bestandteile zerlegt wird. Das Rohöl das getrennt<br />

nach Sorten in Tanks zwischengelagert wurde, gelangt zunächst in einen Ofen und<br />

wird dort vorgewärmt. 288 Das auf 350 bis 370 °C erhitzte Rohöl verwandelt sich in Gas<br />

und strömt in den Destillationsturm, der unter atmosphärischem Druck steht.<br />

In dem rund 50 m hohen Destillationsturm, der in unterschiedliche Temperaturbereiche<br />

unterteilt ist, steigen die Kohlenwasserstoffe auf. Beim Aufsteigen kühlen die Kohlen-<br />

wasserstoffe wieder langsam ab und verflüssigen sich unterhalb ihrer jeweiligen Siede-<br />

temperatur in so genannte Fraktionen (siehe Abbildung 39). 289<br />

Die Fraktionen können nun in den diversen Ebenen des Destillationsturms abgeleitet<br />

werden. Am Boden des Turms setzten sich schwere Stoffe wie z.B. Bitumen ab. Dar-<br />

über sammelt sich Schwergasöl (z.B. Diesel und Heizöl) bei etwa 370 °C. Stoffe wie<br />

284<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 307.<br />

285<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

59.<br />

286<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 307.<br />

287 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 36.<br />

288 Vgl. MWV. (2003): Mineralöl und Raffinerien. S. 22.<br />

289 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 75-76.


3 Logistischer Prozess Erdöl 72<br />

Kerosin und Petroleum verteilen sich in der Mitte bei rund 200 bis 300 °C. Flüssiggas<br />

und Leichtbenzin steigt in den obersten Bereich auf, in dem Temperaturen von 20 bis<br />

150 °C herrschen.<br />

Abbildung 39: Rohöldestillationsanlage 290<br />

Die aufgespalteten Fraktionen werden über Rohrleitungen in Lagertanks geleitet. 291 Die<br />

atmosphärischen Rückstände die sich am Boden gesammelt haben, werden in einen<br />

weiteren Destillationsturm mit weniger Druck geleitet. Bei dem Unterdruck werden die<br />

Rückstände erneut in Fraktionen für die Schmierstoff- und Bitumenherstellung aufge-<br />

teilt. 292<br />

3.4.2 Konversion<br />

Die Produkte die bei der Destillation entstehen, entsprechen jedoch nicht dem Bedarf<br />

des Marktes. Beispielsweise ist die Nachfrage nach den leichten Bestandteilen (z.B.<br />

Benzin, Kerosin, leichtes Heizöl) deutlich höher als nach den schweren Bestandteilen.<br />

Deshalb müssen die weniger nachgefragten Produkte in solche umgewandelt werden,<br />

die einer stärkeren Nachfrage unterliegen. 293<br />

290 BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 38.<br />

291 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 38.<br />

292 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 76.<br />

293 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 38.


3 Logistischer Prozess Erdöl 73<br />

Dieser Prozess wird in einer Konversionsanlage durchgeführt. Dabei werden langketti-<br />

ge und schwere Kohlenwasserstoffe in kürzere und leichtere aufgespaltet. Dieser Vor-<br />

gang wird Cracken, was zu deutsch zerbrechen oder spalten heißt, genannt. Beim<br />

Cracken werden wiederum katalytisches Cracken, thermisches Cracken und Hydrocra-<br />

cken unterschieden. 294<br />

Beim katalytischen Cracken werden die Fraktionen mit einem Katalysator erhitzt.<br />

Katalysatoren beschleunigen die chemische Reaktion und verändern sich dabei selbst<br />

nicht. Bei Temperaturen von bis zu 600 °C brechen die Kohlenwasserstoffmoleküle<br />

auseinander. 295 Das thermische Cracken erfolgt durch eine kurze Überhitzung der<br />

Fraktionen unter Druck in einem Spaltofen. Die Kohlenwasserstoffe geraten dabei in<br />

eine starke Schwingung und brechen bei etwa 360 °C. 296<br />

Beim Hydrocracken handelt es sich um ein katalytisches Spaltverfahren. Die Fraktio-<br />

nen werden mit Wasserstoff vermischt und bei einem Druck von 100 bis 150 bar durch<br />

einen Reaktor geschickt. Dabei werden die großen Kohlenwasserstoffmoleküle in klei-<br />

ne zerbrochen. 297 Bei allen drei Verfahren muss das entstandene Gemisch, das von<br />

Methan bis zu Schweröl reicht, anschließend erneut destilliert werden. 298<br />

3.4.3 Reformierung<br />

Nach den Prozessen der Destillation und Konversion entsprechen die Produkte in der<br />

Regel noch nicht der geforderten Qualität. Deshalb ist der Prozess der Reformierung<br />

erforderlich, bei dem die Produkte veredelt werden. Beispielsweise ist Benzin noch<br />

nicht als Kraftstoff für Ottomotoren geeignet. Um die benötigte Klopffestigkeit (Oktan-<br />

zahl) zu erreichen, wird das Benzin in einem so genannten Reformer erhitzt und mit<br />

verschiedenen Katalysatoren gemischt. Durch die Katalysatoren verlieren die Kohlen-<br />

wasserstoffverbindungen einige Wasserstoffatome und werden zu hochoktanigen Ben-<br />

zinmolekülen. Dann werden die gewonnen Produkte mit zahlreichen Komponenten wie<br />

z.B. Additiven gemischt, um eine gleichbleibende Qualität zu erhalten. 299<br />

Abschließend wird das zu verkaufsfertigen Produkten verarbeitete Rohöl bis zur weite-<br />

ren Verteilung zwischengelagert. Da aus den wenigen Rohölsorten viele Fertigprodukte<br />

entstehen, sind aufgrund der Produktvielfalt zahlreiche Tanks für die Lagerung not-<br />

wendig.<br />

294<br />

Vgl. MWV. (2003): Mineralöl und Raffinerien. S. 24.<br />

295<br />

Vgl. MWV. (2003): Mineralöl und Raffinerien. S. 26-27.<br />

296<br />

Vgl. MWV. (2003): Mineralöl und Raffinerien. S. 24-25.<br />

297<br />

Vgl. http://www.aral.de/aral/sectiongenericarticle.do?categoryId=4000017&contentId=56242,<br />

vom 12.03.2010.<br />

298<br />

Vgl. MWV. (2003): Mineralöl und Raffinerien. S. 24.<br />

299 Vgl. MWV. (2003): Mineralöl und Raffinerien. S. 32-33.


3 Logistischer Prozess Erdöl 74<br />

3.4.4 Mineralölprodukte<br />

Aus dem Rohöl entstehen zahlreiche Mineralölprodukte. Die wichtigsten werden im<br />

Folgenden vorgestellt. Flüssiggas, das auch Liquefied Petroleum Gas (LPG) genannt<br />

wird, umfasst die leichtesten Bestandteile des Rohöls. Dies sind überwiegend Butan<br />

und Propan, die bei Raumtemperatur einen gasförmigen Zustand besitzen. Das Gas<br />

wird verflüssigt und in Tanks gelagert. Es dient vor allem zu Heizzwecken und wird<br />

vermehrt als Treibstoff für Flüssiggas-Autos eingesetzt. Benzin enthält die leichten<br />

flüssigen Bestandteile des Rohöls. Der Großteil davon wird als Motorenbenzin genutzt.<br />

Außerdem werden Flugbenzine für Sportflugzeuge und Spezialbenzine für die chemi-<br />

sche Industrie daraus gewonnen.<br />

Flugpetrol, zu dem Petroleum und Kerosin gehören, ist schwerer als Benzin und wird<br />

überwiegend als Flugtreibstoff eingesetzt. Um den Antrieb der Flugzeugturbinen zu<br />

gewährleisten, unterliegen diese Treibstoffe strikten Qualitätsbestimmungen. Diesel<br />

besteht aus längerkettigen Kohlenwasserstoffen und wird bevorzugt bei LKW, Schiffen,<br />

Personenwagen und Baumaschinen als Treibstoff eingesetzt. Leichtes Heizöl zählt zu<br />

den Mitteldestillaten und umfasst somit die Anteile des Rohöls, die bei mittlerer Tempe-<br />

ratur sieden. Es besitzt einen besonders hohen Heizwert und wird vorwiegend zu Heiz-<br />

zwecken eingesetzt.<br />

Schweres Heizöl besteht aus langkettigen Kohlenwasserstoffen und bildet eine zäh-<br />

flüssige Masse, die für den Transport und die Verbrennung erwärmt werden muss.<br />

Verwendung findet es vor allem in der Industrie, beispielsweise bei der Zementherstel-<br />

lung und in Papierfabriken. Bitumen ist ein zähflüssiger Rückstand, der bei der Destil-<br />

lation nicht verdampft. Es wird zum größten Teil im Straßenbau und als Dichtungs-,<br />

Isolations- und Verpackungsmittel verwendet. Schmiermittel bestehen ebenfalls aus<br />

langkettigen und schweren Kohlenwasserstoffen. Sie werden aus speziellen Basisölen,<br />

die während dem Raffinerieprozess anfallen, hergestellt. Zum Einsatz kommen sie vor<br />

allem in Motoren und Maschinen als Betriebsstoff, um die Abnutzung und den Ver-<br />

schleiß zu vermindern. 300<br />

3.5 Lagerung der Fertigprodukte<br />

Nachdem das Rohöl in der Raffinerie zu Mineralölprodukten verarbeitet wurde, werden<br />

die Fertigprodukte grundsätzlich zwischengelagert bevor der Transport zum End-<br />

verbraucher erfolgt. 301 Im folgenden Kapitel werden die Besonderheiten der Lagerhal-<br />

tung von Mineralölprodukten und die gesetzlich vorgeschriebene Pflichtbevorratung<br />

näher beschrieben.<br />

300 Vgl. EV. (2008): Erdöl – Anwendungen und Produkte. S. 7-11.<br />

301 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 15.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 75<br />

3.5.1 Lagerhaltung von Mineralölprodukten<br />

Ein direkter Transport vom Raffineriestandort zum Endverbraucher erfolgt in der Regel<br />

recht selten. Die Mineralölprodukte werden überwiegend in Großtanklagern, die sich<br />

fernab der Raffinerien befinden, zwischengelagert. Die Großtanklager werden dabei<br />

mit Eisenbahnkesselwagen, Pipelines oder Tankmotorschiffen bedient (Abbildung<br />

40). 302 Auf die Transportmittel wird in Kapitel 3.6 näher eingegangen.<br />

Abbildung 40: Transportmittel von der Raffinerie bis zum Großtanklager 303<br />

Von den Großtanklagern werden abschließend die im Umkreis gelegenen Endverbrau-<br />

cher, zumeist mit Straßentankfahrzeugen, beliefert (Kapitel 3.6). Die Standorte der<br />

zahlreichen Tanklager sind regional über das gesamte Gebiet der BRD verteilt (siehe<br />

Abbildung 41).<br />

Die direkte Versorgung der Endverbraucher vom Raffineriestandort ist in der Regel<br />

nicht wirtschaftlich, da die zum Teil großen Transportentfernungen mit Straßentank-<br />

fahrzeugen hohe Kosten verursachen. Zu den Großtanklagern können hingegen er-<br />

hebliche Mengen mit Eisenbahnkesselwagen, Pipelines und Tankmotorschiffen trans-<br />

portiert werden. Deshalb ist die Zwischenlagerung in Großtanklagern und die Versor-<br />

gung der Endverbraucher über kurze Distanzen günstiger, als die direkte Belieferung<br />

der Kunden von der Raffinerie.<br />

Ein weiterer Grund für die Errichtung von Großtanklagern ist die regionale Verteilung<br />

der immensen Mineralölproduktmengen, wodurch die geballte Lagerung an den Raffi-<br />

neriestandorten vermieden wird. Dies streut zum Einen das Risiko bei möglichen Un-<br />

glücksfällen und zum Anderen wir dadurch eine höhere Flexibilität bei kurzfristigen Be-<br />

302 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 48.<br />

303 In Anlehnung an BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 48.


3 Logistischer Prozess Erdöl 76<br />

darfsschwankungen erreicht. 304 Die Lagerung erfolgt dabei überwiegend in Tankbehäl-<br />

tern die aus Stahl bestehen und bis zu 125.000 m 3 aufnehmen können. 305<br />

Abbildung 41: Standorte der Großtanklager 306<br />

In der Praxis bestehen für die Lagerung von Mineralölprodukten besondere Anforde-<br />

rungen. Da es sich bei den Produkten um Gefahrgut handelt, unterliegen diese speziel-<br />

len sicherheitstechnischen Bestimmungen. Beispielsweise müssen die Tanks durch<br />

doppelte Wände gegen Leckagen geschützt sein und über so genannte Gasrückge-<br />

winnungsanlagen verfügen. Damit die umweltschädlichen und gesundheitsgefährden-<br />

den Kohlenwasserstoffdämpfe, die sich bilden wenn Brennstoffe und Kraftstoffe mit<br />

Luft in Berührung kommen, nicht entweichen, werden sie mit Gasrückgewinnungsanla-<br />

gen bei der Befüllung und Entleerung der Tanks zurückgehalten. 307<br />

304 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 15.03.2010.<br />

305 Vgl. Sauer, E. (2003): Energietransport, -speicherung, -verteilung. S. 52.<br />

306 MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. Anhang.<br />

307 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 49.


3 Logistischer Prozess Erdöl 77<br />

Bei einer Bestandsführung in Volumeneinheiten ist insbesondere die temperaturbe-<br />

dingte Veränderung des Volumens zu beachten, da es sich bei Rohöl und Mineralöl-<br />

produkten um Flüssiggüter handelt. Das spezifische Volumen von Flüssigkeiten hängt<br />

von der jeweiligen Temperatur ab, weshalb bei jeglichen Bestandsbewegungen die<br />

Dichte der Produkte und die Temperatur gemessen werden muss. Anhand diesen In-<br />

formationen kann mit Hilfe von Umrechnungstabellen die exakte ab- bzw. zugegange-<br />

ne Menge berechnet werden. Erfolgt die Bestandsführung in Gewichtseinheiten, muss<br />

dies nicht beachtet werden. 308<br />

Die Lagerung der Mineralölprodukte erfüllt insbesondere die Bereitstellungs-, Überbrü-<br />

ckungs- und Sicherungsfunktion. 309 Die Bereitstellungsfunktion umfasst die Bereitstel-<br />

lung der erforderlichen Mineralölprodukte zu der vom Endverbraucher geforderten Zeit,<br />

Menge und Qualität. Die Überbrückungsfunktion überbrückt den Zeitpunkt zwischen<br />

der Produktion und Auslieferung. 310 Durch die Sicherungsfunktion entsteht ein Schutz<br />

vor unvorhersehbaren Liefer- und Bedarfsschwankungen auf den Beschaffungs- und<br />

Absatzmärkten. So können z.B. Transportstörungen, Lieferzeitüberschreitungen oder<br />

schwankende Absatzmengen ausgeglichen werden. 311<br />

3.5.2 Pflichtbevorratung<br />

Deutschland ist verpflichtet einen Vorrat an Rohöl und Mineralölprodukten für Krisenfäl-<br />

le zu lagern, um mögliche Versorgungsstörungen auszugleichen. Dabei muss die<br />

Menge bevorratet werden, die dem deutschen Verbrauch von 90 Tagen entspricht. Zu<br />

der internationalen Vorratspflicht sind neben den EU-Mitgliedsstaaten auch alle Mit-<br />

glieder der Internationalen Energieagentur (IEA) verpflichtet (die IEA-Mitglieder befin-<br />

den sich im Anhang D). 312<br />

National wird die Verpflichtung über das Erdölbevorratungsgesetz umgesetzt. Im Jahr<br />

1978 wurde mit diesem Gesetz der Erdölbevorratungsverband (EBV) gegründet, der<br />

die gesamten deutschen Reserven verwaltet. Die Zielsetzung war die Sicherstellung<br />

der Verfügbarkeit der Bestände in einem Krisenfall. Das Gesetz löste die vorhergehen-<br />

de Pflichtbevorratung ab, die für Ölgesellschaften galt und bereits 1966 veranlasst<br />

wurde. Die Finanzierung des EBV erfolgt über die Beiträge der Ölgesellschaften, die<br />

die Beiträge im Preis an den Verbraucher weitergeben. 313<br />

Die Vorräte an Rohöl und Mineralölprodukten gliedern sich dabei in drei Erzeugnis-<br />

gruppen:<br />

- Erzeugnisgruppe 1: Benzine<br />

308<br />

Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/Lagerung.html, vom 15.03.2010.<br />

309<br />

Ebenda<br />

310<br />

Vgl. Schmidt, A. (2008): Handbuch Logistik. S. 751.<br />

311<br />

Vgl. Schulte, G. (2001): Material- und Logistikmanagement. S. 246-247.<br />

312<br />

Vgl. http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/mineraloelversorgung,did=159688.html,<br />

vom 15.03.2010.<br />

313<br />

Vgl. EBV. (2008): Mineralölpflichtbevorratung in der BRD. S. 2.


