GESUNDHEIT [ DEMENZ ] Foto:iStock Leben mit Demenz Die Diagnose „Demenz“ bedeutet nicht nur für die Erkrankten selbst e<strong>in</strong>e gravierende Lebensveränderung – auch die Angehörigen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> besonderem Maße davon betroffen. Für sie stellt zudem die Frage, wie die Betreuung des Erkrankten bewerkstelligt werden kann. TEXT: BRIGITTE SCHMITZ 24 <strong>in</strong>
GESUNDHEIT [ DEMENZ ] Fast e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Millionen Menschen <strong>in</strong> Deutschland leiden an e<strong>in</strong>er fortschreitenden Hirnleistungsschwäche, e<strong>in</strong>er sogenannten Demenz. Sie macht es Betroffenen im Verlauf der Krankheit immer schwerer, neue Erfahrungen aufzunehmen, Er<strong>in</strong>nerungen abzurufen, sich zeitlich zu orientieren oder im eigenen Wohnumfeld zurechtzuf<strong>in</strong>den. Im Verlauf der Krankheit, der wie im Fall der Alzheimer-Demenz oft viele Jahre dauern kann, werden sie zunehmend von der Hilfe anderer Personen abhängig. Wenn die Partner<strong>in</strong>, der Partner oder die Eltern demenzbed<strong>in</strong>gt Hilfe brauchen, werden Pflege und Betreuung für viele der Generation 50plus zu zentralen Themen. Falls es die Wohn- und Arbeitssituation zulässt, werden Demenzpatienten von Angehörigen zu Hause betreut. Ist dies nicht möglich, gilt es, professionelle Hilfe zu organisieren. Alle<strong>in</strong> wohnen <strong>in</strong> den eigenen vier Wänden Viele Betroffene wünschen sich, trotz der beg<strong>in</strong>nenden Krankheit möglichst lange <strong>in</strong> den eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können. Auch wenn sie alle<strong>in</strong> leben. Dann muss neben den Angehörigen auch die Nachbarschaft mit e<strong>in</strong>bezogen werden. Doch nicht jede und jeder, der die Diagnose Demenz bekommt, möchte, dass Nachbarn davon erfahren. Werden sie jedoch <strong>in</strong>formiert, s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> vielen Fällen durchaus bereit, e<strong>in</strong> Stück weit Verantwortung zu übernehmen und bewusster als früher auf die Bewohner<strong>in</strong> oder den Bewohner der Nachbarwohnung oder des Nachbarhauses zu achten, um im Fall der Fälle Hilfe anzubieten oder mit Angehörigen <strong>in</strong> Kontakt zu treten. Die Nachbarn s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel auch diejenigen, die erkennen, wenn jemand nach e<strong>in</strong>igen Jahren trotz regelmäßiger Unterstützung nicht mehr alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den eigenen vier Wänden leben kann. Dieser Zeitpunkt ist etwa dann gekommen, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus der Betroffenen zunehmend durche<strong>in</strong>ander gerät. Fotos:iStock Das Haus und die Wohnung gestalten Schreitet die Demenz fort und werden die demenziell Erkrankten von Angehörigen zu Hause betreut, gilt es, das eigene Haus oder die Wohnung so zu gestalten werden, dass sie sich dar<strong>in</strong> möglichst lange zurechtf<strong>in</strong>den und geborgen fühlen. Ziel ist es dabei, die Räume möglichst klar und übersichtlich zu gestalten, ohne dabei allzu viel Vertrautes zu verändern. Denn große Veränderungen verunsichern die Betroffenen. Oft s<strong>in</strong>d es kle<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>ge, die helfen: so können stärkere farbliche Kontraste die räumliche Wahrnehmung verbessern und die Orientierung erleichtern. Umgekehrt können bunte, stark gemusterte Tapeten oder Vorhänge zu e<strong>in</strong>er Reizüberflutung führen. Dunkle Ecken sollten ausgeleuchtet werden, da sie bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz Ängste erzeugen können. Ob besondere technische Hilfsmittel den Betroffenen den Alltag erleichtern, muss <strong>in</strong>dividuell entschieden werden. So ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>facher zu handhabende Fernbedienung für den Fernseher nicht immer die richtige Lösung. Schließlich erfordert jedes neue technische Gerät das Erlernen neuer Fähigkeiten. Doch gerade das Lernen ist für Menschen mit Demenz schwierig bis unmöglich. Oft s<strong>in</strong>d die etwas komplizierteren, aber vertrauten D<strong>in</strong>ge die bessere Lösung, da diese unterbewusst noch fast automatisch bedient werden können. Betreuung im Heim Die meisten Angehörigen von Menschen mit Demenz, die ihre Partner<strong>in</strong>, ihren Partner oder ihre Eltern zu Hause pflegen, werden durch die erforderliche Pflege und Hilfeleistungen stark belastet. Durch die Betreuung rund um die Uhr, die im fortgeschrittenen Stadium e<strong>in</strong>er Demenz notwendig ist, kommt es häufig zu e<strong>in</strong>er Überforderung, auch wenn ambulante Pflegedienste mit e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Die persönliche Vergangenheit bee<strong>in</strong>flusst das Verhalten <strong>in</strong> der Gegenwart: Informationen über die Biografie und die Vorlieben und Gewohnheiten helfen pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften, die Gedankenwelt und das Handeln von Menschen mit fortgeschrittenenr Demenz besser zu verstehen. <strong>in</strong> 25