44 Sport Foto: Carmen Gerstmeyr-Dammaschke Foto: Fabian Schreyer
Sport 45 45 Willkommen in Augsburg, Kosta. Als Grieche freue ich mich natürlich, dass ein Landsmann von mir jetzt für meine Heimatstadt die Schuhe schnürt. Mal abgesehen von Ioannis Gelios, weißt du, wer der letzte Grieche war, der für den FCA gespielt hat? Ja, ich glaube schon. War das nicht Panos Vlachodimos? Richtig! Was ist aus dem eigentlich geworden? Der war zuletzt bei Olympique Nimes in Frankreich. Von London nach Augsburg, wie groß war die Umstellung für dich? Die Umstellung, als 19jähriger von Thessaloniki, meiner Heimatstadt, nach Leverkusen zu gehen, war schon groß: anderes Land, andere Kultur, andere Mentalität. Von Leverkusen nach London war es dann noch mal ein gewaltiger Sprung, aber ich bin jemand, der sich schnell akklimatisiert. Also kein Problem. Wie ist das, wenn man als 20jähriger in so einer Metropole wie London lebt? London ist schon eine Hammerstadt und dort gibt es nichts, was es nicht gibt. Ich habe in Battersea unweit von Fulham gewohnt. In fünfzehn Minuten ist man von dort aus im Zentrum. Aber London birgt auch Risiken, denn die Stadt kann einen mit ihren vielen Reizen auch sehr leicht verführen. Augsburg hat mir gleich gut gefallen, ich wohne im Zentrum und mag die Größe und die Gemütlichkeit dieser Stadt. Aber London war definitiv eine super Erfahrung für mich. Letzte Saison hast du 38 Spiele für den FC Fulham in der zweiten englischen Liga absolviert. Erzähl mal ein bisschen aus der Zeit. Die Liga dort hat ja 24 Teams, dazu Pokal und Ligapokal, man ist also permanent mittwochs und samstags im Einsatz. Ich habe mich schnell daran gewöhnt und ehrlich gesagt spiele ich lieber als zu trainieren. Mir hat dieser Rhythmus ganz gut gefallen, dasselbe gilt für den englischen Fußball. Ich kann mir vorstellen, dass es dort gut zur Sache geht. Das Spiel ist zwar sehr hart, aber doch meist fair. Und die Schiris pfeifen dort auch nur, wenn Blut fließt (lacht). Aber das ist der Fußball, den ich mag, körperbetont und mit viel Kampf. In der zweiten Liga spielen viele Traditionsklubs wie Leeds United, Wolverhampton Wanderers, Queens Park Rangers oder Nottingham Forest. Aber wie ist das, wenn man in die Provinz nach Huddersfield oder Rotherham muss? Weht dort noch ein rauerer Wind? England ist wie die Bundesliga toporganisiert, überall INTERVIEW MIT FCA-NEUZUGANG KONSTANTINOS STAFYLIDIS „Es gab viele Gründe, mich für den FCA zu entscheiden“ Mit Kosta Stafylidis hat der FCA eine echte Kämpfernatur von Bayer Leverkusen für die linke Abwehrseite verpflichtet. Mit 18 Jahren wurde er bereits U19-Vizeeuropameister mit Griechenland und letzte Saison kam er als Leihgabe in 38 Spielen für den FC Fulham zum Einsatz. Grieche trifft Griechen und so darf Walter Sianos mal ein Interview in seiner Muttersprache führen. tolle Stadien und viele Fans. Neu waren die „Boxing Days“, wo man zwischen Weihnachten und Neujahr gleich ein paar Mal ran muss. Felix Magath hat dich zum FC Fulham geholt. Wie waren deine Erfahrungen mit „Quälix“? Ich kann über Magath nur das Beste erzählen. Klar, er ist schon ein Trainer, der etwas mehr von einem fordert, aber ich habe viel bei ihm gelernt und bin ihm auch dankbar, dass er mich zum FC Fulham geholt hat. „Die Schiris in England pfeifen nur, wenn Blut fließt!