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Raumunternehmen

ISBN 978-3-86859-319-8

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Die raumlose Idee<br />

In München findet sich 2007 die Gruppe „In Gemeinschaft leben“. Ihre Mitglieder<br />

möchten eine zukunftsfähige, unabhängige, ökologische und sozial gerechte Dorfgemeinschaft<br />

aufbauen. Während sie in einem Radius um München nach einem Standort<br />

suchen, treffen sie sich regelmäßig alle 14 Tage, diskutieren Fragen zur Gruppenstruktur,<br />

zu Organisations- und Entscheidungsmodellen, arbeiten an ihren Zielen und ihrem<br />

Konzept. Mehrere Versuche, einen geeigneten Ort zu finden, scheitern jedoch an der<br />

Konkurrenz zu professionellen Bauträgern oder aus Preisgründen. Im Laufe des zweijährigen<br />

Suchprozesses springen viele Mitstreiter ab. Es bleibt eine Kerngruppe von 18<br />

Leuten, die weiter nach einem geeigneten Ort für ihr Gemeinschaftsprojekt sucht.<br />

Von der Idee zum Projekt<br />

Als nach zwei Jahren noch immer kein passender Standort gefunden ist, beschließt<br />

die Gruppe, in einem letzten Schritt den Suchraum zu erweitern. Eine simple Internetsuche<br />

mit den Schlagworten „Dorf kaufen“ macht sie Anfang 2010 auf das ehemalige<br />

Schloss Tempelhof aufmerksam, welches jahrelang von der Diakonie als Kinderheim<br />

und Beschützende Werkstätten genutzt wurde und nun zum Verkauf steht. Kurz<br />

darauf besichtigen sie den sogenannten Tempelhof. Die seit vier Jahren leer stehenden<br />

Gebäude – ein Ensemble aus historischen Gebäuden sowie Wohn- und Zweckbauten<br />

der 1970er Jahre (Turnhalle, Großküche, Kantine, Ställe) – wirken nicht sehr ästhetisch,<br />

doch ermöglicht der Bestand ein sofortiges Beginnen und bietet Raum für die<br />

Gemeinschaftsnutzungen der neuen Dorfgemeinschaft. Die Gruppe entscheidet sich<br />

schnell für den Tempelhof und es beginnen eine intensive Prüfung des neuen Standorts<br />

und Verkaufsverhandlungen mit der Kirche. Der Kaufpreis kann von 4 Mio. Euro<br />

auf 1,5 Mio. Euro heruntergehandelt werden. Auf dieser Basis wird im Juni 2010 ein<br />

Vorvertrag mit viermonatigem Rücktrittsrecht abgeschlossen. In diesem kurzen Zeitraum<br />

werden die bis dahin raumlose Planung an den Standort angepasst und die ersten<br />

notwendigen Schritte zur Gründung der Dorfgemeinschaft und der Besiedlung des<br />

Tempelhofs festgelegt. Vor allem aber wird die Zeit genutzt, um Mitstreiter zu finden<br />

und so die Dorfgründung und das Leben in Gemeinschaft realisierbar zu machen.<br />

Die Nachricht verbreitet sich über ihre Netzwerke rasant und so reisen im August<br />

2010 rund 200 Gäste zum Kennenlernwochenende nach Tempelhof an. Dort stellen<br />

die 18 Initiatoren sich und ihr Konzept vor, und nach einem weiteren Wochenende<br />

zur Gruppenbildung im September entscheiden sich weitere 26 Personen, der Gründungsgruppe<br />

beizutreten. So sind schließlich 44 Personen bereit, die notwendigen<br />

Genossenschaftsanteile zu zahlen, nach Tempelhof zu ziehen und die Gemeinschaft zu<br />

begründen. Damit fällt die endgültige Entscheidung zur Umsetzung des Projekts und<br />

bereits im Oktober 2010 wird mit den Sanierungsarbeiten begonnen. Am 21. Dezember<br />

2010 wird der Kaufvertrag unterzeichnet, die Finanzierung des Kaufpreises und der<br />

ersten Sanierungsmaßnahmen sind über Genossenschaftsanteile und Schenkungen der<br />

Gründungsgruppe gesichert.<br />

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