3 Logistischer Prozess Erdöl 78<br />

- Erzeugnisgruppe 2: Dieselkraftstoff, Heizöl leicht und Flugturbinenkraftstoff<br />

- Erzeugnisgruppe 3: Heizöl schwer und Rohöl<br />

Mindestens 40 % der Vorräte müssen Fertigprodukte sein. Der Rest kann dagegen<br />

vollständig aus Rohöl bestehen. Für die Erzeugnisgruppen gilt die Vorratspflicht in Hö-<br />

he der Raffinerieerzeugung und Importmengen die in 90 Tagen anfallen. Zu der ge-<br />

nauen Berechnung wird der Durchschnitt der vergangenen drei Jahre gebildet.<br />

Die Fertigprodukte werden überwiegend in großen Tanklagern oberirdisch bevorratet.<br />

Die Rohölvorräte werden hingegen in Kavernen gelagert und verfügen über eine direk-<br />

te Pipelineverbindung zu Raffinerien. 314 Kavernen sind künstlich geschaffene Hohlräu-<br />

me in Salzstöcken und sind für Erdöl undurchlässig. 315 In den Kavernen fallen geringe<br />

Lagerkosten an und es ist eine sichere Lagerung über einen langen Zeitraum möglich.<br />

Sie befinden sich überwiegend in Norddeutschland, vor allem im Raum Wilhelmsha-<br />

ven. Grundsätzlich sind die Bestände jedoch regional über das gesamte Gebiet der<br />

BRD verteilt.<br />

Tritt ein Krisenfall ein, werden die Reserven vom Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie (BMWi) durch eine Verordnung freigegeben. 316 Die aktuellen Reserven in<br />

Deutschland betragen rund 25 Mio. t, die sich zu etwa 50 % auf Rohöl und Fertigpro-<br />

dukte verteilen. 317 Obwohl sich die Bevorratungspflicht auf 90 Tage bezieht, sind die<br />

deutschen Gesamtbestände deutlich höher. Beispielsweise werden große Mengen von<br />

den Verbrauchern im Heizölsektor gelagert und Raffinerien halten Bestände zur Siche-<br />

rung des Produktionsbetriebs vor. 318<br />

3.6 Transport der Fertigprodukte zum Endverbraucher<br />

Der Transport der Fertigprodukte von den Raffinerien und Großtanklagern zum End-<br />

verbraucher erfolgt mit Straßentankfahrzeugen, Eisenbahnkesselwagen, Pipelines und<br />

Tankmotorschiffen. Die Wahl des Transportmittels hängt dabei von verschiedenen Fak-<br />

toren ab, die individuell abgewogen werden müssen. Zu den maßgeblichen Faktoren<br />

zählen die Eignung der Beförderung großer Mengen, die optimale Bedienung der Flä-<br />

che (Netzbildungsfähigkeit), die Anpassungsfähigkeit an Relationen und Mengen, die<br />

Schnelligkeit und die Wirtschaftlichkeit. 319<br />

Die Wirtschaftlichkeit des Transportmittels spielt bei der Auswahl häufig eine wichtige<br />

Rolle. In Abbildung 42 sind die relativen Kosten des Mineralöltransports in Abhängig-<br />

keit von der Transportweite und dem eingesetzten Transportmittel abgebildet.<br />

314<br />

Vgl. EBV. (2008): Mineralölpflichtbevorratung in der BRD. S. 3-4.<br />

315<br />

Vgl. Zahoransky, R. (2009): Energietechnik. S. 358.<br />

316<br />

Vgl. EBV. (2008): Mineralölpflichtbevorratung in der BRD. S. 5-6.<br />

317<br />

Vgl. http://www.ebv-oil.de/cms/cms2.asp?sid=60&nid=&cof=60, vom 15.03.2010.<br />

318 Vgl. EBV. (2008): Mineralölpflichtbevorratung in der BRD. S. 6.<br />

319 Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 8-9.


3 Logistischer Prozess Erdöl 79<br />

Abbildung 42: Kosten des Mineralöltransports in Abhängigkeit von der Transportweite<br />

und dem Transportmittel 320<br />

Bei der Pipeline sind die Kosten pro Tonnenkilometer (tkm) unabhängig von der Trans-<br />

portweite konstant. Allerdings sind die Kosten für den Bau einer Pipeline extrem hoch.<br />

Deshalb sind Pipelines auf Massentransporte angewiesen und erst aber einer be-<br />

stimmten Durchleitungsmenge wirtschaftlich. Bei den übrigen Transportmitteln nehmen<br />

die relativen Transportkosten mit zunehmender Transportweite ab. Das Straßentank-<br />

fahrzeug ist dabei das teuerste Transportmittel, aber auch das Flexibelste. 321 Im Weite-<br />

ren wird auf die verschiedenen Transportmittel näher eingegangen.<br />

3.6.1 Straßentankfahrzeug<br />

Für den Transport der Mineralölprodukte von der Raffinerie bzw. dem Großtanklager<br />

zum Endverbraucher werden häufig Straßentankfahrzeuge, im Rahmen des Straßen-<br />

güterverkehrs, eingesetzt. 322 Von Straßengüterverkehr wird dann gesprochen, wenn<br />

das Gewicht der Kraftwagen 3,5 t übersteigt und Güter auf der Straße transportiert<br />

werden. 323 Straßen werden definiert als „planmäßig angelegte und befestigte Ver-<br />

kehrswege“. 324<br />

In der Praxis kommen die Straßentankfahrzeuge vermehrt zum Einsatz, wenn die Mi-<br />

neralölprodukte über kurze Entfernungen transportiert werden müssen und dabei eine<br />

hohe Netzbildung erforderlich ist. 325 Beispielsweise erfolgt die Belieferung von Tank-<br />

320<br />

MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 11.<br />

321<br />

Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 11.<br />

322<br />

Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 9.<br />

323<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 255.<br />

324 Vgl. Stieglitz, A. (1997): Straßennetz. S. 1029.<br />

325 Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 10.


3 Logistischer Prozess Erdöl 80<br />

stellen und privaten Haushalten mit Diesel- und Ottokraftstoffen bzw. Heizöl üblicher-<br />

weise mit Straßentankfahrzeugen.<br />

3.6.1.1 Geschichtlicher Rückblick<br />

Die ersten Fahrzeuge entstanden vor etwa 6.000 Jahren mit der Erfindung des Rades<br />

und wurden von Tieren gezogen. Nach und nach entwickelte sich deren Technik. Zu-<br />

nächst durch Deichseln und Sturzfelgen, wodurch das Lenken erleichtert und die Trag-<br />

fähigkeit der Fahrzeuge erhöht wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen erste<br />

dampfbetriebene Fahrzeuge zum Einsatz.<br />

Ein Fortschritt für den Straßengüterverkehr war allerdings erst die Erfindung des<br />

Verbrennungsmotors. Bereits 1896 wurden die ersten Lastwagen in Serie hergestellt.<br />

Die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch die Einführung der Luftbereifung und<br />

des Dieselmotors gekennzeichnet, wodurch die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge<br />

stieg. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Sonderfahrzeuge wie z.B. das Straßen-<br />

tankfahrzeug entwickelt.<br />

Die ersten leistungsfähigen Straßen wurden schon vor 4.000 Jahren in China gebaut.<br />

Es folgte das römische Straßennetz, das etwa 140.000 km lang war und vor allem für<br />

militärische Zwecke genutzt wurde. Nach dem Niedergang des Römischen Reiches<br />

zerfiel das Straßennetz für einen langen Zeitraum und wurde durch schlechte Wege<br />

ersetzt.<br />

Erst im 18. Jahrhundert wurden in Frankreich und England leistungsfähige Straßen<br />

gebaut. Das deutsche Straßennetz war bis 1930 für Lastkraftwagen (LKW) ungeeignet.<br />

Dann wurden jedoch die ersten Straßen gebaut die für LKW geeignet waren. 326 Bis<br />

heute entwickelte sich in Deutschland ein Netz aus Kraftverkehrsstraßen, das rund<br />

650.000 km umfasst. 327<br />

3.6.1.2 Transport mit Straßentankfahrzeugen<br />

Straßentankfahrzeuge dienen zum Transport von flüssigen und gasförmigen Gütern,<br />

die in größeren Mengen transportiert werden. Aus technischer Sicht werden das Fahr-<br />

gestell, der Antriebsstrang und die Aufbauten unterschieden. Das Fahrgestell nimmt<br />

die bei der Fahrt auftretenden Kräfte auf und besteht aus Stahl. Der Antrieb erfolgt<br />

größtenteils durch Dieselmotoren. 328 Die Tankaufbauten sind grundsätzlich in mehrere<br />

Kammern unterteilt, die von außen nicht erkennbar sind. Zum Einen können dadurch<br />

verschiedene Sorten gleichzeitig transportiert werden und zum Anderen wird bei Teil-<br />

ladungen ein gefährliches Schwappen der Ladung bei der Kurvenfahrt und beim Brem-<br />

sen minimiert. 329 Ein Straßentankfahrzeug ist in Abbildung 43 dargestellt.<br />

326<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 257-258.<br />

327<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

45.<br />

328<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 266.<br />

329 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 49.


3 Logistischer Prozess Erdöl 81<br />

Abbildung 43: Straßentankfahrzeug 330<br />

Im Straßengüterverkehr in Deutschland sind gesetzliche Eckwerte im Bezug auf Maße<br />

und Gewichte einzuhalten. Die LKW dürfen maximal 2,55 m breit, 4 m hoch und 16,50<br />

m lang sein. Das höchstzulässige Gesamtgewicht beträgt grundsätzlich 40 t, wodurch<br />

eine Lademenge von rund 25 t transportiert werden kann. Weltweit werden die Vorga-<br />

ben jedoch diskutiert, da mit größeren Ladekapazitäten das ansteigende Verkehrs-<br />

wachstum bewältigt werden könnte.<br />

Straßenfahrzeuge mit Tanks gibt es in verschiedenen Erscheinungsformen. Ein übli-<br />

ches Straßentankfahrzeug verfügt über eine integrierte Ladefläche, auf der ein Tank<br />

angebracht ist (siehe Abbildung 43). An diese Straßentankfahrzeuge kann in der Regel<br />

noch zusätzlich ein Anhänger mit Tankaufbau angebracht werden. Zudem gibt es<br />

Straßentankfahrzeuge die aus einem Sattelauflieger und einem separaten Kraftfahr-<br />

zeug, das über einen eigenen Antrieb und eine eigene Lenkvorrichtung verfügt, beste-<br />

hen (Abbildung 44). 331<br />

Abbildung 44: Kraftfahrzeug mit Sattelauflieger 332<br />

Während die meisten Straßentankfahrzeuge über eigene Pumpen und Schläuche für<br />

den Umschlag verfügen, gibt es reine Transportfahrzeuge die außer dem Tank keine<br />

weitere Ausrüstung haben. 333 Die Beladung in den Raffinerien bzw. Großtanklagern<br />

erfolgt grundsätzlich durch die Öffnung auf den Tanks. Die Straßentankfahrzeuge fah-<br />

ren dabei Füllstation an, in denen sie über ein Pumpsystem automatisch von oben be-<br />

330<br />

http://www.mupsped.at/galerie/gefahrgut/Tankwagen%20richtig%20gekennzeichnet.jpg, vom<br />

17.03.2010.<br />

331<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 267.<br />

332 Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 268.<br />

333 Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 269.


3 Logistischer Prozess Erdöl 82<br />

laden werden. Über eine in die Füllstation integrierte Waage wird das Straßentankfahr-<br />

zeug mit der exakten Menge beladen.<br />

Bei der Entladung werden in der Regel die seitlichen Auslaufhähne des Tanks mit<br />

Schläuchen verbunden. Beim Entladen in unterirdische Tanks ist die Wirkung der<br />

Schwerkraft ausreichend. Erfolgt hingegen der Umschlag in oberirdische Tanks, müs-<br />

sen die Mineralölprodukte mit einer Pumpe entladen werden. 334<br />

3.6.1.3 Gefahrgut und Gefahrstoff<br />

Der gesamte logistische Prozess auf der Erdölversorgungskette erfordert beim Trans-<br />

port, der Lagerung und dem Umschlag besondere sicherheitstechnische Anforderun-<br />

gen. Dabei ist die eindeutige Unterscheidung der Begriffe Gefahrgut und Gefahrstoff<br />

wichtig.<br />

Im Zusammenhang mit dem Transport erfolgt die Bezeichnung Gefahrgut. Als Gefahr-<br />

gut werden Stoffe bezeichnet, von denen aufgrund ihrer Eigenschaften Gefahren für<br />

Mensch und Umwelt beim Transport ausgehen können. Demgegenüber wird der Beg-<br />

riff Gefahrstoff für die Lagerung verwendet. Gefahrstoffe sind gefährliche Stoffe die z.B.<br />

explosionsgefährlich, brandfördernd, hochentzündlich, usw. sind. Die Einteilung der<br />

Stoffe erfolgt im Gefahrgut- und Gefahrstoffrecht jedoch nicht nach den gleichen Krite-<br />

rien. So können Produkte beispielsweise als Gefahrstoff, aber nicht als Gefahrgut be-<br />

zeichnet werden. 335<br />

Die Regelungen für die Beförderung von Gefahrgütern basieren auf nationalen und<br />

internationalen Vorschriften, die nach Verkehrsträgern differenziert sind (siehe Tabelle<br />

