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Raumunternehmen

ISBN 978-3-86859-319-8

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die zeitliche Begrenzung als Eigenschaft in den Vordergrund rücken. (…) Sie zeichnen<br />

sich aber vor allem dadurch aus, dass sie das Ergebnis einer mehr oder weniger selbstbestimmten<br />

Anpassung von Gebäuden und Brachflächen an veränderte Nutzerbedürfnisse<br />

sind“ (Ziehl et al. 2012, S. 15). Doch stets erfolgt eine klare Trennung der Zwischennutzung<br />

von der nachfolgenden Nutzung. Die Möglichkeiten einer koproduktiven und<br />

nutzergetragenen Stadt- und Projektentwicklung, in der die lokalen Akteure nicht nur als<br />

temporäre Raumpioniere auftreten, sondern als Initiatoren und Träger urbaner Prozesse<br />

dauerhaft einbezogen werden, sind noch Neuland.<br />

Der Wandel zum <strong>Raumunternehmen</strong>, wie er in diesem Buch aufgezeigt wird, geht über<br />

das Konzept der Zwischennutzung hinaus. Die Rückbesinnung auf die Ressourcen vor Ort<br />

wird mit dem Ziel der nachhaltigen, langfristigen Nutzung verknüpft. Die nutzergetragenen<br />

Projekte der <strong>Raumunternehmen</strong> spielen zunehmend eine Rolle für die zeitgemäße<br />

Stadtentwicklung, gerade dort, wo klassische Projektentwicklungs- und Vermarktungsstrategien<br />

nicht greifen; aber auch dort, wo jenseits von monofunktional ausgerichteten<br />

Büro- und Wohnquartieren urbane Orte mit offenen Entwicklungsspielräumen,<br />

gemischten Nutzungen und unterschiedlichen Wertschöpfungsmodellen entstehen sollen.<br />

Erfolgt bei Zwischennutzungen eine klare Trennung zwischen vorübergehender und langfristig<br />

geplanter Nutzung, so werden die <strong>Raumunternehmen</strong> selbst zu Initiatoren und<br />

Trägern langfristiger, urbaner Prozesse. Es geht hierbei um die Emanzipation vom Raumpionier<br />

zum <strong>Raumunternehmen</strong>, um einen Wandel vom Stadtkonsumenten zum Stadtproduzenten<br />

(Oswalt/Overmeyer/Misselwitz 2013, S. 375). Durch Ko-Produktion und<br />

Ko-Investition entstehen neue Werte und Möglichkeiten der Partizipation und der aktiven<br />

Mitgestaltung auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Stadt. <strong>Raumunternehmen</strong><br />

stehen also für eine nutzergetragene, ko-produktive Stadtentwicklung.<br />

Zum Phänomen <strong>Raumunternehmen</strong><br />

Eine erste Annäherung an den Begriff der <strong>Raumunternehmen</strong> wurde im Juni 2010<br />

im Rahmen eines Workshops mit der Montag Stiftung Urbane Räume, der Bergischen<br />

Universität Wuppertal, dem Institut Arbeit und Technik (IAT) und Urban Catalyst studio<br />

vorgenommen1. Das IAT hat sich in einem Werkstattbericht der sozialen und ökonomischen<br />

Tragweite der „<strong>Raumunternehmen</strong>“ zugewandt (Flögl/Gärtner 2012). Das hier<br />

vorliegende Buch beleuchtet <strong>Raumunternehmen</strong> vor allem als Ausdruck einer nutzergetragenen<br />

Stadt- und Projektentwicklung und versucht durch einen möglichst weiten und<br />

transdisziplinären Blick ein neues Forschungsfeld aufzuzeigen. Hierbei kommen Evolutionsforscher<br />

ebenso zu Wort wie Planer, Ökonomen und Politikwissenschaftler.<br />

Als <strong>Raumunternehmen</strong> sind lokale Projekte und Initiativen zu verstehen, die häufig<br />

keine Fachleute der Stadtentwicklung und der Immobilienwirtschaft sind und dennoch<br />

als Do-it-yourself-Projektentwickler auftreten. Aus eigenem Antrieb eignen sie sich<br />

Räume für die Umsetzung ihrer Nutzungsideen und Visionen an, bauen ihre Projektund<br />

Nutzungsideen schrittweise aus und schaffen häufig einen Mehrwert für Stadt und<br />

Quartier. Angestachelt von eigenen Nutzungswünschen, Entwicklungsgeist und lokaler<br />

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