szene_2015-10_V2-a
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58 Gerilltes<br />
MS. JOHN SODA<br />
LOOM<br />
(Morr Music/Indigo)<br />
Die Notwist-Buben können mit all den<br />
Steinen, die sie überall in den Brettern<br />
haben, längst komplette Dörfer pflastern.<br />
Ms. John Soda ist ein Projekt von<br />
„Bassist“ Micha Acher und der Sängerin<br />
Stephanie Böhm, die mit „Loom“<br />
ihr drittes Album seit 1998 rausbringen.<br />
Mit an Bord ist Tausendsassa Cico<br />
Beck (Aloa Input), der Notwist auch<br />
live begleitet, sowie Schlagzeuger<br />
Thomas Geltinger (Couch). Und der<br />
Begriff „Webstuhl“ (Loom) passt dazu<br />
ziemlich gut, melancholisch und mechanisch<br />
gleichzeitig tönt’s aus dem<br />
Röhrenradio, die Musik weckt automatisch<br />
Assoziationen an pulsierendes<br />
Licht, schemenhaft, nie überdeutlich<br />
oder gar strahlend, ebenso lockend<br />
wie unerreichbar. Sicher keine Hitplatte,<br />
aber große Kunst allemal. (flo)<br />
<br />
HALF MOON RUN<br />
SUN LEADS ME ON<br />
(Glassnote/Caroline/Universal)<br />
Darauf habe ich echt mich gefreut,<br />
denn die Jungefernfahrt „Dark Eyes“<br />
der Kanadier gehörte 2012 zu meinen<br />
Lieblingsplatten und mit dem Song<br />
„Full Circle“ landeten sie bei mir einen<br />
echten Hit. Mit Sack und Pack fuhr die<br />
Band ins sonnige Kalifornien, um das<br />
neue Album, das bezeichnenderweise<br />
den Titel „Sun Leads On Me“ trägt,<br />
einzuspielen. Was schnell auffällt ist,<br />
dass alles wesentlich experimentierfreudiger,<br />
abwechslungsreicher und<br />
elektronischer ausgefallen ist. Das<br />
Gerüst ist immer noch getragener<br />
Downtempo-Indie-Folk, aber irgendwie<br />
wirkt ihr Horizont jetzt größer,<br />
weiter und sonnendurchfluteter.<br />
Letztendlich ist es immer noch ein<br />
sehr melancholisches Werk, auch mit<br />
sehr romantischen und teils kitschigen<br />
Passagen. Aber es strahlt regelrecht in<br />
Schönheit. (ws)<br />
<br />
FRIDA GOLD<br />
FRIDA GOLD<br />
(Warner Music)<br />
Bei mir läuft das Album schon in<br />
heftigster Rotation und gehört diesen<br />
Monat ganz klar zu meinen Favoriten.<br />
Die Band aus Bochum, die<br />
man mittlerweile getrost als Berliner<br />
bezeichnen kann, wohnen Alina<br />
Süggeler und Andi Weizel doch<br />
ebendort in und um ihr Studio,<br />
marschieren mit ihrem erst dritten<br />
Album weiter in die gewohnt erfolgreiche<br />
Richtung. „Frida Gold“<br />
ist aber auch irgendwie internationaler<br />
geraten, da Alina fast nur in<br />
Englisch singt. Mein persönlicher<br />
Favorit ist dennoch der „deutsche“<br />
Song „Bis aufs Herz“, eine wunderbare<br />
und ganz einfach gehaltene<br />
Liebesschnulze. Frida Gold haben<br />
sich nicht neu erfunden, klingen<br />
aber frischer denn je (cs)<br />
<br />
BERNADETTE LA<br />
HENGST<br />
SAVE THE WORLD WITH<br />
THIS MELODY<br />
(Trikont/Indigo)<br />
Bernadette war schon mal wilder,<br />
das macht aber nichts, das neue<br />
Album ist trotzdem ein gutes geworden.<br />
Die Songs sind eingängiger,<br />
unkomplizierter, bleiben echt<br />
im Ohr hängen und haben teilweise<br />
sogar „Hitcharakter“. Das heißt<br />
aber ganz und gar nicht, dass „Melody“<br />
ein oberflächliches Album ist,<br />
im Gegenteil, Bernadette hat immer<br />
noch viel zu erzählen. Früher<br />
fand ich sie öfter mal verkrampft<br />
druckvoll, dem ist überhaupt nicht<br />
mehr so, auf ihrem neuen Album<br />
kommen die Songs ziemlich locker<br />
und entspannt rüber. Bernadette<br />
wollte auch eine zeitlose Platte<br />
machen. Das ist ihr definitiv gelungen.<br />
(cs)<br />
<br />
ALBUM DES MONATS<br />
TIPP<br />
DER<br />
REDAKTION<br />
Vor dieser Band kann man sich eigentlich nur<br />
verneigen. An das fantastische Vorgänger-Doppelalbum<br />
„Too Big Too Fail“ reicht „Heinz“ zwar nicht ganz<br />
hin, aber die „literarische Discoplatte“ der Schweizer Alleskönner<br />
ist erstaunlicherweise genau das: tanzbar und zuhörbar,<br />
sauwitzig und sauehrlich, satirisch und irgendwie sogar<br />
melancholisch – das bekommt sonst kaum jemand so elegant<br />
hin. Die Bonmots streut Sänger Guz wieder aus wie ein Bauer<br />
auf Speed und die Band zitiert sich durch die Rock-Pop-Soul-<br />
Geschichte wie ein alter Seebär durchs Rotlichtviertel – verschmitzt,<br />
mit leichter Schlagseite, aber höchst würdevoll. Eine<br />
Band wie Schloss Neuschwanstein, fast zu schön, um wahr zu<br />
sein. Spielen am 28.<strong>10</strong>. im Münchener Feierwerk. (flo)<br />
<br />
LIEBLINGE<br />
DIE AERONAUTEN<br />
HEINZ<br />
(Rookie Records/Cargo)<br />
DIE AERONAUTEN – „Heinz“ (flo)<br />
HALF MOON RUN – „Sun Leads Me On” (ws)<br />
FRIDA GOLD – „Frida Gold” (cs)