5). Das Hauptziel der Gefahrgutvorschriften besteht in der Minimierung der Risiken<br />

beim Transport gefährlicher Güter. 336 Die Grundanforderungen, die in den internationa-<br />

len Vorschriften vorgegeben sind, werden in der Regel durch die nationalen Bestim-<br />

mungen präzisiert. Für die verschiedenen Rechtsgrundlagen sind zahlreiche Gremien<br />

zuständig. 337<br />

Die Vorgaben, die durch die Gefahrgutvorschriften zum Tragen kommen, beziehen<br />

sich insbesondere auf die Transportmittel (Prüfung und Zulassung), die Kennzeichnung<br />

der Transportmittel, die Ladungssicherung und die Zusammenladung. Um die relevan-<br />

ten Beförderungsvorschriften zu ermitteln, werden die Güter nach ihren Gefährlich-<br />

keitsmerkmalen in neun Gefahrgutklassen unterteilt. 338<br />

Rohöl und Mineralölprodukte sind vor allem aufgrund ihrer Entzündbarkeit für den<br />

Transport auf der Straße, der Schiene, den Binnenwasserstraßen und der See als Ge-<br />

334 Vgl. BP. (2008): Erdöl bewegt die Welt. S. 49.<br />

335 Vgl. Müller, T. (2008): Handbuch Logistik. S. 548.<br />

336 Vgl. Müller, T. (2008): Handbuch Logistik. S. 549.<br />

337 Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 17.<br />

338 Vgl. Müller, T. (2008): Handbuch Logistik. S. 551.


3 Logistischer Prozess Erdöl 83<br />

fahrgüter einzustufen. 339 Der weitaus größte Anteil der Mineralölprodukte befindet sich<br />

in Klasse 3 „entzündbare flüssige Stoffe“. Ein weiterer Teil gehört zu Klasse 2 „Gase“<br />

sowie in Klasse 9 „verschiedene gefährliche Stoffe und Gegenstände“. 340<br />

Tabelle 5: Nationale und internationale Gefahrgutvorschriften 341<br />

Verkehrsträger<br />

Binnenschiff GGVBinSch Gefahrgutverordnung<br />

Deutsche Vorschriften Internationale Vorschriften<br />

ADNR<br />

Binnenschifffahrt<br />

Reglement pour le transport de<br />

matiers dangereuses sur le Rhin<br />

Schiene GGVE<br />

Straße GGVS<br />

See GGVSee<br />

Gefahrgutverordnung<br />

Eisenbahn<br />

Gefahrgutverordnung<br />

Straße<br />

Gefahrgutverordnung<br />

Seeverkehr<br />

RID<br />

ADR<br />

IMDG-Code<br />

Reglement concernant le transport<br />

international ferroviare des<br />

marchandises dangereuses<br />

Accord européen relatif au transport<br />

international des marchandises<br />

Dangereuses par Route<br />

International Maritime Dangerous<br />

Goods Code<br />

Jedem Gut, das in eine der Klassen eingestuft wurde, wird eine vierstellige UN-Nr.<br />

(United-Nations-Number) zugeordnet. Hinter der UN-Nr. steht ein Gefahrgut oder eine<br />

Gruppe von Gefahrgütern mit dem identischen Gefährdungspotential. 342 Zudem wird<br />

jedes Gut mit einer mindestens zweistelligen Kemler-Zahl gekennzeichnet, die die vom<br />

Transportgut ausgehende Gefahr aufzeigt. Die erste Ziffer gibt dabei immer die Haupt-<br />

gefahr an (z.B. 2 = Gas, 3 = entzündbarer flüssiger Stoff, 9 = spontan heftig reagieren-<br />

der Stoff). Gleichlautende Doppelziffern weisen auf eine verstärkte Hauptgefahr hin.<br />

Die folgende Ziffer steht für Nebengefahren, die nach dem gleichen Schema wie bei<br />

der Hauptgefahr aufgebaut ist. 343<br />

In Tabelle 6 sind die wichtigsten zur Verladung kommenden Mineralölprodukte mit Zu-<br />

ordnung zur Gefahrenklasse, Stoffbezeichnung, Kemler-Zahl und UN-Nr. aufgeführt.<br />

Tabelle 6: Ausgewählte Mineralölprodukte mit Kennnummern 344<br />

Gefahrenklasse<br />

Stoffbezeichnung Kemler-Zahl UN-Nr.<br />

2 Propen 23 1077<br />

3 Benzin 33 1203<br />

3 Rohöl 33 1267<br />

3 Dieselkraftstoff 30 1202<br />

3 Heizöl (leicht) 30 1202<br />

3 Kerosin 30 1223<br />

3 Methanol 336 1230<br />

9 Bitumen 99 3257<br />

339<br />

Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 17.<br />

340<br />

Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 19.<br />

341<br />

Müller, T. (2008): Handbuch Logistik. S. 552.<br />

342<br />

Vgl. Müller, T. (2008): Handbuch Logistik. S. 552.<br />

343<br />

Vgl. MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 19.<br />

344<br />

In Anlehnung an MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 20-21.


3 Logistischer Prozess Erdöl 84<br />

Für den Transport müssen die Tanks mit Gefahrzetteln und Warntafeln gekennzeichnet<br />

werden. Die Gefahrzettel sind auf einer Spitze stehende Quadrate, die je nach Gefahr-<br />

gutklasse unterschiedlich gefärbt sind. Auf ihnen befindet sich ein Gefahrensymbol und<br />

der Zahlencode der Gefahrgutklasse. Beispielsweise handelt es sich in Abbildung 45<br />

um einen entzündbaren flüssigen Stoff der Gefahrenklasse drei. 345<br />

Abbildung 45: Gefahrzettel 346<br />

Die orangefarbene rechteckige Warntafel weist auf eine Gefahrgutbeförderung hin. Auf<br />

ihr befinden sich zwei übereinander stehende Nummern. Die obere Kemler-Zahl zeigt<br />

die vom Transportgut ausgehende Gefahr an. Die untere UN-Nr. steht für das Gut das<br />

transportiert wird. Diese Angaben sind vor allem bei Unfällen wichtig. In Abbildung 46<br />

handelt es sich z.B. um Benzin (1203) das leicht entzündlich (33) ist. 347<br />

Die Gefahrzettel werden zusammen mit den Warntafeln zur Kennzeichnung an den<br />

jeweiligen Transportmitteln angebracht. Sie müssen gut sichtbar an dem Transportmit-<br />

tel befestigt werden, um im Falle einer Gefahrensituation richtig handeln zu können.<br />

Die Kennzeichnung ist vor Beförderungsbeginn anzubringen und muss während dem<br />

gesamten Transport gewährleistet sein. 348<br />

Abbildung 46: Warntafel 349<br />

345 Vgl. http://www.bmvit.gv.at/verkehr/gesamtverkehr/gefahrgut/index.html, vom 18.03.2010.<br />

346 http://www.lagerlogistik-help.de/index.php?page=articles&op=readArticle&title=Gefahrgut,<br />

vom 18.03.2010.<br />

347 Vgl. http://www.bmvit.gv.at/verkehr/gesamtverkehr/gefahrgut/index.html, vom 18.03.2010.<br />

348 Vgl. Müller, T. (2008): Handbuch Logistik. S. 554.<br />

349 MWV. (1999): Mineralöl-Logistik. S. 22.


3 Logistischer Prozess Erdöl 85<br />

Während die Gefahrgüter im deutschen Recht einheitlich klassifiziert werden, existiert<br />

eine solche Regelung für Gefahrstoffe nicht. Es bestehen zahlreiche Vorschriften, von<br />

denen vor allem das Chemikaliengesetz und die Gefahrstoffverordnung zu nennen<br />

sind. Die darin enthaltenen Regelungen sind jedoch äußerst komplex, da für beinahe<br />

jedes Gefährlichkeitsmerkmal eine eigene Lagerungsvorschrift besteht. Generell hat<br />

das Gefahrstoffrecht das Ziel, mögliche Gefährdungen beim direkten Umgang mit ge-<br />

fährlichen Stoffen zu vermeiden. 350<br />

3.6.1.4 Vor- und Nachteile des Straßengüterverkehrs<br />

Der Transport im Straßengüterverkehr weist eine Reihe von Vorteilen auf. Aufgrund<br />

des engmaschigen Straßennetzes in Europa, ist eine extrem hohe Netzbildungsmög-<br />

lichkeit vorhanden. 351 Dadurch sind flächendeckende Transporte in nahezu jeden Ort<br />

möglich. Die Beförderung über kurze und mittlere Distanzen erfordert geringe Trans-<br />

portzeiten, bei einem relativ kleinen Transportrisiko. Zudem ist der Transport ausge-<br />

sprochen flexibel im Bezug auf Transporttermine und Veränderungen bei den zu beför-<br />

dernden Gütern. 352<br />

Der Straßengüterverkehr besitzt jedoch auch einige Nachteile. Durch den hohen Ener-<br />

gieverbrauch der LKW, ist der Transport auf der Straße äußerst belastend für die Um-<br />

welt. Es besteht keine Massenleistungsfähigkeit, da nur geringe Mengen transportiert<br />

werden können. Zudem ist die Beförderung auf der Straße von den Witterungsverhält-<br />

nissen abhängig. 353<br />

3.6.2 Eisenbahnkesselwagen<br />

Eisenbahnkesselwagen werden in der Regel nur für lange und direkte Transporte von<br />

Mineralölprodukten eingesetzt. Entweder werden Großtanklager oder große Industrie-<br />

kunden direkt von der Raffinerie mit Eisenbahnkesselwagen beliefert. 354 Von Schiengü-<br />

terverkehr ist dann die Rede, wenn spurgebundene Transportmittel auf Schienenbah-<br />

nen zum Einsatz kommen und dabei Güter transportieren. 355 Insgesamt umfasst das<br />

deutsche Schienennetz rund 34.000 km und wird von der Deutschen Bahn betrie-<br />

ben. 356 In Deutschland gibt es derzeit ca. 40.000 Eisenbahnkesselwagen, von denen<br />

rund 10.000 für den Transport von Mineralölprodukten genutzt werden. 357<br />

350 Vgl. Müller, T. (2008): Handbuch Logistik. S. 549.<br />

351 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 255.<br />

352 Vgl. Schulte, C. (2005): Logistik – Wege zur Optimierung der Supply Chain. S. 171.<br />

353<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 255.<br />

354<br />

Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 22.03.2010.<br />

355<br />

Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 279.<br />

356<br />

Vgl. Siegmann, J. (2008): Handbuch Logistik. S. 751.<br />

357<br />

Vgl. http://www.storck-verlag.de/gtt/2008/09_werner-jochems.pdf, vom 22.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 86<br />

3.6.2.1 Geschichtlicher Rückblick<br />

Die ersten Spurbahnen wurden bereits in der Antike für Wagenverkehre genutzt. Im<br />

Mittelalter wurden in Bergwerken bereits Holzschienen für den Transport eingesetzt.<br />

Mit der Erfindung der doppel-T-förmigen Stahlschienen im Jahr 1820 wurde der<br />

Grundstein für die Ausbreitung des Schienengüterverkehrs gelegt. Die erste Bahnlinie<br />

wurde im Jahr 1825 in Großbritannien gebaut und führte von Darlington nach Stockton.<br />

In Deutschland wurde die erste Strecke 1835 zwischen Nürnberg und Fürth errichtet.<br />

Die Lokomotiven für die Güterwagen stammten zunächst aus England. Im Jahr 1814<br />

wurde dort die erste Dampflokomotive konstruiert. Elektrisch angetriebene Lokomoti-<br />

ven wurden schon 1879 von Siemens in Deutschland gebaut, allerdings konnten diese<br />

die Dampflokomotiven nicht ablösen. Ab dem Jahr 1960 wurden dann verstärkt<br />

Elektro- und Dieselantriebe für die Lokomotiven genutzt. 358<br />

3.6.2.2 Transport mit Eisenbahnkesselwagen<br />

Für den Transport im Schienengüterverkehr sind Triebfahrzeuge, Güterwagen und ein<br />

Schienennetz erforderlich. Die Triebfahrzeuge sind überwiegend moderne Eisenbahn-<br />

lokomotiven, die von Diesel- oder Elektromotoren angetrieben werden. 359 Das Schie-<br />

nennetz besteht aus Gleisanlagen, einem Zugsteuerungssystem und gegebenenfalls<br />

der Energieversorgung, wenn es sich um eine elektrifizierte Strecke handelt. Die Gleise<br />

unterscheiden sich dabei durch technische Größen wie z.B. die Spurweiten und die<br />

Belastbarkeit. Zur Verbindung der Fahrspuren dienen Weichen und Kreuzungen. 360<br />

Der Transport der Mineralölprodukte erfolgt in Eisenbahnkesselwagen. Die Eisen-<br />

bahnwagen mit Tanks sind bestimmt für die Beförderung von flüssigen und gasförmi-<br />

gen Gütern. Die Tanks werden aus Stahl gefertigt und haben je nach Ausführung ein<br />

Ladevolumen von 34 bis 120 m 3 . Die Nutzlänge der Kesselwagen variiert je nach Aus-<br />

führung zwischen 12 und 22 m. 361 Die meisten Wagen verfügen über zwei Drehgestelle<br />

(siehe Abbildung 47), teilweise jedoch auch über zwei Achsen.<br />

Abbildung 47: Eisenbahnkesselwagen 362<br />

358 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 281.<br />

359 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 293.<br />

360 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 289.<br />

361 Vgl. Berndt, T. (2001): Eisenbahngüterverkehr. S. 141-142.<br />

362 Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 294.


3 Logistischer Prozess Erdöl 87<br />

Ein Drehgestell ist ein bewegliches Laufwerk, das die Schienenfahrzeuge im Gleis<br />

führt. Die Drehgestelle besitzen dabei zwei bis drei Radsätze. Die bewegliche Lage-<br />

rung des Drehgestells sorgt während der Fahrt für eine verbesserte Laufruhe, insbe-<br />

sondere in Kurven. 363<br />

Aus den Triebfahrzeugen und Eisenbahnkesselwagen werden Züge gebildet. Mit Hilfe<br />

einer Kupplungstechnik werden dabei die Kesselwagen mit dem Triebfahrzeug ver-<br />

bunden. Die zulässige Gesamtzuglänge ist in Deutschland derzeit jedoch auf 700 m<br />

begrenzt. 364 Bei Zügen wird zwischen Einzelwagenverkehr und Ganzzugverkehr unter-<br />

schieden. Von Einzelwagenverkehr wird gesprochen, wenn die Transportobjekte einen<br />

einzelnen bzw. mehrere Güterwagen auslasten, nicht aber den gesamten Zug. Dies ist<br />

allerdings bei Massengütern (z.B. Mineralölprodukten) nicht profitabel. Beim Ganzzug-<br />

verkehr hingegen ist der gesamte Zug mit demselben Transportobjekt ausgelastet und<br />

transportiert dieses ohne Unterbrechung vom Versender zum Empfänger. 365<br />

Die Eisenbahnkesselwagen führen in der Regel keine eigenen Umschlagsmittel (z.B.<br />

Pumpen und Schläuche) mit. Diese werden an den Be- und Entladestationen zur Ver-<br />

fügung gestellt. Die Befüllung der Eisenbahnkesselwagen erfolgt zumeist durch die<br />

Öffnung von oben, mit Schläuchen oder durch Beladeterminals (Abbildung 48). Bei den<br />

Beladeterminals kommen spezielle Pumpsysteme zum Einsatz.<br />

Abbildung 48: Beladung von Eisenbahnkesselwagen 366<br />

Die Eisenbahnkesselwagen werden meistens nach unten entleert. Dort befinden sich<br />

Auslaufhähne die mit Schläuchen verbunden werden. Dabei wird das Ladegut aus dem<br />

363<br />

Vgl. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/technik/mobilitaet/index,page=<br />

1086612.html, vom 23.03.2010.<br />

364<br />

Vgl. Siegmann, J. (2008): Handbuch Logistik. S. 754.<br />

365 Vgl. Siegmann, J. (2008): Handbuch Logistik. S. 744-745.<br />

366 http://www.mfx-systems.de/doku_1/1816/01%20Additivation/Sales%20Literature/1739-0001-<br />

0049.pdf, vom 22.03.2010.