“ Er ist ja u.a. mit dem Augsburger Bernd Schuster ein Kandidat für den Posten als Nationaltrainer in Griechenland. Das habe ich auch gehört, ich weiß aber da nichts Näheres. Mich würde es jedenfalls freuen, denn ich glaube, mit seiner Disziplin kann er uns weiterbringen. Du hast für die griechische Nationalmannschaft fünf Spiele bestritten. In der EM-Quali ist das Team bisher noch ohne Sieg. Wo liegt deiner Meinung nach das Problem? Griechenland hat viele gute Spieler, die in den europäischen Topligen in Italien, Spanien und Deutschland ihr Geld verdienen. Hat das auch mit der Wirtschaftskrise zu tun? Das sehe ich auch so, wir haben viele Klassespieler. Im Moment steckt der griechische Fußball allgemein in einem Tief, vielleicht hat das auch etwas mit der Wirtschaftskrise zu tun. Aber mir ist nicht bange um unsere „Ethniki“, es ist ja auch normal, dass man beim Fußball mal ein Tal durchqueren muss, Holland hat sich ja auch nicht für die EM 2018 qualifiziert. 2012 bist du mit der griechischen U19 Vizeeuropameister geworden. Im Finale habt ihr knapp gegen Spanien verloren. Aber ich denke, ein Highlight war das trotzdem für dich. Ja, wir haben denkbar knapp mit 0:1 verloren. Als Fußballer will man immer gewinnen, aber es stimmt schon, dieses Turnier und mein erstes Punktspiel für PAOK Saloniki, das sind Momente, die immer in meinem Herzen bleiben werden. Wo wir beim Thema PAOK sind. Du stammst aus der Jugend von PAOK und bist auch ein glühender Anhänger des Klubs. Das ist richtig, ich bin PAOK-Fan seit ich denken kann und war als Jugendlicher auch immer im Fanblock. Der Klub ist meine große Liebe. Die Fans gelten als sehr fanatisch und sind auch für ihre Gewalttätigkeit berüchtigt. Der Klub ist schon so eine Art Religion für die Anhänger. Erstaunlich, denn die letzte Meisterschaft resultiert aus dem Jahre 1985. Woher rührt dieser Fanatismus? PAOK ist für viele noch mehr als eine Religion, es ist ihr Leben, sie opfern alles dafür. Der Verein strahlt eine besondere Magie aus, aber wirklich erklären kann ich es auch nicht. Mich hat irgendwann mal dieser Virus infiziert. Was hat dich bewogen, nach Augsburg zu wechseln? Ich wollte nicht mehr auf Leihbasis spielen, das war wichtig für mich. Als mir mein Berater vom Interesse des FCA erzählt hat, ging alles relativ schnell. Der FCA hat eine unglaubliche Entwicklung in den letzten Jahren gemacht und einen guten Ruf, der Verein ist seriös und bodenständig und spielt jetzt auch international. Es gab also viele Gründe, mich für den FCA zu entscheiden. Wie sind deine ersten Eindrücke von Augsburg und deinem neuen Team? Was hat dich bisher positiv überrascht? Ich glaube, bei Interviews sagen alle Spieler, dass sie gut aufgenommen wurden und so. Aber bei mir war es wirklich so, ich habe mich gleich vom ersten Moment an hier heimisch gefühlt. Es war beeindruckend, mit welcher Wärme mir meine Teamkollegen begegnet sind. Zum Abschluß ein paar kurze Frage, mit kurzen Antwort: Wer war dein Idol in der Kindheit? Da muß ich passen, aber ich hatte schon als Kind das Ziel, selbst ein großer Fußballer zu werden. London oder Thessaloniki? Keine Frage, Thessaloniki! Für welches Essen lässt du alles liegen und stehen? Hauptsächlich griechische Hausmannskost. Die gefüllten Paprika meiner Mutter stehen da ganz oben auf meinem Ranking. Mit oder ohne Hackfleisch? Natürlich MIT! Das beste Stadion, in dem du je gespielt hast? Das Toumba in Thessaloniki. Die Atmosphäre dort ist kaum zu toppen. Und welchen Promi würdest du gerne mal auf einen Kaffee einladen? Da fallen mir viele ein. Zum Beispiel Angelina Jolie.