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58 Gerilltes<br />

MS. JOHN SODA<br />

LOOM<br />

(Morr Music/Indigo)<br />

Die Notwist-Buben können mit all den<br />

Steinen, die sie überall in den Brettern<br />

haben, längst komplette Dörfer pflastern.<br />

Ms. John Soda ist ein Projekt von<br />

„Bassist“ Micha Acher und der Sängerin<br />

Stephanie Böhm, die mit „Loom“<br />

ihr drittes Album seit 1998 rausbringen.<br />

Mit an Bord ist Tausendsassa Cico<br />

Beck (Aloa Input), der Notwist auch<br />

live begleitet, sowie Schlagzeuger<br />

Thomas Geltinger (Couch). Und der<br />

Begriff „Webstuhl“ (Loom) passt dazu<br />

ziemlich gut, melancholisch und mechanisch<br />

gleichzeitig tönt’s aus dem<br />

Röhrenradio, die Musik weckt automatisch<br />

Assoziationen an pulsierendes<br />

Licht, schemenhaft, nie überdeutlich<br />

oder gar strahlend, ebenso lockend<br />

wie unerreichbar. Sicher keine Hitplatte,<br />

aber große Kunst allemal. (flo)<br />

<br />

HALF MOON RUN<br />

SUN LEADS ME ON<br />

(Glassnote/Caroline/Universal)<br />

Darauf habe ich echt mich gefreut,<br />

denn die Jungefernfahrt „Dark Eyes“<br />

der Kanadier gehörte 2012 zu meinen<br />

Lieblingsplatten und mit dem Song<br />

„Full Circle“ landeten sie bei mir einen<br />

echten Hit. Mit Sack und Pack fuhr die<br />

Band ins sonnige Kalifornien, um das<br />

neue Album, das bezeichnenderweise<br />

den Titel „Sun Leads On Me“ trägt,<br />

einzuspielen. Was schnell auffällt ist,<br />

dass alles wesentlich experimentierfreudiger,<br />

abwechslungsreicher und<br />

elektronischer ausgefallen ist. Das<br />

Gerüst ist immer noch getragener<br />

Downtempo-Indie-Folk, aber irgendwie<br />

wirkt ihr Horizont jetzt größer,<br />

weiter und sonnendurchfluteter.<br />

Letztendlich ist es immer noch ein<br />

sehr melancholisches Werk, auch mit<br />

sehr romantischen und teils kitschigen<br />

Passagen. Aber es strahlt regelrecht in<br />

Schönheit. (ws)<br />

<br />

FRIDA GOLD<br />

FRIDA GOLD<br />

(Warner Music)<br />

Bei mir läuft das Album schon in<br />

heftigster Rotation und gehört diesen<br />

Monat ganz klar zu meinen Favoriten.<br />

Die Band aus Bochum, die<br />

man mittlerweile getrost als Berliner<br />

bezeichnen kann, wohnen Alina<br />

Süggeler und Andi Weizel doch<br />

ebendort in und um ihr Studio,<br />

marschieren mit ihrem erst dritten<br />

Album weiter in die gewohnt erfolgreiche<br />

Richtung. „Frida Gold“<br />

ist aber auch irgendwie internationaler<br />

geraten, da Alina fast nur in<br />

Englisch singt. Mein persönlicher<br />

Favorit ist dennoch der „deutsche“<br />

Song „Bis aufs Herz“, eine wunderbare<br />

und ganz einfach gehaltene<br />

Liebesschnulze. Frida Gold haben<br />

sich nicht neu erfunden, klingen<br />

aber frischer denn je (cs)<br />

<br />

BERNADETTE LA<br />

HENGST<br />

SAVE THE WORLD WITH<br />

THIS MELODY<br />

(Trikont/Indigo)<br />

Bernadette war schon mal wilder,<br />

das macht aber nichts, das neue<br />

Album ist trotzdem ein gutes geworden.<br />

Die Songs sind eingängiger,<br />

unkomplizierter, bleiben echt<br />

im Ohr hängen und haben teilweise<br />

sogar „Hitcharakter“. Das heißt<br />

aber ganz und gar nicht, dass „Melody“<br />

ein oberflächliches Album ist,<br />

im Gegenteil, Bernadette hat immer<br />

noch viel zu erzählen. Früher<br />

fand ich sie öfter mal verkrampft<br />

druckvoll, dem ist überhaupt nicht<br />

mehr so, auf ihrem neuen Album<br />

kommen die Songs ziemlich locker<br />

und entspannt rüber. Bernadette<br />

wollte auch eine zeitlose Platte<br />

machen. Das ist ihr definitiv gelungen.<br />

(cs)<br />

<br />

ALBUM DES MONATS<br />

TIPP<br />

DER<br />

REDAKTION<br />

Vor dieser Band kann man sich eigentlich nur<br />

verneigen. An das fantastische Vorgänger-Doppelalbum<br />

„Too Big Too Fail“ reicht „Heinz“ zwar nicht ganz<br />

hin, aber die „literarische Discoplatte“ der Schweizer Alleskönner<br />

ist erstaunlicherweise genau das: tanzbar und zuhörbar,<br />

sauwitzig und sauehrlich, satirisch und irgendwie sogar<br />

melancholisch – das bekommt sonst kaum jemand so elegant<br />

hin. Die Bonmots streut Sänger Guz wieder aus wie ein Bauer<br />

auf Speed und die Band zitiert sich durch die Rock-Pop-Soul-<br />

Geschichte wie ein alter Seebär durchs Rotlichtviertel – verschmitzt,<br />

mit leichter Schlagseite, aber höchst würdevoll. Eine<br />

Band wie Schloss Neuschwanstein, fast zu schön, um wahr zu<br />

sein. Spielen am 28.<strong>10</strong>. im Münchener Feierwerk. (flo)<br />

<br />

LIEBLINGE<br />

DIE AERONAUTEN<br />

HEINZ<br />

(Rookie Records/Cargo)<br />

DIE AERONAUTEN – „Heinz“ (flo)<br />

HALF MOON RUN – „Sun Leads Me On” (ws)<br />

FRIDA GOLD – „Frida Gold” (cs)

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