3 Logistischer Prozess Erdöl 88<br />

Kesselwagen gepumpt oder die Schwerkraft genutzt (Abbildung 49). Es ist jedoch auch<br />

ein Absaugen des Transportgutes durch die obere Tanköffnung möglich. 367<br />

Abbildung 49: Entladung von Eisenbahnkesselwagen 368<br />

Die Raffinerien, Großtanklager und Endkunden müssen jedoch über einen Gleisan-<br />

schluss verfügen, der die Verbindung an das öffentliche Schienennetz herstellt. 369 Der<br />

geringe spezifische Energieverbrauch des Schienengüterverkehrs kommt dann vor<br />

allem bei Punkt-zu-Punkt-Verkehren über weite Entfernungen zum tragen, wodurch<br />

wettbewerbsfähige Transportkosten erreicht werden. 370<br />

3.6.2.3 Vor- und Nachteile des Schienengüterverkehrs<br />

Der Schienengütertransport besitzt einige Vorteile. Es können hohe Ladegewichte<br />

transportiert werden, wodurch eine beträchtliche Massenleistungsfähigkeit gegeben ist.<br />

Bei direkten und langen Beförderungen ist der Schienengütertransport relativ schnell.<br />

Es handelt sich um ein ausgesprochen sicheres Transportmittel, das deshalb beson-<br />

ders für Gefahrguttransporte geeignet ist. Zudem ist eine hohe Termintreue gegeben,<br />

da Fahrpläne vorliegen und eine Unabhängigkeit vom Verkehrsaufkommen sowie Wit-<br />

terungsverhältnissen besteht. Außerdem ist es im Hinblick auf die Emissionen eine<br />

verhältnismäßig umweltfreundliche Transportmethode.<br />

Den Vorteilen stehen jedoch auch etliche Nachteile gegenüber. Der Schienengüterver-<br />

kehr verfügt über eine geringe Netzdichte, da die Transporte durch die Bindung an das<br />

Schienennetz räumlich eingeschränkt sind. Direkte Haus-zu-Haus-Transporte sind so-<br />

mit nur in begrenztem Umfang möglich, wodurch sich der Zeitbedarf und die Kosten<br />

367 Vgl. http://www.ekkehardt-lauffen.de/wagen/kesselwagen/index.html, vom 22.03.2010.<br />

368 http://www.mfx-systems.de/doku_1/1816/01%20Additivation/Sales%20Literature/1739-0001-<br />

0049.pdf, vom 22.03.2010.<br />

369 Vgl. Siegmann, J. (2008): Handbuch Logistik. S. 748.<br />

370 Vgl. Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 283.


3 Logistischer Prozess Erdöl 89<br />

durch zusätzliche Umschlags- und Umladevorgänge erhöhen. 371 Zudem ist der Schie-<br />

nengütertransport an Fahrpläne gebunden, womit die zeitliche Flexibilität einge-<br />

schränkt ist. Die Beförderungsgeschwindigkeit wird vor allem durch aufwändige Ran-<br />

giermanöver verringert. 372<br />

3.6.3 Pipeline<br />

Nur vereinzelt verfügen Endverbraucher oder Großtanklager über eine direkte Pipeli-<br />

neverbindung zu einer Raffinerie. Pipelines werden nur dann für die Verteilung von<br />

Mineralölprodukten eingesetzt, wenn kontinuierlich große Abnahmemengen vorliegen.<br />

Dies trifft beispielsweise auf die weiterverarbeitende Chemieindustrie oder Großab-<br />

nehmer wie Flughäfen zu. 373<br />

Die Bestandteile einer Pipeline und der Transportvorgang wurden bereits ausführlich in<br />

Kapitel 3.2.1 beschrieben. Allerdings muss beim Transport verschiedener Mineralöl-<br />

produkte darauf geachtet werden, dass eine Trennung zwischen den verschiedenen<br />

Komponenten erfolgt, um eine Vermischung dieser zu verhindern und somit die gefor-<br />

derte Produktqualität zu gewährleisten.<br />

Die erforderliche Trennung erfolgt mit Trennbällen, die zwischen die einzelnen Partien<br />

gesetzt werden und die nur einen geringfügig kleineren Durchmesser als die Pipeline<br />

besitzen. Die Trennbälle bleiben während dem gesamten Transport in der Pipeline und<br />

werden erst am Beförderungsziel wieder entnommen. Zudem müssen die Mineralöl-<br />

produkte mit einem höheren Druck wie Rohöl durch die Pipeline befördert werden, da<br />

sie leichter sind. 374<br />

In der folgenden Tabelle 7 sind die bedeutendsten deutschen Mineralölpipelines aufge-<br />

führt. Deren Verlauf in Abbildung 36 in Kapitel 3.3.1 ersichtlich ist.<br />

Tabelle 7: Mineralölpipelines in Deutschland 375<br />

Abk.<br />

Völlständige Bezeichnung<br />

(teilweise Leistungsbetreiber)<br />

Anfangs-/ Endpunkt<br />

Inbetriebnahme<br />

Kapazität<br />

in Mio. t<br />

pro Jahr<br />

Länge in<br />

km in<br />

Deutschland<br />

- Shell Heide - Brunsbüttel 1953 5,5 31<br />

MIPRO Mitteldeutsche Produktenleitung<br />

Österreichische<br />

Spergau - Hartmannsdorf 1997 3 107<br />

OMV Mineralölverwaltung Burghausen - Feldkirchen<br />

Rotterdam (NL) -<br />

1967 1,7 87<br />

RMR Rhein-Main-Rohrleitungen Ludwigshafen/Raunheim 1967 12,5 523<br />

RRB Rohstoffpipeline Rostock-Böhlen Rostock - Böhlen 1997 2,5 437<br />

371<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

48.<br />

372<br />

Vgl. Schulte, C. (2005): Logistik – Wege zur Optimierung der Supply Chain. S. 173.<br />

373<br />

Vgl. MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. S. 9.<br />

374<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

65.


3 Logistischer Prozess Erdöl 90<br />

3.6.4 Tankmotorschiff<br />

Tankmotorschiffe kommen in der Regel beim Transport beträchtlicher Mineralölpro-<br />

duktmengen zu den Großtanklagern und Großkunden zum Einsatz. Die Empfänger der<br />

Mineralölprodukte müssen jedoch über eine Anbindung zum Wasserstraßennetz und<br />

einen Werkshafen mit entsprechenden Entlademöglichkeiten verfügen. 376 Da das Tank-<br />

motorschiff, das deutsche Wasserstraßennetz und die Vor- und Nachteile des Binnen-<br />

schifftransportes bereits in Kapitel 3.3.2 beschrieben wurden, wird nun nicht weiter auf<br />

dieses Transportmittel eingegangen.<br />

375 In Anlehnung an MWV. (2006): Mineralölversorgung mit Pipelines. Anhang.<br />

376 Vgl. http://www.energiewirtschaft.net/HTML/SCM.html, vom 25.03.2010.


4 Logistischer Prozess Erdgas 91<br />

4 Logistischer Prozess Erdgas<br />

Da Erdgas bisher überwiegend mit Pipelines transportiert wird, sind die Entfernungen<br />

zwischen dem Förderort und der Verbraucherregion relativ limitiert. Aus diesem Grund<br />

gibt es für Erdgas bisher keinen Weltmarkt wie bei Erdöl, sondern ausschließlich regio-<br />

nal begrenzte Märkte. Innerhalb dieser Märkte haben sich die Produzenten und<br />

Verbraucher durch langfristige Lieferverträge abgesichert, um die hohen Investitions-<br />

kosten für die Infrastruktur abzusichern. Global werden der asiatische, europäische,<br />

nordamerikanische und südamerikanische Erdgasmarkt unterschieden. 377<br />

Einen Überblick über die weltweiten Transportströme von Erdgas verschafft Abbildung<br />

50. Darin sind die Transportströme des Jahres 2008 in Mrd. m 3 dargestellt. Die Trans-<br />

porte innerhalb der Regionen sind in der Abbildung jedoch nicht berücksichtigt.<br />

Abbildung 50: Erdgastransportströme 2008 378<br />

Im Jahr 2008 wurden rund 30 % der weltweiten Erdgasförderung grenzüberschreitend<br />

gehandelt, wovon auf Liquefied Natural Gas (LNG) ca. ein Viertel entfiel. Die wichtigs-<br />

ten Exportländer waren Russland, Kanada, Norwegen, Algerien, und die Niederlan-<br />

377 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 85.<br />

378 BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 87.


4 Logistischer Prozess Erdgas 92<br />

de. 379 Die führenden Importländer von Erdgas waren die USA, Japan, Deutschland,<br />

Italien und Frankreich.<br />

Insgesamt wurden im Jahr 2008 weltweit ca. 3.066 Mrd. m 3 Erdgas gefördert. Die zehn<br />

größten Förderländer sind in Abbildung 51 dargestellt.<br />

Russland war im Jahr 2008 der bedeutendste Erdgasförderer<br />

Russland<br />

USA<br />

Kanada<br />

Iran<br />

Norwegen<br />

Algerien<br />

Saudi Arabien<br />

Katar<br />

China<br />

Großbritannien<br />

99 (3,2 %)<br />

86 (2,8 %)<br />

78 (2,5 %)<br />

77 (2,5 %)<br />

76 (2,5 %)<br />

70 (2,3 %)<br />

116 (3,8 %)<br />

175 (5,7 %)<br />

602<br />

(19,6 %)<br />

582 (19,3 %)<br />

0 100 200 300 400 500 600 700<br />

Milliarden Kubikmeter<br />

Abbildung 51: Rangliste der größten Erdgasförderer 2008 380<br />

Russland lag im Jahr 2008, mit einem Anteil von 19,6 % an der weltweiten Erdgasför-<br />

derung, an der Spitze der Förderländer. Auf den weiteren Plätzen folgen die USA mit<br />

19,3 %, Kanada mit 5,7 %, der Iran mit 3,8 % und Norwegen mit 3,2 %. Insgesamt wur-<br />

den in den zehn größten Förderländern rund 64 % des Erdgases gefördert. Die vorde-<br />

ren Plätze der USA und Kanada erscheinen zunächst ungewöhnlich, da die Erdgasre-<br />

serven dieser Länder relativ gering sind. Allerdings zählen sie zu den Hauptverbrau-<br />

chern von Erdgas und fördern deshalb die ihnen maximal zur Verfügung stehenden<br />

Mengen. 381<br />

Erdgasversorgungskette<br />

Die Erdgasversorgungskette wird in der vorliegenden Ausarbeitung in vier Stufen ge-<br />

gliedert. Zunächst findet die Erdgasförderung statt, die die Exploration, Bohrung und<br />

Förderung beinhaltet. Im Anschluss erfolgt der Transport vom Förderort in die<br />

379 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 87.<br />

380 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 24.<br />

381 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 24.


4 Logistischer Prozess Erdgas 93<br />

Verbraucherregion mit Pipelines oder als Liquefied Natural Gas (LNG) in speziellen<br />

Tankschiffen. Hat das Erdgas die Verbraucherregion erreicht, erfolgt entweder eine<br />

Gasspeicherung, um Schwankungen des Bedarfs auszugleichen, oder es wird direkt<br />

zum Endverbraucher transportiert. Der Transport zum Endverbraucher erfolgt dabei<br />

mit Pipelines innerhalb des deutschen Transportnetzes zu privaten Haushalten, Indust-<br />

riekunden oder Kraftwerken 382 . Die Erdgasversorgungskette ist in Abbildung 52 veran-<br />

schaulicht.<br />

Abbildung 52: Erdgasversorgungskette 383<br />

Die einzelnen Stufen auf der Erdgasversorgungskette werden in den nachfolgenden<br />

Unterkapiteln eingehend dargestellt.<br />

4.1 Erdgasförderung<br />

Die Förderung von Erdgas gliedert sich ebenso wie die Gewinnung von Erdöl in drei<br />

Phasen. Im Folgenden wird auf die Exploration, Bohrung und Förderung näher einge-<br />

gangen.<br />

4.1.1 Exploration<br />

Die Erdgasexploration ist identisch mit der Suche nach Erdölvorkommen. Es werden<br />

jeweils geophysikalische Untersuchungsmethoden eingesetzt, mit deren Hilfe sich ein<br />

aussagekräftiges Bild über den Aufbau des Untergrunds ergibt. 384 Da die Exploration<br />

bereits in Kapitel 3.1.1 ausführlich beschrieben wurde, wird nun nicht weiter darauf<br />

eingegangen.<br />

4.1.2 Bohrung<br />

Die Tiefenbohrung nach Erdgas erfolgt mit denselben Verfahren wie bei Erdöl. Da die<br />

wichtigsten Bohrverfahren bereits in Kapitel 3.1.2 erläutert wurden, wird nun auf eine<br />

genauere Darlegung verzichtet. Im Gegensatz zum Erdöl, müssen bei der Bohrung<br />

382 Vgl. Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 682.<br />

383 In Anlehnung an Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 682.<br />

384 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 14.


