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Komplett Das Sauerlandmagazin August/September 2015

Themen in dieser Ausgabe u.a. Spannende Bürgermeisterwahl in Plettenberg, Ausbildungsbörsen in Werdohl und Plettenberg, Der Komplett Burger kreiert von der Sauerländer BBCrew u.v.m.

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Bauernschläue<br />

Ein Hubbi-Kurzkrimi<br />

Von Pia Mester<br />

Hubbi hätte diesen Tag wirklich genießen können. Der<br />

Affelner Bauernmarkt war schon seit ihrer Kindheit immer<br />

eine besondere Veranstaltung für sie gewesen. Sie<br />

erinnerte sich an die heißen Spätsommertage, an denen<br />

sie gemeinsam mit ihren Klassenkameraden beim Kartoffelsuchen<br />

geholfen hatte. Es galt, die meisten und größten<br />

Knollen zu finden. Rückblickend dachte Hubbi, dass<br />

sie beim Kartoffelsuchen weit mehr Talent an den Tag<br />

gelegt hatte als in der Kneipe oder bei ihren kläglichen<br />

Versuchen als Kriminalistikstudentin.<br />

Auch heute war wieder so ein trockener Spätsommertag.<br />

Tausende Menschen drängelten sich auf dem Gelände<br />

rund um das Landmaschinenheim, der „Bauernbar“, bestaunten<br />

den Hufschmied, streichelten die Lämmer und<br />

durchstöberten die Marktstände.<br />

Es hätte wirklich ein perfekter Tag werden können – wenn<br />

Hubbis Freundin Lisa nicht ihren neuen Mitbewohner Billy<br />

mitgebracht hätte. Billy hatte eine schwere Zeit hinter<br />

sich, was Lisa immer wieder als Entschuldigung für<br />

seine schlechten Manieren anbrachte. Erst hatte Hubbi<br />

Verständnis gezeigt, doch jetzt war sie es leid. Gerade<br />

hinterließ Billy einen dicken Sabberfleck auf Hubbis neuer,<br />

verdammt teurer Handtasche. Höchstwahrscheinlich<br />

hatte er es auf ihre Bratwurst abgesehen. Wenn sie nicht<br />

aufpasste, sprang das Monster sie gleich auch noch an.<br />

„Lisa, du musst die Leine etwas kürzer nehmen“, sagte<br />

Hubbi.<br />

Ihre Freundin blickte verwirrt auf Hubbis Tasche und lächelte<br />

dann entschuldigend: „Ach, das kannst du mit einem<br />

nassen Lappen ganz leicht entfernen. Er mag dich halt.“<br />

Hubbi wollte die Zuneigung dieses riesigen, haarigen, anhänglichen<br />

Hundes nicht. Ihren eigenen Langhaardackel<br />

Meter hatte sie extra zu Hause gelassen. Menschenmassen<br />

machten ihm Angst und sie hatte keine Lust, ihn die<br />

ganze Zeit zu tragen. Sie wollte einfach mit ihrer Freundin<br />

über den Bauernmarkt schlendern und quatschen. Stattdessen<br />

war Lisa ununterbrochen damit beschäftigt, Billy<br />

von interessanten oder gut riechenden und daher wahrscheinlich<br />

fressbaren Ablenkungen wegzuzerren.<br />

In ihrer Tasche fand Hubbi ein Papiertaschentuch, das<br />

sie mit einem Schluck aus ihrer Wasserflasche anfeuchtete.<br />

Der Hundesabber entpuppte sich als zäher Kleister.<br />

„Verdammter Köter“, schimpfte Hubbi. Zum Glück konnte<br />

Lisa sie nicht hören, denn sie bemühte sich gerade nach<br />

Kräften, Billy von der Einkaufstüte eines etwas schwitzenden<br />

Mannes fernzuhalten, der sich gerade auf einer<br />

Bank ausruhte.<br />

Als Hubbi die Taschentücher wieder in ihrer Handtasche<br />

verstaute, klingelte ihr Handy. Es war Karin, ihre Nachbarin.<br />

Komisch, dachte Hubbi, bis auf das eine Mal, als<br />

sie ihr geholfen hatte, das Fähnchenfest zu organisieren,<br />

hatte Karin sie noch nie auf ihrem Handy angerufen.<br />

„Hallo, hier Hubbi Dötsch“<br />

„Hubbi, Karin hier. Ich wusste nicht, an wen ich mich<br />

wenden sollte.“<br />

„Wieso? Ist etwas mit meinen Eltern?“ Bilder von Hausbränden,<br />

Krankenwagen, Autounfällen und blutigen Bratpfannen<br />

schossen ihr durch den Kopf.<br />

„Was? Nein, nein, denen ging es jedenfalls heute früh, als<br />

ich zur Arbeit fuhr, noch gut.“<br />

Karin arbeitete in der Tierarztpraxis in Altenaffeln. Manchmal<br />

suchte Hubbi ihren Rat, wenn Meter mal wieder Flöhe<br />

hatte oder eine Impfung anstand.<br />

„Den ganzen Tag werden hier schon Hunde mit Vergiftungserscheinungen<br />

eingeliefert“, fuhr Karin fort, „wir<br />

rotieren hier regelrecht. Der Doktor glaubt, dass es sich<br />

um Rattengift handelt. Und jetzt kommt‘s…“<br />

„Ja?“, bohrte Hubbi nach. <strong>Das</strong>s manche Leute meinten,<br />

Pausen machten ihre Geschichten irgendwie spannender.<br />

„Alle waren heute auf dem Bauernmarkt.“<br />

„Ok… Und?“<br />

„Na, da vergiftet jemand die Hunde!“<br />

„Nun mal langsam, vielleicht haben die Hunde das ja<br />

auch zufällig gefressen.“ Hubbi konnte sich nicht vorstellen,<br />

dass jemand so gemein sein konnte.<br />

„Manche Hunde sind so verfressen, dass sie auch Rattengift<br />

fressen, ja, aber die meisten rühren das Zeug nicht<br />

an. Ich glaube, jemand hat Köder gebaut, die kein Hund<br />

links liegen lassen würde.“<br />

„Haben die Besitzer denn nichts gesehen?“<br />

„In dem Gewusel? Nein, keiner kann sich an etwas Verdächtiges<br />

erinnern. Hubbi, diese nervige Lokaljournalistin<br />

hat schon angerufen. Wenn nicht schnell etwas passiert,<br />

steht morgen in der Zeitung, dass ein Irrer in Affeln Hunde<br />

vergiftet. Es muss etwas passieren, dieser Hundemörder<br />

muss gestoppt werden, sonst wird sich in Zukunft<br />

niemand mehr zum Bauernmarkt trauen.“<br />

Hubbi wollte es zwar nicht wahrhaben, aber Karin hatte<br />

recht: Die Zukunft des Bauernmarktes stand auf dem<br />

Spiel. „Gut, ich kümmere mich darum.“<br />

Sie legte auf. Die Bratwurst in ihrer Hand war mittlerweile<br />

kalt geworden. Lisa hatte noch immer ihre liebe Mühe,<br />

Billy von der Einkaufstüte des rotgesichtigen Mannes fern<br />

zu halten. Den schien das nicht zu stören. Er tätschelte<br />

Billy den Kopf und griff in die Tüte, die den Hund so faszinierte.<br />

„Hier habe ich was Feines für dich…“<br />

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