4 Logistischer Prozess Erdgas 94<br />

nach Erdgas mehrere Sicherheitsschieber, so genannte Preventer, in das Bohrloch<br />

integriert werden, um einen unkontrollierten Gasaustritt zu verhindern. 385<br />

4.1.3 Förderung<br />

Zur Förderung des Erdgases wird in das Bohrloch ein Steigrohr eingebaut, das bis zum<br />

tiefsten Punkt des Vorkommens reicht. Damit das Gas in das Rohr eintreten kann, wird<br />

das untere Teilstück mit kleinen Sprengsätzen geöffnet. Da das Erdgas unter natürli-<br />

chem Druck steht, strömt es aus eigener Kraft aus dem Vorkommen. Dies wird als<br />

Primärförderung bezeichnet. Aufgrund des gasförmigen Aggregatzustandes und den<br />

guten Strömungseigenschaften können so ca. 75 % des Gases aus dem Vorkommen<br />

gewonnen werden.<br />

Mit fortschreitender Förderung nimmt der Druck im Vorkommen jedoch ab, wodurch<br />

sich die Produktionsraten vermindern. In der Regel sind dann zusätzliche Bohrungen<br />

notwendig. In extrem tiefen Erdgasvorkommen, in denen äußerst geringe Produktions-<br />

raten erzielt werden, lässt sich durch das so genannte Frac-Verfahren eine verbesserte<br />

Förderung erzielen. Dabei werden mit speziellen Verfahren künstliche Fließwege ge-<br />

schaffen, womit die Erdgasabgabe erhöht wird. Das Frac-Verfahren zählt zu den se-<br />

kundären Förderungsmethoden. 386 Generell liegt der Nutzungsfaktor eines Erdgasvor-<br />

kommens bei durchschnittlich 85 %. 387<br />

Aufbereitung<br />

Über Sammelleitungen gelangt das geförderte Erdgas in zentral gelegene Gasaufbe-<br />

reitungsanlagen. Dort werden Verunreinigungen in Form von Wasserdampf, Schwefel-<br />

wasserstoff und anderen Schwefelverbindungen, Stickstoff, Kohlendioxid sowie aus<br />

dem Gestein mitgerissenem Sand und Wasser abgetrennt.<br />

Zunächst durchläuft das Erdgas eine Trocknungsanlage, in der der Wasserdampf ab-<br />

geschieden wird. Dabei wird in der Regel das flüssige Trocknungsmittel Glykol einge-<br />

setzt, mit dem das Gas in Kontakt gebracht wird und dabei den Wasserdampf an sich<br />

bindet. 388 Die Trocknung verhindert eine Kondensation des Wasserdampfs in der Pipe-<br />

line, wodurch einer Korrosion in der Leitung entgegengewirkt wird. 389 Die weiteren Be-<br />

gleitstoffe im Erdgas werden mit verschiedenen chemischen und physikalischen Ver-<br />

fahren aus dem Erdgas entfernt. 390<br />

Das Ziel der Rohgasaufbereitung besteht darin, eine definierte und gleichbleibende<br />

Qualität des Rohgases zu gewährleisten. 391 Nach der Trocknung und Reinigung ist das<br />

385 Vgl. OMV. (2009): Erdgas - Energie aus der Natur. S. 13.<br />

386 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 19-20.<br />

387 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 12.<br />

388 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat05.htm, vom 27.03.2010.<br />

389 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 83.<br />

390 Vgl. OMV. (2009): Erdgas - Energie aus der Natur. S. 14.<br />

391 Vgl. Kosinowski, M. (2002): Energiehandbuch. S. 84.


4 Logistischer Prozess Erdgas 95<br />

Erdgas verbrauchsgerecht aufbereitet und kann in das Gasleitungsnetz eingespeist<br />

werden. 392<br />

4.2 Transport vom Förderort in die Verbraucherregion<br />

Da der Förderort und die Verbraucherregion für Erdgas nicht immer identisch ist, muss<br />

das Gas zum Teil über große Entfernungen transportiert werden. Der Transport des<br />

Erdgases erfolgt dabei entweder gasförmig über Pipelines oder im verflüssigten Zu-<br />

stand als LNG in speziellen Tankschiffen. 393 Wie bereits erwähnt, überwog der globale<br />

Pipelinetransport im Jahr 2008 mit einem Anteil von rund 75 % gegenüber dem Trans-<br />

port mit LNG-Tankschiffen. 394 Die beiden Transportmittel werden im Folgenden detail-<br />

liert beschrieben.<br />

4.2.1 Pipeline<br />

Der Transport von Erdgas in Pipelines ist ähnlich dem des Öls, unterscheidet sich je-<br />

doch in einigen Punkten. Deshalb werden im folgenden Kapitel ausschließlich die Be-<br />

sonderheiten des Erdgastransportes mit Pipelines aufgezeigt. Generell wurde die Pipe-<br />

line bereits ausführlich in Kapitel 3.2.1 behandelt.<br />

4.2.1.1 Pipelinetransport<br />

Nachdem das Erdgas für den Transport aufbereitet wurde, wird es in das Fernleitungs-<br />

netz eingespeist und über groß dimensionierte Hochdruckleitungen vom Förderort in<br />

die Verbraucherregion transportiert. 395 Dabei muss das Erdgas zunächst auf den ent-<br />

sprechenden Fernleitungsdruck justiert werden, der in der Regel ca. 80 bar beträgt. 396<br />

Während der Beförderung über weite Entfernungen reduziert sich der Druck in der Pi-<br />

peline durch die Reibung der Gasmoleküle im Gasstrom und an den Wänden der Rohr-<br />

leitungen um etwa 0,1 bar pro km. 397 Um den Weitertransport in einer optimalen Trans-<br />

portgeschwindigkeit zu gewährleisten, muss der verminderte Druck wieder aufgebaut<br />

werden. Dies geschieht durch Verdichterstationen, die im Fernleitungsnetz in einem<br />

Abstand von 100 bis 200 km installiert sind. 398<br />

Die Verdichterstationen verdichten das Erdgas dabei mit Hilfe von Kompressoren. Dar-<br />

in besteht auch der Hauptunterschied zu den Ölpipelines, in denen Pumpen anstelle<br />

392 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat05.htm, vom 27.03.2010.<br />

393 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 83.<br />

394 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 87.<br />

395 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 12.<br />

396 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat06.htm, vom 28.03.2010.<br />

397 Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 177.<br />

398 Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 243.


4 Logistischer Prozess Erdgas 96<br />

von Kompressoren für den Druck in der Leitung sorgen. 399 In der Verdichterstation wird<br />

das Erdgas zunächst gereinigt. Dazu strömt es durch Filter, in denen Staub und kleine<br />

mechanische Verunreinigungen herausgefiltert werden.<br />

Im Anschluss fließt das Erdgas zu der Verdichtereinheit. In dieser wird am häufigsten<br />

der so genannte Turboverdichter eingesetzt, der ähnlich wie die Turbine eines Flug-<br />

zeuges arbeitet. Dabei schleudern Schaufeln das Gas mit hoher Geschwindigkeit in die<br />

Strömungsrichtung, wodurch sich das Erdgas verdichtet und unter erhöhtem Druck<br />

weiter fließt. Durch die Verdichtung erhöht sich die Temperatur des Gases. Überschrei-<br />

tet die Temperatur 50 °C, muss das Gas mit speziellen Anlagen gekühlt werden.<br />

Die Fernleitungen bestehen aus Stahlrohren, die zu einem Rohrstrang zusammenge-<br />

schweißt werden. Die einzelnen Rohrstücke besitzen einen Durchmesser von bis zu<br />

160 cm, haben Wandstärken von rund 16 mm und sind in der Regel 18 m lang. Bei der<br />

Herstellung erhalten die Rohre bereits eine spezielle Außenbeschichtung aus Kunst-<br />

stoff, um einer möglichen Korrosion vorzubeugen. Die innere Beschaffenheit der Erd-<br />

gasleitungen dient weniger dem Korrosionsschutz, sondern vielmehr einer möglichst<br />

geringen Rohrrauhigkeit, damit eine optimale Transportgeschwindigkeit gewährleistet<br />

werden kann. 400<br />

Das Erdgas erreicht beim Transport eine Durchflussgeschwindigkeit von rund 30<br />

km/h. 401 Somit dauert beispielsweise der Transport eines Gasmoleküls von den sibiri-<br />

schen Förderstätten nach Deutschland mehr als eine Woche. 402 In der Regel verlaufen<br />

die Erdgasleitungen unterirdisch. Eine Ausnahme bilden z.B. die Pipelines in Sibirien,<br />

die aufgrund des Dauerfrostbodens oberirdisch geführt werden müssen. 403<br />

Ebenso wie bei den Ölpipelines durchfahren Molche die Rohrleitungen in regelmäßigen<br />

Abständen. Die Molche reinigen dabei die Pipeline und überprüfen sie auf mögliche<br />

Beschädigungen. Durch die Molchuntersuchungen können somit kleinste Leckagen<br />

exakt lokalisiert werden. 404 Die Verluste durch Leckagen werden deshalb auf nur 1 %<br />

des Erdgastransportvolumens geschätzt. 405 Zudem werden Pipelineabschnitte alle zwei<br />

Monate begangen, wenn sie näher als 20 km an Gebäuden vorbeiführen. Dabei wird<br />

teilweise ein oberirdisches Absaugverfahren eingesetzt, mit dem nach Undichtigkeiten<br />

gesucht wird. 406<br />

399<br />

Vgl. Gleißner, H. & Femerling, J. (2008): Logistik, Grundlagen – Übungen – Fallbeispiele. S.<br />

64.<br />

400<br />

Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat06.htm, vom 28.03.2010.<br />

401<br />

Vgl. OMV. (2009): Erdgas - Energie aus der Natur. S. 16.<br />

402<br />

Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 173.<br />

403<br />

Vgl. OMV. (2009): Erdgas - Energie aus der Natur. S. 16.<br />

404<br />

Vgl. OMV. (2009): Erdgas - Energie aus der Natur. S. 31.<br />

405<br />

Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 83.<br />

406 Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 193.


4 Logistischer Prozess Erdgas 97<br />

4.2.1.2 Bedeutende Erdgaspipelines<br />

Im Folgenden werden einige ausgewählte Erdgaspipelines vorgestellt. Die Erdgasex-<br />

porte aus Russland für Westeuropa fließen über ein von der russischen, ukrainischen,<br />

slowakischen und tschechischen Gaswirtschaft errichtetes Leitungssystem nach<br />

Deutschland. An der Grenze zu Deutschland beginnt die Mittel-Europäische-<br />

Gasleitung (MEGAL).<br />

Die MEGAL besteht aus einem nördlichen Teil, der an der deutsch-tschechischen<br />

Grenze bei Waidhaus (östlich von Nürnberg) beginnt und einem südlichen Teil der an<br />

der deutsch-österreichischen Grenze bei Wildenranna (östlich von Passau) startet. In<br />

Rothenstadt trifft die MEGAL-Nord mit der MEGAL-Süd zusammen und transportiert<br />

von dort das Erdgas weiter nach Frankreich. 407 Insgesamt ist die MEGAL 1.070 km<br />

lang und wurde im Jahr 1980 in Betrieb genommen. 408 In Abbildung 53 ist das gesamte<br />

europäische Ferngasnetz dargestellt, das rund 25.000 km lang ist.<br />

Erdgasfeld<br />

LNG- Anlandeterminal<br />

Haupt-Erdgasleitung<br />

Abbildung 53: Europäisches Ferngasnetz 409<br />

407 Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 174.<br />

408 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 44.<br />

409 In Anlehnung an Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 340.


4 Logistischer Prozess Erdgas 98<br />

Das für Deutschland bestimmte Erdgas aus Großbritannien wird zunächst in Zeebrüg-<br />

ge (Belgien) angelandet und gelangt von dort an die deutsche Grenze bei Aachen. 410<br />

Dort beginnt die Trans-Europa-Naturgas-Pipeline (TENP) die bis zur deutsch-<br />

schweizerischen Grenze bei Schwörstadt verläuft. Die Inbetriebnahme der 830 km lan-<br />

gen Pipeline erfolgte im Jahr 1974. 411<br />

Die Erdgaspipeline Europipe verbindet die norwegischen Erdgasvorkommen bei Eko-<br />

fisk in der Nordsee mit dem deutschen Festland bei Dornum in Ostfriesland. 412 Sie wur-<br />

de im Jahr 1995 fertiggestellt und ist 620 km lang. Die Mitteldeutsche Anbindungs-<br />

leitung (MIDAL) verläuft von der Nordseeküste nach Süddeutschland. Sie umfasst<br />

insgesamt 702 km und wurde im Jahr 1993 in Betreib genommen. 413<br />

Die folgenden Pipelines befinden sich derzeit im Bau oder in Planung und sollen die<br />

europäische Erdgasversorgung in den kommenden Jahren sicherstellen. 414 Die Nord-<br />

Stream-Pipeline wird das europäische Erdgasnetz direkt mit den russischen Erdgas-<br />

vorkommen in Sibirien verbinden. Sie führt von Wyborg nordwestlich von St. Peters-<br />

burg durch die Ostsee direkt nach Greifswald, ohne dabei Transitländer zu durchque-<br />

ren (Abbildung 54). 415<br />

Abbildung 54: Nord-Stream-Pipeline 416<br />

Die Pipeline, die eine Gesamtlänge von 1.220 km besitzt, soll im Jahr 2011 zunächst<br />

mit einer jährlichen Kapazität von etwa 27,5 Mrd. m 3 in Betrieb gehen. Nach der Fertig-<br />

stellung wird die Transportkapazität rund 55 Mrd. m 3 pro Jahr betragen. Bereits im Jahr<br />

410<br />

Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 185.<br />

411<br />

Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 44.<br />

412<br />

Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 184.<br />

413<br />

Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 44.<br />

414<br />

Vgl. BDEW. (2009): Warum ist Erdgas sicher? S. 8.<br />

415<br />

Vgl. http://www.nord-stream.com/de/the-pipeline/pipeline-route.html, vom 28.03.2010.<br />

416 http://i.telegraph.co.uk/telegraph/multimedia/archive/00866/money-graphics-<br />

2008_866706a.gif, vom 28.03.2010.


4 Logistischer Prozess Erdgas 99<br />

2005 begannen die Bauarbeiten für den ersten Landabschnitt. Die Gesamtinvestitionen<br />

für das Projekt belaufen sich auf 7,4 Mrd. Euro. 417<br />

Das Nabucco-Pipeline-Projekt soll die EU aus der russischen Gasabhängigkeit be-<br />

freien, indem es die Erdgasvorkommen im kaspischen Raum mit Europa verbindet. Der<br />

Baubeginn der Pipeline, der bereits mehrere Male verschoben wurde, ist für 2011 ge-<br />

plant. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2013 vorgesehen. 418 Die Nabucco-Pipeline<br />

soll in Erzurum (Türkei) an die Südkaukasus-Pipeline anschließen (Abbildung 55). 419<br />

Abbildung 55: Nabucco-Pipeline 420<br />

Von der Türkei soll sie über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich (Baum-<br />

garten) führen und eine Länge von rund 3.300 km aufweisen. 421 Nach der ersten Bau-<br />

phase soll die Pipeline jährlich 10 bis 15 Mrd. m 3 Erdgas transportieren. Ist der Bau<br />

abgeschlossen, ist eine jährliche Transportkapazität von 31 Mrd. m 3 geplant. Das ge-<br />

samte Investitionsvolumen beträgt nach heutigem Stand ca. 7,9 Mrd. Euro. 422<br />

Die South-Stream-Pipeline ist ein geplantes russisches italienisches Gemeinschafts-<br />

projekt. Die Pipeline soll die russische Hafenstadt Noworossijsk mit der bulgarischen<br />

Stadt Warna verbinden und dabei über den Grund des Schwarzen Meeres verlegt wer-<br />

den. Von Bulgarien aus soll South-Stream dann auf jeweils einem Strang nach Italien<br />

und Österreich weiterführen (Abbildung 56). 423<br />

417 Vgl. http://www.nord-stream.com/de/the-pipeline/pipeline-route.html, vom 28.03.2010.<br />

418<br />

Vgl. FVMI. (2009): Mineralölbericht 2008. S. 20.<br />

419<br />

Vgl. http://www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/Erdgas.htm, vom 28.03.2010.<br />

420<br />

http://www.wieninternational.at/de/node/14313, vom 28.03.2010.<br />

421<br />

Vgl. http://www.nabucco-pipeline.com/project/project-description-pipeline-route/projectdescription.html,<br />

vom 28.03.2010.<br />

422<br />

Vgl. FVMI. (2009): Mineralölbericht 2008. S. 20.<br />

423 Vgl. BDEW. (2009): Warum ist Erdgas sicher? S. 8.


4 Logistischer Prozess Erdgas 100<br />

Abbildung 56: South-Stream-Pipeline 424<br />

Ersten Planungen zufolge soll die Pipeline eine Durchleitungskapazität von ca. 30 Mrd.<br />

m 3 besitzen. Die Investitionskosten werden auf 19 bis 24 Mrd. Euro geschätzt. Einen<br />

konkreten Zeitplan für die Fertigstellung der Pipeline gibt es derzeit nicht. 425<br />

4.2.2 Schiff<br />

Erdgas kann durch ein technisches Verfahren zu so genanntem LNG verflüssigt wer-<br />

den. Der Transport von LNG bietet den Vorteil einer enormen Flexibilität, da keine Bin-<br />

dung an ein starres Pipelinesystem besteht. Die Tankschiffe können zwischen beliebi-<br />

gen Belade- und Anlandeterminals verkehren, allerdings sind sie an die Weltmeere<br />

gebunden. Grundsätzlich ist die Beförderung von LNG günstiger als der Pipelinetrans-<br />

port, wenn eine Entfernung von über 3.000 km zurückgelegt wird.<br />

Das erste verflüssigte Erdgas wurde im Jahr 1964 von Algerien nach Großbritannien<br />

transportiert. Der Transport in Form von LNG hat seitdem zunehmend an Bedeutung<br />

gewonnen. In den kommenden fünf Jahren wird mit einer Verdopplung des Handels mit<br />

LNG gerechnet. 426 In den folgenden Unterkapiteln werden die LNG-Transportkette,<br />

LNG-Tankschiffe und bedeutende Verlade- und Anlandeterminals näher erläutert.<br />

4.2.2.1 LNG-Transportkette<br />

Die LNG-Transportkette umfasst mehrere Stufen. Zunächst wird das aufbereitete Erd-<br />

gas vom Vorkommen mit Pipelines an die Küste transportiert. Im Hafen angelangt, wird<br />

das Erdgas in speziellen Anlagen verflüssigt. Grundsätzlich stehen zur Verflüssigung<br />

mehrere Verfahren zur Verfügung, allerdings wird das Gas bei allen auf -161,5 °C her-<br />

untergekühlt. Bei dieser Temperatur hat der Hauptbestandteil Methan seinen Siede-<br />

punkt erreicht und wechselt vom gasförmigen in den flüssigen Aggregatzustand. Es<br />

entsteht dabei eine klare Flüssigkeit, die farb-, geschmacks- und geruchsneutral ist. Im<br />

424<br />

http://www.novinite.com/view_news.php?id=103733, vom 28.03.2010.<br />

425<br />

Vgl. BDEW. (2009): Warum ist Erdgas sicher? S. 8.<br />

426<br />

Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 84.


4 Logistischer Prozess Erdgas 101<br />

verflüssigten Zustand verliert das Erdgas einen Großteil seines Volumens und nimmt<br />

nur noch rund 1/600 des normalen Raumbedarfs ein.<br />

Ein weit verbreitetes Verflüssigungsverfahren ist das Kaskadenverfahren, bei dem die<br />

Temperatur des Erdgases in zahlreichen Stufen reduziert wird. Dieses Verfahren ist<br />

zwar leistungsfähig, aber äußerst komplex. Bei anderen Verfahren kommen weitaus<br />

weniger Kühlstufen zum Einsatz, wodurch sich die Anzahl der Anlagekomponenten<br />

reduziert und die Anlagen somit flexibler einsetzbar sind. 427 Die Energiemenge die zur<br />

Herstellung des verflüssigten Erdgases eingesetzt werden muss, beträgt durchschnitt-<br />

lich 15 % der gesamten umzuwandelnden Gasmenge.<br />

Nachdem das Erdgas verflüssigt ist, wird es in isolierten Lagertanks zwischengelagert.<br />

Diese befinden sich in der Nähe des Verladeterminals. Die Speicherbehälter besitzen<br />

in der Regel eine Kapazität zwischen 35.000 m 3 und 200.000 m 3 und erhalten die nied-<br />

rige Temperatur der Flüssigkeit. 428 An speziellen Verladeterminals erfolgt der Umschlag<br />

auf die LNG-Tankschiffe (die Tankschiffe werden detailliert in Kapitel 4.2.2.2 beschrie-<br />

ben) mit Pumpen. Ist der Umschlag beendet begibt sich das Tankschiff auf den Weg<br />

zum Zielhafen. 429 Die gesamte LNG-Transportkette ist in Abbildung 57 veranschaulicht.<br />

Abbildung 57: LNG-Transportkette 430<br />

Hat das LNG-Tankschiff das Anlandeterminal erreicht, wird das flüssige Erdgas mit<br />

bordeigenen Pumpen aus den Schiffstanks entnommen und in Lagertanks zwischen-<br />

gespeichert. Dann erfolgt die Wiederverdampfung des flüssigen Gases. Bei der Ver-<br />

dampfung kommen entweder Verdampfer, die Seewasser direkt als Wärmeträger nut-<br />

zen, oder Wasserbäder, die mit Erdgas beheizt werden, zum Einsatz. Das LNG wird<br />

dabei in Röhren durch das Seewasser bzw. die beheizten Wasserbäder geleitet, wobei<br />

427 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 22-23.<br />

428 Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 14.<br />

429 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 24.<br />

430 In Anlehnung an OMV. (2009): Erdgas - Energie aus der Natur. S. 18-19.


4 Logistischer Prozess Erdgas 102<br />

ein Wärmeaustausch stattfindet. 431 Abschließend wird das Erdgas in das Gasnetz der<br />

Verbraucherregion eingespeist. 432<br />

4.2.2.2 LNG-Tankschiffe<br />

Der Transport erfolgt in speziellen Tankschiffen. Diese verfügen über ein Kühlsystem,<br />

damit sich das LNG bei der teilweise wochenlangen Fahrt nicht erwärmt und dadurch<br />

an Volumen gewinnt. Deshalb sind die LNG-Tankschiffe deutlich teurer als normale<br />

Tankschiffe. 433 Bei den Ladetanks der doppelwandig gebauten LNG-Tankschiffe kom-<br />

men Kugeltanks und Membrantanks zum Einsatz (siehe Abbildung 58).<br />

Abbildung 58: LNG-Tankschiff mit Kugel- bzw. Membrantanks 434<br />

Das Kugeltanksystem besteht aus großen kugelförmigen Behältern mit Durchmessern<br />

von mehr als 40 m. Bei den Kugeltanks handelt es sich um eine selbsttragende Kon-<br />

struktion, das heißt die Behälter tragen das Gewicht der Ladung und ihr Eigengewicht<br />

ohne seitliche Abstützung. Gebaut werden die temperaturfesten Kugeltanks aus Alu-<br />

minium oder Edelstahl. Die Materialdicke der Tanks beträgt 40 bis 70 mm. Beim Ab-<br />

kühlen auf die Ladungstemperatur können die Tanks ohne Beeinträchtigung des<br />

Schiffskörpers schrumpfen. 435 Der große Nachteil der Kugeltanks besteht jedoch darin,<br />

dass durch die Tankgeometrie der Schiffskörper nicht optimal genutzt wird. 436 Ein LNG-<br />

Tankschiff mit Kugeltanks ist in Abbildung 59 dargestellt.<br />

Membrantanks sind Tanks, deren Wände über die gesamte Fläche der Innenhülle des<br />

Schiffskörpers befestigt sind. Dadurch ist eine optimale Ausnutzung des Schiffsvolu-<br />

mens gegeben. Die Doppelhülle des Schiffes bildet die tragende Tankstruktur. Das<br />

Tankgewicht und das Ladungsgewicht werden dabei über die Tankwand auf den<br />

Schiffskörper übertragen. 437 Die innere Tankwand ist in der Regel eine rund 0,7 mm<br />

dicke Metallmembran, hinter der sich eine Isolierschicht befindet. Eine äußere gasdich-<br />

te Membran aus Metall schließt den Aufbau der Tankwand ab. Die Membranschichten<br />

weisen eine sehr geringe Ausdehnung auf, wodurch die temperaturbedingten Span-<br />

nungen zwischen dem Gas und der Außenhülle ausgeglichen werden. 438<br />

431 Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 15-16.<br />

432 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 24.<br />

433 Vgl. Seeliger, A. (2004): Die europäische Erdgasversorgung im Wandel. S. 14.<br />

434 Schieck, A. (2008): Internationale Logistik. S. 202.<br />

435 Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 15.<br />

436 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/lng/, vom 30.03.2010.<br />

437 Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 15.<br />

438 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/lng/, vom 30.03.2010.


4 Logistischer Prozess Erdgas 103<br />

Abbildung 59: LNG-Tankschiff 439<br />

Während des Transportes des komprimierten und verflüssigten Erdgases verdampfen<br />

etwa 0,2 % LNG des Tankvolumens pro Tag, was in der Fachsprache „boil off“ genannt<br />

wird. Das verdampfte LNG wird dann als Treibstoff für die Antriebsmaschinen des<br />

Schiffes genutzt. Eine Rückverflüssigung während der Beförderung auf See ist derzeit<br />

technisch noch nicht möglich. 440<br />

Die Größenzuwächse der LNG-Tankschiffe sind ebenso wie bei den anderen Schiffs-<br />

typen enorm. Während die ersten LNG-Tanker im Jahr 1964 ein Ladevolumen von<br />

rund 20.000 m 3 aufwiesen, beträgt die heutige Standardgröße 135.000 m 3 . Zukünftig<br />

wird ein Anstieg der Tankergrößen auf bis zu 200.000 m 3 erwartet. 441 Ein durchschnittli-<br />

ches LNG-Tankschiff mit einem Ladevolumen von 135.000 m 3 ist rund 300 m lang, et-<br />

wa 50 m breit, hat einen Tiefgang von ca. 12 m und erreicht Geschwindigkeiten von bis<br />

zu 20 Seemeilen (ca. 37 km/h). 442<br />

Die Gasmenge die ein durchschnittliches LNG-Tankschiff mit einem Ladevolumen von<br />

135.000 m 3 transportiert, deckt ungefähr den Jahresverbrauch von 55.000 Haushalten<br />

in Deutschland. 443 Die Belade- und Entladezeit eines LNG-Tankschiffes beträgt zwi-<br />

schen ein und zwei Tagen. Generell gelten bei der LNG-Schifffahrt strenge Sicher-<br />

heitsstandards, weshalb bis jetzt noch keine schwerwiegenden Unfälle vorgekommen<br />

sind. 444 Reines LNG ist auch nicht entzündbar und kann keine Explosion verursachen.<br />

Allerdings wird es äußerst entzündbar und explosiv, wenn die Flüssigkeit verdampft<br />

und die Konzentration des Gases mehr als 5 % beträgt. 445<br />

439<br />

Vgl. OMV. (2009): Erdgas - Energie aus der Natur. S. 19.<br />

440<br />

Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 24.<br />

441<br />

Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 14.<br />

442<br />

Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 24.<br />

443<br />

Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/lng/, vom 30.03.2010.<br />

444<br />

Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 15.<br />

445<br />

Vgl. http://www.erneuerbareenergiequellen.com/erdgas_flussigerdgas.html, vom 30.03.2010.


4 Logistischer Prozess Erdgas 104<br />

4.2.2.3 Bedeutende Verlade- und Anlandeterminals<br />

Im Jahr 2008 exportieren weltweit 16 Länder 227 Mrd. m 3 LNG. Der größte Exporteur<br />

war Katar mit 40 Mrd. m 3 , was einem globalen Anteil von 18 % entspricht. Es folgen<br />

Malaysia mit 29 Mrd. m 3 (13 %), Indonesien mit 27 Mrd. m 3 (12 %), Algerien mit 22 Mrd.<br />

m 3 (10 %), Nigeria und Australien mit jeweils 20 Mrd. m 3 (9 %), sowie Trinidad und To-<br />

bago mit 17 Mrd. m 3 (8 %). Nur geringe Mengen exportierten beispielsweise Guinea,<br />

die USA und Libyen. 446<br />

Zu den bedeutendsten LNG-Verladeterminals zählen das Qatargas- und Rasgas-LNG-<br />

Plant in Katar, das Satu-, Dua- und Tiga-Plant in Malaysia, sowie das Arun-, Bontang-<br />

und Tangguh-Plant in Indonesien. Weitere wichtige Verladeterminals sind das Algeria-<br />

LNG-Plant (Algerien), das North West Shelf LNG-Plant (Australien) und das Atlantic<br />

LNG-Plant (Trinidad und Tobago). 447<br />

Insgesamt 18 Länder importierten im Jahr 2008 LNG. Japan dominierte hier mit einem<br />

Anteil von über 40 % (92 Mrd. m 3 ). Weitere wichtige LNG-Importeure waren Südkorea<br />

(37 Mrd. m 3 ), Spanien (29 Mrd. m 3 ), Frankreich (13 Mrd. m 3 ), Taiwan (12 Mrd. m 3 ),<br />

Indien (11 Mrd. m 3 ) und die USA (10 Mrd. m 3 ). Aus regionaler Sicht ist der asiatische<br />

LNG-Markt mit einem globalen Anteil von ca. 69 % vorherrschend. Es folgen Europa<br />

mit 24 %, Nordamerika mit 6 % und Südamerika mit 1 %. 448<br />

In Europa existieren derzeit 17 LNG-Anlandeterminals. Davon befinden sich sechs in<br />

Spanien, zwei in Frankreich, Großbritannien, Italien und der Türkei, sowie je eines in<br />

Belgien, Griechenland, und Portugal (siehe Abbildung 60). Zahlreiche weitere LNG-<br />

Anlandeterminals befinden sich derzeit im Bau oder in fortgeschrittener Planung. Unter<br />

anderem sind solche in Deutschland, Irland, Kroatien, den Niederlanden und Zypern<br />

geplant. 449<br />

In Deutschland ist bereits seit längerem der Bau eines Anlandeterminals in Wilhelms-<br />

haven im Gespräch. Die E.ON Ruhrgas AG, der größte deutsche Gasversorger und<br />

potentielle Betreiber, wird den Bau in nächster Zukunft nicht realisieren. Die Voraus-<br />

setzungen für einen zukünftigen Bau eines solchen Terminals sind allerdings geschaf-<br />

fen. 450 Deutschland besitzt allerdings eine Anbindung an das Anlandeterminal in<br />

Zeebrügge. 451<br />

446<br />

Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 30.<br />

447<br />

Vgl. http://www.globallnginfo.com/World%20LNG%20Plants%20&%20Terminals.pdf, vom<br />

30.03.2010.<br />

448<br />

Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 30.<br />

449<br />

Vgl. http://www.kslaw.com/library/pdf/LNG_in_Europe.pdf, vom 30.03.2010.<br />

450 Vgl. http://www.wilhelmshaven.de/nachrichten/archiv/9763.htm, vom 30.03.2010.<br />

451 Vgl. Schiffer, H. (2008): Energiemarkt Deutschland. S. 188.


4 Logistischer Prozess Erdgas 105<br />

Abbildung 60: LNG-Anlandeterminals in Europa 452<br />

Durch den LNG-Transport werden besonders Lieferländer interessant, die bisher gar<br />

nicht oder nur mit besonders hohem Aufwand an die Verbraucherregion per Pipeline<br />

angeschlossen werden konnten. Durch das Vorhandensein mehrerer Bezugsquellen<br />

wird somit eine Diversifizierung der Lieferländer ermöglicht. Deshalb kann LNG eine<br />

wichtige Rolle bei der Verringerung der Abhängigkeit von einzelnen Erdgaslieferanten<br />

spielen. 453<br />

4.3 Gasspeicherung<br />

Nachdem das Erdgas die Verbraucherregion erreicht hat, wird es entweder zwischen-<br />

gespeichert oder direkt per Pipeline zum Endverbraucher transportiert. Im Folgenden<br />

wird die Notwendigkeit von Erdgasspeichern aufgezeigt und die verschiedenen Erd-<br />

gasspeichertypen werden erläutert.<br />

452 In Anlehnung an EWI (2006): Die Entwicklung der Energiemärkte bis zum Jahr 2030. S. 48.<br />

453 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 84.


4 Logistischer Prozess Erdgas 106<br />

4.3.1 Notwendigkeit von Erdgasspeichern<br />

Erdgas wird zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Mengen benötigt und weist<br />

deshalb hohe Verbrauchsschwankungen auf. 454 Der Verbrauch in Deutschland kann im<br />

Winter etwa das Vierfache des Gasabsatzes im Sommer betragen. Zudem sind<br />

Schwankungen des Verbrauchs über die Woche (Wochentage, Wochenende) und über<br />

den Tag (Tag, Nacht) auszugleichen. 455<br />

Da die Förderregionen in der Regel weit von den Verbraucherregionen entfernt sind,<br />

können die Schwankungen nicht in vollem Umfang durch erhöhte Lieferungen ausge-<br />

glichen werden. 456 Deshalb kommen Erdgasspeicher zum Einsatz. Ihnen wird bei nied-<br />

rigem Verbrauch, wenn das Gasaufkommen größer ist als der Absatz, Erdgas zuge-<br />

führt. Übersteigt der Bedarf die Erdgasanlieferungen erfolgt eine Ausspeicherung und<br />

das Gas wird an das Erdgasnetz abgegeben. 457<br />

Wie in Abbildung 61 ersichtlich ist, erfolgt die Befüllung der Speicher mit Erdgas über-<br />

wiegend in den verbrauchsschwachen Sommermonaten. In der verbrauchsstarken<br />

Winterzeit wird es dann an die Endverbraucher abgegeben.<br />

Abbildung 61: Speicherung zum Ausgleich von Förderung und Absatz 458<br />

Die Gasspeicher dienen somit in erster Linie dem Ausgleich von Verbrauchsschwan-<br />

kungen. 459 Ein weiterer Grund für die Speicherung von Erdgas ist die Sicherstellung der<br />

Versorgung im Falle von Betriebsstörungen oder zeitweiligen Lieferunterbrechungen.<br />

454 Vgl. Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 650.<br />

455 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 25.<br />

456 Vgl. Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 651.<br />

457 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 26.<br />

458 WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 25.<br />

459 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 25.


4 Logistischer Prozess Erdgas 107<br />

Die Speicherung gewinnt insbesondere für mögliche Krisenzeiten immer mehr an Be-<br />

deutung. Ein Beispiel dafür ist der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine und<br />

der damit verbunden Unterbrechung der Gaslieferungen. 460<br />

Allerdings besteht in Deutschland keine Verpflichtung für die Mindestbevorratung von<br />

Erdgas, wie beispielsweise bei Erdöl. Von den diversen Erdgasverbänden wird jedoch<br />

seit geraumer Zeit eine solche gesetzlich vorgeschriebene Pflichtbevorratung gefor-<br />

dert. 461 Die Erdgasbevorratung in den deutschen Speichern wird eigenständig von den<br />

diversen Gasgesellschaften (z.B. E.ON, RWE, Wintershall) vorgenommen. 462<br />

4.3.2 Erdgasspeichertypen<br />

Für die Speicherung des Erdgases stehen verschiedene Erdgasspeichertypen zur Ver-<br />

fügung. Für die Einlagerung großer Erdgasmengen eigenen sich vor allem unterirdi-<br />

sche Speicher. Die wichtigsten Speichertypen bei der unterirdischen Lagerung sind die<br />

Poren- und Kavernenspeicher. 463<br />

Bei Porenspeicher handelt es sich zumeist um ausgeförderte Erdöl- und Erdgasfelder,<br />

diese liegen bis zu 3.000 m unter der Erde (siehe Abbildung 62). Mit Druck wird das<br />

Erdgas dort hineingepresst und lagert genauso wie zuvor in der Natur im Porenraum<br />

des porösen Gesteins. 464 Je nach Größe und Tiefe können die Porenspeicher zwischen<br />

100 Mio. m 3 und mehreren Mrd. m 3 Gas fassen. 465<br />

Bei Kavernenspeicher werden die Hohlräume für die Erdgasspeicherung hingegen<br />

künstlich geschaffen (siehe Abbildung 62). Gebaut werden solche Speicher in Salzstö-<br />

cken, die über ausgezeichnete Speichereigenschaften verfügen. Mit einer Tiefenboh-<br />

rung in den Salzstock lässt sich das Salz mit Wasser aus dem Untergrund herausspü-<br />

len. 466 Der dabei entstandene Hohlraum liegt zwischen 100 und 1.800 m unter der Erd-<br />

oberfläche und besitzt ein Speichervolumen von etwa 30 bis 100 Mio. m 3 . Die Hohl-<br />

räume können Durchmesser von bis zu 80 m und Höhen zwischen 50 und 500 m errei-<br />

chen. 467<br />

Porenspeicher verfügen in der Regel über eine größere Speicherkapazität als Kaver-<br />

nenspeicher. Demgegenüber weisen die Kavernenspeicher eine höhere Ein- und Aus-<br />

speicherleistung aus. Deshalb werden die Porenspeicher überwiegend zum Ausgleich<br />

460<br />

Vgl. Sedlacek, R. (2009): Untertage-Gasspeicherung in Deutschland. S. 413.<br />

461<br />

Vgl. AFM+E (2008): Gasbevorratung in Deutschland. S. 7-8.<br />

462<br />

Vgl. http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2009/gasreservehaltung.pdf, vom<br />

31.03.2010.<br />

463<br />

Vgl. Sedlacek, R. (2009): Untertage-Gasspeicherung in Deutschland. S. 413.<br />

464 Vgl. E.ON. (2009): Erdgas speichern – Zukunft sichern. S. 9.<br />

465 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 26.<br />

466 Vgl. E.ON. (2009): Erdgas speichern – Zukunft sichern. S. 9.<br />

467 Vgl. WEG. (2008): Erdgas – Erdöl: Entstehung, Suche, Förderung. S. 26.


4 Logistischer Prozess Erdgas 108<br />

von saisonalen Bedarfsschwankungen genutzt. Kavernenspeicher kommen zum Ein-<br />

satz, wenn erhebliche Verbrauchsspitzen abzugleichen sind. 468<br />

Abbildung 62: Poren- bzw. Kavernenspeicher 469<br />

In Deutschland waren zu Beginn des Jahres 2009 47 Untertageerdgasspeicher mit<br />

einer Gesamtkapazität von rund 20 Mrd. m 3 in Betrieb (Abbildung 63). 470 Die Speicher-<br />

kapazität entspricht somit in etwa einem Viertel des deutschen Jahresverbrauchs und<br />

reicht beispielsweise aus, um den gesamten Erdgasbedarf Deutschlands an 40 Winter-<br />

tagen zu decken. 471 Damit verfügt Deutschland über das größte Erdgasspeichervolu-<br />

men in der EU und ist nach den USA (111 Mrd. m 3 ), Russland (94 Mrd. m 3 ) und der<br />

Ukraine (32 Mrd. m 3 ) die weltweit viertgrößte Speichernation. 472<br />

Die Untertagespeicherkapazität verteilt sich dabei auf 23 Porenspeicher und 24 Kaver-<br />

nenspeicher. Davon sind etwa zwei Drittel des gespeicherten Gases in Porenspeicher<br />

und ein Drittel in Kavernenspeichern vorhanden. 473 Die Standorte der zahlreichen Po-<br />

ren- und Kavernenspeicher sind in Abbildung 63 veranschaulicht. Ergänzend zu den<br />

Gasspeichern ist ebenfalls die geographische Lage der Untertagespeicheranlagen für<br />

Rohöl, Mineralölprodukte und Flüssiggas dargestellt.<br />

468<br />

Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 25.<br />

469<br />

Kugeler, K. & Kugeler, O. & Dienhart, M. (2002): Energiehandbuch. S. 652.<br />

470<br />

Sedlacek, R. (2009): Untertage-Gasspeicherung in Deutschland. S. 415.<br />

471<br />

Vgl. http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2009/gasreservehaltung.pdf, vom<br />

31.03.2010.<br />

472<br />

Vgl. Sedlacek, R. (2009): Untertage-Gasspeicherung in Deutschland. S. 422.<br />

473 Vgl. Sedlacek, R. (2009): Untertage-Gasspeicherung in Deutschland. S. 415.


4 Logistischer Prozess Erdgas 109<br />

Abbildung 63: Lage der deutschen Gasspeicher 474<br />

Ein weiterer unterirdischer Speichertyp, der jedoch nur selten Anwendung findet, ist der<br />

Röhrenspeicher. Röhrenspeicher sind in Bodenschichten parallel verlegte und unter-<br />

einander verbundene Rohre. Sie kommen größtenteils dort zum Einsatz, wo die Ein-<br />

speicherung in Poren- und Kavernenspeicher nicht möglich ist. 475<br />

Oberirdische Speicher dienen grundsätzlich dem Ausgleich von wochen- und tages-<br />

bezogenen Verbrauchsschwankungen. Es gibt sie in zahlreichen Ausführungen wie<br />

z.B. Kugel-, Membran- oder Glockengasbehälter. Diese Speichertypen können jedoch<br />

474 Sedlacek, R. (2009): Untertage-Gasspeicherung in Deutschland. S. 412.


4 Logistischer Prozess Erdgas 110<br />

nur vergleichsweise geringe Erdgasmengen aufnehmen. Allerdings werden diese<br />

Speichertypen auch nur begrenzt eingesetzt. 476<br />

Neben der Nutzung unterirdischer und oberirdischer Gasspeicher, kann auch das Gas-<br />

netz als Speicher zum Ausgleich kurzfristiger Verbrauchsschwankungen eingesetzt<br />

werden. Da Erdgas kompressibel ist, kann durch eine Veränderung des Gasdrucks den<br />

Pipelines Gas zugeführt oder entnommen werden. Allerdings können dadurch nur ge-<br />

ringe Mengen zwischengespeichert werden und somit ausschließlich tägliche<br />

Verbrauchsschwankungen ausgeglichen werden. 477<br />

4.4 Transport zum Endverbraucher<br />

Im folgenden Unterkapitel wird ausschließlich der Transport zum Endverbraucher mit<br />

Pipelines betrachtet, auf alle weiteren Transportmöglichkeiten wird nicht eingegangen.<br />

Das Erdgas gelangt über Mittel- und Niederdruckleitungen zu den Endverbrauchern.<br />

Die Übergabe des Gases von den Ferntransporten in die regionalen Verteilernetze<br />

erfolgt an Übergabestationen. In ihnen werden die Gasbeschaffenheit und der Gasvo-<br />

lumenstrom gemessen, sowie der Gasdruck auf das erforderliche Niveau reduziert.<br />

Zunächst wird das Erdgas in den Übergabestationen von Verunreinigungen befreit, in<br />

dem es gefiltert wird. Entspricht die Gasbeschaffenheit (z.B. der Brennwert) nicht den<br />

vorgegebenen Anforderungen, werden Erdgase aus verschiedenen Quellen zu einer<br />

einheitlichen Qualität gemischt. Dies erfolgt in vollautomatischen Mischanlagen, in de-<br />

nen das Erdgas an die benötigte Beschaffenheit angepasst wird. 478<br />

Damit der Druck an den Übergabestationen zum Verteilernetz nicht zu hoch ist, wird er<br />

durch Erdgasentspannungsanlagen auf ein niedrigeres Niveau heruntergeregelt. In der<br />

Entspannungsanlage wird der Erdgasdruck mit Hilfe einer Turbine gedrosselt. Die da-<br />

bei freigesetzte Energie erzeugt in einem Generator Strom, der in der Regel in das<br />

Stromnetz eingespeist wird. 479<br />

Zur Bestimmung der Erdgasdurchflussmenge werden spezielle Gaszähler eingesetzt.<br />

Bei der Gasmessung wird neben dem Druck und der Temperatur auch die Kompressi-<br />

bilität des Erdgases für die genaue Erfassung des Volumens berücksichtigt. 480 Zumeist<br />

kommen dabei Turbinenradgaszähler zum Einsatz. 481<br />

Vor dem Verlassen der Übergabestation wird dem geruchlosen Erdgas ein intensiv<br />

riechender Warnstoff beigemischt. In der Fachsprache wird diese Maßnahme Odorie-<br />

rung genannt. Die Odorierung ist in erster Linie eine Sicherheitsmaßnahme, um auf<br />

475 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat08.htm, vom 31.03.2010.<br />

476 Vgl. Zahoransky, R. (2009): Energietechnik. S. 359.<br />

477 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 26.<br />

478 Vgl. Perner, J. (2002): Die langfristige Erdgasversorgung Europas. S. 27.<br />

479 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat06.htm, vom 07.04.2010.<br />

480 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat07.htm, vom 07.04.2010.


4 Logistischer Prozess Erdgas 111<br />

ausströmendes Erdgas aufmerksam zu machen. 482 Als Odoriermittel werden in der<br />

Regel Schwefelverbindungen eingesetzt, die über eine ausgesprochen hohe Geruchs-<br />

intensität verfügen. 483<br />

Bei der Übergabe des Erdgases innerhalb der regionalen Leitungsnetze, z.B. bei der<br />

Einleitung in das örtliche Leitungsnetz, wo ein noch geringerer Druck erforderlich ist,<br />

erfolgt eine Druckreduzierung in Druckreglerstationen. Sie verfahren nach demselben<br />

Prinzip wie die Übergabestationen. Zunächst wird das Erdgas gefiltert, bevor es auf<br />

den benötigten Gasdruck reduziert und die Gasdurchflussmenge gemessen wird.<br />

Das deutsche Erdgasnetz ist insgesamt rund 375.000 km lang. Im Vergleich zum Erdöl<br />

ist das Erdgasnetz sehr fein verästelt, was auf die Art der Endverteilung zurückzufüh-<br />

ren ist. Es besteht zu ca. 27% aus Hochdruckleitungen, zu rund 38% aus Mitteldruck-<br />

leitungen und zu ca. 35% aus Niederdruckleitungen. 484 Die wichtigsten deutschen<br />

Hoch- und Mitteldruckleitungen sind in Abbildung 64 veranschaulicht.<br />

Abbildung 64: Hoch- und Mitteldruckleitungen im deutschen Erdgasnetz 485<br />

481<br />

Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 234.<br />

482<br />

Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 238.<br />

483<br />

Vgl. Cerbe, G. (2008): Grundlagen der Gastechnik. S. 239.<br />

484<br />

Vgl. http://www.eon-ruhrgas.com/cps/rde/xchg/SID-7F150E5F-2636F772/ercorporate/hs.xsl/678.htm,<br />

vom 07.04.2010.<br />

485<br />

E.ON. (2008): Erdgaswirtschaft im Überblick. S. 11.


4 Logistischer Prozess Erdgas 112<br />

Die Transportgeschwindigkeiten im regionalen und örtlichen Leistungsnetz sind we-<br />

sentlich geringer als im Fernleitungsnetz. Bei einer Mitteldruckleitung beträgt der Druck<br />

etwa 100 mbar bis 1 bar. Die Niederdruckleitungen haben hingegen nur noch einen<br />

Druck von weniger als 100 mbar. Deshalb besitzen die Rohrleitungen, die dabei zum<br />

Einsatz kommen, weitaus geringere Durchmesser und bestehen teilweise aus Kunst-<br />

stoff. 486 Industriekunden und Kraftwerke werden meist an das Hochdrucknetz ange-<br />

schlossen, Gewerbebetriebe und private Haushalte hingegen an das Mittel- und Nie-<br />

derdrucknetz. 487<br />

Die Transportentgelte für Erdgas sind in der Regel nach Verbrauchergruppen gestaf-<br />

felt. Private Haushalte mit Anbindung an das Niederdrucknetz haben spezifisch höhere<br />

Preise in Kauf zu nehmen als Industriekunden mit Zugang zum Hochdrucknetz, weil in<br />

ihrer absoluten Höhe relativ identische Versorgungs- und Anschlusskosten auf einem<br />

deutlich geringeren Gasverbrauch umgelegt werden. 488<br />

486 Vgl. http://micro.eon-ruhrgas.com/erdgas/stat06.htm, vom 07.04.2010.<br />

487 Vgl. http://www.eon-ruhrgas.com/cps/rde/xchg/SID-46433CA2-47B75B56/ercorporate/hs.xsl/678.htm,<br />

vom 07.04.2010.<br />

488 Vgl. BMWi. (2009): Energie in Deutschland. S. 33.


5 Zusammenfassung und Ausblick 113<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Der weltweite Primärenergieverbrauch der Menschheit hat sich in seiner Entwicklung<br />

kontinuierlich gesteigert. Im Jahr 2008 befand sich dieser mit ca. 11.300 Mio. t RÖE<br />

auf einem neuen Höchststand. Die Hauptkonsumenten im Jahr 2008 waren die USA<br />

mit 20,4 % und China mit 17,7 % am gesamten Energieverbrauch. Deutschland ran-<br />

gierte mit einem weltweiten Anteil von 2,8 % auf dem siebten Platz. Die fossilen Ener-<br />

gieträger trugen bei der Deckung des globalen Energiebedarfs mit 89 % die Hauptlast<br />

der Energieversorgung. Davon entfielen 36 % auf Erdöl, 29 % auf Kohle und 24 % auf<br />

Erdgas. 489<br />

Die Vorkommen an fossilen Energieträgern sind jedoch weltweit äußerst ungleich ver-<br />

teilt. So stehen zahlreichen Ländern mit überaus limitierten Energievorkommen, weni-<br />

ge Länder mit erheblichen Vorkommen an Energieträgern gegenüber. Beispielsweise<br />

entfallen die größten Erdöl- und Erdgasreserven der Welt auf den Nahen Osten, insbe-<br />

sondere auf Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, den Iran und<br />

Irak. 490<br />

Da die fossilen Energieträger aufgrund der ungleichen regionalen Verteilung in der<br />

Regel über weite Entfernungen aus der Förderregion zum Endverbraucher transportiert<br />

werden, besitzt der logistische Prozess eine besondere Relevanz. Dabei stellt vor al-<br />

lem die Handhabung der erheblichen Mengen- und Volumenströme eine große Her-<br />

ausforderung dar, vor allem bei den Transport- und Lagertechniken. 491<br />

Der logistische Prozess von Erdöl umfasst zahlreiche Schritte. Zunächst findet die Erd-<br />

ölförderung statt. Diese beinhaltet die Suche, Bohrung und Förderung. Anschließend<br />

wird das aufbereitete Rohöl vom Förderort in die Verbraucherregion transportiert. Der<br />

Transport erfolgt dabei entweder mit Pipelines oder großen Tankschiffen. Ist das Rohöl<br />

in der Verbraucherregion angelangt, wird es mit Pipelines oder Tankmotorschiffen in<br />

die Raffinerie befördert und zu Mineralölprodukten weiterverarbeitet. Die verkaufs-<br />

kaufsfähigen Mineralölprodukte werden dann mit Eisenbahnkesselwagen, Pipelines,<br />

Straßentankwagen oder Tankmotorschiffen in Großtanklager oder direkt zum End-<br />

verbraucher transportiert.<br />

Der logistische Prozess von Erdgas beinhaltet ebenfalls mehrere Schritte. Zuerst wird<br />

das Erdgas im Rahmen der Exploration, Bohrung und Förderung gewonnen. Im An-<br />

schluss erfolgt der Transport vom Förderort in die Verbraucherregion mit Pipelines<br />

oder als LNG in speziellen Tankschiffen. In der Verbraucherregion angekommen, wird<br />

das Erdgas entweder zwischengespeichert oder direkt mit Pipelines an den End-<br />

verbraucher weitergeleitet.<br />

489 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 40-41.<br />

490 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 6-22.


5 Zusammenfassung und Ausblick 114<br />

Bei den fossilen Energieträgern werden in den kommenden Jahrzehnten keine Eng-<br />

pässe erwartet. Die Reichweiten von Erdöl (42 Jahre), Erdgas (61 Jahre), Steinkohle<br />

(130 Jahre) und Braunkohle (336 Jahre) sind zwar begrenzt, die Energieträger werden<br />

jedoch in naher Zukunft weiterhin zur Verfügung stehen. Allerdings werden die Versor-<br />

gungsrisiken enorm zunehmen, da die Lieferabhängigkeiten von politisch und ökono-<br />

misch instabilen Förderländern wachsen.<br />

Der weltweite Primärenergieverbrauch wird bis zum Jahr 2030 um etwa 40 % anstei-<br />

gen. Allein zwei Drittel dieses Zuwachses werden auf Entwicklungs- und Schwellen-<br />

länder entfallen, was vor allem auf das Wachstum der Weltbevölkerung von 6 auf 8<br />

Mrd. Menschen zurückzuführen sein wird. Die Entwicklungs- und Schwellenländer,<br />

deren Anteil an der Weltbevölkerung bis dahin mehr als 80 % beträgt, werden dann<br />

rund 50 % der globalen Primärenergie verbrauchen. 492<br />

Im Jahr 2030 werden die fossilen Energieträger rund 82 % des Primärenergie-<br />

verbrauchs der Welt decken. Im Gegensatz zu heute reduziert sich der Anteil um 7 %.<br />

Erdöl wird dann mit ca. 35 %, wie bisher, die Hauptlast der Energieversorgung tragen.<br />

Der Kohleanteil wird sich von 29 auf 22 % verringern. Demgegenüber steigt Erdgas<br />

zum zweitwichtigsten Energieträger auf und erhöht seinen Anteil von 24 auf 25 %. Der<br />

Beitrag der Kernenergie erhöht sich von derzeit 6 auf 9 %. Der Anteil der erneuerbaren<br />

Energien steigt ebenfalls von 5 auf 9 %. 493<br />

Der deutsche Primärenergieverbrauch sinkt bis zum Jahr 2030 um mehr als 15 %. Dies<br />

ist insbesondere auf die steigende Energieproduktivität in Deutschland zurückzuführen.<br />

Die Deckung des deutschen Energiebedarfs verändert sich in diesem Zeitraum ebenso<br />

deutlich. Erdöl ist auch im Jahr 2030 mit 38 % (bisher 35 %) der wichtigste Energieträ-<br />

ger. Der Anteil von Erdgas steigt von heute 22 auf 32 %. Der Beitrag von Kohle verrin-<br />

gert sich von 24 auf 18,5 %. Während die Kernenergie im Jahr 2030 nicht mehr im<br />

Energiemix enthalten ist, steigt der Anteil der erneuerbaren Energien von 7 auf 11,5<br />

%. 494<br />

Während sich beim Erdöltransport in den nächsten Jahren nur geringfügige Verände-<br />

rungen ergeben werden, wird bei Erdgas mit einem beträchtlichen Wandel gerechnet.<br />

Für das Jahr 2030 prognostiziert die IEA einen LNG-Anteil am Erdgashandel von über<br />

50 %. Besonders große Importzuwächse werden dabei von den USA, China und Indien<br />

erwartet. Allerdings ist eine vollständige Deckung des Erdgasbedarfs in der EU mit<br />

LNG bis zum Jahr 2030 aus Kapazitätsgründen undenkbar. Generell ist damit zu rech-<br />

nen, dass für Europa die Versorgung mit Pipelinegas aus Russland bestimmend bleibt.<br />

Auf längere Sicht wird LNG jedoch einen wichtigen Beitrag zu der Diversifizierung der<br />

Erdgasversorgung in Europa leisten. 495<br />

491 Vgl. Sauer, E. (2003): Energietransport, -speicherung, -verteilung. S. 7.<br />

492 Vgl. BMWI. (2005): Die Entwicklung der Energiemärkte bis zum Jahr 2030. S. 5.<br />

493 Vgl. BMWI. (2005): Die Entwicklung der Energiemärkte bis zum Jahr 2030. S. 16.<br />

494 Vgl. BMWI. (2005): Die Entwicklung der Energiemärkte bis zum Jahr 2030. S. 36-37.<br />

495 Vgl. BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit. S. 85-86.


5 Zusammenfassung und Ausblick 115<br />

Aufgrund des steigenden Verbrauchs an Erdgas und des gleichbleibenden Erdöl-<br />

verbrauchs weltweit in den kommenden Jahren, wird der logistische Prozess dieser<br />

beiden Energieträger in naher Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen und einen<br />

wichtigen Beitrag für die künftige Energieversorgung erbringen.


Anhang A: Regionale Gruppierungen 116<br />

Anhang A: Regionale Gruppierungen 496<br />

Afrika:<br />

Ägypten, Algerien, Angola, Äthiopien, Benin, Botsuana, Burkina Faso, Burundi,<br />

Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Kamerun, Kap<br />

Verde, Kenia, Komoren, Kongo, Lesotho, Liberia, Libyen, Madagaskar, Malawi, Mali,<br />

Marokko, Mauretanien, Mauritius, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda,<br />

Sambia, Senegal, Seychellen, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan,<br />

Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Tunesien, Uganda, Zentralafrikanische Republik<br />

Asiatisch-pazifischer Raum:<br />

Afghanistan, Australien, Bangladesch, Brunei, Indien, Kambodscha, China, Hongkong,<br />

Indonesien, Japan, Laos, Malaysia, Mongolei, Myanmar, Nepal, Neuseeland, Nordko-<br />

rea, Ozeanien, Pakistan, Papua-Neuguinea, Philippinen, Singapur, Sri Lanka, Südko-<br />

rea, Taiwan, Thailand, Vietnam<br />

Europa und Eurasien:<br />

Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Dä-<br />

nemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbri-<br />

tannien, Irland, Island, Italien, Kasachstan, Kirgisien, Kroatien, Lettland, Litauen, Lu-<br />

xemburg, Mazedonien, Malta, Moldawien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen,<br />

Portugal, Rumänien, Russland Schweden, Serbien-Montenegro, Slowakei, Slowenien,<br />

Spanien, Schweiz, Tadschikistan, Tschechische Republik, Türkei, Turkmenistan, Uk-<br />

raine, Ungarn, Usbekistan, Weißrussland, Zypern<br />

Mittel- und Südamerika:<br />

Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Französisch-Guayana, Guatemala, Guyana,<br />

Kolumbien, Nicaragua, Panama, Peru, Surinam, Venezuela, alle Länder der Karibik<br />

Naher Osten:<br />

Bahrain, Iran, Irak, Israel, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Oman, Saudi-<br />

Arabien, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate<br />

Nordamerika:<br />

Kanada, Mexiko, USA<br />

496 Vgl. BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 44.


Anhang B: Umrechnungsfaktoren 117<br />

Anhang B: Umrechnungsfaktoren<br />

Erdöl 497<br />

7 Barrel = 1 t Rohöl<br />

1 Gallone (US) = 158,987 l<br />

Einheit l kg t SKE GJ<br />

1 Barrel 159 137 0,196 5,743<br />

1 t RÖE - - 1,429 41,868<br />

1 t SKE - - 1 29,308<br />

498, 499<br />

Erdgas<br />

Vorsatz Abk. Faktor<br />

Kubikmeter m 3<br />

-<br />

Millionen Kubikmeter Mio. m 3<br />

1 Mio. m 3<br />

= 10 6 m 3<br />

Milliarden Kubikmeter Mrd. m 3<br />

1 Mrd. m 3<br />

= 10 9 m 3<br />

Billionen Kubikmeter Bill. m 3<br />

1 Bill. m 3<br />

= 10 12 m 3<br />

Milliarden<br />

m 3 Millionen Millionen<br />

Erdgas t RÖE t LNG<br />

1 Milliarde m 3 Erdgas 1 0,90 0,73<br />

1 Million t RÖE 1,11 1 0,805<br />

1 Millon t LNG 1,38 1,23 1<br />

Kohle 500<br />

Vorsatz Abk. Faktor<br />

Tonne t 1 t = 10 3 kg<br />

Kilotonne kt 1 kt = 10 3<br />

t<br />

Megatonne Mt 1 Mt = 10 6<br />

t<br />

Gigatonne Gt 1 Gt = 10 9<br />

t<br />

Teratonne Tt 1 Tt = 10 12 t<br />

497<br />

In Anlehnung an Konstantin, P. (2009): Praxisbuch Energiewirtschaft. S. 5.<br />

498<br />

In Anlehnung an BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit.<br />

S. 281.<br />

499<br />

In Anlehnung an BP. (2009): Statistical Review of World Energy. S. 44.<br />

500<br />

In Anlehnung an BGR. (2009): Energierohstoffe 2009 – Reserven, Ressourcen, Verfügbar-<br />

keit. S. 281.


Anhang C: Raffineriestandorte 118<br />

Anhang C: Raffineriestandorte 501<br />

Raffinerie/Gesellschaft Ort Postleitzahl Rohöldestillationskapazität<br />

in Mio. t<br />

MiRO Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG Karlsruhe 76187 14,9<br />

Wilhelmshavener Raffineriegesellschaft mbH Wilhelmshaven 26388 13,5<br />

Ruhr Oel GmbH Gelsenkirchen 45876 12,7<br />

TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH Spergau 06237 12<br />

PCK Raffinerie GmbH Schwedt Schwedt 16303 10,8<br />

Bayernoil Raffineriegesellschaft mbH Ingolstadt 85008 10,3<br />

Rheinland Raffinerie Werk Godorf Köln 50972 9,3<br />

501 Vgl. http://www.mwv.de/cms/front_content.php?idcat=24, vom 09.03.2010.<br />

Rheinland Raffinerie Werk Wesseling Wesseling 50389 7<br />

Elbe Mineralölwerke Raffineriezentrum Hamburg-Harburg Hamburg 21107 5,2<br />

Petroplus Raffinerie Ingolstadt GmbH Ingolstadt 85003 5<br />

Holborn Europa Raffinerie GmbH Hamburg 21079 4,7<br />

Erdöl-Raffinerie Emsland Lingen 49808 4,5<br />

Erdölwerk Holstein Heide 25734 4,5<br />

OMV Deutschland GmbH Burghausen 84480 3,5


Anhang D: Mitglieder der Internationalen Energieagentur 119<br />

Anhang D: Mitglieder der Internationalen<br />

Energieagentur 502<br />

Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland,<br />

Großbritannien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, Neuseeland, Niederlande,<br />

Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien,<br />

Spanien, Südkorea, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, USA<br />

502 Vgl. http://www.iea.org/about/membercountries.asp, vom 10.03.2010.


Literaturverzeichnis 120<br />

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Ehrenwörtliche Erklärung 130<br />

Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende <strong>Bachelorarbeit</strong> selbständig angefertigt ha-<br />

be. Es wurden nur die in der Arbeit ausdrücklich benannten Quellen und Hilfsmittel<br />

benutzt. Wörtlich oder sinngemäß übernommenes Gedankengut habe ich als solches<br />

kenntlich gemacht.<br />

Aalen, den 30. April 2010<br />

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